Sensorische Qualität ab Hof - Mikromarkt.eu
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Modul 9: Produktverbesserung Kapitel 2<br />
<strong>Sensorische</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>ab</strong> <strong>Hof</strong><br />
Dipl. oec. troph. (FH)<br />
S<strong>ab</strong>rina Norckauer. Astin<br />
Malschinger
INHALT<br />
MODUL Produktverbesserung<br />
<strong>Sensorische</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>ab</strong> <strong>Hof</strong><br />
AutorIn:<br />
Dipl. oec. troph. (FH) S<strong>ab</strong>rina Norckauer<br />
A. Einführung........................................................................ 3<br />
B. Sensorik im Überblick ........................................................ 4<br />
C. Richtig verkosten! ............................................................. 5<br />
D. Praxis.Werkstatt ................................................................ 8<br />
____________________________________________<br />
IMPRESSUM<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Austrian Marketing University of Applied Sciences, Campus Wieselburg der<br />
FH Wiener N<strong>eu</strong>stadt, Austria, 3250 Wieselburg, Zeiselgr<strong>ab</strong>en 4.<br />
© 2010 Austrian Marketing University of Applied Sciences<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung sind<br />
vorbehalten.<br />
T: 0043-(0)-7416-53000-0<br />
E: office@amu.at<br />
I: www.amu.at<br />
vertreten durch: Dr. Astin Malschinger<br />
Dieses Selbst-Lernprogramm konnte dank der Unterstützung der EU,<br />
konkret durch das Programm „Lifelong Learning“, realisiert werden.
A. Einführung<br />
Was ist überhaupt Sensorik?<br />
Die Sensorik ist die Wissenschaft vom Einsatz menschlicher Sinnesorgane<br />
zu Prüf- und Messzwecken. 1 So können ohne den Einsatz von t<strong>eu</strong>ren<br />
technischen Analysegeräten Informationen über die Produktqualität<br />
gewonnen werden. Die Prüfpersonen agieren hierbei als „Messinstrument“.<br />
Sensory Evaluation is the scientific discipline used to evoke, measure,<br />
analyse and interpret those reactions to characteristics of food and<br />
materials as they are perceived through the senses of sight, smell, taste,<br />
touch and hearing 2 .<br />
Die optimale sensorische Produktqualität ergibt sich aus der<br />
Fehlerfreiheit hinsichtlich des Aussehens (z. B. Farbe), des Geruchs, des<br />
Geschmacks, des Geräusches beim Verzehr und der Textur bzw. des<br />
Mundgefühls.<br />
Was lernen Sie in dieser Lerneinheit?<br />
Diese Lerneinheit vermittelt Ihnen, wie Sie mit dem Einsatz Ihrer fünf<br />
Sinne - dem Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen – die<br />
sensorische <strong>Qualität</strong> der hofeigenen Produkte ohne großen Aufwand<br />
überprüfen können.<br />
Und was ist mit Ihren Kunden? Wie bekommen Sie vom Kunden ein<br />
nützliches Feedback über die sensorische Produktqualität? Praktische<br />
Beispiele zeigen Ihnen die Möglichkeiten der sensorischen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung und Produktoptimierung auf.<br />
1 DIN 10950-1 – <strong>Sensorische</strong> Prüfung – Teil 1: Begriffe, D<strong>eu</strong>tsches Institut für Normung e.V., B<strong>eu</strong>th Verlag.<br />
Berlin<br />
2 Herbert Stone and Joel L Sidel: Sensory Evaluation Practices, 3rd edition, Food science and technology.<br />
International series. Elsevier Academic Press (USA). 2004
B. Sensorik im Überblick<br />
Die Einsatzgebiete der Sensorik sind vielfältig.<br />
