Blick in den Beitrag zu Bettina Gräfin Bernadotte und - Insel Mainau
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Jeder<br />
Garten ist<br />
e<strong>in</strong>e <strong>Insel</strong>
Porträt über Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong><br />
Über 80 Prozent aller Deutschen kennen die Blumen<strong>in</strong>sel Ma<strong>in</strong>au<br />
im Bo<strong>den</strong>see – ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, wird sie doch jährlich von 1,2 Millionen<br />
Gästen besucht.<br />
Ü<br />
Über 40 Ma<strong>in</strong>au-Gärtner <strong>und</strong> Gartenbau<strong>in</strong>genieure genießen dank ihrer gärtnerischen Kompetenz <strong>in</strong>ternationale<br />
Anerkennung. Das e<strong>in</strong>zigartige Know-how gärtnerischen Wissens bezüglich Pflanzenan<strong>zu</strong>cht, der Bewahrung<br />
seltener Arten wie Sorten <strong>und</strong> der Ausbau botanischer Vielfalt machen sie <strong>zu</strong> gefragten Kapazitäten.<br />
Diese Gartenexperten pflegen <strong>und</strong> entwickeln die pausenlos blühende <strong>Insel</strong> <strong>in</strong> ihrer vielfältigen Fülle,<br />
von <strong>den</strong> beliebten farbenprächtigen Beeten im klassischen Stil bis <strong>zu</strong> neuen Gartentrends. Se<strong>in</strong>en Besuchern<br />
schenkt die <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au neben Entspannung <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nlichem Genuss auch stets wertvolle Anregungen für<br />
<strong>den</strong> eigenen Garten.<br />
Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> übernahm als älteste Tochter von Lennart Graf <strong>und</strong> Sonja Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong><br />
2007 die Geschäftsführung der Ma<strong>in</strong>au GmbH. Aufgewachsen auf der Blumen<strong>in</strong>sel, prägte dies schon früh<br />
ihre E<strong>in</strong>stellung <strong>zu</strong> Natur <strong>und</strong> Umwelt. Bestens gerüstet durch ihre vielseitige Ausbildung, hat sie <strong>in</strong> jungen<br />
Jahren die große Verantwortung für das komplexe Unternehmen übernommen. Sensibel <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>en<br />
Gespür für Menschen wie Pflanzen begabt, da<strong>zu</strong> aber auch mit handfesten Management-Fähigkeiten ausgestattet,<br />
entdeckte Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> die Ma<strong>in</strong>au für sich als e<strong>in</strong>en außergewöhnlichen Ort, <strong>den</strong> sie<br />
getreu dem Motto ihrer Eltern „Gärtnern um des Menschen willen“ geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Bruder Björn Graf<br />
<strong>Bernadotte</strong> fortführt. Ihr <strong>Blick</strong> jedoch führt weit über die <strong>Insel</strong>grenzen h<strong>in</strong>aus. Kunstgeschichte, Sprachen<br />
<strong>und</strong> der Kontakt mit Menschen prägen ihr Interesse. Ob als Präsi<strong>den</strong>t<strong>in</strong> des Kuratoriums für die hochkarätigen<br />
Tagungen der Nobelpreisträger <strong>in</strong> L<strong>in</strong>dau, ihr Engagement für ges<strong>und</strong>e K<strong>in</strong>derernährung oder im Präsidium<br />
der Deutschen Gartenbaugesellschaft 1822 e.V., Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> ist der vielschichtige Dialog von<br />
Kunst, Mensch <strong>und</strong> Natur wichtig. Dies sei das Geheimnis der <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au. Sie wünsche sich, dass die<br />
Menschen bei ihrem Besuch diesen harmonischen Dreiklang spüren <strong>und</strong> auf der <strong>Insel</strong> Stun<strong>den</strong> der Ruhe <strong>und</strong><br />
Balance f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />
Selbst Mutter von drei K<strong>in</strong>dern, ist es Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> e<strong>in</strong> besonderes Anliegen, die junge Generation<br />
spielerisch <strong>in</strong> die Gartenwelt der <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au e<strong>in</strong>tauchen <strong>zu</strong> lassen. Mit genügend Freiraum <strong>zu</strong>m<br />
Austoben des k<strong>in</strong>dlichen Bewegungsdrangs, bieten „Blumi‘s Uferwelt“ <strong>und</strong> die „Wasserwelt“ Spiellandschaften<br />
<strong>zu</strong>m Erleben <strong>und</strong> Forschen. Im exotischen Schmetterl<strong>in</strong>gshaus können bunte, fasz<strong>in</strong>ierende Falter<br />
bestaunt wer<strong>den</strong>, <strong>und</strong> der neu eröffnete Insektengarten beleuchtet die spannende Welt fleißiger Bienen. Die<br />
saisonalen Wettbewerbsgärten – ausgewählt von e<strong>in</strong>er Jury – bieten Stu<strong>den</strong>ten der Garten- <strong>und</strong> Landschaftsarchitektur<br />
<strong>in</strong> jedem Jahr e<strong>in</strong>e öffentliche Plattform, um ihre Entwürfe <strong>zu</strong> realisieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em großen<br />
Publikum vor<strong>zu</strong>stellen. Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> führt mit E<strong>in</strong>fühlungsvermögen, Kompetenz <strong>und</strong> Herz<br />
das Familienerbe fort. Sie schenkt damit unzähligen Menschen e<strong>in</strong>e unvergessliche Zeit auf der <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au:<br />
e<strong>in</strong> schwimmender Garten E<strong>den</strong>, der wie e<strong>in</strong>e Blumenarche im Bo<strong>den</strong>see verankert ist.<br />
17
Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> ÜBER die <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au<br />
J<br />
<strong>Insel</strong>spaziergang mit<br />
Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong><br />
Auf der <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au treffen wir Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong><br />
<strong>Bernadotte</strong> <strong>zu</strong> unserem Interview – nicht etwa<br />
<strong>in</strong> ihrem Büro im Schloss, sondern im Park unter<br />
großen Bäumen. „Gerne nehme ich Term<strong>in</strong>e<br />
an verschie<strong>den</strong>en Orten auf der <strong>Insel</strong> wahr“, erklärt<br />
sie. „Der Spaziergang dorth<strong>in</strong> ist für mich<br />
e<strong>in</strong> schöner Moment der Entspannung, <strong>und</strong> für<br />
me<strong>in</strong>e Gesprächsteilnehmer bedeutet es Entschleunigung.“<br />
Mit ruhiger Stimme def<strong>in</strong>iert sie<br />
ihr Zauberwort „Entschleunigung“. Es sei nicht<br />
Langsamkeit geme<strong>in</strong>t, sondern e<strong>in</strong>e natürliche,<br />
humane Geschw<strong>in</strong>digkeit, bei der man sich<br />
wohlfühle, mit sich im E<strong>in</strong>klang sei. Für Menschen<br />
sei gerade <strong>in</strong> der heutigen, oft hektischen<br />
Zeit der Kontakt <strong>zu</strong>r Natur von großer Bedeutung.<br />
„Sie hat ihren eigenen, ruhigen Rhythmus<br />
ohne <strong>zu</strong> überfordern. Es ist gut, Natur <strong>in</strong> unser<br />
tägliches Leben e<strong>in</strong><strong>zu</strong>b<strong>in</strong><strong>den</strong>.“ Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong><br />
<strong>Bernadotte</strong> erklärt, wenn sie e<strong>in</strong>e kurze Erholung<br />
vom Bürodase<strong>in</strong> suche, „gehe ich me<strong>in</strong>e<br />
Schleife <strong>und</strong> mache ‚Bank hopp<strong>in</strong>g‘“, das heißt<br />
ich spaziere von Bank <strong>zu</strong> Bank“. Der Körper lockere<br />
