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AAuuusss ddeeemmm SStttaaadddtttrrraaattt - Dessau-Roßlau

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Seite 32 Nummer 4, April 2008<br />

Aus dem Stadtrat:<br />

Fraktion Pro <strong>Dessau</strong>-<strong>Roßlau</strong>/NEUES FORUM<br />

Der Streit ums Erbe<br />

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

ein Aufschrei der Entrüstung<br />

geht durch weite Bereiche der<br />

Bevölkerung, das Weltkulturerbe<br />

der Stadt Dresden soll aberkannt<br />

werden, wenn eine<br />

neue Brücke über die Elbe gebaut<br />

wird. Die Entrüstung ist<br />

berechtigt. Nur die daraus resultierenden<br />

Konsequenzen im<br />

Handeln der Menschen gehen<br />

weit auseinander.<br />

Einerseits wird eine Protestbewegung<br />

in Gang gesetzt, die<br />

das Ziel verfolgt den Bau der<br />

Waldschlösschenbrücke mit aller<br />

Macht zu verhindern. Die<br />

destruktivste Variante des Widerstandes<br />

richtet sich gegen<br />

all diejenigen, die tagtäglich den<br />

Fluss überqueren müssen, um<br />

ihrer Arbeit nachzugehen und<br />

die das dringende Bedürfnis<br />

haben, mit möglichst geringem<br />

Zeitaufwand von A nach B gelangen<br />

zu können. In der gegenwärtigen<br />

Situation sind<br />

Staus im Berufsverkehr an der<br />

Tagesordnung.<br />

Ein weiterer Teil der Brückengegner<br />

befürwortet nunmehr<br />

den Bau eines Tunnels. Sie folgen<br />

dem Bestreben, wenn das<br />

Kulturerbe nicht sichtbar verändert<br />

werden darf, dann muss<br />

man eben unter die Erde ausweichen.<br />

Über die Folgen eines<br />

derartigen Eingriffes, die Machbarkeit<br />

eines solchen Vorhabens<br />

und den zeitlichen Rahmen<br />

einer solchen Lösung ist<br />

hierbei wohl noch nicht in letzter<br />

Konsequenz nachgedacht<br />

worden. Gehört der Untergrund<br />

des Weltkulturerbes nicht auch<br />

zum Weltkulturerbe? Sind unterirdische<br />

Wege mit Aushub<br />

von Unmengen Gestein nicht<br />

ein weit größerer unumkehrbarer<br />

Eingriff in die Natur?<br />

Es gibt aber auch eine dritte<br />

Gruppe in der Bevölkerung, die<br />

derzeit zugegebener Maßen<br />

kaum medienwirksam ins Licht<br />

gerückt wird. Es sind alle Projektanten,<br />

Planer und Konstrukteure,<br />

die seit vielen<br />

Jahren ein Ziel verfolgen. Ein<br />

offensichtlich notwendiger<br />

Brückenbau soll mit technischem<br />

Augenmaß und unter<br />

Anwendung ihres Wissens und<br />

Könnens umgesetzt werden.<br />

Hat unsere Generation nicht<br />

auch das Recht der Welt ein<br />

Erbe zu hinterlassen? Hätten<br />

die Konstrukteure des „Blauen<br />

Wunders“ unter den heutigen<br />

Bedingungen überhaupt die<br />

Chance gehabt, dem damals<br />

vorhandenen Erbe ihrer Vorfahren<br />

ein weiteres technisches<br />

Denkmal hinzuzufügen? Ist die<br />

Entstehung eines Weltkulturerbes<br />

nicht gerade dadurch erst<br />

möglich, dass über Generationen<br />

und geschichtliche Epochen<br />

Schritt für Schritt Bausteine<br />

und Kunstwerke zusammengefügt<br />

wurden, die alle<br />

entsprechend der Möglichkeiten<br />

der jeweiligen Zeit bewundernswert<br />

sind?<br />

Ich glaube, dass sich das derzeit<br />

stattfindende Drama zu Füßen<br />

der ehemaligen Wirkungsstätte<br />

des verstorbenen Professors<br />

Manfred von Ardenne<br />

unwürdige Formen annimmt.<br />

Der Zank erhält immer mehr<br />

den Charakter mieser Erbstreitigkeiten.<br />

Gesteuert und in<br />

Gang gesetzt von Egoisten und<br />

Populisten, die selbst nicht in<br />

der Lage sind, unseren Nachkommen<br />

etwas zu vererben,<br />

aber selbst bestimmen wollen,<br />

wer das Weltkulturerbe in Anspruch<br />

nehmen darf und wer<br />

dafür unwürdig ist. Wenn es uns<br />

künftig nicht gelingt die Arbeit<br />

der Leistungsträger in unserer<br />

Gesellschaft gebührend zu würdigen<br />

und anzuerkennen, steht<br />

uns eine Entwicklungsphase<br />

der Konservierung des Ist-Zustandes<br />

und der Stagnation bevor,<br />

