02.05.2014 Aufrufe

neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

P.b.b. 07Z037411M, Benachrichtigungspostamt 1070 Wien, ISSN 2223-0629<br />

<strong>neurologisch</strong><br />

Fachmagazin für <strong>Neurologie</strong> AUSGABE 1/12<br />

Offizielles Organ<br />

der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für<br />

<strong>Neurologie</strong><br />

Neuroimaging<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

MedMedia<br />

Verlags Ges.m.b.H.<br />

Kongresshighlights<br />

3. Tag der Epilepsie, Linz<br />

American Epilepsy Society<br />

ÖGSF-Jahrestagung<br />

<strong>Neurologie</strong> aktuell<br />

Biomarker der<br />

Alzheimer-Erkrankung<br />

<strong>Neurologie</strong> aktuell<br />

Autonome Komplikationen<br />

nach Schlaganfall


Editorial<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin,<br />

sehr geehrter Herr Kollege!<br />

Die Jahrestagung 2012 der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Neurologie</strong> findet – nach der<br />

3. Jahrestagung 2005 – wieder in Graz statt.<br />

Die Hauptthemen, die heuer gewählt wurden,<br />

stellen wichtige Bereiche der <strong>Neurologie</strong><br />

in den Mittelpunkt: einerseits die Grauzone<br />

zwischen normalem und pathologischem Altern<br />

und andererseits Innovationen in der<br />

Diagnostik <strong>neurologisch</strong>er Erkrankungen. Ich<br />

bin überzeugt, dass sowohl die Vorträge zu<br />

den Hauptthemen als auch die bewährten<br />

Beiträge „Mein interessantester Fall“ wieder<br />

großes Interesse finden werden. Auch die<br />

letztes Jahr erstmals durchgeführte und sehr<br />

erfolgreiche „Neuromillionenshow“ wird es<br />

wieder geben. Nutzen Sie die Möglichkeit<br />

des persönlichen Gesprächs mit Kolleginnen<br />

und Kollegen, und tragen Sie Ihre Wünsche<br />

auch an mich und die übrigen ÖGN-Vorstandsmitglieder<br />

persönlich heran. Ich freue<br />

mich darauf!<br />

Der Hauptteil dieser Ausgabe von neuro -<br />

logisch gilt dem Schwerpunktthema<br />

„Neuro imaging“. Dabei sollen einerseits die<br />

Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der<br />

bildgebenden Diagnostik aufgezeigt werden.<br />

Die Beiträge behandeln das Thema einerseits<br />

geordnet nach einzelnen <strong>neurologisch</strong>en Erkrankungen<br />

(Schlaganfall, multiple Sklerose,<br />

Demenz, Epilepsie, Parkinson, ALS) und andererseits<br />

nach technisch-funktionellen Gesichtspunkten<br />

(funktionelle MRT, Hochfeld-<br />

MRT und technische Weiterentwicklungen).<br />

Den AutorInnen ist es hervorragend gelungen,<br />

nach diesen Gesichtspunkten einen sys -<br />

tematischen und höchst aktuellen Überblick<br />

über das für die <strong>Neurologie</strong> so wichtige<br />

Thema zu geben.<br />

Die Kongressberichte in diesem Heft um -<br />

fassen Beiträge zu den Jahrestagungen der<br />

Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong> für Schlaganfallforschung<br />

im Jänner in Innsbruck und der<br />

American Epilepsy Society sowie zum Tag<br />

der Epilepsie.<br />

Ich darf Ihnen an dieser Stelle auch über einige<br />

wichtige Punkte der Tätigkeit des Vorstands<br />

der ÖGN berichten:<br />

Die Österreichische Ärztekammer beabsichtigt<br />

eine Neuordnung der Facharztausbildung<br />

(geplant schon ab 2014). Durch Änderungen<br />

im Studium der Humanmedizin an<br />

den österreichischen Medizin-Universitäten<br />

(Einführung eines klinisch-praktischen Jahres<br />

als 6. Studienjahr) soll für alle Sonderfächer<br />

ein gemeinsamer Ausbildungspfad (Innere<br />

Medizin und Chirurgie) in der Dauer von 9<br />

Monaten verpflichtend werden. Auch für die<br />

übrige Ausbildungszeit im Sonderfach sollen<br />

die Ausbildungsinhalte überprüft und angepasst<br />

werden. Neben einer für alle in Ausbildung<br />

Stehenden verpflichtenden Zeit sollen<br />

bis zu 3 – noch zu definierende – Spezialbereiche<br />

innerhalb der Ausbildungszeit<br />

von insgesamt 6 Jahren absolviert werden<br />

können. Die Österreichische <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

<strong>Neurologie</strong> ist als assoziierte wissenschaftliche<br />

<strong>Gesellschaft</strong> von der Österreichischen<br />

Ärztekammer beauftragt, hier entsprechende<br />

Vorschläge vorzulegen. Wir werden Sie<br />

diesbezüglich auf dem Laufenden halten.<br />

In einem Informationsgespräch mit VertreterInnen<br />

des Hauptverbands der österreichischen<br />

Sozialversicherungsträger wurden im<br />

Jänner 2012 aktuelle Entwicklungen zur Erstattung<br />

von Medikamentenkosten diskutiert.<br />

Dabei konnten einige Probleme geklärt<br />

werden. Besonders wichtig waren auch die<br />

wechselseitigen Informationen zur Verordnung<br />

von Generika (siehe auch Seite 6, <strong>Gesellschaft</strong>snachrichten).<br />

Wie immer darf ich Ihnen bei der Lektüre<br />

der Beiträge viel Vergnügen wünschen. Ich<br />

hoffe auf Ihre Anregungen und bitte Sie,<br />

diese per E-Mail an unser Sekretariat<br />

(weinhart@admicos.com) oder während der<br />

Jahrestagung in Graz auch gerne an mich<br />

persönlich heranzutragen.<br />

Mit kollegialen Grüßen<br />

Ihr<br />

Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff<br />

Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff<br />

Vorstand der Universitätsklinik für<br />

<strong>Neurologie</strong>, Medizinische Universität Wien,<br />

Präsident der ÖGN<br />

Wollen Sie mit uns<br />

in Kontakt treten?<br />

Leserbriefe erwünscht:<br />

<strong>neurologisch</strong>@medmedia.at oder<br />

Seidengasse 9/Top1.1,<br />

1070 Wien<br />

Chefredaktion<br />

<strong>neurologisch</strong><br />

Priv.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager<br />

SMZ Ost, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Bruno Mamoli<br />

Generalsekretär der ÖGN<br />

FOTO: MEDCOMMUNICATIONS<br />

3


Wissenschaftlicher<br />

Beirat<br />

Bewegungsstörungen<br />

Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff, Wien<br />

Priv.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe, Innsbruck<br />

Epilepsie<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Christoph Baumgartner, Wien<br />

Priv.-Doz. Dr. Michael Feichtinger, Graz<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Eugen Trinka, Salzburg<br />

Schlafstörungen<br />

Univ.-Prof. Dr. Birgit Högl, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. DDr. Josef Zeitlhofer, Wien<br />

Neurorehabilitation<br />

Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff, Wien<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Binder, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Leopold Saltuari, Hochzirl<br />

Schlaganfall<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Aichner, Linz<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Brainin, Tulln<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lang, Wien<br />

Schmerz<br />

Dr. Gerhard Franz, Telfs<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Christian Lampl, Linz<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Nenad Mitrovic, Vöcklabruck<br />

Neuromuskuläre Erkrankungen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Grisold, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Löscher, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Stefan Quasthoff, Graz<br />

Multiple Sklerose<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Franz Fazekas, Graz<br />

Univ.-Prof. Dr. Karl Vass, Wien<br />

Demenz<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Benke, Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Peter Dal-Bianco, Wien<br />

Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt, Graz<br />

Autonome Störungen<br />

DI Dr. Heinz Lahrmann, Wien<br />

Dr. Walter Struhal, Linz<br />

Univ.-Prof. Dr. Gregor Wenning, Innsbruck<br />

Neurogeriatrie<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Iglseder, Salzburg<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr, Linz<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Josef Spatt, Wien<br />

Neurochirurgie<br />

Univ.-Prof. Dr. Engelbert Knosp, Wien<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Manfred Mühlbauer, Wien<br />

Prim. Doz. Dr. Gabriele Wurm, Linz<br />

Neuroimaging<br />

Prim. Univ.-Prof. DDr. Susanne Asenbaum-Nan, Amstetten<br />

Assoz. Prof. Dr. Christian Enzinger, Graz<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Kapeller, Villach<br />

Leitmotiv der<br />

aktuellen Ausgabe <strong>neurologisch</strong><br />

Die 1981 in Eisenstadt geborene und in Wiesen, Burgenland, aufgewachsenen Künstlerin<br />

Kathrin Keinrath absolvierte von 2000 bis 2002 das Kolleg für Grafik Design, New<br />

Design Centre, St. Pölten.<br />

Anschließend war sie mehrere Jahre als Grafikerin in diversen Werbeagenturen tätig.<br />

Seit 2007 studiert Keinrath an der Akademie der Bildenden Künste Wien künstlerisches<br />

Lehramt.<br />

„Durchstrahlen – Durchleuchten – Durchblicken. Der menschliche Körper wird durch -<br />

gecheckt: einerseits zur Stellung und Bestätigung einer Diagnose, andererseits zur Verlaufskontrolle.<br />

Einzelne Areale werden räumlich wahrnehmbar, Schnittbilder offenbaren<br />

unsere Zukunft.“<br />

Kathrin Keinrath<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Österreichische <strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Neurologie</strong>, Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff, Präsident der ÖGN. Chefredaktion: Univ.-Prof. Dr. Bruno<br />

Mamoli, Priv.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager. Medieninhaber und Verlag: MEDMEDIA Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H, Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien, Tel.: 01/407 31 11-0,<br />

E-Mail: office@medmedia.at. Verlagsleitung: Mag. Gabriele Jerlich. Redaktion: Maria Uhl. Lektorat: onlinelektorat@aon.at. Layout/DTP: Martin Grill. Projektbetreuung: Natascha<br />

Fial. Coverbild: Kathrin Keinrath. Print: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Mauerbach. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift ist zum Einzelpreis von 9,50 Euro plus MwSt. zu beziehen.<br />

Druckauflage: 8.140 Stück im 2. Halbjahr 2011, geprüft von der Österreichischen Auflagenkontrolle. Grundsätze und Ziele von <strong>neurologisch</strong>: Kontinuierliche medizinische<br />

Fortbildung für Neuro logen, Psychi ater und Allgemeinmediziner. Allgemeine Hinweise: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die persönliche und/oder wissenschaftliche<br />

Meinung des jeweiligen Autors wieder und fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Angaben über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen<br />

von pharmazeutischen Spezialitäten müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Trotz sorgfältiger Prüfung übernehmen Medieninhaber<br />

und Herausgeber keinerlei Haftung für drucktechnische und inhaltliche Fehler. Ausgewählte Artikel dieser Ausgabe finden Sie auch unter<br />

www.medmedia.at zum Download. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil<br />

des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter<br />

Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden.<br />

OFFENLEGUNG gemäß §25 Mediengesetz:<br />

Verlag: MedMedia Verlag und Mediaservice Ges.m.b.H., Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien. Geschäftsführer: Mag. Wolfgang Maierhofer. Inhaber: 50 % P&V Holding AG, 45 %<br />

Wolfgang Maierhofer Privatstiftung, 5 % Mag. Gabriele Jerlich. Gegenstand des Unternehmens: Herstellung und Vertrieb von Medien aller Art. Medieninhaber: MedMedia<br />

Verlag und Media service Ges.m.b.H. Redaktion: Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien. Hersteller: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Mauerbach.<br />

4


Inhalt 1/2012<br />

GESELLSCHAFTSNACHRICHTEN<br />

8 Neuigkeiten aus der ÖGN<br />

98 Veranstaltungskalender<br />

SCHWERPUNKT:<br />

Neuroimaging: Möglichkeiten und Grenzen<br />

11 Vorwort<br />

C. Enzinger, Graz<br />

12 Schlaganfall<br />

F. Fazekas, Graz; J. Fiebach, Berlin<br />

18 Multiple Sklerose<br />

M. Khalil, Graz; P. Kapeller, Villach<br />

25 Demenzerkrankungen<br />

S. Asenbaum-Nan, Amstetten; W. Staffen, Salzburg<br />

29 Epilepsie<br />

G. Kuchukhidze, Innsbruck; E. Pataraia, Wien<br />

36 Parkinson-Syndrome<br />

K. Seppi, M. Schocke, C. Müller, Innsbruck;<br />

W. Pirker, Wien<br />

51 Amyotrophe Lateralsklerose<br />

J. Kassubek, Ulm; C. Langkammer, Graz<br />

60 Ultrahochfeld-MRT (7 Tesla) bei<br />

<strong>neurologisch</strong>en Fragestellungen und<br />

technische Weiterentwicklungen<br />

S. Trattnig, Wien; S. Ropele, Graz<br />

NEUROLOGIE AKTUELL<br />

80 Schlafstörungen<br />

B. Frauscher, B. Högl, Innsbruck<br />

80 Schlaganfall<br />

K. Matz, Krems<br />

84 Schmerz<br />

C. Lampl, C. Schweiger, Linz<br />

86 Neuromuskuläre Erkrankungen<br />

G. Kovacs, E. Dassler, I. Leisser, Wien<br />

88 Autonome Störungen<br />

M. Hilz, Erlangen-Nürnberg<br />

92 Neurogeriatrie<br />

B. Iglseder, Salzburg<br />

95 Pharma-News<br />

54 Funktionelle Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT)<br />

C. Enzinger, Graz; R. Beisteiner, Wien<br />

KONGRESS-HIGHLIGHTS<br />

FOTOS: OPENLENS, JSTOCK, DAVIDUNDDERRIESE - FOTOLIA.COM<br />

66 3. Tag der Epilepsie,<br />

Linz<br />

C. Tilz, Regensburg<br />

68 65. Jahrestagung der<br />

American Epilepsy<br />

Society 2011<br />

M. Feucht, Wien<br />

70 15. Jahrestagung<br />

der Österreichischen<br />

Schlaganfall-<strong>Gesellschaft</strong><br />

(ÖGSF)<br />

J. Willeit, Innsbruck<br />

5


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Wichtiges aus der Österreichischen Ärztekammer, den<br />

Bundesministerien und Sozialversicherungen<br />

Änderungen bei Arzneispezialitäten<br />

Am 26. Jänner 2012 fand ein Gedankenaustausch zwischen Vertretern<br />

der ÖGN (Dr. Michael Ackerl, Prof. Eduard Auff, Doz. Regina<br />

Katzenschlager, Prof. Bruno Mamoli) und dem Hauptverband statt.<br />

Wir dürfen auf die neuen Regeltexte mit Gültigkeitsbeginn 1. Feb ruar<br />

2012 für nachfolgende Arzneispezialitäten aufmerksam machen:<br />

Pradaxa ®<br />

Pradaxa ® 150-mg-Hartkapseln 30/60 St. + Pradaxa ® 110-mg-Hartkapseln<br />

60 St.: Gelber Bereich, RE1<br />

Zur Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie bei<br />

erwachsenen PatientInnen mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern mit<br />

einem oder mehreren der folgenden Risikofaktoren:<br />

• vorausgegangener Schlaganfall, transitorische ischämische<br />

Attacke oder systemische Embolie<br />

• linksventrikuläre Ejektionsfraktion < 40 %<br />

• symptomatische Herzinsuffizienz New York Heart Association<br />

(NYHA) Klasse 2<br />

• Alter 75 Jahre<br />

• Alter 65 Jahre einhergehend mit einer der folgenden<br />

Erkrankungen: Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankung oder<br />

arterielle Hypertonie.<br />

Cave Nierenfunktion: Vor dem Beginn einer Behandlung mit<br />

Pradaxa ® ist die Nierenfunktion durch Bestimmung der Kreatinin-<br />

Clearance (CrCl) zu überprüfen, um PatientInnen mit schwerer<br />

Beeinträchtigung der Nierenfunktion (= CrCl < 30 ml/min) von der<br />

Behandlung auszuschließen. Während der Behandlung ist die<br />

Nierenfunktion in bestimmten klinischen Situationen, in denen<br />

eine mögliche Abnahme oder Verschlechterung der Nierenfunktion<br />

zu vermuten ist (z. B. Hypovolämie, Dehydratation und Verwendung<br />

bestimmter Begleitmedikamente), zu überprüfen. Bei PatientInnen<br />

über 75 Jahren oder bei PatientInnen mit Beeinträchtigung<br />

der Nierenfunktion ist die Nierenfunktion mindestens einmal<br />

jährlich zu überprüfen.<br />

Pradaxa ® eignet sich für eine chef(kontroll)ärztliche Langzeitbe wil -<br />

ligung für 6 Monate (L6).<br />

Info zu Pradaxa ® : die 30-Stk.-Packung Pradaxa ® 110-mg-Hart -<br />

kapseln ist nicht in dieser Indikation im EKO angeführt; sollte<br />

diese Pa ckungsgröße jedoch zur Einstellung für PatientInnen mit<br />

Vorhofflimmern benötigt werden, kann diese nach Einholung<br />

einer chefärztlichen Bewilligung auf Kosten der Kasse verordnet<br />

werden.<br />

Trobalt ®<br />

Trobalt ® 50-mg-/100-mg-Filmtabletten 63 Stk. (Starterpackung) +<br />

Trobalt ® 50-mg-/100-mg-/200-mg-/300-mg- und 400-mg-Filmtabletten<br />

jeweils zu 84 Stk.: Gelber Bereich, RE1<br />

Zusatztherapie von therapieresistenten fokalen Anfällen mit oder<br />

ohne sekundäre Generalisierung bei EpilepsiepatientInnen ab 18 Ja h -<br />

ren.<br />

Diagnosestellung, Erstverordnung und regelmäßige Kontrollen<br />

durch den Facharzt/die Fachärztin.<br />

Trobalt ® eignet sich für eine chef(kontroll)ärztliche Langzeitbewil -<br />

ligung für 12 Monate (L12).<br />

Topiramat<br />

Hinsichtlich der Verschreibbarkeit von Topiramat wird uns vom<br />

Hauptverband mitgeteilt, dass Topiramat G.L. (alle Stärken, alle Formen)<br />

nicht mehr lieferbar ist. Topiramat easypharm 25-mg-Filmtabletten<br />

60 St. wurde aus dem Erstattungskodex gestrichen.<br />

Galantamin<br />

Hinsichtlich Galantamin konnte uns seitens des HV noch keine<br />

Informationen mitgeteilt werden, da es sich um ein laufendes Verfahren<br />

handelt und der Hauptverband bei Vorliegen eines laufenden<br />

Verfahrens nicht in Diskussion eintritt.<br />

Mit 1. Februar 2012 tritt die 86. Änderung des Erstattungskodex<br />

(EKO) in Kraft.<br />

Link: https://intra-avi.sozvers.at/avi/allgemein/startseite.xhtml<br />

6


Zusammengestellt von:<br />

Priv.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager<br />

und Univ.-Prof. Dr. Bruno Mamoli<br />

Jobbörse<br />

Die Privatklinik Rudolfinerhaus, Wien sucht eine/einen<br />

engagierte/engagierten Fachärztin/Facharzt<br />

für <strong>Neurologie</strong> bzw. <strong>Neurologie</strong> und Psychiatrie zum Aufbau des Zentrums für <strong>Neurologie</strong> in der Privatklinik Rudolfinerhaus, 1190 Wien.<br />

Tätigkeitsprofil: Stationsführung, Ambulanzbetrieb, Zusatzdiagnostik: NLG, EMG, EEG, 25 Std./Woche plus Rufbereitschaft.<br />

KV-Gehalt ohne Vordienstzeiten € 2.178,20 brutto pro Monat für 25 Std./Woche.<br />

Überzahlung qualifikationsbedingt möglich.<br />

Bewerbung an: jobs@rudolfinerhaus.at<br />

Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H.<br />

Das Landeskrankenhaus Bruck a. d. Mur, Abteilung für <strong>Neurologie</strong>, sucht eine/einen<br />

1. Oberärztin/Oberarzt für <strong>Neurologie</strong><br />

Unsere Neurologische Abteilung hat 72 Betten, bestehend aus zwei Bettenstationen, einer Stroke Unit und einer Neuro Rehab B.<br />

Das Einzugsgebiet für unsere Abteilung hat ca. 300.000 EinwohnerInnen. Der Abteilung stehen alle technischen und strukturellen Ressourcen<br />

zur Verfügung. Wir sind auch Lehrabteilung der Med.-Uni Graz.<br />

Unser Angebot:<br />

Wir würden gerne eine Kollegin oder einen Kollegen mit Kompetenz in unser Team aufnehmen und ihre/seine persönliche Zufriedenheit<br />

und fachliche Weiterentwicklung aktiv unterstützen.<br />

Beschäftigungsausmaß: 100 %<br />

Dienstantritt: ab 01. 05. 2012<br />

Ende der Bewerbungsfrist: 15. 04. 2012<br />

Das Dienstverhältnis erfolgt mit dem Land Steiermark in Österreich.<br />

Das Land Steiermark und wir als Unternehmen im Alleineigentum des Landes Steiermark streben eine weitere Erhöhung des Frauenanteils an<br />

und laden daher besonders Frauen zur Bewerbung ein.<br />

FOTO: PERO-DESIGN - FOTOLIA.COM<br />

Informationen und Bewerbungen:<br />

Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. Bruck a. d. Mur,<br />

LKH Bruck/Mur, Abteilung für <strong>Neurologie</strong>,<br />

z. Hd. Herrn Prim. Dr. Stjepan Varosanec,<br />

Tragösserstraße 1, 8600 Bruck/Mur<br />

Tel.: +43 3862/895-2601, Fax: +43 3862/895-2640<br />

E-Mail: stjepan.varosanec@lkh-bruck.at<br />

7


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />

Der vorliegenden Ausgabe von<br />

<strong>neurologisch</strong> liegen die aktuellen<br />

„PUNKTE“ <strong>Neurologie</strong> bei.<br />

Der DFP-Beitrag von Prim. Univ.-<br />

Prof. Dr. Wolfgang Grisold,<br />

Wien, widmet sich den Tumoren<br />

des ZNS. In dem Artikel werden<br />

praxisnah die verschiedenen therapeutischen<br />

Möglichkeiten bei<br />

primären Hirntumoren – insbesondere<br />

malignen Gliomen –<br />

und Gehirnmetastasen bis hin zu<br />

palliativen Maßnahmen dargestellt.<br />

Nicht weniger praxisrelevant ist der DFP-Beitrag von Univ.-Prof. Dr.<br />

Gerald Wiest, Wien, der sich mit dem Schwindel befasst. In dem<br />

Artikel werden die wichtigsten Manifestationsformen und Ätiologien<br />

von Gleichgewichtsstörungen zusammengefasst und die entsprechenden<br />

diagnostischen und therapeutischen Interventionen<br />

erläutert.<br />

Sollte Ihrer <strong>neurologisch</strong>-Ausgabe keine aktuelle Ausgabe von<br />

„die PUNKTE“ beiliegen, besteht die Möglichkeit, diese unter<br />

<strong>neurologisch</strong>@medmedia.at anzufordern.<br />

Diese Möglichkeit besteht ebenso für bereits erschienene Ausgaben:<br />

Die PUNKTE NEUROLOGIE 2/11<br />

• Multiple Sklerose – von der Immunpathogenese zur Therapie<br />

• Schlafstörungen – Diagnose und Therapie<br />

die PUNKTE NEUROLOGIE 1/11<br />

• Migräne – Klinik, Diagnostik, Akuttherapie und Prophylaxe<br />

die PUNKTE NEUROLOGIE 2/10<br />

• Morbus Parkinson: Diagnose und Therapie<br />

• Neuroborreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis<br />

Änderungen im LKF-System 2012<br />

Im Vergleich zum Vorjahr ergeben sich zwar keine Veränderungen mit großer Auswirkung, jedoch sind einige Punkte erwähnenswert:<br />

1. Es wurde eine vorübergehende MEL zur Thrombektomie bei Schlaganfall genehmigt, diese wird jedoch üblicherweise seitens der<br />

Radiologie abgerechnet.<br />

2. Die Neuberechungen der Belagsdauer führt zu geringfügiger Abwertung bei 7 HDG. Dies dürfte jedoch keine großen Auswirkungen<br />

haben.<br />

3. Bei der Intensivdokumentation ergab sich folgende Neuerung: Einstufungen sind nunmehr nach SAPS 3 und TISS-A zu dokumentieren.<br />

Diese ersetzt SPAS II und TISS-28. Die TRISS-Dokumentation entfällt.<br />

4. Kurzzeitige Unterbrechungen längerer stationärer Aufenthalte, welche bisher nur im Rahmen psychiatrischer Therapien möglich waren,<br />

sind nun auch für PatientInnen der „akuten <strong>neurologisch</strong>en Nachbehandlung“ an Stelle von Entlassungen und Wiederaufnahmen<br />

möglich und müssen verpflichtend dokumentiert werden. Die Dokumentationsrichtlinien sind unter Punkt „6.2 Dokumentation von<br />

Unterbrechungen“ nachzulesen.<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Kapeller, LKH Villach, Abt. für <strong>Neurologie</strong> und Psychosomatik<br />

Univ.-Prof. Dr. Stefan Kiechl, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong> Innsbruck<br />

8


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging: Was ist möglich,<br />

und wo sind die Grenzen der Bildgebung?<br />

Neuroimaging-Methoden sind in der Diagnose, Differenzialdiagnose und Verlaufsbeurteilung <strong>neurologisch</strong>er<br />

Erkrankungen unverzichtbar und haben auch zunehmend Gewicht bei Therapieentscheidungen. Ein sinnvoller<br />

Einsatz erfordert jedoch umfassende Kenntnisse der Möglichkeiten und Limitationen dieser Methoden.<br />

F<br />

Für die Weiterentwicklung der MRT erhielten<br />

der Amerikaner Paul Lauterbur und der Brite<br />

Sir Peter Mansfield 2003 den Medizinnobelpreis<br />

basierend auf Arbeiten zu Beginn der<br />

70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.<br />

Der Begründung der Akademie nach hätten<br />

sie die medizinische Diagnostik erneuert.<br />

Damit wurde diese Auszeichnung bereits viermal<br />

auf dem Gebiet der Kernresonanz vergeben<br />

(für die Entdeckung an die beiden US-<br />

Amerikaner Felix Bloch und Edward M. Purcell<br />

1952 für Physik, 1991 für den Schweizer Richard<br />

Ernst für Chemie).<br />

2012 ist die MRT im Management von <strong>neurologisch</strong>en<br />

Erkrankungen nicht mehr wegzudenken,<br />

wobei dies sicher auch für andere<br />

Neuroimaging-Techniken gilt. Ein wesentliches<br />

Kennzeichen der MRT ist ihre hohe Sensitivität,<br />

was neben diagnostischen Vorteilen<br />

auch die Gefahr von Zufallsbefunden oder<br />

Befunden mit fraglicher klinischer Relevanz<br />

birgt. Die Methode ist mittlerweile weit verfügbar:<br />

In OECD-Statistiken liegt Österreich<br />

in Europa bei der Zahl von Großgeräten deutlich<br />

an der Spitze (nur Island, USA und Japan<br />

haben mehr Geräte). So gab es 2006 in Österreich<br />

16,8 MRTs pro 1 Million Einwohner,<br />

verglichen mit 7,7 in Deutschland.<br />

Mit dem Ziele optimierten Versorgung von<br />

PatientInnen mit <strong>neurologisch</strong>en Erkrankungen<br />

im Fokus nimmt die <strong>Neurologie</strong> eine<br />

Schlüsselposition in der Indikationsstellung<br />

ein. Ein verantwortungsvoller und zielgerichteter<br />

Einsatz von Neuroimaging setzt jedoch<br />

umfangreiches Wissen um deren Möglichkeiten,<br />

aber auch Grenzen und Limitationen voraus.<br />

Folglich stellt die Ausbildung in diesen<br />

Bereichen auch einen wichtigen Schwerpunkt<br />

der Bemühungen der ÖGN dar.<br />

In diesem Sinne wurde auch das vorliegende<br />

Themenheft gestaltet, welches eindrucksvoll<br />

die Breite, aber auch Tiefe der Methoden<br />

demonstriert und zugleich deren klinischen<br />

Stellenwert kritisch beleuchtet.<br />

Mit Schlaganfall wird gleich zu Beginn ein<br />

medizinisch dringliches Thema von Univ.-Prof.<br />

Dr. Franz Fazekas, Medizinische Universität<br />

Graz, und Priv.-Doz. Dr. Jochen B. Fiebach,<br />

Center for Stroke Research Berlin (CSB) Charité<br />

Berlin, bearbeitet.<br />

Mit multipler Sklerose beschäftigt sich der<br />

Artikel von Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Kapeller,<br />

Abteilung für <strong>Neurologie</strong> und Psychosomatik,<br />

LKH Villach, und Dr. Michael Khalil, Medizinische<br />

Universität Graz.<br />

Bewährtes und Neues zum Neuroimaging bei<br />

Demenzen berichten Prim. Univ.-Prof. Dr.<br />

Susanne Asenbaum-Nan, Landesklinikum<br />

Amstetten und Amstetten-Mauer, und Univ.-<br />

Doz. Dr. Wolfgang Staffen, Medizinische<br />

Privatuniversität Salzburg.<br />

Der Stellenwert des Neuroimaging in der<br />

Epilepsie wird von Dr. Giorgi Kuchukhidze,<br />

Medizinische Universität Innsbruck, und<br />

Univ.-Prof. Dr. Ekaterina Pataraia, Medizi -<br />

nische Universität Wien, erörtert.<br />

Möglichkeiten der Bildgebung auf dem Gebiet<br />

der Parkinson-Syndrome werden umfassend<br />

von Univ.-Prof. Dr. Klaus Seppi, Univ.-<br />

Prof. Dr. Michael Schocke und Dr. Christoph<br />

Müller, Medizinische Universität Innsbruck,<br />

sowie Univ.-Prof. Walter Pirker, Medizinische<br />

Universität Wien, diskutiert.<br />

Was die Methoden gegenwärtig und künftig<br />

Assoz.-Prof. Dr. Christian Enzinger<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong><br />

Medizinische Universität Graz<br />

für den Beirat Neuroimaging der ÖGN<br />

(Prim. Univ.-Prof. Dr. Susanne Asenbaum-Nan,<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Kapeller)<br />

auf dem Gebiet der amyotrophen Lateral -<br />

sklerose zu leisten imstande wären, wird von<br />

Prof. Dr. Jan Kassubek, Universität Ulm, und<br />

DI Christian Langkammer, Medizinische Universität<br />

Graz, skizziert.<br />

Mit der funktionellen MRT beschäftigen sich<br />

Assoz.-Prof. Christian Enzinger, Medizinische<br />

Universität Graz, und Univ.-Prof. Roland Beisteiner,<br />

Medizinische Universität Wien, in<br />

ihrem Beitrag.<br />

Univ.-Prof. Siegfried Trattnig, Medizinische<br />

Universität Wien und Assoz.-Prof. Stefan Ropele,<br />

Medizinische Universität Graz, vermitteln<br />

uns schließlich mit ihrem Artikel „Hochfeld-MRT<br />

und technische Weiterentwicklungen“<br />

den Eindruck „die Zukunft ist jetzt“<br />

und geben Ausblicke auf Entwicklungen, die<br />

uns künftig weiter faszinieren, aber auch fordern<br />

werden.<br />

Abschließend sei allen AutorInnen für Ihre<br />

wertvollen Beiträge gedankt. Wir hoffen dass<br />

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, damit<br />

ein für Ihre Arbeit sinnvolles Kompendium in<br />

Händen halten.<br />

n<br />

11


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Schlaganfall<br />

Die zunehmend breite Verfügbarkeit der Magnetresonanztomographie (MRT) verbunden mit den<br />

Weiterentwicklungen dieser Technologie in Hinblick auf Feldstärke und Gerätekonfiguration, Spulensysteme,<br />

Pulssequenzen sowie Darstellungs- und Auswertungssoftware erlauben ein immer genaueres und detaillierteres<br />

Erfassen von morphologischen und funktionellen Veränderungen des Gehirns und seiner Gefäße. Dies hat für<br />

den Einsatz beim Schlaganfall zu einer Fülle neuer Erkenntnisse und Möglichkeiten geführt, die einen wichtigen<br />

Beitrag in der Diagnosesicherung liefern, unser pathophysiologisches Verständnis in Bezug auf verschiedene<br />

Aspekte des Schlaganfalls vertiefen und immer mehr auch Eingang in das therapeutische Management dieses<br />

höchst variablen Krankheitsbildes finden.<br />

IIn der akuten Phase des Schlaganfalls mit<br />

Blickpunkt Thrombolyse, d. h. innerhalb der<br />

ersten 4,5 Stunden, tritt die Bedeutung der<br />

detaillierten morphologischen oder funktionellen<br />

Information heute noch eindeutig hinter<br />

den möglichst raschen Behandlungsbeginn<br />

zurück. Der für die Thrombolyse geforderte<br />

Ausschluss einer subarachnoidalen oder<br />

intrazerebralen Blutung als Ursache des<br />

Schlaganfalls oder einer anderen augenfälligen<br />

morphologischen Veränderung, welche<br />

als Kontraindikation für eine derartige Behandlung<br />

anzusehen wäre, kann auch mit<br />

der kranialen Computertomographie (CT)<br />

rasch und sicher erfolgen.<br />

Auch der Nachweis von Hauptstammverschlüssen<br />

der größeren hirnversorgenden<br />

bzw. intrakraniellen Gefäße, die immer mehr<br />

als Indikation für eine zusätzliche interventionelle<br />

Behandlung gesehen werden, ist<br />

über eine CT-Angiographie (CTA) heute mit<br />

den meisten Geräten problemlos möglich.<br />

Aus diesen Gründen, aufgrund der nach wie vor<br />

größeren Verbreitung und Zugänglichkeit<br />

sowie nicht zuletzt infolge der insgesamt einfacheren<br />

Untersuchungsführung stellt die CT<br />

derzeit noch immer die zumindest in den ersten<br />

Stunden nach einem Schlaganfall am häufigsten<br />

eingesetzte bildgebende Methode dar.<br />

Eine größere Informationsvielfalt vermitteln<br />

aber zweifellos die verschiedenen MRT-<br />

1<br />

Untersuchungstechniken. Diese sind daher<br />

schon jetzt für eine differenzierte Diagnostik<br />

der verschiedenen Schlaganfallursachen und<br />

nicht zuletzt für den direkten Nachweis des<br />

Schlaganfalls selbst von großer Bedeutung.<br />

Daneben kommt ihnen auch in der Selektion<br />

der SchlaganfallpatientInnen für bestimmte<br />

Behandlungsformen immer größere Bedeutung<br />

zu.<br />

Während wir also in die Lage versetzt werden,<br />

immer mehr Details im vom Schlaganfall<br />

betroffenen Gehirn abbilden zu können, so<br />

sehen wir offensichtlich noch lange nicht<br />

alles. Sowohl in der Akutphase als auch mehrere<br />

Monate nach einem Schlaganfall können<br />

entsprechende Veränderungen – eventuell<br />

noch nicht oder auch nicht mehr – erkennbar<br />

sein.<br />

Genaues Wissen um die Möglichkeiten und<br />

Grenzen der derzeit verfügbaren Magnetresonanztechniken<br />

kann deshalb helfen, diese<br />

noch gezielter und effizienter einzusetzen<br />

und die Ergebnisse auch ausreichend kritisch<br />

zu bewerten. Die nachfolgenden Ausführungen<br />

sollen dabei eine gewisse Hilfestellung<br />

liefern.<br />

2<br />

Univ.-Prof. Dr. Franz Fazekas 1 ,<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Jochen B. Fiebach 2<br />

Radiologe und Neuroradiologe,<br />

Leiter Akademische Neuroradiologie<br />

Center for Stroke Research Berlin (CSB)<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin,<br />

Campus Benjamin Franklin, Klinik für <strong>Neurologie</strong><br />

MRT-Parenchymveränderungen<br />

beim Schlaganfall<br />

Die Überlegenheit der MRT im Nachweis zerebraler<br />

ischämischer Läsionen gegenüber<br />

der CT steht außer Zweifel. Hyperintense Signalveränderungen<br />

des Gehirngewebes infolge<br />

eines Infarktes sind schon in der konventionellen<br />

MRT mit T2-gewichteten Sequenzen<br />

insbesondere in Hirnstamm und<br />

Kleinhirn rascher und leichter abzugrenzen<br />

als die einer Ischämie folgende Hypodensität<br />

des betroffenen Gehirngewebes in der CT.<br />

Diese „Augenfälligkeit“ wird durch den Einsatz<br />

von Pulssequenzen, welche das Signal<br />

von Liquor unterdrücken – wie etwa von<br />

FLAIR (fluid-attenuated inversion recovery) –<br />

weiter gesteigert.<br />

Diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI):<br />

Ein überragender Vorteil im Vergleich zur CT<br />

hat sich jedoch erst mit Einführung des DWI<br />

(Diffusion-weighted Imaging) ergeben, das<br />

auf der Abbildung der Mobilität der Wasserstoffprotonen<br />

im Gewebe beruht. Die Diffusivität<br />

der Wasserstoffprotonen nimmt bei<br />

12


akuter Ischämie sehr rasch ab, sodass Gewebeveränderungen<br />

mittels DWI bereits nach<br />

20 Minuten als Areale hoher Signalintensität<br />

und damit früher eindeutig zu detektieren<br />

sind als dies mit konventioneller MRT oder<br />

CT möglich ist (Abb. 1).<br />

Eine Hyperintensität in der DWI ist nur in<br />

Ausnahmefällen reversibel und mündet somit<br />

meist in einen Infarkt. Zudem ist die Reduktion<br />

der Diffusivität, die anhand der Kartierung<br />

der Diffusionskoeffizienten überprüft<br />

werden kann, fast exklusiv bei akuten ischämischen<br />

Veränderungen zu finden und damit<br />

ein recht spezifischer Befund, der insbesondere<br />

auch hilft, akute von alten Infarkten abzugrenzen<br />

(Abb. 2). Dies hat die DWI zu einer<br />

Routinesequenz in der Abklärung des akuten<br />

Schlaganfalls gemacht.<br />

In gewissen Gehirnarealen wie etwa dem<br />

Hirnstamm kann es allerdings teilweise deutlich<br />

länger (bis zu mehrere Stunden) dauern,<br />

bis selbst bei Einsatz der konventionellen DWI<br />

Signalveränderungen auftreten. Als mögliche<br />

Ursache werden Unterschiede in der Gewebestruktur<br />

diskutiert. Investiert man in solchen<br />

Fällen Untersuchungszeit in Sequenzen<br />

mit wiederholten Diffusionsmessungen und<br />

reduziert die Aufnahmeschichtdicke auf 2 bis<br />

3 mm, so entgehen einem Hirnstamminfarkte<br />

seltener. Man muss also wissen, dass in diesen<br />

Regionen eine negative MRT einen akuten<br />

Schlaganfall nicht ausschließt, falls die<br />

Untersuchung sehr rasch nach dem Akutereignis<br />

durchgeführt worden ist.<br />

DWI-Veränderungen sind zu 30–70 % auch<br />

bei PatientInnen mit einer transienten ischämischen<br />

Attacke zu finden. Die Häufigkeit<br />

des Nachweises derartiger Signalveränderungen<br />

ist hier ebenfalls stark vom Zeitpunkt der<br />

MRT-Untersuchung abhängig. Da derartige<br />

Signalveränderungen wie die <strong>neurologisch</strong>e<br />

Symptomatik selbst ebenfalls flüchtig sein<br />

können, werden sie seltener beobachtet,<br />

wenn die MRT erst mehrere Tage nach dem<br />

klinischen Ereignis durchgeführt wird. Andererseits<br />

steigt die Wahrscheinlichkeit, eine diffusionspositive<br />

Läsion zu finden, mit der<br />

Dauer der klinischen Symptome. u<br />

Abb. 1: 59-jährige Patientin, die um 6:00 Früh mit<br />

Herdblick nach links, globaler Aphasie und inkompletter<br />

Halbseitenlähmung rechts aufgefunden wird.<br />

Abb. 2: 62-jährige Patientin mit akuter Schwäche<br />

der linken Halbseite und langjähriger unregelmäßig<br />

behandelter Hypertonie.<br />

In der sofort durchgeführten CT finden sich keine Infarktzeichen (a).<br />

Die angeschlossene MRT-Untersuchung zeigt in den FLAIR-Sequenz nur<br />

eine diskrete Signalanhebung und Schwellung des insulären Kortex und<br />

Putamen links (Pfeile; b). In der diffusionsgewichteten Sequenz ist hingegen<br />

schon deutlich ein akuter Mediateilinfarkt erkennbar (c) der sich<br />

durch reduzierte Diffusivität (dunkles Areal in der Kartierung der Diffu -<br />

sionskoeffizienten; d) auszeichnet. Die Befundkonstellation spricht für<br />

ein erst kurz zurückliegendes Eintreten der Ischämie.<br />

Die CT zeigt mehrere alte lakunäre Läsionen in den Stammganglien und<br />

Thalami (Pfeile) sowie eine leichte diffuse Hypodensität des Marklagers<br />

(Leukoaraiose), betont um Vorder- und Hinterhörner der Seitenventrikel (a).<br />

Die gleichen Veränderungen sind auch in der FLAIR-Sequenz zu sehen (b).<br />

Der akute ischämische Infarkt im hinteren Schenkel der rechten Capsula<br />

interna ist erst in der diffusionsgewichteten Sequenz (c) infolge reduzierter<br />

Diffusivität (Pfeil – d) zu erkennen.<br />

13


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 3: 70-jähriger Patient mit akuter Halbseitenlähmung links. Langjähriger<br />

Hypertonus.<br />

Die CT zeigt eine Einblutung im hinteren Schenkel der Capsula interna und angrenzenden Thalamus<br />

rechts (a). Leichte Hyperdensität besteht auch im Putamen rechts (Pfeil – b). In der FLAIR-Sequenz<br />

erscheint die Thalamusblutung dunkel (c), ebenso wie in der T2*-gewichteten Gradientenecho -<br />

sequenz (e) und insbesondere in der diffusionsgewichteten Sequenz (g). Es handelt sich um ein<br />

frisches Hämatom. Die Läsion im Putamen erscheint bei FLAIR- (d) und T1-Gewichtung (h) hyper -<br />

intens im Sinne einer subakuten Blutung. Die akute Blutung erscheint bei T1-Gewichtung eher<br />

dunkel (weißer Pfeil in h). Auf den T2*-gewichteten Gradientenechosequenzaufnahmen (e, f) sind<br />

noch weitere Areale mit Signalauslöschung zu erkennen, die Hämosiderinablagerungen nach alten<br />

Mikroblutungen entsprechen (schwarze Pfeile).<br />

Abb. 4: 78-jähriger Patient mit leichter fluktuierender Schwäche des<br />

rechten Armes.<br />

Sensitivität und Spezifität: Für lange Zeit<br />

bestand die Vermutung und Sorge, dass die<br />

MRT im Nachweis intrazerebraler Blutungen<br />

weniger sensitiv und spezifisch sei als die CT.<br />

Diese Sorge konnte mittlerweile durch die<br />

Verfügbarkeit von DWI sowie den Einsatz<br />

blutsensitiver Sequenzen wie des Gradient<br />

Recalled Echo (GRE) oder des Susceptibilityweighted<br />

Imaging (SWI) ausgeräumt werden.<br />

Akutes Blut ist auf DWI-Bildern von mittlerer<br />

Signalintensität oder erscheint dunkel und<br />

unterscheidet sich daher deutlich von den<br />

hell aufleuchtenden ischämischen Arealen.<br />

Die GRE-Sequenz lässt akutes Blut ebenfalls<br />

als dunkel erscheinen. Hinzu kommt, dass in<br />

der FLAIR eine perakute Blutung als runde<br />

oder ovale Hyperintensität leicht abgrenzbar<br />

ist, während ein Territorialinfarkt allenfalls<br />

leicht hyperintens ist und sich in seiner Ausdehnung<br />

an der arteriellen Gefäßanatomie<br />

orientiert, also typischerweise Kortex mit angrenzendem<br />

Marklager betrifft. In zwei unabhängigen<br />

multizentrischen prospektiven<br />

Studien an über 300 PatientInnen konnte bei<br />

parallelem Einsatz von CT und MRT gezeigt<br />

werden, dass die MRT schon in der Akutphase<br />

im Nachweis akuter Blutungen der CT<br />

mindestens ebenbürtig ist (Abb. 3).<br />

Auch subarachnoidales Blut ist auf FLAIR-Sequenzen<br />

in der Regel gut zu erkennen. Aufgrund<br />

der Liquorpulsation und damit eventuell<br />

inkompletter Signalunterdrückung finden<br />

sich bei dieser Sequenz oft aber auch<br />

falsch positive Signalanhebungen in den basalen<br />

Liquorräumen, so dass für die Akutdiagnostik<br />

einer Subarachnoidalblutung (SAB)<br />

die CT nach wie vor die Methode der Wahl<br />

darstellt.<br />

Die diffusionsgewichtete Sequenz zeigt multiple akute ischämische Schädigungsareale im Versorgungsgebiet<br />

der linken A. cerebri media. Die mitgeführte MR-Perfusion zeigt ausgedehntere Ischämieareale<br />

als zu vermuten. In der kontrastmittelunterstützten MR-Angiographie der extrakraniellen<br />

Hirngefäße ist eine hochgradige unregelmäßig konturierte Stenose der A. carotis interna links kurz<br />

nach dem Abgang zu sehen (Pfeil). Die Stenose ist so ausgeprägt, dass die nachgeschalteten<br />

Gefäßabschnitte im Seitenvergleich weniger kontrastiert und kaliberschwächer erscheinen.<br />

Rückschluss auf den Zeitpunkt des Schlag -<br />

anfalls: Aufgrund der rascheren Entwicklung<br />

einer Diffusionsstörung, d. h. dem Nachweis<br />

von ischämischen Läsionen mittels DWI, gegenüber<br />

der etwas später einsetzenden<br />

Signalhyperintensität bei T2- und FLAIR-gewichteten<br />

Aufnahmen wurden auch Überlegungen<br />

angestellt, aus dem MRT-Befund auf<br />

die Dauer der ischämischen Schädigung - zumindest<br />

in den ersten Stunden – rückzuschließen.<br />

Dies wäre insbesondere für PatientInnen be-<br />

14


deutsam, bei denen der Zeitpunkt des Eintritts<br />

eines Schlaganfalls nicht exakt bekannt<br />

ist, wie etwa beim Aufwachen mit Schlaganfallsymptomen,<br />

und daher eine Thrombolysebehandlung<br />

eventuell nicht durchgeführt<br />

wird. Die bislang dazu vorliegenden Untersuchungen<br />

bestätigen überwiegend die Annahme,<br />

dass Infarkte erst wenige Stunden<br />

alt sind, wenn sie in der konventionellen Bildgebung<br />

(T2-Gewichtung und/oder FLAIR)<br />

noch nicht zeichnen, aber in der DWI bereits<br />

erkannt werden können.<br />

Im Einzelfall kann aber vermutlich aufgrund<br />

verschiedener Einflussfaktoren wie der Untersuchungssequenz,<br />

der Schlaganfallätiologie<br />

oder des Kollateralkreislaufs offensichtlich<br />

durchaus eine gewisse Varianz bestehen, so<br />

dass noch weitere Daten abzuwarten sind,<br />

bevor diesbezüglich klare Therapieempfehlungen<br />

abgegeben werden können. Eine<br />

multizentrische europäische Studie wird<br />

daher die PatientInnen, deren Infarkt noch<br />

nicht auf der FLAIR erkennbar ist, mit Thrombolyse<br />

behandeln, um zumindest für diese<br />

Gruppe eine neue Therapiemöglichkeit zu<br />

entwickeln.<br />

Vorausgegangene Schädigungen: Neben<br />

dem Nachweis der akuten Veränderungen erweist<br />

sich die MRT auch gegenüber bereits<br />

vorausgegangener und eventuell unbemerkter<br />

Schädigung des Gehirns durch vaskuläre<br />

Prozesse als sehr sensitiv und spezifisch. So<br />

finden sich in populationsbasierten Studien<br />

selbst bei Personen ohne vorausgegangene<br />

<strong>neurologisch</strong>e Erkrankung alte Infarkte bei<br />

5–10 % der Untersuchten.<br />

Mögliche Ursachen dafür sind unter anderem<br />

die Lokalisation in nicht eloquenten Hirnarealen<br />

sowie die Auslösung nur unspezifischer<br />

Symptome wie etwa eines kurzen Schwindels,<br />

einer Sehstörung oder von Benommenheit,<br />

die nicht mit einem Schlaganfall assoziiert<br />

werden. Verlaufsuntersuchungen haben außerdem<br />

gezeigt, dass selbst die MRT das Ausmaß<br />

vorangegangener vaskulärer Schäden<br />

des Gehirns in manchen Fällen unterschätzen<br />

dürfte. So wurde insbesondere beobachtet,<br />

dass lakunäre Infarkte (subkortikale Infarkte<br />

15 mm) nach mehreren Monaten bis Jahren<br />

oft nicht mehr nachweisbar sind.<br />

Einblutungen in das Hirngewebe hinterlassen<br />

dafür lebenslange Marker, wenn bei<br />

der Untersuchung blutungssensitive Sequenzen<br />

(GRE oder SWI) zum Einsatz kommen.<br />

Es verbleiben im Gewebe nämlich Hämosiderinreste,<br />

die aufgrund ihres paramagnetischen<br />

Effektes und der dadurch bedingten<br />

Magnetfeldinhomogenität bei diesen Sequenzen<br />

zu weiträumiger Signalauslöschung<br />

führen, d. h. die Veränderungen erscheinen<br />

wesentlich ausgedehnter als sie tatsächlich<br />

sind (Abb. 3).<br />

Dies wird auch als „Blooming-Effekt“ bezeichnet<br />

und bedingt, dass bereits minimale<br />

Blutaustritte, oft auch als Mikroblutungen<br />

bezeichnet, im Rahmen von Kleingefäßerkrankungen<br />

sowie Hämosiderineinlagerungen<br />

in den Meningen nach subarachnoidaler<br />

Einblutung nachweisbar geworden sind.<br />

Damit kann die MRT heute Hinweise auf<br />

Krankheitsentitäten wie eine zerebrale Amyloidangiopathie,<br />

eine hypertensive zerebrale<br />

Mikroangiopathie oder auch eine stattgehabte<br />

konvexale SAB liefern, was ebenfalls<br />

zur weiteren Typisierung der Schlaganfall -<br />

ätiologien und zum besseren Erkennen der<br />

Vielfältigkeit der Schlaganfallursachen beigetragen<br />

hat.<br />

MR der zerebralen Gefäße<br />

Im Anschluss an die morphologische Bildgebung<br />

ist mittels Magnetresonanzangiographie<br />

(MRA) auch eine rasche Darstellung der<br />

intrakraniellen hirnversorgenden Gefäße zum<br />

Nachweis des Verschlusses größerer Gefäßstämme<br />

oder -äste rasch und ohne Kontrastmittel<br />

(KM) möglich. Derartige Sequenzen u


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 5: Dieselbe Patientin wie in Abbildung 1<br />

Die MR-Angiographie zeigt auf der Seite der akuten Diffusionsstörung (a) einen Verschluss des Haupt -<br />

stammes der A. cerebri media (Pfeile; b). Die MR-Perfusion zeigt in Bezug auf verschiedene Para -<br />

meter dazu korrelierend eine Minderperfusion im gesamten Versorgungsgebiet dieses Gefäßes<br />

(MTT = mean transit time; TTP = time to peak; CBV = cerebral blood volume; CBF = cerebral blood flow).<br />

