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Machbarkeitsstudie Geothermieprojekt GEYSIR: - Stadt Osnabrück

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<strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />

<strong>Geothermieprojekt</strong> <strong>GEYSIR</strong>:<br />

Teil 1<br />

Technische <strong>Machbarkeitsstudie</strong> des<br />

<strong>Geothermieprojekt</strong>es <strong>GEYSIR</strong><br />

(Geothermie Neubrandenburg GmbH)<br />

Teil 2<br />

Geologische und hydrogeologische<br />

Verhältnisse<br />

(LBEG)<br />

Teil 3<br />

Geothermische Untersuchungen<br />

(GGA-Institut)


<strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />

<strong>Geothermieprojekt</strong> <strong>GEYSIR</strong>:<br />

Teil 1<br />

Technische <strong>Machbarkeitsstudie</strong> des<br />

<strong>Geothermieprojekt</strong>es <strong>GEYSIR</strong><br />

(Geothermie Neubrandenburg GmbH)<br />

Teil 2<br />

Geologische und hydrogeologische<br />

Verhältnisse<br />

(LBEG)<br />

Teil 3<br />

Geothermische Untersuchungen<br />

(GGA-Institut)<br />

1. Sachbearbeiter: Dr. F. Kabus, Dr. J. Bartels<br />

Dr. M. Wolfgramm, G. Lenz,<br />

M. Rinke, F. Wenderoth (FlowFM<br />

Hydro Consult), B. Kabus<br />

2. Auftraggeber: BUGA-Entwicklungsgesellschaft<br />

Piesberg mbH<br />

3. Auftragsdatum: 18.07.2006<br />

4. KTR-Nr.: 4522<br />

5. Anlagen: 3<br />

Datum: 05.01.2007


I<br />

Zusammenfassung<br />

Vom GGA-Institut und dem LBEG Hannover wurde der <strong>Stadt</strong> Osnabrück als<br />

Beitrag für die BUGA 2015 das Geothermievorhaben <strong>GEYSIR</strong> (Geothermische<br />

Energiegewinnung durch zyklische Speicherung in Rissen) vorgeschlagen.<br />

Dieses sieht vor, im Steinbruch am Piesberg im <strong>Stadt</strong>gebiet Osnabrück einen<br />

Thermalwassersee mit künstlichem Geysir anzulegen. Für den künstlichen<br />

Geysir wird eine ca. 2.000 m tiefe Bohrung bis in das Karbon<br />

abgeteuft. Mittels eines massiven Wasserfrac-Tests wird anschließend eine<br />

ca. 100.000 m² große künstliche Rissfläche im Bereich der Bohrlochsohle<br />

geschaffen. Dieser Riss dient dann als Wärmetauscher in dem heißen<br />

Tiefengestein.<br />

Allabendlich soll während des Geysir-Betriebes dann Wasser aus dem<br />

Thermalwassersee in den Riss verpresst werden. Der Riss weitet sich dabei<br />

gegen den Gebirgsdruck auf. Das Wasser erwärmt sich während der Nacht<br />

und am Tage wird das erhitzte Wasser im Stundenzyklus über eine Düse<br />

aus dem Riss abgelassen. Der hohe Wasserdruck im Riss sorgt für eine<br />

spektakuläre Fontäne. Das herabstürzende Wasser füllt den Thermalwassersee<br />

täglich wieder auf. Die aus dem Tiefengestein gewonnene Wärme ist<br />

für den Besucher sinnlich erfahrbar und eignet sich so hervorragend, die<br />

Nutzungsmöglichkeiten der Tiefengeothermie in Deutschland populär zu<br />

machen.<br />

Im Rahmen der Studie wurden<br />

• die geologisch/geothermische Datenbasis zur Auslegung und Bewertung<br />

des Geysir-Konzeptes am Standort erarbeitet,<br />

• das hydraulische und thermische Verhalten des Geysirs numerisch modelliert,<br />

• die Bohrung und die notwendigen übertägigen Anlagen konzipiert,<br />

• Investitionen geschätzt,<br />

• der Geysir-Betrieb energetisch bilanziert,<br />

• und die Kosten ermittelt.<br />

In einer zweiten Bearbeitungsebene stand neben dem Geysir-Betrieb die<br />

energetische Nutzung des Thermalwassers am Standort im Mittelpunkt. In<br />

dieser Ebene wurden<br />

• Abnehmersysteme in ihrem Verhalten definiert,<br />

• die Wärmeauskopplung aus dem Geysir-Kreislauf konzipiert und<br />

• energetisch bilanziert sowie die<br />

• Wärmeerzeugungskosten ermittelt.<br />

Da das Geysir-Konzept geologische und technische Risiken birgt, wurde für<br />

den Fall, dass es in der oben beschriebenen Form nicht betrieben werden


II<br />

kann, die Verwendbarkeit der installierten Bohrung als „Tiefe Erdwärmesonde“<br />

untersucht.<br />

Die Betrachtungen konzentrierten sich auf folgende Varianten:<br />

• Reiner Geysir-Betrieb, bei dem allabendlich ca. 300 … 600 m³<br />

Wasser mit einer Rate von 50 l/s verpresst und am Tage stündlich für<br />

jeweils für 10 Minuten als Geysir abgelassen werden.<br />

• Geysir-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme, bei dem<br />

allabendlich ca. 700 m³ mit einer Rate von 50 l/s Wasser verpresst und<br />

zwischen 11.00 Uhr und 19.00 Uhr jeweils für 5 Minuten mit gleicher<br />

Rate als Geysir abgelassen werden. Zwischen den Geysir-Phasen (von<br />

8.00 Uhr bis 20.00 Uhr) werden dem untertägigen Riss permanent<br />

12,5 l/s für die Wärmenutzung entnommen.<br />

• Tiefe Erdwärmesonde<br />

Die Ergebnisse der Studie können folgendermaßen zusammengefasst werden:<br />

Geysir-Gestaltung<br />

Überschlägige Abschätzungen und erste Modellrechnungen führten zu folgenden<br />

Auslegungskriterien:<br />

• Der Thermalwassersee bzw. der direkt mit dem Thermalwasser beaufschlagte<br />

Teil eines größeren Sees hat ein Volumen von 600 m³ (reiner<br />

Geysir-Betrieb) bzw. 1.400 m³ (Wärmenutzung). Die Größe muss zur<br />

Begrenzung der Wärmeverluste limitiert werden, da die Injektionstemperatur<br />

am Abend die Fördertemperatur des Geysirs am Tage signifikant<br />

beeinflusst.<br />

• Für den Geysir-Betrieb muss der Druck im Riss während aller Betriebszustände<br />

(Beladen, Wartezeit, Entladen) höher sein als der Gebirgsdruck,<br />

um den Riss gegen den Gebirgsdruck offen zu halten. In der<br />

Studie wird angenommen, dass zum Beladen des Risses der Bohrlochkopfdruck<br />

von 100 auf 110 bar erhöht werden muss und dass dieser<br />

während der Wartezeit und dem Entladevorgang wieder auf 100 bar<br />

absinkt. Dies ist technisch problemlos zu realisieren, auch wenn der Gebirgsdruck<br />

am Standort höher oder niedriger ausfallen sollte als in der<br />

Studie angenommen.<br />

• Da der Düsenvordruck am Geysir auf maximal 15 bar begrenzt werden<br />

sollte, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Strahldicke und -höhe<br />

zu erhalten, muss der Bohrlochkopfdruck auf diesen Wert gedrosselt<br />

werden. Geschieht dies mit einer Expansionsmaschine, kann ein be-


III<br />

trächtlicher Teil der für das Beladen des Risses aufgewandten Pumpenergie<br />

rückgewonnen werden.<br />

• Wegen des hohen Überdrucks im Riss gehen selbst in den gering permeablen<br />

Gesteinen des Karbons täglich erhebliche Wassermengen verloren.<br />

Diese müssen durch Frischwasser ergänzt werden, wofür am<br />

Standort ein Brauchwasserbrunnen zu errichten ist. Die hydrogeologischen<br />

Voraussetzungen dafür sind vorhanden.<br />

• Zur Erreichung ausreichender Austrittstemperaturen sollte die Bohrtiefe<br />

2.000 m statt 1.500 m betragen und die Bohrung mit einem vakuumisolierten<br />

Förderrohr ausgerüstet werden.<br />

Geysirverhalten<br />

Numerische Simulationen des thermischen und hydraulischen Verhaltens<br />

des Risses und seiner Umgebung wurden für die beschriebenen Betriebsweisen<br />

und für typische Permeabilitäten der Karbon-Sandsteine durchgeführt.<br />

Da sowohl der Langzeittrend als auch die zeitlich hoch aufgelösten<br />

Tagesgänge der Austrittstemperatur und der Wasserverluste zu berechnen<br />

waren, gestalteten sich die Modellrechnungen als außerordentlich schwierig<br />

und zeitaufwendig. Sie erbrachten folgende Ergebnisse:<br />

• Beide Betriebsvarianten: Reiner Geysir-Betrieb und Geysirbetrieb mit<br />

zusätzlicher Wärmenutzung sind am Standort Osnabrück realisierbar.<br />

Die zusätzliche Wärmenutzung ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die<br />

Permeabilität der Karbon-Sandsteine an der Untergrenze des Erwartungsbereiches<br />

liegt.<br />

• Im Riss gehen, je nach Permeabilität der Karbon-Sandsteine, Wassermengen<br />

von 50 bis 100 m³ am Tag verloren, die durch Frischwasser zu<br />

ersetzen sind und Wärme aus dem Umfeld des Risses in weiter entfernte<br />

Gebirgsbereiche transportieren.<br />

• Die Austrittstemperaturen liegen nach 3 Betriebsjahren für den ausschließlichen<br />

Geysirbetrieb zwischen 36 °C im Winter und 42 °C im<br />

Sommer. Bei zusätzlicher Wärmenutzung betragen die entsprechenden<br />

Austrittstemperaturen 31 °C bzw. 41 °C. Nach dem dritten Jahr wird der<br />

Temperaturabfall zwischen den Jahren gering, ein quasistationärer Zyklus<br />

stellt sich ein.<br />

• Die berechneten Austrittstemperaturen liegen erheblich unter den aus<br />

den experimentellen Ergebnissen des GeneSys-Projektes, Hannover, abgeleiteten<br />

Erwartungswerten. Die Ursache ist zurzeit noch unklar. Es wird<br />

aber angenommen, dass die Wasserverluste eine dominante Rolle spielen.<br />

Dieser zentrale Punkt ist durch numerische Sensivitätsuntersuchungen<br />

zu klären, die wegen des immensen Rechenaufwands aber im<br />

vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen nicht möglich waren.


IV<br />

Ausfällungen und Korrosion<br />

Im Gegensatz zu konventionellen Geothermieanlagen, deren Thermalwasserkreislauf<br />

geschlossen ist, lässt sich beim Geysirbetrieb der Eintrag von<br />

Sauerstoff und die vollständige Druckentlastung des Thermalwassers nicht<br />

vermeiden. Ausfällungs- und Korrosionsproblematik haben daher beim<br />

Geysir-Betrieb einen besonderen Stellenwert. Andererseits ist die Mineralisation<br />

der Wässer u. U. für eine balneologische Nutzung des Thermalwassersees<br />

interessant. Überschlägige Rechnungen auf der Basis vorhandener<br />

Erfahrungen lassen folgende Aussagen zu:<br />

• Der Einfluss des Tiefenwassers auf die Mineralisation des geförderten<br />

Fluids erreicht nach 3 Wochen seinen Höhepunkt (75 g/l) und nimmt<br />

dann schnell ab. Nach 180 Tagen wird die Mineralisation bereits unter<br />

10 g/l liegen.<br />

• Die Zufuhr von Sauerstoff in die 2.000 m tiefen Gesteine sorgt für eine<br />

Oxydation von Pyriten und eine Freisetzung von Fe 2+ und SO 4<br />

2-<br />

-Ionen.<br />

Entsprechende Eisenhydroxide können bereits massiv im Speicher, aber<br />

in Abhängigkeit vom pH-Wert auch erst Obertage entstehen. Daher ist<br />

in der Anfangsphase des Geysir-Betiebes mit Eisenausfällungen im See<br />

zu rechnen.<br />

• Die Tiefenwässer sind aufgrund ihrer Zusammensetzung hochkorrosiv,<br />

was in der Materialauswahl berücksichtigt wurde.<br />

Geysir-Kosten<br />

• Für den reinen Geysir-Betrieb sind Investitionen (inkl. aller Nebenkosten)<br />

in Höhe von 7,0 Mio. Euro aufzuwenden. Davon entfallen allein auf die<br />

Bohrung und deren Installation 5,95 Mio. Euro.<br />

• Zum Geysir-Betrieb sind, je nach den im Untergrund vorgefundenen<br />

Durchlässigkeiten, 440 bis 880 MWh Antriebsstrom für die Injektionspumpe<br />

aufzuwenden. Davon können mittels der Expansionsmaschine<br />

während der Rückförderung 150 MWh/a zurück gewonnen werden.<br />

• Der Geysirbetrieb führt unter vorgenannten Konditionen zu jährlichen<br />

Gesamtkosten von 545.000 bis 575.000 Euro. Davon machen die Kapitalkosten<br />

für die Bohrung den größten Teil aus. Die Betriebskosten liegen<br />

zwischen 75.000 bis 105.000 Euro.<br />

Zusätzliche Wärmenutzung<br />

• Untersucht wurden für eine Anlage am Standort des geplanten Energiekommunikationszentrums,<br />

in welchem Umfang und mit welcher Effizienz<br />

Abnehmer der Größenordnung zwischen 500 bis 2.000 kW mit Wärme<br />

aus dem Geysir versorgt werden können. Angesichts der geringen För-


V<br />

dertemperaturen sind dafür in jedem Fall Niedertemperatur-<br />

Abnehmersysteme (hier 45 °C/30 °C) anzuwenden und Wärmepumpen<br />

in die Erzeugeranlagen zu integrieren.<br />

• Der Variantenvergleich zeigt, dass eine Anschlussleistung von zumindest<br />

1.000 kW nötig ist. Eine darüber hinaus gehende Vergrößerung erbringt<br />

relativ geringere Effekte. Ab 2.000 kW tendieren diese gegen Null.<br />

• In jedem Fall ist die maximale Ausnutzung der Wärmequelle mittels<br />

Wärmepumpe anzuraten. Dies ist bei einer Wärmepumpen-<br />

Antriebsleistung von 500 kW erreicht.<br />

• Für ein Netz von 1.500 kW und eine Wärmepumpe von 500 kW können<br />

aus dem Geysir 410 MWh/a im direkten Wärmetausch und nochmals<br />

1.015 MW über die Wärmepumpe ausgekoppelt werden. Dafür<br />

sind für Geysir- und Wärmepumpenbetrieb und nach Abzug des rück<br />

gewonnenen Stromes 660 MWh/a Antriebsstrom aufzuwenden. Eine<br />

sich auf dieser Basis ergebende Leistungsziffer von 2,15 ist allerdings<br />

unakzeptabel. Bezieht man dagegen die geothermische Wärmelieferung<br />

nur auf den der Wärmeversorgung geschuldeten Zusatzstrombezug (gegenüber<br />

dem reinen Geysir-Betrieb) ergibt sich eine Leistungsziffer von<br />

3,9.<br />

Kosten und Gewinn einer zusätzliche Wärmenutzung<br />

• Mit zusätzlicher Wärmenutzung ergeben sich Gesamtinvestitionen von<br />

7,3 Mio. Euro. Dies sind für die oben beschriebene Variante mit einer<br />

500 kW-Wärmepumpe Zusatzaufwendungen gegenüber dem reinen<br />

Geysir-Betrieb von ca. 260.000 Euro.<br />

• Bezieht man die Gesamtkosten des Geysir-Betriebes mit zusätzlicher<br />

Wärmenutzung auf die geothermische Wärmeproduktion, schreibt also<br />

dem Geysir-Betrieb keinen monetären Wert zu, so sind unter den konkreten<br />

Verhältnissen im Bestpunkt spezifische Wärmekosten im Bereich<br />

von 400 Euro/MWh machbar. Diese liegen weit oberhalb der aktuell<br />

anlegbaren Wärmeerzeugungskosten von ca. 60 Euro/MWh.<br />

Unterstellt man dagegen, dass im vorliegenden Projekt das Hauptgewicht<br />

auf der Geysir-Funktion, also der Demonstrationsfunktion liegt, ist<br />

die geothermische Wärme nur mit den dafür nötigen Zusatzkosten zu<br />

belasten. Jetzt sind für eine Netzgröße von 1.000 kW spezifische Wärmekosten<br />

von 53 Euro/MWh und für 2.000 kW 39 Euro/MWh zu verzeichnen.<br />

Wird der Geysir realisiert, dann lohnt es sich, ihn um eine Wärmenutzung<br />

zu erweitern.


VI<br />

Tiefe Erdwärmesonde<br />

• Wird nach der Stimulation und dem Test des Geysirbetriebes festgestellt,<br />

dass letzterer aus unerwarteten geologischen Gründen nicht realisierbar<br />

ist, so kann die Bohrung technisch zu einer Tiefen Erdwärmesonde umgerüstet<br />

werden. Im Wesentlichen ist dazu auf den Einbau der großen<br />

vakuumisolierten Rohrtour zu verzichten und an ihrer Stelle eine 3 1/2“<br />

Fiberglas-Rohrtour zu installieren.<br />

• Der gefundene Auslegungsbestpunkt ist charakterisiert durch die Umwälzung<br />

von 10 l/s Wasser im geschlossenen Kreislauf und die Injektion<br />

mit 10 °C. Dies entspricht der Installation einer Wärmepumpe mit<br />

einer Antriebsleistung von 300 kW.<br />

• Wiederum steigt der Anteil einkoppelbarer geothermischer Wärme mit<br />

steigender Anschlussleistung des Abnehmersystems. Jetzt ist die Sättigung<br />

aber bereits bei 1.500 kW erreicht. Die Wärmequelle ist dann<br />

ausgelastet.<br />

• Im vorgenannten Fall werden 1.440 MWh/a ausschließlich über die<br />

Wärmepumpe in das System eingekoppelt. Dazu ist für diese Maschinen<br />

und die zugehörigen Umwälzpumpen eine Strommenge von<br />

ca. 290 MWh/a aufzuwenden. Die Leistungsziffer ist 4,9.<br />

• Wird die Tiefe Erdwärmesonde neben den dafür nötigen übertägigen<br />

Installationen nur mit den Investitionen belastet, die an Stelle eines<br />

kompletten Projektabbruches zusätzlich zu investieren sind (GFK-Strang),<br />

dann können ab einer Netzgröße über 1.000 kW spezifische Wärmekosten<br />

von ca. 50 Euro/MWh erreicht werden. Gelingt also eine entsprechende<br />

Kundenakquisition, ist bei negativen Geysir-Testergebnissen<br />

die Weiterführung als Tiefe Erdwärmesonde der Projektabschreibung<br />

vorzuziehen.<br />

Resümee<br />

Das Geysir-Verfahren zur Demonstration des Erdwärmepotenzials gering<br />

permeabler Tiefengestein ist am Standort Osnabrück realisier- und<br />

beherrschbar.<br />

Die berechneten Austrittstemperaturen liegen jedoch deutlich unter den<br />

auf experimentellen Beobachtungen basierenden Erwartungswerten. Die<br />

vermutliche Ursache sind die relativ hohen Wasserverluste aus dem Riss<br />

und der damit verbundene Abtransport von Wärme aus dem Umfeld<br />

des Risses in rissfernere Bereiche. Diese für das Konzept zentrale Frage<br />

muss noch durch Sensitivitäts-Berechnungen geklärt werden.<br />

Trotz der geringen Austrittstemperaturen ist der Jahreswärmeertrag höher<br />

als der einer „Tiefen Erdwärmesonde“, zu der die Bohrung bei ei-


VII<br />

nem Misserfolg des Geysir-Konzeptes mit technisch und wirtschaftlich<br />

vertretbarem Aufwand umgerüstet werden kann.<br />

Eine Refinanzierung des Projektes durch eingesparte Energiekosten ist<br />

auch bei zusätzlicher Wärmenutzung nicht zu erreichen. Die Zielrichtung<br />

des Projektes muss daher die touristische oder balneologische Nutzung<br />

des Geysirs und des zugehörigen Thermalwassersees sein, mit denen<br />

eine deutlich höhere Wertschöpfung erreicht werden kann. Eine zusätzliche<br />

Wärmenutzung ist dann sinnvoll und wirtschaftlich.<br />

Die Ergebnisse der Studie gestatten keine grundsätzlichen Aussagen zu den<br />

Möglichkeiten der Wärmeversorgung mittels zyklischer Verfahren, da die<br />

Rahmenbedingungen einseitig auf den Geysir-Betrieb ausgerichtet waren.<br />

Für die reine Wärmenutzung sind längere Zyklen (Wochen-, Monats- oder<br />

Jahreszyklen) evtl. mit thermischem Zwischenspeicher vorteilhaft. Vor allem<br />

aber ist der Jahreswärmeertrag gegenüber den in der Studie betrachteten<br />

Fällen um ein Mehrfaches zu steigern. Möglichkeiten dazu bieten größere<br />

Risse, Mehrfachriss-Systeme sowie die Steigerung der Austrittstemperaturen<br />

durch z. B. die Reduzierung der Wasserverluste, die räumliche Trennung<br />

zwischen Einspeise- und Auslasspunkt in den Rissen und größere Bohrtiefen.<br />

Die Weiterverfolgung der Technologie erscheint lohnenswert, da in weiten<br />

Gebieten Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens die hierfür prädestinierten<br />

hydraulisch dichten Karbon- und Devon-Formationen erbohrt werden<br />

können und konventionell nutzbare Formationen kaum vorhanden<br />

sind. Bisher plant nur die Ruhr-Universität Bochum ein erstes Demonstrationsvorhaben<br />

zur Erschließung dieser mächtigen Ressource. Das Geysir-<br />

Projekt in Osnabrück ist technisch sehr viel einfacher und schneller zu realisieren<br />

und könnte daher eine Vorreiterrolle bei der Erschließung dieser Ressource<br />

einnehmen.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung 1<br />

2 Definition der Untersuchungsvarianten 2<br />

2.1 Zyklisches Verfahren 2<br />

2.1.1 Reiner Geysir-Betrieb 2<br />

2.1.2 Geysir-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme 3<br />

2.2 Tiefe Erdwärmesonde 5<br />

2.3 Standorte 6<br />

3 Übertägige Randbedingungen 7<br />

3.1 Klima 7<br />

3.2 Wärmebedarf und Heiznetzverhalten 9<br />

3.3 Höhe der Fontäne 12<br />

3.4 Temperatur im Thermalwassersee 13<br />

4 Numerische Modellrechnungen 17<br />

4.1 Thermo-hydraulisches Konzeptmodell 17<br />

4.2 Aufbau des numerischen Modells 18<br />

4.3 Thermische und hydraulische Initialisierung des numerischen<br />

Modells 22<br />

4.4 Numerische Berechnungen des <strong>GEYSIR</strong>-Betriebes 24<br />

4.4.1 Numerische Berechnungen des reinen <strong>GEYSIR</strong>-Betriebes 25<br />

4.4.2 Numerische Berechnungen des <strong>GEYSIR</strong>-Betriebes mit thermischer<br />

Nutzung 35<br />

4.5 Zusammenfassung der Simulationsergebnisse 39<br />

5 Geochemie 40<br />

5.1 Entwicklung der Salinität im Zuge des Betriebes 40<br />

5.2 Ausfällungs- und Lösungstendenzen 42<br />

5.2.1 Ausfällungen durch Temperaturänderung 42


5.2.2 Ausfällungen durch CO 2 -Entgasung 43<br />

5.2.3 Ausfällung durch Fluidmischung 43<br />

5.2.4 Ausfällungen durch Sauerstoffeintrag 44<br />

5.3 Zusammenfassung und Aufbereitungsmaßnahmen 45<br />

6 Energetische Bilanzierung 46<br />

6.1 Zyklische Verfahren 47<br />

6.1.1 Reiner <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb 48<br />

6.1.2 <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme 48<br />

6.1.3 Tiefe Erdwärmesonde 54<br />

7 Geologische Aufgabenstellung für das Abteufen der<br />

Bohrung Osnabrück 1 62<br />

7.1 Allgemeine Angaben 62<br />

7.1.1 Aufgabenstellung der Bohrung Osnabrück 1 62<br />

7.1.2 Lage der Bohrung 62<br />

7.2 Geologisches Vorprofil 63<br />

7.2.1 Standort 1 63<br />

7.2.2 Standort 2 64<br />

7.3 Qualitätsanforderungen 64<br />

7.4 Spülprobenentnahme, Kernstrecken 65<br />

7.4.1 Spülprobenentnahme 65<br />

7.4.2 Kernstrecken 65<br />

7.5 Geophysikalische Bohrlochmessungen 65<br />

7.6 Laboruntersuchungen (Austrittswasser) 66<br />

7.7 Auftreten von Erdgas/Erdöl 66<br />

7.8 Perforation 66<br />

7.9 Arbeitsablauf 66<br />

7.9.1 Einbau Standrohr 18 5/8“ (0 m bis ca. 50 m) 66<br />

7.9.2 Einbau 13 3/8“ Sicherheitsrohrtour (0 m bis ca. 110 bzw.<br />

160 m) 66<br />

7.9.3 Einbau 9 5/8“ Rohrtour (0 m bis ca. 880 m bis 1.070 m) 66


7.9.4 Einbau 7“ Rohrtour (0 m bis ca. 1.950 m bzw. 2.050 m,<br />

Endteufe) 67<br />

7.10 Stimulation 67<br />

7.11 Auslauftest 67<br />

7.12 Verbleib der Wässer 67<br />

8 Bohrtechnik 68<br />

8.1 Bohr- und Verrohrungsprogramm 68<br />

8.2 Technische Kriterien zum Bohrlochdesign 68<br />

8.3 Anforderungen an die Bohranlagen 69<br />

8.3.1 Errichtung der Bohrung Osnabrück 69<br />

8.4 Ablauf der Bohrung Osnabrück 70<br />

8.5 Ablauf der Testarbeiten in der Bohrung Osnabrück 70<br />

8.6 Bohrplatz 71<br />

8.7 Brauchwasserbrunnen 71<br />

8.7.1 Hydrogeologie (nach Teil 2 dieser Machbarkeitsuntersuchung)<br />

72<br />

8.7.2 Standort 1 72<br />

8.7.3 Standort 2 74<br />

8.8 Spülungsprogramm 75<br />

8.8.1 Allgemeines 75<br />

8.8.2 Entsorgung 76<br />

8.9 Verrohrungsprogramm 76<br />

8.9.1 Grundlagen 76<br />

8.9.2 Standrohr 21 1/2“ 76<br />

8.9.3 Sicherheitsrohrtour 18 5/8“ 76<br />

8.9.4 Zwischenrohrtour 13 3/8“ 77<br />

8.9.5 Produktionsrohrtour 9 5/8“ 77<br />

8.10 Zementation 77<br />

8.10.1 Aufgabenstellung 77<br />

8.11 Sondenkopfverflanschung 78<br />

8.12 Mudlogging 79


8.13 Zeit- und Ablaufplan 80<br />

8.13.1 Bohrarbeiten 80<br />

8.13.2 Stimulations- und Testarbeiten 81<br />

8.14 Investitionen 82<br />

9 Übertägiger Thermalwasserkreislauf beim <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb 84<br />

9.1 Anlagenbeschreibung 84<br />

9.2 Schätzung der Investitionen 85<br />

10 Integration der Geothermie in die Wärmeversorgung 86<br />

10.1 <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme 86<br />

10.2 Tiefe Erdwärmesonde 86<br />

10.3 Schätzung der Investitionen 89<br />

11 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 90<br />

11.1 Rahmenbedingungen 90<br />

11.1.1 Kapitalgebundene Kosten 90<br />

11.1.2 Betriebsgebundene Kosten 90<br />

11.1.3 Verbrauchsgebundene Kosten 91<br />

11.1.4 Sonstige Kosten 91<br />

11.2 Zusammenfassung der Investitionen 91<br />

11.3 Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 93<br />

Literatur 99


1<br />

1 Einführung<br />

Vom GGA-Institut und dem LBEG Hannover wurde der <strong>Stadt</strong> Osnabrück als<br />

Beitrag für die BUGA 2015 das Geothermievorhaben <strong>GEYSIR</strong> (Geothermische<br />

Energiegewinnung durch zyklische Speicherung in Rissen) vorgeschlagen.<br />

Dieses sieht vor, im Steinbruch am Piesberg im <strong>Stadt</strong>gebiet Osnabrück einen<br />

Thermalwassersee mit künstlichem Geysir anzulegen. Für den künstlichen<br />

Geysir wird eine ca. 2.000 m tiefe Bohrung bis in das Karbon<br />

abgeteuft. Mittels eines massiven Wasserfracs wird anschließend eine künstliche<br />

Rissfläche im Bereich der Bohrlochsohle geschaffen. Dieser Riss dient<br />

dann als Wärmetauscher in dem heißen Tiefengestein.<br />

Allabendlich soll während des Geysir-Betriebes dann Wasser aus dem<br />

Thermalwassersee in den Riss verpresst werden. Der Riss weitet sich dabei<br />

gegen den Gebirgsdruck auf. Das Wasser erwärmt sich während der Nacht<br />

und am Tage wird das erhitzte Wasser im Stundenzyklus über eine Düse<br />

aus dem Riss abgelassen. Der hohe Wasserdruck im Riss sorgt für eine<br />

spektakuläre Fontäne. Das herabstürzende Wasser füllt den Thermalwassersee<br />

täglich wieder auf. Die aus dem Tiefengestein gewonnene Wärme ist<br />

für den Besucher sinnlich erfahrbar und eignet sich so hervorragend, die<br />

Nutzungsmöglichkeiten der Tiefengeothermie in Deutschland populär zu<br />

machen.<br />

Im Rahmen der Studie werden<br />

• das hydraulische und thermische Verhalten des Geysirs numerisch modelliert,<br />

• die Bohrung und die notwendigen übertägigen Anlagen konzipiert,<br />

• Investitionen geschätzt,<br />

• der Geysir-Betrieb energetisch bilanziert und<br />

• Kosten ermittelt.<br />

In einer zweiten Bearbeitungsebene stand neben der Demonstration von<br />

Erdwärme die direkte energetische Nutzung am Standort im Mittelpunkt.<br />

• Abnehmersysteme werden in ihrem Verhalten definiert,<br />

• die Wärmeauskopplung aus dem Geysir-Kreislauf konzipiert und<br />

• energetisch bilanziert sowie<br />

• Wärmeerzeugungskosten ermittelt.<br />

Da das Geysir-Konzept geologische und technische Risiken birgt, wird für<br />

den Fall, dass es in der oben beschriebenen Form nicht betreibbar ist, letztlich<br />

die Verwendbarkeit der installierten Bohrung als Tiefe Erdwärmesonde<br />

untersucht.


2<br />

2 Definition der Untersuchungsvarianten<br />

2.1 Zyklisches Verfahren<br />

2.1.1 Reiner Geysir-Betrieb<br />

Am Abend jeden Tages werden ca. 300 m³ Wasser aus einem Thermalwassersee<br />

mit hohem Druck in ein im Untergrund geschaffenes Risssystem (Volumen<br />

> 1.000 m³ bei 100 bar Überdruck) im Karbon in ca. 2.000 m Tiefe<br />

verpresst. Hier erwärmt sich das Wasser im Laufe einer sog. Aufheizphase<br />

bis zum Morgen. Im Anschluss daran erfolgt die Rückförderung. Mittels der<br />

gespeicherten Druckenergie, d. h. ohne zusätzlichen Pumpaufwand, wird<br />

das vorher injizierte Wasser nun nach Übertage geleitet. Stündlich für<br />

10 Minuten geht der sog. Geysir in Betrieb. Durch eine entsprechende Düse,<br />

die im Thermalwassersee angeordnet ist, entsteht eine Fontäne aus<br />

warmem Wasser. Der See füllt sich so im Laufe des Tages. Im Untergrund<br />

verbliebenes Wasser wird dann aus einem Brauchwasserbrunnen nachgespeist,<br />

so dass abends wieder die Injektionsphase beginnen kann.<br />

50 l/s<br />

110 bar<br />

25 ... 30 °C<br />

50 l/s<br />

1 bar<br />

25 ... 30 °C<br />

50 l/s<br />

110 ... 100 bar<br />

40 ... 50 °C<br />

50 l/s<br />

15 bar<br />

40 ... 50 °C<br />

Karbon<br />

Westfal A2<br />

Karbon<br />

Westfal A2<br />

Einlagerung<br />

Entnahme Geysir<br />

Abbildung 2-1: Funktionsschema des reinen Geysir-Betriebes


3<br />

60<br />

Volumenstrom in l/s<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Einschluss- und Erwärmungsphase<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

0:00 2:00 4:00 6:00 8:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00<br />

Tageszeit<br />

Entnahme<br />

Injektion<br />

Abbildung 2-2: Zeitabläufe beim reinen Geysir-Betrieb<br />

2.1.2 Geysir-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Das Funktionsprinzip unterscheidet sich nicht prinzipiell von der in Abschnitt<br />

2.1.1 beschriebenen Variante. Im Sommer, zwischen Mai und September,<br />

ist die Betriebsweise sogar völlig identisch.<br />

In der Übergangszeit und im Winter, d. h. von Oktober bis in den April,<br />

wird jedoch der Geysir-Betrieb von stündlich 10 auf 5 Minuten zurückgefahren.<br />

Dies dient dazu, um mehr warmes Wasser als Wärmequelle für<br />

Heizzwecke zur Verfügung zu haben. Dafür wird zwischen morgens 8 Uhr<br />

und abends 20 Uhr ein permanenter Volumenstrom von 12,5 l/s entnommen,<br />

entspannt, einem Wärmetauscher zugeführt und anschließend in den<br />

Thermalwassersee geleitet.<br />

Die prinzipielle Gestaltung und die für die Auslegung relevanten Parameter<br />

sind in Abbildung 2-3 gezeigt. Den zeitlichen Ablauf des Anlagenbetriebes<br />

spiegelt Abbildung 2-4 wider.


4<br />

50 l/s<br />

110 bar<br />

25 ... 30 °C<br />

50 l/s<br />

1 bar<br />

25 ... 30 °C<br />

50 l/s<br />

110 ... 100 bar<br />

40 ... 50 °C<br />

50 l/s<br />

15 bar<br />

40 ... 50 °C<br />

Karbon<br />

Westfal A2<br />

Karbon<br />

Westfal A2<br />

Einlagerung<br />

Entnahme Geysir-Sommer<br />

12,5 l/s<br />

16 bar<br />

30 ...40 °C<br />

12,5 l/s<br />

15 bar<br />

20 ...30 °C<br />

12,5 l/s<br />

2 bar<br />

30 ...40 °C<br />

12,5 l/s<br />

1 bar<br />

20 ...30 °C<br />

50 l/s<br />

110 ... 100 bar<br />

30 ... 40 °C<br />

35,5 l/s<br />

15 bar<br />

30 ...40 °C<br />

50 l/s<br />

110 ... 100 bar<br />

30 ... 40 °C<br />

Karbon<br />

Westfal A2<br />

Karbon<br />

Westfal A2<br />

Entnahme Geysir/Wärme - Winter<br />

Entnahme Wärme - Winter<br />

Abbildung 2-3: Funktionsschema des Geysir-Betriebes mit Nutzung der Thermalwasserwärme


5<br />

60<br />

Volumenstrom in l/s<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

Einschluss- und<br />

Erwärmungsphase<br />

-60<br />

0:00 2:00 4:00 6:00 8:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00<br />

Tageszeit<br />

Entnahme<br />

Injektion<br />

Abbildung 2-4: Zeitabläufe beim Geysir-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

2.2 Tiefe Erdwärmesonde<br />

Wenn im Ergebnis von Tests festzustellen ist, dass sich die Bohrung Osnabrück<br />

1 nicht zur Realisierung des vorgenannten zyklischen Verfahrens eignet,<br />

wird als Ausweichlösung eine Tiefe Erdwärmesonde installiert. Dazu<br />

muss die Bohrung unten verschlossen und eine gut isolierende Steigrohrleitung<br />

bis ins Bohrungstiefste eingebaut werden.<br />

Während der Heizperiode wird permanent Wasser durch den Ringraum<br />

nach unten und anschließend durch den Steigraum nach oben zirkuliert.<br />

Durch Wärmeleitung wird dem Gebirge Wärme entzogen.<br />

Die prinzipielle Gestaltung und die für die Auslegung relevanten Parameter<br />

sind in Abbildung 2-5 gezeigt.


6<br />

4 ... 10 l/s<br />

2 bar<br />

30 ... 40 °C<br />

4 ... 10 l/s<br />

2 bar<br />

10 ... 20 °C<br />

4 ... 10 l/s<br />

... 5 bar<br />

10 ... 20 °C<br />

Abbildung 2-5: Funktionsschema der Tiefen Erdwärmesonde<br />

2.3 Standorte<br />

Für die Errichtung des Geysirs werden alternativ zwei Standorte vorgesehen.<br />

Ihre Lage ist in Abbildung 2-6 dargestellt. In den folgenden Untersuchungen<br />

sind beide Standorte eindeutig den Untersuchungsvarianten aus Abschnitt<br />

2.1 zugeordnet:<br />

• Standort 1: reiner Geysir-Betrieb<br />

• Standort 2: Geysir-Betrieb mit Nutzung der<br />

Thermalwasserwärme<br />

In Abbildung 2-6 ist darüber hinaus die mögliche Lage von Brauchwasserbrunnen,<br />

die der Lieferung des Ergänzungswassers zum Ausgleich der Wasserverluste<br />

im Untergrund dienen, vermerkt.