<strong>Sensorische</strong> Untersuchungsmethoden sind in der Industrie bereits weit<br />
verbreitet. Neben der <strong>Qualität</strong>ssicherung findet sie Anwendung in den<br />
Bereichen Produktentwicklung, Marketing, Einkauf und Vertrieb.<br />
Nahezu jedes Produkt, das sie im Handel finden, wurde einer oder<br />
mehrerer sensorischer Prüfungen unterzogen. Zum Beispiel bei der<br />
Wareneingangskontrolle, im Produktentwicklungsprozess, bei der<br />
Verpackungsprüfung oder in Verbrauchertests, um die Beliebtheit von<br />
Produkten zu untersuchen. Egal ob wir jetzt über industrielle<br />
Lebensmittelproduzenten oder Ab-<strong>Hof</strong> Produzenten sprechen, klar ist, dass<br />
der Erfolg von Produkten am Markt stark von deren sensorischen<br />
Eigenschaften <strong>ab</strong>hängt.<br />
Warum ist die „sensorische <strong>Qualität</strong>“ Ihrer Produkte so wichtig?<br />
Die sensorische <strong>Qualität</strong> von Lebensmitteln gibt Auskunft über deren<br />
Genusswert. Dieser entscheidet über die Akzeptanz beim Kunden und<br />
darüber, ob es zu einem Wiederkauf kommt.<br />
Aber der Anspruch Ihrer Kunden geht über die Fehlerfreiheit des<br />
Produktes hinaus. Die Abgrenzung der Ab-<strong>Hof</strong> Produkte gegenüber<br />
industriell gefertigter Produkte zeigt sich besonders im zusätzlichen<br />
Anspruch an kultureller <strong>Qualität</strong>. Die Kunden von Direktvermarktern<br />
wollen den Geschmack der Region schmecken. Die regelmäßige<br />
Überprüfung der sensorischen <strong>Qualität</strong> Ihrer Produkte trägt dazu bei,<br />
Ihren Kunden kontinuierlich eine gleichbleibende <strong>Qualität</strong> liefern zu<br />
können.<br />
<strong>Sensorische</strong> Methoden im Überblick<br />
Grundsätzlich unterscheidet man in der Sensorik zwischen objektiven<br />
Prüfmethoden und hedonischen, subjektiven Prüfmethoden.<br />
Die objektiven Prüfmethoden dienen dazu ein Produkt auf seine<br />
sensorischen Eigenschaften zu analysieren. Persönliche Vorlieben der<br />
Prüfpersonen spielen keine Rolle. Das Haupteinsatzgebiet der objektiven<br />
Prüfmethoden ist die Produktentwicklung und <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Darunter fallen die beschreibenden Prüfungen und die Unterschiedstests,<br />
auf welche in der Praxis.Werkstatt noch näher eingegangen wird. Die<br />
hedonischen, subjektiven Prüfmethoden messen die Beliebtheit von<br />
Produkten. Konsumententest gehören zu dieser Testkategorie.
C. Richtig verkosten!<br />
Bevor Sie lernen, wie Sie die sensorische <strong>Qualität</strong>ssicherung in Ihren<br />
Produktionsprozess integrieren können, sollen Sie Grundlegendes über das<br />
Verkosten von Lebensmitteln erfahren. Hält man sich bei der sensorischen<br />
Analyse nicht an gewisse Verkostungsregeln, verfälscht man leicht die<br />
Ergebnisse.<br />
Anforderungen an die Testpersonen<br />
Folgende Aspekte h<strong>ab</strong>en sich in der sensorischen Praxis als hilfreich<br />
erwiesen:<br />
gesunde Testpersonen (nicht erkältet, keine dauerhafte<br />
Medikamenteneinnahme)<br />
keine stark riechenden Kosmetika verwenden<br />
1-2 Std. vor dem Test nicht rauchen<br />
1 Std. vor dem Test keinen Kaffee trinken<br />
weder zu satt noch zu hungrig sein<br />
Ruhe, Konzentration und Interesse<br />
Anforderung an die Prüfproben<br />
Für eine unvoreingenommene, objektive B<strong>eu</strong>rteilung von Prüfproben<br />
richten Sie diese mit n<strong>eu</strong>traler Verpackung oder auf n<strong>eu</strong>tralem Geschirr an<br />
