31.10.2012 Aufrufe

Miseler Land - Europaforum Luxembourg

Miseler Land - Europaforum Luxembourg

Miseler Land - Europaforum Luxembourg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Jahrgang 2006,<br />

eine wahre Herausforderung<br />

fruchtige, opulente Weine trotz<br />

schwieriger bedingungen<br />

Im Wein steckt Reinheit. Und sie ist ein Kind der Wahrheit. Jener Wahrheit,<br />

die Rückschlüsse auf einen guten Winzer erlauben. Nämlich wie die Winzer<br />

mit ihren gelesenen Trauben umzugehen verstehen.<br />

Es grenzt fast an Selbstverständlichkeit, bei einem optimalen Jahrgang einen<br />

exzellenten Tropfen herzustellen. Wie aber verhält es sich bei schwierigeren<br />

klimatischen Bedingungen, wie dem Jahrgang 2006? Sind die Winzer und<br />

Kellermeister der Aufgabe gewachsen?<br />

Wir unterhielten uns mit vier Leuten vom Fach.<br />

Um es gleich vorweg zu nehmen, der<br />

2006 er Jahrgang wird uns „aufgrund<br />

einer überraschend hohen Konzentration<br />

an Extraktstoffen opulente, fette<br />

und korpulente Weine mit einer hohen<br />

Aromatik“ bescheren, wie Jean­Louis<br />

Modert, Marketing­Direktor bei Vinsmoselle,<br />

bestätigt.<br />

Allgemein wird denn auch von einem<br />

guten Jahrgang, der wohl eher klassisch<br />

– ähnlich dem Jahrgang 2005 – ausfallen<br />

dürfte, gesprochen. Viel versprechende<br />

fruchtige Weine werden auf den Markt<br />

kommen.<br />

Aber nichts ist dieses Jahr selbstverständlich.<br />

„Einige Winzer hatten einen<br />

guten, andere nur einen mittleren<br />

Herbst“, resümiert Erny Schumacher,<br />

Präsident der unabhängigen Winzer, und<br />

spricht dabei die klimatischen Bedingungen<br />

des Jahrgangs an. „Nach einem<br />

langen und kalten Winter verlief der<br />

Austrieb der Reben regelmäßig. Wegen<br />

der feuchten Witterung im Mai wurden<br />

die Böden bestens mit Wasser versorgt“,<br />

ergänzt Serge Fischer vom Weinbauinstitut<br />

in Remich.<br />

Erny Schumacher spricht von einer<br />

frühen Blüte im Juni, was als Zeichen<br />

für gute Qualität der Trauben gewertet<br />

wird: „Deshalb konnten wir auch eher<br />

mit der Traubenlese beginnen.“ Nach<br />

einer langen und heißen Trockenperiode<br />

im Juli kam den Winzern der verregnete<br />

August wie gerufen. „Allerdings hätte ein<br />

Drittel der Niederschlagsmenge sehr<br />

wohl gereicht“, lacht der Präsident der<br />

unabhängigen Winzer.<br />

Stefan Kremer, Kellermeister bei<br />

Bernard­Massard, verweist ebenfalls<br />

auf die außerordentlichen klimatischen<br />

Bedingungen, vor allem auf den vielen<br />

Regen im August: „Einige Reben, deren<br />

Wurzeln nicht so tief in den Untergrund<br />

ragen, haben das viele Wasser nicht so<br />

gut vertragen.“<br />

„schNELLstE LEsE,<br />

DIE Es jE gab“<br />

Serge Fischer spricht denn auch dieses<br />

Jahr von einer geringeren Ertragsmenge.<br />

Erwartet werden lediglich 120.000 bis<br />

125.000 Hektoliter Wein an der Luxemburger<br />

Mosel. Der langjährige Mittelwert<br />

liegt indes bei 145.000 Hektolitern. Was<br />

aber der Qualität zugute kommen dürfte.<br />

Ein anderes Merkmal für den 2006 er :<br />

Die Trauben mussten dieses Jahr sehr<br />

schnell gelesen werden. Serge Fischer<br />

nennt sie wortwörtlich „die schnellste<br />

Lese, die es je gab“.<br />

„Der Druck, zügig zu lesen, war dieses<br />

Jahr besonders groß“, räumt auch Jean­<br />

Louis Modert ein. Deshalb hatte die<br />

Vinsmoselle größere Lesemannschaften<br />

als sonst üblich, zusammengestellt.<br />

Dass sehr schnell gelesen werden<br />

musste, hat ebenfalls mit dem Wetter zu<br />

tun. Die einzelnen Rebsorten ließen die<br />

Trauben nahezu gleichzeitig reif werden.<br />

„Was ebenfalls zu einer Herausforderung<br />

für die Kellermeister führte“, fügt<br />

Stefan Kremer hinzu.<br />

Nun, nachdem die Trauben gelesen<br />

wurden, ist das Fingerspitzengefühl der<br />

Kellermeister gefordert. Jene Winzer,<br />