sich, sie lasse <strong>den</strong> <strong>Blick</strong> schweifen <strong>und</strong> höre<br />
<strong>zu</strong>, was die Natur erzähle. Betrachtet sie die über<br />
150-jährigen Bäume im Arboretum oder die sakrale<br />
Atmosphäre der Mammutbäume, öffnet<br />
dies ihre Augen für die eigene zeitliche Dimension:<br />
„Dann relativiert sich e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Tag im<br />
Ozean der Zeit doch sehr“.<br />
Der Garten als <strong>Insel</strong><br />
„Jeder Garten ist eigentlich e<strong>in</strong>e <strong>Insel</strong>“, reflektiert<br />
Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong>. Ist doch e<strong>in</strong> Garten def<strong>in</strong>iert<br />
als abgegrenztes, oft „umfriedetes Stück<br />
Land <strong>zu</strong>m Zweck des Anbaus von Pflanzen“. Ob<br />
faktisch mit e<strong>in</strong>em Zaun geschützt oder durch<br />
e<strong>in</strong>e emotionale Abgren<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m Nachbarn, ist<br />
der eigene Garten e<strong>in</strong>e <strong>Insel</strong>oase. Hier können<br />
Menschen nach Belieben gestalten, sich ihren<br />
eigenen Mikrokosmos schaffen <strong>und</strong> ihr ganz<br />
persönliches Lebensgefühl entwickeln. Der Rest<br />
Jeder Garten<br />
ist eigentlich<br />
e<strong>in</strong>e <strong>Insel</strong> … Hier<br />
können Menschen<br />
nach Belieben<br />
gestalten, sich<br />
ihren eigenen<br />
Mikrokosmos schaffen<br />
<strong>und</strong> ihr ganz<br />
persönliches<br />
Lebensgefühl<br />
entwickeln<br />
q Q<br />
Rechte SEITE<br />
Im Arboretum zwischen<br />
alten Baumriesen mit <strong>Blick</strong><br />
auf <strong>den</strong> stillen Bo<strong>den</strong>see<br />
f<strong>in</strong>det Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong><br />
ihre ganz persönliche<br />
Entschleunigung.<br />
e<strong>in</strong>er immer mehr fordern<strong>den</strong> Welt bleibt draußen.<br />
Wo Kreativität <strong>und</strong> Schaffenskraft aufe<strong>in</strong>ander<br />
treffen, entstehen Gärten voller Individualität.<br />
Passend <strong>zu</strong>m Jahresmotto 2012 der<br />
Ma<strong>in</strong>au „Sehnsucht nach Sonne – <strong>Insel</strong>n des<br />
Sü<strong>den</strong>s“ haben die Ma<strong>in</strong>au-Gärtner kle<strong>in</strong>e, tropisch<br />
anmutende <strong>Insel</strong>gärten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> blau wogendes<br />
Blütenmeer gebettet. Nach fernen <strong>Insel</strong>n<br />
benannt – wie das karibische St. Lucia, die<br />
„Schwester<strong>in</strong>sel“ der Ma<strong>in</strong>au – s<strong>in</strong>d die rustikalcharmanten<br />
Installationen, gefüllt mit botanischen<br />
Kostbarkeiten aus tropischen Gefil<strong>den</strong>.<br />
Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> erklärt begeistert: „E<strong>in</strong>e andere<br />
Flora schenkt sogleich e<strong>in</strong> anderes Lebensgefühl“.<br />
Man sieht nur, was man weiß, <strong>und</strong> so haben<br />
Pflanzen die Gabe, Urlaubser<strong>in</strong>nerungen <strong>zu</strong> wecken<br />
<strong>und</strong> die Sehnsucht nach Sonne an<strong>zu</strong>fachen.<br />
In jedem Jahr wird der Wettbewerb der saisonalen<br />
Gärten ausgelobt, 2012 unter dem Titel<br />
„Reif für die <strong>Insel</strong>“. 18 junge engagierte Teams<br />
von Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbaustu<strong>den</strong>ten nahmen<br />
daran teil. Fünf prämierte Entwürfe wur<strong>den</strong><br />
auf dem <strong>Insel</strong>gelände angelegt. Sie trugen<br />
Titel wie „Was ist de<strong>in</strong>e Sehnsucht?“ – dargestellt<br />
durch e<strong>in</strong> Holzdeck als symbolisches Floß,<br />