und verschlüsseln Sie diese mit dreistelligen Zufallszahlen. Man nennt<br />
diesen Vorgang auch „Verblinden“. Verkosten Sie beispielsweise Produkte<br />
mit verschiedener Haltbarkeitsdaten nebeneinander, entfernen Sie<br />
unbedingt den Datumsstempel, da Sie dieser unterbewusst in Ihrer<br />
sensorischen B<strong>eu</strong>rteilung beeinflussen kann.<br />
Die Produkttemperatur sollte beim Verkosten der üblichen<br />
Verzehrtemperatur entsprechen. Denken Sie daran, Ihre Produkte vor der<br />
Verkostung rechtzeitig aus der Kühlung zu nehmen.<br />
T<strong>ab</strong>elle 1: Beispiel für optimale Verzehrtemperaturen von flüssigen Produkten 3<br />
Säfte, Softdrinks 10-14 °C<br />
Wein 12°C<br />
Kaffee, Tee<br />
60-65°C<br />
3 Kirsten Buchecker: Sensorik, 1. Auflage, BEHR´S Verlag, Hamburg, 2008, S. 41
N<strong>eu</strong>tralisieren und Pausen einlegen<br />
Bei intensiv riechenden oder schmeckenden Probe ist es besonders<br />
wichtig, die Anzahl der zu verkostenden Proben gering zu halten.<br />
N<strong>eu</strong>tralisieren Sie Ihren Geschmackssinn zwischendurch mit Wasser und<br />
n<strong>eu</strong>tralem Brot (Knäckebrot, Weißbrot). Bei stark riechenden Proben<br />
können Sie Ihren Geruchssinn durch Riechen an einer schwachen<br />
Zitronensaftlösung n<strong>eu</strong>tralisieren oder Sie gehen kurz an die frische Luft.<br />
Denken sie daran, bei hoher Probenanzahl und intensiven Proben, Pausen<br />
einzulegen.<br />
Verkostungstechnik<br />
Kleiden Sie Ihre Zunge komplett mit dem Testprodukt aus. So kann sich<br />
der Geschmack am Besten entfalten. Wärmen Sie kalte Produkte im Mund<br />
an. Aromastoffe werden so flüchtig und können zur Riechschleimhaut<br />
gelangen. Das Riechen spielt nämlich beim Schmecken eine große Rolle.<br />
Denn was ist schon eine reine Geschmackswahrnehmung? Denken Sie<br />
zum Beispiel an den Kaffee: in dem man sagt der Kaffee „schmeckt<br />
aromatisch“, meint man hier eine Mixtur aus Geschmacks- und<br />
Geruchsempfindung. Das Zusammenspiel des Geruchs- und<br />
Geschmackssinns erklärt auch, warum Sie mit einer erkälteten Nase wenig<br />
schmecken.<br />
Riechtechnik<br />
Durch normales Einatmen gelangen nur 5% der Geruchsstoffe in die<br />
Nase/ an die Riechschleimhaut. Effektiver riechen Sie durch stoßartiges<br />
„Schnüffeln“, wobei 20-30% der Geruchsstoffe aufgenommen werden<br />
können. 4<br />
Die Rolle des Verkostungsleiters<br />
Als Verkostungsleiter sind Sie verantwortlich für Vorbereitung<br />
Durchführung und Auswertung von sensorischen Prüfungen. Wenn es<br />
darum geht, Produkte im Rahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung mit sensorischen<br />
Begriffen zu beschreiben, können Sie Verkostungsleiter und Prüfer<br />
zugleich sein. Geht es allerdings um einen Blindtest, bei dem<br />
Testpersonen Unterschiede erkennen oder Präferenzen äußern sollen, sind<br />
4 Ralph N<strong>eu</strong>mann und Pal Molnár: <strong>Sensorische</strong> Lebensmitteluntersuchung, 2. n<strong>eu</strong>bearb. Auflage BEHR´S Verlag<br />
Hamburg, 1991, S. 69
Sie als Verkostungsleiter nicht n<strong>eu</strong>tral und sollten deshalb nicht an der<br />
Verkostung teilnehmen.<br />
Ihr Vorteil: Sie selbst h<strong>ab</strong>en die besten Produktkenntnisse und durch<br />
häufiges Verkosten sind sie geschult in Ihrer objektiven, sensorischen<br />
B<strong>eu</strong>rteilung.<br />
Ihr Nachteil: Sie laufen Gefahr „betriebsblind“ zu werden! Analysieren<br />
Sie deshalb immer mal wieder den Markt und verkosten Sie Ihre Produkte<br />
zusammen mit Konkurrenzprodukten.
