Leitfaden für Erzeuger (pdf-Datei) - Oekolandbau.de
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Handbuch <strong>de</strong>r<br />
Ein <strong>Leitfa<strong>de</strong>n</strong> für<br />
landwirtschaftliche Betriebe<br />
Fachbereich<br />
Ökologische<br />
Agrarwissenschaften
Universität Kassel<br />
Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften<br />
Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau<br />
Projektbüro GemüseSelbstErnte<br />
Dipl. Ing. agr. Claudia Busch<br />
Dipl. Ing. agr. Katharina Mittelstraß<br />
Prof. Dr. Jürgen Heß<br />
Nordbahnhofstr. 1a<br />
37213 Witzenhausen<br />
Sekretariat Barbara Brübach<br />
Telefon 05542 98 1565<br />
Fax 05542 98 1568<br />
2
Vorwort 5<br />
1 Die GemüseSelbstErnte 5<br />
1.1 Das Konzept 6<br />
1.2 Vorteile für <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen Betrieb 6<br />
1.3 Vorteile für <strong>de</strong>n Verbraucher 7<br />
1.4 Voraussetzungen einer GemüseSelbstErnt e 7<br />
2 Anlage einer GemüseSelbstErnte-Fläche 8<br />
2.1 Auswahl <strong>de</strong>r Fläche 8<br />
2.2 Auswahl <strong>de</strong>r Gemüsekulturen 8<br />
2.3 Mischkulturmöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte 9<br />
2.4 Fruchtfolgemöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte 10<br />
2.4.1 Fruchtfolge mit landwirtschaftlichen Kulturen 10<br />
2.4.2 Fruchtfolge mit an<strong>de</strong>ren Gemüsekulturen 11<br />
2.4.3 Fruchtfolgemöglichkeiten auf einer dauerhaften Fläche 11<br />
2.5 Grundbo<strong>de</strong>nbearbeitung 12<br />
2.6 Reihen- o<strong>de</strong>r Beeteinteilung 12<br />
2.7 Sä- und Pflanzarbeiten 13<br />
2.8 Parzelleneinteilung und Übergabe 14<br />
2.9 Saatgut und Jungpflanzen 14<br />
2.9.1 Saatgutbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen) 14<br />
2.9.2 Steckzwiebelbedarf einer GemüseSelbstErnte (20 Parzellen) 15<br />
2.9.3 Jungpflanzenbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen) 15<br />
3 Arbeits- und Betriebswirtschaft <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 16<br />
3.1 Arbeitseinsatz 16<br />
3.2 Investitionen 18<br />
3.2.1 Grundausstattung 18<br />
3.2.2 Variable Grundausstattung 18<br />
3.2.3 Ergänzen<strong>de</strong> Ausstattung 19<br />
3.3 Gewinnbeitrag 19<br />
4 Kun<strong>de</strong>n 20<br />
4.1 Charakterisierung <strong>de</strong>r Nutzer einer GemüseSelbstErnte 20<br />
4.2 Werbung 22<br />
4.2.2 Maßnahmen und Materialien 22<br />
4.3 Nutzerordnung 23<br />
4.4 Pflege <strong>de</strong>r Beziehung 23<br />
4.4.1 Nutzereigenarten 24<br />
4.5 Die Gemeinschaftsfläche 25<br />
3
Quellen 26<br />
Literatur 26<br />
Anhang 27<br />
1. Saatgutlieferanten für <strong>de</strong>n ökologischen Gemüsebau 27<br />
2. Jungpflanzenlieferanten für <strong>de</strong>n ökologischen Gemüsebau 28<br />
3. Arbeitszeit <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte auf <strong>de</strong>r Domäne Frankenhausen 2003 29<br />
4. Plakatvorlage 30<br />
5. Nutzervereinbarung 31<br />
6. Urkun<strong>de</strong> zur Parzellenübergabe 32<br />
4
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 5<br />
Vorwort<br />
Das Bun<strong>de</strong>sprogramm Ökologischer Landbau hat es ermöglicht, innovative I<strong>de</strong>en in <strong>de</strong>r Direktvermarktung<br />
bun<strong>de</strong>sweit bekannt und Informationen interessierten landwirtschaftlichen Betrieben zugänglich zu machen.<br />
Mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte wird ein neuer Weg beschritten, <strong>de</strong>r Landwirtschaft und so <strong>de</strong>m<br />
Ursprung <strong>de</strong>r Lebensmittel wie<strong>de</strong>r etwas näher zu kommen. Der Kontakt zwischen Landwirt und Verbraucher<br />
wird intensiviert, allmählich wächst eine I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>s Verbrauchers mit <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n und dadurch letztlich<br />
auch mit <strong>de</strong>m Betrieb , so wird langfristig die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Landwirtschaft und ihrer beson<strong>de</strong>ren<br />
Be<strong>de</strong>utung für unseren Lebensraum positiv beeinflusst. Insbeson<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>rn wird durch die Teilnahme an<br />
einer GemüseSelbstErnte ermöglicht, <strong>de</strong>m Wachsen <strong>de</strong>r Lebensmittel und <strong>de</strong>m jahreszeitlichen Rhythmus<br />
<strong>de</strong>r Natur näher zu kommen.<br />
Für <strong>de</strong>n Landwirt spielen noch an<strong>de</strong>re Faktoren wie die Ent<strong>de</strong>ckung einer Marktlücke und somit einer Nische<br />
in <strong>de</strong>n immer enger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Biomärkten eine Rolle. Kaum ein landwirtschaftlicher Betrieb kann sich auf<br />
<strong>de</strong>m bisher Erreichten ausruhen, fast je<strong>de</strong>r sucht nach neuen Möglichkeiten, Kun<strong>de</strong>n und Verbraucher<br />
anzusprechen und an <strong>de</strong>n Hof zu bin<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n <strong>Leitfa<strong>de</strong>n</strong> soll Landwirten ermöglicht wer<strong>de</strong>n, ohne große Vorkenntnisse im<br />
Gemüsebau mit einem GemüseSelbstErnte-Projekt beginnen zu können. In <strong>de</strong>n einzelnen Kapiteln wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte und ihre Entwicklung in <strong>de</strong>n letzten 17 Jahren, die Voraussetzungen<br />
für eine GemüseSelbstErnte, die Werbestrategien für einen erfolgreichen Start und natürlich <strong>de</strong>r eigentliche<br />
Anbau behan<strong>de</strong>lt.<br />
1 Die GemüseSelbstErnte<br />
Die GemüseSelbstErnte ist eine neue Form <strong>de</strong>r Direktvermarktung und wur<strong>de</strong> ursprünglich in Österreich<br />
entwickelt. Dort fan<strong>de</strong>n sich 1987 in Wien – nach <strong>de</strong>r Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – innerhalb eines<br />
Logo<br />
<strong>de</strong>r selbsternte®<br />
in Österreich<br />
Volkshochschulkurses verschie<strong>de</strong>ne Verbraucher zusammen, um nach neuen<br />
Möglichkeiten zu suchen, sich mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen.<br />
Sie sprachen landwirtschaftliche Betriebe direkt an und entwickelten das Konzept <strong>de</strong>r<br />
selbsternte®. Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre folgten hauptsächlich in Wien und Umgebung weitere<br />
Betriebe dieser I<strong>de</strong>e 1 . Die Projekte in Österreich wer<strong>de</strong>n über ein Koordinationsbüro<br />
verwaltet, das Beratung sowie die Nutzung eines geschützten Logos zur Verfügung<br />
stellt 2 .<br />
1999 wur<strong>de</strong> das Konzept erstmalig in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland angewandt. Eine<br />
stu<strong>de</strong>ntische Projektgruppe <strong>de</strong>s Fachgebiets Ökologischer Land- und Pflanzenbau an<br />
<strong>de</strong>r Universität Kassel unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof. Dr. Jürgen Heß entwickelte die Anlage einer<br />
GemüseSelbstErnte auf <strong>de</strong>m neu übernommenen Versuchshof – <strong>de</strong>r Hessischen Staatsdomäne<br />
Frankenhausen 3 . Diese Anlage entwickelte sich zu einem<br />
selbständigen Wirtschaftszweig <strong>de</strong>r ökologisch wirtschaften<strong>de</strong>n<br />
Domäne. Zwei weitere Betriebe folgten in <strong>de</strong>n Jahren 2001 und<br />
2003. Im Rahmen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sprogramms Ökologischer Landbau<br />
wird seit 2002 die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte weiter in<br />
Deutschland verbreitet. Der modifizierte Name sowie ein eigenes<br />
Logo tragen zur Positionierung in Deutschland bei.<br />
Logo <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte in Deutschland<br />
1 2003 waren es 17 Betriebe in Österreich<br />
2 vgl. http://www.selbsternte.at<br />
3 nähere Informationen zur Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen unter http://www.wiz.uni-kassel.<strong>de</strong>/dfh<br />
5
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 6<br />
1.1 Das Konzept<br />
Das Konzept ist ganz einfach: Auf einem ökologisch<br />
wirtschaften<strong>de</strong>n Betrieb wird ein Acker mit 20 bis 25 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gemüse- und Blumenarten in ca. 50 Längsreihen bestellt. Diese<br />
Fläche wird anschließend quer in Parzellen unterteilt.<br />
Je<strong>de</strong> dieser etwa 85 m² großen Parzellen wird während <strong>de</strong>r<br />
gärtnerischen Saison (Mai bis Oktober) von interessierten<br />
Menschen übernommen, die vorher eine feste Nutzungsgebühr<br />
zahlen. Die Parzellennutzer übernehmen die Pflege und Ernte <strong>de</strong>s<br />
Gemüses und geben mit Saisonen<strong>de</strong> im Herbst ihr Stück Acker<br />
zurück. Auf bereits abgeernteten Teilflächen können sie selbst<br />
Gemüse nachsäen. Insgesamt verpflichten sie sich zu einer<br />
biologischen Bewirtschaftung.<br />
Die Nutzer sind vom Zeitpunkt <strong>de</strong>r Übergabe selbst für ihre<br />
Parzelle verantwortlich. Sie jäten, hacken und wässern die Kulturen<br />
und ernten alles, was auf ihrem Stück wächst.<br />
Der Betrieb stellt Gartengeräte und Wasser zur Verfügung. Er ist<br />
außer<strong>de</strong>m für die Grundbo<strong>de</strong>nbearbeitung und die Düngung<br />
zuständig. In <strong>de</strong>r Gartensaison von Mai bis Oktober erstreckt sich<br />
seine Arbeit auf die Beratung <strong>de</strong>r Nutzer. Eine<br />
Gemeinschaftsfläche dient <strong>de</strong>r Unterbringung von Gartengeräten<br />
und <strong>de</strong>r Bereitstellung von Wasserbehältern. Hier ist auch Platz für<br />
gemeinschaftlich zu nutzen<strong>de</strong> Beete mit Kräuterstau<strong>de</strong>n.<br />
1.2 Vorteile für <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen Betrieb<br />
Durch die Abgabe <strong>de</strong>r Parzellen an die Nutzer tragen diese im Sommer das komplette Ernterisiko. Im<br />
Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Projekten wie einer Erdbeer- o<strong>de</strong>r Blumenselbsternte wer<strong>de</strong>n also nicht nur optisch<br />
perfekte Produkte vermarktet, son<strong>de</strong>rn die gesamte Fläche in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n jeweils aktuellen<br />
Witterungsbedingungen. Arbeitswirtschaftlich ist die GemüseSelbstErnte vor allem von Vorteil, da die<br />
Arbeitsspitze in <strong>de</strong>n Monaten April und Mai liegt, wenn die Gemüseparzellen vorbereitet wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Während <strong>de</strong>r Vermietung <strong>de</strong>r Parzellen (von Mai bis Oktober, evtl. auch länger) hat <strong>de</strong>r landwirtschaftliche<br />
Betrieb keine Arbeit mehr auf <strong>de</strong>r Fläche, d.h. das oft arbeitsintensive Pflegen <strong>de</strong>r Gemüsekulturen bleibt<br />
ihm komplett erspart. Lediglich eine wöchentliche Beratungszeit von 1 – 2 Stun<strong>de</strong>n ist zu empfehlen. Die<br />
Fläche wird durch die Nutzer/innen vorfinanziert, da sie bereits<br />
Hat sich Ihre Einstellung zur Landwirtschaft<br />
im Frühjahr die Saisongebühr überweisen, so dass ein festes<br />
durch die GemüseSelbstErnte verän<strong>de</strong>rt?<br />
Einkommen vorliegt.<br />
Ja,<br />
« ...kaufe und verbrauche bewusster ...<br />
« ...saisonbedingte Ernährung ...<br />
« ...<strong>de</strong>r Aufwand wird <strong>de</strong>utlich ...<br />
« ...mehr Verständnis für Wachstum, Arbeit<br />
und saisonales Angebot ...<br />
« ...habe mehr Interesse daran ...<br />
« ...kritischer als vorher ...<br />
« ...es ist gar nicht so leicht „schönes“<br />
Gemüse biologisch zu erzeugen ..<br />
« ...Probleme beim Anbau und <strong>de</strong>n<br />
Erntebergen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich ...<br />
« ...Einblick, was <strong>de</strong>n Anbau beeinflusst:<br />
Wetter, Schädlinge ...<br />
« ...man erntet tatsächlich Gemüse ohne<br />
Einsatz von Spritzmitteln ...<br />
« ...ökologische Zusammenhänge wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utlich ...<br />
Nutzeraussagen bezüglich <strong>de</strong>r Einstellung zur<br />
Landwirtschaft (GIPTNER 2002)<br />
3,5 m<br />
Gemüse und Blumen in Reihen<br />
Parzelle<br />
ca. 25 m<br />
Schema einer GemüseSelbstErnte<br />
Neben dieser neuartigen Möglichkeit <strong>de</strong>r Direktvermarktung<br />
und entsprechend neuen Einkommensquellen (vgl. Kap. 3) liegt<br />
<strong>de</strong>r Vorteil für <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen Betrieb vor allem in <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nbindung. Durch die I<strong>de</strong>ntitätsbeziehungen, die Nutzer<br />
„ihrem“ Hof gegenüber mit <strong>de</strong>r Zeit entwickeln, bevorzugen sie<br />
auch an<strong>de</strong>re Produkte vom Betrieb. Daher ist die<br />
GemüseSelbstErnte vor allem für direktvermarkten<strong>de</strong> Betriebe<br />
geeignet.<br />
Gleichzeitig ergaben Nutzerumfragen, dass die<br />
GemüseSelbstErnte viel zur Bewusstseinsbildung <strong>de</strong>r<br />
Verbraucher beiträgt. Obwohl diese Imageverbesserung <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft keine messbaren Effekte auf <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Betrieb hat, kann davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass sie ihm<br />
rückwirkend zugute kommt. Nutzer <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte<br />
wirken in öffentlichen Diskussionen bzw. im Gespräch mit<br />
6
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 7<br />
Bekannten und Freun<strong>de</strong>n als Multiplikatoren. Sie können <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen<br />
Lebensmittelerzeugung und -preisen nachvollziehen und diesen realistischen Einblick in<br />
Produktionsprozesse weitergeben. Auch die beson<strong>de</strong>ren Aspekte <strong>de</strong>s ökologischen Landbaus wer<strong>de</strong>n ihnen<br />
<strong>de</strong>utlich; besser, als wenn man es nur erklären wür<strong>de</strong>.<br />
1.3 Vorteile für <strong>de</strong>n Verbraucher<br />
