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Sabina Larcher Klee, Zürich

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Praxisjahres beobachtet werden können, sind übereinstimmende Komponenten und Merkmale<br />

sowie Faktoren des Berufseinstiegs zu berichten, die die wahrgenommenen Anforderungen<br />

aus dem pädagogischen Arbeitsfeld und deren aktive Bearbeitung beleuchten: Allgemein<br />

ist die Wahrnehmung der Berufseinsteigenden bestimmt durch das auch in der Forschungsliteratur<br />

vermittelte Bild der Vielfalt der Tätigkeit, der Komplexität der Praxis, der potenziellen<br />

Offenheit und Vieldeutigkeit von beruflichen Situationen, der begrenzten Durchschaubarkeit<br />

der Bedingungen des pädagogischen Handelns. Dies macht in ihrem Erleben<br />

korrespondierende Fähigkeiten des Umgangs mit ständig wechselnden Anforderungen erforderlich.<br />

Diese situativ rasch wechselnden und – in der Perspektive der Berufseinsteigenden<br />

– noch zu entwickelnden oder zu verstärkenden Fähigkeiten und Handlungsmuster verweisen<br />

auf unterschiedlichste Aspekte kompetenten pädagogischen Handelns. Die Berufseinsteigenden<br />

versuchen deshalb gezielt, das eigene berufliche Selbstbild und ihr pädagogisches<br />

Konzept mit den aus verschiedenen Bezugssystemen wahrgenommenen Anforderungen<br />

in Einklang zu bringen, sowie differente Aspekte der Selbstwahrnehmung stimmig zu<br />

strukturieren. Sie orientieren sich dabei an ihren Schüler/innen, an deren Eltern, an Professionsentwürfen<br />

und an individuell gewählten Schlüsselpersonen, was teilweise zu Irritationen<br />

und Überforderungen führt. Diese Bezugsgrößen ermöglichten ihnen jedoch zumindest eine<br />

Orientierung im laufenden Konstruktionsprozess. Das Fehlen solcher Feedbacks provoziert<br />

wiederum seitens der Berufsanfänger/innen große Unsicherheiten. Sie haben den Eindruck,<br />

sich in einem „diffusen beruflichen Feld oder Raum“ zu bewegen. Aufgrund der starken Dynamik<br />

hinsichtlich des beruflichen Selbstkonzeptes lässt sich weiter schließen, dass sich für<br />

die Berufseinsteigenden eine Anzahl von Momenten und Situationen der Selbstbehauptung<br />

ergeben und umgekehrt spezifisch substantielle Bedrohungen bezüglich der dargestellten<br />

beruflichen Selbstbilder vorliegen. Allgemein kann bei Berufseinsteigenden eine äußerst aktive<br />

und produktive Realitätsverarbeitung beobachtet werden, die auf Balanceaufgaben bezüglich<br />

Selbstregulation, Anpassung und Selbstverwirklichung, interpretiert als Balancebemühungen,<br />

in verschiedenen Bereichen aufmerksam macht. Der Übergang von der Ausbildung<br />

in den Lehrberuf kann davon ausgehend für viele als Krisenlage beschrieben werden,<br />

auch wenn sie sich grundsätzlich ihrer Tätigkeit gewachsen fühlen, ihr Handeln als<br />

stimmig und kompetent erleben und in der Regel mit ihrem ersten Praxisjahr zufrieden sind.<br />

Das Beenden der Ausbildung und die Aufnahme der Berufstätigkeit stellt einen Einschnitt in<br />

der Biografie dar, kann als „getting into the adult world“ (OJA 1989) beschrieben werden.<br />

2. „Doing teacher“ – Ausdruck oder Hinweis für „Kompetenz im Übergang“?<br />

Die professionellen Inszenierungen, in Wechselwirkung von institutionellen Arrangements<br />

und sozialer Praxis stellen einen Balanceakt dar. Sie sind durch Spannungen gekennzeichnet<br />

und gelingen nicht immer zur persönlichen, institutionellen oder sozialen Zufriedenheit.<br />

Viele Berufseinsteigende bezeichnen sich in verschiedenen Phasen in ihrem ersten Praxisjahr<br />

zwar grundsätzlich als Lernende, formulieren aber sehr deutlich den wahrgenommenen<br />

Anspruch, eindeutig und klar aufzutreten und ein verlässliches Gegenüber darzustellen.<br />

Selbst dann, wenn ihnen persönlich nicht deutlich ist, was sie überhaupt in verschiedenen<br />

Bereichen ihres Arbeitsfeldes erreichen wollen. Dazu kommt erschwerend dazu, dass gegenüber<br />

Erwartungen Verhaltensweisen aufgebaut werden müssen, bevor eigene, professionelle<br />

Entwürfe entwickeln werden können.<br />

Die Entwicklung beruflicher Identität, oder die Entwicklung eines beruflichen Selbstkonzeptes,<br />

vollzieht sich in der Balancierung eines Mitgliedschaftsentwurfs der Ausbildungsinstitution<br />

oder der Profession und einem individuellen pädagogischen Konzept. Dies ist insofern<br />

eine heikle Phase, als dass in einer Phase des Übergangs die Anforderung, sich im Kontext<br />

des Berufsfeldes lernend und entsprechend reflexiv zu verändern und sich gleichzeitig als<br />

kohärent zu erleben, ein (zu) hoher Anspruch darstellen kann. Der Rückgriff auf Formeln wie<br />

„es stimmt für mich“ ist naheliegend, aus professioneller Perspektive aber nicht zu akzeptieren.<br />

Dies verdeutlicht, dass die Strukturen des beruflichen Feldes möglichst klar und transparent<br />

sein sollen, so dass Inszenierungen – „doing teacher“ – durch weibliche und männliche<br />

Lehrpersonen im Wissen um soziale Ordnungsmuster und institutionelle Reflexivität, um<br />

„Gender at work“ vollzogen werden können.<br />

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