D. Praxis.Werkstatt<br />
Machen Sie Ihre <strong>Qualität</strong> messbar und …<br />
… erstellen Sie sich sensorische Spezifikationen.<br />
Auch wenn die chemischen, mikrobiologischen und physikalischen<br />
Eigenschaften Ihrer Produkte in Ordnung sind, heißt das noch nicht, dass<br />
die sensorischen Eigenschaften dem gewohnten Standard entsprechen.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Welche Anforderungen stellen Sie und Ihre Kunden an Ihre Rohstoffe und<br />
Endprodukte? Sie als Erz<strong>eu</strong>ger entscheiden selbst über die hofeigenen<br />
<strong>Qualität</strong>skriterien. Erstellen Sie sich selbst Ihre Spezifikationen zu Ihren<br />
Rohwaren und/oder Fertigprodukten und erfassen Sie darin alle, für das<br />
Produkt relevanten Charakteristika.<br />
Dazu gehören:<br />
alle produkttypischen Merkmale (z.B. knusprig bei Backwaren)<br />
Merkmale, die für die Beliebtheit beim Verbraucher eine wichtige<br />
Rolle spielen (z. B. glänzende Oberfläche beim Joghurt)<br />
Merkmale, die auf bekannte Produktionsprobleme hinweisen<br />
Merkmale für Off-Flavour (Fehlgeschmack/-geruch) z. B. bedingt<br />
durch Verpackungsmaterialien<br />
Los geht´s!<br />
A: Begriffsfindung – relevante sensorische Attribute<br />
1. Stellen sie ein kleines Team zusammen, das mit Ihren Produkten gut<br />
vertraut ist.<br />
2. Wählen Sie ein Produkt aus und beschaffen Sie die Referenzprobe<br />
(betriebsinterner Standard).<br />
3. Jede Prüfperson verkostet die Referenzprobe und sammelt für sich<br />
beschreibende und wertungsfreie Attribute für die Kategorien<br />
Aussehen, Geruch, Geschmack, Mundgefühl/Textur und<br />
Nachgeschmack.<br />
4. Sammeln Sie im Plenum alle Begriffe, die sich die Prüfer notiert h<strong>ab</strong>en<br />
und notieren Sie zu jedem Begriff die Anzahl der Nennung.<br />
5. Entscheiden sie nun im Plenum welche Begriffe für die sensorische<br />
Beschreibung unbedingt erforderlich und welche zu vernachlässigen<br />
sind. Legen Sie sich gemeinsam auf max. 4-6 Begriffe pro Kategorie<br />
fest.<br />
6. Klären Sie gemeinsam alle Begriffe, und sichern Sie sich <strong>ab</strong>, dass<br />
jeder Prüfer unter den Begriffen das Gleiche versteht.
TIPP: Verzichten Sie auf Beschreibungen wie „arttypisch“, da diese viel zu<br />
pauschal sind. Am Beispiel Äpfel für die Herstellung von Apfelsaft: Die<br />
Herkunft, die Sorte und der Reifegrad der Äpfel h<strong>ab</strong>en großen Einfluss auf<br />
die sensorischen Eigenschaften, so dass diese unbedingt so genau wie<br />
möglich zu benennen sind.<br />
B: Übertragen Sie die Begriffe in die Spezifikation<br />
1. Wollen Sie ausschließlich mit den Begrifflichkeiten arbeiten, ohne<br />
deren Intensität zu erfassen, so kann Ihnen die „Vorlage Spezifikation<br />
II“ eine Hilfestellung geben.<br />
2. Wollen Sie zusätzlich die wie stark oder wie schwach die einzelnen<br />
Attribute bei Ihren Produkten ausgeprägt sind, gehen Sie wie folgt<br />
vor: B<strong>eu</strong>rteilen Sie die Referenzprobe aus der Begriffsfindung A für<br />
jeden Begriff auf einer Skala von 1-7 (schwach - stark) und<br />
dokumentieren Sie diesen in der Spezifikation. Ist es ein Attribut, das<br />
beispielsweise auf einen Produktionsfehler hinweist und welches beim<br />
Referenzprodukt nicht feststellbar ist, markieren Sie das „X“ für „nicht<br />
feststellbar“ im Feld „interne Referenz“ des entsprechenden Attributes.<br />
3. Wenn Sie wollen, können Sie für jedes Attribut einen Toleranzbereich<br />
festlegen und diesen in der Spezifikation dokumentieren.<br />
Vorlage: Begriffsfindung – sensorische Produktmerkmale<br />
Vorlage: <strong>Sensorische</strong> Spezifikation I<br />
Vorlage: <strong>Sensorische</strong> Spezifikation II<br />
… kontrollieren Sie Ihre Rohstoffe.<br />
Sensorisch einwandfreie Rohstoffe sind die wichtigste Ausgangsbasis für<br />
qualitativ hochwertige Produkte. Ihre sensorischen Spezifikationen mit den<br />
produktspezifischen <strong>Qualität</strong>sparametern erleichtern Ihnen die<br />
Rohwarenkontrolle. Dokumentieren Sie den Status der sensorischen<br />
Rohwarenqualität so genau wie möglich und stellen Sie somit deren<br />
Rückverfolgbarkeit sicher.<br />
Die Ang<strong>ab</strong>en zum Toleranzbereich der jeweiligen <strong>Qualität</strong>sparameter<br />
helfen Ihnen über Freig<strong>ab</strong>e oder Sperrung eines Rohstoffes zu<br />
entscheiden.
