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Ein <strong>Mobitare</strong>-Stilbund 2<br />
Intro<br />
Die Lust aufs<br />
Supernormale<br />
Naoto Fukasawa hat <strong>als</strong> Designer eine Menge<br />
mit seinen Entwürfen gemeinsam. In Japan<br />
geboren und aufgewachsen, neigt er ohnehin<br />
nicht zum Lauten. Er hat darüber hinaus eine<br />
verbindliche Ausstrahlung und wirkt gleichzeitig<br />
ebenso effizient wie zuvorkommend.<br />
Wie seine Ideen für Produkte, die das Leben<br />
einfacher und schöner machen, ohne aufzufallen.<br />
Tätigkeitsgebiet und Neigungen verbinden<br />
Fukasawa wiederum mit dem britischen<br />
Designer Jasper Morrison. Mit genau diesem<br />
Meister der zurückhaltenden Formgebung<br />
zusammen hat Fukasawa 2007 eine Ausstellung<br />
in der Mailänder Triennale kuratiert. «Super<br />
Normal» hiess der Titel der Ausstellung<br />
und des dazugehörigen Büchleins, welches<br />
ich wie einen Schatz bewahre. Die beiden<br />
Designer haben Forschungen dazu angestellt,<br />
welche Art von Design den Konsumenten nie<br />
langweilig wird, weil es – Sie werden es ahnen<br />
– verbindlich, effizient und zuvorkommend<br />
ist, ohne zum Lauten zu neigen. Seine Formen<br />
sind diskret, die Oberflächen handwarm und<br />
Funktionalität steht nicht im Vordergrund –<br />
nein: Sie sind da und machen kein Aufhebens<br />
davon. Entwürfen, auf denen der Name Fukasawa<br />
steht, ist zu vertrauen, wenn man Möbel<br />
mag, die zwar designt sind, aber keine Designermöbel<br />
sein möchten. Gemäss meiner<br />
Auffassung sollte eine Einrichtung zu ungefähr<br />
sechzig Prozent aus solchen Möbeln bestehen,<br />
um jenen Stücken mit grossartiger Geste und<br />
auffälligen Farben oder Formen (lieber nicht<br />
beides zusammen) eine Plattform zu bieten.<br />
Naoto Fukasawa hat eben eine neue Leuchte<br />
entworfen, über welche Sie auf Seite 11 mehr<br />
lesen können. Was weitere Ideen angeht, finden<br />
Sie auf den folgenden Seiten gewohnt supernormal<br />
gute Vorschläge. Viel Spass bei der<br />
Lektüre wünscht<br />
Hans Georg Hildebrandt<br />
Louis Poulsen:<br />
Klassiker in Serie<br />
Klassiker von Louis Poulsen stehen beispielhaft dafür,<br />
dass ein beliebtes Design durch sein vielfaches Auftreten<br />
nicht an Ausstrahlung verliert. Der Hersteller legendärer<br />
Dänen-Leuchten bringt überdies immer wieder neue,<br />
charaktervolle Entwürfe auf den Markt.<br />
Die <strong>als</strong> «Artischocke» oder «Zapfen»<br />
auf der ganzen Welt bekannte Arbeit<br />
von Designer Poul Henningsen<br />
für den Hersteller Louis Poulsen ist<br />
nicht einfach eine weltberühmte Leuchte. Wie<br />
man es beim Blättern im Buch «Designs of the<br />
50s» (Taschen Verlag) sehen kann, markiert<br />
dieses Werk das Ende der aus heutiger Sicht<br />
sehr bieder wirkenden Leuchten-Fifties und<br />
den Übergang zu den schwebenden, von der<br />
Schwerkraft befreiten Formen der Sechziger.<br />
Von Art déco bis in die Sixties<br />
Henningsen gelang der Entwurf mit seinen 72<br />
«Blättern», welche für ein blendfreies, angenehm<br />
verteiltes und warmes Licht sorgen, schon<br />
1958. Die «Artischocke» wurde ursprünglich<br />
für den «Langelinie Pavillon» in Kopenhagen<br />
geschaffen, wo die Leuchten bis heute montiert<br />
sind; es sind die ursprünglichen Modelle in Kupfer,<br />
welche nach wie vor im Sortiment von Louis<br />
Poulsen zu finden sind, ebenfalls gibt es sie in gebürstetem<br />
oder weiss lackiertem Edelstahl.<br />
Bis zur Aufnahme der Tätigkeit von Designer<br />
Poul Henningsen bei Louis Poulsen im Jahr<br />
1924 war der heutige Klassiker-Hersteller eine<br />
bescheidene Handelsfirma für Werkzeug und<br />
Elektrobedarf, gegründet 1892 von Ludvid R.<br />
Poulsen im Kopenhagener Stadtteil Vesterbro.<br />
1886 wurde der nachmalige Namensgeber Louis<br />
PH 5<br />
Poulsen, Neffe von Ludvig, angestellt. Er würde<br />
die Firma 1906 übernehmen und 1917 an seinen<br />
vormaligen Teilhaber Sophus Kaastrup-Olsen<br />
verkaufen. Die Teilnahme an einer internationalen<br />
Ausstellung für dekorative Kunst in Paris<br />
1924 – mitten im Art déco-Zeitalter – begründete<br />
schliesslich die Zusammenarbeit mit dem<br />
Designer Henningsen, die bis zu dessen Tod<br />
andauern sollte. Und wer sich die legendäre<br />
PH5 anschaut, sieht nicht nur Henningsens lebenslanges<br />
Thema – blendfreies Licht, erreicht<br />
durch die Verwendung mehrerer Diffusoren –<br />
sondern auch einen Klassiker der Art déco-Ästhetik,<br />
welcher mit wenigen Eingriffen bis heute<br />
gültig geblieben ist. Zu den Eingriffen zählen namentlich<br />
neue Farbgebungen.<br />
Viel Dunkel, viel Licht<br />
Nicht nur, aber auch wegen der beiden mythischen<br />
Entwürfe von Poul Henningsen gilt: Wer<br />
sich eine Leuchte von Louis Poulsen anschafft,<br />
holt sich ein Stück Designgeschichte in sein<br />
Heim. Mit einer seit über hundert Jahren fortge-<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>Mobitare</strong>, Hochbordstrasse 4,<br />
CH-8600 Dübendorf, www.mobitare.ch<br />
Redaktion: Hans Georg Hildebrandt<br />
Konzept und Gestaltung:<br />
HESSKISSSULZERSUTTER AG<br />
Fotostrecke Leuchten:<br />
Thomas Grünert, Zollikon<br />
Bysted poller<br />
PH poller