Wenn Zuschauer in Schubladen denken - Medientage München
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Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
<strong>Wenn</strong> <strong>Zuschauer</strong> <strong>in</strong> <strong>Schubladen</strong> <strong>denken</strong><br />
Fernsehgenres und Fernsehgattungen<br />
aus Rezipientensicht<br />
Jella Hoffmann<br />
LMU <strong>München</strong>
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 2<br />
Überblick<br />
! Zu den <strong>Schubladen</strong>: Was s<strong>in</strong>d Klassifikationen?<br />
! Bedeutung von Programmklassifikationen<br />
! Programmklassifikationen aus Experten- und Rezipientensicht<br />
! Beispiel: Verbrechenbezogene Fernsehgenres aus Rezipientensicht<br />
! Möglichkeiten zur Integration der Rezipientensicht<br />
! Fazit
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 3<br />
Was s<strong>in</strong>d Klassifikationen?<br />
! Programmklassifikationen ordnen verschiedene E<strong>in</strong>zelsendungen <strong>in</strong><br />
Gruppen (Gattungen, Genres) von Sendungen, die sich <strong>in</strong> Bezug auf<br />
bestimmte Merkmale (Form, Inhalt) ähnlich s<strong>in</strong>d<br />
! TV-Programm wird meist klassifiziert <strong>in</strong><br />
" Gattungen (formale Merkmale) z.B.: Show, Magaz<strong>in</strong>, Serie<br />
" Genres (<strong>in</strong>haltliche Merkmale) z.B.: Krimi, Komödie
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 4<br />
Bedeutung von Programmklassifikationen<br />
! für Kommunikatoren<br />
! für Rezipienten<br />
! für die Kommunikationsforschung:<br />
E<strong>in</strong>satz bei der Erhebung von Fernsehnutzung und Fernsehpräferenzen<br />
" Zusammenfassung oder Zuordnung von E<strong>in</strong>zelsendungen im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
" a-priori-Antwortalternativen <strong>in</strong> Nutzungs- und Präferenzfragen
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 5<br />
Programmklassifikationen aus Expertensicht<br />
! Ausgangsbasis: objektive Merkmale der Sendungen<br />
! Experten klassifizieren nach e<strong>in</strong>heitlichen Kriterien<br />
! Experten bezeichnen die Kategorien<br />
z.B. AGF/GfK-Programmcodierung<br />
! Vorteile:<br />
" gut strukturiert<br />
" trennscharf und umfassend<br />
" leicht erstellbar bzw. Rückgriff auf bereits etablierte Klassifikationen<br />
möglich<br />
! Folge: meisten Studien arbeiten mit Expertenklassifikationen
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 6<br />
Programmklassifikationen aus Expertensicht<br />
! Probleme:<br />
" <strong>Zuschauer</strong> klassifizieren z.T. nach anderen Kriterien als Experten<br />
" <strong>Zuschauer</strong> verstehen unter bestimmten Gattungen oder Genres z.T.<br />
etwas anderes als Experten<br />
" <strong>Zuschauer</strong> bezeichnen Gattungen oder Genres z.T. anders als Experten<br />
! Folge: wenig valide Ergebnisse bei der Erhebung von Fernsehnutzung<br />
und Präferenzen
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 7<br />
Programmklassifikationen aus Rezipientensicht<br />
! Ausgangsbasis: Wahrnehmung der <strong>Zuschauer</strong><br />
! <strong>Zuschauer</strong> klassifizieren nach eigenen Kriterien<br />
! <strong>Zuschauer</strong> bezeichnen die Kategorien<br />
! Probleme:<br />
" kaum Studien zur Programmklassifikationen aus Rezipientensicht<br />
" wenige vorhandene Studien nicht aktuell (Rusch 1993, MGM 1994)<br />
" vorhandene Studien bezeichnen die gefundenen Kategorien nicht<br />
zuschauerorientiert<br />
" klassifizieren verschiedene <strong>Zuschauer</strong> überhaupt relativ ähnlich?
