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66 Ceilidh 2009 Ceilidh 2009 67<br />
N<br />
ach Monaten des Wartens war es endlich<br />
soweit. Es wurde eingekauft, geplant,<br />
gepackt und am 17. September ging<br />
die Reise endlich los nach Sachsen zum<br />
mehrtägigen Ceilidh, das von Cumhachd organisiert<br />
wurde. Mit reichlich Gepäck und<br />
guter Laune ging die Fahrt von Karlsruhe<br />
los. Nach gut sechs Stunden über Autobahn<br />
und Landstrasse, durch Wälder, Wälder und<br />
nochmal Wälder erreichten wir das Schullandheim,<br />
wo wir die kommenden drei Tage<br />
verbringen sollten. Dieses Schullandheim<br />
befand sich weit oben auf einem Berg und<br />
recht abgelegen mitten im Erzgebirge.<br />
Noch etwas erschöpft von der langen Fahrt<br />
ging es erstmal hinein, um alle zu begrüßen<br />
und unseren wohlverdienten Kaffee in Empfang<br />
zu nehmen. Nachdem wir unsere Zimmer<br />
zugeteilt bekommen hatten, nach einer<br />
weiteren Tasse Kaffee und einigen Zigaretten<br />
wurde das Gepäck ausgeladen und die<br />
Zimmer bezogen. Nach und nach kamen alle<br />
Gäste und Cumhachder an und die Zeit für<br />
das Eröffnungsritual nahte.<br />
Zur späten Stunde versammelten wir uns im<br />
großen Saal des Hauses. Vier große, prunkvoll<br />
geschmückte Altäre für die jeweiligen<br />
Himmelsrichtungen zierten den Raum, süßer<br />
Weihrauchduft erfüllte die Luft. Alle bildeten<br />
einen Kreis und wurden durch eine Meditation<br />
auf die nun kommenden Tage voller<br />
Magie eingestimmt. Die Himmelsrichtungen<br />
und mit ihnen die Elemente wurden von allen<br />
Teilnehmern angerufen und willkommen<br />
geheißen. Ein großer Kelch mit Wein und<br />
ein Tablett mit Keksen machten die Runde<br />
und verbreiteten gute Laune.<br />
Danach wurde noch bis in die Nacht erzählt,<br />
geplaudert und gelacht, um dann erschöpft<br />
ins Bett zu fallen.<br />
Genügend Zeit für einen erholsamen Schlaf<br />
war vorhanden, denn die erste Veranstaltung<br />
Feiern, Magie und neue<br />
war am Freitag für 15 Uhr eingeplant. Nach<br />
der erquickenden Dusche wurde erst einmal<br />
Kaffee getrunken, geraucht und gefrühstückt.<br />
Einige nutzten die Zeit, um noch einzukaufen<br />
oder die tschechischen Nachbarn zu besuchen.<br />
Um 15 Uhr versammelten wir uns dann am<br />
Eingang des Hauses zur Frauen- bzw. Männerspiritualität.<br />
Die Frauen begaben sich in den Ritualraum,<br />
um den verschiedenen Aspekten der Göttin<br />
Perchta zu begegnen und diese durch Meditation,<br />
Tanz und Gesang zu erfahren. Um<br />
dies darzustellen, zierte ein lebensgroßes und<br />
Ehrfurcht einflößendes Haupt der Göttin, das<br />
von den Organisatorinnen in aufwendiger<br />
Handarbeit hergestellt wurde, den Altar. Was<br />
genau die Frauen getan haben, blieb mir als<br />
Mann verborgen, aber am Schluss bemalten<br />
Freunde –<br />
das Cumhachd-Ceilidh 2009<br />
Einer der Altäre<br />
sie sich mit weißer und schwarzer Farbe um<br />
die Gegenwart der Göttin Perchta auch in<br />
sich selbst darzustellen.<br />
Die andere Gruppe, die aus den Männern bestand,<br />
fand sich auf einer Lichtung ein, um<br />
mit Getrommel und einem Ritual den Gott<br />