7<br />

Abbildung 2-6: Lageplan des Untersuchungsgebietes<br />

3 Übertägige Randbedingungen<br />

3.1 Klima<br />

Das zeitliche Verhalten von Außentemperatur und relativer Feuchte wird in<br />

dieser Arbeit an zwei Stellen benötigt:<br />

• zur Abschätzung des Lastverhaltens der an eine Wärmeversorgung angeschlossenen<br />

Abnehmer,<br />

• zur Abschätzung der Wärmeverluste in der Fontäne und im Thermalwassersee<br />

Als Datengrundlage fungiert der Wetterdatensatz der Station Hannover-<br />

Langenhagen des Deutschen Wetterdienstes, wie er in für ein typisches Jahr


8<br />

in aufbereiteter Form im Schwimmbadsimulationprogramm SWSIMU (Vers.<br />

2.01b) verwendet wird.<br />

Aus den dort in stündlicher Auflösung enthaltenen Temperatur- und Feuchtekurven<br />

(Abbildung 3-1 bis Abbildung 3-3 zeigen für die Monate des Winters<br />

und der Übergangszeit das Außentemperaturverhalten) wurden<br />

gemittelte Monatswerte von Außentemperatur, relativer Feuchte und somit<br />

Feuchtkugeltemperatur ermittelt (vgl. Abbildung 3-4).<br />

30<br />

25<br />

Außentemperatur in °C<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

Januar<br />

Februar<br />

Dezember<br />

-15<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Stunden des Monats<br />

Abbildung 3-1: Verlauf der Außentemperaturen am Standort (I)<br />

30<br />

25<br />

Außentemperatur in °C<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

März<br />

November<br />

-5<br />

-10<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Stunden des Monats<br />

Abbildung 3-2: Verlauf der Außentemperaturen am Standort (II)


9<br />

30<br />

25<br />

Außentemperatur in °C<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Oktober<br />

April<br />

0<br />

-5<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Stunden des Monats<br />

Abbildung 3-3: Verlauf der Außentemperaturen am Standort (III)<br />

20<br />

18<br />

16<br />

Außentemperatur<br />

Feuchtkugeltemperatur<br />

Temperatur in °C<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Januar<br />

Februar<br />

März<br />

April<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

November<br />

Dezember<br />

Abbildung 3-4: Monatsgemittelte Außen- und Feuchtkugeltemperaturen<br />

3.2 Wärmebedarf und Heiznetzverhalten<br />

Für die Betrachtung der Varianten Geysir-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

(2.1.2) und Tiefe Erdwärmesonde (2.2) sind Abnehmersysteme<br />

in ihrer Größe und in ihrem Verhalten zu definieren. Das hierfür<br />

später vorgesehene Energie-Kommunikationszentrum und weitere Baulichkeiten<br />

in seinem Umfeld oder auch die Gewächshausanlagen der BUGA<br />

existieren noch nicht bzw. sind im Zuge der Entwicklung des Standortes an<br />

die Notwendigkeiten einer geothermischen Versorgung anzupassen.


10<br />

Aus diesem Grunde werden für das Verhalten des Wärmebedarfes und der<br />

Heiznetztemperaturen einfache Ansätze gewählt:<br />

• Die Heizleistung und ihr zeitlicher Verlauf sind direkt und ausschließlich<br />

von der Außentemperatur abhängig (vgl. Abbildung 3-5).<br />

• Eine Warmwasserbereitung wird nicht berücksichtigt.<br />

• Alle Abnehmer erhalten ausschließlich Niedertemperaturheizungen mit<br />

Vor- und Rücklauftemperaturen von 40 °C/30 °C.<br />

• Die Abgangstemperatur am Heizhaus ist 5 K höher als die Vorlauftemperatur<br />

entsprechend Witterungsführung.<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

spezifische Heizleistung<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

Norm-Außentemperatur<br />

Heizgrenze<br />

0,1<br />

0<br />

-15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />

Außentemperatur in °C<br />

Abbildung 3-5: Verhalten der spezifischen Heizleistung<br />

Heiznetztemperatur in °C<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Norm-Außentemperatur<br />

Vorlauftemperatur Netz<br />

Vorlauftemperatur Gebäude<br />

Rücklauftemperatur<br />

Heizgrenze<br />

0<br />

-15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />

Außentemperatur in °C<br />

Abbildung 3-6: Verhalten der Heiznetztemperaturen


11<br />

spezifische Heizleistung in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Januar<br />

Februar<br />

Dezember<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Stunden des Monats<br />

Abbildung 3-7: Verhalten der Heizleistung, nach Abbildung 3-1/Abbildung 3-5<br />

100<br />

90<br />

spezifische Heizleistung in %<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

März<br />

Oktober<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Stunden des Monats<br />

Abbildung 3-8: Verhalten der Heizleistung, nach Abbildung 3-2/Abbildung 3-5<br />

100<br />

90<br />

spezifische Heizleistung in %<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

April<br />

Oktober<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800<br />

Stunden des Monats<br />

Abbildung 3-9: Verhalten der Heizleistung, nach Abbildung 3-3/Abbildung 3-5


12<br />

3.3 Höhe der Fontäne<br />

Ziel ist, mit dem zur Verfügung stehenden Rissvolumen und der angedachten<br />

Länge und Häufigkeit der Eruptionen des Geysirs, eine möglichst eindrucksvolle<br />

Fontäne zu realisieren.<br />

Die Fontänenhöhe ist, wenn man von einem weitgehend reibungsfreien<br />

Freistrahl ausgeht, bei vorgegebenem Volumenstrom nur eine Funktion der<br />

Geschwindigkeit in der Düse und somit der Querschnittsfläche (des Durchmessers)<br />

der Düse. Druck ist in jedem Fall ausreichend vorhanden. Er muss<br />

vor der Düse sogar in starkem Maße abgedrosselt werden, um ein zu<br />

schnelles Auslaufen zu verhindern. In Abbildung 3-10 ist vorgenannter Zusammenhang<br />

dargestellt.<br />

100<br />

90<br />

80<br />

Fontänenhöhe in m<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0,01 m<br />

0,02 m<br />

0,03 m<br />

0,04 m<br />

0,05 m<br />

0,06 m<br />

0,07 m<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Volumenstrom in l/s<br />

Abbildung 3-10: Zusammenhang von Volumenstrom, Düsendurchmesser und<br />

Fontänenhöhe<br />

Für eine Fontänenhöhe von 80 m, wie sie etwa der großen Fontäne im Park<br />

Herrenhausen entspräche, ist also ein Düsendurchmesser von 4 cm vorzusehen<br />

bzw., um eine eindrucksvollere Hohlfontäne zu erzielen, ein Düsenring<br />

von ca. 8 cm Durchmesser. Eine derartige Fontäne würde wegen des<br />

ungefähr dreifach geringeren Volumenstroms (Vergleich zu Herrenhausen)<br />

deutlich schmaler wirken, vor allem aber stark versprühen und somit stark<br />

abkühlen. Die Wasserverluste wären, abgesehen von der Umweltbeeinflussung<br />

durch mineralisiertes und feststoffbeladenes (Fe) Wasser in der anfänglichen<br />

Betriebsphase, groß. Beide Effekte führen zur Absenkung der<br />

Injektionstemperatur und folglich auch der Fördertemperatur.


13<br />

Um also Wasserverluste zu vermeiden und den Temperatureffekt spürbar<br />

werden zu lassen, muss die Fontäne kompakter gestaltet sein. Dies erinnert<br />

auch eher an die Form eines Geysirs. Geht man von einer Fontänenhöhe<br />

von 15 m aus, kann mit einer Ringdüse schon ein Austrittsdurchmesser von<br />

fast 20 cm erreicht werden. Jetzt fällt das Wasser wegen der geringeren<br />

Strahlzerfaserung und Windanfälligkeit im Wesentlichen zentral nach unten,<br />

was den Eindruck einer sehr großvolumigen Eruption verstärkt.<br />

Der Geysireffekt kann noch verstärkt werden, wenn die Düse unter Wasser<br />

angeordnet wird, der Strahl also die Wasseroberfläche durchbricht. Druckpotenzial<br />

hierfür ist ausreichend vorhanden.<br />

3.4 Temperatur im Thermalwassersee<br />

Die Temperatur des Thermalwassersees und damit die Injektionstemperatur<br />

in der Bohrung Osnabrück 1 ist von sehr vielen Parametern abhängig:<br />

• der Thermalwasserfördertemperatur<br />

Hier werden die Simulationsergebnisse aus Abschnitt 4 verwendet.<br />

• den klimatischen Bedingungen (Temperatur, Solarstrahlung, Wind bzw.<br />

Grad seiner Abschirmung, Niederschläge etc.)<br />

• der Bauart des Sees (Flächen-Tiefen-Verhältnis, Abdichtung bzw. gar Isolation,<br />

Farbe etc.)<br />

• der Größe<br />

Vorgenannte Parameter wurden mit dem Schwimmbadsimulationprogramm<br />

SWSIMU (Vers. 2.01b) berücksichtigt. Abbildung 3-11 zeigt beispielhaft<br />

ein Ergebnis der entsprechenden thermischen Berechnungen.<br />

Betrachtet werden runde, in die Erde eingelassene Becken aus Rohbeton,<br />

die eine Wassertiefe von 1 m zulassen.<br />

• Reiner Geysir-Betrieb Wasserfläche 600 m²<br />

• Geysir mit Wärmenutzung Wasserfläche 1.400 m²


14<br />

35<br />

Beckentemperatur in °C<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Ende der Heizung ist Stunde 0<br />

ungestörte Monatsmitteltemperatur 2,6 °C<br />

5<br />

0<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Zeit in Stunden ab 1. Januar<br />

Abbildung 3-11: Abkühlverhalten eines Thermalwassersees von 1.400 m² und<br />

1 m Tiefe, ausgehend von verschiedenen Starttemperaturen, beispielhaft beginnend<br />

am 1. Januar<br />

25<br />

20<br />

Beckentemperatur<br />

Außentemperatur<br />

Feuchtkugeltemperatur<br />

Temperatur in °C<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Januar<br />

Februar<br />

März<br />

April<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

November<br />

Dezember<br />

Abbildung 3-12: Monatsgemittelte Außen-, Feuchtkugel- und Seetemperaturen<br />

(keine Heizung)


15<br />

• den Wärmeverlusten in der Fontäne<br />

Die Temperatur, mit der das Wasser letztlich in den Thermalwassersee zurück<br />

geleitet wird, kann nur abgeschätzt werden. Verwendet wird dazu, wie<br />

in der Auslegung von Verdunstungskühltürmen üblich, der sog. Kühlgrenzabstand,<br />

die Differenz zwischen der Austrittstemperatur des rückgekühlten<br />

Wassers und der Feuchtkugeltemperatur der umgebenden Luft. Im Falle der<br />

Fontäne, die durch einen möglichst dicken und wenig versprühten Strahl<br />

ausgezeichnet sein soll, wird der Kühlgrenzabstand deutlich über dem von<br />

Naturzugkühltürmen (bis 15 K) liegen. Hier werden 30 K angesetzt.<br />

• den Wasserverlusten im Untergrund, die durch Frischwasser ersetzt werden<br />

müssen<br />

Die Berechnungen in Abschnitt 4 verweisen bei günstigen Permeabilitäten<br />

im Untergrund auf einen täglichen Zusatzwasserbedarf in der Größenordnung<br />

von 50 m³.<br />

• der Wasserabkühlung für Heizzwecke<br />

In Vorwegnahme und Mittelung der Rücklauftemperaturen aus der Wärmeerzeugungsanlage<br />

(direkter Wärmetausch und Wärmepumpe) werden angenommen:<br />

• Dezember, Januar, Februar 25 °C im Tagesmittel<br />

• März, November 27 °C<br />

• April, Oktober 30 °C<br />

Letztlich ergeben sich die in Abbildung 3-13 dargestellten Temperaturen im<br />

Thermalwassersee.


16<br />

40<br />

Injektionstemperatur in °C<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

mit Wärmenutzung<br />

reiner Geysirbetrieb<br />

0<br />

Januar<br />

Februar<br />

März<br />

April<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

November<br />

Dezember<br />

Abbildung 3-13: Mittlere Monatstemperaturen im Thermalwassersee


17<br />

4 Numerische Modellrechnungen<br />

Die numerische Modellierung geothermischer Energiegewinnung durch tageszyklische<br />

Speicherung von Wasser in einem künstlich erzeugten Riss stellt<br />

hohe Anforderungen sowohl an das zu wählende Simulationsprogramm als<br />

auch an die räumliche und zeitliche Diskretisierung des zu erstellenden numerischen<br />

Modells. Hauptgründe hierfür sind einerseits die sowohl zeitlich<br />

als auch räumlich zu beherrschenden Skalenunterschiede und andererseits<br />

die zu beschreibenden komplexen thermisch-hydraulischen Prozesse, die in<br />

Wechselwirkung zwischen Riss und umgebendem Nebengestein auftreten.<br />

Das im Folgenden beschriebene numerische Modell wurde mit dem Grundwasser-<br />

und Wärmetransportsimulator FEFLOW /1/ der WASY GmbH erstellt<br />

und berechnet.<br />

4.1 Thermo-hydraulisches Konzeptmodell<br />

Das Konzeptmodell sieht einen, durch eine massive Wasserfrac-Stimulation<br />

erzeugten, kreisförmigen Riss mit einem Radius von 200 m und einer für<br />

die Vermeidung von Reibungsverlusten genügend hohen hydraulischen<br />

Leitfähigkeit (Öffnungsweite von 1 cm) vor. Für diesen Riss wird aus modelltechnischen<br />

Gründen eine horizontale Lagerung angenommen. Tatsächlich<br />

wird sich dieser Riss während des Frac-Vorgangs von der Bohrlochsohle aus<br />

senkrecht zur minimalen Horizontalspannung entwickeln. Da die mittlere<br />

Temperatur in diesem Riss in etwa der Temperatur auf Bohrlochsohlenniveau<br />

entsprechen wird und die Eindringtiefe der thermischen Beeinflussung<br />

gering gegen den Durchmesser sein wird, ist die modelltechnische Umsetzung<br />

in Form eines horizontal liegenden Risses problemadäquat und zulässig.<br />

Für die Bohrlochsohle wird derzeit von einer Teufe von 2.000 m und einer<br />

Speichertemperatur von 80 °C ausgegangen. Numerische Untersuchungen<br />

auf Basis einer zunächst angesetzten Bohrlochsohle in einer Teufe von<br />

1.500 m haben gezeigt, dass die dort herrschende Temperatur von 62 °C<br />

einen energetisch sinnvollen Betrieb der Anlage nicht zulässt.<br />

Das zum geothermischen Betrieb zur Verfügung stehende Druckintervall<br />

von der Öffnung des Risses bis zum unerwünschten weiteren Aufreißen<br />

liegt zwischen 100 bar und 110 bar (Kopfüberdruck).<br />

Die maßgeblichen hydraulischen und thermischen Parameter des Risses<br />

sowie der umgebenden Matrix sind in Tabelle 4-1 zusammengefasst.


18<br />

Tabelle 4-1: Hydraulische und thermische Parameter von Riss und Nebengestein<br />

Parameter Riss Nebengestein<br />

Permeabilität [m 2 ] 8,3*10 -6 1*10 -17 bzw. 1*10 -16<br />

spez. Speicherkoeffizient [1/Pa] 6*10 -7 5*10 -11<br />

Wärmeleitfähigkeit [W/m*K] 0,65 (Wasser) 3,0<br />

spez. Wärmekapazität<br />

[10 6 J/m 3 *K]<br />

4,2 (Wasser) 2,52<br />

Porosität [%] 100 1<br />

Longitudinale Dispersion [m] 0,1 0<br />

Transversale Dispersion [m] 0 0<br />

Der spezifische Speicherkoeffizient von 6*10 -7 1/Pa ermöglicht eine maximale<br />

Speicherung von 750 m 3 Wasser im Riss bei einem Druckanstieg von<br />

10 bar. Somit ist dies die maximal mögliche Einspeicherungsmenge pro<br />

Tag unter der Voraussetzung einer täglichen vollständigen Druckreduzierung<br />

auf den Minimalkopfdruck von 100 bar im Zuge des Geysir-Betriebes.<br />

Hinsichtlich der Nebengesteinspermeabilitäten ist in der Tabelle 4-1 die<br />

maximal zu erwartende Spannbreite von 10 -17 m 2 bis 10 -16 m 2 dokumentiert.<br />

Es ist zu berechnen, wie groß die bei Injektion in den Riss maximal<br />

auftretenden Wasserverluste in das den Riss umgebende Nebengestein in<br />

Abhängigkeit von der angesetzten Permeabilität sind. Ziel dieser Untersuchung<br />

ist es dann, erstens die Machbarkeit einzelner Betriebskonzepte in<br />

Abhängigkeit von den tatsächlich auftretenden Permeabilitäten abschätzen<br />

zu können und zweitens diese Konzepte hinsichtlich ihrer Einspeisungs- und<br />

Ausspeisungsphasen zu optimieren.<br />

4.2 Aufbau des numerischen Modells<br />

Wie bereits eingangs beschrieben, kommt der Diskretisierung des numerischen<br />

Modells in Folge der deutlichen Skalenunterschiede eine entscheidende<br />

Bedeutung bei der Berechnung der komplexen thermisch-hydraulischen<br />

Prozesse insbesondere im Übergangsbereich zwischen Riss und umgebenden<br />

Nebengestein zu. Aufgrund der anzusetzenden, sehr geringen<br />

Durchlässigkeiten ist beim Wärmetransport von dem Riss in das Nebengestein<br />

und umgekehrt primär von konduktiver Wärmeleitung auszugehen.<br />

Um diese Prozesse realitätsnah abbilden zu können, ist in diesem Bereich<br />

eine sehr hohe räumliche Auflösung des Modells erforderlich. Auf der an-


19<br />

deren Seite erfordert die korrekte Berechnung der hydraulischen Prozesse<br />

eine ausreichend große Modellausdehnung, um potenzielle Einflüsse der zu<br />

definierenden hydraulischen Randbedingungen auf die Berechnungsergebnisse<br />

insbesondere im Nahbereich des Risses ausschließen zu können.<br />

Da das Konzeptmodell einen horizontal liegenden, kreisrunden Riss vorsieht,<br />

wurde ein radialsymmetrischer Ansatz für die numerische Modellierung<br />

gewählt, der die stattfindenden Prozesse problemadäquat unter<br />

Einhaltung der vorzuschreibenden Massen- und Energiebilanzen abbildet.<br />

Weiterhin wurde der Modellansatz dahingehend vereinfacht, dass von einer<br />

horizontalen Symmetrieebene in der Mitte des Risses ausgegangen werden<br />

kann, so dass bei Halbierung der anzusetzenden Rissweite lediglich der<br />

hangende oder liegende Matrixbereich numerisch erfasst werden muss.<br />

Diese Modellvereinfachungen erlauben somit eine sehr feine Diskretisierung<br />

bei weiterhin beherrschbaren Rechenzeiten.<br />

T in<br />

T out<br />

2000 m<br />

Modellradius=500 m<br />

Abbildung 4-1: Prinzipskizze des zylindersymmetrischen Modells mit Bohrung (rot),<br />

Rissfläche (schraffiert), und simulierter Ebene (Farbverlauf)


20<br />

Die eigentliche Diskretisierung wurde in einem iterativen Verfahren durchgeführt.<br />

Ziel dieses Verfahrens war es, die Größe der Finiten Elemente im<br />

Nahbereich des Risses sukzessive zu verfeinern bis zu der Elementgröße,<br />

bei der im Vergleich zur vorherigen Diskretisierung keine Veränderung der<br />

berechneten Temperaturen und Drücke auftritt. Diese Vorgehensweise ermöglichte<br />

einerseits die Bestimmung der notwendigen Elementgrößen zur<br />

numerisch korrekten Abbildung der stattfindenden physikalischen Prozesse<br />

und andererseits die Optimierung der notwendigen Gesamtanzahl der Finiten<br />

Elemente. Eine a priori festgelegte Diskretisierung ohne vergleichende<br />

Berechnungen hätte entweder die Berechnungsergebnisse verfälschen oder<br />

die aufzuwendenden Rechenzeiten unnötig erhöhen können.<br />

Die so durchgeführte Optimierung der Diskretisierung führte schlussendlich<br />

zu einem 2-dimensionalen Modell, das eine Ausdehnung von 500 m mal<br />

500 m in z- und R-Richtung besitzt. Im Übergangsbereich zwischen Riss und<br />

Matrix wurde die optimierte Elementgröße auf 7 mm bestimmt. Die Maximalgröße<br />

der Elemente im rissfernen Bereich beträgt 15 m. Das Modell<br />

besteht aus insgesamt ca. 250.000 Finiten Elementen, wovon sich ca.<br />

200.000 Finite Elemente im Nahbereich des Risses befinden. Abbildung<br />

4-2 zeigt die Gesamtdiskretisierung sowie Ausschnittvergrößerungen zur<br />

Veranschaulichung des Modellaufbaus.


21<br />

Rissein- bzw. -auslass<br />

Lage des Risses<br />

-2000 m<br />

u. GOK<br />

Rissnebengestein<br />

Rotationsachse<br />

des Modells<br />

-2500 m<br />

u. GOK<br />

10 m 1 m<br />

Abbildung 4-2: Diskretisierung des Modells<br />

Die Abbildung verdeutlicht durch die Ausschnittvergrößerungen die Größenunterschiede<br />

der Finiten Elemente. Die kleinsten Elemente sowohl in<br />

ihrer vertikalen als auch horizontalen Ausdehnung liegen am Rissein- bzw.<br />

-auslasspunkt. Darüber hinaus ist der Übergangsbereich am Ende des Risses<br />

zum Nebengestein ebenfalls hoch aufgelöst.<br />

Zusätzlich dokumentiert die Abbildung die wesentlichen Merkmale des Modells.<br />

Dies sind die Lage der Rotationsachse, die gleichbedeutend ist mit der


22<br />

Lage der Bohrung, sowie die Lage des Rissein- bzw. -auslasspunktes in der<br />

Rotationsachse.<br />

Die in der Abbildung dokumentierte Diskretisierung mit Finiten Elementen<br />

spiegelt in den numerischen Berechnungen das den Riss umgebende Nebengestein<br />

wider, in dem das Darcy-Gesetz Gültigkeit besitzt. Demgegenüber<br />

steht die zu berechnende Kluftströmung, die auf dem Hagen-<br />

Poiseuille-Gesetz beruht. Um beide Gesetze im numerischen Modell miteinander<br />

zu verknüpfen, wurde der eigentliche Riss mit so genannten diskreten<br />

Kluftelementen realisiert, in denen unabhängig von der umgebenden Matrix<br />

die zu geltenden Gesetze und Parameter definiert werden können /2/.<br />

Für die hier gestellte Aufgabe bedeutet dies, dass in dem Riss die Druckentwicklung<br />

unter Berücksichtung der in das Nebengestein auftretenden<br />

Wasserverluste auf Basis von zwei Gesetzen berechnet wird. Hinsichtlich der<br />

Wärmetransportprozesse bestehen für beide Elementtypen dieselben Gesetzmäßigkeiten.<br />

4.3 Thermische und hydraulische Initialisierung des numerischen<br />

Modells<br />

Vor den eigentlichen numerischen Simulationen des Geysir-Betriebes muss<br />

das oben beschriebene Modell parametrisiert und sowohl thermisch als<br />

auch hydraulisch initialisiert werden. Wie in Tabelle 4-1 dokumentiert, ist<br />

generell von zwei verschiedenen Grundmodellen auszugehen, die sich hinsichtlich<br />

der Permeabilitäten des Nebengesteins unterscheiden. Daher wird<br />

die Initialisierung für beide Modelle durchgeführt.<br />

Nach der Parametrisierung der Modelle analog zu Tabelle 4-1 werden diese<br />

zunächst thermisch initialisiert. Hierfür werden entsprechend der Tiefenlagen<br />

der Modelloberkante von -2.000 m unter Geländeoberkante und der<br />

Modellunterkante von -2.500 m unter Geländeoberkante, einer Oberflächentemperatur<br />

von 10 °C und einem geothermischen Gradienten von<br />

0,035 °C/m Temperaturrandbedingungen 1. Art von 80 °C bzw. 97,5 °C in<br />

das Modell implementiert. Die seitlichen Modellränder sind für den Wärmefluss<br />

geschlossen. Auf Basis dieser Temperaturrandbedingungen wird für<br />

beide Modelle das stationäre thermische Temperaturfeld berechnet, das<br />

aufgrund der homogenen und isotropen Parameterverteilung zu einer linearen<br />

Teufen-Temperaturverteilung führt.<br />

Als zweiter Schritt folgt die hydraulische Initialisierung. Bei dieser wird von<br />

folgendem praxisnahen Ansatz ausgegangen. Vor dem eigentlichen Geysir-<br />

Betrieb erfolgt die Rissöffnung mittels massivem Wasserfrac mit einem<br />

Kopfüberdruck von 100 bar. Nach Öffnung des Risses wird dieser Druck bis<br />

zur Inbetriebnahme des Geysirs aufrechterhalten (Betriebsbereitschaft). Da-


23<br />

her wurde für die hydraulische Initialisierung des Systems im Bereich des<br />

Risses ein Kopfüberdruck von 100 bar in Form einer hydraulischen Randbedingung<br />

1. Art implementiert. Der äußere und untere Modellrand wurden<br />

mit einer hydraulischen Randbedingung von 0 bar belegt. Diese Konstellation<br />

wurde dann über einen Zeitraum von 4 Monaten vorwärts berechnet,<br />

um die Druckausbreitung aus dem Riss in das Nebengestein und den damit<br />

entstehenden Druckgradienten bis zum Beginn des Geysir-Betriebes zu simulieren.<br />

In Abhängigkeit von den beiden unterschiedlichen Nebengesteinspermeabilitäten<br />

ergaben sich daraus deutlich unterschiedliche Druckfelder, die in<br />

Abbildung 4-3 dargestellt sind.<br />

Riss<br />

a) b)<br />

500 m 500 m<br />

Abbildung 4-3: Vergleich der Potenzialfelder in m Wassersäule nach 4-monatigem<br />

Vorlauf in Abhängigkeit von der Permeabilität des Nebengesteins;<br />

a) k=10 -17 m 2 ; b) k=10 -16 m 2<br />

Die Abbildung verdeutlicht, dass bei einer Permeabilität von 10 -17 m 2 im<br />

Vergleich zu einer Permeabilität von 10 -16 m 2 der Druckgradient im Nahbereich<br />

der Kluft deutlich ausgeprägter und damit die Druckfront weniger weit<br />

vorangeschritten ist.<br />

Die Bilanzierung der über den Riss zur Aufrechterhaltung des Rissöffnungsdruckes<br />

von 100 bar benötigten Wassermengen ergab bei der höheren<br />

Permeabilität am Ende der 4-monatigen Berechnungszeit 225 m 3 /d. Demgegenüber<br />

sind dies im Modell mit der geringeren Permeabilität nur<br />

35 m 3 /d.<br />

Mit der Initialisierung beider Modelle sind die Vorarbeiten für die numerische<br />

Berechnung des Geysir-Betriebes abgeschlossen.


24<br />

4.4 Numerische Berechnungen des <strong>GEYSIR</strong>-Betriebes<br />

Die numerischen Berechnungen des Geysir-Betriebes unterteilen sich<br />

grundsätzlich in zwei verschiedene Konzepte:<br />

1) Reiner Geysir-Betrieb<br />

2) Geysir-Betrieb mit zusätzlicher energetischer Nutzung<br />

Zu 1)<br />

Bei dem reinen Geysir-Betrieb wird allabendlich in den Rissspeicher<br />

eine zu definierende Menge Wasser mit einer Rate von 50 l/s aus dem<br />

Thermalsee injiziert. Nach Abschluss der Injektion erfolgt über Nacht<br />

die primär konduktive Erwärmung dieses Wassers. Im Verlauf des folgenden<br />

Tages wird in insgesamt 9 Zyklen das erwärmte Wasser mit<br />

einer Rate von 50 l/s für 10 Minuten pro Stunde aus dem Speicher in<br />

Form einer Fontäne gefördert.<br />

Ziel der numerischen Berechnungen ist es, zunächst die notwendige<br />

allabendliche Injektionsmenge und den damit verbundenen Druckaufbau<br />

in dem Riss in Abhängigkeit von der Permeabilität des Nebengesteins<br />

zu bestimmen. Hierbei muss einerseits gewährleistet sein,<br />

dass die Befüllung mit dem damit verbundenen Druckaufbau den maximal<br />

erlaubten Kopfüberdruck von 110 bar nicht überschreitet, da es<br />

ansonsten zu einer Ausweitung des Risses käme. Andererseits muss<br />

der erzeugte Überdruck infolge der Befüllung über dem am Tage<br />

stattfindenden Druckabbau infolge natürlicher Wasserverluste in das<br />

Nebengestein und des Geysir-Betriebes liegen, da ein Druckabfall unter<br />

den Rissöffnungsdruck von 100 bar vermieden werden muss.<br />

Nach der Bestimmung der erforderlichen Injektionsmengen ist das eigentliche<br />

Ziel der numerischen Berechnungen, die zeitliche Entwicklung<br />

der Temperatur und des Druckes am Rissein- bzw. -auslass zu<br />

quantifizieren, um zunächst die generelle Machbarkeit des Projektes<br />

nachzuweisen.<br />

Zu 2)<br />

Bei dem Geysir-Betrieb mit zusätzlicher energetischer Nutzung wird<br />

aufbauend auf den Ergebnissen des reinen Geysir-Betriebes zunächst<br />

ein Betriebsregime konzipiert, welches den parallelen Betrieb des<br />

Geysirs und der energetischen Nutzung ermöglicht.<br />

Die Ergebnisse der darauf folgenden Berechnungen liefern die Grundlage<br />

für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung der sekundären energetischen<br />

Nutzung.


25<br />

Nachfolgend werden die beiden Konzepte hinsichtlich der notwendigen<br />

Arbeitsschritte sowie der erzielten Ergebnisse ausführlich beschrieben.<br />

4.4.1 Numerische Berechnungen des reinen <strong>GEYSIR</strong>-Betriebes<br />

Für die Berechnungen des reinen Geysir-Betriebes muss grundsätzlich zwischen<br />

den Modellansätzen mit unterschiedlichen Permeabilitäten des Nebengesteins<br />

unterschieden werden. Aufgrund der zu erwartenden deutlich<br />

höheren Wasserverluste in das Nebengestein mit höherer Permeabilität<br />

muss zunächst für beide Modelle die notwendige allabendliche Injektionsmenge<br />

berechnet werden, um die vorgegebenen Maximal- bzw. Minimaldrücke<br />

von 110 bar bzw. 100 bar bei einer täglichen Gesamtfördermenge<br />

von 270 m 3 einhalten zu können.<br />

In Optimierungsstudien wurden für beide Modellansätze die notwendigen<br />

Injektionsmengen bestimmt. Da zu Beginn des Geysir-Betriebes die höchsten<br />

Wasserverluste auftreten, werden nur wenige Betriebstage zur Festlegung<br />

dieser maximalen Injektionsmengen benötigt. Tabelle 4-2 fasst die<br />

Ergebnisse der berechneten Mengen sowie der damit verbundenen Kopfüberdrücke<br />

zusammen.<br />

Tabelle 4-2: Berechnete maximale Injektionsmengen für beide Modellansätze<br />

Modellansatz<br />

Max.<br />

Injektionsmenge<br />

(erster Tag)<br />

[m 3 /d]<br />

Max.<br />

Kopfüberdruck<br />

[bar]<br />

Min.<br />

Kopfüberdruck<br />

(erster Tag)<br />

[bar]<br />

Nebengesteinspermeabilität:<br />

10 -17 m 2 400 106 100,2<br />

Nebengesteinspermeabilität:<br />

10 -16 m 2 860 110 100,4<br />

Die Tabelle verdeutlicht den entscheidenden Einfluss der Permeabilität des<br />

Nebengesteins auf die notwendigen Injektionsmengen. Während bei der<br />

geringeren Permeabilität bereits maximal 400 m 3 /d ausreichen, um am<br />

Ende des Förderzyklus über dem minimal geforderten Kopfüberdruck von<br />

100 bar zu bleiben, benötigt man bei der höheren Permeabilität hierfür<br />

maximal 860 m 3 /d. Da das maximale Speichervolumen der Kluft bei einem<br />

Kopfüberdruck von 110 bar bei 750 m 3 liegt, lässt sich daraus schließen,<br />

dass bei der höheren Permeabilität bereits während der Injektionsphase<br />

110 m 3 /d in das Nebengestein verloren gehen.<br />

Als wesentliches Ergebnis dieser Optimierungsstudie ist festzuhalten, dass<br />

unter der Voraussetzung einer Nebengesteinspermeabilität von 10 -17 m 2


26<br />

sowohl ein reiner Geysir-Betrieb als auch ein gekoppelter Betrieb mit energetischer<br />

Nutzung aus rein hydraulischer Sicht technisch machbar ist. Für<br />

ein Nebengestein mit einer Permeabilität von 10 -16 m 2 eignet sich dagegen<br />

ausschließlich der reine Geysir-Betrieb. Ein gekoppelter Betrieb ist aufgrund<br />

der hohen Wasserverluste und des damit verbundenen Druckabbaus in der<br />

Kluft nicht möglich.<br />

Nach der Quantifizierung der täglich einzuspeisenden Injektionsmengen<br />

konnten die für die numerische Simulation des Geysir-Betriebes notwendigen<br />

Randbedingungen in Form von Zeitreihen generiert werden. Abbildung<br />

4-4 zeigt die Injektions- und Förderphasen beider Modellansätze für einen<br />

Tag.<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Modellansatz Permeabilität = 10-17 m2<br />

Modellansatz Permeabilität = 10-16 m2<br />

30<br />

Befüllungs- bzw. Förderrate [l/s]<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />

Tag<br />

Abbildung 4-4: Injektions- und Förderphasen beider Modellansätze<br />

Die Abbildung verdeutlicht, dass der Modellansatz mit höherer Permeabilität<br />

des Nebengesteins eine deutlich längere Injektionsphase bedingt, so<br />

dass bereits hieraus abgeleitet werden kann, dass die erzielbaren Fördertemperaturen<br />

aufgrund der kürzeren Zeitspanne der konduktiven Wiedererwärmung<br />

während der Nacht geringer sein werden.<br />

Zusätzlich waren neben den zu injizierenden Wassermengen auch deren<br />

über das Jahr variierenden Temperaturen zu berechnen und entsprechende<br />

Zeitreihen für die Modellierung zu generieren. Hierfür wurden die mittleren<br />

Monatstemperaturen des Seewassers, das injiziert wird, in Abhängigkeit von<br />

den zu erwartenden Fördertemperaturen und den monatlichen Lufttempe-


27<br />

raturen berechnet. Abbildung 4-5 zeigt den Jahresgang der Temperatur<br />

des injizierten Wassers bei reinem Geysir-Betrieb.<br />

50<br />

45<br />

Temperatur des injizierten Wassers<br />

Temperatur des injizierten Wassers [°C]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Jan Feb März Apr Mai Jun Juli Aug Sept Okt Nov Dez<br />

Monat<br />

Abbildung 4-5: Jahresgang der Temperatur des injizierten Wassers bei reinem<br />

Geysir-Betrieb<br />

Die oben beschriebenen Zeitreihen wurden als Randbedingungen 1. Art in<br />

die Modelle integriert. Zusätzlich wurden Nebenbedingungen definiert, die<br />

es ermöglichen, die vorgeschriebenen Injektionstemperaturen ausschließlich<br />

auf die Injektionsphasen zu beschränken, um somit in den Förderphasen<br />

die tatsächlich auftretenden Temperaturen am Rissauslass berechnen zu<br />

können.<br />

Mit diesen nun vervollständigten Modellen wurde im Folgenden versucht,<br />

die Temperatur- und Druckentwicklung sowohl am Rissauslass als auch an<br />

weiteren Monitoringpunkten unter Berücksichtigung der temperaturabhängigen<br />

Dichte und Viskosität des Wassers über einen Zeitraum von 4 Jahren<br />

zu berechnen.<br />

Bereits nach einer Rechenzeit von wenigen Stunden wurde deutlich, dass die<br />

neben dem räumlichen Skalenproblem (Diskretisierung im Millimeter bis<br />

Meterbereich) existierenden zeitlichen Skalenunterschiede (Prognosezeitraum<br />

von 4 Jahren im Vergleich zu Einzelförderphasen von 10 Minuten bei<br />

neunmaliger Wiederholung pro Tag) zu im Bearbeitungszeitraum nicht realisierbaren<br />

Gesamtrechenzeiten führen würden.


28<br />

Aus diesem Grunde musste eine Vereinfachung der Simulation des Geysir-<br />

Betriebes entwickelt werden, die zu einer deutlichen Verkürzung der Rechenzeiten<br />

unter Beibehaltung von verlässlichen und verifizierten Berechnungsergebnissen<br />

insbesondere hinsichtlich der Temperaturentwicklung<br />

führt.<br />

Da die räumliche Diskretisierung aus den bereits in Kapitel 4.2 genannten<br />

Gründen nicht vereinfacht werden konnte, musste ein Weg gefunden werden,<br />

die zeitlich hoch aufgelösten Förderphasen innerhalb eines Tages geeignet<br />

zu vereinfachen, ohne die daraus resultierenden Ergebnisse zu<br />

verfälschen.<br />

Als gangbarer Weg erwies sich hierbei die Zusammenlegung der 9 einzelnen<br />

Förderphasen mit einer jeweiligen Dauer von 10 Minuten zu einer einzigen<br />

Förderphase mit einer dementsprechenden Dauer von 90 Minuten.<br />

Da im Tagesverlauf somit in beiden Ansätzen dieselbe Massenbilanz vorliegt,<br />

konnte zunächst vermutet werden, dass sowohl der Druck als auch die<br />

Temperatur am Rissauslass am Ende des Tageszyklus vergleichbar sein<br />

müsste.<br />

Zur Überprüfung dieser Vermutung wurde ein entsprechender Datensatz<br />

zusammengestellt und die Temperatur- und Druckentwicklung mit diesem<br />

Vergleichsmodell berechnet. Zur Verdeutlichung des Ansatzes ist in<br />

Abbildung 4-6 ein Vergleich der zeitlich hoch aufgelösten und der zusammengefassten<br />

Förderphasen dargestellt.


