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Ein Magazin über Uhren und Schmuck - Nansen & Piccard

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Nr. 01 / 13<br />

Glanz oder<br />

gar nicht!<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Magazin</strong><br />

<strong>über</strong> <strong>Uhren</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Schmuck</strong>


TO BREAK THE RULES,<br />

YOU MUST FIRST MASTER<br />

THEM.<br />

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ZUERST MEISTERN.<br />

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- EA 3002


Editor ial<br />

W<br />

illkommen bei Stil Leben, dem<br />

neuen Heft aus der Redaktion<br />

des Süddeutsche Zeitung <strong>Magazin</strong>s! Es<br />

war ein großes Vergnügen, ein ganz<br />

neues <strong>Magazin</strong> zu erfinden: Stil Leben<br />

ist ein emotionales <strong>und</strong> originelles<br />

Heft, das sich von nun an regelmäßig<br />

monothematischer Inhalte annehmen<br />

wird. Für diese erste Ausgabe haben<br />

wir das Thema »<strong>Schmuck</strong> <strong>und</strong> <strong>Uhren</strong>«<br />

gewählt – Objekte, mit denen sich<br />

die Menschen seit jeher beschenken,<br />

um sich ihre Zuneigung zu zeigen. In<br />

Stil Leben finden sich deshalb nicht<br />

nur Interviews, Reportagen <strong>und</strong> Essays<br />

– wir baten auch den Künstler Ronald<br />

Dick, Menschen zu fotografieren,<br />

die sich umarmen oder küssen (ab<br />

Seite 58). Am Ende ist ein Heft<br />

<strong>über</strong> <strong>Uhren</strong> <strong>und</strong> <strong>Schmuck</strong> eben immer<br />

auch ein Heft <strong>über</strong> die Liebe. Viel<br />

Vergnügen mit dieser Ausgabe von<br />

Stil Leben!<br />

Ihre Redaktion des SZ-<strong>Magazin</strong>s<br />

Illustration: Paul Blow<br />

EINE PARTNERSCHAFT FÜR DEN<br />

SCHUTZ UNSERES PLANETEN<br />

Leonardo DiCaprio <strong>und</strong> TAG Heuer engagieren sich<br />

gemeinsam für die Initiativen des Green Cross International.<br />

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8 Stil Leben<br />

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Inhalt<br />

Nr. 01 / 13<br />

Editorial<br />

Seite 8<br />

auf die schnelle<br />

<strong>Ein</strong> Plädoyer für mehr<br />

Geschwindigkeit<br />

Seite 12<br />

Cover<br />

Tess Hellfeuer (rechts),<br />

Model für Designer<br />

wie Marc Jacobs oder<br />

Alexander Wang,<br />

<strong>und</strong> Stefan Heinrichs,<br />

Fotograf aus Berlin,<br />

haben gemeinsam<br />

mitten im kältesten<br />

März seit Jahrzehnten<br />

tatsächlich ein echtes<br />

Sommergefühl eingefangen.<br />

Das Ergebnis<br />

ist auf dem Titel<br />

dieser Ausgabe zu<br />

sehen.<br />

<br />

Fotograf<br />

Stefan Heinrichs<br />

Styling<br />

Evelyn Sand<br />

Haare & Make-up<br />

Gregor Makris<br />

STILBLÜTEN<br />

Von Tierketten bis Blattgold:<br />

Stylistin Anna Schiffel zeigt<br />

den Trend Naturschmuck im<br />

Dickicht eines alten<br />

Gewächshauses<br />

Seite 28<br />

FRÜHLINGSGEFÜHLE<br />

Ronald Dick porträtierte in Paris Paare in<br />

inniger Umarmung – <strong>und</strong> zeigt dabei<br />

die <strong>Uhren</strong> <strong>und</strong> <strong>Schmuck</strong>stücke der Saison<br />

mit besonders viel Liebe<br />

Seite 58<br />

ZEITENWENDE<br />

Praktisch unschlagbar:<br />

Auf dem Rad<br />

<strong>über</strong>trifft die Uhr<br />

das Smartphone in<br />

allen Belangen.<br />

Hier der Beweis<br />

Seite 38<br />

SCHATZSUCHE<br />

Fotograf Urban Zintel <strong>und</strong> Reporterin<br />

Xifan Yang auf dem Weg zu den<br />

geheimen Goldperleninseln auf den<br />

Philippinen – hinter dem grünen<br />

Archipel rechts<br />

Seite 50<br />

er hängt einfach<br />

dr an<br />

Giambattista Valli <strong>und</strong><br />

sein <strong>Schmuck</strong>faible<br />

Seite 18<br />

da ist was<br />

im busch<br />

<strong>Schmuck</strong>trend des<br />

Frühjahrs: die Natur<br />

Seite 28<br />

tr aumSTART<br />

<strong>Ein</strong>e Ode an den<br />

Radiowecker<br />

Seite 34<br />

nouvelle vague<br />

<strong>Schmuck</strong>designerin<br />

Lauren Rubinski<br />

Seite 36<br />

auf touren<br />

Eleganter radeln mit<br />

den neuen <strong>Uhren</strong><br />

Seite 38<br />

die nehmen sich<br />

was r aus<br />

Sofia Coppola verfilmt<br />

den »Bling Ring«<br />

Seite 46<br />

der Perlkönig<br />

<strong>Ein</strong> Franzose züchtet<br />

goldene Riesenperlen<br />

Seite 50<br />

von ganzem herzen<br />

Paare aus Paris<br />

zeigen <strong>Uhren</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Schmuck</strong>neuheiten<br />

Seite 58<br />

»Newton lag<br />

falsch«<br />

Philosoph Jim Holt<br />

<strong>über</strong> die Ewigkeit<br />

Seite 68<br />

Bezugsquellen <strong>und</strong><br />

Impressum<br />

Seite 72<br />

Letzte Seite<br />

Waris Ahluwalia<br />

im Interview<br />

Seite 74<br />

Titel: Kette »Caresse d’Orchidées« von CARTIER, Kleid von VALENTINO. Fotos Inhalt: Daniel Riera (1); Armreif »Juste un Clou«-Bracelet von CARTIER, Lederblouson von CÉLINE; Fahrradbild: Uhr »Classic Fusion« von Hublot<br />

10 Stil Leben


<strong>Ein</strong> Lob auf die<br />

Schnelle<br />

Der<br />

geschwindigkeit<br />

eilt ein verheerender<br />

Ruf voraus. Warum<br />

nur sehnen sich so<br />

viele Menschen nach<br />

Entschleunigung?<br />

<strong>Ein</strong> Plädoyer für mehr<br />

Eile statt Weile<br />

Text<br />

Jakob Schrenk<br />

Fotos<br />

shinichi<br />

maruyama<br />

Sie wollen einen Bestseller verfassen, in<br />

der Vielfliegerschlange am Flughafen<br />

Standing Ovations erhalten oder sich<br />

als Kantinen-Kulturkritiker profilieren? Sie<br />

suchen einen guten Slogan, um für Discounter-<br />

Fencheltee oder für ein Wochenende in<br />

einem Schlosshotel in den Alpen zu werben?<br />

Hier sind zwei Sätze, die Sie sich merken<br />

müssen: »Viele empfinden das Tempo des Lebens<br />

heute als sehr laut <strong>und</strong> sehr schnell.«<br />

Und: »Wichtig ist: Entschleunigung, Entspannung,<br />

Unterbrechung des Alltags.«<br />

Die Sätze stammen von Margot Käßmann.<br />

Die Theologin hat ein besonderes Talent.<br />

Sie stellt wie keine Zweite Thesen auf, die als<br />

kritisch <strong>und</strong> unbequem gelten – denen<br />

aber absolut niemand widersprechen mag.<br />

Käßmann hat erkannt, dass sich die Deutschen<br />

nicht mehr vor SARS, Schweinegrippe<br />

oder dem aktuellen Virus der Saison fürchten,<br />

auch nicht vor Terroristen oder Heuschrecken,<br />

sondern vor der Geschwindigkeit. Acht von<br />

zehn Deutschen fühlen sich laut einer Forsa-<br />

Umfrage »gestresst«. Der Kinderschutzb<strong>und</strong><br />

hat festgestellt, dass schon ein Drittel aller<br />

Zweit- <strong>und</strong> Drittklässler unter Stress <strong>und</strong><br />

Tempodruck leidet. Spiegel <strong>und</strong> Stern berichten<br />

<strong>über</strong> Burn-out mittlerweile so häufig<br />

wie <strong>über</strong> Hitler. Die große Koalition der<br />

Tempokritiker reicht von grünen Fortschrittsverweigerern<br />

<strong>über</strong> Manufactum-Powershopper<br />

bis zu gestressten Managern, die schon<br />

lange nur noch davon träumen, ihren<br />

BlackBerry mal für eine Viertelst<strong>und</strong>e auszuschalten.<br />

Der Hohe priester der Tempo kritik<br />

ist der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa, der<br />

mit Beschleunigung <strong>und</strong> Entfremdung (Suhrkamp)<br />

bald sein drittes Buch zum Thema veröffentlicht.<br />

Darin beklagt er, dass wir Job,<br />

Wohn ort <strong>und</strong> Partner schneller wechseln als<br />

früher, dank technischer Innovationen wie<br />

etwa Smartphone <strong>und</strong> E-Mail in der Arbeit<br />

schneller kommunizieren <strong>und</strong> uns auch in<br />

der Frei zeit viel zu viel vornehmen: »Dieses<br />

Regime der Deadlines lässt Lebensentwürfe<br />

scheitern <strong>und</strong> führt zu einem sich immer stärker<br />

ausbreitenden Gefühl der Entfremdung.«<br />

Aber urteilen wir da nicht ein wenig, nun<br />

ja, schnell? Warum setzen wir Tempo gleich<br />

mit der Zerstörung von Umwelt, Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> dem eigenen Seelenleben? Wir können<br />

festhalten: Die Geschwindigkeit hat ein Imageproblem.<br />

Aber wieso eigentlich?<br />

Es ist nicht weiter erstaunlich, dass sich der<br />

moderne Mensch hin <strong>und</strong> wieder <strong>über</strong>fordert<br />

fühlt: Das Kind ist krank <strong>und</strong> muss aus<br />

dem Kindergarten abgeholt werden. Der Chef<br />

will irgendeinen belanglosen Zwischenbericht.<br />

Und zwar sofort. Der Laptop-Akku hat<br />

nur noch vier Prozent. Das Handy klingelt<br />

so schrill wie eine Alarmglocke. Und wenn<br />

man das Training sausen lässt, fliegt man<br />

aus der Fußballmannschaft. Das Mail-Programm<br />

meldet 34 ungelesene Nachrichten,<br />

acht neue Termine, auf dem Smartphone<br />

stauen sich die Push-Benachrichtigungen.<br />

Aber an all diesen Problemen ist nicht<br />

eine geheimnisvolle soziale Beschleuni gung<br />

schuld, sondern die Komplexität der modernen<br />

Gesellschaft. Das sagt der Münchner<br />

Stil Leben 13


Soziologieprofessor Armin Nassehi, der <strong>über</strong><br />

»Die Zeit der Gesellschaft« promoviert hat.<br />

Nassehi meint: Beide Elternteile arbeiten<br />

heute in Vollzeit, beide erziehen selbstverständlich<br />

die Kinder, die Arbeitswelt ist anspruchsvoller<br />

geworden. Wir dreschen nicht<br />

mehr Weizen oder versenken Schrauben in<br />

Metall, sondern arbeiten als Wissensmanager,<br />

müssen unterschiedlichste Vorgesetztenvorgaben,<br />

K<strong>und</strong>enwünsche, Anforderungen<br />

koordinieren <strong>und</strong> ständig mit Unvorhergesehenem<br />

rechnen. Der Berliner Flug hafen<br />

ist ein gutes Beispiel. Möglich, dass die Macher<br />

nicht an ihrer eigenen Unfähigkeit gescheitert<br />

sind, sondern an der Überkomplexität.<br />

Sie mussten die deutschen Bauvorschriften<br />

mit dem politischen Willen nach<br />

einem spektakulären Gebäude versöhnen,<br />

gleichzeitig darauf achten, dass Termine eingehalten<br />

<strong>und</strong> Kosten gespart werden – <strong>und</strong><br />

die Berliner Bevölkerung mit ihren Lärmschutzwünschen<br />

berücksichtigen. Das Ergebnis:<br />

Planungschaos. Das im kleinen Maßstab<br />

auch jeder Angestellte aus seinem Büroalltag<br />

kennen müsste.<br />

Um den Stress, der so entsteht, zu bekämpfen,<br />

müssten wir unsere Arbeit ganz<br />

neu organisieren, glaubt Nassehi. Strenge<br />

Hierarchien haben zu den Arbeitsabläufen<br />

der industriellen Gesellschaft gepasst, jetzt<br />

muss der <strong>Ein</strong>zelne die Freiheit bekommen,<br />

selbst Lösungen zu suchen, um auf Probleme<br />

zu reagieren, die niemand vorhersehen konnte.<br />

Wir könnten Beruf <strong>und</strong> Familie besser<br />

koordinieren, wenn Arbeitsleistung nicht in<br />

Arbeitszeit gemessen wird <strong>und</strong> wir selbst<br />

bestimmen, wann wir zwölf St<strong>und</strong>en am Tag<br />

arbeiten <strong>und</strong> wann nur zwei. Der moderne<br />

Angestellte kann sich nicht mehr an starre<br />

Nine-to-five-Rhythmen klammern. Er muss<br />

selbst erkennen, wann er eine Pause braucht.<br />

Und sich trauen, das dem Chef auch mitzuteilen.<br />

Die Arbeitswelt umzukrempeln ist<br />

nicht einfach. Wir bräuchten Kraft, Fantasie<br />

<strong>und</strong> Mut. Jammern ist einfacher.<br />

Darin haben wir ja auch mehr Übung.<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert lösten industri -<br />

elle Revolution <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Fortschritt einen gewaltigen Temposchub<br />

aus. Die Welt veränderte sich mit rasender<br />

Geschwindigkeit, <strong>und</strong> das beunru -<br />

higte die Menschen so sehr, dass ihnen sogar<br />

das Fahrrad Angst einjagte. Wissenschaftler<br />

warnten damals vor dem »Fahrradgesicht« –<br />

der Fahrtwind würde das Gesicht des<br />

Radlers verformen. Bahnreisende, die sich in<br />

Dampflokomotiven Geschwindigkeiten<br />

von mehr als dreißig St<strong>und</strong>enkilometern aussetzten,<br />

könnten eine Gehirner weichung<br />

erleiden (tatsächlich wurde den Reisenden<br />

der damaligen Zeit speiübel – bis sie sich<br />

an das neue Tempo gewöhnten).<br />

Die aktuelle Beschleunigungskritik ist<br />

ähnlich simpel. Schon aus dem Umstand,<br />

dass man mal wieder die U-Bahn verpasst hat,<br />

kann man nun eine ätzende Abrechnung<br />

mit dem herrschenden System machen, in<br />

dem alles viel zu schnell geht. Die universale<br />

Tempoangst passt natürlich auch zur diffusen<br />

Furcht vor dem technischen Fortschritt,<br />

ganz egal ob es dabei um höhere Daten<strong>über</strong>tragungsraten,<br />

neue Hochspannungstrassen<br />

oder schnellere Zugverbindungen geht. Der<br />

Beschleunigungskritiker Hartmut Rosa<br />

schwärmt davon, dass in seinem Schwarzwaldhaus<br />

gelegentlich der Strom ausfällt. »In<br />

dieser Situation ein Buch zu lesen ist etwas<br />

ganz anderes, als wenn die Welt da draußen<br />

weiterrauscht.« Aber gibt Hartmut Rosa wirklich<br />

handschriftliche Manuskripte beim<br />

Suhrkamp Verlag ab? Verzichtet er gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

auf Auto, ICE <strong>und</strong> Flugzeug <strong>und</strong><br />

reist stattdessen mit dem Esel zu einem seiner<br />

zahlreichen Vorträge, wo er dann vor<br />

Beschleunigung warnt?<br />

Schon möglich, dass sich viele ganz normale<br />

Deutsche nach einem Leben eines<br />

Bauern vor zweih<strong>und</strong>ert Jahren sehnen, der<br />

mittags im Weizenfeld ein Schläfchen hält.<br />

Aber wer hält es für eine gelungene Abendgestaltung,<br />

sich mit der Großfamilie ein<br />

halbes Brot zu teilen <strong>und</strong> darauf zu warten,<br />

dass die Kerze abgebrannt ist? Man muss<br />

auch nicht neoliberal klingen, um die Beschleunigung<br />

zu loben. Es ist ganz gut, dass<br />

Handy, Laptop <strong>und</strong> Internet an sich »keine<br />

Seele« haben, wie oft beklagt wird. Sie wären<br />

Warum setzen wir<br />

Tempo gleich mit<br />

der Zerstörung von<br />

Um welt, Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> unserem eigenen<br />