Die GemüseSelbstErnte ist eine klassische Win-Win-Situation. Nicht nur <strong>de</strong>r Betrieb son<strong>de</strong>rn auch die<br />
Nutzer profitieren in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist die ökonomische Seite zu nennen. Der Erntewert<br />
<strong>de</strong>s biologisch angebauten Gemüses (nach Endverkaufspreisen) übersteigt <strong>de</strong>n Parzellenpreis etwa um ein<br />
Vierfaches. Dabei ist das frisch vom Feld geerntete Gemüse qualitativ sehr hochwertig. Die Parzellengröße<br />
ist für eine 4- bis 5-köpfige Familie angelegt, die sich bei entsprechen<strong>de</strong>r Vorratshaltung etwa ein<br />
Dreivierteljahr mit Gemüse versorgen kann.<br />
Ein weiterer wesentlicher Punkt – gera<strong>de</strong> in Zeiten von BSE und verschie<strong>de</strong>ner Futtermittelskandale – ist die<br />
Möglichkeit für Verbraucher, die Herkunft ihrer Lebensmittel direkt zu überprüfen. Neben <strong>de</strong>m Anbau ihres<br />
Gemüses gewinnen sie außer<strong>de</strong>m einen Einblick in <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen Betrieb.<br />
Nutzerumfragen zeigen, dass die Verbraucher es schätzen während <strong>de</strong>r Saison je<strong>de</strong>rzeit frisches Gemüse<br />
ernten zu können. Dies wird insbeson<strong>de</strong>re durch verschie<strong>de</strong>ne Sä- o<strong>de</strong>r Pflanztermine und <strong>de</strong>n Einsatz von<br />
samenfesten Sorten begünstigt, die – im Gegensatz zu Hybridsorten – nicht gleichzeitig erntereif wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Verbraucher bevorzugen kleine Mengen, die sie direkt verbrauchen können. Gera<strong>de</strong> die Vielfalt, die<br />
ihnen eine GemüseSelbstErnte bietet, ist dabei ein großer Vorteil. Viele Nutzer äußern sich positiv zu <strong>de</strong>r<br />
Möglichkeit, neue („alte“) Gemüsearten und Geschmäcker kennen zu lernen und das Wachstum<br />
verschie<strong>de</strong>ner Kulturen zu beobachten.<br />
Gera<strong>de</strong> für „Laien“ bietet die GemüseSelbstErnte die optimale Gelegenheit ihren Spaß am Gärtnern<br />
auszuprobieren. Durch die Vorbereitung <strong>de</strong>r Parzellen ist ein Erfolgserlebnis garantiert. Dabei kommt es<br />
ihnen entgegen, dass sie sich mit <strong>de</strong>r Miete für eine Parzelle vorerst nur für ein halbes Jahr festlegen und so<br />
in ihren Entscheidungen und ihrem Zeitmanagement spontan bleiben. Sie müssen keinen Schrebergarten<br />
pachten und keine Geräte kaufen. Die körperlich anstrengen<strong>de</strong>ren Arbeiten <strong>de</strong>s Winterhalbjahres bleiben<br />
ihnen erspart.<br />
Die Arbeit in <strong>de</strong>r frischen Luft garantiert im Sommerhalbjahr einen hohen Erholungswert. Die Gemüse-<br />
Parzellen bieten dabei einen ästhetisch höchst befriedigen<strong>de</strong>n Anblick, da sie im Sommer mit erntefähigem<br />
Gemüse förmlich überquellen. Oftmals liegen sie zu<strong>de</strong>m in einer schönen Landschaft.<br />
Ein Sandhaufen auf <strong>de</strong>r Gemeinschaftsfläche garantiert auch Eltern kleinerer Kin<strong>de</strong>r einen unbeschwerten<br />
Aufenthalt auf ihrer Parzelle. Die größeren Kin<strong>de</strong>r bestaunen die Tiere <strong>de</strong>s Bauernhofs o<strong>de</strong>r helfen eifrig bei<br />
<strong>de</strong>r Ernte um später ihr eigenes Gemüse zuzubereiten. Dies hat für viele Eltern <strong>de</strong>n positiven Effekt ihre<br />
Kin<strong>de</strong>r für gesun<strong>de</strong> Mahlzeiten begeistern zu können. Sie schätzen es, ihnen einen Einblick in die<br />
Erzeugung von Lebensmitteln verschaffen zu können und freuen sich, auch selbst noch viel über<br />
Landwirtschaft lernen zu können.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist die GemüseSelbstErnte für viele eine gute Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen, aus <strong>de</strong>nen<br />
oft Freundschaften entstehen.<br />
1.4 Voraussetzungen einer GemüseSelbstErnte<br />
Die Grundvoraussetzung zum Gelingen einer GemüseSelbstErnte liegt sicherlich in <strong>de</strong>r Betriebsleitung<br />
selbst: Sie muss Lust auf näheren Kun<strong>de</strong>n- und Menschenkontakt haben. In Frankenhausen sind<br />
beispielsweise auf <strong>de</strong>n 70 Parzellen mittlerweile 84 Familien, Paare o<strong>de</strong>r Gruppen tätig. Wichtig ist natürlich<br />
auch die Lage <strong>de</strong>s Betriebes, er sollte nicht weiter als 10 km von einer größeren Stadt entfernt liegen. Eine<br />
öffentliche Nahverkehrsanbindung ist sicherlich för<strong>de</strong>rlich, aber nicht grundsätzlich notwendig. Der Hof sollte<br />
eine gemüsebautaugliche Fläche in Hofnähe haben und <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die Betriebsleiter/in o<strong>de</strong>r ein/e<br />
Mitarbeiter/in muss die Bereitschaft mitbringen, sich in <strong>de</strong>n neuen Betriebszweig Gemüse einzuarbeiten.<br />
Dabei sind keine vertieften Gemüsebaukenntnisse erfor<strong>de</strong>rlich, die Einsaat <strong>de</strong>s Gemüses ist schnell gelernt<br />
und die Jungpflanzen können von einem Jungpflanzenbetrieb geor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
7
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 8<br />
2 Anlage einer GemüseSelbstErnte-Fläche<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wird eine genaue Anleitung gegeben, wie eine GemüseSelbstErnte begonnen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Punkte 2.1 bis 2.4 behan<strong>de</strong>ln dabei die Vorüberlegungen, die im Vorfeld gemacht wer<strong>de</strong>n sollten. Die<br />
Kapitel 2.5 bis 2.9 behan<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>n praktischen Teil <strong>de</strong>s Gemüseanbaus bis hin zur genauen benötigten Saat-<br />
und Pflanzgutmenge.<br />
2.1 Auswahl <strong>de</strong>r Fläche<br />
Bei <strong>de</strong>r Auswahl einer Fläche für die Anlage einer GemüseSelbstErnte sollte als erstes die Nähe <strong>de</strong>s Hofes<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Für viele Parzellennutzer ist es wichtig, einen näheren Bezug zum Hof zu haben und<br />
je<strong>de</strong>n Parzellenbesuch auch mit einem Besuch auf <strong>de</strong>m Hof und gegebenenfalls im Stall zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist die Gemüsebautauglichkeit einer Fläche von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Die Fläche sollte <strong>de</strong>m<br />
allgemeinen Bo<strong>de</strong>nwertdurchschnitt entsprechen und nicht unterdurchschnittlich schlecht sein bzw.<br />
ungünstige Merkmale wie extreme Verdichtungen o<strong>de</strong>r stellenweise Staunässe aufweisen. Wichtig ist auch<br />
die Erreichbarkeit einer GemüseSelbstErnte-Fläche über intakte Feldwege, da viele Nutzer nicht gerne<br />
längere Fußwege in Kauf nehmen, beson<strong>de</strong>rs wenn die Erntekörbe voll gela<strong>de</strong>n sind.<br />
2.2 Auswahl <strong>de</strong>r Gemüsekulturen<br />
Die Kulturenzusammensetzung einer Gemüseparzelle sollte sich nach <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten einer Region<br />
und <strong>de</strong>n gegebenen Bo<strong>de</strong>nverhältnissen richten. Bewährt hat sich eine Kombination aus vier Reihen<br />
Kartoffeln (zwei verschie<strong>de</strong>ne Sorten), zwei bis drei Reihen Kräutern, zwei Reihen Blumen und ca. 40<br />
Reihen Gemüse. Folgen<strong>de</strong> Kulturen kommen für die Parzellen und die Gemeinschaftsfläche jeweils in<br />
Frage:<br />
a.) Mögliche Kulturen auf <strong>de</strong>n Parzellen:<br />
Standardgemüsearten:<br />
Kartoffeln, darunter auch eine rote Sorte<br />
Kürbis, 2 verschie<strong>de</strong>ne Sorten<br />
Zucchini<br />
Kohlrabi, Wirsing, Brokkoli, Weiß-/Rotkohl<br />
Porree, Steck- o<strong>de</strong>r Säzwiebeln<br />
Sellerie, Fenchel, Mangold<br />
Früh- und Lagermöhren, Rote Bete, Radieschen<br />
Wil<strong>de</strong> Rauke o<strong>de</strong>r Salatrauke, Spinat, Pflücksalat, Kopfsalat<br />
Markerbsen, Zuckererbsen, grüne Buschbohnen, Dicke Bohnen<br />
Außergewöhnliche Gemüsearten:<br />
Schwarzwurzeln, Artischocken, Freilandpaprika, Zuckermais, Wildtomaten, Schälgurken (Jazzer),<br />
Gewürzgurken, Pastinaken<br />
Kräuter:<br />
Petersilie, Dill, Basilikum, Kerbel<br />
Blumen:<br />
Strohblume, Ringelblume, Cosmea, evtl. Blumenmischung<br />
b.) Mögliche Kräuterkulturen auf <strong>de</strong>r Gemeinschaftsfläche:<br />
Mehrjährige Kulturen:<br />
Schnittlauch, Zitronenmelisse, Thymian, Zitronenthymian, Ysop, Liebstöckel, Salbei, Bergbohnenkraut,<br />
Drachenkopf, Oregano, Pfefferminze, Winterheckenzwiebeln, Frauenmantel, Sauerampfer, Kerbel<br />
Einjährige Kulturen:<br />
Bohnenkraut, Zitronen- und Rotes Basilikum, Borretsch<br />
8
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 9<br />
2.3 Mischkulturmöglichkeiten einer GemüseSelbstErnte<br />
Die GemüseSelbstErnte ist durch <strong>de</strong>n Parallelanbau in Längsreihen immer eine Mischkultur. Bei <strong>de</strong>r Planung<br />
gilt es, eine möglichst optimale Mischkultur nach folgen<strong>de</strong>n Faktoren anzulegen:<br />
a.) Einteilung in Gruppen je nach Nährstoffbedarf<br />
• Starkzehrer: Weiß- und Rotkohl, Wirsing, Grünkohl, Kartoffeln, Lauch, Sellerie, Kürbis, Gurken,<br />
Tomaten, Zucchini<br />
• Mittelzehrer: Zwiebeln, Möhren, Rote Bete, Fenchel, Salate, Spinat, Schwarzwurzeln,<br />
Schwarzwurzeln, Kohlrabi, Radieschen, Pastinaken<br />
• Schwachzehrer: Bohnen, Erbsen, Kräuter, Blumen<br />
Diese Einteilung ist für die Fruchtfolgeplanung wichtig, weniger für die Planung <strong>de</strong>r Mischkultur. Doch ist es<br />
in je<strong>de</strong>m Fall wichtig, <strong>de</strong>n Nährstoffbedarf <strong>de</strong>r einzelnen Kulturen einzuschätzen um gegebenenfalls im<br />
Herbst o<strong>de</strong>r Frühjahr eine zusätzliche organische Düngung durchzuführen.<br />
Die Gruppe <strong>de</strong>r Starkzehrer kann direkt nach einem Grünbracheumbruch angebaut wer<strong>de</strong>n. Damit wäre eine<br />
vierjährige Fruchtfolge in <strong>de</strong>r Reihenfolge Grünbrache – Starkzehrer – Mittelzehrer – Schwachzehrer<br />
möglich. Trotz<strong>de</strong>m kann manchmal die Stickstoffversorgung aus <strong>de</strong>r Grünbrache nicht ausreichend sein,<br />
dann müsste im Herbst auf die Grünbrache Mist ausgebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
b.) Einteilung in Pflanzenfamiliengruppen<br />
• Kohlgewächse: Weiß- und Rotkohl, Wirsing, Grünkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Radieschen, Rucola<br />
• Dol<strong>de</strong>nblütler: Möhren, Sellerie, Fenchel, Petersilie, Pastinaken, Dill<br />
• Zwiebelgewächse: Porree, Speisezwiebeln<br />
• Leguminosen: Mark - und Zuckererbsen, Buschbohnen, Dicke Bohnen<br />
• Gänsefußgewächse: Mangold, Rote Bete, Spinat<br />
Bei <strong>de</strong>r Einteilung in Pflanzenfamilien können die Vorteile <strong>de</strong>r Mischkultur zur Schädlingsabwehr und zur<br />
Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Krankheitsdruckes nicht voll ausgenutzt wer<strong>de</strong>n. Dafür kann man gewährleisten, dass<br />
nicht zwei o<strong>de</strong>r mehrere Jahre hintereinan<strong>de</strong>r Pflanzen <strong>de</strong>rselben Familie auf <strong>de</strong>m gleichen Standort<br />
angebaut wer<strong>de</strong>n, was beson<strong>de</strong>rs bei Kohl unbedingt zu vermei<strong>de</strong>n ist.<br />
c.) Einteilung in Tief- und Flachwurzler<br />
Zur Erreichung einer optimalen Bo<strong>de</strong>ngare kann man die Kulturen in Tief- und Flachwurzler einteilen und<br />
möglichst gemischt anbauen. So ist gewährleistet, dass die Nährstoffe im Bo<strong>de</strong>n bis in die tieferen Schichten<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n können.<br />
• Tiefwurzler: Bohnen, Blattkohl, Kürbis, Mangold, Möhren, Pastinaken, Porree, Rote Bete,<br />
Schwarzwurzeln<br />
• Flachwurzler: Erbsen, Salat, Gurken, Kartoffeln, Kohlrabi, Zwiebeln, Mais, Radieschen, Sellerie,<br />
Spinat<br />
d.) Einteilung nach <strong>de</strong>m Standortbedarf <strong>de</strong>r Gemüsearten<br />
Die Einteilung nach <strong>de</strong>m Standortbedarf ist ebenfalls nur sinnvoll, wenn man sie für die Bildung einer<br />
Mischkultur nutzt. So können Kulturen mit hohem oberirdischem Standraumbedarf mit Kulturen, die<br />
hauptsächlich unterirdisch viel Platz benötigen gemischt wer<strong>de</strong>n. Außer Acht gelassen ist dabei die Frage<br />
<strong>de</strong>s Nährstoffbedarfs <strong>de</strong>r Kulturen.<br />
• Viel oberirdischen Platz benötigen: Bohnen, Kopfkohl, Brokkoli, Kürbis, Wildtomate, Zucchini<br />
• Wenig oberirdischen Platz benötigen: Kohlrabi, Möhren, Zwiebeln, Spinat, Radieschen, Porree,<br />
Petersilie, Rote Bete, Mangold<br />
e.) Einteilung nach <strong>de</strong>r Kulturdauer <strong>de</strong>r Pflanzen<br />
• Kurzlebige Gemüsekulturen: Radieschen, Spinat, Salat<br />
9
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 10<br />
Querschnitt einer Parzelle<br />
1. Zuckererbsen<br />
2. Kartoffeln<br />
3. Kartoffeln<br />
4. Kartoffeln<br />
5. Kartoffeln<br />
6. Strohblumen<br />
7. Möhren spät<br />
8. Möhren spät<br />
9. Fenchel<br />
10. Porree<br />
11. Pastinaken<br />
12. Porree<br />
13. Salat + Kohlrabi (2)<br />
14. Säzwiebeln<br />
15. Möhren früh<br />
16. Steckzwiebeln<br />
17. Möhren früh<br />
18. Steckzwiebeln<br />
19. Radieschen (1)<br />
20. Zucchini<br />
21. Puffbohnen<br />
22 Radieschen (2)<br />
23. Kürbis<br />
24.<br />
25. Rote Bete<br />
26. Rote Bete<br />
27. Basilikum<br />
28. Petersilie<br />
29. Schnittsalat<br />
30. Salatrauke<br />
31. Markerbse<br />
32. Markerbse<br />
33. Zuckermais<br />
34. Tomaten + Gurken<br />
35.<br />
36. Spinat<br />
37. Spinat<br />
38. Dill<br />
39. Schwarzwurzeln<br />
40. Salat + Kohlrabi (1)<br />
41. Wirsing + Kohlrabi<br />
42. Sellerie<br />
43. Brokkoli<br />
44. Bohnen<br />
45. Weißkohl<br />
46. Rotkohl<br />
47. Strohblumen<br />
48. Mangold<br />
Die Zusammenfassung von mehreren Kulturen mit einer kürzeren<br />
Entwicklungsdauer kann sinnvoll sein, wenn nach Abräumen <strong>de</strong>r<br />