Abweichungen in der Rohstoffqualität sind aufgrund saisonaler und<br />
klimatischer Schwankungen keine Seltenheit. Diese sind bei der<br />
Festlegung von Toleranzen in der Spezifikation zu berücksichtigen.<br />
… überwachen Sie den Produktionsprozess.<br />
Schon während der Produktion kann es zu sensorischen Fehlern kommen,<br />
zum Beispiel durch das Auswählen der falschen Rezeptur, zu lange<br />
Standzeiten, starke mechanische Beanspruchung (Scherkräfte), zu hohe<br />
bzw. zu niedrige Produktionstemperaturen, etc.<br />
Die sensorische Überwachung des Produktionsprozess hilft Ihnen schnelle<br />
Entscheidungen zu treffen, wie Sie mit einer fehlerhaften Charge<br />
umgehen, um einen möglichen wirtschaftlichen Schaden gering zu halten.<br />
… überprüfen Sie die <strong>Qualität</strong> des Endproduktes.<br />
Ihre Kundschaft kennt Ihre Produkte und schätzt deren gleichbleibende<br />
<strong>Qualität</strong>, zum Beispiel den appetitanregenden Geruch, die besondere<br />
Würze und die zarte Textur. Überprüfen Sie ob Sie eine konstante <strong>Qualität</strong><br />
produzieren:<br />
Abgleich mit den Spezifikationsdaten<br />
vergleichen Sie zwei Chargen miteinander und überprüfen Sie ob sich<br />
die Proben unterscheiden<br />
Frage: Wie testen Sie, ob man zwischen zwei verschiedenen Chargen<br />
einen Unterschied schmeckt oder nicht?<br />
Führen Sie eine Unterschiedsprüfung (Dreieckstest) durch:<br />
Entweder bereiten Sie den Test für einen Kollegen/ eine Kollegin vor oder<br />
umgekehrt. So bleibt die Testperson unbeeinflusst.<br />
Zum Testaufbau: Zwei der Proben sind identisch (Charge 1), eine Probe<br />
ist die <strong>ab</strong>weichende Probe (Charge 2). Die Fragestellung lautet: Erkennen<br />
Sie die <strong>ab</strong>weichende Probe?<br />
Die Proben werden mit dreistelligen Zufallszahlen verschlüsselt und in<br />
einem Dreieck zufällig angeordnet. Verkostet wird immer von links nach<br />
rechts. Das Rückkosten ist erlaubt. Die Aufg<strong>ab</strong>e des Prüfers ist es, die<br />
<strong>ab</strong>weichende Probe herauszufinden.