Seelenleben?<br />

ziemlich gekränkt <strong>über</strong> unsere Undankbarkeit.<br />

Schon allein aus Gründen der Fairness<br />

sollten wir einmal aufhören, <strong>über</strong> den »Terror<br />

der Erreichbarkeit« zu klagen <strong>und</strong> lieber<br />

eine Dankes-SMS an Bill Gates oder Erich<br />

Kästner senden (der schon 1932 in einem<br />

Kinderbuch von einem Taschentelefon<br />

schwärmte). Und uns freuen, dass die Zeiten<br />

vorbei sind, in denen das einzige Telefon<br />

im Hausflur hing <strong>und</strong> die Eltern mithörten,<br />

wenn der Sohn mit der ersten Fre<strong>und</strong>in<br />

flüsterte.<br />

Ist es nicht großartig, einen Geschäftspartner<br />

direkt per E-Mail zu kontaktieren <strong>und</strong> in<br />

fünf Minuten eine Antwort zu bekommen –<br />

<strong>und</strong> nicht in fünf Tagen, die es früher brauchte,<br />

bis ein Brief diktiert, geschrieben, unterschrieben,<br />

versandt, empfangen, gelesen, beantwortet<br />

<strong>und</strong> wieder versandt <strong>und</strong> empfangen<br />

wurde? Es hängt nicht das Glück der<br />

Welt davon ab, aber schön ist es schon, auch<br />

beim Spaziergang im Park sofort herausfinden<br />

zu können, wie der erste Ministerpräsident<br />

des Saarlandes hieß (Johannes Hoffmann),<br />

anstatt zu Hause den Brockhaus aufzuklappen<br />

<strong>und</strong> festzustellen, dass es da<br />

gar nicht drinsteht. Früher haben wir Wochen<br />

gewartet, bis der Mann im Musikgeschäft<br />

diese eine Platte aus den USA bestellt hatte.<br />

Heute klicken wir dreimal aufs Touchpad<br />

<strong>und</strong> hören das Lied, das uns glücklich<br />

macht.<br />

Natürlich nerven Deadlines. Gleichzeitig<br />

weiß jeder, jetzt mal ehrlich,<br />

dass Trägheit oft nur unter Termindruck<br />

<strong>über</strong>w<strong>und</strong>en wird. Egal ob es dabei<br />

um die Steuererklärung geht oder die Trauzeugenrede,<br />

die man in der Nacht vor<br />

der Hochzeit schreibt (dieser Text hier hätte<br />

theoretisch schon vor einem Monat fertig<br />

sein können – war er aber nicht). Es stimmt<br />

einfach nicht, dass Stress immer nur negativ<br />

ist. Wenn am Ende eines Tages alle Gespräche<br />

ge führt, alle Probleme gelöst <strong>und</strong> alle E-Mails<br />

verschickt sind, wenn wir erst beim Herunterfahren<br />

des Computers merken, dass es draußen<br />

schon tiefe Nacht ist, wenn wir dann also<br />

noch kurz in der Dunkelheit sitzen bleiben<br />

<strong>und</strong> dar<strong>über</strong> nachdenken, was wir heute<br />

YOUR TIME<br />

IS NOW.<br />

GO PL ACES YOU NEVER<br />

THOUGHT POSSIBLE.<br />

Miros Date Ladies<br />

& Pontos Day Date<br />

14 Stil Leben<br />

Erhältlich beim konzessionierten Fachhandel <strong>und</strong> in den Maurice Lacroix Boutiquen in Berlin: Friedrichstraße 166 <strong>und</strong> Kurfürstendamm 194


True love has a colour and a name<br />

alles geleistet haben, dann ist einer dieser<br />

seltenen Momente gekommen, in denen wir<br />

uns in unseren leidenschaftslosen Zeiten<br />

fühlen wie Helden.<br />

Anders als die Beschleunigungskritiker<br />

behaupten, tut es den Menschen eben nicht<br />

gut, in ihrer Freizeit immer nur auszuspannen,<br />

nichts zu tun, die Seele baumeln zu<br />

lassen, den lieben Gott einen guten Mann<br />

sein zu lassen <strong>und</strong> was es sonst noch für<br />

Euphemismen für Langeweile gibt. Die Zahl<br />

der Scheidungen nimmt nach den Weihnachtstagen<br />

oder nach dem Sommerurlaub<br />

zu. Weil die Menschen nichts zu tun haben,<br />

außer am Pool zu liegen oder Plätzchen zu<br />

essen, suchen sie sich eine Beschäftigung –<br />

<strong>und</strong> die ist eben oft genug sinnloser Streit.<br />

Die israelische Psychologin Dinah<br />

Avni-Babad hat in einer Studie <strong>über</strong> die<br />

16 Stil Leben<br />

Es gibt gar keinen<br />

Gr<strong>und</strong>, sich zu<br />

beklagen, wenn die<br />

Zeit schnell ver -<br />

geht. Im Gegenteil<br />

Zeitwahrnehmung im Urlaub herausgef<strong>und</strong>en,<br />

dass uns vor allem die ersten Ferientage<br />

lang vorkommen. Die letzten Ferientage –<br />

die schon zur Routine geworden sind – erscheinen<br />

dagegen viel kürzer. Neuartige<br />

Erlebnisse dehnen also die Zeit. Beklagen<br />

wir uns denn nicht immer, wenn die Zeit<br />

schnell vergeht? Das Gegenteil sollte eigentlich<br />

der Fall sein. Vielleicht ist ja ein wenig<br />

Stress gar nicht so schlecht. Vielleicht lohnt<br />

es sich sogar, auch in der Freizeit einen Kalender<br />

zu führen, sich ein Hobby zu suchen<br />

oder am besten zwei.<br />

Vielleicht ist nämlich alles ganz anders:<br />

Je mehr wir erleben – desto länger leben wir.<br />

<br />

DEr ja pa nische Fotogr a f Shinichi Maruyama<br />

wurde 1968 in Nagano geboren. Er erforscht in seinen<br />

Arbeiten die Schönheit der Bewegung. Für die Serie »Nude«<br />

fotografierte er nackte Tänzer.<br />

bridal.cartier.de – 089 55984-221


Nr. 01 / 13<br />

LeagasDelaney.de<br />

Weil man die Unendlichkeit nicht<br />

beschreiben kann,<br />

haben wir sie greifbar gemacht.<br />

helioro by kim<br />

Er hängt einfach dran:<br />

GiaMbaTtista Valli<br />

<strong>über</strong> seine Liebe zum<br />

<strong>Schmuck</strong><br />

»Ich bin kein klassischer Sammler.<br />

<strong>Schmuck</strong> ist für mich Inspiration,<br />

ich sammle Emotionen. Deswegen<br />

liegt mein <strong>Schmuck</strong> auch nicht<br />

weggesperrt in einem Tresor. Ich<br />

trage ihn, meine Mughal-Perlenkette<br />

sogar jeden Tag. Dass sich<br />

Männer nicht mehr schmücken,<br />

finde ich bedauernswert. Mein Stilvorbild,<br />

Yeshwant Rao Holkar II,<br />

ein Maharadscha aus den 30ern,<br />

fand es ganz natürlich, ständig<br />

vollbehangen zu sein.<br />

Ich fühle mich von <strong>Schmuck</strong><br />

angezogen, der eine Geschichte<br />

hat. In Paris fand ich mal ein goldenes<br />

Liebesarmband von Napoleon<br />

III. Es hatte drei Medaillons mit<br />

Haaren: eins mit seinen eigenen,<br />

das zweite mit denen seiner Geliebten,<br />

im dritten waren die<br />

Haare der beiden zu einer Strähne<br />

geflochten. Vor meiner ersten<br />

Couture-Schau 2011 hat mir Jackie<br />

Kennedys Schwester ein Rubinkreuz<br />

aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert geschenkt.<br />

Als Glücksbringer. Es<br />

ist zum Symbol meines Erfolgs geworden,<br />

ich trage es bei jeder<br />

Show. Es gibt keine Objekte, die<br />

sich so persönlich aufladen<br />

lassen. Das kann nur <strong>Schmuck</strong>.«<br />

<br />

Giambattista Valli ist einer der wichtigsten<br />

Modedesigner Italiens. Seine<br />

Mode zeigt er jede Saison bei den Haute-<br />

Couture-Schauen in Paris.<br />

18 Stil Leben<br />

Foto: Sofia Sanchez <strong>und</strong> Mauro Mongiello, Trunk Archive<br />

An den besten Adressen Deutschlands<br />

<strong>und</strong> in London, Paris, Madrid, Wien, New York <strong>und</strong> peking. www.wempe.de<br />

Wie ein schöner Moment, der nie aufhört. Neun endlos miteinander verwobene<br />

Goldstrahlen ergeben den Ring Helioro. In 18k Roségold <strong>und</strong> auch mit Brillanten ab € 1.475.<br />

Gerhard D. Wempe KG, Steinstraße 23, 20095 Hamburg


I n t e r v i e w<br />

<strong>Ein</strong>s<br />

draufsetzen<br />

Modell nabuto,<br />

Silber<br />

modell Mak ak,<br />

Silber<br />

Die frühen Vögel<br />

fangen den<br />

Bart von Wolfgang<br />

Mieder, 69,<br />

Sprachforscher<br />

an der University<br />

of Vermont.<br />

Modell Noir,<br />

Silber<br />

Modell Gogo,<br />

Silber <strong>und</strong> Gold<br />

Redezeit<br />

Sprichwortforscher<br />

Wolfgang Mieder<br />

<strong>über</strong> den Zusammenhang<br />

von Redewendungen<br />

<strong>und</strong> Zeitbewusstsein<br />

Herr Professor Mieder, wieso<br />

gibt es so viele Sprichwörter,<br />

die sich mit dem Thema Zeit<br />

beschäftigen?<br />

Wir Menschen entwerfen unser<br />

Leben im Hinblick auf Zeit.<br />

Deswegen sind viele der Sprichwörter,<br />

die sich mit Zeit beschäf tigen,<br />

auch mehr als 2000 Jahre alt.<br />

Zum Beispiel?<br />

»Zeit heilt alle W<strong>und</strong>en« etwa<br />

lässt sich bis ins Griechische zurückverfolgen.<br />

Es meinte übrigens<br />

schon damals eher emotionale<br />

als körperliche W<strong>und</strong>en.<br />

Sagen Sprichwörter etwas <strong>über</strong><br />

ihre Zeit aus?<br />

Durchaus. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert, der<br />

Hochzeit des Sprichworts, waren<br />

Redewendungen wie »Zeit gibt<br />

<strong>und</strong> nimmt alle Ding« sehr beliebt.<br />

Darin spiegelt sich eine religiöse<br />

Ordnung, in der es um<br />

etwas Größeres als den Menschen<br />

ging. Der Mensch macht sich<br />

mit diesen Sprüchen klein.<br />

Was sich irgendwann änderte.<br />

Oder wie erklären Sie sich die<br />

Redewendung »Zeit ist Geld«?<br />

Populär wurde die Formulierung<br />

durch Benjamin Franklin,<br />

der sie 1748 in Umlauf brachte.<br />

In Deutschland ist sie ab Mitte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts belegt –<br />

<strong>und</strong> passt gut zur Aufbruchstimmung<br />

der Gründerzeit.<br />

Kann man den Charakter<br />

eines Landes am Sprichwortgebrauch<br />

festmachen?<br />

Zumindest kennt man das<br />

Lieblingssprichwort der Deutschen:<br />

»Morgenst<strong>und</strong> hat Gold<br />

im M<strong>und</strong>.« Was gut zum Bild<br />

des fleißigen Deutschen passt.<br />

Seit etwa 15 Jahren wird das<br />

Sprich wort aber – wohlgemerkt<br />

im Deutschen – vom »frühen<br />

Vogel« verdrängt, eine Lehn<strong>über</strong>setzung<br />

vom englischen »the<br />

early bird catches the worm«.<br />

Was ist Ihre liebste Redewendung<br />

<strong>über</strong> die Zeit?<br />

Sicher nicht »Zeit ist Geld«! Viel<br />

eher: »Kommt Zeit, kommt<br />

Rat.« Meine Großmutter sagte<br />

das immer zu mir. Das Sprichwort<br />

beruhigt mich bis heute.<br />

<br />

Interview Paul-PhilipP Hanske<br />

Illustration Paul Blow<br />

modell banan,<br />

Silber<br />

Ist das noch <strong>Schmuck</strong> oder schon Kunst? Michelle<br />

Elie – ehemaliges Model aus Haiti, lange in New<br />

York lebend, jetzt Designerin in Köln – schrumpft<br />

für ihre Ringe Symbole alter Stammeskulturen auf<br />

Daumengröße. Die Ringe mit den aufgesetzten Totemmasken<br />

<strong>und</strong> Tierskulpturen werden vorerst nur in<br />

Galerien verkauft – wo es sie auch deutlich größer als<br />

Objekte für den Couchtisch gibt.<br />

<br />

»Makak« (Gorilla) ist die neue Kollektion von Prim by Michelle Elie.<br />

die Armreif-Uhr<br />

<br />

Die Uhr »G-Shock X« von maison<br />

Martin margiela ist auf<br />

3000 Stück limitiert.<br />

N e u e K l a s s i k e r , N r . 0 1<br />

modell tonton,<br />

Silber <strong>und</strong> Gold<br />

eit 30 Jahren gibt<br />

es die G-Shock<br />

von Casio (70 Millionen<br />

verkaufte<br />

Exemplare!), jetzt<br />

tickt die Uhr anders:<br />

Maison Martin<br />

Margiela hat in<br />

die Trickkiste des einstigen<br />

Meis ters gegriffen (Margiela<br />

ist seit 2009 nicht mehr Herr<br />

in seinem Maison), den<br />

Klas siker dekonstruiert, das<br />

Ziffern blatt entfernt, die<br />

Mecha nik freigelegt <strong>und</strong> das<br />

Lederarmband durch einen<br />

Metall armreif ersetzt. Shock!<br />

Fotos: Michelle Elie (6), Casio (1)<br />

20 Stil Leben


Kettenreaktion<br />

R e l a t i v i t ä t s t h e o r i e<br />

Wie kurz<br />

sind zwei<br />

Monate,<br />

Herr Siffre?<br />

Wie lang sind<br />

drei Minuten,<br />

Fr au Von<br />

Boetticher?<br />

m Anfang waren die schweren Jungs.<br />

Irgend welche Straßengangster zwischen Köln-Kalk <strong>und</strong><br />

Chi cago machten die Goldkette zu ihrem Markenzeichen.<br />

In den Achtzigern wurden die XXL-Ketten zu den Lieblingsaccessoires<br />

der Rapper (dicht gefolgt von tragbaren<br />

Kassettenrekordern). Jetzt ist der <strong>Schmuck</strong> wieder da: Bei<br />

der neuen Generation Gangsterrapper wie Def-Jam-<br />

Star 2 Chainz – <strong>und</strong> als Chunky Chains für Frauen bei<br />

Chanel. Für alle gilt: nicht kleckern, klotzen.<br />

<br />

Beide Ketten sind aus der aktuellen Frühjahr/Sommerkollektion von chanel.<br />

N e u e K l a s s i k e r , N r . 0 2<br />

die schmale Seite<br />

Pearly-RIngs-Ket ten,<br />

Chanel<br />

Die derzeit flachste mechanische Uhr mit Handaufzug ist nur 4,05 Millimeter dick –<br />

