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Sedimentation - Lehrstuhl Mechanische Verfahrenstechnik

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95<br />

3 <strong>Sedimentation</strong> 96<br />

3.1 Grundlagen und Auslegung des <strong>Sedimentation</strong>sprozesses...............97<br />

3.1.1 Einzelpartikel-<strong>Sedimentation</strong> ...................................................98<br />

3.1.2 Zonen-<strong>Sedimentation</strong> .............................................................100<br />

3.1.3 Auslegung eines kontinuierlichen <strong>Sedimentation</strong>sprozesses .103<br />

3.1.3.1 Rechteckbecken...................................................................103<br />

3.1.3.2 Rundbecken.........................................................................104<br />

3.1.3.3 Absetz-Reihenversuche der <strong>Sedimentation</strong>.........................108<br />

3.1.3.4 Kompressionsversuche........................................................111<br />

3.2 <strong>Sedimentation</strong>sapparate..................................................................114<br />

3.2.1 Schwerkrafteindicker und -klärer...........................................114<br />

3.2.1.1 Rechteckbecken...................................................................114<br />

3.2.1.2 Schlammräumung................................................................114<br />

3.2.1.3 Rundeindicker .....................................................................115<br />

3.2.2 Intensivierungsmöglichkeiten des <strong>Sedimentation</strong>sprozesses: 120<br />

3.2.2.1 Lamelleneindicker...............................................................120<br />

3.3 Agglomerieren (Flocken) und Dispergieren feiner Feststoffpartikeln<br />

in Suspensionen ......................................................................................123<br />

3.3.1 Flocken und Dispergieren mittels Beeinflussung der Adhäsionsund<br />

Abstoßungskräfte.........................................................................123<br />

3.3.1.1 Wechselwirkungspotentiale und -kräfte..............................123<br />

3.3.1.2 Strukturmodelle des Wassers ..............................................126<br />

3.3.1.3 Modelle der Ausbildung elektrischer Doppelschichten......126<br />

3.3.2 Flocken durch organische Makromoleküle ............................137<br />

3.3.3 praktischer Einsatz der Flockung ...........................................140<br />

3.4 Zentrifugalkrafteindicker und -klärer............................................143<br />

3.4.1 Hydrozyklone .........................................................................143<br />

3.4.1.1 Apparate ..............................................................................143<br />

3.4.1.2 Hydrozyklonauslegung .......................................................146<br />

3.4.2 Mantelzentrifugen...................................................................152<br />

3.4.2.1 Auslegung ...........................................................................152<br />

3.4.2.2 Zentrifugen..........................................................................156<br />

MFA_3.doc © <strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung, Prof. Dr. J. Tomas 21.09.2008


96<br />

3 <strong>Sedimentation</strong><br />

Bei der <strong>Sedimentation</strong> setzen sich die in einer Trübe enthaltenen Feststoffpartikeln<br />

unter der Wirkung eines Schwerkraft- oder Zentrifugalkraftfeldes<br />

ab und bilden einen Dickschlamm, den man wie die geklärte Flüssigkeit<br />

kontinuierlich oder diskontinuierlich abzieht.<br />

Prozeßziele:<br />

- Erreichen eines hohen Eindickeffektes im Dickschlamm und/oder<br />

- hohe Klärwirkung in überlaufender Flüssigkeit.<br />

Evtl. Kompromiß zwischen beiden Zielen.<br />

Beim Sedimentieren lassen sich mehrere Teilprozesse in charakteristischen<br />

Prozeßräumen (s. Grundlagen MVT Hierarchie 3.) abgrenzen, Bild F 3.1.1:<br />

‣ Zentrale Zuführung der Aufgabetrübe (turbulente Strömung), da<br />

deren Dichte i.a. wesentlich höher als die der geklärten Flüssigkeit ist, ρ<br />

Tr > ρ l sinkt diese zunächst bis auf das Niveau der oberen Grenze der<br />

<strong>Sedimentation</strong>szone ab und verteilt sich dort durch eine laminare Radialströmung<br />

über den Behälterquerschnitt.<br />

‣ Klarflüssigkeitszone,<br />

• Sehr geringe Feststoffkonzentration bei sachgemäßer Auslegung der<br />

Ausrüstung und entsprechender Prozeßführung.<br />

• Bedingungen der Einzelpartikel-<strong>Sedimentation</strong>.<br />

‣ <strong>Sedimentation</strong>szone,<br />

• Obere Grenze zeigt deutlichen Sprung der Feststoffkonzentration,<br />

diese entspricht hier etwa der Aufgabetrübe.<br />

• Die Partikeln (Körner, Flocken) bzw. die Partikelstruktur sedimentieren<br />

in dieser Zone gegen die Widerstandkräfte der Flüssigkeit.<br />

Hier wird der Zustand der Zonen-<strong>Sedimentation</strong> angestrebt,<br />

der dadurch gekennzeichnet ist, daß sich alle Partikeln unabhängig<br />

von ihrer Größe mit einer Geschwindigkeit absetzen, die nur von der<br />

örtlichen Feststoffkonzentration abhängt:<br />

v sink = f(Feststoffkonzentration ϕ s bzw. c s ) ≠ f(Partikelgröße)<br />

‣ Kompressionszone,<br />

• weitere Eindickung unter der Wirkung der Auflast der darüberliegenden<br />

Partikelschichten, ⇒ Wechselwirkungskräfte in den Flocken<br />

bzw. der Partikelstruktur sind zu überwinden,<br />

• insbesondere bei geflockten Trüben ⇒ Flocken sind sehr kompressibel,<br />

• Unterstützung durch langsames Umwälzen (Krählen) der Schichten<br />

(Umlagerung der gebildeten Packung!),<br />

‣ Übergangszone,<br />

• Hier überlagern sich Zonen-<strong>Sedimentation</strong> und Kompression.<br />

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97<br />

• In manchen Trüben kommt es hier durch Zusammenschließen großer<br />

Poren zur Ausbildung aufwärtsgerichteter Kanäle.<br />

Die Übergangszone und die für die Kompressionszone beschriebenen Vorgänge<br />

fehlen völlig, wenn zwischen den Körnern keine die Flockung bewirkenden<br />

Wechselwirkungen vorhanden sind. Dann gelangen die sedimentierenden<br />

Körner unmittelbar in einen Dickschlamm, der sich nicht wesentlich<br />

verdichten läßt (inkompressibel !!).<br />

Im allgemeinen vollziehen sich <strong>Sedimentation</strong>sprozesse unter flockenden<br />

Wechselwirkungen. Flockungsmittelzusatz (polymere Flockungsmittel) am<br />

Einlauf zur Erhöhung der Absatzgeschwindigkeit und Verbesserung der<br />

Klärwirkung. Jedoch sind unter flockenden Bedingungen die Feststoff-<br />

Konzentrationen im Dickschlamm niedriger als unter nicht flockenden.<br />

Feststoffkonzentration und Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein von<br />

flockenden Wechselwirkungen beeinflussen den Gesamtprozeß und seine<br />

Teilprozesse entscheidend, Bild F 3.1.2.<br />

Die Anwendung von <strong>Sedimentation</strong>sprozessen ist auf fein- bis feinstkörnige<br />

Trüben beschränkt. Vorteilhaft sind dabei die im Vergleich zur<br />

Filtration niedrigeren Betriebskosten (die Anwendung der Schwerkraft<br />

braucht man nicht zu bezahlen!), nachteilig die höhere Restfeuchte der Entwässerungsprodukte.<br />

Deshalb werden für die Entwässerung fein- bis<br />

feinstkörniger Trüben vielfach <strong>Sedimentation</strong>s- und Filtrationsprozesse derart<br />

kombiniert, daß die letzteren auf die erstgenannten folgen.<br />

3.1 Grundlagen und Auslegung des <strong>Sedimentation</strong>sprozesses<br />

Die <strong>Sedimentation</strong>sgeschwindigkeit (Absatzgeschwindigkeit) der Partikeln<br />

bzw. Partikelstruktur ist bei gegebener Ausrüstung und festgelegtem Durchsatz<br />

die entscheidende verfahrenstechnische Zielgröße. Deshalb steht die<br />

Prozeßmodellierung zunächst vor der Aufgabe, den funktionellen Zusammenhang<br />

zwischen der <strong>Sedimentation</strong>sgeschwindigkeit und den wesentlichen<br />

Prozeßeinflußgrößen herzustellen.<br />

Bei der Modellierung und somit auch Auslegung ist zu beachten, daß in<br />

einem <strong>Sedimentation</strong>sapparat die in der Einleitung dargestellten Teilprozesse<br />

bzw. <strong>Sedimentation</strong>stypen im allgemeinen übereinander anzutreffen sind.<br />

Somit ist nicht ohne weiteres voraussagbar, welcher Teilprozeß der für den<br />

Gesamtprozeß geschwindigkeitsbestimmende ist.<br />

Als zulässige Vereinfachung wird für Schwerkrafteindicker und -klärer vorausgesetzt,<br />

daß die<br />

‣ Strömungs- und Bewegungsvorgänge als eindimensional (vertikal)<br />

aufgefaßt werden können, d.h.,<br />

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98<br />

‣ es existieren keine horizontalen bzw. radialen Konzentrationsgradienten<br />

und keine horizontalen Unterschiede der abwärts gerichtete Geschwindigkeitskomponenten.<br />

3.1.1 Einzelpartikel-<strong>Sedimentation</strong><br />

‣ Einzelne Partikeln, die entweder als frei gegeneinander bewegliche<br />

Körner oder als Flocken vorliegen, sedimentieren.<br />

‣ Bei diskontinuierlichen Absetzversuchen bildet sich keine deutliche<br />

Grenze zwischen sedimentierendem Feststoff und darüber anstehender<br />

geklärter Flüssigkeit.<br />

Für die Modellierung läßt sich auf das Modell der laminaren Querstromhydroklassierung<br />

(Pfropfenströmung !) zurückgreifen (siehe Stromklassierung).<br />

Die Verweilzeit t V,f der Flüssigkeit in horizontaler Strömungsrichtung des<br />

Apparates der Länge L muß groß genug sein, damit die Feststoffpartikeln<br />

einen bestimmten Weg (Schicht- oder Wehrhöhe) h zum Sedimentieren zurückgelegt<br />

haben, d.h.<br />

A<br />

u<br />

K<br />

h<br />

L<br />

v sφT<br />

D<br />

Bild 3.1: Wirkprinzip einer Querstromtrennung<br />

t t bzw L h<br />

uh<br />

≥ . ≥ ⇒ v Vl , Vs , u v s ϕ ≥ T L<br />

( 3.1)<br />

s ϕ T<br />

Für den horizontalen Flüssigkeitsvolumenstrom gilt auch mit der Apparatebreite<br />

B &V = uBh, so daß für eine bestimmte (Trenn-)Korngröße dT folgt:<br />

l<br />

( ρ −ρ<br />

) d 2 z⋅g<br />

V&<br />

v = k ⋅k<br />

⋅<br />

s l T<br />

≥ u = l<br />

s ϕ T ϕ ψ 18 η<br />

A<br />

( 3.2)<br />

A = B*L<br />

<strong>Sedimentation</strong>sapparatefläche<br />

&V l<br />

Klarflüssigkeitsvolumenstrom<br />

k = ( 1 −ϕ )<br />

n<br />

ϕ s<br />

Schwarmbehinderungsfaktor mit n = 4,65 im Bereich<br />

laminarer Umströmung (Re < 0,5..1)<br />

k =<br />

ψ<br />

ψ<br />

A Kornformkorrekturfaktor mit<br />

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ψ<br />

A<br />

( ⋅ / )<br />

A π π π<br />

SKAS<br />

d V<br />

= = ⋅ 2 ⋅ 6<br />

,<br />

V = s<br />

A A S<br />

S<br />

2/<br />

3<br />

99<br />

Daraus folgt für die erforderliche <strong>Sedimentation</strong>sfläche (Klärfläche):<br />

V&<br />

18 η V&<br />

A = l<br />

=<br />

l<br />

v s ϕ T k k ( − ) d z⋅g<br />

ϕ ψ ρ s<br />

ρ<br />

( 3.3)<br />

2<br />

l T<br />

Der flächenbezogener Überlaufvolumenstrom<br />

& / V l<br />

A<br />

bestimmt den Kläreffekt.<br />

Für stark verdünnte Suspensionen ist gewöhnlich<br />

V& = V& − V& = ( 1 −φ<br />

) V & ≈ V &<br />

l Tr s s Tr Tr<br />

der Aufgabevolumenstrom der Trübe.<br />

Der berechneten Fläche sind etwa 50 % zur Berücksichtigung der Turbulenzen<br />

und Schwankungen des Aufgabestromes, als Sicherheitswert zuzuschlagen,<br />

um die effektiv notwendige <strong>Sedimentation</strong>sfläche zu erhalten:<br />

A eff := 1.5 *A ( 3.4)<br />

Die Anwendung von Gl. (3.3) setzt eine Festlegung bezüglich der Trennpartikelgröße<br />

dT voraus. Diese sollte im Interesse der Klärung so niedrig wie<br />

möglich liegen.<br />

Aber: A/ V & ≈ 1 l<br />

d<br />

2 und geht für d T = 0 gegen Unendlich → ∞.<br />

T<br />

Daraus sich ergebende Schwierigkeiten lassen sich durch Flockung der<br />

feinsten Partikeln umgehen. Dann entstehen aber neue Probleme, weil Dichte,<br />

Größenverteilung usw. der Flocken nicht bekannt ist.<br />

Weiterhin können Flockungsvorgänge mit Beginn der <strong>Sedimentation</strong> noch<br />

nicht abgeschlossen sein oder beide sogar überhaupt parallel verlaufen.<br />

Dann muß die der Auslegung zugrunde zu legende Sinkgeschwindigkeit v sϕ<br />

T experimentell gewonnen werden.<br />

Dazu soll folgende beispielhafte Abschätzung dienen:<br />

Die Schwerkraftsedimentation ist gewöhnlich nicht mehr sinnvoll für v sϕT <<br />

3 cm/h.<br />

wenn ρs = 2,65 g/cm³ Quarzit<br />

ρl = 1 g/cm³ Wasser<br />

η = 10-3 Pa*s<br />

k ψ = 1 kugelförmige Partikeln<br />

k ϕ = 1<br />

Aus Gl.(3.2) folgt:<br />

18 η v sϕT<br />

d =<br />

=<br />

T ( ρ − ρ ) g<br />

s f<br />

(≈ Größe von Tonpartikeln)<br />

18 ⋅10 − 3 kg m /( s 2 m 2 ) ⋅ 0, 03m /( 3600s)<br />

( 2650 −1000) kg / m<br />

3<br />

⋅ 981 , m / s<br />

2<br />

≈ 3 µ m<br />

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100<br />

und für & 3<br />

V = 150 m / h Trübeaufgabe folgt:<br />

Tr<br />

15 , V&<br />

A Tr 15 , ⋅150<br />

m<br />

3<br />

/ h<br />

= =<br />

= 7500 m<br />

2<br />

ein Rundeindicker mit<br />

eff v 003 , m/<br />

h<br />

s ϕ T<br />

4 A 4 ⋅ 7500 m<br />

D = =<br />

π π<br />

D =100 m die größten Eindicker.<br />

2<br />

= 97, 7 m Durchmesser, d.h., diese sind mit<br />

3.1.2 Zonen-<strong>Sedimentation</strong><br />

Die ideale Zonen-<strong>Sedimentation</strong> ist dadurch charakterisiert, daß alle Körner<br />

bzw. Flocken unabhängig von ihrer Größe mit einer Geschwindigkeit sedimentieren,<br />

die nur von der lokalen Feststoffkonzentration abhängt.<br />

vsink = f(Feststoffkonzentration ϕs bzw. cs)<br />

≠ f(Partikelgröße d)<br />

Folglich handelt es sich hierbei um die Durchströmung einer Partikelstruktur.<br />

Für die Modellierung läßt sich deshalb auf die Gl. (3.1) zurückgreifen, wobei<br />

zu beachten ist, daß für die <strong>Sedimentation</strong>sbzw. Absetzgeschwindigkeit<br />

r r<br />

vs der Partikelstruktur gilt v =− u:<br />

s<br />

∆h k<br />

u k W<br />

p<br />

= ⋅ bzw.<br />

u = ⋅gradp<br />

f ∆h η<br />

b<br />

mit k p Permeabilität (Durchlässigkeit) in m² folgt nach Carman und Kozeny<br />

(Kapillarmodell):<br />

9 εd 2<br />

k = h<br />

=<br />

p 4 k CK<br />

d 2 ε<br />

3<br />

ST<br />

( 3.5)<br />

k ( 1 − ε)<br />

2<br />

CK<br />

kCK = 180 Carman-Kozeny-Konstante für Kugeln (KCK = 5) bzw. =<br />

150 für zerkleinertes Gut enger Verteilungsbreite,<br />

ε = 1 - ϕs Porosität der Partikelstruktur,<br />

dh bzw. dST hydraulische bzw. Sauter-Durchmesser als charakteristische<br />

Abmessung der Poren (Porengrößenverteilung !)<br />

Der Zusammenhang zum (mittleren) hydraulischen Durchmesser der zylindrisch<br />

gedachten Kapillaren ist wie folgt gegeben:<br />

d = h<br />

4 A Querschnitt , durchströmt 2ε<br />

⋅ d ST<br />

= ( 3.6)<br />

U 3( 1−<br />

ε)<br />

benetzt<br />

u =<br />

d<br />

2<br />

1 ST<br />

k η CK<br />

( 1 − ϕ )<br />

3<br />

s<br />

gradp<br />

ϕ 2<br />

s<br />

( 3.7)<br />

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101<br />

Mit dem scheinbaren Gewicht der Partikelstruktur der Schichtdicke hb<br />

gradp = ∆p / ∆h = ( ρ − ρ ) gh / h = ( ρ − ρ ) g folgt die Analogie<br />

b s l b b s l<br />

zur Einzelpartikelsedimentation nach Gl.(3.3):<br />

d<br />

2<br />

1 ( 1 − ϕ )<br />

3<br />

u = v = ST s<br />

s ϕ k η CK ϕ 2<br />

s<br />

( ρ − ρ ) g<br />

( 3.8)<br />

s f<br />

Aus der Analyse dieses Modells folgt, daß sich ohne Änderung der inneren<br />

Geometrie der Partikelstruktur, d.h. mit dem<br />

- Feststoffvolumenanteil ϕs bzw. der<br />

- Porosität ε mit der<br />

- Porengrößenverteilung (Q3(dPoren), dh oder dST) sowie des<br />

- bezogenen Druckgefälles ∆p<br />

/ ∆h b<br />

auch die Absetzgeschwindigkeit vsϕ nicht ändern kann.<br />

Tatsächlich beobachtet man im Bereich der Zonen-<strong>Sedimentation</strong> vielfach<br />

eine konstante Absetzgeschwindigkeit.<br />

Bei der Anwendung dieses Modells ergeben sich jedoch die gleichen<br />

Schwierigkeiten wie bei der Filtration. Infolgedessen bleibt auch hier nur<br />

der Weg übrig, die Absetzgeschwindigkeit experimentell zu bestimmen.<br />

Dies geschieht in Meßzylindern, deren Durchmesser im Hinblick auf das<br />

weitgehende Ausschließen von Wandeffekten ≥ 50 mm betragen sollte und<br />

die bei Vorliegen eines komprimierbaren Dickschlammes auch möglichst<br />

hoch sein sollten.<br />

Anhand des Bildes F 3.1.3 soll der Ablauf derartiger <strong>Sedimentation</strong>sversuche<br />

beschrieben werden:<br />

(1) Die Trübeprobe wird in den Meßzylinder eingefüllt, falls erforderlich<br />

das gewählte Flockungsmittel (gegebenenfalls zur Wirksamkeitssteigerung<br />

stufenweise) zugesetzt und schließlich durch mehrfaches<br />

Wenden des Zylinders eine ausreichende Mischung bewirkt.<br />

(2) Dann Beginn des Versuches. Unter den Bedingungen der Zonen-<br />

<strong>Sedimentation</strong> bildet sich schon bald nach Versuchsbeginn eine deutliche<br />

Grenzfläche zwischen Klarflüssigkeitszone und <strong>Sedimentation</strong>szone.<br />

(3) Der Weg dieser Grenzfläche wird als Funktion der Zeit erfaßt und in<br />

Form von Absetzkurven dargestellt (Bild F 3.1.4). Unter den Bedingungen<br />

idealer Zonensedimentation entsprechen Zusammensetzung und<br />

Konzentration der <strong>Sedimentation</strong>szone denen der Aufgabetrübe. In der<br />

Aufgabetrübe evtl. vorhandene gröbere Körner können gegebenenfalls<br />

die Teilchstruktur durchbrechen (plastisches bzw. pseudoplastisches<br />

Medium) und am Anfang aussedimentieren (F 3.1.3 Schicht E). Auf-<br />

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102<br />

grund des Absetzens der <strong>Sedimentation</strong>szone entsteht am Boden über<br />

der Schicht E eine Zone D eingedickten Schlammes, die Kompressionszone.<br />

In ihr nimmt die Feststoffkonzentration im allgemeinen vom Boden<br />

nach oben hin ab, und mit fortschreitender Zeit erfolgt eine weitere<br />

Verdichtung. Die Übergangszone C zwischen B und D kann entweder<br />

völlig fehlen oder sogar den gesamten Raum zwischen A und D einnehmen.<br />

Für sie ist neben den Bedingungen der Zonen-<strong>Sedimentation</strong><br />

die Kanalbildung kennzeichnend. Mit fortschreitender <strong>Sedimentation</strong><br />

wird die <strong>Sedimentation</strong>szone immer kleiner, und schließlich ist der Zeitpunkt<br />

erreicht, wo B bzw. C in die Kompressionszone D eintaucht. →<br />

Kompressionspunkt Ko (Bilder F 3.1.3). Anschließend weitere Verdichtung,<br />

bis sich Höhenlage der Grenzfläche nicht mehr ändert.<br />

(4) Bild F 3.1.4 zeigt Absetzkurve h(t) für geflockte Trübe;<br />

‣ Anlaufperiode ≡ Umordnung der Flockenstruktur. Solche Anlaufperioden<br />

sind vor allem bei Trüben mittlerer Konzentration anzutreffen.<br />

‣ Linearer Kurventeil, d.h. stationäre Absetzgeschwindigkeit dh/dt = vs<br />

ϕ = const.<br />

‣ möglicher instationärer Übergangsbereich und weitere Kompression.<br />

‣ Die Lage des Kompressionspunktes ist nicht immer deutlich auszumachen:<br />

• grafische Annäherung durch zwei Geradenstücke möglich,<br />

h(t)<br />

K o<br />

h D<br />

Bild 3.2: Ermittlung des Kompressionspunktes bei Absetzkurven<br />

t<br />

• Grafische Darstellungen lg h = f(lg t) oder lg (h - h D ) = f(t)<br />

können das Auffinden erleichtern, h D = h ∞ ist Lage der Grenzfläche<br />

für t→ ∞.<br />

‣ Bild F 3.1.5 gibt typische Verläufe von Absetzkurven wieder.<br />

h<br />

t<br />

h<br />

t<br />

Bild 3.3: Grenzverläufe von Absetzkurven<br />

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103<br />

Bei lose geflockten Schlämmen ist vielfach kein Knickpunkt im Kurvenverlauf<br />

feststellbar. Dann behilft man sich mit dem Kurvenpunkt<br />

stärkster Krümmung. Ähnlich ist bei nichtgeflockten Dünntrüben zu<br />

verfahren, bei denen das typische Kompressionsregime nicht auftritt<br />

(Bild F 3.1.5).<br />

Problem: <strong>Sedimentation</strong>skurven sind nicht hinreichend für wirklich feststofffreies<br />