258<br />
699<br />
122<br />
Abb.: Probenanordnung beim Dreieckstest<br />
Wiederholen Sie den Test mindestens einmal, denn die<br />
Ratewahrscheinlichkeit beträgt immerhin 33%.<br />
Tun Sie sich leicht und Sie Erkennen bei allen Versuchen auf Anhieb die<br />
<strong>ab</strong>weichende Probe, so unterscheiden sich die Proben merkbar<br />
voneinander.<br />
Vorlage: Dreieckstest<br />
… gehen Sie Kundenreklamationen auf den Grund.<br />
<strong>Sensorische</strong> Beanstandungen Ihrer Produkte von Konsumentenseite<br />
sollten Sie immer ernst nehmen. Oft ist es schwer für den Konsumenten<br />
klar zu beschreiben, warum das Produkt seiner Meinung nicht einwandfrei<br />
ist. Beschreibungen wie „schmeckt schlecht“ helfen Ihnen bei der<br />
Ursachensuche nicht weiter. Oft kommen die enttäuschten Konsumenten<br />
mit dem reklamierten Produkt in den Laden. Beschränken Sie sich bei<br />
empfindlichen Produkten zum Schutze Ihrer Gesundheit auf die<br />
sensorische Kontrolle des Aussehens und des Geruchs. Prüfen Sie neben<br />
dem reklamierten Produkt ihr Rückstellmuster aus der gleichen Charge.<br />
Einkauf<br />
… fordern Sie bei einem Lieferantenwechsel/<br />
Rohstoffwechsel/Packstoffwechsel zuerst Produktmuster<br />
an.<br />
Falls Sie überlegen, aus Kostengründen, aufgrund von <strong>Qualität</strong>sproblemen<br />
oder Lieferengpässe einen Lieferantenwechsel bzw. den Wechsel von<br />
Rohstoffen oder Packstoffen vorzunehmen, lassen Sie sich von einem
n<strong>eu</strong>en Anbieter Produktmuster zusenden. So können Sie mit einer<br />
Testproduktion n<strong>eu</strong>e Rohstoffe oder Verpackungen auf den Prüfstand<br />
stellen. Lassen sich die Rohstoffe gut verarbeiten? Erfüllen die Produkte<br />
aus der Testproduktion alle <strong>Qualität</strong>sanforderungen? Führen Sie einen<br />
Dreieckstest durch, um zu erfahren, ob es einen sensorischen Unterschied<br />
zu den Produkten aus der herkömmlichen Produktion gibt und befragen<br />
Sie Ihre Kunden mithilfe eines Akzeptanztests (Beschreibung der Methode<br />
siehe unten).<br />
Fragen Sie Kunden nach ihrer Meinung, wenn …<br />
… Sie ein n<strong>eu</strong>es Produkt entwickeln.<br />
Marketing<br />
Beispiel: Sie h<strong>ab</strong>en eine Idee für eine n<strong>eu</strong>e Konfitürenvariante. In den<br />
Vorversuchen h<strong>ab</strong>en Sie die n<strong>eu</strong>e Variante ohne technologische<br />
Schwierigkeiten produzieren können. Sie selbst sind ganz begeistert von<br />
der n<strong>eu</strong>en Variante, <strong>ab</strong>er was meinen Ihre Kunden dazu?<br />
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten etwas über die Beliebtheit Ihrer<br />
Produkte zu erfahren:<br />
1. Die Frage nach der Akzeptanz<br />
Wie gefällt Ihnen die Konfitüre?<br />
Auch wenn sie vorrangig daran interessiert sind, wie Ihre<br />
Konfitüre geschmacklich beim Kunden ankommt, fragen Sie nicht<br />
nur den Geschmack <strong>ab</strong>, sondern auch die anderen sensorischen<br />
Wahrnehmungen wie das Aussehen, den Geruch, das Mundgefühl,<br />
den Nachgeschmack und den Gesamteindruck. Denn alle Sinne<br />
zusammen entscheiden über Gefallen oder Nicht-Gefallen.<br />
Es ist sinnvoll, die n<strong>eu</strong>e Konfitüre zusammen mit einer oder<br />
mehrerer bestehenden Varianten <strong>ab</strong>zutesten. Denn so können Sie<br />
zusätzliche wertvolle Informationen gewinnen, wie z. B. in<br />
welchen sensorischen Eigenschaften sich die Produkte<br />
unterscheiden. Gleichzeitig ist das ein Hinweis auf Stärken und<br />