<strong>und</strong> steht für Neuerung <strong>und</strong> Tradition zugleich. Denn die Zusammenarbeit der Uhrmacher<br />

Jaeger <strong>und</strong> LeCoultre begann 1907 mit den dünnsten Taschenuhren ihrer Zeit.<br />

<br />

Modell »Master Ultra Thin Jubilee« von Jaeger-lecoultre.<br />

Wenn Sie mich fragen:<br />

ganze 25 Tage kürzer, als<br />

man meint. Als ich aus<br />

der Höhle kam, in der ich<br />

zwei Monate ohne Uhr<br />

verbracht hatte, dachte ich,<br />

es sei der 20. August. In<br />

Wirklichkeit hatten wir<br />

bereits den 14. September.<br />

Warum blieben Sie<br />

freiwillig ganze zwei<br />

Monate alleine in einer<br />

Höhle?<br />

Ich bin Höhlenforscher <strong>und</strong><br />

wollte ursprünglich nur<br />

einen unterirdi schen Gletscher<br />

untersuchen. Dann<br />

hatte ich den <strong>Ein</strong>fall, keine<br />

Uhr mitzunehmen.<br />

Die Idee meines Lebens.<br />

Ihres Lebens?<br />

Ja. So konnte ich den biologischen<br />

Rhythmus des<br />

Menschen untersuchen.<br />

Wenn ich geschlafen,<br />

gegessen, getrunken habe<br />

oder auf die Toilette<br />

musste, habe ich das an<br />

die Oberfläche telefoniert.<br />

Mein Team hat mir<br />

nicht gesagt, wie spät es<br />

jeweils war. Die Intervalle<br />

wurden immer kürzer.<br />

So »verlor« ich täglich Zeit.<br />

Was macht man denn so<br />

alleine den ganzen Tag<br />

in einer dunklen Höhle?<br />

Ich habe viel gelesen <strong>und</strong><br />

geschrieben. Und mich in<br />

Bewegung gehalten. Es<br />

war eiskalt, vor allem an<br />

den Füßen. Ich habe<br />

mein Thermometer irgendwann<br />

nicht mehr<br />

benutzt, weil ich dachte,<br />

es müsse kaputt sein.<br />

Hatten Sie <strong>über</strong>haupt<br />

keine Angst?<br />

Nein. <strong>Ein</strong>samkeit <strong>und</strong> Kälte<br />

waren das Schlimmste.<br />

Haben Sie sich eine Uhr<br />

gewünscht?<br />

Nein. Mir fehlten aber<br />

Wind, Licht <strong>und</strong> der<br />

Wechsel der Temperatur.<br />

Die lassen den Menschen<br />

die Zeit fühlen.<br />

<br />

Michel Siffre, 74, ist<br />

Höhlenforscher. 1962 verbrachte<br />

er zwei Monate in<br />

einer Höhle zwischen<br />

Frankreich <strong>und</strong> Italien – seitdem<br />

erforscht er das Zeitbewusstsein<br />

des Menschen.<br />

Das kommt beim Apnoe-<br />

Tauchen sehr darauf an,<br />

wie ich mich an dem Tag<br />

fühle. An schlechten<br />

Tagen vergehen sie viel<br />

zu langsam. An guten<br />

Tagen bin ich unten, ehe<br />

ich damit rechne. So<br />

war es auch bei meinem<br />

bisherigen Tiefenrekord<br />

im Roten Meer.<br />

Wie lief der genau ab?<br />

Ich nahm einen Atemzug,<br />

der für die nächsten<br />

drei Minuten reichen<br />

musste. <strong>Ein</strong> Schlitten zog<br />

mich mit einer Geschwindigkeit<br />

von zwei<br />

Metern pro Sek<strong>und</strong>e<br />

hinab. Ich hatte die Augen<br />

geschlossen, konzentrierte<br />

mich auf den<br />

Druckausgleich. Nach<br />

einer Minute war ich auf<br />

125 Metern <strong>und</strong> öff ­<br />

nete meine Augen wieder.<br />

Was haben Sie gesehen?<br />

Die Leute denken immer,<br />

es sei dunkel <strong>und</strong><br />

kalt da unten, aber es<br />

ist hell genug, um vom<br />

Tauchcomputer abzulesen.<br />

Das Wasser hat eine<br />

tiefblaue, fast schwarze<br />

Farbe. Wenn man nach<br />

oben schaut, ist es heller,<br />

türkis, ein einmaliges<br />

Licht. Ich hatte kein<br />

Bedürfnis zu atmen, es<br />

war w<strong>und</strong>erschön.<br />

Wie lange waren Sie<br />

unten?<br />

Nur ein paar Sek<strong>und</strong>en.<br />

Dann drehte ich den<br />

Tank auf, der den Ballon,<br />

der mich wieder nach<br />

oben tragen sollte, langsam<br />

mit Luft füllte.<br />

Auf dem Weg nach oben<br />

hörte ich nur das Geräusch<br />

der Luftblasen, die<br />

aus dem Ballon sprudelten.<br />

Ich verschmolz mit<br />

meiner Umgebung, konzentrierte<br />

mich vollständig.<br />

Ob die Zeit schnell<br />

oder langsam verging,<br />

nahm ich nicht wahr. Sie<br />

spielte keine Rolle mehr.<br />

<br />

Anna von boetticher,<br />

42, ist Deutschlands beste<br />

Apnoe-Taucherin. Sie hält<br />

unter mehreren deutschen<br />

Rekorden auch den im Zeittauchen:<br />

sechs Minuten<br />

<strong>und</strong> zwölf Sek<strong>und</strong>en.<br />

Fotos: Universal Music (1), Chanel (2), SZ-<strong>Magazin</strong> (1)<br />

Die schönsten<br />

Momente teilen<br />

Zusammen fliegen lohnt sich – mit den Begleitertarifen für<br />

First Class <strong>und</strong> Business Class. Begrüßen Sie ausgezeichneten<br />

Service, preisgekrönte Unterhaltung <strong>und</strong> feinste Gourmet-<br />

Menüs: jetzt schon ab 2.195 Euro pro Person.<br />

22 Stil Leben<br />

Begrenztes Sitzplatzangebot. Es gelten unsere AGB. Weitere Informationen auf emirates.de, in Ihrem Reisebüro* oder telefonisch unter 069 945192000. * Reisebüros können<br />

unterschiedliche Servicegebühren erheben.


U h r w e r k e<br />

Der Mensch misst die Zeit – <strong>und</strong> wie gefräßig, produktiv oder verschwenderisch er ist. Für fast jede<br />

große <strong>und</strong> kleine K atastrophe unserer Existenz gibt es eine offizielle Uhr. <strong>Ein</strong> Überblick<br />

VERBRAUCH Seit Jahresbeginn* Durchschnitt<br />

ls Fortschrittsglaube noch der Weltmotor<br />

war, wurde mit dieser Uhr erstmals ihr Takt gemessen:<br />

Die »Milgauss« wurde 1956 zunächst für Wissenschaftler<br />

entwickelt, die im Labor eine zuverlässige Uhr benötigten<br />

– lange vor der Erfindung der digitalen Stoppuhr.<br />

Der Name steht für tausend Gauss, das Maß an<br />

Magnetismus, das dieses Modell aushält. Heute hat die<br />

»Milgauss« weiterhin kein Problem mit Laborbedingungen<br />

– <strong>und</strong> mittlerweile grün gefärbtes Glas. Stilforschungen<br />

haben ergeben: ein gutes Beispiel für dezent<br />

modernisierte Klassiker.<br />

24 Stil Leben<br />

Elektronikmüll in Tonnen (weltweit) 12666665 75 Tonnen pro Minute<br />

Verzehrte Eier (in Deutschland) 5478101593 47 Millionen pro Tag<br />

Gerodeter Wald in Hektar (weltweit) 4116666 37 Hektar pro Tag<br />

Getrunkener Wein in Litern (weltweit) 10714592 846 3875000 pro St<strong>und</strong>e<br />

Verlorene Gepäckstücke an Flughäfen (weltweit) 7916666 47 pro Minute<br />

Gegessene Döner (in Deutschland) 358308333 129170 pro St<strong>und</strong>e<br />

Versendete E-Mails (weltweit) 16681041666667 145000000 000 pro Tag<br />

Punkte in Flensburg 1669863 10 pro Minute<br />

Gestohlene Fahrräder (in Deutschland) 104499 904 pro Tag<br />

Gefischte Haie (weltweit) 31666666 3 pro Sek<strong>und</strong>e<br />

Verlorene Haare (bei einem Erwachsenen) 6935 60 pro Tag<br />

N e u e K l a s s i k e r , N r . 0 3<br />

die grüne rolex<br />

<br />

Die Rolex »Milgauss« ist auch mit weißem Ziffernblatt <strong>und</strong> ungefärbtem Glas erhältlich.<br />

Armreif mit<br />

sodalith-stein<br />

armketten mit perlmutt<br />

oder Lapissteinen<br />

Weltschmuck<br />

Die Zwillinge Elizabeth <strong>und</strong> Kathryn wohnen<br />

zusammen – <strong>und</strong> arbeiten gemeinsam. Mit<br />

ihrem Label Lizzie Fortunato Jewels zeigen die<br />

beiden, wie gut Hippieschmuck mehr als 40<br />

Jahre nach Woodstock aussehen kann. Viel Gold,<br />

viel Weltoffenheit: Ketten <strong>und</strong> Armreife in<br />

einem Look, der sofort Erinnerungen an Backpacker-Touren<br />

durch Südamerika weckt.<br />

ket te mit verschiedenen<br />

miner alien<br />

halsket te mit<br />

anhänger<br />

armreife mit opal- oder<br />

ony xsteinen<br />

ket te mit<br />

schmuckminer alien<br />

Ohrringe mit<br />

Kristallanhängern<br />

Fotos: SZ-<strong>Magazin</strong> (1), Lizzie Fortunato Jewels (8); Illustration: Yehteh *Stand: 25. April, 14 Uhr<br />

Die wahre Größe<br />

liegt in der Idee<br />

Niessing Spannring® S – small, strong, sexy. Der schwebende Brillant, gehalten allein<br />

durch die Kraft der Spannung: <strong>Ein</strong>e große Idee, die seit <strong>über</strong> 30 Jahren fasziniert. Neu sind<br />

die besonders feinen Dimensionen des Niessing Spannring® S – exklusiv aus Platin.<br />

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NiessiNg shops: Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Konstanz, München, Stuttgart <strong>und</strong> ab<br />

Mai in Münster … oder bei unseren Niessing Premium Partnern unter niessing.com


N e u e K l a s s i k e r , N r . 0 4<br />

der gewisse dreh<br />

Hier gehen<br />

die <strong>Uhren</strong> anders<br />

Andere Orte, andere Sitten – das<br />

gilt auch für den UMGANG mit Zeit.<br />

<strong>Ein</strong> 24-St<strong>und</strong>en-Reiseführer<br />

4 Uhr, DEUTSCHLAND<br />

Wird im Berchtesgadener Land geheiratet, werden Braut<br />

<strong>und</strong> Bräutigam durch Böllerschusslärm geweckt.<br />

ENTSCHLÜSSELN SIE DAS GEHEIMNIS JUGENDLICHER HAUT.<br />

Reparieren <strong>und</strong> aktivieren Sie 10 Zeichen von Jugendlichkeit. Sehen Sie es. Fühlen Sie es.*<br />

NEU<br />

GÉNIFIQUE<br />

JUGENDLICHKEIT AKTIVIERENDES KONZENTRAT<br />

chmuckmarken haben das von der Modewelt gelernt: Jedes Jahr neue<br />

Kollektionen präsentieren, dezente Designs mit technischen Details veredeln<br />

<strong>und</strong> besondere Entwürfe rigoros begrenzen. Seit 1997 stellt die <strong>Schmuck</strong>manufaktur<br />

Wellendorff in limitierter Auflage jährlich einen neuen Ring<br />

vor. Immer in neuem Design, immer in begrenzter Stückzahl. Wo sich das<br />

technische Detail verbirgt? Der Ring ist in sich selbst drehbar – man kann<br />

das Design immer wieder anders positionieren.<br />

<br />

Der Jahresring 2013 von WellendorfF ist in einer Auflage von 213 Stück erschienen.<br />

5 Uhr, Vietnam<br />

Die Küstenbewohner gehen vor Sonnenaufgang baden.<br />

Begleitet von Marschmusik aus Lautsprechern.<br />

6 Uhr, Kongo<br />

Wenn im Morgengrauen die Nationalflagge gehisst wird,<br />

müssen alle Autofahrer <strong>und</strong> Fußgänger stehen bleiben.<br />

7:36 UHR, Spanien<br />

Der Durchschnittsspanier steht auf. Mehr als eine<br />

St<strong>und</strong>e später als der Durchschnittsdeutsche.<br />

Gemilderte Falten<br />

+46 %<br />

Gemilderte Linien<br />

+42 %<br />

Hauttextur<br />

+57 %<br />

Elastizität<br />

+50 %<br />

11:55 UHR, Malta<br />

Die linke Turmuhr der Kirche »Unsere liebe Jungfrau<br />

von Pompei« in Marsaxlokk zeigt kurz vor zwölf.<br />

Immer. Auf diese Weise soll der Teufel verwirrt werden.<br />

12 Uhr, Ungarn<br />

Wer sich in Ungarn am Neujahrstag zur Mittagsst<strong>und</strong>e<br />

wäscht, bleibt das ganze Jahr rein. So der Volksm<strong>und</strong>.<br />

Ausstrahlung<br />

+52 %<br />

Spannkraft<br />

+49 %<br />

13 Uhr, Bur<strong>und</strong>i<br />

In Bur<strong>und</strong>i lebt man nach der Kuhzeit. Will man sich<br />

mittags treffen, verabredet man sich für die Zeit, in der<br />

die Kühe am Fluss trinken gehen.<br />

Gleichmäßigkeit<br />

+47 %<br />

Straffheit<br />

+48 %<br />

Die inneren WERTE<br />

warum einfach, wenn es<br />

auch kompliziert geht,<br />

das scheint das Motto der<br />

Uhrmacherei zu sein. Die Marke<br />

Chronoswiss lässt im eigenen Manufaktur-Atelier<br />

in Luzern eine<br />

Kollektion mithilfe historischer<br />

Maschinen fertigen. Dabei setzt ein<br />

Uhrmacher die Werke auf Email-<br />

Platten. Die Glasbeschichtung gibt<br />

den Modellen eine weitere Veredelung<br />

– von innen, nachdem die<br />

Platten mit einem Wellenmuster<br />

graviert, bis zu sechsmal gebrannt<br />

<strong>und</strong> von Hand lackiert wurden.<br />

Das Ergebnis: nanopräzises Uhrmacherhandwerk.<br />

<br />

Die Modelle der neuen »Artist’s Collection«<br />

von Chronoswiss werden<br />

nur auf Bestellung gefertigt.<br />

15 Uhr, Italien<br />

Am Stiefel beginnt der Abend. Vor dem Mittagessen<br />

grüßt man sich mit »buon giorno« (guten Tag), danach<br />

mit »buona sera« (guten Abend).<br />

17 Uhr, Frankreich<br />

Affärenstündchen. Das »cinq à sept« (von fünf bis sieben)<br />

ist ein fester Begriff in Paris. Übersetzt bedeutet er:<br />

»Schatz, ich bin noch in der Arbeit, wird später heute.«<br />

21 Uhr, Japan<br />

In Japan waschen sich die Menschen häufiger, aber vor<br />

allem abends. Die morgendliche Dusche ist unüblich.<br />

22 Uhr, Schweden<br />

In Uppsala hallen Schreie durch die Straßen, eine Tradition<br />

seit der Christianisierung. Die Schweden wussten<br />

nicht, wie Beten geht – also schrien sie den Herrgott an.<br />

24 Uhr, Schottland<br />

Am »Balmoral«-Hotel in Edinburgh geht die Uhr<br />

zwei Minuten vor, damit die Menschen ihre Züge nicht<br />

verpassen. Nur an Silvester tickt sie punktgenau.<br />

Fotos: SZ-<strong>Magazin</strong> (1), Christine Benz (2)<br />

*Prozentuale Verbesserung – Wissenschaftliche Studie – 34 Frauen – 8 Wochen.<br />