Kulturen eine Zwischenkultur geplant ist.<br />
Weitaus günstiger aber kann es sein, kurzlebige Gemüsekulturen<br />
als Lückenfüller neben langlebigen Kulturen anzubauen. Diese<br />
brauchen oft lange, um <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n vollständig zu be<strong>de</strong>cken, so dass<br />
eine sechs- bis achtwöchige Kultur die Fläche ausnützen könnte.<br />
Kombinationen können z. B. Spinat neben Wildtomaten o<strong>de</strong>r<br />
Radieschen neben Kürbis sein.<br />
f.) Einteilung nach direkten o<strong>de</strong>r indirekten För<strong>de</strong>rungen<br />
Einige Kulturen begünstigen sich positiv durch Geruchsstoffe o<strong>de</strong>r<br />
Wurzelausscheidungen. Solche Effekte sollte man unbedingt<br />
ausnützen, um <strong>de</strong>n Schädlings- und Krankheitsdruck möglichst<br />
niedrig zu halten. Beson<strong>de</strong>rs gute Kombinationen sind:<br />
• Zwiebelgewächse mit Dol<strong>de</strong>nblütler = Zwiebeln,<br />
Porree mit Möhren, Dill o<strong>de</strong>r Fenchel in Mischkultur.<br />
Durch die Vermischung <strong>de</strong>r Duftstoffe wird <strong>de</strong>r<br />
Befall mit Möhrenfliege, Zwiebelfliege und<br />
Lauchmotte vermin<strong>de</strong>rt (Reihe 7-18).<br />
• Leguminosen mit Kohlgewächse = Buschbohnen<br />
neben Kopfkohlarten. Die Stickstoffsammlung in <strong>de</strong>n<br />
g.) Beispiel einer Mischkultur<br />
Knöllchenbakterien <strong>de</strong>r Leguminosenwurzeln kommt<br />
<strong>de</strong>m hohen Nährstoffbedarf <strong>de</strong>s Kohls zugute.<br />
Bei <strong>de</strong>m nebenstehen<strong>de</strong>n Mischkulturbeispiel wur<strong>de</strong>n mehrere <strong>de</strong>r<br />
vorgestellten Einteilungen und optimalen Nachbarschaften<br />
berücksichtigt. So wer<strong>de</strong>n z.B. Bohnen zur besseren<br />
Nährstoffversorgung zwischen zwei Kohlreihen angebaut (Reihe 43-<br />
45). Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Möhren und Zwiebelgewächse im Wechsel<br />
gesät bzw. gepflanzt, dadurch wird <strong>de</strong>r Befall mit Möhrenfliege gut<br />
eingeschränkt (Reihe 7-18). Die schnell räumen<strong>de</strong>n Kulturen wie<br />
Radieschen und Spinat sind neben <strong>de</strong>n Kulturen gesät, die erst im<br />
Laufe <strong>de</strong>s Sommers viel Platz benötigen, wie Kürbis, Gurke und<br />
Zucchini. Die Zuckererbsen sind am Rand gesät, damit sie <strong>de</strong>n<br />
umlaufen<strong>de</strong>n Zaun <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte-Anlage als Stütze<br />
verwen<strong>de</strong>n können.<br />
2.4 Fruchtfolgemöglichkeiten einer<br />
GemüseSelbstErnte<br />
2.4.1 Fruchtfolge mit landwirtschaftlichen Kulturen<br />
Wenn ein Fruchtwechsel mit an<strong>de</strong>ren landwirtschaftlichen Kulturen<br />
möglich ist, muss lediglich die Stellung <strong>de</strong>r Gemüsefläche in <strong>de</strong>r<br />
Fruchtfolge beachtet wer<strong>de</strong>n. I<strong>de</strong>alerweise sollte Gemüse nach<br />
einer Getrei<strong>de</strong>frucht o<strong>de</strong>r nach einem Kleegras angebaut wer<strong>de</strong>n,<br />
nicht so günstig ist die Fruchtfolgestellung nach einer Hackfrucht.<br />
Eventuell muss im Herbst o<strong>de</strong>r im Frühjahr vor <strong>de</strong>r Selbsterntesaison<br />
Mist o<strong>de</strong>r Kompost ausgebracht wer<strong>de</strong>n, da sonst die nährstofflieben<strong>de</strong>n<br />
Kulturen wie Kohl o<strong>de</strong>r Kürbis unterversorgt wären.<br />
10
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 11<br />
2.4.2 Fruchtfolge mit an<strong>de</strong>ren Gemüsekulturen<br />
Der Fruchtwechsel mit an<strong>de</strong>ren Gemüsekulturen ist eher problematisch, da es leicht zu<br />
Fruchtfolgeproblemen kommen kann. Beson<strong>de</strong>rs wenn die Auswahl <strong>de</strong>r Gemüsekulturen in einer Selbsternte<br />
einen hohen Kohlanteil aufweist. Deswegen empfiehlt sich auf je<strong>de</strong>n Fall die Rotation mit einer<br />
Grünbrachefläche, sei es Kleegras o<strong>de</strong>r ein an<strong>de</strong>rer Gründünger. Dieses Fruchtfolgeglied gewährleistet nicht<br />
nur einen Nährstoffinput, son<strong>de</strong>rn ermöglicht auch einen größeren Abstand in <strong>de</strong>r Fruchtfolge für<br />
problematische Kulturen.<br />
2.4.3 Fruchtfolgemöglichkeiten auf einer dauerhaften Fläche<br />
Wenn die GemüseSelbstErnte je<strong>de</strong>s Jahr auf <strong>de</strong>rselben Fläche angebaut wird, gibt es verschie<strong>de</strong>ne<br />
Fruchtfolgemöglichkeiten. Auf je<strong>de</strong>n Fall sollte die gesamte benötigte Fläche 50 bis 100 % größer berechnet<br />
wer<strong>de</strong>n, als für die Parzellenanlage nötig ist. Nur dann hat man Spielraum, um auf einem Drittel o<strong>de</strong>r sogar<br />
auf <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Fläche eine Grünbrache anzusäen, die in <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte-Fruchtfolge mitrotieren<br />
kann. Dies ist nicht nur hinsichtlich <strong>de</strong>r Fruchtfolgeprobleme bei zu enger Kulturfolge nötig, son<strong>de</strong>rn auch<br />
von Vorteil im Hinblick auf das Nährstoffangebot für die Gemüsekulturen. Außer<strong>de</strong>m kann dann flexibel auf<br />
einen Zuwachs an Parzelleninteressenten reagiert und eventuell problemlos die Parzellenanlage vergrößert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
2.4.3.1 Brache – Starkzehrer – Mittelzehrer – Schwachzehrer<br />
Bei dieser vierjährigen Fruchtfolge müssen die Kulturen klar getrennt wer<strong>de</strong>n in Stark-, Mittel- und<br />
Schwachzehrer. Nur dann ist es je<strong>de</strong>r Kultur möglich, das nötige Nährstoffangebot zu erhalten. Stellt sich bei<br />
<strong>de</strong>m Block <strong>de</strong>r Mittelzehrer heraus, dass diese bereits etwas unterversorgt sind, muss auf je<strong>de</strong>n Fall vor <strong>de</strong>r<br />
nächsten Saison mit Hilfe von einer Kompostgabe aufgedüngt wer<strong>de</strong>n. Da die Gründüngung nur einjährig<br />
angebaut wird, sollte zum Bracheumbruch auch noch Mist ausgebracht wer<strong>de</strong>n, um ausreichend<br />
Nährstoffangebot für die folgen<strong>de</strong>n Starkzehrer zu haben. Die einjährige Grünbrache bietet nur<br />
eingeschränkte Möglichkeiten hinsichtlich <strong>de</strong>r Unkrautbekämpfung, <strong>de</strong>swegen sollte sie möglichst früh gesät<br />
und mehrmals im Laufe <strong>de</strong>s Jahres gemäht wer<strong>de</strong>n. Auch bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Grünbrachekultur sollte eine<br />
schnell wachsen<strong>de</strong> und dicht schließen<strong>de</strong> Kultur bevorzugt wer<strong>de</strong>n.<br />
Jahr<br />
Feld 1 2 3 4<br />
2004 Starkzehrer Mittelzehrer Kompost Gründüngung<br />
Schwachzehrer Mist<br />
2005 Mittelzehrer Kompost Gründüngung Starkzehrer<br />
Schwachzehrer Mist<br />
2006 Kompost Gründüngung Starkzehrer Mittelzehrer<br />
Schwachzehrer Mist<br />
2007 Gründüngung Starkzehrer Mittelzehrer Kompost<br />
Mist<br />
Schwachzehrer<br />
2.4.3.2 Brache – Brache – Gemüse – Gemüse<br />
Diese Fruchtfolgemöglichkeit schließt <strong>de</strong>n Fruchtwechsel innerhalb einer GemüseSelbstErnte-Anlage ein.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass im zweiten Jahr Gemüseanbau nicht die gleiche Reihenfolge <strong>de</strong>r Gemüsereihen<br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n kann wie im Vorjahr. Damit z. B. Kohlgewächse nicht zwei Jahre hintereinan<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>rselben Fläche angebaut wer<strong>de</strong>n, sollten die Kohlreihen unbedingt ausgetauscht wer<strong>de</strong>n. Eine Möglichkeit<br />
wäre es, <strong>de</strong>n gesamten Anbauplan im zweiten Jahr seitenverkehrt zu wie<strong>de</strong>rholen.<br />
Als Grünbrache sollte hier ein mehrjähriges Kleegras eingesät wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Aufwuchs kann ggf. auch als<br />
Viehfutter genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Grünbrache sollte im Frühjahr möglichst zeitig eingesät wer<strong>de</strong>n, damit zwei<br />
volle Vegetationsperio<strong>de</strong>n ausgenutzt wer<strong>de</strong>n können. Je nach Bo<strong>de</strong>nart muss sie bereits am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
11
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 12<br />
zweiten Jahres umgebrochen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r erst im Januar/Februar <strong>de</strong>s dritten Jahres. Wird die Grünbrache<br />
mehrmals gemäht, ist eine gute Beikrautunterdrückung gewährleistet.<br />
Jahr<br />
Feld 1 2<br />
2004 Brache Gemüse<br />
Mist<br />
2005 Brache Gemüse<br />
2006<br />
Gemüse Brache<br />
Mist<br />
2007 Gemüse Brache<br />
2.4.3.3 Brache – Gemüse – Gemüse<br />
Diese intensive Form <strong>de</strong>s Gemüseanbaus erfor<strong>de</strong>rt einen klar abgegrenzten Kulturwechsel innerhalb <strong>de</strong>r<br />
GemüseSelbstErnte. Sonst können über kurz o<strong>de</strong>r lang Fruchtfolgeprobleme auftreten wie Kohlhernie o<strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re Krankheiten. Es muss beachtet wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong> Pflanzenfamilie min<strong>de</strong>stens vier Jahre Abstand<br />
haben sollte, bevor sie wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>rselben Fläche angebaut wird.<br />
Jahr<br />
Feld 1 2 3<br />
2004 Gründüngung Gemüse Kompost<br />
Gemüse<br />
2005 Gemüse Kompost Gründüngung<br />
Gemüse<br />
2006 Kompost Gründüngung Gemüse<br />
Gemüse<br />
2007 Gründüngung Gemüse Kompost<br />
Gemüse<br />
2.5 Grundbo<strong>de</strong>nbearbeitung<br />
Die Grundbo<strong>de</strong>nbearbeitung sollte spätestens im März erfolgen, damit eventuelle Grünrückstän<strong>de</strong> sich noch<br />
im Bo<strong>de</strong>n zersetzen können und Unkrautsamen bereits einmal die Möglichkeit haben zu keimen. Kurz vor<br />
Beginn <strong>de</strong>r Sä- und Pflanzarbeiten sollte noch einmal flach gefräst o<strong>de</strong>r geeggt wer<strong>de</strong>n, dadurch können<br />
viele <strong>de</strong>r bereits aufgelaufenen Unkräuter bekämpft wer<strong>de</strong>n. Wenn <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n zu früh in eine Feinstruktur<br />
gebracht wird, können Probleme mit späterem Unkrautdruck und Verschlämmung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns auftreten.<br />
2.6 Reihen- o<strong>de</strong>r Beeteinteilung<br />
Unmittelbar vor <strong>de</strong>n Aussaaten sind die Reihen und ihre Abstän<strong>de</strong> festzulegen.<br />
• Mit <strong>de</strong>m Schlepper können Spuren über die Selbsterntefläche gezogen und die entstan<strong>de</strong>nen Beete<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n. Diese können dann wahlweise mit mehreren Reihen bepflanzt o<strong>de</strong>r besät wer<strong>de</strong>n.<br />
• Man kann auch mit <strong>de</strong>m Spuranreißer <strong>de</strong>r Sämaschine arbeiten und diesen jeweils auf <strong>de</strong>n<br />
erwünschten Abstand zur nächsten Reihe einstellen.<br />
• O<strong>de</strong>r es wird ein Reihenzieher eingesetzt mit <strong>de</strong>m die nötigen Spuren – beson<strong>de</strong>rs vor <strong>de</strong>m<br />
Pflanzen – gezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />
12
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 13<br />
2.7 Sä- und Pflanzarbeiten<br />
Die Sä- und Pflanzarbeiten könnten bei einigen Kulturen bereits im März beginnen, z.B. bei Puffbohnen,<br />
Spinat und Steckzwiebeln. Doch empfiehlt es sich aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Arbeitswirtschaft und <strong>de</strong>r<br />
Unkrautbekämpfung nicht vor Mitte April zu beginnen. Denn wenn zu früh mit <strong>de</strong>n Ansaaten begonnen wird,<br />
muss man eventuell noch für Frostschutz sorgen und außer<strong>de</strong>m min<strong>de</strong>stens ein- bis zweimal hacken, bevor<br />
die Parzellen an ihre Nutzer übergeben wer<strong>de</strong>n können.<br />
Bewährt haben sich zwei bis drei Pflanz- und ebenso viele Aussaattermine. Nachfolgen<strong>de</strong> Tabelle zeigt eine<br />
sinnvolle Staffelung mit <strong>de</strong>n daraus resultieren<strong>de</strong>n Ernteterminen, angepasst an die klimatischen<br />
Verhältnisse Nordhessens.<br />
Tabelle: Aussaat (A), Pflanzung (P) und Erntezeitraum (E) verschie<strong>de</strong>ner Gemüsearten in einer<br />
GemüseSelbstErnte<br />
Gemüse April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov.<br />
Kartoffeln A E............ .............. ..............<br />
Radieschen (1) A E......<br />
Puffbohnen A E......<br />
Spinat A E…........ ........<br />
Zwiebeln A E….. .......<br />
Schwarzwurzeln A E............ ......<br />
Zuckererbsen A E......<br />
Möhren früh A E...... ..............<br />
Möhren spät A E............ .............. .............. ......<br />
Schnittsalat A E..... .............. .............. ..............<br />
Salatrauke A E..... .............. .............. ..............<br />
Radieschen (2) A E ......<br />
Markerbsen A E......<br />
Buschbohnen A E...... …….<br />
Mangold A E…........ .............. .............. .............. ......<br />
Rote Bete A E............ .............. .............. .............. ......<br />
Petersilie A E...... .............. .............. ..............<br />
Dill A E...... .............. ..............<br />
Basilikum A E….. .............. .............. ..............<br />
Kohlrabi (1) P E …<br />
Kopfsalat (1) P E….<br />
Wirsing P E...... ..............<br />
Kohlrabi (2) P E….<br />
Kopfsalat (2) P E ...<br />
Porree P E..... .............. .............. ......<br />
Sellerie P E............ ..............<br />
Brokkoli P E............<br />
Weiß-/Rotkohl P E..... ………… ..............<br />
Wildtomaten P E........... .............. ..............<br />
Zucchini P E…….... .............. .............. ..............<br />
Kürbis P E............ .............. .............. ......<br />
Grünkohl P E...... ......<br />
13
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 14<br />
