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MALDI-TOF Massenspektrometrie zur Identifzierung klinisch ...

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mikrobiologie<br />

ren oder schlechter Probenvorbereitung oft<br />

ein falsches biochemisches Muster und damit<br />

ein falsches Ergebnis liefern, erhält man<br />

für solche Fälle im <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-System in<br />

der Regel keine Identifizierung, wodurch die<br />

Fehlerrate entsprechend niedriger liegt.<br />

In einer zweiten Studie führten wir Vergleichsmessungen<br />

mit einem breiteren<br />

Keimspektrum durch, das u. a. Staphylokokken,<br />

Enterokokken, Nonfermenter,<br />

Haemophili und Neisserien beinhaltete.<br />

Anhand von 240 Stämmen aus 31 verschiedenen<br />

Non-Enterobacteriaceae-Spezies<br />

wurden die Ergebnisse unseres<br />

<strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Systems durch Re-Identifizierung<br />

mittels unserer etablierten biochemischen<br />

Methoden überprüft.<br />

89,2 Prozent der Ergebnisse stimmten<br />

überein. Die Diskrepanzen waren in dieser<br />

Studie auf 9,6 Prozent Falschidentifizierungen<br />

der konventionellen Systeme<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen, während das <strong>MALDI</strong>-<br />

<strong>TOF</strong>-System keine falschen Ergebnisse<br />

ausgab (1,2 % der Fälle waren auch nach<br />

Sequenzierung nicht eindeutig klärbar).<br />

Da unsere Studien dem <strong>MALDI</strong>-<br />

<strong>TOF</strong> MS System eine sehr hohe Genauigkeit<br />

und Reproduzierbarkeit der Identifizierungsergebnisse<br />

bescheinigten,<br />

entschieden wir nach der Validierungsphase,<br />

dieses System als Haupt-Identifizierungssystem<br />

in unsere Laborroutine zu<br />

integrieren. Dort ersetzt es inzwischen die<br />

meisten der konventionellen Identifizierungssysteme<br />

für Bakterien und Pilze. Im<br />

März 2009 erhielt unser AXIMA@SARA­<br />

MIS-System als erstes <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>System<br />

die Akkreditierung nach DIN EN ISO 15189<br />

durch die DACH GmbH, die uns damit die<br />

hohe Kompetenz und Qualität dieser Analysetechnik<br />

bescheinigte. Inzwischen ist<br />

diese Akkreditierung in vielen weiteren<br />

Laboratorien erfolgt.<br />

In unserem Labor hat die Implementierung<br />

des neuen Systems zu einer deutlichen<br />

Vereinfachung und Straffung der<br />

Arbeitsabläufe geführt, da die Vorbehandlung<br />

und Präparation der Proben sehr<br />

schnell durchführbar und zudem für alle<br />

Keimgruppen gleich ist. Gleichzeitig konnten<br />

wir die Analysezeiten bei der Keimidentifizierung<br />

von 24 Stunden auf wenige<br />

Stunden verkürzen, so dass eine Weitergabe<br />

der Ergebnisse an die Einsender<br />

noch am gleichen Tag erfolgen kann. Mit<br />

der ständigen Erweiterung der Datenbank<br />

sind unsere Identifizierungsraten inzwischen<br />

deutlich über 90 Prozent gestiegen.<br />

Ausblick: Weitere diagnostische<br />

Anwendungen der Identifizierung<br />

mittels <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> MS<br />

Neben der Analyse mikrobieller Kulturen<br />

von festen Nährböden ist die direkte Identifizierung<br />

von Keimen aus bewachsenen<br />

Blutkulturen ein weiteres, zunehmend<br />

wichtiges Einsatzgebiet der <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-<br />