Ebenmäßigkeit<br />

+42 %<br />

Das neue Advanced Génifi que repariert <strong>und</strong> aktiviert 10 Zeichen jugendlicher<br />

Haut, am Tag <strong>und</strong> in der Nacht.* Die neue Formel, angereichert mit aus der<br />

Biotechnologie gewonnenen Inhaltsstoffen, verleiht ein außerordentlich geschmeidiges<br />

Hautgefühl. Sehen <strong>und</strong> fühlen Sie erste Ergebnisse in nur 7 Tagen.<br />

14 Jahre Forschung, 9 Patente – Innovative Pipette mit Selbstbefüllungsmechanismus.<br />

DAS GEHEIMNIS LIEGT IN IHREN GENEN.<br />

Kraftlosigkeit<br />

+46 %


Bluse <strong>und</strong> Shorts:<br />

julien david<br />

Schmetterlingsohrringe:<br />

chopard<br />

Ring: pomellato<br />

Korallenhalskette:<br />

dary’s, paris<br />

<strong>Schmuck</strong>designer<br />

haben ein neues<br />

Vorbild: die natur.<br />

Unsere Expedi tion<br />

ins Zierreich zeigt<br />

die schönsten<br />

Exemplare der Saison<br />

Fotograf<br />

Tung Walsh<br />

Styling<br />

Anna Schiffel<br />

28


Oben<br />

Uhr:<br />

»Serpenti Scaglie«,<br />

bulgari<br />

Unten<br />

Uhr mit eingelassenen<br />

Smaragden:<br />

Dolce & Gabbana<br />

Top <strong>und</strong> Rock:<br />

azzedine alAïa<br />

Socken:<br />

american apparel<br />

Schuhe:<br />

CÉline<br />

Korallenohrring:<br />

Galerie cipango,<br />

paris<br />

Zebraarmreif:<br />

frey wille<br />

Federarmreif:<br />

hermès


Ledertop:<br />

CÉline<br />

Leopardenohrring<br />

<strong>und</strong> Halskette:<br />

frey wille<br />

Neongelbes<br />

Blumenarmband:<br />

mawi<br />

Uhr: »Tutto Farfalle«,<br />

swatch<br />

Haare: MARION ANÉE / AIRPORT AGENCY, Make-up: KATHY LE SANT / WALTER SCHUPFER MANAGEMENT, Fotoassistent: HENRI DE CARVALHO, Stylingassistentin: DANIELLE VAN CAMP, Producer: GAETAN BRUN-PICARD, Produktion: Bird Production, Model: OPHELIE RUPP / VIVA, PARIS<br />

Blaugrüner Overall:<br />

damir doma<br />

Blumenohrringe:<br />

K arry’o, Paris<br />

Weißer Armreif:<br />

Hermès<br />

Holzarmreif:<br />

Christophe Tissot<br />

Socken:<br />

American Apparel<br />

Pantoffeln:<br />

privat


Traumstart<br />

Mit nichts geht der Tag so schön<br />

los wie mit dem guten<br />

alten R adiowecker. Ode an<br />

ein fast vergessenes Gerät<br />

Text<br />

Paul-PhilipP Hanske<br />

Illustration<br />

Paul Blow<br />

Ich verehre mein Smartphone. Wirklich.<br />

Wie uninteressant wären Wanderungen<br />

ohne die vom GPS-Tracker aufgezeichnete<br />

Strecke? Wie nervtötend die Hassampel ohne<br />

einen kurzen Facebook-Check? Wie langweilig<br />

die Tagesschau ohne eine Parallelrecher -<br />

che auf Spotify?<br />

<strong>Ein</strong>e smartphonefreie Zone habe ich mir<br />

jedoch erhalten: das Schlafzimmer. Zum<br />

einen bin ich Hypochonder. Dieses strahlende<br />

Ding auf dem Nachttisch? Da kann ich es<br />

mir ja gleich in die vordere Hosentasche stecken.<br />

Gr<strong>und</strong> zwei: die Signaltöne, die ich<br />

als Update-Neurotiker für alle Nachrichten<br />

aktiviert habe, würden mir den Schlaf rau -<br />

ben. Der wichtigste Gr<strong>und</strong> aber ist: Auf dem<br />

Nachttisch ist kein Platz. Dort wacht seit<br />

24 Jahren ein Radiowecker <strong>über</strong> mein nächtliches<br />

Wohlbefinden. Der treue Gefährte<br />

duldet kein zweites elektronisches Gerät neben<br />

sich. Aus gutem Gr<strong>und</strong>.<br />

Kafka schrieb mal, dass der Augenblick<br />

des Erwachens der riskanteste des ganzen<br />

Tages sei. Sonderbar sei es, dass man, »wenn<br />

man früh aufwacht, wenigstens im Allgemeinen<br />

alles unverrückt an der gleichen<br />

Stelle findet, wie es am Abend gewesen ist«.<br />

Wie gründlich das Aufwachen daneben gehen<br />

kann, zeigt der Fall Gregor Samsas, der<br />

sich morgens als Käfer wiederfindet. Wie oft<br />

erging es mir in fremden Betten genau so!<br />

Mein Problem ist, dass normale Wecker mich<br />

mit Schrecken aus dem Schlaf reißen. Dann<br />

fühle ich mich von der Brutalität des Tages<br />

so zertreten wie ein Käfer unter der Schuhsohle.<br />

Genau hier – am Übergang vom Traum<br />

zur Geschäftigkeit des Tages – setzt mein<br />

Radiowecker an. <strong>Ein</strong> Marketing-Genie muss<br />

sich den Produktnamen ausgedacht haben:<br />

»Dream-Machine«. Es ist der schönste <strong>und</strong><br />

treffendste Name, den es gibt.<br />

Klick. Ich bin wieder Achtklässler, stehe<br />

am Tümpel hinter unserem Gymnasium,<br />

von den Lehrern liebevoll »Biotop« genannt.<br />

Nur ich <strong>und</strong> die hübsche Biologie-<br />

Referendarin, die uns einst die Morastblumen<br />

erklärt hat. Sie fragt mich, welche Kassette<br />

in meinem Walkman läuft. Sie will es wissen,<br />

sie will es wirklich wissen! Bevor ich es<br />

sagen kann, ist aus dem Off die Stimme des<br />

Bayern-2-Nachrichten sprechers zu hören.<br />

Er berichtet von den Schwierigkeiten, die das<br />

achtjährige Gymnasium macht. Tschüss,<br />

hübsche Referendarin. Während ich langsam<br />

erwache, mache ich mir Gedanken<br />

<strong>über</strong> die Traum bildungsmechanismen, für<br />

die manchmal schon ein Wort reicht.<br />

<strong>Ein</strong>e etwas narzisstische, aber eben auch<br />

sehr geschmeidige Weise, in den Tag<br />

zu schleichen.<br />

Natürlich schlafen die Smartphone-<br />

Hersteller nicht. Längst gibt es Radiowecker-Apps,<br />

die Strahlengefahr <strong>und</strong> die<br />

Erweckungserlebnis:<br />

die »Dream-Machine«<br />

unseres Kolumnisten<br />

bei der Arbeit.<br />

schlafraubenden Signaltöne wären <strong>über</strong><br />

den Flugmodus zu bannen, eigentlich<br />

könnte ich also die »Dream-Machine« entsorgen.<br />

Wäre da nicht eine letzte Killer-<br />

Applika tion der »Dream-Machine«: die altmodische<br />

Digitalanzeige. Es geht mir nicht<br />

um die Uhrzeit, die ist eher störend. Es ist<br />

das sanfte Rotlicht, das mein Kopfkissen<br />

in einen rosigen Schimmer hüllt. Heißt es<br />

nicht, das Licht, das Säuglinge im Mutterbauch<br />

sehen, bevor sie, wie ich, mit einer<br />

Zange am Genick gepackt <strong>und</strong> an den<br />

Tag gezogen werden, sei rötlich? Dieses ozeanische<br />

Gefühl vor der Geworfenheit<br />

in eine kalte, operationssaalhelle Welt –<br />

meine Traummaschine lässt es mich<br />

erahnen. Vielleicht sollte ich mal <strong>über</strong> ein<br />

Wasserbett nachdenken.<br />

Der neueOPEL ADAM<br />

Erfinde dich neu.<br />

Finde Deinen ADAM. Konfiguriere aus den Tausenden von Möglichkeiten<br />

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34 Stil Leben<br />

Kraftstoffverbrauch kombiniert 5,5–5,0 l/100 km; CO 2 -Emission kombiniert 129–118 g/km<br />