das <strong>zu</strong>r Reise auf e<strong>in</strong>e <strong>Insel</strong> e<strong>in</strong>lädt. Besonders<br />
gefiel Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> der Garten „F<strong>in</strong>de de<strong>in</strong><br />
Gleichgewicht – ke<strong>in</strong>e Ausgeglichenheit ohne<br />
das richtige Maß an Belastung“. In der Mitte dieses<br />
Schaugartens lud e<strong>in</strong>e bewegliche Holzliege<br />
die Besucher e<strong>in</strong>, im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes<br />
das eigene Gleichgewicht <strong>zu</strong> f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Der Entwurf<br />
„Entfaltung“ zieht se<strong>in</strong>e Besucher durch<br />
dunkle niedrige Bögen – wie <strong>den</strong> biblischen Jonas<br />
<strong>in</strong> <strong>den</strong> Walfisch. Die Holzrippenbögen öffnen<br />
sich immer mehr <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> wer<strong>den</strong><br />
heller, bis man e<strong>in</strong>e sogenannte Licht<strong>in</strong>sel betritt.<br />
Die kelchartigen Holzstruktionen wer<strong>den</strong><br />
von e<strong>in</strong>er duftigen Bepflan<strong>zu</strong>ng e<strong>in</strong>gerahmt, die<br />
wie e<strong>in</strong>e frische Farbbrise wirkt. Kühles Blau<br />
von Rittersporn <strong>und</strong> Leberbalsam (Ageratum<br />
houstonianum) mischen sich mit strahlendem<br />
Weiß von Sp<strong>in</strong>nenblumen (Cleome sp<strong>in</strong>osa),<br />
18
Wir spazieren<br />
bei strahlendem<br />
Sonnensche<strong>in</strong><br />
<strong>zu</strong>r berühmten<br />
italienischen<br />
Blumenwassertreppe.<br />
q Q
Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> ÜBER die <strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au<br />
Präriekerze (Gaura l<strong>in</strong>dheimeri) <strong>und</strong> Knorpelmöhre<br />
(Ammi majus). Wie auf e<strong>in</strong>er Reise<br />
durch die eigene Fantasiewelt, verlässt der Gast<br />
diese <strong>Insel</strong> des hellen Lichts wieder durch <strong>den</strong><br />
engen, dunklen Tunnel <strong>und</strong> kehrt nun beschw<strong>in</strong>gt<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>spiriert <strong>in</strong> <strong>den</strong> Alltag <strong>zu</strong>rück.<br />
E<strong>in</strong> Garten für alle<br />
„Was wären Ihre Wünsche für e<strong>in</strong>en Garten,<br />
Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong>?“ – „In e<strong>in</strong>em Garten sollten<br />
Menschen willkommen se<strong>in</strong> <strong>und</strong> sich sofort<br />
wohlfühlen“, kommt die Antwort sofort. Als<br />
Mutter wünsche sie sich außerdem e<strong>in</strong>en möglichst<br />
großen strapazierfähigen Rasen für die<br />
K<strong>in</strong>der. In <strong>den</strong> Beeten gefalle ihr e<strong>in</strong> heiteres<br />
Mite<strong>in</strong>ander von Zier- <strong>und</strong> Nutzpflanzen: „Vermischen<br />
verzaubert“. E<strong>in</strong>gestreute Erdbeeren<br />
oder Beerensträucher verlockten da<strong>zu</strong>, Leckeres<br />
im Vorbeigehen <strong>zu</strong> naschen. Sie liebt Taglilien,<br />
weil die Blüten nicht nur w<strong>und</strong>erschön, sondern<br />
auch essbar s<strong>in</strong>d. Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> <strong>zu</strong>pft e<strong>in</strong><br />
paar Blüten <strong>und</strong> reicht sie uns <strong>zu</strong>m Verzehr. Die<br />
Staubgefäße entfernt, knabbern wir an e<strong>in</strong>zelnen<br />
pikanten Blütenblättern. Das Beste kommt<br />
<strong>zu</strong>m Schluss, <strong>den</strong>n der Blütenstempel schmeckt<br />
besonders würzig. Welch e<strong>in</strong> ungewöhnlicher<br />
<strong>und</strong> s<strong>in</strong>nlicher Genuss! Taglilienblüten über <strong>den</strong><br />