2.8 Parzelleneinteilung und Übergabe<br />
Kurz vor <strong>de</strong>r Übergabe an die Nutzer muss die gesamte Selbsterntefläche noch in Parzellen unterteilt<br />
wer<strong>de</strong>n. Sollte man einen Zaun um die Selbsternteanlage ziehen müssen, sei es wegen seiner öffentlichen<br />
Lage o<strong>de</strong>r wegen Wildverbiss, hat es sich bewährt, die Zaunpfähle im Parzellenabstand zu setzten. Bei einer<br />
gewählten Parzellengröße von 25 m x 3,50 m müssen also alle Zaunpfosten im Abstand von 3,50 m gesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, diese können gleich mit <strong>de</strong>r dazugehörigen Parzellennummer gekennzeichnet wer<strong>de</strong>n. Zur<br />
Abgrenzung <strong>de</strong>r Parzellen kann man eine Schnur knapp oberhalb <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns spannen, die zum<br />
Saisonen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r eingesammelt wer<strong>de</strong>n muss. O<strong>de</strong>r es wird <strong>de</strong>n Parzellennutzern überlassen, sich direkt<br />
nach <strong>de</strong>r Parzellenübergabe einen kleinen „Grenzpfad“ anzulegen. In diesem Fall empfiehlt sich, zusätzlich<br />
in <strong>de</strong>r Beetmitte kleine Holzpflöcke o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Markierstäbe zu stecken, um die Beetgrenze zu markieren.<br />
Die Übergabe sollte spätestens nach <strong>de</strong>n Eisheiligen und <strong>de</strong>m letzten Pflanztermin (Kürbis-, Zucchini- und<br />
Tomatenpflanzen) erfolgen. In diesem Fall übernehmen die Parzellennutzer eine „fertige“ Fläche, auf <strong>de</strong>r sie<br />
bis zur ersten Ernte nur gießen, jäten und hacken müssen.<br />
Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit ist, die Parzellen bereits Anfang Mai zu übergeben. Dann sind zwar die Aussaaten<br />
abgeschlossen, aber die Pflanzarbeiten müssen z. T. von <strong>de</strong>n Nutzern übernommen wer<strong>de</strong>n. Dies verschafft<br />
<strong>de</strong>m Betrieb eine Arbeitsentlastung, da sowohl das Pflanzen, als auch die Zuständigkeit für die<br />
Unkrautbekämpfung in <strong>de</strong>r ersten Maihälfte entfallen. Doch verlangt es vom Parzellennutzer einen größeren<br />
Einsatz und vermin<strong>de</strong>rt unter Umstän<strong>de</strong>n die zu erheben<strong>de</strong> Parzellengebühr wegen <strong>de</strong>r größeren<br />
Eigenleistung <strong>de</strong>r Parzellennutzer.<br />
2.9 Saatgut und Jungpflanzen<br />
Die Saatgut- und Jungpflanzenbestellungen sollten bereits im Januar (spätestens im Februar) gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n. Vergriffene Sorten können dann noch problemlos durch Ersatzsorten ausgetauscht wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n<br />
Jungpflanzenbestellungen muss bedacht wer<strong>de</strong>n, dass die Aussaaten in einem Anzuchtbetrieb ca. acht<br />
Wochen vor <strong>de</strong>r Auslieferung/Pflanzung erfolgen.<br />
Bei <strong>de</strong>n Bestellmengen sollte mit eingerechnet wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>n Selbsterntern im Laufe <strong>de</strong>s Sommers auch<br />
Saatgut zum Erwerb zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n soll. Dann ist bei ökologisch wirtschaften<strong>de</strong>n Betrieben<br />
auf je<strong>de</strong>n Fall gewährleistet, dass auch nur ökologisches Saatgut von <strong>de</strong>n Nutzern ausgesät wird.<br />
Ähnliches gilt auch für die Jungpflanzen: Wenn man verhin<strong>de</strong>rn will, dass die Parzellennutzer in <strong>de</strong>r Saison<br />
Jungpflanzen von einem konventionellen <strong>Erzeuger</strong> nachpflanzen, muss man selbst für ein<br />
Jungpflanzenangebot sorgen. Dazu empfiehlt es sich an zwei Terminen En<strong>de</strong> Juni und En<strong>de</strong> Juli<br />
Jungpflanzen zum Erwerb bereitzustellen.<br />
2.9.1 Saatgutbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen)<br />
Gemüse:<br />
Art TKG Pflanzen<br />
pro m<br />
Samen pro m<br />
(80 % keimfähig)<br />
(Min<strong>de</strong>st-)<br />
Verbrauch pro<br />
Reihe (70 m)<br />
(Min<strong>de</strong>st-)<br />
Verbrauch<br />
durch Nutzer<br />
Markerbse 200-300 g 12 15 300 g 100 g<br />
Zuckererbse 200-300 g 12 15 300 g 200 g<br />
Buschbohne 250-450 g 12 15 450 g 200 g<br />
Puffbohne 1000 g 12 15 1000 g<br />
Möhre, früh 1-1,5 g 50 63 7 g<br />
Möhre, spät 40 50 6 g 10 g<br />
Schwarzwurzeln 12-14 g 15 19 20 g 10 g<br />
Rote Bete 15-20 g 10-15 19 30 g 5 g<br />
Stielmangold 17-20 g 10-15 19 30 g 5 g<br />
Spinat 10 g 20 25 20 g 50 g<br />
Wil<strong>de</strong> Rauke 0,25 g 50 63 1,1 g 5 g<br />
14
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 15<br />
Salatrauke 2 g 50 63 9 g 10 g<br />
Radies 9 g 40 50 32 g 70 g<br />
Rettich 10 g 10 13 10 g 10 g<br />
Pflücksalat 1 g 20 26 2 g 20 g<br />
Zuckermais 150-250 g 10 13 230 g 35 g<br />
Zwiebeln 3,5-4 g 30 38 11 g<br />
Kräuter:<br />
Dill 1-2 g 100 125 18 g 5 g<br />
Petersilie 1,2-1,8 g 100 125 16 g 5 g<br />
Basilikum 1,2-1,7 g 100 125 14 g 5 g<br />
Blumen:<br />
Strohblume 5 g 30-40 50 18 g<br />
Sommerblumenmischung<br />
Sonstiges Saatgutangebot für Nutzer:<br />
Feldsalat<br />
Bin<strong>de</strong>salat<br />
Zichoriensalat<br />
Ringelblumen<br />
30-40 50 40 g<br />
2.9.2 Steckzwiebelbedarf einer GemüseSelbstErnte (20 Parzellen)<br />
20 g<br />
5 g<br />
5 g<br />
50 g<br />
Steckzwiebeln 1 kg = 400<br />
Stück<br />
20 20 5 kg<br />
2.9.3 Jungpflanzenbedarf einer GemüseSelbstErnte (für 20 Parzellen)<br />
Reihe Kultur Pflanzabstand Pflanzenbedarf<br />
1. Pflanzung: 17.-19. Kalen<strong>de</strong>rwoche<br />
1 Reihe Salat und Kopfsalat 25 cm 150 Stück<br />
Kohlrabi gemischt Kohlrabi 25 cm 150 Stück<br />
1 Reihe Wirsing und<br />
Wirsing 30 cm 150 Stück<br />
Kohlrabi gemischt Kohlrabi 30 cm 150 Stück<br />
1 Reihe Salat und<br />
2. Pflanzung: 19.-21. Kalen<strong>de</strong>rwoche<br />
Kopfsalat 25 cm 150 Stück<br />
Kohlrabi gemischt Kohlrabi 25 cm 150 Stück<br />
1 Reihe Brokkoli 30 cm 250 Stück<br />
1 Reihe Weißkohl 30 cm 250 Stück<br />
1 Reihe Rotkohl 30 cm 250 Stück<br />
1 Reihe Sellerie 30 cm 250 Stück<br />
1 Reihe Fenchel 30 cm 250 Stück<br />
2 Reihen Porree 10 cm 1.400 Stück<br />
1 Reihe Kürbisse, zwei<br />
3. Pflanzung: nach <strong>de</strong>n Eisheiligen<br />
Hokkaido 1,75 m, 2 Pfl./Parzelle 20 Stück<br />
Sorten Butternut o<strong>de</strong>r Zentner 1,75 m 20 Stück<br />
1 Reihe Zucchini 1,75 m 40 Stück<br />
1. Nachpflanzung durch GemüseSelbstErnter: En<strong>de</strong> Juni<br />
Salat, Kohlrabi, Spitzkohl Ca. 10 Pfl./Parzelle 200 Stück<br />
2. Nachpflanzung durch GemüseSelbstErnter: En<strong>de</strong> Juli<br />
Salat, Kohlrabi, Endivien Ca. 10 Pfl./Parzelle 200 Stück<br />
15
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 16<br />
3 Arbeits- und Betriebswirtschaft <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte<br />
Die Arbeits- und Betriebswirtschaft einer GemüseSelbstErnte in diesem <strong>Leitfa<strong>de</strong>n</strong> ist anhand <strong>de</strong>r<br />
Erhebungen auf <strong>de</strong>r Domäne Frankenhausen in <strong>de</strong>n Jahren 1999 bis 2003 (20 bis 70 Parzellen) errechnet<br />
wor<strong>de</strong>n. Auf an<strong>de</strong>ren Betrieben können die Zahlen und somit die ermittelten Werte durchaus abweichen.<br />
3.1 Arbeitseinsatz<br />
Den Arbeitsaufwand in einem Selbsternteprojekt kann man in vier Teilgebiete aufteilen:<br />
1. Organisationsaufwand,<br />
2. Praktischer Anbau auf <strong>de</strong>m Feld,<br />
3. Information und Beratung für die Selbsternter, sowie Veranstaltungen für und mit <strong>de</strong>n Selbsterntern,<br />
4. Infrastrukturelle Arbeiten.<br />
Dabei kann <strong>de</strong>r zeitliche Aufwand für die einzelnen Arbeitsbereiche auf <strong>de</strong>n unterschiedlichen Betrieben<br />
stark voneinan<strong>de</strong>r abweichen.<br />
Zu 1.: Im Organisationsaufwand sind alle Dinge erfasst, die mit <strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>s Anbaus zusammenhängen,<br />
Adressenverwaltung und Einladungen an die Selbsternter sowie jegliche Büroarbeit, die mit <strong>de</strong>r<br />
GemüseSelbstErnte zusammenhängt. Auch die Werbung für das Projekt zählt dazu. In <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n<br />
Jahren muss auf je<strong>de</strong>n Fall Zeit für mehrere Zeitungsartikel und die Erstellung sonstiger Werbematerialien<br />
wie z. B. eines Faltblattes zur Auslage in öffentlichen Einrichtungen eingeplant wer<strong>de</strong>n. 4<br />
Zu 2.: Die praktische Arbeit umfasst die Grundbo<strong>de</strong>nbearbeitung, <strong>de</strong>n eigentlichen Anbau, die Pflege eines<br />
eventuell vorhan<strong>de</strong>nen Kräuterbeetes und die herbstlichen Ackerarbeiten wie Mulchen o<strong>de</strong>r Fräsen <strong>de</strong>r<br />
Ernterückstän<strong>de</strong>. Der zeitliche Einsatz in diesem Bereich ist stark abhängig von <strong>de</strong>r maschinellen<br />
Ausstattung <strong>de</strong>s Betriebes: Gibt es eine Sä- o<strong>de</strong>r Pflanzmaschine? Auch ohne verän<strong>de</strong>rte maschinelle<br />
Ausstattung wird <strong>de</strong>r Arbeitsaufwand in diesem Bereich im Laufe <strong>de</strong>r Jahre durch die zunehmen<strong>de</strong><br />
Erfahrung mit Gemüseanbau leicht abnehmen.<br />
Zu 3.: Der dritte Teil <strong>de</strong>r Arbeitsaufgaben – die Information und Beratung für die Parzellennutzer - ist sehr<br />
variabel: Je nach Interessenlage und <strong>de</strong>n zeitlichen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Betriebsfamilie kann man <strong>de</strong>n Kontakt<br />
zu <strong>de</strong>n Selbsterntern intensivieren und die Selbsternter dadurch stark an <strong>de</strong>n Hof bin<strong>de</strong>n. Dies kann von<br />
Vorteil sein, wenn <strong>de</strong>r Hof beispielsweise eine Direktvermarktung hat und die Selbsternter als zusätzliche<br />
Kun<strong>de</strong>n gewinnen will. So könnte <strong>de</strong>n Selbsterntern über die Saison eine wöchentliche Informations- und<br />
Beratungsstun<strong>de</strong> angeboten und einen Schaukasten mit ständig aktuellen Hinweisen, Erntetipps o<strong>de</strong>r auch<br />
Rezepten aufgestellt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m könnte man ein Sommerfest o<strong>de</strong>r ein Erntefest planen,<br />
gemeinsames Kartoffelernten o<strong>de</strong>r ähnliches. Im Winter könnte bereits ein erstes Infotreffen für die<br />
Selbsternter <strong>de</strong>r nächsten Gartensaison angeboten wer<strong>de</strong>n, um sich auch in <strong>de</strong>r dunkleren Jahreszeit in <strong>de</strong>n<br />
Köpfen <strong>de</strong>r Parzellennutzer präsent zu halten. Bei diesem Treffen könnte <strong>de</strong>r Parzellen-Anbauplan für das<br />
nächste Jahr vorgestellt wer<strong>de</strong>n und danach eventuelle Sorten- o<strong>de</strong>r Kulturwünsche <strong>de</strong>r Parzellenutzer in<br />
die Saatgut- und Jungpflanzenbestellungen mit einfließen lassen.<br />
Wenn an einem engeren Kontakt kein Interesse besteht, kann das Angebot für die Selbsternter minimiert<br />
und als einzige Veranstaltung die Parzellenübergabe organisiert wer<strong>de</strong>n. Auch in diesem Fall bietet es sich<br />
an, eine Pinnwand o<strong>de</strong>r einen Schaukasten zu installieren, wo nötige Zusatzinformationen ausgehängt<br />
wer<strong>de</strong>n und eventuell auch Fragen <strong>de</strong>r Nutzer beantwortet wer<strong>de</strong>n können.<br />
Zu 4. Die infrastrukturellen Arbeiten hängen von <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Hofes und <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s ab: Liegt das Feld in<br />
unmittelbarer Nähe zu einem Spazierweg o<strong>de</strong>r gibt es Wild in <strong>de</strong>r Nähe, muss auf je<strong>de</strong>n Fall ein Zaun<br />
gezogen wer<strong>de</strong>n. Die Höhe <strong>de</strong>s Zaunes ist abhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s Wil<strong>de</strong>s, für Hasen kann schon ein 80<br />
cm hoher Zaun reichen, für Spaziergänger mit Hun<strong>de</strong>n reichen auch 60 cm um zu signalisieren: Hier ist ein<br />
Privatfeld, kein freier Zutritt für je<strong>de</strong>rmann! Unter Umstän<strong>de</strong>n ist es günstiger, das gesamte Feld mit einem<br />
festen Zaun zu begrenzen; vor allem wenn klar ist, dass die GemüseSelbstErnte auch in <strong>de</strong>n nächsten<br />
4 Vorlagen für ein Plakat und einen Flyer zu Werbezwecken sind im Internet unter www.oekolandbau.<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Rubrik „<strong>Erzeuger</strong>“ zu<br />
fin<strong>de</strong>n.<br />
16
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 17<br />
Jahren auf <strong>de</strong>r gleichen Fläche bestehen bleibt. Außer<strong>de</strong>m muss bedacht wer<strong>de</strong>n, dass eventuell Parkplätze<br />
für die Selbsternter geschaffen wer<strong>de</strong>n müssen: Ist auf <strong>de</strong>m Hof o<strong>de</strong>r am Feldrand genug Platz für zwei bis<br />
drei Autos? Bei 20 bis 40 Parzellen sind selten mehr als drei Familien gleichzeitig auf <strong>de</strong>m Gemüsefeld. Ist<br />
eine Gemeinschaftsfläche für die Selbsternter geplant, auf <strong>de</strong>r z. B. eine Schaukel und ein Sandkasten und<br />
vielleicht auch eine Sitzgruppe stehen, muss diese natürlich im Sommer auch gemäht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die zeitliche Verteilung <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n Arbeiten ist aus folgen<strong>de</strong>r Tabelle ersichtlich:<br />
Tabelle: Anfallen<strong>de</strong> Arbeiten bei GemüseSelbstErnte-Projekten<br />
Januar<br />
März/April<br />
April/Mai<br />
Mitte Mai<br />
Mitte Mai – En<strong>de</strong> Oktober<br />
November<br />
Anbauplanung und Infoveranstaltung<br />
Saatbettvorbereitung<br />
2-3 Pflanzungen<br />
2-3 Saattermine<br />
Zaun ziehen<br />
Übergabe<br />
Wöchentliche Beratung und Information<br />
Wöchentliches Aktualisieren <strong>de</strong>s Schaukastens<br />
Pflege <strong>de</strong>s Kräuterbeetes und <strong>de</strong>r Umlage<br />
