Zeitschrift der LBV-Kreisgruppe München - LBV München
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1 / 2013<br />
Vogelkunde<br />
Die vogelkundliche Seite<br />
Einladung zum Ornithologischen Arbeitskreis<br />
Seit Oktober 2012 gibt es im <strong>LBV</strong>-<strong>München</strong> eine „Fachgruppe Ornithologie“,<br />
die Interessierten Gelegenheit gibt, Entdeckungen zu teilen, Tipps<br />
auszutauschen und gemeinsame Projekte und Exkursionen zu planen. Bei<br />
Interesse melden Sie sich bitte bei Dr. Sophia Engel, Tel. 0 89 / 20 02 70 75;<br />
E-Mail: s-engel@lbv.de<br />
Hier finden Sie in Zukunft<br />
Artikel und Ankündigungen<br />
zu beson<strong>der</strong>en<br />
ornithologischen Themen.<br />
Aus <strong>München</strong> in die weite Welt<br />
Es ist wie<strong>der</strong> Winter. Viele unserer heimischen Vögel sind fort – wohin?<br />
Wie ergeht es ihnen? In den meisten Fällen werden solche Fragen unbeantwortet<br />
bleiben. Umso spannen<strong>der</strong> ist es, wenn wir dann doch vom<br />
Schicksal einzelner Tiere Genaueres erfahren. Meistens stammen diese<br />
Neuigkeiten von beringten Vögeln, <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>funde wie Puzzleteile<br />
Stück für Stück unser Wissen über das Geschehen außerhalb des Brutgebietes<br />
vervollständigen. Im Großraum <strong>München</strong> werden seit vielen Jahren<br />
Vögel beringt. Einige Wie<strong>der</strong>funde sollen hier in knapper Form wie<strong>der</strong>gegeben<br />
werden.<br />
Die Uferschwalbe ist die kleinste<br />
Schwalbenart Europas. Zur Brutzeit<br />
besiedelt sie Steilwände an Flussufern<br />
und Küsten, in die sie ihre<br />
Brutröhren gräbt. Da solche Lebensräume<br />
aber immer seltener werden,<br />
weicht sie zunehmend auf Ersatzlebensräume<br />
in <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />
aus, wie Lehm- und Kiesgruben. In<br />
den Kieswerken Freising-Erding in<br />
Hallbergmoos wurde im Jahr 2000<br />
von Clemens Krafft eine Uferschwalbenwand<br />
mit 303 Brutröhren<br />
errichtet, die auch gut angenommen<br />
wurde. 7654 junge Uferschwalben<br />
wurden hier schon beringt!<br />
Als Langstreckenzieher verlässt<br />
die Uferschwalbe ihr Brutgebiet im<br />
August und überwintert in Zentralo<strong>der</strong><br />
Nordwestafrika. Meist geht die<br />
Zugroute unserer Hallbergmooser<br />
Uferschwalben über Italien – allein<br />
aus Mittelitalien liegen uns 13 Rückmeldungen<br />
vor. Aber offenbar wählen<br />
einige Tiere auch den Weg über<br />
Frankreich und Spanien, denn auch<br />
aus <strong>der</strong> Camargue und aus Südspanien<br />
liegen uns Meldungen vor. Faszinierend<br />
ist, welch lange Strecken<br />
schon die jungen Vögel zurücklegen.<br />
Rekordhalter ist hier ein Tier, das im<br />
zarten Alter von nur 45 Tagen südlich<br />
von Rom, 790 km von seinem<br />
Schlupfort entfernt, wie<strong>der</strong>gefangen<br />
wurde. Eine „unserer“ Uferschwalben,<br />
die in ihrem dritten Lebensjahr<br />
als Brutvogel in Tschechien nachgewiesen<br />
wurde, belegt, wie wichtig<br />
unsere Artenschutzbemühungen<br />
auch in größerem geographischem<br />
Zusammenhang sind.<br />
Der Eisvogel ist ähnlich wie die<br />
Uferschwalbe auf Steilufer angewiesen,<br />
in die er seine Brutröhre gräbt.<br />
Drei junge Uferschwalben schauen neugierig aus <strong>der</strong> Brutröhre<br />
Auch er nimmt gerne vom Menschen<br />
geschaffene Alternativen an,<br />
so auch mehrere künstliche Eisvogelsteilwände<br />
im Landkreis Freising.<br />
Von 1997 bis 2012 sind hier 932<br />
junge Eisvögel ausgeflogen! Da Eisvögel<br />
ausgesprochene Einzelgänger<br />
sind und die Altvögel ihre Reviere<br />
auch außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit vehement<br />
verteidigen, stammen Ringfunde<br />
in <strong>der</strong> Regel von Tieren im<br />
ersten Lebensjahr, die im Spätsommer<br />
und Herbst auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
einem eigenen Revier umherstreifen.<br />
Die nördlichste Rückmeldung<br />
eines Freisinger Eisvogels kommt<br />
aus dem Kreis Fulda, 291 km vom<br />
Beringungsort entfernt. Die südlichste<br />
stammt vom Parco Regionale<br />
del Delta del Po (Provinz Ferrara,<br />
421 km entfernt).<br />
Foto: Andreas Hartl, <strong>LBV</strong> Archiv