Scan (20 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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schung. Eine Erschließung für den Erholungsverkehr war<br />
nicht besonders vorgesehen, auch wenn sich die Verwaltung,<br />
besonders in den letzten 15 Jahren, dem Besucherstrom<br />
nicht mehr verschließen konnte (HENKE 1976). Jedermann<br />
hat zwar das Recht, den Schweizerischen Nationalpark<br />
an den bezeichneten Zugängen zu betreten und<br />
auf den offiziellen Wegen (insgesamt 80 km) untentgeltlich<br />
zu begehen, jedoch dürfen die markierten Wege und<br />
Rastplätze nirgends verlassen werden. Es liegt also ein<br />
absolutes Betretungsverbot abseits der bezeichneten<br />
Wege vor, wie auch nicht gefischt, Feuer gemacht<br />
und biwakiert werden darf. Auch Hunde werden im Nationalpark<br />
nicht geduldet, auch nicht an der Leine. Ähnlich<br />
wie die Nationalparke in den USA verfügt der Schweizerische<br />
Nationalpark über ein sehr gut ausgestattetes Informationszentrum.<br />
Der „Nationalpark-Service" ist zwar in<br />
der Schweiz nicht staatlich, aber gleichwohl gut organisiert.<br />
Der Unterschied gegenüber den Nationalparken von dichtbesiedelten<br />
Industrieländern und gegenüber den deutschen<br />
Naturparken ist offensichtlich. Im Schweizerischen Nationalpark<br />
ist die Landschaft einem vollen oder totalen Naturschutz<br />
unterstellt. Jegliche Nutzung ist ausgeschlossen, der<br />
Erholungsverkehr ist als zweitrangige Aufgabe deutlich begrenzt.<br />
Hingegen steht die wissenschaftliche Forschung<br />
der Ökosysteme und Biotope und ihre Entwicklung im<br />
Vordergrund.<br />
Abschließend soll noch auf einige Besonderheiten eingegangen<br />
werden, mit denen sich der Schweizerische Nationalpark<br />
eigentlich von den meisten anderen Nationalparken<br />
und Naturparken unterscheidet, was im ausgeprägt föderalistischen<br />
Aufbau der Schweiz und den besonderen<br />
Rechten der Kantone und Gemeinden begründet ist. Dies<br />
aber ist auch ein Grund dafür, die Errichtung des Schweizerischen<br />
Nationalparks als einen großen Erfolg aller<br />
Beteiligten herauszustellen.<br />
Zunächst sei dargestellt, daß sich der Park nur auf einen<br />
befristeten Vertrag der Eidgenossenschaft mit den betroffenen<br />
Gemeinden gründet und nicht im Eigentum des<br />
Staates steht. Zur Zeit sind jedoch, wie SCHLOETH (1976)<br />
berichtet, Bestrebungen im Gange, die rechtliche Stellung<br />
des Nationalparks und die Pflichten des Bundes ihm gegenüber<br />
in einem Bundesgesetz zu verankern. Der Park soll<br />
dabei als öffentlich-rechtliche Stiftung erklärt und mit<br />
Rechtspersönlichkeit ausgestattet werden, was ihm erlauben<br />
würde, selbständig als Eigentümer, Auftrag- und<br />
Arbeitgeber aufzutreten. Im weiteren soll der Schweizerische<br />
Bund für Naturschutz eine finanzielle Entlastung erfahren,<br />
ohne daß jedoch dadurch sein erfreuliches Engagement<br />
für den Nationalpark erlöschen würde.<br />
Damit ist auch die Finanzierung des Nationalparks angesprochen,<br />
die sicher besonderer Art ist. So erhalten die<br />
Gemeinden eine jährliche Pachtzinsentschädigung aufgrund<br />
der Pachtverträge von 158000,- Franken (Jahresbericht der<br />
Eidgenössischen Nationalparkkommission 1976). Von den<br />
