April - Märkischer Bogen
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Filmclubgründung in Michendorf<br />
„Alles Große in unserer Welt geschieht<br />
nur, weil jemand mehr tut als er muss“<br />
(HERBERT GEMEINER)<br />
Das scheint das Motto des allseits bekannten<br />
„Kulturbundes“ in Michendorf zu sein,<br />
der unermüdlich neue Ideen kreiert und<br />
deren ehrenamtliche Mitarbeiter keine Mühe<br />
scheuen, Kunst und Kultur erlebbar zu<br />
machen.<br />
Am 27.02.2012 wurde also ein „Filmclub“<br />
in Michendorf gegründet, der es sich zum<br />
Ziel gesetzt hat, Filminteressierten und solchen,<br />
die es noch werden wollen, im kleinen<br />
Rahmen, in „gemütlicher Runde“ Filme zu<br />
zeigen und zu diskutieren, die vielleicht<br />
ungerechterweise in Vergessenheit geraten<br />
sind oder an denen ganz einfach vielen<br />
Gefallen finden oder auch Erinnerungen<br />
knüpfen.<br />
Hauptrolle der beliebte Erwin Geschonnek.<br />
Platter bezeichnete die DEFA ironisch als<br />
„abgeschlossenes Sammelgebiet“ und sagte<br />
„Man weiß heute mehr über die DEFA als<br />
zu DDR-Zeiten“…<br />
Er führte u.a aus, dass dieser Film niemals<br />
öffentlich im Westen gezeigt wurde und dass<br />
Geschonnek – nach der Wende befragt, ob<br />
er zu DDR-Zeiten ein Star gewesen sei –<br />
zur Antwort gab: „Star, weß ick nich, ick<br />
war immer die erste Kraft!“. Er galt Zeit seines<br />
Lebens als störrisch und widerborstig,<br />
man nannte ihn den „Hans Albers des<br />
Ostens“ und noch nach der Wende war er<br />
bekennender Kommunist.1993 erhielt er den<br />
„deutschen Filmpreis“ für sein Gesamtschaffen.<br />
Der Film soll auf einer wahren Begebenheit<br />
beruhen, er spielt kurz nach 1945, Dresden<br />
liegt in Schutt und Asche, darunter auch<br />
eine Zigarettenfabrik, die zum Wiederaufbau<br />
„Karbid“ benötigt. Kalle, ein Nich-<br />
die meisten Zuschauer noch miterlebt<br />
haben, damals – nach 1945 – aber kaum<br />
zum Lachen fanden. Hinzu kommt als weiteres<br />
Plus ein komischer Held mit dem Identifikation<br />
wiederum möglich ist: Ein Arbeiter,<br />
dessen scheinbar unerschütterlicher<br />
Gleichmut und schlauer Witz sich in allen<br />
Situationen bewähren und in der Darstellung<br />
von Erwin Geschonnek echtes Lustspielformat<br />
erhält.“<br />
Exakt das macht den Reiz des Filmes aus!<br />
Die Erwartungen der Zuschauer wurden<br />
erfüllt. Das anschließende Gespräch machte<br />
das Interesse deutlich, die Gründung des<br />
Filmclubs gelang, die nächsten vier Termine<br />
wurden festgelegt und entschieden, dass<br />
am 17. <strong>April</strong> 2013 um 19:30 im Apfelbaum<br />
der Film „Spur der Steine“ (1966,<br />
Regie Frank Beyer mit Manfred Krug)<br />
gezeigt werden soll.<br />
Wünschenswert ist – aus meiner Sicht – die<br />
Bandbreite des Filmangebotes zu erweitern.<br />
So jedenfalls betonten die Vorsitzende des<br />
Kulturbundes Marita Overbeck in ihrer kleinen<br />
Begrüßungsrede und Klaus-Dieter<br />
Becker, einem der Initiatoren der Filmclub-<br />
Idee. Er wird zukünftig auch der Ansprechpartner<br />
sein, sein Engagement ist bekannt,<br />
da kann ja nichts schief gehen…<br />
Bernd Platter, der zum Vorstand des Brandenburger<br />
Filmverbandes gehört und seit<br />
2001 die „Filmgespräche“ in Potsdam organisiert,<br />
führte zu Beginn in die Veranstaltung<br />
ein. Ein kompetenter Filmkenner also und<br />
ca. 20 Filminteressierte erhielten aufschluss -<br />
reiche Hintergrundinformationen zum avisierten<br />
Film „Karbid und Sauerampfer“, der<br />
1963 von Regisseur Frank Beyer in der DDR<br />
gedreht wurde. Ein DEFA-Film also, in der<br />
18 · <strong>April</strong> · MÄRKISCHER BOGEN<br />
traucher(!) und Vegetarier – er liebt „Sauerampfer“<br />
– macht sich auf nach Wittenberge,<br />
um dort das ersehnte Karbid zum<br />
Schweißen zu organisieren. Unterwegs<br />
trotzt er allen Widrigkeiten, begegnet Plünderern,<br />
Rotarmisten, einem geschäftstüchtigen<br />
Amerikaner, einer mannstollen Witwe<br />
und seiner großen Liebe. Schließlich<br />
gelingt es von sechs Fässern Karbid zwei<br />
unversehrt nach Dresden zu bringen, der<br />
Wiederaufbau kann beginnen.<br />
Der Tagesspiegel schreibt im Dezember<br />
1973 zu diesem Film:<br />
„Komik, nicht als Surrogat aus einer Traumfabrik,<br />
ist aus einer Realität gewonnen, die<br />
Es gibt neben den fabelhaften russischen<br />
oder DEFA-Klassikern z.B. auch wunderbares<br />
Kino aus der französischen Filmgeschichte.<br />
Hellhörig geworden durch die Äußerung<br />
eines filminteressierten Zuschauers ist es zu<br />
empfehlen, eine vielleicht misszuverstehende<br />
DDR-Verklärung mit einer entsprechenden<br />
Filmauswahl zu vermeiden.<br />
Fazit: Eine schöne Idee und Bereicherung<br />
für die Gemeinde Michendorf!<br />
Aus dem Filmclub grüßt<br />
Ortrud Meyhöfer