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Damhain Alla 14

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44 Steine Steine 45<br />

Manche Wünsche haben wir in der<br />

Kindheit begraben, still unter einen Stein<br />

gelegt. Lange Zeit haben wir den Stein<br />

noch heimlich besucht, bis wir den<br />

Wunsch und den Stein endlich vergaßen.<br />

Eines Tages aber kommen wir zufällig an<br />

dieser Stelle im Garten vorbei und<br />

entdecken: Der Stein lebt, Moos und Gras<br />

wachsen darauf.<br />

Theodor Fontane<br />

Was ist ein Stein?<br />

In meiner Kindheit hätte ich diese Frage mit<br />

Leichtigkeit beantworten können.<br />

Ein Stein hat stets eine graue Farbe, manchmal<br />

ist er mit Maserungen durchzogen und<br />

gelegentlich hat er Risse oder sogar kleine<br />

Löcher. In den Löchern leben oft Spinnen.<br />

Steine sind immer irgendwie rund und selbst<br />

wenn sie Ecken und Kanten besitzen, sieht<br />

man ganz genau, dass alle Steine rund werden<br />

möchten. Steine wohnen in der Erde und<br />

sobald sie an die Oberfläche gelangen, beginnen<br />

sie zu sterben. Aber sie sterben genau<br />

so langsam, wie sie gewachsen sind. Steine<br />

sind uralt und es muss sehr viel regnen, bis<br />

sie ganz winzig klein zurück in die Erde<br />

kehren, um vielleicht lange Zeit später wieder<br />

Teil eines anderen Steines zu werden.<br />

Ein Stein bekommt keine Kinder im herkömmlichen<br />

Sinne, aber er trennt Teile von<br />

sich ab, die dann doch wiederum eigenständige<br />

Steine sind.<br />

In den Steinen befindet sich Kraft, denn man<br />

kann damit Nüsse knacken und Nägel einschlagen.<br />

Besonders beeindruckend ist, dass<br />

sie an kühlen Sommerabenden noch die<br />

Wärme des Tages in sich haben und im zeitigen<br />

Frühling die Kälte des Winters speichern.<br />

Außerdem hält der Stein die Erde unter<br />

sich feucht, auch wenn der restliche Garten<br />

schon nach Wasser verlangt.<br />

Ein richtiger Stein, der seinen Namen verdient,<br />

zieht lebendige Wesen an. Auf ihm<br />

Die Kraft der Steine<br />

wächst Moos, dicht neben ihm siedeln zarte<br />

Blumen und Efeu und unter ihm leben<br />

Schnecken, Tausendfüßler, Ameisen und Käfer.<br />

Hebt man einen großen Stein blitzschnell<br />

hoch, kann man all diese Tiere beobachten,<br />

während sie sich flink in die Erde zurückziehen.<br />

Der Stein schützt sie und gibt ihnen Obdach.<br />

Wenn man einen runden Stein in der Hand<br />

hält, kann man besser nachdenken, und sobald<br />

man sich auf einen der größeren Steine<br />

setzt, wird man ruhig und gelassen und beginnt<br />

zu singen.<br />

Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, die<br />

bunten geschliffenen Splitter, die sich in den<br />

Schmuckstücken meiner Mutter befanden,<br />

als Steine zu bezeichnen und ganz sicher hätte<br />

ich keinen von ihnen gegen einen meiner<br />

grauen Freunde getauscht.<br />

Begriffserklärungen: Steine, Heilsteine,<br />

Schmucksteine<br />

Teil I: Einführung<br />

Wikipedia sagt, dass Steine kompakte Objekte<br />

aus Mineralien oder Gestein sind, welche<br />

von der Gesteinseinheit, der sie einmal angehört<br />

haben, getrennt sind.<br />

Dabei gibt es eine Vielzahl von Unterklassifizierungen,<br />

wie zum Beispiel Findlinge,<br />