Es liegt also ein ausgedehnter, aber unterschiedlich einschätzbarer Diffusion-Perfusion-Mismatch vor.<br />

lassen auch größere Aneurysmen erkennen,<br />

die allerdings dann zumeist in der nativen<br />

Bildgebung bereits sichtbar sind. Für eine genauere<br />

Gefäßdarstellung, insbesondere der<br />

extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße, ist<br />

allerdings eine KM-unterstützte MRA notwendig<br />

(Abb. 4). Bei speziellen Fragestellungen<br />

wie etwa dem Verdacht auf eine Gefäßdissektion<br />

können ergänzende Schnittbilder<br />

zusätzliche hilfreiche Informationen wie den<br />

direkten Nachweis des Gefäßwandhämatoms<br />

liefern.<br />

Da PatientInnen mit Verdacht auf eine SAB,<br />

wie vorab ausgeführt, primär der CT zugeführt<br />

werden, wird auch die anschließende<br />

Frage nach dem Vorliegen eines Aneurysmas<br />

meist mittels KM-unterstützter CTA beantwortet.<br />

Die Qualität der CTA ist bei den modernen<br />

Geräten heute bereits so hoch, dass<br />

in Bezug auf die Sensitivität im Aneurysmanachweis<br />

kaum ein Unterschied zur konventionellen<br />

Angiographie besteht. Für den<br />

Nachweis von Kaliberschwankungen oder<br />

Verschlüssen kleinster Gefäße wie etwa bei<br />

Verdacht auf das Vorliegen einer zerebralen<br />

Vaskulitis stellt die konventionelle Angiographie<br />

allerdings nach wie vor den Goldstandard<br />

dar.<br />

MR-Perfusion<br />

Neben Abbildung des Gehirnparenchyms und<br />

der hirnversorgenden Gefäße ist die MR-<br />

Technologie auch in der Lage, Informationen<br />

über fokale Veränderungen der Hirnperfusion<br />

zu liefern. Dabei werden die durch den<br />

Einstrom von intravenös verabreichtem Kontrastmittel<br />

in das Gehirn bedingten Signaländerungen<br />

genutzt, um verschiedene<br />

durchblutungsassoziierte Parameter zu errechnen<br />

und kartiert darzustellen (Abb. 4 und<br />

5). Eine genauere Berechnung der absoluten<br />

Hirndurchblutungswerte ist allerdings aufwändiger<br />

und auch dann nur unter gewissen<br />

Einschränkungen möglich. Aus diesem<br />

Grund werden für die Akutabschätzung von<br />

Perfusionsdefekten meist nur relative Änderungen<br />

herangezogen.<br />

Konzept der Penumbra: In den letzten Jahren<br />

wurde die MR-Perfusion auf diese Weise<br />

beim Schlaganfall eingesetzt, um das Konzept<br />

der so genannten Penumbra zu ver -<br />

folgen. Man versteht darunter Anteile von<br />

Gehirngewebe um den Infarktkern, die durch<br />

die plötzliche Mangeldurchblutung, z. B. infolge<br />

eines Gefäßverschlusses, akut gefährdet,<br />

aber noch nicht irreversibel geschädigt<br />

sind. Daraus leitet sich die Annahme ab, dass<br />

diese Gehirnregionen durch eine Wiedereröffnung<br />

des Gefäßes noch zu retten wären.<br />

Mittels MR hat man versucht, die Penumbra<br />

nun als jenes Gebiet zu definieren, bei dem<br />

in der DWI noch keine Veränderungen zu erkennen<br />

sind, während gleichzeitig eine Minderperfusion<br />

gegeben ist, also ein DWI-Perfusion-Mismatch<br />

vorliegt (Abb. 5).<br />

Wegen verschiedener Einflussfaktoren sowie<br />

insbesondere auch Unterschieden in den verwendeten<br />

Grenzwerten für eine relevante Hypoperfusion<br />

wird die MRT-Penumbra bisher<br />

aber noch nicht einheitlich definiert. Dies und<br />

die schwer abzuschätzende Dynamik der<br />

Akutsituation sind mögliche Gründe, warum<br />

dem Konzept des DWI-Perfusion-Mismatch<br />

in placebokontrollierten Thrombolysestudien<br />

bisher noch kein eindeutiger Erfolg als Behandlungskriterium<br />

beschieden war.<br />

Die Ergebnisse klinischer Beobachtungsstudien<br />

sind aber durchaus ermutigend. Es ist deshalb<br />

anzunehmen, dass mit Verbesserung<br />

und Standardisierung der Perfusionsmessungen<br />

ein Instrument zur Verfügung gestellt<br />

werde könnte, das bei der Selektion von PatientInnen<br />

zur interventionellen Schlaganfalltherapie<br />

ergänzend zum Faktor Zeit und der<br />

MRA hilfreich ist.<br />

Resümee<br />

Mittlerweile stehen bereits eine Reihe von<br />

MR-Sequenzen und Techniken zur Verfügung,<br />

die eine sehr detaillierte Beurteilung<br />

der schlaganfallassoziierten Veränderungen<br />

von Gehirn, versorgenden Gefäßen und Hirndurchblutung<br />

ermöglichen. Diese Informationen<br />

dienen der sicheren und spezifischen Diagnostik,<br />

werden aber auch immer mehr für<br />

Entscheidungen über bestimmte Behandlungsabläufe<br />

herangezogen. Es ist damit zu<br />

erwarten, dass in den nächsten Jahren für<br />

die spezialisierte Akutbehandlung des Schlaganfalls<br />

die durchgehende Verfügbarkeit der<br />

MRT genauso eingefordert werden muss, wie<br />

dies derzeit für die CT gilt.<br />

n<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

16


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Multiple Sklerose<br />

In der Diagnosestellung, Bewertung und Einschätzung der Krankheitsbilder innerhalb des demyelinisierenden<br />

Formenkreises ist die Magnetresonanztomographie (MRT) unter den apparativen Methoden einzigartig.<br />

Zur Beurteilung der multiplen Sklerose (MS) bietet sie nicht nur hoch sensitive und spezifische diagnostische<br />

Information 1, 2 , sondern lässt auch Einblicke in die Pathologie der Erkrankung zu. Dafür stehen eine Unzahl<br />

unterschiedlicher MRT-Methoden zur Verfügung, von denen die konventionelle Bildgebung nur ein Teil ist.<br />

DDie Diagnose der MS mittels MRT fußt einerseits<br />

auf den so genannten „Barkhof-Kriterien“<br />

2 , andererseits auf der Definition des<br />

Nachweises für zeitliche und örtliche Dissemination<br />

nach den revidierten McDonald-Kriterien<br />

3, 4 . Hierfür werden die Techniken der<br />

konventionellen Bildgebung verwendet – T1-<br />

Gewichtung mit und ohne Kontrastmittel, T2,<br />

oder Flair (Tirm). Über Durchführung und<br />

Technik wurde in diesem Medium schon öfter<br />

berichtet, und es wird auf diese Übersichten<br />

ver wiesen (www.oegn.at/mitglieder/index.php?<br />

page=neuroimaging).<br />

Darüber hinaus bietet jedoch die MRT Methoden,<br />

welche Informationen über Faserverlauf<br />

(Traktographie), Makromolekül-Beschaffenheit<br />

(Magnetisierungstransfer – MTR) oder<br />

Metaboliten-Veränderungen (Magnetresonanzspektroskopie<br />

– MRS) bereitstellt. Dabei<br />

scheinen die Möglichkeiten der Technik nahezu<br />

unerschöpflich. In immer kürzer werdenden<br />

Abständen liefern die Entwickler<br />

Neuerungen, mit denen zusätzliche Einblicke<br />

nichtinvasiv erhoben werden können. Gegenwärtig<br />

ist die Bestimmung zerebraler Eiseneinlagerung<br />

solch ein Beispiel und wird ein<br />

zentraler Bestandteil dieser Bestandsaufnahme<br />

sein.<br />

Magnetresonanz-Spektroskopie<br />

Eine der wohl faszinierendsten Techniken in<br />

diesem Zusammenhang ist die Magnetresonanzspektroskopie<br />

(MRS). Diese Methode<br />

kann prinzipiell mit jedem Atom, welches ein<br />

1<br />

magnetisches Moment besitzt, durchgeführt<br />

werden. Auf Grund der hohen Dichte an<br />

Wasserstoffatomen im Gehirn und technisch<br />

leichterer Machbarkeit wird derzeit hauptsächlich<br />

dieses für die MRS-Experimente herangezogen<br />

– deshalb 1H-MRS.<br />

Die Technik fußt auf dem Prinzip, dass wegen<br />

unterschiedlicher Bindungskräfte die H-<br />

Atome in unterschiedlichen Molekülen unterschiedlich<br />

verankert sind. Daher schwingen<br />

in einem magnetischen Feld unterschiedliche<br />

Atome (Moleküle) mit unterschiedlichen<br />

Frequenzen. Diese Unterschiede werden gemessen,<br />

mittels Fourier-Transformation vom<br />

Frequenzbereich in einen Mengenbereich<br />

(parts per million – ppm) umgerechnet und<br />

auf einer Skala aufgetragen. Das Ergebnis<br />

der MRS ist also kein Bild, sondern eine<br />

Kurve, in der sich die gemessenen Metaboliten<br />

als Spitzenausschläge – „Peaks“ – abgebildet<br />

finden (Abb. 1).<br />

Mittels dieser Methode ist es sowohl möglich,<br />

Einzelvolumina zu untersuchen (Single-Voxel-<br />

Spektroskopie) als auch ein Großvolumen,<br />

welches dann rechnerisch in Einzelvolumina<br />

unterteilt werden kann (Multi-Voxel-Methode<br />

= Chemical Shift Imaging – CSI). Eine Mindestvolumengröße<br />

von 1 cm 3 sollte nicht unterschritten<br />

werden, da sonst zu wenig Gewebeinhalt<br />

für die Messung zur Verfügung<br />

2<br />

Dr. Michael Khalil 1 ,<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

Prim Univ.-Prof. Dr. Peter Kapeller 2<br />

Abteilung für <strong>Neurologie</strong> und<br />

Psychosomatik des LKH Villach<br />

steht. Abbildung 1 zeigt ein Single-Voxel-<br />

Spektrum aus normaler weißer Gehirnsubstanz<br />

mit den Hauptmetaboliten myo-Inositol<br />

(myo-Ins), Cholinverbindungen (Cho), Creatin<br />

(Cr), und N-Acetylaspartat (NAA). In Messungen<br />

aus pathologischem Gewebe können zusätzliche<br />

Metaboliten gefunden werden wie<br />

Laktat- (Lac) oder Lipid-Formationen (Lip)<br />

(Abb. 2). Herkunft und Funktion der einzelnen<br />

Metaboliten sind nur teilweise bekannt. Dies<br />

ist eine der stärksten Limitationen dieser Methode<br />

für ihren klinischen Wert.<br />

myo-Inositol: Dieser Metabolit setzt sich aus<br />

3 Hauptbestandteilen zusammen: 70 % myo-<br />

Inositol, 15 % myo-Inositol-Monophosphat,<br />

15 % Glycin. Glycin ist ein inhibitorischer<br />

Neurotransmitter, der besonders im Hirnstamm<br />

und im Rückenmark vorkommt. Sein<br />

Beitrag zum Ins-Peak wird also bei Untersuchung<br />

supratentorieller Hirnanteile gering<br />

sein. Ins findet sich vor allem innerhalb der<br />

Zellen und ist damit in zellreichen Geweben<br />

in seiner Konzentration schon physiologisch<br />

erhöht. Pathologisch erhöht findet es sich<br />

z. B. bei gliotischem Umbau. Auch ist beschrieben,<br />

dass Ins in die zelluläre Osmoregulation<br />

involviert ist. Damit können sich<br />

auch Verschiebungen bei deren Störungen<br />

ergeben.<br />

18


Cholin: Es umfasst alle Cholinverbindungen,<br />

die im Gehirn vorkommen (z. B. Acetylcholin,<br />

CDP-Cholin, Glycerophosphocholin ...). Am<br />

bedeutendsten ist jedoch das Phosphatidylcholin.<br />

Dies ist als Zellmembranbestandteil<br />

bei allen Prozessen mit einem hohen Membran-Turnover<br />

involviert und erhöht sich z. B.<br />

eklatant bei Neoplasien.<br />

Abb. 1: Single-Voxel-Spektrum aus normaler weißer Gehirnsubstanz mit den<br />

Hauptmetaboliten myo-Inositol (myo-Ins), Cholinverbindungen (Cho), Kreatin<br />

(Cr), und N-Acetylaspartat (NAA).<br />

Creatin: Der Hauptbestandteil dieses Metaboliten<br />

stammt von Kreatinphosphat. Es ist<br />

dies ein Buffer im Energiehaushalt zur Bereitstellung<br />

von ATP aus ADP.<br />

N-Acetylaspartat: Der für die MS-Diagnostik<br />

wohl interessanteste Metabolit im Spektrum<br />

ist das N-Acetylaspartat (NAA). Dieses<br />

kommt nahezu exklusiv in Neuronen vor und<br />

gilt daher als Maß für neuronale Integrität.<br />

Als pathologische Peak-Formationen können<br />

in einem MS-Plaque noch Laktat und Lipide<br />

gefunden werden. Während Ersteres eigentlich<br />

nur in akuten Plaques gefunden werden<br />

können, kommen Lipide gelegentlich auch in<br />

chronischen MS-Läsionen vor.<br />

Die Charakteristika des akuten MS-Plaque<br />

sind also erniedrigtes NAA als Zeichen neuronaler<br />

Dysfunktion oder neuronalen Schadens;<br />

Laktat als Zeichen der anaeroben Glykolyse,<br />

möglicherweise Ausdruck von lokalen<br />

Vaskulitiden im Rahmen der Entzündung;<br />

sowie Lipide als Zeichen der Zellmembranzerstörung.<br />

Chronische Plaques: Während die Befunde<br />

aus akuten Plaques nicht überraschen und<br />

gut erklärbar sind, sind jene aus chronischen<br />

Plaques oder so genannter normal erscheinender<br />

weißer Substanz (NAWM) wesentlich<br />

interessanter. Sie liefern nämlich erstaunlich<br />

ähnliche Ergebnisse. Dies ist vor allem in Hinblick<br />

auf die NAWM spannend, da diese ja<br />

makroskopisch im konventionellen MRT<br />

keine Auffälligkeiten zeigt. Als Hauptbefunde<br />

zeigen beide Gewebe erniedrigtes NAA und<br />

erhöhtes myo-Ins.<br />

Dieser Befund war so überraschend, dass er<br />

sogar eine Diskussion in Gang brachte, ob<br />

MS auch mit nur geringer Oligodendrozyten-<br />

Pathologie möglich ist, quasi als primär neuronale<br />

Erkrankung, da diese Befunde auch<br />

schon früh im Krankheitsprozess zu finden<br />

sind 5 . Auch lieferte sie Hinweise darauf, dass<br />

die Reduktion des NAA mit einer Erhöhung<br />

des myo-Ins einhergeht 5, 6 . Ein Erklärungsversuch<br />

wäre, dass der Verlust an axonalen<br />

Strukturen durch Bildung von Gliose kompensiert<br />

würde, was auch histopathologisch<br />

beschrieben ist 7 .<br />

Wechselnde Ergebnisse lieferte bislang der<br />

Versuch, NAA über den zeitlichen Verlauf zu<br />

erfassen. Diesbezügliche Studien wurden sowohl<br />

als Verlaufskontrolle als auch bezüglich<br />

des Therapieerfolgs durchgeführt. Exemplarisch<br />

sei hier für beides je eine Referenz angeführt<br />

8, 9 .<br />

Korrelationsversuche zur Klinik der Betroffenen<br />

stehen teils noch aus bzw. konnten nicht<br />

Abb. 2: Spektrum aus einem akuten MS-Plaque<br />

geführt werden. Als Zusammenschau kann<br />

jedoch die MRS viele interessante Zusatzbefunde<br />

liefern, welche ein Gefühl für den<br />

Krankheitsprozess bieten könnten.<br />

Quantifizierung von<br />

Eisen ablagerung in grauer<br />

Hirnsubstanz bei MS<br />

MS ist eine chronisch inflammatorische Erkrankung,<br />

die durch fokal demyelinisierende<br />

Läsionen des ZNS gekennzeichnet ist. Kürzlich<br />

durchgeführte neuropathologische Studien<br />

konnten jedoch zeigen, dass das Spektrum<br />

der Gewebsschädigung viel breiter ist.<br />

Neben den oben genannten fokal demyelinisierenden<br />

Herden finden sich auch patho- u<br />

19


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 3: R2*-Relaxometrie 18<br />

logische Veränderungen des Kortex sowie<br />

eine diffuse Schädigung der außerhalb der<br />

MS-Läsionen gelegenen so genannten „normal<br />

erscheinenden Hirnsubstanz“ (NABT) 10 .<br />

Während frühe Krankheitsphasen durch inflammatorische<br />

Vorgänge und klinische<br />

Schübe gekennzeichnet sind, dominieren bei<br />

fortschreitender MS diffuse neuroaxonale Destruktion<br />

und die Zunahme des Behinderungsgrades<br />

11 . Inflammatorische Aktivität<br />

lässt sich MR-tomographisch mittels kontrastmittelaufnehmender<br />

Läsionen auf T1-gewichteten<br />

Bildern und dem Auftreten von<br />

neuen Läsionen auf T2-gewichteten Bildern<br />

darstellen. Da durch Bestimmung dieser MR-<br />

Parameter auf die Effektivität von therapeutischen<br />

Interventionen rückgeschlossen werden<br />

kann, werden diese Parameter vor allem<br />

in Phase-II-Studien eingesetzt 12 . Nachteilig ist<br />

jedoch die relativ geringe Korrelation von T1-<br />

KM-aufnehmenden und neu auftretenden<br />

T2-Läsionen mit neurodegenerativen Vorgängen,<br />

die sich klinisch durch Krankheitsprogression<br />

und Zunahme der körperlichen Behinderung<br />

äußern, wodurch deren Anwendung<br />

bei Phase-III-Studien limitiert ist 13 .<br />

In den letzten 20 Jahren wurde ein Forschungsfokus<br />

auf die Entwicklung und Optimierung<br />

von MR-Parametern zur besseren<br />

bildgebenden Erfassung von neurodegenerativen<br />

Vorgängen gelegt 14 . MR-tomographisch<br />

wird derzeit das Ausmaß von Neurodegeneration<br />

bei MS hauptsächlich mittels Analyse<br />

globaler und/oder regionaler Hirnvolumina<br />

und über die Reduktion von N-Acetylaspartat<br />

mittels MRS bestimmt 11 . Bisher konnten diese<br />

MR-Parameter jedoch nicht als Surrogatendpunkte<br />

für neuroaxonale Destruktion und klinische<br />

Progression validiert werden 14 .<br />

Höhere R2*-Werte und somit vermehrte<br />

Eisenablagerung sind durch intensivere<br />

Farbgebung (v. a. im Bereich der Basal -<br />

ganglien) dargestellt.<br />

Eisenablagerungen im Gehirn<br />

Forschungsinitiativen der letzten Jahre wiesen<br />

darauf hin, dass eine MR-basierte Bestimmung<br />

von Eisenablagerungen im Gehirn von<br />

MS-PatientInnen als Korrelat für Neurodegeneration<br />

dienen könnte 14 . Eisen ist essenzieller<br />

Bestandteil vieler neurophysiologischer<br />

Stoffwechselvorgänge, wie Produktion von<br />

Neurotransmitter, Myelinisierung und Energiebereitstellung<br />

15 . Ein Überangebot an freiem<br />

Eisen kann jedoch die Bildung von toxischen<br />

Hydroxylradikalen begünstigen und so<br />

zur Gewebeschädigung beitragen 16 .<br />

Vermehrte Eisenablagerung wurde bei verschiedenen<br />

chronisch <strong>neurologisch</strong>en Erkrankungen,<br />

inklusive MS, beobachtet 17 . Allerdings<br />

konnte bislang nicht genau geklärt<br />

werden, ob vermehrte Eisenablagerung im<br />

Gehirn kausal mit der Entstehung von MStypischer<br />

Pathologie in Zusammenhang steht<br />

oder als Epiphänomen pathophysiologischer<br />

Vorgänge zu verstehen ist, wobei Ergebnisse<br />

aus rezenten Studien letztere Variante wahrscheinlicher<br />

erscheinen lassen 18 .<br />

Vor Kurzem wurde eine Hypothese postuliert,<br />

nach der Gehirneisenablagerung, bedingt<br />

durch venösen Rückstau (chronic cerebrospinal<br />

venous insufficincy – CCSVI) und konsekutive<br />

Extravasation ins Hirnparenchym bei<br />

MS ätiologisch bedeutsam ist 19 . Diese Hypothese<br />

wird allerdings in Fachkreisen derzeit<br />

heftig diskutiert, wobei bereits einige rezente<br />

Studien dieser Vermutung widersprechen 20 .<br />

In-vivo-Eisenquantifizierung: Mittlerweile<br />

gibt es eine Vielzahl von MR-Techniken, die<br />

darauf abzielen, Eisen in vivo zu bestimmen.<br />

Die durch Eisen verursachte Verkürzung von<br />

T2- und T2*-Relaxationszeiten führen zu<br />

einer Signalabschwächung von eisenhaltigen<br />

Gehirnarealen auf T2-gewichteten Bildern 21 .<br />

Erste Studien hierzu basierten auf visueller<br />

Beurteilung von Signalabschwächungen auf<br />

T2-gewichteten Bildern, die entscheidende<br />

Nachteile, wie geringe Sensitivität und nur<br />

qualitative Beurteilung und Subjektivität, mit<br />

sich bringt 21 . Um diese Nachteile zu umgehen,<br />

wurde R2*-Relaxometrie als Methode<br />

zur In-vivo-Eisenquantifizierung vorgeschlagen<br />

21 (Abb. 3).<br />

Diese Methode wurde kürzlich in einer Postmortem-Studie<br />

validiert 22 und kann an kommerziell<br />

erhältlichen MR-Tomographen in<br />

einer klinisch akzeptablen Zeit durchgeführt<br />

werden, wodurch ein zukünftiger Einsatz in<br />

klinischen Studien potenziell möglich wäre.<br />

Andere MR-Techniken zu In-vivo-Eisenquantifizierung,<br />

wie z. B. magnetic field correlation<br />

(MFC) oder Bestimmung von local field<br />

shifts (LFS), eignen sich auch sehr gut, allerdings<br />

wurden diese Methoden zum Teil noch<br />

nicht validiert und erfordern ausgedehnte<br />

Bildnachbearbeitung, wodurch deren klinische<br />

Anwendbarkeit eingeschränkt ist 21 .<br />

R2*-Relaxometrie-Studie: In einer an der<br />

Medizinischen Universität Graz durchgeführten<br />

Studie wurde das Ausmaß von Gehirneisenablagerung<br />

bei MS mittels R2*-Relaxometrie<br />

untersucht 23 .<br />

Ziel der Studie war es, quantitativ regionale<br />

Eisendeposition bei PatientInnen mit einem<br />

klinisch isolierten Syndrom (CIS) im Vergleich<br />

zu schubhaft-remittierender MS (RRMS) zu<br />

bestimmen und deren Assoziation mit demographischen,<br />

klinischen und konventionellen<br />

MRT-Parametern (T2-Läsionslast und normalisierte<br />

globale und regionale Gehirnvolumina)<br />

zu analysieren. Insgesamt wurden 69 PatientInnen<br />

(CIS, n = 32; RRMS, n = 37) in<br />

die Studie eingeschlossen.<br />

Höhere R2*-Relaxationsraten und somit vermehrtes<br />

Eisen im Bereich der Basalganglien<br />

(BG) waren mit zunehmendem Alter korreliert<br />

(r = 0,3–0,6; p < 0,01). Weiters zeigten sich<br />

signifikant höhere Eisenablagerung im Bereich<br />

der BG bei RRMS im Vergleich zu CIS<br />

(p < 0,05), wobei der Unterschied im Bereich<br />

des Putamens am größten war (p < 0,001).<br />

Mittels multivariater linearer Regressionsanalyse<br />

wurden Haupteinflussgrößen auf Eisenablagerung<br />

im Putamen eruiert, wobei stärkste<br />

unabhängige Einflussfaktoren neben dem<br />

PatientInnenalter die Krankheitsdauer und<br />

Atrophie der grauen Substanz waren. Mit<br />

dieser Studie konnte gezeigt werden, dass<br />

die R2*-Methode sehr gut geeignet ist, Eisenablagerungen<br />

im Gehirn zu quantifizie-<br />

20


en, womit die Basis für weitere Studien gelegt<br />

wurde, um die Rolle der gesteigerten Eisenablagerung<br />

im Gehirn von MS-PatientInnen<br />

zu erforschen.<br />

In einer Folgestudie wurde der Frage nachgegangen,<br />

welche klinischen und bildgebenden<br />

Determinanten gesteigerte Eisenab -<br />

lagerungen, vor allem im Bereich der Basal -<br />

ganglien, beeinflussen 16a . Hierzu wurden<br />

insgesamt 113 PatientInnen (35 CIS, 78 MS)<br />

und 35 gesunde Kontrollen in die Studie eingeschlossen.<br />

Neben ausführlicher klinischer<br />

Untersuchung, inklusive umfassender neuropsychologischer<br />

Testung, wurde subkortikale<br />

Eisenablagerung mittels R2*-Relaxometrie<br />

mit einem 3 Tesla-MR-Tomographen bestimmt.<br />

Weiters wurden globale und regionale<br />

Gehirnvolumina und T2-Läsionslast analysiert.<br />

Signifikant gesteigerte Eisenablagerung im<br />

Bereich der Basalganglien zeigte sich bei MS<br />

im Vergleich zu CIS (p < 0,001) und gesunde<br />

Kontrollen (HC) (p < 0,005). Annährend<br />

gleiche R2*-Werte konnten bei CIS und HC<br />

gefunden werden. R2*-Werte korrelierten<br />

mit den klinischen Variablen Alter (r = 0,5,<br />

p < 0,001), Krankheitsdauer (r = 0,5, p < 0,001),<br />

Behinderungsgrad (EDSS) (r = 0,3, p < 0,005),<br />

und den z-Werten der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

(r = –0,3, p < 0,01).<br />

In einer schrittweise durchgeführten linearen<br />

Regressionsanalyse konnte die Atrophie der<br />

grauen Gehirnsubstanz (p < 0,001) als Haupteinflussgröße,<br />

gefolgt von Alter (p < 0,001)<br />

und T2-Läsionslast (p < 0,005), für gesteigerte<br />

Eisenablagerung im Bereich der Basalganglien<br />

identifiziert werden. Das statistische<br />

Modell exkludierte die Variablen Krankheitsdauer,<br />

EDSS und z-Werte der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.<br />

Aus den Ergebnissen dieser Studie konnte<br />

geschlossen werden, dass Eisen im Bereich<br />

der Basalganglien bei MS erst mit fortschreitender<br />

Erkrankung akkumuliert und mehr mit<br />

dem Ausmaß morphologischer Gehirnschädigung<br />

als mit klinischen Variablen assoziiert<br />

ist.<br />

Dass bei CIS-PatientInnen im Vergleich zu gesunden<br />

Kontrollpersonen keine erhöhte Eisenablagerung<br />

gefunden werden konnte,<br />

lässt darauf schließen, dass eine gesteigerte<br />

Eisenablagerung im Gehirn der Krankheitsentwicklung<br />

offensichtlich nicht vorausgeht.<br />

Dies ist insofern bedeutsam, als diese Ergebnisse<br />

gegen eine kürzlich generierte Hypothese<br />

sprechen, die besagt, dass Eisenablagerung<br />

bedingt durch vermehrten venösen<br />

Rückstau (CCSVI) bei MS ätiologisch bedeutsam<br />

wäre.<br />

Vielmehr weisen die aktuellen Ergebnisse darauf<br />

hin, dass gesteigerte Gehirneisenablagerung<br />

eher als Epiphänomen pathophysiologischer<br />

Prozesse bei MS zu verstehen ist. Die<br />

Assoziation von gesteigerter Eisenakkumulation<br />

in den Basalganglien vor allem mit Atrophie<br />

der grauen Gehirnsubstanz eröffnet die<br />

Möglichkeit, R2*-Relaxometrie als Surrogatmarker<br />

für Neurodegeneration und Krankheitsprogression<br />

zu etablieren. Ausgehend<br />

von den aktuellen Ergebnissen sind allerdings<br />

weitere Schritte für eine erfolgreiche Validierung<br />

dieses potenziellen Markers erforderlich<br />

14 .<br />

Zum einen sollten die vorliegenden Ergebnisse<br />

in einer anderen MS-Kohorte reproduziert<br />

werden können. Da mittels der R2*-Methode<br />

derzeit Eisenablagerung vor allem in der subkortikalen<br />

grauen Gehirnsubstanz quantifiziert<br />

werden kann, wäre die Etablierung dieser<br />

Methode zur sensitiven Bestimmung von<br />

Eisen in der weißen Gehirnsubstanz sowie<br />

innerhalb der MS-Läsionen erforderlich.<br />

Schließlich sollte die R2*-Methode im Rahmen<br />

von Multicenterstudien validiert und ihre<br />

klinische Anwendbarkeit als Prädiktor für<br />

Neurodegeneration und Krankheitsprogres -<br />

sion in longitudinalen Studien überprüft werden.<br />

Kognitive Beeinträchtigung<br />

in Relation zu MRI-Parametern<br />

bei MS<br />

Kognitive Beeinträchtigung kommt bei MS<br />

relativ häufig mit einer Prävalenz von 40 bis<br />

70 % vor 24 . Unabhängig vom physischen Behinderungsgrad<br />

beeinflussen kognitive Beeinträchtigungen<br />

maßgeblich die Lebensqualität<br />

von MS-PatientInnen sowie Arbeitsfähigkeit<br />

und soziales Leben 25 . Bisher gibt es allerdings<br />

nur wenig Information darüber, wie häufig<br />

und in welchem Ausmaß kognitive Defizite<br />

ganz zu Beginn der Erkrankung, nämlich bei u<br />

Abb. 4: MTR-Histogramm von segmentierten Gehirnanteilen 26<br />

(a) Der MTR-Peak setzt sich aus der Kombination gewebespezifischer Peaks (Cerebrospinal<br />

Fluid – CSF; graue Substanz – GM; weiße Substanz – WM) zusammen. Der Hauptanteil des<br />

Gesamtpeaks resultiert aus dem Peak der weißen Substanz (b).<br />

21


-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 5: Kognitive Beeinträchtigung bei CIS und RRMS 27<br />

CIS, auftreten 24 . Weiters konnte bis jetzt nicht<br />

eindeutig geklärt werden, ob strukturelle<br />

Hirnparenchymveränderungen, die mittels<br />

Magnetisierungstransfer-Imaging (MTI) detektiert<br />

werden, als morphologisches Korrelat<br />

für kognitive Beeinträchtigung bei CIS in Betracht<br />

gezogen werden können. MTI beruht<br />

auf der Quantifizierung eines Energietransfers<br />

(Magnetisierungstransfer) von gebundenen<br />

zu ungebundenen Protonen und ermöglicht<br />

somit, nichtwasserhaltige Gewebsanteile<br />

zu explorieren, die auf konventionellen MR-<br />

Bildern nicht dargestellt werden können 26<br />

(Abb. 4). Mit dieser Methode ist nun eine<br />

Quantifizierung von mikrostrukturellen Hirngewebeveränderungen<br />

möglich 26 .<br />

Anteil der Patienten (%)<br />

17,5 -<br />

15,0 -<br />

12,5 -<br />

10,0 -<br />

7,5 -<br />

5,0 -<br />

2,5 -<br />

0,0<br />

Kurzzeitgedächtnis<br />

Langzeitgedächtnis<br />

Informationsverarbeitungs -<br />

geschwindigkeit<br />

Exekutivfunktion<br />

globaler kognitiver<br />

Indexwert<br />

CIS<br />

RRMS<br />

Frequenz und Ausmaß der kognitiven Beeinträchtigung ist bei CIS und RRMS annährend gleich.<br />

Die kognitive Domäne Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit war in beiden Gruppen am<br />

häufigsten betroffen. Defizite konnten in den einzelnen Subdomänen festgestellt werden,<br />

nicht jedoch mit Hilfe eines globalen kognitiven Indexwertes.<br />

Kognitive Beeinträchtigung bei CIS vs.<br />

RRMS: In einer kürzlich durchgeführten Studie<br />

wurde der Frage nachgegangen, mit welcher<br />

Frequenz und in welchem Ausmaß kognitive<br />

Beeinträchtigung bei CIS im Vergleich<br />

zu RRMS vorkommt und inwieweit morphologische<br />

Veränderung des Gehirns, inklusive<br />

MTI, mit kognitiven Defiziten korrelieren 27 .<br />

Es wurden 44 CIS- und 80 RRMS-PatientInnen<br />

mit Hilfe der Brief Repeatable Battery of<br />

Neuropsychological Tests (BRB-N) kognitiv getestet<br />

und im 3-Tesla-MRT bildgebend untersucht.<br />

In den BRB-N-Subtests zeigten sich in<br />

Bezug auf kognitive Beeinträchtigung keine<br />

signifikanten Unterschiede zwischen CIS und<br />

RRMS (Abb. 5).<br />

Defizite konnten in den einzelnen Subdomänen<br />

festgestellt werden, nicht jedoch mit<br />

Hilfe eines globalen kognitiven Indexwertes.<br />

Die kognitive Domäne Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

war in beiden Gruppen<br />

am häufigsten betroffen (CIS 13,6 %; RRMS<br />

16,3 %) (Abb. 5) und wurde daher für weitere<br />

Korrelationsanalysen mit MRI-Parametern<br />

herangezogen.<br />

In einer schrittweise durchgeführten linearen<br />

Regressionsanalyse konnte gezeigt werden,<br />

dass bei RRMS normalisiertes Kortexvolumen<br />

(p < 0,001) gefolgt von T2-Läsionslast (p <<br />

0,05) stärkste Prädiktoren für verminderte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

waren, während bei CIS die kortikale MT-<br />

Ratio die einzige mit verminderte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

assoziierte<br />

Variable war (p < 0,005).<br />

Aus den Ergebnissen dieser Studie konnte<br />

geschlossen werden, dass kognitive Defizite<br />

bereits bei CIS auftreten, wobei deren Frequenz<br />

und Ausprägung sich nicht signifikant<br />

von RRMS unterschieden. Veränderungen der<br />

kortikalen MT-Ratio könnten frühe Anzeichen<br />

für mikrostrukturelle Veränderungen sein, die<br />

mit kognitiven Defiziten bei CIS assoziiert<br />

sind, während sich bei RRMS diese Assoziation<br />

zugunsten von kortikaler Atrophie und<br />

T2-Läsionslast verschiebt.<br />

n<br />

1 Fazekas F, Offenbacher H et al., Criteria for an<br />

increased specificity of MRI interpretation in elderly<br />

subjects with suspected multiple sclerosis. Neurology<br />

1988; 38:1822–1825<br />

2 Barkhof et al., Comparison of MRI Criteria at first presentation<br />

to predict conversion to clinically definite MS.<br />

Brain 1997; 120:2059–2069<br />

3 Polman CH, Reingold SC, Edan G et al., Diagnostic<br />

Criteria for MS: 2005 Revisions to the “McDonald<br />

Criteria”. AnnNeurol 2005;58:840–846<br />

4 Montalban X, Tintore M, Swanton J et al., MRI Criteria<br />

for MS in Patients with Clinically Isolated Syndromes.<br />

Neurology 2010; 74:427–434<br />

5 Kapeller P, McLean M, Miller DH et al., Preliminary<br />

Evidence for Neuronal Damage in Cortical Grey Matter<br />

and Normal Appearing White Matter in Short Duration<br />

RRMS: a Quantitative MRSI Study. J Neurol 2001;<br />

248:131–138<br />

6 Kapeller P, Brex PA, Chard D, Miller DH et al. Multiple<br />

Sclerosis 2002; 8:207–210<br />

7 Allen I, McKeown S, A Histological, Histochemical and<br />

Biochemical Study of the Macroscpically NAWM in MS.<br />

J Neurol Sci 1979; 41:81–91<br />

8 Tiberio M, Chard D, Miller DH, et al., J Neurol 2006;<br />

253(2):224–230<br />

9 Parry A, Corkill R, Matthews PM et al., Beta-Interferon<br />

does not always slow the progression of axonal injury<br />

in MS. J Neurol 2003; 250(2):171–8<br />

10 Lassmann H, Bruck W, Lucchinetti CF, The immuno -<br />

pathology of multiple sclerosis: An overview. Brain<br />

Pathol 2007; 17:210–8.<br />

11 Miller DH, Biomarkers and surrogate outcomes in<br />

neurodegenerative disease: Lessons from multiple<br />

sclerosis. NeuroRx 2004; 1:284–94.<br />

12 Sormani MP, Bonzano L, Roccatagliata L, Cutter GR,<br />

Mancardi GL, Bruzzi P, Magnetic resonance imaging as<br />

a potential surrogate for relapses in multiple sclerosis:<br />

A meta-analytic approach. Ann Neurol 2009; 65:268–75.<br />

13 Goodin DS, Magnetic resonance imaging as a surro -<br />

gate outcome measure of disability in multiple sclerosis:<br />

Have we been overly harsh in our assessment? Ann<br />

Neurol 2006; 59:597–605.<br />

14 Rovira A, Montalban X, MR brain iron mapping in MS:<br />

A potential neurodegenerative marker or just another<br />

technique? Neurology 2011.<br />

15 Andrews NC, Disorders of iron metabolism. N Engl J<br />

Med 1999; 341:1986–95.<br />

16 Khalil M, Teunissen C, Langkammer C, Iron and neurodegeneration<br />

in multiple sclerosis. Multiple Sclerosis<br />

International 2011; 2011:1.<br />

16a Khalil M, Langkammer C, Ropele S, Petrovic K,<br />

Wallner-Blazek M, Loitfelder M, et al., Determinants of<br />

brain iron in multiple sclerosis: A quantitative 3T MRI<br />

study. Neurology 2011a; 77:1691–7.<br />

17 Zecca L, Youdim MB, Riederer P, Connor JR, Crichton<br />

RR, Iron, brain ageing and neurodegenerative disorders.<br />

Nat Rev Neurosci 2004; 5:863–73.<br />

18 Ropele S, Langkammer C, Enzinger C, Fuchs S, Fazekas<br />

F, Relaxation time mapping in multiple sclerosis. Expert<br />

Rev Neurother 2011; 11:441–50.<br />

19 Singh AV, Zamboni P, Anomalous venous blood flow<br />

and iron deposition in multiple sclerosis. J Cereb Blood<br />

Flow Metab 2009; 29:1867–78.<br />

20 Khan O, Filippi M, Freedman MS, Barkhof F, Dore-Duffy<br />

P, Lassmann H et al., Chronic cerebrospinal venous<br />

insufficiency and multiple sclerosis. Ann Neurol 2010;<br />

67:286–90.<br />

21 Ropele S, de Graaf W, Khalil M, Wattjes MP,<br />

Langkammer C, Rocca MA et al., MRI assessment of<br />

iron deposition in multiple sclerosis. Journal of<br />

magnetic resonance imaging: JMRI 2011; in press.<br />

22 Langkammer C, Krebs N, Goessler W, Scheurer E,<br />

Ebner F, Yen K et al., Quantitative MR imaging of brain<br />

iron: A postmortem validation study. Radiology 2010;<br />

257:455–62.<br />

23 Khalil M, Enzinger C, Langkammer C, Tscherner M,<br />

Wallner-Blazek M, Jehna M et al., Quantitative assessment<br />

of brain iron by R(2)* relaxometry in patients<br />

with clinically isolated syndrome and relapsing-remitting<br />

multiple sclerosis. Mult Scler 2009; 15:1048–54.<br />

24 Amato MP, Zipoli V, Portaccio E, Multiple sclerosis-related<br />

cognitive changes: A review of cross-sectional and<br />

longitudinal studies. J Neurol Sci 2006; 245:41–6.<br />

25 Bobholz JA, Rao SM, Cognitive dysfunction in multiple<br />

sclerosis: A review of recent developments. Curr Opin<br />

Neurol 2003; 16:283–8.<br />

26 Ropele S, Fazekas F, Magnetization transfer MR<br />

imaging in multiple sclerosis. Neuroimaging Clin N Am<br />

2009; 19:27–36.<br />

27 Khalil M, Enzinger C, Langkammer C, Petrovic K,<br />

Loitfelder M, Tscherner M, et al., Cognitive impairment<br />

in relation to MRI metrics in patients with clinically<br />

isolated syndrome. Mult Scler 2011b; 17:173–80.<br />

22


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Demenzerkrankungen<br />

Bildgebende Verfahren haben in der täglichen Routine der Demenzabklärung einen hohen Stellenwert, müssen<br />

doch initial differenzialdiagnostisch potenziell behandelbare, nichtdegenerative Ursachen eines kognitiven<br />

Abbaus ausgeschlossen werden. So könnten ein Normaldruckhydrozephalus, Hämatome, Tumoren, vaskuläre<br />

Läsionen u. a. vorliegen, und in diesen Fällen ist das therapeutische Vorgehen zwangsläufig unterschiedlich<br />

zu dem bei Bestehen einer neurodegenerativen Grundlage des demenziellen Abbaus.<br />

MRT in der Demenzdiagnostik<br />

Findet sich keine relevante strukturelle Läsion,<br />

und steht eine amnestische Störung im Vordergrund,<br />

so liegt die Vermutung einer neurodegenerativen,<br />

im häufigsten Fall einer Alzheimer-Demenz<br />

(AD) nahe. Bei dieser Form<br />

gibt es eine Reihe von Positivkriterien, die<br />

mittels Magnetresonanztomographie (MRT)<br />

dargestellt werden können, z. B. gelten bilaterale<br />

Hippocampusatrophie und erweiterte<br />

innere und äußere Liquorräume als frühe Anzeichen<br />

1, 2 . Darüber hinaus kann der morphologische<br />

Krankheitsverlauf dokumentiert<br />

werden 2 .<br />

Im weiteren Verlauf der AD zeigen sich oft<br />

Abnormalitäten der neokortikalen grauen<br />

Substanz und des Corpus callosum. Über die<br />

Messung des Volumens des Hippocampus<br />

hinaus gibt es heute auch weitere Methoden<br />

zur Vermessung der Entorhinalkortexatrophie<br />

und zur Bestimmung der kortikalen Dichte.<br />

Im Verlauf der Erkrankung nimmt auch die<br />

kortikale Atrophie zu, die gut mit der demenziellen<br />

Symptomatik korreliert 2 .<br />

Ein Nachteil der hierfür notwendigen, sehr<br />

genauen strukturellen Untersuchungen ist,<br />

dass die PatientInnen absolut ruhig liegen<br />

müssen, und das über eine relativ lange Zeit.<br />

Dies ist oft nicht möglich, und es kommt zu<br />

Artefakten. Diesem Problem kann heute<br />

durch parallele Bildgebung (Partially Parallel<br />

Acquisition) begegnet werden. Damit können<br />

Artefakte durch eine Rekonstruktion ausgeglichen<br />

werden, allerdings auf Kosten des<br />

Signal-zu-Rausch-Verhältnisses.<br />

Mit der Perfusions-MRT hat man die Möglichkeit,<br />

den zerebralen Blutfluss zu messen.<br />

Die Charakteristika, die mittels Perfusion erfasst<br />

werden, weisen bei AD ganz bestimmte<br />

Abnormalitäten auf 3 . Ebenso ist eine Differenzialdiagnose<br />

der AD z. B. von der vaskulären<br />

Demenz möglich 4 .<br />

MRS: Eine weitere Möglichkeit in der MRT-<br />

Bildgebung ist die Messung der Konzentration<br />

bestimmter Metaboliten im Gehirn mittels<br />

Protonen-Magnetresonanz-Spektroskopie<br />

(MRS). Auch hier wurden PatientInnen<br />

mit unterschiedlichen kognitiven Störungen<br />

untersucht. Bei der Entwicklung von Alzheimer-Demenz<br />

zeigt sich eine stärkere Abnahme<br />

des N-Acetylaspartat-Spiegels. Des Weiteren<br />

kann der Verlauf von leichter kognitiver<br />

Störung zu AD durch reduzierte absolute<br />

Konzentration von Kreatin vorhergesagt werden<br />

5 .<br />

Prim. Univ.-Prof. DDr.<br />

Susanne Asenbaum-Nan, MBA<br />

Abteilung für <strong>Neurologie</strong>, Landesklinikum<br />

Amstetten und Amstetten-Mauer<br />

Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Staffen<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg,<br />

Christian-Doppler-Klinik<br />

fMRT: Neben diesen künftigen Standardverfahren<br />

zum Nachweis der Alzheimer-Demenz<br />

– wobei diese zu einem Teil bereits den Status<br />

eines Biomarkers haben – gibt es noch weitere<br />

Ansätze. Mittels funktioneller MRT kann<br />

bei Alzheimer-Demenz schon in frühen Stadien<br />

eine reduzierte Hirnaktivität bilateral parietotemporal<br />

nachgewiesen werden 1 . Weiters<br />

zeigen z. B. AD-PatientInnen beim Abspeichern<br />

von Gedächtnisinhalten eine geringere<br />

Aktivierung des medialen Temporallappens<br />

6 . Erstaunlicherweise zeigt sich in einem<br />

sehr frühen Stadium des kognitiven Abbaus<br />

eine höhere Aktivierung im Hippocampus<br />

während einer visuellen Merkaufgabe. Dies<br />

wird als Kompensationsmechanismus interpretiert<br />

und lässt gewisse Rückschlüsse auf<br />

den pathophysiologischen Verlauf der Erkrankung<br />

zu. Da sich zeigte, dass diese funktionellen<br />

Veränderungen mit einem stärkeren<br />

kognitiven Abbau in den 6 Folgejahren zusammenhängen<br />

7 könnte das einen gewissen<br />

prognostischen Wert haben. Könnte man die<br />

Entwicklung einer Demenz also mit Sicherheit<br />

schon in diesem Frühstadium vorhersagen,<br />

so könnten in Zukunft geeignete Medikamente<br />

bereits sehr früh eingesetzt werden,<br />

um den Verlauf zu lindern.<br />

Automatisierte Diagnose: Neuere Entwicklungen<br />

von intelligenter Computersoftware<br />

integrieren diverse Merkmale, die mittels<br />

MRT erfasst werden, in eine automatisierte<br />

Diagnose. Hierzu dient ein Algorithmus, der<br />

die krankheitsspezifischen Atrophiemerkmale<br />

erfasst und anhand einer Reihe von sicher u<br />

25


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

diagnostizierten DemenzpatientInnen lernt,<br />

wie diese Merkmale typischerweise ausgeprägt<br />

sind. Aufgrund dieses Wissens kann<br />

der Algorithmus dann bei neuen, noch nicht<br />

diagnostizierten PatientInnen einen Vorschlag<br />

für eine Diagnose machen 8 .<br />

PET in der Demenzabklärung<br />

Schon seit Jahrzehnten wird auch die (ursprüngliche)<br />

funktionelle Bildgebung mit PET<br />

(Positronenemissionstomographie) bzw. SPECT<br />

(Single-Photon-Emissions-Tomographie) zur<br />

Abklärung von Demenzen herangezogen. Die<br />

Fragestellungen beziehen sich meist auf die<br />

Diagnose bzw. Differenzialdiagnose verschiedener<br />

demenzieller Zustandsbilder, auf Früherkennung,<br />

Auswirkungen unterschiedlicher<br />

Medikamente sowie auf den Krankheitsverlauf<br />

und die Prognoseabschätzung. Zur<br />

Anrwendung gelangt dabei vor allem die Untersuchung<br />

des zerebralen Glukosemetabolismus<br />

unter Verwendung von 18 F-FDG (Fluoro-2-deoxy-D-Glukose)<br />

und PET als Maß für<br />

neuronale bzw. synaptische Aktivität.<br />

Vor allem in der visuellen Beurteilung sind<br />

für Perfusionsuntersuchungen mit<br />

99m<br />

Tc-<br />

HMPAO- oder ECD-SPECT ähnliche Ergebnisse<br />

wie bei der FDG-PET zu erwarten, auch<br />

wenn bei der SPECT-Technik eine geringere<br />

Auflösung vorliegt und Perfusionsuntersuchungen<br />

durch die Abhängigkeit vom pCO 2<br />

eine höhere Variabilität aufweisen als Darstellungen<br />

des Glukosestoffwechsels.<br />

Abb. 1: fMRT – es gibt Störungen in funktionellen Netzwerken bereits im<br />

Frühstadium neurodegenerativer Erkrankungen<br />

Hirnaktivität (rot)<br />

einer gesunden Person<br />

Abb. 2: PET in der Differenzialdiagnose von Demenzen<br />

A<br />

Hirnaktivität einer Person mit milder<br />

kognitiver Beeinträchtigung<br />

Hohe Sensitivität und Spezifität: In vielen<br />

Publikationen konnten für einzelne Demenztypen<br />

charakteristische Speichermuster festgestellt<br />

werden (siehe auch Teune et al. 9 ). So<br />

tritt bei der AD Mindermetabolismus/Minderperfusion<br />

im temporoparietalen Assoziationskortex<br />

mit Betonung der Gyrus angularis ein.<br />

Auch der posteriore Gyrus cinguli und der<br />

Precuneus zeigen früh im Erkrankungsverlauf<br />

eine Mitbeteiligung. Der frontale Kortex ist<br />

meist erst im Krankheitsverlauf mitbetroffen.<br />

Ausmaß und Ausdehnung der (Glukose-)Minderaktivitäten<br />

korrelieren mit der Klinik. Verhältnismäßig<br />

selten wird über mesiotemporale<br />

Auffälligkeiten berichtet: Grund dafür<br />

dürften die visuell erschwerte Beurteilung bei<br />

kleiner Struktur und der prinzipiell niedrigere<br />

Stoffwechsel ebendort sowie der Partial-Volume-Effekt<br />

sein.<br />

In einer rezenten Review-Arbeit von Bohnen<br />

et al. 10 wird für die FDG-PET eine Sensitivität<br />

von 96 % bzw. eine Spezifität von 90 % bei<br />

der Abgrenzung von (klinisch diagnostizierten)<br />

AD-PatientInnen von Normalpersonen<br />

beschrieben. Selbst bei histopathologisch verifizierter<br />

AD betrug die Sensitivität der FDG-<br />

PET 94 % bzw. die Spezifität 73 %. Aber<br />

auch für die differenzialdiagnostische Abgrenzung<br />

einer AD von anderen Demenzformen<br />

wie der frontotemporalen (FTD) oder<br />

Lewy-Body-Demenz (LBD) eignet sich die<br />

FDG-PET hervorragend (gepoolte Sensitivität<br />

87 %, Spezifität 81 %).<br />

Besonderes Interesse gilt – auch in Hinblick<br />

auf mögliche therapeutische Interventionen<br />

– dem Nachweis AD-typischer Veränderungen<br />

im Früh- und auch Vorstadium dieser Erkrankung.<br />

So wurde bereits Anfang der<br />

2000er Jahre ein reduzierter Glukosestoffwechsel<br />

in temporoparietalen Assoziationsarealen<br />

bei kognitiv Gesunden mit familiärer<br />

Belastung und positivem ApoE-epsilon4-Allel<br />

gefunden.<br />

B<br />

A: 18 F-FDG-PET bei Verdacht auf primär progressive Aphasie mit deutlicher, frontal betonter Minderspeicherung<br />

inkl. Inselregion linkshirnig. B: 18 F-FDG-PET bei Verdacht auf Lewy-Body-Demenz mit auffallend<br />

reduzierter FDG-Ablagerung im okzipitalen (und parietalen) Kortex beidseits<br />