29<br />

60<br />

50<br />

40<br />

9 einzelne Förderphasen<br />

eine zusammengefasste Förderphase<br />

30<br />

Befüllungs- bzw. Förderrate [l/s]<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />

Tag<br />

Abbildung 4-6: Vergleich der zeitlich hoch aufgelösten und zusammengefassten<br />

Förderphasen<br />

Die Abbildung zeigt, dass die zusammengelegte Förderphase zeitgleich mit<br />

der ersten Einzelförderphase beginnt und dann über einen Zeitraum von 90<br />

Minuten aktiv ist. Für die aufzuwendende Rechenzeit bedeutet dies, dass im<br />

Vergleich zu insgesamt 18 zeitlich hoch aufgelösten Übergangspunkten von<br />

Förderung zu Ruhephase und umgekehrt lediglich 2 Ansteuerungspunkte in<br />

der zusammengefassten Förderphase notwendig sind.<br />

Zur Verifizierung dieser Vereinfachung wurden die berechneten Temperaturen<br />

und Drücke sowohl der hoch aufgelösten als auch der zusammengefassten<br />

Förderphase für einzelne Betriebstage miteinander verglichen. Die<br />

Ergebnisse sind in Abbildung 4-7 und Abbildung 4-8 dargestellt.<br />

Die Abbildung 4-8 bestätigt die bereits theoretisch angestellten Überlegungen,<br />

nach denen die Temperaturentwicklungen während der Förderphasen<br />

unterschiedlich sind, jedoch die berechneten Temperaturen am Ende jeden<br />

Tages mit einem Temperaturunterschied von weniger als 1 K in beiden Ansätzen<br />

miteinander vergleichbar sind. Somit kann für die längerfristigen<br />

Prognosen das vereinfachte Modell mit einer zusammengefassten Förderphase<br />

genutzt werden, da die Temperaturen vor Beginn der nächsten Injektionsphase<br />

nahezu übereinstimmen und somit der langfristige Trend der<br />

Temperaturentwicklung mittels dieses Modellansatzes korrekt berechnet<br />

wird.


30<br />

Für die Berechnung des tatsächlichen Temperaturverlaufs zu bestimmten<br />

Zeitpunkten kann dann auf die Ergebnisse des langfristigen Trends zurückgegriffen<br />

und hoch aufgelöste Berechnungen unter Berücksichtigung der<br />

neun Förderphasen durchgeführt werden.<br />

Durch eine derartige Kopplung ist es möglich, sowohl längerfristige Trendprognosen<br />

als auch hoch aufgelöste Einzelberechnungen durchführen zu<br />

können.<br />

44<br />

43<br />

42<br />

hoch aufgelöste Einzelphasen<br />

zusammengefasste Förderphase<br />

Temperatur am Rissein- bzw. auslaß [°C]<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

37<br />

36<br />

35<br />

34<br />

33<br />

32<br />

31<br />

30<br />

875.0 875.1 875.2 875.4 875.5 875.6 875.7 875.8 876.0 876.1 876.2 876.3 876.4 876.6 876.7 876.8 876.9<br />

Abbildung 4-7: Vergleich der berechneten Temperaturen am Rissein- bzw. am<br />

Rissauslass für die hoch aufgelösten und zusammengefassten Förderphasen<br />

Tag<br />

Neben der Temperaturentwicklung muss diese Vereinfachung auch Gültigkeit<br />

für die zu berechnenden Drücke besitzen. In Abbildung 4-8 ist daher<br />

der Vergleich der berechneten Druckentwicklungen dokumentiert.<br />

Der Vergleich der Graphen dokumentiert auch für die zu berechnenden<br />

Drücke eine sehr gute Übereinstimmung am Ende eines Tages, während im<br />

Verlauf des Tages naturgemäß unterschiedliche Drücke berechnet werden.<br />

Darüber hinaus dokumentiert die Abbildung die Einhaltung der vorgegebenen<br />

Maximal- bzw. Minimaldrücke von 110 bar bzw. 100 bar.


31<br />

1070<br />

1065<br />

hochaufgelöste Einzelphasen<br />

zusammengefasste Förderphase<br />

1060<br />

Druck am Rissein- bzw. auslass [m]<br />

1055<br />

1050<br />

1045<br />

1040<br />

1035<br />

1030<br />

1025<br />

1020<br />

1015<br />

875.0 875.2 875.4 875.6 875.8 876.0 876.2 876.4 876.6 876.8 877.0<br />

Tag<br />

Abbildung 4-8: Vergleich der berechneten Drücke am Rissein- bzw. -auslass für<br />

die hoch aufgelösten und zusammengefassten Förderphasen<br />

Somit kann festgestellt werden, dass die Zusammenfassung der Einzelförderphasen<br />

sowohl hinsichtlich der zu berechnenden Drücke als auch der zu<br />

berechnenden Temperaturen ein geeignetes Werkzeug zur Berechnung der<br />

langfristigen Trends darstellt.<br />

Im Folgenden werden daher zunächst die thermischen Berechnungsergebnisse<br />

der beiden Modellansätze mit unterschiedlichen Permeabilitäten des<br />

Nebengesteins für einen Zeitraum von 12 Monaten dargestellt. Da selbst<br />

bei zusammengefassten Förderphasen die Rechengeschwindigkeit aufgrund<br />

der sehr feinen Diskretisierung sowie der sehr klein zu wählenden Fehlertoleranzen<br />

gering ist, konnten in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht beide<br />

Modellansätze über einen längeren Betriebszeitraum berechnet werden.<br />

Für den Modellansatz mit geringerer Permeabilität konnte hingegen ein<br />

Betriebszeitraum von 3 Jahren simuliert werden, dessen Ergebnisse anschließend<br />

vorgestellt werden.<br />

In Abbildung 4-9 und Abbildung 4-10 sind vergleichend für beide Modellansätze<br />

die berechneten Temperaturen dargestellt. Da für den Geysir-<br />

Betrieb von einem Beginn im Mai ausgegangen wird, ist die Injektionstemperatur<br />

entsprechend Abbildung 4-5 zunächst 32 °C. Erst mit Beginn des<br />

sechsten Betriebsmonates verringert sich die Injektionstemperatur auf<br />

30 °C.


32<br />

80<br />

75<br />

70<br />

Temperatur bei Permeabilität Nebengestein: 10-17 m2<br />

Temperatur bei Permeabilität Nebengestein: 10-16 m2<br />

Temperatur am Rissauslaß [°C]<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

-1 30 60 91 121 152 182 213 243 274 304 335 365<br />

Tage<br />

Abbildung 4-9: Vergleich der berechneten Temperaturen am Rissauslass für die<br />

beiden Modellansätze mit unterschiedlichen Permeabilitäten des Nebengesteins für<br />

eine Betriebsdauer von 12 Monaten<br />

Der Vergleich der Graphen in Abbildung 4-9 zeigt den eklatanten Unterschied<br />

der Temperaturentwicklungen in Abhängigkeit von der Nebengesteinspermeabilität.<br />

Bereits nach einer Berechnungszeit von 12 Monaten<br />

beträgt der Temperaturunterschied am Ende der Förderphase 8 °C. So beträgt<br />

die maximale Fördertemperatur nach dieser Betriebszeit im Fall einer<br />

Permeabilität von 10 -16 m 2 lediglich 34,5 °C, was mehr als einer Halbierung<br />

ausgehend von einer initialen Speichertemperatur von 80 °C entspricht. Für<br />

die Berechnung mit einer Permeabilität von 10 -17 m 2 beträgt die Temperatur<br />

nach dieser Betriebszeit 42,5 °C. Dabei muss festgestellt werden, dass die<br />

stärksten Temperaturrückgänge bereits im ersten Betriebsmonat stattfinden.<br />

Die minimalen Temperaturen werden entsprechend den geringsten Injektionstemperaturen<br />

von 23 °C am Ende des zehnten Betriebsmonats mit<br />

40 °C bzw. 30 °C erreicht.<br />

Um einen Einblick in den Unterschied beider Modellansätze im Tagesverlauf<br />

zu geben, zeigt Abbildung 4-10 den Temperaturverlauf für die ersten<br />

10 Betriebstage im Vergleich. Die Graphen verdeutlichen, dass sich die<br />

deutlichen Temperaturunterschiede am Ende eines Betriebstages aus zwei<br />

Komponenten zusammensetzen. Die erste Komponente betrifft die bereits<br />

angesprochene längere Injektionszeit bei höherer Permeabilität. Die hierdurch<br />

kürzere verfügbare Wiedererwärmungszeit während der Nacht führt<br />

bereits zu deutlich geringeren Temperaturen zu Beginn der Förderphase.<br />

Die zweite Komponente spiegelt sich primär in der eigentlichen Förderpha-


33<br />

se wider. Da bei der höheren Permeabilität das doppelte Volumen an Wasser<br />

im Vergleich zum Fall mit der geringeren Permeabilität in den Riss injiziert<br />

werden muss, kann dieses bei gleicher verfügbarer Wärmemenge im<br />

Nebengestein nicht so stark erwärmt werden. Dies resultiert in den zu beobachtenden<br />

deutlich geringeren Maxima der Temperatur in den Förderphasen.<br />

Beide Komponenten zusammen bewirken die bereits in Abbildung 4-9<br />

dokumentierte deutliche Temperaturspreizung, die eine sinnvolle energetische<br />

Nutzung bei einer Permeabilität des Nebengesteins von 10 -16 m 2 ausschließt.<br />

80<br />

75<br />

70<br />

Temperatur bei Permeabilität Nebengestein: 10-17 m2<br />

Temperatur bei Permeabilität Nebengestein: 10-16 m2<br />

Temperatur am Rissauslaß [°C]<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Tage<br />

Abbildung 4-10: Vergleich der berechneten Temperaturen am Rissauslass für die<br />

beiden Modellansätze mit unterschiedlichen Permeabilitäten des Nebengesteins für<br />

die ersten 10 Betriebstage<br />

Für eine Permeabilität des Nebengesteins von 10 -17 m 2 konnte, wie bereits<br />

angesprochen, ein Betriebszeitraum von 3 Jahren berechnet werden. Die in<br />

Abbildung 4-11 dokumentierte Temperaturentwicklung über diesen Zeitraum<br />

bestätigt die sich kontinuierlich verringernde Temperaturabnahme mit<br />

fortschreitender Betriebszeit.<br />

Eine Extrapolation der Temperaturabnahme unter Verwendung einer logarithmischen<br />

Darstellung ist aufgrund der jahreszeitlichen Schwankungen der<br />

Injektionstemperatur und der daraus resultierenden Fördertemperaturen<br />

sowie der entzogenen Wärmeleistung methodisch nicht sinnvoll.


34<br />

Temperatur am Rißein- bzw -auslaß [°C]<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58<br />

56<br />

54<br />

52<br />

50<br />

48<br />

46<br />

44<br />

42<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

0 365 730 1095<br />

Tag<br />

Temperatur bei Permeabilität Nebengestein: 10-17 m2<br />

Abbildung 4-11: Berechnete Temperaturen am Rissauslass für den Modellansatz<br />

mit geringerer Permeabilität für die ersten 3 Betriebsjahre<br />

Abbildung 4-12 zeigt die Temperaturverteilung in einem Profil aus dem<br />

ersten Betriebsjahr für eine Permeabilität des Nebengesteins von 10 -16 m 2 .<br />

Rissein- bzw. -auslass<br />

Rissein- bzw. aus-<br />

200 m<br />

Abbildung 4-12: Temperaturprofil nach dem 1. Betriebsjahr für eine Permeabilität<br />

von 10 -16 m 2<br />

Während die Auskühlung längs des Risses nach dieser Betriebszeit eine<br />

Ausdehnung von 150 m besitzt, erreicht diese senkrecht zum Riss am


35<br />

Rissauslasspunkt gerade 25 m aufgrund des hier primär konduktiv stattfindenden<br />

Wärmetransportprozesses.<br />

Zusammenfassend bleibt für den reinen Geysir-Betrieb festzustellen, dass<br />

aus hydraulischer Sicht beide Modellansätze mit unterschiedlichen Permeabilitäten<br />

des Nebengesteins generell umsetzbar sind. Aus thermischer Sicht<br />

ist jedoch der Modellansatz mit einer Permeabilität von 10 -16 m 2 signifikant<br />

ungünstiger zu bewerten.<br />

4.4.2 Numerische Berechnungen des <strong>GEYSIR</strong>-Betriebes mit<br />

thermischer Nutzung<br />

Die Berechnungen des Geysir-Betriebes mit thermischer Nutzung basieren,<br />

wie bereits in Kapitel 4.4.1 beschrieben, auf dem Modellansatz mit einer<br />

Permeabilität des Nebengesteins von 10 -17 m 2 , da bei höherer Permeabilität<br />

keine sinnvolle Energienutzung möglich ist.<br />

Ausgehend von dem in Kapitel 4.2 dargestellten, hydraulisch und thermisch<br />

initialisierten Modell, müssen abweichend von dem reinen Geysir-Betrieb<br />

verschiedene Randbedingungen auf den Betrieb mit thermischer Nutzung<br />

angepasst werden.<br />

Dies betrifft zum einen die zur Realisierung der thermischen Nutzung notwendigen<br />

Injektions- und Fördermengen. Das konzeptionelle Modell geht<br />

hierbei davon aus, dass für die Sommermonate von Mai bis September<br />

ausschließlich der reine Geysir-Betrieb stattfindet. Für die zweite Jahreshälfte<br />

von Oktober bis April hingegen wird die thermische Nutzung zugeschaltet.<br />

Zur Quantifizierung der hierbei möglichen Betriebsregime wurden<br />

zunächst iterative Berechnungen durchgeführt, um die maximal mögliche<br />

Fördermenge zur thermischen Nutzung bestimmen zu können.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass der Speicher im Gegensatz zum reinen Geysir-<br />

Betrieb bis zum maximal möglichen Kopfüberdruck von 110 bar befüllt<br />

werden muss. Ausgehend von dieser Maximalbefüllung mit bis zu 690 m 3 /d<br />

(entspricht einer Befüllungszeit von ca. 4 Stunden), kann ein kombinierter<br />

Betrieb von Geysir und thermischer Nutzung wie folgt umgesetzt werden.<br />

Der Geysir-Betrieb in 9 Einzelförderphasen wird von jeweils 10 Minuten auf<br />

5 Minuten verkürzt. Die thermische Nutzung beginnt mit einer Förderrate<br />

von 12,5 l/s bereits 12 Stunden nach Beginn der Befüllung und wird zwischen<br />

den einzelnen Geysirintervallen fortgeführt. In der Summe ergibt sich<br />

so eine Gesamtförderungemenge von 640 m 3 /d, von denen 505 m 3 /d der<br />

thermischen Nutzung zur Verfügung stehen.<br />

Für die numerischen Berechnungen musste dieses Betriebsregime aus den<br />

bereits beim reinen Geysir-Betrieb erläuterten Gründen zusammengefasst


36<br />

werden. Abbildung 4-13 zeigt daher einen Vergleich des hoch aufgelösten<br />

Betriebsregimes mit dem zusammengefassten Betriebsregime.<br />

62.5<br />

50<br />

9 einzelne Förderphasen + energetischer Nutzung<br />

eine zusammen gefasste Förderphase + energetischer Nutzung<br />

37.5<br />

Befüllungs- bzw. Förderraten [l/s]<br />

25<br />

12.5<br />

0<br />

-12.5<br />

-25<br />

-37.5<br />

-50<br />

-62.5<br />

0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1<br />

Abbildung 4-13: Vergleich der hoch aufgelösten und zusammengefassten Betriebsregime<br />

mit energetischer Nutzung<br />

Tag<br />

Neben dem Betriebsregime mussten im Vergleich zum reinen Geysir-Betrieb<br />

ebenfalls die Injektionstemperaturen aufgrund des zusätzlichen Wärmeentzugs<br />

während der thermischen Nutzung angepasst werden. Hierfür wurden<br />

wieder die mittleren Monatstemperaturen des Seewassers, das injiziert wird,<br />

in Abhängigkeit von den zu erwartenden Fördertemperaturen und den monatlichen<br />

Lufttemperaturen berechnet. Die entsprechenden Zeitreihen wurden<br />

als Randbedingungen 1. Art in die Modelle integriert. Zusätzlich<br />

wurden wiederum Nebenbedingungen definiert, die es ermöglichen, die<br />

vorgeschriebenen Injektionstemperaturen ausschließlich auf die Injektionsphasen<br />

zu beschränken, um somit in den Förderphasen die tatsächlich auftretenden<br />

Temperaturen am Rissauslass berechnen zu können.<br />

Mit diesem nun vervollständigten Modell wurde die Temperatur- und<br />

Druckentwicklung am Rissein- bzw. -auslass für einen Betriebszeitraum von<br />

3 Jahren unter Berücksichtigung der temperaturabhängigen Dichte und<br />

Viskosität des Wassers berechnet.<br />

Abbildung 4-14 zeigt zunächst die Temperaturentwicklung dieses kombinierten<br />

Betriebes, wobei graphisch zwischen den Phasen des reinen Geysir-<br />

Betriebes und den Phasen mit zusätzlicher Wärmenutzung unterschieden<br />

wird.


37<br />

Temperatur am Rissein- bzw. -auslaß [°C]<br />

74<br />

72<br />

70<br />

68<br />

66<br />

64<br />

62<br />

60<br />

58<br />

56<br />

54<br />

52<br />

50<br />

48<br />

46<br />

44<br />

42<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

Modell mit Wärmenutzung: Phase reinen Geysirbetriebes<br />

Modell mit Wärmenutzung: Phase mit Geysirbetrieb + energetischer Nutzung<br />

Modell mit reinem Geysirbetrieb über 3 Jahre<br />

0.0 182.5 365.0 547.5 730.0 912.5 1095.0<br />

Abbildung 4-14: Temperaturentwicklung bei kombiniertem Betrieb über einen<br />

Zeitraum von 3 Jahren<br />

Tag<br />

Die Abbildung verdeutlicht, dass aufgrund der zusätzlichen thermischen<br />

Nutzung mit der damit verbundenen deutlich erhöhten Fördermenge die<br />

Temperaturen am Rissauslass insbesondere in den Halbjahren mit thermischer<br />

Nutzung deutlich geringer sind als im Vergleichsmodell mit reinem<br />

Geysir-Betrieb. Dabei treten die maximalen Temperaturunterschiede jeweils<br />

Ende Februar (Ende der geringsten Injektionstemperatur) mit 6,5 K auf. Die<br />

minimal erreichten Fördertemperaturen zu diesem Zeitpunkt liegen bei<br />

Wärmenutzung in den ersten drei Betriebsjahren zwischen 33 °C und 31 °C<br />

im Vergleich zu 39,5 °C und 37,5 °C ohne Wärmenutzung.<br />

Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass die zusätzlich zum<br />

reinen Geysir-Betrieb durchgeführte thermische Nutzung zu einer deutlichen<br />

Reduzierung der Fördertemperatur führt, wobei die im ersten Betriebsjahr<br />

zu beobachtende, sehr deutliche Temperaturerniedrigung bereits in den<br />

beiden darauf folgenden Jahren mit einem zusätzlichen ΔT von 2 K sehr<br />

viel geringer ausfällt und somit auch ein langjähriger Betrieb der Anlage<br />

potenziell möglich ist.<br />

Neben dem dargestellten längerfristigen Trend der Temperaturentwicklung<br />

wird für die energetische Analyse die tatsächliche Entwicklung der Fördertemperaturen<br />

bei vollständig simulierten 9 aufgelösten Geysireruptionen<br />

pro Tag benötigt. Dafür wird - basierend auf den berechneten Systemzuständen<br />

am Ende des Tageszyklus (abends 20:00 Uhr), die auf dem zusammengefassten<br />

Förderintervall beruhen - für die benötigten Tage das<br />

zeitlich vollständig aufgelöste Modell berechnet. Abbildung 4-15 zeigt stell-


38<br />

vertretend einen Vergleich der zusammengefassten und hoch aufgelösten<br />

Modellansätze an einem Beispiel aus dem dritten Betriebsjahr.<br />

40.0<br />

38.0<br />

Modellansatz mit hoch aufgelösten Förderphasen<br />

Modellansatz mit zusammen gefassten Förderphasen<br />

Temperatur am Rißein- bzw. -auslaß [°C]<br />

36.0<br />

34.0<br />

32.0<br />

30.0<br />

28.0<br />

26.0<br />

24.0<br />

22.0<br />

1082.0 1082.1 1082.2 1082.3 1082.4 1082.5 1082.6 1082.7 1082.8 1082.9 1083.0<br />

Abbildung 4-15: Vergleich der Temperaturentwicklungen zwischen hoch aufgelösten<br />

und zusammengefassten Förderphasen (Be- und Entladeraten entsprechend<br />

Abbildung 4-13)<br />

Tag<br />

Die Abbildung verdeutlicht einerseits, dass auch bei der numerischen Berechnung<br />

mit thermischer Nutzung der vereinfachte Ansatz mit zusammengefassten<br />

Förderphasen am Ende eines Tages zu vergleichbaren Temperaturen<br />

wie die hoch aufgelöste Berechnung führt und somit diesen Ansatz<br />

rechtfertigt.<br />

Zum anderen zeigt der hoch aufgelöste Graph, dass die Verkürzung der<br />

Geysirphasen von 10 Minuten auf 5 Minuten zu deutlich geringeren Temperaturspitzen<br />

führt (vgl. Abbildung 4-7). Innerhalb der Förderphase ist<br />

somit im dritten Betriebsjahr von einem täglichen Gesamttemperaturanstieg<br />

von ca. 3 K auszugehen.


39<br />

4.5 Zusammenfassung der Simulationsergebnisse<br />

Die durchgeführten Simulationsrechnungen zur Quantifizierung der hydraulischen<br />

und thermischen Auswirkungen des Geysir-Betriebes lassen sich wie<br />

folgt zusammenfassen:<br />

1. Die numerischen Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Geysir-<br />

Betrieb mit einem elastischen Riss in einer permeablen Matrix mit einem<br />

realisierbaren Aufwand berechenbar ist.<br />

2. Im Ergebnis der Simulationsrechnungen ist der Geysir-Betrieb in der<br />

standortspezifischen Betriebsweise hydraulisch und thermisch durchführbar.<br />

3. Übliche Sensitivitätsstudien und Variantenbetrachtungen sind jedoch<br />

aufgrund der langen Berechnungszeiten kurzfristig ausgeschlossen.<br />

Das beschränkt die Optimierungsmöglichkeiten.<br />

4. Die beiden berechneten Varianten mit unterschiedlichen Matrixpermeabilitäten<br />

sind aus hydraulischer Sicht beide für einen Geysir-<br />

Betrieb geeignet.<br />

5. Beide Matrixpermeabilitäts-Varianten sind hydraulisch möglich; wird<br />

der hohe Wert vorgefunden, verringert sich die thermische Ausbeute<br />

drastisch.


40<br />

5 Geochemie<br />

Geochemisch sind beim Geysir-Betrieb drei Fragestellungen zu berücksichtigen:<br />

1. Die Zumischung von Tiefenwasser zum eingepressten Süßwasser durch<br />

Fluid-Fluid-Wechselwirkung kann zur Erhöhung der Salinität führen.<br />

Welche Aussagen lassen sich zur Salinitätsentwicklung machen?<br />

2. Welche Aussagen lassen sich zu Ausfällungen/Auflösungen von Gestein/Mineralen<br />

machen, die durch den Betrieb von Geysir sowohl unterirdisch<br />

als auch Obertage erfolgen können (qualitiativ)?<br />

3. Sind Aufbereitungsmaßnahmen der Wässer notwendig und wenn ja,<br />

welche?<br />

5.1 Entwicklung der Salinität im Zuge des Betriebes<br />

Täglich erfolgt die Injektion von bis zu 700 m 3 Wasser in den Untergrund<br />

(paläozoische Gesteine). Bis zu ca. 650 m 3 davon werden aus dem Speicher<br />

zurück gewonnen. Diesem zurück gewonnenen Wasser werden Übertage<br />

ca. 50 m 3 Süßwasser zugesetzt. Im nächsten Zyklus wiederholt sich der<br />

Vorgang.<br />

In Teil 2 dieser Machbarkeitsuntersuchung werden Aussagen über Salinitäten<br />

gemacht, jedoch keine genaue Zuordnung. Die Angaben schwanken<br />

zwischen ca. 1 g/l (nahe gelegene Schachtanlagen) bis hin zum Salzgehalt<br />

in entfernteren Kohlerevieren (Chloridgehalt bis 140 g/l, im Durchschnitt<br />

60 g/l). Für die folgenden Abschätzungen wird der „worste-case“-Fall betrachtet,<br />

also der Chloridgehalt von 140 g/l. Dem entspricht eine Salinität<br />

von ca. 230 g/l, wobei als Hauptkomponenten Calcium (ca. 55 g/l) und<br />

Natrium (ca. 30 g/l) fungieren sollten.<br />

Folgende Parameter werden berücksichtigt:<br />

Salinität Süßwasser [g/l]<br />

(geschätzt)<br />

Salinität Tiefenwasser [g/l]<br />

(siehe Text)<br />

*Zusammensetzung<br />

Injektionsfluid<br />

Menge involviertes Tiefenwasser<br />

[m 3 ]<br />

Zumischraten Tiefenwasser zu<br />

Injektionswasser [%]<br />

0,5<br />

230<br />

650 m 3 gefördertes Tiefenwasser<br />

50 m 3 Süßwasser<br />

7.000<br />

2, 5, 10<br />

* der erste Zyklus beginnt mit 700 m 3 Süßwasser


41<br />

Um eine realistische Abschätzung zu erhalten, wird davon ausgegangen,<br />

dass die 10-fache Menge des injizierten Wassers als „Tiefenwasserreservoir“,<br />

also 7.000 m 3 Wasser mit einer Salinität von 230 g/l im genannten<br />

Kreislauf, eine Rolle spielen. Das erscheint auch deswegen als ausreichend,<br />

weil täglich 50 m 3 Süßwasser zugefügt werden und den Bereich um die<br />

Bohrung somit langsam „aussüßen“. Die „Salzwasserfront“ wird somit langsam<br />

von der Bohrung weg bewegt. Unter Berücksichtigung der genannten<br />

Parameter erscheinen Zumischraten von salzigem Tiefenwasser zum injizierten<br />

Süßwasser zwischen 2 und 10 % realistisch. Eine Zumischung von 10 %<br />

Salzwasser innerhalb von 12 Stunden („Einwirkzeit“ des Süßwassers im<br />

Speicher) erscheint schon sehr hoch (worste case).<br />

Unter Berücksichtigung der genannten Parameter wurde modelliert, wie<br />

sich die Zusammensetzung des Tiefenwassers über den Zeitraum von einem<br />

Jahr ändern sollte (Abbildung 5-1).<br />

Beginnend mit der Injektion von 700 m 3 Süßwasser salzt dieses zu Beginn<br />

allmählich auf, während das Tiefenwasser sich im Einflussbereich der Bohrung<br />

langsam aussüßt (ständige Zufuhr von 50 m 3 Süßwasser). Nach<br />

ca. 3 Wochen erreicht der Salzgehalt der rückgeförderten Wässer seinen<br />

Maximalwert. Bei einer Zumischrate von 2 % sind dies 25 g/l und bei 10 %<br />

ca. 75 g/l.<br />

Ab diesem Zeitpunkt (nach 2 Wochen) nimmt die Salinität des geförderten<br />

Fluids schnell immer weiter ab und nach einem Jahr ist der Einfluss des Tiefenwassers<br />

nur noch in geringem Umfang vorhanden. Bereits nach<br />

180 Tagen sinkt die Salinität unter 10 g/l (Zumischraten von 2 %) bzw.<br />

25 g/l (Zumischrate von 10 %). Es sei darauf verwiesen, dass die Annahme<br />

der Salinität von 230 g/l einem „worst case“-Fall entspricht.


42<br />

80<br />

Salinitätsentwicklung der gef. Wässer<br />

70<br />

60<br />

5% Zumischung<br />

2% Zumischung<br />

10% Zumischung<br />

50<br />

Mineralisation [g/l]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Zeit [Tage]<br />

Abbildung 5-1: Entwicklung der Salinität des geförderten Fluids im Projekt Geysir<br />

(zugrunde liegende Parameter siehe Text)<br />

5.2 Ausfällungs- und Lösungstendenzen<br />

Neben den üblicherweise vorkommenden und zu berücksichtigenden Korrosions-,<br />

Ausfällungs- und Lösungsreaktionen sind durch den speziellen<br />

Betrieb bei Geysir weitere Ausfällungs- und Lösungsreaktionen möglich.<br />

Diese werden hervorgerufen durch:<br />

• Temperaturänderung (Auskühlung im Untergrund und auch Übertage)<br />

• CO 2 -Entgasung des Tiefenwassers durch Förderung<br />

• Mischung von Süßwasser mit Tiefenwasser<br />

• Sauerstoff-Eintrag in den Speicher (Ausfällung von Fe-Hydroxiden)<br />

5.2.1 Ausfällungen durch Temperaturänderung<br />

Eine Auskühlung des Tiefenwassers (Obertage, wie im Aquifer) ist prinzipiell<br />

verbunden mit dem Ausfällen von Silikaten/SiO 2 -Mineralen (Quarz, Chalcedon,<br />

amorpher Quarz) und Baryt. Ausfällungen sind in geringem Umfang<br />

zu erwarten.


43<br />

5.2.2 Ausfällungen durch CO 2 -Entgasung<br />

Durch das Fördern von Tiefenwasser (2 – 10 %, je nach Zumischung) erfolgt<br />

Obertage eine CO 2 -Entgasung. Diese geht einher mit der Ausfällung<br />

von Karbonaten: Aragonit und Calcit. Die Abscheideraten werden als gering<br />

eingestuft.<br />

5.2.3 Ausfällung durch Fluidmischung<br />

Es wurden Berechnungen zur Auswirkung der Mischung von Süßwässern<br />

mit salinaren Tiefenwässern für zwei Fälle durchgeführt.<br />

1.) Mischung von einem Teil Tiefenwasser vom Typ Na-Cl ca. 140 g/l (A)<br />

mit einem Teil Grundwasser (Süßwasser) (B)<br />

Na-Cl-Typ, TDS =130 g/l, pH = 5,9, Wassertemperatur in 2.000 m<br />

Tiefe = 75 °C) (Vergleichbar mit Wässern aus entfernteren Bohrungen)<br />

2.) Mischung von einem Teil Tiefenwasser vom Ca-SO 4 -HCO 3 -Cl-Typ (A)<br />

mit einem Teil Grundwasser (Süßwasser) (B)<br />

Ca-SO 4 -HCO 3 -Cl-Typ, TDS = 700 mg/l, pH = 7,3, Temperatur 10 °C,<br />

SO 4<br />

2-<br />

= 200 mg/l (Vergleichbar mit Wasser aus Bergwerksschächten)<br />

Im Ergebnis der geochemischen Modellierung mit dem Programm Solmineq.88<br />

konnten folgende Aussagen getroffen werden:<br />

Die Eigenschaften des Mischwassers (Verhältnis 1:1) sind durch pH = 6,62,<br />

T = 42,5 °C und einer Dichte von 1,044 g/cm³ charakterisiert. Dabei ergibt<br />

sich eine leichte Übersättigung an Baryt (SI = 0,3). Ein Calcitausfällungsproblem<br />

im Untergrund kann ausgeschlossen werden. Bei Förderung und<br />

Abkühlung könnte sich die Ausfällung von Baryt im betrachteten Fall noch<br />

verstärken. Allerdings ist die Ausfällung von Baryt aus salinaren Wässern<br />

kinetisch gehemmt. Bei einer Zumischung von nur 10 % Tiefenwasser zum<br />

Grundwasser (realistisch, siehe auch voriger Abschnitt) ist Baryt nicht übersättigt.<br />

Das Mischwasser hat dann folgende Eigenschaften:<br />

pH = 7,1, T = 16,5 °C, Dichte = 1,01 g/cm³; SI (Baryt) = -0,12.<br />

Eine Ausfällung von Mineralen durch die Fluidmischung sollte in keinem<br />

erheblichen Maße stattfinden.


44<br />

5.2.4 Ausfällungen durch Sauerstoffeintrag<br />

Durch den Sauerstoffeintrag mit dem Fluid in den Untergrund bzw. den<br />

Einfluss atmosphärischen Sauerstoffs auf das im See zwischengelagerte<br />

Mischwasser können massive Eisenausfällungen vermutet werden. So sind<br />

die Tiefengesteine durch das Vorhandensein von Pyrit charakterisiert. Dieser<br />

oxidiert durch Sauerstoffeinfluss (injiziertes Wasser nahezu Sauerstoff gesättigt).<br />

Somit kann Fe 2+ und SO 4 2- freigesetzt werden, wobei gleichzeitig der<br />

pH-Wert sinkt.<br />

Um die Auswirkungen qualitativ abzuschätzen, werden zunächst worstcase-Annahmen<br />

getroffen:<br />

• Temperatur 10 °C<br />

• pH-Wert 7,3<br />

• Fe(II) unendlich<br />

Dabei kann unter Normalluftdruck die maximal gelöste Sauerstoffkonzentration<br />

11,25 mg/l betragen (nach DIN 38408 –G22, Entwurf November<br />

1984).<br />

Theoretisch könnten ca. 57 kg Fe(II) bei Sättigung von Wasser nach (1) oxidiert<br />

werden.<br />

(1)<br />

k<br />

+ + 8H<br />

2+<br />

4Fe<br />

O 2 + 10H 2O<br />

⎯⎯→ 4Fe(OH) 3<br />

+<br />

Die Kinetik der Eisen(II)-Oxidation in wässrigen Lösungen folgt dem Geschwindigkeitsgesetz<br />

1. Ordnung:<br />

(2)<br />

−<br />

d[Fe<br />

dt<br />

2+<br />

]<br />

= k ⋅[Fe<br />

2+<br />

] ⋅ pO<br />

2<br />

⋅(OH<br />

[Fe 2+ ] Eisenkonzentration in mol dm -3 oder M<br />

pO 2<br />

Sauerstoffpotenzialdruck in bar<br />

−<br />

)<br />

2<br />

(OH - ) Aktivität der Hydroxyl-Ionen in M<br />

k Geschwindigkeitskonstante in s -1<br />

Daraus folgt, dass die zeitliche Änderung der Eisenionenkonzentration eine<br />

Funktion der Eisenionenkonzentration selbst, der OH - -Konzentration und<br />

des Sauerstoffpartialdruckes ist.<br />

Unter Verwendung des in der Literatur angegebenen Wertes für die experimentell<br />

ermittelte Geschwindigkeitskonstante der Eisen(II)-Oxidation für<br />

wässrige Lösungen (pH-Wert-Bereich 6 - 8) von 1,5 – 5,0 x 10 13


45<br />

M -2 atm -1 min -1 erfolgt eine Abnahme der Eisenkonzentration (egal welche<br />

Ausgangskonzentration zur Verfügung steht) auf die Hälfte in ca. 1 - 1,5 h.<br />

Unter diesen Vorraussetzungen ist eine Abreaktion des Sauerstoffs im Untergrund<br />

in 24 h durchaus denkbar, so dass das geförderte Wasser unter<br />

den getroffenen Annahmen nahezu eisenfrei sein dürfte.<br />

Allerdings kommt es durch die zu erwartende Pyritoxidation zu einer Verringerung<br />

des pH-Wertes. Da dieser entscheidenden Einfluss auf die Geschwindigkeit<br />

der Eisenoxidation hat, kann dann die Hälfte erst nach<br />

ca. 30 h abreagiert sein. In diesem Falle wird ein Teil des gelösten Eisens<br />

erst in den übertägigen Anlagen zu voluminösen Eisenhydroxiden an der<br />

Oberfläche umgesetzt.<br />

5.3 Zusammenfassung und Aufbereitungsmaßnahmen<br />

Der Einfluss des Tiefenwassers auf das geförderte Fluid erreicht nach 2 Wochen<br />

seinen Höhepunkt und nimmt dann schnell ab. Nach einem Jahr ist<br />

kein nachhaltiger Einfluss mehr zu verzeichnen. Diese Untersuchungen sollten<br />

durch ein Monitoringprogramm geprüft werden (Messung von Leitfähigkeit,<br />

pH, Eh).<br />

Die Zufuhr von Sauerstoff in die 2.000 m tiefen Gesteine sorgt für eine<br />

Oxydation von Pyriten und eine Freisetzung von Fe 2+ und SO 2- 4 . Entsprechende<br />

Eisenhydroxide können bereits massiv im Speicher, aber in Abhängigkeit<br />

vom pH-Wert auch erst Obertage entstehen. Eisen ist ein ernsthaftes<br />

Problem. Aufbereitungsmaßnahmen dazu sind nicht einfach zu realisieren.<br />

Eine pH-Wert-Erniedrigung des Wassers führt theoretisch zur Minimierung<br />

der Reaktionen. Es ist zu prüfen, in wieweit die Eisenausfällungen zyklisch<br />

entfernt werden können (Bagger etc.).<br />

Durch die Mischung der Wässer konnte eine leichte Tendenz zur Ausfällung<br />

von Baryt berechnet werden.<br />

Durch die Abkühlung des Aquifers durch die Süßwasserzufuhr steigt das<br />

Risiko der Ausfällung besonders von SiO 2 -Mineralen. Dies dürfte aber bei<br />

der Art des Speichers und den zu erwartenden Raten und bei der Verdünnung<br />

durch Süßwasser keine Rolle spielen.<br />

Generell ist zu sagen, dass die Tiefenwässer aufgrund ihrer Zusammensetzung<br />

hochkorrosiv sind.<br />

Es sind Korrosionsschutzmaßnahmen für die Anlagenteile vorzusehen. Evtl.<br />

Karbonatausfällungen im Bereich der Wärmetauscher können durch periodische<br />

Reinigungsmaßnahmen wieder rückgängig gemacht werden.


