MALDI-TOF Massenspektrometrie zur Identifzierung klinisch ...
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mikrobiologie<br />
S. Burak, A. Gehrt 1<br />
Verkürzte Analysezeit bei höherer Genauigkeit<br />
<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong> <strong>zur</strong> Identifizierung <strong>klinisch</strong> relevanter Mikroorganismen<br />
Die korrekte und gleichzeitig schnelle<br />
Identifizierung von Mikroorganismen<br />
bis auf Speziesebene stellt einen der<br />
Eckpfeiler der Medizinischen Mikrobiologie<br />
dar. Zusammen mit der<br />
Resistenzbe stimmung liefert sie die nötigen<br />
Infor ma tionen <strong>zur</strong> Auswahl geeigneter<br />
Anti infektiva. Insbesondere bei<br />
schweren mikrobiellen Infektionen<br />
kann der frühzeitige Einsatz einer zielgerichteten,<br />
adäquaten Antibiotika-<br />
Therapie entscheidend zum Therapieerfolg<br />
beitragen und unter Umständen<br />
lebensrettend für den betroffenen Patienten<br />
sein. In diesen Fällen wird man<br />
nicht bis zum Vorliegen der Resistenzbestimmung<br />
warten, sondern bereits<br />
vorher mit einer empirischen antibiotischen<br />
Therapie beginnen. Eine zeitnahe<br />
Identifizierung der pathogenen Erreger<br />
kann hierzu bereits wertvolle Informationen<br />
liefern.<br />
Anforderungen an die<br />
Erregeridentifizierung<br />
1<br />
Dr. rer. nat. Sonja Burak, Dr. med. Andreas Gehrt<br />
Medizinische Laboratorien Düsseldorf<br />
Die klassischen Verfahren <strong>zur</strong> Erregeridentifizierung<br />
in der Medizinischen<br />
Mikro biologie umfassen neben der mikroskopischen<br />
Darstellung zellmorphologischer<br />
Eigenschaften in erster Linie biochemische<br />
Tests, welche auf artspezifischen<br />
Wachstumsmustern und metabolischen<br />
Aktivitäten der Zellen beruhen. Die Mikroorganismen<br />
müssen hierfür zunächst angezüchtet<br />
und als Reinkultur isoliert werden,<br />
um sie gegebenenfalls von der<br />
physiologischen Flora zu trennen und genügend<br />
Zellmaterial zu erhalten. Abhängig<br />
von der Wachstumsgeschwin digkeit bzw.<br />
Generationszeit des Mikroorganismus, erfordert<br />
dies mindestens ein bis zwei Tage,<br />
kann jedoch bei langsam wachsenden<br />
Bakterien- und Pilzarten auch deutlich<br />
länger dauern. Die eigentliche biochemische<br />
Identifizierung nimmt dann in der<br />
Regel trotz weitgehender Automatisierungsmöglichkeiten<br />
nochmals einige Stunden<br />
bis mehrere Tage in Anspruch. Den<br />
Anforderungen einer schnelleren und ge<br />
1naueren<br />
Erregeridentifizierung kann daher<br />
nur durch den Einsatz neuer Methoden in<br />
der Laborroutine begegnet werden. Eine<br />
Möglichkeit sind molekulargenetische Methoden<br />
wie die partielle Sequenzierung der<br />
bakteriellen 16S-rDNA. Sie wird zwar in der<br />
Forschung eingesetzt, ist für einen breiten<br />
Einsatz in der Routine diagnostik jedoch zu<br />
zeitaufwändig und kostenintensiv. Eine<br />
neue, deutlich schnellere und kostengünstigere<br />
Alternative stellt die Identifizierung<br />
von Bakterien und Pilzen mittels <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong> dar, die im Folgenden<br />
vorgestellt werden soll.<br />
Abb. 1: Prinzip der <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong>. Die Analytmoleküle (z. B. Proteine, grün) bilden<br />
zusammen mit den Matrixmolekülen (gelb) Kristalle auf dem Target. Durch Laserbeschuss werden die<br />
Proteine desorbiert und ionisiert, durch ein elektrisches Feld werden sie beschleunigt, und in der<br />
Driftstrecke im Vakuum des Flugrohres werden sie dann nach ihrer Masse und Ladung aufgetrennt.<br />
Die Flugzeiten der detektierten Ionen werden schließlich in Massenspektren umgewandelt.<br />
<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS: Ein<br />
massenspektrometrisches<br />
Verfahren <strong>zur</strong> Proteinanalytik<br />
Unter <strong>Massenspektrometrie</strong> versteht man<br />
ein Analyseverfahren, das die Auftrennung<br />
ionisierter Teilchen nach ihrem<br />
Masse/Ladungs-Verhältnis (m/z) ermöglicht.<br />