26


Auch gelang es in mehreren Untersuchungen<br />

aufzuzeigen, dass die FDG-PET beim Mild Cognitive<br />

Impairment (MCI) mit einer hohen<br />

Sensitivität eine Konversion in eine AD vorhersagen<br />

kann (z. B. Drzezga et al. 11 : Sensitivität<br />

92 % und Spezifität von 89 % der<br />

FDG-PET in einem Beobachtungszeitraum<br />

von 16 Monaten). Am aussagekräftigsten<br />

sind dabei Veränderungen temporoparietal<br />

sowie im Bereich des posterioren Gyrus cinguli<br />

(siehe auch Übersichtsarbeiten von Mosconi<br />

12 und Herholz 13 ).<br />

Automatisierte Verfahren: Um den Limitationen<br />

der (stark untersucherabhängigen) visuellen<br />

Beurteilung von MRT- oder PET- und<br />

SPECT-Studien beizukommen, werden heute<br />

auch schon in der Routine automatisierte Verfahren<br />

eingesetzt: Studien werden anfangs<br />

auf ein Normhirn reorientiert, und schließlich<br />

werden die erhobenen Daten voxelweise mit<br />

den Werten einer Normpopulation statistisch<br />

verglichen und Abweichungen in Form von<br />

z. B. Z-Scores abgebildet. Diese Darstellungen<br />

können 2- (wie in SPM) aber auch 3-dimensional<br />

(3D-SSP) erfolgen.<br />

Amyloidmarker: In Anbetracht der in Entwicklung<br />

befindlichen Anti-Amyloid-Therapien<br />

wäre eine möglichst frühzeitige Diagnose<br />

wünschenswert, z. B. vor Entwicklung<br />

einer deutlichen Neurodegeneration. Im letzten<br />

Jahrzehnt gelang es, eine Reihe von Amyloidmarkern<br />

zu entwickeln, die eine hoch<br />

sensitive Darstellung der (fibrillären) Amyloid-<br />

-Plaques und auch des vaskulären Amyloids<br />

erlaubt. Am häufigsten wurde bisher mit 11 C<br />

markiertes PIB (Pittsburgh Compound B), ein<br />

Thioflavin-T-Derivat, und PET eingesetzt; derzeit<br />

stehen eine Reihe von mit 18 F markierten,<br />

verwandten Liganden knapp vor ihrer Zulassung<br />

bzw. laufen die Zulassungsstudien. Obwohl<br />

noch nicht für all diese Liganden – sondern<br />

in erster Linie für PIB – umfassende Studien<br />

und Publikationen vorliegen, so scheinen<br />

doch für alle erwähnten Substanzen folgende<br />

Eigenschaften zu gelten: hohe Affinität zu<br />

A-Plaques, hohe Bindung im frontalen<br />

sowie parietalen und temporalen Assoziationskortex,<br />

schwache Korrelation zur Klinik,<br />

relativ stabiles Ausmaß der Speicherung im<br />

Beobachtungszeitraum, positiver PET-Scan<br />

bei einem hohen Prozentsatz kognitiv Gesunder<br />

(z. B. > 30 % bei 80-Jährigen).<br />

Beim MCI kann das Ausmaß der PIB-Speicherung<br />

sowohl jenem bei Gesunden, aber<br />

auch jenem bei AD entsprechen bzw. dazwischen<br />

liegen. An die 70 % der PIB-positiven<br />

MCI-PatientInnen entwickeln in den folgenden<br />

3 Jahren eine AD; in mehreren Studien<br />

konnte aufgezeigt werden, dass vor allem<br />

PatientInnen mit amnestischen MCI und positiver<br />

Amyloid-PET eine Progression zur AD<br />

erfahren. Im Stadium des MCI ist (im Gegensatz<br />

zur AD) anscheinend ein Zusammenhang<br />

zwischen dem Ausmaß der PIB-Speicherung<br />

und der Reduktion des episodischen Gedächtnisses<br />

fassbar.<br />

Auch in der Differenzialdiagnose verschiedener<br />

Demenzformen wurde die Amyloid-PET<br />

erfolgreich eingesetzt: während bei der Frontotemporalen<br />

Demenz und der Parkinson-Demenz<br />

keine pathologische Amyloid-PET gefunden<br />

wurde, waren die Ergebnisse bei<br />

Lewy-Body-Demenz sehr häufig positiv, d. h.<br />

pathologisch.<br />

In einer ersten Therapiestudie mit dem Anti-<br />

Amyloid--monoklonalen Antikörper Bapineu -<br />

zumab konnte in der PIB-PET tatsächlich u


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 3: J.M., 62 Jahre, weibl., progredienter kognitiver Abbau zusammen<br />

mit Depression, MMSE 23.<br />

A<br />

A: 18 F-FDG-PET bei klinischem Verdacht auf Mb. Alzheimer: deutliche Minderspeicherung beidseits<br />

parietal. B: 11 C-PIB-PET mit abnormer Speicherung kortikal mit frontaler Betonung.<br />

eine Amyloidreduktion nachgewiesen werden,<br />

allerdings ohne Auswirkung auf die kognitive<br />

Situation 14 .<br />

Künftige Amyloidmarker: Wie bereits angeführt,<br />

werden in absehbarer Zeit ein oder<br />

mehrere 18 F-markierte Amyloidmarker eingesetzt<br />

werden: so ist Flutemetamol ein PIB-<br />

Derivat, während Florbetaben und Florbetapir<br />

bei unterschiedlichen Ausgangssubstanzen<br />

auch ein leicht unterschiedliches Speicherverhalten<br />

und eine höhere unspezifische Traceraufnahme<br />

(im Marklager) und damit Hintergrundaktivität<br />

aufweisen. Flutemetamol zeigte<br />

im Vergleich von AD-PatientInnen mit<br />

B<br />

altersentsprechend gesunden Kontrollpersonen<br />

jeweils eine 93%ige Sensitivität und Spezifität<br />

in der Abgrenzung.<br />

Abschließend sei noch auf 18 F-FDDNP hingewiesen,<br />

das zwar mit geringerer Affinität am<br />

Amyloid bindet, aber auch eine spezifische<br />

Bindung an den neurofibrillären Tangles aufweist<br />

und im Gegensatz zu den bereits erwähnten<br />

Amyloidmarkern daher auch eine<br />

erhöhte Speicherung im Hippocampusbereich<br />

zeigt. Weitere Liganden sind in Entwicklung.<br />

Genauere Details sind in Übersichtsarbeiten<br />

von Quigley et al. 15 , Herholz & Ebmeier 16 und<br />

Rowe & Villemagne 17 ersichtlich.<br />

Diagnosekriterien: 2007 wurde von Dubois<br />

et al. 18 angeregt, die klinischen (NINCDS-<br />

ADRDA und DSM-IV) Diagnosekriterien einer<br />

AD für wissenschaftliche Fragestellungen insofern<br />

zu ändern bzw. zu erweitern, als<br />

neben der Einschränkung des episodischen<br />

Gedächtnisses ein oder mehrere positive Biomarker<br />

gefordert wurden, darunter auch pathologische<br />

FDG- und Amyloid-PET-Ergebnisse.<br />

Ob sich dieser Vorschlag zunächst in wissenschaftlichen<br />

Kreisen durchsetzt, ist derzeit<br />

hinsichtlich des Einsatzes der PET-Technik<br />

noch offen.<br />

Resümee<br />

Zusammenfassend können mit den heute zur<br />

Verfügung stehenden bildgebenden Methoden<br />

wie MRT und PET verschiedene unterschiedliche<br />

Aspekte eines demenziellen Prozesses<br />

dargestellt und untersucht werden. So<br />

ist es möglich, Amyloid-Plaques nachzuweisen;<br />

welchen Stellenwert diese neuen, mit<br />

18<br />

F markierten und daher gut verfügbaren<br />

Amyloidmarker in der täglichen Routine erlangen<br />

werden, wird allerdings erst die Zukunft<br />

weisen.<br />

n<br />

1 Almkvist O & Winblad B. Early diagnosis of Alzheimer<br />

dementia based on clinical and biological factors. Eur<br />

Arch Pschiatry Clin Neurosci 1999; 249 Suppl 3:3–9.<br />

2 Ewers M, Frisoni GB et al., Staging Alzheimer's disease<br />

progression with multimodality neuroimaging. Progress<br />

in Neurobiology 2011; 95:535–546.<br />

3 Anderson VC, Litvack ZN, Kaye JA.Magnetic resonance<br />

approaches to brain aging and Alzheimer disease-associated<br />

neuropathology. Top Magn Reson Imaging 2005;<br />

16(6):439–452.<br />

4 Chen W, Song X, Beyea S et al., Advances in perfusion<br />

magnetic resonance imaging in Alzheimer's disease.<br />

Alzheimers Dement 2011; 7(2):185–196.<br />

5 Pilatus U, Lais C, Rochmont Adu M et al., Conversion<br />

to dementia in mild cognitive impairment is associated<br />

with decline of N-actylaspartate and creatine as revealed<br />

by magnetic resonance spectroscopy. Psychiatry Res<br />

2009; 173(1):1–7.<br />

6 Machulda MM, Ward HA, Borowski B et al.,<br />

Comparison of memory fMRI response among Normal,<br />

MCI, and Alzheimer's patients. Neurology 2003;<br />

61(4):500–506.<br />

7 Miller SL, Fenstermacher E, Bates J et al., Hippocampal<br />

activation in adults with mild cognitive impairment predicts<br />

subsequent cognitive decline. J Neurol Neurosurg<br />

Psychiatry 2008; 79(6):630–635.<br />

8 Klöppel S. New possibilities for automated diagnosis of<br />

dementia. Nervenarzt 2010; 81(12):1456–1459.<br />

9 Teune LK, Bartels AL, de Jong BM et al., Typical cerebral<br />

metabolic patterns in neurodegenerative brain diseases.<br />

Mov Disord 2010; 25(14):2395–404.<br />

10 Bohnen NI, Djang DS, Herholz K et al., Effectiveness<br />

and safety of 18F-FDG PET in the evaluation of dementia:<br />

a review of the recent literature. J Nucl Med 2012,<br />

53(1):59–71.<br />

11 Drzezga A, Grimmer T, Riemenschneider M et al.,<br />

Prediction of individual clinical outcome in MCI by<br />

means of genetic assessment and (18)F-FDG PET.<br />

J Nucl Med 2005; 46(10):1625–32.<br />

12 Mosconi L. Brain glucose metabolism in the early and<br />

specific diagnosis of Alzheimer's disease. FDG-PET<br />

studies in MCI and AD. Eur J Nucl Med Mol Imaging<br />

2005; 2032(4):486–510.<br />

13 Herholz K. Cerebral glucose metabolism in preclinical<br />

and prodromal Alzheimer's disease. Expert Rev<br />

Neurother 2010; 10(11):1667–73.<br />

14 Rinne JO, Brooks DJ, Rossor MN et al., 11C-PiB PET<br />

assessment of change in fibrillar amyloid-beta load in<br />

patients with Alzheimer’s disease treated with<br />

bapineuzumab: a phase 2, double-blind, placebocontrolled,<br />

ascending-dose study. Lancet Neurol 2010;<br />

9(4):363–72.<br />

15 Quigley H, Colloby SJ, O'Brien JT. PET imaging of brain<br />

amyloid in dementia: a review. Int J Geriatr Psychiatry<br />

2010; 26(10):991–9.<br />

16 Herholz K, Ebmeier K. Clinical amyloid imaging in<br />

Alzheimer’s disease. Lancet Neurol 2011; 10(7):667–70.<br />

17 Rowe CC, Villemagne VL. Brain amyloid imaging.<br />

J Nucl Med 2011; 52(11):1733–40.<br />

18 Dubois B, Feldman HH, Jacova C et al. Research criteria<br />

for the diagnosis of Alzheimer s disease: revising the<br />

NINCDS-ADRDA criteria. Lancet Neurol 2007;<br />

6(8):734–46.<br />

28


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR KONGRESS- DIE PRAXIS<br />

HIGHLIGHTS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Epilepsie<br />

Die ersten Magnetresonanztomographie-Untersuchungen (MRT-Untersuchungen) bei<br />

Menschen wurden in den späteren 1970er Jahren durchgeführt 1 und als Routineuntersuchung<br />

schon Mitte der 1980er etabliert. Die MRT ermöglicht die detaillierte Übersicht<br />

der feinen Strukturen des lebenden menschlichen Gehirns, was früher nur post mortem<br />

möglich war. Sehr schnell wurde klar, dass die MRT größere Dimensionen bekommen kann.<br />

Mittels MRT können die minimalen Veränderungen des Gehirns, die Epilepsien verursachen,<br />

dargestellt werden 2, 3 . Ein gutes Beispiel dafür ist die Hippocampussklerose, die am<br />

häufigsten eine therapieresistente Epilepsie verursacht. Die richtige Diagnostik der Hippocampussklerose<br />

ist für den guten postoperativen Outcome entscheidend 4, 5 . Mit der<br />

Entwicklung der MRT begann eine neue Ära auch in der Diagnostik der Malformationen<br />

der kortikalen Entwicklung, da diese ebenfalls Therapieresistenz verursachen 6 . Die MRT<br />

ist ein obligatorischer Teil bei der Abklärung der PatientInnen mit Epilepsien.<br />

Dr. Giorgi Kuchukhidze<br />

Universitätsklinik für Radiologie,<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr. Ekaterina Pataraia<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Welche PatientInnen sollten<br />

eine Schädel-MRT-Untersuchung<br />

erhalten?<br />

Die Kommission für Neuroimaging der Internationalen<br />

Liga gegen Epilepsie (ILAE) 7, 8<br />

empfiehlt in nichtakuter Situation eine strukturelle<br />

Bildgebung mittels der Schädel-MRT<br />

bei allen PatientInnen mit Epilepsien, mit Ausnahme<br />

der PatientInnen mit eindeutiger elektroklinischer<br />

Diagnose einer generalisierten<br />

idiopathischen Epilepsie (benigne myoklonische<br />

Epilepsie des Kindesalters, Absence-Epilepsie<br />

des Kindesalters, juvenile Absence-Epilepsie,<br />

juvenile myoklonische Epilepsie) oder<br />

bei benigner Epilepsie des Kindesalters mit<br />

zentrotemporalen Spikes. Trotzdem kann<br />

manchmal auch bei PatientInnen mit diesen<br />

Syndromen eine strukturelle Veränderung<br />

vorkommen. Diese Veränderungen sind meist<br />

unspezifisch und wurden bereits in einigen<br />

Studien berichtet 9 .<br />

Die Österreichische Sektion der ILAE definierte<br />

die Indikation und Ziele der MRT bei PatientInnen<br />

mit Epilepsien 10 folgendermaßen:<br />

MRT-Indikationen:<br />

Absolute MRT-Indikationen:<br />

• erster unprovozierter Anfall<br />

• Epilepsie (Definition: Auftreten von<br />

zumindest zwei unprovozierten Anfällen<br />

innerhalb eines Jahres)<br />

• komplizierter Fieberkrampf<br />

Relative MRT-Indikationen:<br />

• akut-symptomatischer Anfall und<br />

durchgeführte Akut-CT<br />

• Auch bei klinisch-<strong>neurologisch</strong><br />

unauffälligen PatientInnen besteht je<br />

nach Ursache des unmittelbaren<br />

Auslösers im individuellen Fall die<br />

Indikation zur MRT.<br />

• Kinder, bei denen eine MRT in Narkose<br />

durchgeführt werden muss, mit<br />

folgenden Epilepsiesyndromen:<br />

- fokale idiopathische Epilepsien mit<br />

altersgebundenem Beginn<br />

- generalisierte idiopathische Epilepsien<br />

mit altersgebundenem Beginn<br />

Keine MRT-Indikation:<br />

• einfache Fieberkrämpfe<br />

Ziel der MRT-Untersuchung: Es ist entscheidend,<br />

dass der/die zuweisende Arzt/Ärztin<br />

dem/der RadiologIn Informationen über die<br />

Art der Anfälle bzw. Epilepsie übermittelt<br />

(z. B. einfach- oder komplex-fokaler Anfall,<br />

generalisierter tonisch-klonischer Anfall).<br />

Ziel der MRT-Untersuchung ist:<br />

• die bessere Charakterisierung eines<br />

Epilepsiesyndroms<br />

• die Identifizierung einer zugrunde<br />

liegenden Ätiologie eines<br />

Epilepsiesyndroms/epileptischen Anfalls,<br />

um damit prognostische Aussagen zu<br />

erhalten und eventuelle therapeutische<br />

Konsequenzen abzuleiten.<br />

Welche Sequenzen sollten<br />

durchgeführt werden?<br />

Die Neuroimaging-Kommission der ILAE 7, 8<br />

stellt fest: „MRT ist essenziell für die prä -<br />

chirurgische Evaluation. (...) Epilepsiechirurgie<br />

sollte niemals ohne vorausgegangene MRT<br />

durchgeführt werden, außer bei Ausnahmesituation<br />

wie spezifische Umstände oder spezifische<br />

Kontraindikation (z. B. Herzschrittmacher).“<br />

Es wird empfohlen, mindestens T1- und T2-<br />

gewichtete Sequenzen und 3-dimensionale<br />

Volumenaufnahmen durchzuführen, wobei<br />

die koronaren und axialen Schichtenaufnahmen<br />

bzw. Rekonstruktion gewährleistet werden<br />

sollte.<br />

Die konventionelle MRT-Untersuchung ist<br />

nicht ausreichend und inadäquat für Epilepsiediagnostik,<br />

da viele Veränderungen nicht<br />

erfasst werden können. Die routinemäßige<br />

MRT besteht aus kurzen Aufnahmen mit 3<br />

bis 5 mm Schichtdicke und einem Abstand<br />

zwischen den Schichten von 2–3 mm. Sie<br />

enthalten nicht die SPGR (spoiled gradient<br />

recalled acquisition) oder MPRAGE (magnetization<br />

prepared rapid gradient echo) T1-gewichteter<br />

Aufnahmen, welche die Grau- u<br />

29


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

weiß-Substanz-Differenzierung erhöhen, was<br />

wiederum die kortikale Architektur besser<br />

darstellt. Diese Aufnahmen sind auch nicht<br />

gewährleistet in koronaren, queren Ebenen,<br />

die perpendikulär zur langen Achse des Hippocampus<br />

liegen (was auch für die Temporallappen-Beurteilung<br />

wichtig ist).<br />

Auf der anderen Seite inkludiert das Epilepsie-Protokoll<br />

das ganze Gehirn von Nasion<br />

bis Inion, T1-gewichteten MPRAGE- oder<br />

SPGR-Aufnahmen mit 1,5 mm Schichtdicke<br />

ohne den Abstand zwischen den Schichten.<br />

Diese Abbildungen werden als 3-D-Volumen<br />

aufgenommen und erlauben somit, die Ausrichtungsfehler<br />

der Aufnahmen zu korrigieren<br />

sowie die Umformatierung der Ansicht<br />

in mehreren Ebenen, um subtile Malformationen<br />

der kortikalen Entwicklung zu erfassen.<br />

Das Epilepsie-Protokoll der MRT inkludiert<br />

auch die koronaren und axialen FLAIR-Sequenzen<br />

mit 3 mm Schichtdicke und einem<br />

Abstand von 0–1 mm zwischen den Schichten.<br />

Die konventionellen dünnen Schichten<br />

(3 mm) der T2-gewichteten axialen und koronaren<br />

Sequenzen werden ebenfalls aufgenommen.<br />

Eine Gadoliniumgabe ist nicht notwendig,<br />

außer wenn ein Tumor oder eine<br />

vaskuläre Malformation vermutet wird oder<br />

bei manchen neurokutanen Syndromen wie<br />

Sturge-Weber-Syndrome (in diesem Fall für<br />

die Identifizierung der leptomeningealen Angiomatose).<br />

Die Anwendung des speziellen Epilepsie-Protokolls<br />

an den Epilepsiezentren kann epileptische<br />

Abnormalitäten mit größerer Sensitivität<br />

und Spezifität entdecken. In einer Studie<br />

mit 51 PatientInnen, die außerhalb der Epilepsiezentren<br />

einer MRT unterzogen wurden,<br />

zeigten 34 (67 %) der Aufnahmen keine fokale<br />

Abnormalitäten, dabei konnte in 27/34<br />

der Fälle die Hippocampussklerose nicht entdeckt<br />

werden. Auf der anderen Seite zeigten<br />

die speziellen MRT-Untersuchungen die Veränderung<br />

bei 27/29 (93 %) der PatientInnen<br />

mit abnormaler Histologie des chirurgisch<br />

entnommenen Gewebes 11 . Die detaillierte<br />

Beschreibung der MRT-Protokolle für verschiedene<br />

Altersgruppen wurde von der<br />

österreichischen Sektion der ILAE vorgeschlagen<br />

10 .<br />

Zusätzliche Information<br />

durch Oberflächenspule?<br />

25 PatientInnen mit therapieresistenten Epilepsien<br />

wurden einer prächirurgischen Abklärung<br />

mittels 3T-(Tesla-)MRT unterzogen 12 .<br />

Diese PatientInnen wurden entweder als<br />

MRT-negativ (n = 15) oder mit unklaren Befunden<br />

(n = 10) bei der vorhergehender MRT<br />

mit 1,0–1,5T eingestuft. Zusätzlich wurde<br />

eine Oberflächenspule über der verdächtigen<br />

epileptogenen Zone angewandt. Es konnte<br />

gezeigt werden, dass die Oberflächenspule<br />

die Visualisierung der kortikalen Läsionen mit<br />

besserer Demarkierung der Details erlaubt,<br />

was allerdings nicht signifikant unterschiedlich<br />

von vordiagnostizierten Läsionen ist und<br />

somit keine zusätzliche Information in Bezug<br />

auf die Art der Läsion ergibt. Eine epileptogene<br />

Läsion wurde bei 12/25 (48 %) der PatientInnen,<br />

die mittels 3T-MRT untersucht<br />

wurden, vermutet. Es wurden keine zusätzlichen<br />

Abnormitäten bei 13/25 (52 %) PatientInnen<br />

gefunden. 3T-MRT bietet im Vergleich<br />

zum älteren MRT mit 1,0–1,5T eine<br />

neue oder zusätzliche Information bei 5/25<br />

(20 %) PatientInnen. Die hoch auflösende<br />

MRT kann für die Detektion von Läsionen (z. B.<br />

kortikale Malformationen) behilflich sein, allerdings<br />

mit einem limitierten zusätzlichen<br />

Beitrag der ergänzenden Oberflächenspule<br />

im 3T-MRI im Vergleich zu 1,5T-MRT 12 .<br />

Wer soll die MRT der Epilepsie-<br />

PatientInnen beurteilen?<br />

Die Erfahrung der RadiologInnen in Epileptologie<br />

ist entscheidend für die Erstellung der<br />

hoch qualifizierten Befunde. In einer Studie<br />

wurden die MRT-Befunde der „NichtexpertInnen“<br />

mit den Befunden der „ExpertInnen“<br />

bei 123 konsekutiven PatientInnen, die zwischen<br />

1996 und 1999 einer Epilepsiechirurgie<br />

unterzogen wurden, verglichen. Dabei konnte<br />

gezeigt werden, dass die „NichtexpertInnen“<br />

nur in 39 % der Fälle eine fokale Läsion<br />

identifizieren konnten, im Vergleich zu „ExpertInnen“,<br />

die eine 50%-ige Sensitivität<br />

zeigten; allerdings konnten die RadiologInnen,<br />

die sich mit Epilepsie beschäftigen, in<br />

91 % der Fälle die epilepsiespezifische Läsionen<br />

feststellen 13 .<br />

Bildgebung der<br />

Temporallappenepilepsien (TLE)<br />

Die Temporallappenepilepsien stellen die häufigsten<br />

Formen der fokalen Epilepsien dar,<br />

wobei die mesialen Temporallappenepilepsien<br />

am häufigsten Therapieresistenz verursachen.<br />

MRT-Aufnahmen des Hippocampus: Die<br />

Orientierung der hippocampalen Achse im<br />

MRT korrespondiert grob geschätzt mit der<br />

langen Achse des Hirnstamms. Am besten<br />

orientiert man sich an koronaren und axialen<br />

Aufnahmen.<br />

Der Hippocampus wird am besten in koronaren<br />

Aufnahmen beurteilt. Das erlaubt die<br />

Abschätzung der Größe, der Struktur und<br />

den Vergleich der MR-Signale der beiden Hippocampi.<br />

Die ganze Länge des Hippocampus<br />

kann nur auf den axialen Schichten gesehen<br />

werden. Die parasagittalen Aufnahmen können<br />

die Einkerbungen der Gyrus dentatus an<br />

unterer Grenze identifizieren. Die hippocampale<br />

Achse ist exzellent für die Darstellung<br />

der meisten subkortikalen und Temporallappen-Strukturen<br />

14 .<br />

MRT-Merkmale der<br />

Hippocampussklerose (HS)<br />

Abnormale hippocampale T2-gewichtete<br />

Signale: Die verlässlichsten und sensitivsten<br />

Sequenzen für die HS-Diagnostik sind die T2-<br />

gewichteten FLAIR-Sequenzen (fluid-attenuated<br />

inversion recovery) 14–19 .<br />

Die hohen T2-gewichteten Signale entstehen<br />

auch:<br />

• bei Läsionen im Gyrus-parahippocampalis-<br />

Bereich,<br />

30


• bei Fremdgewebe,<br />

• bei Hippocampusdysplasie,<br />

• vom partiellen Volumen des<br />

umgebenden Liquor,<br />

• bei Flow-Artefakten, verursacht durch<br />

Carotiden.<br />

Interpretationsprobleme entstehen oft aufgrund<br />

der nicht korrekten Deutung der Hippocampusstruktur.<br />

Die Orientierung der<br />

Schichten perpendikulär zur langen Achse<br />

vom Hippocampus hilft in den meisten Fällen,<br />

den partiellen Volumeneffekt zu vermeiden.<br />

Signal-Hypointensität des Hippocampus<br />

in den T1-gewichteten Sequenzen: Die<br />

Anwendung der T1-gewichteten Sequenzen,<br />

Inversion Recovery (IR), ist sehr hilfreich bei<br />

den Untersuchungen der HS, insbesondere<br />

wenn der Hippocampus unverändert auf anderen<br />

Sequenzen dargestellt wird 15, 16 . Der<br />

atrophierte Hippocampus zeigt ein reduziertes<br />

Signal in den T1-gewichteten Aufnahmen,<br />

was dem hohen Signal in den T2-<br />

gewichteten Aufnahmen entspricht. Die IR-<br />

Sequenzen ermöglichen die exzellente<br />

anatomische Unterscheidung der Strukturen,<br />

was typischerweise mittels T1-Sequenzen alleine<br />

nicht möglich ist.<br />

Hippocampusatrophie: Die visuelle Begutachtung<br />

der optimal aufgenommenen und<br />

orientierten Schichten ermöglicht die verlässliche<br />

Diagnosestellung der HS mit einer Sensitivität<br />

von 80–85 % 17, 19 und ist bei erfahrenen<br />

SpezialistInnen fast so gut wie eine<br />

Volumenmessung der Hippocampusgröße 20 .<br />

Verlust der inneren Struktur des Hippocampus:<br />

Die normale interne morphologische<br />

Struktur des Hippocampus wird von Alveus,<br />

der molekularen Zellschicht des Gyrus<br />

dentatus und der pyramidalen Zellschicht des<br />

Ammonshorns gebildet. Das alles ist besonders<br />

gut an koronaren MR-Schichten darstellbar.<br />

Der Verlust der normalen inneren Struktur<br />

bei der HS ist durch den Verlust der neuronalen<br />

Zellen und Gliose verursacht. Die<br />

Abb. 1: Hippocampussklerose links<br />

T2-gewichtete koronare Sequenz<br />

FLAIR koronare Sequenz<br />

IR-Aufnahmen stellen nicht nur die anatomischen<br />

Details, sondern auch den Kontrast zu<br />

normalem Hippocampus dar. Die innere<br />

Struktur kann aber aufgrund des Alveus auf<br />

den weniger kontrastgefärbten Schichten (typisch<br />

für T1-Volumen-Sequenzen) im Vergleich<br />

zum klar abnormalen Hippocampus<br />

fälschlich als normal angenommen werden.<br />

Wichtig ist bei der Visualisierung der inneren<br />

Struktur des Hippocampus die Berücksichtigung<br />

der hohen räumlichen Auflösung und<br />

des Kontrasts 18 .<br />

Zusammenfassend sind die typischen Eigenschaften<br />

der HS im MRT die Atrophie,<br />

Hyperintensität auf den T2-gewichteten Aufnahmen<br />

und Hypointensität auf den T1-gewichteten<br />

Aufnahmen sowie Verlust der inneren<br />

Struktur (Abb. 1).<br />

Spezielle und<br />

quantitative Verfahren<br />

Bei erfahrenen SpezialistInnen ist die visuelle<br />

Diagnostik der HS ziemlich verlässlich. Die<br />

quantitativen und speziellen Methoden sind<br />

sehr hilfreich bei der Evaluation der „MR-negativen“<br />

Temporallappenepilepsien, da viel<br />

zusätzliche Information gewonnen werden<br />

kann, insbesondere in Hinblick auf dezente<br />

Pathologien sowie für die Beurteilung der<br />

kontralateralen Hippocampusabnormitäten.<br />

Volumetrie: Der Verlust des Volumens ist ein<br />

sensitiver und spezifischer Indikator der HS<br />

im klinischen Kontext der Epileptologie 21–24 .<br />

Mesiale temporale Atrophie ipsilateral zur<br />

Anfallsursprungszone scheint für TLE spezifisch<br />

zu sein 25 .<br />

Die Volumetrie ist eine simple, aber verlässliche<br />

Methode für die Erfassung der Asymmetrie<br />

der Hippocampi. Sie kann fast in allen<br />

Zentren mit minimalem zusätzlichem Aufwand<br />

an Image-Bearbeitung oder technischer<br />

Erfahrung durchgeführt werden. Trotzdem<br />

bestehen einige Fallgruben: es ist schwer,<br />

eine absolute Abnormität zu definieren, da<br />

es eine ziemlich breite Streuung an Varia -<br />

tionen der normalen Hippocampi gibt. Die<br />

Korrektur der Hippocampus-Volumen in ein<br />

totales intrakranielles Volumen ist eine sehr<br />

hilfreiche Methode, welche die Brauchbarkeit<br />

der Volumenmessungen erhöht. Manchmal<br />

werden bei der Volumenkorrektion Größe,<br />

Geschlecht, Gewicht und Alter berücksichtigt.<br />

Frauen haben kleinere Hippocampi als<br />

Männer 26 .<br />

Es scheint, dass das Hippocampusvolumen<br />

sich in Abhängigkeit von Temporallappenanfällen<br />

ändern kann 27, 28 . Eine Volumenänderung<br />

des Hippocampus kann auch bei einigen<br />

anderen Krankheiten wie Demenz 29, 30 , Schizophrenie<br />

31, 32 , Amnesie 33 und ganz selten<br />

auch bei normalen Personen 34 gefunden werden.<br />

T2-Relaxometrie: Die Entwicklung der T2-<br />

Relaxometrie für MRT der Epilepsien entwikkelte<br />

sich durch die Beobachtung der Erhöhung<br />

des Signals in T2-gewichteten Aufnahmen<br />

des Hippocampus bei PatientInnen mit<br />

HS und aus dem Wunsch, eine quantitative<br />

und schnelle Untersuchungsmethode der u<br />

31


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Messung der Abnormitäten im Hippocampus<br />