(gemäß VO (EG) Nr. 715/2007). Effizienzklasse D–C


Nouvelle Vague<br />

Lauren Rubinski<br />

gehört zu den aufregendsten<br />

<strong>Schmuck</strong>designern von<br />

Paris. Aber mit manchen Fans<br />

tut sie sich schwer<br />

Text<br />

Nils Binnberg<br />

Lauren Rubinski ist sich nicht ganz sicher,<br />

wie sie das finden soll: Erst hat<br />

die Soul-Diva Ciara auf der letzten Art<br />

Basel Miami Beach groß bei ihr eingekauft,<br />

jetzt hat auch noch der dickhosige R’n’B-Star<br />

Usher zwei Diamantohrstecker ihres Labels<br />

Pristine erstanden. Die 27-Jährige fürchtet,<br />

dass sie bald zur neuen Lieblingsausstatterin<br />

der Hip-Hop-Szene werden könnte. Alles<br />

schön <strong>und</strong> gut, sagt sie. Der Plan sei nur ein<br />

ganz anderer gewesen: mit einer<br />

neuen Art von <strong>Schmuck</strong> die High-<br />

Fashion umzukrempeln.<br />

Es ist dieses ausgeprägte Selbstbewusstsein,<br />

mit dem Lauren<br />

Rubinski zum Liebling von Vogue,<br />

Colette <strong>und</strong> den anderen Pariser<br />

Stilinstitutionen wurde. Ihre spektakulären<br />

Ohrstäbe, die auf den<br />

ersten Blick aus einem zweifelhaften<br />

Piercingstudio für die nächs te<br />

Punk generation zu stammen scheinen,<br />

auf den zweiten Blick aber mit<br />

hauchzarten Diamanten besetzt<br />

sind, verkaufen sich seit mehreren<br />

Saisons prächtig. Ebenso der »Oop«,<br />

wie die Designerin ihr Ohrringmodell<br />

»Hoop« mit weichem französischem<br />

Akzent ausspricht. Das<br />

erinnert mit seinen diamantbesetzten<br />

Nieten ebenfalls an den rauen<br />

Glam der frühen Londoner Punkkultur<br />

– <strong>und</strong> ist längst vergriffen.<br />

»Mir gefällt die Idee, das Luxuriöse<br />

mit etwas Aggressivem zu verbinden«,<br />

sagt Lauren Rubinski.<br />

Die Designerin trägt einen<br />

schwarzen Kaschmirpulli <strong>und</strong> Röhrenjeans,<br />

dazu einen rosafarbenen Leopardenmuster-<br />

Schal <strong>und</strong> Louboutin-Loafers mit Goldnieten.<br />

Sie sieht aus, wie bestimmte Mädchen<br />

aus Paris eben aussehen: sehr hübsch, nicht<br />

weniger stolz. In ihrem Elternhaus im vornehmen<br />

Bezirk Neuilly-sur-Seine, einem Reichengetto,<br />

in dem nahezu die gesamte Riege<br />

der Industriebosse <strong>und</strong> Spitzenmanager<br />

Frankreichs wohnt, fiel es ihr als Jugendliche<br />

leicht, den Punk zu spielen. Rubinski flog<br />

mehrfach von der Schule, sie feierte lieber,<br />

sammelte Piercings. Später, auf der Designschule,<br />

war sie wieder die Außenseiterin.<br />

»Meine Kommilitonen kamen alle aus der<br />

Gothic-Szene«, sagt sie. Die Tochter aus gutem<br />

Hause wurde ignoriert. Sie brach die Ausbildung<br />

ab.<br />

Während einer Reise nach Los Angeles<br />

entdeckte sie auf einem Flohmarkt einen<br />

einfachen Holzstab, wie ihn die Kayapó, die<br />

Ureinwohner des Amazonas, als Ohrschmuck<br />

tragen. Ihre Mutter war schockiert,<br />

als das Kind mit dem daumendicken Pier-<br />

cing im Ohr zurückkam. Rubinski beschloss,<br />

eine Edelversion dieses Piercings zu entwickeln.<br />

<strong>Ein</strong>en Ohrstecker, der so aussieht wie<br />

ein kleiner Balken, für den man aber nur<br />

ein kleines Ohrloch braucht. Sie ließ einen<br />

Proto typen fertigen, den sie erst selbst trug,<br />

dann ihre Fre<strong>und</strong>innen, die Schwestern<br />

Prisca <strong>und</strong> Jenna Courtin-Clarins, Milliardärstöchter<br />

<strong>und</strong> Erbinnen des Kosmetikkonzerns<br />

Clarins, die zu New Yorks Party-Adel<br />

gehören – nicht die schlechtesten Schaufenster<br />

puppen. Die Marktpositionierung gelang.<br />

Fortan machten diese Modemädchen den<br />

<strong>Schmuck</strong> von Pristine bekannt. High-End-<br />

<strong>Schmuck</strong>, nicht für die Gala im Élysée-Palast,<br />

sondern eher für eine Nacht in Pariser Clubs<br />

wie »Le Montana«, dem »Studio 54«-artigen<br />

Laden von Purple-Chef Olivier Zahm.<br />

Als Rubinski vor r<strong>und</strong> drei Jahren ihr Label<br />

Pristine gründete, entstand in Paris gerade<br />

ein völlig neuer Markt für <strong>Schmuck</strong> <strong>und</strong><br />

»Ich möchte das<br />

Luxuriöse mit<br />

etwas Aggressivem<br />

verbinden«<br />

Accessoires. Aurélie Bidermann, Gaia Repossi<br />

oder Marie Poniatowski bilden inzwischen<br />

zusammen mit ihr die neue Generation der<br />

Pariser <strong>Schmuck</strong>designer. Sie alle machen<br />

Armbänder, Ketten <strong>und</strong> Ohrringe, die sich<br />

mühelos in die Looks von Carven, IRO<br />

<strong>und</strong> Isabel Marant einfügen. Hochwertiger<br />

<strong>Schmuck</strong>, der nicht auf Hochglanz poliert<br />

in den Schaufenstern der Rue de la Paix liegt,<br />

sondern aus einer anderen Welt zu kommen<br />

scheint – obwohl er nur ein paar Straßen<br />

weiter verkauft wird, in Concept Stores wie<br />

Montaigne Market oder Colette, neben<br />

Hipster-Jeans aus Schweden <strong>und</strong> Modemagazinen.<br />

»Kürzlich hat Barneys New York angefragt«,<br />

sagt Rubinski. »Sie wollen das volle<br />

Programm.« Die Upper East Side sehnt sich<br />

nach Pariser Neu-Punk. Sie werden ihn bekommen.<br />

Mit Nieten, Stacheln <strong>und</strong> Diamanten.<br />

Fotos: Pristine (6)<br />

hart, aber<br />

herzlich:<br />

der <strong>Schmuck</strong><br />

von Pristine<br />

ohrring mit<br />

diamanten<br />

Ohrring mit<br />

saphirbesatz<br />

perlenohrring<br />

mit diamanten<br />

Doppelring <strong>über</strong><br />

ein gelenk<br />

ohrstecker mit<br />

diamanten<br />

36 Stil Leben


Pullover: strenesse<br />

Seidenrock: brunello<br />

cucinelli<br />

Lederrucksack: bree<br />

Edelstahluhr:<br />

»Cape Cod Tonneau«,<br />

Hermès<br />

Im Ernst: Wer will auf dem Fahrrad<br />

die Zeit vom Smartphone ablesen?<br />

<strong>Ein</strong>e Uhr dagegen ist immer im Blick, sieht<br />

gut aus <strong>und</strong> fällt garantiert nie runter.<br />

Gute Fahrt!<br />

Fotograf<br />

Daniel Riera<br />

Styling<br />

Evelyn Sand<br />

38


Links<br />

T-Shirt: Calvin Klein<br />

Hose: Jil Sander<br />

Lederrucksack:<br />

emporio Armani<br />

Schuhe: calvin klein<br />

Uhr: »Royal Oak«,<br />

Audemars piguet<br />

Rechts<br />

Gelbe Jacke: Hermès<br />

Hemd: givenchy<br />

Shorts: Z Zegna<br />

Uhr: »Black Sea«,<br />

Ulysse nardin<br />

Weißer Windbreaker:<br />

Diesel<br />

Pullover: hugo boss<br />

Hose: jil sander<br />

Sonnenbrille: Tod’s<br />

Uhr: »Carrera Calibre«,<br />

tag heuer


Von links nach rechts<br />

Uhr: »Superocean«,<br />

Breitling<br />

Pullover <strong>und</strong><br />

Kuriertasche:<br />

Bottega Veneta<br />

Uhr: Longines<br />

Ledertop <strong>und</strong> Ledershorts:<br />

HERMÈS<br />

Halskette: tiffany<br />

Uhr: »Nautilus«,<br />

Patek philippe


Links<br />

Bluse: hugo boss<br />

Rock: akris<br />

Schuhe: hermès<br />

Tasche: Emporio<br />

Armani<br />

Halskette: Tiffany<br />

Uhr: »Classic Fusion«,<br />

Hublot<br />

Rechts<br />

Mantel <strong>und</strong> Hose:<br />

Lanvin<br />

Hemd: brioni<br />

Chronograf: »Top Gun<br />

Miramar«, iwc<br />

Haare & Make-up: Maria Martinez, Maniküre: Carol Guzman, beide: KASTEEL, Fotoassistent: Pedro Beraldo, Stylingassistentin: Patrycja Juraszczyk, Digital Capture: John Dickey, Models: Paulina Heller / Viva Paris; Tristan Favreau / Bananas Models, Adrian Ponte / Unobcn. Alle Fahrräder: privat


Die nehmen<br />

sich was raus<br />

In Los Angeles räumte eine<br />

Bande reicher Teenager die<br />

<strong>Schmuck</strong>schränke von<br />

Hollywoodstars leer – um die<br />

Beute selbst zu tragen.<br />

Jetzt hat Sofia Coppola<br />

ihre Geschichte verfilmt<br />

Text<br />

joachim hentschel<br />

Illustrationen<br />

PAul blow<br />

Irgendwie kommt ihm die Halskette seltsam vor. Sogar<br />

verdächtig. Das lange Perlencollier, das dem Beamten<br />

des Los Angeles Police Department aus dem Dekolleté<br />

der gerade 19-jährigen Courtney Leigh Ames entgegenblitzt:<br />

Es passt nicht so recht zu der mutmaßlichen <strong>Ein</strong>brecherin,<br />

die an diesem Morgen zu einer Routinevernehmung<br />

in seinem Dezernat erschienen ist.<br />

Der Polizist fordert Ames so diskret wie möglich auf,<br />

mit ihm vor die Tür zu treten. Lässt die Kette sicher -<br />

stellen. Und <strong>über</strong>rascht die Ermittlerkollegen bald darauf<br />

mit einem bizarren, kaum fassbaren Detail: Der <strong>Schmuck</strong>,<br />

den sich Courtney Ames zum Polizeitermin um den Hals<br />

gehängt hat, gehört eigentlich der Schauspielerin Lindsay<br />

Lohan. Diebesgut. Mitgenommen bei einem <strong>Ein</strong>bruch in<br />

Lohans Villa in den Hollywood Hills, bei dem Ames selbst<br />

zwar nicht dabei war, aber drei ihrer Fre<strong>und</strong>e. Im Kleiderschrank<br />

der jungen Frau wird später auch noch eine Lederjacke<br />

von Paris Hilton entdeckt, aus einem anderen der r<strong>und</strong><br />

15 Raubzüge, bei denen Mitglieder der sieben köpfigen<br />

Bande zwischen Oktober 2008 <strong>und</strong> August 2009 säckeweise<br />

Kleidung, Wertsachen <strong>und</strong> Bargeld aus Prominentenhäusern<br />

geschleppt haben, im Gesamtwert von gut drei Millionen<br />

Dollar. Weil um den spektakulären Fall noch immer so viele<br />

ungeklärte Fragen schwirren, kann man gleich mit der<br />

naheliegendsten anfangen: Was zum Teufel bringt ein tatverdächtiges<br />

Mädchen dazu, sich zu ihrer Polizeivernehmung<br />

ausgerechnet ein Beweisstück umzuhängen? Dummheit?<br />

Naivität? Hatte hier ein behütetes, mit silbernen<br />

Gäbelchen gefüttertes Beverly-Hills-Girl den Ernst der Lage<br />

verkannt? Es könnte auch Provokation gewesen sein: Wenn<br />

schon untergehen, dann mit ausgestrecktem Mittelfinger.<br />

Zumal Courtney Ames, die Diebin <strong>und</strong> Komplizin, in dieser<br />

Geschichte die Heldin sein wollte, nicht die Böse.<br />

Die Story des Bling Ring – auf den klingenden Namen<br />

für die <strong>Ein</strong>brecherbande hatte die Presse sich schnell geeinigt<br />

– muss eigentlich nicht verfilmt werden. Der Film existiert<br />

längst. Man muss nur kurz die Augen schließen <strong>und</strong><br />

das typische, golden blendende L.A.-Licht anknipsen:<br />

Schon sieht man sie, die jungen Freizeitgangster, wie sie<br />

die Melrose Avenue oder den Rodeo Drive heruntertigern,<br />

konsumverwöhnt in knappen Vintage-T-Shirts <strong>und</strong> Jeans-<br />

Hotpants, mit extragroßen Sonnenbrillen <strong>und</strong> Frappuccino-<br />

Bechern. Blende: grünstichige Originalmitschnitte von<br />

Überwachungskameras. <strong>Ein</strong>ige der verzweifelten Stars<br />

hatten sie damals in ihren Blogs gepostet, um Hinweise auf<br />

die Diebe zu erhalten.<br />

Die Regisseurin Sofia Coppola hat nun aber doch<br />

The Bling Ring gedreht, eine Kinoversion der Ereignisse<br />

jenes Jahres. Im Mai hat der Film Premiere in Cannes.<br />

Echte Kriminalfälle zu verfilmen, ist spätestens seit Bonnie<br />

<strong>und</strong> Clyde nichts Besonderes mehr in Hollywood. Dass dabei<br />

die Gauner zu Hauptpersonen werden, zu Abenteurern,<br />

leicht glorifiziert – auch das haben wir oft genug erlebt, von<br />

Ocean’s Eleven bis zur Thomas Crown Affäre. <strong>Ein</strong>es aber hat<br />

es vor Coppolas Bling Ring noch nicht gegeben: dass das Kino<br />

sich ein Verbrechen zum Thema nimmt, das von den<br />

Tätern selbst schon wie ein Film inszeniert wurde.<br />

Wie ein ziemlich guter sogar.<br />

Als sie 2009 in Zeitungen <strong>und</strong> auf Gossip-Websites von den<br />

Seriendieben lasen, haben viele Produzenten sicher vor<br />

Wut in ihre BlackBerrys gebissen. Wieso waren sie nicht<br />

selbst darauf gekommen? Den Bling-Ring-Komplizen<br />

schien die optimale Mischung aus krimineller Energie <strong>und</strong><br />

Lifestyle-Attitüde gelungen zu sein: Gangster-Aura wie im<br />

Stil Leben 47


Hip-Hop-Video, Glanz <strong>und</strong> Schönheit wie<br />

in den besten Fashion-Stores der Welt,<br />

dabei nah dran an den Cele brities des jungen<br />

Hollywood. Natürlich macht das keine<br />

Straftat der Welt besser. Aber an so viel Sinn für<br />

Style <strong>und</strong> Dramaturgie müssen sich Fassadenkletterer <strong>und</strong><br />

Strumpfmaskengauner aus aller Welt nun messen lassen.<br />

Die Kernmitglieder der Gruppe kommen alle aus gut<br />

situierten Familien, sie lernten sich an der Highschool<br />

in Calabasas kennen, einer Stadt nordwestlich von Los<br />

Angeles, die als Flucht- <strong>und</strong> Kuschelzone für Neureiche<br />

gilt. All die Cartier-<strong>Uhren</strong>, Gucci-Brillen, Prada-Schuhe,<br />

Diamantringe, Goldketten <strong>und</strong> Marc-Jacobs-Taschen, all<br />

das, was sie auf ihren Touren erbeuteten, in den Häusern<br />

von Rachel Bilson, Orlando Bloom, Lindsay Lohan oder<br />

Brian Austin Green: Es war nicht für Ebay oder verdruckste<br />

Kofferraum-Hehlerei bestimmt. Sondern um es selbst<br />

zu tragen.<br />

Die Opfer wurden nach der Güte ihrer Accessoires ausgewählt,<br />

anhand von Paparazzi- <strong>und</strong> Red-Carpet-Bildern.<br />

Die alten Hollywood-Diven mit den noch größeren Schatztruhen<br />

kamen folglich als Opfer nicht infrage: Mit<br />

ihren gestrigen Ringen <strong>und</strong> Colliers hätte man sich in<br />

Clubs <strong>und</strong> Bars wie dem »Les Deux«, »Teddy’s« oder<br />

»Beso« bloß lächerlich gemacht. Wann die Stars außer<br />

Haus waren, bei Galas oder Dreharbeiten, recherchierten<br />

die Bling-Ringer komfortabel <strong>über</strong> Facebook-<br />

Status, Twitter-Meldungen oder Nachrichten der<br />

Klatsch-Website TMZ. Auch die Adressen fanden sich<br />

im Netz. Sogar bei der psychologischen Detailplanung<br />

verließen sie sich auf die Medien: Paris Hilton wurde deshalb<br />

im Oktober 2008 von den Bandenköpfen Rachel<br />

Lee, damals 18, <strong>und</strong> Nick Prugo, 17, als erstes Ziel ausgesucht,<br />

weil die Hotelerbin in der Öffentlichkeit den<br />

sorglosesten, wenn nicht dümmsten <strong>Ein</strong>druck hinterließ.<br />

Tatsächlich fanden die zwei den Schlüssel zu Hiltons<br />

Villa unter dem Fußabstreifer. Dabei hätte eine<br />

Kreditkarte zum Türöffnen gereicht – es war nicht<br />

abgeschlossen.<br />

<strong>Ein</strong>e Studie deutscher Wirtschaftsinformatiker<br />

ergab kürzlich, dass soziale Online-Netzwerke auf<br />

Dauer neidisch <strong>und</strong> missgünstig machen. <strong>Ein</strong> Drittel der befragten<br />

Facebook-Nutzer gab an, dass Meldungen der<br />

Fre<strong>und</strong>e sie oft unzufrieden hinterließen. Der Frust entstehe<br />

vor allem, so analysierten die Forscher, weil man ständig<br />

nur die Erfolge, die Statussymbole der anderen vorgeführt<br />

bekomme, nicht nur von Bekannten <strong>und</strong> Kollegen, auch<br />

von Prominenten. Neid auf Stars ist kein neues Phänomen.<br />

Doch es wächst mit jedem Twitter-Foto aus Rihannas Privatjet<br />

oder von 50 Cents Besuch beim Wellness-Zahnarzt.<br />

»Celebrity Envy« – könnte das schon das ganze<br />

Geheimnis sein, das hinter dem Bling-Ring-Fall<br />

steckt? <strong>Ein</strong>e Form von M<strong>und</strong>raub, ganz ohne<br />

Robin- Hood-Überbau, um die eigene Gier nach<br />

Juwelen <strong>und</strong> Kleidern zu stillen? <strong>Ein</strong>fach, um endlich mal<br />

was Schönes zum Anziehen zu haben?<br />

Die Gerichtsurteile sind inzwischen gesprochen, vier der<br />

Bling-Ring-Mitglieder müssen in Haft, Rachel Lee sogar<br />

für vier Jahre. Die anderen drei kamen mit Bewährung <strong>und</strong><br />

Die Opfer wurden nach ihren<br />

Accessoires ausgewählt –<br />

anhand von Paparazzibildern<br />

Sozialst<strong>und</strong>en davon. Juristisch ist die Geschichte auserzählt,<br />

für die Traumdeutung springt nun Hollywood ein. Sofia<br />

Coppola hat sich in ihrem Film für die romantische Version<br />

der Ereignisse entschieden – was keinen w<strong>und</strong>ern wird,<br />

der ihre bisherigen Werke kennt, die Vorstadt-Pubertätsfantasie<br />

The Virgin Suicides oder Somewhere mit Elle Fanning<br />

als Tochter eines nichtsnutzigen Schauspielers. Lee, Prugo<br />

<strong>und</strong> die anderen sind bei Coppola unschuldige Teenager,<br />

Vertreter einer Generation, die Antidepressiva zum Frühstück<br />

isst <strong>und</strong> von allem <strong>über</strong>fordert ist, was die eigenen<br />

Tagesprobleme transzendiert. Coppola hat dem Drehbuch<br />

ihres Films eine Twitter-Meldung von Nicole<br />

Richie vorangestellt, als Motto. »Wie verrückt <strong>und</strong> unberechenbar<br />

das Leben doch sein kann«, philosophierte<br />

die Hilton-Fre<strong>und</strong>in. »Meine Ponyfransen<br />

driften heute nach links.«<br />

Tief unter der matt glänzenden Oberfläche der Geschichte<br />

könnte noch ein anderes Missverständnis<br />

sitzen. <strong>Ein</strong>es, das viel mit unserem Verhältnis zu den Stars<br />

zu tun hat, mit ihren unzähligen Bildern, die uns<br />

ständig umflattern. »Stars Are Just Like Us!« heißt eine<br />

der beliebtesten Kolumnen im US-Klatschblatt<br />

Us <strong>Magazin</strong>e, das Prominente beim Tanken <strong>und</strong> auf dem<br />