46<br />

6 Energetische Bilanzierung<br />

Mit<br />

• den in Abschnitt 2 definierten Betriebszyklen für die einzelnen Geothermievarianten,<br />

• den Fördertemperaturen der geothermischen Wärmequelle entsprechend<br />

Abschnitt 4,<br />

• dem in Abschnitt 3.2 ermittelten stundengenauen Verlauf des spezifischen<br />

Heizwärmebedarfes eines hypothetischen Abnehmers in den<br />

Übergangs- und Wintermonaten,<br />

• den entsprechenden Heiznetzvor- und -rücklauftemperaturen,<br />

• den Anschlussleistungen des hypothetischen Wärmeabnehmers am kältesten<br />

Tag des Jahres in Höhe von<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

500 kW<br />

1.000 kW<br />

1.500 kW<br />

2.000 kW<br />

• Wärmepumpen einer Heizleistung von<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

100 kW<br />

200 kW<br />

300 kW<br />

400 kW<br />

500 kW<br />

wurde im Folgenden der Aufwand zum Betrieb des geothermischen Kreislaufes<br />

und der Umfang der in Wärmeversorgungsnetze einkoppelbaren<br />

geothermischen Wärmemenge ermittelt.<br />

Folgende Kupplungswirkungsgrade wurden bei der Betrachtung von Pumpen<br />

und Expansionsmaschinen verwendet:<br />

• Hochdruck-Injektionspumpen 75 %<br />

• Expansionsmaschinen 60 %<br />

Der Gesamtwirkungsgrad vorgenannter Aggregate beträgt auf der elektrischen<br />

Seite 96 %.<br />

Die Effizienz der eingesetzten elektrisch angetriebenen Kompressionswärmepumpen<br />

folgt den in Abbildung 6-1 dargestellten Kennlinien.<br />

Zur Abdeckung der in unterschiedlichem Umfang verbleibenden Differenz<br />

zwischen dem geothermischen Potenzial und dem Wärmebedarf steht eine<br />

gasgefeuerte Kesselanlage zur Verfügung, deren Betrieb mit einem Wirkungsgrad<br />

von 85 % erfolgt.


47<br />

12<br />

11<br />

Leistungszahl<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Thermalwasseraustritt<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

30<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

30 35 40 45 50 55 60<br />

Heiznetzaustritt in °C<br />

Abbildung 6-1: Effizienz des Wärmepumpenbetriebes<br />

6.1 Zyklische Verfahren<br />

Der Aufwand zum Betrieb des Thermalwasserkreislaufes unterscheidet sich<br />

zum einen danach, ob ausschließlicher Geysir-Betrieb oder die zusätzliche<br />

thermische Nutzung der Ressource realisiert wird. Die entsprechenden Injektionszeiträume<br />

und -mengenströme sind in Abschnitt 2.1 prinzipiell verzeichnet<br />

und werden in Abschnitt 4 detailliert angegeben bzw. berechnet.<br />

Darüber hinaus ist zwischen unterschiedlichen Erwartungswerten der Gesteinspermeabilität<br />

im Speicherbereich zu unterscheiden. Ist der k-Wert<br />

klein (10 -17 ), sind die Wasserverluste im Speicher gering und die Injektionszeit<br />

verkürzt sich. Die Rückgewinnungstemperaturen erlauben eine thermische<br />

Nutzung.<br />

Ist der k-Wert dagegen groß (10 -16 ), muss über längere Zeiten injiziert werden,<br />

um eine ausreichende Wassermenge bei ausreichenden Drücken zurück<br />

zu gewinnen. Die Fördertemperatur ist dann so niedrig, dass eine<br />

thermische Nutzung kaum möglich ist. In Abschnitt 6.1.2 wird dieser Fall<br />

folglich nicht betrachtet.


48<br />

6.1.1 Reiner <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb<br />

Tabelle 6-1: Ergebnisse der energetischen Bilanzierung<br />

Antriebsstrom<br />

Injektionspumpe<br />

Stromerzeugung<br />

Expansionsmaschine<br />

Normalstrombezug<br />

Nachtstrombezug<br />

Stromverkauf<br />

MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a<br />

kf-Wert gering 441,05 147,83 0,00 441,05 147,83<br />

kf-Wert hoch 882,10 147,83 0,00 882,10 147,83<br />

6.1.2 <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Die folgenden Abbildungen zeigen zur Demonstration der angewendeten<br />

Berechnungsweise beispielhaft, welchen Anteil an der Gesamtwärmeproduktion<br />

für ein 1.000 kW-Netz der direkte Wärmetausch, eine Wärmepumpe<br />

von 500 kW Heizleistung und die konventionell gefeuerte<br />

Kesselanlage zu jeder Stunde der Heizperiode haben.<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-2: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Oktober, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW


49<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-3: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat November, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-4: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Dezember, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW


50<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-5: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Januar, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-6: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Februar, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW


51<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-7: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat März, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

Direkter Wärmetausch<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-8: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat April, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 500 kW<br />

Zusammengefasst ergibt sich für Netzgrößen im Bereich von 500 kW bis<br />

2.000 kW und Wärmepumpen von 100 bis 500 kW Heizleistung das in<br />

Abbildung 6-9 gezeigte Bild der Aufteilung der Wärmeerzeugung.


52<br />

Wärmemenge in MWh/Jahr<br />

4.500<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

Kessel<br />

Antriebsstrom<br />

Wärmepumpe<br />

Geothermie über<br />

Wärmepumpe<br />

direkter Wärmetausch<br />

100<br />

200<br />

300<br />

400<br />

500<br />

100<br />

200<br />

300<br />

400<br />

500<br />

100<br />

200<br />

300<br />

400<br />

500<br />

100<br />

200<br />

300<br />

400<br />

500<br />

500 1.000 1.500 2.000<br />

Heiznetz- und Wärmepumpengröße in kW<br />

Abbildung 6-9: Aufteilung der Wärmeproduktion in einer Heizperiode für die verschiedenen<br />

Betrachtungsvarianten


53<br />

Tabelle 6-2: Ergebnisse der energetischen Bilanzierung<br />

Größe<br />

Wärmepumpe<br />

Kessel<br />

direkter<br />

Wärmetausch<br />

Wärmepumpe<br />

Antriebsstrom<br />

Wärmepumpe<br />

Antriebsstrom<br />

Injektionspumpe<br />

Stromerzeugung<br />

Expansionsmaschine<br />

Normalstrombezug<br />

Nachtstrombezug<br />

Stromverkauf<br />

kW MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a<br />

500 100 274,04 126,14 623,15 13,28 755,90 212,02 0,00 755,90 198,74<br />

200 274,04 201,53 547,76 22,21 755,90 212,02 0,00 755,90 189,81<br />

300 274,04 234,63 514,66 27,22 755,90 212,02 0,00 755,90 184,80<br />

400 274,04 241,52 507,77 28,94 755,90 212,02 0,00 755,90 183,08<br />

500 274,04 241,52 507,77 28,94 755,90 212,02 0,00 755,90 183,08<br />

1.000 100 368,02 187,13 1.491,53 19,79 755,90 212,02 0,00 755,90 192,23<br />

200 368,01 349,05 1.329,61 40,44 755,90 212,02 0,00 755,90 171,58<br />

300 368,01 476,69 1.201,96 58,77 755,90 212,02 0,00 755,90 153,25<br />

400 368,01 566,28 1.112,38 72,29 755,90 212,02 0,00 755,90 139,73<br />

500 368,01 621,06 1.057,60 81,88 755,90 212,02 0,00 755,90 130,14<br />

1.500 100 410,23 217,19 2.442,57 22,80 755,90 212,02 0,00 755,90 189,22<br />

200 410,23 414,59 2.245,17 46,87 755,90 212,02 0,00 755,90 165,15<br />

300 410,23 592,17 2.067,60 72,60 755,90 212,02 0,00 755,90 139,42<br />

400 410,23 748,35 1.911,41 96,47 755,90 212,02 0,00 755,90 115,55<br />

500 410,23 876,43 1.783,34 119,27 755,90 212,02 0,00 755,90 92,75<br />

2.000 100 433,78 230,33 3.429,22 24,15 755,90 212,02 0,00 755,90 187,87<br />

200 433,78 450,11 3.209,45 50,58 755,90 212,02 0,00 755,90 161,44<br />

300 433,78 654,86 3.004,69 80,59 755,90 212,02 0,00 755,90 131,43<br />

400 433,78 842,78 2.816,78 108,85 755,90 212,02 0,00 755,90 103,17<br />

500 433,78 1.013,53 2.646,02 140,13 755,90 212,02 0,00 755,90 71,89


54<br />

6.1.3 Tiefe Erdwärmesonde<br />

Charakteristisch für eine Tiefe Erdwärmesonde ist die sofortige direkte<br />

Rückkopplung der Injektionstemperatur des Kreislaufwassers mit der Fördertemperatur.<br />

Je mehr Wärme also entzogen wird, desto weiter sinkt die<br />

Fördertemperatur ab. Das führt dazu, dass beim Versuch der besseren<br />

Ausnutzung der Quelle u. U. das Gegenteil eintreten kann, nämlich der<br />

Wegfall der Option direkter Wärmetausch, was durch noch umfangreicheren<br />

und immer ineffizienteren Wärmepumpenbetrieb ausgeglichen werden<br />

müsste.<br />

Da die Umgebung der Bohrung und die Bohrungskonstruktion festgelegt<br />

sind, verbleibt als weitere Einflussgröße auf die Höhe der Entzugsleistung<br />

der Tiefen Erdwärmesonde die im Kreislauf umgepumpte Wassermenge.<br />

In folgenden Diagrammen werden Fördertemperatur und damit Entzugsleistung<br />

in Abhängigkeit<br />

• der Injektionstemperatur 10 °C und 20 °C<br />

• der Wasserumlaufmenge 2, 4, 6, 8, 10 l/s<br />

dargestellt.<br />

In der Regel sollten die Ergebnisse dazu dienen, in einer ökonomischen<br />

bzw. ökologischen Analyse ein Optimum im Wechselspiel von Pumpaufwand<br />

für Umwälzung, Wärmepumpeneffizienz und Investitionen in die<br />

Wärmepumpen zu finden. Hier wird davon Abstand genommen und auf<br />

qualitativer Basis entschieden.<br />

• Die Fördertemperaturen sind nur bei geringster Umwälzmenge von 2 l/s<br />

und höchster Injektionstemperatur von 20 °C für einen direkten Wärmetausch<br />

interessant. Die Leistung ist dann ausgesprochen gering.<br />

• Auf Wärmepumpenbetrieb kann faktisch in keiner Variante verzichtet<br />

werden.<br />

• Da die Tiefe Erdwärmesonde als Ausweichlösung bei Unmöglichkeit der<br />

Realisierung des zyklischen Verfahrens fungieren soll, sind die Bohrungsquerschnitte<br />

relativ groß. Das Wachstum des Pumpaufwandes bei<br />

Vergrößerung der Umwälzmenge im hier angenommenen Rahmen ist<br />

folglich relativ gering.<br />

• Die Kurven zeigen, dass über 10 l/s kaum eine weitere Steigerung der<br />

Entzugsleistung zu erwarten ist.


55<br />

Ł Die weiteren Betrachtungen werden also für eine maximale Ausnutzung<br />

des Potenzials der Wärmequelle angestellt, d. h.<br />

• Umwälzmenge 10 l/s<br />

• Wärmepumpengröße 300 kW Heizleistung,<br />

bei COP von 5,2 und den Last- und<br />

Temperaturparametern im Februar<br />

Fördertemperatur in °C<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

5<br />

0<br />

2 4 6 8 10<br />

Umlaufmenge in l/s<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

Abbildung 6-10: Zusammenhang von Fördertemperatur und Umlaufmenge, Injektionstemperatur<br />

10 °C<br />

Fördertemperatur in °C<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

5<br />

0<br />

2 4 6 8 10<br />

Umlaufmenge in l/s<br />

Abbildung 6-11: Zusammenhang von Fördertemperatur und Umlaufmenge, Injektionstemperatur<br />

20 °C<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober


56<br />

Kälteleistung in kW<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

50<br />

0<br />

2 4 6 8 10<br />

Umlaufmenge in l/s<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

Abbildung 6-12: Zusammenhang von Entzugs-(Kälte-)leistung und Umlaufmenge,<br />

Injektionstemperatur 10 °C<br />

Kälteleistung in kW<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

50<br />

0<br />

2 4 6 8 10<br />

Umlaufmenge in l/s<br />

April<br />

März<br />

Februar<br />

Januar<br />

Dezember<br />

November<br />

Oktober<br />

Abbildung 6-13: Zusammenhang von Entzugs-(Kälte-)leistung und Umlaufmenge,<br />

Injektionstemperatur 20 °C<br />

Im Folgenden ist in gleicher Weise wie beim zyklischen Verfahren gezeigt,<br />

welchen Anteil an der Gesamtwärmeproduktion die Wärmepumpe und die<br />

konventionell gefeuerte Kesselanlage zu jeder Stunde der Heizperiode haben.


57<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-14: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Oktober, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-15: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat November, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW


58<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-16: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Dezember, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-17: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Januar, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW


59<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-18: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat Februar, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

Heizleistung in kW<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-19: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat März, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW


60<br />

Heizleistung in kW<br />

1.000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Kessel<br />

Wärmepumpe<br />

0<br />

1 101 201 301 401 501 601 701<br />

Stunden ab Monatsbeginn<br />

Abbildung 6-20: Aufteilung der Wärmeproduktion im Monat April, Netzgröße<br />

1.000 kW, Wärmepumpe 300 kW<br />

Zusammengefasst ergibt sich für Netzgrößen im Bereich von 500 kW bis<br />

2.000 kW das in Abbildung 6-21 gezeigte Bild der Aufteilung der Wärmeerzeugung.<br />

Deutlich wird, dass die Vergrößerung des Abnehmersystems<br />

über 1.000 kW hinaus wegen der Beschränktheit der Wärmequelle kaum<br />

noch energetische Effekte erbringt.<br />

5.000<br />

4.500<br />

Wärmemenge in MWh/Jahr<br />

4.000<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

Kessel<br />

Antriebsstrom<br />

Wärmepumpe<br />

Geothermie über<br />

Wärmepumpe<br />

500<br />

0<br />

500 1.000 1.500 2.000<br />

Heiznetz- und Wärmepumpengröße in kW<br />

Abbildung 6-21: Aufteilung der Wärmeproduktion in einer Heizperiode bei unterschiedlichen<br />

Größen des Abnehmersystems


61<br />

Tabelle 6-3: Ergebnisse der energetischen Bilanzierung<br />

Spitzenlast<br />

Heiznetz<br />

Wärmepumpe<br />

Kessel<br />

Antriebsstrom<br />

Wärmepumpe<br />

Antriebsstrom<br />

Umwälzpumpe<br />

kW MWh/a MWh/a MWh/a MWh/a<br />

500 1.000,90 22,43 177,98 18,99<br />

1.000 1.377,76 668,91 255,57 18,99<br />

1.500 1.442,51 1.627,49 273,04 18,99<br />

2.000 1.464,14 2.447,62 277,63 18,99


62<br />

7 Geologische Aufgabenstellung für das Abteufen<br />

der Bohrung Osnabrück 1<br />

7.1 Allgemeine Angaben<br />

7.1.1 Aufgabenstellung der Bohrung Osnabrück 1<br />

Im Bereich des Piesberges wird ein Thermalwassersee mit künstlichem Geysir<br />

angelegt. Dafür muss eine tiefe Bohrung in das Karbon abgeteuft und<br />

im Bereich der Sandsteine des Westfal A2 eine künstliche Rissfläche zum<br />

Wärmeaustausch geschaffen werden.<br />

Grundmerkmale des Erschließungskonzeptes sind:<br />

• Zielhorizont sind die Sandsteine des Westfal A2.<br />

• Die vertikale Endteufe der Bohrung beträgt ca. 1.950 m.<br />

• Die Bohrung wird komplett verrohrt.<br />

• Der Zielhorizont wird durch Perforation aufgeschlossen.<br />

• In den Zielhorizont wird Brauchwasser im Frac-Regime eingepresst und<br />

anschließend durch Druckentlastung gefördert (Geysir).<br />

Nach Abteufen und Stimulation geht es um<br />

• die Förderung des eingepressten und über die künstlichen Rissflächen<br />

im Bohrlochtiefsten erwärmten Wassers unter artesischen Bedingungen,<br />

• die Vermeidung von Ausfäll- und Lösungsprozessen bei Förderung und<br />

Reinjektion.<br />

Daraus ergibt sich folgende geologische Aufgabenstellung:<br />

• Nachweis des Sandsteins des Westfal A2 am Standort Piesberg<br />

• Erkundung der Lagerungsverhältnisse des Westfal A2, des liegenden<br />

und hangenden Gebirges<br />

• Ermittlung der gesteinsphysikalischen Eigenschaften des Nutzhorizontes<br />

• Bestimmung der Temperatur und der Auswirkungen auf die physikochemischen<br />

Eigenschaften des Nutzwassers<br />

7.1.2 Lage der Bohrung<br />

Der Bohransatzpunkt befindet sich auf dem Piesberg in Osnabrück. Vorerst<br />

ist von zwei möglichen Standorten auszugehen.


63<br />

7.2 Geologisches Vorprofil<br />

Nach Teil 2 dieser Machbarkeitsuntersuchung sind folgende geologische<br />

Vorprofile zu erwarten:<br />

7.2.1 Standort 1<br />

Teufe (m u. Gel.)<br />

Stratigraphie<br />

0 - 870 Karbon Westfal C<br />

- 1.535 Karbon Westfal B<br />

- 1.950 Karbon Westfal A2<br />

Endteufe<br />

Einstellungshorizont<br />

7.2.1.1 Eigenschaften Nutzhorizont<br />

Der geplante Nutzungshorizont wird im Teufenbereich zwischen 1.760 und<br />

1.910 m (Röttgersbank-, Präsident- bzw. Luise-Sandstein) erwartet. Der<br />

Nutzhorizont ist durch folgende Eigenschaften charakterisiert:<br />

• Lithologie: Sandstein mit tonigen Zwischenlagen<br />

• Nutzporosität: 1,7 – 4,2 %<br />

• Permeabilität: > 0,01 mD<br />

• Bindemittel: quarzitisch<br />

7.2.1.2 Lithologie<br />

Es ist mit einer Wechsellagerung von quarzitischen Sandsteinen und pelitischen<br />

Sedimenten zu rechnen. Über das gesamte Profil sind Flözhorizonte<br />

eingelagert.<br />

7.2.1.3 Geologisch bedingte bohrtechnische Komplikationen<br />

Am Standort erfolgte der Abbau in den Flözen Mittel (ca. 172 m NN), Dreibänke<br />

(ca. 162 m NN) und Zweibänke (ca. 118 m NN) - generell oberhalb<br />

des Hasestollen-Niveaus auf ca. 68 m NN. In 235 m Abstand befindet sich<br />

der Schacht Nachtigall.<br />

Die Flöze Mittel und Dreibänke sind bereits durch den Steinbruch angeschnitten<br />

und daher möglicherweise nicht mehr für die Bohrung interessant<br />

(Bohransatzpunkt liegt bei ca. 161,5 m NN und damit tiefer). Es liegen jedoch<br />

keine aktuellen Lagepläne des Steinbruchbetriebes vor. Weiterhin ist


64<br />

zu bemerken, dass in den Grubenrissen keine exakten Teufen eingetragen<br />

sind. Die Teufenangaben sollten demzufolge mit einem Fehler von ± 10 m<br />

angenommen werden. Da die Strecken/Abbaukammern zum großen Teil<br />

verstürzt sind, ist auch für das Deckgebirge mit einer entsprechend größeren<br />

Auflockerung zu rechnen.<br />

7.2.2 Standort 2<br />

Teufe (m u. Gel.)<br />

Stratigraphie<br />

0 - 5 Aufschüttung<br />

- 190 Karbon Westfal D<br />

- 1.060 Karbon Westfal C<br />

- 1.765 Karbon Westfal B<br />

- 2.050 Karbon Westfal A2<br />

Endteufe<br />

Einstellungshorizont<br />

7.2.2.1 Eigenschaften Nutzhorizont<br />

- wie Standort 1<br />

7.2.2.2 Lithologie<br />

- wie Standort 1<br />

7.2.2.3 Geologisch bedingte bohrtechnische Komplikationen<br />

Am Standort erfolgte der Abbau im Flöz Johannisstein (ca. 22 m NN). Der<br />

Standort liegt in 35 m zum Sumpfquerschlag auf -95 m NN sowie in 65 m<br />

Abstand zum Hasestollen auf 68,3 m NN. Haseschacht und ein Lichtschacht<br />

sind 85 m bzw. 70 m entfernt. Ungenauigkeit und Hinweise wie<br />

Standort 1.<br />

7.3 Qualitätsanforderungen<br />

Als Qualitätsanforderungen für das Abteufen der Bohrung werden gestellt:<br />

• teufengerechte Spülprobenentnahme<br />

• Neigungsänderung bis ET maximal 3°


65<br />

7.4 Spülprobenentnahme, Kernstrecken<br />

7.4.1 Spülprobenentnahme<br />

Spülproben sind alle 3 m gewaschen zu entnehmen. Operativ können andere<br />

Entnahmeintervalle vorgesehen werden. Die Proben sind beschriftet<br />

mit Teufenangabe in Spülprobenkisten abzulegen.<br />

Meißelproben sind bei jedem Meißelwechsel zu entnehmen und ebenfalls<br />

mit Teufenangabe beschriftet in Spülprobenkisten zu lagern.<br />

7.4.2 Kernstrecken<br />

Kernstrecken sind nicht vorgesehen.<br />

7.5 Geophysikalische Bohrlochmessungen<br />

Das Profil der Bohrung wird mit drei Bohrlochmessungen dokumentiert<br />

(wahlweise im Maßstab 1 : 500 oder 1 : 200).<br />

Einsatz Messverfahren Teufenbereich<br />

1. Messung GR, CAL 0 - 110 m (S 1)<br />

0 - 160 m (S 2)<br />

2. Messung GR, DIL, CAL 110 - 880 m (S 1)<br />

160 - 1.070 m (S 2)<br />

3. Messung GR, DIL, CAL,<br />

BA, SV 880 - 1.950 m (S 1)<br />

1.070 - 2.050 m (S 2)<br />

Sonstige Messungen:<br />

• CBL nach Zementation<br />

• CCL und GR vor Perforation<br />

Erläuterung:<br />

DIL<br />

GR<br />

SV<br />

CAL<br />

BA<br />

CBL<br />

CCL<br />

Dual Induktion Laterolog<br />

Gamma-Ray Log<br />

Sonic<br />

Kalibermessung<br />

Bohrlochabweichung<br />

Cement Bond Log<br />

Casing Collar Locator


66<br />

7.6 Laboruntersuchungen (Austrittswasser)<br />

Die Entnahme der Kopfproben (Austrittswasser) erfolgt durch ein Labor.<br />

Folgende Untersuchungen sind zu planen:<br />

• 3 Kopfproben Austrittswasser für Vollanalyse<br />

7.7 Auftreten von Erdgas/Erdöl<br />

Mit einem Auftreten von Kohlenwasserstoffen ist nicht zu rechnen.<br />

7.8 Perforation<br />

Vorgesehen ist die Perforation der liegenden Sandsteine des Westfal A2 auf<br />

einer Länge von 20 m.<br />

7.9 Arbeitsablauf<br />

7.9.1 Einbau Standrohr 18 5/8“ (0 m bis ca. 50 m)<br />

• Bohren bis ca. 50 m<br />

• Rammen des Standrohres<br />

• Am Standort 1 bis ins Liegende des Flözes Zweibänke<br />

7.9.2 Einbau 13 3/8“ Sicherheitsrohrtour (0 m bis ca. 110 bzw.<br />

160 m)<br />

• Am Standort 1: Bohren im Durchmesser von 17 1/2“ bis Teufe 110 m<br />

(Liegende des Hasestollen)<br />

• Am Standort 2 bis 160 m (Liegende des Flözes Johannisstein)<br />

• Durchführung der 1. Bohrlochmessung<br />

• Einbau und Zementation der 13 3/8“ Rohrtour<br />

7.9.3 Einbau 9 5/8“ Rohrtour (0 m bis ca. 880 m bis 1.070 m)<br />

• Bohren im Durchmesser 12 1/4“ bis ca. 880/1.070 m<br />

• Bohrlochmessung und Rohreinbau<br />

• Zementation


67<br />

7.9.4 Einbau 7“ Rohrtour (0 m bis ca. 1.950 m bzw. 2.050 m,<br />

Endteufe)<br />

• Bohren im Durchmesser 8 1/2“ bis Endteufe<br />

• Nach Erreichen der Endteufe erfolgt die 3. Bohrlochmessung<br />

• Anschließend wird die 7“ Rohrtour eingebaut und zementiert.<br />

• Vor der Perforation (ca. 20 m) des ausgewählten untersten Sandsteinhorizontes<br />

des Westfal A2 ist die Spülung durch Wasser zu ersetzen.<br />

7.10 Stimulation<br />

Als Stimulationsmaßnahmen sind massive Wasserfracs vorgesehen. Hierbei<br />

sollen ca. 20.000 m³ Frischwasser bei einer maximalen Rate von<br />

3.000 l/min verpresst werden. Bereitzustellen sind:<br />

• Frischwasseranlage mit einer Leistung von 180 m³/h<br />

• Pumpaggregate mit einer Leistung von 3000 l/s bei einer Druckstufe<br />

von min. 350 bar<br />

• Bohrlochkopfausrüstung mit einer Druckstufe > 350 bar<br />

• Druck- und Temperaturaufzeichnung Bohrlochkopf (online) und oberhalb<br />

des Perforationsbereiches (online)<br />

7.11 Auslauftest<br />

Für den Auslauftest ist ausreichendes Behältervolumen bereit zu stellen. Der<br />

Anschluss 7“ Steigleitung/Sondenkopf zur Auswurfleitung/Behälter ist auf<br />

einen Volumenstrom von 60 l/s auszulegen. Während des Testes sind die<br />

Druck- und Temperaturwerte vor Speicher (oberhalb des Perforationsbereiches)<br />

und am Bohrlochkopf online zu messen. Alle Ausrüstungen müssen<br />

mit einer Druckstufe von min. 200 bar belastbar sein.<br />

7.12 Verbleib der Wässer<br />

Die anfallenden Wässer aus dem Auslauftest können wieder in die Bohrung<br />

verbracht werden.


68<br />

8 Bohrtechnik<br />

Merkmale der technischen Lösung der Bohrung:<br />

• Gewährleistung eines Fluiddurchsatzes von 180 m³/h bei der Förderung<br />

und bei der Injektion<br />

• Auslegung der Produktionsrohrtouren auf Kopfdrücke von 350 bar bei<br />

der Injektion<br />

• Einbau einer vakuumisolierten Förder-/Injektionsrohrtour (VIT)<br />

• bzw. Einbau einer wärmeisolierten Rohrtour (GFK) zum Ausbau als Tiefe<br />

Erdwärmesonde<br />

8.1 Bohr- und Verrohrungsprogramm<br />

Die Auslegung der Rohrtouren erfolgt entsprechend der geologischen und<br />

technischen Bedingungen nach /W.E.G. Wirtschaftsverband Erdöl- und<br />

Erdgasgewinnung e.V.; Technische Regel „Futterrohrberechnung“, 9/02/.<br />

Es wird eine Standardverrohrung 24 1/2“ x 18 5/8“ x 13 3/8“ x 9 5/8“<br />

gewählt (Anlage 1). Die Rohrabsetzteufen richten sich nach geologischen<br />

und technischen Kriterien.<br />

8.2 Technische Kriterien zum Bohrlochdesign<br />

Grundsätzliche Konstruktions- und Leistungsdaten der Bohrung Osnabrück<br />

1:<br />

• Endteufe 1.950/2.050 m TVD<br />

• Bohrungsverlauf: saiger, max. Neigungsänderung 3°/30 m<br />

• Aufgrund des an den Bohrstandorten vorhandenen Altbergbaus fungiert<br />

die 18 5/8“ Rohrtour als Sicherheitsrohrtour.<br />

• Verrohrungsintervalle<br />

o 0 – ca. 50 m 24 1/2“ Standrohr<br />

o 0 – ca. 110 m/160 m 18 5/8“ Ankerrohrtour<br />

(Absetzhorizont: unterhalb des Altbergbaus)<br />

o 0 – ca. 880 m/1070 m 13 3/8“ Zwischenrohrtour<br />

o 0 – 1950 m/2050 m 9 5/8“ -Produktionsrohrtour<br />

(Absetzhorizont: Sandsteine des<br />

Westfal A2; Auslegung der Rohrtour<br />

auf einen Innendruck von 380 bar;<br />

• Geeignet zur Förderung/Injektion von Wässern mit Temperaturen von<br />

ca. 10 - 70 °C und Fließraten von ca. 180 m³/h


69<br />

• Es wird auf eine Förder-/Injektionsrohrtour aus vakuumisolierten Tubingen<br />

in der Dimension 7“ x 5 1/2“ orientiert, mit Muffendurchmesser<br />

7,657“ (194,5 mm) und einem Innendurchmesser von 4,89“<br />

(124,26 mm).<br />

• Wenn das zyklische Verfahren sich als nicht geeignet für diesen Standort<br />

erweisen sollte, wird die Bohrung als Tiefe Erdwärme Sonde komplettiert.<br />

Dazu wird der Perforationsbereich mit einer Bodenzementation verschlossen.<br />

Als wärmeisolierter Förderstrang wird ein 3 1/2“ GFK-Tubing<br />

in die Bohrung eingehangen. Über den Ringraum 9 5/8“ x 3 1/2“ GFK<br />

wird das kalte Wasser einzirkuliert und das erwärmte Wasser über den<br />

Steigraum des 3 1/2“ GFK-Tubings gefördert.<br />

8.3 Anforderungen an die Bohranlagen<br />

8.3.1 Errichtung der Bohrung Osnabrück<br />

Lasten zum Einbau der Produktionsrohrtour 9 5/8“:<br />

• Gewicht in Luft: 136 Mp<br />

• Gewicht in Spülung (SG 1,25): 115 Mp<br />

• Erforderliche Zuglast der Bohranlage: 115 t+60 t Zugreserve=175 t<br />

Lasten Bohrstrang: 5“ bis 2.050 m + BHA:<br />

• Gewicht in Luft: 97 Mp<br />

• Gewicht in Spülung (SG 1,25): 82 Mp<br />

• Erforderliche Zuglast der Bohranlage: 82 t+93 t Zugreserve=175 t<br />

Gestängeabstellkapazität 5“ + BHA:<br />

Erforderliche Lastkapazität Bohrmast:<br />

Erforderliche Bohrplatzgröße:<br />

2.100 m<br />

175 – 200 t<br />

ca. 100 x 70 m<br />

Lasten zum Einbau des vakuumisolierten Förderstranges 7“ x 5 1/2“ bis<br />

2.000 m:<br />

Gewicht in Luft:<br />

Gewicht in Wasser (SG 1,0):<br />

Erforderliche Zuglast der Bohranlage:<br />

128,8 Mp<br />

112,4 Mp<br />

112,4 t + 22,6 t Zugreserve<br />

= 135 t


70<br />

8.4 Ablauf der Bohrung Osnabrück<br />

Es wird davon ausgegangen, dass die Erstellung der Bohrung Osnabrück 1<br />

mit einer Bohranlage (175 – 200 t Lastkapazität) erfolgt.<br />

Folgender Ablauf ist geplant:<br />

1. Herrichten des Bohrplatzes und der Zufahrt, Errichtung von 1 Stück<br />

Bohrkeller: Innenmaße 2,5 x 2,5 x 2,5 m, evtl. Aufbau einer Schallschutzwand,<br />

Bohrarbeiten im Profil 28“ bis 50 m, Einbau und Zementation<br />

des Standrohres 24 1/2“ bis 50 m<br />

2. Antransport, Aufbau der Bohranlage und des Equipments<br />

3. Bohrarbeiten im Profil 22“ bis Teufe 110 m/160 m,<br />

4. Bohrlochmessung GR, CAL, BA, 0 – 110 m/160 m<br />

5. Einbau und Zementation der Sicherheitsrohrtour 18 5/8“ bis Teufe<br />

110 m/160 m<br />

6. Aufbau BOP 21 1/4“ – 3000 PSI (Annular und Double Ram Preventer)<br />

auf 18 5/8“ Sicherheitsrohrtour (Sicherheitsrohrtour OK ca. 0,5 m über<br />

OK Bohrkeller)<br />

7. Bohrarbeiten im Profil 17 1/2“ bis Teufe 880 m/1.070 m<br />

8. Bohrlochmessung GR, CAL, BA, 110 m/160 m – 880 m/1.070 m<br />

9. Rohreinbau und Zementation 13 3/8”, 0 – 880 m/1.070 m<br />

10. Zementation der Rohrtour 13 3/8“, 0 – 880 m/1.070 m<br />

11. Bohrarbeiten im Profil 12 ¼“ bis Teufe 1.950 m/2.050 m<br />

12. Bohrlochmessung DIL, GR, CAL, SV , BA, FMI 880 m/1.070 m -<br />

1.950 m/2.050 m<br />

13. Rohreinbau 9 5/8“ 0 – 1.950 m/2.050 m<br />

14. Zementation 9 5/8“ 0 – 1.950 m/2.050 m<br />

15. Perforation der 9 5/8“ Rohrtour 20 m mit 21 Schuss/m<br />

16. Austausch der Spülung in der Bohrung gegen Klarwasser<br />

8.5 Ablauf der Testarbeiten in der Bohrung Osnabrück<br />

1. Montage Sondenkreuz, Stellen Behälter, Pumpen, Verlegen von Rohrleitungen<br />

etc.<br />

2. Massiver Wasserfrac, ca. 4.000 l/min, ca. 20.000 m³, Kopfdrücke<br />

300 – 350 bar<br />

3. Auslauftest der verpressten Wässer vom massiven Wasserfrac<br />

4. War der Test erfolgreich, dann Komplettierung der Bohrung mit einem<br />

vakuumisolierten Förderstrang einschließlich Komplettierung des Sondenkopfes


71<br />

8.6 Bohrplatz<br />

Die Leistungen zur Errichtung des an das Bohrgerät angepassten Bohrplatzes<br />

umfassen folgende Arbeiten unter Einhaltung der BVOT-Vorschriften<br />

sowie des W.E.G. Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V.;<br />

Merkblatt „Gestaltung des Bohrplatzes“, 6/91:<br />

• Bohrplatzgröße: 100 x 70 m<br />

• Vorbereitung der Bohrplatzoberfläche zum Auftragen der Tragschichten<br />

• Herstellung des Bohrturmfundamentes für die vorgesehene Bohranlage<br />

• Aufbringen der Tragschichten für den Verkehrsbereich<br />

• Aufbringen der Tragschichten aus wasserundurchlässigem Beton bzw.<br />

Bitumen für die Maschinen- und Lagerflächen<br />

• Einbringen des Standrohres 24 1/2“ bis 50 m<br />

• Erstellen des Bohrkellers, Innenmaße 2,5 x 2,5 x 2,5 m (l x b x t), aus<br />

wasserundurchlässigem Beton nach DIN 1045<br />

• evtl. Errichtung einer Schallschutzwand, Mindesthöhe 15 m,<br />

Länge ca. 170 m<br />

• Stellen eines Bauzaunes mit Tor, Länge ca. 70 m<br />

Die Errichtung des Bohrplatzes hat so zu erfolgen, dass durch den Betrieb<br />

der Anlage eine Kontamination des Bodens und des Grund- und Oberflächenwassers<br />

auszuschließen ist. Die Flächen auf dem Bohrplatz müssen so<br />

errichtet werden, dass alle Transporte, das Stellen der Fahrzeuge der Servicefirmen<br />

(BLM, Zementage etc.) problemlos erfolgen können. Die Tragschicht<br />

ist so herzustellen, dass die Lasten der Bohranlage und der<br />

Nebeneinrichtungen sowie die übrigen Belastungen durch Transport- und<br />

Versorgungsleistungen ohne Schädigung aufgenommen werden.<br />

Das Anlegen des Bohrkellers orientiert sich an der späteren Oberfluranordnung<br />

des Sondenkopfes sowie an den zu erwartenden Lastfällen durch die<br />

Bohranlage beim Erstellen der Bohrung. Gegenüber dem Untergrund hat<br />

der Bohrkeller die geforderte Abdichtung zu gewährleisten. Es sind die Bestimmungen<br />

des Grundwasserschutzes einzuhalten (Abdichten des Bodens<br />

im und um den Bohrkeller herum zur Verhinderung von Kontaminationen).<br />

8.7 Brauchwasserbrunnen<br />

Im Folgenden werden für jeden der Geysirstandorte zwei mögliche Brunnenstandorte<br />

behandelt, die sich vor allem im Risiko unterscheiden, das<br />

sich durch Flöze im Untergrund ergibt. Eine Entscheidung zwischen diesen<br />

Standorten erfolgt wegen der noch ungeklärten infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />

im Rahmen der Studie nicht. Für die Kostenermittlung wird<br />

der jeweils tiefere Brunnen verwendet.