Es geht <strong>zur</strong>ück auf den britischen<br />
Physik-Nobelpreisträger J. J. Thomson, der<br />
1912 zum ersten Mal verschiedene Neon-<br />
Isotope aufgrund ihrer Masse trennen<br />
konnte, und dessen Schüler F. W. Aston<br />
1919 das erste funktionierende Massenspektrometer<br />
baute.<br />
22 6/2010 © Springer-Verlag<br />
wiener <strong>klinisch</strong>es magazin
mikrobiologie<br />
Jedes Massenspektrometer besteht aus<br />
einer Ionenquelle, die aus dem Probenmaterial<br />
gasförmige Ionen erzeugt, einem<br />
Massenanalysator, der die Ionen nach ihrem<br />
Masse/Ladungs-Quotienten auftrennt,<br />
und einem Detektor, der das Massenspektrum<br />
der untersuchten Probe<br />
liefert. Inzwischen sind verschiedene Verfahren<br />
der <strong>Massenspektrometrie</strong> entwickelt<br />
worden, die sich vor allem durch die<br />
Art der Ionisierung des jeweiligen Analyten<br />
und durch die nachfolgende Ionen-<br />
Auftrennung unterscheiden. Eines dieser<br />
Verfahren ist die sogenannte <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong><br />
MS. Das Kürzel steht für Matrix-Assisted<br />
Laser Desorption/Ionisation Time of<br />
Flight Mass Spectrometry, eine Technik<br />
<strong>zur</strong> massenspektrometrischen Auftrennung<br />
von Makromolekülen, welche 1985<br />
von F. Hillenkamp und M. Karas entwickelt<br />
wurde. Das Besondere hierbei ist die<br />
schonende Ionisierung, bei der die Analytmoleküle<br />
nicht zerstört werden. Dadurch<br />
ermöglicht diese Methode erstmals<br />
auch die Analyse von nicht-flüchtigen Biomolekülen<br />
größerer Molekülmasse (über<br />
20–30 kDa) wie Proteinen und Peptiden,<br />
sowie von komplexen Analytmischungen.<br />
Daher ist sie zu einer der wichtigsten Methoden<br />
in der Proteomanalytik geworden.<br />
Die Funktionsweise eines <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong><br />
Massenspektrometers ist schematisch in<br />
Abbildung 1 dargestellt. Geringe Mengen<br />
der zu untersuchenden Moleküle oder Molekülgemische<br />
werden auf einen kleinen<br />
Probenträger (Target) aufgetragen und dort<br />
mit einem großen Überschuss der sogenannten<br />
Matrix gemischt, die <strong>zur</strong> Ionisierung<br />
der Analytmoleküle erforderlich ist.<br />
Als Matrix können verschiedene niedermolekulare,<br />
aromatische organische Säuren<br />
wie z. B. 2,5-Dihydroxy-Benzoesäure<br />
(DHB) oder α-Cyano-Hydroxyzimtsäure<br />
(CHCA) eingesetzt werden, die in der Lage<br />
sind, die Energie des eingesetzten Lasers zu<br />
absorbieren. Durch Trocknung des Matrix-<br />
Analyt-Gemisches entsteht eine kristalline<br />
Probe, in welcher die Makromoleküle des<br />
Analyten in die kleinen Matrixmoleküle<br />
eingebettet sind. Diese Probe wird im<br />
Hochvakuum des Massenspektrometers<br />
mit kurzen Laserpulsen beschossen. So<br />
werden sowohl Matrixmoleküle als auch<br />
Analytmoleküle aus der Kristalloberfläche<br />
herausgelöst und in die Gasphase überführt<br />
(Desorption). Durch Kollision der<br />
neutralen Analyt- mit den protonierten Matrixmolekülen<br />
kommt es <strong>zur</strong> Ladungsübertragung,<br />
so dass die Analytmoleküle ionisiert<br />
werden. Man bezeichnet dies als<br />
„sanfte Ionisierung“, da die komplexen Biomoleküle<br />
bei der Ionisierung nicht frag<br />
1Abb. 2: Massenspektrum eines Escherichia coli Stammes.<br />
mentieren, so dass sie als intakte, meist einfach<br />
protonierte Ionen detektiert werden<br />
können. Hierzu werden sie oberhalb der<br />
Ionenquelle zunächst in einem starken<br />
elektromagnetischen Feld beschleunigt,<br />
wobei die schwereren Ionen aufgrund ihrer<br />
höheren Trägheit langsamer sind als die<br />
leichteren.<br />
In der feldfreien Driftstrecke des langen<br />
Vakuum-Flugrohres können sie dann aufgrund<br />
ihrer unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
aufgetrennt werden und erreichen<br />
den Detektor nach unterschiedlichen Flugzeiten<br />
(time-of-flight). Dort werden die auftreffenden<br />
Ionen registriert, und durch Kalibrierung<br />
des Systems mit Ionen bekannter<br />