Technologie. Hierbei wird Zellmaterial<br />

aus bewachsenen Blutkulturflaschen abzentrifugiert,<br />

gereinigt und <strong>zur</strong> Analyse<br />

1auf das <strong>MALDI</strong>-Target aufgetragen. Auch<br />

wenn die Identifizierungsraten naturgemäß<br />

niedriger liegen als bei Proben von<br />

Kulturplatten und zudem durch geringe<br />

Zelldichten oder Mischkulturen limitiert<br />

werden, so ist es doch in ca. 80 Prozent der<br />

Fälle möglich, bereits wenige Stunden<br />

nach der Positivmeldung einer Blutkulturflasche<br />

ein Resultat zu erhalten. Somit<br />

kann das Identifizierungsergebnis bei<br />

Sepsis-Patienten einen Tag früher als bei<br />

konventioneller Anzucht der Bakterien<br />

vorliegen, was eine schnellere und damit<br />

möglicherweise entscheidende Anpassung<br />

der antibiotischen Therapie ermöglicht.<br />

Ähnliche Methoden werden <strong>zur</strong>zeit<br />

für eine Bakterienidentifizierung direkt<br />

aus Urinproben entwickelt.<br />

In jedem Fall ist allerdings eine grundsätzliche<br />

Limitierung der Methode zu bedenken:<br />

Sie beschränkt sich auf die Speziesbestimmung.<br />

Die Antibiotika-Resistenzbestimmung,<br />

ein unverzichtbarer Bestandteil der<br />

medizinisch-mikrobiologischen Diagnostik,<br />

muss nach wie vor mit konventionellen Verfahren<br />

durchgeführt werden. Hierbei können<br />

Routinelabors jedoch von der oben beschriebenen<br />

Anbindung des <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong>-Systems<br />

an etablierte automatisierte Systeme <strong>zur</strong> Resistenztestung<br />

profitieren. Interessant für Laboratorien<br />

mit hohem Probendurchsatz ist<br />

zudem die automatisierte <strong>MALDI</strong>-Probenvorbereitung,<br />

die im Zuge des Trends <strong>zur</strong> mikrobiologischen<br />

Laborautomatisierung realisiert<br />

wurde.<br />

Betrachtet man die rasante Entwicklung,<br />

die von Manchen auch als „Revolution<br />

der Keimidentifizierung“ bezeichnet<br />

wird, so ist zu erwarten, dass sich das Einsatzspektrum<br />

für die <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong><br />

in der mikrobiologischen<br />

Diagnostik noch deutlich erweitern wird.<br />

Zukünftige Applikationen, die <strong>zur</strong>zeit bereits<br />

etabliert werden, sind beispielsweise<br />

die Analyse von Mischkulturen, die Identifizierung<br />

von Subspezies, sowie die Typisierung<br />

verschiedener MRSA-Stämme und<br />

anderer Nosokomialkeime <strong>zur</strong> schnelleren<br />

Analyse von Ausbruchssituationen.<br />

Daneben gibt es zahlreiche weitere, teilweise<br />

noch etwas exotisch anmutende Anwendungsmöglichkeiten:<br />

In mehreren<br />

Studien konnte die Identifizierung eukaryotischer<br />

Einzeller wie Plasmodien, Cryptosporidien<br />

und Giardien mittels <strong>MALDI</strong>-<br />

<strong>TOF</strong> MS durchgeführt werden. Auch<br />

Cyanobakterien und einige Algen können<br />

identifiziert werden, ebenso Vielzeller wie<br />

pflanzenschädigende Nematoden, bestimmte<br />

Blattläuse und Bartmücken (Gnitzen).<br />

Schließlich kann die Technik <strong>zur</strong> Untersuchung<br />

bakterieller Biofilme oder <strong>zur</strong><br />

Identifizierung von Zelllinien im Zellkulturlabor<br />

eingesetzt werden.<br />

Fazit<br />

Die Identifizierung von Mikroorganismen<br />

mittels <strong>MALDI</strong>-<strong>TOF</strong> <strong>Massenspektrometrie</strong><br />

bietet dem medizinisch-mikrobiologischen<br />

Labor eine Methode mit deutlich verkürzter<br />

Analysezeit bei gleichzeitig höherer Genauigkeit<br />

gegenüber den konventionellen<br />

Systemen. Diese Technik hat daher das Potential,<br />

die klassischen biochemischen<br />

Identifizierungsverfahren in weiten Bereichen<br />

abzulösen, wie das in einigen großen<br />

Laboratorien bereits erfolgt ist. •<br />

Literatur bei der Autorin<br />

Korrespondenz:<br />

Dr. Sonja Burak<br />

Medizinische Laboratorien Düsseldorf/<br />

Abteilung Bakteriologie und Hygiene<br />

Nordstr. 44<br />

D-40477 Düsseldorf/Deutschland<br />

E-Mail: dr.burak@labor-duesseldorf.de<br />

Internet: www.labor-duesseldorf.de<br />

SpringerMedizin.at<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.SpringerMedizin.at<br />

26 6/2010 © Springer-Verlag<br />

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