Geoden, Kristalle und Moränen, nur um einige<br />

zu nennen.<br />

Uns werden in weiteren Artikeln hauptsächlich<br />

Schmucksteine interessieren, weil gerade<br />

im esoterischen Bereich Schmucksteinen<br />

besondere Kräfte, meistens heilender Natur,<br />

nachgesagt werden. Allerdings ist der Begriff<br />

Heilstein nicht wirklich korrekt und seit<br />

2008 ist diese Bezeichnung im Rahmen von<br />

Werbung sogar unlauterer Wettbewerb (LG<br />

Hamburg, 21.08.08, Az.: 327 O 204/08). Begründet<br />

wird dieses Urteil mit dem Fehlen<br />

von wissenschaftlichen Bestätigungen bezüglich<br />

der vermeintlichen Heilwirkung.<br />

Schmucksteine sind keineswegs immer Steine<br />

und selten bestehen sie tatsächlich aus<br />

Gestein. Am bekanntesten sind wohl die E-<br />

delsteine, wie z.B. Diamant, Saphir, Smaragd,<br />

die Halbedelsteine (diese Bezeichnung<br />

ist übrigens veraltet), wie z.B. Achat, Türkis,<br />

Bergkristall und die Sonderformen, welche<br />

aus organischem bzw. fossilem Material bestehen,<br />

wie z.B. Bernstein, Koralle und versteinertes<br />

Holz.<br />

Für Schmucksteine gelten sehr unterschiedliche<br />

Richtlinien und im Handel finden wir<br />

heute ganz legal unzählige Imitate, „aufgebesserte“<br />

und „rekonstruierte“ Steine, die oft<br />

nur durch Fachleute von den echten Namensvettern<br />

zu unterscheiden sind.<br />

Frühe Faszination<br />

Größeren Steinen, die aus ihrer Landschaft<br />

hervorstechen, wurden überall auf der Welt<br />

und schon sehr frühzeitig besondere Kräfte<br />

nachgesagt. Das bekannteste Beispiel ist<br />

wahrscheinlich Ayers Rock in Australien, der<br />

in der Sprache der Ureinwohner Uluru - Sitz<br />

der Ahnen heißt und als Heiligtum der Aborigines<br />

gilt. Vielleicht weniger bekannt, aber<br />

ebenso verehrt werden bzw. wurden der Kyaiktiyo,<br />

welcher sich vergoldet in Myanmar<br />

befindet und eine der heiligsten buddhistischen<br />

Stätten ist, und der Stiefel im Saarland,<br />

der bereits in der Steinzeit kultischen Zwecken<br />

diente. Findlinge wurden in Europa<br />

zum Bau von Hügelgräbern verwendet und<br />

beinahe immer ranken sich Sagen um sie.<br />

Ebenso sagenumwoben sind die sogenannten<br />

Wackelsteine. Aus der Megalithkultur kennen<br />

wir ganze steinerne Anlagen, die Dolmen.<br />

Menhire aus derselben Zeit wurden absichtlich<br />

aufgerichtet zu Gedenksteinen und<br />

teilweise mit Schriftzeichen, wie den Runen<br />

oder dem Ogham, versehen.<br />

Devils Tower, Monolith, Wyoming, USA<br />

mit mythologischer Bedeutung für ca. 20<br />

verschiedene nordamerikanische Völker<br />

Doch nicht nur die großen, grauen Steine<br />

fanden schon vor langer Zeit Beachtung,<br />

auch die kleineren, farbigen Vertreter dieses<br />

Oberbegriffes gelangten schon in der Frühzeit<br />

zu Status und Ansehen.<br />

Der Hämatit war eine Grabbeigabe vor<br />

80000 Jahren. Bereits in der Jungsteinzeit<br />

wurden Jadeobjekte in Gräber gelegt. Die<br />

Jade war übrigens schon damals in Europa,<br />

Mittelamerika und Asien verbreitet. Lapislazuli<br />

war in Ägypten und Mesopotamien vor<br />

7000 Jahren als Amulettstein bekannt; die<br />

Ägypter kannten bereits Methoden, diesen<br />

Stein zu fälschen. Der Türkis wurde der Göt-

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