Zaun abbauen und Bo<strong>de</strong>nbearbeitung<br />
Im Anhang befin<strong>de</strong>t sich eine Tabelle über die Arbeitszeitverteilung und ihre genaue Zuordnung zu<br />
bestimmten Tätigkeiten für das Jahr 2003 in Frankenhausen.<br />
Die untenstehen<strong>de</strong> Grafik zeigt <strong>de</strong>n Arbeitsbedarf einer GemüseSelbstErnte in drei Jahren im Vergleich. Die<br />
Daten entstammen <strong>de</strong>m Projekt auf <strong>de</strong>r Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen, zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
Erhebung war das Projekt bereits etabliert. D.h. <strong>de</strong>r Zeitaufwand für Werbung lief gegen Null, da ca. zwei<br />
Drittel <strong>de</strong>r Parzellen bereits von vorneherein an Nutzer <strong>de</strong>s Vorjahres vergeben waren und die restlichen<br />
Parzellen durch Weiterempfehlungen <strong>de</strong>r Selbsternter auch noch vor Parzellenübergabe vermietet wer<strong>de</strong>n<br />
konnten.<br />
Grafik: Arbeitszeitbedarf <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte, Domäne Frankenhausen, drei Jahre im Vergleich<br />
120<br />
100<br />
Arbeitsstun<strong>de</strong>n<br />
80<br />
60<br />
40<br />
2001, 40 Parzellen, 158 h<br />
2002, 70 Parzellen, 185 h<br />
2003, 70 Parzellen, 195 h<br />
20<br />
0<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Monat<br />
17
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 18<br />
Wie in <strong>de</strong>r Grafik zu sehen ist, wur<strong>de</strong> in 2002 die GemüseSelbstErnte um 30 auf 70 Parzellen erweitert.<br />
Dennoch ist <strong>de</strong>r Arbeitsaufwand nicht proportional angestiegen. Im Jahr 2001 mit 40 Parzellen wur<strong>de</strong>n fast<br />
vier Stun<strong>de</strong>n Arbeitszeit <strong>de</strong>s Landwirtes pro Parzelle benötig und in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Folgejahren mit jeweils 70<br />
Parzellen wur<strong>de</strong>n 2,6 bzw. 2,8 Stun<strong>de</strong>n pro Parzelle benötigt.<br />
Die maschinelle Ausstattung war in allen drei Jahren dieselbe: Die Aussaaten wur<strong>de</strong>n mit einer einreihigen<br />
Lochbandsämaschine gemacht und die Pflanzen wur<strong>de</strong>n von Hand gepflanzt. Lediglich die Kartoffeln<br />
wur<strong>de</strong>n mit einer zwei- bzw. vierreihigen Kartoffellegemaschine gelegt. Der größte Zeitaufwand beim Anbau<br />
sind somit die Pflanzungen von Hand, sollte <strong>de</strong>r Betrieb mit einer einfachen zweireihigen Pflanzmaschine<br />
ausgestattet sein, wür<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Zeitaufwand erheblich reduzieren.<br />
3.2 Investitionen<br />
Die Investitionen zum Einstieg in eine GemüseSelbstErnte sind von Betrieb zu Betrieb je nach vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Ausstattung unterschiedlich. Sie können in drei Teilbereiche untergeteilt wer<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n<br />
mit jeweils einer Tabelle dargestellt.<br />
3.2.1 Grundausstattung<br />
Die Grundausstattung zum Anbau von Gemüse und zur Anlage einer GemüseSelbstErnte-Fläche ist in<br />
folgen<strong>de</strong>r Tabelle festgehalten:<br />
Grundausstattung €<br />
Sämaschine Typ HS incl. 2<br />
Lochbän<strong>de</strong>r<br />
Wasserwagen, alt. Tränkefass/<br />
Ba<strong>de</strong>wanne und Schlauch<br />
100 m, 1 Zoll<br />
Gerätehäuschen o<strong>de</strong>r<br />
Gerätekiste<br />
750,00<br />
150,00<br />
300,00<br />
Schaukasten 230,00<br />
Summe 1.430,00<br />
Diese Investitionen sind nur einmal bei Beginn<br />
einer GemüseSelbstErnte nötig und von <strong>de</strong>r<br />
angelegten Parzellenanzahl unabhängig. Sie<br />
kann sicherlich auch noch eingekürzt wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn beispielsweise lieber von Hand als mit<br />
einer Sämaschine gesät wird.<br />
Die angegebenen Preise sind Nettopreise und<br />
wur<strong>de</strong>n aufgerun<strong>de</strong>t. Sie wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Katalog<br />
eines überregionalen Landhan<strong>de</strong>lanbieters<br />
entnommen.<br />
3.2.2 Variable Grundausstattung<br />
Die variable Grundausstattung ist für 20<br />
Parzellen berechnet. Bei diesen Posten muss<br />
wahrscheinlich je<strong>de</strong>s Jahr etwas erneuert,<br />
ersetzt o<strong>de</strong>r erweitert wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Zaungröße muss je<strong>de</strong>s Jahr an die aktuelle<br />
Parzellenzahl und Flächengröße angepasst<br />
wer<strong>de</strong>n. Alternativ kann natürlich einmalig ein<br />
fester Zaun um das gesamte Gelän<strong>de</strong> gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r jährlich nur noch gewartet bzw.<br />
repariert wer<strong>de</strong>n muss. In diesem Fall muss die<br />
eingesparte Arbeitszeit mit <strong>de</strong>n erhöhten<br />
Zaunkosten verrechnet wer<strong>de</strong>n, da meist eine<br />
viel größere Fläche eingezäunt wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Variable Ausstattung für 20<br />
€<br />
Parzellen<br />
Geräte für Nutzer/innen<br />
- Schubkarren 85,00<br />
- 5 Erntekörbe 13,75<br />
- 2 Handschaufeln 7,18<br />
- 2 Spaten 70,00<br />
- 4 Rübenhacken 10,00<br />
- 4 Hacken 21,40<br />
- 4 Kultivatoren 20,00<br />
- 2 Rechen 20,00<br />
- 2 Grabegabeln 46,00<br />
- 2 Gießkannen 7,50<br />
Zwischensumme 300,83<br />
Zaun 200m, 75cm hoch 94,40<br />
Pfosten, 50 Stk 50,00<br />
Etiketten/Randmarkierungen 50,00<br />
Summe 495,23<br />
18
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 19<br />
3.2.3 Ergänzen<strong>de</strong> Ausstattung<br />
Ergänzen<strong>de</strong> Ausstattung €<br />
Tisch und Bänke 100,00<br />
Sandkasten und Schaukel 100,00<br />
Ergänzend zur variablen Grundausstattung mit<br />
Gartengeräten kann <strong>de</strong>n Selbsterntern noch<br />
eine Gemeinschaftsfläche angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Kräuterbeet<br />
Summe<br />
50,00<br />
250,00<br />
Sinnvoll und einfach zu realisieren ist hier auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall ein Sandkasten für Kin<strong>de</strong>r, da viele<br />
Kin<strong>de</strong>r früher o<strong>de</strong>r später das elterliche Tun in<br />
<strong>de</strong>r Parzelle ermü<strong>de</strong>t und sie nach einer Abwechslung suchen. Für die Eltern kann eine Picknickmöglichkeit<br />
mit Tischen und Bänken bereitgestellt wer<strong>de</strong>n, die einfachere Variante mit einer gemähten Rasenfläche zum<br />
Ausbreiten einer Picknick<strong>de</strong>cke bietet auch schon Komfort.<br />
Bei <strong>de</strong>r Anlage eines Kräuterbeetes mit ausdauern<strong>de</strong>n Kräuterstau<strong>de</strong>n ist zu beachten, dass dieses auch<br />
gepflegt wer<strong>de</strong>n will. Außer<strong>de</strong>m kann so ein Kräuterbeet nicht einfach mit umziehen, wenn die<br />
GemüseSelbstErnte in die landwirtschaftliche Fruchtfolge integriert wird. Das Angebot eines Kräuterbeetes<br />
wird jedoch von vielen Parzellennutzern begeistert angenommen.<br />
3.3 Gewinnbeitrag<br />
Der Gewinnbeitrag für eine GemüseSelbstErnte wird anhand <strong>de</strong>s Beispiels <strong>de</strong>r Domäne Frankenhausen<br />
vorgestellt. Dabei wer<strong>de</strong>n die Jahre 2000 mit 30 Parzellen, 2001 mit 40 Parzellen und 2002 mit 70 Parzellen<br />
berechnet. Der Gewinnbeitrag ist je<strong>de</strong>s Jahr gestiegen, was nicht nur an <strong>de</strong>r gestiegenen Parzellenanzahl<br />
liegt, son<strong>de</strong>rn auch an <strong>de</strong>r verringerten Arbeitszeit pro angelegte Parzelle (siehe 3.1).<br />
In die Fixkosten <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte wur<strong>de</strong>n die Pacht und die Abschreibungen für die maschinelle<br />
Ausstattung miteinbezogen.<br />
Tabelle: Gewinn <strong>de</strong>s Betriebszweiges GemüseSelbstErnte auf <strong>de</strong>r Domäne Frankenhausen<br />
Parzellenanzahl im Jahr 30 im Jahr 2000 40 im Jahr 2001 70 im Jahr 2002<br />
Flächenbedarf für Parzellen 2.625 m² 3.500 m² 6.125 m²<br />
Flächenbedarf für Gemeinschaftsfläche 200 m² 200 m² 200 m²<br />
Summe Flächenbedarf 2.825 m² 3.700 m² 6.325 m²<br />
Leistungen:<br />
140 €/Parzelle 4.200,00 € 5.600,00 € 9.800,00 €<br />
Summe Leistungen: 4.200,00 € 5.600,00 € 9.800,00 €<br />
Fix- und Flächenkosten:<br />
- Pacht, 500 €/ha 141,25 € 185,00 € 316,25 €<br />
- Afa maschinelle Ausstattung 100,00 € 100,00 € 100,00 €<br />
Summe Fix- und Flächenkosten 241,25 € 285,00 € 416,25 €<br />
Direktkosten:<br />
Jungpflanzen 338,66 € 546,96 € 1.027,66 €<br />
Saatgut 589,60 € 616,78 € 597,14 €<br />
Kartoffelpflanzgut (eigen,<br />
3,3 kg/Parzelle, 40 €/100 kg)<br />
39,60 € 52,80 € 92,40 €<br />
Wasser, 1,60 € / m³ 48,00 € 64,00 € 112,00 €<br />
Zaun und Pfosten 140,00 € 140,00 € 140,00 €<br />
Gartengeräte für Parzellennutzer/innen 100,00 € 200,00 € 300,00 €<br />
sonst. Maschinenkosten 40,00 € 50,00 € 60,00 €<br />
Summe Direktkosten 1.295,86 € 1.670,54 € 2.329,20 €<br />
Summe Kosten 1.537,11 € 1.955,54 € 2.745,45 €<br />
Gewinn <strong>de</strong>s Betriebszweiges 2.662,89 € 3.644,46 € 7.054,55 €<br />
Gewinn/ha 9.426,16 € 9.849,89 € 11.153,44 €<br />
Akh 220 h 158 h 185 h<br />
Gewinn/Akh 12,10 € 23,07 € 38,13 €<br />
19
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 20<br />
4 Kun<strong>de</strong>n<br />
Der Kontakt zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n ist die Basis einer erfolgreichen GemüseSelbstErnte. Nur Nutzer, die sich<br />
wohlfühlen, wer<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkommen und das Projekt auch weiterempfehlen. Darum ist es wichtig, dass sich<br />
<strong>de</strong>r Betriebsleiter über seine Motive zur Teilnahme an einer GemüseSelbstErnte klar wird. Diese Kenntnis ist<br />
auch von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>r Werbung. Hier gilt es diese Grün<strong>de</strong> herauszustellen um neue<br />
Interessenten anzusprechen.<br />
4.1 Charakterisierung <strong>de</strong>r Nutzer einer GemüseSelbstErnte<br />
Zwei Diplomarbeiten an <strong>de</strong>r Universität Kassel (WORTMANN 2000 und GIPTNER 2002) beschäftigten sich mit<br />
<strong>de</strong>n Motiven <strong>de</strong>r Nutzer. WORTMANN befragte dabei 16 Nutzer im ersten Jahr <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte auf <strong>de</strong>r<br />
Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen; GIPTNER befragte 61 Nutzer im vierten Jahr <strong>de</strong>r<br />
GemüseSelbstErnte auf <strong>de</strong>r Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen und 21 Nutzer im zweiten Jahr auf<br />
<strong>de</strong>m Mittelhammshof in Essen. Die genannten Motive sind eine wichtige Grundlage, da sich aus ihnen die<br />
effektivsten Werbemaßnahmen ableiten lassen.<br />
Ausgewählte Motive für die GemüseSelbstErnte<br />
Ökogemüse<br />
Herkunftsgarantie<br />
Regionalität<br />
schöne Umgebung<br />
Erholung<br />
Kin<strong>de</strong>rn Landwirtschaft zeigen<br />
gutes Preis-Leistungsverhältnis<br />
Zusatzangebote<br />
Einblick in die Landwirtschaft<br />
Gemeinschaftserlebnis<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
in %<br />
Abbildung: Motive <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnter/innen nach vorgegebenen Kategorien (GIPTNER 2002)<br />
Dabei zeigte sich, dass <strong>de</strong>r Wunsch nach frischem, biologisch angebautem Gemüse ausschlaggebend ist.<br />
Weiterhin sehen die Nutzer es positiv, dass sie die Produktion ihrer Lebensmittel von Anfang bis En<strong>de</strong><br />
verfolgen können und somit eine optimale Kontrollmöglichkeit haben. An dritter Stelle steht <strong>de</strong>r hohe<br />
Erholungswert <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte, <strong>de</strong>r zum einen durch <strong>de</strong>n fast meditativen Charakter <strong>de</strong>r<br />
Gartenarbeit bedingt ist und sich zum an<strong>de</strong>ren durch die Möglichkeit ergibt, mit <strong>de</strong>r ganzen Familie ein<br />
schönes Freizeitvergnügen zu erleben. Hausfrauen schätzen die Kontaktmöglichkeit mit an<strong>de</strong>ren Menschen,<br />
während ihre Kin<strong>de</strong>r sich selbst beschäftigen. Für Berufstätige steht dagegen oft die ruhige Atmosphäre im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund. Viele Familien empfin<strong>de</strong>n es zu<strong>de</strong>m als positiv, ihren Kin<strong>de</strong>rn die Herkunft von Lebensmitteln<br />
zeigen zu können bzw. diese durch Teilnahme an <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte für Gemüse zu begeistern, das in<br />
Folge auch gerne verzehrt wird.<br />
Entsprechend bil<strong>de</strong>n Familien <strong>de</strong>n größten Part <strong>de</strong>r Nutzergruppe. Das Durchschnittsalter <strong>de</strong>r Erwachsenen<br />
liegt dabei zwischen 30 und 45 Jahren. Unter <strong>de</strong>n Paaren ohne Kin<strong>de</strong>r sind oft Menschen <strong>de</strong>r älteren<br />
Generation vertreten (siehe Abbildung Haushaltsstrukturen).<br />
Die Nutzer <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte haben oft eine aka<strong>de</strong>mische Ausbildung; dies <strong>de</strong>ckt sich mit<br />
verschie<strong>de</strong>nen Studien zu Verbrauchern von Lebensmitteln aus biologischem Anbau.<br />
20
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 21<br />
Haushaltsstrukturen<br />
in %<br />
50,0<br />
45,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Single Paar Familie mehrere<br />
Erwachsene<br />
ohne Kin<strong>de</strong>r<br />
mehrere<br />
Erwachsene mit<br />
Kin<strong>de</strong>rn<br />
Abbildung: Haushaltstrukturen <strong>de</strong>r GSE-Mitglie<strong>de</strong>r (GIPTNER 2002)<br />
WORTMANN (2000) stellt fest, dass fast alle Nutzer einen eigenen Garten haben, <strong>de</strong>r aber aufgrund<br />
mangelhafter Kenntnisse im Gemüsebau, wegen schlechter Bö<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r negativer Erfahrungen nicht zum<br />
Gemüsebau genutzt wird. Manche haben <strong>de</strong>n „Hausgarten“ auch bewusst zum Spielen für ihre Kin<strong>de</strong>r<br />