oben<br />
Der große Stau<strong>den</strong>garten<br />
schenkt mit bunter Pracht<br />
vielfältige Inspirationen.<br />
Rechts unten<br />
Dill e<strong>in</strong>fach pur:<br />
e<strong>in</strong> Genuss für alle S<strong>in</strong>ne.<br />
Salat gestreut, verleihen diesem e<strong>in</strong>en pikanten<br />
bis nussigen Geschmack. Auch die robuste, bunt<br />
blühende Kapuz<strong>in</strong>erkresse sei übrigens e<strong>in</strong>e essbare<br />
Augen- <strong>und</strong> Zungenweide.<br />
Wir spazieren bei strahlendem Sonnensche<strong>in</strong><br />
<strong>zu</strong>r berühmten italienischen Blumenwassertreppe.<br />
Über die steile Kaskade rauscht Wasser herab<br />
<strong>und</strong> sorgt für e<strong>in</strong>en erfrischen<strong>den</strong>, plätschern<strong>den</strong><br />
Klang. Erstaunt blickt der Besucher die aufsteigen<strong>den</strong>,<br />
prächtigen Blumenrabatten empor,<br />
die saisonal <strong>und</strong> jährlich neu <strong>in</strong>szeniert wer<strong>den</strong>.<br />
Uns bezaubert e<strong>in</strong> üppiger, eleganter Sommerflor<br />
<strong>in</strong> Rosé, Lila <strong>und</strong> Weiß. Viele Ideen für <strong>den</strong><br />
Garten daheim können im Stau<strong>den</strong>garten gesammelt<br />
wer<strong>den</strong>. Gehölze <strong>und</strong> markante wie<br />
duftige Gräsertuffs schaffen Struktur <strong>und</strong> bil<strong>den</strong><br />
das Gerüst für <strong>den</strong> modernen Mix aus bunten<br />
Stau<strong>den</strong>. Über 700 Arten <strong>und</strong> Sorten sorgen für<br />
e<strong>in</strong> Feuerwerk der Blüten vom Frühl<strong>in</strong>g bis <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> Herbst h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Im Gegensatz <strong>zu</strong>r Präriebepflan<strong>zu</strong>ng<br />
wird durch die <strong>zu</strong>sätzliche Verwendung<br />
von Prachtstau<strong>den</strong> wie Pf<strong>in</strong>gstrosen, Orientalischem<br />
Mohn <strong>und</strong> Taglilien, e<strong>in</strong>e blühende<br />
Dynamik für ganzjährig attraktive Beete geschaffen.<br />
Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> berichtet gern, dass<br />
die verbleiben<strong>den</strong> Fruchtstände der Stau<strong>den</strong> bei<br />
Frost oder Schnee h<strong>in</strong>reißende W<strong>in</strong>terbilder<br />
schaffen, die auf der ganzjährig geöffneten Ma<strong>in</strong>au<br />
e<strong>in</strong> <strong>zu</strong>sätzliches Highlight setzen.<br />
Beim Anblick<br />
der kunterbunten<br />
Blumenwiesen<br />
schlägt jedes<br />
Gärtnerherz<br />
höher.<br />
q Q<br />
Bienen braucht das Leben<br />
Der neu gestaltete Insektengarten unweit des <strong>Insel</strong>we<strong>in</strong>bergs<br />
ist lehrreich <strong>und</strong> anregend <strong>zu</strong>gleich.<br />
In e<strong>in</strong>er bunten Sommerblumenwiese<br />
steht das rustikale wie attraktive „Insektenhotel“,<br />
dessen Material ausschließlich von der Ma<strong>in</strong>au<br />
stammt. Naturste<strong>in</strong>platten, Ziegel, Holz <strong>und</strong><br />
Schilfhalme wur<strong>den</strong> <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em urigen Mauerwerk<br />
geschichtet. Se<strong>in</strong>e wärmespeichern<strong>den</strong><br />
Materialien bieten verschie<strong>den</strong>sten Insektenarten<br />
trockenen, gut belüfteten, sprich artgerechten<br />
Unterschlupf. Unweit davon schauen die<br />
„Wohn-Wolkenkratzer für Wildbienen“ besonders<br />
chic aus. Künstlerisch wie ökologisch wertvoll,<br />
bekamen Bäume, die auf der Ma<strong>in</strong>au gefällt<br />
wer<strong>den</strong> mussten, so neues Leben geschenkt. Mit<br />