72<br />

8.7.1 Hydrogeologie (nach Teil 2 dieser Machbarkeitsuntersuchung)<br />

Im Untersuchungsgebiet Piesberg haben die unterschiedlichen hydrogeologischen<br />

Eigenschaften der Gesteine bzw. der Wechsel grundwasserführender<br />

und -stauender Schichten zur Ausbildung mehrerer Grundwasserstockwerke<br />

geführt.<br />

Im Niederungsgebiet der Hase bilden bis zu 50 m mächtige sandig-kiesige<br />

Schmelzwassersedimente die obersten grundwasserführenden Ablagerungen.<br />

Diese Porengrundwasserleiter werden lokal durch kleinere Grundwassergewinnungsanlagen<br />

und Hausbrunnen genutzt.<br />

Die im tieferen Untergrund anstehenden Festgesteine des Oberkarbon, des<br />

Perm und der Trias weisen zumeist gute Kluftdurchlässigkeit, insbesondere<br />

in den mächtigen Quarzitfolgen des Oberkarbons auf.<br />

Die Grundwasserführung im Bereich der Piesberger Karbonscholle ist durch<br />

den Steinkohlenbergbau beeinflusst. Dies betrifft die vier Flözniveaus oberhalb<br />

der tiefsten Stollensohle. Anfallendes Niederschlagswasser/Grundwasser<br />

wird zum großen Teil über die tiefste Stollensohle abgeleitet und der<br />

Hase zugeführt (Hasestollen bei 66,10 mNN). Das heißt, die Piesberger<br />

Karbonscholle ist oberhalb des genannten Stollenniveaus praktisch grundwasserfrei.<br />

8.7.2 Standort 1<br />

8.7.2.1 Variante A<br />

Die Variante A bezieht sich auf einen Brauchwasserbrunnen direkt im Bereich<br />

des zukünftigen Geysirs.<br />

• Brunnenendteufe: 130 m<br />

• Lithologie: Sandsteine, Tonsteine, Kohleflöze<br />

• Grundwasserleitertyp: Kluftgrundwasserleiter<br />

• Stratigraphie: Karbon, Westfal C<br />

• Ergiebigkeit: 20 – 50 m³/h<br />

• Bohrdurchmesser: 350 mm<br />

• Verrohrung: GOK bis 130 m Stahlrohr DN 175<br />

100 bis 130 m Perforation (nach<br />

BLM 21 Schuss/m)<br />

• Verfüllung: ET bis 100 m Filterkies<br />

100 m bis GOK Zement


73<br />

• Installation: 6“ Unterwassermotorpumpe bei Teufe 120 m<br />

an Steigleitung DN 100<br />

• Bohrlochmessung: GOK bis ET G, FEL, CAL ?<br />

• Pumpversuch:<br />

1. Etappe 12 h 25 m³/h<br />

2. Etappe 12 h Wiederanstieg<br />

Am Ende des Pumpversuches sind 2 Wasserproben zu entnehmen.<br />

Achtung: Im Teufenbereich von ca. 40 m bis 50 m unter GOK befindet das<br />

abgebaute Flöz Zweibänke.<br />

8.7.2.2 Variante B<br />

Bei Anwendung der Variante B ist eine ca. 200 bis 300 m lange Leitung<br />

vom Geysir in östlicher bis nordöstlicher Richtung zu verlegen. Erschwerend<br />

sind hier die Bebauung und die noch zu klärenden Grundeigentumsverhältnisse<br />

zu berücksichtigen.<br />

• Brunnenendteufe: 60 m<br />

• Lithologie: Sand, Kies, Mergel<br />

• Grundwasserleitertyp: Porengrundwasserleiter<br />

• Stratigraphie: Quartär<br />

• Ergiebigkeit: 30 – 50 m³/h<br />

• Bohrdurchmesser: 350 mm<br />

• Verrohrung: GOK bis 46 m Stahlrohr DN 175<br />

46 m bis 56 m Filter<br />

56 m bis 60 m Schlammfang<br />

• Verfüllung: ET bis 40 m Filterkies<br />

40 m bis 30 m<br />

• Installation: 6“ Unterwassermotorpumpe bei Teufe 120 m<br />

an Steigleitung DN 100<br />

• Bohrlochmessung: GOK bis ET G, FEL, CAL ?<br />

• Pumpversuch:<br />

1. Etappe 12 h 25 m³/h<br />

2. Etappe 12 h Wiederanstieg<br />

Am Ende des Pumpversuches sind 2 Wasserproben zu entnehmen.


74<br />

8.7.3 Standort 2<br />

8.7.3.1 Variante A<br />

Die Variante A bezieht sich auf einen Brauchwasserbrunnen direkt im Bereich<br />

des zukünftigen Geysirs.<br />

• Brunnenendteufe: 160 m<br />

• Lithologie: Sandsteine, Tonsteine, Kohleflöze<br />

• Grundwasserleitertyp: Kluftgrundwasserleiter<br />

• Stratigraphie: Karbon, Westfal C<br />

• Ergiebigkeit: 20 – 50 m³/h<br />

• Bohrdurchmesser: 350 mm<br />

• Verrohrung: GOK bis 160 m Stahlrohr DN 175<br />

140 bis 160 m Perforation (nach<br />

BLM 21 Schuss/m)<br />

• Verfüllung: ET bis 140 m Filterkies<br />

140 m bis GOK Zement<br />

• Installation: 6“ Unterwassermotorpumpe bei Teufe 150 m<br />

an Steigleitung DN 100<br />

• Bohrlochmessung: GOK bis ET G, FEL, CAL ?<br />

• Pumpversuch:<br />

1. Etappe 12 h 25 m³/h<br />

2. Etapee 12 h Wiederanstieg<br />

Am Ende des Pumpversuches sind 2 Wasserproben zu entnehmen.<br />

Achtung: Im Teufenbereich von ca. 130 m bis 140 m unter GOK befindet<br />

das abgebaute Flöz Johannisstein.<br />

8.7.3.2 Variante B<br />

Bei Anwendung der Variante B ist eine ca. 200 m lange Leitung vom Geysir<br />

in südlicher Richtung zu verlegen. Erschwerend sind hier die Bebauung und<br />

die noch zu klärenden Grundeigentumsverhältnisse zu berücksichtigen.<br />

• Brunnenendteufe: 50 m<br />

• Lithologie: Sand, Kies, Mergel<br />

• Grundwasserleitertyp: Porengrundwasserleiter<br />

• Stratigraphie: Quartär<br />

• Ergiebigkeit: 30 – 50 m³/h<br />

• Bohrdurchmesser: 350 mm


75<br />

• Verrohrung: GOK bis 36 m Stahlrohr DN 175<br />

36 m bis 46 m Filter<br />

46 m bis 56 m Schlammfang<br />

• Verfüllung: ET bis 35 m Filterkies<br />

35 m bis 30 m Ton<br />

30 m bis GOK Füllkies<br />

• Installation: 6“ Unterwassermotorpumpe bei Teufe 36 m<br />

an Steigleitung DN 100<br />

• Bohrlochmessung: GOK bis ET G, FEL, CAL<br />

• Pumpversuch:<br />

1. Etappe 12 h 25 m³/h<br />

2. Etappe 12 h Wiederanstieg<br />

Am Ende des Pumpversuches sind 2 Wasserproben zu entnehmen.<br />

8.8 Spülungsprogramm<br />

8.8.1 Allgemeines<br />

Entsprechend der Bohrlochkonstruktion und des geologischen Bohrprofils<br />

(Anlage 1) wird ein Spülungsprogramm vorgeschlagen. Für die Spülungsüberwachung<br />

ist ein Spülungsservice zu binden (24-Stunden-Service).<br />

Die Sandsteine sollen durch die Spülung wenig beeinträchtigt werden.<br />

Abhängig von der Bohrloch- und Entsorgungssituation ist Baryt als Beschwerungsmaterial<br />

bzw. Spülungsverlustbekämpfungsmaterial auf der<br />

Bohrlokation vorzuhalten.<br />

Der Entsorgungsaspekt von Spülung und Cuttings ist zu bewerten. In diesem<br />

Zusammenhang ist zu prüfen, ob die Spülung auf Mietbasis geliefert<br />

und auch wieder zurückgenommen werden kann.<br />

Zur Feststoffkontrolle der Spülung sollten bis zur Endteufe (2.050 m) 2 Stück<br />

Zentrifugen mit Flockstation eingesetzt werden.<br />

Im Rahmen des Gas- bzw. Explosionsschutzes sind ab Teufe 110 m/160 m<br />

Gasmessgeräte in das Spülungssystem einzubinden und entsprechend den<br />

bergrechtlichen Bestimmungen zu betreuen und zu warten.<br />

Abfuhr und Verwertung von Spülung und Bohrgut sind durch spezielle zugelassene<br />

Entsorgungsfirmen durchzuführen. Der Nachweis einer ordnungsgemäßen<br />

Verwertung muss durch die Vorlage der entsprechenden


76<br />

Anlieferungsbescheinigungen der jeweiligen Deponien und der Abfuhrbescheinigung<br />

der Entsorgungsfirma erfolgen.<br />

8.8.2 Entsorgung<br />

Die Entsorgung der Spülung erfolgt auf Basis eines vereinfachten Entsorgungsnachweises<br />

im Abfallbegleitscheinverfahren unter der AVV 01 05 08<br />

(chloridhaltige Bohrschlämme und Abfälle, ölfrei). Sämtliche Mengen (metrische<br />

Tonnen) werden per Wiegenote dokumentiert.<br />

8.9 Verrohrungsprogramm<br />

8.9.1 Grundlagen<br />

Die Bohrlochkonstruktion ist entsprechend W.E.G.-Richtlinie „Futterrohrberechnung“,<br />

Stand 9/02, dimensioniert. Die 9 5/8“ Produktionsrohrtour ist<br />

auf einen Kopfdruck von 350 bar ausgelegt (Tabelle 8-1).<br />

Tabelle 8-1: Verrohrungsprogramm<br />

Pos.<br />

Aussendurchmesser<br />

Gewicht<br />

Gütestufe<br />

Verbinder<br />

Menge<br />

Menge<br />

+5 -10%<br />

Inch lb /ft API<br />

Meter Meter<br />

1 24 1/2 113 K-55 API STC 50 55<br />

2 18 5/8 87,5 K-55 BTC 110/160 175<br />

3 13 3/8 61,0 N-80 BTC 880/1.070 1.100<br />

4 9 5/8 43,5 L-80 BTC 1.950/2.050 2.150<br />

8.9.2 Standrohr 21 1/2“<br />

Das 21 1/2“ Standrohr wird während des Bohrplatzbaus bis 50 m eingebaut<br />

und zementiert. Für das Standrohr sind auch DIN-Rohre nach DIN<br />

2448 bzw. DIN 2458 mit geeigneten Festigkeiten zulässig.<br />

8.9.3 Sicherheitsrohrtour 18 5/8“<br />

Die 18 5/8“ Ankerrohrtour wird bis 110/160 m eingebaut und zementiert.<br />

Die Ankerrohrtour nimmt den 21 1/4“ Annular und Double Ram Preventer<br />

für die Bohrphase im 17 1/2“ Profil bis 880/1.070 m auf.


77<br />

8.9.4 Zwischenrohrtour 13 3/8“<br />

Die 13 3/8“ Zwischenrohrtour wird von 0 – 880/1.070 m eingebaut und<br />

zementiert.<br />

8.9.5 Produktionsrohrtour 9 5/8“<br />

Die 9 5/8“ Produktionsrohrtour wird von 0 – 1.950/2.050 m eingebaut<br />

und zementiert.<br />

8.10 Zementation<br />

8.10.1 Aufgabenstellung<br />

Der Zementationsservice sollte folgende Leistungen beinhalten:<br />

• Erarbeitung der Zementationsprogramme<br />

• Detailfestlegung der Rezepturen zur Temperatur- und Druckstabilität<br />

• Laboruntersuchungen der einzusetzenden Rezepturen unter simulierten<br />

in situ Bedingungen zur Bestimmung des Wasserverlustes, des Freiwasseranteils,<br />

der Festigkeiten und der Abbindezeiten<br />

• Beschreibung Art und Eigenschaften der einzusetzenden Spacer<br />

• Ausarbeitung von Technologien und Arbeitsprogrammen<br />

• Vorlage von Referenzen unter ähnlichen Zementationsbedingungen<br />

• Lieferung des für die Zementationen benötigten Materials<br />

• Gestellung der für die Durchführung der Zementationsarbeiten benötigten<br />

Ausrüstungen<br />

• Gestellung des für die Durchführung der Zementationsarbeiten benötigten<br />

Personals<br />

• Erstellung der Dokumentation<br />

Anforderungen an die Zementqualität:<br />

• geringes Schrumpfungsverhalten des Zementsteins<br />

• geforderte Zementqualität: mind. Class G<br />

• Freies Wasser < 1 Vol-%<br />

• Sulfatresistenter Zement<br />

Grundrezeptur für die Zementationen:<br />

1. Zement Class G<br />

2. Verzögerer<br />

3. Dispergiermittel


78<br />

4. Entschäumer<br />

5. Schlämmendichten<br />

- für 21 1/2“: ca. 1650 - 1800 kg/m³<br />

- für 18 5/8“: ca. 1650 - 1800 kg/m³<br />

- für 13 3/8“: ca. 1750 - 1850 kg/m³<br />

- für 9 5/8“: ca. 1850 - 1900 kg/m³<br />

Die drei Zementationen während der Bohrphase sollten nur im Komplex<br />

vergeben werden. Von der Servicefirma ist ein Wasserbehälter mit einem<br />

Fassungsvermögen von ca. 80 m³ zu stellen. Ebenfalls ist ein Spezialzementierkopf,<br />

geeignet zur Abdichtung zwischen der Rohrtour und dem Zementierstrang<br />

bei der Stingerzementation der 13 3/8“ Ankerrohrtour,<br />

anzubieten. Bei allen Zementationen ist eine Computeraufzeichnung des<br />

Zementierablaufs gefordert.<br />

8.11 Sondenkopfverflanschung<br />

Für die Bohrphasen im 17 1/2“ und 12 1/4“ Profil bis Endteufe wird auf die<br />

18 5/8“ Ankerrohrtour ein 21 1/4“ – 3000 PSI Flansch montiert zur Aufnahme<br />

des BOP 21 1/4“ – 3000 PSI. Die Sondenkopfverflanschung bis<br />

Erreichen der Endteufe und für den massiven Wasserfrac und die Komplettierung<br />

zum zyklischen Verfahren ist in Anlage 3 dargestellt. Die Variante<br />

der Sondenkopfverflanschung zur Endkomplettierung der Bohrung zur<br />

Komplettierung als Tiefe Erdwärmesonde ist in Anlage 4 dargestellt. Die Zuund<br />

Ableitungen für den massiven Wasserfrac und für die Produktionsphase<br />

werden Obertage angeordnet.<br />

Alle Sondenkopfausrüstungen müssen der API Spezifikation 6A (ISO<br />

10423), PSL-2 entsprechen.<br />

• Druckstufen: 5000 PSI Casing Head 11”<br />

5000 PSI alle weiteren auf dem Casing Head<br />

aufzubauenden Komponenten<br />

• Temperaturklassifikation: U (-18 °C bis 121 °C)<br />

• Materialanforderung: mindestens CC<br />

Die Casing Hanger 7“ müssen mindestens eine Lastaufnahmekapazität von<br />

80 % der zul. Zugfestigkeit des abzufangenden Casings haben.<br />

Anforderungen an den Lieferanten:<br />

• Spezifikation, Beschreibung, Zeichnungen der Produkte<br />

• Gestellung von erfahrenem und qualifiziertem Personal für Montage<br />

und Abdrückarbeiten<br />

• Angabe der Lieferzeiten


79<br />

8.12 Mudlogging<br />

Zur Überwachung und Registrierung der:<br />

• bohrtechnischen Parameter:<br />

Hakenlast, Meißellast, Meißelteufe, Drehzahl Bohrstrang, Bohrfortschritt,<br />

Drehmoment, Spülungspumprate, Spülungsdruck, Spülungstankniveau,<br />

Trip-Tank-Anzeige<br />

• Gasüberwachung<br />

Gasmessdienst mit Gesamt-KW-Sensor (C1 und HKW C2, C3);<br />

H 2 S-Sensor, CO 2 -Sensor, Constant Flow Gas Trap, Gas Distribution<br />

Drawer, Gaswarnsystem akustisch/optisch auf Arbeitsbühne und<br />

Bohrmeister-Container<br />

PC-Arbeitsplatz mit Datenvisualisierung, Datensicherung, Dokumentation<br />

(Tagesberichte)<br />

Anforderungen an den Lieferanten:<br />

• Spezifikation, Beschreibung der technischen Ausrüstung<br />

• Gestellung von erfahrenem und qualifiziertem Personal


80<br />

8.13 Zeit- und Ablaufplan<br />

8.13.1 Bohrarbeiten<br />

Tabelle 8-2: Zeit- und Ablaufplan der Bohrarbeiten Osnabrück (beispielhaft für<br />

Standort 2)<br />

Anfangslänge<br />

Bohrungslänge<br />

Nr. Arbeitsgang<br />

m m m m m m/h h d d<br />

1 Vorbereitung zum Bohren 50 50 50 0 0 0,00 0,0<br />

2 Bohren 22" 50 160 160 110 110 5 30 1,25 1,3<br />

3 Nachbohren und Spülen v. RE (20%) 50 160 160 22 15 8 0,33 1,6<br />

4 BLM vor RE (GR, CAL, BA) 0 160 160 160 6 0,25 1,8<br />

5 Vorbereitung Rohreinbau 18"5/8 0 160 160 160 4 0,17 2,0<br />

6 Rohreinbau 18"5/8 160 160 160 0 8 0,33 2,3<br />

7 Montage 21 1/4" Bodenflansch 160 160 160 0 10 0,42 2,8<br />

8 Zem.+ZE, Aufbau BLS 160 160 160 0 30 1,25 4,0<br />

9 Druckprobe RT 18 5/8" 160 160 160 0 4 0,17 4,2<br />

10 Zement aufbohren 160 160 160 0 6 0,25 4,4<br />

11 Spülungsarbeiten 160 160 160 0 12 0,50 4,9<br />

12 Bohren 17 1/2 160 1.070 1.070 910 340 5 240 10,00 14,9<br />

13 BLM (GR, CAL, DIL, BA) 160 1.070 1.070 910 12 0,50 15,4<br />

14 Nachbohren u. spülen v. RE (20%) 160 1.070 1.070 182 15 24 1,00 16,4<br />

15 Vorb. Rohreinbau 13 3/8" 1.070 1.070 1.070 0 4 0,17 16,6<br />

16 Rohreinbau 13 3/8" 0 1.070 1.070 1.070 30 1,25 17,8<br />

17 Zem.+ZE, Montage BLS 1.070 1.070 1.070 0 48 2,00 19,8<br />

18 Druckprobe RT 13 3/8" 1.070 1.070 1.070 0 4 0,17 20,0<br />

19 Zement aufbohren 1.070 1.070 1.070 0 8 0,33 20,3<br />

20 Spülungsarbeiten 1.070 1.070 1.070 0 12 0,50 20,8<br />

21 Bohren 12 1/4" 1.070 2.050 2.050 980 465 4 288 12,00 32,8<br />

22 Nachbohren 12 1/4" (25%) 1.070 2.050 2.050 245 245 15 30 1,25 34,1<br />

23 BLM vor RE (GR, CAL, BA, SV, FMI) 1.070 2.050 2.050 980 16 0,67 34,8<br />

24 Vorb. Rohreinbau 9 5/8" Produktionsrohrtour 2.050 2.050 2.050 0 4 0,17 35,4<br />

25 Rohreinbau 9 5/8" Produktionsrohrtour 0 2.050 2.050 2.050 40 1,67 37,1<br />

26 Zem.+ ZE , Zementkopfbestimmung 2.050 2.050 2.050 0 72 3,00 40,1<br />

27 Komplettierung Sondenkopf 2.050 2.050 2.050 0 12 0,50 40,6<br />

28 Einbau DP bis Endteufe 2.050 2.050 2.050 0 16 0,67 41,3<br />

29 Austausch Spülung gegen Wasser (90 m³) 2.050 2.050 2.050 0 12 0,50 41,1<br />

30 Ausbau DP 2.050 2.050 2.050 0 16 0,67 41,8<br />

31 Druckprobe RT 9 5/8" 2.050 2.050 2.050 0 4 0,17 41,9<br />

32 Perforation 9 5/8" RT 2.050 2.050 2.050 0 12 0,50 35,3<br />

33 Komplettierung Sondenkopf 2.050 2.050 2.050 0 24 1,00 42,9<br />

Teufe<br />

Strecke<br />

Meißelstandlänge<br />

Vmech<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Zeit kum.


81<br />

8.13.2 Stimulations- und Testarbeiten<br />

Tabelle 8-3: Zeit- und Ablaufplan der Bohrarbeiten Osnabrück (beispielhaft für<br />

Standort 2)<br />

Nr. Arbeitsgang Zeit Zeit<br />

Zeit<br />

kum.<br />

h d d<br />

1 Aufbau eines Behältersystems 48 2,00 2,0<br />

2 Verlegung und Vorhalten von Rohrleitungen 48 2,00 4,0<br />

3 Vorbereitung des Injektionstestes 36 1,50 5,5<br />

4 Durchführung massiver Wasserfrac 48 2,00 7,5<br />

5 Rücklauftest 12 0,50 8,0<br />

6 BLM (Temperaturprofilierung) 12 0,50 8,5<br />

7 Vorb. Einbau Wärmeisolierter Strang 7" x 5 6 0,25 8,8<br />

8 Einbau Wärmeisolierter Strang 7" x 5 1/2" 48 2,00 10,8<br />

9 Komplettierung Sondenkopf 24 1,00 11,8


82<br />

8.14 Investitionen<br />

Tabelle 8-4: Investitionen in die Bohrung Osnabrück 1 (netto)<br />

1. Bohrplatzbau Standort 1 Standort 2<br />

Baustelleneinrichtung 68.000 € 68.000 €<br />

Erdarbeiten, Bohrplatzbefestigung 350.000 € 350.000 €<br />

Standrohr 40.000 € 40.000 €<br />

Schallschutzwand 150.000 € 150.000 €<br />

Brauchwasserbrunnen 90.000 € 110.000 €<br />

Baugrundgutachten 5.000 € 5.000 €<br />

Dokumentation 2.000 € 2.000 €<br />

Summe Bohrplatz 705.000 € 725.000 €<br />

2. Errichtung der Bohrung<br />

Mobilisation, Einrichtung Baustelle 450.000 € 450.000 €<br />

Aufbau, Vorhalten BOP 45.000 € 50.000 €<br />

Mietpreis Bohranlage mit DK 975.000 € 1.000.000 €<br />

Bohrwerkzeugkosten 100.000 € 100.000 €<br />

Spülungskosten; Material 100.000 € 100.000 €<br />

Spülungskosten; Feststoffkontrolle 35.000 € 40.000 €<br />

Spülungskosten; Service 65.000 € 70.000 €<br />

Spülungskosten; Deponie Spülung 130.000 € 130.000 €<br />

Spülungskosten; Deponie Bohrgut 120.000 € 120.000 €<br />

Bohrlochmessung 120.000 € 130.000 €<br />

Casings 485.000 € 540.000 €<br />

Float Shoe und Collar, Centralizer 35.000 € 35.000 €<br />

Rohrverschraubservice 60.000 € 65.000 €<br />

Zementationen 270.000 € 280.000 €<br />

Perforation 40.000 € 40.000 €<br />

Sondenkopfausrüstung 100.000 € 100.000 €<br />

Mudlogging 65.000 € 70.000 €<br />

Summe Bohrung 3.195.000 € 3.320.000 €<br />

3. Test und Komplettierung<br />

Aufbau und Vorhalten Behälter 30.000 € 30.000 €<br />

Zusätzliche Ausrüstungen für Test 50.000 € 50.000 €<br />

Messtechnik Wasserfrac 20.000 € 20.000 €<br />

Durchführung Wasserfrac 75.000 € 75.000 €<br />

BLM (Temp), Analysen 40.000 € 40.000 €<br />

Lieferung VIT-Strang 1.190.000 € 1.250.000 €<br />

Lieferung GFK-Strang (67.000 €) (70.000 €)<br />

Centralizer 10.000 € 10.000 €<br />

Summe zyklisches Verfahren 1.415.000 € 1.475.000 €<br />

Summe Tiefe Erdwärmesonde 292.000 € 295.000 €


83<br />

Tabelle 8-5: Kostenzusammenstellung Bohrung Osnabrück<br />

Standort 1 Standort 2<br />

Bohrplatzbau 705.000 € 725.000 €<br />

Errichtung der Bohrung 3.195.000 € 3.320.000 €<br />

Test und Komplettierung<br />

zyklisches Verfahren<br />

1.415.000 € 1.475.000 €<br />

Test und Komplettierung<br />

Tiefe Erdwärmesonde<br />

(292.000 €) (295.000 €)<br />

Gesamtsumme<br />

zyklisches Verfahren<br />

5.315.000 € 5.520.000 €<br />

Gesamtsumme<br />

Tiefe Erdwärmesonde<br />

4.192.000 € 4.340.000 €


84<br />

9 Übertägiger Thermalwasserkreislauf beim<br />

<strong>GEYSIR</strong>-Betrieb<br />

9.1 Anlagenbeschreibung<br />

In der Beladungsphase des untertägigen Wärmetauschers wird Wasser aus<br />

dem Thermalwassersee über eine schwimmende Entnahme einer in einem<br />

Pumpenkeller angeordneten mehrstufigen Hochdruck-Kreiselpumpe zugeführt.<br />

Die Pumpe hat bei einem Förderstrom von 50 l/s eine Förderhöhe<br />

von 110 bar. Der Pumpendruckstutzen ist dann direkt mit dem Kopf der<br />

Bohrung Osnabrück 1 verbunden.<br />

Thermalwasser steht bei der Entnahme aus der Bohrung im Druckbereich<br />

von 100 bis 110 bar an. Der Druck muss für die Zwecke des Geysirs auf<br />

ca. 15 bar und im Falle der ausschließlichen Wärmenutzung auf einen<br />

Überdruck abgedrosselt werden, der die Druckverluste der Wärmetauscher<br />

für direkten Wärmeübergang und Wärmepumpenquelle überwinden kann.<br />

Die Entspannung wird mit Rücksicht auf die energetische Gesamt-Effizienz<br />

durch eine Turbomaschine realisiert und der erzeugte Strom rückgespeist.<br />

Da unter Gegendruck entspannt werden muss, scheidet der Einsatz von<br />

Peltonmaschinen aus. Es wird eine in umgekehrter Richtung durchströmte<br />

Zentrifugalpumpe verwendet. Bei der reinen Geysir-Nutzung ist diese auf<br />

einen Volumenstrom von 50 l/s ausgelegt und zur Feineinstellung folgt eine<br />

Drosselarmaturengruppe, die auch in der Lage sein muss, bei Umfahrung<br />

der Entspannungsmaschine die gesamte Druckdifferenz abzubauen. Bei<br />

zusätzlicher Wärmenutzung sind die Phasen mit hohem Volumenstrom sehr<br />

kurz. Hier hat die Entspannungsmaschine eine Größe von 12,5 l/s und im<br />

Bypass arbeitet eine Drosselarmatur.<br />

Nach der Entspannung und vor Durchströmen der Wärmetauscher wird das<br />

Wasser in einem rückspülbaren Filter von Feststoffen befreit. Der Filter hat<br />

eine Doppelfunktion. In der Beladephase dient er der Säuberung des Saugstromes<br />

der Injektionspumpe.<br />

Als Wärmeübertrager kommen gedichtete Plattenapparate zum Einsatz.<br />

Der Aggressivität des Mediums Thermalwasser (vgl. Abschnitt 4) angepasst,<br />

werden die Ausrüstungen in korrosionsresistenter Ausführung erstellt.<br />

• Rohrleitungen PN 16 und PN 160 Edelstahl, z. B. 1.4539<br />

(Hauptnennweiten (DN 150 … 200)<br />

• Plattenwärmetauscher Titan-Platten<br />

• Armaturen meerwasserbeständig<br />

• Behälter Edelstahl, z. B. 1.4539 bzw.<br />

Stahl, epoxitharzbeschichtet


85<br />

Alle beschriebenen Ausrüstungen des Thermalwasserkreislaufes sind in einem<br />

Unterflur angelegten Keller untergebracht, der sich in unmittelbarer<br />

Nähe der Bohrung Osnabrück 1 befindet, um die Längen von HD-<br />

Rohrleitungen zu minimieren.<br />

9.2 Schätzung der Investitionen<br />

Tabelle 9-1: Investitionen in den Thermalwasserkreislauf (Euro)<br />

Reiner Geysir-<br />

Betrieb<br />

Geysir-Betrieb<br />

mit Nutzung<br />

der Thermalwasserwärme<br />

Bohrungskopf und erdverlegte<br />

Trassen<br />

(15 m HD, 50 m ND)<br />

Rohrleitungen und Zubehör 72.800 72.800<br />

Armaturen und Zubehör 16.500 16.500<br />

Tiefbau 14.700 14.700<br />

Sonstiges 3.000 3.000<br />

Drosselung Thermalwasserstrom<br />

(Entspannungsmaschine)<br />

185.000 105.000<br />

Drosselung Thermalwasserstrom<br />

(Ventil)<br />

75.000 105.000<br />

Druckerhöhung Thermalwasserstrom<br />

225.000 225.000<br />

Rohrleitungsbau Thermalwasserkeller<br />

Filtration 45.000 45.000<br />

Wärmetauscher 8.500<br />

Rohrleitungen und Zubehör 108.000 145.000<br />

Armaturen und Zubehör 45.300 74.000<br />

Stahlbau 5.000 6.000<br />

Sonstiges 9.000 10.000<br />

Elektrotechnik/MSR 65.000 60.000<br />

Gebäude Unterflur 65.000 70.000<br />

Geysirdüse und<br />

Absaugung<br />

25.000 25.000<br />

Summe 959.300 985.500


86<br />

10 Integration der Geothermie in die Wärmeversorgung<br />

10.1 <strong>GEYSIR</strong>-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Das Schema der geothermischen Heizzentrale ist in Abbildung 10-1 dargestellt.<br />

Da nicht zu jedem Zeitpunkt (nur am Tage) Thermalwasser als Wärmequelle<br />

zur Verfügung steht, muss eine konventionelle Kesselanlage installiert<br />

sein, die die vollständige Spitzenlast der Abnehmer versorgen kann. Im<br />

Geothermiebetrieb dient sie dann der Nachheizung.<br />

Das Thermalwasser wird tagsüber in zwei Stufen abgekühlt, im direkten<br />

Wärmeübergang und als Wärmequelle einer elektrisch angetriebenen<br />

Wärmepumpe. Um nicht das Thermalwasser in die Heizzentrale führen zu<br />

müssen, wird eine spezielle Schaltung vorgeschlagen, die quasi den Heiznetzrücklauf<br />

als Zwischenkreislauf verwendet. Heizungswasser wird erst im<br />

Verdampfer der Wärmepumpe abgekühlt, dann in den Thermalwasserkeller<br />

geleitet, übernimmt hier die Wärme des Thermalwassers und wird anschließend<br />

im Wärmepumpenkondensator auf Heiznetztemperaturniveau<br />

gebracht.<br />

Die Wärmepumpe wird über einen Pufferspeicher von den Abnehmerkreisläufen<br />

entkoppelt. Seine Größe ergibt sich vorläufig daraus, dass die Maschine<br />

mit Volllast jeweils 30 Minuten zur Durchladung benötigt. Im Zuge<br />

weiterer Planungen sind detailliertere Überlegungen anzustellen, u. a. dazu,<br />

inwieweit der Speicher der Verschiebung von Thermalwärme in die Nachtstunden<br />

und dann als Wärmequelle der Wärmepumpe dienen kann.<br />

10.2 Tiefe Erdwärmesonde<br />

Das heizungsseitige System der Tiefen Erdwärmesonde unterscheidet sich<br />

von dem in Abschnitt 10.1 beschriebenen nur dadurch, dass hier wegen<br />

der geringeren Quelltemperaturen kein direkter Wärmetauscher eingebaut<br />

ist. Jegliche Heizungswärme wird von der Wärmepumpe erzeugt (vgl.<br />

Abbildung 10-2).<br />

Da keine Ladephase existiert, kann faktisch rund um die Uhr Wärme aus<br />

dem geothermischen System geliefert werden. Die Regeneration des bohrungsnahem<br />

Umfeldes im Untergrund erfolgt in der heizungsfreien Sommerzeit.<br />

Vorgenanntes macht prinzipiell die Verkleinerung der Kesselanlage möglich.<br />

In dieser Arbeit wird aus Redundanzgründen allerdings darauf verzichtet.


87<br />

Thermalwasser<br />

12,5 l/s<br />

30 ... 40 °C<br />

Thermalwasser<br />

Keller<br />

M M<br />

Heizzentrale<br />

M<br />

Wärmepumpe<br />

M<br />

Zusatzinvestition<br />

Sowiesoinvestition<br />

M<br />

Pufferspeicher<br />

M<br />

40 °C<br />

30 °C<br />

M M<br />

Spitzenlast- und Absicherungskessel<br />

Abbildung 10-1: Prinzipschema der Geothermieeinbindung in das Gesamtsystem,<br />

Geysir-Betrieb


88<br />

Kreislauf der<br />

Tiefen Erdwärmesonde<br />

10 °C<br />

8 l/s<br />

M<br />

Wärmepumpe<br />

Pufferspeicher<br />

Zusatzinvestition<br />

Sowiesoinvestition<br />

M<br />

M<br />

40 °C<br />

30 °C<br />

M M<br />

Spitzenlast- und Absicherungskessel<br />

Abbildung 10-2: Prinzipschema der Geothermieeinbindung in das Gesamtsystem,<br />

Tiefe Erdwärmesonde


89<br />

10.3 Schätzung der Investitionen<br />

Tabelle 10-1: Investitionen in die Heiznetzeinbindung (Euro)<br />

Geysirbetrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Tiefe<br />

Erdwärmesonde<br />

Größe Wärmepumpe 100 kW 200 kW 300 kW 400 kW 500 kW 300 kW<br />

Erdverlegte Trassen (50 m)<br />

und deren Anbindung<br />

Rohrleitungen und Zubehör 16.500 16.500 16.500 16.500 16.500 15.000,00<br />

Armaturen und Zubehör 4.500 4.500 4.500 4.500 4.500 3.000,00<br />

Tiefbau 7.000 7.000 7.000 7.000 7.000 6.000,00<br />

Sonstiges 1.500 1.500 1.500 1.500 1.500 1.200,00<br />

Wärmepumpe 34.000 55.000 75.000 92.000 108.000 75.000<br />

Pufferspeicher 3.500 7.000 10.000 12.000 14.000 10.000<br />

Rohrleitungsbau Heizhaus<br />

Rohrleitungen und Zubehör 5.500 6.500 8.000 10.000 12.000 4.500<br />

Armaturen und Zubehör 2.500 3.000 4.500 5.000 6.000 3.000<br />

Druckhaltung 2.500<br />

Sonstiges 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500<br />

Elektrotechnik/MSR 12.000 15.000 17.000 18.000 19.000 17.000<br />

Gebäude anteilig 10.000 12.000 14.000 15.000 16.000 15.000<br />

Summe 99.500 130.500 160.500 184.000 207.000 154.700


90<br />

11 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

11.1 Rahmenbedingungen<br />

Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen wird das statisch-annuitätische<br />

Modell gewählt. Die Annuität wird dabei als ein periodisch konstanter Betrag<br />

aufgefasst, der sich aus dem Zinsanteil und dem Tilgungsanteil für<br />

rückzuzahlendes Kapital in Höhe des Kapitalwertes ergibt. Nichtperiodische<br />

Zahlungen werden in periodisch konstante Zahlungen während des Betrachtungszeitraumes<br />

umgewandelt. Berücksichtigt werden:<br />

• Kapitalgebundene Kosten<br />

• Betriebsgebundene Kosten<br />

• Verbrauchsgebundene Kosten<br />

• Sonstige Kosten<br />

11.1.1 Kapitalgebundene Kosten<br />

• Zinssatz 5 %/a<br />

• Nutzungsdauern<br />

o Bohrungen<br />

o Anlagenbau Thermalwasserkreislauf<br />

o Anlagenbau Einbindung Wärmeerzeugung<br />

o Elektrowärmepumpe<br />

o Elektro/Automatisation<br />

o Gebäude<br />

o Erdverlegte Trassen<br />

• Wartungssätze<br />

o Anlagenbau Thermalwasserkreislauf<br />

o Anlagenbau Einbindung Wärmeerzeugung<br />

o Elektrowärmepumpe<br />

o Elektro/Automatisation<br />

o Gebäude<br />

o Erdverlegte Trassen<br />

30 a<br />

20 a<br />

25 a<br />

15 a<br />

15 a<br />

50 a<br />

25 a<br />

2,0 %/ a<br />

1,5 %/a<br />

2,5 %/a<br />

2,0 %/a<br />

1,0 %/a<br />

2,0 %/a<br />

11.1.2 Betriebsgebundene Kosten<br />

Im Rahmen dieser Ausarbeitung wird in den betriebsgebundenen Kosten<br />

nur die Bedienung des Thermalwasserkreislaufes berücksichtigt. Alle anderen<br />

Kosten sind Sowieso-Kosten.<br />

• Bedienung (Bezug Investition)<br />

○ Übertägiger Thermalwasserkreislauf<br />

3 %/a


91<br />

11.1.3 Verbrauchsgebundene Kosten<br />

Strombezug<br />

Für den Strombezug wird auf den Tarif Tag & Nacht der <strong>Stadt</strong>werke Osnabrück<br />

zurückgegriffen, der zwar nicht für Sondervertragskunden, sondern<br />

für Gewerbekunden gilt, der dadurch aber gewisse Reserven enthält:<br />

• Arbeitspreis Tag (6 … 21 Uhr) 13,88 Ct/kWh<br />

• Arbeitspreis Nacht (21 … 6 Uhr) 6,61 Ct/kWh<br />

• Grundpreis 13,9 Euro/Monat<br />

(hier vernachlässigt)<br />

Stromverkauf<br />

Hier wird der Mittelwert der EEX-Quartalspreise für Baseload-Strom des<br />

Jahres 2006 verwendet.<br />

• 1. Quartal 6,51 Ct/kWh<br />

• 2. Quartal 3,895 Ct/kWh<br />

• 3. Quartal 5,462 Ct/kWh<br />

• 4. Quartal 4,467 Ct/kWh<br />

• Mittelwerte 5,08 Ct/kWh<br />

Hinzu wird für vermiedene Netznutzungsentgelte ein Umfang von<br />

0,45 Ct/kWh gerechnet (Niederspannungseinspeisung). Insgesamt ergibt<br />

sich eine Vergütung von 5,53 Ct/kWh.<br />

11.1.4 Sonstige Kosten<br />

Im Rahmen dieser Ausarbeitung wird in den sonstigen Kosten nur die Anlagenversicherung<br />

berücksichtigt. Alle anderen Kosten sind Sowieso-Kosten.<br />

• Versicherung (Bezug Investition ohne Bohrungen) 0,75 %/a<br />

11.2 Zusammenfassung der Investitionen<br />

Im Folgenden sind alle Investitionen aus den vorstehenden Abschnitten zusammengefasst<br />

und den Berechnungskategorien aus Abschnitt 11.1.1 zugeordnet.<br />

Die anteiligen Ingenieurleistungen sind jeweils mit 8 % für die<br />

Bohrungen und 10 % für den Rest berücksichtigt.<br />

Bei den Bohrungen wurde in der Tabelle auf den geringfügig teureren<br />

Standort 2 zurückgegriffen, da er die Option zur Wärmenutzung bietet.