eingerichtet. Oft waren sie begeistert, wenn sie auf das Konzept <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte stießen; manche<br />
meinten, unbewusst schon lange Ähnliches gesucht zu haben.<br />
Durch die Teilnahme an <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte än<strong>de</strong>rt sich das Ernährungsverhalten <strong>de</strong>r Nutzer.<br />
Ten<strong>de</strong>nziell essen sie auf Dauer mehr Gemüse als vorher; weil sie zum Teil auch <strong>de</strong>n Ehrgeiz entwickeln,<br />
mit ihren selbst geernteten Lebensmitteln auszukommen, und immer mehr Distanz zu gekaufter Ware<br />
entwickeln. Viele von ihnen haben sich vorher nicht mit biologisch angebautem Gemüse ernährt, das ihnen<br />
zum einen zu teuer erschien, vor allem aber zu umständlich zu beschaffen war, da <strong>de</strong>r schnelle Gang zum<br />
nächstgelegenen Supermarkt oft praktikabler erschien. Hier liegt eine große Chance für die Ab-Hof-<br />
Vermarktung.<br />
Auch <strong>de</strong>r Bezug zur Landwirtschaft än<strong>de</strong>rt sich bei <strong>de</strong>n Nutzern. Viele Nutzer haben sich zwar schon vorher<br />
mit diesem Thema auseinan<strong>de</strong>rgesetzt und wer<strong>de</strong>n in ihrer Grundhaltung bestätigt. An<strong>de</strong>re sehen zum<br />
ersten Mal, was es be<strong>de</strong>utet Lebensmittel zu erzeugen und welche Hin<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r landwirtschaftliche<br />
Betrieb zu überwin<strong>de</strong>n hat. So wird <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Witterung auf das Wachstum <strong>de</strong>s Gemüses in <strong>de</strong>r<br />
GemüseSelbstErnte direkt erfahren. Selbsternter feiern das Erntedankfest oft zum ersten Mal bewusst und<br />
sind stolz und glücklich über ihr eigenes Gemüse. Sie empfin<strong>de</strong>n es als bereichernd eine große Vielfalt an<br />
Gemüsearten vorgesetzt zu bekommen und sich mit ihnen auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Beson<strong>de</strong>rs überzeugend<br />
ist für viele Nutzer <strong>de</strong>r Geschmack <strong>de</strong>s selbstgeernteten Gemüses. <strong>de</strong>r ihnen oft auch neue Zugänge zu<br />
bisher abgelehnten Arten ermöglicht. Ebenso ist es mit <strong>de</strong>r Nutzung von Kräutern. Als große Bereicherung<br />
empfin<strong>de</strong>n es Nutzer/innen auch Blumen ernten zu können.<br />
Die notwendige Arbeit zum Pflegen und Ernten (im Durchschnitt 1 h pro Woche) wird als wenig aufwändig<br />
bewertet; als schwierig empfin<strong>de</strong>n die Nutzer es jedoch, wenn eine große Erntemenge noch verarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Gleichzeitig bewerten sie diese Erfahrung auch als sehr wichtig, gera<strong>de</strong> im Umgang mit<br />
Kin<strong>de</strong>rn, um die Wertschätzung von Lebensmitteln zu erhöhen. Ähnlich einzuordnen sind die Erfahrungen,<br />
die sie mit Schädlingen gemacht haben 5 .<br />
Nur wenige Nutzer rechnen real aus, wie viel Geld sie durch die GemüseSelbstErnte gespart haben.<br />
Zufällige Vergleiche mit <strong>de</strong>m Gemüseangebot auf <strong>de</strong>m Markt o<strong>de</strong>r im Supermarkt erhöhen jedoch zusätzlich<br />
ihre Zufrie<strong>de</strong>nheit. Das Sparpotenzial ist aber kein ausschlaggeben<strong>de</strong>s Motiv für das Nutzen einer Parzelle.<br />
5 Zwei Aussagen zu Schädlingen:„ Jetzt warn wir doch erstaunt, wie groß die Konkurrenz hier auf <strong>de</strong>m Land doch ist. Wie viel Wickler<br />
o<strong>de</strong>r ... wie viel Viecher es doch gibt, die uns das <strong>de</strong>nn wegessen, wenn wir nicht schnell genug sind. Ja, das fand ich schon<br />
erstaunlich:“; „Je<strong>de</strong> einzelne Bohne habe ich noch mal in <strong>de</strong>r Hand gehabt, hab sie gedreht und gewen<strong>de</strong>t, da warn fast überall<br />
Würmer drin, die haben wir dann alle mit <strong>de</strong>m Finger so rausgepult ... aber geschmeckt haben sie klasse. (zit. n. WORTMANN 1999)<br />
21
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 22<br />
4.2 Werbung<br />
Da die Teilnahme an <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte weniger von rationalen Überlegungen als vielmehr von<br />
sinnlichen Erfahrungen bestimmt wird, müssen die Wünsche nach diesen Erlebnissen durch die Werbung<br />
geweckt wer<strong>de</strong>n, mit an<strong>de</strong>ren Worten: Über eine kalkulierte Kosten-Nutzen-Rechnung, welche <strong>de</strong>n<br />
monetären Wert <strong>de</strong>s geernteten Gemüses bewertet, wer<strong>de</strong>n sich wenige Verbraucher erreichen lassen. Es<br />
gilt dagegen <strong>de</strong>n ganzheitlichen Aspekt dieses Erlebnisses herauszustellen.<br />
Entsprechend funktioniert Werbung für die GemüseSelbstErnte am besten über Bil<strong>de</strong>r. Auf <strong>de</strong>r Hessischen<br />
Staatsdomäne Frankenhausen verbreitet sich die Nachfrage inzwischen von selbst. Wer einmal mit seinen<br />
Freun<strong>de</strong>n im Sommer auf <strong>de</strong>m reichhaltigen Gemüsefeld war, <strong>de</strong>ssen Lust ist geweckt. Da es natürlich<br />
schwierig ist diese Bedingungen im ersten Jahr <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte zu erzeugen, sollten Bil<strong>de</strong>r (bspw.<br />
im lokalen Fernsehsen<strong>de</strong>r, im Internet, auf Fotowän<strong>de</strong>n) eingesetzt wer<strong>de</strong>n, wo es nur geht.<br />
Ähnlich ist es mit <strong>de</strong>r Lust an <strong>de</strong>r Arbeit im Freien. Arbeitszeittechnisch gesehen ist es für <strong>de</strong>n<br />
landwirtschaftlichen Betrieb am günstigsten im Januar o<strong>de</strong>r Februar für die GemüseSelbstErnte zu werben.<br />
Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass ein Großteil <strong>de</strong>r Nutzer erst im Frühling dazustößt, weil es dann erst<br />
wie<strong>de</strong>r vorstellbar wird, wie schön es ist sich im Freien aufzuhalten bzw. leckeres Gemüse zu ernten.<br />
Bei<strong>de</strong> Aspekte tragen dazu bei, dass es ein Betrieb, <strong>de</strong>r mit GemüseSelbstErnte anfängt, im ersten Jahr<br />
schwer haben kann. Auf <strong>de</strong>r Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen waren zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r ersten<br />
Parzellenübergabe im Frühjahr 1999 nur vier Parzellen vergeben, doch kurz nach <strong>de</strong>r Parzellenübergabe<br />
kamen noch 9 Nutzerfamilien hinzu, so dass im ersten Jahr 13 Parzellen vermietet wer<strong>de</strong>n konnten. Ohne<br />
weitere intensive Werbemaßnahmen erhöhte sich die Zahl jährlich; im Jahr 2002 und damit im vierten Jahr<br />
<strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte waren es bereits 70 Parzellen.<br />
4.2.2 Maßnahmen und Materialien<br />
Die Vorteile für <strong>de</strong>n Verbraucher in <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r<br />
GemüseSelbstErnte wur<strong>de</strong>n bereits zu Anfang<br />
herausgestellt. Es gilt sie sich immer wie<strong>de</strong>r vor Augen zu<br />
führen um entsprechen<strong>de</strong> Werbemaßnahmen einzusetzen.<br />
In ihrer Dissertation fand FLEISCHMANN (1997) zu<strong>de</strong>m heraus,<br />
dass die GemüseSelbstErnte zahlreiche psychologische<br />
Effekte hat:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Sicherheitsbedürfnisse wer<strong>de</strong>n befriedigt;<br />
das eigene Han<strong>de</strong>ln wird als positiv empfun<strong>de</strong>n,<br />
das Arbeiten im Garten erscheint sinnvoll;<br />
die GemüseSelbstErnte bietet ein erfülltes Freizeiterleben;<br />
die Arbeit im Garten ist eine vollständige Tätigkeit von<br />
Anfang bis En<strong>de</strong>;<br />
neben Spaß an <strong>de</strong>r Arbeit im Freien trägt das Ernten<br />
von Gemüse zu Stolz und Befriedigung bei;<br />
die meditative Arbeit im Garten bedingt eine erhebliche<br />
Stressreduktion.<br />
Vorteile für die Verbraucher<br />
Verbraucher ...<br />
« ernten ohne zu säen<br />
« ernten frisches, qualitativ hochwertiges Gemüse<br />
« verfolgen das Wachstum verschie<strong>de</strong>ner Kulturen<br />
« können eine komplette Familie zu einem geringen<br />
Preis mit Gemüse versorgen<br />
« erleben mit o<strong>de</strong>r ohne Kin<strong>de</strong>r einen Bauernhof<br />
hautnah<br />
« knüpfen Kontakte mit an<strong>de</strong>ren Selbsterntern<br />
« erleben ein gesun<strong>de</strong>s Freizeitvergnügen<br />
« können ihren Kin<strong>de</strong>rn Zusammenhänge im<br />
Gartenbau und in <strong>de</strong>r Landwirtschaft erklären<br />
« gärtnern ohne Vorkenntnisse<br />
« probieren aus, ob ihnen Gartenarbeit Spaß macht<br />
« müssen keinen Schrebergarten pachten und keine<br />
Geräte kaufen<br />
« erleben die schönsten Seiten <strong>de</strong>r gärtnerischen<br />
Arbeit im Sommerhalbjahr<br />
« können direkt die Herkunft ihrer Lebensmittel<br />
überprüfen<br />
« dürfen Fragen stellen<br />
Bereits vorhan<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n können während eines Hoffestes o<strong>de</strong>r im bestehen<strong>de</strong>n Hofla<strong>de</strong>n bzw. am<br />
Marktstand auf das neue Angebot aufmerksam gemacht wer<strong>de</strong>n. Vor allem das Hoffest bietet dabei eine<br />
gute Gelegenheit, die positiven Nebeneffekte <strong>de</strong>s Aufenthalts auf <strong>de</strong>m Betrieb (bspw. dass die Kin<strong>de</strong>r sich<br />
Tiere anschauen können) herauszustellen und über die Sinne Interesse an <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte zu<br />
wecken.<br />
Zur Erschließung neuer Kun<strong>de</strong>nkreise ist es sinnvoll, sich <strong>de</strong>n typischen Nutzer noch einmal zu<br />
vergegenwärtigen. Da es sich vor allem um Familien mit Kin<strong>de</strong>rn im Kin<strong>de</strong>rgarten- bzw. Grundschulalter<br />
han<strong>de</strong>lt, die Interesse an gesun<strong>de</strong>r Ernährung haben, lohnt es sich entsprechend in Einrichtungen für Kin<strong>de</strong>r<br />
(Kin<strong>de</strong>rgarten, Schule, Hort) und in (Kin<strong>de</strong>r-) Arztpraxen (z. B. auch bei naturheilkundlich o<strong>de</strong>r homöo-<br />
22
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 23<br />
pathisch arbeiten<strong>de</strong>n Ärzten) zu werben. Darüber hinaus sind Biolä<strong>de</strong>n und Reformhäuser interessant. Auf<br />
lokalen Veranstaltungen und Messen kann mit einem Stand geworben wer<strong>de</strong>n 6 . Dies hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass<br />
Verbraucher konkret angesprochen wer<strong>de</strong>n können, so dass ihnen die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte direkt<br />
vermittelt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Bereits angesprochen wur<strong>de</strong> die Relevanz <strong>de</strong>r sinnlichen Ebene. Werbung ist daher vor allem mit Bil<strong>de</strong>rn<br />
sinnvoll. Ein Flyer zum Mitnehmen sollte zur Verfügung stehen, <strong>de</strong>r beispielsweise auch in <strong>de</strong>n Briefkästen<br />
<strong>de</strong>r näheren Umgebung verteilt wird. Sollte ein Hofla<strong>de</strong>n existieren, ist es sinnvoll ein Plakat zu erstellen, mit<br />
<strong>de</strong>m auch auf lokalen Messen geworben wer<strong>de</strong>n kann 7 .<br />
Auch eine Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen und Vereinen kann effektiv sein, wenn diese im<br />
Umweltschutz o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Regionalentwicklung tätig sind. Möglich wäre es auch mit Wan<strong>de</strong>rvereinen in<br />
Kontakt zu treten, <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r sensibel für Naturerlebnisse wie eine GemüseSelbstErnte sind, o<strong>de</strong>r mit<br />
lokalen Agenda-Gruppen zu arbeiten. Die selbsternte® in Österreich entstand aus einem<br />
Volkshochschulkurs. Auch hier bestehen also Möglichkeiten <strong>de</strong>r Kooperation; beispielsweise mit<br />
Teilnehmern eines Kochkurses zur gesun<strong>de</strong>n Ernährung.<br />
Da die GemüseSelbstErnte eine sehr innovative I<strong>de</strong>e ist, berichtet auch die lokale Presse gerne über sie. In<br />
vielen Gebieten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik existiert zusätzlich ein lokaler Radio- o<strong>de</strong>r Fernsehsen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />
angesprochen wer<strong>de</strong>n sollte.<br />
Wichtig ist ein Hinweis im Internet. Teilweise kommen Verbraucher mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e in Kontakt ohne eine<br />
Adresse zu haben. Die Recherche übers Internet ist heutzutage dann <strong>de</strong>r erste Schritt um Näheres zu<br />
erfahren. Zusätzlich kann hier ein Angebot für Nutzer entstehen, die bereits eine Parzelle gemietet haben 8 .<br />
Ein großes Hoffest bietet eine optimale Möglichkeit, die Verbraucher direkt mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e in Verbindung zu<br />
bringen. Dabei können die Flächen vor Ort angesehen wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Gedanke, dort zu arbeiten, wird<br />
greifbarer; insbeson<strong>de</strong>re, wenn Zusatzangebote auf <strong>de</strong>m Hof <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n. Diese können einfach in <strong>de</strong>r<br />
beson<strong>de</strong>rs schönen landschaftlichen Lage o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Möglichkeit bestehen, dass die Kin<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r<br />
Gartenarbeit ihrer Eltern auf <strong>de</strong>r benachbarten Wei<strong>de</strong> Kühe ansehen können. Auch hier ergibt sich wie<strong>de</strong>rum<br />
eine gute Gelegenheit, konkrete Fragen zu beantworten.<br />
4.3 Nutzerordnung<br />
Zur Vermietung <strong>de</strong>r Parzellen sollte eine klare Nutzerordnung festliegen (siehe Anhang). Dabei sollte<br />
<strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, ob für die Nutzer eine Nachsaat möglich ist. Bei ökologischer Bewirtschaftung <strong>de</strong>r Fläche ist<br />
es wichtig, Saatgut und Jungpflanzen anzubieten, da diese in <strong>de</strong>r Regel vom Verbraucher nicht in<br />