Masse kann das Massenspektrum der detektierten<br />
Probe ermittelt werden. In Abbildung<br />
2 ist ein typisches Massenspektrum eines<br />
Escherichia-coli-Stammes dargestellt, in<br />
dem die Masse/Ladungs-Verhältnisse (m/z)<br />
gegen die Signalintensität aufgetragen sind.<br />
Identifizierung von<br />
Mikroorganismen: Eine neue<br />
Anwendung für die <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS<br />
In den 1990er Jahren wurde erstmals eine<br />
Messmethode für <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS publiziert,<br />
welche die Analyse ganzer Zellen<br />
ohne vorherige Extraktionsschritte ermöglicht.<br />
Diese Methode kann <strong>zur</strong> Identifizierung<br />
von Mikroorganismen genutzt werden.<br />
Sie beruht auf der Tatsache, dass die<br />
Massenspektren ganzer Bakterienzellen<br />
bestimmte artspezifische und reproduzierbare<br />
Peaks aufweisen. Es handelt sich um<br />
die Massensignale kleiner, konservierter<br />
Strukturproteine, die bei Mikroorganismen<br />
relativ unabhängig vom physiologischen<br />
Status der Zelle und damit von den Kulturbedingungen<br />
in hohen Konzentrationen<br />
vorliegen. Man findet sie im Massenbereich<br />
von 2.000 bis 20.000 Dalton und geht<br />
davon aus, dass es sich überwiegend um ribosomale<br />
und andere DNA-bindende Proteine<br />
handelt. Da ihre Sequenzen hochkonserviert<br />
sind, spiegeln die messbaren<br />
Sequenz- bzw. Massenunterschiede die<br />
phylogenetischen Unterschiede zwischen<br />
Bakterienarten und -gattungen wider. Damit<br />
können sie als Biomarker <strong>zur</strong> Speziesidentifizierung<br />
genutzt werden, indem man<br />
die gemessenen Proteinspektren gegen<br />
eine Datenbank mit Referenzspektren abgleicht.<br />
Die Qualität dieser Referenz-Datenbank<br />
ist letztlich entscheidend für die<br />
Identifizierungsraten und für die Zuverlässigkeit<br />
eines solchen Systems.<br />
Diese neue spektrometrische Identifizierungsmethode,<br />
auch ICM-MS (Intact<br />
Cell <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> Mass Spectrometry) genannt,<br />
wurde zunächst anhand einiger<br />
gramnegativer und grampositiver Bakteriengruppen<br />
etabliert. Inzwischen sind viele<br />
Arbeiten zu diesem Thema publiziert, und<br />
es konnte für eine Vielzahl <strong>klinisch</strong>er Mikroorganismen<br />
nachgewiesen werden, dass<br />
eine Identifizierung basierend auf <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> Massenspektren möglich ist. Beispiele<br />
sind Staphylokokken, Streptokokken,<br />
Nonfermenter, Enterobacteriaceae,<br />
aber auch mit konventionellen Methoden<br />
schwieriger zu identifizierende bakterielle<br />
Spezies wie Anaerobier, Mykobakterien,<br />
Bacillus-Sporen, Helicobacter und Campylobacter,<br />
Mykoplasmen, Legionellen und<br />
weitere Gattungen. Auch Hefen, Dermato<br />
wiener <strong>klinisch</strong>es magazin © Springer-Verlag<br />
6/2010 23
mikrobiologie<br />
phyten und Schimmelpilze können mittels<br />
<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS identifiziert werden,<br />
was die Routinediagnostik von Pilzinfektionen<br />
erheblich verkürzt und erleichtert.<br />
Das Messprinzip ist für alle Gruppen<br />
von Mikroorganismen gleich: Eine geringe<br />
Menge Zellmaterial wird von der Kulturplatte<br />
auf ein <strong>MALDI</strong>-Target übertragen,<br />
dort mit der Matrixlösung gemischt und<br />
nach dem Auskristallisieren im Massenspektrometer<br />
analysiert. Auch Flüssignährmedien<br />
können abzentrifugiert und<br />
die Zellpellets aufgetragen werden. In der<br />
Regel erfolgt dies ohne eine Vorbehandlung<br />
des Zellmaterials. Lediglich bei Hefen<br />
und Schimmelpilzen, deren Zellwand<br />
schlechter aufzuschließen ist als die bakterielle<br />
Zellwand, kann eine vorherige Extraktion<br />
der Zellen in geeigneten Lösungsmitteln<br />
oder eine Vorbehandlung mit<br />
Formiat nötig sein, um eine ausreichende<br />
Qualität der Spektren zu erzielen.<br />
Einsatz im Routinelabor:<br />
Verbesserung von Workflow<br />
und Diagnosezeiten<br />