Klarwasser,<br />

enthalten feinste nanodisperse Schadstoffpartikeln d < 1 µm und Makromoleküle<br />

Ausweg: <strong>Sedimentation</strong> im Zentrifugalkraftfeld,<br />

Endfiltration mittels Tiefenfiltration, Mikro- oder Ultrafiltration;<br />

3.1.3 Auslegung eines kontinuierlichen <strong>Sedimentation</strong>sprozesses<br />

3.1.3.1 Rechteckbecken<br />

Die Klärfläche wird nach der Gl.( 3.17) oder ( 3.33) wie beim Rundbecken<br />

ermittelt. Die Beckentiefe H resultiert aus einer möglichst turbulenzarmen<br />

Kanalströmung:<br />

Re K < 2 000 ... 6 000<br />

Mit dem gleichwertigen hydraulischen Durchmesser D h des Kanales<br />

4A<br />

durchströmt<br />

4 H B<br />

D<br />

h<br />

= = ⋅⋅ ⋅<br />

U 2 ⋅ H+<br />

B<br />

benetzt<br />

und einer mittleren Horizontalgeschwindigkeit<br />

V&<br />

A<br />

uA<br />

=<br />

H⋅<br />

B<br />

folgt für die Kanal-Re-Zahl:<br />

Re<br />

K<br />

u &<br />

A<br />

⋅Dh ⋅ρl 4 ⋅VA ⋅ρl<br />

= =<br />

η ⋅ + ⋅η<br />

( 2 H B)<br />

( 3.9)<br />

Damit läßt sich die Becken- oder Kanaltiefe H für eine minimal zulässige<br />

Re K,min -Zahl abschätzen, wenn die Breite etwa B = 2 ... 20 m<br />

B=( 2... 4)<br />

⋅ H<br />

( 3.10)<br />

gewählt wird und H = 1,5 ... 4 m (ggf. auch größer):<br />

H =<br />

4 ⋅V&<br />

( 2 B H)<br />

A<br />

⋅ρ<br />

+ / ⋅Re ,min<br />

⋅η<br />

l<br />

K<br />

( 3.11)<br />

Die Beckenlänge ist mit jeweils 10%-igen Zuschlägen für die Ein- und Auslaufbereiche:<br />

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104<br />

A V&<br />

K<br />

Lges<br />

= 12 , ⋅ L= 12 , ⋅ = 12 , ⋅<br />

B v ⋅ B<br />

sϕ<br />

( 3.12)<br />

t<br />

V<br />

V A⋅<br />

H Lges<br />

⋅ B⋅<br />

H<br />

= = =<br />

V& V& V& ( 3.13)<br />

A<br />

A<br />

A<br />

3.1.3.2 Rundbecken<br />

Klärfläche A<br />

Aufgabetrübe<br />

& , ϕ<br />

,<br />

V A<br />

s A<br />

Klarwasser V& K<br />

, s ,<br />

ϕ K<br />

u K<br />

v sφ<br />

φ s<br />

u S<br />

mit etwa L/B = 3 ... 5.<br />

Die mittlere Verweilzeit im Becken sollte gewöhnlich etwa 1 ... 2 h betragen:<br />

<strong>Sedimentation</strong>szonenhöhe<br />

h<br />

dh<br />

φ s,D<br />

u S,D<br />

Dickschlamm<br />

& , ϕ<br />

,<br />

V D<br />

s D<br />

Bild 3.4: Rundbecken<br />

Will man die bisher angestellten Überlegungen auf einen kontinuierlichen<br />

stationären <strong>Sedimentation</strong>sprozeß übertragen, so ist zu beachten, daß sich<br />

die Feststoffbewegung durch die <strong>Sedimentation</strong>szone der Höhe dh aus zwei<br />

Anteilen zusammensetzt, und zwar<br />

‣ eingangsseitig:<br />

• dem Absetzen relativ zur Flüssigkeit, charakterisiert durch die Absetzgeschwindigkeit<br />

v sϕ und dem Feststoffvolumenanteil ϕ s ,<br />

• Trübestrom auf Grund des Dickschlammaustrages mit einem Feststoffanteil<br />

ϕ s und der Geschwindigkeit u S<br />

‣ ausgangsseitig:<br />

• Trübestrom auf Grund des kontinuierlichen Dickschlammaustrages<br />

mit dem erhöhten Feststoffanteil ϕ s,D und der Geschwindigkeit u S,D<br />

Im stationären Falle müssen konstante Zonenhöhen gewährleistet werden:<br />

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105<br />

‣ kein Feststoffdurchbruch in der Klarflüssigkeit und<br />

‣ kein Flüssigkeitsdurchbruch im Schlamm.<br />

Das bedeutet, daß die gespeicherte Feststoffmenge in einem Volumenelement<br />

der <strong>Sedimentation</strong>szoneder Höhe A⋅dhsich nicht ändert und eine<br />

Komponentenbilanz des Feststoffstromes wie folgt aussieht:<br />

Akkumulation = 0 = ∑ Eingänge −∑ Ausgänge<br />

( 3.14)<br />

Mit der charakteristischen Geschwindigkeit (Sinkgeschwindigkeit der<br />

Grenzfläche Klarwasser-<strong>Sedimentation</strong>szone) v sϕ folgt bei feststoffreiem<br />

Klarwasser<br />

dVs<br />

dt<br />

= 0 = ϕ ⋅A⋅ v + ϕ ⋅A⋅u − ϕ ⋅A⋅u<br />

s sϕ s S s, D S,<br />

D<br />

( 3.15)<br />

und mit der Bedingung für die stationäre Höhenkonstanz der beiden Grenzflächen<br />

Klarwasser-<strong>Sedimentation</strong>szone und <strong>Sedimentation</strong>szone-Kompressionszone<br />

uS<br />

≡ uS, D<br />

V&<br />

V&<br />

Tr,<br />

D<br />

s<br />

und uSD<br />

,<br />

= =<br />

A ϕ ⋅ A<br />

folgt für die Feststoffbilanz<br />

( , )<br />

0 = ϕ v + ϕ − ϕ<br />

s sϕ<br />

s s D<br />

V&<br />

s<br />

ϕ A<br />

sD ,<br />

sD ,<br />

( 3.16)<br />

V&<br />

s<br />

A<br />

⎛ ϕ<br />

⎜1 −<br />

⎝ ϕ<br />

s<br />

sD ,<br />

⎞<br />

⎟ = ϕ<br />

⎠<br />

s<br />

⋅v<br />

sϕ<br />

Somit ergibt sich zur Auslegung eines Eindickers:<br />

V&<br />

A R v<br />

s<br />

sϕ<br />

= =<br />

1 1<br />

−<br />

ϕ ϕ<br />

s<br />

s,<br />

D<br />

& &<br />

bzw.<br />

A<br />

V V ⎛<br />

s s<br />

1 1<br />

= = ⋅⎜<br />

−<br />

R v ⎝ ϕ ϕ<br />

sϕ<br />

s s,<br />

D<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.17)<br />

R<br />

und<br />

flächenbezogener Feststoffvolumenstrom<br />

m&<br />

A S v<br />

s<br />

sϕ<br />

= =<br />

1 1<br />

−<br />

c c<br />

s<br />

s,<br />

D<br />

&<br />

bzw.<br />

A m ⎛<br />

s<br />

1 1 ⎞<br />

= ⋅⎜<br />

− ⎟<br />

v ⎝ c c ⎠<br />

sϕ<br />

s s,<br />

D<br />

( 3.18)<br />

S<br />

flächenbezogener Feststoffmassenstrom<br />

wenn c = m / ( V + V ) = ρ V / ( V + V ) = ϕ ρ die Feststoffmassekonzentration<br />

in g Feststoff/l Trübe<br />

s s s l s s s l s s<br />

ist.<br />

Im allgemeinen Falle, bei vollständiger Bilanzierung ergeben sich:<br />

(1) Gesamtvolumenstrombilanz über den Apparat:<br />

V&<br />

= V&<br />

+ V&<br />

( 3.19)<br />

A<br />

K<br />

D<br />

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106<br />

(2) Feststoffvolumenstrombilanz über den Apparat:<br />

Im stationären Falle muß eine konstante Zonenhöhe gewährleistet werden,<br />

d.h.<br />

- kein Feststoffdurchbruch in der Klarflüssigkeit<br />

- und kein Flüssigkeitsdurchbruch im Schlamm,<br />

d.h. wenn die gespeicherten Feststoffmenge im Volumenelement sich<br />

nicht ändert folgt für die Komponentenbilanz d/dt = 0:<br />

dVs<br />

dt<br />

= 0 = V& A<br />

⋅ϕs − V& K<br />

⋅ϕs K<br />

− V&<br />

, D<br />

⋅ϕ s,<br />

D<br />

( 3.20)<br />

V V&<br />

wenn der Feststoffvolumenanteil ϕ s s V&<br />

s<br />

= =<br />

ist.<br />

s V + V V&<br />

+ V&<br />

=<br />

V&<br />

s l s l<br />

&V A<br />

Aufgabetrübevolumenstrom<br />

ϕ s<br />

&V D<br />

ϕ s,D<br />

&V K<br />

ϕ s,K ≈ 0<br />

Feststoffvolumenanteil der Aufgabetrübe<br />

Dickschlammvolumenstrom<br />

Feststoffvolumenanteil des Dickschlammes<br />

Klarwasser-(Trübe-)volumenstrom<br />

Feststoffvolumenanteil des Klarwassers<br />

Aus den beiden Bilanzen folgt nach Ersetzen des sich im <strong>Sedimentation</strong>sprozeß<br />

ergebenden Dickschlammvolumenstromes &V D<br />

, da der Klarwasservolumenstrom<br />

dann durch Bedingung (3) ausgedrückt werden<br />

kann:<br />

V& & ( & &<br />

A<br />

⋅ ϕs = VK ⋅ ϕs, K<br />

+ VA − VK)<br />

⋅ϕ<br />

s,<br />

D<br />

ϕsD<br />

,<br />

− ϕs<br />

1 − ϕ<br />

V& V& V&<br />

K<br />

=<br />

A<br />

⋅ =<br />

A<br />

⋅<br />

ϕ − ϕ 1 − ϕ<br />

sD , sK ,<br />

s<br />

ϕ<br />

s,<br />

D<br />

ϕ<br />

sK , sD ,<br />

Tr<br />

( 3.21)<br />

Für die innere Bilanzierung der Teilprozesse Zonensedimentation und Kompression<br />

gilt:<br />

(3) Um die die Grenzfläche zwischen Klarwasser und <strong>Sedimentation</strong>szone<br />

stationär auf konstantem Höhenniveau in Schwebe halten zu können,<br />

muß die aufwärts gerichtete Geschwindigkeit des Klarwassers u K infolge<br />

des Trübezulaufes betragsmäßig gleich der Sinkgeschwindigkeit des<br />

Feststoffes v sϕ sein (flächenbezogenen Volumenstrombilanz der <strong>Sedimentation</strong>s-Teilprozeßzone),<br />

&V<br />

K<br />

=<br />

A u v K<br />

= s ϕ<br />

( 3.22)<br />

wenn kein Schlammabfluß wäre - entspricht einem Aufstrom- oder Wirbelschichtprozeß.<br />

Allerdings muß hier der gleichmäßige Schlammabzug mit der abwärts<br />

gerichteten Geschwindigkeit u S,D und damit eine konstante Dickschlammzonenhöhe<br />

berücksichtigt werden:<br />

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107<br />

V&<br />

K<br />

=<br />

,<br />

A u v u<br />

K<br />

=<br />

sϕ +<br />

S D ( 3.23)<br />

Übliche Werte von u K liegen etwa im Bereich von 1 m/h, d.h., die Klärung<br />

großer Volumenströme erfordert große Klärflächen:<br />

Beim Prozeßziel Klärung dürfte folglich der Klarwasserstrom die prozeßbestimmende<br />

Größe sein - gemäß Bedingung (3).<br />

VK<br />

Mit der sog. Klärflächenbelastung u<br />

K<br />

= &<br />

ist dann die Klärfläche A:<br />

A<br />

A<br />

V & V&<br />

1 − ϕ<br />

K A<br />

s<br />

ϕs,<br />

D<br />

= = ⋅<br />

( 3.24)<br />

u u 1 − ϕ ϕ<br />

K<br />

K<br />

sK , sD ,<br />

Zusätzlich prozeßbestimmend für die Eindickung ist die Feststoffbelastung<br />

der Aufgabe und daher ist es zweckmäßig, die Auslegung auf den Feststoffvolumenstrom<br />

zu beziehen:<br />

V & V & /<br />

A<br />

=<br />

s<br />

ϕ s<br />

V&<br />

1ϕ<br />

s s<br />

− 1ϕs,<br />

D<br />

A = ⋅<br />

( 3.25)<br />

u 1 − ϕ ϕ<br />

K<br />

sK , sD ,<br />

und für den feststoffreien Klarwasserüberlauf ϕ s,K = 0 folgt<br />

V&<br />

⎛<br />

s<br />

1 1<br />

A = ⋅⎜<br />

−<br />

u ⎝ϕ<br />

ϕ<br />

,<br />

K s s D<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

oder mit der sog. Verdünnung D s = 1/ϕ s in m 3 Trübe/m 3 Feststoff<br />

V&<br />

s<br />

A = ⋅(<br />

Ds<br />

− D<br />

u<br />

K<br />

s, D)<br />

( 3.26)<br />

( 3.27)<br />

Um einen kritischen flächenbezogenen Feststoffluß R bei diskontinuierlichen<br />

Absetzversuchen ohne Schlammaustrag v D = 0 zu ermitteln,<br />

u<br />

v<br />

K<br />

=<br />

s ϕ ( 3.28)<br />

stellt man wie folgt um:<br />

V&<br />

A R u v<br />

s<br />

K<br />

sϕ<br />

= = =<br />

1 1 1 1 ( 3.29)<br />

− −<br />

ϕ ϕ ϕ ϕ<br />

s<br />

s, D s s,<br />

D<br />

und für die Apparateauslegung wiederum bei kontinuierlicher <strong>Sedimentation</strong><br />

gilt dann:<br />

V&<br />

s<br />

A = ⋅<br />

R<br />

krit<br />

(<br />

12 , ... 13) ,<br />

( 3.30)<br />

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108<br />

Wenn c = m /( V + V ) = ρ V /( V + V ) = ϕ ρ die Feststoffmassekonzentration<br />

in g Feststoff/l Trübe ist, gilt<br />

s s s l s s s l s s<br />

entsprechend:<br />

&m<br />

s<br />

A S uK<br />

= =<br />

1 1 ( 3.31)<br />

−<br />

c c<br />

s<br />

s,D<br />

S flächenbezogener Feststoffmassestrom<br />

bzw.<br />

A<br />

m &<br />

s<br />

m& ⎛<br />

s<br />

1 1<br />

= = ⋅⎜<br />

−<br />

S u ⎝c c<br />

K s s,D<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.32)<br />

Tabelle 3.1: Beckengrößenverhältnisse sind gewöhnlich:<br />

Durchmesser D in m < 15 15 ... 30 > 30<br />

Durchmesser/Tiefe D/H < 1 3 ... 4 ... 10<br />

3.1.3.3 Absetz-Reihenversuche der <strong>Sedimentation</strong><br />

Bereits Coe und Clevanger gingen von den Annahme aus, daß bei der Zonen-<strong>Sedimentation</strong><br />

die stationäre Absetzgeschwindigkeit vs nur eine Funktion<br />

der örtlichen Feststoffkonzentration ist<br />

v s = v sϕ (ϕ s ) ≠ f(t, d) bzw. vs = vsϕ(cs).<br />

Unter dieser Voraussetzung ist es berechtigt, die am diskontinuierlichen<br />

Absetzversuch ermittelte Absetzgeschwindigkeit auf den kontinuierlichen<br />

Prozeß zu übertragen.<br />

Es kann dann angenommen werden, daß im kontinuierlichen Eindicker ein<br />

Konzentrationssprung existiert, der der Grenzfläche Klarflüssigkeit-<strong>Sedimentation</strong>szone<br />

entspricht und sich mit der Geschwindigkeit vs relativ zur<br />

Flüssigkeit bewegt.<br />

Auf der Grundlage von Absetz-Reihenversuchen wandten Coe und Clevanger,<br />

deren Methode auch heute noch verbreitet benutzt wird, die zuletzt<br />

entwickelten Gleichungen für die Auslegung von Eindickern an.<br />

Unter den getroffenen Voraussetzungen vs = vs(cs) wird beim Eindicken ein<br />

Höhen- bzw. Konzentrationsniveau existieren, das durchsatzbestimmend für<br />

den Gesamtprozeß ist. Dieses kritische Niveau kann mit Hilfe von Absetzreihenversuchen,<br />

die den im Betracht zu ziehenden Konzentrationsbereich<br />

überdecken, bestimmt werden. Dabei sollte von genügend großer Trübeprobe<br />

ausgegangen werden → Dekantieren → Ansetzen der Teilproben.<br />

S = f(cs) Werte berechnet mit Gl.( 3.32) aus Ergebnissen der Absetz-<br />

Reihenversuche, siehe Bild F 3.2.7a.<br />

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Durchführung von Absetz-Reihenversuchen:<br />

‣ <strong>Sedimentation</strong> einer großen Trübeprobe,<br />

‣ Dekantieren von Klarflüssigkeit und Dickschlamm,<br />

109<br />

‣ Teilen der Sammelprobe ⇒ dadurch gleichmäßige Ionenkonzentration<br />

in der Flüssigkeit,<br />

‣ Mischen der Klarflüssigkeit- und Dickschlammproben verschiedener<br />

Konzentrationen cs, ϕs<br />

‣ Durchführung von Absetzversuchen, da Übertragbarkeit von diskontinuierlichen<br />

Laborversuchen auf kontinuierliche Prozesse bei Zonensedimentation<br />

möglich ist.<br />

‣ Ermittlung vsϕ = dh/dt = f(cs) ≠ f(t, d),<br />

‣ Ermittlung des flächenbezogenen Feststoffmassestromes nach Gl.( 3.18)<br />

mit Annahme oder Messung einer Dickschlammkonzentration cs,D<br />

m&<br />

v s s<br />

A S ϕ<br />

= =<br />

( 3.18)<br />

1 1<br />

−<br />

c c s sD ,<br />

‣ grafische Darstellung von S = f(cs),<br />

‣ Ablesen von Skrit,<br />

• Für den Fall, daß ein Eindicker mit S > Skrit belastet wird, wird die<br />

Grenzfläche zwischen Klarflüssigkeit und <strong>Sedimentation</strong>szone an<br />

Höhe zunehmen (kritische Zone), bis es zum "Feststoff-Durchbruch"<br />

im Überlauf kommt.<br />

• Für S < Skrit (für S


110<br />

Bild F 3.2.7b SAbs und STra für kontinuierlichen Prozeß bzw.<br />

S= S + S = c v + c u Absetz Transport s s ϕ s S<br />

( 3.34)<br />

für den stationären <strong>Sedimentation</strong>sprozeß gelten die partiellen Ableitungen:<br />

dS<br />

dt<br />

∂S<br />

∂S<br />

dc<br />

c s t dt<br />

dS( c )<br />

= 0= + → 0 = s<br />

∂ ∂<br />

dc s s<br />

und mit der Gl.( 3.34):<br />

( 3.35)<br />

d( c v ) s s<br />

dc ( u ) d( c v )<br />

ϕ s S s s ϕ<br />

+ = + u = 0<br />

( 3.36)<br />

dc dc dc S<br />

s s s<br />

Am Schlammaustrag ist S ≡ SAbs = uS cs,D und somit:<br />

d ( c v ) s s φ S<br />

=− u =− Abs<br />

( 3.37)<br />

dc S c s sD ,<br />

Dementsprechend ist für das den Durchsatz begrenzende kritische Konzentrationsniveau<br />

im <strong>Sedimentation</strong>sstrom zu schreiben:<br />

d ( c v ) s s φ<br />

S<br />

=− krit<br />

dc c = c s s skrit , c ( 3.38)<br />

sD ,<br />

Somit erhält man im Bild F 3.2.7c den kritischen flächenbezogenen sedimentierenden<br />

Feststoff-Massestrom Skrit, indem man von einem vorgegebenen<br />

cs,D die Tangente an die Kurve legt und Skrit am Schnittpunkt mit<br />

der Ordinate abliest. Diese Methode ist von Yoshioka und Mitarbeitern<br />

vorgeschlagen worden. Die <strong>Sedimentation</strong>sfläche wird wiederum mit der<br />

Gl.( 3.33) ermittelt.<br />

Eine elegante Auswertung der Absetz-Reihenversuche ist mit Hilfe des Diagramms<br />

nach Bild F 3.2.7c möglich. SAbs = cs vsφ ist aufgetragen.<br />

Kynch-Methode:<br />

‣ Die genannten beide Methoden nicht anwendbar, wenn der Bereich stationärer<br />

Absetzgeschwindigkeit v sφ sehr klein, der instationäre Übergangsbereich<br />

aber sehr groß ist, d.h. für geflockte Dünntrüben<br />

‣ daher auch folgende Methode unter Verwendung nur einer Absetzkurve<br />

anwendbar, F 3.1.4<br />

‣ für ideale diskontinuierliche Zonensedimentation ohne Anlaufphase, F<br />

3.1.5c<br />

‣ solange t < t 2 konstante <strong>Sedimentation</strong>sgeschwindigkeit der Grenzfläche<br />

