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dressler/fo 134/leserbrief<br />
fricks:antwort auf muellers:meinung, FO 133<br />
Der an und für sich sehr gut geschriebene<br />
Artikel Manfred Müllers zum ColoniaCon, der<br />
in der letzten Ausgabe veröffentlicht worden<br />
ist, bedarf einiger ... hm ... Widerworte.<br />
1. Schund:<br />
Manfred hat natürlich nicht unrecht, sieht man<br />
davon ab, daß ich die Bezeichnung „Schund“<br />
nicht gerade sehr geglückt finde. Immerhin<br />
verdiene ich ja mein Geld mit diesem<br />
„Schund“, von dem ich weiß, daß auch Manfred<br />
über Jahre hinweg mit durchaus vorhandenem<br />
Interesse eine gewisse Romanheftserie<br />
aus Rastatt gelesen hat.<br />
Man kann den Con-Veranstaltern mit gutem<br />
Recht vorwerfen, sie hätten sich zu sehr<br />
um die Serienproduktionen gekümmert und<br />
dabei die wahre, die echte Science Fiction<br />
außer Acht gelassen. Man kann ihnen aber<br />
nicht den Vorwurf machen, sie hätten nicht<br />
die deutsche SF glaubwürdig präsentiert. Es<br />
ist nun mal so, daß der Großteil der hierzulande<br />
produzierten SF in Serien erscheint. Ein<br />
Andreas Eschbach allein und einige wenige<br />
andere Autoren sind nun mal nicht ausreichend,<br />
um ein Programm „abseits der Serien“<br />
zu veranstalten. Es ist allerdings durchaus<br />
ein Ansatz, den Manfred hier aufwirft,<br />
sich doch bitteschön in den nächsten Jahren<br />
mal um ein Programm abseits der Serien zu<br />
kümmern. Gerne! Ich fürchte allerdings, daß<br />
ein solches Ziel weniger Besucher nach Köln<br />
locken wird. Die von Manfred so abfällig bedachten<br />
Fans gewisser Romanserien haben<br />
unter Garantie mehr als die Hälfte der<br />
Conbesucher gestellt. Eine Rückbesinnung des<br />
ColoniaCons auf die „ursprünglichen“ Inhalte,<br />
also fannisches Geplauder und ein bißchen<br />
Programm (au ja, ich leite dann wieder die<br />
Diskussionsrunde über die „Krise der deutschen<br />
SF“, die ich in Köln in den 80er Jahren<br />
garantiert dreimal geleitet habe), wird eventuell<br />
zur Folge haben, daß eben nur noch<br />
hundert Besucher im Jugendpark sind. Wobei<br />
das ja durchaus sympathisch sein kann ...<br />
2. Nazis:<br />
Warum haben Leute wie ich zu den offen<br />
rassistischen Ausfällen eines gewissen Herrn<br />
nicht Stellung bezogen? Warum bin ich nicht<br />
losgezogen und bin dem offensichtlichen<br />
Auschwitz-Leugner nicht offensiv entgegengetreten?<br />
Das fragt Manfred so schön durch<br />
die Blume. Und hat mit seiner Fragerei durchaus<br />
recht.<br />
Ganz ehrlich: Ich kann und will niemandem<br />
seine Meinung nehmen. Und wenn jemand<br />
glaubt, daß „Neger“, also Afrikaner und<br />
andere Menschen dunkler Hautfarbe, weniger<br />
wert seien als „Deutsche“ (was immer<br />
das in diesem Zusammenhang genau sein<br />
soll), kann ich ihm diesen Glauben nicht nehmen.<br />
Ebensowenig wenn jemand anscheinend<br />
glaubt, in Auschwitz seien andere Din-<br />
ge vorgefallen als die Geschichtswissenschaft<br />
hundertfach bewiesen hat. Wegen mir kann<br />
auch jemand (das spielt jetzt auf niemanden<br />
an) seine ganze Wohnung mit Hitlerbildern<br />
schmücken und den 20. April feiern.<br />
Die Vorstellung ist ekelhaft genug. Ich will<br />
dann mit einem solchen Menschen einfach<br />
nichts mehr zu tun haben. Das ist meine Art<br />
von Hygiene. Und in den letzten 15 Jahren<br />
oder so galt für mich, daß solchen Menschen<br />
dann entschlossen paroli geboten werden<br />
muß, wenn sie ihre Überzeugung offensiv auf<br />
die Straße tragen. Nur ... Der ColoniaCon war<br />
nicht der Ort für eine solche Auseinandersetzung.<br />
Hätte sich der betreffende Herr mir gegenüber<br />
in der Art und Weise geäußert, wie<br />
er es wohl gegenüber anderen Besuchern<br />
getan hat, wären mir wohl schon die passenden<br />
Worte eingefallen. Aber mir wurde die<br />
ganze Geschichte eben „nur“ erzählt. Sollte<br />
ich in einem solchen Fall losziehen und den<br />
offenen Streit suchen? Machen wir’s kurz.<br />
Manfred deutet an, in dieser Richtung weiter<br />
zu recherchieren und eventuell weitere Texte<br />
konkreter Natur und mit Namensnennung<br />
nachzuschießen. Dann wäre eine wünschenswerte<br />
Diskussion da, in der es eben auch um<br />
Inhalte geht.<br />
Für mich ist eine Konsequenz aus den<br />
Vorfällen des ColoniaCons, daß der „Privat-<br />
Klaus“ keine Lust hat, mit dem betreffenden<br />
Herrn irgendwie bei einem Con auf einer Bühne<br />
oder in einer Gaststätte an einem Tisch<br />
zu seitzen. Für den „Perry-Frick“ ist die Sache<br />
einfacher: Der hat mit dem Herrn nichts zu<br />
tun, sondern nur mit seinem Verleger. Und es<br />
gibt keinerlei Grund, eine gute geschäftliche<br />
Beziehung zwischen zwei Verlagen deshalb<br />
abzubrechen, weil einer der Mitarbeiter des<br />
einen Verlags politische Ansichten vertritt, die<br />
einem Mitarbeiter des anderen Verlags Übelkeit<br />
bereiten (was wahrscheinlich auch in der<br />
anderen Richtung gilt, um es mal vorsichtig<br />
anzudeuten). Alles klar? (Manfred und ich<br />
kennen im übrigen einen Fan aus Köln, der<br />
nach wie vor Mitglied der Nazipartei DVU ist,<br />
der auf dem Con anwesend war und mit dem<br />
wir ein durchaus erträgliches „Verhältnis“ haben.<br />
Für dieses DVU-Mitglied gilt in meinen<br />
Augen auch: Solange er seine Klappe zu politischen<br />
Themen hält, komme ich mit ihm<br />
aus. Ich habe aber keinerlei Bedürfnis, engere<br />
„Freundschaft“ zu einem DVU-Mitglied zu<br />
unterhalten und mit ihm Diskussionen etwa<br />
über das beliebte Nazi-Thema „Zinsen“ zu<br />
führen ...)<br />
3. Generell:<br />
Vielleicht haben die zwei grundsätzlichen<br />
Themen meines Briefes eins zur Folge: daß<br />
im <strong>Fandom</strong>, diesem von Jahr zu Jahr lascher<br />
werdenden Haufen, mal wieder diskutiert<br />
wird. Und zwar über Inhalte und nicht über<br />
Fanzine-Streitereien. Das wäre doch glatt mal<br />
was! Klaus N. Frick<br />
2 FO 134 · 8/00