Visionen von der smarten Fabrik - IHK Schleswig-Holstein
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Unternehmen und Märkte<br />
Das Sylter Meersalz ist<br />
in den Varianten<br />
„grob“ und „fein“ erhältlich.<br />
Weißes Gold aus <strong>der</strong> Nordsee<br />
Foto: Thies Rätzke<br />
Sylter Meersalz GmbH „Sind Sie verrückt genug, mich zu unterstützen?“ Mit dieser Frage trat <strong>der</strong> Zwei-<br />
Sterne-Koch Alexandro Pape 2010 an die Kieler Terrawater GmbH heran. Seine Vision: <strong>der</strong> Erste zu sein, <strong>der</strong><br />
aus Nordseewasser Salz gewinnt. Was als Idee begann, hat sich zu einem vollen Erfolg entwickelt: 70 Kilo<br />
reinstes Meersalz produziert die Sylter Meersalzmanufaktur heute pro Tag.<br />
Alexandro Pape<br />
mit seiner Frau<br />
Der Einfall kam Pape, <strong>der</strong> als Küchenchef<br />
im Restaurant Fährhaus<br />
in Munkmarsch auf Sylt arbeitet,<br />
bereits 2006. Damals stellte er mit einem<br />
Freund Käse her. Die dafür nötige<br />
Salzlake wollte er aus Nordseewasser<br />
gewinnen. Sein Freund hielt ihn für einen<br />
Spinner. Trotzdem versuchte Pape,<br />
16 01/14<br />
Foto: <strong>IHK</strong>/Henkel<br />
seinen Plan umzusetzen – und scheiterte.<br />
Doch <strong>der</strong> Gedanke, das erste deutsche<br />
Salz aus <strong>der</strong> Nordsee zu gewinnen,<br />
ließ ihn nicht mehr los. Zwei Jahre lang<br />
las sich <strong>der</strong> Familienvater alles an, was<br />
ihm über Salzgewinnung in die Hände<br />
fiel. 2011 trat er dann mit <strong>der</strong> WTSH<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und Technologietransfer<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holstein</strong> GmbH in<br />
Kontakt. Hier erhielt Pape Unterstützung<br />
– und den Kontakt zur Terrawater<br />
GmbH, die Produktionsanlagen entwickelt,<br />
mit denen man aus Salz-, Brackund<br />
Abwasser Produkt- o<strong>der</strong> Trinkwasser<br />
gewinnen kann. Zweieinhalb Jahre<br />
lang testeten Pape und Terrawater-Geschäftsführer<br />
Nicolas Heyn ein neuartiges<br />
Verfahren, mit dem Meerwasser Salz<br />
entzogen wird.<br />
Seit Juli 2013 steht die Anlage nun in<br />
List auf Sylt. Die Technik basiert auf <strong>der</strong><br />
natürlichen Salzgewinnung, wie sie in<br />
Südeuropa in Sonnensalinen betrieben<br />
wird. Da diese Art <strong>der</strong> Gewinnung wegen<br />
des Klimas in unseren Breiten nicht<br />
möglich ist, imitiert die Maschine den<br />
Prozess. Zunächst gelangt Meerwasser<br />
über eine 400 Meter lange Pipeline in ein<br />
20.000 Liter fassendes Becken. Für 100<br />
Kilo Salz werden rund 3.000 Liter Wasser<br />
benötigt. In dem Bassin muss das<br />
Wasser zunächst zehn Tage ruhen. „Das<br />
ist wichtig, damit sich die Sedimente absetzen“,<br />
erklärt Pape.<br />
Keine Emissionen In <strong>der</strong> Anlage durchläuft<br />
das Wasser dann einen mehrstufigen<br />
Prozess, in dem Kondensat entsteht<br />
und das Salz kristallisiert. Dabei wird die<br />
Flüssigkeit auf lediglich 78 Grad erhitzt.<br />
„Bei dieser Temperatur sterben schädliche<br />
Keime ab, gleichzeitig bleiben die<br />
Nährstoffe erhalten“, so Pape. Dies sei <strong>der</strong><br />
Unterschied zum sogenannten Siedesalz,<br />
bei dessen Gewinnung wichtige Inhaltsstoffe<br />
fast vollständig verloren gingen.<br />
Ein hoher Nährstoffgehalt ist Pape ebenso<br />
wichtig wie <strong>der</strong> Verzicht auf künstliche<br />
Trenn- o<strong>der</strong> Zusatzstoffe. „Ich wollte ein<br />
reines Naturprodukt herstellen“, sagt er.<br />
Am Ende des Prozesses bleiben hochwertiges<br />
Meersalz und klares Wasser übrig.<br />
Getrocknet wird das „weiße Gold“ in einer<br />
Trommel: feines Salz durch Schleu<strong>der</strong>n<br />
und grobes Salz durch warme, entfeuchtete<br />
Abluft aus <strong>der</strong> Maschine.<br />
Das erste Sylter Meersalz gibt es in<br />
den Varianten „grob“ und „fein“ im<br />
betriebseigenen Shop sowie im ausgewählten<br />
Einzelhandel. Angedacht sind