Scan (20 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Arturo Reich<br />
Beitrag der Gemeinde Silvaplana<br />
zum Schutze der Engadiner Seenlandschaft<br />
1. Der politische Hintergrund<br />
Im Jahre 1963 führte die Gemeinde Silvaplana die erste<br />
Ortsplanung durch. Bis heute wurde der Zonenplan und<br />
das Baugesetz sowie al le dazugehörenden Reglemente im<br />
Detail laufend den neuesten Anforderungen angepaßt.<br />
Durch eine rege Bautätigkeit auf dem gesamten Gemeindegebiet<br />
veränderte sich das Ortsbild zusehends. Durch die<br />
kantonale Schutzordnung über die Oberengadiner Seenlandschaft<br />
vom 2. Juni 1972, den Bundesbeschluß über<br />
dringliche Maßnahmen auf dem Gebiete der Raumplanung<br />
(BMR) von 1972 und das am <strong>20</strong>. Mai 1973 in Kraft gesetzte<br />
Raumplanungsgesetz des Kantons Graubünden, wurde die<br />
Gemeinde einerseits provisorisch in ihrem Selbstbestimmungsrecht<br />
stark eingeschränkt. Andererseits wurde mit<br />
der Revision der Ortsplanung für die Gemeinde die Möglichkeit<br />
geschaffen, die Gemeindeautonomie auf dem<br />
Gebiete der Planung in stärkerem Maße auszuüben.<br />
Durch eine sinnvolle Planungsrevision werden die kantonale<br />
Schutzverordnung und der Bundesbeschluß über<br />
dringliche Maßnahmen auf dem Gebiete der Raumplanung<br />
(BMR) abgelöst und die Planungsmittel den neuen Möglichkeiten<br />
und Gesetzen angepaßt und aufgrund der bis<br />
heute gemachten Erfahrungen vervollständigt. Aufgrund<br />
dieser Erfahrung wird bei uns die Einmischung von außen<br />
gar nicht geschätzt. Wir sind bereit, über die verschiedenen<br />
Aspekte in der Art der Planung mit jenen zu diskutieren,<br />
die Ve rständnis für unsere Probleme haben. Wir wollen<br />
eine zweck mäßige Planung, die der Gemeinde und ihrer<br />
Bevölkerung als brauchbares Instrument für ihre wirtschaftliche<br />
Entwicklung zur Verfügung steht. Um zu beurteilen,<br />
was zweckmäßig ist, braucht es aber Ortskenntnisse<br />
und eine lange, jahrzehntelange, fast möchte ich<br />
sagen, jahrhundertelange Erfahrung über die Geschehnisse<br />
im Dorf.<br />
Unsere Landschaft zu erhalten, ist heute unsere Pflicht.<br />
Gerade dieses Pflichtgefühl und das Bewußtsein um den<br />
Wert ihrer wunderbaren Umgebung, haben die Silvaplaner<br />
kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bewogen, eine Landfläche<br />
von über einer Million Quadratmetern in der Talsohle rund<br />
um die Seen vor einer Oberbauung zu schützen. Dies zu<br />
einer Zeit, als im Unterland bereits die Hochkonjunktur<br />
in voller Blüte stand und Silvaplana als schlummerndes<br />
Bauerndorf nur von wenigen treuen Gästen besucht wurde.<br />
Am 4. August 1950 wurde dann auch ein Vertrag zur Erhaltung<br />
der Oberengadiner Seenlandschaft auf unserem<br />
Gemeindegebiet, zwischen der Vereinigung Pro Lej da Segl<br />
und der Gemeinde Silvaplana unterzeichnet. Diese vertraglichen<br />
Vereinbarungen wurden schon bei der ersten<br />
und bei allen weiteren Revisionen der Ortsplanung von<br />
Silvaplana respektiert. Das wird auch in Zukunft der Fall<br />
sein. Sämtliche Vorlagen der Ortsplanung wurden am<br />
<strong>20</strong>. März 1976 von den Stimmbürgern mit überwiegendem<br />
Mehr angenommen. Damit haben die Einwohner von Silvaplana<br />
bewiesen, daß sie in der Lage sind, auf ihrem Gemeindegebiet<br />
selber dafür zu sorgen, den Weg der Mitte<br />
zu gehen, der die Erhaltung unserer prächtigen Landschaft<br />
sichert und gleichzeitig die Grundlage für eine erwünschte<br />
Entwicklung der Gemeinde bietet.<br />
Mit dem Schutz der Landschaft allein sind aber die Aufgaben<br />