Klarwasser/<strong>Sedimentation</strong>szone mit c s,0 = c s, Tr, Eingang ,<br />

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111<br />

‣ von unten beginnend t = t 0 Aufbau von Schlammschichten erhöhter<br />

Feststoffkonzentration c s,*<br />

‣ Betrachtung oberhalb des Kompressionspunktes und aus der Feststoffmassebilanz<br />

folgt:<br />

c V = c V bzw. ( 3.39)<br />

s Tr sD , Tr, D<br />

c () t = c h / dh(t)<br />

= c h / dh(t)<br />

s sD , D s , 0 0 und<br />

dh<br />

c ⋅ h s , 0 0<br />

S = v c = ⋅ c =<br />

Abs s , φ s dt s<br />

( 3.40)<br />

t − t<br />

0<br />

Weiter dann mit der Gl.( 3.38), siehe auch Yoshioka-Methode<br />

h 0<br />

c s,0<br />

S Abs<br />

Einzelpartikelsedim.<br />

Zonensedimentation<br />

Kompression<br />

c s,*<br />

h D<br />

c s,D<br />

c s<br />

Bild 3.5: Zur Kynch-Methode<br />

⇒ auch noch weitere Methoden zur Auswertung von Absetzkurven bekannt,<br />

z.B. Talmage u. Fitch oder Oltmann, s. LB MVT<br />

3.1.3.4 Kompressionsversuche<br />

Das Komprimieren eines Dickschlammes vollzieht sich durch Überwinden<br />

der Wechselwirkungskräfte zwischen den geflockten Körnern durch das<br />

Gewicht (Vertikaldruck p = ρ ⋅ g ⋅h) der darüberliegenden <strong>Sedimentation</strong>s-<br />

und Klarflüssigkeitszone, wodurch die dafür unerläßliche Umordnung<br />

v Tr<br />

bewirkt wird.<br />

Bis in die neuere Zeit hinein maß man der Kompression bei der Auslegung<br />

von <strong>Sedimentation</strong>sprozessen eine relativ geringe Bedeutung bei. Inzwischen<br />

wird aber zunehmend erkannt, daß in geflockten Trüben die Vorgänge<br />

in der Kompressionszone bestimmend für den gesamten <strong>Sedimentation</strong>sprozeß<br />

sein können. Infolgedessen wird auch ihrer Modellierung größere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt bzw. sogar ein die <strong>Sedimentation</strong> umfassend wider-<br />

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112<br />

spiegelndes Modell angestrebt. Diese Entwicklung ist aber noch im vollen<br />

Gange.<br />

In Ermangelung genügend entwickelter, die physikalischen Sachverhalte<br />

hinreichend widerspiegelnder Auslegungsmethoden greift man auch heute<br />

noch überwiegend auf eine Methode zurück, die schon von Coe und Clevanger<br />

ausgearbeitet wurde. Dieser Methode liegt die Voraussetzung<br />

zugrunde, daß es sich bei der Kompression um einen Teilprozeß handelt, der<br />

nur von der Zeit abhängt.<br />

‣ Kompression = f(t) ≠ f(cs). Diese Annahme ist aber für stark geflockte<br />

Trüben selbst als sehr grobe Näherung offensichtlich nicht mehr zulässig,<br />

wie schon von Coe und Clevanger selbst erkannt worden war.<br />

‣ Simulation der instationären Kompression:<br />

• Versuche zur Bestimmung der Kompressionszeit tKo sollten<br />

zweckmäßigerweise in Meßzylindern von 1 l durchgeführt werden.<br />

• Trübeproben werden ähnlich wie für Absetzversuche vorbereitet,<br />

wobei die Anfangs-Feststoffkonzentration so gewählt werden sollte,<br />

daß das Volumen des komprimierten Dickschlammes etwa 20 - 30 %<br />

des Gesamtvolumens beträgt:<br />

V V h h<br />

Dickschlamm , kompr . / = 02 , ... 03<br />

0<br />

, = / wobei<br />

D 0<br />

c = c ⋅h / h sD , s, 0 0 D<br />

• Zur Simulation des Krählvorganges wendet man ein Rührwerk an,<br />

von dem im Bild F 3.2.8 eine Standard-Ausführung dargestellt ist.<br />

• Dieses wird während des Absetzens intermittierend mit einer Drehzahl<br />

von 1/6 min-1 so betrieben, daß etwa eine Umdrehung pro<br />

Stunde gewährleistet ist.<br />

• Während des Absetzversuches wird wiederum der Weg der Grenzfläche<br />

als Funktion der Zeit registriert und als Absetzkurve dargestellt<br />

Bild F 3.2.9.<br />

• Nunmehr ist im Diagramm die Zeit tD zu bestimmen, nach der die<br />

geforderte Konzentration cs,D des Dickschlammaustrages erreicht<br />

ist. Weiterhin ist nach den früher behandelten Methoden die Lage<br />

des Kompressionspunktes, charakterisiert durch die Zeit tF, zu ermitteln.<br />

Für die Kompressionszeit folgt:<br />

tKo = tD - tF.<br />

• Schließlich ist das mittlere Kompressionsvolumen VKo aus dem<br />

Absetzkurven-Diagramm zu ermitteln, d. h. das mittlere Volumen<br />

des Dickschlammes im Zeitintervall von tF bis tG.<br />

h + h<br />

V = D F<br />

⋅ Azyl<br />

Ko 2<br />

Da man vielfach davon ausgehen kann, daß die Zonen-<strong>Sedimentation</strong> bestimmend<br />

für den Gesamtprozeß ist, wobei gemäß Gl.( 3.32) ein flächenbe-<br />

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113<br />

zogener Massestrom Skrit zugrundegelegt worden ist, so folgt für die erforderliche<br />

Höhe HKo des Kompressionsraumes im Eindicker.<br />

H Ko<br />

S t V<br />

= krit Ko Ko<br />

( 3.41)<br />

( 12 , ... 13 , ) m s<br />

m = c V s s Tr<br />

Feststoffmasse beim Absetzversuch und<br />

m / V = c s Ko sD ,<br />

mittlere Feststoffkonzentration während der Kompression<br />

Falls sich jedoch dabei Höhen HKo > 1 m ergeben, so ist der flächenbezogene<br />

Massestrom Skrit für die Gesamtauslegung des Eindickers derart herabzusetzen,<br />

so daß HKo = 1 m erfüllt ist.<br />

Damit folgt aus den Gln.( 3.32) und ( 3.41):<br />

m&<br />

⋅ t ⋅ V<br />

A = s Ko Ko<br />

H ⋅ m<br />

Ko s<br />

Ein Vergleich der Auslegungsmethoden von<br />

- Coe und Clevanger,<br />

- Yoshioko,<br />

- Kynch,<br />

- Talmage und Fitch,<br />

- Oltmann<br />

( 3.42)<br />

sollte durchgeführt werden, wobei die größere Fläche maßgebend ist.<br />

Darüberhinaus wurde im vorstehenden die experimentelle Bestimmung der<br />

Prozeßparameter sowie die Dimensionierung der <strong>Sedimentation</strong>sprozesse<br />

ausschließlich auf Grundlage diskontinuierlicher Laborversuche behandelt.<br />

Teilweise wird aber auch die Auffassung vertreten, daß für eine befriedigende<br />

Dimensionierung kontinuierliche Untersuchungen in einer<br />

Pilotanlage unerläßlich seien.<br />

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114<br />

3.2 <strong>Sedimentation</strong>sapparate<br />

3.2.1 Schwerkrafteindicker und -klärer<br />

Sind weit verbreitet. Dabei besteht bezüglich der Prozßziele - Eindicken<br />

und/oder Klären - kein prinzipieller Unterschied hinsichtlich der Gestaltung<br />

der Ausrüstungen. Deshalb wird im folgenden nur kurz von Eindickern gesprochen.<br />

3.2.1.1 Rechteckbecken<br />

- Langbecken V = 150 ... 3 000 m³, Bild F 3.3.1<br />

- Länge bis etwa 40 m,<br />

- Fließgeschwindigkeiten um etwa 1 cm/s<br />

- Tabelle 3.2: mittlere Verweilzeiten t = V/ V& im Minimum:<br />

V Tr<br />

t V<br />

in min<br />

mechanische Reinigung 70...80<br />

chemische Fällung 20...30<br />

Tropfkörper 70<br />

Belebungsanlagen 20...30<br />

- Breite B = 4 .. 10 m, bei größeren Anlagen Zwischenwände sinnvoll,<br />

- Wassertiefen bei Abwasserreinigung:<br />

* Vorklärung HW = 1,5 ... 2,5 m ausreichend,<br />

* Belebungsprozesse HW = 2 ... 3,5 m günstig,<br />

- Trübe wird an einer Schmalseite des Beckens aufgegeben, Problematik der<br />

Beruhigung der turbulenten Einlaufströmung notwendig<br />

- Klarflüssigkeit läuft an der gegenüberliegenden über.<br />

- Betrieb kann halbkontinuierlich (d.h. Dickschlamm wird von Zeit zu Zeit<br />

abgepumpt) oder vollkontinuierlich geschehen. Im letzten Fall ist eine<br />

Räumvorrichtung erforderlich.<br />

Hinweise zur Gestaltung von Absetzbecken<br />

* glatte, antiadhäsive Wände, Auskleidungen möglich (z.B. Epoxidharzanstriche,<br />

PE-Folien aufgeklebt usw.)<br />

* Bodenneigung 4...16° Rundeindicker, 0,5...1° Längsbecken<br />

* Schlammtrichter am Beckenzulauf, dadurch kurzer Weg des gröberen<br />

Schlammes aus dem vorderen Drittel<br />

* ankommendes Wasser am Einlauf beruhigen und verteilen über gesamten<br />

Beckenquerschnitt mit geringst möglicher Turbulenz<br />

3.2.1.2 Schlammräumung<br />

in Deutschland: → Räumwagen verbreitet<br />

* fahren auf dem Beckenrand<br />

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115<br />

* schieben Schlamm mit Räumschild weg<br />

* Schildhöhe ≈ 30 cm optimal ansonsten größere Wassertiefen bei<br />

größeren Schildhöhen notwendig,<br />

* aufschwimmender Schlamm = Leichtgut auch mitberäumt,<br />

für Nachklärung von Belebungsanlagen → Kettenräumer<br />

* 2 Zugketten mit dazwischen angeordneten Räumbalken, wie bei Trogkettenförderer,<br />

* wegen großer Schlammengen und damit notwendiger schneller Beräumung<br />

(sonst Schädigung des belebten Schlammes wegen Sauerstoffmangels)<br />

* Fördergeschwindigkeit v ≈ 1...3 cm/s,<br />

Rechteckbecken ebenfalls mit Schwimmschlammschild<br />

Schlamm in Trichter geschoben<br />

* Absaugung des Schlammes<br />

* Ausspülen des Schlammes mit Wasserüberdruck oder Druckluft<br />

bei Ketterräumer → Querkratzer möglich zur Schlammberäumung, →<br />

Einsparung der Trichter<br />

sog. Hamburgbecken (Kombination Belebung - Absetzen)<br />

- Flockungs- o. Belebungsbecken vorgeschaltet<br />

- Beruhigungsgitter<br />

- sehr langes Absetzbecken, daher 2 Schlammtrichter notwendig<br />

Im Bild F 3.12.5 ist ebenfalls ein Längseindicker mit Räumwagen, Bauart<br />

Passerant, dargestellt.<br />

3.2.1.3 Rundeindicker<br />

Trichterbecken ohne Zwangsräumung (Dortmundbecken), Bild F 3.4,<br />

• Schlammabfluß nur durch Schwerkraft<br />

• Trichterneigung zur Horizontalen 60° und mehr → siehe Auslegung<br />

von Bunker- und Silotrichter<br />

• schwebende Flocken "filtern" feine Partikeln<br />

- Aufbau von Makroflocken<br />

- Wirkung eines Tiefenfilters<br />

- günstige Klärwirkung<br />

Rundbecken mit Mischraum<br />

* im Mittelrohr, Paddel oder Strombrecher (mäßige Turbulenz erzeugt) angebracht<br />

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116<br />

* Dosierung und Mischung mit Flockungsmitteln<br />

* äußere Beruhigungszone im Gegenstrom durch das Schlamm- bzw. Flockenbett<br />

* Problematik der Trichterneigung, Abfließen muß gewährleistet sein<br />

beide Becken für kleine und mittlere Abwasseraufbereitungsanlagen geeignet.<br />

zweistöckiges Absetzbecken (Emscherbecken)<br />

• Trennung von Absetzraum und Faulraum,<br />

• rechteckiger Querschnitt<br />

• Schlamm gleitet an Trichterwand in Faulraum<br />

• biochemische Umsetzungen<br />

• Schwimmschlamm und Gasblasen gelangen nicht ins Klarwasser<br />

Rundbecken<br />

Am weitesten verbreitet; Bild F 3.5<br />

- zentrale Zuführung<br />

- radiale Strömung zum Beckenrand<br />

- durch Schlammschild oder Krählwerk Schlamm in den Trichter gefördert<br />

und abgesaugt<br />

- Durchmesser: 30...40 m bei Abwasserreinigungsanlagen optimal<br />

- Wassertiefe: 1,6...3 m DIN 19 552<br />

- Tabelle 3.3: empfohlene Hauptmaße und Beckenvolumen in m3 von<br />

Rundbecken in Anlehnung an DIN 19 552:<br />

D in m 18 20 22 24 26 28 30 32 35 40 45 50<br />

A in m2 254 314 380 452 531 616 707 804 962 1257 1590 1989<br />

Tiefe in m<br />

1,6 458<br />

1,8 509 635 777<br />

2,0 698 853 1025 1215<br />

2,2 929 1116 1321 1546 1791<br />

2,4 1206 1428 1669 1932 2216 2683 3571<br />

2,6 1534 1793 2073 2377 2876 3826 4930<br />

2,8 1916 2215 2533 3068 4077 5248 6589<br />

3,2 2860 3453 4580 5885 7371<br />

- zylindrischer Behälter mit stumpfkonischem oder z. T. auch ebenem Boden;<br />

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117<br />

- im letzten Fall bildet sich ein "falscher" stumpfkonischer Trichter aus sedimentiertem<br />

Feststoff ⇒ daher Anpassung der Bodenform an das natürliche<br />

Fließverhalten des Dickschlammes sinnvoll.<br />

- Durchmesser/Höhe-Verhältnis für Rundeindicker<br />

* D < 15 m: 1 : 1 bis 3 : 1;<br />

* für D = 15 bis 30 m: 3 : 1 bis 4 : 1.<br />

- Aufgabetrübe fließt über Rohr oder Gerinne dem zentralen Aufgabezylinder<br />

zu,<br />

- Aufgabezylinder, Tauchrohre bei Rundeindickern als Misch-, Kontaktund<br />

Flockungszone im mäßig turbulenten Strömungsbereich, muß die<br />

Beruhigung der turbulenten Einlaufströmung fördern.<br />

- Überlaufrohre sind verstellbar und justierbar.<br />

- Vorgelagertes Schutzwehr, das Überschwimmen von Leichtstoffen,<br />

Fremdkörpern, Schaum usw. verhindert.<br />

- Krählwerk übernimmt Dickschlammförderung zum zentralen Austrag als<br />

Austraghilfe, n = 0,03 .. 0,35 min -1 .<br />

* Neigung des Bodens: 6° bis 16°<br />

* Neigung des zentralen Konus: 30° bis 50°<br />

- Rundeindicker bis etwa 30 m ∅ werden vorwiegend aus Stahlblech gefertigt<br />

(Bild F 3.5.1).<br />

- Krählwerksantrieb über zentrale Mittelwelle;<br />

- Antrieb ist auf Brücke gelagert, die den Behälter überspannt.<br />

- Hebevorrichtung, hand- oder motorbetätigt, erlaubt des Anheben des<br />

Krählwerkes aus dem Dickschlamm bei zu hoher Belastung.<br />

Drehmomentenüberwachung geschieht mechanisch, hydraulisch oder<br />

auch elektrisch. Bei Überschreiten des zulässigen Wertes erfolgt Betätigen<br />

einer Warnhupe, Stillsetzen oder auch automatisches Anheben des<br />

Krählwerkes.<br />

- Dickschlammabzug geschieht mittels Pumpen<br />

* Membranpumpen,<br />

* Kolbenpumpen, oder<br />

* Kreiselpumpen (Zentrifugalradpumpen),<br />

die unmittelbar an den Dickschlammaustrag angeschlossen<br />

werden.<br />

- sogenannte Schnellkläreinrichtung, Bauart Lurgi<br />

* zentrale Zuführung in Tauchrohr<br />

* Rührer zum Mischen mit Flockungsmittel<br />

* am Tauchrohr Rinne für Leichtstoffe und Schaum<br />

* "schwimmende" radiale Klarwasser-Sammelrinnen<br />

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118<br />

* im Spalt zwischen Sammelrinne und Tauchrohr umlaufendes<br />

Krählwerk mit Dickschlammabsaugung<br />

- kleine Eindicker, L o., D < 10 m, Hilfsanlagen in Abwasseraufbereitung<br />

von klein- und mittelständischen Betrieben, z.B.<br />

* metallverarbeitende Industrie,<br />

* Wäschereien,<br />

* Landwirtschaftsbetriebe,<br />

* Kommunen;<br />

Sandfang mit Rechenklassierer (-austrag), Bauart Dorr F 3.6 und F 3.7<br />

• Einlauf über Rinne, Verteilung und Strömungsberuhigung mittels Leitschaufeln<br />

• zwecks Reparaturen u. ä. Umlauf-Bypass vorgesehen<br />

• im runden Absetzbecken, Förderung des abgesetzten Feststoffes radial<br />

nach außen in den tieferliegenden Sandaustrag und von dort in die Klassierrinne<br />

Kratzerkonstruktionso, daß bei Überlastung dieser sich abhebt<br />

und den Feststoff schichtenweise abschiebt<br />

• Überlastungsschutz<br />

• in Klassierrinne mittels Harkbewegung des Rechenklassierers Sand auf<br />

der schrägen Sohle hochgeschoben<br />

• organisches Material durch "Harken" aufgewirbelt<br />

• über Schneckenpumpe (oder freier Zulauf) dem Einlauf wieder zurückgeführt<br />

• Sand auf Schräge weitergefördert und durch Schwerkraft (= Filtration)<br />

entwässert<br />

• "erdfeuchter" Sand kann abtransportiert werden<br />

Hinweise zur Auslegung:<br />

v Tr ≤ 0,3 m/s maximale Zulaufgeschwindigkeit damit Klärfläche A bemessen<br />

Tabelle 3.4: Hauptabmessungen Dorr-Absetzbecken<br />

D in m 4 6 8 12<br />

A in m 2 13 28 50 113<br />

große Rundeindicker mit Durchmessern von etwa D = 30 bis 130 m bestehen<br />

meist aus Beton F 3.8.2 und 3<br />

- Krählwerksantrieb ist auf einer zentralen Mittelsäule (1) aus Stahl oder<br />

Beton angeordnet.<br />

- Der Antrieb erfolgt über ein die Mittelsäule umschließendes Traggerüst<br />

(2), an dem die Krählarme besfestigt sind.<br />

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119<br />

- Durchmesser/Höhe-Verhältnis bis 10 : 1.<br />

- Vorrichtungen zum Heben und Senken des Krählwerkes bzw. für den Ü-<br />

berlastungschutz sind vorhanden.<br />

- Vielfach wird Dickschlamm durch Rohrleitungen abgeführt, die in begehbaren<br />

Kanälen unter dem Eindicker verlegt sind.<br />

- Für Trüben mit geringem Feststoffgehalt und stärker geflockte Dickschlämme<br />

werden auch Rundeindicker mit Randantrieb bis zu D = 100 m<br />

Durchmesser eingesetzt F 3.8.3<br />

- Der Antrieb geschieht durch einen Radsatz, der auf einer Schiene oder<br />

direkt unter Verwendung eines gummibereiften Stahlrades auf dem Rand<br />

des Betonbeckens umläuft.<br />

- Ein langer Krählarm ist an dem Radsatz und - zusammen mit drei weiteren<br />

kurzen Armen - an einem Traggerüst befestigt, das an einer auf der Mittelsäule<br />

gelagerten Kugeldrehverbindung aufgehängt ist.<br />

Rundeindicker mit zentraler Welle (klein) F 3.8.1<br />

- Rundeindicker mit Mittelsäule (D < 50 m)<br />

* Laufsteg mit Zulaufrinne<br />

* Drehzahl n = 0,03 ... 0,35 min -1<br />

* Überlastschutz durch Ausheben des Krählwerkes<br />

* Feststoffvolumenanteile im Dickschlamm bis φ s,D ≈ 0,5 ... 0,6 mögl.,<br />

aber Pumpfähigkeit gewährleisten!<br />

- Rundeindicker mit Radantrieb des Krählwerkes auf dem Beckenrand umlaufend,<br />

D > 50 m<br />

- Schlammabzug mittels Membranpumpen mit verstellbarem Hub<br />

* Förderung in Rohrleitungen<br />

* verlegt in begehbaren Kanälen<br />

Bei Anwendung von polymeren Flockungsmitteln spielen deren Zusatzbedingungen<br />

(Mischung, stufenweiser Zusatz u.a.) für den Flockungserfolg<br />

und damit die <strong>Sedimentation</strong>sgeschwindigkeit eine ausschlaggebene Rolle.<br />

Derartige Überlagerungen waren für die Entwicklung von Eindickern mit<br />

Aufgabezylinder maßgebend, die eine gute Vermischung in turbulenten<br />

Einlaufzone und den stufenweisen Zusatz ermöglichen (Bild F 3.8.4 und F<br />

3.5).<br />

Eindicker dieser Art verfügen auch über eine Stabilisierung des Dickschlammniveaus,<br />

indem dieses mittels einer Sonde (z. B. Ultraschall- oder γ<br />

-Strahlenschwächung) abgetastet und danach der Dickschlammaustrag geregelt<br />

wird. Dadurch und aufgrund des langen Aufgabezylinders wird die<br />

geflockte Aufgabetrübe gezwungen, in das Dickschlammbett einzutauchen,<br />

wodurch eine weitere Flockung begünstigt wird.<br />

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120<br />

Mehrkammereindicker:<br />

drei bis sechs übereinander angeordnete Kammern, die in einem Behälter<br />

durch Zwischenböden abgegrenzt sind. Kammern können parallel oder in<br />

Reihe geschaltet sein, Bilder F 3.9, F 3.10 und F 3.11.<br />

3.2.2 Intensivierungsmöglichkeiten des <strong>Sedimentation</strong>sprozesses:<br />

1) Verringerung der Absetzzeit bzw, des <strong>Sedimentation</strong>sweges,<br />

