10.05.2014 Aufrufe

Abschied von Wessobrunn - Tutzing, Missions-Benediktinerinnen

Abschied von Wessobrunn - Tutzing, Missions-Benediktinerinnen

Abschied von Wessobrunn - Tutzing, Missions-Benediktinerinnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

Danach folgte die Vorstellung eines Modellprojektes<br />

des Frauengesundheitszentrum<br />

FEM in Wien zum Thema: Gesundheit für<br />

wohnungslose Frauen und Familien in Wien.<br />

Nach einer Kaffeepause ging es dann weiter<br />

in Arbeitsgruppen zu speziellen Themen, die<br />

in kleinerer Runde einen Erfahrungsaustausch<br />

ermöglichten. Ich nahm zunächst an<br />

der Arbeitsgruppe „Gesundheit für wohnungslose<br />

Frauen“ teil. Zur gesundheitlichen<br />

Situation wohnungsloser Frauen in Deutschland<br />

gibt es nach wie vor kaum wissenschaftliche<br />

Daten, medizinische Versorgungsangebote<br />

für wohnungslose Frauen<br />

existieren i.d.R. nicht. Dies musste der Fachausschuss<br />

Frauen der BAGW schon 1997(!)<br />

feststellen – 15 Jahre später hat sich die Situation<br />

kaum verbessert.<br />

In der Diskussion mit Frau Eva-Maria Füssl,<br />

die das Frauenprojekt in Wien leitet über die<br />

Effektivität sozialpädagogischer und psychologischer<br />

Beratung wohnungsloser Frauen in<br />

Notübernachtung und ordnungsrechtlicher<br />

Unterbringung konnten wir interessante Einblicke<br />

erlangen. (Von denen wir in Deutschland<br />

meilenweit entfernt sind)<br />

In der BAGW Mitgliederversammlung, zu<br />

der auch Nicht-Mitglieder geladen waren,<br />

wurde dann auf die dringende Notwendigkeit<br />

der Dokumentation und Datenerhebung in<br />

den einzelnen Stellen deutschlandweit hingewiesen.<br />

Dies ist wichtig, um mit „harten“<br />

Zahlen politischen Druck ausüben zu können.<br />

Es gibt bis jetzt immer nur Schätzungen<br />

der Obdachlosenzahlen!<br />

Nach einer lebhaften Diskussionsrunde hatten<br />

wir ein gutes Abendessen verdient und<br />

konnten dann den Tag bei einem Glas Rotwein<br />

und persönlichem Kennenlernen ausklingen<br />

lassen.<br />

Am Folgetag ging es gleich nach dem Frühstück<br />

mit der Arbeitsgruppe los. Diesmal<br />

ging ich zu der Gruppe „Gesundheitsleistungen<br />

für MigrantInnen nach EU-und Abkommensrecht“-<br />

Praxiserfahrungen und<br />

Austausch.<br />

Seit Jahren beobachten die niedrigschwelligen<br />

medizinischen Projekte der Wohnungslosenhilfe<br />

ein stetiges Ansteigen der Zahl<br />

ausländischer Hilfesuchender, über deren<br />

Versicherungsstatus Unklarheit herrscht oder<br />

die sehr häufig gar nicht krankenversichert<br />

sind. Insgesamt gibt es seitens der Einrichtungen<br />

und der Mitarbeiter immer größere<br />

rechtliche Unsicherheiten.<br />

Beispielsweise gibt es einen Nationalen Gesundheitsfond<br />

in Rumänien, d.h. alle (!) sind<br />

krankenversichert. Trotzdem bekommen<br />

Rumänen in Deutschland fast nie eine<br />

„EHIC“ (europäische Gesundheitskarte)<br />

zuerkannt. Laut EU-Gesetz ist es geregelt,<br />

dass wenn eine Krankenversicherung im<br />

Herkunftsland besteht, auch im EU-Land, in<br />

dem man sich aufhält, eine Versicherung<br />

einspringt. Sogenannte Sachleistung: Träger<br />

des Landes, in der sich die Person aufhält<br />

übernimmt.<br />

Das war nur ein kurzer Ausflug in die juristischen<br />

Details, die wir durchgesprochen haben.<br />

(Es gab noch viele mehr!)<br />

Nach einer Pause mit Imbiss ging es dann<br />

weiter im großen Forum mit „Wege zur<br />

nachhaltigen Sicherung der medizinischen<br />

Versorgung Wohnungsloser“. Denn der Zugang<br />

zur regelhaften medizinischen Versorgung<br />

ist Wohnungslosen oft durch strukturelle<br />

und/ oder individuelle Barrieren erschwert.<br />

Dazu wurde ein Projekt für Schwerpunktpraxen<br />

in Hamburg vorgestellt, das in der<br />

Planungsphase ist. Sobald die Finanzierung<br />

gedeckt ist könnte es losgehen….<br />

Insgesamt war es sehr bereichernd für mich,<br />

mit anderen in der „gleichen“ Lage: Ärztin<br />

für Arme (Hartz IV-Empfänger, Rentner,<br />

MigrantInnen, Wohnungslose) reden zu<br />

können und ich konnte einige nützliche Adressen<br />

bekommen, um für Härtefälle eine<br />

Anlaufstelle in München zu haben. Beispielsweise<br />

eine „Telefonnummer im Amt<br />

für Wohnen und Migration“ hinter der sich<br />

eine Frau verbirgt, die im Zweifelsfall auf<br />

der Seite der MigrantInnen steht.<br />

Es hat mich sehr beeindruckt, wie offen und<br />

engagiert viele durch die Jahre in dieser Arbeitsgemeinschaft<br />

mitarbeiten und trotz<br />

Rückschlägen, Ignoranz <strong>von</strong> Politik und öffentlichen<br />

Stellen weiter dabeibleiben und<br />

kämpfen.<br />

Sr. Antonia Hippeli<br />

<strong>Missions</strong>-<strong>Benediktinerinnen</strong><br />

Bahnhofstr. 3, 82327 <strong>Tutzing</strong><br />

Redaktion: Sr. Ruth Schönenberger<br />

www.missions-benediktinerinnen.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!