Download der Dokumentation - NOBI
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Frauen mit Migrationshintergrund ‐ stille Reserve für den Arbeitsmarkt?<br />
Özlem Nas<br />
betont, dass weitere Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich seien, um die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit<br />
Migrationshintergrund zu verbessern. Es gäbe zwar Positivbeispiele, jedoch muss insbeson<strong>der</strong>e gegen Diskriminierung<br />
mehr getan werden. Vor allem Frauen mit Kopftuch werden am Arbeitsmarkt weiterhin ausgegrenzt. Unabhängige<br />
Beratungsstellen sind wichtig, um hier entgegenzuwirken. Zudem ist es notwendig, durch top‐down‐ und bottom‐up‐<br />
Prozesse in Unternehmen Mitarbeitende und Führungskräfte für das Thema Diskriminierung zu sensibilisieren. Dies<br />
sei auch ein Thema für den Umgang mit Kopftuchträgerinnen in den Jobcentern.<br />
Frau Nas beobachte, dass viele Frauen mit Resignation, Perspektivlosigkeit und psychischen Problemen reagieren.<br />
Trotzdem melden sich immer noch zu wenige Menschen, wenn ihnen Alltagsdiskriminierung wi<strong>der</strong>fährt. Weitere<br />
Probleme seien die doppelt so häufige Armutsgefährdung von Frauen mit Migrationshintergrund und Schwierigkeiten<br />
<strong>der</strong> Existenzsicherung durch Ungleichbehandlung. Zudem könne fehlende Wertschätzung auch zu Verlusten für den<br />
deutschen Arbeitsmarkt führen, weil z.B. hochqualifizierte Türken auswan<strong>der</strong>n.<br />
Anonymisierte Bewerbungsverfahren seien im Ansatz richtig, jedoch komme es für Kopftuchträgerinnen spätestens<br />
im Bewerbungsgespräch zu Problemen. Frau Nas richtet daher ihren Appell an die Unternehmen: Vielfalt muss hier<br />
selbstverständlich gelebt werden und vor allem gewollt sein, damit sich die Situation verbessert.<br />
Hjalmar Stemmann<br />
ist <strong>der</strong> Meinung, dass vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels alle Potenziale gesehen werden<br />
müssen. Im eigenen Zahntechnik‐Unternehmen sei das bereits deutlich spürbar. Z.B. dauert es inzwischen zum Teil<br />
mehr als vier Monate, eine Stelle zu besetzen.<br />
Viele Handwerksbetriebe leben bereits Vielfalt im Unternehmen. Jedoch sei das ein langsamer Prozess, weshalb es<br />
weiteren Handlungsbedarf zur interkulturellen Öffnung gäbe. Für Herrn Stemmann als Unternehmer ist es<br />
selbstverständlich, Frauen mit Migrationshintergrund einzustellen. Maßnahmen wie anonymisierte<br />
Bewerbungsverfahren seien jedoch gerade in kleinen Betrieben ohne Personalabteilung schwer umzusetzen.<br />
Wichtiger sei daher, dass sich die Grundeinstellung <strong>der</strong> Unternehmerinnen und Unternehmer än<strong>der</strong>e. Hierzu müssen<br />
positive Beispiele und Vorbil<strong>der</strong> noch stärker hervorgehoben werden, um zu sensibilisieren. Die Kammer habe hier die<br />
Aufgabe, sich an die Mitgliedsbetriebe zu wenden.<br />
Um alle Potenziale zu nutzen, sei außerdem eine gute Verzahnung des Übergangs von <strong>der</strong> Schule in den Beruf<br />
notwendig. Zum einen müsse <strong>der</strong> Praxisbezug für Schülerinnen und Schüler weiter gestärkt werden, zum an<strong>der</strong>en<br />
müssen Betriebe dabei unterstützt werden, auch schwächere Schülerinnen und Schüler in Ausbildung zu nehmen.<br />
Ein wichtiges Ziel <strong>der</strong> Kammer sei es, den Anteil an Frauen im Handwerk weiter zu erhöhen. Zentral sei hierbei das<br />
Berufswahlspektrum von Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund zu erweitern und den Anteil von Frauen an<br />
Aufstiegsqualifizierungen, wie <strong>der</strong> Meisterprüfung, zu erhöhen. Die Kammer arbeite mit verschiedenen Projekten, wie<br />
z.B. zur Teilzeitausbildung, aktiv an dieser Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Auch kammerintern werden Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt in den Fokus genommen. So<br />
werden bereits ca. 30 % <strong>der</strong> Aufgabenbereiche von Frauen geleitet und die Ausbildung in Teilzeit ermöglicht. Zudem<br />
biete die Kammer interkulturelle Schulungen an, die für Mitarbeitende mit Kundenkontakt obligatorisch seien.<br />
Handlungsbedarf gäbe es noch, den Anteil von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund zu erhöhen.<br />
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