2) "Vergrößerung" der Feststoffpartikel, Agglomeration durch Flockung<br />

mittels Flockungsmittel,<br />

3) Erhöhung der Triebkraft im Zentrifugalkraftfeld, s. Abschnitt 3.4<br />

3.2.2.1 Lamelleneindicker<br />

Zur 1. Variante, Bild F 3.12.6<br />

90 grd<br />

a<br />

l<br />

b<br />

Bild 3.6: Partikelsedimentation in einem Prozeßraum mit Lamellen<br />

A = n*a*b<br />

A = n*l*b<br />

* flachliegendes Kammermodell ⇒ hier aber kein kontinuierlicher Feststoffaustrag<br />

möglich, daher<br />

* Schrägstellung der Kammern<br />

a<br />

l<br />

vs<br />

u<br />

α<br />

Bild 3.7: Lamelleneindicker<br />

Auslegung eines Lamelleneindickers:<br />

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121<br />

Bekanntlich ist Trübedurchsatz der <strong>Sedimentation</strong>sfläche proportional. Es<br />

liegt nun nahe, die <strong>Sedimentation</strong>sfläche je Einheit Apparatevolumen dadurch<br />

zu erhöhen, indem man dieses durch Lamellen aufgliedert, Bild F<br />

3.12.6a.<br />

Es muß die notw. Verweilzeit des Aufstromes t V ≥ Partikelsinkzeit t s<br />

l<br />

u<br />

h<br />

≥ s<br />

=<br />

v s ϕ<br />

a<br />

v cosα s ϕ<br />

( 3.43)<br />

a<br />

u<br />

Lamellenabstand<br />

Aufstromgeschwindigkeit der Trübe<br />

sein und damit:<br />

lv cosα s ϕ<br />

u =<br />

a<br />

bzw. die volumenbezogene Klärfläche:<br />

A<br />

V<br />

v cosα<br />

ab 1 s ϕ<br />

= = =<br />

abl l au<br />

( 3.44)<br />

( 3.45)<br />

d.h., wenn α = 0 → cosα = 1 aber kein Feststoffaustrag sinnvoll möglich,<br />

auch α ↓ → A/V ↑<br />

Kontinuierlicher Betrieb setzt eine genügende Neigung α der Lamellen gegenüber<br />

der Horizontalen voraus, weil der selbsttätige kontinuierliche Dickschlammtransport<br />

- gegebenenfalls mittels Vibrationen als Austraghilfe -<br />

durch Abgleiten gewährleistet werden muß.<br />

D.h., je geringer die Neigung und der Abstand der Platten sind, um so größer<br />

ist die theoretische volumenbezogene <strong>Sedimentation</strong>sfläche:<br />

* α = 30...40° Gleichstrom für feststoffarme Suspensionen<br />

* α = 45...60° Gegenstrom für feststoffreiche Suspensionen<br />

* α = 45...55° Quer- bzw. Kreuzstrom ⇒ daher Vibratoren als Austraghilfen<br />

eingesetzt !<br />

- Gebräuchliche Lamellenabstände: 50 mm bzw. 40...80 mm und<br />

- Länge l = 1..2,5 m<br />

- Untergliederung fördert auch laminare Strömungsverhältnisse.<br />

Trennprinzip nach der Strömungsführung:<br />

‣ Gleichstromprinzip, Bild F 3.12.6a,<br />

‣ Gegenstrom F 3.12.6b und F 3.12.7 und<br />

‣ Querstrom möglich<br />

Auslegung:<br />

- Berechnung der Klärfläche nach Gl.( 3.32) aber:<br />

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122<br />

Wegen störender Einflüsse sind erhöhte Sicherheitszuschläge von etwa 50<br />

% für die berechnete <strong>Sedimentation</strong>sfläche erforderlich:<br />

- erhöhte Gefahr von Schlammdurchbrüchen,<br />

- Scherbeanspruchung bei Gegenstrom,<br />

- plötzliches Abrutschen des Schlammes möglich,<br />

- gewisse Einlauf- und Beruhigungszone (unerwünschte Turbulenz!) notwendig,<br />

- keine ausgeprägte Eindickwirkung (kaum Kompression) gegenüber konventionellen<br />

Eindickern;<br />

Vorteile:<br />

- Intensivierung des Absetzprozesses pro m 3 Apparatevolumen, d.h. nur 10<br />

% eines konventionellen Absetzbeckens benötigt,<br />

- → Einsparung an Platzbedarf, Apparatekosten und umbauten Raum.<br />

Betriebsweise:<br />

- mittlere Verweilzeit t V = 5...10 min sehr kurz,<br />

- → daher kein Flockenwachstum, Flockung vorher beispielsweise in Rührbehältern<br />

durchführen,<br />

- Klärflächenbelastung R = 0,4...0,8 m 3 /(h*m 2 ) entspricht der von Absetzbecken,<br />

- bei φ s > 0,08...0,1 Feststoffbelastung der Trübe Vorklärbecken erforderlich,<br />

Lamellenformen:<br />

- glatte Platten,<br />

- gewellte Platten,<br />

- Zick-Zack-Platten,<br />

- schräge Rohrbündel mit rundem, vier- oder sechseckigem Querschnitt;<br />

Lamelleneindicker, Bauart Sala, Bild F 3.12.7:<br />

Arbeitet nach dem Gegenstromprinzip. Aufgabetrübe gelangt in den zentralen<br />

bodenlosen Aufgabekaste (1) und verteilt sich an dessen Unterseite auf<br />

die Lamellen-Pakete (Neigungswinkel 45° oder 55°). Oberhalb dieses Niveaus<br />

liegen Verhältnisse der Einzelpartikel-<strong>Sedimentation</strong> vor (Klärzone),<br />

unterhalb davon die Zonensedimentation und Kompression (<strong>Sedimentation</strong>s-<br />

und Kompressionszone). Klarflüssigkeit strömt in den Lamellen nach<br />

oben und durch die Drossellöcher in der Abdeckung in die Ablaufkästen.<br />

Dickschlamm gleitet in die Kästen (4), wo Verdichtung durch Schwingungen<br />

einer Vibrationseinheit (5) erhöht und auch einem Verstopfen im Unterlauf<br />

entgegengewirkt wird. Falls erforderlich kann auch das Lamellenpaket<br />

vibriert werden.<br />

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123<br />

Diese Eindicker werden mit <strong>Sedimentation</strong>sflächen bis zu 600 m2 gebaut<br />

und in verschiedenen Werkstoffen geliefert.<br />

Lamellenabscheider, Bauart WABAG, Bild F 3.13:<br />

- gleichzeitige Abscheidung von Leicht- und Schwerstoffen,<br />

- wellenförmige Plattenbündel,<br />

- Aufsteigen der Leichtstoffe im Wellenberg der Platten<br />

* Sammlung an der Wasseroberfläche,<br />

* Abzug über kippbare Überlaufrinne,<br />

- Absinken des Schlammes im Wellental der Platten,<br />

- Plattenmaterial muß korrosionsbeständig sein und glatte Oberflächen besitzen;<br />

- verstellbares Klarwasser-Überlaufwehr,<br />

3.3 Agglomerieren (Flocken) und Dispergieren feiner Feststoffpartikeln<br />

in Suspensionen<br />

Zur 2. Variante:<br />

Feine Feststoffpartikeln können in einer Suspension dispergiert oder agglomeriert<br />

(geflockt) sein. Im erstgenannten Fall liegen sie als gegeneinander<br />

frei bewegliche Einzelpartikeln vor, im zweiten Fall demgegenüber in Form<br />

von Agglomeraten (Flocken). Kenntnis und Kontrolle dieser Zustände ist<br />

für Prozesse mit fein- und feinstkornhaltigen Suspensionen von Bedeutung.<br />

Dispergierung oder Agglomeration können in wäßrigen Suspensionen über<br />

die<br />

- Beeinflussung der Adhäsions- bzw. Abstoßungskräfte erreicht werden.<br />

- Weiterhin läßt sich zur Agglomeratbildung der Mechanismus der Überbrückungsflockung<br />

mittels organischer Makromoleküle nutzen.<br />

3.3.1 Flocken und Dispergieren mittels Beeinflussung der Adhäsionsund<br />

Abstoßungskräfte<br />

3.3.1.1 Wechselwirkungspotentiale und -kräfte<br />

Sind sich Partikeln genügend nahe gekommen, so setzt sich die gesamte<br />

Wechselwirkungskraft F(a) aus folgenden vom Abstand a abhängigen Komponenten<br />

zusammen:<br />

Fa ( ) = F ( a) + F( a)<br />

( 3.46)<br />

VdW<br />

el<br />

Die VAN-DER-WAALS-Kraft F VdW ist näherungsweise berechenbar<br />

(siehe VO MVT Abschnitt 6.1.1).<br />

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124<br />

HAMAKER hat das LONDON-Anziehungspotential zwischen zwei Atomen<br />

h<br />

EA =− 3 2<br />

α ν<br />

0<br />

6 , ( 3.47)<br />

4 a<br />

auf zwei räumlich ausgedehnte Platten der Oberfläche A S übertragen (hier<br />

zweckmäßig mit - Vorzeichen versehen, da die bei Annäherung freiwerdende<br />

Anziehungsenergie abgegeben wird)<br />

E<br />

A<br />

A<br />

S,<br />

Platte<br />

CH<br />

=− 12<br />

2<br />

( 3.48)<br />

π a<br />

oder Kugel-Kugel-Kontakt E<br />

A<br />

CH<br />

d<br />

=− bzw. mit 2 ½ Oberflächen<br />

24 a<br />

E<br />

A<br />

A<br />

SKugel ,<br />

CH<br />

d 1<br />

=− ⋅<br />

2<br />

=−<br />

24 a π d<br />

CH<br />

24 π ad<br />

( 3.49)<br />

C H = 6 ... 15*10 -20 J<br />

bzw. CHM ,<br />

= CH ⋅NA<br />

C H,M = 36 ... 90 kJ/mol<br />

HAMAKER-VAN-DER-WAALS-Konstante<br />

für Vergleichszwecke auf ein Mol bezogen<br />

molare HAMAKER-Konstante<br />

Zur Gewinnung molarer Wechselwirkungsenergien soll abgeschätzt werden<br />

(Vorzeichen wurde weggelassen):<br />

- Platte-Platte<br />

E<br />

AM ,<br />

EA<br />

Ms<br />

CH<br />

Ms<br />

= =<br />

3<br />

A a ρ 12 π a d ρ<br />

SPlatte ,<br />

s<br />

−9<br />

a = a ≈ 04 , ⋅10<br />

m Gleichgewichtsabstand<br />

E<br />

A<br />

E<br />

A<br />

0<br />

S,<br />

Platte<br />

AM ,<br />

- Kugel-Kugel<br />

E<br />

AM ,<br />

( 6... 15)<br />

⋅10<br />

=<br />

12 π 0 4 10<br />

−20<br />

−<br />

( , )<br />

−<br />

( , ⋅ )<br />

J<br />

m<br />

9 2 2<br />

s<br />

−<br />

= ( 10... 25) 10 J / m<br />

−20 3<br />

(... 6 15) ⋅10 J ( 18... 200)<br />

kg m<br />

=<br />

≈<br />

9<br />

12 0 4 10 3 3<br />

π<br />

m kmol 2000 kg<br />

EA<br />

Ms<br />

CH<br />

Ms<br />

= = −<br />

2<br />

A a ρ 24 π a dρ<br />

SKugel ,<br />

d ≈ 1 µm Partikelgröße<br />

−20<br />

EA<br />

( 6... 15)<br />

⋅10<br />

J<br />

=<br />

−<br />

A 24 π 0,<br />

4 10 m⋅10<br />

E<br />

SKugel ,<br />

AM ,<br />

s<br />

−<br />

( , )<br />

9 −6<br />

s<br />

3 2<br />

( 022 62)<br />

−<br />

= ( 2... 5) 10 J / m<br />

m<br />

( 3.50)<br />

, ... , kJ / mol<br />

6 2<br />

−20 3<br />

( 6... 15) ⋅10 J ⋅( 18... 200)<br />

kg m<br />

=<br />

≈<br />

9 −<br />

12 0 4 ⋅10 2 2 6<br />

π<br />

m ⋅10 m kmol ⋅2000<br />

kg<br />

( 009 25)<br />

( 3.51)<br />

, ... , J / mol<br />

⇒ Die Kugel-Kugel-Paarung hat aufgrund des Punktkontaktes und der<br />

starken Zunahme des Abstandes durch die Krümmung wesentlich gerin-<br />

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125<br />

gere Anziehungsenergien als die Platte-Platte-Paarung mit konstantem<br />

Abstand!<br />

Die HAMAKER-Konstante kann aus den elektrischen Materialeigenschaften<br />

wie folgt abgeschätzt werden:<br />

C<br />

H<br />

= 3 π<br />

4<br />

2<br />

q<br />

α<br />

ν<br />

2 2<br />

n, k<br />

h<br />

0<br />

, ( 3.52)<br />

nN<br />

k A<br />

mN<br />

k A<br />

N<br />

A<br />

ρ<br />

q<br />

nk ,<br />

= = =<br />

V MV M<br />

k<br />

N A = 6,022*10 23 mol -1<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

Dipolzahldichte (Anzahl atomarer Dipole<br />

je Partikelvolumeneinheit der Komponente k)<br />

AVOGADRO-Zahl<br />

wobei für die Polarisierbarkeit α, d.h. Verschiebung der Ladungsschwerpunkte<br />

von Kern und Hülle bei Atomen und Molekülen unter Wirkung eines<br />

äußeren elektrischen Feldes ( p = α ⋅ E ) bei geringen Dipolzahldichten (Gase)<br />

gilt<br />

3<br />

α = 3V A<br />

ε0<br />

= π/ 2⋅d A<br />

ε 0<br />

( 3.53)<br />

d A<br />

V A<br />

8,<br />

8542 10<br />

−12<br />

ε 0<br />

= ⋅<br />

Atom- oder Moleküldurchmesser<br />

Atom- oder Molekülvolumen<br />

As<br />

elektrische Feldkonstante (Influenzkonstante,<br />

Vm<br />

für elektrische Leiter)<br />

und für hohe Dipolzahldichten (Flüssigkeiten)<br />

ε<br />

r<br />

ε r ≥ 1<br />

= q<br />

1 + χ = + e<br />

1<br />

1 − q<br />

χ e ≥ 0<br />

nk ,<br />

nk ,<br />

α/<br />

ε0<br />

. ( 3.54)<br />

α/( 3ε<br />

)<br />

0<br />

relative Dielektrizitätskonstante (Permittivitätszahl<br />

von Nichtleitern (Dielektrika), für Vakuum ε r = 1)<br />

elektrische Suszeptibilität (kennzeichnende Eigenschaft<br />

von Isolatoren, Abweichung vom Vakuumverhalten)<br />

Außerdem gelten folgende Zusammenhänge:<br />

E<br />

p = q a<br />

elektrische Feldstärke (in V/m), F = q E<br />

elektrisches Dipolmoment (in C m = A s m), permanent<br />

(z.B. H 2 O-Molekül) oder durch andere Dipole<br />

induziert möglich<br />

ν 0 ≈ 10 12 ... 10 14 s -1 Grenzfrequenz des Atoms, wobei h ⋅ ν = h/ ⋅ ϖ<br />

h = 6,62618*10 -34 J s Plancksches Wirkungsquantum<br />

−<br />

h/ = h/ 2π<br />

= 1,<br />

055⋅10 34 J s elementarer Drehimpuls<br />

En = ( n + 1/ 2)<br />

⋅h<br />

ν<br />

0<br />

n = 0, 1, 2, ...<br />

Energie eines quantenmechanischen Oszillators<br />

Quantenzahl = Niveau der Elektronenbahnen<br />

0<br />

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126<br />

In Abhängigkeit von der geometrischen Ausbildung der Adhäsionspartner<br />

klingt die Anziehungskraft, die man mit den Gln.( 3.48) und ( 3.49) erhalten<br />

kann = − = − (- Vorzeichen soll bestehen bleiben),<br />

FVdW<br />

dE<br />

A<br />

2CH<br />

3<br />

A A da 12πa<br />

S<br />

S<br />

proportional 1/a2 bis 1/a3 mit dem Abstand ab:<br />

⇒ Kugel-Kugel (Index 0 bedeutet ohne Kontaktverformung)<br />

F<br />

CH<br />

⋅ d<br />

=−<br />

24 ⋅ a<br />

VdW,0 2<br />

( 3.55)<br />

p<br />

⇒ Platte-Platte bzw. Kugelabplattung-Kugelabplattung bei elastisch-plastischer<br />

Kontaktdeformation<br />

VdW<br />

FVdW<br />

= = −<br />

A<br />

S, Abplattung<br />

6<br />

CH<br />

π ⋅ a<br />

3<br />

( 3.56)<br />

Demgegenüber werden die Partikeln durch eine Abstoßungskraft (hier mit<br />

+ Vorzeichen versehen, da bei Annäherung die Abstoßungsenergie kompensiert<br />

bzw. zugeführt werden muß) im jeweiligen Gleichgewicht gehalten.<br />

In Abhängigkeit von der geometrischen Kontaktform elektrisch aufgeladener<br />

Partikeln klingt sie proportional 1/a bis 1/a 2 mit dem Abstand ab:<br />

⇒ Platte-Platte (Zweiplattenkondensator der Kapazität (Ladungsmenge Q)<br />

C= Q/ U = ε ε A/<br />

a)<br />

F<br />

A<br />

el<br />

Platte<br />

0<br />

r<br />

= 1 2<br />

1<br />

ε0<br />

ε<br />

r<br />

U<br />

2 a<br />

2<br />

( 3.57)<br />

U = 0,1 ... 0,7 V<br />

8,<br />

8542 10<br />

−12<br />

ε 0<br />

= ⋅<br />

Kontaktpotential<br />

As<br />

Vm<br />

elektrische Feldkonstante (Influenzkonstante)<br />

ε r relative Dielektrizitätskonstante des Zwischenmediums, z. B. ε r = 81<br />

für destilliertes Wasser, = 1,0006 für Luft<br />

⇒ Kugel-Kugel (Kugelkondensatoren für zwei Punktladungen der Kapazität<br />

C = 2 πε0<br />

ε<br />

1 Q1 Q2<br />

r<br />

d und der COULOMB-Kraft FC<br />

= ⋅ 2 )<br />

πε ε a<br />

F<br />

el<br />

4<br />

0<br />

d<br />

= π 2<br />

ε εr<br />

U ( 3.58)<br />

4 0 a<br />

r<br />

3.3.1.2 Strukturmodelle des Wassers<br />

‣ Strukturmodelle des Wassers, siehe Bild F 3.14<br />

‣ Bindungsmodelle von Wasser an Feststoffoberflächen, siehe Bild F 3.15<br />

3.3.1.3 Modelle der Ausbildung elektrischer Doppelschichten<br />

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127<br />

Nach der Modellvorstellung der Ausbildung eines Molekularkondensators<br />

(siehe BREZINSKI und MÖGEL Grenzflächen und Kolloide S. 76 ff 1993,<br />

DÖRFLER Grenzflächen- und Kolloidchemie S. 115 ff 1994)<br />

⇒ nach HELMHOLTZ Plattenkondensator gebildet aus der starren Ladung<br />

der Festkörperoberfläche und den hydratisierten Gegenionen im Fluid,<br />

bzw. weiterentwickelt, Bild F 3.16<br />

⇒ geladene Grenzfläche im kinetischen Gleichgewicht mit diffuser „Raumladungswolke“<br />

als Gegenplatte (nach GOUY-CHAPMAN)<br />

kann eine elektrostatische Kraft F el angenommen werden. Diese elektrostatische<br />

Kraftkomponente kommt dadurch zustande, daß die Wechselwirkungen<br />

zwischen den oberflächlichen Ionen oder Atomen vieler Feststoffe<br />

und den Wassermolekülen nicht nur zur Bildung einer Hydrathülle,<br />

sondern auch zum Entstehen einer Oberflächenladung, die durch Adsorptionsvorgänge<br />

weiter modifiziert werden kann, und somit zur Ausbildung<br />

einer elektrochemischen Doppelschicht führen, Bild F 3.16.<br />

Hierbei wird die Oberflächenladung durch eine entsprechende, aber entgegengesetzt<br />

geladene Anzahl von Ladungsträgern (Ionen) kompensiert, die<br />

sich lösungsseitig in der Umgebung der Oberflächenladung anreichern. Ein<br />

Teil der Gegenionen wird mehr oder weniger starr unmittelbar an der Partikeloberfläche<br />

angeordnet (innere HELMHOLTZ- oder STERN-Schicht),<br />

der restliche Teil infolge der Wärmebewegung diffus verteilt sein (diffuse<br />

Schicht oder GOUY-Schicht).<br />

‣ Zur Messung siehe Bilder F 3.17 und F 3.18<br />

Die Wechselwirkungen im Mehrphasensystem, das nach außen elektrisch<br />

neutral ist, ist neben der Betrachtung der molekularen Anziehungs- und Abstoßungskräfte<br />

auch dem Energiesatz zugänglich. Da allgemein für die potentielle<br />

mechanische Energie gilt<br />

E<br />

= ∫ F ( a ) d a ( 3.59)<br />

kann Gl.( 3.46) auch als Energiesatz (Index A Anziehung (Attraktion) aus<br />

VdW-Kraft, R Abstoßung (Repulsion) aus elektrostatischer Kraft)<br />

E ( a) = E ( a) + E ( a)<br />

( 3.60)<br />

ges A R<br />

bzw. mit der elektrostatischen Energie<br />

E<br />

el<br />

= Q ⋅ U = ν ⋅ e ⋅ ψ(a)<br />

( 3.61)<br />

k<br />

ν k<br />

Wertigkeit eines Iones k<br />

e = 1,6022*10 -19 A s Elementarladung<br />

als Potentiale (z.B. in mV) formuliert werden:<br />

ψ ( a) = ψ ( a) + ψ ( a )<br />

( 3.62)<br />

ges A R<br />

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128<br />

Im Bild F 3.19.1 sind die Verteilung der Gegenionen um eine geladene ebene<br />

Phasengrenze und im Bild F 3.19.2 der Potentialabfall als Funktion des<br />

Abstandes a von der Phasengrenze dargestellt.<br />

Die Existenz der elektrochemischen Doppelschicht um ein Partikel führt im<br />

elektrischen Feld dazu, daß zwischen dem Partikel einschließlich der festgebundenen<br />

