Pharmakologie
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Nach: „Lokalanästhesie in der Zahnheilkunde“, Georg-H. Nentwig 1. <strong>Pharmakologie</strong><br />
Vasokonstriktive Zusätze<br />
Im Gegensatz zu Cocain, das eine gefäßverengende Wirkung hat, wirken die synthetischen<br />
Lokalanästhetika gefäßerweiternd. Diese vasodilatierende Wirkung führt zu<br />
einer verstärkten Durchblutung und einem schnellen Abtransport des Wirkstoffs.<br />
Stolz gelang in den Hoechst-Laboratorien mit der Synthese von Adrenalin die Synthese<br />
des ersten Hormons überhaupt. Dieses konnte unter der Bezeichnung Suprarenin<br />
bereits 1905 im Kombination mit Procain für den Einsatz im zahnärztlichen Bereich<br />
angeboten werden.<br />
Durch den Zusatz von vasokonstriktorisch wirksamen Substanzen wie Adrenalin lässt<br />
sich der Abtransport des Lokalanästhetikums verzögern. Hierdurch erhöht sich die<br />
Wirkungsdauer, die Systemtoxizität wird reduziert. Damit wird - insbesondere wichtig<br />
bei längeren Eingriffen - durch den Adrenalinzusatz die zulässige Grenzdosis erhöht.<br />
Zusätzlich führt die vasokonstriktorische Substanz zu einem schwächer durchbluteten<br />
Operationsgebiet.<br />
Das Adrenalin selber hat keine anästhetische Wirkung.<br />
Eine Folge des Adrenalinzusatzes ist auch das nach Abklingen der Anästhesie<br />
verbleibende längere Taubheitsgefühl.<br />
Heutzutage steht Articain als 4%ige Lösung auch ohne Adrenalinzusatz zur Verfügung<br />
(Ultracain ® D ohne Adrenalin), das eine tiefe, aber kurze Anästhesie (10 bis<br />
15 Minuten) ohne lang anhaltendes Taubheitsgefühl ermöglicht.<br />
Noradrenalin soll wegen der Möglichkeit starker Blutdruckerhöhungen nicht mehr als<br />
vasokonstriktorischer Zusatz verwendet werden.<br />
Nebenwirkungen<br />
Nebenwirkungen sind bei der lokalen Anwendung von modernen Lokalanästhetika im<br />
zahnärztlichen Bereich selten.<br />
Systemische Nebenwirkungen können aufgrund einer allergischen Reaktion oder<br />
infolge eines zu hohen Blutspiegels des Lokalanästhetikums oder des vasokonstriktorisch<br />
wirksamen Zusatzes auftreten.<br />
Insbesondere nach versehentlicher intravasaler Injektion, aber auch nach zu hoher<br />
Dosierung können kardiale und zentralnervöse Störungen auftreten. Daher ist auf<br />
eine sorgfältige Aspirationskontrolle zu achten.<br />
Allergische Reaktionen und Hilfsstoffe<br />
Allergische Reaktionen auf Bestandteile der lokalanästhetischen Präparate sind selten.<br />
Lokalanästhetika vom Amidtyp haben eine geringere Allergierate, da sie keine<br />
allergen wirkende Paraaminogruppe enthalten, wie z.B. die Ester Procain oder Tetracain.<br />
Etwas häufiger sind Unverträglichkeitsreaktionen auf das in Mehrfachentnahmeflaschen<br />
notwendige Konservierungsmittel Methylparaben zurückzuführen, da dies ebenfalls<br />
eine potentiell allergene Paragruppe enthält.<br />
Dieses Risiko lässt sich durch Verwendung konservierungsmittelfreier Präparate vom<br />
Amidtyp oder die Verwendung von Zylinderampullen oder Brechampullen vermeiden.<br />
Adrenalin ist sehr sauerstoffempfindlich. Daher muss grundsätzlich allen adrenalin-<br />
oder noradrenalinhaltigen Lokalanästhetika der Zusatzstoff Sulfit (oder Disulfit) zur<br />
Stabilisierung des Adreanlin zugegeben werden. In seltene Fällen kann dieser Zusatz<br />
bei Sulfit-sensiblen Asthmatikern anfälle auslösen.<br />
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