„Schon heute eine tolle Idee für Weihnachten“ - Stadt Filderstadt
„Schon heute eine tolle Idee für Weihnachten“ - Stadt Filderstadt
„Schon heute eine tolle Idee für Weihnachten“ - Stadt Filderstadt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AKTUELLES AUS FILDERSTADT<br />
Amtsblatt <strong>Filderstadt</strong> • 21.9.2012 • Woche 38<br />
Seite 5<br />
Rund 230 Interessierte besuchten die Bürgerversammlung zur Schulentwicklung<br />
„Die Gemeinschaftsschule tickt anders“<br />
„Vergessen Sie alles, was Sie bisher<br />
über Schulen gewusst haben.“ Mathias<br />
Kessler, der Rektor der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule<br />
in<br />
Bad Urach, brachte auf der Bürgerversammlung<br />
in Bernhausen die Diskussion<br />
über den neuen Schultyp der<br />
Gemeinschaftsschule (GMS) auf den<br />
Punkt.<br />
Rund 230 Interessierte (Eltern, Lehrer und<br />
Schüler) waren vergangene Woche der Einladung<br />
des Gemeinderates ins Kultur- und<br />
Kongresszentrum FILharmonie gefolgt und<br />
ließen sich von Erstem Bürgermeister Andreas<br />
Koch, Dr. Günter Klein, dem leitenden Direktor<br />
des Staatlichen Schulamtes Nürtingen,<br />
und von Mathias Kessler über die aktuelle<br />
Schulentwicklung im Land, Kreis sowie in <strong>Filderstadt</strong><br />
informieren.<br />
In s<strong>eine</strong>n Begrüßungsworten wies Koch ausdrücklich<br />
darauf hin, dass es Gemeinderat<br />
und Verwaltung ein zentrales Anliegen sei,<br />
bei bedeutenden Themen in der <strong>Stadt</strong> die<br />
Bevölkerung in die Planungen und Diskussionen<br />
einzubinden. Als aktuelles Beispiel<br />
nannte der Erste Bürgermeister die kommunale<br />
Entwicklung der Schullandschaft. Koch:<br />
„Es war uns sehr wichtig, hierzu <strong>eine</strong> Bürgerversammlung<br />
durchzuführen und auch Sie<br />
zu Wort kommen zu lassen.“<br />
Andreas Koch unterstrich noch einmal die<br />
wichtige Bedeutung des Themas: „Bei der<br />
Schulentwicklung geht es letztlich um die<br />
Bildungs- und Chancengerechtigkeit unserer<br />
Kinder. Zentrales Anliegen unserer Gesellschaft<br />
muss es sein, dass unseren Kindern<br />
Bildungschancen eingeräumt werden, damit<br />
sie <strong>eine</strong> gute Ausbildung und dadurch die<br />
Möglichkeit erhalten, erfolgreich in das Berufsleben<br />
zu starten.“<br />
Kl<strong>eine</strong> Ursache,<br />
große Wirkung<br />
Kinder sollten, so Koch, auch im Zentrum<br />
der Filder, „optimale Voraussetzungen vorfinden,<br />
um zu eigenständigen, verantwortungsvollen<br />
Menschen zu reifen“. Zum<br />
Status Quo: „<strong>Filderstadt</strong> ist gut aufgestellt“,<br />
sagte Koch. Dennoch müsse man sich auch<br />
hier den Zukunftsherausforderungen stellen.<br />
Die großen Neuerungen – wie beispielsweise<br />
der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlungen<br />
wie auch die Einführung<br />
<strong>eine</strong>r neuen Schulart (Gemeinschaftsschule)<br />
- hätten auch hier bereits große Folgen.<br />
Kl<strong>eine</strong> Ursache, große Wirkung: „Im Zuge<br />
der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung<br />
haben sich die Übergangsquoten<br />
an die weiterführenden Schulen stark<br />
verändert“, berichtete Koch. Die Fakten:<br />
Während Haupt- und Werkrealschulen viele<br />
Schüler verlieren, verzeichnen Realschulen<br />
und Gymnasien <strong>eine</strong>n noch stärkeren Zulauf.<br />
In Folge dessen verändern sich grund-<br />
Auf großes Interesse stieß die Bürgerversammlung in der FILharmonie zur Schulentwicklung in<br />
<strong>Filderstadt</strong>. Foto: Silke Köhler<br />
sätzlich auch die Nachfragen nach (Klassen-)<br />
