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Vereine und V ERBÄNDE präsentiert: Köpfe, Klubs, Ideen 15 bis 20 Kinder im Alter von dreieinhalb bis acht Jahren tummeln sich in der Ballspielegruppe von Stefanie Asmus (hinten rechts) und Tanja Krug. Neue Wege in der Ballspielegruppe des TSV Schönberg Mit dem Ball ins Reich der Phantasie Geisterstunde in der Sporthalle des TSV Schönberg. Die Gespenster werden freigelassen, und dann geht der Spaß erst so richtig los. Die Bälle zischen, die dicken alten Geister sind auf der Burgmauer nicht mehr sicher. Danach ab in die Flugschule: Die vierjährigen Till und Ferris werfen sich die kleinen spukenden Wesen zu und balancieren dabei auf einem Wackelkissen. Stück für Stück entspinnt sich die Geschichte in diesem Phantasiereich der Bälle von Stefanie Asmus und Tanja Krug. Hätte 2009 nicht ein akuter Nachwuchsmangel die Faustballsparte des Vereins belastet, würde es die Ballspielegruppe von Asmus (38) und Krug (36) im TSV Schönberg wohl nicht geben. Kinder früh an den Ball gewöhnen, das wollen viele. Aber die beiden Mütter, die zusammen fünf Kinder im Alter zwischen sechs und 16 Jahren haben, gaben sich damit nicht zufrieden. „Wir wollten zur Bewegung auch Geschichten. Aber ein solches Konzept gab es noch nicht, wir haben nirgendwo etwas dazu gefunden“, erinnert sich Krug. Was beiden zu dem Zeitpunkt fehlte: Erfahrung und ein Trainerschein. Was beide im Überfluss mitbrachten: Enthusiasmus. Anders lässt sich nicht erklären, was dann passierte. „Wir trafen uns ein Jahr lang dreimal pro Woche“, sagt Stefanie Asmus. Aus Geschichten und Spielen wurden Themenstunden, aus Themenstunden wurde ein Konzept. Am Ende des Jahres hatten beide die Trainer-C-Lizenz und 30 fertige Stunden in der Tasche: von der Geisterstunde über das Krankenhaus bis zum Reiterhof, von Ostern bis Halloween. Geist, Kartoffel, Frikadelle – was so ein Ball nicht alles sein kann. Jetzt flattern die müden Plagegeister zurück in ihr Schlafgemach. Tabea (6) zielt genau, und schwupps fliegt ihr kleiner Ball in den Kasten. Kästen, Matten, kleine selbstgemachte Bälle mit Vogelsand – Asmus und Krug arbeiten mit einfachen Materialien. Kognitive Entwicklung, Motorik und Konzentration werden gleichermaßen gefördert, wenn sich Ball und Geschichte verbinden. „Wir haben ein Bausteinsystem“, erklärt Tanja Krug. Jede Themenstunde besteht aus einzelnen Elementen, Spielen, Übungen, die beliebig kombiniert werden können, je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Und wenn man ein solches Konzept schon erarbeitet hat: Warum nicht gleich ein Buch schreiben? Gesagt, getan! 2012 erschien „Phantasiereich der Bälle – Themenstunden rund um den Ball“ im Pohl Verlag Celle, das sich – auch in Kombination mit möglichen Fortbildungen – in erster Linie an Kindergärten, Grundschulen (1. und 2. Klasse) sowie Trainer und Übungsleiter richtet. Themen für draußen, Stunden fast ohne Einsatz von Material: Eigentlich gibt es fast nichts, was Asmus und Krug bei ihren Überlegungen nicht bedacht haben. „Wir wollen unser Konzept nach außen tragen“, sagt Stefanie Asmus. Professor Klaus Roth, Gründer der Ballschule Heidelberg, die eng auch mit der Kieler Christian-Albrechts-Universität kooperiert, zeigte sich bereits angetan vom „Phantasiereich der Bälle“, lud Asmus und Krug nach Heidelberg ein. „Wir wollen Kinder mit dem Ball vertraut machen, bevor sie sich für eine Sportart entscheiden“, so Stefanie Asmus. Am Ende wollen die aufmüpfigen Geister auch noch die Speisekammer plündern. Doch die Burgherren sind auf der Hut, auch wenn die sechsjährige Laura einfach schneller ist. 15-20 Kinder im Alter von dreieinhalb bis acht Jahren tummeln sich in der Gruppe, es gibt eine 36 SPORTforum • Nr. 106 • Dez. 2013 / Jan. 2014