ökologischer Qualität beschafft wer<strong>de</strong>n können. Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass nur dieses Material<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n darf. Zusätzlich sollte die Nutzung <strong>de</strong>r Gemeinschaftsfläche, insbeson<strong>de</strong>re wenn sie<br />
Blumen und/o<strong>de</strong>r Kräuter enthält, festgelegt wer<strong>de</strong>n; ebenso auch <strong>de</strong>r Umgang mit vorhan<strong>de</strong>nen Geräten.<br />
Der Parzellenpreis sollte erfahrungsgemäß <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Situation <strong>de</strong>r Region angepasst sein. Auf <strong>de</strong>r<br />
Hessischen Staatsdomäne Kassel liegt er zur Zeit bei 140,- € pro Parzelle (85 m²).<br />
Nutzer wer<strong>de</strong>n fast durchgängig mit <strong>de</strong>m Auto kommen. Es ist daher wichtig eine Parkmöglichkeit<br />
auszuweisen und festzulegen. Ebenso sollte eine Möglichkeit bestehen eine Toilette zu benutzen.<br />
Um Streitigkeiten zu vermei<strong>de</strong>n ist es sinnvoll die Parzelle in <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>r Eingänge <strong>de</strong>s<br />
Saisonbeitrags zu vergeben, d.h. wer am schnellsten zahlt, bekommt die günstigste Fläche in unmittelbarer<br />
Hofnähe bzw. in Nachbarschaft zum Wasserfass.<br />
4.4 Pflege <strong>de</strong>r Beziehung<br />
Durch die GemüseSelbstErnte wer<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n oft fest an <strong>de</strong>n Hof gebun<strong>de</strong>n. Dies kann für <strong>de</strong>n Betrieb viele<br />
Vorteile beinhalten. Wenn nicht bereits ein Hofla<strong>de</strong>n existiert, ergibt sich spätestens jetzt die Möglichkeit,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Produkte ab Hof zu vermarkten. Aus <strong>de</strong>n bisherigen Umfragen ergab sich, dass viele Nutzer<br />
vor allem gerne Fleisch- und Milchprodukte ab Hof kaufen wür<strong>de</strong>n. Durch ein entsprechen<strong>de</strong>s Angebot<br />
können viele Mitnahmeeffekte erzielt wer<strong>de</strong>n, da sich bei Marktforschungen gezeigt hat, dass vor allem die<br />
6 In Kassel gibt es beispielsweise jährlich einen „Tag <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>“, auf <strong>de</strong>m sich Umweltgruppen vorstellen. Die Resonanz auf <strong>de</strong>n Stand<br />
<strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte im Jahr 1999 war dabei sehr gut.<br />
7 Vorlagen unter www.oekolandbau.<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r <strong>Erzeuger</strong>-Seite.<br />
8 vgl. http://www.wiz.uni-kassel.<strong>de</strong>/dfh/selbsternte<br />
23
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 24<br />
Zugänglichkeit von Bio-Lebensmitteln entschei<strong>de</strong>nd für das Kaufverhalten ist. Auch wird oft mehr<br />
Verständnis für die Landwirtschaft geweckt. Dies mag vielleicht zunächst auf mehr allgemeiner Ebene<br />
entstehen; hat aber auf je<strong>de</strong>n Fall auch Rückwirkungen auf <strong>de</strong>n Hof. Durch die neuartige Form <strong>de</strong>r<br />
Vermarktung, wie sie durch die GemüseSelbstErnte gegeben ist, steigt auf je<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Bekanntheitsgrad<br />
<strong>de</strong>s Hofes in <strong>de</strong>r Region.<br />
Da die Nutzer zu sehr unterschiedlichen Zeiten kommen, ist es schwierig die Öffnungszeiten eines eventuell<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Hofla<strong>de</strong>ns auf sie abzustimmen. Jedoch sollten diese Zeiten festgelegt wer<strong>de</strong>n und die Nutzer<br />
informiert sein, damit sie gegebenenfalls ihre Besuche auf <strong>de</strong>r Parzelle an diesen ausrichten können.<br />
Ähnlich ist es mit <strong>de</strong>n Beratungsangeboten auf <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte-Fläche. Um <strong>de</strong>n Arbeitseinsatz <strong>de</strong>s<br />
landwirtschaftlichen Betriebes nicht unnötig zu erhöhen ist es auch hier sinnvoll, eine feste Zeit anzubieten<br />
und Nutzer auf diese zu verweisen. Die Umfragen haben gezeigt, dass die Verbraucher es als sehr positiv<br />
empfin<strong>de</strong>n selbst die Zeit bestimmen zu können, zu <strong>de</strong>r sie zu ihrer Parzelle fahren. Gleichzeitig wünschen<br />
sie sich natürlich eine Beratung und die Möglichkeit ab Hof einzukaufen. Information und Beratung sind für<br />
alle Kun<strong>de</strong>n und Kundinnen sehr wichtig, die Bereitschaft an entsprechen<strong>de</strong>n Veranstaltungen teilzunehmen<br />
ist jedoch eher gering, so dass die Beratung vor Ort <strong>de</strong>n höchsten Stellenwert haben sollte.<br />
Die Beratungstermine und die Öffnungszeiten <strong>de</strong>s Hofla<strong>de</strong>ns (so vorhan<strong>de</strong>n) können im Schaukasten<br />
bekannt gemacht wer<strong>de</strong>n. Hier wollen die Nutzer zu<strong>de</strong>m Tipps zur Pflege und Ernte <strong>de</strong>s Gemüses fin<strong>de</strong>n.<br />
Dabei muss sich <strong>de</strong>r Betrieb bewusst sein, dass auf <strong>de</strong>n Parzellen auch viele „Laien“ arbeiten, die<br />
beispielsweise das Wort „vereinzeln“ noch nie gehört haben und daher auch nicht nachvollziehen können,<br />
warum diese Tätigkeit sinnvoll ist. Ein Bild einer frisch aufgelaufenen Möhre, um sie von Unkraut zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n, kann ebenso wichtig sein wie <strong>de</strong>r Hinweis, dass Brokkoli mehrfach geerntet wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Auch Hinweise zum richtigen Zeitpunkt <strong>de</strong>s Nachsäens und –pflanzens gehören in <strong>de</strong>n Schaukasten. Diese<br />
Hinweise können zusätzliche ins Internet gestellt wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Betrieb über eine Website verfügt 9 .<br />
Die Parzellenübergabe sollte offiziell gestaltet wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen<br />
wird hierbei eine Nutzerurkun<strong>de</strong> verteilt. Dadurch tritt <strong>de</strong>r Effekt eines gewissen „Besitzerstolzes“ ein, <strong>de</strong>r mit<br />
dazu führen kann, dass die Parzelle angemessen gepflegt wird.<br />
Auch kleine Sommer- o<strong>de</strong>r Erntefeste, an <strong>de</strong>nen es vielleicht ein gemeinsames Grillen gibt, erhöhen das<br />
Zugehörigkeitsgefühl <strong>de</strong>r Nutzer. Auf <strong>de</strong>r Hessischen Staatsdomäne wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten Jahren zu einem<br />
gemeinsamen Aberntetag zu Saisonen<strong>de</strong> eingela<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sehr gern angenommen wur<strong>de</strong>.<br />
Viele Verbraucher sind dankbar über Rezepte und Hinweise zu Verarbeitungs- und Lagerungsmöglichkeiten,<br />
wie sie im „Kleinen Handbuch <strong>de</strong>r Gemüsekun<strong>de</strong>“ zu fin<strong>de</strong>n sind 10 . Dabei ergibt sich wie<strong>de</strong>rum die<br />
Möglichkeit Rezeptzutaten im Hofla<strong>de</strong>n bereit zu halten, so dass die Nutzer keine weiteren Wege mehr<br />
machen müssen, um ihr Gemüse zu verarbeiten. Zur Kun<strong>de</strong>nbindung tragen zu<strong>de</strong>m Rabattangebote bei.<br />
Beispielsweise kann eine Rabattkarte für GemüseSelbstErnter eingerichtet wer<strong>de</strong>n, die dann 5 % Nachlass<br />
auf Waren ab Hof bekommen.<br />
Dies sind eine Reihe von Möglichkeiten von <strong>de</strong>n Nebeneffekten <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte zu profitieren. Die<br />
Abwägung zwischen Arbeitseinsatz und Nutzen muss je<strong>de</strong>r Betrieb für sich selbst treffen.<br />
4.4.1 Nutzereigenarten<br />
Eine GemüseSelbstErnte wirkt immer als Magnet für viele Menschen, <strong>de</strong>n Hof mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
regelmäßig zu besuchen. Diese Menschen bringen natürlich auch ihre Eigenarten mit und sind unter<br />
Umstän<strong>de</strong>n hinsichtlich <strong>de</strong>r Pflegeintensität einer Parzelle nicht einer Meinung mit <strong>de</strong>r Betriebsleitung.<br />
Deshalb ist es wichtig, sich von vorneherein darüber im Klaren zu sein, dass nicht alle Parzellen o<strong>de</strong>r das<br />
Umfeld immer ta<strong>de</strong>llos aussehen. So sind viele Nutzer überfor<strong>de</strong>rt mit <strong>de</strong>m plötzlichen Unkraut wuchs im<br />
Mai/Juni und können sich erst im Laufe <strong>de</strong>r Gartensaison an das Arbeitspensum einer eigenen Parzelle<br />
gewöhnen. Für viele ist es auch schwierig, bei anfallen<strong>de</strong>m Ernteüberschuss die Kulturen rechtzeitig zu<br />
ernten, zu Hause weiter zu verarbeiten und zu konservieren. Dadurch bleibt immer wie<strong>de</strong>r auch erntefähiges<br />
Gemüse überständig auf <strong>de</strong>n Parzellen zurück. Für die Parzellennutzer ist es eine neue Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
9 vgl. http://www.wiz.uni-kassel.<strong>de</strong>/dfh/selbsternte<br />
10 zu fin<strong>de</strong>n unter http://www.oekolandbau.<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r <strong>Erzeuger</strong>-Seite.<br />
24
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 25<br />
nicht nur ihren wöchentlichen Bedarf zu ernten, son<strong>de</strong>rn auch angesichts <strong>de</strong>r ungeahnten Mengen für <strong>de</strong>n<br />
Winter vorzusorgen und das Gemüse zu konservieren.<br />
Auffällig ist, dass eine Hauptbeschäftigung bei <strong>de</strong>r Parzellenpflege das Gießen ist, egal wie die<br />
Bo<strong>de</strong>nverhältnisse o<strong>de</strong>r die Pflanzenbedürfnisse sind. Beson<strong>de</strong>rs Kin<strong>de</strong>rn ist das häufige Bewässern ihrer<br />
Pflanzen wichtig und sollte toleriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Parzellennutzer überwiegend Familien sind, die keine großen<br />
gärtnerischen und landwirtschaftlichen Vorkenntnisse haben. Für diese Menschen ist es eine Chance, sich<br />
mit <strong>de</strong>m landwirtschaftlichen Umfeld vertraut zu machen und so einen neuen Bezug zu Umwelt und Natur zu<br />
bekommen. Im Gegenzug hat <strong>de</strong>r Landwirt die Chance, zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern aktiv zu<br />
vermitteln, und so seinem Betrieb zu einem Imagegewinn in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zu verhelfen.<br />
4.5 Die Gemeinschaftsfläche<br />
Die Gemeinschaftsfläche ist ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Faktor für die Nutzerfreundlichkeit <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte.<br />
Hier können sich die Nutzer begegnen und austauschen; hier fin<strong>de</strong>n sie vor allen Dingen alles, was sie für<br />
ihre Parzelle brauchen. Zur Grundausstattung gehört daher auf je<strong>de</strong>n Fall ein Wasserbehälter. Das kann<br />
eine alte Ba<strong>de</strong>wanne, ein nicht mehr benötigtes Güllefass o<strong>de</strong>r Ähnliches sein. Entsprechend sollten<br />
ausreichend Gießkannen zur Verfügung stehen. Sie wer<strong>de</strong>n gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren Gartengeräten im<br />
Geräteschuppen untergebracht, <strong>de</strong>r beispielsweise mit einem einfachen Zahlen-Nummernschloss, <strong>de</strong>ssen<br />
Zahlenkombination nur <strong>de</strong>n Nutzern bekannt ist, gesichert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Als erstes sollte je<strong>de</strong>m Nutzer <strong>de</strong>r immer aktualisierte Schaukasten ins Auge fallen, um Fehler in <strong>de</strong>r<br />
Gartenpflege zu vermei<strong>de</strong>n. Er muss daher einen sehr zentralen Standort haben, an <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r Nutzer<br />
vorbeikommt, bevor er seine Parzelle betritt. Die Platzierung direkt neben <strong>de</strong>m Geräteschuppen bietet sich<br />
also an.<br />
Die Gemeinschaftsfläche ist <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Ort um ein Kräuterbeet einzurichten, da je<strong>de</strong>r Nutzer nur wenig<br />
Kräuter braucht bzw. mehrjährige Pflanzen sich schlecht in die Parzelle integrieren lassen. Auch ein<br />
zusätzliches Blumenangebot wird gerne angenommen. Sonnenblumen begrenzen die GemüseSelbstErnte-<br />
Parzellen in optischer Hinsicht i<strong>de</strong>al. Ringelblumen (Calendula) sind eine problematische Pflanze auf <strong>de</strong>n<br />
Parzellen, da sie zu spät geerntet wer<strong>de</strong>n und sich daher stark über Samen verbreiten. Sie sollten besser in<br />
das Angebot <strong>de</strong>r Gemeinschaftsfläche integriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Gera<strong>de</strong> für Familien mit Kin<strong>de</strong>rn ist sehr wichtig, dass für die Kin<strong>de</strong>r auch Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Parzelle gegeben sind. Ein Sandkasten ist daher i<strong>de</strong>al. Auch<br />
Ausstattung <strong>de</strong>r<br />
sollte die Gemeinschaftsfläche regelmäßig gemäht wer<strong>de</strong>n, damit auch Gemeinschaftsfläche<br />
Kleinkin<strong>de</strong>r herumlaufen können ohne zu stolpern. Vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Sitzgelegenheiten geben <strong>de</strong>n Nutzern Gelegenheit miteinan<strong>de</strong>r in Kontakt zu<br />
treten bzw. die eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Pause zu genießen.<br />
Dieses Angebot kann noch in vielerlei Hinsicht ergänzt wer<strong>de</strong>n. Dabei sind<br />
weitere Angebote für Kin<strong>de</strong>r wie eine Schaukel o<strong>de</strong>r ein Klettergerüst<br />
<strong>de</strong>nkbar. Mit jungen Wei<strong>de</strong>stämmen lässt sich für Kin<strong>de</strong>r eine schöne Höhle<br />
bauen, die zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Anreiz stärkt im nächsten Jahr wie<strong>de</strong>rzukommen, um<br />
zu sehen, wieweit sie schon gewachsen ist.<br />
Auch sollte <strong>de</strong>r Betrieb sich vorher überlegen, wohin die Nutzer ihre<br />
Gemüseabfälle bringen sollen. Durch das Angebot eines Komposthaufens<br />
können die Parzellennutzer ihr Gemüse gleich grob putzen o<strong>de</strong>r entblättern,<br />
so wer<strong>de</strong>n Nährstoffe auf <strong>de</strong>m Hof behalten. Denn für viele Verbraucher ist<br />