Supermarkt-Parkplatz zeigt, gern ungeschminkt.<br />

Solange diese Bilder uns vorgaukeln, dass die früher<br />

so Unerreichbaren heute jederzeit verfügbar<br />

sind, dass die tradierte Trennung zwischen uns<br />

<strong>und</strong> den Celebri ties längst nicht mehr existiert –<br />

dann liegt auch der Trugschluss, dass wir<br />

ihre Schuhe <strong>und</strong> Ohrringe mitbenutzen dürfen,<br />

nicht mehr schrecklich fern. Dann kann man sich zum<br />

Verhör auch Lindsay Lohans Kette umhängen.<br />

Mit Stalkern <strong>und</strong> Handy-Hackern, die Prominente<br />

quälen, hat niemand Mitleid.<br />

Die Bling-Ring-Kids sind selbst dagegen<br />

so etwas wie Stars geworden. Bald<br />

auch im Kino. Das Gold der fremden<br />

Ketten hat auf sie abgefärbt.<br />

<br />

Autor Joachim Hentschel hat selbst mal einen Prominenten beklaut:<br />

Im Heimstudio des Sängers Prince ließ er zwei Notizzettel mitgehen. Die<br />

Informationen darauf erwiesen sich aber leider als wertlos.<br />

E l E g a n z i n B E w E g u n g<br />

die haupt-<br />

Akteure<br />

des Bling Ring<br />

– in der Realität<br />

<strong>und</strong> im Film<br />

R achel Lee,<br />

Anführerin der Bande<br />

nick prugo,<br />

Lees Komplize<br />

Paris hilton,<br />

erstes Opfer des Bling Ring<br />

sofia coppola,<br />

Regisseurin<br />

Emma watson,<br />

spielt Nicki in Coppolas Film<br />

Fotos: dpa (5)<br />

Armbanduhr Dressage aus Edelstahl,<br />

mechanisches Manufakturuhrwerk H1837.<br />

48 Stil Leben<br />

Informationen unter: Tel. 089/55 21 53-0<br />

Hermes.com


Der<br />

Perlkönig<br />

Hat hier irgendwer<br />

»Midas« gesagt?<br />

Jacques BranelLec<br />

hat geschafft, wovon<br />

andere kaum zu träumen<br />

wagen: die<br />

Erfindung der goldenen<br />

Riesenperle. In Serie<br />

Text<br />

XifaN YANG<br />

Fotos<br />

Urban Zintel<br />

Am Ende der Welt, im Reich von Jacques<br />

Branellec bringt der Chef die Post noch persönlich<br />

per Hubschrauber vorbei. Landeanflug<br />

auf Farm Nummer 6, einem fußballfeldgroßen<br />

Inselklecks im Ozean. Das Pilotenhemd<br />

des 65-jährigen Franzosen flattert im<br />

Wind, die Hände umfassen fest den Steuerhebel.<br />

Sand fegt <strong>über</strong>s Ufer, das Meer schäumt.<br />

Während der Boden sich nähert, kommt aus<br />

der Ferne ein Mann angerannt. Luke auf, die<br />

Rotoren rattern, Branellec <strong>über</strong>gibt den Briefumschlag,<br />

zack, hebt er ab zur nächsten Insel.<br />

Branellec steuert den Hubschrauber <strong>über</strong><br />

ein Archipel bei Palawan, der drittgrößten<br />

Inselgruppe auf den Philippinen. Es ist eines<br />

dieser Tropenparadiese, die aussehen, als hätte<br />

Bob Ross, der Fernsehmaler, sie persönlich<br />

hingepinselt. Man weiß gar nicht, was mehr<br />

blendet, die Sonne, der Himmel, der weiße<br />

Strand oder das türkisfarbene Wasser. Auf 500<br />

Hektar Meer betreibt Jacques Branellec die<br />

größte Perlenfarm der Welt. Und die einzi ge,<br />

auf der goldene Perlen gezüchtet werden. >><br />

Pearl Harbor: Jacques Branellecs<br />

Archipel liegt mitten unter den mehr<br />

als 7000 Inseln der Philippinen.<br />

Die genaue Lage? Streng geheim.<br />

50 Stil Leben


Die Lebensgeschichte des Multimillionärs hat alle Zutaten<br />

eines guten James-Bond-Plots: Es geht um sündhaft teuren<br />

<strong>Schmuck</strong>, Flugzeugabenteuer <strong>und</strong> schnelle Boote, Privatinseln<br />

<strong>und</strong> geheime Labore, schöne Frauen <strong>und</strong> Naturkatastrophen.<br />

Reporter müssen als Erstes eine Erklärung unterschreiben,<br />

nicht zu verraten, wo die Inseln liegen. An unserer<br />

nächsten Station stehen Blumenmädchen in wehenden<br />

Röcken Spalier am Landeplatz: »Welcome to Flower Island,<br />

Sir.« Branellec entschwindet auf einem Motorrad. Fünf Minuten<br />

später treffen wir uns am Hafen wieder. Seine Glatze<br />

ist nun von einer Fischermütze bedeckt, statt Pilotenuniform<br />

trägt er ein luftiges Hemd, im Ausschnitt baumelt<br />

eine riesige Perlenkette. Binnen Sek<strong>und</strong>en hat Branellec<br />

den selbst gebauten Schnellkatamaran auf 32 Knoten<br />

beschleunigt. An den Tacho klemmt er eine Hibiskusblüte,<br />

ans Ohr ein Handy. Der Mann ist in seinem Element.<br />

Warum Perlen? Branellec kommt ins Philosophieren.<br />

»Perlen stehen für die ultimative Energie«, ruft er gegen<br />

den Tropenwind. »Für Liebe. <strong>Ein</strong> kleines Stück Gold, wie<br />

eine Minisonne, geschenkt von einem Lebewesen.« Wellen<br />

klatschen gegen den Bug, Branellec nimmt das Tempo heraus<br />

<strong>und</strong> lenkt den Katamaran an Bojen vorbei. Entlang 500<br />

Meter langer Taue hängen Körbe mit Riesenaustern der Art<br />

Pinctada maxima. Goldlippige, tellergroße Mollusken, die<br />

Perlen mit einem Durchmesser von bis zu 14 Millimetern<br />

austragen. 700 000 Perlen erntet Branellecs Unternehmen<br />

Jewelmer im Jahr, jede <strong>Ein</strong>zelne bis zu 3000 Euro wert. Vor<br />

uns kommt eine Insel in Sicht, es ist Farm Nummer 4. Im<br />

Uferwasser wuchern jahrh<strong>und</strong>ertealte Mangrovenbäume,<br />

Fledermäuse schreien von den Wipfeln. Branellec eilt <strong>über</strong><br />

den Bootssteg, vorbei an salutierenden Sicherheitsmännern,<br />

in ein Containerhaus auf Betonpfeilern, die Kommandozentrale<br />

der Farm.<br />

Perlenzüchter, Pilot, Multimillionär:<br />

Monsieur<br />

Branellec in den Außenbezirken<br />

seines Insel­<br />

Archipels.<br />

Der Chef stellt vor: Clara, die Farmmanagerin, Doris, die<br />

Chefbiologin, Leo, den Perlentechniker, <strong>und</strong> den Tauchlehrer,<br />

den sie nur »Miracle Carl« rufen, weil er einmal in<br />

einen drehenden Bootspropeller geraten ist <strong>und</strong> nach nur<br />

zehn Tagen wieder zur Arbeit kam. Die 1000 Mitarbeiter<br />

des Unternehmens nennen den Chef wiederum nur »JB«,<br />

englisch ausgesprochen. Jay-Bee steht vor einer meterlangen<br />

Wand mit durchnummerierten Karteikärtchen. Auf jeder<br />

ist Geburtsdatum, Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> zuständiger Betreuer<br />

jeder einzelnen Auster dokumentiert. »<strong>Ein</strong>e Perlenfarm<br />

zu betreiben ist, wie ein Krankenhaus mit einer Million<br />

Patienten zu leiten«, sagt Branellec. »Und jeder Patient<br />

bekommt eine <strong>Ein</strong>zelbehandlung.« In der freien Natur ist<br />

die Perle eine Art Zufall, der nur in einer von 20 000<br />

In der freien Natur entsteht eine<br />

Perle immer ungeplant. Die<br />

Farm macht aus dem Zufall die<br />

Regel – 700 000-mal im Jahr<br />

Muscheln heranwächst. Verantwortlich für die Perlenbildung<br />

sind Epithelzellen, die im Mantelgewebe der Muschel<br />

sitzen. Diese Gewebeart produziert das Baumaterial der<br />

Schale: Perlmutt. Werden die Zellen durch Parasiten in das<br />

innere Mantelgewebe verschleppt, nisten sie sich dort ein<br />

<strong>und</strong> bilden eine Zyste: den Perlsack, dessen Ausscheidungen<br />

sich nun Schicht für Schicht um einen Kern kristallisieren.<br />

Je dünner <strong>und</strong> zahlreicher die Schichten, desto öfter bricht<br />

sich das Sonnenlicht an der Ober fläche der Perle – so entsteht<br />

der besondere Regenbogenschimmer namens »Lüster«,<br />

der Menschen seit mehr als 4000 Jahren fasziniert. Die<br />

Chinesen glaubten, dass Perlen wie Regentropfen vom<br />

Himmel fallen, wenn Drachen mitein ander kämpfen.<br />

Die Perser hielten sie für Tränen der Götter.<br />

Doris, die Chefbiologin<br />

der Farm, prüft<br />

die Ges<strong>und</strong>heit der<br />

Pinctadae maximae.<br />

Darf’s ein wenig Meer<br />

sein? 20 Gramm frische<br />

Perlen. Marktwert:<br />

30 000 Euro.<br />

Alle drei Tage werden<br />

die Austern aus<br />

dem Wasser gezogen<br />

<strong>und</strong> gewendet.<br />

Warteschlange vor dem<br />

Röntgen. Der Apparat<br />

zeigt die exakte Größe<br />

jeder Perle.<br />

Branellecs Farm macht aus dem Zufall die Regel. Leo,<br />

der Perlentechniker, führt es im OP-Raum vor.<br />

»Schhht!«, ruft der Chef, absolute Ruhe jetzt. Mit der<br />

Präzision eines Herzchirurgen schneidet Leo ein wenige<br />

Millimeter kleines Stück Epithelgewebe aus einer Spendermuschel.<br />

Er implantiert es in das Geschlechtsorgan der<br />

Auster, die die Perle austragen soll. Dort setzt er außerdem<br />

eine kleine Süßwasserperle ein, die Branellec eigens aus<br />

dem Mississippi importiert. Die Süßwasserperle dient als<br />

sogenannter Nukleus, als Kern, um das sich das Salzwasserperlmutt<br />

kugelförmig ablagern soll. Wenn die Muschel den<br />

Nukleus abstößt, hat sie verloren. Sie ist dann nicht mehr<br />

zur Zucht geeignet <strong>und</strong> wird gegessen.<br />

Die OP ist eine von 323 Arbeitsschritten, die Branellec in<br />

20 Jahren Zuchtforschung entwickelt hat – für jede einzelne<br />

Auster bis zur Ernte. Nicht mal 0,1 Millimeter dürfen die Perlentechniker<br />

bei dem <strong>Ein</strong>griff danebenliegen, sonst stößt<br />

die Pinctada maxima den Kern ab. Danach kommen die Muscheln<br />

in »postoperative Behandlung«: Körbeweise werden<br />

sie in zwölf Meter tiefes Meerwasser gelassen. Damit der Nukleus<br />

nicht verrutscht, wenden Taucher die Austern nun<br />

alle drei Tage. <strong>Ein</strong>mal die Woche werden sie aus dem Wasser<br />

gezogen <strong>und</strong> gereinigt. So können sie besser atmen. Auch<br />

das Wasser wird immer wieder kontrolliert: Wohltemperiert<br />

zwischen 29 <strong>und</strong> 31 Grad sollte es sein, den richtigen Salz-<br />

52 Stil Leben<br />

Stil Leben 53


<strong>und</strong> Säuregehalt haben <strong>und</strong> eine gute Dosis Plankton. Bei<br />

Jewelmer gibt es für die Mitarbeiter ein Mantra: »TLC« –<br />

»Tender Loving Care«. »Wir behandeln die Austern wie Menschen«,<br />

sagt Branellec <strong>und</strong> streichelt <strong>über</strong> die Schale einer<br />

fünf Monate alten, kinderhandgroßen Babyauster. Er steht<br />

nun in der pink eingerichteten »Babyklinik« neben blubbernden<br />

Wassertanks, in denen junge Larven herangezüchtet<br />

werden. Chefbiologin Doris Domingo wacht im weißen<br />

Arztkittel <strong>über</strong> die Brut <strong>und</strong> erklärt: Pinctadae maximae<br />

seien äußerst sensible Lebewesen, die nur zehn von 50 000<br />

Planktonarten vertragen. Mitarbeiter dürfen die Zöglinge<br />

auf gar keinen Fall grob anfassen oder fallen lassen. Viele<br />

singen ihnen sogar etwas vor. »Bei starkem Wind stehen die<br />

Austern unter Stress. Singen hilft, sie zu entspannen«, sagt<br />

Domingo.<br />

Zwei Jahre braucht eine Babyauster, bis sie OP-reif ist,<br />

weitere zwei, bis sie in ihrem Inneren eine Perle geformt<br />

hat. Dann folgt der zweite <strong>Ein</strong>griff: die Ernte.<br />

Anfangs produzierte nur jede achte Muschel eine Perle,<br />

mittlerweile beträgt die Erfolgsquote 80 Prozent. An diesem<br />

Tag bergen die Techniker 30 Perlen aus den Austerbäuchen:<br />

goldene <strong>und</strong> hellblaue, rosé- <strong>und</strong> champagnerfarbene.<br />

Manche sind r<strong>und</strong>, manche oval, manche sehen aus,<br />

als wären sie beim Bleigießen entstanden.<br />

Bevor sie per Hubschrauber in die Zentrale nach Manila<br />

geflogen werden, nimmt Branellec die Perlen unter die<br />

Lupe. Er schnippt sie <strong>über</strong> den Tisch, die r<strong>und</strong>en, glatten<br />

nach links, jene mit kleinen Makeln nach rechts. In die<br />

dritte Kategorie kommen eigenwillige wie jene r<strong>und</strong>e roséfarbene,<br />

aus deren Seite ein flammenförmiger Streif<br />

schießt. »<strong>Ein</strong> seltenes Sammlerstück«, urteilt der Chef. Er<br />

hält die Perle ins Sonnenlicht <strong>und</strong> kneift die Augen<br />

zusammen, wie ein Winzer, der sich <strong>über</strong> einen gelungenen<br />

Jahrgang freut. »Will einer behaupten, dass das kein W<strong>und</strong>er<br />

der Natur ist?«<br />

Die erste Perlenfarm wurde von<br />

einem Tsunami weggespült.<br />

Auch die nächsten Versuche<br />

scheiterten<br />

Fliegen, Tauchen, Bootfahren, Inselabenteuer – Branellec<br />

lebt seinen Südseetraum. Schon von klein auf bewegte sich<br />

der gebürtige Bretone nicht gern auf dem Land: Der Sohn<br />

eines Segelolympiasiegers baute als Achtjähriger sein erstes<br />

Ruderboot, mit 16 segelte er allein <strong>über</strong> den Ärmelkanal.<br />

In seinen Zwanzigern steuerte er als Pilot bei Air Tahiti<br />

Cessna-Maschinen <strong>über</strong> den Süd pazifik. Fotos aus dieser<br />

Zeit zeigen ihn umringt von fröhlichen <strong>Ein</strong>heimischen,<br />

mit Blumenketten um den Hals <strong>und</strong> selbst erlegten Riesenmuränen<br />

in der Hand. <strong>Ein</strong>es Tages erzählte ihm ein japanischer<br />

Passagier von seiner Perlenzucht <strong>und</strong> lud ihn auf<br />

seine Farm ein. Branellec war begeistert. Als er beschloss,<br />

das Handwerk zu lernen, war es mit der Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />

allerdings vorbei. Denn Japans Züchter, damals Weltmarktführer,<br />

teilen ihr Wissen nur ungern mit der Außenwelt.<br />

Immer wieder flog der Franzose nach Japan, bis sich ihm<br />

schließlich ein Meister namens Fumio Maeda anvertraute.<br />

»Meinen Samurai« nennt ihn Branellec bis heute. Wochenlang<br />

experimentierte er mit Maeda auf einem Pfahlbau<br />

mitten im Südpazifik. Er kündigte seinen Pilotenjob <strong>und</strong><br />

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aute 1971 seine erste Minifarm, die kurz darauf von einem<br />