Gesamtausgaben von 501 9<strong>20</strong>,05 Franken entfallen über die<br />
Hälfte, nämlich 260500,- Franken, auf den Schweizerischen<br />
Bund für Naturschutz. Damit wird deutlich, wie stark sich<br />
private Vereinigungen für den Nationalpark engagieren.<br />
womit in der Bundesrepublik Deutschland nur der Einsatz<br />
und die Förderung des Naturschutzgebietes Lüneburger<br />
Heide durch den Verein Naturschutzpark e. V. verglichen<br />
werden kann.<br />
Wenn auch die hervorragenden Leistungen und Erfolge<br />
für den Schweizerischen Nationalpark im Unterengadin<br />
wegen der besonderen Voraussetzungen nicht ohne weiteres<br />
auf andere Parks übertragbar sind, so ist doch vieles,<br />
so z. B. der Schutzstatus, die wissenschaftliche Arbeit, die<br />
Parkaufsicht und die Beteiligung privater Naturschutzorganisationen,<br />
als beispielhaft und vorbildlich anzuerkennen.<br />
HAGEN, H., 1978: Welchen Weg gehen Afrikas Nationalparke?<br />
Natur und Landschaft, 53, H. 7/8, S. 252-255.<br />
HENKE, H. , 1976: Untersuchung der vorhandenen und potentiellen<br />
Nationalparke in der Bundesrepublik Deutschland im<br />
Hinblick auf das internationale Nationalparkkonzept. Schriftenr.<br />
f. Landschaftspflege u. Naturschutz, H. 13, Bonn-Bad<br />
Godesberg.<br />
INTERNATIONAL UNION FOR CONSERVATION OF NATURE<br />
AND NATURAL RESOURCES (IUCN), 1973: United Nations of<br />
National Parks and Equivalent Reserves . IUCN-Publications<br />
New Series No. 27, Morges/Schweiz.<br />
KOEPPEL, H.-D. u. MRASS, W., 1978: Natur- und Nationalparke.<br />
In: OLSCHOWY (Hrsg.), 1978: Natur- und Umweltschutz in<br />
der Bundesrepublik Deutschland. S. 802-812; Hamburg-Berlin:<br />
Verlag Paul Parey.<br />
MAYERL, D., 1977 : Naturparke in Bayern. Amtsblatt des Bayer.<br />
Staatsministeriums fü r Landesentwicklung und Umweltfragen,<br />
Nr. 3, 7. Jahrg., München.<br />
OFFNER, H., 1967: Das Naturparkprogramm In der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,<br />
Bonn<br />
OFFNER, H„ 1976/77: Unsere Naturparke, Bd. 1 u. 2. Stuttgart:<br />
DRW-Verlag.<br />
OLSCHOWY, G. 1976: Natur- und Umweltschutz in fünf Kontinenten.<br />
253 S., Hamburg u. Berlin: Verlag Pau l Parey.<br />
OLSCHOWY, G., 1978 a: Zur Entwickl ung des Natur- und Umweltschutzes<br />
in Deutschland. In: OLSCHOWY (Hrsg.), 1978:<br />
Natur- und Umweltschutz in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
S. 1-7; Hamburg u. Berlin: Verlag Paul Parey.<br />
OLSCHOWY, G., 1978 b : Naturschutz ist Umweltschutz - Ein<br />
Bericht aus der Sowjet-Union. Umschau in Wissenschaft und<br />
Technik; H. 8; S. 237-242.<br />
SCHLOETH, H., 1974: Der Schweizerische Nationalpark. Natur<br />
und Landschaft. 49, S. 104-105.<br />
SCHLOETH, H., 1976: Der Schweizerische Nationalpark. 224 S„<br />
Zürich/München: Ringier u. Co. KG.<br />
TOEPFER, A., 1968: Naturpark und Landschaft. Garten- und<br />
Landschaft. 78; H. 1.<br />
VEREIN NATURSCHUTZPARK (VNP), 1955 : Schafft weitere Naturschutzparke.<br />
H. 5.<br />
Nähe Silvaplana/Oberengadin. Die einzigartige Berg-Seenlandschaft<br />
des Oberengadins wird leider durch den Hochhauskomplex<br />
im Hintergrund gestört.<br />
5. Literatur<br />
EIDGENÖSSISCHE NATIONALPARKKOMMISSION, 1976: Schweizerischer<br />
Nationalpark-Jahresbericht 1976.<br />
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