vier bis zehn Millimeter tiefen Bohrungen versehen,<br />
wer<strong>den</strong> die turmhohen Skulpturen <strong>zu</strong>r<br />
Heimat für Wildbienen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d sogar<br />
schon <strong>in</strong> die neue Behausung e<strong>in</strong>gezogen. Besonders<br />
spektakulär ist der hohle Stamm e<strong>in</strong>er<br />
Ma<strong>in</strong>auer Silberpappel, der bereits e<strong>in</strong> umfangreiches<br />
Bienenvolk beherbergt. Besucher können<br />
<strong>in</strong> die Stammhöhle krabbeln <strong>und</strong>, durch e<strong>in</strong><br />
Netz geschützt, <strong>den</strong> fleißigen Bienen <strong>zu</strong>schauen<br />
<strong>und</strong> das muntere Summen hören: e<strong>in</strong> ungewöhnliches<br />
wie spannungsvolles Erlebnis.<br />
Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong>s Anliegen mit dem vielseitigen<br />
Insektengarten ist, <strong>den</strong> <strong>Blick</strong> auf die kle<strong>in</strong>en,<br />
lebenswichtigen Helfer der Natur <strong>zu</strong> lenken.<br />
80 Prozent der Kultur- <strong>und</strong> Wildpflanzen<br />
s<strong>in</strong>d auf die Honigbiene als Bestäuber angewiesen,<br />
die damit e<strong>in</strong>es unserer bedeutendsten<br />
Nutztiere ist, wegen ihrer m<strong>in</strong>imalen Größe oft<br />
aber unterschätzt wird. Der Honigbiene drohen<br />
heute viele Gefahren, etwa durch Pflanzenschutzmittel<br />
oder Krankheiten. Daher sei es von<br />
großer Wichtigkeit mehr Wildwuchs <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen,<br />
Monokulturen <strong>zu</strong> reduzieren <strong>und</strong> Wildbienen<br />
Brutmöglichkeiten an<strong>zu</strong>bieten. Die Ma<strong>in</strong>au ist<br />
e<strong>in</strong> Bienenparadies: die frühzeitige Apfelblüte,<br />
e<strong>in</strong> reicher Sommerblumenflor <strong>und</strong> im Herbst<br />
spätblühende Arten wie der Efeu, liefern <strong>den</strong><br />
emsigen Insekten während der ganzen Saison<br />
reichlich Nahrung. Für die Wiesen des Insektengartens<br />
hat man unterschiedliche, heimische<br />
Saatmischungen gewählt. Zur weiteren Vielfalt<br />
des Nahrungsangebots <strong>und</strong> als lebhafter <strong>Blick</strong>fang<br />
für die Besucher, wer<strong>den</strong> <strong>zu</strong>sätzlich jedes<br />
Jahr nicht heimische, farbenfrohe Sommerblumen<br />
e<strong>in</strong>gesät. Beim Anblick der kunterbunten<br />
Blumenwiesen schlägt jedes Gärtnerherz höher,<br />
<strong>und</strong> vielleicht ist die Anregung geweckt, im heimischen<br />
Garten selbst e<strong>in</strong>e hübsche Bienenherberge<br />
<strong>zu</strong> gestalten.<br />
Herzlichen Dank Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong> für e<strong>in</strong>en<br />
w<strong>und</strong>erbaren sonnigen Sommertag auf der<br />
Blumen<strong>in</strong>sel Ma<strong>in</strong>au. Als bleibende Er<strong>in</strong>nerung<br />
nehmen wir viele schöne E<strong>in</strong>drücke, Gedanken<br />
<strong>und</strong> Anregungen mit nach Hause.<br />
22 23
<strong>Insel</strong> Ma<strong>in</strong>au | Die Besonderheiten<br />
2<br />
Die unermüdliche Sp<strong>in</strong>nenblume<br />
Cleome sp<strong>in</strong>osa ist –<br />
ob weiß oder rosa – e<strong>in</strong> Star<br />
unter <strong>den</strong> hohen E<strong>in</strong>jährigen.<br />
1<br />
Die blau-weiße Brise tanzt<br />
e<strong>in</strong>en Sommer lang <strong>und</strong> im<br />
Folgejahr kann glücklich<br />
neu komponiert wer<strong>den</strong>.<br />
3<br />
Farbige Holzelemente strukturieren<br />
kunstvoll das heitere<br />
Beet <strong>und</strong> geben dem Auge e<strong>in</strong>e<br />
wohltuende Führung.