92<br />

Tabelle 11-1: Zusammenfassung der Investitionen (Euro)<br />

Reiner<br />

Geysir-<br />

Betrieb<br />

Geysirbetrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Tiefe<br />

Erdwärmesonde<br />

Größe Wärmepumpe 100 kW 200 kW 300 kW 400 kW 500 kW 300 kW<br />

Bohrungen 5.961.600 5.961.600 5.961.600 5.961.600 5.961.600 5.961.600 4.687.200<br />

Anlagenbau Thermalwasserkreislauf 812.680 841.500 841.500 841.500 841.500 841.500<br />

Anlagenbau Einbindung Wärmeerzeugung 20.350 25.850 32.450 37.400 42.900 28.050<br />

Wärmepumpe 37.400 60.500 82.500 101.200 118.800 82.500<br />

Elektro/Automatisation 71.500 79.200 82.500 84.700 85.800 86.900 18.700<br />

Gebäude 71.500 88.000 90.200 92.400 93.500 94.600 16.500<br />

Erdverlegte Trassen 99.550 127.050 127.050 127.050 127.050 127.050 24.420<br />

Summe 7.016.830 7.155.100 7.189.200 7.222.200 7.248.050 7.273.350 4.857.370


93<br />

11.3 Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

Wird ausschließlich der Geysir betrieben, gelingt es also nicht, Wärmeabnehmer<br />

in nennenswertem Umfang zu akquirieren, ist mit jährlichen Gesamtkosten<br />

im Bereich von 550.000 Euro zu rechnen. Der Unterschied, ob<br />

im Untergrund mit hohem oder niedrigem k f -Wert zu rechnen ist, schlägt<br />

sich kaum in den Gesamtkosten nieder. Abbildung 11-1 zeigt dies.<br />

700.000<br />

600.000<br />

545.142<br />

574.730<br />

Kosten in Euro/Jahr<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

Verbrauchsgebundene Kosten<br />

Sonstige Kosten<br />

Betriebsgebundene Kosten<br />

Reparatur und Instandhaltung<br />

Kapitalkosten<br />

100.000<br />

0<br />

geringer kf-Wert<br />

hoher kf-Wert<br />

Abbildung 11-1: Jahresgesamtkosten für den reinen Geysir-Betrieb<br />

120.000<br />

103.839<br />

100.000<br />

Kosten in Euro/Jahr<br />

80.000<br />

60.000<br />

40.000<br />

75.252<br />

Verbrauchsgebundene Kosten<br />

Sonstige Kosten<br />

Betriebsgebundene Kosten<br />

Reparatur und Instandhaltung<br />

20.000<br />

0<br />

geringer kf-Wert<br />

hoher kf-Wert<br />

Abbildung 11-2: Jahreskosten für den reinen Geysir-Betrieb ohne Berücksichtigung<br />

des Kapitaldienstes


94<br />

Die jährlichen laufenden Kosten für den Geysir-Betrieb liegen im Bereich<br />

von 75.000 Euro bis 100.000 Euro. Sie werden wesentlich, vor allem bei<br />

hohem Ungleichgewicht von injiziertem und geförderten Thermalwasser,<br />

durch die Stromkosten für die Injektionspumpe bestimmt.<br />

Im Weiteren wird dargestellt, ob und in welchem Umfang eine zusätzliche<br />

wärmetechnische Nutzung des Thermalwassers neben dem Demonstrationscharakter<br />

auch einen wirtschaftlichen Beitrag leisten kann.<br />

In Abbildung 11-3 sind die Jahresgesamtkosten für die vorgenannte Betriebsweise<br />

gezeigt. Sie erhöhen sich gegenüber dem reinen Geysir-Betrieb<br />

um ca. 50.000 Euro/a auf ca. 600.000 Euro. Es ist dabei wenig von Belang,<br />

ob ein großes Abnehmersystem angeschlossen werden konnte oder<br />

nicht. Gleiches gilt auch für die Gestaltung der Erzeugeranlage, d. h. hier<br />

die Wahl der Wärmepumpengröße. Dies weist auf tendenziell sinkende<br />

spezifische Wärmekosten hin, denn größere Netze bzw. größere Wärmepumpen<br />

steigern den geothermischen Wärmeabsatz.<br />

In Abbildung 11-3 ist auch das Ergebnis für die Tiefe Erdwärmesonde integriert.<br />

Wenn also ein Geysir-Betrieb aus den unterschiedlichsten Gründen<br />

nicht realisierbar ist, kann nach der Stimulation und dem entsprechenden<br />

Test auf die Komplettierung mit einem VIT-Strang verzichtet werden. Stattdessen<br />

ist ein GFK-Strang einzubauen. Hierdurch werden allein in der Bohrung<br />

Investitionen im Umfang von ca. 1,20 Mio. Euro gespart, was letztlich<br />

in der Betriebsphase zu geringeren jährlichen Gesamtkosten in Höhe von<br />

ca. 350.000 Euro führt. Dies wird natürlich durch den Verzicht auf den<br />

Demonstrationscharakter des Projektes und mit geringeren Temperaturen<br />

der Wärmequelle erkauft. Inwieweit eine derartige Ausweichlösung als Alternative<br />

zur totalen Abschreibung der bereits getätigten Investition sinnvoll<br />

ist, wird im Weiteren diskutiert.


95<br />

Jahresgesamtkosten in Euro/a<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

Tiefe<br />

Erdwärmesonde<br />

Heiznetzgröße<br />

2.000 kW<br />

1.500 kW<br />

1.000 kW<br />

500 kW<br />

0<br />

100 kW 200 kW 300 kW 400 kW 500 kW 300 kW<br />

Geysirbetrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Wärmepumpengröße<br />

Abbildung 11-3: Jahresgesamtkosten bei Geysir-Betrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

und für die Tiefe Erdwärmesonde<br />

2.000 kW<br />

1.000 kW<br />

In Abbildung 11-4 und Abbildung 11-5 sind die Jahresgesamtkosten aus<br />

Abbildung 11-3 auf den jeweiligen Umfang der geothermischen Wärmeerzeugung<br />

bezogen. Dies ist im konkreten Objekt insofern unrichtig,<br />

• als dass dem Geysir-Betrieb kein monetärer Wert zugeschrieben wird.<br />

Unabhängig davon wird aber eine Größenordnung von Wärmekosten<br />

zumindest qualitativ deutlich, die unter den konkreten Verhältnissen erreichbar<br />

ist. Sie liegt selbst im Bestpunkt im Bereich von 400 Euro/MWh<br />

und damit weit oberhalb der aktuell anlegbaren Wärmeerzeugungskosten.<br />

Bei einem Netto-Gaspreis von ca. 50 Euro/MWh und einem Kesselwirkungsgrad<br />

von 85 % lägen diese bei ca. 60 Euro/MWh.<br />

• als dass die Tiefe Erdwärmesonde hier mit zusätzlichen, aus dem Versuch<br />

der Geysir-Realisierung erwachsenden Investitionen belastet ist<br />

(Querschnitte, Stimulation etc.). Erzeugungskosten von ca. 240 Euro/MWh<br />

sollten bei einer von Anfang an als Erdwärmesonde geplanten<br />

Anlage deutlich unterschritten werden können.<br />

Sichtbar wird, dass im Falle des Geysir-Betriebes ein Niedertemperatur-<br />

Abnehmersystem von mindestens 1.000 kW nötig ist. Die weitere Vergrößerung<br />

erbringt relativ geringere Effekte. Ab 2.000 kW tendieren diese gegen<br />

Null. Bei der Tiefen Erdwärmesonde ist wegen ihrer geringeren Leistungsfähigkeit<br />

dieser Punkt bereits bei 1.000 kW erreicht.<br />

In jedem Fall ist die maximale Ausnutzung der Wärmequelle mittels Wärmepumpen<br />

anzuraten. Dann haben diese eine Heizleistung von 500 kW<br />

erreicht. Die realisierten spezifischen Kosten an diesem Punkt sind nochmals<br />

in Abbildung 11-5 herausgezogen.


96<br />

Spezifische Wärmekosten in<br />

Euro/MWh<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Tiefe<br />

Erdwärmesonde<br />

Heiznetzgröße<br />

2.000 kW<br />

1.500 kW<br />

1.000 kW<br />

500 kW<br />

0<br />

100 kW 200 kW 300 kW 400 kW 500 kW 300 kW<br />

Geysirbetrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Wärmepumpengröße<br />

2.000 kW<br />

1.000 kW<br />

Abbildung 11-4: Spezifische Gesamtwärmekosten bei Geysir-Betrieb mit Nutzung<br />

der Thermalwasserwärme und für die Tiefe Erdwärmesonde<br />

1.200<br />

Spezifische Wärmekosten in Euro /MWh<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

1.153,0<br />

604,4<br />

466,4<br />

415,5<br />

0<br />

500 kW 1.000 kW 1.500 kW 2.000 kW<br />

Heiznetzgröße<br />

Abbildung 11-5: Spezifische Gesamtwärmekosten bei Geysir-Betrieb mit Nutzung<br />

der Thermalwasserwärme, Wärmepumpengröße von 500 kW<br />

Unterstellt man, dass im vorliegenden Projekt das Hauptgewicht auf der<br />

Geysir-Funktion liegt, ist die geothermische Wärme nur mit den zusätzlich<br />

dafür nötigen Kosten zu belasten. Liegen die sich so ergebenden spezifischen<br />

Wärmekosten unterhalb der anlegbaren Wärmekosten (hier Brennstoffkosten),<br />

dann lohnt es sich, den Geysir um eine Wärmenutzung zu


97<br />

erweitern. Abbildung 11-6 und Abbildung 11-7 zeigen das Ergebnis dieser<br />

Überlegungen.<br />

Wiederum ergibt sich hier, dass im Falle des Geysir-Betriebes das Abnehmersystem<br />

eine Größenordnung von zumindest 1.000 kW haben sollte.<br />

Auch eine Wärmepumpe von 500 kW ist dann sinnvoll. Die spezifischen<br />

Wärmekosten liegen, je nach Netzgröße, z. T. deutlich unterhalb der oben<br />

erwähnten 60 Euro/MWh. Die Geothermie leistet also einen Beitrag zur<br />

Senkung der Gesamtkosten, da der Einkauf des teueren fossilen Brennstoffes<br />

vermieden werden kann.<br />

Wird die Tiefe Erdwärmesonde neben den übertägigen Installationen im<br />

Untertagebereich nur mit den Investitionen belastet, die an Stelle eines<br />

kompletten Projektabbruches zusätzlich zu investieren sind (GFK-Strang),<br />

dann können bei Netzgrößen über 1.000 kW spezifische Wärmekosten von<br />

ca. 50 Euro/MWh erreicht werden. Gelingt also eine entsprechende Kundenakquisition,<br />

ist die Weiterführung als Tiefe Erdwärmesonde der Projektabschreibung<br />

vorzuziehen.<br />

Spezifische Wärmekosten in<br />

Euro/MWh<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

100 kW 200 kW 300 kW 400 kW 500 kW 300 kW<br />

Geysirbetrieb mit Nutzung der Thermalwasserwärme<br />

Wärmepumpengröße<br />

2.000 kW<br />

1.000 kW<br />

Tiefe<br />

Erdwärmesonde<br />

Heiznetzgröße<br />

2.000 kW<br />

1.500 kW<br />

1.000 kW<br />

500 kW<br />

Abbildung 11-6: Spezifische Wärmekosten bei Geysir-Betrieb mit Nutzung der<br />

Thermalwasserwärme und für die Tiefe Erdwärmesonde, wenn die Aufwendungen<br />

für den Geysir unberücksichtigt bleiben


98<br />

100<br />

Spezifische Wärmekosten in Euro /MWh<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

95,6<br />

53,2<br />

42,7<br />

38,9<br />

0<br />

500 kW 1.000 kW 1.500 kW 2.000 kW<br />

Heiznetzgröße<br />

Abbildung 11-7: Spezifische Wärmekosten bei Geysir-Betrieb mit Nutzung der<br />

Thermalwasserwärme, wenn die Aufwendungen für den Geysir unberücksichtigt<br />

bleiben, Wärmepumpengröße von 500 kW


99<br />

Literatur<br />

/1/ DIERSCH, H.-J. G. (2005):<br />

FEFLOW – Reference Manual, Berlin, 2005<br />

/2/ DIERSCH, H.-J. G. (2005):<br />

FEFLOW – White Papers Vol. 1, Page 149-195, Berlin, 2004


Bohrlochkonstruktion der Bohrung Osnabrück - Zyklisches Verfahren<br />

Anlage 1<br />

Standort 1 Standort 2<br />

Aufschüttung<br />

24 1/2"-113# 24 1/2"-113#<br />

50 m<br />

Wechsellagerungen<br />

von Sand-<br />

18 5/8"-87,5#; BTC<br />

50 m<br />

Karbon;<br />

100 18 5/8"-87,5#; BTC bo. 22" (558,8)<br />

100<br />

Drift:446,22<br />

Westfal D stein,Tonstein<br />

110 m<br />

Drift:446,22<br />

DaM:498,5<br />

und Kohleflöze DaM:498,5<br />

190<br />

200 Di: 450,98<br />

200<br />

Di: 450,98<br />

300 300<br />

Karbon;<br />

Westfal C<br />

Wechsellagerungen von Sandstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

400 400<br />

13 3/8"-61#; BTC<br />

Drift:312,17<br />

500 500<br />

DaM:365,125<br />

bo. 17 1/2" (444,5)<br />

Di: 315,34<br />

600 600<br />

700 700<br />

bo. 28" (711,2) bo. 28" (711,2)<br />

Karbon;<br />

Westfal C<br />

Wechsellagerungen von Sandstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

160 m<br />

13 3/8"-61#; BTC<br />

Drift:312,17<br />

DaM:365,125<br />

Di: 315,34<br />

bo. 22" (558,8)<br />

bo. 17 1/2" (444,5)<br />

800 800<br />

870<br />

880 m<br />

Isolierte Rohrtour<br />

7” x 5 1/2” VIT<br />

bzw. 3 1/2” GFK<br />

900 900<br />

Isolierte Rohrtour<br />

7” x 5 1/2” VIT<br />

bzw. 3 1/2” GFK<br />

1000 1000<br />

1100 1100<br />

Karbon;<br />

Westfal B<br />

1200 1200<br />

1300 9 5/8”-43,5# BTC<br />

1300<br />

Drift:218,41<br />

bo. 12 1/4" (311,15)<br />

DaM:269,9<br />

1400 Di: 222,38<br />

1400<br />

1500 1500<br />

1535<br />

Wechsellagerungen von Sandstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

1060<br />

Karbon;<br />

Westfal B<br />

Wechsellagerungen von S andstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

1070 m<br />

9 5/8”-43,5# BTC<br />

Drift:218,41<br />

DaM:269,9<br />

Di: 222,38<br />

bo. 12 1/4" (311,15)<br />

1600 1600<br />

1700 1700<br />

Karbon;<br />

Westfal A2<br />

Sandstein mit<br />

1800 1800<br />

tonigen<br />

Perforation<br />

Zwischenlagen<br />

1950<br />

1950 m<br />

Förderhorizont<br />

Sandsteine des<br />

Westfal A2<br />

1900 1900<br />

2000 2000<br />

2100<br />

1765<br />

Karbon;<br />

Westfal A2<br />

2050<br />

Sandstein mit<br />

tonigen<br />

Zwischenlagen<br />

2050 m<br />

Perforation<br />

Förderhorizont<br />

Sandsteine des<br />

Westfal A2<br />

M 1:12500<br />

Stand: 08.12.2006<br />

Copyright Geothermie Neubrandenburg GmbH


Bohrlochkonstruktion der Bohrung Osnabrück<br />

- Tiefe Erdwärmesonde<br />

Anlage 2<br />

Standort 1 Standort 2<br />

Aufschüttung<br />

24 1/2"-113# 24 1/2"-113#<br />

50 m<br />

Wechsellagerungen<br />

von Sand-<br />

18 5/8"-87,5#; BTC<br />

50 m<br />

Karbon;<br />

100 18 5/8"-87,5#; BTC bo. 22" (558,8)<br />

100<br />

Drift:446,22<br />

Westfal D stein,Tonstein<br />

110 m<br />

Drift:446,22<br />

DaM:498,5<br />

und Kohleflöze DaM:498,5<br />

190<br />

200 Di: 450,98<br />

200<br />

Di: 450,98<br />

300 300<br />

Karbon;<br />

Westfal C<br />

Wechsellagerungen von Sandstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

400 400<br />

13 3/8"-61#; BTC<br />

Drift:312,17<br />

500 500<br />

DaM:365,125<br />

bo. 17 1/2" (444,5)<br />

Di: 315,34<br />

600 600<br />

700 700<br />

bo. 28" (711,2) bo. 28" (711,2)<br />

Karbon;<br />

Westfal C<br />

Wechsellagerungen von Sandstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

160 m<br />

13 3/8"-61#; BTC<br />

Drift:312,17<br />

DaM:365,125<br />

Di: 315,34<br />

bo. 22" (558,8)<br />

bo. 17 1/2" (444,5)<br />

800 800<br />

870<br />

880 m<br />

isolierte Rohrtour<br />

3 1/2” GFK<br />

900 900<br />

Isolierte Rohrtour<br />

3 1/2” GFK<br />

1000 1000<br />

1100 1100<br />

Karbon;<br />

Westfal B<br />

1200 1200<br />

1300 9 5/8”-43,5# BTC<br />

1300<br />

Drift:218,41<br />

bo. 12 1/4" (311,15)<br />

DaM:269,9<br />

1400 Di: 222,38<br />

1400<br />

1500 1500<br />

1535<br />

Wechsellagerungen von Sandstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

1060<br />

Karbon;<br />

Westfal B<br />

Wechsellagerungen von S andstein,<br />

Tonstein und Kohleflöze<br />

1070 m<br />

9 5/8”-43,5# BTC<br />

Drift:218,41<br />

DaM:269,9<br />

Di: 222,38<br />

bo. 12 1/4" (311,15)<br />

1600 1600<br />

1700 1700<br />

Karbon;<br />

Westfal A2<br />

Sandstein mit<br />

1800<br />

tonigen<br />

1800<br />

Zwischenlagen<br />

1950<br />

1950 m<br />

Zementation<br />

des Perforationsbereiches<br />

1900 1900<br />

2000 2000<br />

2100<br />

1765<br />

Karbon;<br />

Westfal A2<br />

2050<br />

Sandstein mit<br />

tonigen<br />

Zwischenlagen<br />

2050 m<br />

Zementation<br />

des Perforationsbereiches<br />

M 1:12500<br />

Stand: 16.12.2006<br />

Copyright Geothermie Neubrandenburg GmbH


Anlage 3<br />

Sondenkopf Bohrung Osnabrück - Massiver Wasserfrac / Zykl. Verfahren<br />

(50 l/s; 300 - 350 bar Kopfdruck)<br />

700 mm<br />

1000 mm 250 mm 675 mm 675 mm<br />

495,3 mm<br />

Handschieber<br />

4 1/16 - 5000<br />

Double Studded<br />

Adapter<br />

Casing Hanger<br />

7” ; 5000<br />

4 1/16” - 5000<br />

4 1/16” - 5000<br />

4 1/16” - 5000<br />

11 - 5000<br />

11 - 5000<br />

Handschieber 4 1/16”<br />

Studded Cross 4 1/16” x 4 1/16”<br />

Handschieber<br />

4 1/16 - 5000<br />

Handschieber 4 1/16”<br />

2 1/16 - 5000<br />

Casing 9 5/8”<br />

Casing Head<br />

Casing 7” x 5 1/2” VIT<br />

Kellertiefe: 2 m<br />

16.12.06<br />

M 1:25


<strong>Machbarkeitsstudie</strong><br />

<strong>Geothermieprojekt</strong> <strong>GEYSIR</strong>:<br />

Teil 1<br />

Technische <strong>Machbarkeitsstudie</strong> des<br />

<strong>Geothermieprojekt</strong>es <strong>GEYSIR</strong><br />

(Geothermie Neubrandenburg GmbH)<br />

Teil 2<br />

Geologische und<br />

hydrogeologische Verhältnisse<br />

(LBEG)<br />

Teil 3<br />

Geothermische Untersuchungen<br />

(GGA-Institut)<br />

1. Sachbearbeiter: Dr. Th. Nix, J. Fritz<br />

2. Auftraggeber: Geothermie Neubrandenburg<br />

3. Auftragsdatum: 13.11.2006<br />

4. Archiv - Nr.:<br />

5. Tagebuch- Nr. : 32749-06<br />

6. TK 25- Nr.: 3614 Wallenhorst<br />

7. Anlagen 12<br />

Datum: 04.12.2006


- I -<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung _________________________________________________1<br />

2 Aufgabenstellung___________________________________________1<br />

3 Regionale erdgeschichtliche Entwicklung und tektonischer Bau ___1<br />

4 Geologie des Piesbergs _____________________________________4<br />

4.1 Stratigraphie und Lithologie ___________________________________________ 4<br />

4.1.1 Karbon _______________________________________________________________ 4<br />

4.1.1.1 Westfal D (Osnabrück-Formation) _____________________________________________ 7<br />

4.1.1.2 Westfal C (Lembeck-Formation und Dorsten-Formation) ________________________ 8<br />

4.1.1.3 Westfal B (Essen- und Horst-Formation oder Alstedde-Schichten) _______________ 9<br />

4.1.1.4 Westfal A2 (Bochum-Formation oder Schafberg-Schichten) _____________________ 9<br />

4.1.2 Perm________________________________________________________________ 10<br />

4.1.3 Trias ________________________________________________________________ 10<br />

4.1.4 Paläogen und Neogen (Tertiär) __________________________________________ 11<br />

4.1.5 Quartär______________________________________________________________ 11<br />

4.2 Tektonische Entwicklung und tektonischer Bau ________________________ 11<br />

5 Gesteinsphysik der Oberkarbon-Sandsteine ___________________16<br />

6 Grundwasserbeschaffenheit_________________________________16<br />

6.1 Hydrogeologie _______________________________________________________ 16<br />

6.2 Hydrochemie ________________________________________________________ 18<br />

7 Gasführung_______________________________________________20<br />

8 Bergbau _________________________________________________21<br />

8.1 Historie _____________________________________________________________ 21<br />

8.2 Einrichtungen des Bergbaus __________________________________________ 22<br />

8.3 Bergbauliche Verhältnisse an den ausgewählten Bohransatzpunkten ____ 25<br />

9 Geologische Standortbewertung für oberflächennahe Geothermie_25<br />

10 Geologische Standortbewertung für tiefe Geothermie ___________27<br />

Literatur _________________________________________________________29


- II -<br />

Anlagen<br />

Anlage 1: Geologische Karte des Piesbergs, Ausschnitt nach Hinze (1979).<br />

Anlage 2: Westfal D (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 3a: Westfal C1 (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 3b: Westfal C2 (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 4a: Westfal B1 (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 4b: Westfal B2 (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 5a: Westfal A2 (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 5b: Westfal A2 im Längsprofil des Dorstener Sattels (Drozdzewski 2005).<br />

Anlage 6: Stollen und Schächte des Piesberger Steinkohleabbaus (Hakenberg 1981).<br />

Anlage 7:<br />

Anlage 8:<br />

Anlage 9:<br />

Stollen und Schächte sowie der Bereich untertägigen Steinkohleabbaus am<br />

Piesberg nach Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld.<br />

Anzahl übereinanderliegender und abgebauter Flöze in z-Richtung nach<br />

Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld.<br />

Verbreitung von Karbongesteinen im Bereich des Piesbergs (mögliche Areale<br />

von nicht dokumentiertem Bergbau bzw. Notbergbau) und mögliche<br />

Standortbereiche für <strong>GEYSIR</strong>-Projekt.


- 1 -<br />

1 Einleitung<br />

Für die BUGA 2015 in Osnabrück wurde durch GGA-Institut und LBEG das <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong> vorgeschlagen. Im <strong>Stadt</strong>gebiet Osnabrück – im Bereich des Piesbergs –<br />

soll ein Thermalwassersee mit künstlichem Geysir angelegt werden. Für diesen künstlichen<br />

Geysir muss eine ca. 1500-2000 m tiefe Bohrung in das Karbongestein abgeteuft und im<br />

Bereich der Bohrlochsohle eine künstliche Rissfläche zum Wärmeaustausch geschaffen<br />

werden. Für die Bohrung bzw. den Geysir ist auch eine energetische Nutzung vorgesehen.<br />

2 Aufgabenstellung<br />

Im Rahmen der Anfertigung einer technischen <strong>Machbarkeitsstudie</strong> zum <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong> durch Geothermie Neubrandenburg (GTN) und GGA-Institut erbringt das LBEG<br />

folgende Leistungen:<br />

1. Aufbereitung der geologischen Informationen zum Raum Osnabrück / Piesberg<br />

2. Recherche zu Mineralisation und Gasgehalt der im Raum Osnabrück vorkommenden<br />

Tiefenwässer<br />

3. Untersuchung der bergbaulichen Nutzung im Bereich Piesberg und Ableitung von<br />

Konsequenzen für die geplante Tiefbohrung<br />

3 Regionale erdgeschichtliche Entwicklung und<br />

tektonischer Bau<br />

Die Region Osnabrück und der Piesberg sind Teile des Weser- und Osnabrücker<br />

Berglandes, einer Mittelgebirgslandschaft, die geologisch gesehen Teil des<br />

Niedersächsischen Beckens ist. Dieses Senkungsgebiet existierte bis in die Oberkreide und<br />

wurde im Zuge der alpinen Gebirgsbildung zur Hochscholle. Der Untergrund wird von zwei<br />

unterschiedlich strukturierten Stockwerken gebildet (Abb. 1): Dem Sockel aus Gesteinen des<br />

Präkambrium bis Karbon, die ca. 10000 m Mächtigkeit erreichen können, sowie dem<br />

Deckgebirge mit Sedimenten des Perm bis Quartär, die maximal 6000 m Mächtigkeit<br />

erreichen.


- 2 -<br />

Abb. 1: Geologische Übersicht des Untersuchungsgebietes (Drozdzewski 2003).<br />

Die ältesten, für die vorliegende Untersuchung relevanten Sedimente des Oberkarbons<br />

wurden in einem „Spezialbecken“ nördlich des Rheinischen Schiefergebirges abgelagert.<br />

Während des Namur A und B sedimentierten über 2000 m mächtige Wechselfolgen aus Tonund<br />

Feinsandsteinen, auf denen sich von Namur C bis Westfal D ca. 3000 m mächtige<br />

Flussdeltaschüttungen mit zahlreichen Torfhorizonten ablagerten.<br />

Bereits im ausgehenden Oberkarbon – und aktiv während des Zechstein und der Trias- bis<br />

Jura-Zeit – entwickelte sich im Bereich des Weserberglandes und Osnabrücker Raums das<br />

Norddeutsche Becken. Bis in die Randbereiche der Rheinischen Masse liegen hier fluviatile<br />

und äolische Sedimente des Rotliegend bzw. die Sedimente der Zechsteinzyklen in flacher<br />

Lagerung diskordant auf Schichten des Oberkarbon. Mit dem Beginn der Trias zeichnet sich<br />

das Norddeutsche Becken zunehmend stärker als Sedimentationsraum ab. Während hierbei<br />

im Muschelkalk marine Sedimente eines Schelfmeeres abgelagert werden, dominieren im<br />

Buntsandstein und Keuper die Sand- und Tonsteine einer Wüsten-, Seen- und<br />

Flusslandschaft mit zeitweise lagunärem Einschlag. Im älteren Jura – Lias und Dogger –<br />

hatte das Norddeutsche Becken Verbindung zur Tethys, die erst im Malm infolge der<br />

jungkimmerisch entstehenden Schwellen eingeengt wurde. Der Sedimentationsraum<br />

reduzierte sich hierdurch auf das eigentliche Niedersächsische Becken. Ablagerungen der<br />

Kreide treten im ostwestfälischen Berg- und Hügelland nur untergeordnet auf. Die Sedimente<br />

des Kreide-Meeres wurden infolge der tektonischen Ereignisse – der alpidischen<br />

Gebirgsbildung – bis auf wenige Reste abgetragen.


- 3 -<br />

Ablagerungen des Paläogen und Neogen (Tertiär) sind im Weser- und Osnabrücker<br />

Bergland selten. Vorwiegend handelt es sich um marine bis limnisch-fluviatile Füllungen von<br />

tektonischen Gräben oder Subrosionssenken. Während des Quartär wurde das Weser- und<br />

Osnabrücker Bergland zweimal von aus Skandinavien vorrückendem Inlandeis überfahren.<br />

Neben den Terrassen- und Überflutungssedimenten der Flüsse prägen demzufolge<br />

insbesondere die Ausschmelzprodukte der Gletscher – Grundmoräne, Vor- und<br />

Nachschüttsand etc. – die heutige Landschaft.<br />

Abbildung 2: Strukturgeologische Übersicht des Weser- und Osnabrücker Berglandes in<br />

einer vereinfachten Darstellung (Drozdzewski 2003).<br />

Der Gebirgsbau des Weser- und Osnabrücker Berglandes wird im Sinne der Plattentektonik<br />

als Ergebnis einer variszischen Faltungsphase, einer Dehnungsphase im Mesozoikum und<br />

alpidischer Schertektonik (Alpenfaltung) während der Oberkreidezeit angesehen.<br />

Die durch die variszische Faltungsphase des späten Oberkarbon erzeugten Südwest-<br />

Nordost verlaufenden Faltenstrukturen setzen sich im Niedersächsischen Becken nicht fort.<br />

Die spröde Kruste wirkte offenbar als starres Widerlager, so dass anstelle von Falten und<br />

Überschiebungen durch Blattverschiebungstektonik zahlreiche Westnordwest-Ostsüdost<br />

verlaufende Störungen (Horste, Gräben) entstanden oder reaktiviert (Osning- oder Weser-<br />

Ems-Lineament) wurden (Drozdzewski 2003). Die unter jüngerem Deckgebirge verborgenen<br />

variszischen Strukturen des Niedersächsischen Beckens treten im Osnabrücker Bergland in<br />

drei kleinen Vorkommen zutage (Abb. 2 und Abb. 3). Schafberg, Hüggel und Piesberg sind<br />

flachwellige, Westnordwest-Ostsüdost verlaufende oberkarbonische Schollen, die an parallel<br />

streichende Verwerfungen gebunden sind. Alle diese Oberkarbon-Vorkommen weisen keine<br />

variszische Faltung auf.<br />

Die Pressung der Kruste Mitteleuropas während der Alpenauffaltung führte während der<br />

Oberkreidezeit zu einer Inversionstektonik. Im Weser- und Osnabrücker Bergland<br />

entwickelte sich das Niedersächsische Becken zu einer Hochscholle, dem<br />

Niedersächsischen Tektogen. Als Fernwirkung der Alpenfaltung wirkte eine Nord-Süd


- 4 -<br />

gerichtete Spannung und Einengung auf die schon im Paläozoikum angelegten Nordwest-<br />

Südost sowie Nord-Süd verlaufenden Störungssysteme. Im Weser- und Osnabrücker<br />

Bergland entwickelten sich infolgedessen vorwiegend dextrale Horizontalverschiebungen<br />

von einigen hundert bis tausend Metern Reichweite. Die bereits angesprochenen<br />

variszischen Strukturen des Niedersächsischen Beckens, Schafberg, Hüggel und Piesberg,<br />

werden in neueren Arbeiten (Drozdzewski 2003) als Horste gedeutet, die sich nach dem<br />

Muster positiver Blumenstrukturen aus den transpressiven oder transtensiven dextralen<br />

Blattverschiebungen entwickelt haben.<br />

4 Geologie des Piesbergs<br />

Die von mesozoischen Schichten umgebene Hochscholle des Piesbergs im Raum<br />

Osnabrück ist eines der nordwestlichsten Vorkommen zutage ausstreichenden Oberkarbons<br />

in Deutschland. Die bekannte Schichtenfolge reicht – Gruben- und Bohraufschlüsse<br />

eingeschlossen – vom Quartär bis in das Westfal C.<br />

Die Schichten des Piesbergs bilden eine nahezu W-E streichende Aufwölbung, deren Achse<br />

nach Westen hin mit etwa 10° einfällt. Im Osten wird die Hochlage des Karbon durch eine<br />

NNW-SSE verlaufende, steil nach Osten einfallende Querstörung abgeschnitten. Mit einer<br />

Sprunghöhe von mehr als 300 m grenzen hier die Schichten des Karbon an höheren<br />

Buntsandstein. Das Karbonvorkommen hat eine Ausdehnung von rd. 1900m in West-Ost-<br />

Richtung und von etwa 1200 m in Nord-Süd-Richtung. Im Norden und Westen überlagern<br />

Zechstein und Buntsandstein das Karbon mit schwacher Diskordanz. Am Südflügel des<br />

Piesbergs werden die Gesteine im Hangenden des Karbon von quartären Sanden überlagert<br />

(Anl. 1).<br />

4.1 Stratigraphie und Lithologie<br />

4.1.1 Karbon<br />

Für die gesamte oberkarbonische Schichtenfolge im Niedersächsischen Becken wird<br />

aufgrund geophysikalischer Messungen eine Mächtigkeit von 5000-6000 m angenommen.<br />

Derartig hohe Mächtigkeiten sind ansonsten nur vom Südrand des Ruhrgebietes bekannt<br />

und gehen wahrscheinlich auf das frühe Einsinken des Norddeutschen Beckens im<br />

Oberkarbon zurück. Stratigraphisch hat das Osnabrücker Karbon eine Brückenfunktion<br />

zwischen dem Karbon des Ruhrgebietes und dem Karbon im tieferen Untergrund<br />

Nordwestdeutschlands. Dabei bestehen lithologisch sehr starke Analogien zwischen der<br />

Ausbildung des Osnabrücker Oberkarbon und dem Ruhrkarbon. Wie das Ruhrkarbon<br />

besteht auch das Karbon des Weserberglandes bzw. Osnabrücker Raums als paralische<br />

Ablagerung aus einer in Cyclotheme gliederbaren Wechselfolge von Sandsteinen,<br />

Schluffsteinen, Tonsteinen und Steinkohlenflözen (mit Wurzelböden). Direkte Vergleiche und<br />

Korrelationen sind jedoch aufgrund der lateralen faziellen Variationen nur in Einzelfällen<br />

möglich.<br />

Im Vergleich mit den klassischen Oberkarbon-Gebieten am Nordrand des Rheinischen<br />

Schiefergebirges, dem Ruhrgebiet sowie dem Aachener Gebiet, ist das Oberkarbon des<br />

Osnabrücker Berglandes deutlich sandsteinreicher. Vermutlich wirkt sich hier die Nähe zur<br />

Hessischen Senke aus, durch die während der Karbon-Zeit die Materialzufuhr aus den<br />

inneren Teilen des Variszischen Gebirges in das Vorlandbecken hinein erfolgte<br />

(Drozdzweski 2003). Die Kohleführung ist im Weser- und Osnabrücker Bergland generell


- 5 -<br />

niedriger als im Ruhrgebiet und dürfte im Bereich von ca. 2% Anteil an der Gesamtschichtenfolge<br />

liegen (Drozdzewski 2003). Als Ursache der hohen Inkohlung im Osnabrücker<br />

Raum wird der Wärmestrom eines plutonischen Tiefengesteinskörpers – des Bramscher<br />

Massivs (<strong>Stadt</strong>ler & Teichmüller 1971) – oder aber eine tiefe tektonische Versenkung mit<br />

anschließender Hebung (Senglaub et al. 2006) angenommen.<br />

Abbildung 3: Oberkarbon-Vorkommen im Raum Osnabrück (Josten, Köwing & Rabitz 1984).<br />

Die heute übliche Konnektierung der drei „Osnabrücker“ Oberkarbon-Vorkommen (Abb. 3)<br />

und der Vergleich mit dem Karbon des Ruhrgebietes, beruht auf dem Vergleich fossiler<br />

Megafloren, vor allem mit den Pteridophyllen. Josten & Teichmüller (1971) konnten zeigen,<br />

dass die Schichtenfolgen von Ibbenbüren, Hüggel und Piesberg zum großen Teil altersgleich<br />

sind.<br />

Am Piesberg sind die Schichten des Oberkarbon durch einen ausgedehnten Steinbruch<br />

erschlossen, in dem quarzitische Sandsteine abgebaut werden. Nach der Einteilung von<br />

Josten & Teichmüller (1971) reicht die heute am Piesberg sichtbare Schichtenfolge vom<br />

höchsten Westfal C (Liegendes des Flözes Dickenberg in Ibbenbüren) bis zum mittleren<br />

Westfal D (Liegendes der Flözgruppe Mettingen). Insgesamt umfasst die durch Steinkohlebergbau<br />

und Bohrungen bekannte Schichtenfolge am Piesberg ca. 540 m Oberkarbon (Abb.<br />

4). Davon sind heute durch den Steinbruch ungefähr 265 m erschlossen (Josten, Köwing &<br />

Rabitz 1984).