Tsunami weggespült wurde. Auch der zweite Versuch<br />

scheiterte. Branellec, inzwischen mit einer Vietnamesin namens<br />

Anne-Marie verheiratet <strong>und</strong> Vater, brach zu einer<br />

zweijährigen Weltumsegelung auf. Je entlegener die Ziele,<br />

desto besser.<br />

Die Jacht segelte zu den Kanaren, den Galapagos-Inseln,<br />

nach Fidschi <strong>und</strong> Französisch-Polynesien, die Familie <strong>über</strong>lebte<br />

mehrere Tropenstürme. 1979 schließlich Ankunft auf<br />

Palawan. Mit dem reichen Unternehmersohn Manuel<br />

Cojuangco ging er vor dessen Privatinseln tauchen. Branellec<br />

entdeckte das ideale Ökosystem, um Perlen zu züchten:<br />

kristallklares Wasser, eine leichte Strömung <strong>und</strong> viel Plankton.<br />

Nur die Austern fehlten. Branellec <strong>und</strong> sein neuer<br />

Geschäftspartner fanden sie im Süden der Philippinen <strong>und</strong><br />

flogen sie mit einer alten Propellermaschine ein.<br />

Dann begann der schwierige Teil. Zehn Jahre brauchte<br />

Branellec, um eine Methode zur Massenzüchtung der Pinctada<br />

maxima zu entwickeln. Weitere zehn, bis seine Perlen<br />

ihr einzigartiges Markenzeichen entwickelten: die goldene<br />

Farbe. Nach 20 Jahren Zuchtforschung ist Jewelmer die einzige<br />

Firma auf der Welt, die es schafft, goldene Perlen in Serie<br />

herzustellen. 1999 reiste Branellec mit seiner ersten Ernte auf<br />

eine Messe in Monaco. Er präsentierte die goldenen Riesenperlen<br />

der versammelten High Society – sein Durchbruch.<br />

Heute lebt Branellec die meiste Zeit in Manila. Als<br />

zweimal geschiedener »Singlegroßvater«, wie er<br />

sagt. Branellec hat acht Kinder von sechs Frauen,<br />

dazu sieben Enkel. Zu seiner Südseefarm gehören acht<br />

Privatinseln, drei Helikopter, 140 Boote. Sein Unternehmen<br />

beschäftigt vier Piloten, 50 Biologen, 30 Perlenchirurgen,<br />

200 Taucher – <strong>und</strong> 100 Sicherheitsleute. Fast wirkt es, als<br />

habe der Franzose hier ein Mini-Imperium errichtet: Von<br />

Wasser- <strong>und</strong> Stromleitungen, Laboren <strong>und</strong> Arbeiterwohnheimen<br />

bis zu Helikopterlandeplätzen <strong>und</strong> Booten lässt er<br />

alles selbst bauen. Die philippinische Regierung, von der er<br />

das Meer gepachtet hat, hat dem Unternehmen die Küstenautorität<br />

<strong>über</strong>lassen. Das Inselarchipel ist ein Hochsicherheitstrakt<br />

<strong>und</strong> nur von zwei Seiten zu erreichen, jede von<br />

bewaffneten Küstenpatrouillen bewacht. Würde Branellec<br />

hier heimlich eine Unterwasserraketenbasis betreiben,<br />

niemand würde es merken.<br />

Der Sicherheitsaufwand soll vor Piraten <strong>und</strong> Dynamitfischern<br />

schützen. Die meisten <strong>Ein</strong>heimischen auf den<br />

Nachbarinseln leben ohne Strom <strong>und</strong> Wasser. Um <strong>über</strong>haupt<br />

ein <strong>Ein</strong>kommen zu verdienen, werfen viele Sprengsätze<br />

ins Meer, um mehr Fische auf einmal zu töten, andere<br />

holzen illegal den Regenwald ab. Ist es da nicht obszön,<br />

Perlen zu produzieren, die mehrere Tausend Euro kosten?<br />

Am Horizont hat sich der Himmel violett gefärbt, Branellec<br />

steht mit einem Mai Tai am Strand. »Nein, wieso?«, antwortet<br />

er. »Wir geben den Menschen Arbeit, wir zerstören<br />

nicht die Natur. Im Gegenteil, wir geben ihr etwas zurück.«<br />

Die Austern locken Fische, Korallen <strong>und</strong> Mikroorganismen<br />

an, seit es die Farm gebe, sei die Artenvielfalt gestiegen.<br />

Die Natur, der er sein Produkt verdankt, macht ihm wiederum<br />

das Leben schwer: Bereits sechsmal vernichteten<br />

schwere Taifune <strong>und</strong> Tsunamis die Farm, sechsmal musste<br />

alles neu aufgebaut werden. Branellec zeigt auf eine Mauer,<br />

die die Strandhütten vor den Gezeiten schützen soll. Als er<br />

sie baute, war sie drei Meter hoch, jetzt ist sie nahezu vollständig<br />

im Sand versunken. Der Meeresspiegel steigt.<br />

»Die Erderwärmung erleben wir täglich vor der Haustür.«<br />

Branellec blickt in die Ferne. In spätestens fünf Jahren wird<br />

sich das Meer die Farm ein weiteres Mal nehmen, schätzt<br />

er. Die Häuser müssen dann abgerissen <strong>und</strong> einige Meter<br />

höher wieder errichtet werden.<br />

Branellecs Inselreich ist ein Hochsicherheitstrakt.<br />

Würde er<br />

eine Raketenbasis betreiben –<br />

niemand würde es merken<br />

Wenn man so will, hat Branellec ein knappes Zeitfenster<br />

genutzt. Die Technik ist weit genug für die industrielle<br />

Perlenzucht, das Meer noch nicht so verseucht, um sie unmöglich<br />

zu machen. Und in zehn Jahren? Branellec zuckt<br />

mit den Schultern. Seine Perlen, glaubt er, wird es einst nur<br />

noch im Museum geben.<br />

Es ist inzwischen Nacht, die Mitarbeiter der Farm haben<br />

am Strand Scheinwerfer <strong>und</strong> Musikboxen aufgebaut. Carl,<br />

der Tauchlehrer, legt Gangnam Style auf. Der Vollmond scheint<br />

auf Branellecs Glatze, er trägt jetzt ein rosa Hippiehemd <strong>und</strong><br />

sitzt in einem massiven Schaukelstuhl aus Holz. <strong>Ein</strong> bisschen<br />

sieht er aus wie ein Stammeshäuptling. Dann mischt er sich<br />

unter seine Leute <strong>und</strong> tanzt. Bis die Flut kommt.<br />

<br />

Xifan Yang schätzte Austern bislang nur als Nahrungsmittel. Jetzt kann sie<br />

sich auch vorstellen, Perlen zu tragen. Aber nur die der Pinctada margaritifera –<br />

in ihrer Lieblingsfarbe Schwarz.<br />

Das Leben ist eine<br />

Beachparty: Branellecs<br />

Definition eines<br />

Feierabends, natürlich<br />

am Privatstrand.<br />

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56 Stil Leben


Endlich wieder Frühling:<br />

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Umarmungen. Falls Sie in<br />

diesem endlosen Winter<br />

vergessen haben, wie das ging:<br />

Wir haben es uns angesehen.<br />

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Haare: GILLES DEGIVRY, Make-up: YACINE DIALLO, beide: ArtList, Fotoassistent: PAU CEGARRA, Stylingassistent: PIOTR CHAMIER, Casting: THE RIGHT STUFF MANAGEMENT + MARTIN FRANCK, Producer: GAETAN BRUN-PICARD, Produktion: BIRD PRODUCTION,<br />

Models: APollo, LEONARDO, MATHIAS, PIOTR, STELLA, YLVA, Street Cast: Carol, Justine, Sally<br />

Silberner Ohrring:<br />

Stone, Paris<br />

Silberne Halskette:<br />

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Silberne Armreife:<br />

René Talmon l’armée


»Newton lag falsch«<br />

Der Philosoph Jim Holt<br />

beschäftigt sich gern<br />

mit den ganz großen Fragen<br />

des Lebens. Seine<br />

Meinung zur Zeit: nichts<br />

als Illusion<br />

Interview<br />

Lars Jensen<br />

Fotos<br />

Roderick<br />

aichinger<br />

Herr Holt, Sie haben den Bestseller<br />

Why Does the World Exist? geschrieben.<br />

Da können Sie sicher auch die<br />

Frage beantworten: Was ist Zeit?<br />

Jim Holt: Diese Frage stellen sich derzeit mehr<br />

Wissenschaftler denn je. Scheint ein Trend<br />

zu sein. An der New York University, der besten<br />

Philosophie-Fakultät der englischsprachigen<br />

Welt, beschäftigen sich ganze<br />

Abtei lungen mit dem Problem der Zeit.<br />

Warum ist die Suche nach der Erklärung<br />

der Zeit so faszinierend?<br />

Weil Zeit ein verdammtes Mysterium ist! Die<br />

Wissenschaft sagt, dass unsere Wahrnehmung<br />

von Zeit eine Illusion ist. Aber sie ist<br />

die bedeutendste Koordinate unseres Lebens,<br />

des subjektiven Seins. Wir schwimmen<br />

– oft gegen unseren Willen – im Strom<br />

der Zeit unserem Tod entgegen, dem großen<br />

Nichts.<br />

Was ist so falsch an unserer Zeitwahrnehmung?<br />

Wir glauben im Prinzip immer noch Isaac<br />

Newton. Der behauptete, dass Zeit gleichmäßig<br />

vergeht, dass ihr ein kontinuierlicher<br />

Prozess zugr<strong>und</strong>e liegt, in dem aus Zukunft<br />

erst Gegenwart, dann Vergangenheit wird. Der<br />

menschliche Sinn für Zeit funktioniert<br />

allerdings ganz anders. Wenn wir jung sind,<br />

vergeht die Zeit langsam. <strong>Ein</strong> Sommer dauert<br />

eine Ewigkeit. Psychologen haben dieses<br />

Phänomen untersucht <strong>und</strong> die Faustregel<br />

aufgestellt, dass wir bereits mit unse rem achten<br />

Lebensjahr zwei Drittel unserer subjektiven<br />

Lebenszeit hinter uns gebracht haben.<br />

So stark verändert sich unsere Wahrnehmung.<br />

Lässt man 20-Jährige schätzen, wie lange<br />

eine Minute dauert, liegen sie meist<br />

richtig. 60-Jährige irren sich oftmals um bis<br />

zu 30 Sek<strong>und</strong>en. Es war nicht nur ein Witz,<br />

als die Schriftstellerin Fran Lebowitz einmal<br />

sagte: »Wenn du die 50 <strong>über</strong>schreitest, ist<br />

alle drei Monate Weihnachten.«<br />

Wissen wir, wie das Gehirn die Zeit misst?<br />

Es gibt im mittleren Gehirn ein Neuronen-<br />

Cluster, das die Zeit registriert. Wenn uns<br />

etwas Traumatisches passiert, ein Unfall zum<br />

Beispiel, wird diese Hirnregion mit Dopamin<br />

<strong>über</strong>schwemmt. Es kommt zu enormen<br />

Verzerrungen in der Wahrnehmung. <strong>Ein</strong>e<br />

Sek<strong>und</strong>e kann sich wie eine Minute anfühlen.<br />

Also lag Newton falsch.<br />

So ist es. Der Fluss der Zeit hat Stromschnellen<br />

<strong>und</strong> Dämme. Viele Experten behaupten<br />

sogar, dass die Zeit <strong>über</strong>haupt nicht fließt,<br />

sondern statisch ist – wie ein gefrorener See.<br />

Wie bitte?<br />

Die Idee, Zeit in Vergangenheit <strong>und</strong> Zukunft<br />

einzuteilen mit der Gegenwart als Brücke<br />

dazwischen, ist eine Illusion, die unser Leben<br />

vereinfacht.<br />

Aber wir sitzen doch gerade jetzt zusammen.<br />

Wie definieren Sie sonst Gegenwart?<br />

Das ist eine Funktion im Gehirn, die Informationen<br />

<strong>und</strong> Sinnesdaten eines Zeitraums<br />

von etwa drei Sek<strong>und</strong>en sammelt <strong>und</strong> erlebbar<br />

macht. Der Psychologe William James<br />

nannte dies die »trügerische Gegenwart«.<br />

Aha.<br />

Schon <strong>Ein</strong>stein bewies, dass die <strong>Ein</strong>teilung der<br />

Zeit in früher, jetzt <strong>und</strong> demnächst vom<br />

Blickwinkel des Individuums abhängt. Wenn<br />

ich in den Sternenhimmel blicke, sehe ich<br />

Licht, das vor Tausenden Jahren produziert<br />

wurde. Daraus schloss <strong>Ein</strong>stein, dass alle<br />

Zeit statisch ist. Alle Momente sind gleichwertig,<br />

egal ob sie von unserem Standpunkt<br />

aus in der Vergangenheit oder Zukunft liegen.<br />

Was bedeutet das für uns?<br />

Tja, zunächst einmal wendet sich diese Erkenntnis<br />

total gegen unsere tägliche Erfahrung<br />

mit der Zeit. Selbst <strong>Ein</strong>stein konnte für<br />

sich keinen Nutzen aus dem Gedanken ziehen.<br />

Er versuchte es trotzdem: Als sein bester<br />

Fre<strong>und</strong> Michele Besso starb, schrieb er der<br />

Witwe einen Brief. Zeit sei eine <strong>Ein</strong>bildung,<br />

Michele würde in alle Ewigkeit existieren.<br />

Bessos Witwe solle sich vom Konzept der Zeit<br />

trennen. <strong>Ein</strong> schwacher Trost für die Frau.<br />

Wochen später starb auch <strong>Ein</strong>stein.<br />

Warum ist das menschliche Gehirn<br />

nicht in der Lage, das Konzept von<br />

der statischen Zeit zu akzeptieren?<br />

Die Wissenschaft versucht, die objektiven<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zu erklären, aber für unsere<br />