Schwächen des n<strong>eu</strong>en bzw. der bestehenden Produkte.<br />
Verwenden Sie für die Akzeptanzmessung eine 7-Punkte-Skala mit<br />
den Endpunkten „gefällt mir gar nicht“ und „gefällt mir sehr gut“.<br />
Vorlage: Akzeptanztest<br />
Auswertungsbeispiel: Akzeptanztest (Excel)
2. Das Beliebtheitsranking<br />
Lassen Sie Ihrer Kunden mehr als drei oder mehr<br />
Konfitürenvarianten bewerten, können Sie am Ende des<br />
Akzeptanztests ein Beliebtheitsranking durchzuführen. Der Kunde<br />
hat die Aufg<strong>ab</strong>e, die Produkte nach Beliebtheit in eine Rangfolge<br />
bringen.<br />
H<strong>ab</strong>en sie Ihre n<strong>eu</strong>e Konfitürenvariante mit mehreren<br />
bestehenden Varianten verkosten lassen, ist es besonders<br />
interessant für Sie als Hersteller, welchen durchschnittlichen<br />
Rangplatz Ihre n<strong>eu</strong>e Entwicklung bekommt.<br />
Entweder Sie reichen dem Kunden nach der Akzeptanzmessung<br />
ern<strong>eu</strong>t Proben für das Ranking oder Sie lassen die Kunden aus<br />
Ihrer Erinnerung über die Rangplatzverg<strong>ab</strong>e entscheiden.<br />
Vorlage: Akzeptanztest mit Beliebtheitsranking<br />
Auswertungsbeispiel: Beliebtheitsranking (Excel)<br />
3. Die Frage nach der Präferenz<br />
Einerseits können Sie Präferenzen Ihrer Kunden aus dem oben<br />
beschriebenen Akzeptanztest <strong>ab</strong>leiten, andereseits gibt es auch<br />
die Möglichkeit direkt nach der Präferenz zwischen zwei Proben zu<br />
Fragen.<br />
Welche Konfitürenvariante gefällt Ihnen besser?<br />
Sie reichen den Kunden gleichzeitig zwei Proben,<br />
die n<strong>eu</strong>e Variante und eine bestehend Variante oder<br />
zwei n<strong>eu</strong>e Varianten.<br />
Der Präferenztest hat den Vorteil, dass er für Kunden etwas<br />
leichter durchzuführen ist, als der Akzeptanztest, da die Produkte<br />
nicht anhand Skalen bewertet werden. Der Nachteil dieser Testart<br />
ist allerdings, dass man keine Informationen gewinnt, wie weit die<br />
das Probenpaar hinsichtlich der Akzeptanz auseinanderliegt.<br />
Vorlage: Präferenztest<br />
Auswertungsbeispiel: Präferenztest (Excel)
TIPP: Beide Testmethoden, den Akzeptanztest sowie den Präferenztest<br />
können Sie auch anwenden, wenn Sie wissen wollen,<br />
ob und wie die n<strong>eu</strong>e Rezeptur eines Produktes ankommt?<br />
wie Ihre Produkte gegenüber der Konkurrenz <strong>ab</strong>schneiden?<br />
ob und wie zufrieden Ihre Kunden mit dem Handling der<br />
Produkte sind?<br />
ob und wie Ihnen die Produktverpackung gefällt?<br />
Checkliste: Konsumententests - Organisation und Durchführung<br />
Weisen Sie Kunden hin auf….<br />
Verkauf/ Vertrieb<br />
… die besonderen sensorischen Eigenschaften Ihrer<br />
Produkte.<br />
Kann sich ein Kunde beispielsweise zwischen zwei Käsesorten nicht recht<br />
entscheiden, unterstützen Sie Ihn in seinem Entscheidungsprozess.<br />
Vermeiden Sie subjektive Aussagen wie „Dieser Käse schmeckt besser als<br />
jener.“ Beschreiben Sie stattdessen beide Produkte mit deren<br />
sensorischen Merkmalseigenschaften. Zum Beispiel: „Dieser Käse ist<br />
herzhaft und hat eine rauchige Note. Der andere Käse ist mild und ist<br />
bekannt für seine fruchtigen Geschmackskomponenten.“<br />
Schulen Sie sich und Ihre Mitarbeiter regelmäßig auf das Vok<strong>ab</strong>ular, so<br />
dass Sie Ihre Produkte alle mit den gleichen oder ähnlichen<br />
Merkmalseigenschaften beschreiben.<br />
Der positive Nebeneffekt: Ihr Kunde fühlt sich so gut beraten und Sie und<br />
Ihr Team hinterlassen einen kompetenten Eindruck!