Räumen. Die Mindestklassengröße <strong>für</strong><br />
Lehrerdeputate beträgt 16 Schüler; der Klassenteiler<br />
(bei den weiterführenden Schulen)<br />
liegt bei 30 Kindern.<br />
Koch verwies auf die Auswirkungen der<br />
jüngsten Entwicklungen in <strong>Filderstadt</strong>: „Mittelfristig<br />
sind Haupt- und Werkrealschulen<br />
aufgrund der geringen Schülerzahlen nicht<br />
überlebensfähig. Wir werden nicht mehr alle<br />
drei Werkrealschulen benötigen. Rein rechnerisch<br />
reicht künftig noch ein Standort.“<br />
Ganz anders sieht die Situation an den örtlichen<br />
Gymnasien (Eduard-Spranger-Gymnasium,<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium)<br />
aus. Im Schuljahr 2012/2013 mussten neun<br />
Züge gebildet werden, um alle Anmeldungen<br />
berücksichtigen zu können.<br />
Ziel von Gemeinderat und Verwaltung sei, so<br />
Koch, jedem Filderstädter Kind mit Gymnasiumswunsch<br />
in <strong>Filderstadt</strong> <strong>eine</strong>n Platz anbieten<br />
zu können. Auswärtige Anfragen müssten<br />
hingegen künftig abgewiesen werden.<br />
„Kinder brauchen<br />
Erfolgserlebnisse“<br />
Günter Klein zählte die wegweisenden Veränderungen<br />
in der Schullandschaft auf: unter<br />
anderem den Wegfall der Grundschulempfehlung,<br />
den demografischen Wandel<br />
(allgem<strong>eine</strong>r Schülerrückgang, greift in <strong>Filderstadt</strong><br />
jedoch noch nicht), die Inklusion<br />
(mehr gemeinsamer Unterricht von Menschen<br />
mit und ohne Handicap),... Ungeachtet<br />
des gewünschten Schultyps betonte der<br />
leitende Direktor des Staatlichen Schulamtes<br />
Nürtingen, dass der Schlüssel zum Erfolg in<br />
der Lernfreude und Zuversicht liege. Klein:<br />
„Kinder brauchen Erfolgserlebnisse.“<br />
Im Fokus der Bürgerversammlung stand der<br />
neue Schultyp der Gemeinschaftsschule. In<br />
der GMS wird von Klassenstufe 5 bis 10<br />
schulartübergreifend unterrichtet. Danach<br />
sind alle Schulabschlüsse möglich. Der Vorteil:<br />
„Die Entscheidung, welchen Abschluss<br />
das Kind anstrebt, fällt erst nach der neunten<br />
Klasse. Dies nimmt von den Eltern viel<br />
Druck“, sagt Klein. Er sieht <strong>eine</strong>n weiteren<br />
Pluspunkt darin, dass die GMS per Gesetz<br />
ausschließlich als gebundene Ganztagesschule<br />
angeboten werde. Klein: „Wenn die<br />
Kinder am Spätnachmittag nach Hause kommen,<br />
sind sie mit der Schule fertig. Dann<br />
müssen sie auch k<strong>eine</strong> Hausaufgaben mehr<br />
erledigen.“<br />
„Schüler sind Lernpartner,<br />
Lehrer Lernbegleiter“<br />
Aus der Praxis <strong>eine</strong>r Gemeinschaftsschule<br />
konnte Mathias Kessler berichten. S<strong>eine</strong><br />
ersten Erfahrungen: „Alles, was Sie bisher<br />
über Schulen zu wissen glaubten, wird hier<br />
auf den Kopf gestellt. Denn die GMS denkt<br />
anders und tickt anders.“ Ein Novum: Schüler<br />
seien „Lernpartner“, Lehrer „Lernbegleiter“.<br />
Das Lernen erfolge in der Regel nicht<br />
mehr in der klassischen Form des „Frontalunterrichts“.<br />
Stattdessen erarbeiteten sich<br />
die Lernenden viele Inhalte selbst. Und <strong>eine</strong><br />
Klassenarbeit werde erst geschrieben, wenn<br />
der Schüler den Inhalt der ihm gestellten<br />
Aufgabe beherrsche.<br />
Weitere Unterschiede zu den bisherigen<br />
Schultypen. „Es gibt in der GMS k<strong>eine</strong> Noten<br />
mehr, es sei denn, die Eltern wünschen<br />
dies“, sagte der Rektor der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule<br />
in Bad Urach. Der<br />
Lernfortschritt werde stattdessen wöchentlich<br />
Fortsetzung Seite 6