zu finden, die objektivierbar mit Standardisierungsmöglichkeiten<br />

zwischen den unterschiedlichen<br />

Zentren wäre. Die T2-Relaxometrie<br />

wurde 1993 als quantitative Methode<br />

der Messungen der grauen Substanz vom<br />

Hippocampus zum ersten Mal eingesetzt 35 .<br />

Diese quantitative Messung ist eine robuste<br />

und verlässliche, objektive Methode für die<br />

Bestimmung der ganz minimalen, bilateralen<br />

und progressiven Pathologien des Hippocampus<br />

und somit ein Hilfsmittel für die Beurteilung<br />

des Hippocampus mittels visueller Interpretation<br />

der optimierten Aufnahmen 36–38 .<br />

Automatisierte FLAIR-Analyse: Die regionale<br />

quantitative FLAIR-Analyse des Hippocampus<br />

ist ein sehr viel versprechendes Werkzeug<br />

für die Erkennung der ganz minimalen<br />

Signalalterationen. In der Studie, die diese<br />

Methode validierte, wurden die FLAIR-Signale<br />

von 103 PatientInnen mit HS mit den MRT<br />

von 131 gesunden Kontrollen verglichen. Die<br />

Sensitivität der Methode erreichte 97,1 %.<br />

Besonders verlässlich waren die Ergebnisse<br />

bei PatientInnen mit histologisch bestätigter<br />

HS. Diese Methode kann sogar eine bilaterale<br />

HS von den Veränderungen nach einem Status<br />

epilepticus unterscheiden 39 .<br />

Nicht durch Hippocampussklerose<br />

verursachte Abnormitäten der<br />

mesialen Strukturen<br />

Die Hippocampusdysplasie ist eine nichtspezifische<br />

Definition, die eine nicht normale<br />

Entwicklung des Hippocampus beinhaltet.<br />

Entscheidend dabei ist, dass die Dysplasie des<br />

Hippocampus die nichtkorrekte Seite der HS<br />

vortäuschen kann – ein kleinerer Hippocampus<br />

könnte als HS angenommen werden. Das<br />

kann leicht passieren, wenn T1- und T2-Sequenzen<br />

ohne Kontrast dargestellt werden<br />

oder wenn die Größe des Hippocampus als<br />

einziger Parameter für die Diagnostik der HS<br />

verwendet wird. Durch die Dysplasie ist der<br />

Hippocampus größer, und so kann der andere<br />

Hippocampus als sklerotisch vorgetäuscht<br />

werden. In Wirklichkeit kann der vergrößerte<br />

Hippocampus in Assoziation mit anderen<br />

Malformationen der Entwicklung des Kortex<br />

wie bei Hemimegalenzephalie beobachtet<br />

werden 40 . Die bilateralen hippocampalen<br />

Dysplasien wie bilaterale mesiale temporale<br />

Polymikrogyrie sind sehr selten und können<br />

auch als HS fehlinterpretiert werden 41 .<br />

Hippocampale Malrotation: Die Malrotation<br />

des Hippocampus wird auch als eine Entwicklungsanomalie<br />

angesehen, wobei die<br />

Rolle dieser Veränderung in der Anfallserzeugung<br />

noch lange nicht geklärt ist 42–44 . Die<br />

MRT-Charakteristika sind: die inkomplette Inversion<br />

des Hippocampus mit abnormal runden<br />

Konturen, die normale Signalintensität<br />

und Lage, die unscharfe innere Struktur, der<br />

abnormale Winkel des kollateralen Sulcus,<br />

die abnormale Position und Größe der Fornix,<br />

die normale Größe der Temporallappen und<br />

die Vergrößerung des Temporalhorns, oft assoziiert<br />

mit der Agenesie der Corpus callosum.<br />

Es ist sehr wenig über die Histologie<br />

des radiologisch identifizierten globulären<br />

oder pyramidal geformten malrotierten Hippocampus<br />

bekannt. Ein histopathologisch abnormal<br />

gefalteter hippocampaler Sektor mit<br />

typischen Eigenschaften der klassischen Ammonshornssklerose<br />

wurden bei einem Patienten<br />

mit MRT-malrotierten Hippocampus beschrieben<br />

45 .<br />

Extrahippocampaler<br />

Temporallappen<br />

Sklerose der Amygdala: Im pathologischen<br />

Prozess der mesialen temporalen Sklerose<br />

können außer Hippocampus auch die Amygdala,<br />

der Temporalpol und entorhinaler Kortex<br />

involviert sein 36, 46, 47 .<br />

Die Amygdalae werden am besten an den<br />

gekippten axialen Schichten identifiziert, wo<br />

eine klare Separation des Hippocampus und<br />

der Amygdala möglich ist, zusammen mit<br />

standardisierten koronaren Aufnahmen. Die<br />

visuelle Diagnostik der Amygdalasklerose ist<br />

mit Ausnahme ganz seltener Fälle schwierig.<br />

Am effektivsten sind quantitative Methoden<br />

wie die T2-Relaxometrie und die Volumetrie<br />

23, 36 . Vergrößerte Amygdalae mit Signalzunahme<br />

auf den T2-Sequenzen (speziell auf<br />

FLAIR-Sequenzen) können auch ein Teil der<br />

fokalen kortikalen Dysplasie vom Non-Taylor-<br />

Type sein. In solchen Fällen sollte besonders<br />

auf die andere Seite geachtet und diese<br />

wegen kleinerer Größe nicht sofort als atrophiert<br />

diagnostiziert werden 48 .<br />

Abnormalitäten des Gyrus parahippocampalis:<br />

Ein indirektes Zeichen der mesialen<br />

Sklerose ist die Atrophie und Signaländerung<br />

des Gyrus parahippocampalis. Zusätzlich<br />

kommt es zur Verdünnung der weißen Substanz<br />

und Unschärfe der Grau-weiß-Substanz-Differenzierung.<br />

In manchen Fällen ist<br />

die Abnormität der parahippocampalen weißen<br />

Substanz der einzige Hinweis auf den<br />

Anfallsursprung. Diese Areale sollten bei PatientInnen<br />

mit MRT-negativen Epilepsien ganz<br />

genau evaluiert werden 48 .<br />

Duale Pathologie: Die Kombination der Abnormitäten<br />

des Hippocampus (meistens HS)<br />

mit extrahippocampalen Läsionen wird als<br />

„duale Pathologie“ bezeichnet 49, 50 .<br />

Die duale Pathologie in der Histologie des<br />

temporalen Neocortex wurde zum ersten Mal<br />

bei den PatientInnen mit therapieresistenter<br />

Epilepsie beschrieben, die einer Temporallappenresektion<br />

aufgrund der HS unterzogen<br />

wurden 51, 52 . 15–50 % der PatientInnen mit<br />

HS haben eine duale Pathologie – eine Malformation<br />

der kortikalen Entwicklung (MCD)<br />

und andere entwicklungsstörungsbedingte<br />

Läsionen, wie Porenzephalie oder Ulegyrie<br />

(verursacht durch perinatale ischämische<br />

Hirnläsion) 41a, 53, 54 . Selten kommt die „duale<br />

Pathologie“ bei PatientInnen mit vaskulären<br />

Malformationen (7 %) oder Hirntumoren (2 %)<br />

vor 21 .<br />

In einer Studie wurde versucht, den Zusammenhang<br />

zwischen den Typen der MCD und<br />

Hippocampusformation (HF) zu finden 40 . Eine<br />

kleine HF war bei allen Formen der MCD präsent,<br />

die malrotierte HF kam meistens vor<br />

bei PatientInnen mit periventrikulären nodulären<br />

Heterotopien, während die vergrößerte<br />

32


Abb. 2: Fokale kortikale Dysplasie<br />

Typ II, rechts<br />

FLAIR koronare Sequenz<br />

HF mit Lissenzephalie-Argyrie-Pachygyrie,<br />

subkortikalen Bandheterotopien und Hemimegalenzephalie<br />

assoziiert war 40 .<br />

Die Häufigkeit der Abnormitäten der HF bei<br />

PatientInnen mit MCD beträgt etwa 25 bis<br />

30 % (Cendes et al. 21 bis 25 %; Montenegro<br />

et al. 40 bis 29,5 %; Kuchukhidze et al. 55<br />

bis 31 %).<br />

Andererseits wurde MCD bei 15–30 % der<br />

PatientInnen mit klassischer HS gefunden 51, 56 .<br />

Die besten chirurgischen Ergebnisse bei den<br />

dualen Pathologien werden durch Resektion<br />

nicht nur des sklerotischen Hippocampus,<br />

sondern aller Läsionen erzielt 57–59 . Die Entwicklung<br />

der neuen MRT-Methoden und Postprocessing-Protokolle<br />

ermöglichen die Entde -<br />

ckung dieser kleinen Malformationen 39, 60, 61 .<br />

TLE-Zusammenfassung<br />

Die Eigenschaften wie Volumenverlust, Signaländerung<br />

und abnormale Morphologie<br />

sind bereits bekannt. Der Volumenverlust mit<br />

abnormalem Signal im Hippocampusbereich<br />

hat nicht die gleiche Bedeutung wie nur Volumenverlust<br />

alleine. Die HS im Kontext mit<br />

einer anderen Läsion muss anders interpretiert<br />

werden. Auf der anderen Seite sind die<br />

Abnormitäten oft nicht nur auf Hippocampus<br />

oder den ganzen epileptogenen Temporallappen<br />

begrenzt. Es sind 3 große Subgruppen<br />

der HS, die mittels MRT identifiziert werden<br />

sollen:<br />

• klassische HS – HS mit Volumenverlust<br />

und Signaländerung in der ganzen<br />

Läsion;<br />

• HS mit zusätzlicher Abnormität, die nicht<br />

eine definitiv andere Läsion ist (wie z. B.<br />

Weiße-Substanz-Abnormität des<br />

Temporalpols, Temporallappen- oder<br />

ganze Hemisphären-Atrophie)<br />

• HS mit zusätzlicher klar identifizierbarer<br />

Läsion wie z. B. fokaler Tumor oder<br />

MCD (im Sinne einer dualen Pathologie).<br />

Weitere zerebrale<br />

Abnormitäten<br />

Die Beschreibung der diversen Läsionen, die<br />

eine Epilepsie verursachen können, würde<br />

den Rahmen des Artikels sprengen. Wir beschränken<br />

uns auf einige, die durch die Entwicklung<br />

von Neuroimaging und Epilepsiechirurgie<br />

das Interesse erweckt haben.<br />

Malformationen der<br />

kortikalen Entwicklung (MCD)<br />

Diese werden aufgrund der Refraktärität der<br />

Anfälle im Kindesalter und auch bei<br />

Er wachsenen zunehmend erkannt 6 . Sie werden<br />

durch abnormale neuronale Proliferation/Apoptosis,<br />

Migration oder Organisation<br />

verursacht 62 .<br />

Die MRT mit hoher Auflösung ermöglicht die<br />

bessere Darstellung des Kortex. Die subtilen<br />

Abnormitäten der weißen Substanz können<br />

Abb. 3: Fokale kortikale Dysplasie<br />

Typ I, links temporal<br />

FLAIR koronare Sequenz<br />

wichtige Hinweise auf Bestehen der MCD sein<br />

(insbesondere wenn es sich um Ballonzellendysplasien<br />

handelt). Aus diesem Grund ist es<br />

wichtig, FLAIR-Sequenzen anzufertigen.<br />

Eine besondere Herausforderung ist die Diagnose<br />

der fokalen kortikalen Dysplasie (FCD).<br />

Bei ca. 25 % der operierten Erwachsenen und<br />

bis zu 50 % der Kinder wird FCD als Ursache<br />

für Epilepsie berichtet 63–68 . Trotzdem ist es<br />

schwer, die exakte Prävalenz der FCD nur auf<br />

Basis von Neuroimaging-Studien abzuschätzen.<br />

Mittlerweile wurden verschiedene Klassifikationen,<br />

die sich auf Bildgebung, genetische<br />

Untersuchungen und Histopathologie<br />

stützen, vorgeschlagen 62, 68–71 . Die ganz rezente<br />

histopathologische Klassifikation der<br />

FCD reflektiert die klinischen Aspekte der FCD<br />

deutlich mehr als alle früheren Nomenklaturen<br />

und wird auch von ILAE empfohlen 72 .<br />

Einige Studien sind auf die klinischen Unterschiede<br />

zwischen Subtypen der FCD fokussiert,<br />

trotzdem ist es evident, dass unterschiedliche<br />

FCD-Subgruppen unterschiedliche<br />

elektroklinische und radiologische Befunde<br />

zeigen 71, 73–78 . Dennoch bleibt die Korrelation<br />

zwischen den unterschiedlichen histopathologischen<br />

Typen der FCD und dem chirurgischen<br />

Outcome ein Diskussionsthema 58, 79–83 .<br />

FCD Typ-II: Das Spektrum der MRT-Veränderungen<br />

ist für FCD Typ II gut ausgearbeitet<br />

und enthält folgende Parameter: die Verdi -<br />

ckung des Kortex, das abnormale Muster von<br />

Gyri und Sulci, die verwaschene Grau-weiß-<br />

Substanz-Differenzierung und Transmantel-<br />

Lokalisation der Signaländerungen, welche<br />

die weiße und auch die graue Substanz betrifft<br />

67, 71, 74, 77, 84, 88 (Abb. 2).<br />

FCD Typ I: Im Gegensatz zu FCD Typ II ist<br />

die MRT-Diagnostik der FCD vom Typ I eine<br />

große Herausforderung. Die typische MRT der<br />

FCD-I zeigt eine regionale Reduktion des Volumens<br />

der weißen Substanz in Assoziation<br />

mit diskreter Signaländerung in T2-gewichteten<br />

Sequenzen (Abb. 3).<br />

In den letzten Jahren wurden mehrere Methoden<br />

von Image-Post-Processing zur Ver- u<br />

33


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

besserung der Diagnostik der FCD im MRT entwickelt<br />

61, 89–91 . Beim Großteil von ihnen wird<br />

selbstentwickelte Software verwendet. Das<br />

schränkt die verbreitete Anwendung sehr ein.<br />

Die voxelbasierte morphometrische MRT-<br />

Analyse wird mittels statistical parametric<br />

mapping software (SPM5, Welcome De -<br />

partment of Imaging Neuroscience Group;<br />

http://www.fil.ion.ucl.ac.uk/spm) verwendet.<br />

Diese Methode wurde von H.-J. Huppertz<br />

und seiner Arbeitsgruppe entwickelt<br />

und hat eine weite Anwendung in vielen<br />

europäischen Epilepsiezentren gefunden 92 .<br />

Die Methode hebt die Hirnareale mit unscharf<br />

abgegrenzten Grau-weiß-Substanz-<br />

Arealen und abnormer Gyrierung hervor.<br />

Dabei werden 3-dimensionale „feature<br />

maps“ erstellt, was bei der Detektion der<br />

FCD sehr hilfreich ist. Die Erkennungsrate der<br />

FCD IIa wird von 65 % (bei NeuroradiologInnen<br />

mit Schwerpunkt Epilepsie) bis 82 %<br />

(bei Anwendung der Post-Processing-Methode)<br />

erhöht 93 . Da die genaue Abgrenzung<br />

der FCD in der MRT im Rahmen der prächirurgischen<br />

Abklärung die Wahrscheinlichkeit<br />

für den guten postoperativen Outcome<br />

deutlich erhöhen kann, wird empfohlen,<br />

die morphometrische Analyse bei allen<br />

PatientInnen, die keine Läsion in der MRT<br />

zeigen, durchzuführen.<br />

n<br />

1 Falconer MA, Serafetinides EA, Corsellis JAN, Etiology<br />

and pathogenesis of temporal lobe epilepsy. Arch<br />

Neurol 1964; 10:233–240<br />

2 Dreifuss FE, Proposal for revised clinical and electro -<br />

encephalographic classification of epileptic seizures.<br />

Epilepsia 1981; 22:489–501<br />

3 Delgado-Escueta AV, Walsh GO, Type I complex partial<br />

seizures of hippocampal origin: excellent results of<br />

anterior temporal lobectomy. Neurology 1985;<br />

35:143–154<br />

4 Duncan JS, Sagar HJ, Seizure characteristics, pathology,<br />

and outcome after temporal lobectomy. Neurology<br />

1987; 37:405–409<br />

5 Hauser WA, The natural history of temporal lobe epilepsy.<br />

In: Luders H, (ed): Epilepsy surgery. Raven Press,<br />

New York 1991, pp 133–141<br />

6 Palmini A, Andermann F, Olivier A, Tampieri D,<br />

Robitaille Y, Focal neuronal migration disorders and<br />

intractable partial epilepsy, results of surgical<br />

treatment. Ann Neurol 1991; 30:750–757<br />

7 Commission on Neuroimaging of the International<br />

League Against Epilepsy, Guidelines for neuroimaging<br />

evaluation of patients with uncontrolled epilepsy<br />

considered for surgery. Epilepsia 1998; 39:1375–1376<br />

8 Commission on Neuroimaging of the International<br />

League Against Epilepsy, Recommendations for<br />

neuroimaging of patients with epilepsy. Epilepsia<br />

1997; 38:1255–1256<br />

9 Betting LE, Mory SB, Lopes-Cendes I, Li LM, Guerreiro<br />

MM, Guerreiro CA, Cendes F, MRI reveals structural<br />

abnormalities in patients with idiopathic generalized<br />

epilepsy. Neurology 2006; 67:848–852<br />

10 Serles W, Baumgartner Ch, Feichtinger M, Felber St,<br />

Feucht M, Podreka I, Trinka E, Prayer D, Richtlinien für<br />

ein standardisiertes MRT-Protokoll für Patienten mit<br />

epileptischen Anfällen in Österreich. Mitteilungen der<br />

Österreichischen Sektion der Internationalen Liga<br />

gegen Epilepsie 2003; 3:2–13<br />

11 McBride MC, Bronstein KS, Bennett B, Erba G, Pilcher<br />

W, Berg MJ, Failure of standard magnetic resonance<br />

imaging in patients with refractory temporal lobe<br />

epilepsy. Arch Neurol 1998; 55:346–348<br />

12 Strandberg M, Larsson EM, Backman S, Källén K,<br />

Pre-surgical epilepsy evaluation using 3T MRI. Do<br />

surface coils provide additional information? Epileptic<br />

Disord 2008; 10:83–92<br />

13 von Oertzen J, Urbach H, Jungbluth S, Kurthen M,<br />

Reuber M, Fernández G, Elger CE: J Neurol Neurosurg<br />

Psychiatry 2002; 73;643–647<br />

14 Jackson GD, Berkovic SF, Duncan JS, Connelly A:<br />

Optimizing the diagnosis of hippocampal sclerosis<br />

using magnetic resonance imaging. AmJNeurorad<br />

1993; 14:753–762<br />

15 Urbach H, Imaging of the epilepsies. Eur Radiol 2005;<br />

15:494–500<br />

16 Van Paesschen W, Qualitative and quantitative imaging<br />

of the hippocampus in mesial temporal lobe epilepsy<br />

with hippocampal sclerosis. Neuroimaging Clin N Am<br />

2004; 14:373–400<br />

17 Jackson GD, Duncan JS, Connelly A, Ausfin SJ:<br />

Increased signal in the mesial temporal region on T2<br />

weighted MRI; a quantitative study of hippocampal<br />

sclerosis. Neurology 1991; 41(Suppl 1),170–171<br />

18 Kuzniecky R, Jackson GD, Magnetic resonance in<br />

epilepsy. Raven Press, New York,1995<br />

19 Berkovic SF, Andermann F, Olivier A, Ethier R, Melanson<br />

D, Robitaille Y, Kuzniecky R, Peters T, Feindel W,<br />

Hippocampal sclerosis in temporal lobe epilepsy<br />

demonstrated by magnetic resonance imaging. Ann<br />

Neurol 1991; 29:175–182<br />

20 Spencer SS, McCarthy G, Spencer DD, Diagnosis of<br />

medial temporal lobe seizure onset: relative specificity<br />

and sensitivity of quantitative MRI. Neurology 1993;<br />

43:2117–2124<br />

21 Cendes F, Andermann F, Gloor P, Evans A, Jones-Gotman<br />

M, Watson C, Melanson D, Olivier A, Peters T,<br />

Lopes-Cendes I, Leroux G, MRI volumetric measurement<br />

of amygdala and hippocampus in temporal lobe<br />

epilepsy. Neurology 1993; 43:719–725<br />

22 Bernasconi N, Bernasconi A, Caramanos Z, Antel SB,<br />

Andermann F, Arnold DL: Mesial temporal damage in<br />

temporal lobe epilepsy, a volumetric MRI study of the<br />

hippocampus, amygdala and parahippocampal region.<br />

Brain 2003a; 126:462–469<br />

23 Bernasconi N, Natsume J, Bernasconi A, Progression in<br />

temporal lobe epilepsy: differential atrophy in mesial<br />

temporal structures. Neurology 2005; 65:223–228<br />

24 Cavus I, Pan JW, Hetherington HP, Abi-Saab W, Zaveri<br />

HP, Vives KP, Krystal JH, Spencer SS, Spencer DD,<br />

Decreased hippocampal volume on MRI is associated<br />

with increased extracellular glutamate in epilepsy<br />

patients. Epilepsia 2008; 49:1358–1366<br />

25 Bernasconi N, Andermann F, Arnold DL, Bernasconi A,<br />

Entorhinal cortex MRI assessment in temporal, extratemporal,<br />

and idiopathic generalized epilepsy. Epilepsia<br />

2003; 44:1070–1074<br />

26 Briellmann RS, Berkovic SF, Jackson GD, Men may be<br />

more vulnerable to seizure-associated brain damage.<br />

Neurology 2000; 55:1479–1485.<br />

27 Briellmann RS, Newton MR, Wellard RM, Jackson GD,<br />

Hippocampal sclerosis following brief generalized<br />

seizures in adulthood. Neurology 2001; 57:315–317<br />

28 Briellmann RS, Berkovic SF, Syngeniotis A, King MA,<br />

Jackson GD, Seizure-associated hippocampal volume<br />

loss, a longitudinal magnetic resonance study of<br />

temporal lobe epilepsy. Ann Neurol 2002; 51:641–644<br />

29 Wang L, Swank JS, Click IE, Gado MH, Miller MI,<br />

Morris JC, Csernansky JG, Changes in hippocampal<br />

volume and shape across time distinguish dementia of<br />

the Alzheimer type from healthy aging. Neuroimage<br />

2003; 20:667–682<br />

30 Barnes J, Foster J, Boyes RG, Pepple T, Moore EK,<br />

Schott JM, Frost C, Scahill RI, Fox NC, A comparison of<br />

methods for the automated calculation of volumes<br />

and atrophy rates in the hippocampus. Neuroimage.<br />

2008; 40:1655–1671<br />

31 Exner C, Nehrkorn B, Martin V, Huber M, Shiratori K,<br />

Rief W, Sex-dependent hippocampal volume reductions<br />

in schizophrenia relate to episodic memory deficits. J<br />

Neuropsychiatry Clin Neurosci. 2008; 20:227–230<br />

32 Strasser HC, Lilyestrom J, Ashby ER, Honeycutt NA,<br />

Schretlen DJ, Pulver AE, Hopkins RO, Depaulo JR,<br />

Potash JB, Schweizer B, Yates KO, Kurian E, Barta PE,<br />

Pearlson GD, Hippocampal and ventricular volumes in<br />

psychotic and nonpsychotic bipolar patients compared<br />

with schizophrenia patients and community control<br />

subjects, a pilot study. Biol Psychiatry 2005; 57:633–<br />

639<br />

33 Di Paola M, Caltagirone C, Fadda L, Sabatini U, Serra<br />

L, Carlesimo G, Hippocampal atrophy is the critical<br />

brain change in patients with hypoxic amnesia.<br />

Hippocampus 2008; 18:719–728<br />

34 Kobayashi E, Li LM, Lopes-Cendes I, Cendes F, Magnetic<br />

resonance imaging evidence of hippocampal sclerosis<br />

in asymptomatic, first degree relatives of patients with<br />

familial mesial temporal lobe epilepsy. Arch Neurol<br />

2002; 59:1891–1894<br />

35 Jackson GD, Connelly A, Duncan JS, Grünewald RA,<br />

Gadian DG, Detection of hippocampal pathology in<br />

intractable partial epilepsy, increased sensitivity with<br />

quantitative magnetic resonance T2 relaxometry.<br />

Neurology 1993b; 43:1793–1799<br />

36 Pell GS, Briellmann RS, Pardoe H, Abbott DF, Jackson<br />

GD, Composite voxel-based analysis of volume and T2<br />

relaxometry in temporal lobe epilepsy. Neuroimage<br />

2008; 39:1151–1161<br />

37 Coan AC, Bonilha L, Morgan PS, Cendes F, Li LM, T2-<br />

weighted and T2 relaxometry images in patients with<br />

medial temporal lobe epilepsy. J Neuroimaging 2006;<br />

16:260–265<br />

38 Bartlett PA, Symms MR, Free SL, Duncan JS, T2<br />

relaxometry of the hippocampus at 3T. AJNR Am J<br />

Neuroradiol 2007; 28:1095–1098<br />

39 Huppertz HJ, Wagner J, Weber B, House P, Urbach H,<br />

Automated quantitative FLAIR analysis in hippocampal<br />

sclerosis. Epilepsy Res 2011 [Epub ahead of print],<br />

doi.10.1016/j.eplepsyres.2011.08.001<br />

40 Montenegro MA, Kinay D, Cendes F, Bernasconi A,<br />

Bernasconi N, Coan AC, Li LM, Guerreiro MM, Guerreiro<br />

CA, Lopes-Cendes I, Andermann E, Dubeau F,<br />

Andermann F, Patterns of hippocampal abnormalities<br />

in malformations of cortical development. J Neurol<br />

Neurosurg Psychiatry 2006; 77:367–371<br />

41 Kuchukhidze G, Helbok R, Unterberger I, Koppel -<br />

staetter F, Bodner T, Trinka E, Bilateral mesial temporal<br />

polymicrogyria: a case report. J Neurol Neurosurg<br />

Psychiatry 2008; 79:483–484<br />

41a Kuchukhidze G, Unterberger I, Dobesberger J, Embacher<br />

N, Walser G, Haberlandt E, Gotwald T, Maier H, Ortler<br />

M, Felber S, Bauer G, Trinka E, Electroclinical and<br />

Imaging Findings in Ulegyria and Epilepsy – a Study on<br />

25 Patients. Journal of Neurology, Neuro surgery and<br />

Psychiatry 2008; 79:547–552<br />

42 Baulac M, De Grissac N, Hasboun D, Oppenheim C,<br />

Adam C, Arzimanoglou A, Semah F, Lehéricy S,<br />

Clémenceau S, Berger B, Hippocampal developmental<br />

changes in patients with partial epilepsy, magnetic<br />

resonance imaging and clinical aspects. Ann Neurol<br />

1998; 44:223–233<br />

43 Barsi P, Kenéz J, Solymosi D, Kulin A, Halász P, Rásonyi<br />

34


G, Janszky J, Kalóczkai A, Barcs G, Neuwirth M,<br />

Paraicz E, Siegler Z, Morvai M, Jerney J, Kassay M, Altmann<br />

A, Hippocampal malrotation with normal corpus<br />

callosum, a new entity? Neuroradiology 2000; 42:339–345<br />

44 Peltier B, Hurtevent P, Trehan G, Derambure P, Pruvo JP,<br />

Soto-Ares G, [MRI of hippocampal malformations in<br />

patients with intractable temporal lobe epilepsy] J<br />

Radiol 2005; 86:69–75<br />

45 Thom M, Sisodiya SM, Lin WR, Mitchell T, Free SL,<br />

Stevens J, Scaravilli F, Bilateral isolated hippocampal<br />

malformation in temporal lobe epilepsy. Neurology<br />

2002; 58:1683–1686<br />

46 Hudson LP, Munoz DG, Miller L, McLachlan RS, Girvin<br />

JP, Blume WT, Amygdaloid sclerosis in temporal lobe<br />

epilepsy. Ann Neurol 1993; 33:622–631<br />

47 Gonçalves Pereira PM, Oliveira E, Rosado P, Relative<br />

localizing value of amygdalo-hippocampal MR<br />

biometry in temporal lobe epilepsy. Epilepsy Res 2006;<br />

69:147–164<br />

48 Jackson GD, Briellmann RS and Kuzniecky R, Temporal<br />

lobe epilepsy. In: JacksonGD, Kuzniecky,R (eds):<br />

Magnetic resonance in epilepsy. Raven Press, New York<br />

2006, pp. 99–176<br />

49 Babb TL, Brown WJ, Pathological findings in epilepsy.<br />

In: Engel J Jr, (ed): Surgical treatment of the epilepsies.<br />

Raven Press, New York 1987, pp 511–540<br />

50 Cascino GD, Boon P, Fish DR, Surgically remediable<br />

lesional syndromes. In: Engel J Jr, (ed): Surgical treatment<br />

of the epilepsies. 2nd ed. Raven Press, New York<br />

1993, pp 77-86<br />

51 Levesque MF, Nakasato N, Vinters HV, Babb TL,<br />

Surgical treatment of limbic epilepsy associated with<br />

extrahippocampal lesions, the problem of dual<br />

pathology. J Neurosurg 1991; 75:364–370<br />

52 Nakasato N, Levesque MF, Babb TL, Seizure outcome<br />

following standard temporal lobectomy: correlation<br />

with hippocampal neuron loss and extrahippocampal<br />

pathology. J Neurosurg 1992; 77:194–200<br />

53 Cendes F, Cook MJ, Watson C, Andermann F, Fish DR,<br />

Shorvon SD, Bergin P, Free S, Dubeau F, Arnold DL,<br />

Frequency and characteristics of dual pathology in<br />

patients with lesional epilepsy. Neurology 1995;<br />

45:2058–2064<br />

54 Kim HI, Lee MC, Lee JS et al., Bilateral perisylvian<br />

ulegyria, clinicopathological study of patients<br />

presenting with pseudobulbar palsy and epilepsy.<br />

Neuropathology 2006; 26:236–242<br />

55 Kuchukhidze G, Koppelstaetter F, Unterberger I,<br />

Dobesberger J, Walser G, Zamarian L, Haberlandt E,<br />

Maier H, Ortler, Gotwald T, Gelpi E, Czech T, Feucht<br />

M, Bauer G, Delazer M, Felber S, Trinka E, Hippocampal<br />

abnormalities in malformations of cortical<br />

development: MRI study. Neurology2010;<br />

74:1575–1582<br />

56 Raymond AA, Fish DR, Stevens JM, Cook MJ, Sisodiya<br />

SM, Shorvon SD, Association of hippocampal sclerosis<br />

with cortical dysgenesis in patients with epilepsy.<br />

Neurology 1994; 44:1841–1845<br />

57 Aghakhani Y, Kinay D, Gotman J, Soualmi L, Andermann<br />

F, Olivier A, Dubeau F, The role of periventricular<br />

nodular heterotopia in epileptogenesis. Brain 2005;<br />

128:641–651<br />

58 Fauser S, Schulze-Bonhage A, Honegger J, Carmona H,<br />

Huppertz HJ, Pantazis G, Rona S, Bast T, Strobl K,<br />

Steinhoff BJ, Korinthenberg R, Rating D, Volk B, Zentner<br />

J, Focal cortical dysplasias, surgical outcome in 67<br />

patients in relation to histological subtypes and dual<br />

pathology. Brain 2004; 127:2406–2418<br />

59 Sisodiya SM, Moran N, Free SL, Kitchen ND, Stevens<br />

JM, Harkness WF, Fish DR, Shorvon SD, Correlation of<br />

widespread preoperative magnetic resonance imaging<br />

changes with unsuccessful surgery for hippocampal<br />

sclerosis. Ann Neurol 1997; 41:490–496<br />

60 Sisodiya SM, Free S, Fish DR, Shorvon SD, Novel<br />

magnetic resonance imaging methods for quantifying<br />

changes in the cortical ribbon in patients with epilepsy.<br />

Adv Neurol 1999; 81:81–87<br />

61 Bastos AC, Comeau M, Andermann F, Melanson D,<br />

Cendes F, Dubeau F, Fontaine S, Tampieri D, Olivier A,<br />

Diagnosis of subtle focal dysplastic lesions, curvilinear<br />

reformatting from three dimensional magnetic resonance<br />

imaging. Ann Neurol 1999; 46:88–94<br />

62 Barkovich AJ, Kuzniecky RI, Jackson GD, Guerrini R,<br />

Dobyns WB: A developmental and genetic classification<br />

for malformations of cortical development. Neurology<br />

2005; 65:1873–1887<br />

63 Wyllie E, Comair YG, Kotagal P, Bulacio J, Bingaman<br />

W, Ruggieri P, Seizure outcome after epilepsy surgery<br />

in children and adolescents. Ann Neurol 1998;<br />

44:740–748<br />

64 Mathern GW, Giza CC, Yudovin S, Vinters HV, Peacock<br />

WJ, Shewmon DA, Shields WD, Postoperative seizure<br />

control and antiepileptic drug use in pediatric epilepsy<br />

surgery patients, the UCLA experience, 1986–1997.<br />

Epilepsia 1999; 40:1740–1749<br />

65 Sisodiya SM, Surgery for malformations of cortical<br />

development causing epilepsy. Brain 2000;<br />

123:1075–1091<br />

66 Tuxhorn I, Moch A, Holthausen H, Pediatric epilepsy<br />

surgery, state of the art, recent developments and<br />

future perspectives. Epileptic Disord 2000; 2:53–55<br />

67 Colombo N, Citterio A, Galli C, Tassi L, Lo Russo G,<br />

Scialfa G, Spreafico R, Neuroimaging of focal cortical<br />

dysplasia, neuropathological correlations. Epileptic Disord<br />

2003a; 5(Suppl. 2):67–72<br />

68 Hildebrandt M, Pieper T, Winkler P, Kolodziejczyk D,<br />

Holthausen H, Blumcke I, Neuropathological spectrum<br />

of cortical dysplasia in children with severe focal epilepsies.<br />

Acta Neuropathol (Berl) 2005; 110:1–11<br />

69 Mischel PS, Nguyen LP, Vinters HV, Cerebral cortical<br />

dysplasia associated with pediatric epilepsy. Review of<br />

neuropathologic features and proposal for a grading<br />

system. J Neuropathol Exp Neurol 1995; 54:137–153<br />

70 Raymond AA, Fish DR, Sisodiya SM, Alsanjari N, Stevens<br />

JM, Shorvon SD, Abnormalities of gyration,<br />

heterotopias, tuberous sclerosis, focal cortical dysplasia,<br />

microdysgenesis, dysembryoplastic neuroepithelial<br />

tumour and dysgenesis of the archicortex in epilepsy.<br />

Clinical, EEG and neuroimaging features in 100 adult<br />

patients. Brain 1995; 118:629–660<br />

71 Tassi L, Colombo N, Garbelli R, Francione S, Lo Russo<br />

G, Mai R, Cardinale F, Cossu M, Ferrario A, Galli C,<br />

Bramerio M, Citterio A, Spreafico R, Focal cortical dysplasia,<br />

neuropathological subtypes, EEG, neuroimaging<br />

and surgical outcome. Brain 2002; 125:1719–1732<br />

72 Blümcke I, Thom M, Aronica E, Armstrong DD, Vinters<br />

HV, Palmini A, Jacques TS, Avanzini G, Barkovich AJ,<br />

Battaglia G, Becker A, Cepeda C, Cendes F, Colombo<br />

N, Crino P, Cross JH, Delalande O, Dubeau F, Duncan J,<br />

Guerrini R, Kahane P, Mathern G, Najm I, Ozkara C,<br />

Raybaud C, Represa A, Roper SN, Salamon N, Schulze-<br />

Bonhage A, Tassi L, Vezzani A, Spreafico R, The clinicopathologic<br />

spectrum of focal cortical dysplasias, a consensus<br />

classification proposed by an ad hoc Task Force<br />

of the ILAE Diagnostic Methods Commission.Epilepsia.<br />

2011; 52:158–174.<br />

73 Tassi L, Pasquier B, Minotti L, Garbelli R, Kahane P,<br />

Benabid AL, Battaglia G, Munari C, Spreafico R,<br />

Cortical dysplasia, electroclinical, imaging, and<br />

neuropathologic study of 13 patients. Epilepsia 2001;<br />

42:1112–1123<br />

74 Colombo N, Tassi L, Galli C, Citterio A, Lo Russo G,<br />

Scialfa G, Spreafico R, Focal cortical dysplasias, MR<br />

imaging, histopathologic, and clinical correlations in<br />

surgically treated patients with epilepsy. Am J Neuro -<br />

radiol 2003b; 24:724–733<br />

75 Francione S, Vigliano P, Tassi L, Cardinale F, Mai R, Lo<br />

Russo G, Munari C, Surgery for drug resistant partial<br />

epilepsy in children with focal cortical dysplasia, anatomical-clinical<br />

correlations and neurophysiological data<br />

in 10 patients. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2003;<br />

74:1493–1501<br />

76 Lawson JA, Birchansky S, Pacheco E, Jayakar P, Resnick<br />

TJ, Dean P, Duchowny MS, Distinct clinicopathologic<br />

subtypes of cortical dysplasia of Taylor. Neurology<br />

2005; 64:55–61<br />

77 Widdess-Walsh P, Kellinghaus C, Jeha L, Kotagal P,<br />

Prayson R, Bingaman W, Najm IM, Electro-clinical and<br />

imaging characteristics of focal cortical dysplasia, correlation<br />

with pathological subtypes. Epilepsy Res 2005;<br />

67:25–33<br />

78 Fauser S, Schulze-Bonhage A, Epileptogenicity of<br />

cortical dysplasia in temporal lobe dual pathology, an<br />

electrophysiological study with invasive recordings.<br />

Brain 2006; 129:82–95<br />

79 Keene DL, Jimenez CC, Ventureyra E, Cortical microdysplasia<br />

and surgical outcome in refractory epilepsy<br />

of childhood. Pediatr Neurosurg 1998; 29:69–72<br />

80 Chassoux F, Devaux B, Landre E, Turak B, Nataf F,<br />

Varlet P, Chodkiewicz JP, Daumas-Duport C, Stereo -<br />

electroencephalography in focal cortical dysplasia, a<br />

3D approach to delineating the dysplastic cortex. Brain<br />

2000; 123:1733–1751<br />

81 Kloss S, Pieper T, Pannek H, Holthausen H, Tuxhorn I,<br />

Epilepsy surgery in children with focal cortical dysplasia<br />

(CD), results of longterm seizure outcome. Neuro -<br />

pediatrics 2002; 33:21–26<br />

82 Kral T, Clusmann H, Blumcke I, Fimmers R, Ostertun B,<br />

Kurthen M, Schramm J, Outcome of epilepsy surgery<br />

in focal cortical dysplasia. J Neurol Neurosurg<br />

Psychiatry 2003; 74:183–188<br />

83 Krsek P, Pieper T, Karlmeier A, Hildebrandt M, Kolodziejczyk<br />

D, Winkler P, Pauli E, Blümcke I, Holthausen H,<br />

Different presurgical characteristics and seizure outcomes<br />

in children with focal cortical dysplasia type I or II.<br />

Epilepsia 2009; 50:125–137<br />

84 Lee SK, Choe G, Hong KS, Nam HW, Kim JY, Chung<br />

CK, Lee DS, Chang KH, Neuroimaging findings of cortical<br />

dyslamination with cytomegaly. Epilepsia 2001;<br />

42:850–856<br />

85 Matsuda K, Mihara T, Tottori T, Otubo T, Usui N, Baba<br />

K, Matsuyama N, Yagi K, Neuroradiologic findings in<br />

focal cortical dysplasia, histologic correlation with<br />

surgically resected specimens. Epilepsia 2001;<br />

42(Suppl. 6), 29–36<br />

86 Urbach H, Scheffler B, Heinrichsmeier T, von Oertzen J,<br />

Kral T,Wellmer J, Schramm J, Wiestler OD, Blumcke I,<br />

Focal cortical dysplasia of Taylor’s balloon cell type, a<br />

clinicopathological entity with characteristic neuroimaging<br />

and histopathological features, and favourable<br />

postsurgical outcome. Epilepsia 2002; 43:33–40<br />

87 Bautista JF, Foldvary-Schaefer N, Bingaman WE, Lüders<br />

HO, Focal cortical dysplasia and intractable epilepsy in<br />

adults, clinical, EEG, imaging, and surgical features.<br />

Epilepsy Res 2003; 55:131–136<br />

88 Ruggieri PM, Najm I, Bronen R, Campos M, Cendes F,<br />

Duncan JS, Weiser HG, Theodore WH, Neuroimaging<br />

of the cortical dysplasias. Neurology 2004;<br />

62(Suppl. 3):27–29<br />

89 Bernasconi A, Bernasconi N, Bernhardt BC, Schrader<br />

D, Advances in MRI for „cryptogenic“ epilepsies. Nat<br />

Rev Neurol 2011; 7:99–108<br />

90 Colliot O, Antel SB, Naessens VB, Bernasconi N,<br />

Bernasconi A, In vivo profiling of focal cortical<br />

dysplasia on high-resolution MRI with computational<br />

models. Epilepsia 2006; 47:134–142<br />

91 Srivastava S, Maes F, Vandermeulen D, Van PW,<br />

Dupont P, Suetens P, Feature-based statistical analysis<br />

of structural MR data for automatic detection of focal<br />

cortical dysplastic lesions. Neuroimage 2005;<br />

27:253–266<br />

92 Huppertz HJ, Grimm C, Fauser S, Kassubek J,<br />

Mader I, Hochmuth A, Spreer J, Schulze-Bonhage A,<br />

Enhanced visualization of blurred gray-white<br />

matter junctions in focal cortical dysplasia by voxelbased<br />

3D MRI analysis. Epilepsy Res 2005;<br />

67:35–50<br />

93 Wagner J, Weber B, Urbach H, Elger C, Huppertz HJ,<br />

Morphometric MRI analysis improves detection of focal<br />

cortical dysplasia type II. Brain 2011 [Epub ahead of<br />

print], doi:10.1093/brain/awr204<br />

35


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Parkinson-Syndrome<br />

Morbus Parkinson (MP) ist neben der Alzheimer-Erkrankung die zweithäufigste neurodegenerative<br />

Erkrankung und die häufigste Ursache für die Entwicklung eines Parkinson-<br />

Syndroms (PS). Die Diagnose des MP fußt primär auf Anamnese und klinischer Untersuchung<br />

(Tab. 1). Dennoch kann die Abgrenzung von milden extrapyramidalen Störungen<br />

bei ansonsten gesunden älteren Personen und bei PatientInnen mit psychiatrischen Erkrankungen,<br />

von medikamenteninduzierten und vaskulären Parkinson-Syndromen sowie<br />

von Tremorsyndromen schwierig sein. Eine Differenzierung zwischen MP und den neurodegenerativen<br />

atypischen Parkinson-Syndromen (aPS) wie der Multisystematrophie (MSA,<br />

multiple system atrophy), der progressiven supranukleären Paralyse (PSP, progressive supranuclear<br />

palsy), der kortikobasalen Degeneration (CBD, corticobasal degeneration) oder<br />

der Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB, dementia with lewy bodies) ist im Frühstadium<br />

klinisch häufig nicht möglich, auch wenn die aPS gegenüber dem MP eine raschere Krankheitsprogression<br />

mit einem mittleren Überleben meist unter 10 Jahren, ein vermindertes<br />

Ansprechen auf die dopaminerge Therapie und zusätzliche klinische Symptome aufweisen.<br />

Bildgebende Untersuchungen können wesentlich zur Diagnostik von Parkinson-Syndromen<br />

beitragen und haben in den letzten Jahren einen wichtigen Stellenwert in der klinischen<br />

Routine erlangt.<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Klaus Seppi<br />

Universitätsklinik<br />

für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische<br />

Universität Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Michael Schocke<br />

Universitätsklinik<br />

für Radiologie,<br />

Medizinische<br />

Universität Innsbruck<br />

DDie MSA ist wie der MP und die DLB eine<br />

Alpha-Synukleinopathie, die entsprechend<br />

den Diagnosekriterien immer mit autonomen<br />

Symptomen wie Blasenfunktionsstörungen<br />

oder orthostatischer Dysregulation vergesellschaftet<br />

ist. Je nach Auftreten von Zusatzsymptomen<br />

zum Untersuchungszeitpunkt<br />

wird die MSA in zwei Unterformen unterteilt:<br />

die MSA-P zeigt überwiegend Zeichen eines<br />

L-Dopa-refraktären PS und ist neuropathologisch<br />

durch striatonigrale Degeneration (SND)<br />

gekennzeichnet, wohingegen die MSA-C mit<br />

zerebellären Zeichen einhergeht und auf<br />

einer olivo-ponto-zerebellären Atrophie<br />

(OPCA) beruht. Im Verlauf der Erkrankung<br />

bietet ein Großteil der PatientInnen neben<br />

den autonomen Symptomen sowohl Parkinson-<br />

als auch zerebelläre Symptome, auch<br />

neuropathologisch liegt in den meisten Fällen<br />

sowohl eine SND als auch eine OPCA vor.<br />

Die PSP ist eine Tau-Protein-assoziierte neurodegenerative<br />

Erkrankung und kann sich im<br />

Frühstadium heterogen präsentieren. Der<br />

klassische Phänotyp, das Richardson-Syndrom<br />

(RS), ist durch das Vorliegen einer supranukleären<br />

vertikalen Blickparese, posturaler Instabilität<br />

und Fallneigung mit Stürzen nach<br />

hinten gekennzeichnet. Daneben gibt es aber<br />

noch atypische Präsentationen wie die Parkinson-Variante<br />

der PSP (PSP-P) mit einem initial<br />

auf L-Dopa meist gering bis mäßiggradig<br />

ansprechenden PS, die erst im späteren Verlauf<br />

die Symptome des RS zeigt. Die meisten<br />

bildgebenden Studien wurden mit RS-PatientInnen<br />

durchgeführt, wohingegen die eigentliche<br />

Schwierigkeit in der Diagnose der sich<br />

atypisch präsentierenden PSP-P liegt.<br />

Dr. Christoph<br />

Müller<br />

Universitätsklinik<br />

für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische<br />

Universität Innsbruck<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Walter Pirker<br />

Universitätsklinik<br />

für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische<br />

Universität Wien<br />

Die CBD ist wie die PSP eine Tauopathie und<br />

neuropathologisch durch eine asymmetrische<br />

kortikale Degeneration gekennzeichnet. Die<br />

klassische Manifestation der CBD ist die klinische<br />

Präsentation als kortikobasales Syndrom<br />

(CBS, corticobasal syndrome) und umfasst<br />

eine strikt asymmetrische Symptomausprägung<br />

wie unilaterale Extremitätenapraxie<br />

(ggf. mit „Alien-limb-Phänomen“ der fremden<br />

Extremität) u. a. vergesellschaftet mit<br />

Myoklonus, Dystonie, Bradykinese und Rigor<br />

der betreffenden Extremität. Allerdings<br />

haben rezente klinisch-neuropathologische<br />

Studien gezeigt, dass sich eine CBD phänotypisch<br />

auch als PSP oder als eine frontotemporale<br />

Demenz präsentieren kann, während<br />

andererseits einem CBS neuropathologisch<br />

eine CBD, eine PSP, eine frontotemporale<br />

Demenz oder eine Alzheimer-Erkrankung zugrunde<br />

liegen können. Die meisten Bildgebungsstudien<br />

wurden bei klinisch diagnostizieren<br />

PatientInnen mit CBS durchgeführt.<br />

36


Tab. 1: UK Brain Bank Criteria<br />

Interessanterweise ergaben Nachuntersuchungen<br />

von in Allgemeinpraxen diagnostizierten<br />

MP-PatientInnen Fehldiagnoseraten<br />

von bis zu 50 %. Die Diagnose sollte daher<br />

durch NeurologInnen gestellt werden. Die<br />

zurzeit erreichbare Zuverlässigkeit der klinischen<br />

Diagnose MP liegt jedoch selbst in spezialisierten<br />

Zentren und im fortgeschrittenen<br />

Stadium bei maximal 90 %.<br />

Die DLB manifestiert sich im Gegensatz zum<br />

MP mit einem frühzeitigen demenziellen Syndrom.<br />

Zu den Kernsymptomen der DLB gehören<br />

außerdem fluktuierende kognitive Defizite,<br />

insbesondere der Aufmerksamkeit, und<br />

wiederholte detaillierte visuelle Halluzinationen.<br />

Die DLB ist wie der MP eine Alpha-Sy -<br />

nukleinopathie, wobei sich die Lewy-Körperchen<br />

hauptsächlich in Neokortex, limbischem<br />

Kortex, Hirnstamm und Nucleus basalis<br />

Mynert finden.<br />

Kriterien<br />

1. Diagnose eines Parkinson-Syndroms<br />

Feststellung von Akinese/Bradykinese mit mindestens einem der folgenden Symptome:<br />

• Muskulärer Rigor<br />

• Ruhetremor<br />

• Posturale Instabilität, die nicht primär durch visuelle, vestibuläre, zerebelläre oder<br />

propriozeptive Störungen erklärbar ist.<br />

2. Vorhandensein von unterstützenden Kriterien<br />

Einseitiger Beginn<br />

Persistierende Asymmetrie im Krankheitsverlauf<br />

Klassischer Ruhetremor<br />

Eindeutig positives Ansprechen (>30 % UPDRS motorisch) auf L-Dopa<br />

Anhaltendes Ansprechen auf L-Dopa über mehr als 5 Jahre<br />

Auftreten von L-Dopa-induzierten choreatischen Dyskinesien im Verlauf<br />

Langsame klinische Progression mit Krankheitsverlauf über mehr als 10 Jahre<br />

3. Fehlen von Ausschlusskriterien für die klinische Diagnose einer<br />

Parkinson-Krankheit<br />

3.1 Hinweise für ein symptomatisches Parkinson-Syndrom:<br />

Klinische Hinweise:<br />

• Rezidivierende Schädel-Hirn-Traumen in der Vorgeschichte<br />

• Diagnostisch gesicherte Enzephalitis in der Vorgeschichte<br />

• Remissionen über längere Perioden<br />

• Behandlung mit Neuroleptika oder Exposition gegenüber anderen ein Parkinson-Syndrom<br />

auslösenden Medikamenten/Toxinen/Noxen in zeitlichem Zusammenhang mit Erstmanifestation<br />

der Parkinson-Symptome<br />

• Wiederholte zerebrale ischämische Insulte, assoziiert mit einer stufenweisen<br />

Verschlechterung der Parkinson-Symptome<br />

Zerebrale Bildgebung: Nachweis struktureller Basalganglienveränderungen, frontaler<br />

Tumoren oder Hydrocephalus communicans<br />

3.2 Warnsymptome, die auf ein atypisches Parkinson-Syndrom hinweisen können:<br />

• Nichtansprechen auf hohe Dosen L-Dopa (1000 mg/Tag) über mehrere Monate (auch<br />

nach Ausschluss einer Malresorption)<br />

• Frühzeitig im Verlauf auftretende schwere Störungen des autonomen Nervensystems<br />

(orthostatische Hypotension bis hin zu Synkopen, Impotenz oder verringerter genitaler<br />

Empfindlichkeit, Blasenentleerungsstörungen, Anhidrose)<br />

• Zerebelläre Zeichen<br />

• Positives Babinski-Zeichen, soweit nicht anderweitig erklärbar (z. B. Schlaganfall)<br />

• Ausgeprägter Antecollis<br />

• Supranukleäre vertikale Blickparese<br />

• Frühe posturale Instabilität und Stürze<br />

• Apraxie<br />

• Innerhalb der ersten Jahre auftretende Demenz<br />

• Innerhalb der ersten Jahre auftretende fluktuierende visuelle Halluzinationen<br />

Bildgebende Untersuchungen können wesentlich<br />

zur Diagnostik von Parkinson-Syndromen<br />

beitragen und haben in den letzten<br />

Jahren daher einen wichtigen Stellenwert in<br />

der klinischen Routine erlangt. SPECT (single<br />

photon emisson computed tomography) und<br />

PET (positron emission tomography) sind nuklearmedizinische<br />

funktionelle Bildgebungsverfahren,<br />

die die Untersuchung von Hirnperfusion,<br />

-stoffwechsel und Rezeptorsystemen<br />

erlauben. Die Dopamintransporter-SPECT<br />

(DAT-SPECT) kann zwischen Parkinson-Syndromen<br />

mit und ohne dopaminerger Degeneration<br />

differenzieren und hat zurzeit den<br />

höchsten praktischen Stellenwert unter den<br />

funktionellen Bildgebungsverfahren. Untersuchungen<br />

des Zuckerstoffwechsels (FDG-<br />

PET) und D2-Rezeptor-Untersuchungen<br />

(IBZM-SPECT) können zur Differenzierung der<br />

verschiedenen degenerativen Parkinson-Syndrome<br />

beitragen.<br />

In der Regel sollte vor funktionellen bildgebenden<br />

Untersuchungen (SPECT, PET) eine<br />

kraniale Computertomographie (CT) oder<br />

Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt<br />

werden, um Fehlinterpretationen aufgrund<br />

von strukturellen Läsionen zu vermeiden.<br />

Die Abbildungen 1 und 2 demonstrieren<br />

Beispiele einer verminderten striatalen Tracerbindung<br />

in der DAT-SPECT-Untersuchung bei<br />

strukturellen Läsionen und zeigen die Notwendigkeit<br />

der Kenntnis eines strukturellen<br />

Befundes bei Durchführung einer funktionellen<br />

Bildgebung auf.<br />

nach Oertel, Deuschl, Poewe, Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen.<br />

Thieme-Verlag 2012; Gibb und Lees 1988<br />

Die strukturelle Bildgebung mittels kranialer<br />

CT oder MRT dient primär dem Ausschluss<br />

läsioneller Parkinson-Syndrome z.B. bei<br />

Raumforderungen im Frontallappen bzw. in<br />

den Basalganglien, wobei die MRT die im u<br />

37


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 1: Läsionelles Parkinson-Syndrom bei Olfaktoriusmeningeom<br />

Vergleich zur CT wesentlich sensitivere Methode<br />

darstellt. Bei atypischen Parkinson-<br />

Symptomen und selteneren heredo-metabolischen<br />

Störungen finden sich in der konventionellen<br />

MRT bei einem Teil der PatientInnen<br />

charakteristische Atrophiemuster bzw. Veränderungen<br />

der Signalintensität, die eine diagnostische<br />

Abgrenzung vom MP erlauben.<br />

Entscheidende Verbesserungen in der Diagnostik<br />

könnten moderne MRT-Techniken<br />

wie die Verwendung suszeptibilitätsgewichteter<br />

Sequenzen, die sensitiv auf die Entde -<br />

ckung von Eisenablagerungen sind, die Rela -<br />

xometrie, mit deren Hilfe Eisenablagerungen<br />

quantifiziert werden, sowie die Diffusions-<br />

Tensor-Bildgebung (DTI, diffusion tensor imaging),<br />

mit deren Hilfe die Bewegung der Wassermoleküle<br />

über den Diffusionskoeffizienten<br />

und über die fraktionale Anisotropie im hoch<br />

organisierten ZNS beschrieben werden können,<br />

bieten. Die DTI kann sogar den Verlauf<br />

der einzelnen Faserbündel durch das ZNS visualisieren,<br />

dies wird auch als Traktographie<br />

bezeichnet. Gerade in der Neurobildgebung<br />

wird auch immer mehr die Verwendung von<br />

3-Tesla-MRT-Geräten propagiert.<br />

Zudem hat die transkranielle Parenchymsonographie<br />

(TCS) für die Differenzialdiagnose<br />

des MP über das letzte Jahrzehnt zunehmend<br />

an Bedeutung gewonnen, indem bei 90 %<br />

der PatientInnen mit MP eine so genannte<br />

Hyperechogenität im Mittelhirn im Bereich<br />

der Substantia nigra (SN+) nachweisbar ist,<br />

wobei dieses Ultraschallsignal bei ca. 10 %<br />

der gesunden Menschen vorliegt.<br />

Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, der Leserin,<br />

dem Leser einen Überblick über den Stellenwert<br />

der wichtigsten bildgebenden Verfahren<br />

in der heutigen klinischen Diagnostik bei der<br />

Abklärung von neurodegenerativen Parkinson-Syndromen<br />

zu geben.<br />

DAT SPECT (links), T2-gew. axiale MRT (Mitte) und KM-verstärkte T1-gew. axiale MRT (rechts).<br />

Die abnorme Speicherung im DAT SPECT ist durch die im MRT sichtbare Verlagerung vor allem<br />

der rechten Basalganglien durch die frontale Raumforderung erklärbar. Die Gliose des frontalen<br />

Mark lagers führt auch zu einer Abnahme der unspezifischen Bindung des SPECT Tracers in diesem<br />

Bereich.<br />

© W. Pirker, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Wien<br />

von Dopamintransportern (DAT), die selektiv<br />

an dopaminergen Nervenendigungen im<br />

Striatum exprimiert sind. Die postsynaptischen<br />

Dopaminrezeptoren bleiben dagegen<br />

im Wesentlichen intakt. DAT-SPECT-Untersuchungen<br />

zeigen beim MP eine progressive<br />

Reduktion der striatalen Tracerspeicherung<br />

mit zunehmender Dauer und Schwere der<br />

Erkrankung (Abb. 4).<br />

Bei PatientInnen mit Hemiparkinson ist die<br />

striatale Bindung kontralateral zur klinisch betroffenen<br />

Seite stärker reduziert, eine leichte<br />

Minderspeicherung findet sich in der Regel<br />

aber auch ipsilateral. Die Reduktion der DAT-<br />

Bindung ist im Putamen ausgeprägter als im<br />

Kopf des Nucleus caudatus. Die mittels PET<br />

gemessene striatale F-Dopa-Speicherung reflektiert<br />

die Aktivität der Dopa-Dekarboxylase<br />

in dopaminergen Nervenendigungen. Sie<br />

nimmt analog zur DAT-Bindung im SPECT mit<br />

zunehmender Erkrankungsdauer ab.<br />

Hohe Sensitivität: Die DAT-SPECT kann mit<br />

hoher Sensitivität zwischen gesunden Personen<br />

und PatientInnen mit MP differenzieren.<br />

Entscheidend für die Beurteilung der Untersuchung<br />

ist das Erkennen des pathologischen<br />

Musters der striatalen Bindung beim MP<br />

(Asymmetrie, Putamen stärker betroffen als<br />

Nucleus caudatus). Die semiquantitative Aus-<br />

Abb. 2: Patient mit linksbetontem PS mit multiplen Herden mit ringförmiger<br />

Kontrastmittelaufnahme bei zerebraler Toxoplasmose im Rahmen einer<br />

AIDS-Erkrankung.<br />

A<br />

B<br />

Funktionelle Bildgebung<br />

DAT-SPECT und F-Dopa-PET<br />

bei Morbus Parkinson<br />

Der MP ist durch eine relativ selektive Degeneration<br />

dopaminerger Neurone in der Substantia<br />

nigra (SN) und ihrer Nervenendigungen<br />

im Striatum gekennzeichnet (Abb. 3).<br />

Damit kommt es im Krankheitsverlauf zu<br />

einer zunehmenden Reduktion der Dichte<br />

(A) Kontrastmittelunterstützte T1-gewichtete axiale MRT. Im DAT SPECT (B) findet sich entsprechend<br />

der striatalen Läsion eine asymmetrische Reduktion der striatalen Tracerbindung.<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

38


Abb. 3: Schema der dopaminergen<br />

Synapse im Striatum mit<br />

präsynaptischem dopaminergen<br />

Neuron (oben) und postsynaptischem<br />

Dopaminrezeptor-tragendem<br />

„medium spiny neuron“ (unten).<br />

DA = Dopamin; DAT = Dopamin Transporter;<br />

D1R und D2R = Dopamin D1 und D2 Rezeptor.<br />

© W. Pirker, Universitätsklinik für<br />

<strong>Neurologie</strong>, Wien<br />

wertung (Berechnung der Ratio aus spezifischer<br />

und unspezifischer Bindung) kann wesentliche<br />

Zusatzinformationen liefern. Nicht<br />

allen Zentren stehen jedoch Kontrollwerte<br />

aus einem geeigneten Normalkollektiv zur<br />

Verfügung. Bei grenzwertigem Befund und<br />

anhaltend unklarer klinischer Diagnose kann<br />

im Einzelfall eine Wiederholung der SPECT-<br />

Untersuchung nach 1 bis 2 Jahren sinnvoll<br />

sein.<br />

Tab. 2: Typische SPECT/PET-Befunde bei häufigen Parkinson- und<br />

Tremor-Syndromen<br />

DAT-SPECT IBZM-SPECT FDG-PET *<br />

Morbus Parkinson striatale Bindung häufig normal normal<br />

oft asymmetrisch<br />

Putamen > Caudatum<br />

MSA und PSP striatale Bindung häufig striatale BG-Metabolismus <br />

oft asymmetrisch Bindung kortikaler Metab. <br />

Putamen > Caudatum<br />

CBD striatale Bindung meist meist normal kortikaler Metab. <br />

Muster variabel<br />

(asymmetrisch,<br />

frontoparietal)<br />

DLB striatale Bindung kortikaler Metab. <br />

oft asymmetrisch<br />

(temporoparietal<br />

Putamen > Caudatum<br />

und okzipital)<br />

Alzheimer- normal kortikaler Metab. <br />

Erkrankung<br />

(temporoparietal)<br />

ET<br />

normal<br />

MSA = Multisystematrophie; PSP = progressive supranukleäre Paralyse; BG = Basalganglien;<br />

CBD = kortikobasale Degeneration; DLB = Demenz mit Lewy-Körperchen; ET = essenzieller Tremor;<br />

LBP = Lower-body-Parkinsonismus<br />

* Die Perfusions-SPECT zeigt analog zur FDG-PET eine verminderte Perfusion der entsprechenden<br />

Areale. Die Sensitivität der FDG-PET ist höher als die der Perfusions-SPECT. Die FDG-PET stellt somit<br />

die bevorzugte Methode dar.<br />

SWEDD: Die hohe Sensitivität des funktionellen<br />

Imagings in der Frühdiagnose des Morbus<br />

Parkinson wurde durch einige prospektive<br />

SPECT- bzw. PET-Studien in Frage gestellt,<br />

die zeigten, dass etwa 10 % der PatientInnen<br />

mit der klinischen Diagnose eines sehr milden<br />

MP eine normale striatale DAT- bzw. F-Dopa-<br />

Bindung aufweisen. Diese normalen bildgebenden<br />

Befunde bei PatientInnen mit der klinischen<br />

Diagnose eines Morbus Parkinson<br />

wurden als SWEDD (scans without evidence<br />

for dopaminergic deficit) bezeichnet. Der<br />

SPECT- bzw. PET-Befund blieb bei diesen PatientInnen<br />

nach einem mehrjährigen Beobachtungszeitraum<br />

normal.<br />

Bislang ist kein SWEDD-Patient dokumentiert,<br />

bei dem das Parkinson-Syndrom eine weitere<br />

klinische Progredienz gezeigt hätte. Es ist<br />

daher mit großer Wahrscheinlichkeit davon<br />

auszugehen, dass diese PatientInnen nicht<br />

unter einem MP leiden. Als eine mögliche<br />

Ursache wurde unlängst ein im Erwachsenenalter<br />

auftretender dystoner Extremitätentremor,<br />

der leicht mit einem Parkinson-Tremor<br />

verwechselt werden kann, beschrieben. Die<br />

Tabelle 2 zeigt typische SPECT/PET-Befunde<br />

bei häufigen Parkinson- und Tremor-Syndromen.<br />

Im Gegensatz zum MP zeigen PatientInnen,<br />

die im Rahmen einer Depression milde extrapyramidale<br />

Symptome entwickeln, PatientInnen<br />

mit psychogenem Parkinson-Syndrom,<br />

essenziellem und psychogenem Tremor sowie<br />

Dopa-responsiver Dystonie eine normale<br />

striatale DAT-Bindung.<br />

Ein Parkinsonoid nach Gabe niedriger Neuroleptika-Dosen<br />

kündigt bei älteren PatientInnen<br />

nicht selten einen beginnenden MP,<br />

der ohne Neuroleptikum noch subklinisch<br />

war, an. Dieser kann mittels DAT-SPECT dokumentiert<br />

werden. Ergibt die DAT-SPECT<br />

einen Normalbefund, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass das PS medikamentös u<br />

Abb. 4: -CIT-SPECT bei einer gesunden Kontrollperson, einem Patienten<br />

mit rechtsseitigem M. Parkinson (H&Y 1) und fortgeschrittenem Morbus<br />

Parkinson (H&Y IV).<br />

Seitengleiche kommaförmige Darstellung des Striatums bei der Kontrollperson, li.betonte Reduktion<br />

der striatalen Bindung bei re.seitigem Hemiparkinson, ausgeprägte bilaterale Bindungsreduktion bei<br />

fortgeschrittenem M. Parkinson. Axiale Schichten auf Höhe der maximalen Bindung im Striatum.<br />

© W. Pirker, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Wien<br />

39


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

induziert ist und nach Absetzen des auslösenden<br />

Medikaments abklingen wird.<br />

Vaskuläre Parkinson-Syndrome: Marklagerläsionen<br />

bzw. lakunäre Infarkte in den Basalganglien<br />

führen häufig zu Parkinson-Syndromen<br />

mit Betonung der unteren Körperhälfte<br />

(lower body parkinsonism, LBP),<br />

gelegentlich aber auch zu Parkinson-Syndromen,<br />

die schwer vom MP oder von aPS differenzierbar<br />

sind. DAT-SPECT-Untersuchungen<br />

bei vaskulär bedingtem Lower-body-Parkinsonismus<br />

zeigen meist eine normale oder<br />

nur leicht reduzierte striatale DAT-Bindung.<br />

Territorialinfarkte unter Einbeziehung der Basalganglien<br />

können zu einer Reduktion der<br />

DAT-Bindung im Bereich des Substanzdefektes<br />

führen (Abb. 5). Die sehr seltenen vaskulären<br />

Parkinson-Syndrome durch Läsion im<br />

Bereich der Substantia nigra führen zu einer<br />

streng einseitigen Reduktion der striatalen<br />

DAT-Bindung. Im Einzelfall können PatientInnen<br />

mit vaskulären Parkinson-Syndromen ein<br />

Muster reduzierter striataler DAT-Bindung zeigen,<br />

das nicht vom MP zu unterscheiden ist.<br />

Die DAT-SPECT kann bei der Fragestellung<br />

vaskuläres Parkinson-Syndrom vs. Morbus<br />

Parkinson in folgenden Fällen zur Diagnose<br />

beitragen:<br />

1. Die SPECT ergibt eine normale<br />

DAT-Bindung,<br />

2. Die SPECT ergibt ein Muster der stria -<br />

talen DAT-Bindung, das klar vom MP<br />

abweicht (z. B. streng einseitiger<br />

Bindungsverlust).<br />

Abb. 5: -CIT-SPECT bei einem Patienten mit vaskulär bedingtem Lower<br />

body Parkinsonismus (LBP), einem Patienten mit rechtsseitigem Hemipar -<br />

kinson-Syndrom als Folge eines zentralen Mediateilinfarkts links (BG-Läsion)<br />

und einem Patienten mit essenziellem Tremor (ET).<br />

Weitgehend normale Bindung bei Lower body Parkinsonismus, einseitige Bindungsreduktion<br />

beim Patienten mit zentralem Mediateilinfarkt, normale Bindung beim essenziellen Tremor.<br />

Axiale Schichten auf Höhe der maximalen Bindung im Striatum.<br />

© W. Pirker, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Wien<br />

Abb. 6: IBZM-SPECT bei einer gesunden Kontrolle, einem Patienten mit<br />

rechtsseitigem Morbus Parkinson und MSA.<br />

Kommaförmige Darstellung des Striatums bei der Kontrolle, linksseitige Up-Regulation bei Hemi -<br />

parkinson rechts, starke Reduktion der striatalen Bindung mit scheinbar verstärkter unspezifischer<br />

Bindung im Kortex (Skalierungseffekt) bei MSA. Axiale Schichten auf Höhe der maximalen Bindung<br />

im Striatum.<br />

© W. Pirker, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Wien<br />

In beiden Fällen ist ein MP mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

ausgeschlossen. Ein MP-typischer<br />

DAT-SPECT-Befund schließt aber ein<br />

vaskuläres Parkinson-Syndrom nicht mit letzter<br />

Sicherheit aus. Die richtige Interpretation<br />

des SPECT-Befundes ist in diesen Fällen nur<br />

unter Einbeziehung der strukturellen Bildgebung<br />

möglich.<br />

SPECT und PET bei atypischen<br />

Parkinson-Syndromen<br />

Atypische Parkinson-Syndrome degenerativer<br />

Ätiologie wie MSA, PSP und CBD sind durch<br />

schlechtes oder fehlendes Ansprechen auf L-<br />

Dopa und rascheren Krankheitsverlauf mit<br />

früher Behinderung gekennzeichnet. Neuropathologisch<br />

zeigen diese Erkrankungen eine<br />

Degeneration zahlreicher Neuronensysteme<br />

des ZNS, die üblicherweise das „präsynaptische“<br />

dopaminerge System und die „postsynaptischen“<br />

Neuronen des Striatums einschließt.<br />

Die DAT-SPECT zeigt bei atypischen<br />

Parkinson-Erkrankungen in der Regel eine Reduktion<br />

der striatalen Bindung. Das Muster<br />

der striatalen DAT-Bindung erlaubt keine individuelle<br />

Differenzierung von PatientInnen<br />

mit Morbus Parkinson, MSA und PSP.<br />

IBZM-SPECT: Dopaminrezeptor-Untersuchungen<br />

mit IBZM zeigen bei etwa zwei Drittel<br />

der PatientInnen mit MSA bzw. PSP eine<br />

Reduktion der striatalen D2-Rezeptor-Bindung.<br />

Dagegen ergibt die IBZM-SPECT-Untersuchung<br />

beim MP typischerweise einen<br />

Normalbefund (Abb. 6), obschon die Häufigkeit<br />

abnormer IBZM-Befunde bei MP-PatientInnen<br />

in manchen Literaturstellen mit bis zu<br />

30 % angegeben wird. Daher ist die Aussagekraft<br />

von IBZM-Studien in der Differenzialdiagnose<br />

neurodegenerativer Parkinson-<br />

Syndrome nur begrenzt. Zum einen schließt<br />

ein Normalbefund eine MSA oder PSP nicht<br />

aus, zum anderen kann sich manchmal hinter<br />

einer pathologischen IBZM-Studie auch ein<br />

MP verbergen. Die Aussagekraft von IBZM-<br />

SPECT-Studien kann durch eine Therapie mit<br />

Neuroleptika, Metoclopramid, Kalziumantagonisten<br />

wie Flunarizin und Cinnarizin und<br />

40


durch eine Therapie mit Dopaminagonisten<br />

massiv eingeschränkt sein. Auf ein rechtzeitiges<br />

Absetzen dieser Substanzen ist vor<br />

Durchführung einer IBZM-SPECT-Untersuchung<br />

zu achten.<br />

Bei nichtdementen PatientInnen mit MP ergeben<br />

SPECT-Untersuchungen der Hirnperfusion<br />

bzw. Untersuchungen des Glukosestoffwechsels<br />

mittels FDG-PET üblicherweise Normalbefunde.<br />

Bei der MSA bzw. PSP können<br />

sich eine reduzierte striatale und kortikale<br />

Perfusion bzw. ein reduzierter Glukosemetabolismus<br />

in diesen Regionen zeigen. Bei der<br />

CBD zeigt sich eine deutlich asymmetrische<br />

Hypoperfusion bzw. ein asymmetrischer Hypometabolismus<br />

in Kortex und Basalganglien.<br />

Die IBZM-SPECT ergibt bei der CBD jedoch<br />

meist keinen eindeutig pathologischen Befund.<br />

Demenz mit Lewy-Körperchen<br />

Die Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB) ist<br />

durch eine Degeneration des nigrostriatalen<br />

dopaminergen Systems, eine schwere Degeneration<br />

cholinerger Projektionssysteme und<br />

das Auftreten von Lewy-Körperchen im Kortex<br />

gekennzeichnet. DLB-PatientInnen zeigen<br />

daher wie beim MP eine reduzierte striatale<br />

DAT-Bindung. Die Alzheimer-Erkrankung<br />

zeigt dagegen keine relevante dopaminerge<br />

Degeneration und damit keine Bindungsreduktion<br />

in der DAT-SPECT. Die DAT-SPECT<br />

kann daher zuverlässig zwischen DLB (reduzierte<br />

Bindung) und Alzheimer-Erkrankung<br />

(Normalbefund) unterscheiden.<br />

Perfusions-SPECT-Untersuchungen bzw. FDG-<br />

PET zeigen bei der DLB ebenso wie bei der<br />

Alzheimer-Erkrankung häufig ein temporoparietales<br />

Perfusions- bzw. Stoffwechseldefizit.<br />

Im Gegensatz zur Alzheimer-Erkrankung findet<br />

sich bei der DLB häufig eine Hypoperfusion<br />

bzw. ein Hypometabolismus auch im okzipitalen<br />

Kortex. Dieses Muster erlaubt im<br />

Einzelfall aber keine zuverlässige Differenzierung<br />

von DLB und Alzheimer-Erkrankung.<br />

Heredodegenerative und<br />

-metabolische Erkrankungen<br />

Eine große Zahl heredodegenerativer und<br />

-metabolischer Erkrankungen kann mit einem,<br />

in Einzelfällen L-Dopa-responsiven, Parkinson-<br />

Syndrom assoziiert sein.<br />

Morbus Wilson: Der Morbus Wilson ist eine<br />

autosomal-rezessiv vererbte Kupferspeicher-<br />

Krankheit mit hepatalen und anderen internistischen,<br />

zerebellären und extrapyramidalen<br />

Symptomen. Die Differenzialdiagnose Morbus<br />

Wilson sollte bei allen PatientInnen mit<br />

einem Parkinson-Syndrom bzw. einer unklaren<br />

Bewegungsstörung mit einem Beginn vor<br />

dem 50. Lebensjahr in Erwägung gezogen<br />

werden. Einzelfälle mit späterer Manifestation<br />

<strong>neurologisch</strong>er Symptome wurden beschrieben.<br />

SPECT-Studien zeigen beim Morbus<br />

Wilson, insbesondere bei PatientInnen<br />

mit <strong>neurologisch</strong>er Verlaufsform, prä- und<br />

postsynaptische Veränderungen des dopaminergen<br />

Systems. Die striatale IBZM-Bindung<br />

ist häufig reduziert. Auch DAT-SPECT-Untersuchungen<br />

zeigen häufig eine reduzierte<br />

striatale Bindung. Das Muster der striatalen<br />

DAT-Bindung kann von einem MP nicht zu<br />

unterscheiden sein. Dies ist von besonderer<br />

Relevanz für die Interpretation von DAT-<br />

SPECT-Untersuchungen bei jungen Parkinson-PatientInnen.<br />

Die spezifische Diagnose<br />

des Morbus Wilson erfolgt durch die Kupferbestimmung<br />

im Leberbiopsat. Für einige<br />

Mutationen ist ein direkter Gennachweis verfügbar.<br />

Doparesponsive Dystonie (DRD): Die DRD<br />

ist ein seltenes generalisiertes dystones Syndrom<br />

mit charakteristischen Tagesschwankungen,<br />

das auf einem hereditären Defekt<br />

eines Kofaktors des Dopa-synthetisierenden<br />

Enzyms Tyrosin-Hydroxylase bzw. einer Mutation<br />

des Tyrosin-Hydroxylase-Gens selbst<br />

beruht. L-Dopa in niedriger Dosierung führt<br />

zu einer exzellenten Kontrolle dieser ansonsten<br />

progredienten, schwer behindernden Erkrankung.<br />

Eine Abgrenzung vom juvenilen<br />

(dann oft hereditären) MP kann, da bei diesem<br />

ebenfalls häufig dystone Symptome auftreten,<br />

schwierig sein. Im Gegensatz zum MP<br />

ist das dopaminerge System bei der DRD<br />

strukturell intakt. PatientInnen mit DRD zeigen<br />

daher eine normale striatale DAT-Bindung.<br />

Die DAT-SPECT kann also zwischen<br />

DRD und juvenilem Morbus Parkinson differenzieren.<br />

Morbus Huntington: Die rigid-akinetische<br />

Variante kann mit anderen Parkinson-Syndromen<br />

verwechselt werden. Beim Morbus Huntington<br />

kommt es frühzeitig zu einer Degeneration<br />

D2-Rezeptor-tragender, GABA-erger<br />

Neurone im Striatum. Die IBZM-SPECT zeigt<br />

daher in der Regel eine reduzierte striatale<br />

D2-Rezeptor-Bindung. Aufgrund des seit einigen<br />

Jahren verfügbaren direkten Gennachweises<br />

hat die SPECT-Untersuchung beim<br />

Morbus Huntington an klinischer Bedeutung<br />

eingebüßt.<br />

Spinozerebelläre Ataxien (SCA): Die SCAs<br />

sind eine heterogene Gruppe von autosomal<br />

dominant vererbten zerebellären Degenerationen,<br />

die in variabler Kombination mit degenerativen<br />

Veränderungen von Kortex, Basalganglien,<br />

Hirnstamm, Rückenmark oder<br />

peripherem Nervensystem auftreten können.<br />

PatientInnen mit spinozerebellärer Ataxie Typ<br />

2 und 3 (SCA 2 und 3) können das klinische<br />

Bild eines atypischen Parkinson-Syndroms<br />

oder eines typischen L-Dopa-responsiven<br />

Morbus Parkinson bieten. DAT-SPECT-Untersuchungen<br />

zeigten sowohl bei SCA 2 als<br />

auch bei SCA 3 eine stark reduzierte striatale<br />

DAT-Bindung. Eine reduzierte DAT-Bindung<br />

findet sich auch bei der häufig als choreatisch-ataktisches<br />

Syndrom in Erscheinung tretenden<br />

SCA 17 (entspricht Huntington’s<br />

disease-like disorder 4).<br />

Strukturelle Bildgebung<br />

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) immer weiter<br />

Einzug in die Abklärung neurodegenerativer<br />

Erkrankungen gehalten. Dementsprechend<br />

wird bei der Diagnostik von PS von<br />

den Leitlinien der Deutschen <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

<strong>Neurologie</strong> einmalig eine strukturelle Bildgebung<br />

– vorzugsweise eine MRT – im Rahmen<br />

der Basisdiagnostik, vor allem zum Ausschluss<br />

eines symptomatischen PS aufgrund von<br />

strukturellen Läsionen, empfohlen.<br />

Tatsächlich lassen sich auch mit Hilfe der konventionellen<br />

MRT PatientInnen mit MP von<br />

PatientInnen mit aPS unterscheiden, wenn<br />

sich bestimmte, für aPS pathognomonische<br />

Zeichen darstellen lassen. Durch Anwendung<br />

spezieller Sequenzen und Algorithmen lässt<br />

sich die diagnostische Information aus der<br />

konventionellen MRT-Bildgebung bei Patien- u<br />

41


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Tab. 3: Ergebnisse von quantitativen Bildgebungstechniken mittels Hochfeld- (3,0 T-) und Ultra-Hochfeld- (7,0 T-)MRT<br />

bei Morbus Parkinson<br />

Kohortengröße (mittleres Alter,<br />

mittlere Krankheitsdauer,<br />

Autor, minimale und maximale MRT-Methodik Marker Sensitivität Spezifität<br />

Jahr Krankheitsdauer)/Design (%) (%)<br />

Vaillancourt - 14 MP, unbehandelt de novo, DTI der SN (Subregionen) FA in der kaudalen SN 100 100<br />

2009 H&Y 1–2 (57a, 16m, 4–33m); bei 3,0 T FA in der mittleren SN 100 35<br />

14 Kontrollen (58a) FA in der rostralen SN 100 7<br />

- Prospektiv verblindete Analyse<br />

Menke - 10 MP, H&Y 1–3 (64a, 6a, Kombinierte SN-Volumetrie Volumen der SN 80 70<br />

2009 1-14a); 10 Kontrollen (64a) und DTI der SN bei 3,0 T VCDR der SN b 100 70<br />

- Prospektiv verblindete Analyse (VCDR a ) Volumen der SN + 100 80<br />

VCDR der SN<br />

Peran - 30 MP, therapiert, H&Y 1–2 Multimodale MRT-Studie R2* in der SN Diskriminierung c bei<br />

2010 - (62a, 4,5a., k. A.); 22 Kontrollen bei 3,0 T, welche Volumetrie, FA in der SN Vorhandensein<br />

(57a) mittlere R2*, mittlere Diffu- mittlere Diffusivität in - eines Markers 71–83 %<br />

- Prospektiv verblindete Analyse sivität und FA in 6 Hirnarealen Putamen oder - aller drei Marker 95–98 %<br />

untersuchte (SN, Ncl. ruber, Ncl. Caudatus<br />

Thalamus, Putamen, Ncl.<br />

caudatus, Pallidum<br />

Gröger - 9 MP, therapiert, H&Y 2,5–3 (69a, 3D-MRSI der SN bei 3,0 T NAA-Cr-Ratio der 89 50<br />

2011 k.A., 4–25a); 8 Kontrollen (66a) rostralen SN<br />

- Prospektiv verblindete Analyse NAA-Cr-Ratio der 80 75<br />

kaudalen SN<br />

rostral-kaudale Ratio 100 100<br />

der NAA-Cr-Ratio<br />

Cho - 8 MP, H&Y 1 (58,3a) T2*-gewichtete Gradienten- Signifikante von SAD 90 e 100 e<br />