Die Liebl<strong>in</strong>gspflanze von Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong><br />
ist die Tulpe, weil sie nach dem W<strong>in</strong>ter vor Kraft<br />
nur so strotzt. Die Pracht der Tulpen ist frisch<br />
<strong>und</strong> knackig.<br />
Liebl<strong>in</strong>gssorten:<br />
Früh <strong>und</strong> dauerhaft blühende Arten:<br />
Ab März blühen die niedrigen Tulpen der<br />
Kaufmanniana-Klasse (Tulipa kaufmanniana),<br />
etwa <strong>in</strong> Orange `Early Harvest´<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> Kard<strong>in</strong>alrot `Showw<strong>in</strong>ner´;<br />
Greigii-Tulpen <strong>zu</strong>m Verwildern,<br />
etwa <strong>in</strong> Lachsrosa `Toronto´ oder <strong>in</strong><br />
leuchtendem Rot `Red Reflection´.<br />
Etwas höher blühen im April die Fosteriana-Tulpen<br />
(Tulipa fosteriana)`Orange<br />
Emperor´ oder weiß `Purissima´.<br />
Zu <strong>den</strong> formenreichen Wildtulpen<br />
gehören die gelb-weiße Tulipa tarda,<br />
die schwefelgelbe Tulipa batal<strong>in</strong>ii `Bright<br />
Gem´; mehrblütig <strong>und</strong> orangerot ist<br />
Tulipa praestans `Fusilier´.<br />
Bett<strong>in</strong>a Gräf<strong>in</strong> <strong>Bernadotte</strong>s Gartengeheimnisse<br />
SS10 Blütenpflanzen, die Bienen<br />
gute Nahrung liefern <strong>und</strong> für<br />
e<strong>in</strong>en Hausgarten geeignet s<strong>in</strong>d:<br />
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)<br />
Raublatt-Aster `Rub<strong>in</strong>schatz´<br />
Aster novae-angliae)<br />
Garten-Ste<strong>in</strong>quendel (Calam<strong>in</strong>tha nepeta<br />
var. nepeta) Roter Sonnenhut<br />
(Ech<strong>in</strong>acea purpurea `Magnus´)<br />
Kugeldistel (Ech<strong>in</strong>ops ritro`Veitch’s Blue´)<br />
Lavendel (Lavandula angustifolia<br />
`Imperial Gem´)<br />
Katzenm<strong>in</strong>ze (Nepeta racemosa `Superba´)<br />
Steppen-Salbei (Salvia nemorosa<br />
`Caradonna´)<br />
Große Fetthenne (Sedum telephium<br />
`Herbstfreude´)<br />
Patagonisches Eisenkraut<br />
(Verbena bonariensis)<br />
10 e<strong>in</strong>fache <strong>und</strong> effektive<br />
Pflanzen, die Schmetterl<strong>in</strong>ge im<br />
Hausgarten anziehen<br />
Sommerflieder (Buddleija davidii,<br />
z.B. `P<strong>in</strong>k Delight´)<br />
Geissblatt (Lonicera) (Nachtduft)<br />
Geme<strong>in</strong>e Nachtkerze (Oenothera biennis)<br />
(Nachtduft)<br />
Hoher Sommerphlox (Phlox paniculata)<br />
(Tag- <strong>und</strong> Nachtduft)<br />
Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria<br />
offic<strong>in</strong>alis) (Tag- <strong>und</strong> Nachtduft)<br />
Rote Witwenblume (Knautia macedonica)<br />
Oregano, Blumen-Dost, Heidegünsel<br />
(Origanum-Laevigatum-Hybride<br />
`Herrenhausen´)<br />
Dill (Anethum graveolens)<br />
Wandelröschen (Lantana camara)<br />
(Kübelpflanze)<br />
Fuchsien (Fuchsia) (Kübelpflanze)<br />
Gme<strong>in</strong>e<br />
Garten<br />
geheimnisse<br />
Die prächtigen, hohen Gartentulpen<br />
s<strong>in</strong>d leider meist nicht dauerhaft, dafür<br />
aber sehr spektakulär:<br />
Triumph-Tulpen: `Couleur Card<strong>in</strong>al´ mir<br />
dunkelroten Blüten, `Pr<strong>in</strong>ses Irene´ mit<br />
tieforangen, pflaumenfarben bereiften<br />
Blüten <strong>und</strong> `Negrita´mit dunkelpurpurnen<br />
Blüten.<br />
Bäuerliche Riesenblüten <strong>in</strong> leuchtendem<br />
Scharlach-Rot bil<strong>den</strong> die Darw<strong>in</strong>-Hybrid-<br />
Tulpen `Parade´, `Oxford´ <strong>und</strong> `Beauty<br />