Die wesentlichen Voraussetzungen für den<br />
Einsatz einer solchen Methode in der Diagnostik<br />
eines Routinelabors sind: Eine einfache<br />
Probenvorbereitung, kurze Messzeiten<br />
bis zum Ergebnis, eine automatisierbare<br />
Abarbeitung großer Probenmengen und<br />
natürlich eine breit aufgestellte, gut gepflegte<br />
Referenzdatenbank zum Abgleich<br />
der gemessenen Spektren. Wichtig ist, dass<br />
die Datenbank nicht nur Spektren altbekannter<br />
Typstämme, sondern vor allem<br />
die Variabilität aktueller <strong>klinisch</strong>er Isolate<br />
innerhalb einer Bakterienspezies abbildet.<br />
Ebenso wichtig ist ein Algorithmus, der im<br />
Zuge des Datenbankabgleiches entweder<br />
ganze Spektren oder gewichtete Peaks innerhalb<br />
der Spektren miteinander vergleicht<br />
und die Ergebnisvalidität mittels eines<br />
Wahrscheinlichkeitswertes angeben<br />
kann, wie er auch bei konventionellen<br />
Identifizierungssystemen üblich ist.<br />
Diese Anforderungen werden inzwischen<br />
von mehreren kommerziellen Systemen<br />
verschiedener Firmen erfüllt. Als erste<br />
brachte die Firma AnagnosTec, ein Spin-<br />
Off-Unternehmen der TU Berlin, im Jahre<br />
2000 ihre Auswertungssoftware und Datenbank<br />
SARAMIS TM (Spectral Archiving<br />
and Microbial Identification System) auf<br />
den Markt. Sie wurde bisher mit den<br />
AXIMA-Massenspektrometern der Firma<br />
Shimadzu als AXIMA@SARAMIS TM -System<br />
vertrieben, zukünftig wird die Firma<br />
bioMérieux dieses System als Vitek MS TM<br />
anbieten. 2004 folgte die Firma Bruker Dal<br />
1tonics mit dem <strong>MALDI</strong> BioTyper TM -System,<br />
das mit verschiedenen Bruker-Massenspektrometern<br />
genutzt werden kann.<br />
Obwohl anfänglich durchaus mit Skepsis<br />
aufgenommen, so haben sich beide Systeme<br />
inzwischen im Routineeinsatz bewährt<br />
und werden in vielen Laboratorien<br />
<strong>zur</strong> Erregeridentifizierung eingesetzt.<br />
Einer der großen Vorteile ist die geringe<br />
Menge an Zellmaterial, die <strong>zur</strong> Messung<br />
benötigt wird. Schon eine einzeln liegende,<br />
stecknadelkopfgroße Kolonie auf<br />
einem Nährboden liefert genügend Zellmaterial<br />
<strong>zur</strong> Analyse. Dadurch ist es möglich,<br />
eine Identifizierung mittels <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> MS bereits von der Primärplatte des<br />
Kulturansatzes durchzuführen, auch wenn<br />
diese eine Mischkultur mehrerer Keime<br />
enthält. Bei schnell wachsenden Bakterien<br />
kann daher bereits weniger als 24 Stunden<br />
nach dem Probeneingang im Labor eine<br />
Identifizierung der Erreger erfolgen.<br />
Ein weiterer Vorteil ist die Geschwindigkeit<br />
der Messung selbst. Die Analyse einer<br />
Einzelprobe dauert weniger als eine Minute,<br />
abhängig davon, wie schnell die nötige<br />
Anzahl Mess-Spektren mit den vorgegebenen<br />
Qualitätskriterien aufgenommen<br />
wird. Inklusive der Probenvorbereitung benötigt<br />
die Identifizierung eines Isolats somit<br />
nur wenige Minuten, was die Diagnosezeiten<br />
im Labor erheblich verkürzt.<br />
Abbildung 3 zeigt den Workflow bei der<br />
Diagnostik mittels <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS. Das<br />
Zellmaterial wird in der Regel mit einer sterilen<br />
Pipettenspitze von einer Kolonie auf<br />
der Agarplatte entnommen und ohne weitere<br />
Vorbehandlung auf einen Spot auf dem<br />
Probenträger aufgebracht. Auch Extrakte<br />
Abb. 3: Workflow der Routinediagnostik mittels <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong>.<br />
von Pilzen oder schwer aufschließbaren<br />
Bakterienzellen können innerhalb weniger<br />
Minuten vorbereitet und auf das Target pipettiert<br />
werden. Auf dem Target werden die<br />
Zellen mit einer kleinen Menge (0,5–1 µl)<br />
der Matrixlösung gemischt, wodurch sie<br />
abgetötet und aufgebrochen werden, so<br />
dass die Kokristallisation von Matrix und<br />
Zellproteinen erfolgen kann. Diese Probenvorbereitung<br />
kann an der Laborbank erfolgen<br />