die unweigerlich unsere<br />

Standorte in der globalen Entwicklung<br />

zurückbleiben lässt.<br />

Wer erbt in <strong>Dessau</strong>-<strong>Roßlau</strong>?<br />

Und nun, liebe Bürger, beurteilen<br />

Sie selbst die Kritiken am<br />

Brückenbauvorhaben zweite<br />

Muldebrücke im Bereich Wasserstadt-Friederikenplatz.<br />

In der<br />

Mitteldeutschen Zeitung meldet<br />

sich zuerst der bekannte<br />

Freie Redakteur Herr Steinberg<br />

mit einem Kommentar und eröffnet<br />

damit die öffentliche<br />

Brandmarkung des Projektes.<br />

In Form von Leserbriefen, der<br />

Stellungnahme des Vereins Arbeitskreis<br />

Hallesche Auenwälder<br />

(AHA) und so weiter wird<br />

angekündigt, dass man genau<br />

das Szenario „Waldschlösschenbrücke“<br />

in der Stadt <strong>Dessau</strong><br />

haben will. Ungehört und<br />

unberücksichtigt bleiben dabei<br />

alle bereits erfolgten Vorabsprachen<br />

der <strong>Dessau</strong>er Verwaltung<br />

mit Entscheidungsträgern<br />

der Gremien der Denkmalpflege,<br />

der Kulturstiftung,<br />

des Biosphärenreservats und<br />

des Weltkulturerbes. Eine Verlässlichkeit<br />

in der Zusammenarbeit<br />

aller Beteiligten ist von<br />

einigen selbsternannten Mahnern,<br />

Kulturpflegern oder gar<br />

Kulturhütern nicht gewünscht.<br />

Es ist doch so einfach, zu Popularität<br />

zu gelangen. Wenn<br />

AHA zum Beispiel zum Arbeitgeber<br />

werden würde, der vielen<br />

Menschen in unserer Region<br />

Arbeit bietet und für die<br />

Menschen in der Region die<br />

Existenz und den Lebensunterhalt<br />

durch Arbeit in den<br />

Auenwäldern sichern könnte,<br />

dann wäre auch ihre Kritik an<br />

der weiteren Entwicklung der<br />

Verkehrsnetze gerechtfertigt.<br />

Solange aber der Erhalt der<br />

Auenwälder niemanden in der<br />

Bevölkerung eine berufliche<br />

Perspektive bietet, müssen die<br />

Interessen der Bevölkerung eine<br />

höhere Priorität erhalten.<br />

Anmerkung der Redaktion: Für den Inhalt zeichnet ausschließlich die Fraktion verantwortlich.<br />

In der Sache will auch mir nicht<br />

einleuchten, warum die Trassenführung<br />

der neuen Straße<br />

in der Wasserstadt ausgerechnet<br />

zwischen zwei Jugendstil-<br />

Villen gelegt werden musste.<br />

Das ist jedoch das Ergebnis der<br />

Zusammenarbeit der beteiligten<br />

Verantwortlichen und muss<br />

so akzeptiert werden. Auch<br />

wenn mir das aus technischer<br />

Sicht und nach meinem logischen<br />

Empfinden schwer fällt.<br />

Besser als die Zeit der weiteren<br />

Stagnation ist nun endlich<br />

die Zeit der weiteren Entwicklung<br />

bis zur Vollendung des<br />

Bauwerkes, das auch ein neues<br />

Markenzeichen der Stadt,<br />

eine neue Landmarke am Rande<br />

oder inmitten der Weltkulturerbestätten<br />

werden kann.<br />

Wir wünschen allen Bewohnern<br />

der Stadt <strong>Dessau</strong>-<strong>Roßlau</strong>,<br />

dass das neue Brückenbauwerk<br />

fertig gestellt werden<br />

kann, bevor die vorhandene<br />

Muldebrücke an der B185<br />

endgültig kaputt geht und für<br />

den Verkehr eingeschränkt<br />

werden muss. Gerade für die<br />

Bewohner östlich der Mulde,<br />

die ihrer täglichen Arbeit westlich<br />

der Mulde nachgehen, aber<br />

auch für die Bewohner, die zum<br />

Beispiel für einen Arztbesuch<br />

die Mulde überqueren müssen,<br />

ist eine Brücke eine Lebensader,<br />

auf die unmöglich verzichtet<br />

werden kann.<br />

Hoffen wir, dass sich in der Sache<br />

das positive Denken<br />

durchsetzt. Anderenfalls, liebe<br />

Bürger, schauen Sie genau hin,<br />

durch welche Stadträte und<br />

Fraktionen der Widerstand gegen<br />

die Ostrandstraße und die<br />

neue Muldebrücke unterstützt<br />

wird. Entscheiden Sie selbst,<br />

welches Handeln Pro und welches<br />

Kontra für die Heimatstadt<br />

ist.<br />

Dr. Gert Möbius<br />

Pressereferent Fraktion<br />

Pro <strong>Dessau</strong>-<strong>Roßlau</strong>/<br />

NEUES FORUM

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