- 6 -<br />

Abbildung 4: Stratigraphisches und lithologisches Profil der durch Bergbau und Bohrungen<br />

bekannten Karbon-Abfolge am Piesberg (Josten, Köwing & Rabitz 1984).<br />

Schichten des Westfal B und A – die durch eine 1500-2000 m tiefe Bohrung erfasst werden –<br />

sind bisher im Bereich des Piesbergs nicht aufgeschlossen bzw. beschrieben. Analogieschlüsse<br />

zur Stratigraphie/Lithologie sind im Vergleich mit dem Karbon des Schafbergs bei<br />

Ibbenbüren möglich. Hier drang der Steinkohlebergbau nach dem Auskohlen der oberflächennahen<br />

bauwürdigen Flöze des Westfal D und oberen Westfal C bis in die Schichten<br />

des Westfal B vor, in denen er heute noch umgeht (Abbau bis ca. -1550 m NN). Eine Untertagebohrung,<br />

die Bohrung UB 375, reicht bis in das obere Westfal A (ca. 85 m). Durch den<br />

Steinkohlebergbau sind demzufolge am Schafberg die vollständige Abfolge des Westfal B<br />

und 85 m des obersten Westfal A bekannt. Mit insgesamt ca. 2000 m (inkl. Westfal C und D)<br />

ist die Schichtenfolge von Ibbenbüren das umfangreichste bisher bekannte Karbonprofil des<br />

Osnabrücker Raumes.


- 7 -<br />

4.1.1.1 Westfal D (Osnabrück-Formation)<br />

Typusprofile des Westfal D sind der Steinbruch der Piesberger Steinindustrie GmbH & Co.<br />

KG (vormals Klöckner Durilit GmbH) und Grubenaufschlüsse des ehemaligen<br />

Steinkohlenbergwerks Piesberg nordwestlich von Osnabrück (Haarmann 1911; Josten,<br />

Köwing & Rabitz 1984). Die Untergrenze ist als Oberkante des Flözes Zweibänke definiert,<br />

die Obergrenze ist am Piesberg bis ca. 20m oberhalb des Flözes Itterbeck nachgewiesen<br />

(Zechstein-Transgression). Demzufolge beträgt die Mächtigkeit des Westfalium D am<br />

Piesberg ca. 230 m.<br />

Vom Hangenden zum Liegenden sind im Westfal D des Piesbergs die Flöze Itterbeck,<br />

Schmitzchen, Johannisstein, Mittel, Dreibänke und Bänkchen bekannt. Die Flöze<br />

Johannisstein, Mittel und Dreibänke wurden auf dem Steinkohlenbergwerk Piesberg gebaut<br />

(MÜLLER 1896-1906). Das geringmächtige und unreine Flöz Bänkchen ist nicht<br />

durchgehend ausgebildet. Alle Flöze am Piesberg sind infolge der Aufheizung durch das<br />

Intrusiv von Bramsche oder eine ehemals tiefe Versenkung hoch inkohlt (Anthrazit). Die<br />

Inkohlung ist im Scheitelbereich des Piesbergs am höchsten und nimmt zu den Flanken der<br />

Struktur hin ab (Haarmann 1911, <strong>Stadt</strong>ler 1971). Der Aschegehalt beträgt bis zu 10%; die<br />

Kohle ist reich an Pyrit.<br />

Nahezu 80% der Schichtenfolge des Westfal D besteht aus quarzitischen oder<br />

konglomeratischen Sandsteinen (Abb. 4 und Anl. 2), die zusammenhängende Abschnitte von<br />

ca. 10 m bis über 60 m Mächtigkeit bilden. Eingelagert sind Bänke und rinnenförmige<br />

Schüttungskörper aus massigen Konglomeraten. Die größten Gerölle innerhalb der<br />

konglomeratischen Bereiche erreichen einen Durchmesser von 6 cm. Sie bestehen<br />

überwiegend aus Gangquarz und Quarzit; daneben kommen Lydit-, Glimmerschiefer-,<br />

Tonstein- und Kohlengerölle vor. Die Sandsteinkörper zeigen generell eine Gradierung in<br />

Gestalt von fining-upward-Sequenzen und wurden als Flussrinnensedimente eines fluviodeltaischen<br />

Faziesraums identifiziert (David 1987).<br />

Neben dem Hauptgemengeanteil Quarz enthalten die Sandsteine als Nebengemengeanteile<br />

Glimmer- und Tonminerale sowie Karbonate. Dürrast et al. (2001) bestimmen einen Anteil<br />

von 43% Quarz, 30% Plagioklas und 19% Serizit (untergeordnet Muskovit) sowie<br />

akzessorische Minerale. Feinste Quarzaggregate, z.T. mit Illit oder Serizit und Chlorit, bilden<br />

das Bindemittel der detritischen Quarzkörner. Der ursprünglich anscheinend vorhandene<br />

Feldspat wurde nahezu vollständig serizitisiert (<strong>Stadt</strong>ler 1971). Gesteine mit derartig starken<br />

Umwandlungserscheinungen wurden in der Bohrung Münsterland 1 erst im stratigraphischen<br />

Niveau des Namur erbohrt (<strong>Stadt</strong>ler 1971). Als Ursache der „Einkieselung“ der Sandsteine<br />

im Osnabrücker Raum wird der Wärmestrom des Bramscher Massivs oder eine ehemals<br />

tiefe Versenkung angesehen.<br />

Ton- und Schluffsteine, meist mit einer Mächtigkeit von wenigen Metern, stehen vorwiegend<br />

im unmittelbaren Liegenden und Hangenden der Flöze Dreibänke, Mittel, Johannisstein und<br />

Itterbeck an. Eine petrographische Untersuchung oberkarbonischer Tonsteine des Westfal<br />

der Bohrung Münsterland 1 (<strong>Stadt</strong>ler 1963) weist auf eine mittlere quantitative<br />

Mineralführung von 35% Quarz, 3% Feldspat, 35% Muskovit, 5% Chlorit 15% Kaolinit und<br />

7% Siderit hin. Dabei wird deutlich, dass eine obere Zone mit Kaolinitführung und geringer<br />

Kristallinität der Tonminerale von einer tieferen Zone mit zunehmender Muskovit- und<br />

Chlorit-Führung zu unterscheiden ist (ca. 3300 m Teufe). Für die Ton- und Schluffsteine des<br />

jüngeren wie auch des älteren Westfal am Piesberg kann von einer ähnlichen<br />

Mineralzusammensetzung ausgegangen werden. Allerdings sind die Auswirkungen der<br />

stärkeren thermischen Überprägung im Osnabrücker Raum zu berücksichtigen (s.o.).


- 8 -<br />

4.1.1.2 Westfal C (Lembeck-Formation und Dorsten-Formation)<br />

Typusprofil des Westfal C (Anl. 3a und 3b), für den Bereich von Flöz Dickenberg bis zur<br />

Basis Flöz-Gruppe 3/6, ist nach Schuster, Hädicke & Köwing (1987) der Nordschacht<br />

Ibbenbürens (Bässler 1971, Josten & Teichmüller 1971). In der Fortsetzung zum älteren<br />

Westfal C hin, wird die Untertagebohrung Ibbenbüren UB 150 als Typusprofil von der Basis<br />

der Flöz-Gruppe 3/6 bis zum Top von Flöz 31 angesehen. Nach der Gleichstellungstabelle<br />

von Schuster, Hädicke & Köwing (1987, Tab. 1) ist das Flöz 1 in Ibbenbüren mit dem Flöz<br />

Nibelung des Ruhrkarbon zu parallelisieren. Die Grenze zwischen dem Unteren Westfal C (=<br />

Dorsten-Formation) und dem Oberen Westfal C (= Lembeck-Formation) liegt am Top dieses<br />

Flözes (Wrede 2005).<br />

Für den Bereich Osnabrück werden von Haarmann (1911) und Josten, Köwing & Rabitz<br />

(1984) als Typusprofile des jüngeren Westfal C der Steinbruch der Piesberger Steinindustrie<br />

GmbH & Co. KG (vormals Klöckner Durilit GmbH) und Grubenaufschlüsse des ehemaligen<br />

Steinkohlenbergwerks Piesberg nordwestlich von Osnabrück angegeben.<br />

Die Mächtigkeit des Westfal C beträgt ca. 870 m (Anl. 3a und 3b). Am Piesberg ist die<br />

Untergrenze des Westfal auch aus dem Bergbau bisher nicht bekannt. Als Obergrenze wird<br />

hier die Oberkante des Flözes Zweibänke definiert.<br />

Vom Hangenden zum Liegenden sind im Westfal C des Piesbergs die Flöze Zweibänke,<br />

Kohlenbänkchen, Zwilling I, Zwilling II, fünf unbenannte Flöze sowie das Flöz Vierbänke<br />

bekannt. Flöz Zweibänke, das tiefste seinerzeit vom Steinkohlenbergwerk Piesberg gebaute<br />

Flöz, ist im Steinbruch meist nur in ausgekohltem Zustand aufgeschlossen. Das älteste Flöz<br />

Vierbänke weist mit 160 cm die größte Mächtigkeit auf; doch deutet der Name darauf hin,<br />

dass dieses Flöz aus mehreren Bänken besteht, die durch Bergemittel getrennt sind. Dem<br />

Flöz Vierbänke könnte im Ibbenbürener Karbon das Flöz Saar und im Ruhrkarbon das Flöz<br />

Rübezahl entsprechen. Das am Piesberg bekannte Westfal C umfasst somit nur den oberen<br />

Abschnitt der Lembeck-Schichten (Köwing & Rabitz 2005).<br />

Nach dem Grubenriss des Steinkohlenbergwerks Piesberg (Haarmann 1911) besteht die<br />

Schichtenfolge des Westfal C überwiegend aus Sandsteinen. Tonsteine sind auf die<br />

unmittelbaren Hangend- und Liegendschichten der Flöze beschränkt. Konglomeratische<br />

Sandsteine sind nur aus dem Abschnitt zwischen Flöz Zweibänke und Flöz Kohlenbänkchen<br />

bekannt. Bei der Bewertung der Angaben über die Lithologie der Schichten und über die<br />

Lage und Mächtigkeit der Flöze (Abb. 4) ist zu berücksichtigen, dass die ehemaligen<br />

Grubenaufschlüsse nur bis zur Flözgruppe Zwilling reichten. Die Angaben über die tieferen<br />

Schichten stammen aus einer im 19. Jahrhundert abgeteuften ca. 250 m tiefen<br />

Untertagebohrung (49) und können dementsprechend ungenau sein.<br />

In einer großräumigen Untersuchung des Niedersächsischen Beckens zeigt Drozdzweski<br />

(2005), dass das Westfal C der Bohrungen Bad Laer Z1 (70%) und Osnabrück-Holte Z1<br />

(56%) einen hohen Sandsteinanteil aufweist. Auch der Sandsteinanteil des Westfal C im<br />

Bereich der Ibbenbürener Karbonscholle beträgt ca. 60% (Anl. 3a und 3b). Infolge der<br />

räumlichen Nähe des Wesergebietes zur Hessischen Senke kann für das Westfal C im<br />

Osnabrücker Raum mit ähnlich hohen Sandsteinanteilen (60%) wie im Osning gerechnet<br />

werden (Drozdzweski 2005).


- 9 -<br />

4.1.1.3 Westfal B (Essen- und Horst-Formation oder Alstedde-Schichten)<br />

Typusprofil für das Obere Westfal B (Obere Alstedder Schichten = Horst-Formation) ist die<br />

Untertagebohrung UB 150 im Nordschacht der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren (Döring,<br />

Rabitz & Schuster 1991). Die Typusprofile für das Untere Westfal B (Untere Alstedder<br />

Schichten = Essen-Formation) werden abschnittsweise von den folgenden<br />

Bohrungen/Untertagebohrungen gebildet.<br />

• Flöz 52 bis Basis Flöz 57 durch die Untertagebohrung Ibbenbüren UB 150 im<br />

Nordschacht (Döring, Rabitz & Schuster 1991)<br />

• Basis Flöz 57 bis Basis Flöz 64 durch die Bohrung Ibbenbüren-Westfeld 1 (Schuster,<br />

Hädicke & Köwing 1987)<br />

• Basis Flöz 64 bis Basis Flöz 74 durch die Bohrung Ibbenbüren-Westfeld 2 (Schuster,<br />

Hädicke & Köwing 1987)<br />

• Basis Flöz 74 bis Oberkante Flöz 106 durch die Untertagebohrung Ibbenbüren UB<br />

375 im Nordschacht (Schuster, Hädicke & Köwing 1987)<br />

Als Untergrenze des Westfal B ist die Basis des marinen Katharina-Horizontes über Flöz 106<br />

(Schuster, Hädicke & Köwing 1987: 43), als Obergrenze die Oberkante von Flöz 31 definiert.<br />

Das Westfal B ist im Osnabrück/Ibbenbürener Raum ca. 665 m mächtig (Anl. 4a und 4b).<br />

Davon entfallen ca. 240 m Mächtigkeit auf die Horst-Formation und ca. 425 m Mächtigkeit<br />

auf die Essen-Formation. Die Obergrenze des Unteren Westfal B der Essen-Formation liegt<br />

nach Döring, Rabitz & Schuster (1991) an der Oberkante des Flözes 52. Hierüber folgt an<br />

der Basis der Oberen Alstedde-Schichten (entsprechend der Horst-Formation) ein Lingula-<br />

Horizont, den Döring, Rabitz & Schuster (1991) mit dem Domina-Horizont des Ruhrkarbons<br />

parallelisieren (Anl. 4a und 4b).<br />

Wie auch im Ruhrbecken besteht das Westfal B im Osnabrücker Raum aus einem Tonsteindominierten<br />

unteren Teil – der Essen-Formation – und einem Sandstein-reichen oberen Teil<br />

– der Horst-Formation -. Die Essen-Formation ist mit einem Sandstein-Anteil von ca. 20%<br />

ausgesprochen feinklastisch ausgebildet und im mittleren und oberen Abschnitt flözreich. Die<br />

Horst-Formation leitet mit einem Sandstein-Anteil von ca. 40-50% zur Fazies des Westfal C<br />

und D über, in der mächtige Rinnensandsteine dominieren (s.o.). So führt z.B. ein mächtiger<br />

Sandsteinhorizont oberhalb der Basis der Horst-Formation zu einer nahezu vollständigen<br />

Verdrängung von Kohleflözen (Anl. 4a). Eine fazielle Entwicklung, die im Osnabrücker Raum<br />

und im Wesergebiet einem allgemeinen Trend zu entsprechen scheint.<br />

4.1.1.4 Westfal A2 (Bochum-Formation oder Schafberg-Schichten)<br />

Typusprofil des Westfal A2 im Raum Ibbenbüren ist die Untertagebohrung UB 375 im<br />

Nordschacht der Steinkohlenbergwerke lbbenbüren. Die Untergrenze des Westfal A2 ist in<br />

Ibbenbüren nicht aufgeschlossen, wird allgemein jedoch bei Flöz Plaßhofsbank definiert<br />

(Wrede 2005). Als Obergrenze ist in Ibbenbüren die Oberkante von Flöz 106 (allgemein Flöz<br />

Katharina) festgelegt (Anl. 5a). Die Gesamtmächtigkeit der Bochum-Formation dürfte im<br />

Osnabrücker Bereich etwa der am Dorstener Sattel im Ruhrgebiet entsprechen (Anl. 5b) und<br />

ca. 600-650 m betragen (Drozdzewski 2005).<br />

Generell sind im Osnabrücker Raum und im Weserbergland nur kurze Abschnitte des<br />

Westfal A2 bekannt. So sind z.B. im Bergwerk Ibbenbüren (UB 375) die obersten 85 m der<br />

Bochum Formation erbohrt worden und mit der Bohrung Stolzenau Z1 (1966) wurde ein 200<br />

m mächtiges Profil vom unteren Westfal B über den Katharina-Horizont bis zur Flözgruppe<br />

Ida-Ernestine (Anl. 5a) erfasst. Die flözreiche Schichtenfolge ist bis in Einzelheiten mit dem<br />

Ruhrbecken zu korrelieren. Dementsprechend ist zu vermuten, dass


- 10 -<br />

auch der tiefere Abschnitt der Bochum-Formation der Ausbildung des Ruhrgebietes<br />

entspricht. D.h., insbesondere der Schöttelchen-Sandstein und der Präsident-Sandstein<br />

dürften mit z.T. stark wechselnden Mächtigkeiten flächenhaft verbreitet sein. Andere<br />

Sandsteinhorizonte könnten eher unstetig entwickelt sein. Insbesondere im Bereich der<br />

Unteren Bochum-Formation sollte der Sandstein-Anteil an der Gesamtschichtenfolge im<br />

Bereich von 30-40% liegen.<br />

4.1.2 Perm<br />

Das Perm setzt am Piesberg mit den Schichten des Zechstein ein, von denen an der<br />

Oberfläche nur die tiefsten Abschnitte des Zechstein-Zyklus 1 (Z 1) bekannt sind. Die<br />

Schichten liegen ohne bzw. mit einer geringen Winkeldiskordanz dem Karbon auf. Aufgrund<br />

der paläogeographischen Lage im Zentrum der Hunte-Schwelle, sind die karbonatischen und<br />

sulfatischen Anteile des ersten Zechstein-Zyklus (Z 1) verhältnismäßig mächtig. Über<br />

geringmächtigem Zechstein-Konglomerat und Kupferschiefer sind am Piesberg ca. 30 m<br />

kieseliger, dichter Kalkstein des Zechstein-Kalkes bekannt. Nach Rosenfeld (1978) liegt der<br />

Piesberg zudem im Bereich der „Anhydrit-Umwallung“ des Niedersächsischen<br />

Zechsteinbeckens, in der die Mächtigkeit des unteren Werra-Anhydrits auf ca. 40 m ansteigt.<br />

Es ist anzunehmen, dass die Zechstein-Zyklen Z 2 bis Z 4 im Piesberg-Gebiet in ihrer vollen<br />

Mächtigkeit zusammen mit den Salzlagern vorhanden gewesen sind. Der tektonische<br />

Aufstieg des Piesberg-Horstes brachte diese Salz- und Anhydrit-Lager jedoch in so geringe<br />

Teufen, dass sie durch infiltrierende Wässer subrodiert wurden. Zwischen Buntsandstein-<br />

Basis und Zechstein-Kalk sind dementsprechend in Bohrungen in der unmittelbaren<br />

Umgebung des Piesbergs nur tonige oder karbonatische Lösungsresiduen der höheren<br />

Zechstein-Zyklen anzutreffen. Weiträumig ist der Piesberg jedoch von Subrosionsbereichen<br />

umgeben, in denen aktuell Zechstein-Bildungen subrodiert werden und Erdfälle oder<br />

Senkungen an der Geländeoberfläche auftreten.<br />

In den oberflächennah anstehenden Lösungsresiduen der Zechstein-Zyklen Z 2 bis Z 4<br />

ändert sich der tektonische Baustil des Gebirges. Vermutlich bewirkten die ursprünglichen<br />

Salzlager eine „mechanische Entkopplung“ der karbonischen Gesteine von ihrem<br />

Deckgebirge und wirkten als „Gleitbahn“ für den tektonischen Aufstieg. Die unterschiedlichen<br />

tektonischen Stockwerke äußern sich u.a. darin, dass sowohl Störungen im anstehenden<br />

Karbon nicht im Buntsandstein sowie auch Störungen im anstehenden Buntsandstein nicht<br />

im Karbon verfolgt werden können (Anl. 1).<br />

4.1.3 Trias<br />

Die Schichtenfolge der Trias gliedert sich in Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper.<br />

Der Buntsandstein besteht am Piesberg in seinen untersten Abschnitten aus braunroten,<br />

mürben, feinsandig-tonigen Schluffsteinen. Aufgrund des Einflusses der Hunte-Schwelle<br />

können Teile des Unteren und Mittleren Buntsandstein ausfallen oder in der Mächtigkeit<br />

reduziert vorliegen. Die Solling-Folge greift z.T. transgressiv auf Unteren Buntsandstein über<br />

und steht mit dem Basiskonglomerat im Norden des Piesbergs auf dem „Naßbergs Hügel“<br />

an. Der Obere Buntsandstein, das Röt, ist im Piesberg-Gebiet durch braunrote, massige,<br />

sandige Schluffsteine vertreten, in die zum Hangenden hin dolomitische Mergellagen<br />

eingeschaltet sein können (Hinze 1979).


- 11 -<br />

Die Abfolge des Muschelkalk ist vorwiegend durch Sedimente mariner Fazies mit einer<br />

Gesamtmächtigkeit von ca. 150 m gekennzeichnet. Nördlich von Osnabrück steht ca. 80 m<br />

mächtiger, aus feinschichtigen, plattigen und z.T. massigen Kalksteinen bestehender Unterer<br />

Muschelkalk an. Im gleichen Aufschluss erreichen die weichen, grauen bis gelblichen<br />

Mergel- und Schluffsteine mit eingelagerten Kalkbänken des Mittleren Muschelkalkes eine<br />

Mächtigkeit von ca. 25 m (Hinze 1979). Den Abschluss der Schichtenfolge des Muschelkalk<br />

stellt die ca. 35-40 m mächtige Einheit des Oberen Muschelkalk dar, gebildet von dem ca. 10<br />

m mächtigen Trochitenkalk und den ca. 20 m mächtigen Ceratitenschichten.<br />

Der Keuper ist im Osnabrücker Raum als eine ca. 300 m mächtige Folge grauer und roter<br />

Ton- und Schluffsteine ausgebildet, der in bestimmten Niveaus Sandstein, Gips oder<br />

dolomitische Mergel eingeschaltet sind. In der näheren Umgebung des Piesbergs steht der<br />

Keuper nicht an (Anl. 1).<br />

4.1.4 Paläogen und Neogen (Tertiär)<br />

Vorkommen von pliozänen Sedimenten sind nördlich und nordwestlich des Piesbergs<br />

bekannt. Die vorwiegend schwarzen, schluffigen Tone sind überwiegend an<br />

Subrosionssenken in den Residualtonen des Zechstein gebunden. (Anl. 1)<br />

4.1.5 Quartär<br />

Die jüngsten Ablagerungen im Gebiet des Piesbergs werden von quartären<br />

Lockersedimenten pleistozänen und holozänen Alters gebildet. Insbesondere am Südrand<br />

des Piesbergs sind mächtige z.T. kiesig ausgebildete Schmelzwasserablagerungen mit<br />

eingeschalteten, mehreren Metern mächtigen schluffigen Tonen bekannt (Anl. 1).<br />

4.2 Tektonische Entwicklung und tektonischer Bau<br />

Der nach Nordwesten in das Norddeutsche Tiefland vorstoßende Keil des Weser- und<br />

Osnabrücker Berglandes enthält drei paläozoische Aufbrüche (Abb. 3). Während der Hüggel<br />

südlich von Osnabrück und der Schafberg bei Ibbenbüren in der Nähe der Osning-<br />

Überschiebung liegen, nimmt der 1,9 km lange und 1,2 km breite Piesberg bei Osnabrück<br />

eine Sonderstellung ein.


- 12 -<br />

Abbildung. 5: Die tektonische Situation am Piesberg im Grundriss und im Schnitt<br />

(Drozdzewski 2003)<br />

Diese höchste geologische Heraushebung der Piesberg-Pyrmonter Achse – einer<br />

Aneinanderreihung linkstreppender Antiklinalen (Abb. 2) – ist nach Drozdzewski (1998) eine<br />

allseitig von Störungen begrenzte Aufwölbung von 10 km Länge und 2-4 km Breite.<br />

Die karbonische Schichtenfolge bildet eine nahezu W-E streichende Aufwölbung, deren<br />

Achse nach Westen hin mit etwa 7-9° einfällt. Im Osten wird das Karbon durch eine NNW-<br />

SSE verlaufende Querstörung, die steil nach Osten einfällt, mit einer Sprunghöhe von mehr<br />

als 300 m versetzt. Im Norden und Westen überlagern Zechstein und Buntsandstein das<br />

Karbon mit geringer Winkeldiskordanz und am Südflügel verdecken quartäre Sande das<br />

Karbon und das Hangende des Karbons. Ein Querschnitt durch den Piesberg zeigt einen<br />

leicht unsymmetrischen Bau (Abb. 5). Am Südflügel fallen die Schichten mit ca. 30-40° etwas<br />

steiler ein als am Nordflügel, wo das Einfallen ca. 20-30° erreicht (Haarmann 1911, Hinze<br />

1979). Nach den Bergbauaufschlüssen verstärkt sich das Einfallen am Südflügel mit<br />

zunehmender Tiefe (Müller 1896-1906).<br />

Tektonisch gesehen ist das Piesberger Karbon – trotz der sattelförmigen Aufwölbung – nicht<br />

als Faltenbau mit seitlicher Einengung zu verstehen. Sowohl die Piesberg-Pyrmonter Achse<br />

als auch die anschließende Achse des Neuenkirchener Sattels wurzeln in größeren<br />

Blattverschiebungen im karbonischen Untergrund (s.o.).


- 13 -<br />

Abbildung 6: Positive Blumenstruktur einer rechtsinnigen Blattverschiebung<br />

An diesen Blattverschiebungen entwickelten sich im Osnabrücker Raum durch dextrale<br />

Scherbewegungen Horste oder Gräben, die von steilstehenden Verschiebungsflächen<br />

begrenzt sind 1 . Dieser Entstehungsmechanismus ist für die westlich gelegenen<br />

Karbonhorste bei Ibbenbüren und am Hüggel nachgewiesen (Drozdzewski 1985,<br />

Drozdzewski 1998). Für den Piesberg erscheint es wahrscheinlich, dass sich die steilstehenden<br />

Randstörungen in den großen Verwürfen im Bereich der ausstreichenden<br />

Residualtone des Zechstein verbergen. Eine exakte Lokalisierung ist jedoch zurzeit nicht<br />

möglich.<br />

In einem Analogieschluss zum tektonisch vergleichbar aufgebauten Schafberg bei<br />

Ibbenbühren (Drozdzewski 1985, 2003) kann für den Piesberg Extensionstektonik<br />

(Abschiebungen) im oberen Bereich der Schichtenfolge und Einengungstektonik<br />

(Überschiebungen, Seitenverschiebungen) im tieferen Bereich der Schichtenfolge erwartet<br />

werden. Im Ibbenbürener Steinkohletiefbau ist dieser Übergang mit einer Abnahme der<br />

Wasserführung und einer Zunahme der Gasführung in einer Tiefe von ca. 500-700 m<br />

verbunden (Drozdzewski 1985, 2003 und pers. Mitteilung Dr. Goerke-Mallet 2006).<br />

Die lokale Störungstektonik in den Karbongesteinen des Piesbergs ist durch den Bergbau<br />

gut erkundet. Wesentliche tektonische Bauelemente sind E-W streichende Störungen/<br />

Störungszonen (ca. 100°), deren bedeutendste im Sattelhöchsten verläuft. In diesem Bereich<br />

ist ein 20-100 m breiter Scheitelgraben mit einer Versatzhöhe von ca. 20 m ausgebildet<br />

(Abb. 5 oben). Die begrenzenden Randstörungen fallen nach Süden ein; die südliche mit ca.<br />

64°,<br />

1 Eine perfekt ebene Blattverschiebung verursacht weder Extension noch Verkürzung; infolgedessen<br />

gibt es keine dazugehörige Topographie. Jedoch sind lange Blattverschiebungen normalerweise<br />

gebogen, oder Zonen von en-échelon Verwerfungen, die durch kurze Verwerfungssegmente<br />

verbunden werden. Bewegung auf solchen Verwerfungssystemen kann Extension (Transtension) oder<br />

Verkürzung (Transpression) im gebogenen oder im Endbereich der Störung verursachen. Seismische<br />

Profile in einem vertikalen Schnitt senkrecht zum Blattverschiebungssystem zeigen folgende<br />

Charakteristiken:<br />

• Fächerartige, relativ steile Störungen divergieren in der Tiefe aus einer einzelnen,<br />

subvertikalen Störung<br />

• Das tiefe Hauptstörungssystem ist subvertikal<br />

• Auf- und Abschiebungsversätze entstehen entlang einer einzelnen Störungsfläche, was häufig<br />

aus der Inversion der relativen Bewegung entlang der Störung resultiert.<br />

Das nach oben hin aufspreizen wird als Blumenstruktur (flower structure) bezeichnet. Ist die vertikale<br />

Komponente eine Überschiebungskomponente, dann ist die Störung meist konvex nach oben, mit<br />

einem leichten Einfallen an der Oberfläche, und bildet eine positive Blumenstruktur (Abb. 6), welche<br />

als gehobenes Gebiet erscheint (ein rhombischen Horst oder pushup).


- 14 -<br />

die nördliche mit 40-60°. Es ist anzunehmen, dass beide Störungsflächen in der Tiefe<br />

konvergieren (Abb. 5 unten). Nach Fiedler (1984) laufen die beiden Randstörungen nach E<br />

hin in der Hauptstörung des Piesbergs zusammen, an der es zu erheblichen<br />

Schrägverschiebungen von 120-150 m gekommen ist (Abb. 5 oben).<br />

Parallel zu dieser Störungszone im Sattelhöchsten verlaufen etwa 150 m und 200 m nördlich<br />

bzw. südlich zwei Grabenrandstörungen mit Versatzhöhen von 5 m bis 10 m (Abb. 5 oben).<br />

Da die nördliche dieser Störungen nach Süden und die südliche nach Norden einfällt, ist<br />

auch in diesem Fall anzunehmen, dass beide Störungen zur Tiefe hin konvergieren (Hinze<br />

1979).<br />

In der Nordflanke des Piesbergs verläuft zudem, mit einem Streichen von ca. 115°, eine steil<br />

mit ca. 65° nach SE einfallende Diagonalstörung (Abb. 5 oben). Der Versatz an dieser<br />

Störung ist gering und klingt in Richtung SE aus (Hinze 1979).<br />

Abbildung 7: Nahezu orthogonales Trennflächensystem der Karbongesteine<br />

Der so genannte östliche Abbruch, eine Querstörung, die das Piesberger Karbon im Osten<br />

abschneidet, streicht mit ca. 150° und fällt steil nach E ein. Örtlich kann die Störungsbahn<br />

auf bis zu 40° Einfallen verflachen. Östlich des Abbruches grenzt höherer Buntsandstein an<br />

Karbon, so dass auf einen abschiebenden Versatz von mindestens 300 m geschlossen wird,<br />

der nahe der Sattelachse des Piesbergs allerdings bis zu 600 m betragen kann (Hinze<br />

1979). innerhalb der Karbonscholle verlaufen kleine Störungen mit geringem Versatz in<br />

Abständen von 300-500 m parallel zum östlichen Abbruch.<br />

Das Trennflächensystem des Karbon wird durch die Schichtflächen (s.o.) und zwei, örtlich<br />

drei Kluftscharen gebildet (Abb. 7). Dabei streicht nach Drozdzewski (1998) die<br />

Hauptklüftung in 100°-Richtung. Eine Querklüftung fehlt nahezu völlig. Lediglich in der<br />

Annäherung an die Querstörung des östlichen Abbruchs tritt zusätzlich oder ausschließlich<br />

eine mit 60° streichende Klüftung auf. Drodzdzewski (1998) beschreibt zudem eine mit 150°<br />

streichende dextrale Blattverschiebungsschar.


- 15 -<br />

In unmittelbarer Nähe der Störungen tritt eine ausgeprägte Parallelklüftung mit einem<br />

Kluftabstand im Dezimeter-Bereich auf (Abb. 8). Diese engständige Klüftung ist<br />

wahrscheinlich durch die geringe Breite der Piesbergscholle von ca. 2 km – zwischen<br />

möglicherweise bedeutenden jedoch nicht aufgeschlossenen Randstörungen – und die im<br />

Kern der Antiklinale auftretende Störungszone bedingt.<br />

Abbildung 8: Ausgeprägte Parallelklüftung im Bereich der Störungszonen<br />

Nach den vorgestellten Befunden lässt sich das strukturelle Inventar des Piesbergs auf<br />

Scherzonen-Tektonik zurückführen. Die spitzwinklig zur Achse der Antiklinale streichenden<br />

Klüfte und Längsstörungen liegen in der synthetischen, die Querstörungen in der<br />

antithetischen Scherrichtung eines dextralen Scherregimes (Drodzdzewski 1998)<br />

Ergänzende Angaben können einer Untersuchung zur Standsicherheit des<br />

Heintzmann´schen Stollens (Piesberg) entnommen werden. Die Bearbeiter unterscheiden<br />

drei Trennflächenscharen (0119191/5 Archiv LBEG). Schichtung (ss), bankrecht streichende<br />

Klüfte (bc) und bankrechte querschlägige Klüfte (ac). Die drei Haupttrennflächenscharen<br />

bilden ein nahezu orthogonales Trennflächengefüge, das das Gebirge in etwa quaderförmige<br />

Kluftkörper teilt. Folgende mittlere Raumstellungen der Trennflächenscharen wurden<br />

ermittelt:<br />

Schichtflächen (ss) 172/22<br />

ac-Klüfte (ac) 054/78<br />

bc-Klüfte (bc) 331/81<br />

Analog zu den Befunden von Drozdzewski (1998) tritt die mit 100° streichende<br />

Hauptklüftungsschar (s.o.) in diesem Untersuchungsgebiet – im Bereich des „östlichen<br />

Abbruchs“ – nicht auf.


- 16 -<br />

5 Gesteinsphysik der Oberkarbon-Sandsteine<br />

Infolge der intensiven Einkieselung weisen die Sandsteine des Piesbergs eine hohe<br />

Festigkeit auf. Im unverwitterten Zustand wurden bei einer Dichte des Materials von ca. 2,5-<br />

2,8 g/cm 3 , einaxiale Druckfestigkeiten von ca. 195 MPa bestimmt (Josten, Köwing & Rabitz<br />

1984). In Triaxialversuchen konnten Bruchlasten von σ 1 = 369,2 MPa erreicht werden (Probe<br />

PS4 in Dürrast et al. 2001).<br />

Angaben zur Porosität der Sandsteine können u.a. Bohrlochmessungen der Bohrung<br />

Münsterland 1 entnommen werden (Tunn 1971). Von 1885-3895 m Teufe (Westfal B –<br />

Namur C) wurde die Porosität der Sandsteine aus dem Soniclog bestimmt. Ausgehend von<br />

einer Porosität von 7% der Sandsteine des Westfal B (1885 m Teufe) nimmt die Porosität bis<br />

auf Werte < 2% im Namur C (3895 m Teufe) ab.<br />

Die Nutzporosität und Permeabilität der Sandsteine wurde an Kernen der Bohrung<br />

Münsterland 1 von Beeg (1971) untersucht. Es wird deutlich, dass die Nutzporositäten der<br />

Sandsteine (0,1 -5 Vol.-%) mit der Teufe deutlich abnehmen. Die Schwankungsbreite stellt<br />

Tabelle 1 dar.<br />

Formation<br />

Entnahmeteufe<br />

der Proben (m)<br />

Nutzporosität<br />

(Vol-%)<br />

Westfal B 1840,7-1877,1 1,0-1,8 1,5<br />

Oberes Westfal A 2090,5-2108,0 1,6-5,0 3,2<br />

Unteres Westfal A 2472,5-2672,5 0,9-2,0 1,7<br />

Namur C, B 2948,5-4835,5 0,1-0,5 0,3<br />

Unteres Namur B 4915,0-5101,5 0,1-0,2 0,1<br />

Mittlere<br />

Nutzporosität<br />

(Vol-%)<br />

Tabelle 1: Schwankungsbreite und mittlere Nutzporosität der Karbon-Sandsteine (Beeg<br />

1971)<br />

Die Permeabilität der untersuchten Sandsteinproben liegt generell unterhalb von 0,01 md<br />

(Beeg 1971). Eine Untersuchung der Porenzugangsradien an Sandsteinen des Westfal A<br />

weist darauf hin, dass ein erheblicher Anteil des Nutzporenraumes nur durch enge Zugänge<br />

(r < 600 Å) erreichbar ist.<br />

6 Grundwasserbeschaffenheit<br />

6.1 Hydrogeologie<br />

Im Untersuchungsgebiet Piesberg haben die unterschiedlichen hydrogeologischen<br />

Eigenschaften der Gesteine und der Wechsel grundwasserführender und -stauender<br />

Schichten zur Ausbildung mehrerer Grundwasserstockwerke geführt.<br />

Im Niederungsgebiet der Hase bilden bis zu 50 m mächtige sandig-kiesige Schmelzwassersedimente<br />

die obersten grundwasserführenden Ablagerungen. Diese Porengrundwasserleiter<br />

werden lokal durch kleinere Grundwassergewinnungsanlagen und Hausbrunnen<br />

genutzt.