Hydrat-Schicht und der darin adsorbierten Ionen einerseits sowie<br />

dem diffusen Teil der elektrochemischen Doppelschicht andererseits Relativbewegungen<br />

zustande kommen. Man bezeichnet diese Relativbewegungen<br />

als elektrokinetische Erscheinungen, die wiederum durch die Wärmebewegung<br />

der Ionen und deren kinetischer Energie k B *T beeinflußt werden.<br />

Aufgrund dieser Erscheinungen ist jener Teil der Potentialdifferenz einer<br />

elektrischen Doppelschicht meßbar, der zwischen der Lösung und der von<br />

der Partikeloberfläche festgebundenen Hydrathülle besteht.<br />

Diese Differenz bezeichnet man als elektrokinetisches Potential oder Zeta-Potential.<br />

Allerdings ist die Lage des Zeta-Potentials im Bild F 3.16 und<br />

F 3.19.1 nicht exakt angebbar. Manchmal setzt man stark vereinfachend das<br />

Zeta-Potential gleich dem Doppelschichtpotential ψδ an der Grenze von<br />

STERN-Schicht und diffuser Schicht. ψδ -Potential und ζ-Potential werden<br />

sowohl durch Adsorption in der STERN-Schicht als auch durch die Elektrolyt-Konzentration<br />

der Lösung beeinflußt, siehe Gln.( 3.68) und ( 3.69). Mit<br />

steigender Elektrolyt-Konzentration c k bzw. Ionenstärke I k erfolgt eine<br />

Kompression der diffusen Schicht (siehe Tabelle 3.5), d.h., die diffus verteilten<br />

Gegenionen konzentrieren sich mehr und mehr in Oberflächennähe.<br />

Gleichsinnig geladene Partikeln stoßen sich ab, sobald sich die diffusen<br />

Bereiche ihrer elektrochemischen Doppelschichten durchdringen.<br />

Die elektrostatische Potentialkomponente kann auf Grundlage der Annahmen<br />

verdünnter Lösungen (DEBYE-HÜCKEL-Theorie) gegenwärtig nur<br />

für den Fall berechnet werden, daß die gegenseitige Durchdringung der<br />

Doppelschichten nicht zu stark ist. Dementsprechend nimmt sie nach einer<br />

Exponentialfunktion mit dem Abstand ab Gl.( 3.68):<br />

Und zwar gilt unter dem Einfluß sowohl der elektrostatischen Energie<br />

ν ⋅e<br />

⋅ ψ als auch der kinetischen Energie R ⋅ T die BOLTZMANN-<br />

k<br />

Statistik für die Abstandsverteilung der Ionen normal zur Grenzfläche, wobei<br />

man für die ungestörte Lösung auch ψ( a = ∞ ) = ψ ≈ 0 setzen kann.<br />

⎛<br />

ck( a) = ck( a = ∞) ⋅exp<br />

⎜−<br />

⎝<br />

[ ( ) ( )]<br />

ν F⋅ ψ a − ψ a = ∞<br />

k<br />

RT<br />

c k = c +<br />

Ionenkonzentration (mol/l)<br />

F= N ⋅ e = 9, 649 ⋅10 A s/ mol FARADAY-Konstante<br />

A<br />

R = 8,3145 J/(mol K)<br />

universelle Gaskonstante<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

l<br />

( 3.63)<br />

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ν k<br />

129<br />

Ionenladungszahl (Ionenwertigkeit einschließlich<br />

Vorzeichen)<br />

Mit der Raumladungsdichte q v,k der Ionen k, wobei q<br />

Vk ,<br />

= q<br />

V, +<br />

− q<br />

V,<br />

−<br />

gilt,<br />

qV, k( a) = F⋅ ∑νk ck( a) = F⋅∑νk ck( ∞) exp<br />

⎛ ⎜−<br />

⎝<br />

ν<br />

k<br />

Fψ( a)<br />

⎞<br />

⎟<br />

RT ⎠<br />

( 3.64)<br />

folgt die POISSON-Gleichung für die eindimensionale Potentialverteilung<br />

2<br />

d ψ<br />

2<br />

da<br />

qVk<br />

a F<br />

=− =− ⋅ νk<br />

ck<br />

∞ ⎛ ,<br />

( )<br />

∑ ( ) exp⎜<br />

−<br />

ε ε ε ε<br />

⎝<br />

0 r<br />

0<br />

r<br />

k<br />

ν<br />

k<br />

Fψ( a)<br />

⎞<br />

⎟<br />

RT ⎠<br />

( 3.65)<br />

Diese wird mittels MCLAURINscher Reihenentwicklung und Abbruch nach<br />

dem linearen Glied ( νk<br />

⋅ ψ0


130<br />

ψ 0<br />

0,37*ψ 0<br />

Potential ψ<br />

charakteristische<br />

Dicke der diffusen<br />

Schicht<br />

a 37 = 1/κ Abstand a<br />

Mit der charakteristischen<br />

Dicke der diffusen<br />

Schicht (auch DEBYE-<br />

Länge genannt, = Radius<br />

einer Ionenwolke) 1/κ =<br />

a 37 folgt für a = a 37<br />

ψ / ψ<br />

0<br />

= exp( − 1) = 0,<br />

368<br />

das Abklingen der Potentialfunktion<br />

auf 0,37*ψ 0 ,<br />

siehe Bild 3.8.<br />

Bild 3.8: Doppelschichtpotentialverlauf nach GOUY-CHAPMAN<br />

Tabelle 3.5: Abhängigkeit der charakteristischen Dicke der diffusen Schicht<br />

a 37 von der Elektrolytwertigkeit ν k und -konzentration c k bei 25°C (ε r,Wasser =<br />

78,6 siehe MÖGEL S. 79)<br />

ν k c k in mol/l a 37 in nm<br />

1 + - 1 - 0,001 9,56<br />

2 + - 2 - 0,001 4,78<br />

2 + - 2 - 0,1 0,45<br />

Praktisch liegt die Dicke der der diffusen Schicht in Abhängigkeit von der<br />

Ionenstärke zwischen 0,5 nm bis 100 nm (5 Å ... 1000 Å).<br />

Die Ladungsdichte auf der Festkörperoberfläche q A,k,0 ist proportional dem<br />

Potential und der reziproken Schichtdicke κ = 1/a 37 :<br />

q<br />

= ε ε ⋅κ ⋅ψ = ε ε ⋅ ψ a37<br />

( 3.70)<br />

Ak , , 0 0 r 0 0 r 0<br />

/<br />

Für den Spezialfall eines symmetrischen ν k+ *-ν k- *-Elektrolyten kann Gl.(<br />

3.66) ohne vereinfachender Annahme kleiner Potentiale analytisch gelöst<br />

werden,<br />

*<br />

⎛ νk<br />

F ψ<br />

exp⎜<br />

4 RT ⎝ 2 RT<br />

ψ( a)<br />

=<br />

*<br />

⋅<br />

*<br />

νk<br />

F ⎛ νk<br />

F ψ<br />

exp⎜<br />

⎝ 2 RT<br />

0<br />

0<br />

⎞<br />

⎟−1<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟+ 1<br />

⎠<br />

(<br />

⋅exp<br />

− κ ⋅a), ( 3.71)<br />

wobei mit tanh x =<br />

e<br />

e<br />

x<br />

x<br />

−<br />

+<br />

e<br />

e<br />

−x<br />

−x<br />

=<br />

e<br />

e<br />

x<br />

x<br />

/<br />

/<br />

e<br />

e<br />

−x<br />

−x<br />

2x<br />

− 1 e<br />

x<br />

+ = − 1<br />

2<br />

sich auch<br />

1 e + 1<br />

*<br />

4 RT ⎛ ν F ψ ⎞<br />

k 0<br />

ψ( a) =<br />

*<br />

⋅tanh⎜<br />

⎟⋅exp(<br />

−κ<br />

⋅a) ( 3.72)<br />

ν F ⎝ 4 RT ⎠<br />

schreiben läßt.<br />

k<br />

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131<br />

STERN, GRAHAME u.a. haben diese Modellvorstellungen weiterentwickelt<br />

(siehe auch H. SCHUBERT: Aufbereitung fester Stoffe, Band II Sortierprozesse<br />

1996, S. 282 ff).<br />

charakteristische Dicke der inneren HELMHOLTZ-Schicht<br />

ψ 0<br />

ψ 0,H<br />

ψ δ<br />

charakteristische Dicke der STERN-Schicht<br />

Scherebene zw. starrer u. diffuser Schicht<br />

ζ<br />

0,37*ψ δ<br />

charakteristische Dicke der diffusen Schicht<br />

δ 0 δ δ + r K a 37 = 1/κ<br />

Abstand a<br />

Bild 3.9: Doppelschichtpotentialverlauf nach STERN (Kombination der<br />

Modelle der starren inneren und äußeren HELMHOLTZ-Doppelschicht mit<br />

der starr-diffuse GOUY-CHAPMAN-Doppelschicht)<br />

Die durch Chemisorption, Wasserstoffbrücken oder VAN-DER-WAALS-<br />

Kräfte fest gebundenen, an der Feststoffoberfläche adsorbierten dehydratisierten,<br />

negativ geladenen Anionen der inneren HELMHOLTZ-Schicht der<br />

vergleichsweise kleinen Dicke zwischen den Ladungsschwerpunkten δ 0 = r A<br />

(Anionenradius) werden durch die relativ festgebundenen, positiv geladenen<br />

hydratisierten Kationen der äußeren HELMHOLTZ- oder STERN-Schicht<br />

teilweise kompensiert. Der Abstand der Ladungsschwerpunkte oder<br />

Schichtdicke beträgt hier δ ≈ r A + s H + r K (s H Dicke der Hydratschicht hervorgerufen<br />

durch thermisch stabile Ion-Dipol-Wechselwirkung des polaren<br />

Lösungsmittels, r K Kationenradius).<br />

Nach linearem Anstieg von ψ 0H auf ψ 0 fällt das Potential von ψ 0 linear auf<br />

das der STERN-Schicht ψ δ ab, das man im Ladungsschwerpunkt der Kationen<br />

lokalisieren kann. Am äußeren Rand der starren STERN-Schicht δ + r K<br />

+ s H bildet sich infolge der Beweglichkeit der Partikeln (elektrokinetischen<br />

Effekte: Elektrophorese, Elektroosmose) eine Scherebene zur diffusen<br />

Schicht aus. Das zugehörige Potential ist als sog. Zeta-Potential insbesondere<br />

dann meßbar, wenn die diffusen Schicht durch die geringe Ionenstärke<br />

einer verdünnten Elektrolytlösung (c k ≈ 0,001 mol/l) breit genug ausgebildet<br />

ist. Die restliche negative Überschußladung der Grenzfläche wird von überzähligen<br />

Kationen dieser diffusen Übergangschicht kompensiert, ⇒ Dreischichtmodell<br />

starr-starr-diffus, Bild 3.9.<br />

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132<br />

Für die molare Adsorptionsdichte Γ δ,k , die gewöhnlich auf die Oberfläche<br />

der Partikeln des Adsorbens<br />

Γ k<br />

n<br />

m<br />

k<br />

k<br />

= = ( 3.73)<br />

AS<br />

Mk<br />

AS<br />

Γ k<br />

n<br />

m<br />

= k<br />

k<br />

m<br />

= s<br />

Mk<br />

m<br />

( 3.74)<br />

s<br />

oder ggf. auf die Partikelmasse bezogen werden kann, läßt sich meist eine<br />

lineare Abhängigkeit von der Ionenkonzentration c k des Adsorptivs k beobachten<br />

(svw. lineare Isotherme analog der Gaslöslichkeit in Flüssigkeiten<br />

nach dem Gesetz von HENRY und DALTON)<br />

Γ δ<br />

= C δ<br />

dK c<br />

( 3.75)<br />

k<br />

d K = 2 r K<br />

wirksamer Kationendurchmesser des Adsorbates in der maximal<br />

monomolekular belegten STERN-Schicht<br />

mit der energieabhängigen Adsorptionskonstanten (siehe auch VO MVT<br />

BET-Gleichung 1.2.2.5)<br />

C<br />

δ<br />

H<br />

δ<br />

νk<br />

e ψ<br />

= ⎛ ∆ ⎞ ⎛ + ⎞<br />

δ<br />

Φ<br />

exp⎜−<br />

⎟= exp⎜−<br />

⎟<br />

⎝ k T⎠<br />

⎝ k T ⎠<br />

B<br />

B<br />

( 3.76)<br />

∆H δ Adsorptionsenthalpie (freiwerdende Wärme der Phasenumwandlung)<br />

Φ<br />

nichtelektrostatischer Anteil der Bindungsenergie<br />

Die Adsorbierbarkeit eines Iones hängt nicht nur von seinem Radius, sondern<br />

auch von dessen Wertigkeit, seiner Hydratation, die bei gleicher Wertigkeit<br />

mit abnehmendem Radius wächst, und von der Löslichkeit der sich<br />

bildenden Adsorptionskomplexe ab. Hierbei wird häufig die Gültigkeit der<br />

Ionenreihen von HOFMEISTER beobachtet. Die Ionenreihe für die Adsorbierbarkeit<br />

von Kationen auf negativ geladenen Mineraloberflächen lautet:<br />

Li<br />

+ < Na<br />

+ < K<br />

+ < Rb<br />

+ < Ca<br />

+ < NH<br />

+ < Mg<br />

2+ < Ca<br />

2+ < Ba<br />

2+ < H<br />

+ < Al<br />

3+ < Fe<br />

3+<br />

4<br />

Durch die Adsorption mehrwertiger Ionen kann eine ursprünglich vorhandene<br />

Partikelladung<br />

- völlig kompensiert (ζ = 0; Ladungsnullpunkt) oder mit weiter steigender<br />

Adsorption sogar eine<br />

- Umladung herbeigeführt werden.<br />

Die Abstands-Potentialfunktion besteht damit für a < δ bzw. ψ > ψ δ aus<br />

einem linearen Term Gl.( 3.77) (HELMHOLTZ-Modell) und für a > δ bzw.<br />

ψ < ψ δ aus dem exponentiellen Term Gl.( 3.78):<br />

dψ 2<br />

ψ<br />

2<br />

= 0 bzw. ψ =−<br />

da<br />

0<br />

− ψ<br />

δ<br />

δ<br />

⋅ a + ψ<br />

( 3.77)<br />

0<br />

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133<br />

δ<br />

ψ = ψδ<br />

⋅ ( − κ ⋅ − δ ) = ψδ<br />

⋅ ⎛ a<br />

⎜− − ⎞<br />

exp ( a ) exp ⎟<br />

( 3.78)<br />

⎝ a 37 ⎠<br />

Wichtig ist aber vor allem, daß die Konzentration (Intensität) dieser Ionenkomponente<br />

die Höhe des ψδ-Potentials und die charakteristische Dicke<br />

STERN-Schicht δ und der diffusen Schicht 1/κ = a 37 mitbestimmt (siehe<br />

auch Tabelle 3.5 und Bild F 3.16.c).<br />

Der Zusammenhang zwischen der elektrostatischen Abstoßung und der<br />

Van-der-WAALS-Anziehung gemäß GL.(3.47a) wurde erstmals zur Kennzeichnung<br />

der Stabilität von Emulsionen und Dispersionskolloiden beschrieben<br />

- sog. DLVO-Theorie von DERJAGUIN, LANDAU (SU),<br />

VERWEY und OVERBEEK (NL, 1939 bis 1945).<br />

Aus dem Vorstehenden folgt damit für beide flächenbezogene Energieanteile<br />

Gln. ( 3.48) und ( 3.49), ( 3.78) (siehe auch MÖGEL S. 189):<br />

⇒ Platte - Platte<br />

E<br />

ges<br />

A<br />

( a)<br />

S<br />

= 64 c a R T⋅tanh<br />

k<br />

37<br />

2<br />

*<br />

⎛ νk<br />

F ψ ⎞ a CH<br />

⎜ ⎟⋅exp<br />

⎛ − − ⎞<br />

δ<br />

δ<br />

⎜ ⎟−<br />

⎝ 4 RT ⎠ ⎝ a ⎠ 12<br />

π a<br />

37<br />

2<br />

( 3.79)<br />

⇒ Kugel - Kugel (≈ mit 2 ½ Oberflächen)<br />

2<br />

*<br />

Eges( a)<br />

32 c a R T ⎛ F ⎞<br />

k k<br />

a CH<br />

= ⋅tanh<br />

⎜ ⎟⋅exp<br />

⎛ − − ⎞<br />

37<br />

2<br />

ν ψδ<br />

δ<br />

⎜ ⎟−<br />

A d<br />

⎝ 4 RT ⎠ ⎝ a ⎠ 24<br />

π ad<br />

S<br />

( 3.80)<br />

Neuerdings sind auch Modellvorstellungen entwickelt worden, die neben<br />

der äußeren festgebundenen HELMHOLTZ- oder STERN-Schicht der Dicke<br />

δ noch weitere strukturierte Schichten berücksichtigen ⇒ „Vierschichtmodell“<br />

von DROST-HANSEN (siehe auch SCHUBERT Aufbereitungs-<br />

Technik 38 (1997) 4, S. 175 ff, F 3.9 und F 3.10):<br />

1) starre innere HELMHOLTZ-Schicht<br />

2) starre äußerer HELMHOLTZ- oder STERN-Schicht,<br />

3) strukturierte Dipol- oder Ionenschichten,<br />

4) diffuse Übergangsschicht<br />

Demzufolge ist neben den beiden bisher erörterten Wechselwirkungskomponenten<br />

noch bei geringem Abstand a von mehreren Dipolschichten<br />

sowohl eine<br />

♦ strukturelle Wechselwirkung (Anziehung/Abstoßung durch Einwirkung<br />

elektrischer Felder Ausbildung induzierter oder permanenter Dipole<br />

und deren Aufbau zu räumlichen Strukturen und ausgeprägter Verstärkung<br />

inhomogener Felder),<br />

37<br />

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134<br />

♦ sterische Behinderung (formschlüssige Bindungen, die durch räumliche<br />

Molekülformen, Nano- oder Mikrorauhigkeiten der Partikeloberflächen,<br />

Verhakungen, durch Verfilzungen von Molekülketten Hinderungen bewirken<br />

- aber auch wie bei Reiß- oder Klettverschlüssen den Zusammenhalt<br />

verstärken können - und sog. Sieb- oder Sperreffekte der Moleküle<br />

(mit Durchmessern im nm-Bereich) an den Öffnungen der Nanorauhigkeiten<br />

(oder ggf. Mikroporen) in den Partikeloberflächen) als auch eine<br />

♦ entropische Abstoßung (Energiedissipation und somit Entropieverlust<br />

durch Schwingungen oder Rotationen weniger fest gebundener Ionen-<br />

oder Atomgruppen und Überlappung deren wahrscheinlicher Bewegungsräume<br />

- man denke dabei an die generelle Aufenthaltswahrscheinlichkeit<br />

von Elektronen auf deren Orbitalen gemäß des quantenmechanischen<br />

Atommodelles)<br />

zu beachten, die auf eine räumliche Strukturierung und Packungsdichte der<br />

Hydrathülle zurückzuführen sind.<br />

- Für hydrophile Partikeloberflächen bewirkt diese bei genügender Annäherung<br />

eine Adsorptionsstrukturbehinderung/Abstoßung mit geringer werdender<br />

Packungsdichte der adsorbierten Moleküle,<br />

- für hydrophobe Partikeloberflächen dagegen eine Adsorptionsstrukturbegünstigung/Anziehung<br />

/3.138/.<br />

Der Spaltdruck im Nahbereich zwischen zwei Partikeln (siehe unten) läßt<br />

sich wie folgt beschreiben:<br />

a<br />

pst<br />

() a = pst,<br />

⋅exp<br />

⎛ ⎞<br />

0<br />

⎜−<br />

⎟<br />

⎝ λ ⎠<br />

p st,0<br />

p st,0 < 0<br />

p st,0 > 0<br />

λ st ≈ 10 ... 20 Å<br />

st<br />

( 3.81)<br />

von der Ausbildung der Schichtstruktur abhängiger<br />

Maximaldruck bei a = 0<br />

hydrophobe Anziehung<br />

hydrophile Abstoßung<br />

Korrelationslänge für die Orientierung der Wasserdipole<br />

Durch Adsorption hydrophiler Makromoleküle läßt sich gegebenenfalls die<br />

Strukturierung/Molekülpackungsdichte der Hydrathülle verstärken und somit<br />

die Dispergierung verbessern.<br />

Die Überlagerung der drei Wechselwirkungsanteile gemäß Gl.( 3.46) liefert<br />

Fa ( ) = F ( a) + F ( a) + F ( a)<br />

, ( 3.82)<br />

VdW el st<br />

bzw. für den Spaltdruck (Differenzdruck zwischen der Volumenphase (Umgebung)<br />

der Flüssigkeit und dem Grenzschichtfilm) zwischen zwei sich annähernden<br />

Partikeln nach DERJAGUIN<br />

p ( a) = p ( a) + p ( a) + p ( a)<br />

( 3.83)<br />

Sp Sp, VdW Sp, el Sp,<br />

st<br />

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135<br />

Für eine Spaltdruckisotherme p Sp (a) T=const. gilt die gleiche Vorzeichenregelung<br />

wie bei den Energiebetrachtungen:<br />

Tabelle 3.6: Spaltdruckverläufe<br />

Druckvorzeicheanstieg<br />

Spaltdruck-<br />

⎛ ∂pSp<br />

⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ∂a<br />

⎠<br />

T=<br />

const<br />

p Sp<br />

+ Abstoßung<br />

a<br />

- Anziehung<br />

Kraftwirkung Stabilität des Flüssigkeitsfilmes<br />

zwischen Partikeln<br />

im<br />

Korn-Blase-Kontakt<br />

+ Überdruck < 0 Abstoßung stabil<br />

- Unterdruck > 0 Anziehung instabil<br />

Beim Fehlen äußerer Kräfte (Feld-, Trägheits-, Strömungskräfte) gilt für<br />

einen stabilen Gleichgewichtsfilm:<br />

0 = pSp, VdW<br />

( a) + pSp, el<br />

( a) + pSp,<br />

st<br />

( a) + pK<br />

( 3.84)<br />

p K<br />

= 4 σ lg<br />

/ d K<br />

Kapillardruck<br />

Im Bild F 3.19.2 ist die Kraft-Abstands-Funktion dargestellt. Bei geringeren<br />