Gehirne ist es einfacher, der subjektiven Wahrnehmung<br />

zu folgen. Viele Elemente unserer<br />

Lebenswelt, wie der Gedanke, dass wir dem<br />

Tod entgegenleben, sind primitive Konzepte.<br />

Aber sie helfen uns zu funktionieren.<br />

Haben Sie schon mal versucht, so zu<br />

leben, als sei die Zeit statisch?<br />

Dann wäre ich wohl noch unausstehlicher,<br />

als ich ohnehin bin. Der Oxford-Professor<br />

Derek Parfit erfand aber mal den Charakter<br />

»Herr Zeitlos«. Wenn »Herr Zeitlos« kurz<br />

vor dem Tod steht, so die Idee, empfindet er<br />

keine Angst, denn alle vergangenen Erlebnisse<br />

sind für ihn genauso bedeutsam wie<br />

die künftigen. Egal ob man noch zehn<br />

Sek<strong>und</strong>en oder zehn Jahre zu leben hat.<br />

Eigentlich ein schöner Gedanke.<br />

Klingt jedenfalls aufbauender als: Unsere<br />

mensch lichen Körper nehmen einen sehr<br />

begrenzten Raum des Universums ein <strong>und</strong><br />

eine ebenso begrenzte Zeit.<br />

Berücksichtigen Sie Ihre Erkenntnisse im<br />

Alltag?<br />

Nein. Es gibt zwei Sorten Philosophen: Personen<br />

wie Wittgenstein, deren Denken jede<br />

Handlung bestimmt. Er konnte nicht mal<br />

eine Suppe bestellen, ohne <strong>über</strong> die Korrektheit<br />

seiner Sprache zu reflektieren. Dann<br />

gibt es Personen wie David Hume, der zu<br />

radikalen Erkenntnissen kam: Das Selbst existiert<br />

nicht, genauso wenig Moral. Er lebte<br />

ein unbeschwertes Leben, ohne ständig <strong>über</strong><br />

die Konsequenz seiner Arbeit nachzudenken.<br />

Zur zweiten Kategorie gehöre ich.<br />

Fürchten Sie den Tod?<br />

Das Universum existierte 13,8 Milliarden<br />

Jahre ohne mich. Dann hatten meine Eltern<br />

Sex, <strong>und</strong> zufällig fand dieses eine Spermium<br />

den Weg zur Eizelle. Wenn dieses Spermium<br />

von einem anderen <strong>über</strong>holt worden wäre,<br />

wäre eine andere Person auf die Welt gekommen.<br />

Dass wir existieren, ist ein höchst unwahrscheinlicher<br />

Gewinn in der genetischen<br />

Lotterie des Universums. Irgendwann verschwinden<br />

wir wieder.<br />

Wann begann die Zeit?<br />

Vor 13,8 Milliarden Jahren fand das Ereignis<br />

statt, das wir Urknall nennen: eine Explo sion,<br />

in der sich aus dem Nichts das Universum<br />

68 Stil Leben


Wenn Zeit nicht existiert,<br />

dann gibt es ganz<br />

folge richtig auch keine<br />

Zeit, die Brille gerade<br />

zu rücken: Jim Holt beim<br />

Interview.<br />

MANCHMAL<br />

MUSS ES EBEN<br />

MUMM SEIN.<br />

Das Sushi-Taxi auf den Aussichtsturm<br />

bestellen. Statt eines Blind Dates<br />

gleich einen Blind Ball veranstalten.<br />

Den roten Teppich auf dem Spielfeld<br />

ausrollen. Warum einen Tisch reservieren,<br />

wenn es da draußen noch so viel<br />

zu entdecken gibt? Manchmal muss<br />

es eben Mumm sein.<br />

formte mit seinen h<strong>und</strong>ert Milliarden Galaxien,<br />

die wir heute sehen. Man könnte annehmen,<br />

dass dem Urknall eine unendliche Periode<br />

des Nichts vorausging. <strong>Ein</strong>e naive Vorstellung.<br />

Die andere Sichtweise: Zeit exis tiert<br />

nicht, wenn keine Materie existiert. Denn<br />

wo kein Wandel, keine Entwicklungen, keine<br />

Ereignisse passieren, gibt es auch keine Zeit.<br />

T=0 ist der Moment, als die Zeit begann, der<br />

Urknall. Es gibt kein T=–1.<br />

Das führt uns zu der Frage, wann die Zeit<br />

enden wird.<br />

Zwei Modelle sind geläufig: Der große Zusammenbruch,<br />

in dem das Universum kollabiert<br />

<strong>und</strong> sich alle Energie auflöst, ein negativer<br />

Urknall also. Die andere Theorie<br />

nimmt an, dass sich das Universum endlos<br />

ausdehnt. Seit Menschen es beobachten,<br />

wächst das Universum immer schneller. In<br />

Milliarden Jahren könnte es sich so weit<br />

ausdehnen, dass die Entfernungen zwischen<br />

den <strong>Ein</strong>zelteilen zu groß werden <strong>und</strong> immer<br />

»Die Existenz ist ein<br />

höchst unwahrscheinlicher<br />

Gewinn<br />

in der Lotterie<br />

des Universums«<br />

weniger Ereignisse stattfinden. Dann würde<br />

sich auch die Zeit entschleunigen.<br />

Sie versuchen, Fragen zu beantworten,<br />

die nicht zu beantworten sind. Ist das<br />

Neugier oder eine Form der Therapie?<br />

Ich blicke auf diese Mysterien mit leichtem<br />

Herzen, <strong>und</strong> ich lache <strong>über</strong> die Absurdität unserer<br />

Existenz. Wenn man zu lang <strong>über</strong> den<br />

Ursprung des Lebens nachdenkt, wirken alle täglichen<br />

Probleme lächerlich. Humor ist die einzige<br />

Möglichkeit, dieses Wissen zu verarbeiten.<br />

Vor Ihrem aktuellen Bestseller haben Sie ein<br />

Buch <strong>über</strong> die Geschichte des Witzes geschrieben.<br />

Kennen Sie einen guten <strong>über</strong> die Zeit?<br />

Lassen Sie mich <strong>über</strong>legen ... Nein. Über die<br />

Zeit machen die Menschen offenbar keine<br />

Witze. Vielleicht ist es Zeit, das zu ändern.<br />

<br />

Jim Holt ist ein US-amerikanischer Philosoph <strong>und</strong><br />

Autor. Er lebt in New York. Sein Bestseller Why Does the<br />

World Exist? An Existential Detective Story wird auf<br />

Deutsch bei Rowohlt erscheinen.<br />

70 Stil Leben


Bez ugsquellen<br />

Impressum<br />

Akris akris.ch<br />

A. Lange & Söhne<br />

alange-soehne.com<br />

American Apparel<br />

americanapparel.net<br />

Ann Demeulemeester<br />

anndemeulemeester.be<br />

Arielle de Pinto arielledepinto.com<br />

Audem ars Piguet<br />

audemarspiguet.com<br />

Azzedine Alaïa alaia.fr<br />

Bottega Veneta bottegaveneta.com<br />

Bree bree.com<br />

Breitling breitling.com<br />

Brioni brioni.com<br />

Brunello Cucinelli<br />

brunellocucinelli.com<br />

Bulgari bulgari.com<br />

Calvin Klein calvinklein.com<br />

Cartier cartier.de<br />

Casio G-Shock g-shock.eu<br />

Céline celine.com<br />

Chanel chanel.com<br />

Chopard chopard.com<br />

Christophe Tissot<br />

christophetissot.com<br />

Chronoswiss chronoswiss.de<br />

Da mir Dom a damirdoma.com<br />

Dary’s pro.pagesjaunes.fr/en/darys<br />

Diesel diesel.com<br />

Dolce & Gabbana dolcegabbana.de<br />

Eddie Borgo eddieborgo.com<br />

Emporio Armani armani.com<br />

Frey Wille freywille.com<br />

Galerie Cipango Paris<br />

galerie-paris.com<br />

Giambattista Valli<br />

giambattistavalli.com<br />

Givenchy givenchy.com<br />

Hermès hermes.com<br />

Hublot hublot.com<br />

Hugo Boss hugoboss.com<br />

IWC Schaffhausen iwc.com<br />

Jaeger-LeCoultre<br />

jaeger-lecoultre.com<br />

Jewelmer jewelmer.com<br />

Jil Sander jilsander.com<br />

Julien David juliendavid.com<br />

K arry’O karryo.com<br />

Lan vin lanvin.com<br />

Levi’s levi.com/de<br />

Lizzie Fortunato Jewels<br />

lizziefortunatojewels.com<br />

Longines longines.de<br />

M aison Auclert<br />

maisonauclert.com<br />

M aison M artin M argiela<br />

maisonmartinmargiela.com<br />

M awi mawi.co.uk<br />

Patek Philippe patek.com<br />

Pomellato pomellato.com<br />

Prim by Michelle Elie<br />

michelleelie.com<br />

Pristine, Lauren Rubinski<br />

montaignemarket.com<br />

Reebok reebok.de<br />

René Talmon L’Armée<br />

renetalmonlarmee.com<br />

Rolex rolex.com/de<br />

Santoni santonishoes.com<br />

STone stoneparis.com<br />

Strenesse strenesse.com<br />

Swatch swatch.com<br />

Tag Heuer tagheuer.com<br />

Tiffan y tiffany.de<br />

Tod’s tods.com<br />

Tommy Hilfiger<br />

de.tommy.com<br />

Ulysse Nardin<br />

ulysse-nardin.com<br />

valentino<br />

valentino.com<br />

Waris Ahlu walia<br />

houseofwaris.com<br />

Wellendorff wellendorff.com<br />

Z Zegna zegna.com<br />

Chefredakteure<br />

Michael Ebert <strong>und</strong> Timm Klotzek<br />

Artdirector<br />

Thomas Kartsolis<br />

Chef vom Dienst<br />

Dirk Schönlebe<br />

Textchefin<br />

Susanne Schneider<br />

projektleitung<br />

Jan Kirsten Biener <strong>und</strong> Alexander Runte<br />

(<strong>Nansen</strong> & <strong>Piccard</strong>)<br />

Alexis Zurflüh (Artdirector)<br />

Mitarbeit: Nils Binnberg, Frauke Haack (Chefin<br />

vom Dienst), Paul-Philipp Hanske, Jörn<br />

Kengelbach (<strong>Uhren</strong>), Benedikt Sarreiter, Kathrin<br />

Spirk (Bildredaktion), Christine Uschold-Schlör<br />

(Schlussredaktion), Nelson Vassalo (Grafik),<br />

Gillian Wiechert (Booking), Gerlinde Wronski<br />

(Schlussredaktion)<br />

Redaktion<br />

Max Fellmann, Lara Fritzsche, Kerstin Greiner<br />

(Stil leben), Lars Reichardt, Rainer Stadler,<br />

Johannes Waechter<br />

Mitarbeit: Thomas Bärnthaler, Dr. Andreas<br />

Bernard, Christoph Cadenbach, Tobias Haberl,<br />

Gabriela Herpell, Dr. Till Krause, Wolfgang<br />

Luef, Alexandros Stefanidis, Almut Vogel, Silke<br />

Wichert (Modeleitung)<br />

Online Mitarbeit: Marc Baumann<br />

Autoren: CUS, Dr. Dr. Rainer Erlinger, Axel Hacke,<br />

Dr. Malte Herwig, Christian Jürgens, Tobias Kniebe,<br />

Peter Praschl, Tim Raue, Roland Schulz, Anna<br />

Schwarzmann, Anna Sgroi<br />

Schlussredaktion<br />

Dr. Daniela Ptok<br />

Mitarbeit: Angelika Rauch<br />

gr afik<br />

Birthe Steinbeck<br />

Mitarbeit: David Henne, Anna Meyer, Daniel<br />

Schnitterbaum<br />

Bildredaktion<br />

Mitarbeit: Eva Fischer, Ralf Zimmermann<br />

Assistenz<br />

Regina Burkhard (Chefredaktion), Julia Wagner<br />

Redaktionsmarketing<br />

Angela Kesselring (Leitung)<br />

Mitarbeit: Babette Lorenzen<br />

Geschäftsführer<br />

Stefan Rohr<br />

Verlag<br />

<strong>Magazin</strong> Verlagsgesellschaft Süddeutsche Zeitung<br />

mbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München,<br />

Tel. 089/21 83 95 40, Fax 089/21 83 95 70,<br />

E-Mail: stilleben@sz-magazin.de<br />

Anzeigen<br />

Jürgen Maukner (Gesamtanzeigenleitung),<br />

verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen;<br />

Claudia Stelz (stellv.)<br />

Tel. 089/21 83 67 6, Fax 089/21 83 93 29<br />

K aufmännischer Bereich<br />

Marianne Igl<br />

Repro<br />

Compumedia GmbH, Elsenheimerstraße 59,<br />

80687 München<br />

Herstellung<br />

Hermann Weixler (Leitung)<br />

Druck<br />

ADV-Augsburger Druck- <strong>und</strong> Verlagshaus GmbH,<br />

86167 Augsburg<br />

ver ant wortlich für den<br />

redak tionellen inhalt<br />

Michael Ebert <strong>und</strong> Timm Klotzek, Anschrift<br />

wie Verlag<br />

Der Verlag <strong>über</strong>nimmt für unverlangt eingesandte<br />

Unterlagen keine Haftung.<br />

Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder<br />

Streik kein Entschädigungsanspruch. <strong>Ein</strong>e Verwertung<br />

der urheberrechtlich geschützten Zeitschrift<br />

<strong>und</strong> aller in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen,<br />

insbesondere durch Vervielfältigung oder<br />

Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche<br />

Zustimmung des Verlages unzulässig <strong>und</strong> strafbar,<br />

soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts<br />

anderes ergibt.<br />

Insbesondere ist eine <strong>Ein</strong>speicherung oder Verarbeitung<br />

der auch in elektronischer Form vertriebenen<br />

Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung<br />

des Verlages unzulässig.<br />

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72 Stil Leben


S o t i c k t . . .<br />

Waris Ahluwalia<br />

designer, Schauspieler,<br />

Traditionalist: Der<br />

indisch-amerikanische<br />

Dandy macht <strong>Schmuck</strong><br />

für die Ewigkeit<br />

Herr Ahluwalia, wie gelangt<br />

ein <strong>Schmuck</strong>designer<br />

in das Ensemble<br />

von Regisseur Wes Anderson?<br />

Waris Ahluwalia: Wes <strong>und</strong><br />

ich trafen uns das erste Mal 2003<br />

bei einer Friedensk<strong>und</strong>gebung<br />

vor der UN in New York. Kurz<br />

darauf fragte er mich, ob ich in<br />

Die Tiefseetaucher mitspielen<br />

wolle. Ich war <strong>über</strong>rascht, hatte<br />

mich nie als Schauspieler gesehen.<br />

Aber wir sind uns ähnlich.<br />

Wes arbeitet mit großer Hingabe<br />

für sein Handwerk, ich glaube<br />

wie er an Beständigkeit in einer<br />

Welt, die nur noch dem Augenblick<br />

huldigt. Deswegen bin ich<br />

<strong>Schmuck</strong>designer geworden.<br />

Was finden Archäologen bei<br />

ihren Grabungen? Keramik<br />

<strong>und</strong> <strong>Schmuck</strong>. Ich arbeite mit<br />

Elementen, die aus der Erde kommen,<br />

wieder dorthin zurück kehren<br />

– <strong>und</strong> die Zeit <strong>über</strong> winden.<br />

Welchen <strong>Ein</strong>fluss hat Ihr<br />

Geburtsland Indien auf Ihre<br />

Arbeit?<br />

Ich kam mit fünf Jahren in die<br />

USA, aber Schönheit, Glanz <strong>und</strong><br />

Mystik von Indien sind immer<br />

Teil meines Lebens <strong>und</strong> meiner<br />

Arbeit geblieben. Ich arbeite<br />

mit Goldschmieden <strong>und</strong> Steinmetzen<br />

aus Indien zusammen. Mir<br />

ist es wichtig, dass Handwerkskunst<br />

Teil unseres Lebens bleibt<br />

<strong>und</strong> nicht ins Museum wandert.<br />

74 Stil Leben<br />

Sie sind gläubiger Sikh, es gibt<br />

kaum Fotos von Ihnen ohne<br />

Turban. Nehmen Sie ihn auch<br />

mal ab?<br />

Nur beim Schlafen <strong>und</strong> Schwimmen.<br />

Und beim Sex.<br />

<br />

Waris Ahluwalia , 37, lebt in New<br />

York. Er ist <strong>Schmuck</strong>designer für seine<br />

eigene Marke House of Waris, betreibt ein<br />

Teehaus <strong>und</strong> arbeitet gelegentlich als<br />

Schauspieler. Neben Wes Andersons Die<br />

Tiefseetaucher <strong>und</strong> Darjeeling Limited<br />

spielte er auch in Spike Lees Inside Man.<br />

Interview: Benedikt Sarreiter; Foto: Roderick Aichinger<br />

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