und ist damit bereits abgeschlossen.<br />
Das Target wird in die Vakuum kammer des<br />
Massenspektro meters eingeschleust und<br />
dort gemessen, wobei ein Referenzstamm<br />
mit bekanntem Massenspektrum <strong>zur</strong> Kalibrierung<br />
des Systems und <strong>zur</strong> Qualitätskontrolle<br />
dient. Die erhaltenen Massenspektren<br />
der untersuchten Proben werden<br />
von der Analyse software mit der Referenzdatenbank<br />
abgeglichen und die Iden tifizierungs<br />
ergebnisse ausgegeben.<br />
Die beiden oben beschriebenen Software-Systeme<br />
SARAMIS bzw. <strong>MALDI</strong>-<br />
BioTyper erlauben die gleichzeitige Vorbereitung<br />
und automatische Messung<br />
größerer Probenmengen. Über entsprechende<br />
Client-Server-Lösungen können<br />
die Proben in großen Laboratorien an<br />
mehreren Arbeitsplätzen dezentral präpariert<br />
und die entsprechenden Probenlisten<br />
<strong>zur</strong> Abarbeitung in das Massenspektrometer<br />
geladen werden. So ist<br />
gewährleistet, dass die Probendaten zu<br />
jedem Messpunkt korrekt zugeordnet<br />
werden. Bei den AXIMA-Massenspektrometern<br />
der Firma Shimadzu wird der<br />
Workflow im Labor zudem dadurch begünstigt,<br />
dass bis zu vier Targets mit jeweils<br />
48 Probenspots gleichzeitig präpa<br />
24 6/2010 © Springer-Verlag<br />
wiener <strong>klinisch</strong>es magazin
mikrobiologie<br />
Tabelle 1<br />
Vergleichsstudien unseres <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS Systems mit konventionellen biochemischen<br />
Identifizierungssystemen<br />
Studie 1: Enterobacteriaceae<br />
(816 Stämme aus 41 Spezies)<br />
Studie 2: Weitere Bakteriengruppen<br />
(240 Stämme aus 31 Spezies)<br />
worden waren. Um ein möglichst breites<br />
Spektrum auch selten auftretender Spezies<br />
erfassen zu können und eine zu große Redundanz<br />
häufig auftretender Arten zu vermeiden,<br />
wurde ein Schema <strong>zur</strong> Auswahl der<br />
Stämme erarbeitet. Übereinstimmende Ergebnisse<br />
beider Identifizierungssysteme<br />
wurden bei 686 Stämmen (84,1 %) erzielt,<br />
während die Ergebnisse bei 46 Stämmen<br />
(5,6 %) differierten. Wiederholungsmessungen<br />
und Sequenzierungen zeigten, dass die<br />
biochemischen Methoden in 45 Fällen<br />
(5,5 %) falsche Identifizierungen geliefert<br />
hatten, während das <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-System<br />
nur in einem einzigen Fall (0,12 %) ein falsches<br />
Ergebnis brachte. Die Fehlerrate dieses<br />
neuen Systems liegt also deutlich niedriger<br />
als die der konventionellen Systeme.<br />
Demgegenüber steht, dass wir mit dem<br />
<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-System nur bei 732 Stämmen<br />
ein Identifi zierungsergebnis erhielten, was<br />
einer Identifizierungsrate von 89,7 % entspricht.<br />
Hier zeigt sich ein genereller Unterschied<br />
des <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Systems im Vergleich<br />
zu biochemischen Methoden.<br />
Während letztere im Falle gemischter Kultu<br />
Übereinstimmende<br />
ID beider<br />
Systeme<br />
Inkorrekte ID<br />
der biochem.<br />
Systeme<br />
84,1 % 5,5 % 0,1 %<br />
Inkorrekte<br />
ID des <strong>MALDI</strong>-<br />
Systems<br />
89,2 % 9,6 % 0,0 % 0,0 %<br />
Keine ID<br />
der biochem.<br />
Systeme<br />
Entfällt<br />
bei Studie 1<br />
Keine ID<br />
des <strong>MALDI</strong>-<br />
Systems<br />
10,3 % –<br />
Entfällt<br />
bei Studie 2<br />
ID nicht<br />
eindeutig<br />
klärbar<br />
1,2 %<br />
riert und gemeinsam in das Gerät geladen<br />
werden können, wo sie nacheinander gemessen<br />
werden.<br />
Die Analysesoftware der <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> MS Systeme gibt die Identifizierungsergebnisse<br />
wie bei den konventionellen<br />
biochemischen Systemen mit einem Konfidenzwert<br />
aus, der die Qualität der Identifizierung<br />
bewertet. Gemäß vom Anwender<br />
festgelegter Kriterien wird entschieden,<br />
welche Ergebnisse direkt an das Laborinformationssystem<br />
(LIS) übermittelt werden<br />
können und welche zunächst validiert<br />