2011 - 2 MP, H&Y 3 (59a, 8,5a) echosequenz bei 7,0 T zur bei MP vs. Kontrollen;<br />

- 9 Kontrollen (57,7a) quantitativen Beurteilung signifikante Korrelation<br />

(SAD d ) der Grenzen der SN von SAD mit UPDRS<br />

a VCDR ist ein spezieller DTI-Marker, der die Konnektivität von Subregionen eines Kerngebietes quantitativ angibt<br />

b ⇓ VCDR SN links und rechts im Vergleich zu den ipsilateralen VCDR des Thalamus<br />

c Sensitivität und Spezifität nicht angegeben<br />

d SAD (von den Autoren als sum of absolute differences bezeichnet), ist ein Maß für die Umrandung der SN (je unregelmäßiger und gezackter, umso höhere<br />

Werte) mit höheren Werten bei MP im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Für genaue Berechnung von SAD siehe Cho et al., 2011<br />

e aus einer Grafik im Artikel berechnet; ein Patient mit MP hatte einen unauffälligen Befund der SN<br />

MP = Morbus Parkinson; SN = Substantia nigra; Ncl = Nukleus; DTI = diffusion tensor imaging; 3D-MRSI = three-dimensional magnetic resonance<br />

spectroscopic imaging; R2* = Relaxationsrate, 1/T2*; FA = fraktionale Anisotropie; a = Jahre; k. A. = keine Angabe; MRT = Magnetresonanztomographie;<br />

T = Tesla; UPDRS = Unified Parkinson’s Disease Rating Scale; H&Y = Hoehn & Yahr; AC = anterior commissure; PC = posterior commissure.<br />

- Vaillancourt DE, Spraker MB, Prodoehl J et al., High-resolution diffusion tensor imaging in the substantia nigra of de novo Parkinson disease.<br />

Neurology 2009; 72(16):1378-1384.<br />

- Menke RA, Scholz J, Miller KL et al., MRI characteristics of the substantia nigra in Parkinson's disease: a combined quantitative T1 and DTI study. Neuroimage<br />

2009; 47(2):435–441.<br />

- Gröger A, Chadzynski G, Godau J, Berg D, Klose U. Three-dimensional magnetic resonance spectroscopic imaging in the substantia nigra of healthy controls<br />

and patients with Parkinson's disease. Eur Radiol 2011.<br />

- Péran P, Cherubini A, Assogna F et al., Magnetic resonance imaging markers of Parkinson's disease nigrostriatal signature. Brain 2010; 133(11):3423–3433.<br />

- Cho ZH, Oh SH, Kim JM et al., Direct visualization of Parkinson's disease by in vivo human brain imaging using 7.0T magnetic resonance imaging. Mov<br />

Disord 2011; 26(4):713–718.<br />

tInnen mit PS erheblich erweitern. Voxel-basierte<br />

Morphometrie (VBM, voxel-based morphometry),<br />

funktionelle MRT, Spektroskopie<br />

oder MR-Traktographie werden aber aktuell<br />

nur im wissenschaftlichen Zusammenhang untersucht<br />

und haben keinen Stellenwert in der<br />

klinischen Routinediagnostik. Dies gilt nicht in<br />

gleichem Maß für die DWI, wo der Nachweis<br />

bzw. Ausschluss von Veränderungen der Diffusivität<br />

im Bereich von Putamen und Kleinhirnstielen<br />

bereits jetzt an spezialisierten Zentren<br />

für die Differenzierung zwischen MP und<br />

aPS routinemäßig verwendet wird.<br />

Da durchwegs sämtliche Literaturstellen auf<br />

Befunden von 1,5-Tesla-(T-)Geräten beruhen,<br />

beziehen sich Befunde über Signalveränderungen<br />

in diesem Artikel – falls nicht anders<br />

angegeben – auf die auch in der klinischen<br />

Routine meistverwendeten Magnetfeldstärken<br />

von 1,5 T.<br />

MRT bei Morbus Parkinson<br />

Beim Morbus Parkinson zeigt die konventionelle<br />

MRT mittels Routinesequenzen (T1-, T2-<br />

und PD-Gewichtung) in den frühen Krankheitsstadien<br />

in der Regel einen altersentsprechenden<br />

normalen Befund. Vor allem im Frühstadium<br />

lassen sich keine mittels MRT fassbaren<br />

spezifischen Signalpathologien im Sinne<br />

einer Neurodegeneration im Bereich des nigrostriatalen<br />

Systems detektieren. In späteren<br />

42


Abb. 7: T1-gewichtete MR-Bilder in der medianen Sagittalebene: unauffällig<br />

bei MP (A). Bei MSA-P (B) zeigt sich eine Ponsatrophie, bei PSP (C) zeigt<br />

sich eine Mittelhirnatrophie ohne Atrophie des Pons.<br />

Abb. 9: Axiales T2-gewichtetes<br />

MR-Bild eines Patienten mit MSA-P<br />

Bei PSP (C) ergibt sich hieraus die Silhouette eines Königspinguins oder eines Kolibris, wobei das<br />

Mittelhirn die Form des Kopfes annimmt und der darunterliegende, nichtatrophe Pons den Körper<br />

darstellt (getrennt durch die weiße Linie).<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Abb. 8: Axiale T2-gewichtete MR-Bilder bei MP und MSA-P<br />

Der Pfeil weist auf die Signaländerung im<br />

Pons hin, das so genannte „hot cross bun-“<br />

oder „Semmel-Zeichen“.<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik<br />

für Radiologie, Universitätsklinik für<br />

<strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Unauffällig bei einem Patienten mit MP (A). Bei MSA-P (B) zeigt sich eine Atrophie des Putamens<br />

(Pfeil) sowie eine putaminale Hypointensität (gepunkteter Pfeil) mit einem hyperintensen Randsaum<br />

(gestrichelter Pfeil).<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Krankheitsstadien allerdings können gelegentlich<br />

eine präfrontale kortikale Atrophie,<br />

leichte Signaländerungen im Bereich der Substantia<br />

nigra (SN) wie Hyperinten sitäten in T2-<br />

Bildern oder Verwaschen der Grenzen zum<br />

Nucleus ruber hin und ein Aneinanderrücken<br />

dieser beiden Strukturen auftreten.<br />

Derartige Veränderungen sind jedoch schwer<br />

von altersabhängigen Normvarianten abgrenzbar;<br />

bis heute konnte noch kein spezifischer<br />

MRT-Marker für MP identifiziert werden.<br />

In einer 1,5-T-MRT-Studie konnte allerdings<br />

eine Erhöhung der Diffusivität im<br />

Tractus olfactorius bei frühen MP-PatientInnen<br />

beschrieben werden. Dieses Signal konnte<br />

mit einer diagnostischen Wertigkeit von<br />

94 % zwischen MP-PatientInnen und Kontrollen<br />

unterscheiden. Diese Ergebnisse entspringen<br />

aber einem experimentellen Setting<br />

und müssen erst reproduziert werden.<br />

Mehrere rezente Hochfeld-MRI-Studien wurden<br />

bei PatientInnen mit MP durchgeführt<br />

und zeigten hauptsächlich im Bereich der<br />

Substantia nigra interessante Ergebnisse, welche<br />

in Tabelle 3 zusammengefasst sind. Alle<br />

diese Ergebnisse müssen jedoch noch reproduziert<br />

werden und sind daher als experimentell<br />

zu werten.<br />

MRT bei atypischen<br />

Parkinson-Syndromen<br />

Die größte Wertigkeit der MRT besteht in<br />

der Differenzialdiagnose von neurodegenerativen<br />

Parkinson-Syndromen. Bis heute konnten<br />

mehrere Strukturveränderungen bei PatientInnen<br />

mit MSA, PSP und CBD in der<br />

MRT beschrieben werden; einige von diesen<br />

Veränderungen besitzen eine hohe Spezifität<br />

(Abb. 7 und 8). Hingegen beträgt die Gesamt-<br />

Sensitivität in Abhängigkeit von der Erkrankungsdauer<br />

und dem Krankheitsstadium nur<br />

etwa 60–80 %.<br />

Die in den folgenden Abschnitten beschriebenen<br />

Veränderungen in T1- und T2-Sequenzen<br />

bei aPS können jedoch in frühen Krankheitsstadien<br />

und bei Erstmanifestation fehlen.<br />

Hier scheint die Verwendung diffusionsgewichteter<br />

MRT, die bei MSA-P und seltener<br />

bei PSP eine Gewebsschädigung im Putamen<br />

zeigen kann, sensitiver zu sein. Die Tabellen<br />

4 bis 6 fassen die typischen Abnormitäten in<br />

der MRT bei PatientInnen mit aPS zusammen.<br />

Die meisten der bislang durchgeführten MRT-<br />

Studien bei PatientInnen mit aPS bedienten<br />

sich klinischer Diagnosekriterien ohne neuropathologische<br />

Verifizierung, somit können<br />

Fehldiagnosen nicht ausgeschlossen werden.<br />

Da klinisch die diagnostische Treffsicherheit<br />

in späten Krankheitsstadien höher als in u<br />

43


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Tab. 4: Typische Abnormitäten in der konventionellen MRT bei der MSA(-P)<br />

Supratentorielle Veränderungen<br />

• Atrophie des Putamens<br />

• Hyperintenser putaminaler Randsaum („putaminal hyperintense rim“)<br />

• Hypointensitäten des Putamens<br />

Infratentorielle Veränderungen<br />

• Atrophie und/oder Hyperintensität im Pons (ggf. „Semmel-Zeichen“)<br />

• Atrophie und/oder Hyperintensität im mittleren Kleinhirnstiel<br />

• Dilatation des IV. Ventrikels<br />

Die Angaben für diese Veränderungen gelten für 1,5-Tesla-Geräte; Signaländerungen (Hyper- bzw.<br />

Hypointensitäten) beziehen sich auf T2-gewichtete Aufnahmen. nach Mahlknecht et al., 2010<br />

Tab. 5: Typische Abnormitäten in der konventionellen MRT bei der PSP<br />

Supratentorielle Veränderungen<br />

• Atrophie des Putamen<br />

• Atrophie im Bereich des frontalen und parietalen Cortex<br />

Infratentorielle Veränderungen<br />

• Mittelhirnatrophie – mit indirekten Zeichen:<br />

- A-P Mittelhirndurchmesser < 14 mm in der Axialebene (ggf. „Mickey-Mouse-Zeichen“)<br />

- Abnormes oberes Mittelhirnprofil in der medianen Sagittalschicht (linear bis konkav)<br />

- „Königspinguin-Zeichen“ oder Kolibri-Zeichen<br />

- Hyperintensitäten im Mittelhirn<br />

• Dilatation des III. Ventrikels<br />

• Atrophie und/oder Hyperintensität im oberen Kleinhirnstiel<br />

Die Angaben für diese Veränderungen gelten für 1,5-T-Geräte; Signaländerungen (Hyper- bzw.<br />

Hypointensitäten) beziehen sich auf T2-gewichtete Aufnahmen. nach Mahlknecht et al., 2010<br />

frühen ist, wurden vorwiegend PatientInnen<br />

in fortgeschrittenen Krankheitsstadien untersucht.<br />

Daten zur MRT-gestützten Diagnosefindung<br />

in frühen Krankheitsstadien fehlen<br />

weitgehend.<br />

Multisystematrophie (MSA): Pathognomonische<br />

MRT-morphologische Veränderungen,<br />

welche die Diagnose einer MSA-P favorisieren,<br />

sind ein hyperintenser putaminaler Randsaum<br />

in T2-Sequenzen, der häufig in Kombination<br />

mit einer putaminalen T2-Hypointensität<br />

auftritt, sowie eine striatale Atrophie<br />

mit Betonung des dorsolateralen Putamens.<br />

Für eine MSA-C sprechen hingegen Veränderungen<br />

in den infratentoriellen Hirnregionen<br />

wie Atrophie von Zerebellum, des mittleren<br />

Kleinhirnstiels (MCP, middle cerebellar<br />

peduncle) und des Pons sowie eine pontine<br />

T2-Veränderung in Form einer in axialen Ausrichtung<br />

positionierten Kreuzformation (Semmelzeichen,<br />

„hot cross bun sign“, Abb. 9).<br />

Eine Studie konnte anhand von 3,0-T-MR-<br />

Untersuchungen jedoch zeigen, dass der T2-<br />

hyperintense putaminale Randsaum auch bei<br />

gesunden Kontrollen beobachtet werden<br />

kann und somit bei diesen Feldstärken womöglich<br />

als unspezifisches Zeichen unklarer<br />

pathologischer Relevanz zu werten ist.<br />

Tab. 6: Praktische MRT-Kriterien bei neurodegenerativen Parkinson-Syndromen<br />

Konventionelle MRT MP MSA(-P) PSP<br />

Normal ++ – –<br />

Atrophie des Putamen – ++ ++<br />

Hyperintenser putaminaler Randsaum („putaminal hyperintense rim“) + ++ +<br />

Hypointensitäten des Putamen – ++ –<br />

Atrophie des Pons und des Vermis cerebellaris – ++ +<br />

Signaländerungen im Pons („Semmel-Zeichen“) oder in den mittleren Kleinhirnstielen – ++ –<br />

Atrophie des Mittelhirns (Bei PSP „Mickey-Mouse“- und „Kolibri-Zeichen“) – – ++<br />

MRT-Planimetrie<br />

Reduzierter anterior-posteriorer Mittelhirndurchmesser – + ++<br />

Reduzierte Ratio zwischen Mittelhirn- und Ponsfläche – + +++<br />

Abnormer MRPI (erhöht bei PSP) + – +++<br />

Diffusion (DWI)<br />

Erhöhte putaminale Diffusivität – +++ ++<br />

Erhöhte Diffusivität des oberen Kleinhirnstiels – – +++<br />

– < 20 %; + 20–50 %; ++ 50–70%; +++ 70–90 %; ++++ > 90 %. Die Angaben für diese Veränderungen gelten für 1,5-T-Geräte; Signaländerungen<br />

(Hyper- bzw. Hypointensitäten) beziehen sich auf T2-gewichtete Aufnahmen. Die CBD ist aufgrund der limitierten Studienlage nicht enthalten.<br />

MRPI = MR-Parkinsonism-Index = (A Pons /A Mittelhirn )*(D Mittlerer Kleinhirnstiel /D Oberer Kleinhirnstiel ). Quelle: Mahlknecht et al., 2010<br />

44


Abb. 10: ADC-Maps auf Höhe des Striatums bei MP, MSA-P und PSP<br />

Normal beim Patient mit MP (A). Bei Patienten mit MSA-P (B) und PSP (C) zeigt sich eine diffuse<br />

Hyperintensität, entsprechend erhöhten ADC-Werten (erhöhte Diffusivität).<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Abb. 11: T2-gewichtete axiale MR-Bilder eines Patienten mit einem<br />

vaskulären PS<br />

Status lacunaris mit multiplen vaskulären Läsionen im Bereich der Basalganglien sowie<br />

arteriosklerotischer Leukenzephalopathie.<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Im letzten Jahrzehnt gab es wachsendes Interesse<br />

an der diffusionsgewichteten Bildgebung<br />

zur Differenzialdiagnose der MSA.<br />

Insbesondere scheinen sich die putaminalen<br />

Veränderungen bei der MSA-P bereits früh<br />

im Krankheitsverlauf durch eine erhöhte<br />

Diffusivität im Putamen darzustellen. So<br />

wurden in diversen Studien MSA-P-PatientInnen<br />

mit einer Krankheitsdauer von 3 bis<br />

zu 6 Jahren mit einer hohen diagnostischen<br />

Treffsicherheit gegenüber MP-PatientInnen<br />

und gesunden Kontrollen abgegrenzt. Vorsicht<br />

ist bei der Unterscheidung der MSA-<br />

P von der PSP geboten, da auch diese Entität<br />

regelmäßig mit Erhöhung der putaminalen<br />

Diffusivität einhergehen kann (Abb. 10).<br />

Außerdem führen chronisch vaskuläre Veränderungen<br />

der Basalganglien zu einer Erhöhung<br />

der Diffusivität, was aufgrund ihrer<br />

Häufigkeit oft Schwierigkeiten bei der Interpretation<br />

dieses Parameters bereiten<br />

kann. Eine abnorm erhöhte Diffusivität findet<br />

sich auch in anderen Hirnstrukturen wie<br />

im MCP, Pons und Zerebellum, wobei supratentorielle<br />

Veränderungen im Bereich<br />

der Basalganglien auf eine MSA-P, infratentorielle<br />

Veränderungen auf eine MSA-C hinweisen.<br />

Progressive supranukleäre Paralyse (PSP):<br />

Passend zu den neuropathologischen Veränderungen<br />

bei der PSP zeigen sich in der MRT<br />

eine Atrophie des Mittelhirns, besonders im<br />

Bereich von Mittelhirnhaube und Mittelhirndach<br />

(Tegmentum und Tectum), sowie Strukturpathologien<br />

der oberen Kleinhirnstiele<br />

(SCP, superior cerebellar peduncle) und der<br />

unteren Olive. Zusätzlich findet sich eine Substanzminderung<br />

im Frontal- und Temporallappen.<br />

Aus der Atrophie des Mittelhirns mit<br />

Abflachung und Eindellung der rostrodorsalen<br />

Mittelhirnhaube und daraus folgender<br />

Größenzunahme des dritten Ventrikels resultiert<br />

bildmorphologisch in der medianen Sagittalschicht<br />

das sogenannte „Kolibri- oder<br />

Königspinguin-Zeichen“ („king pinguin sign“,<br />

„humming bird sign“, Abb. 7C).<br />

Dieses Zeichen findet sich kaum bei PatientInnen<br />

mit anderen neurodegenerativen Parkinson-Syndromen,<br />

weshalb ein Vorhandensein<br />

dieses „Kolibri-Zeichens“ spezifisch für<br />

die PSP zu sein scheint, obschon dieses Zeichen<br />

bei bis zur Hälfte der PSP-PatientInnen,<br />

insbesondere in weniger fortgeschrittenen<br />

Stadien, fehlen kann.<br />

Zusätzlich konnte durch eine planimetrische<br />

Ausmessung der mittsagittalen Mittelhirnund<br />

Ponsfläche alleine, oder in Kombination<br />

mit dem Verhältnis zwischen Breite der oberen<br />

und mittleren Kleinhirnstiele (MR-Parkinsonism<br />

Index, MRPI, d. h. Ponsfläche/Mittelhirn<br />

x MCP-Durchmesser/SCP-Durchmesser)<br />

ein Diskriminator zwischen PSP und anderen<br />

neurodegenerativen Parkinson-Syndromen<br />

beschrieben werden. Welche Ausmessungen<br />

und daraus errechneten Ratios wirklich die<br />

diagnostische Treffsicherheit, insbesondere in<br />

Frühstadien der Erkrankungen, zu erhöhen<br />

vermögen, bleibt vorerst offen.<br />

Wie regelmäßig bei der MSA-P, kann es in<br />

diffusionsgewichteten Sequenzen bei der PSP<br />

zu einem Anstieg der putaminalen Diffusivität<br />

kommen, so dass hohe Werte mit denen der<br />

MSA und niedrige Werte mit denen des MP<br />

überlappen können. Des Weiteren haben einige<br />

kleine Studien eine PSP-spezifische Zunahme<br />

der Diffusivität im SCP gezeigt. Es bedarf<br />

allerdings weiterer Studien, bevor dieses<br />

Zeichen für die routinemäßige Abklärung von<br />

Parkinson-Syndromen herangezogen werden<br />

kann. Die meisten MRT-Studien wurden u<br />

45


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 12: T2-gewichtetes MR-Bild in axialer (A) und T1-gewichtetes<br />

MR-Bild in sagittaler Schnittführung (B) eines Patienten mit einem<br />

Normaldruck hydrozephalus<br />

mit RS-PatientInnen durchgeführt, wohingegen<br />

die eigentliche Schwierigkeit in der Diagnose<br />

der sich atypisch präsentierenden PSP-P liegt.<br />

Inwieweit sich die oben genannten MRI-Marker<br />

auch bei anderen PSP-Formen nachweisen<br />

lassen, muss durch entsprechende Studien<br />

aufgedeckt werden.<br />

Typische Aufweitung der Seitenventrikel und periventrikuläre Signalsteigerungen an deren Polen<br />

(in T2), auch Polkappen genannt.<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Abb. 13: T2-gewichtete axiale MR-Bilder (linke Spalte) mit entsprechenden<br />

R2* Maps (rechte Spalte) eines Patienten mit Aceruloplasminämie<br />

Kortikobasale Degeneration (CBD): Wenige<br />

Studien haben sich mit MRT-Veränderungen<br />

bei der CBD befasst. In Übereinstimmung<br />

mit der Neuropathologie findet sich typischerweise<br />

eine asymmetrische, kontralateral zur<br />

klinisch stärker betroffenen Seite ausgeprägte,<br />

frontoparietale kortikale Atrophie, gelegentlich<br />

kommt aber auch eine symmetrische<br />

Globalatrophie vor. Veränderungen der Basalganglien<br />

können häufig fehlen, obschon<br />

manchmal eine Atrophie des Putamens imponieren<br />

kann. Des Weiteren kann sich das<br />

Mittelhirn in der MRT atrophisch zeigen,<br />

Marklagergliosen können häufig gefunden<br />

werden und demarkieren sich als kleine T2-<br />

Hyperintensitäten der angrenzenden weißen<br />

Substanz. Noch limitierter ist die Studienlage<br />

für die diffusionsgewichtete Bildgebung bei<br />

der CBD. Eine erhöhte Diffusivität wurde im<br />

Putamen beschrieben, interessanterweise<br />

aber auch in asymmetrischer Weise in den<br />

Hemisphären. In Anbetracht der klinischen<br />

Heterogenität der CBD muss hier die MRT-<br />

Studienlage allerdings mit kritischem Auge<br />

betrachtet werden.<br />

Hypointensitäten im Bereich<br />

des Striatums, der hinteren<br />

Thalamusregion, der Substantia<br />

nigra, des Nucleus ruber<br />

und des Nucleus dentatus in<br />

den T2-gewichteten Sequenzen<br />

mit entsprechender<br />

Signalsteigerung in den<br />

R2* maps.<br />

© M. Schocke,<br />

Universitätsklinik für<br />

Radiologie, Innsbruck.<br />

Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB):<br />

Während sich beim MP in frühen Erkrankungsstadien<br />

in der MRT bei den Routinesequenzen<br />

in der Regel ein altersentsprechender<br />

normaler Befund findet, weisen PatientInnen<br />

mit DLB und MP-PatientInnen mit<br />

Demenz (PDD, Parkinson’s disease with dementia)<br />

häufig eine Atrophie subkortikaler<br />

Strukturen bei relativem Erhalt des medialen<br />

Temporallappens auf. Dieses Atrophie-Muster<br />

unterscheidet die DLB von der Alzheimer-Erkrankung,<br />

bei welcher sich häufig bereits in<br />

Frühstadien eine Atrophie des medialen Temporallappens<br />

mit der Hippocampusformation<br />

findet. Während sich der Erhalt des medialen<br />

Temporallappens in der MRT womöglich als<br />

differenzierender Marker zwischen DLB und<br />

46


Alzheimer-Erkrankung etablieren könnte und<br />

bereits Einzug in die revidierten Konsensuskriterien<br />

für die klinische Diagnose der DLB<br />

gefunden hat, lassen sich die DLB und die<br />

PDD mittels MRT nicht unterscheiden.<br />

Abb. 14: T2-gewichtete axiale MR-Bilder eines Patienten mit der<br />

Westphal-Variante des Morbus Huntington (A und B)<br />

MRT zum Ausschluss<br />

sekundärer Parkinson-Syndrome<br />

T1- und T2-gewichtete Untersuchungen finden<br />

ihre Anwendung in der Differenzialdiagnose<br />

von sekundären oder symptomatischen<br />

PS. Diese können auf dem Boden von<br />

Raumforderungen im Bereich der Basalganglien,<br />

des Hirnstamms oder des frontalen<br />

Marklagers durch strategische vaskuläre Läsionen<br />

(Mikro- und Makroangiopathien) oder<br />

im Rahmen eines Normaldruckhydrozephalus<br />

entstehen. Da für die zugrunde liegende Ursache<br />

eines sekundären PS therapeutische<br />

sowie zum Teil heilende Maßnahmen bestehen,<br />

erfordern diese Parkinson-Syndrome<br />

eine diagnostische Abklärung unter Einbeziehung<br />

von Befunden der zerebralen Bildgebung<br />

(Abb. 11 und 12).<br />

Lakunäre Infarkte im Bereich der Basalganglien,<br />

Frontalhirninfarkte oder eine subkortikale,<br />

meistens frontal betonte Leukenzephalopathie<br />

können Ursachen eines vaskulären<br />

PS sein. Die Entwicklung der Symptome gestaltet<br />

sich je nach zugrunde liegender Erkrankung<br />

schleichend auf dem Boden einer<br />

subkortikalen arteriosklerotischen Enzephalopathie<br />

(SAE) oder (sub-)akut bei lakunären<br />

Hirninfarkten, die den externen Teil des Globus<br />

pallidus, Teile des Thalamus oder selten<br />

die Substantia nigra betreffen. Für die Diagnosestellung<br />

muss hierbei ein zeitlicher Zusammenhang<br />

zwischen Auftreten der mo -<br />

torischen Symptome und den vaskulären<br />

Läsionen bestehen. Ein Normaldruckhydrozephalus<br />

manifestiert sich klinisch in einer frontalen<br />

Gangstörung mit begleitender subkortikaler<br />

Demenz sowie Inkontinenz; man<br />

spricht auch vom „lower body parkinsonism“,<br />

da hierbei die Gangstörung im Vordergrund<br />

steht und selten eine Tremorkomponente<br />

beobachtet wird.<br />

Seltene Ursachen: Des Weiteren können<br />

seltene Ursachen wie fokale Läsionen im Rahmen<br />

einer multiplen Sklerose, die Wilson-<br />

Die Pfeile weisen auf die für die Erkrankung typische Caudatusatrophie hin.<br />

© M. Schocke, K. Seppi, Universitätsklinik für Radiologie, Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Innsbruck<br />

Krankheit, striatopallidodentale Kalzinose bei<br />

Morbus Fahr, das manganassoziierte PS und<br />

die Neurodegeneration mit Eisenablagerungen<br />

im Gehirn (Neurodegeneration with<br />

brain iron accumulation, NBIA-Syndrom) oder<br />

Morbus Huntington (Westphal-Variante) ursächlich<br />

für ein symptomatisches PS sein.<br />

Die neuronale Schädigung durch erhöhte<br />

Kupferablagerungen beim Morbus Wilson<br />

spiegelt sich typischerweise in der MRT in<br />

einer Mittelhirnatrophie mit T2/FLAIR-Signalanhebung<br />

in der Mittelhirnhaube („Pandabär-<br />

Zeichen“) und in randständig betonten<br />

T2-Hyperintensitäten in Putamen, Pallidum,<br />

Nucleus caudatus bzw. entlang der Pyramidenbahn<br />

wider. Schädigungen der Basalganglien<br />

durch Eisenablagerungen bei NBIA-Syndromen<br />

zeigen in der MRT hingegen typischerweise<br />

herabgesetzte Signalintensitäten<br />

in Putamen, Nucleus caudatus, Thalamus und<br />

Pallidum, wobei bei der PKAN (Pantothenate<br />

kinase-associated neurodegeneration), einer<br />

Form dieser Syndrome, eine Hyperintensität<br />

im inneren Segment des Globus pallidus auftritt<br />

und als „Tigerauge-Zeichen“ („Eye of<br />

the tiger“) beschrieben wird.<br />

Daneben sind die verminderten Signalintensitäten<br />

bei der PKAN meist auf den Globus<br />

pallidus und die SN begrenzt, während sich<br />

die Hypointensitäten bei der Neuroferri tino -<br />

pathie und der Acoerulinoplasminämie (ande -<br />

ren Formen von NBIA-Syndromen, Abb. 13),<br />

aber auch in anderen Kerngebieten, wie im<br />

Striatum, Thalamus oder Nucleus dentatus<br />

finden. Symmetrische Kalzinosen der Basalganglien,<br />

des Nucleus dentatus und des periventrikulären<br />

Marklagers im Rahmen einer<br />

striatodentalen Kalzifikation (Morbus Fahr)<br />

demarkieren sich in der MRT unter Umständen<br />

nur unzureichend, hier sollte ergänzend<br />

eine zerebrale CT durchgeführt werden.<br />

Die Westphal-Variante der Huntington-Erkrankung<br />

präsentiert sich häufig mit einem<br />

juvenilen PS, in der MRT findet sich typischerweise<br />

eine Atrophie von Nucleus caudatus<br />

und Putamen sowie eine kortikale, frontal<br />

betonte Atrophie (Abb. 14). Schließlich können<br />

auch Toxin-assoziierte PS mit MRT-Signalalterationen<br />

der Basalganglien einhergehen,<br />

z. B. zeigen sich bei chronischer Manganexposition<br />

im T1-gewichteten Bild häufig Hyperintensitäten<br />

im Globus pallidus.<br />

Transkranielle<br />

Weichteilsonographie<br />

Die transkranielle B-Mode-Doppler-Sonographie<br />

(TCS, transcranial sonography) kann<br />

dazu verwendet werden, über das temporale<br />

akustische Knochenfenster Hirnparenchym<br />

darzustellen und das Ausmaß eines echogenen<br />

Signals im Bereich der Substantia nigra u<br />

47


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Tab. 7: Rolle von Bildgebungsverfahren bei häufigen klinischen Fragestellungen<br />

in der Differenzialdiagnose von Parkinson-Syndromen<br />

Fragestellung MRT DAT-SPECT TCS<br />

Ausschluss eines symptomatischen PS<br />

auf Grund struktureller Läsionen<br />

√<br />

auf Grund von Medikamenten oder Toxinen √ 1 √ ? 2<br />

Differenzierung neurodegenerativer PS vs. ET √ ? 3<br />

(und anderen Tremor-Erkrankungen)<br />

Differenzierung MP vs. aPS √ 4 √ 5<br />

Differenzierung MP vs. psychogenes PS √ ? 6<br />

√ Mittel der Wahl<br />

1 Bei manchen Intoxikationen finden sich Signalalterationen in der MRT, wie z. B. bei Manganin -<br />

toxikation, wo sich im T1-gewichteten Bild häufig Hyperintensitäten im Globus pallidus finden<br />

2 für TCS bei medikamentös induziertem PS kaum Studiendaten vorhanden<br />

3 wenig Studiendaten vorhanden, allerdings scheint eine erhöhte Prävalenz einer SN+ bei ET<br />

vorzuliegen (SN+ bei bis zu 25 % der PatientInnen mit ET beschrieben)<br />

4 ein Normalbefund schließt allerdings ein aPS nicht aus; durch Addition von DWI-Sequenzen wird<br />

die diagnostische Wertigkeit der MRT, insbesondere gegenüber MSA, gesteigert<br />

5 das Vorliegen einer SN+ spricht sehr für einen MP<br />

6 keine Studiendaten vorhanden<br />

wobei die Sensitivität bei 90,7 % und die<br />

Spezifität bei 82,4 % lag. Für die Differenzierung<br />

zwischen MP und aPS ergaben sich<br />

Werte für Sensitivität und Spezifität von 94,8<br />

% bzw. 90 % bei einem positiv prädiktiven<br />

Wert von 97,4 %.<br />

Häufig findet sich bei PatientInnen mit aPS<br />

eine vermehrte Hyperechogenität uni- oder<br />

bilateral in den Basalganglien, insbesondere<br />

im Linsenkern. Allerdings scheint die diagnostische<br />

Wertigkeit einer Hyperechogenität im<br />

Bereich der Basalganglien unzureichend zu<br />

sein, wie oben genannte Arbeit an den 60<br />

neuerkrankten PatientInnen mit PS gezeigt<br />

hat. Die diagnostische Wertigkeit einer Hyperechogenität<br />

im Bereich der Basalganglien<br />

bei PatientInnen mit aPS wurde dabei mit<br />

68,2 % beziffert, bei einer Sensitivität von<br />

66,7 % und einer Spezifität von 68,6 %.<br />

oder der Basalganglien zu beurteilen. Das<br />

Mittelhirn kommt hierbei als schmetterlingsartig<br />

geformte Struktur zur Darstellung. Die<br />

TCS kann neben klinisch-<strong>neurologisch</strong>er Untersuchung<br />

sowie struktureller und funktioneller<br />

Bildgebung mittels MRT und SPECT-<br />

Verfahren als zusätzliche nichtinvasive und<br />

kosteneffiziente Untersuchung bei der Differenzierung<br />

von Parkinson-Syndromen eingesetzt<br />

werden. Nachdem ein ausreichendes<br />

temporales Knochenfenster Voraussetzung<br />

für die TCS ist, kann diese Methode jedoch<br />

bei über 10 % der Bevölkerung nicht angewendet<br />

werden. Die sonographische Darstellung<br />

der Basalganglien besitzt vor allem beim<br />

MP eine geringere Wertigkeit; bei aPS kann,<br />

wie im folgenden Absatz angeführt, eine Hyperechogenität<br />

in diesem Bereich diagnostische<br />

Hinweise auf die Erkrankung geben.<br />

Hyperechogenität in der Substantia nigra:<br />

Durch die Darstellung einer Hyperechogenität<br />

im Bereich der Substantia nigra bei PatientInnen<br />

mit MP wird die TCS seit 1995 routinemäßig<br />

zur Diagnostik von Bewegungsstörungen<br />

verwendet. Dabei geht es um die hyperechogene<br />

Fläche, die ab einer gewissen<br />

Größe als pathologisch beurteilt werden<br />

kann, wobei in der Literatur für die Grenzwerte<br />

einer Hyperechogenität im Bereich der<br />

Substantia nigra (SN+) unterschiedliche<br />

Werte berechnet wurden. Während manche<br />

Studien als Cut-off für eine SN+ die dritte<br />

Quartile der größeren Ausdehnung der Echogenitäten<br />

im Bereich beider SN einer gesunden<br />

Kontrollpopulation verwendet haben,<br />

wurden bei anderen Studien der Mittelwert<br />

plus eine Standardabweichung der größeren<br />

der beiden Echogenitäten im Bereich der SN<br />

einer gesunden Kontrollpopulation als Grenzwert<br />

verwendet.<br />

Bei ungefähr 90 % der PatientInnen mit MP<br />

kann eine SN+ nachgewiesen werden. Die<br />

Ausdehnung des echogenen Signals ist dabei<br />

unabhängig vom Alter der PatientInnen, von<br />

Dauer und Schweregrad der Erkrankung, korreliert<br />

nicht mit dem Grad der striatalen<br />

Dopamintransporterverfügbarkeit und zeigt<br />

keine Progression im Laufe der Erkrankung.<br />

Trotzdem ist die Hyperechogenität auf der<br />

kontralateral zur klinisch stärker betroffenen<br />

Seite meistens größer.<br />

Allerdings haben auch bis zu 15 % der gesunden<br />

Bevölkerung eine vermehrte Echogenität<br />

in der SN, Familienangehörige 1. Grades<br />

können sogar noch häufiger pathologische<br />

Befunde zeigen. Eine prospektive verblindete<br />

Studie an 60 neuerkrankten PatientInnen mit<br />

PS (von denen im Follow-up nach einem Jahr<br />

43 PatientInnen als MP und 13 PatientInnen<br />

als aPS klassifiziert wurden, 4 weitere hatten<br />

kein Parkinson-Syndrom im Follow-up) ergab<br />

eine diagnostische Wertigkeit des Markers<br />

SN+ von 88,3 % für die Diagnose eines MP,<br />

Resümee<br />

PatientInnen mit neurodegenerativen Parkinson-Syndromen<br />

stehen heutzutage einem<br />

großen Armamentarium von diagnostischen<br />

Untersuchungstechniken struktureller und<br />

funktioneller Natur gegenüber. Tabelle 7 fasst<br />

die Rolle von Bildgebungsverfahren bei häufigen<br />

klinischen Fragestellungen zusammen.<br />

Eine genaue Diagnose ist für PatientInnen<br />

dabei von großer therapeutischer und prognostischer<br />

Relevanz.<br />

Bis auf die DAT-SPECT-Untersuchung sind die<br />

weiteren nuklearmedizinischen Untersuchungsmethoden<br />

wie IBZM-SPECT und PET-<br />

Verfahren hauptsächlich wissenschaftlichen<br />

Fragestellungen vorbehalten. Zu den wichtigsten<br />

Indikationen für die DAT-SPECT-Untersuchung<br />

in der Klinik gehören die Frühdiagnose<br />

des MP bei fraglicher und asymptomatischer<br />

Symptomausprägung sowie die<br />

Differenzierung neurodegenerativer Parkinson-Syndrome<br />

(MP und aPS) von nichtdegenerativen<br />

Parkinson- und Tremor-Syndromen.<br />

Eine Differenzierung zwischen MP und aPS<br />

ist freilich mittels DAT-SPECT-Untersuchung<br />

nicht möglich. Allerdings kann aber die Unterscheidung<br />

von Alzheimer-Erkrankung und<br />

DLB erhebliche therapeutische Konsequenzen<br />

(evtl. L-Dopa-Therapie, Wahl eines Neuroleptikums)<br />

mit sich bringen und so die DAT-<br />

SPECT-Untersuchung eine sinnvolle klinische u<br />

48


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Indikation sein. Tabelle 2 zeigt typische<br />

SPECT/PET-Befunde bei häufigen Parkinsonund<br />

Tremor-Syndromen.<br />

Die Domäne der strukturellen Bildgebung<br />

mittels MRT in der Parkinson-Diagnostik ist<br />

der Ausschluss symptomatischer Formen<br />

durch Läsionen im Bereich der Basalganglien,<br />

des Hirnstamms oder des frontalen Marklagers<br />

sowie der Ausschluss eines Normaldruckhydrozephalus.<br />

Beim MP zeigt die MRT<br />

in der Regel keine spezifischen Zeichen einer<br />

Neurodegeneration, bei den aPS hingegen<br />

können sich spezifische bildgebende Zeichen<br />

demarkieren. So finden sich infra- und supratentoriell<br />

bei PatientInnen mit MSA und<br />

PSP häufig charakteristische Atrophiemuster<br />

bzw. Veränderungen der Signalintensität,<br />

und beim CBS lässt sich häufig eine asymmetrische,<br />

kontralateral zur klinisch stärker<br />

betroffenen Seite ausgeprägte, frontoparietale<br />

kortikale Atrophie detektieren. Nützlich<br />

in der Differenzierung der DLB von der Alzheimer-Demenz<br />

kann außerdem der Nachweis<br />

einer Atrophie subkortikaler Strukturen<br />

bei relativem Erhalt des medialen Temporallappens<br />

sein. Tabelle 6 fasst nützliche MRT-<br />

Marker bei 1,5 Tesla als Hilfestellung zur Diagnose<br />

der neurodegenerativen PS zusammen.<br />

Unter den neueren Verfahren ist die<br />

DWI zurzeit am meisten etabliertet, Änderungen<br />

in der Diffusivität können bei der<br />

MSA und der PSP womöglich früh im Krankheitsverlauf<br />

auftreten und wurden besonders<br />

im Bereich des Putamen bereits in mehreren<br />

Studien beschrieben. Rezente Studien beim<br />

MP zur Beurteilung des Eisengehaltes und<br />

der fraktionellen Anisotropie in der SN mittels<br />

3-T-MRT sind als experimentell zu werten.<br />

Trotz der starken Untersucherabhängigkeit<br />

sowie der mangelnden Durchführbarkeit bei<br />

eingeschränkten Schallbedingungen kann die<br />

TCS im Kontext mit klinischen und anderen<br />

Untersuchungsergebnissen als eine sinnvolle<br />

Erweiterung der diagnostischen Maßnahmen<br />

in der Differenzialdiagnose von Parkinson-<br />

Syndromen angesehen werden, da das Bestehen<br />

einer SN+ für das Vorliegen eines MP<br />

spricht. Allerdings sind weiterführende Validierungsstudien<br />

gegenüber klinischen Standards<br />

erforderlich. Die mehrfach berichtete<br />

erhöhte Prävalenz einer SN+ bei PatientInnen<br />

mit essenziellem Tremor von bis zu 25 %<br />

scheint sich bereits als limitierender Faktor<br />

der Technik herauszukristallisieren. n<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Empfohlene Literatur:<br />

- Berg D, Godau J, Walter U, Transcranial sonography in<br />

movement disorders. Lancet Neurol. Nov 2008;<br />

7(11):1044–1055.<br />

- Berg D, Steinberger JD, Warren Olanow C, Naidich TP,<br />

Yousry TA, Milestones in magnetic resonance imaging<br />

and transcranial sonography of movement disorders.<br />

Mov Disord. May 2011; 26(6):979–992.<br />

- Brooks DJ, Pavese N, Imaging biomarkers in Parkinson's<br />

disease. Prog Neurobiol 2011; 95:614–628.<br />

- Brooks DJ, Seppi K, MSA NWGo, Proposed neuroimaging<br />

criteria for the diagnosis of multiple system atrophy.<br />

Mov Disord 2009; 24(7):949–964.<br />

- Gaenslen A, Unmuth B, Godau J, et al., The specificity<br />

and sensitivity of transcranial ultrasound in the differential<br />

diagnosis of Parkinson's disease: a prospective blinded<br />

study. Lancet Neurol. May 2008; 7(5):417–424.<br />

- Gibb WR, Lees AJ, The relevance of the Lewy body to<br />

the pathogenesis of idiopathic Parkinson's disease. J<br />

Neurol Neurosurg Psychiatry. Jun 1988; 51(6):745–752.<br />

- Hotter A, Esterhammer R, Schocke MF, Seppi K, Potential<br />

of advanced MR imaging techniques in the differential<br />

diagnosis of parkinsonism. Mov Disord. 2009; 24 (Suppl<br />

2):S711–S720.<br />

- Kägi G, Bhatia KP, Tolosa E, The role of DAT-SPECT in<br />

movement disorders. J Neurol Neurosurg Psychiatry<br />

2010; 81:5–12.<br />

- Litvan I, Bhatia KP, Burn DJ et al., Movement Disorders<br />

Society Scientific Issues Committee report: SIC Task<br />

Force appraisal of clinical diagnostic criteria for Parkinsonian<br />

disorders. Mov Disord. May 2003; 18(5):467–486.<br />

- Mahlknecht P, Hotter A, Hussl A, Esterhammer R, Schokke<br />

M, Seppi K, Significance of MRI in diagnosis and differential<br />

diagnosis of Parkinson's disease. Neurodegener<br />

Dis 2010; 7(5):300–318.<br />

- Mahlknecht P, Schocke M, Seppi K (Differential diagnosis<br />

of parkinsonian syndromes using MRI), Nervenarzt. Oct<br />

2010; 81(10):1168–1179.<br />

- Marshall V, Grosset D, Role of dopamine transporter<br />

imaging in routine clinical practice. Mov Disord 2003;<br />

1415–1418.<br />

- Oertel WH, Reichmann H, Kapitel Parkinson-Syndrome:<br />

Diagnostik und Therapie. Aus: Leitlinien für Diagnostik<br />

und Therapie in der <strong>Neurologie</strong>. Herausgebende Autoren:<br />

Diener HC, Putzki N, Georg Thieme Verlag, 4. überarbeitete<br />

Auflage 2008. S. 82ff.<br />

- Perju-Dumbrava L, Kovacs GG, Pirker S et al., Dopamine<br />

transporter imaging in autopsy-confirmed Parkinson’s<br />

disease and multiple system atrophy. Mov Disord 2012;<br />

27:65–71.<br />

- Pirker W, Scherfler C, Brücke T, Poewe W und der wissenschaftliche<br />

Beirat der ÖPG. Klinische Indikationen für<br />

SPECT-Untersuchungen bei Bewegungsstörungen. P-<br />

aktuell 3/2005:2–11. Online:<br />

http://www.parkinson.at/fileadmin/p-aktuell/2005/Paktuell_Dez_05.pdf<br />

- Pirker W, Correlation of dopamine transporter imaging<br />

with Parkinsonian motor handicap – how close is it?<br />

Mov Disord 2003; 18(Suppl 7):43–51.<br />

- Poewe W, Deuschl G, Kapitel 2 Parkinson-Krankheit,<br />

Kap. 2.2 Diagnose und Differentialdiagnose. Aus: Parkinson-Syndrome<br />

und andere Bewegungsstörungen.<br />

Herausgebende Autoren: Oertel WH, Deuschl G, Poewe<br />

W, Georg Thieme Verlag 2012; S. 50ff.<br />

- Poewe W, Scherfler C, Role of dopamine transporter<br />

imaging in investigation of parkinsonian syndromes in<br />

routine clinical practice. Mov Disord 2003; 18(Suppl<br />

7):16–21.<br />

- Scherfler C, Seppi K, Kapitel 29 Diagnostische Verfahren<br />

bei Bewegungsstörungen, Kap. 29.1.3 Magnetresonanztomografie.<br />

Aus: Parkinson-Syndrome und andere<br />

Bewegungsstörungen. Herausgebende Autoren: Oertel<br />

WH, Deuschl G, Poewe W, Georg Thieme Verlag 2012;<br />

S. 577ff.<br />

- Scherfler C, Kapitel 29 Diagnostische Verfahren bei<br />

Bewegungsstörungen, Kap. 29.1.1 Single-Photon-Emissionstomografie.<br />

Aus: Parkinson-Syndrome und andere<br />

Bewegungsstörungen. Herausgebende Autoren: Oertel<br />

WH, Deuschl G, Poewe W, Georg Thieme Verlag 2012;<br />

S. 574ff.<br />

- Schuff N, Potential role of high-field MRI for studies in<br />

Parkinson's disease. Mov Disord 2009; 24 (Suppl<br />

2):S684–S690.<br />

- Seppi K, Poewe W, Brain magnetic resonance imaging<br />

techniques in the diagnosis of parkinsonian syndromes.<br />

Neuroimaging Clin N Am. Feb 2010; 20(1):29-55.<br />

- Stockner H, Kapitel 29 Diagnostische Verfahren bei<br />

Bewegungsstörungen, Kapitel 29.1.4 Transkranielle<br />

Sonografie. Aus: Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen.<br />

Herausgebende Autoren: Oertel WH,<br />

Deuschl G, Poewe W, Georg Thieme Verlag 2012; S.<br />

579.<br />

- Wadia PM, Lang A, The many faces of corticobasal<br />

degeneration. Parkinsonism Relat Disord 2007; 13(suppl<br />

3):S336–S340.<br />

- Walker Z, Jaros E, Walker RWH et al. Dementia with<br />

Lewy bodies: a comparison of clinical diagnosis, FP-CIT<br />

single photon emission computed tomography imaging<br />

and autopsy. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2007;<br />

78:1176–1181.<br />

- Wenning GK, Colosimo C, Geser F, Poewe W, Multiple<br />

system atrophy. Lancet Neurol Feb 2004; 3(2):93–103.<br />

- Williams DR, Lees AJ, Progressive supranuclear palsy: clinicopathological<br />

concepts and diagnostic challenges.<br />

Lancet Neurol 2009; 8(3):270–9.<br />

- Williams DR, Lees AJ, How do patients with parkinsonism<br />

present? A clinicopathological study. Intern Med J<br />

2009; 39:7–12.<br />

Abkürzungen:<br />

A Fläche<br />

aPS atypisches Parkinson-Syndrom<br />

CBD Kortikobasale Degeneration<br />

CBS Kortikobasales Syndrom<br />

CT Computertomographie<br />

D Durchmesser<br />

DAT Dopamintransporter<br />

DLB Demenz mit Lewy-Körperchen<br />

DRD Dopa-responsive Dystonie<br />

DTI diffusion tensor imaging<br />

DWI diffusion weighted imaging<br />

FDG<br />

18<br />

F-Fluordesoxyglukose<br />

IBZM I-123-Iodobenzamid<br />

LBP<br />

MCP<br />

MP<br />

MRPI<br />

MRT<br />

MSA<br />

NBIA<br />

OPCA<br />

PD<br />

PDD<br />

PET<br />

PKAN<br />

Lower Body Parkinsonism<br />

middle cerebellar peduncle<br />

Morbus Parkinson<br />

MR-Parkinson-Index<br />

Magnetresonanztomographie<br />

Multisystematrophie<br />

Neurodegeneration Brain Iron Accumulation<br />

olivo-ponto-zerebelläre Atrophie<br />

proton density, Protonen-Dichte<br />

Parkinson-Demenz, Parkinson’s Disease<br />

with dementia<br />

positron emission tomography<br />

Pantothenate kinase-associated<br />

neurodegeneration<br />

PS Parkinson-Syndrom<br />

PSP progressive supranukleäre Paralyse<br />

RS Richardson-Syndrom<br />

SAE subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie<br />

SCA Spinozerebelläre Ataxie<br />

SCP superior cerebellar peduncle<br />

SN Substantia nigra<br />

SND striatonigrale Degeneration<br />

SPECT single photon emission tomography<br />

SWEDD scans without evidence for dopaminergic deficit<br />

T Tesla<br />

TCS transkranielle Sonographie<br />

VBM voxelbasierte Morphometrie<br />

ZNS Zentralnervensystem<br />

50


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Amyotrophe Lateralsklerose<br />

Für das klinische Management von PatientInnen mit Motoneuronerkrankungen (MND) und bei der amyotrophen<br />

Lateralsklerose (ALS) als der häufigsten MND im Erwachsenenalter im Besonderen ist allgemein akzeptiert, dass<br />

die Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns und des Rückenmarks ein wesentliches Element der<br />

Differenzialdiagnostik darstellt. Dennoch sind Sensitivität und Spezifität in der Individualdiagnose noch<br />

vergleichsweise niedrig (Evidenzgrad IV im Sinne eines „good clinical practice point“) 1 .<br />