der Hexen in den Teilnehmern zu erwecken.<br />
Dabei wurden Paare gebildet, und anders als<br />
im Wicca üblich, sollten die Teilnehmer<br />
nicht die polare Interaktion von weiblicher<br />
und männlicher Gottheit erfahren, sondern<br />
einmal die Begegnung des hellen Gottes mit<br />
dem dunklen Gott in Abwesenheit des weiblichen<br />
Prinzips.<br />
Nach einer Pause mit regem Austausch über<br />
die Rituale ging es wieder zurück in den<br />
Wald, um mit der Kraft der Runen zu zaubern.<br />
In der Mitte der Lichtung brannte ein<br />
Feuer und wir stellten uns im Kreis auf. Das<br />
klassische Hammerritual eröffnete den Ritus.<br />
Jeder bekam eine kleine Holzscheibe und ein<br />
Messer, um damit die Runen Wunjo, Gebo<br />
und Jera für die Verwirklichung seiner Wünsche<br />
einzuritzen. Nachdem die Scheiben besungen<br />
und belebt wurden, wurden sie dem<br />
Feuer übergeben. Während des Ritus wurde<br />
die Geschichte von Odins Einweihungserfahrung<br />
in die Runenweisheit am Baume<br />
Yggdrasil stimmungsvoll rezitiert, was eine<br />
sehr kraftvolle magische Atmosphäre hervorrief.<br />
Zum Abschluss des Rituals gab es für<br />
alle Teilnehmer reichlich Met.<br />
Von der nordischen Tradition ging das Programm<br />
zum Tantra über. Zum einen hatte<br />
das Tantra das Ziel, mit Atemübungen und<br />
Mantras die Energiekanäle zu reinigen und<br />
die Kundalinischlange zu erwecken. Diese<br />
Vorbereitung war für die zweite Hälfte der<br />
Übung notwendig, in der in Partnerarbeit die<br />
Göttin Chinnamasta invoziert werden sollte.<br />
Ein Yantra, ein Symbol, welches die Gottheit<br />
darstellt, zierte den Boden und wurde mit<br />
Kerzen und einer Kampferlampe geschmückt.<br />
Unzählige Räucherstäbchen<br />
brannten und ihr Rauch stieg als Opfer für<br />
die Göttin empor. Durch das Singen von<br />
Mantren und durch die tantrische Praxis des<br />
nyasa, die Handauflegen und Energetisierungstechniken<br />
verbindet, wurde schließlich<br />
die shakti im Körper des Partners erweckt.<br />
Die genannte tantrische Göttin bewirkte<br />
durch ihre Gegenwart schließlich im einen<br />
oder anderen Teilnehmer ekstatische und<br />
sehr ungewohnte Gefühle und sorgte für einen<br />
„feurigen“ Nachmittag.<br />
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es<br />
am Abend mit der Baalsmesse weiter. In einer<br />
geführten Meditation durchlebten die<br />
Teilnehmer die Geschichte und den Wandel<br />
des Gottes Baal und reisten anschließend in<br />
qliphotische Sphären, um ihn in seiner heutigen<br />
Heimat zu besuchen.<br />
Der Tag wurde mit einem dunklen und ausgelassenen<br />
Hexensabbat beschlossen.<br />
Der Rausch des Sabbats hielt noch lange an,<br />
und so wurde mit Trommel und Tanz und<br />
Gesang bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.<br />
Der Samstag begann für einige schon recht<br />
früh, denn die Schwitzhütte musste vorbereitet<br />
werden. Eine Gruppe sammelte Brennholz,<br />
die anderen besorgten große Steine, die<br />
dritten bauten das Zelt auf und dichteten es<br />
mit großen Decken ab. In drei Durchgängen<br />
reinigten sich die Teilnehmer von allem Bal-