werden müssen. Über das LIS können die<br />
<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Ergebnisse auch an automatisierte<br />
Systeme <strong>zur</strong> Resistenztestung weitergegeben<br />
werden. Dort wird die Spezies-<br />
ID benötigt, um über das jeweilige<br />
Expertensystem eine Interpretation der<br />
Resistenzbestimmung vornehmen zu können.<br />
Um diese Anbindung zu erleichtern,<br />
entwickeln verschiedene Hersteller integrative<br />
Plattformen, bei denen die Ergebnisse<br />
von <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS und Resistenzbestimmung<br />
direkt in einer<br />
Software-Plattform zusammengeführt<br />
werden, dort validiert werden können und<br />
schließlich an das LIS übergeben werden.<br />
Validierung und Akkreditierung:<br />
Implementierung eines <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> MS Systems im Routinelabor<br />
Neben Schnelligkeit und einfachem Handling<br />
sind Verlässlichkeit, Robustheit und<br />
Reproduzierbarkeit einer Identifizierungsmethode<br />
entscheidende Voraussetzungen<br />
für ihren Einsatz im Routinelabor. Viele<br />
Studien bescheinigen den <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS<br />
Systemen inzwischen im Vergleich mit<br />
konventionellen biochemischen Systemen<br />
eine größere Genauigkeit bei ähnlich<br />
hohen Identifizierungsraten.<br />
In unserem medizinisch-mikrobiologischen<br />
Routinelabor haben wir uns relativ<br />
früh entschlossen, ein <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS basiertes<br />
Identifizierungssystem im Hinblick<br />
auf Praxistauglichkeit, Robustheit und<br />
Leistungsfähigkeit zu testen. Wichtig war<br />
uns dabei nicht nur eine sinnvolle Integration<br />
in den Workflow unseres Labors, um<br />
eine zeit- und kostensparende Diagnostik<br />
anbieten zu können, sondern auch die Akkreditierbarkeit<br />
des Systems durch die<br />
1DACH (Deutsche Akkreditierungsstelle<br />
Chemie GmbH). Unsere Wahl fiel auf das<br />
AXIMA@SARAMIS System der Anbieter<br />
Shimadzu und AnagnosTec, so dass im<br />
Herbst 2007 das erste Massenspektrometer<br />
in unserem Labor aufgestellt werden<br />
konnte. In einer anfänglichen Familiarisierungsphase<br />
wurden Probenvorbereitung<br />
und Umgang mit Gerät und Software erlernt.<br />
Die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter<br />
in die Routinehandhabung ist relativ<br />
kurz: Innerhalb von einer bis zwei Wochen<br />
kann die Erstellung reproduzierbarer guter<br />
Probenspots sowie die Bedienung von Gerät<br />
und Software erlernt werden.<br />
In einer längeren Validierungsphase<br />
wurde das System dann in unserem Labor<br />
evaluiert und auf die geplante Akkreditierung<br />
vorbereitet. In Zusammenarbeit mit<br />
der Firma AnagnosTec wurden zunächst<br />
die Leistungsparameter festgelegt und die<br />
Robustheit des Systems ermittelt. Dabei<br />
konnte gezeigt werden, dass eine verlässliche<br />
Identifizierung verschiedener Referenz-<br />
und Ringversuchsstämme nahezu<br />
unabhängig von den eingesetzten Nährmedien<br />
und Wachstumsbedingungen erfolgt.<br />
Somit ist es möglich, die zu identifizierenden<br />
Mikroorganismen jeweils unter den für<br />
sie idealen Wachstumsbedingungen anzuzüchten.<br />
Auch die technischen Parameter<br />
wie beispielsweise die aufgetragene Zellzahl,<br />
die Lagerungsdauer der fertig präparierten<br />
Proben und die Zahl der Laserpulse<br />
pro Probe können innerhalb einer relativ<br />
großen Spannbreite variiert werden. Positiv<br />
fiel auf, dass außerhalb der idealen Messparameter<br />
nahezu keine Fehlidentifizierungen,<br />
sondern lediglich Identifizierungen<br />
mit niedrigeren Wahrscheinlichkeitswerten<br />
oder ohne Ergebnis auftraten.<br />
Nach Festlegung der Messparameter<br />
wurden Vergleichsstudien mit unseren etablierten<br />
biochemischen Identifizierungssystemen<br />
durchgeführt, um die diagnostische<br />
Leistung des <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Systems beurteilen<br />
zu können. Hierzu nutzten wir <strong>klinisch</strong>e<br />