der Gemeinde noch nicht gelöst. Wir müssen unserer<br />
Bevölkerung im Dorf, in der Region auch eine Existenzmöglichkeit<br />
verschaffen. Ich glaube kaum, daß in unserem<br />
Tal die Bevölkerung in einem rasenden Tempo zunimmt,<br />
doch trotzdem müssen wir für die Gestaltung unseres<br />
Lebensraumes, unserer Existenzgrundlage rechtzeitig etwas<br />
unternehmen. Ein Blick in die Entstehungsgeschichte des<br />
Engadins hilft, die heutige Wirtschaftslage unserer Gemeinde<br />
besser zu verstehen.<br />
Das Engadin war einst zum großen Teil ein Großgrundbesitz<br />
und gehörte einer einzigen Familie, nämlich dem<br />
Grafen von Gamertingen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte der<br />
obere Teil des Engadins bereits zum bischöflichen Besitztum.<br />
Surlej und Fex waren damals die Meiereien des<br />
Bischofs in Chur. Seit 11 39 waren die Herren von Planta<br />
Zuoz für die Verwaltung dieser Besitzungen im Engadin<br />
verantwortlich. 1538 wurden dann die einzelnen Dörfer<br />
des Oberengadins du rch das Hochgericht als selbständige<br />
Gemeinden aus dem Bischöfl ichen Patronat in Chur entlassen.<br />
Das Bezirksgericht Maloja, umfassend die Talschaften<br />
Oberengadin und Bergell, wurde aber seit Menschengedenken<br />
in Silvaplana gewählt.<br />
Die Bedeutung des Dorfes Silvaplana war wegen seiner<br />
Lage am Fuße des Julierpasses begründet. Und so wurde<br />
es dann auch zum Mittelpunkt des Transportverbandes,<br />
genannt „ PORT", für den Tal abschnitt zwischen St. Moritz<br />
bis Maloja. Doch auch die Förderung der Transporte über<br />
die Pässe Maloja und Julier vermochte die Existenzgrundlage<br />
in der Gemeinde nicht wesentlich zu verbessern. Darum<br />
su'chte ein großer Teil der Silvaplaner Bevölkerung<br />
ihre Verdienstmöglichkeit im Ausland.<br />
Im laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Existenzgrundlage<br />
im Engadin durch das Studium kühner Projekte und<br />
durch deren teilweiser Realisierung gefördert. Die Zufahrtsstraßen<br />
ins Tal wurden ausgebaut. Gleichzeitig wurden<br />
verschiedene Projekte für den Ausbau der Eisenbahnstrecke<br />
ins Engadin und seine Seitentäler ausgearbeitet.<br />
1904 kam dann die Eisenbahn auch nach St. Moritz. Unermüdlich<br />
arbeiteten Fachleute an Projekten für die Erschließung<br />
des Tourismus. Z. B. war vorgesehen eine<br />
Luftseilbahn auf den Piz Julier sowie ei ne elektrisch getriebene<br />
Zahnradbahn auf die Fuorcla-Surlej bis ins Rosegtal<br />
zu bauen.<br />
Im Jahre 1963 wurde die Luftseilbahn Corvatsch eröffnet.<br />
In Silvaplana war die Eröffnung der Luftseilbahn Corvatsch<br />
der Anfang für eine stärkere Entwicklung. Erst zu diesem<br />
Zeitpunkt kam in der Bevölkerung recht das Bewußtsein<br />
zur Geltung, daß zur Stabilisierung der explosiven Entwicklungstendenz<br />
etwas geschehen müsse. Um dies zu<br />
erreichen, war es notwendig, folgende Aspekte auf einen<br />
Nenner zu vereinigen<br />
a) Die Erhaltung der landschaftlichen Schönheiten.<br />
b) Die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
c) Die Erhaltung einer sauberen Umwelt.<br />
d) Erhaltung des Do rfbildes durch eine geordnete, ausgewogene<br />
und dem Charakter des Dorfes angepaßte<br />
Bauweise.<br />
e) Die Förderung der richtigen Farbgebung an den einzelnen<br />
Bauobjekten, denn ein falscher Anstrich eines<br />
Gebäudes kann die Gegend ebensosehr verunstalten,<br />
wie die von uns angezweifelte Streubauweise.<br />
Wenn wir heute in unserem touristisch reizvollen Gebiet<br />
bauen, müssen wir Fakten berücksichtigen, die in Stadtnähe<br />
oder Industriegebieten weniger ins Gewicht fallen,<br />
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