ZZahlreiche bildgebende Studien der letzten<br />

Jahre stellten die Ergebnisse von computerbasierten<br />

MRT-Analysen auf Gruppenniveau<br />

dar und halfen so mit, die pathomorphologischen<br />

Veränderungen in der grauen und<br />

weißen Substanz sowie Veränderungen der<br />

funktionellen Netzwerke zu erfassen und verstehen<br />

2 . Wie in einer aktuellen Publikation<br />

dargestellt 3 , sind die meistversprechenden<br />

Techniken Volumetrie/Morphometrie von T1-<br />

gewichtetem (T1w) 3-D-MRT, Diffusionstensor-Bildgebung<br />

(DTI), funktionelle MRT ohne<br />

spezifische Aufgabenstellung (Resting-State-<br />

[RS]-fMRT) sowie 1 H-MR-Spektroskopie (MRS).<br />

Potenzial der MRT<br />

in der Individualdiagnostik<br />

Für Routine-T2-gewichtete (T2w) und FLAIR-<br />

MRT (fluid-attenuated inversion recovery)<br />

wurden Hyperintensitäten des Tractus corticospinalis<br />

(CST) bei PatientInnen mit MND<br />

wiederholt beschrieben, insbesondere im Gehirn,<br />

teilweise auch spinal. Auch fokale Atrophien<br />

oder Hypointensitäten (motor dark line<br />

in T2w MRT) im Bereich des präzentralen<br />

Gyrus wurden berichtet (Übersicht Grosskreutz<br />

et al. 4 ).<br />

Als weitere Auffälligkeiten in der klinischen<br />

MRT können bei ALS-PatientInnen, die neuropsychologische<br />

Symptome als Hinweise auf<br />

das Vorliegen eines ALS-FTD-Komplexes<br />

(FTD/frontotemporale-Demenz) aufweisen,<br />

häufig regionale Atrophien der frontalen<br />

und/oder temporalen Areale in symmetrischer<br />

oder (häufiger) asymmetrischer Ausprägung<br />

im Sinne einer frontotemporalen Lobärdegeneration<br />

gesehen werden. Diese können<br />

in fortgeschrittenen Einzelfällen deutlich<br />

ausgeprägt sein, aber es ist festzuhalten, dass<br />

frontale Volumenminderungen auch bei ALS-<br />

PatientInnen ohne sichere klinische Zeichen<br />

einer frontotemporalen Demenz (FTD) beobachtet<br />

werden können 5 . Für alle diese morphologischen<br />

MRT-Befunde lässt sich zusammenfassen,<br />

dass ihre Sensitivität und Spezifität<br />

als niedrig anzusehen ist 4, 6–8 .<br />

Die Guidelines der EFNS (European Federation<br />

of Neurological Societies) für Neuro -<br />

imaging bei MND 1 enthalten dementsprechend<br />

folgende Empfehlungen für klinische<br />

Routine-MRT: Zum Ersten sollen PatientInnen<br />

mit Verdacht auf MND, abhängig vom klinischen<br />

Bild, im Rahmen der Differenzialdiagnostik<br />

ein MRT des Gehirns und/oder des<br />

Rückenmarks/der Wirbelsäule erhalten. Zum<br />

Zweiten können die häufig berichteten Hyperintensitäten<br />

im Bereich der CST und des<br />

Motorkortex in T2w-Aufnahmen, protonengewichteten<br />

Aufnahmen oder FLAIR-Aufnahmen<br />

einen Verdacht auf ALS unterstützen,<br />

aufgrund der niedrigen Sensitivität und Spezifität<br />

dieses Zeichens kann eine Diagnose<br />

dadurch jedoch nicht gesichert werden.<br />

PET und SPECT: Früher bei MND angewendete<br />

Bildgebungstechniken wie Positronenemissionstomographie<br />

(PET) und Single-Photonen-Emissionstomographie<br />

(SPECT) konnten<br />

zwar regionale Auffälligkeiten bei ALS im<br />

Sinne von Hypometabolismus bzw. Hypoperfusion<br />

im Motorkortex und auch in frontalen<br />

Arealen darstellen, jedoch wurde das Potenzial<br />

der Verwendung von PET und SPECT im<br />

Hinblick auf die zunehmende Verfügbarkeit<br />

von MRT-Scannern nicht weiterentwickelt 9 ,<br />

so dass MRT-basierte Techniken als die aktuellen<br />

und zukünftigen Neuroimaging-Instrumente<br />

bei ALS/MND anzusehen sind.<br />

MRT-Studien bei ALS<br />

auf Gruppenniveau<br />

Prof. Dr.<br />

Jan Kassubek<br />

Klinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Universität Ulm,<br />

Deutschland<br />

DI Christian<br />

Langkammer<br />

Universitätsklinik<br />

für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische<br />

Universität Graz<br />

Weiterführende MRT-Analysetechniken auf<br />

Gruppenniveau benutzten ROI-basierte (region<br />

of interest) volumetrische Analysen des u<br />

51


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Motorsystems (Übersicht: Wang et al. 10 ) oder<br />

ganzhirnbasierte Auswertungen auf Voxelebene<br />

(voxelbasierte Morphometrie, VBM)<br />

und zeigten Volumenänderungen in motorischen<br />

Arealen wie dem primären Motorkortex<br />

und den CST 11 . Für Gruppen von ALS-<br />

PatientInnen wurden hierbei Atrophien der<br />

frontalen und temporalen Areale in stark unterschiedlicher<br />

Ausprägung beschrieben und<br />

in Bezug zum neuropsychologischen Profil<br />

analysiert (Übersicht: Grosskreutz et al. 4 ).<br />

Abb. 1: Gruppenstatistik zur Untersuchung der Nervenfaserbündel (grün)<br />

mittels MRT-Diffusionstensor-Bildgebung (DTI). ALS-PatientInnen zeigen<br />

deutlich verringerte Faserintegrität (rot) im Tractus corticospinalis (CST),<br />

verglichen mit Kontrollen.<br />

DTI: Eine bei <strong>neurologisch</strong>en Erkrankungen<br />

zunehmend verwendete MRT-Untersuchungs -<br />

methode zur Darstellung von mikrostrukturellen<br />

Veränderungen in der weißen Substanz<br />

ist das diffusionsgewichtete MRT (DWI) und<br />

insbesondere dessen Weiterführung der Diffusionstensorbildgebung<br />

(DTI), bei der die<br />

Diffusivität entlang der axonalen Bahnen abgebildet<br />

und als fraktionale Anisotropie (FA)<br />

quantifiziert werden kann, wodurch Rückschlüsse<br />

auf die Integrität der neuronalen Fasern<br />

ermöglicht werden 12 .<br />

Auf Gruppenniveau wurden Veränderungen<br />

in den Diffusionseigenschaften der weißen<br />

Substanz sowohl bei ALS als auch bei der<br />

klinischen Variante der primären Lateral -<br />

sklerose (PLS) entlang der CST dargestellt<br />

(Abb. 1) 13 und in Bezug gesetzt zu anderen<br />

bildgebungsimmanenten Techniken wie morphometrischen<br />

MRT-Analysen 14 , mit neurodegenerativen<br />

Prozessen einhergehenden<br />

und mittels MRT detektierbaren Eisenablagerungen<br />

15 oder anderen Methoden wie der<br />

transkraniellen Magnetstimulation 16 .<br />

Die in T1-gewichteten Aufnahmen teilweise<br />

auch auf Einzelfallniveau zu erkennenden<br />

morphologischen Veränderungen im Corpus<br />

callosum, häufig mit Akzentuierung im Motorsegment<br />

III nach der Hofer-und-Frahm-<br />

Klassifikation, konnten bei Analysen von fraktionalen<br />

Anisotropie-Maps bei Patientenkollektiven<br />

mit ALS und anderen MND mit<br />

Beteiligung des ersten Motoneurons gezeigt<br />

werden (Abb. 2) (vgl. Müller et al. 17 ).<br />

Die Kombination von DTI-basierter Traktdarstellung<br />

mit VBM zeigte auch bei ALS im frühen<br />

Stadium eine Beteiligung der weißen<br />

Substanz 18, 19 . Korrelationen von DTI-basierten<br />

und klinischen Parametern hinsichtlich<br />

des Phänotyps und des Verlaufs bei ALS und<br />

anderen MND konnten in einzelnen Studien<br />

nachgewiesen werden (Übersicht: Kassubek<br />

et al. 20 ). Erste Studien zu Änderungen der<br />

Diffusionseigenschaften im Rückenmark bei<br />

ALS wurden durch Anwendung von spinalen<br />

DTI-Techniken durchgeführt 21 .<br />

MRS: Ein weiterer technischer Ansatz ist die<br />

MR-Spektroskopie (MRS), welche sich in einzelnen<br />

Studien als sensitiv bezüglich regionaler<br />

metabolischer Veränderungen in Gehirnen<br />

von ALS-PatientInnen erwiesen hat 9 und auch<br />

in longitudinalen Studien untersucht wurde 22 .<br />

Bei spezifisch hohem Standardisierungsbe -<br />

darf bezüglich der Datenakquisition wie auch<br />

-ana lyse ist aktuell das Potenzial der MRS als<br />

Abb. 2: (A) T1-gewichtetes MRT eines ALS-Patienten, (B) Gruppenanalysen<br />

(A) T1-gewichtetes MRT eines ALS-Patienten – deutlich zu erkennen ist die morphologische<br />

Veränderung in Segment III des Corpus callosum. (B) In Gruppenanalysen von fraktionalen Anisotropie-<br />

Karten aus DTI-Auf nahmen von 20 ALS-PatientInnen mit 20 Kontrollen zeigen sich ebenfalls im<br />

Corpus callosum mit Betonung in Segment III signifikante Unterschiede auf Gruppenniveau.<br />

52


Surrogatmarker bei MND als limitiert einzuordnen,<br />

jedoch existieren auch für diese MRT-<br />

Applikation entsprechende Initiativen 3 .<br />

fMRT: Mithilfe der „klassischen“ fMRT<br />

konnten Veränderungen in multiplen funktionellen<br />

Netzwerken des Gehirns bei ALS-<br />

PatientInnen sowohl im Vergleich zu Kontrollen<br />

als auch in Längsschnittstudien nachgewiesen<br />

werden, so zeigten sich neben<br />

Veränderungen der motorischen auch solche<br />

der kognitiven Funktionsareale (Übersicht<br />

Lulé et al. 23 ).<br />

Die multiparametrische Kombination mit<br />

Techniken wie DTI demonstrierte darüber hinaus<br />

Auffälligkeiten nicht nur in somatosensorischen,<br />

sondern auch in auditorischen und<br />

visuellen zerebralen Funktionsarealen 24 .<br />

Als eine zukunftsweisende MRT-Technik ist das<br />

RS-fMRT anzusehen, d. h. die Analyse der<br />

blutoxygenierungsabhängigen Effekte (BOLD)<br />

in Gradientenecho-MRT-Sequenzen ohne<br />

gleichzeitige Durchführung einer definierten<br />

Tätigkeit, somit „in Ruhe“. Hierdurch konnten<br />

Veränderungen der funktionellen Konnektivität<br />

in unterschiedlichen Netzwerken bei ALS-<br />

PatientInnen dargestellt werden, zusätzlich zu<br />

erhöhter Patienten-Compliance im Vergleich<br />

zu klassischen fMRT-Paradigmen 25, 26 .<br />

Zusammenfassung<br />

und Ausblick<br />

Die Bildgebung bei ALS hat auf dem Boden<br />

der umfangreichen Datenlage in vivo auf<br />

Gruppenniveau sowohl durch Strukturanalysetechniken<br />

(Volumetrie, VBM, DTI) als auch<br />

durch Funktionsanalysetechniken (z. B. fMRT-<br />

Anwendungen) zu einer deutlichen Vertiefung<br />

des pathoanatomischen Verständnisses<br />

dieser Erkrankungen geführt. Auch wenn<br />

diese Techniken auf der Ebene der Individualdiagnostik<br />

noch in der Entwicklung befindlich<br />

sind und der Wert für die Frühdiagnostik oder<br />

für klinisch nicht sicher zuzuordnende Fälle<br />

noch unklar ist, besteht hier ein erhebliches<br />

Potenzial dieser multiparametrischen MRT-<br />

Analysen für eine Etablierung als Surrogatmarker<br />

für das Monitoring in zukünftigen<br />

Studien von erkrankungsverlaufsmodifizierenden<br />

Maßnahmen.<br />

Schritte zur Verbesserung des Einsatzes der<br />

MRT-Techniken auf Individualniveau sind<br />

daher eine größere Zahl an longitudinalen<br />

Studien in Frühstadien oder bei klinischer Unsicherheit<br />

und auch die weitere Standardisierung<br />

der Akquisition und computerbasierten<br />

Auswertung der MRT-Daten.<br />

Diese notwendige Entwicklung kann durch<br />

die Einrichtung multizentrischer (multinationaler)<br />

Neuroimaging-Datenbanken von<br />

MND-PatientInnen wesentlich gefördert werden,<br />

denn zur Optimierung und Standardisierung<br />

sowohl der Datenakquisition als auch<br />

des Postprocessing sind qualitätskontrollierte<br />

multizentrische MRT-Register mit paralleler<br />

Erfassung detaillierter klinischer Daten einschließlich<br />

longitudinaler Daten als wesentliches<br />

Instrument zu sehen.<br />

n<br />

1 Filippi M et al., European Federation of Neurological<br />

Societies. EFNS guidelines on the use of neuroimaging<br />

in the management of motor neuron diseases.<br />

Eur J Neurol 2010; 17(4):526e20.<br />

2 Agosta F et al., The present and the future of<br />

neuroimaging in amyotrophic lateral sclerosis. AJNR<br />

Am J Neuroradiol 2010; 31(10):1769–77.<br />

3 Turner MR et al., members of „The 1 st NISALS“.<br />

Towards a neuroimaging biomarker in amyotrophic<br />

lateral sclerosis. Lancet Neurol 2011; 10(5):400–3.<br />

4 Grosskreutz J et al., Whole brain-based computerized<br />

neuroimaging in ALS and other motor neuron disorders.<br />

Amyotroph Lateral Scler. 2008 Aug; 9(4):238–48.<br />

5 Kassubek J et al., Neuroimaging of motor neuron<br />

diseases. Ther Adv Neurol Disord, in press.<br />

6 Comi G et al., Review neuroimaging in amyotrophic<br />

lateral sclerosis. Eur J Neurol 1999; 6(6):629–37<br />

7 Chan S et al., Amyotrophic lateral sclerosis and primary<br />

lateral sclerosis: evidence-based diagnostic evaluation<br />

of the upper motor neuron. Neuroimaging Clin N Am<br />

2003; 13(2):307–26.<br />

8 Turner MR et al., Biomarkers in amyotrophic lateral<br />

sclerosis. Lancet Neurol 2009; 8(1):94–109.<br />

9 Turner MR, Leigh PN, Positron emission tomography<br />

(PET) – its potential to provide surrogate markers in<br />

ALS. Amyotroph Lateral Scler Other Motor Neuron<br />

Disord 2000 Jun; 1 Suppl 2:S17–22.<br />

10 Wang S, Melhem ER, Amyotrophic lateral sclerosis and<br />

primary lateral sclerosis: the role of diffusion tensor<br />

imaging and other advanced MR-based techniques as<br />

objective upper motor neuron markers. Ann NY Acad<br />

Sci 2005; 1064:61–77.<br />

11 Kassubek J et al., Global brain atrophy and corticospinal<br />

tract alterations in ALS, as investigated by voxelbased<br />

morphometry of 3-D MRI. Amyotroph Lateral<br />

Scler Other Motor Neuron Disord 2005; 6(4):213–20.<br />

12 Basser, PJ, Jones DK, Diffusion-tensor MRI: theory,<br />

experimental design and data analysis – a technical<br />

review. NMR Biomed 2002; 15:456–67.<br />

13 Ciccarelli O et al., Investigation of white matter<br />

pathology in ALS and PLS using tract-based spatial<br />

statistics. Hum Brain Mapp 2009; 30(2):615–24.<br />

14 Müller H-P et al., Complementary image analysis of<br />

diffusion tensor imaging and 3-dimensional T1-<br />

weighted imaging: white matter analysis in<br />

amyotrophic lateral sclerosis. J Neuroimaging 2011;<br />

21(1):24–33.<br />

15 Langkammer C, Enzinger C et al., Mapping of iron<br />

deposition in conjunction with assessment of nerve<br />

fiber tract integrity in amyotrophic lateral sclerosis.<br />

J Magn Reson Imaging 2010; 31(6):1339–45.<br />

16 Sach M et al., Diffusion tensor MRI of early upper<br />

motor neuron involvement in amyotrophic lateral<br />

sclerosis. Brain 2004 (Pt 2); 127:340–50<br />

17 Müller H-P et al., Neuroanatomical patterns of cerebral<br />

white matter involvement in different motor neuron<br />

diseases as studied by diffusion tensor imaging analysis.<br />

Amyotroph Lateral Scler, in press.<br />

18 van der Graaff MM et al., Upper and extra-moto -<br />

neuron involvement in early motoneuron disease:<br />

a diffusion tensor imaging study. Brain 2011;<br />

134(Pt 4):1211–28.<br />

19 Agosta F et al., Voxel-based morphometry study of<br />

brain volumetry and diffusivity in amyotrophic lateral<br />

sclerosis patients with mild disability. Hum Brain Mapp<br />

2007; 28(12):1430–8.<br />

20 Kassubek J, Ludolph AC, Multimodality approach to<br />

neuroimaging in ALS / FTD. In: M. Strong (Ed.):<br />

Amyotrophic lateral sclerosis and the frontotemporal<br />

dementias. Oxford University Press, in press.<br />

21 Nair G et al., Diffusion tensor imaging reveals<br />

regional differences in the cervical spinal cord in<br />

amyotrophic lateral sclerosis. Neuroimage 2010;<br />

53(2):576–83.<br />

22 Unrath A, Ludolph AC, Kassubek J, Brain metabolites<br />

in definite amyotrophic lateral sclerosis. A longitudinal<br />

proton magnetic resonance spectroscopy study.<br />

J Neurol 2007 Aug; 254(8):1099–106.<br />

23 Lulé D, Ludolph AC, Kassubek J, MRI-based functional<br />

neuroimaging in ALS: an update. Amyotroph Lateral<br />

Scler 2009; 10(5-6):258–68.<br />

24 Lulé D et al., Neuroimaging of multimodal sensory<br />

stimulation in amyotrophic lateral sclerosis. J Neurol<br />

Neurosurg Psychiatry 2010; 81(8):899–906.<br />

25 Mohammadi B et al., Changes of resting state brain<br />

networks in amyotrophic lateral sclerosis. Exp Neurol<br />

2009; 217(1):147–53<br />

26 Verstraete E et al., Motor network degeneration in<br />

amyotrophic lateral sclerosis: a structural and functional<br />

connectivity study. PLoS One 2010; 5(10):e13664.<br />

53


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Neuroimaging – Möglichkeiten und Grenzen<br />

Funktionelle Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT)<br />

Die fMRT ist in der neurowissenschaftlichen Forschung nicht mehr wegzudenken, ihr klinischer Stellenwert wird<br />

gelegentlich kritisch hinterfragt. Der folgende Beitrag stellt sich dieser Diskussion und listet Möglichkeiten und<br />

Limitationen der fMRT aus klinischer Perspektive auf.<br />

SSeit den ersten Arbeiten zu den Grundlagen<br />

der fMRT 1990 (Ogawa et al.) zeigt sich ein<br />

jährlich nahezu exponenziell zunehmender<br />

Einsatz dieser Methode in verschiedensten<br />

Forschungsgebieten und Applikationen in<br />

der klinischen <strong>Neurologie</strong>, Neurochirurgie,<br />

Neuropsychologie, Rehabilitationsforschung<br />

oder Psychiatrie, wobei gegenwärtig auch<br />

zunehmend unerwartete Gebiete beschritten<br />

werden, wie etwa beim Versuch der Verwendung<br />

der fMRT als Lügendetektor, in<br />

der Sexualforschung oder Werbepsychologie.<br />

Da sich viele der obengenannten Aussagen<br />

primär auf Forschungsaspekte beziehen, sollen<br />

im folgenden Beitrag klinische Errungenschaften<br />

dieser Methode beleuchtet werden.<br />

Dabei werden etablierte klinische Anwendungen<br />

ebenso erörtert wie Einsatzgebiete<br />

an den Schnittstellen zwischen Forschung<br />

und klinischer Anwendung, da hier zukünftige<br />

Fortschritte realistischerweise zu erwarten<br />

sind und oftmals neue Applikationen erst<br />

durch diesen Zugang erschlossen werden.<br />

Dies bezieht sich u. a. auf den Einsatz der<br />

fMRT zur Evaluation der Effekte klinischer<br />

Interventionen oder von Medikamenten,<br />

aber auch zur frühzeitigen Detektion funktioneller<br />

Netzwerkstörungen bei <strong>neurologisch</strong>en<br />

Erkrankungen mit potenziell prognos -<br />

tischer Implikation, wie etwa bei Morbus<br />

Alzheimer. Eine Diskussion der Limitationen<br />

der fMRT im klinischen Kontext rundet diese<br />

Betrachtungsweise ab, welche mit einem<br />

Ausblick auf Trends und zukünftige Entwicklungen<br />

endet.<br />

1<br />

Gegenwärtige klinische<br />

Einsatzgebiete der fMRT<br />

Prächirurgische<br />

Funktionslokalisation<br />

In den letzten Jahren hat sich die fMRT an<br />

spezialisierten Zentren zu einem wesentlichen<br />

Standbein der nichtinvasiven prächirurgischen<br />

Diagnostik entwickelt. Vor neurochirurgischen<br />

Eingriffen sollte die Lage essen -<br />

zieller kortikaler Areale (z. B. für Motorik,<br />

Sprache, Gedächtnis) sowie deren Faserverbindungen<br />

in Relation zur Hirnpathologie<br />

möglichst genau bekannt sein. Diese Informationen<br />

haben u. a. Konsequenzen für die<br />

• Festlegung des individuell besten<br />

therapeutischen Vorgehens (Operabilität?)<br />

• Festlegung invasiver Zusatzdiagnostik<br />

(präoperativer Wada-Test? intraoperative<br />

kortikale Stimulation? Wachoperation für<br />

Sprachfunktionslokalisation?)<br />

• Planung des Operationszugangs und<br />

-ziels<br />

• Dauer einer Operation<br />

• Aufklärung der PatientInnen und Ange -<br />

hörigen<br />

2<br />

Assoz.-Prof. Dr. Christian Enzinger 1<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

Univ.-Prof. Dr. Roland Beisteiner 2<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Aufgrund der hohen räumlichen Funktionsauflösung<br />

auch komplexer Hirnaktivitäts -<br />

muster, der Nichtinvasivität und der beliebigen<br />

Wiederholbarkeit steht mit der fMRT eine<br />

für klinische Hirnfunktionslokalisationen äußerst<br />

leistungsfähige Methode zur Verfügung.<br />

Die prächirurgische Indikation betrifft<br />

in erster Linie PatientInnen mit zerebralen<br />

Raumforderungen oder therapieresistenten<br />

Epilepsien. Die klinisch am häufigsten durchgeführten<br />

Funktionslokalisationen betreffen<br />

Motorik (primäres Hand- bzw. Fußareal?),<br />

Sprache (Broca- und/oder Wernicke-Areal?;<br />

Abb. 1) und Gedächtnis (Aktivitätsverteilung<br />

im medialen Temporallappen?).<br />

Bei entsprechender klinischer Expertise kann<br />

mittels fMRT sowohl eine valide Lokalisation<br />

als auch Lateralisation dieser Hirnfunktionen<br />

– selbst bei massiven Pathologien und eingeschränkter<br />

Kooperationsfähigkeit – durchgeführt<br />

werden. Mit alternativen nichtinva -<br />

siven Techniken (z. B. Elektrophysiologie) lässt<br />

sich die hohe fMRT-Lokalisationsqualität derzeit<br />

nicht erreichen. Auch aus rein morphologischen<br />

Analysen können derartige Funktionsinformationen<br />

nicht abgeleitet werden,<br />

da makroanatomische Marker nur für wenige<br />

essenzielle Hirnfunktionen existieren (z. B.<br />

Gyrus praecentralis = Motorik, Heschl-Gyrus<br />

= Hören; Sulcus-calcarinus-Bereich = Sehen).<br />

Mit Ausnahme der invertierten Omegastruktur<br />

als Marker für die primäre sensomotorische<br />

Handfunktion ist eine morphologisch<br />

54


Abb. 2: 27-jähriger Patient mit Zustand nach<br />

Hemisphärektomie rechts im Alter von 11 Jahren<br />

aufgrund therapieresistenter generalisierter Epilepsie<br />

(nach A.-cerebri-media-Infarkt rechts).<br />

Abb. 1: Prächirurgische Sprachlokalisation – Patient mit<br />

deutlich linkslateralisierter Broca- und Wernickeaktivität<br />

(weiße Pfeile).<br />

Quelle: AG Prof. Beinsteiner<br />

fMRT-Aktivität bei Bewegung der gesunden rechten Hand (blau) und<br />

bei Bewegung der kranken linken Hand (orange). Die linke Hemisphäre<br />

hat die Funktion des primären Motorkortex für die linke Hand übernommen.<br />

Die neuroplastische Umorganisation erfolgte an den somatotopisch<br />

weniger festgelegten Randbereichen der Repräsentation für die<br />

gesunde rechte Hand.<br />

Quelle: Rath et al., 2008 2<br />

begründete Teilfunktionszuordnung innerhalb<br />

der makroanatomischen Marker auch<br />

nicht möglich (z. B. exakte individuelle Somatotopie?).<br />

Speziell für klinische Fragestellungen exis -<br />

tieren weitere erschwerende Faktoren. So<br />

können ausgedehnte Pathologien die ursprüngliche<br />

Makroanatomie zur Unkenntlichkeit<br />

verändern. Auch neuroplastische Um -<br />

organisationen (bei längerfristigen patho -<br />

logischen Prozessen) sowie die hohe<br />

neuroanatomische und funktionelle Variabilität<br />

des Menschen sind zu berücksichtigen.<br />

International gesehen zeigt sich zunehmend<br />

die Tendenz, dass hochwertige fMRT-Befunde<br />

invasive Diagnostik wie den Wada-Test oder<br />

ausgedehnte intraoperative Stimulation verzichtbar<br />

machen. Bei entsprechend umfangreicher<br />

prächirurgischer Diagnostik wird<br />

sogar bei sprachkritischen Raumforderungen<br />

an manchen Zentren bereits auf Wachoperationen<br />

verzichtet 1 .<br />

Neue Funktionsdiagnostik<br />

Aufgrund der oben skizzierten Eigenschaften<br />

hat die klinische fMRT auch ein hohes Potenzial,<br />

neue funktionsdiagnostische Möglichkeiten<br />

am individuellen Patienten zu eröffnen.<br />

Das betrifft die Analyse neuroplastischer<br />

Umorganisationen, die Definition<br />

krankheitsspezifischer funktioneller Marker<br />

(z. B. Netzwerkveränderungen) oder die longitudinale<br />

Beobachtung von Rehabilitationsprozessen<br />

und therapeutischen Effekten.<br />

Nachfolgend sind Beispiele hierzu angeführt.<br />

Neuroplastische Umorganisation nach<br />

Hemisphärektomie: 27-jähriger Patient mit<br />

Zustand nach Hemisphärektomie rechts im<br />

Alter von 11 Jahren aufgrund therapieresistenter<br />

generalisierter Epilepsie (nach A.-cerebri-media-Infarkt<br />

rechts). Die Abbildung 2<br />

zeigt fMRT-Aktivität bei Bewegung der gesunden<br />

rechten Hand und bei Bewegung der<br />

kranken linken Hand. Die linke Hemisphäre<br />

hat die Funktion des primären Motorkortex<br />

für die linke Hand übernommen 2 . Die neuroplastische<br />

Umorganisation erfolgte an den<br />

somatotopisch weniger festgelegten Randbereichen<br />

der Repräsentation für die gesunde<br />

rechte Hand.<br />

Zentrale Umorganisation als Folge peripherer<br />

Umorganisation: 31-jährige Patientin<br />

mit Zustand nach vollständiger traumatischer<br />

Durchtrennung des Plexus brachialis<br />

rechts. Um eine Armbeugefunktion zu er- u<br />

55


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 3: 31-jährige Patientin mit Zustand nach<br />

vollständiger traumatischer Durchtrennung des Plexus<br />

brachialis rechts.<br />

Abb. 4: Untersuchung zu potenziellen Effekten von<br />

Alter und Lateralität auf die neuronalen Korrelate<br />

von Fußbewegungen<br />

2,5 Jahre postoperativ zeigt sich, dass das ursprünglich nur für die Zwerchfellsteuerung<br />

zuständige kortikale Phrenicusareal (blaue Pfeile, Abb. oben)<br />

nun auch die Bewegung der erkrankten rechten Hand klinisch effektiv<br />

steuert (rote Pfeile, Abb. unten. Lateral vom Phrenicusareal findet sich<br />

zusätzlich Aktivierung der Armareale, rot = kranker rechter Arm,<br />

blau = gesunder linker Arm).<br />

Quelle: Beisteiner et al., 2011 3<br />

In einer sog. GINGER-ALE-Metaanalyse zeigten sich keine signifikanten<br />

Unterschiede hinsichtlich der Aktivierungslokalisationen bei isolierter<br />

Bewegung des dominanten (rechten; gelbe Farbe) und nichtdominanten<br />

(linken; türkis) Fußes und auch keine signifikanten Alterseffekte.<br />

Klar erkennbar sind Spitzenaktivierungen im primär sensomotorischen<br />

Kortex (M1) kontralateral zur Fußbewegung mantelkantennahe<br />

sowie der sekundär sensorischen Kortizes bilateral (S2) und im<br />

Kleinhirn ipsilateral.<br />

Quelle: Linortner & Jehna et al., submitted<br />

möglichen wurde mittels neuartiger Technik<br />

der periphere N.-musculocutaneus-Stumpf mit<br />

der Seite des ipsilateralen N. phrenicus konnektiert.<br />

2,5 Jahre postoperativ zeigt sich (Abb. 3),<br />

dass das ursprünglich nur für die Zwerchfellsteuerung<br />

zuständige kortikale Phrenicusareal<br />

nun auch die Bewegung der erkrankten<br />

rechten Hand klinisch effektiv steuert. Diese<br />

Daten weisen darauf hin, dass motorische<br />

Hirnareale auch so umorganisiert werden<br />

können, dass sie eine neue Aufgabe zusätzlich<br />

zur bestehenden übernehmen und dann beide<br />

Aufgaben unabhängig voneinander steuern<br />

können. fMRT erlaubt hier den Nachweis des<br />

Mechanismus und der Effektivität eines neuen<br />

peripheren Therapieverfahrens 3 .<br />

Die fMRT in der klinisch<br />

orientierten <strong>neurologisch</strong>en<br />

Forschung<br />

Im Gegensatz zur Grundlagenforschung an<br />

Gruppen von ProbandInnen, wie sie etwa federführend<br />

seitens der Neuropsychologie intensiv,<br />

erfolgreich und durchaus erkenntnisbringend<br />

betrieben wird, stellt der Einsatz<br />

der fMRT in der klinisch orientierten <strong>neurologisch</strong>en<br />

Forschung an PatientInnen darüber<br />

hinausgehende spezielle Anforderungen. Zu<br />

diesen zählen auf Verhaltensebene kognitive,<br />

sensorische oder motorische Beeinträchtigungen,<br />

welche die Freiheitsgrade im Hinblick<br />

auf einsetzbare Untersuchungsdesigns (fMRT-<br />

Paradigmen) limitieren, weiters konfundierende<br />

Effekte zentral wirksamer Medikamente<br />

(z. B. Antidepressiva), aber auch vaskuläre<br />

Faktoren (diffuse mikroangiopathische Marklagerveränderungen,<br />

Gefäßstenosen) auf zugrundeliegende<br />

Änderungen im fMRT-Signal,<br />

und zu guter Letzt hirnmorphologische Veränderungen,<br />

die Standardzugänge in der<br />

Analyse erschweren, um nur einige zu nennen.<br />

Diese Faktoren erklären sehr wahrscheinlich<br />

(neben der oftmals fehlenden Standardisierung<br />

der eingesetzten Untersuchungsprotokolle)<br />

im Verein mit der Heterogenität der<br />

Pathologien auch die zum Teil fehlende Reproduzierbarkeit<br />

von Einzelstudien. Dass derartige<br />

Probleme bei entsprechender Expertise<br />

und Sorgfalt auch auf Einzelfallebene unter<br />

hochkomplexen Bedingungen beherrschbar<br />

werden, belegen die im vorigen Abschnitt<br />

erörterten Fälle eindrucksvoll.<br />

In der Bemühung, auch subtilere Effekte mit<br />

möglicher Störpotenz auf die Stabilität relevanter<br />

fMRT-Befunde herauszufiltern, kann<br />

nunmehr auf Fortschritte in der Analytik größerer<br />

Stichproben vor dem Hintergrund verbesserter<br />

Rechnerleistungen zurückgegriffen<br />

werden. Damit werden nun auch gepoolte<br />

Analysen an über 100 Personen möglich. (Das<br />

entspricht etwa 100-mal 180 funktioneller Volumina<br />

= 360.000 Bildschichten, entsprechend<br />

insgesamt 3,6 Milliarden Volumenelementen<br />

auf erster gemeinsamer Analysestufe.)<br />

Untersucht wurden Normalpersonen über<br />

eine Alterspanne von 18–85 Jahren, um potenzielle<br />

Effekte von Alter und Lateralität auf<br />

56


die neuronalen Korrelate von Fußbewegungen<br />

zu erfassen. In einer sog. GINGER-ALE-<br />

Metaanalyse (Abb. 4), zeigten sich keine<br />

signifikanten Unterschiede hinsichtlich der<br />

Aktivierungslokalisationen bei isolierter Bewegung<br />

des dominanten und nichtdominanten<br />

Fußes und auch keine signifikanten Alterseffekte.<br />

Klar erkennbar sind Spitzenaktivierungen<br />

im primär sensomotorischen<br />

Kortex (M1) kontralateral zur Fußbewegung<br />

mantelkantennahe sowie der sekundär sensorischen<br />

Kortices bilateral (S2) und im Kleinhirn<br />

ipsilateral.<br />

Dynamik der<br />

Aktivierungsänderungen<br />

Die Dynamik der funktionellen zerebralen Aktivierungsänderungen,<br />

„spontan“ im Verlauf<br />

eines Heilungsprozesses nach erworbener<br />

Hirnschädigung oder „induziert“<br />

nach bestimmten Interventionen,<br />

kann aufgrund der hohen Sensitivität<br />

der fMRT aber auch genützt<br />

werden, um Einblicke in zentrale<br />

Mechanismen der funktionellen<br />

Wiederherstellung zu generieren,<br />

oder um Konzepte zu den Effekten<br />

von Interventionen (Training, Medikamente)<br />

auch in kleineren Gruppen<br />

von Individuen zu prüfen (sog.<br />

„Proof-of-concept“-Studien). Dieser<br />

Punkt soll anhand zweier Beispiele<br />

unterschiedlicher <strong>neurologisch</strong>er Erkrankungen<br />

illustriert werden: Zum<br />

einen beim Schlaganfall – als Modellerkrankung<br />

für fokale Gewebsschädigung<br />

an strategischer Loka -<br />

lisation – und zum anderen bei<br />

multipler Sklerose (MS), als Modellerkrankung<br />

für chronische Akkumulation<br />

multilokulärer Gewebsalterationen<br />

unterschiedlichen Destruk -<br />

tionsgrades in verschiedenen<br />

Kompartimenten.<br />

Beispiel Schlaganfall: So sind etwa<br />

die zentralen Mechanismen, die der<br />

erfolgreichen motorischen Rehabilitation<br />

nach einem Schlaganfall zugrunde<br />

liegen, bislang nur unzureichend<br />

bekannt. Vertiefende Einbli -<br />

cke in die pathophysiologischen<br />

Abb. 5: PatientInnen mit Gangstörung infolge<br />

eines subkortikal ischämischen Infarkts im<br />

chronischen Stadium: fMRT vor und nach einem<br />

4-wöchigen Training auf einem Laufband mit<br />

partieller Antigravitation<br />

Funktionsgewinn im Sinne erhöhter Gehgeschwindigkeit korrelierte<br />

mit Aktivierungssteigerungen im primären Sensorimotorkortex<br />

beidseits, in cingulären motorischen Arealen sowie in den<br />

Stammganglien Quelle: Enzinger et al., 2009 4<br />

Grundlagen funktioneller Wiederherstellung<br />

nach Schädigung des Gehirns können rein<br />

auf Basis klinischer Untersuchungen und Skalen<br />

nicht erwartet werden. Dies limitiert wiederum<br />

die Entwicklung neurobiologisch fundierter,<br />

neuartiger Ansätze zur Neurorehabilitation.<br />

Im Versuch, die limitierte Datenlage<br />

zu den neuralen Korrelaten funktioneller<br />

Fortschritte nach aufgabenorientiertem Training<br />

der unteren Extremitäten zu verbessern,<br />

wurden PatientInnen mit Gangstörung infolge<br />

eines subkortikal ischämischen Infarkts im<br />

chronischen Stadium nach definiertem Protokoll<br />

einem vierwöchigen Training auf einem<br />

Laufband mit partieller Antigravitation sowie<br />

fMRT vorher und nachher unterzogen 4 .<br />

Funktionsgewinn im Sinne erhöhter Gehgeschwindigkeit<br />

korrelierte hierbei mit Aktivierungssteigerungen<br />

im primären Sensorimotorkortex<br />

beidseits, in cingulären motorischen<br />

Arealen sowie in den Stammganglien (Abb. 5).<br />

Dieser Befund belegt – neben der starken<br />

Beteiligung subkortikaler Strukturen an der<br />

zentralen Kontrolle des Gehens – trainings -<br />

induzierte kortikale Aktivierungsänderungen.<br />

Diese Befunde visualisieren Effekte der Neurorehabilitation<br />

und ermutigen zu intensiver<br />

Suche nach Möglichkeiten, derartige<br />

Pro zesse gezielt zu fördern.<br />

Beispiel MS: Unter Berücksichtigung der<br />

oben geäußerten konzeptuellen Unterschiede<br />

zeigen sich demgegenüber bei MS in Abhängigkeit<br />

vom Erkrankungsstadium weiter<br />

reichende Netzwerkaktivierungen, etwa in<br />

Reaktion auf kognitive Anforderungen 5 . In<br />

einem „Go-/No-go“-Paradigma ließen<br />

sich zunehmende Abweichungen vom<br />

Aktivierungsmuster der Kontrollen mit<br />

Progression der Erkrankung beobachten<br />

(s. a. <strong>neurologisch</strong> 3/11, Schwerpunktthema<br />

MS).<br />

PatientInnen benötigten im Allgemeinen<br />

bereits bei leichteren kognitiven<br />

Aufgaben mehr neuronale Ressourcen<br />

als Kontrollen. MS-PatientInnen mit<br />

schubförmigem Verlauf wiesen zudem<br />

weitere Mehraktivierungen auf (im Precuneus,<br />

parietal und im rechten Gyrus<br />

fusiformus) und konnten auch den Hippocampus<br />

bei zunehmender Komplexität<br />

der Aufgabe rekrutieren. Patientinnen<br />

mit sekundär-progredienter MS<br />

wiederum wiesen die funktionell profundesten<br />

Störungen auf und aktivierten<br />

auch Areale außerhalb des bei Gesunden<br />

charakterisierten Netzwerks. In<br />

dieser Gruppe wurde auch der Verlust<br />

der Fähigkeit beobachtet, mit zunehmender<br />

Aufgabenschwierigkeit zusätzliche<br />

Hirnareale zur Bewältigung der<br />

Aufgabe heranzuziehen, was als möglicher<br />

Ausdruck reduzierter neuronaler<br />

Reserve interpretiert werden kann. Dies<br />

belegt adaptive Änderungen neuronaler<br />

Aktivierung mit Progression der MS,<br />

mit zumindest anfänglich kompensatorischer<br />

Natur.<br />

Inwieweit diese Erkenntnisse zukünftig<br />

klinisch auch am einzelnen Patienten u<br />

57


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 6: Multimodale Anwendung der MRT<br />

(A) Morphologie: strategisch lokalisierter Kapselinfarkt; (B) Behaviouraler Output: fMRT-Paradigma;<br />

(C) Feinstruktur: Traktographie; (D) Funktion: fMRT-Aktivierung bei Bewegungen des unversehrten<br />

und paretischen Fußes.<br />

Quelle: Enzinger & Langkammer<br />

genutzt werden können, ist derzeit nicht absehbar.<br />

Das übergeordnete Forschungsziel<br />

liegt jedoch darin, zuerst die Mechanismen<br />

der funktionellen Wiederherstellung nach<br />

Schädigungen des ZNS näher zu ergründen.<br />

In einem weiteren Schritt sollten dann neurobiologisch<br />

fundierte Trainingstechniken<br />

sowie neue Therapieansätze zur Förderung<br />

neuronaler Plastizität und Reparatur definiert<br />

werden. In Zukunft könnte es schließlich<br />

möglich sein, die fMRT überdies zur Beurteilung<br />

der individuellen Erfolgschancen einer<br />

Behandlung, aber auch für Aussagen zu<br />

deren optimaler Intensität und Dauer heranzuziehen.<br />

Grenzen der Methode<br />

Neben den oben dargestellten Vorzügen<br />

der fMRT muss darauf hingewiesen werden,<br />

dass die klinische Anwendung der Methode<br />

nach wie vor sehr aufwändig und<br />

komplex ist und daher spezielle Expertise<br />

erfordert. Um klinisch valide Befunde erstellen<br />

zu können, sind zahlreiche Faktoren<br />

zu berücksichtigen. Einerseits hängt das<br />

funktionelle Ergebnis von patientengerechter<br />

Aufgabenauswahl und guter Patientenkooperation<br />

ab. Andererseits muss die<br />

technische Datenqualität adäquat sein und<br />

die Vielzahl möglicher Artefakte berücksichtigt<br />

werden. Im Bereich der Datenauswertung<br />

existiert eine Fülle von Methoden,<br />

deren Vor- und Nachteile von der klinischen<br />

Arbeitsgruppe gut gekannt werden sollten,<br />

damit sie optimiert eingesetzt werden können.<br />

Wichtig ist auch zu berücksichtigen, dass das<br />

klassische fMRT-Signal (BOLD-Signal) einerseits<br />

nur den venösen Schenkel aktiver Hirnregionen<br />

erfasst und andererseits nicht direkt<br />

neuronale Aktivität, sondern vielmehr eine<br />

Änderung der lokalen Sauerstoffkonzentration<br />

darstellt. Das Signal ist daher von der neurovaskulären<br />

Kopplung und dem Zustand des<br />

Gefäßsystems abhängig. Auch die Signalinterpretation<br />

ist nicht immer einfach, da „lokale<br />

Hirnaktivität“ unterschiedliche neuronale<br />

Aktivität repräsentieren kann (erregende<br />

Aktivität, hemmende Aktivität, unterschwellige<br />

lokale Aktivität, Top-down-Modulation,<br />

Bottom-up-Modulation).<br />

Im Gegensatz zu neurowissenschaftlichen<br />

Studien, bei denen Gruppen von Versuchspersonen<br />

unter Laborbedingungen untersucht<br />

werden, wird die prächirurgische fMRT<br />

immer an einzelnen PatientInnen mit dem<br />

Ziel einer individuellen „neurofunktionellen<br />

MR-Diagnose“ durchgeführt. Daher müssen<br />

klinisch erprobte Paradigmen zum Einsatz<br />

kommen und die Daten standardisiert gemessen,<br />

verarbeitet und ausgewertet werden,<br />

was mit erheblichem Aufwand verbunden<br />

ist.<br />

Insbesondere auf die Standardisierung der<br />

fMRT wird in Zukunft noch vermehrt Aufmerksamkeit<br />

gelegt werden müssen. In diese<br />

Richtung gehen auch Bemühungen der<br />

Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong> für fMRT<br />

(ÖGfMRT), die in multizentrischen Studien<br />

demonstrieren konnte, dass zentrumsspezifische<br />

Effekte beherrschbar sind. Daran knüpft<br />

sich die Hoffnung, klinisch relevante Fragestellungen<br />

(wie etwa die Optimierung der Behandlung<br />

von Hirntumoren oder der Neurorehabilitation<br />

bei einem Schlaganfall) multizentrisch<br />

via Daten-Pooling und Rekrutierung<br />

hinreichend großer Kollektive (auch bei selteneren<br />

Erkrankungen oder eng definierten<br />

Gruppen) hinkünftig rascherer Beantwortung<br />

zuführen zu können.<br />

Ausblick – Trends und<br />

Zukunftsperspektiven<br />

Gegenwärtig zeigt sich ein Trend zu multimodaler<br />

Anwendung der MRT, unter Einbeziehung<br />

der Information aus struktureller<br />

MRT, Diffusions- und Perfusions-MRT, BOLDfMRT,<br />

MR-Spektroskopie und MR-Angiographie.<br />

Bereits jetzt praxisrelevant ist die Kombination<br />

von fMRT und DTI-Traktographie bei<br />

Hirntumoren, wodurch in einer Untersuchung<br />

funktionell relevante Aktivierungen,<br />

verbundene Faserzüge und deren Verdrängung<br />

durch die Expansion dargestellt werden<br />

können. Aus der Kombination dieser Methoden<br />

lassen sich wesentliche objektive Zusatzinformationen<br />

ableiten, wie Quantifizierung<br />

58


Abb. 8: Funktionelle Konnektivität in Relation zum<br />

anterioren Cingulum<br />

Abb. 7: Funktioneller Signalgewinn durch Ultra -<br />

hochfeld-MR-Systeme. Das 7-Tesla-MR-System<br />

zeigt eine deutlich höhere Sensitivität für fMRT-<br />

Aktivitäten als das 3-Tesla-System<br />

Quelle: Beisteiner et al., Neuroimage 2011<br />

(A) bei Gesunden und (B) bei MS-PatientInnen im „Ruhezustand“ des Gehirns.<br />

Zahlreiche Hirnareale zeigen sich miteinander funktionell verbunden. MS-<br />

PatientInnen (C) weisen erhöhte Konnektivität zur rechten Postzentralregion,<br />

dem linken Gyrus angularis und dem linken posterioren Cingulum auf.<br />

Quelle: Loitfelder et al., submitted<br />

von Gewebsschädigung, regionale Atrophie<br />

spezifischer Funktionssysteme, Rarefizierung<br />

oder Degeneration von Traktsystemen (Abb. 6).<br />

Hinsichtlich technischer Faktoren zeigt sich<br />

ein Trend, vermehrt Hochfeld-MR-Systeme<br />

einzusetzen (inkl. Ultrahochfeldsysteme > 3<br />

Tesla). Hiervon ist ein besseres Signal-zu-<br />

Rausch-Verhältnis zu erwarten, allerdings ist<br />

auch die Artefaktproblematik verstärkt. Eine<br />

erste klinische Vergleichsstudie zu möglichen<br />

Benefiten durch Ultrahochfeldsysteme hat<br />

Patientendaten von 3-Tesla- und 7-Tesla-Sys -<br />

temen verglichen und eine höhere Sensiti -<br />

vi tät für Hirnaktivitätsdarstellung durch das<br />

7-T-System erbracht (Abb. 7).<br />

Wesentliche technische Fortschritte sind auch<br />

durch den zunehmenden Einsatz von Mehrkanalspulen<br />

sowie die Verbesserung der<br />

Gerätehardware (bessere Magnetfeldhomogenität,<br />

schnellere Gradientenschaltzeiten)<br />

erkennbar. Bezüglich untersuchbarer Hirnfunktionen<br />

ist ein internationaler Entwicklungsschwerpunkt<br />

die Darstellung von Netzwerkverknüpfungen<br />

(Konnektivitätsana -<br />

lysen), wobei es möglich ist, auch die<br />

Veränderung von spontanen Hirnaktivitäten<br />

– welche ohne Aufgabenbelastung für die<br />

PatientInnen in Ruhe auftreten (Ruhenetzwerke)<br />

– künftig potenziell diagnostisch nutzbar<br />

zu machen (Abb. 8).<br />

Unter Verwendung dieser Techniken ist ein<br />

wesentliches Entwicklungsziel gegenwärtiger<br />

klinischer fMRT-Forschung, neue funktionelle<br />

Biomarker zu generieren, welche die Differenzialdiagnostik<br />

<strong>neurologisch</strong>er Erkrankungen<br />

und die Durchführung von Therapiebzw.<br />

Pharmakostudien erleichtern. Aktuelle<br />

Ergebnisse einer österreichischen multizentrischen<br />

Patientenstudie erlauben beispielsweise,<br />

die für multizentrische fMRT-Therapiestudien<br />

optimalen Stichprobengrößen erstmals<br />

relativ exakt abzuschätzen. Neben „singletrial<br />

fMRI“ mit paradigmenfreien Messungen<br />

ohne zeitliche und örtliche Vorannahmen und<br />

EMG-Korrelation zur exakten Erfassung der<br />

funktionellen Organisation von Motorik sind<br />

als weitere zukünftige Trends Neuro-Feedback<br />

über Echtzeit-fMRT und „PharmakofMRT“<br />

erkennbar.<br />

Die federführende Mitwirkung und teils Themenführerschaft<br />

von NeurologInnen in einem<br />

genuin interdisziplinären Forschungsnetzwerk<br />

sollte dabei garantieren, dass im Zentrum<br />

dieser Forschungsbemühungen stets<br />

das Individuum mit (drohendem oder bestehenden)<br />

Funktionsverlust durch Erkrankung<br />

des Nervensystems sowie die Suche nach<br />

Möglichkeiten zur verbesserten Behandlung<br />

klinisch relevanter Probleme stehen und<br />

damit ein klinischer Fokus erhalten bleibt. n<br />

1 Vortrag Prof. Rössler, Neurochirurgie, Universitäts -<br />

klinikum Erlangen, 11. Österr. fMRT-Symposium,<br />

10. 12. 2011 Wien).<br />

2 Rath J, Schmidhammer R, Steinkellner T, Klinger N,<br />

Geissler A, Beisteiner R, Evaluation of functional cortex<br />

for the diseased hand in a patient after hemispherectomy.<br />

Arch Neurol 2008; 65(12):1664–5.<br />

3 Beisteiner R, Höllinger I, Rath J, Wurnig M, Hilbert M,<br />

Klinger N, Geissler A, Fischmeister F, Wöber C, Klösch G,<br />

Millesi H, Grisold W, Auff E, Schmidhammer R, New<br />

type of cortical neuroplasticity after nerve repair in brachial<br />

plexus lesions. Arch Neurol 2011; 68(11):1467–70.<br />

4 Enzinger C, Dawes H, Johansen-Berg H, Wade D, Bogdanovic<br />

M, Collett J, Guy C, Kischka U, Ropele S, Fazekas<br />

F, Matthews PM, Brain activity changes associated<br />

with treadmill training after stroke. Stroke 2009 Jul;<br />

40(7):2460–7 .<br />

5 Loitfelder M, Fazekas F, Petrovic K, Fuchs S, Ropele S,<br />

Wallner-Blazek M, Jehna M, Aspeck E, Khalil M, Schmidt<br />

R, Neuper C, Enzinger C, Reorganization in cognitive<br />

networks with progression of multiple sclerosis: insights<br />

from fMRI. Neurology 2011; 76(6):526–33.<br />

Weitere Literatur bei den Verfassern<br />

Für Informationen zu österreichischen<br />

fMRT-Zentren sowie zur Methode siehe<br />

www.oegfmrt.org<br />

59


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Ultrahochfeld-MRT (7 Tesla) bei<br />

<strong>neurologisch</strong>en Fragestellungen<br />

und technische Weiterentwicklungen<br />

KONTEXT: Zurzeit stellen drei große MR-Firmen kommerzielle 7-Tesla-Magnet-Resonanz-(MR-)Geräte<br />

für die klinische Forschung bei geeigneter Ethikkommissionsbewilligung<br />

zur Verfügung. Während der letzten Jahre hat die Zahl an Installationen von MR-<br />

Geräten mit einer Feldstärke von 7 Tesla deutlich zugenommen und beträgt derzeit weltweit<br />

ca. 40 Geräte. Diese rasche Zunahme zeigt das zunehmende Interesse an<br />

Ultrahochfeld-MR, das sowohl durch verbesserte Ergebnisse hinsichtlich morphologischer<br />

Darstellbarkeit als auch durch die Möglichkeit funktioneller und metabolisch-verbesserter<br />

Bildgebung bedingt ist.<br />

Da das Signal-zu-Rausch-Verhältnis linear mit der Feldstärke zunimmt, war die erste offensichtliche<br />

Anwendung der erhöhten Empfindlichkeit auf 7 Tesla eine höhere örtliche<br />

Auflösung im Gehirn. Von besonderem klinischem Interesse für Neuroapplikationen ist<br />

die Darstellung der verschiedenen Schichten des zerebralen Kortex, die auf 7 Tesla auf<br />

Grund des verbesserten Signal-zu-Rausch-Verhältnisses, des Kontrast-zu-Rausch-Verhältnisses<br />

und der örtlichen Auflösung erreicht werden, nicht jedoch bei niedrigeren Feldstärken.<br />

Auf 7 Tesla kann eine örtliche Auflösung in der Ebene von 100–200 Mikrometer<br />

erreicht werden, und diese Verbesserung kann z. B. im Nachweis von Veränderungen der<br />

kortikalen Strukturen als erste Zeichen einer frühen Demenz sowie in der Darstellung von<br />

kleinen Läsionen, Vaskularisation und Myelin-Pathologie in der frühen Phase der multiplen<br />

Sklerose weiter helfen.<br />

Eine weitere Struktur von Interesse ist der Hippocampus, der bisher bei Standard-Feldstärken<br />

auf Grund der kleinen Größe und der heterogenen Struktur eine besondere Herausforderung<br />

darstellt. Die hoch auflösende Darstellung des Hippocampus ist ohne wesentliche<br />

Artefakte mit Sequenzen wie protonengewichteten T2 und T2* möglich, aber<br />

auch mit T1-gewichteten 3-D-Gradientenechosequenzen mit einer isotropen Auflösung<br />

von 0,5 mm Voxelgröße. Sogar Subeinheiten der internen hippocampalen Anatomie können<br />

mit ausgezeichneter Auflösung sichtbar gemacht werden, was die Suche nach klinischen<br />

Anwendungen stark gefördert hat.<br />

Die kryptogene Epilepsie z. B bleibt weiterhin ein ungelöstes Problem. Bei diesen PatientInnen<br />

kann auf MRT-Geräten mit einer Feldstärke von bis zu 3 Tesla keine strukturelle<br />

Abnormität gesehen werden. Die höhere Auflösung auf 7 Tesla erscheint vorteilhaft und<br />

wird derzeit intensiv untersucht. Erste Untersuchungen werden derzeit an PatientInnen<br />

mit bekannter mesialer Sklerose durchgeführt. Darüber hinaus sind auch die mit Demenz<br />

vom Alzheimer-Typ assoziierten Veränderungen des Hippocampus von hohem Interesse.<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Siegfried Trattnig<br />