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 8<br />
Beispielstudie: Verbrechenbezogene Fernsehgenres<br />
aus Rezipientensicht<br />
! Gegenstand: Sendungen, <strong>in</strong> denen es im weitesten S<strong>in</strong>ne um<br />
Verbrechen und/oder deren Aufklärung geht<br />
! Forschungsfragen<br />
" Klassifizieren verschiedene <strong>Zuschauer</strong> verbrechensbezogene Sendungen<br />
ähnlich, d.h. gibt es zuschauerübergreifende Kategorien?<br />
" <strong>Wenn</strong> ja, welche Kategorien bilden die <strong>Zuschauer</strong> für<br />
verbrechensbezogene Sendungen?<br />
" Wie bezeichnen die <strong>Zuschauer</strong> diese Kategorien?
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 9<br />
Verbrechenbezogene Fernsehgenres aus<br />
Rezipientensicht<br />
! Aufbau der Studie<br />
" face-to-face-Interviews mit 57 Personen (Quotenstichprobe)<br />
" 60 verbrechensbezogene Sendungen des aktuellen TV-Angebots (z.B.<br />
Aktenzeichen XY, Tatort, Kommissar Rex etc.)<br />
" freie Gruppierung und Erhebung der Bezeichnung für die gebildeten<br />
Gruppen<br />
" Eigenschaftsbeurteilung der Sendungen<br />
! Auswertung: multivariate Analysen für die 20 bekanntesten Sendungen
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 10<br />
Verbrechenbezogene Fernsehgenres aus<br />
reale Fälle<br />
Rezipientensicht - Ergebnisse Richter<strong>in</strong> Salesch<br />
Aktenzeichen XY<br />
Bella Block<br />
Tatort Soko 5113Großstadtr.<br />
Akte X<br />
H<strong>in</strong>ter Gittern<br />
Mystery-<br />
Serie<br />
Gefängnis-<br />
Soap<br />
eutsche<br />
olizeikrimis<br />
Derrick<br />
Der Alte Fall f. Zwei<br />
Wolffsrevier<br />
Kommissar<br />
Kom. Rex<br />
Bulle v. Tölz<br />
Columbo<br />
Miss Marple<br />
ältere<br />
E<strong>in</strong>zelkämpferkrimis<br />
A-Team<br />
Hart aber herzlich<br />
E<strong>in</strong> Colt für alle Fälle<br />
amerikanische<br />
Actionserien
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Folie 11<br />
Erweiterungen für die angewandte<br />
<strong>Zuschauer</strong>forschung<br />
! Detailanalyse der Sortierkriterien der Rezipienten<br />
! Analyse der Eigenschaftsurteile; Erstellung von Eigenschaftsprofilen<br />
der Sendungsgruppen<br />
! Erhebung von Idealprofilen<br />
! E<strong>in</strong>passung von <strong>Zuschauer</strong>n<br />
oder <strong>Zuschauer</strong>gruppen<br />
<strong>in</strong> die Konfiguration A<br />
! E<strong>in</strong>passung von neuen<br />
Sendungen<br />
A<br />
reale Fälle<br />
Mystery-<br />
Serie<br />
B<br />
ältere<br />
E<strong>in</strong>zelkämpfer<br />
-krimis<br />
C<br />
dt. Polizeikrimis<br />
Gefängnis-<br />
Soap<br />
amerik.<br />
Actionserien
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 12<br />
Möglichkeiten zur Integration der Rezipientensicht<br />
! Konzentration auf <strong>in</strong>teressierende Teilbereiche des<br />
Programms<br />
! Vorgabe relevanter bzw. <strong>in</strong>teressierender Kriterien<br />
! Vorgabe der Kategorien –<br />
Zuordnung der E<strong>in</strong>zelsendungen durch die <strong>Zuschauer</strong><br />
abnehmende<br />
<strong>Zuschauer</strong>orientierung<br />
! Vorgabe der Kategorien –<br />
Erhebung von typischen Beispielen
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Folie 13<br />
Fazit<br />
! Klassifikationen s<strong>in</strong>d für alle Medienhandelnden von Bedeutung<br />
! beim E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der <strong>Zuschauer</strong>forschung sollten sich Experten- und<br />
Rezipientenklassifikationen möglichst decken<br />
! Berücksichtigung bzw. Integration der <strong>Zuschauer</strong>sicht wichtig<br />
! spezifische Lösungen je nach Fragestellung und Kontext<br />
! Klassifikationen s<strong>in</strong>d dynamisch
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />
Alle Vorträge f<strong>in</strong>den sie unter<br />
www.ifkw.de/medientage2004