Ionenstärken und höheren ψδ-Potentialen dominiert in einem mittleren Abstandsbereich<br />

die elektrostatische Abstoßung. Diese Barriere müßte beim<br />

Partikelstoß überwunden werden, wenn es zur Haftung im inneren Energieminimum<br />

kommen soll. Die dafür notwendige kinetische Energie kann<br />

• der Wärmebewegung,<br />

• der Strömung in einem Kraftfeld (<strong>Sedimentation</strong>) oder auch<br />

• einem mechanischen Energieeintrag (z.B. durch Rühren)<br />

entstammen. Tabelle 3.7 vermittelt eine Abschätzung dieser Energien in<br />

Abhängigkeit von der Partikelgröße.<br />

Tabelle 3.7: Wechselwirkungsenergie in Suspensionen<br />

Wechselwirkung Partikelgröße d in µm<br />

Anziehung<br />

elektrostatische<br />

Abstoßung<br />

Van-der-Waals-<br />

0,1 1 10<br />

≈ 10 k B T ≈ 10 2 k B T ≈ 10 3 k B T<br />

0 ... 10 2 k B T 0 ... 10 3 k B T 0 ... 10 4 k B T<br />

Brownsche Bewegung 1 k B T 1 k B T 1 k B T<br />

kinetische Energie durch:<br />

a) <strong>Sedimentation</strong><br />

b) Rühren<br />

k B = R/N A = 1,38054 10 -23 J/K<br />

10 -13 k B T<br />

≈ 1 k B T<br />

10 -6 k B T<br />

≈ 10 3 k B T<br />

Boltzmann-Konstante<br />

1 k B ⋅T = 4,045⋅10 -21 J bei T = 293 K<br />

10 k B T<br />

≈ 10 6 k B T<br />

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136<br />

Dabei gehorchen die kinetischen Energien immer einer Verteilungsfunktion.<br />

Folglich werden für eine gegebene Verteilung um so weniger Partikeln den<br />

zur Überwindung der Barriere erforderlichen Energiebetrag aufbringen, je<br />

größer diese ist (langsame Flockung). Bei genügend großer Barriere tritt<br />

dann praktisch Flockungsmittelstabilität der Suspension auf. Die Barriere<br />

Fmax kann jedoch durch Verändern des ψδ-Potentials mittels Adsorption<br />

von Gegenionen in der STERN-Schicht sowie Verändern der Ionenstärke<br />

beeinflußt werden. Bei vollständig abgebauter Barriere, Bild F 3.19.2, liegen<br />

dann die Bedingungen der schnellen Flockung vor. Bei der Flockung<br />

im inneren Energieminimum nehmen die Partikeln dan Gleichgewichtsabstand<br />

a0 ein, bei dem sich sämtliche molekularen Kraftkomponenten kompensieren<br />

(F = 0). Beim Zerstören der gebildeten Flocken durch äußere<br />

Kräfte (z.B. in Turbulenzfeldern) ist die Haftkraft FH zu überwinden.<br />

In Suspensionen mineralischer Stoffe besitzen um den neutralen pH-Bereich<br />

herum die vielfach vorherrschenden silikatischen Partikeln negative Oberflächenladungen.<br />

Deshalb spielen lösliche Verbindungen von Al3+, Fe3+<br />

und Ca2+ zur Steuerung der Potentialverhältnisse eine dominierende Rolle.<br />

Im Bild F 3.19.3 ist schematisch dargestellt, auf welche Weise die Dispergierung<br />

oder die Flockung in einer silikatischen Trübe mit Hilfe einer löslichen<br />

Verbindung, die ein mehrwertiges Kation enthält, erreicht werden<br />

kann. Bei geringer Konzentration weisen die Silikatpartikeln ein negatives<br />

ψδ-Potential und ζ-Potential auf (ψδ ≈ ζ!). Mit wachsender Konzentration<br />

und somit auch Zunahme der Adsorption der mehrwertigen Kationen in der<br />

Stern-Schicht werden das negative ψδ-Potential sowie das ζ-Potential mehr<br />

und mehr abgebaut und bei weiterer Erhöhung sogar eine Vorzeichenänderung<br />

erreicht. Um ψδ = 0 bzw. ζ = 0 herum erstreckt sich deshalb der erste<br />

Bereich der Flockung. Die Potentiale mit entgegengesetztem Vorzeichen<br />

durchlaufen ein Maximum, weil die diffuse Schicht mit ansteigender Konzentration<br />

zunehmend komprimiert wird. Anschließend gehen die Potentiale<br />

wieder gegen null. Dort tritt ein zweiter Bereich der Flockung auf, der immer<br />

dann unvermeidbar ist, wenn höher konzentrierte Elektolytlösungen<br />

vorliegen (z.B. bei der Kalisalz-Aufbereitung).<br />

Sind in einer Suspension Partikeln verschiedenen Ladungsvorzeichens vorhanden,<br />

so begünstigen die elektrostatischen Kräfte das Flocken. Das kann<br />

man in Suspensionen mit heterogener Zusammensetzung und großen Unterschieden<br />

bezüglich der Lage des Ladungsnullpunktes der stofflich unterschiedlichen<br />

Partikeln erwarten.<br />

Von verfahrenstechnischem Interesse können auch Art und Dichte der Packung<br />

sein, die Partikeln in einem Sediment einnehmen, das durch Absetzen<br />

aus einer Suspension hervorgeht. Im allgemeinen ist das Sedimentvolumen<br />

größer, als es der dichtesten Packung entspricht. Für die Eigenschaften des<br />

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137<br />

Sediments spielen die elektrische Ladung und die Dicke der Hydrathülle der<br />

Partikeln eine wichtige Rolle. Das Sedimentvolumen ist für geflockte Suspensionen<br />

größer als für nicht geflockte. Das hängt damit zusammen, daß<br />

die Partikeln im geflockten Zustand ein lockeres Agglomerat mit einem<br />

größeren Porenvolumenanteil bilden, weil die Partikeln im allgemeinen in<br />

der Anordnung zueinander bleiben, in der sie beim ersten Zusammentreffen<br />

aneinander haften.<br />

Sind die Partikeln demgegenüber gleichsinnig geladen, so gleiten sie so<br />

lange aneinander vorbei, bis sich eine relativ dichte Packung einstellt.<br />

3.3.2 Flocken durch organische Makromoleküle<br />

Generell können die Partikeloberflächen im Sinne einer Flockung bzw.<br />

Dispergierung durch Adsorption von oberflächenaktiver Reagenzien modifiziert<br />

werden, und zwar typischer Weise durch<br />

- saure R-COOH Gruppen (anionaktive Carbon- oder Fettsäuren mit saurer<br />

Carboxylgruppe -COO - , bzw. deren in Wasser besser lösliche Alkalimetallsalze<br />

(Alkalicarboxylate oder Seifen), z.B. R-COONa),<br />

- basische R-NH 2 Gruppen (kationaktive Alkylamine mit basischer Ammoniumgruppe<br />

-NH + 3 , bzw. deren in Wasser besser lösliche Ammoniumsalze,<br />

z.B. R-NH 3 Cl),<br />

- neutrale R-CH 3 Gruppen (nichtionogene, unpolare, hydrophobe oder lipophile<br />

(öl- oder fettanziehende) Alkylgruppen), die bei Adsorption die<br />

Partikel-Partikel-Wechselwirkungen in Wasser verringern und eine hohe<br />

Packungsdichte der Flocken oder Agglomerate ermöglichen.<br />

Makromolekulare Flockungsmittel bringen bei zweckmäßiger Auswahl und<br />

unter optimalen Einsatzbedingungen stärkere Effekte (d.h. größere und stabilere<br />

Flocken) als die im letzten Abschnitt erörterten Mechanismen hervor.<br />

Diese Aussage gilt vor allem für synthetische Flockungsmittel.<br />

Makromolekulare Flockungsmittel natürlichen Ursprungs werden schon seit<br />

langem angewendet, vor allem Stoffe, die zu den Polysacchariden (Stärken<br />

Guar Gums u.a.) zu zählen sind und deren Molekularmassen bis zu etwa<br />

105 kg/kmol betragen können, sowie Tannine.<br />

Die synthetischen makromolekularen Flockungsmittel lassen sich wie folgt<br />

gliedern:<br />

a) nichtionogene Polymere, vor allem Polyacrylamide,<br />

b) anionische Polymere, vor allem Polyacrylate,<br />

c) kationische Polymere, wie z.B. Polydiallyldimethylammoniumchlorid,<br />

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138<br />

d) Copolymere, vorwiegend mit nichtionogenen und ionogenen Gruppen<br />

(z.B. Amid- und Acrylat-Gruppen).<br />

Am weitesten verbreitet sind die Polyacrylate als Salze und Ester der polymerisierten<br />

Acrylsäure (auch Propensäure, Vinylkarbonsäure - Vinyl...<br />

oder Äthenyl..., Bezeichnung für aktive Molekülgruppe CH 2 =CH- mit<br />

instabilem freien Radikal - oder Äthenkarbonsäure, eine ungesättigte<br />

Monokarbonsäure CH 2 =CH-COOH), die instabil und damit auch sehr<br />

reaktionsfreudig ist und unter Einwirkung von Wärme, Licht oder<br />

Reduktionsmitteln sehr schnell zur Polyacrylsäure polymerisiert:<br />

⎡− CH − − ⎤<br />

2<br />

CH<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢ / ⎥<br />

⎢ C = 0⎥<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢ / ⎥<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎣ OH ⎦<br />

n<br />

Anstelle der Polymerisation können an die Doppelbindung Wasserstoff,<br />

Wasser, Halogene (z.B. Vinylchlorid CH 2 =CH-Cl), Halogenwasserstoffe<br />

oder Alkohole angelagert werden. Insbesondere der Wasserstoff übernimmt<br />

dann eine „Brückenfunktion“ zu aktiven Gruppen an den Oberflächen von<br />

Partikeln und bewirkt eine starke Adhäsion.<br />

Modifizierte Polyacrylate werden demzufolge auch als vorzügliche Heiß-<br />

und wasserlösliche Kaltklebstoffe (z.B. EVA-Copolymere bestehend aus gut<br />

einstellbaren Anteilen an Äthylen (E) CH 2 =CH 2 und Vinylazetat (VA)<br />

CH 2 =CH-CH 3 COO) oder Oberflächenbeschichtungen eingesetzt.<br />

Aufgrund dieser adhäsiven Bindungseigenschaften werden sie auch bevorzugt<br />

als Flockungsmittel eingesetzt, wie z.B. die Polyacrylamide:<br />

⎡− CH − − ⎤<br />

2<br />

CH<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢ / ⎥<br />

⎢ C = 0⎥<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎢ / ⎥<br />

⎢<br />

⎥<br />

⎣ NH<br />

2 ⎦<br />

n<br />

und deren Copolymere mit Polyacrylsäuren:<br />

⎡<br />

⎡− − − ⎤ ⎡− − − ⎤ ⎤<br />

⎢<br />

CH<br />

2<br />

CH CH<br />

2<br />

CH<br />

⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢ / ⎥ ⎢ / ⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢<br />

= ⎥ + ⎢<br />

= ⎥ ⎥<br />

⎢ C 0 C 0<br />

⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢ / ⎥ ⎢ / ⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎥<br />

−<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎣ NH<br />

2 ⎦ ⎣ O<br />

x<br />

⎦ ⎥<br />

y ⎦<br />

Flockungsmittel dieser Art werden<br />

- mit Molekularmassen bis zu 14 ⋅ 106 kg/kmol, d.h.<br />

m<br />

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- ≅ 40 µm gestreckte Länge<br />

139<br />

hergestellt. Die Amid-Gruppe besitzt in alkalischem bis schwach saurem<br />

Medium aber schwache kationische Eigenschaften. Die Hydratation dieser<br />

Gruppen bewirkt die Entknäuelung und Streckung der Moleküle. Dies wird<br />

durch den Einbau der ionogenen Gruppen (elektrostatische Abstoßung!)<br />

verstärkt.<br />

Auch kationische Copolymere der Polyacrylamide sind erhältlich:<br />

⎡<br />

⎡− − − ⎤ ⎡− − − ⎤ ⎤<br />

⎢<br />

CH<br />

2<br />

CH CH<br />

2<br />

CH<br />

⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢ / ⎥ ⎢ / ⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢<br />

= ⎥ + ⎢<br />

= ⎥ ⎥<br />

⎢ C 0 C 0<br />

⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎥ mit R:<br />

CH<br />

3<br />

oder C2H<br />

⎢<br />

⎢ / ⎥ ⎢ / ⎥ ⎥<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎥<br />

+<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎣ NH<br />

2 ⎦ ⎣ NR<br />

x<br />

3 ⎦ ⎥<br />

y ⎦<br />

Der Einfluß, den Molekularmassen bzw. Molekülgröße, Charakter und Zahl<br />

der bindungsaktiven Gruppen für die Wirksamkeit makromolekularer Flockungsmittel<br />

haben, ergibt sich aus dem Wirkungsmechanismus der Überbrückungsflockung.<br />

Je größer die Molekularmasse (Moleküllänge) ist, um<br />

so wirksamer kann ein Molekül seine Brückenfunktion (neben notwendiger<br />

Adhäsion eine Art formschlüssige Bindung, F 3.19.4) wahrnehmen.<br />

Die obere Grenze der anwendbaren Molekularmassen ist entweder durch die<br />

mit dieser abnehmenden Löslichkeit, durch die erforderliche Durchmischung<br />

nach dem Zusatz zur Trübe oder durch die Art der Herstellung gegeben.<br />

Mit zunehmender Molekularmasse werden die Adsorption und die<br />

Bildung großer stabiler Flocken begünstigt. Gleichzeitig verschiebt sich das<br />

Wirksamkeitsmaximum nach höheren Zugabemengen. Der Charakter der<br />

polaren Gruppe bestimmt in einem gegebenen System die möglichen Wechselwirkungen<br />

mit den Partikeloberflächen. Als Adsorptionsmechanismen<br />

kommen vor allem in Betracht:<br />

a) Wasserstoffbrückenbindungen zwischen -OH, -NH2 oder ähnlichen<br />

Gruppen der Flockungsmittelmoleküle und geeigneten Partnern der Partikeloberfläche<br />

bzw. der Hydrathülle. Obgleich die Bindungsenergie der<br />

Wasserstoffbrückenbindungen nur etwa 25 kJ/mol beträgt, ist wegen der<br />

hohen Zahl der aktiven Gruppen eine ausreichende Bindungsstabilität erreichbar<br />

(z.B. besitzt ein Polyacrylamid-Molekül mit der Molekularmasse<br />

106 kg/kmol bis zu 14000 bindungsaktive Gruppen).<br />

b) Elektrostatische Adsorption, d.h. unspezifische Wechselwirkungen<br />

zwischen den ionogenen Gruppen der Flockungsmittel (z.B. - COO-, -<br />

NH3 + ) und den entgegengesetzt geladenen Partikeloberflächen (Adsorption<br />

in der elektrischen Doppelschicht);<br />

m<br />

5<br />

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140<br />

c) Chemisorption, d.h. das Entstehen einer Oberflächenverbindung aufgrund<br />

chemischer Bindungskräfte (z.B. zwischen Ca-Mineralen und -<br />

COOH-Gruppen (Karboxylgruppen)).<br />

Durch die Adsorption der Makromoleküle werden auch die elektrischen<br />

Doppelschichten und Hydrathüllen an den Partikeloberflächen verändert,<br />

woraus ein Einfluß auf die im Abschnitt 2.5.1.1 behandelten Adhäsionskräfte<br />

folgt.<br />

Eigentlich stellt jede Anwendung der makromolekularen Flockungsmittel<br />

eine kombinierte Wirkung der Adhäsionskräfte und der Überbrückungsflockung<br />

dar. Durch günstiges Zusammenwirken beider Effekte läßt<br />

sich deshalb die Wirksamkeit makromolekularer Flockungsmittel verbessern.<br />

Polymere Flockungsmittel müssen vor ihrer Anwendung in eine stark verdünnte<br />

wäßrige Lösung überführt werden. In Abhängigkeit vom Polymerisationsgrad<br />

liegen die gebräuchlichen Anwenderkonzentrationen etwa zwischen<br />

0,1 und 0,01 Masse-%. Beim Zusatz der Reagenslösung ist für eine<br />

angemessene Durchmischung der Suspension Sorge zu tragen.<br />

Nichtionogene Polymere werden erst bei höheren Konzentration als ionogene<br />

optimal wirksam. Sie sind über einen breiten pH-Bereich einsetzbar und<br />

gegenüber mehrwertigen Kationen unempfindlich. Rein nichtionogene Polymere<br />

wird man vor allem für stark saure Trüben vorziehen, während in<br />

den anderen pH-Bereichen Copolymere vorteilhaft sind. Für ionogene Flockungsmittel<br />

ergeben sich günstige Anwendungsbedingungen in jenem pH-<br />

Bereich, in dem sie angemessen dissoziiert vorliegen und ihr Charakter zur<br />

Gewährleistung einer elektrostatischen Adsorption der Oberflächenladung<br />

der Partikeln angepaßt ist. Darüber hinaus läßt sich aber für die Anwendung<br />

sowohl von ionogenen als auch nichtionogenen Flockungsmitteln sagen,<br />

daß sie nur im Bereich geringerer Oberflächenladung optimal wirksam werden<br />

können, weil sonst zu hohe gleichsinnige Ladungen das auch für die<br />

Überbrückungsflockung erforderliche Annähern der Partikeln zu stark behindern.<br />

3.3.3 praktischer Einsatz der Flockung<br />

Die Mechanismen, die eine Flockung bewirken, sind bereits im Abschnitt<br />

3.3.1.1 behandelt worden. Dort wurde auch herausgebildet, daß diese Agglomerationsprozesse<br />

heute vorwiegend unter Anwendung synthetischer<br />

makromolekularer Flockungsmittel realisiert werden.<br />

Bei der verfahrenstechnischen Durchführung der Flockung ist zunächst der<br />

Handhabung dieser Flockungsmittel Beachtung zu schenken /8.23/. Diese<br />

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141<br />

werden sowohl in fester Form als Pulver bzw. Granulat (100 % Aktivsubstanz)<br />

als auch in flüssiger Form (bis 10 % Aktivsubstanz), teilweise aber<br />

auch in Emulsionsform (ca. 40 % Aktivsubstanz) geliefert. Die gebräuchlichsten<br />

Konzentrationen der Einsatzlösungen liegen etwa zwischen 0,1 und<br />

0,01 Masse-%.<br />

Festprodukte sind mit geringeren Transportkosten belastet und unterliegen<br />

nicht der Alterung. Diesen Vorteilen stehen ein höherer Aufwand für Löseund<br />

Vorratsgefäße gegenüber sowie eine verzögerte Verfügbarkeit infolge<br />

der notwendigen Reifezeit zum Erreichen der optimalen Wirksamkeit.<br />

Bei der technologischen Durchführung der Flockung müssen die Strömungsverhältnisse<br />

und besonders die Strömungsturbulenz beachtet werden.<br />

Die Kinetik der Flockung, d.h. die zeitliche Abnahme der Anzahlkonzentration<br />

nichtgeflockter Partikeln, wird von der Kollisionshäufigkeit und der<br />

Haftwahrscheinlichkeit bestimmt. Man bezeichnet die Flockung aufgrund<br />

der Brownschen Bewegung als perikinetische Flockung, die durch laminare<br />

oder turbulente Bewegung der Partikeln (<strong>Sedimentation</strong>, Rühren) als orthokinetische<br />

Flockung. Für Partikeln > 1 µm kommt eigentlich nur die letztgenannte<br />

unter turbulenten Strömungsbedingungen in Betracht. Für diese<br />

Kollisionsereignisse ist vorwiegend der Dissipationsbereich der<br />

Mikroturbulenz bestimmend (s. auch Abschn. 2.3.1.). Dann läßt sich für<br />

die Anzahlkonzentration np(t) nichtgeflockter Partikeln zum Zeitpunkt t<br />

schreiben /8.24/:<br />

{<br />

n () t = n ()exp 0 − K & t<br />

p p 1 αϕ s<br />

γ } ( 3.85)<br />

k1<br />

Konstante<br />

α<br />

Kollisionswirksamkeitsfaktor<br />

ϕs<br />

Feststoffvolumenanteil<br />

γ& ≈ ( ε/ v) 1/<br />

2 Geschwindigkeitsgradient in den Turbulenzelementen<br />

des Dissipationsbereiches<br />

Gegebenenfalls kann auch der Übergangsbereich zwischen Dissipationsbereich<br />

und Trägheitsbereich für die Flockung wesentlich sein.<br />

Neuere Entwicklung der Flockungstechnik schenken der vorteilhaften hydrodynamischen<br />

Gestaltung des Prozesses in speziellen Flockungsreaktoren<br />

besondere Aufmerksamkeit. Hierbei ist noch zu beachten, daß zunächst in<br />

einer Intensivmischphase die Flockungsmittellösung möglichst momentan<br />

in dem gesamten Suspensionsstrom vermischt werden sollte. Dabei können<br />

sich gleichzeitig infolge Einzelpartikelkollision Mikroflocken bilden. Mit<br />

zunehmendem Flockenwachstum ist dann mildere Turbulenz vorzusehen, da<br />

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142<br />

große Flocken durch die turbulenten Strömungskräfte wieder zerteilt werden<br />

(s. auch Abschn. 2.3.2.2).<br />

Für die apparative Realisierung der Flockung bestehen folgende Möglichkeiten:<br />

- Anwendung von Flockungskammern im Einlauf von <strong>Sedimentation</strong>sapparaten<br />

/8.25, 8.26, 8.28/,<br />

- Einsatz spezieller Flockungsreaktoren, z. B. Rohrflockungsreaktoren mit<br />

oder ohne Einbauten /8.27/<br />

- sowie Kaskaden von Rührmaschinen mit abnehmender Turbulenzintensität<br />

/8.23/.<br />

Da die Mikroturbulenz die Flockungsprozesse steuert, gelten entsprechend<br />

Abschnitt 2.3.1<br />

ε = const. und ν = const. als Maßstabsübertragungskriterien.<br />

Im Zusammenhang mit der Bewertung der Flockungskinetik hat sich die<br />

CAMP-Zahl eingeführt /8.29/:<br />

Ca<br />

= &γ ⋅t<br />

( 3.86)<br />

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3.4 Zentrifugalkrafteindicker und -klärer<br />