Stämme, die in unserer Laborroutine aus<br />
Patientenmaterial isoliert wurden. Tabelle 1<br />
gibt einen Überblick über die Resultate.<br />
In einer ersten Studie testeten wir 816<br />
Isolate aus der Familie der Enterobacteriaceae,<br />
die zunächst mittels konventioneller<br />
biochemischer Methoden (Phoenix TM der<br />
Firma Becton Dickinson bzw. Micronaut TM<br />
der Firma Merlin Dia gnostika) identifiziert<br />
Es konnte gezeigt werden, dass eine verlässliche Identifizierung<br />
verschiedener Referenz- und Ringversuchsstämme<br />
nahezu unabhängig von den eingesetzten Nährmedien und<br />
Wachstumsbedingungen erfolgt.<br />
wiener <strong>klinisch</strong>es magazin © Springer-Verlag<br />
6/2010 25
mikrobiologie<br />
ren oder schlechter Probenvorbereitung oft<br />
ein falsches biochemisches Muster und damit<br />
ein falsches Ergebnis liefern, erhält man<br />
für solche Fälle im <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-System in<br />
der Regel keine Identifizierung, wodurch die<br />
Fehlerrate entsprechend niedriger liegt.<br />
In einer zweiten Studie führten wir Vergleichsmessungen<br />
mit einem breiteren<br />
Keimspektrum durch, das u. a. Staphylokokken,<br />
Enterokokken, Nonfermenter,<br />
Haemophili und Neisserien beinhaltete.<br />
Anhand von 240 Stämmen aus 31 verschiedenen<br />
Non-Enterobacteriaceae-Spezies<br />
wurden die Ergebnisse unseres<br />
<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Systems durch Re-Identifizierung<br />
mittels unserer etablierten biochemischen<br />
Methoden überprüft.<br />
89,2 Prozent der Ergebnisse stimmten<br />
überein. Die Diskrepanzen waren in dieser<br />
Studie auf 9,6 Prozent Falschidentifizierungen<br />
der konventionellen Systeme<br />
<strong>zur</strong>ückzuführen, während das <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong>-System keine falschen Ergebnisse<br />
ausgab (1,2 % der Fälle waren auch nach<br />
Sequenzierung nicht eindeutig klärbar).<br />
Da unsere Studien dem <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> MS System eine sehr hohe Genauigkeit<br />
und Reproduzierbarkeit der Identifizierungsergebnisse<br />
bescheinigten,<br />
entschieden wir nach der Validierungsphase,<br />
dieses System als Haupt-Identifizierungssystem<br />
in unsere Laborroutine zu<br />
integrieren. Dort ersetzt es inzwischen die<br />
meisten der konventionellen Identifizierungssysteme<br />
für Bakterien und Pilze. Im<br />
März 2009 erhielt unser AXIMA@SARA<br />
MIS-System als erstes <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>System<br />
die Akkreditierung nach DIN EN ISO 15189<br />
durch die DACH GmbH, die uns damit die<br />
hohe Kompetenz und Qualität dieser Analysetechnik<br />
bescheinigte. Inzwischen ist<br />
diese Akkreditierung in vielen weiteren<br />
Laboratorien erfolgt.<br />
In unserem Labor hat die Implementierung<br />
des neuen Systems zu einer deutlichen<br />
Vereinfachung und Straffung der<br />
Arbeitsabläufe geführt, da die Vorbehandlung<br />
und Präparation der Proben sehr<br />
schnell durchführbar und zudem für alle<br />
Keimgruppen gleich ist. Gleichzeitig konnten<br />
wir die Analysezeiten bei der Keimidentifizierung<br />
von 24 Stunden auf wenige<br />
Stunden verkürzen, so dass eine Weitergabe<br />
der Ergebnisse an die Einsender<br />
noch am gleichen Tag erfolgen kann. Mit<br />
der ständigen Erweiterung der Datenbank<br />
sind unsere Identifizierungsraten inzwischen<br />
deutlich über 90 Prozent gestiegen.<br />
Ausblick: Weitere diagnostische<br />
Anwendungen der Identifizierung<br />
mittels <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS<br />
Neben der Analyse mikrobieller Kulturen<br />
von festen Nährböden ist die direkte Identifizierung<br />
von Keimen aus bewachsenen<br />
Blutkulturen ein weiteres, zunehmend<br />
wichtiges Einsatzgebiet der <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-<br />
Technologie. Hierbei wird Zellmaterial<br />
aus bewachsenen Blutkulturflaschen abzentrifugiert,<br />
gereinigt und <strong>zur</strong> Analyse<br />