Vereine und V ERBÄNDE Mit viel Fantasie verwandeln sich in der Ballspielegruppe im TSV Schönberg die Bälle - auch schon mal in Geister, die Tabea (6, vorne) hier von der Burgmauer schubsen will. Spielerisch drehen sich in der Gruppe die Übungen um den Ball und die entsprechende Geschichte. In der „Flugschule" balancieren Till (4, links) und Ferris (4) auf Wackelkissen und werfen sich gegenseitig die Bälle zu. Auch Ruhemomente gehören zu den Themen dazu. Die „Burgherren" stellen sich schlafend und müssen dann die Geister erwischen und abwerfen, die die Speisekammer plündern wollen. Warteliste. Fortbildungen am Berufsbildungszentrum Plön, beim Kreissportverband oder für die Kitas von Pädiko haben Asmus und Krug schon gegeben, immer häufiger treten Interessenten an das Duo heran. Fortbildungen und ihr Buch sind die eine Seite, aber ihr Engagement im Verein ist ehrenamtlich. Bei der Auszeichnung „Sterne des Sports“ des Deutschen Olympischen Sportbundes wurden die Ball-Königinnen aus Schönberg darum nicht nur mit dem mit 1.000 Euro dotierten „Bronzenen Stern“ im Kreis Plön geehrt, sondern setzten sich auch beim Landesentscheid („Silberner Stern“) gegen die Konkurrenz durch. Die Belohnung: 2.500 Euro und die Teilnahme an der Verleihung des „Goldenen Sterns“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am 13. Januar 2014 in Berlin. Bei so viel Rückenwind ist es kein Wunder, dass Stefanie Asmus und Tanja Krug voller Ideen stecken. „Wir möchten ein zweites Buch schreiben mit Augenmerk auf Stunden, die wenig Material und wenig Aufbau erfordern“, sagt Stefanie Asmus. In der Sporthalle ist es jetzt ruhig. Die Geister schlafen, die Kinder kommen zum Abschlusskreis zusammen, tauchen erschöpft wieder auf aus der Phantasiewelt der Bälle. Eben noch haben sie Geister gejagt und vor lauter Spaß gar nicht gemerkt, was sie leisten, wie sie ihr Gleichgewicht, ihr Tempo, ihre Phantasie trainiert haben. Vielleicht müssen sie schon beim nächsten Mal als Feuerwehrleute Wasserbomben entschärfen, oder die Bälle verwandeln sich in heiße Kartoffeln. Wer weiß? Den Ball haben Stefanie Asmus und Tanja Krug nicht neu erfunden. Sie haben ihn neu gedacht. Was für ein Abenteuer! Tamo Schwarz Sie haben in mühevoller Kleinarbeit ein „Phantasiereich der Bälle” entwickelt und wollen ihr Konzept jetzt gern an Erzieher, Lehrer, Trainer oder Übungsleiter weitergeben: Tanja Krug (links) und Stefanie Asmus. Ein ganzes Jahr lang trafen sich Stefanie Asmus und Tanja Krug dreimal pro Woche, um die Themen für ihre Ballspielegruppe zu entwickeln. Mittlerweile haben sie bereits 30 verschiedene Themenstunden im Repertoire. Vorbilder im Netz fanden sie keine, darum dachte sich das Duo: Warum nicht alles in einem Buch zusammenfassen? 2012 erschien dann ihr Buch „Phantasiereich der Bälle". www.ballgewöhnung.de SPORTforum • Nr. 106 • Dez. 2013 / Jan. 2014 37
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