Universitätsklinik<br />

für Radiodiagnostik,<br />

Medizinische<br />

Universität Wien<br />

Assoz.-Prof. DI<br />

Dr. Stefan Ropele<br />

Universitätsklinik<br />

für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische<br />

Universität Graz<br />

machen. Solche Hämosiderinablagerungen<br />

können mit Blutungen innerhalb von Tumoren<br />

oder Metastasen assoziiert sein. Die Darstellung<br />

von venösen Gefäßen auch kleinster<br />

Hirnvenen im Marklager ist durch SWI möglich.<br />

Das kann bei der Beurteilung der vaskulären<br />

Verteilung und einer möglichen Neovaskularisation<br />

bei primären Hirntumoren<br />

hilfreich sein. Gliome können bereits mit<br />

kommerziellen Feldstärken-MRT gut dargestellt<br />

werden. Die verbesserte Repräsentation<br />

der gefäßreichen Areale kann relevant sein,<br />

denn diese Areale sind hinweisend auf eine<br />

höhere Malignität innerhalb des Tumors.<br />

Eine gezieltere Bestimmung der Zielregion für<br />

die stereotaktische Biopsie kann ebenfalls ermöglicht<br />

werden. Gemeinsam mit der MR-<br />

Spektroskopie für die metabolische Darstellung<br />

ist die Visualisierung von vermehrten<br />

Tumorgefäßen eine weitere Komponente in<br />

der Abklärung der Malignität von primären<br />

Hirntumoren.<br />

Maligne Hirntumoren<br />

Die signifikant erhöhte Sensitivität des 7-<br />

Tesla-MRT ist von entscheidendem Vorteil für<br />

die Diagnose von verschiedenen Tumorentitäten.<br />

Die erhöhte Empfindlichkeit bei Suszeptibilitätsartekfakten<br />

erlaubt es mittels spezieller<br />

Techniken wie suszeptibilitätsgewichteter<br />

Bildgebung (SWI), Hämosiderin mit<br />

hoher Empfindlichkeit im Gehirn sichtbar zu<br />

Mikroangiopathische<br />

Veränderungen<br />

Das Ultrahochfeld ist für die Diagnose von<br />

mikroangiopathischen Veränderungen im<br />

Gehirn prinzipiell nicht notwendig. Im Falle<br />

von solchen mikroangiopathischen Veränderungen<br />

der weißen Hirnsubstanz sind jedoch<br />

die T2*-gewichteten oder SWI-Sequenzen in<br />

der klinischen Aufarbeitung sehr hilfreich.<br />

60


Abb. 1: T1-3D-GRE-Sequenz (MP-RAGE) auf 7 Tesla zeigt die Hirnarterien<br />

ohne KM signalreich<br />

Diese Sequenzen sind besonders empfindlich<br />

auf Suszeptibilitätsartefakte, die durch Hämosiderinablagerungen<br />

im Gehirngewebe<br />

verursacht werden. Dies erlaubt die Identifizierung<br />

von Mikroblutungen im Gehirn, die<br />

bei PatientInnen mit Mikroangiopathie auftreten<br />

können, auch wenn die mikroangiopathischen<br />

Veränderungen selbst nicht sehr<br />

ausgeprägt sind.<br />

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />

eine Korrelation zwischen der Zahl der Mikroblutungen<br />

und dem Ausmaß von kognitiven<br />

Defiziten besteht. Darüber hinaus müssen<br />

bei PatientInnen mit Mikroblutungen sekundäre<br />

Präventionsmaßnahmen mit<br />

Antikoagulantien neu überlegt werden. Mit<br />

der Hilfe der höheren Feldstärke auf 7 Tesla<br />

kann die Nachweisrate für Mikroblutungen<br />

signifikant verbessert werden. Wenn viele Mikroblutungen<br />

bereits auf 1,5 oder auf 3 Tesla<br />

sichtbar sind, benötigt der/die PatientIn keine<br />

7-Tesla-MRT-Untersuchung, wenn aber eine<br />

Antikoagulantien-Therapie geplant ist, bei<br />

bekannter Mikroangiopathie und oft gleichzeitig<br />

existierender kardiovaskulärer Pathologie,<br />

so muss ausgeschlossen sein, dass eine<br />

Mikroblutung existiert, damit die prophylaktische<br />

Therapie so individuell angepasst werden<br />

kann, dass große intrazerebrale Blutungen<br />

verhindert werden. In diesen Fällen ist<br />

aufgrund der empfindlicheren Detektionsmöglichkeit<br />

die SWI-Sequenz zusätzlich zu<br />

machen, da sie wichtig und hilfreich für das<br />

weitere Prozedere ist.<br />

Multiple Sklerose<br />

Im Kontext des ersten Auftretens von klinischen<br />

Symptomen muss die MRT oft die Verdachtsdiagnose<br />

einer multiplen Sklerose bestätigen.<br />

Einige Läsionen können jedoch nicht<br />

oder nur sehr schlecht mittels einer 1,5- und<br />

3-Tesla-MR-Untersuchung detektiert werden.<br />

Das ist dann von Bedeutung, wenn es die<br />

einzige Läsion des/der Patienten/-in ist.<br />

Insbesondere kortikale Läsionen sind oft<br />

schwer zu detektieren. Die Bildgebung auf 7<br />

Tesla mit erhöhter Auflösung kann in dieser<br />

Beziehung erfolgreich sein. Zudem können<br />

die anatomischen Strukturen innerhalb der<br />

Plaques beinahe mikroskopisch sichtbar gemacht<br />

werden. Die typische Lokalisation von<br />

Plaques und kleiner Marklagervenen kann<br />

mittels SWI-Sequenz deutlich dargestellt werden.<br />

Dies hilft in der zusätzlichen radiologischen<br />

Differenzialdiagnose zwischen MS-Läsionen<br />

und Mikroangiopathien der weißen<br />

Substanz.<br />

Mittels SWI können auch kleine Venen und<br />

auch Eisenablagerungen innerhalb der<br />

Plaques dargestellt werden. Die Darstellung<br />

von Eisenakkumulationen in den MS-Plaques<br />

gewinnt insofern immer mehr Bedeutung, als<br />

– wie kürzlich dargestellt – in der Pathogenese<br />

der MS freies Eisen ein möglicher Trigger<br />

für eine Freie-Radikalen-Bildung mit konsekutiver<br />

mitochondrialer Schädigung sein<br />

dürfte und somit der inflammatorische Prozess<br />

immer wieder angeheizt wird.<br />

Angiographie<br />

Mit zunehmender Feldstärke werden die T1-<br />

Relaxationszeiten länger, was für spezielle<br />

MR-Angiographietechniken wie die „Time of<br />

flight“-Methode (TOF-Methode) von Vorteil<br />

ist. In Kombination mit der viel höheren örtlichen<br />

Auflösung können viel feinere Gefäß- u<br />

Abb. 2: SWI auf 7 Tesla zeigt die Neoangiogenese bei malignen Hirntumoren<br />

61


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Abb. 3: FLAIR-SWI und Phasenbilder auf 7 Tesla zeigen Venen und<br />

Eisenablagerungen (rote Pfeile) auf einem MS-Plaque<br />

aufzweigungen bildgebend erreicht werden.<br />

Mit dieser Technik ist es nun möglich, sehr<br />

kleine Blutgefäße wie die lentikulostriatalen<br />

Arterien darzustellen. Auch die perforierenden<br />

Arterien mit dem Ursprung aus der Arteria<br />

communicans posterior können mittels<br />

7 Tesla sichtbar gemacht werden.<br />

Neben den verschiedenen angiographischen<br />

Techniken kann auch die MP-RAGE-Sequenz<br />

auf 7 Tesla genützt werden, um die intra -<br />

kraniellen Gefäße sichtbar zu machen. MP-<br />

RAGE-Sequenz ist eigentlich eine Standard-<br />

T1-gewichtete 3-D-Gradientenechosequenz,<br />

die für die stark T1-betonte Bildgebung des<br />

Gehirns verwendet wird. Mittels dieser Technik<br />

ergeben sich im Unterschied zu den Standard-Feldstärken-MRT<br />

neue Möglichkeiten in<br />

der Diagnose von intrakraniellen vaskulären<br />

Veränderungen, da einerseits die Hirngefäße,<br />

auch die kleineren Hirnarterien, ohne Kontrastmittel<br />

bereits hyperintens imponieren,<br />

andererseits die perivaskulären Strukturen<br />

gut dargestellt und auf den Rohdatenbildern<br />

evaluiert werden können.<br />

Klinisch-funktionelles MRI<br />

FLAIR SWI 7T<br />

MR-Imaging. Der BOLD-Effekt („Blood Oxygenation<br />

Level Dependent“-Effekt) nimmt<br />

mit zunehmender Feldstärke deutlich zu, da<br />

dieser einerseits von dem höheren Signal-zu-<br />

Rausch-Verhältnis und andererseits von der<br />

höheren Suszeptibilitätsempfindlichkeit auf<br />

7 Tesla profitieren. Dies ermöglicht es unter<br />

anderem, fMRI für die Untersuchung von individuellen<br />

Ereignissen einzusetzen, ohne die<br />

Notwendigkeit wiederholter aktiver Stimuli<br />

im Vergleich zum Ruhezustand, was völlig<br />

neue Paradigmen ermöglicht.<br />

Darüber hinaus ist eine signifikant verbesserte<br />

örtliche Auflösung möglich, so dass Aktivierungsareale<br />

in Millimeterauflösung repräsentiert<br />

werden können. Auf Grund der erhöhten<br />

BOLD-Sensitivität sind Aktivierungsmaps<br />

einzelner PatientInnen mit einer mehr spezifischen,<br />

funktionalen Diagnose möglich.<br />

Die häufigste klinische Anwendung von fMRI<br />

ist üblicherweise die Repräsentation der kritischen<br />

Hirnareale vor einer Tumorresektion.<br />

Typischerweise betrifft dies motorische und<br />

linguistische Paradigmen, die auf 7 Tesla ähnlich<br />

zu niedrigen Feldstärken eingesetzt werden<br />

können.<br />

Der Erfolg des fMRI kann auf 7 Tesla deutlich<br />

höher sein, besonders bei TumorpatientInnen,<br />

da hier das erhöhte Signal eine gute<br />

Aktivitätsbeurteilung selbst bei eingeschränkter<br />

Patientencompliance ermöglicht.<br />

In einer aktuellen Studie an 17 TumorpatientInnen,<br />

die für eine präoperative Lokalisation<br />

des primären motorischen Handareals durchgeführt<br />

wurde, zeigte der Vergleich zwischen<br />

3- und 7-Tesla-Ergebnissen, die mit identischem<br />

Untersuchungsprotokoll und vergleichbarer<br />

auf das jeweilige System optimierter<br />

Suszeptibilitätssequenz durchgeführt<br />

wurden, dass eine signifikant höhere funktionelle<br />

Sensitivität auf 7 Tesla erreicht wurde,<br />

die sich in mehreren Parametern widerspiegelte,<br />

wie z. B. die Prozentsignaländerung,<br />

die mittleren T-Werte und die Kontrast-zu-<br />

Rausch-Verhältnisse.<br />

Gehirnmetabolismus<br />

Obwohl die Protonen-MR-Spektroskopie auf<br />

1,5 Tesla durch die FDA (amerikanische Arzneimittelbehörde)<br />

vor vielen Jahren bewilligt<br />

wurde, hat sie immer noch keine weite kli-<br />

Abb. 4: Funktionelle MRT bei Handbewegung auf der rechten Seite<br />

Großer, linksparietaler Tumor unmittelbar neben dem sensomotorischen Hirnareal:<br />

7T-Aktivitäten sind signifikant intensiver auf 7T im Vergleich zu 3 Tesla<br />

Mit der zunehmenden Feldstärke der vorhandenen<br />

MRT gewinnt die funktionelle MRI<br />

immer mehr an Bedeutung im kognitiven<br />

7T 3T 7T > 3T<br />

62


nische Anwendung gefunden. 3-Tesla-MRT<br />

hat deutlich geholfen, die Sensitivität und<br />

Spezifität der Protonenspektroskopie zu verbessern.<br />

Die drei wichtigen Metaboliten im Gehirn –<br />

nämlich N-Acetylaspartat, totales<br />

Kreatin und Cholinkomponenten –<br />

sind verlässlich zugänglich, während<br />

andere wichtige Metaboliten wie<br />

myo-Inositol starke Überlappungen<br />

mit anderen Metaboliten zeigen und<br />

die Aminosäuren Glutamin und<br />

Glutamat nicht gut getrennt und<br />

daher als Glutamin-Glutamat-Komplex<br />

summiert werden müssen, was<br />

die Spezifität deutlich limitiert. Darüber<br />

hinaus sind GABA- und der<br />

Glukosenachweis, aber vor allem<br />

deren Quantifizierung, deutlich eingeschränkt.<br />

Hier liefert 7 Tesla einen<br />

Extra-Anteil an Sensitivität und spektraler<br />

Auflösung, um die Spezifität<br />

in beiden Richtungen anatomisch<br />

(kleinere Voxelgröße) und spektral<br />

(die Distanz zwischen den Spitzen<br />

auf der Frequenzachse) zu erhöhen.<br />

Pathologische Veränderungen sind<br />

oft über größere Areale des Gehirns<br />

verbreitet, und deshalb ist die spektroskopische<br />

Bildgebung (metabolisches<br />

Imaging) hilfreicher bei der<br />

Diagnose.<br />

Obwohl die Protonen-MR-Spektroskopie<br />

des Gehirns auf Ultrahochfeld<br />

eine der viel versprechenden Methoden<br />

in der Erfassung pathologischer<br />

Veränderungen des Hirngewebes ist,<br />

sind mehrere technische Herausforderungen<br />

zu überwinden. So konnte<br />

gezeigt werden, dass ein verbessertes<br />

Shimming in höherer Ordnung des<br />

Gehirns bei 7 Tesla zu einer deutlichen<br />

Verbesserung der Homogenität führt<br />

und besonders funktionelle (EPI) und<br />

spektroskopische (MRSI) Messungen<br />

verbessert.<br />

Einige Gruppen haben auch die Unterdrückung<br />

des subkutanen Fettsignals<br />

verbessert, während andere<br />

den Nachweis spezifischer Aminosäuren<br />

optimiert haben; zum Beispiel<br />

Glutamin und Glutamat, die in<br />

der Epilepsie von Bedeutung sind. Aber auch<br />

Taurin und GABA können direkt mittels Protonen-MR-Spektroskopie<br />

auf 7 Tesla nachgewiesen<br />

werden, und sogar Glycin wird sichtbar.<br />

Hohe örtliche Auflösung: Mittels einer<br />

kürzlich entwickelten Methode auf Basis des<br />

freien Induktionsabfalls mit einer optimierten<br />

Suppression des äußeren Volumens konnte<br />

eine hoch auflösende metabolische Bild- u


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

gebung des Gehirns in klinisch akzeptablen<br />

Untersuchungszeiten erreicht werden.<br />

Diese hohe örtliche Auflösung führt zu metabolischen<br />

Bildern mit einer exzellenten<br />

Trennung von grauer und weißer Substanz<br />

im Gehirn mit einer hohen Empfindlichkeit<br />

auf Grund von ultrakurzen Echozeiten. Diese<br />

hohe örtliche Auflösung reduziert signifikant<br />

die Kontamination zwischen Voxeln, die in<br />

verschiedenen Gewebetypen lokalisiert sind,<br />

reduziert die Linienbreite und erlaubt eine<br />

volle Trennung von Glutamin und Glutamat.<br />

Daraus ergeben sich neue klinische Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Protonen MR-Spektroskopie<br />

in der besseren Abgrenzung von<br />

Hirntumoren, in der Detektion von epileptogenen<br />

Herden und in einer verbesserten metabolischen<br />

Bildgebung von MS-Plaques.<br />

Limitationen<br />

und technische Weiterentwicklungen<br />

Die Ultrahochfeld-MRT stellt nicht eine lineare<br />

Weiterentwicklung der MRT-Technologie<br />

dar. Ein großes Problem dabei sind die Hochfrequenzfelder<br />

(HF-Felder) für die Anregung<br />

der Kernspins, die linear mit der Feldstärke<br />

zunehmen. Eine höhere Frequenz führt zu<br />

einer kürzeren Wellenlänge, was bei 7 Tesla<br />

in einer Wellenlänge in der Größenordnung<br />

von Organen resultiert. Diese Wellenphänomene<br />

führen zu ungleicher Anregung und<br />

inhomogenem Empfang und können in weiterer<br />

Folge zu sehr starken Signalintensitätsschwankungen<br />

im MRT-Bild führen.<br />

Gleichzeitig bewirkt die Hochfrequenzstrahlung<br />

eine nicht zu vernachlässigende Gewebeerwärmung,<br />

welche die korrespondierende<br />

spezifische Absorptionsrate (SAR) von 4 W/kg<br />

Körpergewicht nicht überschreiten darf. Das<br />

bedeutet auch, dass Pulssequenzen von 1,5<br />

Tesla oder 3 Tesla nicht einfach auf 7 Tesla<br />

portiert werden können, insbesondere wenn<br />

es sich um Spinecho oder Turbospinechosequenzen<br />

handelt, also Sequenzen, die eine<br />

hohe Dichte von energiereichen HF-Pulse anwenden.<br />

Ähnliche Überlegungen gelten für<br />

Fettsättigungspulse und Magnetisierungstransfer-Sequenzen.<br />

Die SAR-Problematik<br />

verhindert auch die Anwendung eines bei<br />

3 Tesla üblichen HF-Körperresonators. Zur<br />

Reduktion der SAR werden üblicherweise<br />

lokale Spulen zur Anregung verwendet.<br />

„Transmit Sense“: Die technologische Gegenstrategie<br />

im Kampf mit den Wellenphänomenen<br />

lautet derzeit „Transmit Sense“.<br />

Dabei wird der Anregungsvorgang anstelle<br />

mit einer Spule gleichzeitig mit mehreren kleineren<br />

HF-Spulen durchgeführt. Die Vorteile<br />

sind eine bessere räumliche Abgrenzung, ein<br />

homogeneres Anregungsfeld und eine durch<br />

die kürzere Anregungsdauer niedrigere SAR.<br />

Auch wenn Transmit Sense oft noch mit nur<br />

2 Kanälen durchgeführt wird, wird darin eine<br />

Schlüsseltechnologie gesehen, mit der man<br />

zukünftig wahrscheinlich die Hochfrequenzproblematik<br />

in den Griff bekommen wird.<br />

Ein weiterer Aspekt der Hochfeld-MRT ist die<br />

Feldstärkeabhängigkeit der Relaxationszeiten.<br />

Während sich die transversale Relaxationszeit<br />

T2 geringfügig verkürzt, kommt es<br />

zu einer signifikanten Zunahme der T1-Relaxationszeit<br />

mit zunehmender Feldstärke. Das<br />

bedeutet, dass Scanprotokolle von 1,5 Tesla<br />

oder 3 Tesla nicht direkt portiert werden können,<br />

weil sich neben den SAR-Limitationen<br />

auch der Bildkontrast fundamental ändert.<br />

T1-gewichtete Sequenzen werden daher ausschließlich<br />

als Gradientenecho ausgeführt,<br />

weil dieses eine kürzere Aufnahmezeit und<br />

eine geringere SAR erlaubt.<br />

Künftiger klinischer Einsatz: Während die<br />

Ultrahochfeld-MRT noch weitestgehend ein<br />

experimentelles Dasein fristet, zeichnet sich<br />

sowohl von der Herstellerseite als auch von<br />

der Anwenderseite in naher Zukunft ein klinischer<br />

Einsatz dieser Technologie ab. Die Geschwindigkeit<br />

der weiteren Entwicklungen<br />

wird aber maßgeblich von der Preisentwicklung,<br />

der Problematik der Feldabschirmung<br />

und dem Aspekt der Patientensicherheit bestimmt<br />

werden. Des Weiteren wird sie auch<br />

davon abhängen, welche Bereiche von neuen<br />

und verbesserten Applikationen profitieren<br />

werden können. Hier ist der neuroradiologische<br />

Bereich gut positioniert und wird sicherlich<br />

von diesen Entwicklungen stark profitieren<br />

können.<br />

Die derzeit installierten 7-Tesla-Geräte haben<br />

fast ausschließlich eine passive Eisenabschirmung,<br />

um das den Magneten umgebende<br />

Streufeld abzuschwächen. Diese besteht üblicherweise<br />

aus über 100 Tonnen Eisen, was<br />

wiederum auf Grund des Gewichts teure<br />

baustatische Maßnahmen erfordert. In einem<br />

weiteren Entwicklungsschritt haben nun einige<br />

Gerätehersteller schon begonnen, aktiv<br />

geschirmte Magnete zu entwickeln, die nur<br />

noch eine geringe Eisenabschirmung benötigen.<br />

Es ist absehbar, dass diese Maßnahme<br />

zu geringeren Installationskosten führen wird<br />

und gleichzeitig mit neuen Entwicklungen im<br />

Bereich HF-Technologie den Einsatz in einem<br />

klinisch/radiologischen Umfeld erleichtern<br />

wird.<br />

Resümee<br />

Ultrahochfeld-MR auf 7 Tesla erlaubt auf<br />

Grund des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses<br />

morphologisch eine höhere örtliche Auflösung<br />

des Gehirns innerhalb von klinisch akzeptablen<br />

Messzeiten. Darüber hinaus kann<br />

der BOLD-Effekt sowohl statisch bei SWI als<br />

auch dynamisch in der funktionellen MRI signifikant<br />

auf 7 Tesla verstärkt und ebenfalls<br />

mit einer höheren örtlichen Auflösung kombiniert<br />

werden. 7 Tesla erlaubt die Verbesserung<br />

der Protonen-MR-Spektroskopie wie<br />

auch der metabolischen Bildgebung mit Reduktion<br />

an Voxelgröße und Gewinn an spektraler<br />

Qualität.<br />

n<br />

Literatur:<br />

- Ugurbil K, Adriany G, Andersen P et al., Ultrahigh field<br />

magnetic resonance imaging and spectroscopy. Magn<br />

Reson Imaging 2003; 21(10):1263–81.<br />

- Tkac I, Andersen P, Adriany G, Merkle H, Ugurbil K,<br />

Gruetter R, In vivo 1H NMR spectroscopy of the human<br />

brain at 7 T. Magn Reson Med 2001; 46(3):451–6.<br />

- Yacoub E, Shmuel A, Pfeuffer J et al., Imaging brain<br />

function in humans at 7 Tesla. Magn Reson Med 2001;<br />

45(4):588–94.<br />

Weitere Literatur bei den Verfassern<br />

64


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

3. Tag der Epilepsie in Linz<br />

Am 10. 12. 2011 fand in Linz zum dritten Mal die von der Abteilung <strong>Neurologie</strong> mit Stroke-Unit des<br />

Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Linz organisierte Veranstaltung „Tag der Epilepsie“ statt und bot den<br />

TeilnehmerInnen Gelegenheit, sich umfassend über Neuerungen bezüglich Diagnostik, medikamentöse und<br />

epilepsiechirur gische Therapiemöglichkeiten sowie alltagsrelevante soziale Probleme rund um das Thema<br />

Epilepsie zu informieren.<br />

PPharmakotherapie: In seinem Übersichtsvortrag<br />

über die Geschichte der Antikonvulsiva<br />

ging Prof. Dr. B. Steinhoff, Ärztlicher Direktor<br />

der Epilepsiezentrums Kehl-Kork,<br />

Deutschland, darauf ein, dass die zahlreichen<br />

neu zugelassenen Antikonvulsiva seit den<br />

1990er-Jahren vor allem in puncto Verträglichkeit,<br />

aber auch Anfallskontrolle einen<br />

Fortschritt in der medikamentösen Behandlung<br />

schwer behandelbarer Epilepsien brachten.<br />

Für die Entwicklung weiterer Substanzen<br />

müssten jedoch neue Wege gegangen werden.<br />

Möglichkeiten seien die Verbesserung<br />

bekannter Wirkstoffe oder die Anwendung<br />

eines komplett neuen Wirkmechanismus.<br />

Hoffnungsträger am Horizont könnten die<br />

Entwicklung von Brivaracetam als Abkömmling<br />

von Levetiracetam oder Perampanel als<br />

erster nichtkompetitiver AMPA-Rezeptor-Antagonist<br />

sein.<br />

Diagnostik: Prof. Dr. H. Stefan, Neurologische<br />

Universitätsklinik Erlangen, Deutschland,<br />

wies anhand einiger Fallbeispiele auf die Bedeutung<br />

der fundierten Differenzialdiagnos -<br />

tik sowie auf die Möglichkeit autonomer<br />

Funktionsstörungen im Anfall mit lebensbedrohlichen<br />

Konsequenzen hin. Ebenso behandelte<br />

er epileptische Anfälle als Folge<br />

einer limbischen Enzephalitis: Bei entsprechendem<br />

Verdacht sollte die Bestimmung der<br />

antineuronalen Antikörper gegen antineuronale<br />

Oberflächenmoleküle sowie gegen intrazelluläre<br />

antineuronale Antigene bedacht<br />

werden.<br />

Status epilepticus: Prim. Univ.-Prof. Dr. E.<br />

Trinka, Neurologische Universitätsklinik Salzburg,<br />

ging auf neue Erkenntnisse in der Behandlung<br />

des Status epilepticus ein: Neue<br />

Studien im Tierversuch weisen darauf hin,<br />

dass eine frühe Kombinationstherapie von<br />

Diazepam und Levetiracetam bei der Behandlung<br />

des Status epilepticus hocheffektiv ist.<br />

Ebenso erfolgversprechend im Tierversuch ist<br />

die Kombination aus Diazepam, Ketamin und<br />

Brivaracetam. Gründe hierfür sind möglicherweise<br />

eine Abnahme der Wirksamkeit von<br />

GABA-ergen Substanzen mit zunehmender<br />

Dauer des Status epilepticus und eine bessere<br />

Wirksamkeit antiglutamaterger Substanzen<br />

in der Spätphase. Der klinische Einsatz von<br />

Lacosamid in der Behandlung des Status epilepticus<br />

hat bisher in mehreren Fallserien von<br />

bis zu 48 PatientInnen erfolgversprechende<br />

Ergebnisse gezeitigt.<br />

Priv.-Doz. Dr. Christian Tilz<br />

Klinik für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Krankenhaus Barmherzige<br />

Brüder, Regensburg,<br />

Deutschland<br />

Epilepsiechirurgie: Prim. Univ.-Prof. DI Dr.<br />

Ch. Baumgartner, Vorstand der 2. Neurologischen<br />

Abteilung des Krankenhauses Hietzing<br />

mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel,<br />

berichtete über die Fortschritte der Epilepsiechirurgie<br />

durch verbesserte chirurgische<br />

Verfahren und diagnostische Möglichkeiten.<br />

Bedeutend für ein gutes Behandlungsergebnis<br />

durch einen epilepsiechirurgischen Eingriff<br />

ist die frühzeitige Planung einer operativen<br />

Maßnahme, die nach Versagen von zwei korrekt<br />

eingesetzten Antikonvulsiva in ausreichender<br />

Dosis nach zwei Jahren erfolgen sollte.<br />

Derzeit liegt die durchschnittliche Latenz<br />

jedoch bei 20 Jahren Krankheitsdauer bis zur<br />

Operation!<br />

Die Anzahl der potenziellen OperationskandidatInnen<br />

beträgt in Österreich 150–<br />

200/Jahr. Durch die Verbesserung der bildgebenden<br />

Diagnostik (MRT) in den letzten<br />

Jahren gelingt es immer häufiger, bei pharmakoresistenten<br />

fokalen Epilepsien pathologische<br />

MRT-Befunde zu erheben. Wichtig ist<br />

jedoch, die Richtlinien der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> für Epileptologie für die Fragestellung<br />

zu beachten, da mit einem Standard-MRT-Protokoll<br />

relevante Pathologien<br />

(insbesondere fokale kortikale Dysplasien,<br />

Hippokampusatrophien, gutartige Tumoren<br />

oder Kavernome) übersehen werden!<br />

Für die exakte Operationsplanung ist bei so<br />

genannten MR-negativen Epilepsien (insbesondere<br />

bei extratemporalen Epilepsien) eine<br />

invasive Video-EEG-Ableitung mit subduralen<br />

Elektroden oder stereotaktisch implantierten<br />

Tiefenelektroden erforderlich.<br />

Epilepsie im Alter: Priv.-Doz. Dr. C. Tilz<br />

wies auf die Probleme der richtigen Diagnos -<br />

tik epileptischer Anfälle im höheren Lebensalter<br />

hin: Zur richtigen Einordnung der Anfälle<br />

im höheren Lebensalter ist eine besonders<br />

genaue Anamnese und Diagnostik<br />

erforderlich. Zudem ist die Ätiologie neu diagnostizierter<br />

Anfälle im höheren Lebensalter<br />

sehr heterogen, sodass eine differenzierte<br />

Therapie die Kenntnis des zugrunde liegenden<br />

Pathomechanismus erfordert. Besonders<br />

zu beachten ist bei der antikonvulsiven<br />

66


Abb.: Anfallsbeginn im EEG<br />

Temporallappenepilepsien (TLE) spielt der Hippocampus<br />

als Bindeglied zwischen Epilepsie<br />

und Depression eine kritische Rolle, hier gilt<br />

die wissenschaftliche Aufmerksamkeit besonders<br />

der Neurogenese im Gyrus dentatus des<br />

Hippocampus. Affektive Störungen werden<br />

durch eine operative Ausschaltung des epileptogenen<br />

hippocampalen Fokus meist güns -<br />

tig beeinflusst, unabhängig von der postoperativen<br />

Anfallssituation. Die deutlichste Besserung<br />

erzielen postoperativ anfallsfreie,<br />

linksseitig operierte PatientInnen. Eine Reduktion<br />

der Angststörungen erwies sich als abhängig<br />

vom Outcome, hier zeigen sich bei<br />

rechtshemisphärischer TLE unabhängig von<br />

der Anfallssituation Verbesserungen, während<br />

PatientInnen mit linkstemporaler Epilepsie nur<br />

im Falle der Anfallsfreiheit profitieren, nicht<br />

anfallsfreie PatientInnen tragen das Risiko<br />

einer Verschlechterung der Angststörung.<br />

Pharmakotherapie von Anfällen im höheren<br />

Lebensalter, dass es häufiger zu Neben -<br />

wirkungen kommen kann, sodass ein besonders<br />

langsames Aufdosieren erforderlich ist<br />

und häufig eine geringe Zieldosis genügt, um<br />

PatientInnen anfallsfrei zu bekommen.<br />

Außer dem müssen in verstärktem Maße medikamentöse<br />

Interaktionen bedacht werden.<br />

Psychische Komorbiditäten: Priv.-Doz. Dr.<br />

E. Pauli, Neurologische Universitätsklinik Erlangen,<br />

ging in ihrem Vortrag auf die hohe<br />

Inzidenz komorbider psychischer Störungen<br />

bei PatientInnen mit Epilepsien ein. Diese stellen<br />

ein komplexes Spektrum dar, das Angstund<br />

Panikstörungen, affektive Störungen,<br />

Persönlichkeitsstörungen, aber auch kognitive<br />

Störungen einschließlich Störungen der sozialen<br />

Kognition umfasst. Vor allem Depressionen<br />

werden gehäuft, mit 18–40 % bei<br />

PatientInnen mit Temporallappenepilepsien<br />

beschrieben. Auch das Suizidrisiko ist deutlich<br />

erhöht, bipolare Störungen sowie manische<br />

Erkrankungen sind bei EpilepsiepatientInnen<br />

hingegen selten.<br />

Vorbestehende Vulnerabilitätsfaktoren, neurobiologische<br />

Faktoren, iatrogene Einflüsse<br />

und psychosoziale Belastungsfaktoren sind<br />

hier in individuell unterschiedlichem Ausmaß<br />

von Bedeutung. Die heterogene Ätiologie der<br />

Komorbiditäten reicht von den rein neurobiologisch<br />

verursachten psychischen iktalen und<br />

periiktalen Veränderungen, z. B. den Angstauren,<br />

oder auch einer medikamentenbedingten<br />

Depression, über Mischformen physiologischer<br />

und psychologischer Vulnerabilität bis<br />

hin zu eher psychischen Reaktionen, wie etwa<br />

Angst vor dem Kontrollverlust im Anfall. Bei<br />

Hormonelle Veränderungen: OÄ Dr. G.<br />

Schwarz, Neurologische Abteilung der Landesnervenklinik<br />

Wagner-Jauregg Linz, befasste<br />

sich mit der Veränderung der Sekretion<br />

von Geschlechtshormonen durch epileptische<br />

Aktivität. Enzyminduzierende Antikonvulsiva<br />

senken über eine vermehrte Bildung von sexualhormonbindendem<br />

Globulin den freien<br />

Anteil von Testosteron, was bei Männern sexuelle<br />

Funktionsstörungen begünstigen kann.<br />

Die Rolle von Valproat in der Entstehung des<br />

polyzystischen Ovarsyndroms wird nach wie<br />

vor kontrovers diskutiert. Eine massive Gewichtszunahme<br />

unter Valproat sollte jedoch<br />

zu erhöhter Vigilanz bezüglich Virilisierungszeichen<br />

und Zyklusstörungen sowie gegebenenfalls<br />

zur gynäkologischen Abklärung führen.<br />

Levetiracetam und Lamotrigin scheinen<br />

keinen Effekt auf körpereigene Hormone zu<br />

haben.<br />

n<br />

67


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Highlights der 65. Jahrestagung<br />

der American Epilepsy Society 2011<br />

Die Jahrestagung der American Epilepsy Society ist eine der wichtigsten Fortbildungstagungen für alle<br />

im Bereich Epileptologie tätigen Berufsgruppen sowie internationales Forum für den Austausch aktueller<br />

Forschungsergebnisse. Bei der Tagung 2011, die Anfang Dezember in Boston stattfand, wurde zudem das<br />

75-jährige Bestehen der <strong>Gesellschaft</strong> mit einem historischen Rückblick über die Fortschritte in Diagnostik<br />

und Behandlung im Rahmen des „Presidential Symposium“ gefeiert.<br />

WWie in den vergangenen Jahren wurden eine<br />

imponierende Anzahl an Vorlesungen, Workshops<br />

und Kursen mit Ausbildungscharakter<br />

auf unterschiedlichem Level sowie zahlreiche<br />

Plattform- und Posterpräsentationen und sogenannte<br />

„Scientific Networking Hours“ für<br />

den wissenschaftlichen Informationsaustausch<br />

geboten. Spezielle Angebote inklusive<br />

Mentoring-Sitzungen für junge ForscherInnen<br />

waren ebenfalls im Programm. Neu<br />

waren „New Skills Workshops” für eine limitierte<br />

Teilnehmeranzahl, die der Vermittlung<br />

bzw. Intensivierung spezieller Fertigkeiten<br />

dienten. Aktuelle Themen waren: „Die<br />

Planung klinischer Studien“, „Epilepsiechi-<br />

rurgie“, „Errichtung und Betrieb einer Epilepsie<br />

Monitoring Unit“ und „Intrakranielle<br />

Ableitetechniken“.<br />

Trotz einer Vielzahl von Parallelveranstaltungen<br />

war die Tagung durch optimale Strukturierung<br />

des Programms und gute Kennzeichnung<br />

der jeweiligen Ausbildungsziele<br />

und angesprochenen Zielgruppen für die einzelnen<br />

Beiträge ohne Probleme den individuellen<br />

Interessen der Besucher anzupassen.<br />

Leitfaden durch das Programm waren die<br />

„Epilepsy Research Benchmarks“ (Tab. 1). Geschaffen<br />

2000 und revidiert 2007, sollen die<br />

Benchmarks dazu dienen, Forschung zur Klärung<br />

der Ursachen und Optimierung der<br />

Behandlung der Epilepsien anzuregen und Ergebnisse<br />

zu bewerten. Am Beginn jeder Sitzung<br />

wurden entsprechend dieser Benchmarks<br />

die Ziele des Programms definiert und<br />

rezente Forschungsergebnisse sowie aktuell<br />

geplante Studien zum Thema vorgestellt. Im<br />

Folgenden werden einige der behandelten<br />

Themenkreise vorgestellt.<br />

Therapieresistente Epilepsien: Ein Symposium<br />

widmete sich den Ursachen für und Mög-<br />

Tab.: The NINDS Epilepsy Research Benchmarks<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Martha Feucht<br />

Universitätsklinik des<br />

Kindes- und Jugendalters,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Benchmarks Area I: Prevent epilepsy and its progression<br />

A. Identify as yet unrecognized causes of epilepsy (e. g., genetic, autoimmune and infectious).<br />

B. Identify underlying mechanisms of epileptogenesis.<br />

C. Identify biomarkers for epileptogenesis.<br />

D. Identify approaches to prevent epilepsy or its progression.<br />

E. Develop new animal models to study epileptogenesis.<br />

F. Test the efficacy of prevention strategies.<br />

Benchmarks Area II: Develop new therapeutic strategies and optimize<br />

current approaches to cure epilepsy.<br />

A. Identify basic mechanisms of ictogenesis (seizure generation) that will lead to the<br />

development of cures.<br />

B. Develop tools that facilitate the identification and validation of a cure.<br />

C. Optimize existing therapies and develop new therapies and technologies for curing<br />

epilepsy.<br />

Benchmarks Area III: Prevent, limit, and reverse the comorbidities associated<br />

with epilepsy and its treatment.<br />

A. Identify and characterize the full range and age specificity of comorbidities in people<br />

with epilepsy.<br />

B. Identify predictors and underlying mechanisms that contribute to comorbidities.<br />

C. Determine the optimal treatments for the neuropsychiatric and cognitive comorbidities<br />

in people with epilepsy.<br />

D. Prevent or limit other adverse consequences occurring in people with epilepsy (including<br />

SUDEP, sleep disturbances and endocrine, reproductive, bone-related or other systemic<br />

effects).<br />

E. Develop effective methods for diagnosis, treatment and prevention of non-epileptic<br />

seizures (NES).<br />

http://www.ninds.nih.gov/funding/research/epilepsyweb/epilepsybenchmarks.htm<br />

68


lichkeiten der Prophylaxe oder Unterbindung der Progression sowohl<br />

der Erkrankung selbst als auch komorbider Störungen. Behandlungskonzepte<br />

über alle Lebensalter wurden diskutiert: hier wurde der Übergabe<br />

vom Kinder- an den Erwachsenenbereich (Transition) und der<br />

Schaffung von Transition-Kliniken, in denen PatientInnen ab dem 13.<br />

Lebensjahr und deren Familien auf das Erwachsenenalter und das Verlassen<br />

des familienzentrierten pädiatrischen Settings vorbereitet werden,<br />

breiter Raum gewidmet. Die Pilotdaten sind vielversprechend, Evaluierungsstudien<br />

für solche Kliniken fehlen derzeit jedoch noch.<br />

Psychiatrische Aspekte therapierefraktärer Epilepsien inklusive<br />

Auswirkungen komorbider Störungen (insbesondere nichtepileptischer<br />

Anfälle) auf den postoperativen Outcome: 30 % der operierten PatientInnen<br />

weisen – entweder als Exazerbation bereits prächirurgisch<br />

vorliegender Störungen oder de novo psychiatrische Symptome auf.<br />

Die Identifikation von prädisponierten bzw. gefährdeten PatientInnen<br />

sowie medikamentöse und neue nichtmedikamentöse Therapieansätze<br />

(Hypnose, modifizierte Verhaltenstherapie) wurden vorgestellt.<br />

„Hot Topic“ in einer ganzen Reihe von Symposien und Workshops<br />

war die Lokalisation der Anfallsursprungszone mittels klinischer Semiologie<br />

der Anfälle und immer besseren (funktionellen) neuroradiologischen<br />

Methoden mit der Intention, nicht mehr nur lokale Phänomene,<br />

sondern Netzwerke und Ausbreitungswege zu verstehen.<br />

Zusätzlich wurde wieder mehr Gewicht auf den Informationsgehalt<br />

des EEG, insbesondere auf die Wertigkeit hochfrequenter Oszillationen<br />

(HFO) als reliabler Biomarker zur Definition der epileptogenen Zone<br />

gelegt. Erste Ergebnisse und mögliche Fehler bei der Interpretation<br />

wurden ebenfalls diskutiert.<br />

Medikamentöse Therapien: Erwähnenswert ist hier vor allem das<br />

FDA-Symposium über Äquivalenzdaten von Generika, in dem aktuelle<br />

Methoden, geplante Protokolländerungen (mit dem Ziel, strengere<br />

Bestimmungen einzuführen) diskutiert wurden.<br />

Nichtmedikamentöse Therapien: Die Rolle mehrfach ungesättigter<br />

Fettsäuren bei der ketogenen Diät und rezente Neuerungen im Bereich<br />

Neurostimulation (erste Ergebnisse der Phase-II-Studien zur Stimulation<br />

des Nervus trigeminus sowie vielversprechende Daten zu Systemen<br />

mit integrierter Anfallsdetektion und -unterbrechung) wurden<br />

vorgestellt.<br />

Rolle des Schlafes: Spezielle Symposien und Workshops widmeten<br />

sich der Rolle des Schlafes: diskutiert wurden neurophysiologische<br />

und neurochemische Grundlagen erhöhter Anfallsbereitschaft im<br />

Schlaf, die tageszeitliche Bindung von Anfällen als Hilfe bei der Syndromdiagnose,<br />

Möglichkeiten der Therapieoptimierung durch Anpassung<br />

der Medikamentengaben an zirkadiane Rhythmen und die Beseitigung<br />

von Schlafstörungen sowie die Auswirkungen kontinuierlicher<br />

Spike-Produktion im Schlaf auf Lernkapazität und Gedächtnis<br />

(insbesondere auch auf die Entwicklung von Kindern mit epileptischen<br />

Enzephalopathien).<br />

u


GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Spezielle Patientengruppen<br />

Frauen und Epilepsie: Neben aktuellen Ergebnissen<br />

der Auswertung von Daten aus<br />

dem Schwangerschaftsregister und detaillierter<br />

Information über Kontrazeption und Gravidität<br />

wurde die Rolle von Ovarialhormonen<br />

für die neuronale Exzitabilität und Ergebnisse<br />

der NIH-geförderten randomisierten Multicenter-Studie<br />

zur adjuvanten zyklischen Progesterongabe<br />

bei Frauen mit therapieresistenten<br />

fokalen Epilepsien vorgestellt. Anfallsreduktion<br />

um > 50 % wurde bei der<br />

Mehrzahl der Frauen (vor allem bei jenen mit<br />

katamenialer Anfallshäufung) erreicht.<br />

PatientInnen mit tuberöser Sklerose (TS):<br />

Konzepte für die antikonvulsive Prophylaxe<br />

von Säuglingen und Kleinkindern mit TS und<br />

die zunehmende Bedeutung von mTOR-Antagonisten<br />

(inklusive erster Wirksamkeitsdaten<br />

und Risiken) wurden vorgestellt.<br />

Tumorinduzierte Epilepsien (TIE) treten<br />

bei 25–40 % der PatientInnen mit Neoplasien<br />

auf. Die Mechanismen der Epileptogenese<br />

Bei der AES-Tagung 2011<br />

vergebene Preise<br />

Award for Basic Science: Ivan Soltesz,<br />

Ph. D. (University of California, Irvine)<br />

Award for Clinical Science: Kimford J.<br />

Meador, M. D. (Emory University, Georgia)<br />

William G. Lennox Award:<br />

Martin J. Brodie – Glasgow, Scotland<br />

AES Service Award:<br />

Michael A. Rogawski – California<br />

J. Kiffin Penry Excellence in Epilepsy<br />

Care Award: Patricia Dean, Miami<br />

Lennox and Lombroso Lecturer:<br />

L. James Willmore, St. Louis<br />

sind hier nur teilweise geklärt. Unbekannt ist<br />

auch, in welchem Umfang diese Epilepsien<br />

auf konventionelle Antikonvulsiva ansprechen<br />

und welche Substanzen am besten wirken.<br />

Erste Ergebnisse und geplante Studien<br />

wurden vorgestellt und auf die dringende<br />

Notwendigkeit sowohl präklinischer als auch<br />

klinischer Studien hingewiesen.<br />

Neonatale Epilepsien: Zunehmende Daten<br />

über den Einfluss der Erkrankung, aber auch<br />

einer Vielzahl von Medikamenten auf die<br />

Apoptose (Beschleunigung der physiologischen<br />

Apoptose bis hin zum Zelltod) als Ursache<br />

für die oft signifikanten Störungen der<br />

Entwicklung bei frühem Erkrankungsbeginn<br />

wurden präsentiert.<br />

Ein Kurs über die Durchführung von EEG-Monitoring<br />

an pädiatrischen Intensivstationen gab<br />

einen umfassenden Überblick über die zunehmende<br />

Literatur zu Thema. Studienergebnisse<br />

belegen den Wert in Hinblick auf frühe Anfallsdetektion<br />

(insbesondere nonkonvulsiver<br />

Anfälle) und damit auf die Therapieinitiierung<br />

sowie die Optimierung der Therapieüberwachung.<br />

Methoden zur quantitativen Auswertung<br />

der Daten wurden ebenfalls vorgestellt.<br />

Schließlich wurde assoziierten Therapiemaßnahmen,<br />

die der besseren psychosozialen<br />

Integration von PatientInnen mit Epilepsie<br />

(stützen bzw. erlernen von Coping-Strategien,<br />

Diagnostik und Behandlung kognitiver<br />

und psychischer Störungen …) breiter Raum<br />

gewidmet.<br />

n<br />

15. Jahrestagung der Österreichischen<br />

Schlaganfall-<strong>Gesellschaft</strong> (ÖGSF)<br />

Vom 26. bis 28. Jänner 2012 fand in Innsbruck die 15. Jahrestagung der Österreichischen Schlaganfall-<br />

<strong>Gesellschaft</strong> statt. Themenschwerpunkte im wissenschaftlichen Programm waren der „juvenile Schlaganfall“,<br />

die neuen Entwicklungen in der Akuttherapie und Sekundärprävention des Schlaganfalls sowie Hightech-<br />

Biomarker für Risikoprädiktion von Gefäßerkrankungen. Neuerlich wurde das „Stroke Unit Betreibertreffen“<br />

abgehalten, das sich zu einer wichtigen Plattform für Meinungsaustausch und Qualitätssicherung entwickelt<br />

hat. Neben der Fortbildungsakademie zu den Top-10-Themen im Schlaganfall-Management fand im Vorfeld der<br />

Tagung auch ein Pflegesymposium statt. Die OrganisatorInnen freuten sich, insgesamt 480 TeilnehmerInnen<br />

begrüßt zu haben.<br />

Juvenile Stroke<br />

Das wissenschaftliche Programm wurde mit<br />

der „Hans-Chiari-Gedenkvorlesung“ mit dem<br />

Thema „Juvenile Stroke“ eröffnet. Prof. Bo<br />

Norrving, Präsident der World Stroke Organization<br />

(WSO), umriss die diagnostischen Algorithmen<br />

und therapeutischen Möglichkeiten<br />

beim juvenilen Schlaganfall und präsentierte<br />

die ersten Ergebnisse der SIFAP-Studie.<br />

Hierbei handelt es sich um die weltweit größte<br />

Studie zum juvenilen Schlaganfall mit über<br />

5.000 eingeschlossenen PatientInnen aus 35<br />

europäischen Forschungszentren, in der genetische<br />

Analysen, insbesondere zum Morbus<br />

Fabry, MR-Bildgebung und eine detaillierte<br />

Abklärung der Ätiopathogenese Inhalt des<br />

Studienprotokolls waren. Zahlreiche Auswer-<br />

70


tungen dieser Studie wurden von Prof. Norrving,<br />

dem Vorsitzenden des Steering-Komitees<br />

dieser Studie, in seinem Vortrag den Zuhörern<br />

näher gebracht. In seinem Referat<br />

wies Prof. Norrving besonders auch auf den<br />

wichtigen Beitrag der Grazer <strong>Neurologie</strong> hin,<br />

die mit Prof. Fazekas und Prof. Enzinger das<br />

Zentrum für die MR-Auswertungen der<br />

SIFAP-Studie war. Prof. Norrving wurde für<br />

seine wissenschaftliche Tätigkeit in der<br />

Schlaganfall-Forschung die Ehrenmitgliedschaft<br />

der Österreichischen Schlaganfall-<strong>Gesellschaft</strong><br />

verliehen.<br />

State of the Art –<br />

Vorhofflimmern<br />

Die Bedeutung des Vorhofflimmerns als Risikofaktor<br />

des Schlaganfalls ist hinlänglich bekannt.<br />

Auswertungen des österreichischen<br />

Schlaganfall-Registers zeigen, dass in der Altersgruppe<br />

von 76–85 Jahren bei 38,5 % der<br />

PatientInnen Vorhofflimmern als Ursache zugrunde<br />

liegt, in der Altersgruppe über 85<br />

Jahre sind es 47,9 %. Die neuen oralen Antikoagulantien,<br />

die seit kurzem zur Verfügung<br />

stehen, können mit Fug und Recht als entscheidender<br />

Fortschritt in der Schlaganfallprävention<br />

bezeichnet werden und stellen<br />

eine Alternative zu den Vitamin-K-Antagonis -<br />

ten dar. Dies war der Grundtenor der Referate,<br />

gehalten von Prof. Krieger aus Kopenhagen<br />

sowie von Prof. Lang und Prof. Kyrle<br />

aus Wien.<br />

Die Ergebnisse der 3 großen Studien zeigten<br />

durchwegs eine Nichtunterlegenheit bzw.<br />

teilweise eine Überlegenheit der neuen Substanzen<br />

gegenüber den Cumarinen. Der<br />

Thrombininhibitor Dabigatran (Pradaxa ® ) wie<br />

auch der Faktor-Xa-Antagonist Rivaroxaban<br />

(Xarelto ® ) wurde in Europa bzw. in Österreich<br />

zur Prävention des Schlaganfalls und systemischer<br />

Embolien beim nichtvalvulären Vorhofflimmern<br />

bereits zugelassen. Auch die<br />

dritte Substanz, ein Faktor-Xa-Antagonist<br />

(Apixaban) war bei der Vorbeugung von<br />

Schlaganfall und peripherer Embolie bei Vorhofflimmern<br />

wirksamer als die Vitamin-K-<br />

Antagonisten. Eine Zulassung in den USA und<br />

in Europa wurde beantragt.<br />

Die Handhabung der neuen Antikoagulantien<br />

aus Sicht des Gerinnungsspezialisten wurde von<br />

Prof. Kyrle von der klinischen Abteilung<br />

für Hämatologie & Hämostaseologie<br />

am AKH Wien ausführlich<br />

dargestellt. Von den Referenten<br />

wurde darauf hingewiesen, dass die<br />

Indikation zur Antikoagulation auch<br />

bei Schlaganfall-PatientInnen mit<br />

paroxysmalem Vorhofflimmern gegeben<br />

ist.<br />

Die Detektion eines paroxysmalen<br />

VHF nach einem stattgehabten ischämischen<br />

Ereignis ist deshalb von entscheidender Bedeutung<br />

für die Wahl der geeigneten Sekundärprävention.<br />

Prof. Krieger präsentierte hierzu<br />

erste Ergebnisse zu einer multizentrischen<br />

Studie mit implantierbaren EKG-Rekordern.<br />

Die Ergebnisse aus der Crystal-AF-Studie, der<br />

ersten randomisierten Studie zur Detektion<br />

des Vorhofflimmerns bei kryptogenem<br />

Schlaganfall mittels implantiertem Loop-Recorder,<br />

werden erst 2013 vorliegen.<br />

State of the Art –<br />

Akuttherapie<br />

Das Thema Akuttherapie stellte ebenfalls<br />

einen Höhepunkt der Tagung dar. Prof. Aichner,<br />

Wagner-Jauregg-Krankenhaus Linz, gab<br />

in seinem Referat einen Überblick über Entwicklung<br />

und Perspektiven der Schlaganfallversorgung<br />

in Österreich. Er unterstrich die<br />

Bedeutung der flächendeckenden Akutversorgung<br />

durch die Stroke Units in Österreich.<br />

Besonders positiv erwähnt wurden die Aktivitäten<br />

der österreichischen Schlaganfall-Zentren<br />

bei der Durchführung klinischer Studien<br />

und die Forschungsaktivitäten durch nationale<br />

und internationale Kooperationen.<br />

Prof. James Grotta, Houston, Texas, Pionier<br />

in der Entwicklung neuer Akuttherapien des<br />

Schlaganfalls, referierte zum jetzigen Stand<br />

der systemischen Thrombolyse und gab einen<br />

Überblick zu laufenden Studien über neue<br />

Thrombolytika, mechanische Rekanalisation<br />

und Neuroprotektion.<br />

State of the Art –<br />

Risikoprä diktion und<br />

Sekundärprävention<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Johann Willeit<br />

Universitätsklinik<br />

für <strong>Neurologie</strong>,<br />

Medizinische Universität<br />

Innsbruck<br />

Prof. Manuel Mayr, King’s College London,<br />

präsentierte in seinem Referat die methodischen<br />

Möglichkeiten und Entwicklungen im<br />

Biomarker-Sektor und die neuen Möglichkeiten<br />

der Proteomik und Systembiologie.<br />

Zusätzlich wurde auf den derzeitigen Stand<br />

der microRNA-Forschung, insbesondere in<br />

Bezug auf Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen,<br />

eingegangen. Doz. Alber von<br />

der Kardiologie in Innsbruck gab in seinem<br />

Referat einen umfassenden Überblick zu<br />

den neuen Plättchenfunktionshemmern,<br />

präsentierte die Ergebnisse der TRITON-<br />

TIMI-38- und Plato-Studie und stellte die Indikationsgebiete<br />

von Prasugrel (Efient ® ) und<br />

Ticagrelor (Brilique) aus kardiologischer<br />

Sicht dar.<br />

Pflegesymposium<br />

Zum zweiten Mal wurde bei der Schlaganfall-Tagung<br />

auch ein Pflegesymposium abgehalten,<br />

welches vom Pflegeteam der Stroke<br />

Unit Innsbruck organisiert wurde. Vor<br />

über 300 TeilnehmerInnen aus allen Bundesländern<br />

wurden verschiedenste Themen<br />

im Bereich Schlaganfallversorgung vor -<br />

gestellt. Inhalte waren unter anderem die<br />

Prozesse der Notrufbearbeitung in der Rettungsleitstelle<br />

Tirol, das Schlaganfall-Akutmanagement<br />

in der Notaufnahme, Ablauforganisation<br />

bei stationären PatientInnen,<br />

das Aufnahme-Assessment als wirkungsvolles<br />

Instrument in der Pflege, Konzepte der<br />

Frühmobilisation und Früherkennung, Maßnahmen<br />

zur Erfassung von Schlaganfallkomplikationen,<br />

Ernährungstherapie und Dysphagie-Abklärung<br />

sowie rechtliche Aspekte<br />

bei freiheitsentziehenden Maßnahmen. Die<br />

TeilnehmerInnen waren von den Referaten<br />

begeistert und unterstrichen durch die<br />

große Beteiligung eindrucksvoll die Wichtigkeit<br />

des Pflegepersonals auf den Schlaganfall-Stationen.<br />

n<br />

71


NEUROLOGIE AKTUELL<br />

Schlafstörungen<br />

Schlaganfall<br />

Zusammengestellt im Namen des<br />

Beirats „Schlafstörungen“:<br />

Priv.-Doz. Dr.<br />

Birgit Frauscher<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Birgit Högl<br />

Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong>, Medizinische Universität Innsbruck<br />

Skills Workshop der World Association<br />

of Sleep Medicine (WASM) in Innsbruck<br />

Vom 27.–28. 1. 2012 fand an der Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong> in Innsbruck der<br />

2. WASM-Skills Workshop „Motor Disorders of Sleep“ statt. Ziel des Workshops, der aufgrund<br />

des großen Erfolgs im Vorjahr bereits zum zweiten Mal stattfand, war die Vermittlung<br />

von fortgeschrittenen Techniken zum Scoren und zur Interpretation von Schlaf mit Schwerpunkt<br />

auf motorische Störungen im Schlaf, insbesondere REM-Schlaf ohne Atonie/REM-<br />

Schlaf Verhaltensstörung und periodische Beinbewegungen im Schlaf.<br />

Der Kurs war als Trainingskurs für erfahrene <strong>neurologisch</strong>e SchlafauswerterInnen zur Erweiterung<br />

ihrer Fertigkeiten bei der praktischen Arbeit im Schlaflabor konzipiert. Hintergrund<br />

war die Tatsache, dass selbst erfahrene <strong>neurologisch</strong>e SchlafmedizinerInnen die Quantifikation<br />

von motorischen Ereignissen im Schlaf und das Beherrschen von spezifischen Scoring-<br />

Methoden oft als Herausforderung empfinden. Hier sollte ein Forum geschaffen werden,<br />

die fortgeschrittenen Techniken zu vermitteln und auch unter ExpertInnen zu diskutieren.<br />

Ein Schwerpunktthema stellten die derzeit in Druck befindlichen Normwerte zur quantitativen<br />

Klassifikation einer REM-Schlaf Verhaltensstörung dar. So konnten in einer gemeinsamen<br />

Arbeit der Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong> in Innsbruck und dem Hospital Clinic de<br />