die im Sommer einen Grünschnitt und<br />

eine teilweise Entblätterung der Reben<br />

als präventive Qualitätssicherung vornahmen,<br />

werden mit feinen, reintönigen<br />

Weinen belohnt. Die Trauben wurden<br />

besser durchlüftet und waren weniger<br />

anfällig für Krankheiten oder Pilzbefall.<br />

„Das Know­how der Winzer ist gefragt“,<br />

meint Serge Fischer. Und dieses wird<br />

bekanntlich unter den Luxemburger<br />

Winzern groß geschrieben.<br />

rEIfE goLDgELbE<br />

auXErroIs-traubEN<br />

Einig sind sich die Fachleute, dass wir es<br />

mit einem ausgezeichneten Jahrgang zu<br />

tun kriegen. Er wird fruchtiger ausfallen<br />

als der 2005 er . Ob es der Jahrgang<br />

des Riesling, Auxerrois, Rivaner oder<br />

der Burgundersorten werden wird?<br />

„Nein“, sagt Jean­Louis Modert. „Der<br />

terroir viticole<br />

1. Serge Fischer<br />

vom Weinbauinstitut<br />

in Remich<br />

2. Jean­Louis Modert,<br />

Marketing­Direktor<br />

bei Vinsmoselle<br />

3. Erny Schumacher,<br />

Präsident der<br />

unabhängigen Winzer<br />

4. Stefan Kremer,<br />

Kellermeister<br />

bei Bernard­Massard<br />

Das Know­how<br />

der Winzer ist<br />

gefragt.<br />

2006 wird<br />

das Jahr der<br />

Selektionen.<br />

2. 3. 4.<br />

2006 er wird lagenabhängig sein. Es wird<br />

das Jahr der Selektionen“. Anhand der<br />

Säurestruktur und des Mostgewichtes<br />

schließt Stefan Kremer auf einen sehr<br />

guten Jahrgang. Von den reifen goldgelben<br />

Auxerrois­Trauben wird sich Vielversprechendes<br />

erwartet. Der Riesling<br />

wird ein Klassiker, die Burgundersorten<br />

lassen Großes erahnen: „Vor allem der<br />

Pinot noir mit seinen ausgeprägten Tanninen<br />

wird die Herzen höher schlagen<br />

lassen“, schwärmt Jean­Louis Modert.<br />

Aufgrund der vielen Farbstoffe in den<br />

LE MILLésIME 2006: uN vraI DéfI<br />

Des vins fruités et opulents malgré des<br />

conditions climatiques difficiles<br />

L’élaboration du millésime 2006 s’annonce<br />

compliquée, dû aux conditions<br />

climatiques difficiles. Grâce au savoirfaire<br />

et à l’expérience des vignerons de<br />

la Moselle luxembourgeoise, l’on peut<br />

s’attendre quand même à des vins d’une<br />

rare excellence: fruités, opulents, aro­<br />

Trauben wird er dieses Jahr zudem eine<br />

sehr schöne, tiefrote Farbe haben.<br />

Außerdem ist Jean­Louis Modert davon<br />

überzeugt, dass wir dieses Jahr „mit exzellenten<br />

Spätlesen (Vendanges tardives)<br />

und Strohweinen rechnen können“.<br />

Ob hingegen Eisweine produziert werden<br />

können, steht noch in den Sternen. Will<br />

sagen, hängt von sternenklaren Nächten<br />

mit recht früh einsetzendem Frost ab.<br />

Eine erste Probe ihres Könnens werden<br />

die Luxemburger Winzer, wie gewohnt,<br />

matiques et fins. Le Riesling s’annonce<br />

plus classique, tandis que les Auxerrois<br />

s’avèrent prometteurs. Les Pinots noirs,<br />

avec leurs tanins prononcés, vont être<br />

d’un rouge rubis.<br />

Le millésime 2006 pourra être dégusté<br />

une première fois au traditionnel<br />

«Maacher Wäimoart» le 13 avril 2007 à<br />

1.<br />

auf dem „Maacher Wäimoart“ am 13.<br />

April 2007 in Grevenmacher zum Besten<br />

geben.<br />

Wer sich aber nicht so lange gedulden<br />

will, der darf sich auf den 9. November<br />

dieses Jahres freuen: dann kommen<br />

gleichzeitig der Auxerrois nouveau und<br />

der Pinot noir Primeur auf den Markt<br />

und verschaffen den Weinliebhabern<br />

bereits einen ersten Einblick in den<br />

Jahrgang 2006.<br />

Pascal hansen<br />

freischaffender journalist<br />

Grevenmacher. Les impatients auront<br />

l’occasion de se faire une première idée<br />

des qualités extraordinaires de ce millésime<br />

délicat dès la sortie de l’Auxerrois<br />

nouveau et du Pinot noir primeur le 9<br />

novembre 2006.<br />

P.48|49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!