143<br />

Zur 3. Variante<br />

(eingefügt Hydroklassierer:)<br />

Die Hydroklassierung in Zentrifugalkraftfeldern ist für Fein- bis Feinstkornabtrennungen<br />

wichtig. Zur Charakterisierung der im Vergleich zum Schwerkraftfeld<br />

eintretenden Prozeßintensivierung bzw. Erhöhung der Triebkraft<br />

eignet sich das auf die Schwerebeschleunigung bezogene Beschleunigungsvielfache<br />

(Froude-Zahl):<br />

u<br />

a r ω 2 tg<br />

z = = =<br />

( 3.87)<br />

g g rg<br />

utg<br />

r<br />

Tangentialgeschwindigkeit<br />

Drehradius<br />

Es lassen sich zwei Gruppen von Zentrifugalkraftklassierern unterscheiden.<br />

‣ Die erste Gruppe (Hydrozyklone) besitzt einen feststehenden, vorwiegend<br />

zylindrisch-konischen Behälter, dem die Suspension unter Druck<br />

durch eine am Umfang angeordnete tangentiale oder evolutenartig ausgebildete<br />

Einlaufdüse zugeführt und im Inneren zu Umlaufströmungen<br />

gezwungen wird.<br />

‣ Die Apparate der zweiten Gruppe verfügen über einen rotierenden zylindrisch-konischen<br />

Behälter, in dem die Drehbewegung durch Wand-<br />

und Flüssigkeitsreibung auf die Suspension übertragen wird. Dieses<br />

Prinzip wird in Vollmantelzentrifugen realisiert, die aber in erster Linie<br />

für die mechanische Flüssigkeitsabtrennung (<strong>Sedimentation</strong> im Zentrifugal-kraftfeld)<br />

und nur selten als Klassierer für Trennkorngrößen im<br />

Bereich weniger µm eingesetzt werden.<br />

Andererseits benutzt man aber auch Hydrozyklone zum Eindicken sowie<br />

Klären. Diese Prozesse der mechanischen Flüssigkeitsabtrennung kann man<br />

als Grenzfälle der Stromklassierung auffassen, bei denen die Trennkorngröße<br />

dT = 0 angestrebt wird, die sich jedoch praktisch nur näherungsweise<br />

erreichen läßt.<br />

3.4.1 Hydrozyklone<br />

3.4.1.1 Apparate<br />

Hydrozyklon Realisierung in<br />

- einem feststehendem runden Trenngefäß:<br />

* tangentiale Aufgabe,<br />

* Zwang zur Wirbelströmung durch die runde Apparateform,<br />

* Grundlagen und Wirkprinzip: s. VO-MVT als Stromklassierer<br />

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144<br />

Ein Hydrozyklon normaler Ausführung ist im Bild F 3.20.1 dargestellt, die<br />

Hauptströmungen verdeutlicht Bild F 3.20.2. Die Einlaufströmung wird<br />

aufgrund der Zyklongeometrie zu einer äußeren, abwärts gerichteten Umlaufströmung<br />

(Außenwirbel) gezwungen.<br />

Infolge der Drosselwirkung des unteren konischen Teils mit der Unterlaufdüse<br />

(2) werden vom abwärts gerichteten Außenwirbel laufend Teile zu<br />

einer inneren, aufwärts gerichteten Wirbelströmung (Innenwirbel) umgelenkt,<br />

Bild F 3.20.2. Die Teile des Außenwirbels, die weit in den Hydrozyklonunterteil<br />

vordringen, werden weitgehend durch die Unterlaufdüse ausgetragen,<br />

während die aufsteigenden Teile des Innenwirbels vor allem durch<br />

die Überlaufdüse (3) (Wirbelsucher) den Hydrozyklon verlassen. Da die<br />

REYNOLDS-Zahlen der Hydrozyklonströmungen Re = 105 bis 106 betragen,<br />

so liegen hochturbulente Strömungsverhältnisse vor. Infolgedessen<br />

läßt sich die Trennwirkung nur mit Hilfe entsprechend angepaßter Modelle<br />

der turbulenten Querstromklassierung widerspiegeln /5.1./ bis 5.3./ /5.18./<br />

/5.20/. Gemäß dem Modell der turbulenten Querstromhydroklassierung ist<br />

davon auszugehen, daß sich für jede Korngrößenklasse mehr oder weniger<br />

unabhängig voneinander eine radiale Konzentrationsverteilung unter der<br />

Wirkung von <strong>Sedimentation</strong>sstrom im Zentrifugalkraftfeld und turbulente<br />

Diffusionsstrom einstellt, Bild F 3.20.5, beachte hierzu auch Abschn.<br />

2.3.2.2.. Somit kommt die Klassierwirkung dadurch zustande, daß sich die<br />

gröberen Kornklassen durch die Feldkraft vor allem im Außenwirbel anreichern<br />

und durch die Unterlaufdüse ausgetragen werden. Da der Überlaufstrom<br />

den Unterlaufstrom im allgemeinen bedeutend überwiegt<br />

V&<br />

>> V&<br />

, F G<br />

so gelangen die sich in der Hydrozyklonströmung gleichmäßiger verteilenden<br />

feineren Anteile (weitestgehend unabhängig von der zu Zentrifugen<br />

vergleichsweise geringen Beschleunigung) vor allem in den Überlauf (siehe<br />

auch Bild F 3.20.4). Charakteristisch für die Arbeitsweise der Hydrozyklone<br />

ist weiterhin, daß sich um die Zyklonachse ein "Luftkern" ausbildet (siehe<br />

auch Bild F 3.20.4). Die Flüssigkeitsoberfläche am Luftkern ist somit eine<br />

freie Flüssigkeitsoberfläche im Zentrifugalkraftfeld, und man kann infolgedessen<br />

den Abfluß der Trübe aus dem Zykloninnern als Strömung über<br />

Wehre auffassen, die von Unter- und Überlaufdüse gebildet werden, Bild F<br />

3.21. Eine gute Trennwirkung des Hydrozyklons setzt eine stabile Wirbelströmung<br />

voraus. Dies ist dann gewährleistet, wenn die Zyklonströmung<br />

durch genügend hohe REYNOLDS- und FROUDE-Zahlen charakterisiert<br />

ist /5.21./.<br />

Ist die kinetische Energie der als Unterlauf austretenden Wirbelströmung<br />

noch ausreichend groß, so hat dieser Austrag das Aussehen eines Sprühkegels.<br />

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145<br />

Ist die kinetische Energie der Wirbelströmung im Unterteil mehr oder weniger<br />

aufgezehrt, so tritt der Unterlauf strangförmig aus.<br />

Die Art des Unterlaufaustrages wird wesentlich von den Fließeigenschaften<br />

und damit auch vom Feststoffvolumenanteil in der Unterlaufsuspension<br />

mitbestimmt ϕ s < 0,35 !.<br />

Weiterhin sollte die Aufgabesuspension möglichst stoßfrei durch die Aufgabedüse<br />

in den Hydrozyklon einströmen. Dies begünstigen eine<br />

entsprechende ausgebildete Einlauf-Evolute und die Abstimmung<br />

Zyklondurchmesser D, Einlaufdüsendurchmesser Di und<br />

für Überlaufdüsendurchmesser Entwässerungszyklone: Do.<br />

‣ Konuswinkel α ≈ 10°, Ist in Übereinstimmung mit Trennmodell, weil<br />

turbulenter Diffusionskoeffizient mit dem Konuswinkel abnimmt.<br />

‣ Trennkorngröße dT → 0, angestrebt, d.h. feststoffreier Überlauf mit<br />

Sprayaustrag als Klärapparat<br />

‣ feststoffreicher Unterlauf mit Strangaustrag als Eindicker<br />

bevorzugt mehrstufige Anordnungen, z.B. mit Entwässerungssieb (aufsteigendes<br />

Schwingsieb als Schwerkraftfilter), Bild 3.10:<br />

Bild 3.10: Hydrozyklon mit Entwässerungssieb<br />

‣ zur Vorabscheidung von gröberen Sanden und Verringerung der Belastungen<br />

von Kläreindickern,<br />

‣ Entwässerung auf der schräg nach oben laufenden „Schwingrinne" mit<br />

Siebboden (d.h. Durchlaufen des Wassers),<br />

‣ → Problem: Rückgewinnung der Feinkornanteile,<br />

‣ Rückgewinnung des durchgespülten Feinkornes aus dem Sieb (AKW-<br />

Variante, Bild 3.11),<br />

‣ Aufgabe des "Mittelgutes" (Unterlauf kleiner Zyklon) auf Sandbett (Unterlauf<br />

großer Zyklon),<br />

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146<br />

‣ Tiefenfilterwirkung des Grobsandbettes für das feinere Mittelgut<br />

‣ Beachte:<br />

d ∝ D d.h. kleine Zyklone für Feingut !<br />

T Zyklon<br />

Bild 3.11: Hydrozyklon mit Entwässerungssieb und Rückgewinnung der<br />

Feinkornanteile<br />

weitere Schaltungen F 3.22.6 und 7<br />

‣ Aufgabe in großen Zyklon 1<br />

‣ Feingutrückführung über kleinen Zyklon 2<br />

‣ .7 c) Eindickung des Überlaufes (Feingutes) zur weiteren Klärung<br />

‣ .7 d) Eindickung des Unterlaufes (Grobgutes)<br />

‣ .7 a) Filtration des Unterlaufes<br />

‣ .7 b) Filtration des Überlaufes<br />

3.4.1.2 Hydrozyklonauslegung<br />

Folgende Bereiche der Abmessungsverhältnisse sind empfehlenswert /5.1./<br />

/5.22./:<br />

- Do = (0,2 bis 0,4)*D,<br />

- Di = (0,15 bis 0,25)*D,<br />

- D a = (0,2 bis 0,8)*D o , ( 3.88)<br />

Da<br />

D o<br />

D i<br />

Unterlaufdüsendurchmesser<br />

Überlaufdüsendurchmesser<br />

Einlaufdüsendurchmesser<br />

Wichtig für die Trennwirkung des Hydrozyklons ist das Verhältnis der<br />

Suspensionsvolumenströme<br />

V& / V& = V& / V&<br />

.<br />

o a F G<br />

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147<br />

Dies wird in erster Linie vom Düsenverhältnis, aber auch noch von anderen<br />

Einflußgrößen mitbestimmt. Dafür ist kein allgemeingültiger Zusammenhang<br />

angebbar (siehe z.B. /5.22./ /5.23./). Von den einfachen empirisch gewonnenen<br />

Zusammenhängen, die offensichtlich vor allem für Dünnstromtrennungen<br />

befriedigen (ϕs = 5 bis 10%), sind zu nennen:<br />

a) nach PLITT /5.23./:<br />

V&<br />

o<br />

V&<br />

a<br />

& 3...<br />

4<br />

V ⎛ D ⎞<br />

= F<br />

≈<br />

o<br />

( 3.89)<br />

V&<br />

⎜ D ⎟ G ⎝ a ⎠<br />

b) nach TARJAN /5.24./<br />

V&<br />

o<br />

V&<br />

a<br />

&<br />

3<br />

V ⎛ D ⎞<br />

= F<br />

≈091<br />

, ⋅<br />

o<br />

V&<br />

⎜ D ⎟<br />

G ⎝ a ⎠<br />

( 3.90)<br />

Zur Berechnung der theoretischen Trennschärfe (reziproke Kornstreuung)<br />

einer Hydrozyklontrennung kann man unmittelbar Gl.( 3.91) benutzen:<br />

1/<br />

2<br />

⎡ ⎡<br />

3⎤⎤<br />

⎢ln ⎢0, 303 ( D / D<br />

d<br />

) ⎥<br />

κ= = ⎢ ⎣ o a ⎥<br />

25<br />

⎦⎥<br />

d ⎢ ⎡<br />

3⎤<br />

⎥<br />

75 ⎢ ln ⎢273<br />

, ( D / D ) ⎥ ⎥<br />

⎣⎢<br />

⎣ o a<br />

⎦ ⎦⎥<br />

( 3.91)<br />

Demgegenüber ist zur Berechnung der Trennkorngröße dT eine entsprechende<br />

Anpassung der Gl.( 3.92) unter Beachtung des Bildes F 3.20.4 notwendig<br />

/5.1./ bis /5.3./ /5.18./ /5.20/. Diese liefert unter der Voraussetzung,<br />

daß sich die Sinkgeschwindigkeit im Zentrifugalkraftfeld nach STOKES<br />

beschreiben läßt, zunächst:<br />

1/<br />

2<br />

⎡<br />

D ts<br />

⎛ V&<br />

⎞⎤<br />

d = k ⎢ 1 18 η , 1<br />

ln<br />

F<br />

⎥<br />

T theor ⎢k k ( ρ −ρ<br />

) a h ⎜ V&<br />

⎟<br />

⎣ S s f ⎝ G ⎠<br />

⎥<br />

ψ<br />

⎦<br />

( 3.92)<br />

ktheor Konstante zur Anpassung an die Hydrozyklongeometrie<br />

Für die weitere Modellentwicklung sind Substitutionen erfoderlich, die teilweise<br />

auch wesentliche Vereinfachungen darstellen. Es soll mit k ψ ≈ 1 für<br />

kugelförmige Partikeln gelten:<br />

( 1 ϕ ) ( 1 ϕ )<br />

n n<br />

k = − dh . . vs / v = − für Re < 05 , ... 1 ( 3.93)<br />

ϕ s ϕ s s<br />

Auf Grundlage der für die Ableitung getroffenen Voraussetzungen gilt Gl.(<br />

3.93) mit n = 4,65 für Dünnstromtrennungen, d. h.<br />

- etwa ϕs = 5...10 % in der Aufgabe;<br />

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148<br />

- feiner und feinster Körnungen (Zentralwert d50 ≤ 20 µm der Aufgabekorngrößenverteilung);<br />

- Hydrozyklondurchmesser etwa D ≤ 50 mm.<br />

Mit D ≈ D ≈ 810 ⋅<br />

− 4 ⋅ u ⋅ D<br />

( 3.94)<br />

ts , t tg<br />

a ≈ u<br />

2<br />

/ r ∝u 2<br />

D<br />

tg tg ,max / ( 3.95)<br />

u ≈ u ∝ 2 ∆ p/ ρ sauchp . ≈ ρ ⋅u<br />

2 / 2 ( 3.96)<br />

tg ,max max<br />

Tr i Tr<br />

∆p<br />

pi<br />

ρTr<br />

h ~ D<br />

wirksames Druckgefälle der Hydrozyklonströmung; im allgemeinen<br />

ist: ∆p = pi<br />

Einlaufdruck<br />

Suspensionsdichte<br />

folgt aus Gl.( 3.92):<br />

⎡<br />

( )<br />

D ⎡<br />

D D 3⎤<br />

⎤<br />

1/<br />

2<br />

⎢ η ln ⎢091<br />

, / o a ⎥ ⎥<br />

d = k ⎢ ⎣<br />

⎦ ⎥<br />

T theor ⎢ n<br />

⎥<br />

⎢( 1 −ϕ s ) ( ρ −ρ ) p / ρ ⎥<br />

s f i Tr<br />

⎣⎢<br />

⎦⎥<br />

( 3.97)<br />

Weiterhin bedarf die obige Gl.( 3.97) auf Grundlage des Vergleiches von<br />

berechneten und praktisch erzielten Werten entsprechender Anpassungskorrekturen,<br />

die jedoch die grundsätzliche Leistungsfähigkeit des Modells<br />

nicht in Frage stellen. Die empirische Anpassung wird mittels der Konstanten<br />

kexp vorgenommen, die ktheor ersetzt und durch den erwähnten Modellvergleich<br />

zu gewinnen ist. Da Hydrozyklone hinsichtlich der speziellen<br />

Prozeßraumgestaltung<br />

- zylindrisch-konische Ausführung,<br />

- Form der Düsen,<br />

- Oberflächenrauhigkeit der Wandungen usw.,<br />

nicht genormt sind und vielfältig variiert werden können, ist bei höheren<br />

Anforderungen an die Genauigkeit eine spezielle Anpassung der Konstanten<br />

an den jeweiligen Hydrozyklontyp vorzunehmen. Erfahrungsgemäß kann<br />

die Korngrößenverteilung des Aufgabegutes einen ausgeprägten Einfluß<br />

auf die Trennkorngröße d = f<br />

⎛ ⎞<br />

⎜Q<br />

(d)<br />

⎟ ausüben. Dies läßt sich vom<br />

T ⎝ 3, A ⎠<br />

Standpunkt des Modells der turbulenten Querstromhydroklassierung wie<br />

folgt erklären.<br />

Bei höheren Feststoffkonzentrationen in der Aufgabesuspension wird die<br />

Turbulenz hinter dem Hydrozykloneinlauf wesentlich gedämpft. Diese<br />

Dämpfung ist bei gleichem Feststoffvolumenanteil um so ausgeprägter, je<br />

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149<br />

feinkörniger der Feststoff ist (Beeinflussung der Fließfähigkeit der Trübe!)<br />

/5.25./. Infolgedessen kann es auch zu einer Feststoffabscheidung an der<br />

Hydrozyklonwandung kommen, und der eigentliche Trennvorgang im Sinne<br />

einer Dünnstromklassierung vollzieht sich nur noch mit dem Feststoffanteil,<br />

der im Suspensionszustand verbleibt. Die Berücksichtigung dieses Einflusses<br />

auf dT ist gegenwärtig nur empirisch möglich, wofür ein Korrekturfaktor<br />

kd eingeführt wird. Um Gl.( 3.97) für die überschlägliche Berechnung<br />

der Trennkorngröße in einem breiteren Bereich der Hydrozyklonanwendung<br />

weiterzuentwickeln, sind mit<br />

- n = 3 als angenommenen mittleren Wert<br />

- für etwa 300 Hydrozyklonanwendungsfälle mit D zwischen 15 und<br />

1400 mm,<br />

- ϕs = 0,01...0,4 in der Aufgabe sowie<br />

- Zentralwerte d50 ≤ 200 µm der Aufgabekorngrößenverteilungen<br />

die Anpassungskonstanten mittels Regressionsanalyse bestimmt worden.<br />

Danach ergibt sich dT wie folgt:<br />

( )<br />

D ⎡<br />

D D 3⎤<br />

η ln ⎢091<br />

, / o a ⎥<br />

d k ⎣<br />

⎦<br />

= 0,<br />

284 T d n<br />

( 1 −ϕ s ) ( ρ −ρ ) p / ρ<br />

s f i Tr<br />

( 3.98)<br />

wobei gilt:<br />

k d<br />

⎡<br />

m<br />

ρ − ρ ⎤<br />

d<br />

s f<br />

⎧ 5⋅ D für D<<br />

0,<br />

1m<br />

= ⎢220 ⎥ mit m =<br />

⎢ 50<br />

⎨<br />

D ⎥<br />

für D ≥ m<br />

⎣<br />

⎦<br />

⎩ 05 , 01 ,<br />

( 3.99)<br />

d50 und D in m<br />

ρs, ρf in kg/m3<br />

Mit Hilfe Gl.(3.76) kann ein breiter Bereich der Hydrozyklonklassierung<br />

überschläglich erfaßt werden. Für ausgesprochene Dünnstromtrennungen<br />

- ϕs < 0,1<br />

- feiner Körnungen (d50 ≤ 20 µm;<br />

- D ≤ 50 mm) geht<br />

- kd → 1.<br />

Überhaupt können trennscharfe Klassierprozesse feiner und feinster Körnungen<br />

wegen der intensiven Rückwirkung der Partikeln auf die Fluidströmung<br />

nur als Dünnstromtrennungen verwirklicht werden. Andererseits zeigen<br />

die Ergebnisse, daß bei Trennungen gröberer Körnungen in<br />

- größeren Hydrozyklonen (D ≥ 100 mm) und<br />

- bei höheren Aufgabefeststoffgehalten<br />

- der Faktor kd Werte im Bereich 0,2 ≤ kd ≤ 5 annehmen kann.<br />

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150<br />

Für derartige Fälle wird demnach der Korngrößeneinfluß dominierend. Offensichtlich<br />

bedürfen die bisher ausgearbeiteten Trennmodelle für derartige<br />

Dichtstromtrennungen einer Erweiterung (siehe hierzu /5.18./).<br />

Gegebenenfalls läßt sich bei Dünn- bis Dichtstromtrennungen der zunehmende<br />

Einfluß des Feststoffvolumenanteiles auf die Viskosität in Gl.( 3.98)<br />

berücksichtigen:<br />

⎛<br />

φ ⎞2<br />

125 ,<br />

η= η ⎜1<br />

s<br />

+ ⎟<br />

l ⎜ 1 − φ / φ ⎟<br />

⎝ s s,max⎠<br />

η l<br />

für φ s < 0,3<br />

Viskosität der reinen Flüssigkeit<br />

mit φ s,max = 0,63 ...0,84 (lt. Stieß MVT II S. 169)<br />

( 3.100)<br />

besser aber etwa φ s,max = 0,35 ... 0,5, da dies die Fließfähigkeitsgrenze des<br />

Unterlaufes ist !<br />

Der Suspensionsdurchsatz<br />

&V Zykl<br />

eines Hydrozyklons läßt sich befriedigend<br />

mit folgender Formel vorausberechnen /5.22./:<br />

V& = k D D p / ρ Zykl α i o i Tr<br />

( 3.101)<br />

kα = 1/3,6 für α = 20°<br />

k = 0, 225/<br />

α<br />

02 ,<br />

α := α*π/180 in Bogenmaß<br />

α<br />

Nach den Gln.( 3.98) und ( 3.90) sind niedrige Trennkorngrößen mittels<br />

- kleinem Hydrozyklondurchmesser D und/oder<br />

- kleinen V&<br />

/ V&<br />

- bzw.<br />

F G<br />

- Do/Da- Verhältnisses realisierbar.<br />

Letzteres wirkt sich aber gemäß Gl.( 3.91) nachteilig auf die Trennschärfe<br />

aus. Deshalb ist es üblich, für niedrige Trennkorngrößen kleine Hydrozyklone,<br />

für höhere entsprechend größere einzusetzen.<br />

Der Konuswinkel α ist von Einfluß auf die Verweilzeit und wahrscheinlich<br />

auch für die Turbulenzintensität des Fluids. Klassierhydrozyklone weisen<br />

gewöhnlich Konuswinkel von 20° auf.<br />

Zum Eindicken und Klären werden Konuswinkel 10° vorgezogen.<br />

Die Ausbildung einer stabilen Wirbelströmung erfordert einen Mindestaufgabedruck<br />

pi. Zu hohe Aufgabedrücke sind vom Standpunkt des Verschleißes<br />

abzulehnen. Praktisch kommt etwa der Bereich von 30 bis 400<br />

kPa in Betracht, und zwar die untere Grenze für relativ grobe, die obere für<br />

relativ feine Klassierung.<br />

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151<br />

Am meisten verbreitet sind zylindrisch-konische Einzelhydrozyklone. Größere<br />