Barcelona elektromyographische Cut-off-Werte für verschiedene Muskeln im Bereich des<br />

Kinns, der Arme und der Beine ermittelt werden, um PatientInnen mit einer REM-Schlaf Verhaltensstörung<br />

von Kontrollen zu differenzieren.<br />

Die 20 verfügbaren Plätze im Workshop waren rasch ausgebucht, eine größere Zahl an TeilnehmerInnen<br />

wurde nicht zugelassen, um den expliziten „Hands on“-Charakter der Veranstaltung<br />

zu bewahren.<br />

Die TeilnehmerInnen kamen aus verschiedenen europäischen Ländern und waren großteils<br />

erfahrene SchlafmedizinerInnen. Die Vortragenden waren international anerkannte SpezialistInnen<br />

auf dem Gebiet von Bewegungsstörungen im Schlaf, allen voran Prof. Dr. Claudia<br />

Trenkwalder, Präsidentin der World Association of Sleep Medicine, Prof. Dr. Joan Santamaria<br />

von der Universität Barcelona und Dr. Mauro Manconi aus Milano/Lugano. Im Vormittagsprogramm<br />

waren Vorträge und Videos geplant, die angeregt und intensiv diskutiert wurden,<br />

im Nachmittagsprogramm wurde am Schlaflabor der Universitätsklinik für <strong>Neurologie</strong><br />

in Innsbruck in Kleingruppen von 3–4 Personen am Bildschirm praktisch motorische Aktivität<br />

im Schlaf gescort.<br />

n<br />

European Stroke<br />

Science Workshop,<br />

Im Dezember 2011 veranstaltete die<br />

European Stroke Organisation (ESO) in<br />

Garmisch-Partenkirchen erstmals einen<br />

Stroke Science Workshop. Die rund<br />

100 TeilnehmerInnen erlebten dabei ein<br />

äußerst spannendes wissenschaftliches<br />

Programm. Die Intention der<br />

Veranstalter war es, Top News aus der<br />

aktuellen Schlaganfallforschung mit<br />

breiter Diskussionsmöglichkeit zu<br />

vermitteln. Organisiert und zusam -<br />

mengestellt wurde das Programm<br />

von einem Komitee der ESO, das von<br />

Heinrich Mattle aus Bern geleitet<br />

wurde und dem weiters Michael<br />

Brainin, Angel Chamorro, Werner<br />

Hacke, Michael Hennerici und<br />

Didier Leys angehörten.<br />

Die erste Sitzung behandelte das Zusammenspiel<br />

von Immunsystem und Ischämie beim<br />

Schlaganfall. Das Immunsystem reagiert beim<br />

Schlaganfall mit Aktivierung von immunkompetenten<br />

Zellen (T-Lymphozyten, Natural Killer<br />

Cells) und Zytokinen, diese sind teilweise<br />

auch mit dem Ausmaß neuronaler Schädigung<br />

assoziiert. Im Rahmen der Stressreaktion<br />

wird durch Katecholamine ein vermehrter<br />

Ausstoß von Interleukin-6 hervorgerufen,<br />

dieses wiederum bewirkt eine verringerte<br />

Freisetzung von Lymphozyten. Diese Immundepression<br />

gilt als eine von mehreren Ursachen<br />

für die erhöhte Infektanfälligkeit im<br />

Rahmen eines Schlaganfalles. Bisherige Studien<br />

mit Antibiotika waren jedoch negativ,<br />

daher gibt es derzeit noch keine evidenzbasierte<br />

Grundlage für eine antibiotische Infektprophylaxe<br />

bei SchlaganfallpatientInnen.<br />

80


Zusammengestellt für den Beirat „Schlaganfall“:<br />

Dr. Karl Matz<br />

Donau-Universität Krems, Department für Klinische Medizin und Präventionsmedizin,<br />

Zentrum für Klinische Neurowissenschaften<br />

Garmisch-Partenkirchen, Dezember 2011<br />

FOTO: KAUTZ15 - FOTOLIA.COM<br />

Ein Blick in die Zukunft der Schlaganfallbehandlung<br />

gewährten die Sessions Neuroprotection<br />

& Hypothermia und Stem Cell Therapy.<br />

Zur Hypothermiebehandlung bei ischämischem<br />

Schlaganfall ist eine große<br />

multizentrische europäische Studie in Planung<br />

(EURHyp-1), außerdem gibt es Hinweise,<br />

dass diese Behandlung möglicherweise<br />

auch das Wachstum von intrazerebralen Hämatomen<br />

einbremsen kann. Die hoch gesteckten<br />

Erwartungen an potenziell neuroprotektive<br />

Substanzen wurden bekanntlich<br />

enttäuscht, auf diesem Gebiet muss die<br />

Grundlagenwissenschaft gleichsam neu beginnen.<br />

Hoffnungsvoller sind die ForscherInnen<br />

auf dem Gebiet der Stammzelltherapie,<br />

eine Phase-I-Studie wird dazu gerade in<br />

Schottland durchgeführt (PISCES).<br />

In der Session Biomarker wurden mehrere<br />

viel versprechende Marker zur Identifizierung<br />

ischämischer Schlaganfälle präsentiert, wobei<br />

das beste Verhältnis Sensitivität zu Spezifität<br />

(receiver operator characteristic) eine Kombination<br />

von mehreren Markern (BNP, MMP9,<br />

D-Dimer, S100) hat. Von den geforderten 100<br />

% Sensitivität für einen Einsatz in der Prähospitalphase<br />

ist die Forschung aber noch<br />

ein Stück weit entfernt. Weitere Marker in<br />

Untersuchung testen das Risiko einer Hirnblutung.<br />

Beim Themenbereich Bildgebung<br />

wurde eine Neudefinition des Mismatch-Konzeptes<br />

vorgeschlagen (hypoperfundierter<br />

ischämischer Kern wird nicht inkludiert) sowie<br />

charakteristische Marker der Kleingefäßerkrankung,<br />

etwa der Status cribriformis oder<br />

die so genannten „microbleeds“. Genetische<br />

Risikomarker wurden bezüglich „large-artery<br />

strokes“ sowie in der nächstens Sitzung über<br />

Antikoagulation und Reperfusion auch über<br />

kardioembolische Schlaganfälle vorgestellt.<br />

Die gängigen Marker für Thrombophilie sind<br />

für den ischämischen Schlaganfall dabei von<br />

geringem Belang, für die Zukunft werden<br />

wahrscheinlich pharmakogenetische Einflussfaktoren<br />

auf die Wirksamkeit gerinnungshemmender<br />

und thrombozytenaggregationshemmender<br />

Therapie interessanter werden<br />

(CYP-Polymorphismen).<br />

Reichlich Diskussion gab es erwarteterweise<br />

zu den Vorträgen über die so genannten<br />

neuen Antikoagulantien und endovaskuläre<br />

Schlaganfallbehandlung. Trotz der Tatsache,<br />

dass zur Beurteilung der Evidenz der endovaskulären<br />

Therapie noch weitere kontrollierte<br />

Studien nötig sind, war doch ein gewisser<br />

Konsens zu erkennen, dass beide First-Line-<br />

Therapieverfahren der nächsten Zukunft sein<br />

werden.<br />

Präventionsmedizinische Ansätze: Die Sitzung<br />

über bevölkerungsbasierte Interventionen<br />

stellte die eminente Wichtigkeit und die<br />

Chancen, die die Präventionsmedizin bietet,<br />

in den Vordergrund. Bei voller Ausschöpfung<br />

eines gesunden Lebensstils kann das individuelle<br />

Schlaganfallrisiko um 80 % gesenkt<br />

werden. Viele Behandlungsempfehlungen<br />

zielen auf das individuelle Risiko ab, vom präventionsmedizinischen<br />

Standpunkt ist das populationsbezogene<br />

Risiko wichtiger, beispielsweise<br />

die Reduktion des durchschnittlichen<br />

Kochsalzkonsums. Weitere Referate behandelten<br />

das immer wichtiger werdende Thema<br />

der Prävention des vaskulären kognitiven Abbaus,<br />

u. a. ebenfalls durch Lebensstilmodifikation,<br />

was derzeit auch in einer Reihe von<br />

Studien getestet wird.<br />

In der Session über functional recovery<br />

after stroke wurde u. a. über die wichtige<br />

Rolle von Dopamin und dopaminergen Circuits<br />

beim Wiedererlernen von Funktionen<br />

im Rahmen der Rehabilitation berichtet<br />

sowie über Pilotstudien zur Gleichstromstimulation<br />

bei Aphasie und motorischen Störungen.<br />

Interessant war zu hören, dass die<br />

Aktivierung ipsilateraler motor pathways<br />

auch bei Menschen – insbesondere bei älteren<br />

PatientInnen – eine größere funktionelle<br />

Bedeutung hat als bisher angenommen.<br />

Insgesamt war das erste ESO Stroke Science<br />

Meeting ein voller Erfolg. Eine Wiederholung<br />

der Tagung in zwei Jahren ist so gut wie sicher,<br />

wobei von Seiten der ESO an eine Erweiterung<br />

des TeilnehmerInnenkreises gedacht<br />

wird.<br />

n<br />

81


NEUROLOGIE AKTUELL<br />

Schmerz<br />

Zusammengestellt im Namen<br />

des Beirats „Schmerz“:<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Dr. Christine<br />

Christian Lampl<br />

Schweiger<br />

Abteilung für Allgemeine <strong>Neurologie</strong> und Schmerzmedizin,<br />

Konventhospital Barmherzige Brüder Linz<br />

Wirkt Pregabalin in der Prophylaxe<br />

chronischer Migräne?<br />

Eine italienische Arbeitsgruppe um Raffaella Pizzolato ging dieser Frage in einer erst kürzlich<br />

publizierten Studie 1 nach.<br />

SStudiendesign: Ziel dieser nichtkontrollierten,<br />

prospektiven, offenen Studie war die<br />

Evaluierung der Wirksamkeit und Verträglichkeit<br />

von Pregabalin in der Migräneprophylaxe.<br />

Eingeschlossen wurden PatientInnen mit Migräne<br />

ohne Aura ( 4 Attacken pro Monat)<br />

entsprechend den ICHD-II-Kriterien. 47 PatientInnen<br />

wurden eingeschlossen, nachdem<br />

3 Monate ein Kopfschmerztagebuch geführt<br />

und eine allfällige vorherige Prophylaxe über<br />

6 Monate ausgeschlichen worden war. Die<br />

Behandlung wurde mit 75 mg Pregabalin täglich<br />

begonnen, danach wurde die Dosis wöchentlich<br />

um 75 mg auf insgesamt 300 mg/d<br />

je nach Toleranz auftitriert.<br />

Ergebnisse: Es zeigten sich bei keinem Patienten<br />

eine schwerwiegende, unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkung (SAE). Insgesamt berichteten<br />

nur 6 PatientInnen über eine oder mehrere<br />

Nebenwirkungen. Ein Zusammenhang<br />

zwischen Dosis oder Schnelligkeit der Auftitrierung<br />

wurde nicht gefunden.<br />

Bezüglich der Wirksamkeit wurde statistisch<br />

eine Intention-to-treat-Analyse durchgeführt.<br />

Untersucht wurden die Kopfschmerztage pro<br />

Monat, 3 Monate vor sowie nach 1 und 3<br />

Monaten unter Pregabalin. Es zeigte sich eine<br />

statistisch signifikante Reduktion (p < 0,001)<br />

der Kopfschmerztage nach 1 und 3 Behandlungsmonaten<br />

unabhängig von Geschlecht,<br />

Alter, Anzahl der Migränetage zur Baseline<br />

und psychiatrischen Komorbiditäten. Die Reduktion<br />

war am größten bei einer Tagesdosis<br />

von 150 mg.<br />

Kommentar<br />

In dieser Studie wird ein neuer Ansatz zur<br />

Migräneprophylaxe gesucht. Auch wenn das<br />

Studienergebnis positiv erscheint, gibt es eine<br />

Vielzahl an limitierenden Faktoren: Problematisch<br />

ist sicher die kleine Fallzahl und auch<br />

das offene Studiendesign. Die interessantere<br />

Frage wäre hierbei sicher der Vergleich mit<br />

Placebo gewesen. Weiters wurden wichtige<br />

Kofaktoren einer erfolgreichen Migräneprophylaxe<br />

nicht berücksichtigt, wie z. B. der<br />

HIT-6-Fragebogen, um auch die Lebensqualität<br />

zu evaluieren. Die Analyse einer allfälligen<br />

Beeinflussung der Kopfschmerzintensität<br />

durch Einnahmehäufigkeit einer Akutmedikation<br />

wurde ebenso nicht durchgeführt.<br />

Die PatientInnen hatten nur eine Obergrenze<br />

von 15 Akutmedikationen pro Monat, um<br />

einen Medikamentenübergebrauch auszuschließen.<br />

Bezüglich der Verträglichkeit von Pregabalin<br />

kann das Ergebnis aus Sicht eines klinisch tätigen<br />

Arztes nicht ganz nachvollzogen werden,<br />

da im klinischen Alltag bei anderen Indikationen<br />

sehr oft über Nebenwirkungen<br />

berichtet wird.<br />

Insgesamt zeigt diese Studie Ansätze bezüglich<br />

der Wirksamkeit von Pregabalin in der<br />

Migräneprophylaxe, wobei einige Fragen<br />

offen bleiben. Bei therapieresistenten PatientInnen<br />

ist dies sicher noch eine zusätzliche<br />

Möglichkeit, wobei in Anbetracht der Zulassung<br />

des Medikamentes für generalisierte<br />

Angststörung dies bei PatientInnen mit<br />

psychiatrischen Komorbiditäten zu bevorzugen<br />

ist.<br />

n<br />

1<br />

Raffaella Pizzolato et al., Efficiacy and tolerability of<br />

Pregabalin as preventive treatment for migraine: a<br />

3-month follow-up study. J Headache and Pain 2011;<br />

521–525<br />

84


NEUROLOGIE AKTUELL<br />

Neuromuskuläre Erkrankungen<br />

Diagnostik von Small-fiber-Neuropathien<br />

Bestimmung der intraepidermalen<br />

Nervenfaserdichte (IENF) in Hautbiopsien<br />

Die Diagnose einer Small-fiber-Neuropathie stellt immer wieder eine klinische Herausforderung dar, da klinische Untersuchung, Neurographie<br />

und Elektromyographie häufig unauffällig sind. In den letzten Jahren hat sich neben der quantitativ sensorischen Testung die Hautbiopsie<br />

als Goldstandard zur Diagnose einer Small-fiber-Neuropathie etabliert.<br />

Seit Kurzem wird diese Untersuchung auch in Österreich, am Klinischen Institut für <strong>Neurologie</strong>, Medizinische Universität Wien angeboten.<br />

Im Folgenden stellt Priv.-Doz. Dr. Kovacs theoretische und praktische Aspekte dieser Methode dar.<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Löscher, Priv.-Doz. Dr. Julia Wanschitz<br />

DDie Bestimmung der intraepidermalen Nervenfaser<br />

(IENF)-Dichte gewinnt bei der Diagnostik<br />

von Small-fiber-Neuropathien zunehmend<br />

an Bedeutung. Die Bestimmung der<br />

IENF-Dichte ist der einzige Test, der objektiv<br />

Aufschluss über Abnormitäten dünner Nervenfasern<br />

liefern kann. In diesem kurzen Beitrag<br />

fassen wir die wichtigsten methodischen<br />

Aspekte dieses neuen Tests zusammen.<br />

Unter dem Terminus „dünne Nervenfasern“<br />

(small fibers) werden unmyelinisierte C-Fasern<br />

und dünn myelinisierte A--Fasern zusammengefasst.<br />

Bei einer Schädigung derselben<br />

spricht man von einer Small-fiber-Neuropathie.<br />

Es wurden mehrere Definitionen<br />

von Small-fiber-Neuropathien vorgeschlagen.<br />

Eine einfache, praxistaugliche Definition basiert<br />

auf normaler Suralis-Nervenleitgeschwindigkeit,<br />

klinischen Symptomen und<br />

Zeichen, und/oder veränderter quantitativ<br />

sensorischer Testung 1 . Symptome einer Smallfiber-Neuropathie<br />

umfassen unter anderem<br />

Defizite in der Temperaturwahrnehmung,<br />

neuropathische Schmerzen (Brennschmerzen,<br />

Abb.: Nervenfaser in leuchtendem Rot (Pfeilspitze), die die Basalmembran<br />

durchbricht und in der Epidermis arborisiert (Pfeile).<br />

Spontanschmerzen, neuralgiformer Schmerz,<br />

Dysästhesien, nächtliche Schmerzen) sowie<br />

Störungen der autonomen Regulation 2 .<br />

Gewinnung der Hautbiopsie<br />

Prinzipiell lassen sich zwei Techniken zur Gewinnung<br />

von Hautbiopsien unterscheiden:<br />

die Stanzbiopsie und die Exzisionsbiopsie. Die<br />

Stanzbiopsie ist relativ schnell und einfach<br />

durchführbar. Haut und Subcutis werden als<br />

zusammenhängender Stanzzylinder entnommen.<br />

Es werden sterile Einmalstanzen mit<br />

einem scharfen Metallzylinder verwendet.<br />

Empfehlung für die Praxis:<br />

• 3-mm-Stanzbiopsie aus dem distalen Teil<br />

des Beins (10 cm über dem äußeren<br />

Knöchel) sowie eine 3-mm-Probe aus<br />

dem proximalen Teil des Oberschenkels<br />

(20 cm unterhalb der Spina iliaca<br />

anterior).<br />

• Einlegen der Proben in 4%-ige<br />

Formalinlösung oder 2%-ige Para -<br />

formaldehydlösung und Übermittlung<br />

der Proben innerhalb von 24 Stunden an<br />

das Klinische Institut für <strong>Neurologie</strong>. Die<br />

diagnostische Aufarbeitung dauert<br />

ca. 1–2 Wochen.<br />

Methoden zur Quantifizierung<br />

Die Quantifizierung der small fibers in den<br />

Hautbiopsien erfolgt durch immunhistochemische<br />

Visualiserung des Protein-Genprodukts<br />

9.5 (protein gene product, PGP 9.5)<br />

und lichtmikroskopische Quantifizierung.<br />

86


Zusammengestellt für den Beirat<br />

„Neuromuskuläre Erkrankungen“:<br />

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Gabor G. Kovacs,<br />

Eva Dassler MSc.,<br />

Irene Leisser<br />

Klinisches Institut für <strong>Neurologie</strong>, Medizinische Universität Wien<br />

FOTO: MED UNI WIEN<br />

PGP 9.5 ist ein lösliches, zytosolisches Protein<br />

und hat ein Molekulargewicht von 27 kD. Es<br />

gehört zur UCH-Familie (ubiquitin carboxylterminal<br />

hydrolase) und kommt in allen zentralen<br />

und peripheren Nerven sowie auch in<br />

Zellen des neuroendokrinen Systems vor. Die<br />

Bestimmung der linearen IENF-Dichte erfolgt<br />

durch lichtmikroskopische Quantifizierung der<br />

Anzahl von Fasern pro Millimeter Epidermis<br />

im histologischen Präparat. Unterschiedliche<br />

Varianten der Bestimmung wurden in der Literatur<br />

berichtet und vorgeschlagen 3 .<br />

An unserem Institut führten wir dazu eine<br />

sys tematische Studie durch 4 . Dabei war es<br />

unser Ziel, die geeignetste IENF-Bestimmungsmethode<br />

hinsichtlich Verlässlichkeit und Kos -<br />

tengünstigkeit zu finden. Wir fanden heraus,<br />

dass die IENF-Bestimmung mittels Fluoreszenzmikroskopie<br />

diese Kriterien am besten erfüllt.<br />

Steht in einem Labor aus infrastrukturellen<br />

Gründen Fluoreszenmik roskopie nicht<br />

zur Verfügung, so kann die Bestimmung<br />

alternativ auch mittels Immunhistochemie und<br />

konventioneller Lichtmikroskopie erfolgen 1 .<br />

Für die Quantifizierung der IENF und die Interpretation<br />

der Befunde ist es erforderlich,<br />

einen geschlechts- und altersspezifischen Referenzbereich<br />

für Kranke und Gesunde zu<br />

definieren. Dabei ist es wichtig, dass die<br />

befundenden Laborinstitute die Guidelines<br />

der EFNS berücksichtigen, um Ergebnisse<br />

vergleichbar zu machen 1, 5 .<br />

FAZIT: Die Bewertung der IENF ist ein neuer,<br />

viel versprechender Labortest, welcher die<br />

diagnostische Abklärung einer Small-fiber-<br />

Neuropathie unterstützt.<br />

n<br />

1 Lauria G et al., European Federation of Neurological<br />

Societies/Peripheral Nerve Society Guideline on the use<br />

of skin biopsy in the diagnosis of small fiber neuropathy.<br />

Report of a joint task force of the European Federation<br />

of Neurological Societies and the Peripheral Nerve<br />

Society. Eur J Neurol 2010; 17: 903–912.<br />

2 Sommer C, Lauria G. Painful small-fiber neuropathies.<br />

In: Vinken PJ and Bruyn GW eds. Handbook of Clinical<br />

Neurology. Vol 81:621–633.<br />

3 Ebenezer GJ et al., Assessment of epidermal nerve<br />

fibers: a new diagnostic and predictive tool for<br />

peripheral neuropathies. J Neuropathol Exp Neurol<br />

2007; 66:1059–73.<br />

4 Masterarbeit Eva Dassler 2011.<br />

5 Lauria G et al., Intraepidermal nerve fiber density at the<br />

distal leg: a worldwide normative reference study.<br />

J Periph Nervous System 2010; 15:202–207.<br />

87


NEUROLOGIE AKTUELL<br />

Autonome Störungen<br />

Autonome Komplikation nach Schlaganfall<br />

Nach einem Schlaganfall treten autonome Störungen häufig auf und können zu sekundären<br />

kardiovaskulären Komplikationen führen 1, 2 .<br />

Hyperaktivität des sympathischen Systems<br />

und Dysfunktion des parasympathischen Sys -<br />

tems können zu Herzrhythmusstörungen, insbesondere<br />

Tachy- oder Bradyarrhythmien,<br />

Herzinfarkt oder auch plötzlichem Tod führen,<br />

dabei werden Zusammenhänge mit den<br />

Hirnregionen, die vom Schlaganfall betroffen<br />

sind, diskutiert 1–4 . Zahlreiche Arbeiten zeigen<br />

auch, dass die Prognose nach Schlaganfall<br />

ungünstiger wird, wenn Störungen der Herzfrequenzvariabilität<br />

vorliegen. Sykora und<br />

MitarbeiterInnen untersuchten Zusammenhänge<br />

zwischen Schlaganfall und Baroreflex-<br />

Empfindlichkeit und fanden nach Schlaganfall<br />

Störungen der Anpassung der Herzfrequenz<br />

an plötzliche Blutdruckänderungen 5 .<br />

Diese Beobachtung ist klinisch relevant, da<br />

es zahlreiche Hinweise gibt, dass sympathische<br />

Überaktivität und gestörte Baroreflex-<br />

Empfindlichkeit mit einer Einschränkung der<br />

Prognose nach Schlaganfall einhergehen 6–8 .<br />

Bedeutung der Hirnregion<br />

und der betroffenen Seite<br />

Bereits 1990 berichteten Oppenheimer et al.<br />

über die Bedeutung der Inselregion für die<br />

Pathophysiologie des plötzlichen ungeklärten<br />

Herztodes 9 .<br />

In mehreren Arbeiten zeigten die AutorInnen,<br />

dass Schädigungen im Bereich der Inselrinde<br />

zu einer Beeinträchtigung kardiovaskulärer<br />

Kontrollmechanismen führen. In einer neueren<br />

Arbeit von 2009 konnten Rincon et al.<br />

im Rahmen der Northern Manhattan Stroke<br />

Study (NOMAS) 10, 11 zeigen, dass neben dem<br />

Alter der PatientInnen, männlichem Geschlecht,<br />

höheren Werten auf der National<br />

Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) und<br />

einer vorbestehenden koronaren Herzkrankheit<br />

die Hirnregion, die vom Schlaganfall betroffen<br />

war, entscheidenden Einfluss auf die<br />

langfristige Überlebensrate der PatientInnen<br />

hatte. Dabei waren Läsionen im Frontallappen,<br />

Parietallappen, Temporallappen und in<br />

der Inselregion mit einer erhöhten Mortalitätsrate<br />

infolge kardialer Erkrankungen assoziiert<br />

10, 11 .<br />

Rincon et al. fanden in einer Follow-up-Untersuchung<br />

nach 5 Jahren bei den PatientInnen<br />

der NOMAS-Studie ein um den Faktor<br />

4,45 erhöhtes Risiko, am kardialen Tod zu<br />

versterben, wenn der linke Parietallappen<br />

vom Schlaganfall mit betroffen war. Dabei<br />

kam dem Parietallappen nur im längerfristigen<br />

Krankheitsverlauf nach Schlaganfall dieses<br />

erhöhte Risiko zu; in den ersten 30 Tagen<br />

nach einem Schlaganfall scheinen Läsionen<br />

im Parietallappen einen weniger ungünstigen<br />

Effekt auf das kardiovaskuläre System zu<br />

haben 10, 11 .<br />

Daneben kommt der Seite, die betroffen ist,<br />

wesentliche Bedeutung zu. Klingelhöfer und<br />

Sander 12 fanden bei PatientInnen nach<br />

rechtshemisphärischen Schlaganfällen eine<br />

deutlich reduzierte zirkadiane Modulation<br />

des Blutdrucks und insgesamt eine höhere<br />

Inzidenz kardialer Arrhythmien nach hemisphärischen<br />

Infarkten als nach Hirnstamminfarkten<br />

.<br />

Zamrini und MitarbeiterInnen 13 sowie Hilz et<br />

al 14 fanden bei Epilepsie-PatientInnen, bei<br />

denen vor einem epilepsiechirurgischen Eingriff<br />

eine hemisphärische Inaktivierung während<br />

des so genannten Wada-Tests erfolgte,<br />

eine Zunahme sympathisch vermittelter kardiovaskulärer<br />

Modulation nach linkshemisphärischer<br />

Inaktivierung und vermehrte parasympathische<br />

Aktivität nach rechtshemisphärischer<br />

Inaktivierung.<br />

Die Schwere autonomer<br />

Störungen korreliert mit der<br />

Schwere des Schlaganfalls<br />

Insgesamt ist der Einfluss der unterschiedlichen<br />

Regionen des zentralen autonomen<br />

Netzwerkes auf die autonome kardiale Modulation<br />

noch relativ wenig erforscht. Schädigungen<br />

des Gehirns durch einen Schlaganfall<br />

oder ein Schädel-Hirn-Trauma 15 können<br />

offensichtlich mit einer jahrelang<br />

fortbestehenden Verschiebung und Störung<br />

der sympathischen und parasympathischen<br />

kardiovaskulären Modulation einhergehen 16 .<br />

Die Schwere autonomer Störungen scheint<br />

dabei mit der Schwere des Schlaganfalls zu<br />

korrelieren. So konnten wir Zusammenhänge<br />

zwischen der Störung verschiedener kardiovaskulär-autonomer<br />

Parameter und der mittels<br />

NIHSS-Werten bestimmten Schwere des<br />

Schlaganfalls feststellen 1 . Zwar waren die<br />

Korrelationen schwach, jedoch korrelierten<br />

alle autonomen Parameter, die eine Verschiebung<br />

der sympathischen-parasympathischen<br />

Balance hin zu vermehrter sympathischer Aktivität<br />

nahelegten, mit der Schwere des<br />

Schlaganfalls 1 .<br />

Die Zunahme sympathischer Aktivität nach<br />

einem Schlaganfall fördert das Risiko von Tachyarrhythmien<br />

17 sowie das Auftreten von<br />

Herzinfarkten 4, 18 und kann letztlich mit myofibrillären<br />

Nekrosen sowie perivaskulären und<br />

interstitiellen Fibrosen des Myokards wie auch<br />

mit Vakuolisierung der Myozyten einhergehen<br />

1, 19 .<br />

Durch vermehrte sympathische Aktivität nach<br />

Hirninfarkt oder Hirnblutung steigt auch das<br />

Risiko für sekundäre Hinschädigung oder<br />

Hirnödem infolge sympathisch verursachter<br />

Entzündung mit Fieber, Hyperglykämie und<br />

88


Zusammengestellt für den Beirat „Autonome Störungen“:<br />

Prof. Dr. Max J. Hilz<br />

Leitender Oberarzt, Neurologische Klinik, Universität Erlangen-Nürnberg<br />

vermehrter Durchlässigkeit der Blut-Hirn-<br />

Schranke 1, 8, 20 . Durch die reduzierte parasympathische<br />

Modulation entstehen nach<br />

Schlaganfall weitere Risiken 1 . So ist die Gefahr<br />

maligner Tachyarrhythmien erhöht 1, 2, 14, 21 .<br />

Der Mangel an parasympathischer Modulation<br />

trägt auch zur Minderung der zerebralen<br />

Vasodilatation bei und erhöht das Risiko zerebraler<br />

Vasokonstriktion 22 und sekundärer<br />

Hirnschädigungen 23 .<br />

Da das zentral-autonome Netzwerk 24 praktisch<br />

alle Regionen des Gehirns erreicht und<br />

offensichtlich eine ständige Abstimmung zwischen<br />

verschiedenen Zentren in der rechten<br />

und linken Hemisphäre gewährleistet 9, 25, 26 ,<br />

ist verständlich, dass ein Schlaganfall fast<br />

immer mit Störungen der kardiovaskulären<br />

autonomem Modulation einhergeht.<br />

Je schwerer und ausgedehnter der Hirninfarkt<br />

ist, desto schwerer scheinen die autonomen<br />

Störungen zu verlaufen 1, 27 .<br />

Spezifische Hirnregionen wie die Inselrinde<br />

oder der Parietallappen scheinen dabei mit<br />

einem besonders hohen Risiko kardiovaskulärer<br />

Gefährdung einherzugehen und auch<br />

die Langzeitprognose ungünstig zu beeinflussen<br />

1, 2 .<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend ist jedoch festzuhalten,<br />

dass autonomen Störungen nach Schlaganfall<br />

bislang zu wenig Beachtung geschenkt<br />

wird. Durch die Kontrolle der Herzfrequenzvariabilität<br />

nach akutem Schlaganfall, am<br />

Monitor der Stroke Unit, lässt sich mit einfachen<br />

klinischen Mitteln prüfen, ob die Modulation<br />

unter Ruhebedingungen, beim Hus -<br />

ten oder – sofern die Mitarbeit dies erlaubt<br />

– bei langsamer, metronomischer Atmung<br />

oder bei einem Valsalva-Manöver noch ausreichend<br />

gut ausgeprägt ist, ob sich die Herzfrequenz<br />

nach einer Blutdrucksteigerung,<br />

beispielsweise infolge eines kurzfristigen,<br />

leichten Kälte- oder Schmerzreizes, rasch wieder<br />

normalisiert bzw. auch absinkt, ob die<br />

Atmung einem regelmäßigen oder auffälligen<br />

Muster folgt. Mit diesen relativ einfachen klinischen<br />

Beobachtungen kann ein bettseitiges<br />

Screening erfolgen, das den Blick auch für<br />

autonome Störungen schult.<br />

Bei PatientInnen, bei denen sich der klinische<br />

Status, insbesondere die NIHSS-Werte, verschlechtert,<br />

sollte – autonom verursachten –<br />

kardiovaskulären Auffälligkeiten besonderes<br />

Augenmerk geschenkt werden 1 .<br />

Ein tieferes Verständnis zentral-autonomer<br />

Störungen nach Schlaganfall bedarf noch intensiver<br />

Forschungsarbeit. Zugleich sollte<br />

aber im klinischen Alltag mehr Aufmerksamkeit<br />

auf autonome Veränderungen nach<br />

Schlaganfall gerichtet und die Palette der therapeutischen<br />

Optionen mit Blick auf die Therapie<br />

autonomer Veränderungen erweitert<br />

werden, um so die Prognose von SchlaganfallpatientInnen<br />

im Akutstadium wie auch im<br />

langfristigen Krankheitsverlauf zu verbessern<br />

3 .<br />

n<br />

1 Hilz MJ, Moeller S, Akhundova A, Marthol H, Pauli E,<br />

De Fina P et al., High NIHSS Values Predict Impairment<br />

of Cardiovascular Autonomic Control. Stroke. 2011;<br />

42(6):1528–33.<br />

2 Hilz MJ, Schwab S, Stroke-induced sudden-autonomic<br />

death: areas of fatality beyond the insula. Stroke.<br />

2008; 39(9):2421–2.<br />

3 Dutsch M, Burger M, Dorfler C, Schwab S, Hilz MJ,<br />

Cardiovascular autonomic function in poststroke<br />

patients. Neurology. 2007 11; 69(24):2249–55.<br />

4 Rincon F, Dhamoon M, Moon Y, Paik MC, Boden-Albala<br />

B, Homma S et al., Stroke location and association with<br />

fatal cardiac outcomes: Northern Manhattan Study<br />

(NOMAS). Stroke. 2008; 39(9):2425–31.<br />

5 Sykora M, Diedler J, Rupp A, Turcani P, Steiner T,<br />

Impaired baroreceptor reflex sensitivity in acute stroke<br />

is associated with insular involvement, but not with<br />

carotid atherosclerosis. Stroke. 2009; 40(3):737–42.<br />

6 Robinson TG, Dawson SL, Eames PJ, Panerai RB, Potter<br />

JF, Cardiac baroreceptor sensitivity predicts long-term<br />

outcome after acute ischemic stroke. Stroke. 2003;<br />

34(3):705–12.<br />

7 Sykora M, Diedler J, Turcani P, Hacke W, Steiner T,<br />

Baroreflex: a new therapeutic target in human stroke?<br />

Stroke. 2009; 40(12):e678–82.<br />

8 Sykora M, Diedler J, Rupp A, Turcani P, Rocco A, Steiner<br />

T, Impaired baroreflex sensitivity predicts outcome of<br />

acute intracerebral hemorrhage. Crit Care Med. 2008 ;<br />

36(11):3074–9.<br />

9 Oppenheimer SM, Cechetto DF, Hachinski VC, Cerebrogenic<br />

cardiac arrhythmias. Cerebral electrocardiographic<br />

influences and their role in sudden death. Arch<br />

Neurol. 1990; 47:513–9.<br />

10 Dhamoon MS, Tai W, Boden-Albala B, Rundek T, Paik<br />

MC, Sacco RL et al., Risk of myocardial infarction or<br />

vascular death after first ischemic stroke: the Northern<br />

Manhattan Study. Stroke. 2007; 38(6):1752–8.<br />

11 Sacco RL, Boden-Albala B, Gan R, Chen X, Kargman<br />

DE, Shea S et al., Stroke incidence among white, black,<br />

and Hispanic residents of an urban community: the<br />

Northern Manhattan Stroke Study. Am J Epidemiol.<br />

1998; 147(3):259–68.<br />

12 Klingelhofer J, Sander D, Cardiovascular consequences<br />

of clinical stroke. Baillieres Clin Neurol. 1997;<br />

6(2):309–35.<br />

13 Zamrini EY, Meador KJ, Loring DW, Nichols FT, Lee GP,<br />

Figueroa RE et al., Unilateral cerebral inactivation produces<br />

differential left/right heart rate responses.<br />

Neurology. 1990; 40(9):1408–11.<br />

14 Hilz MJ, Dutsch M, Perrine K, Nelson PK, Rauhut U,<br />

Devinsky O, Hemispheric influence on autonomic<br />

modulation and baroreflex sensitivity. Ann Neurol.<br />

2001; 49(5):575–84.<br />

15 McMillan TM, Teasdale GM, Death rate is increased for<br />

at least 7 years after head injury: a prospective study.<br />

Brain. 2007; 130(Pt 10):2520–7.<br />

16 Hilz MJ, Defina PA, Anders S, Koehn J, Lang CJ, Pauli E<br />

et al., Frequency Analysis Unveils Cardiac Autonomic<br />

Dysfunction after Mild Traumatic Brain Injury. J Neurotrauma.<br />

2011 Apr 21.<br />

17 Orlandi G, Fanucchi S, Strata G, Pataleo L, Landucci<br />

Pellegrini L, Prontera C et al., Transient autonomic<br />

nervous system dysfunction during hyperacute stroke.<br />

Acta Neurol Scand. 2000; 102(5):317–21.<br />

18 Ay H, Koroshetz WJ, Benner T, Vangel MG, Melinosky<br />

C, Arsava EM et al., Neuroanatomic correlates of stroke-related<br />

myocardial injury. Neurology. 2006;<br />

66:1325–9.<br />

19 Natelson BH, Suarez RV, Terrence CF, Turizo R, Patients<br />

with epilepsy who die suddenly have cardiac disease.<br />

Arch Neurol. 1998; 55(6):857-60.<br />

20 Ay H, Arsava EM, Koroshetz WJ, Sorensen AG, Middle<br />

cerebral artery infarcts encompassing the insula are<br />

more prone to growth. Stroke. 2008; 39(2):373–8.<br />

21 La Rovere MT, Pinna GD, Hohnloser SH, Marcus FI,<br />

Mortara A, Nohara R et al., Baroreflex sensitivity and<br />

heart rate variability in the identification of patients at<br />

risk for life-threatening arrhythmias: implications for<br />

clinical trials. Circulation. 2001; 24; 103(16):2072–7.<br />

22 Toda N, Ayajiki K, Tanaka T, Okamura T, Preganglionic<br />

and postganglionic neurons responsible for cerebral<br />

vasodilation mediated by nitric oxide in anesthetized<br />

dogs. J Cereb Blood Flow Metab. 2000; 20(4):700–8.<br />

23 Kano M, Moskowitz MA, Yokota M, Parasympathetic<br />

denervation of rat pial vessels significantly increases<br />

infarction volume following middle cerebral artery<br />

occlusion. J Cereb Blood Flow Metab. 1991;<br />

11(4):628–37.<br />

24 Benarroch EE, Overview of the organization of the<br />

central autonomic network. In: Benarroch EE, editor.<br />

Central Autonomic Network: Functional Organization<br />

and Clinical Correlations. Armonk, NY: Futura<br />

Publishing Company, Inc.; 1997; 3–28.<br />

25 Oppenheimer S, Wilson J, Guiraudon C, Insular cortex<br />

stimulation produces lethal cardiac arrhythmias: a<br />

mechanism of sudden death? Brain Res. 1991;<br />

550:115–21.<br />

26 Oppenheimer S, Cerebrogenic cardiac arrhythmias:<br />

cortical lateralization and clinical significance. Clin<br />

Auton Res. 2006; 16:6–11.<br />

27 Korpelainen JT, Sotaniemi KA, Myllyla VV, Autonomic<br />

nervous system disorders in stroke. Clin Auton Res.<br />

1999; 9(6):325–33.<br />

89


NEUROLOGIE AKTUELL<br />

Neurogeriatrie<br />

Zusammengestellt für den Beirat „Neurogeriatrie“:<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Iglseder<br />

Universitätsklinik für Geriatrie, Christian-Doppler-Klinik, Salzburg<br />

Biomarker der Alzheimer-Erkrankung<br />

Zum Thema Biomarker der Alzheimer-Demenz<br />

(AD) wurden in den letzten Jahren zahlreiche<br />

Artikel publiziert, wobei vor allem<br />

A42, t-Tau (Total-Tau) und p-Tau (Phospho-<br />

Tau) aus dem Liquor etabliert sind. Die Parameter<br />

A42 und t-Tau zeigen in Bezug auf<br />

die AD eine hohe Sensitivität, die Spezifität<br />

ist in Hinblick auf subjektive kognitive Beeinträchtigung<br />

und andere Demenzformen suboptimal.<br />

Spezifität der Liquorparameter<br />

Eine aktuelle Arbeit 1 hat eine große Memory-Klinik-Kohorte<br />

untersucht. Insgesamt wurden<br />

512 PatientInnen mit AD, 272 PatientInnen<br />

mit anderen Demenzen, 135 PatientInnen<br />

mit einer psychiatrischen Störung und<br />

275 PatientInnen mit einer subjektiven Gedächtniseinbuße<br />

einer Lumbalpunktion unterzogen<br />

und die oben erwähnten Parameter<br />

analysiert. Die Kombination von A42 und<br />

p-Tau erlaubte in Regressionsanalysen eine<br />

korrekte Klassifikation der PatientInnen mit<br />

AD in 92 %, bei anderen Demenzen in 66 %<br />

der Fälle.<br />

PatientInnen mit einer Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung<br />

sind durch extrem hohe t-Tau-<br />

Werte bei relativ normalen p-Tau-Werten gekennzeichnet.<br />

Interessanterweise fand sich das Alzheimer-<br />

Biomarkerprofil bei 47 % der PatientInnen<br />

mit Lewy-Body-Demenz, bei 38 % der PatientInnen<br />

mit kortikobasaler Degeneration<br />

und bei 30 % der PatientInnen mit Frontotemporallappen-Degeneration<br />

sowie vaskulärer<br />

Demenz. Als Erklärungen werden die<br />

Möglichkeit einer klinischen Fehldiagnose,<br />

Mischformen und eine Rolle von A42 und<br />

Tau-Protein in der Pathogenese anderer Demenzformen<br />

angeboten.<br />

Ergänzend wurde gefunden, dass ältere PatientInnen<br />

mit höherer Wahrscheinlichkeit ein<br />

Alzheimer-Profil im Liquor zeigen, daher ist<br />

eine Lumbalpunktion besonders bei jüngeren<br />

Menschen sinnvoll. In einem kleinen Subkollektiv<br />

wurde eine neuropathologische Untersuchung<br />

durchgeführt, hier stimmten die Ergebnisse<br />

der Liquorparameter und der Neuropathologie<br />

zu 94 % überein, während die<br />

Konkordanz zwischen klinischer und neuropathologischer<br />

Diagnose bei 85 % lag.<br />

Die Autorinnen schließen, dass aufgrund der<br />

hohen Prävalenz eines Alzheimer-typischen<br />

Liquorprofils auch bei anderen Demenzformen<br />

vermehrt eine autoptische Bestätigung<br />

der klinischen Diagnosen erfolgen sollte.<br />

Autoantikörper-Biomarker<br />

Ein anderer Artikel 2 befasst sich mit den Diagnosemöglichkeiten<br />

der AD mittels spezifischer<br />

Autoantikörperprofile in humanen<br />

Seren. Der Charme der Biomarkerdetektion<br />

über eine Blutabnahme liegt natürlich in der<br />

leichten Zugänglichkeit, wobei bisherige Publikationen<br />

häufig unter mangelnder Reproduzierbarkeit<br />

litten. In der aktuellen Studie<br />

wurde mittels Microarrays die Differenzialexpression<br />

von Serumautoantikörpern bei AD<br />

mit einem nicht an Demenz erkrankten Kontrollkollektiv<br />

verglichen.<br />

Interessant ist, dass sich im humanen Serum<br />

eine hohe Zahl von Autoantikörpern nachweisen<br />

lässt, im Durchschnitt mehr als 1000<br />

pro Probe.<br />

Als Resultat konnten 10 Autoantikörper-Biomarker<br />

definiert werden, die zwischen Alzheimer-Seren<br />

und Kontrollen mit einer Sensitivität<br />

von 96 % und einer Spezifität von<br />

92,5 % unterscheiden konnten. Die Alzheimer-Seren<br />

konnten sowohl von Seren von<br />

PatientInnen, die an anderen neurodegenerativen<br />

Erkrankungen, z. B. Parkinson, litten,<br />

als auch von Seren mit an Brustkrebs erkrankten<br />

Frauen unterschieden werden. Erwähnenswert<br />

ist weiter, dass die Diskriminierung<br />

über einen weites Spektrum der AD (MMSE<br />

von 2–24) möglich war.<br />

Die Funktion dieser Autoantikörper ist<br />

letztlich unklar, weitere Untersuchungen sind<br />

zu einem besseren Verständnis der biologischen<br />

Funktion erforderlich. Eine Erklärung<br />

für die hohe Prävalenz von Autoantikörpern<br />

– auch bei jüngeren gesunden Menschen –<br />

ist, dass diese einerseits die Geschichte der<br />

immunologischen Aktivität spiegeln, andererseits<br />

aber auch Hinweise auf laufende Krankheitsprozesse<br />

geben können. So wird vermutet,<br />

dass bei der AD der frühe Verlust von<br />

Pyramidenneuronen eine chronische und spezifische<br />

Quelle von Abbauprodukten darstellt,<br />

die über den Liquor in das Blut- und Lymphsystem<br />

gelangen und dort als Antigene eine<br />

Immunantwort hervorrufen.<br />

Kommentar: Als limitierend ist anzuführen,<br />

dass bei den wenigsten der PatientInnen die<br />

Ätiologie der Demenz autoptisch gesichert<br />

wurde. Insgesamt ist dieser Ansatz eines<br />

wenig invasiven, relativ kostengünstigen und<br />

zunehmend verfügbaren diagnostischen<br />

Tools interessant, da damit die Diagnose einer<br />

AD zu einem früheren Zeitpunkt mit höherer<br />

Trennschärfe gestellt werden könnte. n<br />

1 Schoonenboom NS, Reesink FE, Verwey NA, Kester MI,<br />

Teunissen CE, van de Ven PM, Pijnenburg YA, Blankenstein<br />

MA, Rozemuller AJ, Scheltens P, van der Flier WM,<br />

Cerebrospinal fluid markers for differential dementia<br />

diagnosis in a large memory clinic cohort. Neurology<br />

2012 Jan 3; 78(1):47–54.<br />

2 Nagele E, Han M, Demarshall C, Belinka B, Nagele R,<br />

Diagnosis of Alzheimer’s disease based on diseasespecific<br />

autoantibody profiles in human sera. PLoS One<br />

2011; 6(8):e23112. Epub 2011 Aug 3.<br />

92


Service –Veranstaltungstermine<br />

The 7 th Baltic Congress of Neurology<br />

9.–12. Mai<br />

Tartu, Estland<br />

Webinfo: www.balcone2012.ee<br />

Schmerzakademie der ÖGN und ÖGPP „Modul 4“<br />

30. März bis 1. April<br />

Hotel Friesacher, Hellbrunner Straße 17, 5081 Anif/Salzburg<br />

Information: ÖGN-Sekretariat<br />

3 rd International Symposium<br />

PAIN IN THE BALTICS 2012<br />

13.–14. April<br />

Vilnius, Litauen<br />

Webinfo: www.balticpain2012.com<br />

„Neurologischer Donnerstag“<br />

19. April<br />

Landesnervenklinik Wagner-Jauregg<br />

Ausbildungszentrum, Niedernharter Straße 20, 4020 Linz<br />

Information: Univ.-Prof. Prim. Dr. Franz Aichner<br />

Tel.: +43 (0)50/554 62-25701<br />

E-Mail: franz.aichner@gespag.at<br />

EMG-Seminar<br />

20.–21. April<br />

Neurologisches Rehabilitationszentrum<br />

Rosenhügelstraße 192A, 1130 Wien<br />

Information: KH Hietzing mit NZ Rosenhügel,<br />

II. Neurologische Abteilung<br />

Sekretariat: Frau Schneider<br />

Tel.: +43 (0)1/880 00-266<br />

E-Mail: gabriele.schneider@wienkav.at<br />

Jahrestagung der Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Schlafmedizin und Schlafforschung<br />

27.–28. April<br />

Grand Hotel Sauerhof, 2500 Baden/Wien<br />

Webinfo: www.asra2012.at<br />

7 th International Symposium on Neuroprotection<br />

and Neurorepair<br />

2.–5. Mai<br />

Kongresshotel Potsdam am Templiner See, Deutschland<br />

Information: event lab. GmbH<br />

Tel.: +49 (0)341/24 05 96-81<br />

Fax: +49 (0)341/24 05 96-51<br />

E-Mail: abrannolte@eventlab.org<br />

8 th International Congress on Mental Dysfunction &<br />

Other Non-Motor Features in Parkinson’s Disease<br />

3.–6. Mai<br />

Berlin, Deutschland<br />

Information: Kenes International<br />

E-Mail: mdpd@kenes.com<br />

„Neurologischer Donnerstag“<br />

10. Mai<br />

AKh-Linz, Med. Ausbildungszentrum, Hörsaal 1 bzw. 3a/b<br />

Information: Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr<br />

Tel.: +43 (0)732/78 06-6811<br />

E-Mail: gerhard.ransmayr@akh.linz.at<br />

3. Neuroonkologie-Fortbildungstag –<br />

Paraneoplastische versus nicht paraneoplastische<br />

neuroimmunologische Syndrome<br />

11. Mai<br />

Landesklinikum St. Pölten-Lilienfeld<br />

Information: Markus Hutterer, Stefan Oberndorfer<br />

E-Mail: m.hutterer@salk.at<br />

7 th World Congress of Neurorehabiliation<br />

16.–19. Mai<br />

Melbourne, Australien<br />

Information:<br />

E-Mail: wcnr2012@dcconferences.com.au<br />

Webinfo: www.dcconferences.com.au/wcnr2012<br />

XXI. European Stroke Conference<br />

22.–25. Mai<br />

Lissabon, Portugal<br />

Tel.: +41 (0)61/686 77 11<br />

Fax: +41 (0)61/686 77 88<br />

E-Mail: congrextravel@congrex.com<br />

Schmerzakademie der ÖGN und ÖGPP „Modul 5“<br />

25.–27. Mai<br />

Hotel Friesacher, Anif/Salzburg<br />

Information: ÖGN-Sekretariat<br />

3 rd International Conference<br />

Advances in Clinical Neuroimmunology<br />

31. Mai bis 1. Juni<br />

Wien<br />

Webinfo: www.acn2012.eu<br />

RIMS 2012 – Rehabilitation in Multiple Sclerosis<br />

17 th Annual Conference<br />

31. Mai bis 2. Juni<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Deutschland<br />

Webinfo: www.rims2012.org<br />

44 th International Danube Neurology Symposium<br />

7.–9. Juni<br />

Szeged, Ungarn<br />

Webinfo: www.congress-service.hu/2012/danube<br />

98


ÖGN-Sekretariat: Tanja Weinhart<br />

Skodagasse 14–16, 1080 Wien<br />

Tel.: +43 (0)1/512 80 91-19<br />

E-Mail: oegn@admicos.com<br />

22 nd Meeting of the European Neurological<br />

Society (ENS)<br />

9.–12. Juni<br />

Prag, Tschechien<br />

Information: European Neurological Society, Basel<br />

Tel.: +41 (0)616 91 51 11<br />

E-Mail: info@ensinfo.org<br />

Webinfo: www.ensinfo.org<br />

9. Innere Medizin Update-Refresher<br />

12.–16. Juni<br />

Aula der Wissenschaften, Wien<br />

Information: Forum für medizinische Fortbildung<br />

Tel.: +43 (0)2252/263 263 10<br />

Fax: +43 (0)2252/263 263 40<br />

E-Mail: info@fomf.at<br />

Webinfo: www.fomf.at<br />

„Neurologischer Donnerstag“<br />

14. Juni<br />

AKH Linz, Med. Ausbildungszentrum, Hörsaal 1 bzw. 3a/b<br />

Information: Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr<br />

Tel.: +43 (0)732/78 06-6811<br />

E-Mail: gerhard.ransmayr@akh.linz.at<br />

6. Kongress der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Notfallmedizin: Notfallmedizin 2.0<br />

14.–16. Juni<br />

Messe Congress Graz<br />

Webinfo: www.agn.at/index.php/kongress<br />

16 th International Congress of Parkinson Disease<br />

and Movement Disorder<br />

17.–21. Juni<br />

Dublin, Ireland<br />

Webinfo: www.mdscongress2012.org<br />

The 8 th International Conference on<br />

Frontotemporal Dementias<br />

5.–7. September<br />

Manchester, England<br />

Webinfo: www.ftd2012.org<br />

The European Association of Neurooncology<br />

6.–9. September<br />

Marseille<br />

Information: Vienna Medical Academy,<br />

Alser Straße 4, 1090 Wien<br />

Tel.: +43 1/405 13 93-0<br />

Fax: +43 1/407 82 74<br />

E-Mail: eano2012@medacad.org<br />

Webinfo: www.eano.eu<br />

16 th EFNS Congress<br />

8.–10. September<br />

Stockholm, Schweden<br />

E-Mail: stockholm2010@efns.org<br />

Webinfo: www.efns.org/efns2012<br />

57. Jahrestagung der Deutschen <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN)<br />

12.–15. September<br />

Universitätsklinikum Erlangen, Deutschland<br />

Information: Nadia Al Hamadi<br />

Tel.: +49 (0)3641/311 63 15<br />

Fax: +49 (0)3641/311 62 41<br />

E-Mail: neuropathology2012@conventus.de<br />

Webinfo: www.conventus.de<br />

10 th European Congress on Epileptology<br />

30. September bis 4. Oktober<br />

London, England<br />

Webinfo: www.epilepsylondon2012.org<br />

8 th World Stroke Congress<br />

10.–13. Oktober<br />

Brasilien<br />

Webinfo: www2.kenes.com/stroke/pages/home.aspx<br />

Intensivkurs Neuroanatomie 2012<br />

Schwerpunktthemen 2012:<br />

Kleinhirn, Rückenmark, Frontallappen<br />

10.–13. Oktober<br />

Anatomische Anstalt der Universität München, Deutschland<br />

E-Mail: info@intensivkurs-neuroanatomie.de<br />

Webinfo: www.intensivkurs-neuroanatomie.de<br />

2 nd International Congress on<br />

Neurology & Epidemiology<br />

8.–10. November<br />

Nice, Frankreich, Deutschland<br />

Webinfo: www.neuro-conference.com/2012/<br />

22. Jahrestagung der Deutschen <strong>Gesellschaft</strong><br />

für Neurorehabilitation e. V. (DGNR) 2012<br />

22.–24. November<br />

Stadthalle Fürth, Rosenstr. 50, 90762 Fürth, Deutschland<br />

Information: Claudia Voigtmann, Conventus<br />

Congressmanagement & Marketing GmbH<br />

Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena<br />

Tel.: +49 (0)3641/311 63 35<br />

Fax: +49 (0)3641/311 62 41<br />

E-Mail: claudia.voigtmann@conventus.de<br />

99

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!