1auf das <strong>MALDI</strong>-Target aufgetragen. Auch<br />
wenn die Identifizierungsraten naturgemäß<br />
niedriger liegen als bei Proben von<br />
Kulturplatten und zudem durch geringe<br />
Zelldichten oder Mischkulturen limitiert<br />
werden, so ist es doch in ca. 80 Prozent der<br />
Fälle möglich, bereits wenige Stunden<br />
nach der Positivmeldung einer Blutkulturflasche<br />
ein Resultat zu erhalten. Somit<br />
kann das Identifizierungsergebnis bei<br />
Sepsis-Patienten einen Tag früher als bei<br />
konventioneller Anzucht der Bakterien<br />
vorliegen, was eine schnellere und damit<br />
möglicherweise entscheidende Anpassung<br />
der antibiotischen Therapie ermöglicht.<br />
Ähnliche Methoden werden <strong>zur</strong>zeit<br />
für eine Bakterienidentifizierung direkt<br />
aus Urinproben entwickelt.<br />
In jedem Fall ist allerdings eine grundsätzliche<br />
Limitierung der Methode zu bedenken:<br />
Sie beschränkt sich auf die Speziesbestimmung.<br />
Die Antibiotika-Resistenzbestimmung,<br />
ein unverzichtbarer Bestandteil der<br />
medizinisch-mikrobiologischen Diagnostik,<br />
muss nach wie vor mit konventionellen Verfahren<br />
durchgeführt werden. Hierbei können<br />
Routinelabors jedoch von der oben beschriebenen<br />
Anbindung des <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Systems<br />
an etablierte automatisierte Systeme <strong>zur</strong> Resistenztestung<br />
profitieren. Interessant für Laboratorien<br />
mit hohem Probendurchsatz ist<br />
zudem die automatisierte <strong>MALDI</strong>-Probenvorbereitung,<br />
die im Zuge des Trends <strong>zur</strong> mikrobiologischen<br />
Laborautomatisierung realisiert<br />
wurde.<br />
Betrachtet man die rasante Entwicklung,<br />
die von Manchen auch als „Revolution<br />
der Keimidentifizierung“ bezeichnet<br />
wird, so ist zu erwarten, dass sich das Einsatzspektrum<br />
für die <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong><br />
in der mikrobiologischen<br />
Diagnostik noch deutlich erweitern wird.<br />
Zukünftige Applikationen, die <strong>zur</strong>zeit bereits<br />
etabliert werden, sind beispielsweise<br />
die Analyse von Mischkulturen, die Identifizierung<br />
von Subspezies, sowie die Typisierung<br />
verschiedener MRSA-Stämme und<br />
anderer Nosokomialkeime <strong>zur</strong> schnelleren<br />
Analyse von Ausbruchssituationen.<br />
Daneben gibt es zahlreiche weitere, teilweise<br />
noch etwas exotisch anmutende Anwendungsmöglichkeiten:<br />
In mehreren<br />
Studien konnte die Identifizierung eukaryotischer<br />
Einzeller wie Plasmodien, Cryptosporidien<br />
und Giardien mittels <strong>MALDI</strong>-<br />
<strong>TOF</strong> MS durchgeführt werden. Auch<br />
Cyanobakterien und einige Algen können<br />
identifiziert werden, ebenso Vielzeller wie<br />
pflanzenschädigende Nematoden, bestimmte<br />
Blattläuse und Bartmücken (Gnitzen).<br />
Schließlich kann die Technik <strong>zur</strong> Untersuchung<br />
bakterieller Biofilme oder <strong>zur</strong><br />
Identifizierung von Zelllinien im Zellkulturlabor<br />
eingesetzt werden.<br />
Fazit<br />
Die Identifizierung von Mikroorganismen<br />
mittels <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong><br />
bietet dem medizinisch-mikrobiologischen<br />
Labor eine Methode mit deutlich verkürzter<br />
Analysezeit bei gleichzeitig höherer Genauigkeit<br />
gegenüber den konventionellen<br />
Systemen. Diese Technik hat daher das Potential,<br />
die klassischen biochemischen<br />
Identifizierungsverfahren in weiten Bereichen<br />
abzulösen, wie das in einigen großen<br />
Laboratorien bereits erfolgt ist. •<br />
Literatur bei der Autorin<br />
Korrespondenz:<br />
Dr. Sonja Burak<br />
Medizinische Laboratorien Düsseldorf/<br />
Abteilung Bakteriologie und Hygiene<br />
Nordstr. 44<br />
D-40477 Düsseldorf/Deutschland<br />
E-Mail: dr.burak@labor-duesseldorf.de<br />
Internet: www.labor-duesseldorf.de<br />
SpringerMedizin.at<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.SpringerMedizin.at<br />
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