Zyklone (D = 150 bis 1600 mm) werden gewöhnlich aus Stahlblech<br />

oder Spezialgußeisen und teilweise auch aus Polyurethan-Gießharzen gefertigt.<br />

Zur Verschleißminderung werden zunehmend die Innenflächen gummiert<br />

oder auf andere Weise geschützt. Für kleinere Hydrozyklone kommt<br />

neben der Blech- oder Gußausführung die Herstellung aus Hartporzellan<br />

oder Kunststoff (= Polyurethan-Gießharze) in Betracht.<br />

Mehrere Einzelzyklone können zu Gruppenanordnungen parallel geschaltet<br />

zusammengestellt werden:<br />

n Zykl<br />

= V & VZykl & ( 3.102)<br />

Für sehr niedrige Trennkorngrößen setzt man Multizyklone ein, die in einem<br />

Block untergebracht sind.<br />

Zylindrisch-konische Hydrozyklone werden verbreitet für die Hydroklassierung<br />

bei Trennkorngrößen zwischen etwa dT = 3...250 µm eingesetzt.<br />

Es zeichnet sich neuerdings ab, daß durch vollzylindrische Hydrozyklone<br />

das Anwendungsgebiet bis zu etwa dT = 500 µm erweiterbar ist (5.27,<br />

5.28).<br />

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152<br />

3.4.2 Mantelzentrifugen<br />

rotierende Trenngefäße, Vollmantelzentrifuge, Bild F 3.23<br />

zur Abschätzung der Klärfläche bei Partikelsedimentation g ersetzt durch<br />

v<br />

2<br />

g⇒ a = r ω<br />

2<br />

= u = 4 π 2 rn<br />

2 = 2 π<br />

2 D n<br />

2<br />

r<br />

Z<br />

r<br />

Mantelradius<br />

DZ<br />

Trommelinnendurchmesser<br />

Umfangsgeschwindigkeit<br />

v = r = D n<br />

( 3.103)<br />

u<br />

ω π<br />

Z<br />

( 3.104)<br />

gemäß Gl.(2.3) folgt<br />

V&<br />

18 η V&<br />

A = s<br />

=<br />

s<br />

v s ϕ T k k ( −<br />

s f)<br />

d r<br />

ψ ϕ ρ ρ 2 ω 2<br />

T<br />

- wirksame Zentrifugalbeschleunigung rω2<br />

- Beschleunigungsvielfaches z (Zentrifugenkennzahl, Froude-Zahl):<br />

( 3.105)<br />

a r n r v<br />

z = g<br />

= ω<br />

2<br />

u<br />

g<br />

= 4 π<br />

2 2 2 2<br />

g<br />

=<br />

( 3.106)<br />

D g Z<br />

Gilt unter der Voraussetzung, daß Flüssigkeitsraum mit der gleichen Drehzahl<br />

wie die Trommel rotiert. Wenn L/D genügend klein ist, so:<br />

2 2<br />

2 π n D<br />

z ≈ Z = 300... 50 000<br />

( 3.107)<br />

g<br />

Beschleunigungsvielfache von in der <strong>Verfahrenstechnik</strong> eingesetzten Vollmantelzentrifugen<br />

liegen etwa zwischen<br />

* z = 300 (bei großen Rotoren, kleine n) und<br />

* z = 50 000 (bei kleinsten Rotoren, große n).<br />

3.4.2.1 Auslegung<br />

Für die Auslegung von <strong>Sedimentation</strong>sprozessen in Vollmantelzentrifugen<br />

ist vielfach von den Gln. der laminaren Querstromhydroklassierung ausgegangen<br />

worden, indem anstatt der Schwerebeschleunigung g die Zentrifugalbeschleunigung<br />

z*g eingesetzt worden ist. In diesem Zusamenhang hat<br />

man auch die äquvivalente Klärfläche Aäq eingeführt. Sie stellt jene <strong>Sedimentation</strong>sfläche<br />

dar, die im Schwerkraftfeld theoretisch die gleiche Trennwirkung<br />

hervorbringen würde.<br />

Unter Voraussetzung, daß die Einzelpartikel-<strong>Sedimentation</strong> im Stokes-<br />

Bereich (Re < 0,5...1) erfolgt, erhält man folglich für eine zylindrische Vollmantelzentrifuge<br />

mit der<br />

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Mantelfläche AZ = π DZ LZ:<br />

A = A ⋅ z =<br />

äq Z<br />

2 π<br />

3 D 2 n<br />

2<br />

L Z Z<br />

g<br />

( 3.108)<br />

153<br />

* Ermittlung der Klärfläche mittels Absetzversuche nach Gl.( 3.33)<br />

A = A = m& ( 12 , ... 13 , ) / S äq s krit<br />

( 3.109)<br />

* danach Auswahl der Zentrifuge<br />

Es hat sich jedoch herausgestellt, daß eine Berechnung der Trennwirkung<br />

auf dieser Grundlage zu günstige Ergebnisse liefert. Ursachen der Unterdimensionierung<br />

sind:<br />

- Drehzahlschlupf zwischen Trommel und Suspension (d.h. es rotiert die<br />

Suspension mit etwas geringerer Geschwindigkeit als die Trommel).<br />

- In einfachen Überlaufzentrifugen ist eine ausgeprägte Grenzschicht-<br />

Strömung in der <strong>Sedimentation</strong>szone vorhanden;<br />

- In Dekantern liegt meist Strömung mit ausgeprägt turbulentem Charakter<br />

vor (keine Beruhigung des Einlaufes infolge der geringen Trommellänge,<br />

z.B. 10% bis 20% länger.<br />

- Weiterhin erhebt sich die Frage, ob Re P < 0,5...1 noch erfüllt ist ?<br />

(Beachte <strong>Sedimentation</strong> im Zentrifugalkraftfeld!).<br />

- Schließlich stößt man bei geflocktem Feststoff wiederum auf die gleichen<br />

Probleme wie bei der Schwerkraft-<strong>Sedimentation</strong>. Hierzu kommt aber<br />

noch, daß die Flocken Scherbeanspruchungen - vorallem in der Einlaufströmung<br />

- ausgesetzt sind.<br />

Folglich spielen experimentelle Untersuchungen im Technikumsmaßstab<br />

für die Auslegung von Zentrifugen nach wie vor eine entscheidende Rolle.<br />

Abschätzung des Durchsatzes:<br />

- gewöhnlich für feine Partikelabtrennung eingesetzt, d.h. laminare Partikelumströmung,<br />

- Basis der Auslegung wiederum Verweilzeitrelation t v ≥ t sink<br />

2<br />

( −<br />

2)<br />

V πL r r<br />

t Z Z Z i<br />

s r − r<br />

= t Tr Z i<br />

V V&<br />

=<br />

V&<br />

≥ = =<br />

Sink v v Tr Tr s ϕ Z s ϕ Z<br />

mit =<br />

2<br />

−<br />

2<br />

= ( + ) ( )<br />

( 3.110)<br />

v zv und r r r r r − r ( 3.111)<br />

s ϕ Z s ϕ Z i Z i Z i<br />

folgt daraus:<br />

V zv<br />

V& Z s ϕ 4 π<br />

3 ≤ = L ( r + r ) r n<br />

2<br />

v Tr r − r g Z Z i Z s ϕ<br />

Z i<br />

( 3.112)<br />

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154<br />

und mit dem gewöhnlich benutztem Füllungsgrad ϕZ:<br />

V = ϕ V dh . . π L ⎛⎜ r<br />

2 − r<br />

2⎞⎟ L r Tr Z Z Z ⎝ Z i ⎠<br />

= ϕ π<br />

2<br />

Z Z Z<br />

( 3.113)<br />

r i<br />

r Z<br />

D<br />

= i<br />

= 1 − ϕ = 0, 707 wenn meist ϕ<br />

D Z<br />

Z = 0,5 ( 3.114)<br />

Z<br />

ϕ<br />

bzw. D s =<br />

Z DZ<br />

2<br />

( 3.115)<br />

mTr , Tr 4<br />

+<br />

und = = ( + − )<br />

D D D<br />

D Z i Z<br />

1 1 ϕ ( 3.116)<br />

mTr , 2 2<br />

Z<br />

Für den maximal möglichen Trübedurchsatz erhält man nun:<br />

V&<br />

Tr ,max<br />

= π<br />

g v 2<br />

u v L<br />

sϕ<br />

+ Z<br />

( 1 1 ϕ )<br />

−<br />

Z<br />

( 3.117)<br />

Im Rahmen einer Baureihe geometrisch ähnlicher Zentrifugen trägt bei<br />

gleichartiger Ausnutzung der Materialfestigkeit die Rotorlänge linear, der<br />

Rotordurchmesser aber nicht zur Durchsatzsteigerung bei.<br />

Danach ist großes Verhältnis λ = L/D anzustreben. Dem sind jedoch wegen<br />

des notwendigen Speichervolumens Grenzen gesetzt.<br />

Die Länge der effektiven Trennzone L eff (Vermeidung der Störungen an<br />

Ein- und Auslauf) ist geringer als die Trommellänge:<br />

L = L = ( 08 , ... 09 , ) ⋅ L ( 3.118)<br />

Z eff Trommel<br />

Infolgedessen können Klärzentrifugen (geringer Feststoffgehalt in der Aufgabe)<br />

schlanker als Eindickzentrifugen (höherer Feststoffgehalt) sein. D.h.<br />

eine Erhöhung des Durchsatzes ist nur möglich, wenn<br />

- die Trommel (LZ) verlängert oder<br />

- vu bzw. n erhöht wird.<br />

dem letzterem (einer Steigerung der Zentrifugalbeschleunigung) sind jedoch<br />

aus Festigkeitsgründen Grenzen gesetzt.<br />

⇒ Zusammenhang zwischen verfahrenstechnischer und maschinentechnischer<br />

Apparateauslegung, F 3.24:<br />

Zentrifugalkraft aus der Trommelmasse:<br />

F Z<br />

A Ring 2 v 2<br />

= m a = ρ LZ u<br />

mit A = π D s<br />

Z sZ 2 D Ring mZ ,<br />

mZ ,<br />

F Z<br />

= πρ L sv<br />

2<br />

sZ Z u<br />

Zentrifugalkraft aus der Trübemasse:<br />

( 3.119)<br />

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F Tr<br />

F Tr<br />

155<br />

A 2 v Ring , 2 Tr uTr ,<br />

= m a = ρ<br />

LZ mit A = π D s Tr Tr 2 D Ring , Tr mTr , Tr<br />

mTr ,<br />

π ϕ<br />

= ρ D<br />

2<br />

s L ω<br />

2<br />

mit D<br />

2<br />

s =<br />

Z DZ<br />

3<br />

Tr Tr Z mTr Tr ( 1+ 1−<br />

ϕ<br />

4<br />

,<br />

Z )<br />

mTr ,<br />

8<br />

folgt mit<br />

π<br />

F = ρ L v<br />

2 ϕ<br />

Tr Tr Z u Z ( 1+<br />

1 −ϕ<br />

8<br />

Z )<br />

( 3.120)<br />

( 1+ 1−<br />

)<br />

⎛<br />

⎜ ρ<br />

Tr D ϕ ϕ<br />

Z Z Z<br />

F + F = πρ L v<br />

2<br />

s +<br />

Z Tr sZ Z u ⎜1<br />

⎜<br />

8 ρ<br />

⎝<br />

sZ s<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.121)<br />

und damit:<br />

⎛<br />

π<br />

ρ ϕ<br />

⎛⎜<br />

+ −ϕ<br />

⎞⎟<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎝<br />

1 1 ⎠ ⎟<br />

σ = ρ<br />

2<br />

⎜1<br />

+<br />

⎟<br />

( 3.122)<br />

ϕ 2 sZ v Tr D Z Z Z<br />

u ⎜<br />

8 ρ<br />

⎟<br />

⎝<br />

sZ s<br />

⎠<br />

σ ϕ<br />

σ ψ<br />

≤ σ =<br />

F Z<br />

zul ν<br />

S<br />

( 3.123)<br />

Ring-Zugspannungen σϕ in der Trommelwand dürfen die zulässigen Spannungen<br />

σzul nicht überschreiten (σϕ ≤ σzul), wobei die zulässige Spannung<br />

durch die Festigkeit σF des Trommelwerkstoffes (Fließgrenze !), einen Sicherheitsfaktor<br />

νS (teilweise ν S ≈ 4 bis 8 LB MVT) und einen Minderungsfaktor<br />

ψZ festgelegt ist, der Schweißnähte, Perforationen und andere Einflüsse<br />

berücksichtigt:<br />

- σF Fließgrenze ( Streckgrenze bei 0,2% Dehnung)<br />

z.B. 190 kPa Cr-Ni-Stahl (V2A)<br />

240 kPa St 37 b-2<br />

- νS Sicherheitsbeiwert = 1,2...4 bei Zentrifugen hoch wählen !!<br />

- ψZ = 0,8...1 Abminderungsfaktor für Schweißnähte < 1 für Längsnähte<br />

Damit folgt die maximale Umfangsgeschwindigkeit der Zentrifugentrommel:<br />

2 σ ψ<br />

v<br />

F Z<br />

u ,max = ⎛<br />

Tr D ⎛⎜<br />

+ −<br />

⎞⎟<br />

⎞<br />

⎜ ρ ϕ<br />

Z Z ⎝<br />

1 1 ϕ<br />

Z ⎠ ⎟<br />

ν πρ ⎜1<br />

+<br />

S sZ⎜<br />

sZ s ⎟<br />

8 ρ<br />

⎟<br />

⎝<br />

⎠<br />

( 3.124)<br />

und die minimale Wandstärke:<br />

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156<br />

( 1 1 )<br />

πρ<br />

Tr v 2<br />

u D ϕ + −ϕ<br />

Z Z Z<br />

s<br />

min = ⎛<br />

⎜<br />

σ ψ πρ<br />

F Z<br />

−<br />

sZ v 2 ⎞<br />

u ⎟<br />

16<br />

⎜ ν 2<br />

⎝ S<br />

⎟<br />

⎠<br />

( 3.125)<br />

d.h. auch hier ist<br />

s ∝ v 2 ( 3.126)<br />

min uZ<br />

wesentlich von der Trommelumfangsgeschwindigkeit abhängig,<br />

Zuschläge:<br />

s = s + s + s + s<br />

ges min 1 2 3<br />

( 3.127)<br />

+ s1 = 1 mm einseitige Korrosion<br />

s1 = 2 mm zweiseitige Korrosion<br />

+ s2 = 0,6 mm bei s < 6 mm<br />

s2 = 0,8 mm bei s = 6..20 mm<br />

Minustoleranzzuschlag<br />

+ s3 = 1...5 mm bei stark abrasive Suspensionen<br />

(Quarzit, Tonerden u.ä.)<br />

sges aufrunden auf übliche Blechdicken, z.B.<br />

3, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16 mm !<br />

3.4.2.2 Zentrifugen<br />

Laborgerät: Becherzentrifugen<br />

- Suspension in pendelnd eingehängte Becher eingefüllt<br />

- bei Rotation ausschwenken in radialer Richtung<br />

- n bis 40 000 min -1 ; z bis 375 000<br />

Vollmantelschneckenzentrifugen (Dekanter)<br />

- für Suspensionen mit hohen Feststoffanteilen und Durchsätzen<br />

Im Bild F 3.23.2a, b, c sind drei Bauarten dargestellt. Charakteristisch ist für<br />

alle drei, daß sich der <strong>Sedimentation</strong>sraum (6) zwischen der im allgemeinen<br />

zylindrisch-konischen Vollmanteiltrommel (5) und dem Schneckenrotor (7)<br />

befindet. Letzterer rotiert mit einem geringem Geschwindigkeitsschlupf<br />

von etwa ±1 % vor- oder nacheilend<br />

∆n/n Trommel ≈ 0,01<br />

nSchnecke<br />

− n<br />

Trommel<br />

nTrommel<br />

≈+1% bei Klärung (voreilende Schnecke)<br />

nSchnecke<br />

− n<br />

Trommel<br />

n<br />

≈−1% bei Eindickung (nachlaufende Schnecke)<br />

Trommel<br />

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157<br />

gegenüber der Vollmanteiltrommel, um mit Hilfe der angepaßten Schneckenwindungen<br />

den Dickschlammtransport zum Austrag am konischen<br />

Trommelende zu gewährleisten. Die Klarflüssigkeit fließt über ein verstellbares<br />

Wehr (8) ab.<br />

λ = L/D beträgt für Eindickdekanter 1,5 : 1 bis 2 : 1,<br />

für Klärdekanter (Langrohrdekanter) 3 : 1 bis 4 : 1.<br />

Rotordurchmeser: 0,15 bis 1,4 m,<br />

z = 300 bis 7000 (siehe hierzu Bild ... ).<br />

Gegenstromdekanter, Bild F 3.23.2a:<br />

Aufgabetrübe wird über eine Stahlwelle dem Klassierraum etwa an der<br />

Grenze vom zylindrischen zum konischen Trommelteil zugeführt, so daß<br />

sich Klarflüssigkeit und Dickschlamm im wesentlichen im Gegenstrom bewegen,<br />

Bild F 3.25.<br />

- zentrale Aufgabe über Hohlwelle<br />

- Klarflüssigkeit (Fugat) strömt entgegen Förderrichutng der Schnecke<br />

- Schneckendrehzahl etwa ∆ n ≈ 40 min -1 geringer als Trommeldrehzahl ⇒<br />

bei Schlammentwässerung<br />

- ⇒ kontinuierlicher Feststoffaustrag<br />

- ⇒ weitere Entwässerung des Feststoffes (Filtration) am konischen Trommelteil<br />

- ⇒ Vermeidung hoher Restfeuchten bei sonst zyl. Trommeln<br />

- aber hoher Kläreffekt im zylindrischen Trommelteil durch verhältnissmäßig<br />

hohe Verweilzeit<br />

- bei Klärung höhere Schneckendrehzahl gegenüber Trommeldrehzahl<br />

⇒ daher sinnvolle Kombination von guter Klärung und Eindickung<br />

- Trommeldurchmesser D Z = 0,15 ... 1,5 m<br />

- Drehzahlen n = 400 ... 8 000 min -1<br />

- Beschleunigungsvielfache z = 400 ... 7 000<br />

Gleichstromdekanter (Bild F 3.23.2b):<br />

Dekanter mit fliegend gelagerter Trommel (Bild F 3.23.2c)<br />

Tellerzentrifugen, Bilder F 3.22.5 und F 3.26:<br />

Prinzip des Lamelleneindickers und -klärers ist auf das Zentrifugalkraftfeld<br />

übertragen. Werden für ähnliche Aufgaben wie Röhrenzentrifugen eingesetzt<br />

(z bis etwa 12000) Trommel (1) und Tellereinbauten (2) rotieren gemeinsam.<br />

Die letzteren bestehen aus etwa 40 bis 100 kegelförmigen, 30° bis<br />

40° geneigten Tellern, die den Trübestrom in sehr dünne Schichten zerlegen.<br />

Der Schlamm wird kontinuierlich über am Umfang angeordnete Düsen<br />

oder diskontinuierlich abgezogen.<br />

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158<br />

- Prinzip des Lamellenklärers im Zentrifugalkraftfeld, F 3.22.5<br />

- maximal 100 Teller bei Neigungswinkeln<br />

α = 30...40° bei minimalen Tellerabständen<br />

a ≈ 0,1 mm (für Emulsionen)<br />

- bei Emulsionen Steiglöcher in den Tellern<br />

- D Z = 0,15...0,8 m<br />

- n = 3000...12 000 min -1<br />

- z = 4000...10 000<br />

- V&<br />

bis 25 m<br />

3 /h<br />

Tr max<br />

- geeignet für Trennung von Flüssigkeiten unterschiedlicher Dichte und<br />

Feststoff geringer Konzentration<br />

- Abtrennung Flüssigkeit geringer Dichte an Tellerinnenseiten (oberer Austrag)<br />

- schwerere Flüsssigkeit außen über Überlaufring austragen<br />

- Austrag der Sedimente periodisch durch hydraulische Öffnung der Trommel<br />

- Anwendung bei Herstellung von Obstsaft, Speieöl, Klärung von Gülle,<br />

Altöl, Schlachthofabfällen, Abtrennung Bakterien und Hefen<br />

Röhrenzentrifugen, Bild F 3.22.4:<br />

Zur Abtrennung sehr feiner Partikeln aus Suspensionen mit geringem Feststoffgehalt<br />

bzw. für die Trennung von Emulsionen. Trommeldurchmesser<br />

50 bis 150 mm; z bis 50 000.<br />

- kontinuierlicher Flüssigkeitsaustrag<br />

- diskontinuierlicher Feststoffaustrag, daher ϕ s < 1 %, mehr geeignet zur<br />

Trennung von Flüssigkeitsgemischen<br />

- große Schlankheitsgrade L Z /D Z<br />

- D Z = 50...150 mm<br />

- n ≈ 10 000...50 000 min -1<br />

- z ≈ 16 000...50 000<br />

- V&<br />

≈ 4 m<br />

3 /h<br />

Tr max<br />

- Siebzentrifugen:<br />

- <strong>Sedimentation</strong> und Filtration im Zentrifugalkraftfeld<br />

⇒ Schubzentrifuge, Bild F 3.27<br />

- Trommelwand mittels Filtergewebe oder Siebbelag ausgelegt<br />

- Aufgabe über mittiges Rohr in mitrotierenden Einströmkegel, Bild F 3.28<br />

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159<br />

- mitrotierender Schubboden über Hydraulik nach vorn geschoben, gleitet<br />

auf dem Siebboden und schiebt Feststoff periodisch heraus<br />

⇒ weitere Entleerungsmöglichkeiten des Feststoffes:<br />

‣ Messer als Schäleinrichtungen<br />

‣ leicht nach außen konische Trommelgestaltung (d. h. Trägheitsentleerung)<br />

‣ Anwendung axialer Schwingungen (Vibrationsentleerung) in der Kegeltrommel<br />

‣ Austrag der Flüssigkeit durch die Feststoffschicht gefiltert durch Sieböffnungen<br />

⇒ d. h. Abtrennung verhältnismäßig grober Feststoffe nur<br />

möglich<br />

- Pendelzentrifuge, Bild F 3.29<br />

elastische Lagerung von Trommel und Antrieb, siehe auch Wäscheschleuder<br />

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