of Appeldoorn´.<br />
Farbliche Abwechselung br<strong>in</strong>gen:<br />
`Orange Sun´ (orange Blüten), `Ad Rem´<br />
(rot-gelbe Blüten) <strong>und</strong> `P<strong>in</strong>k Impression´<br />
(rosa Blüten).<br />
Besonders elegant s<strong>in</strong>d die ab April<br />
blühen<strong>den</strong> Lilienblütigen Tulpen:<br />
Sehr edel mit weißen Blüten wirkt `White<br />
Triumphator´; rote Blüten mit gelbem<br />
Rand besitzt `Queen of Sheba´, primelgelbe<br />
Blüten `Westpo<strong>in</strong>t´.<br />
Späte Tulpen blühen im Mai:<br />
<strong>in</strong> Schwarzrot `Queen of Night´, <strong>in</strong><br />
Cremeweiß `Maureen´ <strong>und</strong> <strong>in</strong> Lachsrosa<br />
`Menton´.<br />
Hilfen für Wildbienen:<br />
Trockenmauern aus gebrauchtem Material,<br />
z. B. aus Loch- <strong>und</strong> Dachziegeln<br />
bauen. Ansichtsfläche möglichst nach<br />
Südosten ausrichten.<br />
Stehenlassen alter Baumstümpfe, die mit<br />
waagerechten Löchern versehen wer<strong>den</strong><br />
(Durchmesser 2 bis 10 mm, Tiefe ca. 8 cm).<br />
Aufhängen von Wildbienenhotels, ob<br />
selbstgemacht oder gekauft, möglichst<br />
regen- <strong>und</strong> w<strong>in</strong>dgeschützt.<br />
Stängel von Schilf, Bambus, Brombeeren<br />
<strong>in</strong> ca. 10 bis 20 cm lange Stücke schnei<strong>den</strong>,<br />
bündeln <strong>und</strong> waagerecht, vor Regen<br />
geschützt, anbr<strong>in</strong>gen.<br />
Lochziegel kaufen <strong>und</strong> an e<strong>in</strong>em regengeschützten<br />
Ort aufhängen.<br />
E<strong>in</strong> Bienenvolk im Hausgarten ist s<strong>in</strong>nvoll<br />
<strong>und</strong> erlaubt. E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destgröße des<br />
Gartens gibt es hierfür nicht, solange man<br />
<strong>den</strong> Stock so aufstellen kann, dass man<br />
e<strong>in</strong> paar Meter vor dem Ausflugloch<br />
(idealerweise nach Südosten ausgerichtet)<br />
ke<strong>in</strong>e regelmäßige Nut<strong>zu</strong>ng hat (was ist<br />
<strong>den</strong>n damit konkret geme<strong>in</strong>t?).<br />
Bienen fliegen regelmäßig im Umkreis<br />
von 3 km, um <strong>in</strong> Gärten <strong>und</strong> Grünanlagen<br />
Tracht <strong>zu</strong> sammeln.<br />
„Kniffe“ für die Ansiedlung<br />
von Schmetterl<strong>in</strong>gen:<br />
Bei Zierpflanzen darauf achten, dass die<br />
Blüten nicht gefüllt s<strong>in</strong>d.<br />
Schmetterl<strong>in</strong>ge lieben Blütenfarben <strong>in</strong><br />
P<strong>in</strong>k, Violett, Rot, Orange <strong>und</strong> Gelb.<br />
Nachtfalter lieben weiße Blüten.<br />
Süße <strong>und</strong> schwere Düfte locken alle<br />
Schmetterl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Falter an.<br />
Raupenfutterpflanzen:<br />
Gute Raupenfutterpflanzen s<strong>in</strong>d z.B. viele<br />
Dol<strong>den</strong>blütler (Möhre, Wilde Möhre,<br />
Dill, Fenchel), aber auch Thymian, natürlich<br />
die Brennnessel, sowie<br />
Brombeeren <strong>und</strong> Himbeeren.<br />
Viele Arten lieben außerdem Gehölze wie<br />
Apfel, Kirsche, G<strong>in</strong>ster, Efeu <strong>und</strong> Walnuss.<br />
Futterstellen für Schmetterl<strong>in</strong>ge:<br />
Schalen mit etwas Wasser <strong>und</strong> mit geschnittenem<br />
Obst im Garten aufstellen.<br />
Faulendes Obst (Birnen, Mirabellen,<br />
Äpfel) lockt im Spätsommer Schmetterl<strong>in</strong>ge<br />
wie z.B. <strong>den</strong> Admiral an.<br />
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