<strong>de</strong>r Gedanke abwegig, ihre Gemüseabfälle einfach auf <strong>de</strong>m Feld liegen zu<br />
lassen.<br />
auf je<strong>de</strong>n Fall:<br />
• Wasserbehälter<br />
• Geräteschuppen<br />
• Schaukasten<br />
nach Möglichkeit:<br />
• Blumenbeet<br />
• Kräuterbeet<br />
• Sitzgelegenheiten<br />
• Sandkasten<br />
zusätzlich zum Beispiel:<br />
• Schaukel<br />
• Komposthaufen<br />
• Wei<strong>de</strong>nzelt<br />
• Klettergerüst<br />
25
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 26<br />
Quellen<br />
BERGAN et al. (2001): Transfer <strong>de</strong>r Gemüseselbsternte; Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und<br />
Pflanzenbau <strong>de</strong>r Universität Kassel – Sommersemester 2001;<br />
BERGAN et al. (2001): Die Gemüseselbsternte – <strong>Leitfa<strong>de</strong>n</strong> zur Umsetzung auf landwirtschaftlichen Betrieben;<br />
Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau <strong>de</strong>r Universität Kassel –<br />
Sommersemester 2001;<br />
BÖHNHARDT et al. (1999): Gemüse selbst ernten; Projektarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und<br />
Pflanzenbau <strong>de</strong>r Universität Kassel – Sommersemester 1999;<br />
BUSCH, MITTELSTRAß UND HEß (2003): GemüseSelbstErnte; Lebendige Er<strong>de</strong> [6] 2003;<br />
CAMPE ET AL. (2002): Evaluation <strong>de</strong>r Selbsternteprojekte in Österreich; Projektarbeit am Fachgebiet<br />
Ökologischer Land- und Pflanzenbau <strong>de</strong>r Universität Kassel – Sommersemester 2002;<br />
FLEISCHMANN (1997): Motive und Einstellungen zur Selbstversorgung („Selbsternte“) und ihr psychologischer<br />
Nutzen; Dissertation an <strong>de</strong>r Universität Wien, Grund- und Integrativwissenschaftliche Fakultät;<br />
GIPTNER (2002): Studie zu Einstellungen und Ernährungsverhalten <strong>de</strong>r NutzerInnen einer<br />
GemüseSelbsternte; Diplomarbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau <strong>de</strong>r<br />
Universität Kassel – Wintersemester 2002/2003;<br />
GIPTNER (2002): Betrachtung und Bewertung <strong>de</strong>r Erträge und erntewerte einer GemüseSelbstErnte-Parzelle<br />
2002, sowie ein bewerten<strong>de</strong>r Vergleich mit <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r letzten vier Jahre; Projekt<br />
arbeit am Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau <strong>de</strong>r Universität Kassel –<br />
Wintersemester 2002/2003;<br />
MITTELSTRAß , HEß (2002): Gemüse-Selbsternte auf landwirtschaftlichen Betrieben – eine neue<br />
Direktvermarktungschance; Ländlicher Raum [6] 2002;<br />
MITTELSTRAß , HEß (2002): Nicht säen, aber ernten; bioland [4] 2002;<br />
MITTELSTRAß (2002): Gemüse selbst ernten – innovativer Direktabsatz in Stadtnähe; Gemüse [1] 2002;<br />
MORITZ (2003): Gemüseparzellen an Städter vermieten; top agrar [4) 2003;<br />
SCHÜSSLER (2000): Gemüse selbst ernten; Hof direkt [3] 2000;<br />
WORTMANN (2000): Gemüse selbst ernten auf <strong>de</strong>r Domäne Frankenhausen. Ein Beitrag zum nachhaltigen<br />
Konsum; Diplomarbeit am Fachbereich 11 <strong>de</strong>r Universität Kassel – Wintersemester 1999/2000;<br />
WORTMANN UND HEß (2001): Gemüse selbst ernten. Ein Beitrag zum nachhaltigen Konsum; Kritischer<br />
Agrarbericht (1) 2001.<br />
Literatur<br />
FLEISCHMANN, A. [1997]: Motive und Einstellungen zur Selbstversorgung („Selbsternte“) und ihr<br />
psychologischer Nutzen. Dissertation an ....<br />
FREYER, B. [2003]: Fruchtfolgen. 3. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.<br />
HAASE, M. [1988]: Mischkultur. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.<br />
KÖNNECKE, G. [1967]: Fruchtfolgen. 3. Auflage. Dt. Landwirtschaftsverlag Berlin.<br />
KRUG, H., LIEBIG, H.-P-, STÜTZEL, H. [2002]: Gemüseproduktion. Ulmer Verlag Stuttgart.<br />
MEIER-PLOEGER, A. [2001]: „5 am Tag“ – Obst- und Gemüseverzehr unterschiedlicher Altersgruppen in<br />
Karlsruhe. Poster auf <strong>de</strong>m 38. Wissenschaftlichen Kongress <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung e.V. vom 15.-16. März 2001 in Gießen.<br />
UNIVERSITÄT KASSEL – FACHBEREICH ÖKOLOGISCHE AGRARWISSENSCHAFTEN (Hrsg.) [2003]:<br />
GemüseSelbstErnte – Kleines Handbuch <strong>de</strong>r Gemüsekun<strong>de</strong>. Anbau, Inhaltsstoffe, Verarbeitung und<br />
Rezepte. Broschüre. Bezug über: Universität Kassel, Fachbereich 11, Fachgebiet Ökologische<br />
Lebensmittelqualität und Ernährungskultur, Nordbahnhofstr. 1a, D-37213 Witzenhausen.<br />
VOGEL, G. [1996]: Handbuch <strong>de</strong>s speziellen Gemüsebaus. Ulmer Verlag Stuttgart.<br />
WEINRICH, Ch. [2003]: Mischkultur im Hobbygarten. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart.<br />
26
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 27<br />
Anhang<br />
1. Saatgutlieferanten für <strong>de</strong>n ökologischen Gemüsebau<br />
(entnommen <strong>de</strong>m alicon Betriebsmittelkatalog 2002)<br />
Name Adresse Telefon, Fax und mail<br />
Pharmasaat GmbH<br />
Straße am Westbahnhof<br />
06556 Artern<br />
Carl Sperling & Co Hamburger Str. 35<br />
D-21339 Lüneburg<br />
Bruno Nebelung GmbH Freckenborster Str. 32<br />
D-48348 Everswinkel<br />
Dreschflegel GbR Postfach 1213<br />
D-37202 Witzenhausen<br />
Ferme <strong>de</strong> Saint Marthe<br />
Bäreneck 4/Efeuhaus<br />
D-55288 Armsheim<br />
T: 03466 / 324 599<br />
F: 03466 / 300 231<br />
info@pharmasaat.<strong>de</strong><br />
Tel 04131 / 30170<br />
Fax 04131 / 301745<br />
Tel 02582 / 670209<br />
Fax 02582 / 670270<br />
Tel 05542 / 502 744<br />
Fax 05542 / 502 758<br />
dreschflegel@biologische-saaten.<strong>de</strong><br />
Tel 06734 / 960013<br />
Fax 06734 / 960014<br />
Rijk Zwaan GmbH Werler Str. 1<br />
D-59514 Welver<br />
Bingenheimer Saatgut AG Kronstr. 24<br />
D-61209 Echzell-<br />
Bingenheim<br />
Bornträger & Schlemmer<br />
In <strong>de</strong>n Aspen<br />
67591 Offstein<br />
Juliwa-Enza GmbH & Co.KG Eppelheimer Str. 20<br />
D-69115 Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Hild Samen GmbH Kirchenweinbergstr. 115<br />
D-71672 Marbach<br />
N.L. Chrestensen Postfach 854<br />
D-99016 Erfurt<br />
Vitalis Biologische Za<strong>de</strong>n Hengwel<strong>de</strong>rweg 6<br />
NL-7383 RG Voorst<br />
Tel 02384 / 501141<br />
Fax 02384 / 501110<br />
Rijk_Zwaan.Welver@t -online.<strong>de</strong><br />
Tel 06035 / 18990<br />
Fax 06035 / 189940<br />
info@oekoseeds.<strong>de</strong><br />
T: 06243 / 905 326<br />
F: 06243 / 905 328<br />
Tel 06221 / 53040<br />
Fax 06221 / 530422<br />
Tel 07144 / 847311<br />
Fax 07144 / 847399<br />
Tel 0361 / 2245232<br />
Fax 0361 / 2245112<br />
n.l.c@t-online.<strong>de</strong><br />
vitalis@wxs.nl<br />
27
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 28<br />
2. Jungpflanzenlieferanten für <strong>de</strong>n ökologischen Gemüsebau<br />
(entnommen <strong>de</strong>m alicon Betriebsmittelkatalog 2002)<br />
Name Adresse Telefon, Fax und mail<br />
Pharmasaat GmbH<br />
Straße am Westbahnhof<br />
06556 Artern<br />
Grüner Kern Elstertal GmbH Floßstraße 3<br />
07613 Crossen<br />
Bio-Gärtnerei Watzkendorf<br />
GmbH<br />
Dorfstr. 71<br />
17237 Watzkendorf<br />
Michael Homann Einster Hauptstraße 20<br />
27337 Blen<strong>de</strong>r<br />
Gärtnerei <strong>de</strong>r Werkstatt Bahnhofstr. 39<br />
Begatal<br />
32694 Dörentrup-Begatal<br />
Matthias Hofmeier Oesterweger Str. 52<br />
33775 Versmold<br />
T: 03466 / 324 599<br />
F: 03466 / 300 231<br />
info@pharmasaat.<strong>de</strong><br />
T: 036693 / 20069<br />
T: 039826 / 12365<br />
F: 039826 / 13581<br />
T: 04233 / 8049<br />
F: 04233 / 8046<br />
T: 05263 / 949 976<br />
F: 05263 / 949 910<br />
T: 05423 / 2158<br />
F: 05423 / 8447<br />
Bio-Garten Flechtdorf GbmH 34519 Diemelsee-Flechtdorf T: 05633 / 98960<br />
F: 05633 / 98920<br />
Wolfgang Wun<strong>de</strong>rlich Neersbroicher Str. 16<br />
41066 Mönchengladbach<br />
Gemüsegärtnerei „Grünzeug“ Kruppwinkel 2<br />
49596 Gehr<strong>de</strong><br />
Bornträger & Schlemmer<br />
In <strong>de</strong>n Aspen<br />
67591 Offstein<br />
Gärtnerei Uli Natterer Leinfel<strong>de</strong>rstr. 41<br />
71665 Vaihingen-Enz<br />
Gaißer & Fischer Dorfstr. 101-103<br />
72141 Waldorfhäslach<br />
Christoph Knausenberger Friedrichsruher Str. 80<br />
74632 Neuenstein<br />
Bärthele Oberzellerstr. 13<br />
78479 Insel Reichenau<br />
Gärtnerei Hoch-Reinhard Untere Letten 3<br />
79592 Fischingen<br />
T: 02161 / 663 681<br />
F: 02161 / 663 3461<br />
T: 05439 / 436<br />
F: 05439 / 2954<br />
T: 06243 / 905 326<br />
F: 06243 / 905 328<br />
T: 07042 / 12343<br />
F: 07042 / 17631<br />
T: 07127 / 3021<br />
F: 07127 / 22663<br />
T: 07942 / 2360<br />
T: 07534 / 7667<br />
F: 07534 / 7858<br />
T: 07628 / 941 701<br />
F: 07628 / 941 702<br />
Siegfried Klein 85232 Bergkirchen T und F: 08131 / 82725<br />
Gärtnerei Alexan<strong>de</strong>r<br />
Pfleghaar<br />
Donau-Lech-Werkstätten<br />
86688 Marxheim<br />
T: 09097 / 809 250<br />
F: 09097 / 809 208<br />
Rainer Engler 86065 Schongau T: 08861 / 7373<br />
F: 08861 / 1272<br />
Dieter Bayrhof Ajen 46<br />
87439 Kempten<br />
Andreas Storch Schulstr. 48<br />
99310 Holzhausen<br />
T: 0831 / 94795<br />
F: 0831 / 94933<br />
T: 03628 / 45550<br />
28
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 29<br />
3. Arbeitszeit <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte auf <strong>de</strong>r Domäne Frankenhausen 2003<br />
Organisation:<br />
Jan Feb Mär Apr Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Adressenverwaltung 1 2 1<br />
1. Infoschreiben 3<br />
Anbauplanung 2<br />
Saatgutbestellung 4<br />
Jungpflanzenbestellung 2<br />
Parzelleneinteilung 1<br />
Vorbereitung Übergabe 3<br />
2. Infoschreiben 3<br />
Schaukasteninfo´s 0,5 0,5 0,5<br />
Internetinfo 1 0,5 1 1 1 0,5 0,5 0,5<br />
Infotelefon 0,5<br />
Summe Organisation: 5 8 0 5 6 1,5 1,5 1 1 0,5 0,5 0<br />
Anbau:<br />
Düngen 0,5<br />
Pflügen 2<br />
Eggen 1 1<br />
Fräsen 4<br />
Spuren ziehen 1<br />
Einmessen 1<br />
Kräuterbeet 4 8 1 2 1 1 3<br />
Pflanzen 39<br />
Säen 9 4<br />
Kartoffeln legen 2<br />
Zwiebeln stecken 1 3<br />
Blumen säen 1,5<br />
Giessen 5<br />
Etikettieren 1 1<br />
Parzellen abstecken 2<br />
Summe Anbau: 0 2 1 17 70 1 3 1 1 3 0 0<br />
Infrastruktur:<br />
Zaun auf- + abbauen 16 1<br />
Wasseranschluß 4 1<br />
Grünfläche mähen 1 1 1 1<br />
Summe Infrastruktur: 0 0 0 0 17 5 1 1 0 0 2 0<br />
Veranstaltungen:<br />
1. Infotreffen 3<br />
Übergabe 4<br />
B & I vor Ort 2 8 8 3 2<br />
Sommerfest 7<br />
Erntefest 5<br />
Summe Veranstaltungen: 3 0 0 0 6 15 8 3 2 5 0 0<br />
Monatssummen 8 10 1 22 99 22,5 13,5 6 4 8,5 2,5 0<br />
29
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 30<br />
4. Plakatvorlage<br />
30
Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 31<br />
5. Nutzervereinbarung<br />
Vereinbarung für die Saison xxxx<br />
für die Nutzung einer Gemüseparzelle<br />
Leistungen<br />
1. Die Rechte zur Bewirtschaftung, d.h. Pflegen und Beernten, einer Parzelle, ab xx. Mai 200x bis<br />
ca. November 200x (<strong>de</strong>r genaue Termin wird noch bekanntgegeben), wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Zahlung<br />
<strong>de</strong>s Saisonbeitrages auf die Person übertragen.<br />
2. Zum Übernahmetermin stellen wir eine Gemüseparzelle von ca. 85 m² mit 20-25 Gemüsearten<br />
bereit.<br />
3. Ein Grundsortiment an Geräten zur Pflege <strong>de</strong>r Parzelle wird ebenfalls bereitgestellt.<br />
4. Wasser zur Bewässerung wird bereitgestellt.<br />
5. Informationen zum Gartenbau wer<strong>de</strong>n zur Verfügung gestellt.<br />
Bedingungen zur Parzellennutzung:<br />
1. Die EU-Verordnung (2092/91) zum Ökologischen Landbau ist einzuhalten, d.h. insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf <strong>de</strong>n Einsatz von leichtlöslichem Mineraldünger und chemisch-synthetischen<br />
Pflanzenschutzmitteln ist zu verzichten. Bei eigenen Saaten und Pflanzungen sind Saatgut und<br />
Jungpflanzen aus ökologischer Erzeugung zu verwen<strong>de</strong>n. (Bei Unklarheiten bitte Rücksprache<br />
mit <strong>de</strong>r Projektbetreuerin/<strong>de</strong>m Projektbetreuer).<br />
2. Die Hofordnung muss beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Es dürfen keine auf Dauer angelegten baulichen Maßnahmen erstellt wer<strong>de</strong>n (wie z.B.<br />
Parzellenabgrenzungen u.ä.).<br />
4. Die Geräte, die zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung stehen, müssen im sauberen Zustand<br />
an <strong>de</strong>n entsprechend vorgesehenen Platz zurückgebracht wer<strong>de</strong>n. Für beschädigte Geräte<br />
muss aufgekommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Sonstiges:<br />
1. Der Saisonbeitrag beläuft sich auf xxx €, für eine halbe Parzelle xx €. Die Parzellen wer<strong>de</strong>n<br />
nach Reihenfolge <strong>de</strong>r Einzahlung vergeben, bei Überhang <strong>de</strong>r Einzahlungen erfolgt<br />
selbstverständlich eine Rückzahlung.<br />
2. Für selbstmitgebrachte Gegenstän<strong>de</strong> kann keine Haftung übernommen wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Für Missernten, die auf natürliche Bedingungen zurückzuführen sind, kann keine Haftung<br />
übernommen wer<strong>de</strong>n.<br />
4. Die verbindliche Anmeldung erfolgt durch die Überweisung <strong>de</strong>s Saisonbeitrags.<br />
Mit <strong>de</strong>r Überweisung <strong>de</strong>s Saisonbeitrages wer<strong>de</strong>n die obengenannten Bedingungen anerkannt.<br />
Bankverbindung:<br />
Betrieb xxxx<br />
Kreditinstitut<br />
BLZ:<br />
Kontonummer:<br />
Stichwort: GemüseSelbstErnte<br />
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Handbuch <strong>de</strong>r GemüseSelbstErnte 32<br />
6. Urkun<strong>de</strong> zur Parzellenübergabe<br />
Urkun<strong>de</strong><br />
für die Nutzung <strong>de</strong>r<br />
Gemüseparzelle<br />
Nr. _____<br />
in <strong>de</strong>r Saison 200x<br />
an ____________________<br />
Viel Spaß wünscht<br />
>>HofnameHofname>Adresse<br />
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