- 17 -<br />

Die im tieferen Untergrund anstehenden Festgesteine des Oberkarbon, des Perm und der<br />

Trias weisen zumeist eine gute Kluftdurchlässigkeit – insbesonderer in den mächtigen<br />

Quarzitfolgen des Oberkarbons – und nur z.T. ein nutzbares Porenvolumen (Buntsandstein)<br />

auf. Lediglich in Schichten mit stärkerer Klüftigkeit oder verkarsteten Bereichen liegt eine<br />

nennenswerte Wasserführung vor. Gering durchlässige Ton-, Schluff- und Mergelfolgen<br />

führen zu einer weiteren Untergliederung des tieferen Grundwasserstockwerkes. In Tabelle 2<br />

(0115556 Archiv LBEG) ist die Wasserwegsamkeit/Ergiebigkeit der in Osnabrück<br />

anstehenden Locker- und Festgesteine grob abgeschätzt.<br />

Tabelle 2: Hydrogeologische Eigenschaften der Gesteinsformationen im Raum Osnabrück<br />

(0115556 Archiv LBEG)<br />

Die Grundwasserführung im Bereich der Piesberger Karbonscholle ist durch den bis 1898<br />

aktiven Steinkohlenabbau beeinflusst. Dies betrifft insbesondere die vier Flözniveaus<br />

oberhalb der tiefsten Stollensohle. Anfallendes Niederschlagswasser/Grundwasser wird zum<br />

großen Teil über die tiefste Stollensohle abgeleitet (Hasestollen bei 66,10 m NN) und der<br />

Hase zugeführt. Das heißt, die Piesberger Karbonscholle ist oberhalb des genannten<br />

Stollenniveaus praktisch grundwasserfrei.


- 18 -<br />

6.2 Hydrochemie<br />

Im Rahmen einer Regionalstudie (Schulz et al. 1994) wurde der Chemismus von<br />

Tiefenwässern untersucht. Grundlage der Arbeiten waren die bei der<br />

Kohlenwasserstoffgewinnung erhobenen Schichtwasseranalysen.<br />

Die absolute Mineralisation der untersuchten Schichtwässer reicht von ca. 40-250 g/l. Es<br />

handelt sich bei diesen Schichtwässern generell um Solen. Ab Teufen größer 1000 m ist<br />

tendenziell eine teufenabhängige Zunahme der Gesamtmineralisation erkennbar (Abb. 9).<br />

Der pH-Wert der untersuchten Schichtwässer liegt immer im sauren Bereich mit einer<br />

Schwankungsbreite von 5,35-6,9 (Schulz et al. 1994). Alle von Schulz et al. (1994)<br />

bewerteten Schichtwässer sind dem Natrium-Calcium-Magnesium-Chlorid-Typ mit einer<br />

Natriumchlorid-Dominanz zuzuordnen. Untergeordnet treten Calcium, Magnesium, Sulfat<br />

sowie als Spurenbestandteile Kalium, Eisen, Brom, Strontium, Bor u.a. auf.<br />

Abbildung 9: Gesamtmineralisation in Nordwest- und Nordostdeutschland untersuchter<br />

Schichtwässer (Müller & Papendieck 1975, Schulz et al. 1994, GTN, GFZ)<br />

Angaben zur Mineralisation der Grundwässer im unmittelbaren Bereich sowie im Abstrom<br />

des Piesbergs wurden einem Gutachten zur Rückverfüllung des Steinbruchs am Piesberg<br />

entnommen (0115556 Archiv LBEG). Demzufolge beträgt die Gesamtmineralisation des<br />

Grundwassers im Umkreis des Piesbergs ca. 200-500 mg/l. Auffallend ist eine Mineralisation<br />

von über 1500 mg/l – verbunden mit erhöhten Werten der elektrischen Leitfähigkeit sowie<br />

des Natrium-, des Chlorid und des Sulfat-Gehaltes – südlich des Piesbergs. Es handelt sich<br />

hier wahrscheinlich um Zuflüsse von Wässern aus Karbongesteinen, die aus dem Kluft- und<br />

Störungssystem des Piesbergs in Richtung Hase strömen. Analysen deuten in diesen<br />

Bereichen auf Natrium-Calcium-Sulfat-Chlorid- oder Calcium-Natrium-Sulfat-Wässer hin.


- 19 -<br />

Die im Abstrom des Piesberg-Grundwassers festgestellten erhöhten Sulfat-Werte (bis zu<br />

1410 mg/l in Messstelle P3) dürften auf die Oxidation sulfidischer Minerale (Pyrit) in den<br />

Karbongesteinen und untergeordnet auf die Lösung von Gips und anderen Sulfaten aus<br />

Zechstein und Trias zurückzuführen sein. Diese Calcium-Sulfat-Wässer sind somit als<br />

Oberflächenwässer im tiefen Grundwasserstockwerk zu deuten, die ihre Mineralisation<br />

vorwiegend aus Verwitterungs- und Lösungsvorgängen in den Karbongesteinen beziehen.<br />

Im Norden des Piesbergs sind Calcium-Sulfat-Wässer in den Grundwassermessstellen P1-<br />

P3 sowie im Stüve-Schacht und im Brunnen Pye-Hollage 2 unvermischt anzutreffen.<br />

Erhöhte Natrium-Chlorid-Gehalte sind wahrscheinlich durch die Zufuhr stark salzhaltigen<br />

Tiefenwassers aus dem Karbon des Piesbergs bedingt. Offensichtlich unterschichten diese<br />

spezifisch schwereren Tiefenwässer im tieferen Grundwasserstockwerk des Karbon das von<br />

der Tagesoberfläche aus Niederschlägen stammende Wasser. Insbesondere im Süden des<br />

Piesbergs mischen sich im Abstrom Calcium-Sulfat-Oberflächenwässer mit Natrium-Chlorid-<br />

Tiefenwässern.<br />

1302 (Hasestollen) 1320 (Stüve-Schacht)<br />

Entnahmedatum 24.08.1987 26.11.1987<br />

Temperatur (°C) 13,5 n.b.<br />

pH-Wert 6,7 6,5<br />

el. Leitfähigkeit (μS/cm) 1301 1056<br />

Säurekapazität bis<br />

pH 4,3<br />

1,2 1,43<br />

Gesamthärte (°dH) 18,75 24,3<br />

Calcium mg/l 99,7 130,5<br />

Magnesium mg/l 20,8 25,3<br />

Natrium mg/l 159 76,8<br />

Kalium mg/l 14,2 6<br />

Eisen mg/l 0,047 7,9<br />

Ammonium mg/l 0,05 0,06<br />

Hydrogencarbonat mg/l 73,2 87,3<br />

Chlorid mg/l 250 44<br />

Sulfat mg/l 235 454<br />

Nitrat mg/l 12,8 0,5<br />

Phosphat mg/l n.n. 0,72<br />

Aluminium mg/l 0,1 0,865<br />

Blei mg/l n.n. 0,0168<br />

Cadmium mg/l 0,0004 0,0016<br />

Chrom mg/l 0,0007 0,0062<br />

Kupfer mg/l 0,008 0,0147<br />

Nickel mg/l 0,014 0,035<br />

Zink mg/l 0,049 0,345<br />

Mineralisation mg/l 864,9691 834,3643<br />

Tabelle 3:<br />

Mineralisation von Wasserproben des Stüve-Schachts und des Hasestollens<br />

(0115556 Archiv LBEG)<br />

Sicher aus karbonischen Gesteinen stammende Grundwässer wurden in den<br />

Grundwassermessstellen P1-P3, einer Standwasserprobe aus dem Stüve-Schacht sowie<br />

einer Probe aus dem Hasestollen-Mundloch beprobt (Tab. 3). Es handelt sich hierbei um<br />

Wässer vom Calcium-Natrium-Sulfat-Chlorid-Typ, die ihre Mineralisation zum größten Teil<br />

aus der Oxidation sulfidischer Minerale der Karbongesteine beziehen. Die höchsten Natrium-<br />

Chlorid-Anteile weist das Wasser des Hasestollens auf, das als Natrium-Calcium-Chlorid-<br />

Sulfat-Wasser zu typisieren ist. Im Hasestollen treten demzufolge auch Wässer aus, die aus<br />

den tiefsten Bereichen des Karbonaufbruches stammen dürften.


- 20 -<br />

Mit diesen Ergebnissen übereinstimmend berichtet Haarmann (1911) aus den Erfahrungen<br />

des Steinkohlebergbaus am Piesberg, dass die Grubenwässer durch einen hohen und mit<br />

der Tiefe zunehmenden Gehalt an Chloriden gekennzeichnet sind. Im November 1997<br />

enthielt ein Liter Grubenwasser 46,326 g Natriumchlorid. Ein Faktor, der im aktiven<br />

Steinkohlebergbau zu einer teils erheblichen Belastung der Fließgewässer im Umkreis<br />

führte. Die Zunahme des Salzgehaltes zur Tiefe hin ist nach Haarmann (1911) auch in der<br />

Bohrung III südwestlich des Piesbergs zu beobachten, deren Sole in 374 m Tiefe 56,17 g/l<br />

„Chlornatrium“ und in 417 m Teufe 92,7 g/l „Chlornatrium“ enthielt.<br />

Analysen der Grubenwässer des Steinkohlebergwerks Ibbenbüren und Gespräche mit Dr.<br />

Goerke-Mallet (DSK Anthrazit Ibbenbüren) bestätigen diese Einschätzung. Nach dem<br />

Chemismus können im Ostfeld Ibbenbürens vier Wassertypen ausgehalten werden (Bässler<br />

1970):<br />

• oberflächennahe Wässer (Typ: Ca-Mg-Na-SO4-Cl-HCO 3 ),<br />

• Sulfatwässer (Typ: Ca-Mg-SO 4 ),<br />

• tiefes Grundwasser a) (Typ: Na-Ca-(Mg)-Cl), b) (Typ: Na-Cl)<br />

Hohe Chloridkonzentrationen sind für die tiefen Grundwässer Ibbenbürens charakteristisch.<br />

In 400 m Tiefe wurden Chloridgehalte des Grubenwassers von 40000 mg/l ermittelt. Die<br />

Tiefenwässer aus der südlichen Randverwerfung auf dem Niveau von -1200 m erreichten<br />

1981/1982 Chloridkonzentrationen von bis zu 140000 mg/l. Im Mittel ist zurzeit von einem<br />

Chloridgehalt der Grubenwässer von ca. 60000 mg/l auszugehen (Staatliches Umweltamt<br />

Münster 2005). Die Sulfatkonzentration – als weiterer signifikanter Bestandteil der<br />

Grubenwässer in Ibbenbüren – lag in den Jahren 2000/2001 bei ca.800 mg/l (Staatliches<br />

Umweltamt Münster 2005).<br />

7 Gasführung<br />

Aus den Erfahrungen des Piesberger Steinkohlebergbaus berichtet Haarmann (1911), dass<br />

die Grubenwässer durch einen hohen und mit der Tiefe zunehmenden Gehalt an u.a. freiem<br />

Kohlendioxid gekennzeichnet sind. Nach Haarmann (1911) enthielt die Sole der Bohrung III<br />

südwestlich des Piesbergs in einem Liter Wasser (15° C und 760 mm Barometerstand) ein<br />

Volumen von 388 cm 3 Gas, das zu 97,3 Vol. % aus Kohlensäure bestand. Die Entstehung<br />

des Kohlendioxids wird von Stahl (1971) auf die thermische Zersetzung von Karbonaten im<br />

tieferen Untergrund zurückgeführt.<br />

Bemerkenswert ist nach Haarmann (1911), dass im Bergwerk Piesberg kein Methan auftrat.<br />

Demgegenüber sind aus dem Steinkohlebergbau Ibbenbühren in vergleichbaren<br />

geologischen Verhältnissen – jedoch größerer Tiefe – durchaus Methan-Ausbläser oder die<br />

Gefahr von Methan-Ausbläsern bekannt. Hier tritt jedoch kein oder nur wenig CO 2 aus (pers.<br />

Mitteilung Dr. Goerke-Mallet 2006).<br />

Die Bohrung Iburg 4 – eine von der Erdölindustrie abgeteufte Bohrung bei Bad Iburg –<br />

durchteufte Sedimente des Karbon (Westfal A, Untere Bochumer Schichten) bis in 1794 m<br />

Teufe. Beim Durchbohren des Karbons traten mehrfach Gasanzeichen auf. Vier Casing-<br />

Tests auf Flöze und Sandsteine lieferten einen Zufluss von Salzwasser mit wenig Gas, das<br />

CO 2 , 23% CH 4 , 0,6% C 2 H 6 und Spuren von C 3 H 8 enthielt (Schuster 1963). Die neun<br />

Kilometer südöstlich von Osnabrück stehende, 1767,5 m tiefe Bohrung Osnabrück-Holte Z1<br />

erbohrte u.a. ein Profil des Westfal D und C. Es wurde eine größere Anzahl von Flözen<br />

durchteuft, jedoch keine Gasanzeichen beobachtet (Josten, Köwing & Rabitz 1984).


- 21 -<br />

8 Bergbau<br />

8.1 Historie<br />

Erstmalig urkundlich belegt ist der Bergbau am Piesberg um die Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

(Röhrs 1992). Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eher bescheiden betrieben, expandierte<br />

der Bergbau in der Folge und entwickelte sich für die <strong>Stadt</strong> Osnabrück ab 1830 zu einer<br />

maßgeblichen Einnahmequelle. Eine Blütezeit erlebte das Bergwerk Anfang der 90er Jahre<br />

des 19. Jahrhunderts, nach dem Verkauf an den damaligen Georgs-Marien-Hütte-<br />

Bergwerkverein, der wiederum 1923 von der Klöckner-Werke AG übernommen wurde. Mit<br />

dem Abbau auf der 2. Tiefbausohle stieg die Jahresproduktion bis 1897 auf bis zu 700 t pro<br />

Tag.<br />

Das untertägige Gewinnen der Steinkohle erwies sich oberhalb des Hasestollens – d.h.<br />

oberhalb des Wasserspiegels der Hase (ca. +60 m NN) – als relativ problemlos. Die im<br />

weiteren Verlauf des Steinkohlebergbaus gravierenden Probleme mit der Wasserhaltung<br />

traten erst mit Beginn des eigentlichen Tiefbaus unterhalb der Hasestollen-Sohle auf. Der<br />

Wasserzufluss in das Grubengebäude betrug im Jahr 1896 ca. 27 m 3 /min und 1897 bereits<br />

ca. 45 m 3 /min. Aufgrund des starken Wasserzuflusses wurde 1897/98 das Grubengebäude<br />

im Norden abgemauert, so dass der Wasserzufluss auf ca. 35 m 3 /min sank.<br />

Bereits im Jahr 1898 führten diese nur schwer zu bewältigenden Wassereinbrüche auf der 2.<br />

Tiefbausohle – in Verbindung mit einem mehrmonatigen Bergarbeiterstreik – zur<br />

Zechenschließung. Eine kurzzeitige Reaktivierung erfuhr der Steinkohlebergbau am<br />

Piesberg nach dem zweiten Weltkrieg. Bis zum Jahr 1951 wurde der Stüve-Schacht wieder<br />

in Betrieb genommen und Restpfeiler der noch stehenden Steinkohle oberhalb der<br />

Hasestollen-Sohle abgebaut (Hakenberg 1981, Röhrs 1992).<br />

Nach wie vor werden an den Flanken des Piesbergs karbonische Sandsteine, sogenannter<br />

„Karbon-Quarzit“ abgebaut. Zeitweise war der Piesberg der größte Steinbruch Mitteleuropas.<br />

Abbildung 10: Verbau einer Strecke in der Zeche Piesberg (Hakenberg 1981)


- 22 -<br />

8.2 Einrichtungen des Bergbaus<br />

Die bekannte Schichtenfolge des Piesbergs enthält 16 Kohlenflöze, deren Mächtigkeit<br />

zwischen wenigen Zentimetern und ca. 1,6 m beträgt. Hiervon wurden vier Flöze –<br />

Johannisstein, Mittel, Dreibänke und Zweibänke – mit einer Gesamtmächtigkeit von ca. 3m<br />

abgebaut (Abb. 12). Zum Ausbau der Hohlräume wurde der „klassische“ Türstock verwendet<br />

(Abb. 10). D.h., die Sicherung der Firste und der Stöße durch „Kappen“, die von „Stempeln“<br />

unterfangen werden. Am Piesberg wurde als Ausbaumaterial wahrscheinlich ausschließlich<br />

Holz eingesetzt. Das eigentliche Abbauverfahren kann in der Frühzeit des Bergbaus als<br />

Pfeilerbau (Röhrs 1992) mit entsprechendem Kohleverlust in den Sicherheitspfeilern<br />

charakterisiert werden. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf Strebbau oder<br />

Langfrontabbau mit bis zu 75 m langen Kohlepfeilern umgestellt. Grubenrisse des LBEG<br />

Clausthal-Zellerfeld verdeutlichen, dass ein Teil der Abbauhohlräume mit „taubem“ Material<br />

wiederverfüllt wurde. Infolge des Abbaus von Restpfeilern nach dem zweiten Weltkrieg ist<br />

zudem ein teilweiser Versturz der nicht verfüllten Kammern zu erwarten.<br />

Abbildung 11:<br />

Alte Strecken des Steinkohlebergbaus mit Holzverbau im Sandstein-<br />

Steinbruch am Piesberg.<br />

Im heutigen Steinbruch werden immer wieder alte Grubenbaue angeschnitten, in denen die<br />

genannten Flöze ausgekohlt sind und scheinbar nur geringe Mächtigkeit besitzen. Zum Teil<br />

sind im heutigen Steinbruch Reste des ehemaligen Tiefbaus zu sehen, z.B. gebrochene<br />

Holz-Ausbauten (Abb. 10). Dem Augenschein nach steht zumindest ein Teil der alten<br />

Strecken/Kammern (Abb. 11) nicht mehr offen.<br />

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts beschränkte sich der Abbau auf das Flöz<br />

Johannisstein, das im sog. Sattelfeld von Stollen aus gewonnen wurde (Abb. 12, Anl. 6).<br />

Nach dem Auffahren des Lechtinger Oberstollens (115 m Länge, 3500 m Flözstrecke), des<br />

Lechtinger Tiefstollens (520 m Länge, 4090 m Flözstrecke) und des Hasestollens (1700 m<br />

Länge) wurde ab 1830 auch mit dem Abbau der tieferen Flöze Mittel, Dreibänke und<br />

Zweibänke begonnen (Hakenberg 1981).<br />

Als erster Tiefbauschacht, mit einer Teufe von 92 m, wurde ab 1869 der Hase-Schacht<br />

aufgefahren (Abb 12). Von hier aus konnte ab dem Jahr 1873 mit dem Steinkohleabbau auf<br />

der 1. Tiefbausohle (11,5 m NN) im Südflügel des Piesbergs – ca. 55 m unter der<br />

Hasestollen-Sohle (68,3 m NN) – begonnen werden. Gewonnen wurden die Flöze<br />

Johannisstein, Mittel


- 23 -<br />

und Dreibänke. Der Abbau im Flöz Dreibänke erreichte lokal – östlich des Hase-Schachtes –<br />

eine Teufe von bis zu 262 m unter der Hasestollen-Sohle (ca. -202 m NN). Am Nordflügel<br />

des Piesbergs wurde von 1873 bis 1894 der 210 m tiefe Stüve-Schacht aufgefahren. Die<br />

Arbeiten wurden durch starke Wassereinbrüche – insbesondere unterhalb der Tiefbausohle<br />

(Hakenberg 1981) – mehrfach unterbrochen. Neben der ersten Tiefbausohle erschloss der<br />

Stüve-Schacht eine zweite Tiefbausohle – ca. 160 m unterhalb der Hasestollen-Sohle (-89,5<br />

m NN) – sowie vorübergehend eine sog. Mittelsohle in einem Niveau von 110m unter der<br />

Hasestollen-Sohle (ca. -50 m NN). Der Abbau an der Nordflanke fand auf der ersten<br />

Tiefbausohle in den Flözen Johannisstein und Dreibänke, auf der Mittelsohle im Flöz<br />

Zweibänke und ab 1894 auf der zweiten Tiefbausohle in den Flözen Dreibänke und<br />

Zweibänke statt. Das Grubengebäude erreichte im Nordflügel eine Teufe von bis zu 208 m<br />

(ca. -148 m NN) unter der Hasestollen-Sohle (Josten, Köwing & Rabitz 1984).<br />

Hase-Schacht und Stüve-Schacht waren untertage durch den 1700 m langen Hasestollen<br />

querschlägig verbunden (Abb. 12). Neben den beiden Hauptschächten gab es noch 16<br />

kleinere Schächte, die über das gesamte Gebiet des Piesbergs verteilt lagen (Anl. 6, Anl.<br />

7)und zwischen 17,2 und 99,4 m tief waren (Josten, Köwing & Rabitz 1984). Nach den<br />

Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld (s.u.), sind im Abbaugebiet neben Hase- und<br />

Stüve-Schacht 19 weitere Schächte sowie drei – wahrscheinlich untertägige –<br />

Bremsschächte identifizierbar (Anl. 7).<br />

Das durch untertägigen Steinkohleabbau beeinflusste Areal konnte anhand von<br />

Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld ausgehalten werden und ist in der<br />

Übersichtskarte in Anlage 7 dargestellt. Ergänzend weist Anlage 8 auf die – an der jeweiligen<br />

xy-Koordinate (Standort) von der Oberfläche aus betrachtet – Anzahl übereinanderliegender<br />

und abgebauter Flöze in z-Richtung hin. Bereiche mit besonders starker bergbaulicher<br />

Beanspruchung sind durch rot (vier abgebaute Flöze) ausgehalten. Zonen eines möglichen<br />

früheren, nicht dokumentierten oberflächennahen Abbaus oder eines möglichen<br />

Notbergbaus können Anlage 9 – dargestellt ist der Verlauf der Schichtgrenze Karbon/Perm –<br />

entnommen werden.<br />

Die verwendeten Grubenrisse wurden zum Teil bis 1898 nachgetragen, so dass davon<br />

auszugehen ist, dass der endgültige Abbaustand erfasst wurde. Infolge der Anpassung des<br />

Koordinatensystems der amtlichen Grubenrisse (bezogen auf die Kirchturmspitze Belm) an<br />

Gauss-Krüger-Koordinaten sowie infolge der Georeferenzierung der Risse (Maßstab 1:1000<br />

bis 1:2000) ist für die ermittelten Grenzen des untertägigen Abbaus mit einem Fehler von ca.<br />

15 m zu rechnen.


- 24 -<br />

Abbildung 12: Tiefbaueinrichtungen (Schächte, Stollen) am Piesberg (Hakenberg 1981)


- 25 -<br />

8.3 Bergbauliche Verhältnisse an den ausgewählten<br />

Bohransatzpunkten<br />

Bereich 1<br />

Aufgrund der geologischen Sattelstruktur der Piesberg-Karbonscholle treten im Bereich des<br />

Standortes 1 (Anl. 7) bauwürdige Flöze lediglich oberhalb des Hasestollen-Niveaus (ca. 68 m<br />

NN) auf. Nach den Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld ist im Bereich des<br />

Standortes 1 ein Tiefbau – wahrscheinlich vom Lechtinger Oberstollen aus – in den Flözen<br />

Mittel (ca. 172 m NN), Dreibänke (ca. 162 m NN) und Zweibänke (ca. 118 m NN)<br />

umgegangen. Durch den aktuellen Abbaubetrieb in Sandstein-Steinbruch der PSI wurden die<br />

(ausgekohlten) Flöze Mittel und Dreibänke an Standort 1 angeschnitten. Der<br />

Bohransatzpunkt liegt wahrscheinlich unterhalb des Flözes Dreibänke, so dass lediglich der<br />

Abbau in Flöz Zweibänke zu berücksichtigen ist. Der Abstand von Standort 1 ist mit ca.<br />

235 m zu Schacht Nachtigall ausreichend groß.<br />

Bereich 2<br />

Nach den Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld ist im Bereich des Standortes 2 (Anl.<br />

7) ein Tiefbau lediglich im Flöz Johannisstein (ca. 22 m NN) zu erwarten. Flöz Dreibänke<br />

wurde im Südflügel der Piesberger Karbonscholle zwar lokal – östlich des Hase-Schachtes –<br />

weiter in Richtung Süden ausgekohlt, der entsprechende Abbaubereich liegt jedoch deutlich<br />

östlich des Standortes 2. Der Abstand des Standortes 2 zum N-S verlaufenden<br />

Sumpfquerschlag auf -95 m NN beträgt ca. 35 m, der Abstand zum SW-NE verlaufenden<br />

Hasestollen (68,3 m NN) ca. 65 m. Ein Lichtschacht liegt ca. 70 m entfernt.<br />

In den Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld sind für beide Standorte keine exakten<br />

Teufenlagen für die jeweiligen Abbaubereiche angegeben, so dass eine Teufenabschätzung<br />

mit Hilfe von Profilschnitten, Berechnungen etc. erfolgte. Die Teufenangaben können aus<br />

diesem Grund mit einem Fehler von bis zu 10 m behaftet sein.<br />

Es ist zu berücksichtigen, dass Strecken/Abbaukammern zum Teil mit taubem Material<br />

verfüllt, zum großen Teil jedoch auch verstürzt sein können. Dementsprechend ist für das<br />

Deckgebirge der entsprechenden Standorte – zur Geländeoberkante hin – mit einer<br />

größeren Auflockerung zu rechnen.<br />

9 Geologische Standortbewertung für oberflächennahe<br />

Geothermie<br />

In der oberflächennahen Geothermie (bis ca. 400 m Tiefe) wird Wärme aus dem Untergrund<br />

durch Abpumpen von Grundwasser und dessen Wiedereinleitung nach Wärmeentzug oder<br />

über Erdreichkollektoren bzw. Erdwärmesonden gewonnen. Die Entscheidung für horizontale<br />

oder vertikale Systeme wird durch die geologischen Standortbedingungen, den Platzbedarf<br />

oder durch bauliche Gegebenheiten bestimmt. Für den Bereich des Piesbergs bieten sich<br />

Erdwärmesonden an. Deren Auslegung wiederum hängt von der Art des Untergrundes d.h.<br />

der thermischen Leitfähigkeit, der Feuchte (bei Lockergesteinen) und eventuell des<br />

Grundwasserflusses ab.


- 26 -<br />

Die im Bereich des Piesbergs oberflächennah anstehenden Abfolgen des Karbon (Westfal D<br />

und C) bestehen überwiegend aus z.T. konglomeratischen, verkieselten Sandsteinen, die<br />

zusammenhängende Abschnitte von ca. 10 m bis über 60 m Mächtigkeit bilden. Ton- und<br />

Schluffsteine sind auf die unmittelbaren Hangend- und Liegendschichten der Kohleflöze<br />

beschränkt (Abb. 4). Ausgehend von der Oberkante des Flözes Johannisstein ist für<br />

Bohrungen am Piesberg bis 400 m Teufe folgende lithologische Abfolge zu erwarten:<br />

• Bis 55 m unter OK Flöz Johannisstein ein von Schluffsteinen und Kohleflözen<br />

dominierter Bereich des Westfal D mit einem ca. 17 m mächtigen Sandsteinhorizont<br />

in ca. 15 m Teufe (Abb. 4).<br />

• Bis 400 m unter OK Flöz Johannisstein ein von bis zu 60 m mächtigen<br />

Sandsteinhorizonten geprägter Bereich des unteren Westfal D und oberen Westfal C,<br />

dem in 82 m, 113 m, 150 m, 174 m, 201 m, 225 m, 259 m, 314 m und 397 m Teufe<br />

ca. 5-14 m mächtige Tonsteinhorizonte mit Kohleflözen eingeschaltet sind (Abb. 4).<br />

Entsprechend VDI 4640 Blatt 1 ist für Sandsteine eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 1,3-5,1<br />

W/m*K, für Metaquarzit eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 5,8 W/m*K charakteristisch. Auf<br />

Grund der intensiven Verkieselung stellt der in der VDI 4640 empfohlene Rechenwert der<br />

Wärmeleitfähigkeit für Sandsteine von λ = 2,3 W/m*K eine – für den Piesberg-Sandstein –<br />

konservative Einschätzung dar. Es erscheint wahrscheinlich, dass eine wesentlich<br />

günstigere, d.h. höhere Wärmeleitfähigkeit zu erwarten ist. Die ebenfalls in der Abfolge von<br />

Westfal D und C auftretenden Tonsteine weisen in Bezug auf die Wärmeleitfähigkeit mit<br />

λ = 2,2 W/m*K ungünstigere Eigenschaften als die Sandsteine auf.<br />

Für erdgekoppelte Wärmepumpen in reinem Heizbetrieb und bis zu einer Wärmepumpen-<br />

Heizleistung von 30 kW kann in einfachen Fällen mit Wärmepumpenbetriebszeiten von 1800<br />

bis 2400 h/a gerechnet werden. Entsprechend VDI 4640 Blatt 2 ist in diesem Fall für<br />

Sandsteine bei einer Betriebszeit der Wärmepumpe von 1800 h eine spezifische<br />

Entzugsleistung von 65 W/m, bei einer Betriebszeit der Wärmepumpe von 2400 h eine<br />

spezifische Entzugsleistung von 55-65 W/m anzunehmen.<br />

Die Sandsteine und Tonsteine des Piesbergs sind Kluftgrundwasserleiter. In Schichten mit<br />

stärkerer Klüftigkeit ist eine Wasserführung zu erwarten. Der Grundwasserspiegel liegt im<br />

Bereich von ca. 66 m NN (Hase-Niveau). Unterhalb dieser Teufe kann – infolge der<br />

stärkeren Durchfeuchtung etc. – von einer etwas höheren Wärmeentzugsleistung<br />

ausgegangen werden.<br />

Infolge des untertägigen Steinkohlebergbaus am Piesberg kann – abhängig vom Standort<br />

einer Erdwärmesonde – das Durchteufen ausgekohlter Flözbereiche oder alter Strecken<br />

notwendig werden. Ein Teil dieser alten Strecken und Kammern ist verfüllt oder verstürzt.<br />

Dennoch sind in diesen Zonen zumindest Spülungsverluste oder Bohrlochhindernisse nicht<br />

auszuschließen.


- 27 -<br />

10 Geologische Standortbewertung für tiefe Geothermie<br />

Zurzeit werden im Steinbruchbetrieb der Piesberger Steinindustrie (PSI) Sandsteine des<br />

Westfal D sowie des obersten Westfal C in einer Mächtigkeit von bis zu 265 m abgebaut.<br />

Demzufolge ist das am Piesberg in einer Mächtigkeit von ca. 230 m vorhandene Westfal D<br />

bereits in vielen Bereichen ausgeräumt. Eine innerhalb der Karbonscholle des Piesbergs im<br />

oberen Westfal C ansetzende ca. 1500-2000 m tiefe Bohrung (sowohl Standort 1 als auch<br />

Standort 2) würde daher das ca. 870 m mächtige Westfal C, das 665 m mächtige Westfal B<br />

sowie Teile des oberen Westfal A2 erfassen. Sowohl das obere Westfal A2 (Bochum-<br />

Schichten) wie auch das untere Westfal B (Essen-Schichten) sind vorwiegend pelitisch<br />

(Tonsteine) ausgebildet und weisen geringe Sandsteinanteile von ca. 20% auf. Deutlich<br />

sandsteinreichere Formationen des Karbon stehen im oberen Westfal B (Horst-Formation,<br />

Bohrteufe ca. 1100m) oder im unteren Westfal A2 im Bereich Röttgersbank-, Präsident- bzw.<br />

Luise-Sandstein (Bohrteufe ca. 1760-1910m) an.<br />

Eine außerhalb der Karbonscholle des Piesbergs angesetzte ca. 1500-2000m tiefe Bohrung<br />

wird – abhängig vom Bohransatzpunkt – eine Abfolge aus Gesteinen des<br />

Quartär/Neogen/Paläogen, (unteren) Buntsandstein, Perm und Karbon durchteufen. Für<br />

einen Standort südlich des Piesbergs wäre entsprechend der vorgestellten Stratigraphie mit<br />

einer bis zu ca. 60 m mächtigen quartären Abfolge, dem ca. 350 m mächtigen<br />

Buntsandstein, dem ca. 100 m mächtigen Zechstein sowie einer Abfolge von 230 m Westfal<br />

D, 870 m Westfal C und bis zu 400 m Westfal B zu rechnen. Sandsteinreiche Formationen<br />

des Karbons stehen im oberen Westfal B (Horst-Formation, Bohrteufe bis 1850 m) und im<br />

Westfal C (Bohrteufe ab ca. 740 m bis 1610 m) an.<br />

Analog zum tektonischen Bau des Schafbergs bei Ibbenbühren ist für den Piesberg<br />

Extensionstektonik (Abschiebungen) im oberen Bereich der Schichtenfolge und<br />

Einengungstektonik (Überschiebungen, Seitenverschiebungen) im tieferen Bereich der<br />

Schichtenfolge zu erwarten. Wie in Ibbenbüren dürfte auch im Bereich des Piesbergs dieser<br />

Übergang mit einer Abnahme der Wasserführung und einer Zunahme der Gasführung – in<br />

einer Tiefe von ca. 500-700 m – verbunden sein.<br />

Die Festgesteine am Piesberg sind vorwiegend Kluftgrundwasserleiter. In Schichten mit<br />

stärkerer Klüftigkeit bzw. verkarsteten Bereichen ist eine nennenswerte Wasserführung zu<br />

erwarten. Im tagesnahen Bereich ist die Grundwasserführung der Piesberger Karbonscholle<br />

allerdings durch den bis 1898 aktiven Steinkohlenabbau beeinflusst. Da<br />

Grundwasser/Niederschlagswasser zum großen Teil über die tiefste Stollensohle abgeleitet<br />

wird (Hasestollen-Mundloch bei ca. 66,10 m NN), ist die Piesberger Karbonscholle oberhalb<br />

des Hasestollen-Niveaus praktisch grundwasserfrei.<br />

Das in größerer Tiefe zu erwartende Grundwasser dürfte einem Na-Ca-Mg-Cl-Typ mit einer<br />

Natriumchlorid-Dominanz zuzuordnen sein. Diese Einschätzung wird auch durch die<br />

Mineralisation der Grubenwässer des Steinkohlenbergwerks Ibbenbüren gestützt. Die<br />

Mineralisation der aus karbonischen Gesteinen stammenden oberflächennahen<br />

Grundwässer (Tab. 2) stellt – aufgrund der Verdünnungseffekte – lediglich einen unteren<br />

Anhaltswert für die zu erwartende Gesamtmineralisation des Tiefenwassers dar.


- 28 -<br />

Erfahrungen des Steinkohlebergbaus am Piesberg deuten auf einen mit der Tiefe<br />

zunehmenden Gehalt an freier Kohlensäure im Grundwasser hin. Sowohl im aktiven<br />

Bergbaubetrieb als auch in Explorationsbohrungen der Umgebung konnte kein oder nur<br />

Spuren von Methan nachgewiesen werden. Nach den Erfahrungen aus Ibbenbüren sollte<br />

jedoch mit zunehmender Tiefe mit einem ansteigenden Methan-Gehalt der Schichtenfolge zu<br />

rechnen sein.<br />

Abhängig vom Standort der geplanten Tiefbohrung müssen ein bis drei ausgekohlte<br />

Flözbereiche oder alte Strecken durchteuft werden. Ein Großteil der alten Strecken und<br />

Kammern ist wahrscheinlich verfüllt oder verstürzt, dennoch sind – ohne vorbeugende<br />

Maßnahmen – in Strecken- wie auch in Kammerbereichen erhebliche Spülungsverluste zu<br />

erwarten. Die am Piesberg vorwiegend eingesetzten Holzausbauten sind nicht als<br />

gravierende Bohrhindernisse einzustufen. Im durch Untertagebau beeinflussten<br />

Gebirgsbereich (vgl. o.) sind jedoch entsprechende Schutzverrohrungen erforderlich.<br />

Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie


- 29 -<br />

Literatur<br />

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Grubenwässer des Ibbenbürener Steinkohlenreviers. - Z. deutsch. Geol. Ges.,<br />

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Kluftpotentials im Raum zwischen Hannover und der WeserScholle. – Tektonische Studie im<br />

Auftrag der Mobil Erdgas-Erdöl GmbH und der Preussag Energie GmbH (unveröff,<br />

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- 30 -<br />

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Kellner, T., Lenz, G. & Schneider, H. (1994): Regionale Untersuchungen von<br />

geothermischen Reserven und Resourcen in Nordwestdeutschland – Endbericht. – Nieders.<br />

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- 31 -<br />

Tunn, W. (1963): Auswertung der Bohrlochsmessungen der Bohrung Münsterland 1<br />

unterhalb 1870 m Teufe. - Fortschr. Geol. Rheinld. u. Westf., 11: 239-242; Krefeld.<br />

VDI (2000): VDI 4640 Blatt 1 und 2, Thermische Nutzung des Untergrundes<br />

Wrede, V. (2005): Das Oberkarbon (Silesium) am Nordrand des rechtsrheinischen<br />

Schiefergebirges (Ruhrkarbon). - Cour. Forsch.-Inst. Senckenberg, 254: 225-254; Frankfurt<br />

a. M.<br />

Unveröffentlichte Archivberichte<br />

0119191: Zentraldeponie Piesberg – Stellungnahme zur Standsicherheit des<br />

Heintzmann´schen Stollens (Fledermausstollen) im Bereich des Piesbergs in Osnabrück<br />

(April 1996): 13 S., 3 Anl.<br />

0115556: Gutachtliche Stellungnahme zu den geologischen, hydrogeologischen und<br />

hydrochemischen Verhältnissen am Piesberg bei Osnabrück im zusammenhang mit der<br />

Verfüllung des Steinbruchs mit Kraftwerksrückständen im Rahmen der Rekultivierung<br />

(Februar 1992): 54 S., 12 Anl.<br />

Persönliche Mitteilungen<br />

Dr.-Ing. Dipl.-Ing. Peter Goerke-Mallet<br />

DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH<br />

Osnabrücker Straße 112<br />

D-49477 Ibbenbüren


Anlage 1: Geologische Karte des Piesbergs, Ausschnitt nach Hinze (1979).


Anlage 2: Westfal D (Drozdzewski 2005).


Anlage 3a: Westfal C1 (Drozdzewski 2005).


Anlage 3b: Westfal C2 (Drozdzewski 2005).


Anlage 4a: Westfal B1 (Drozdzewski 2005).


Anlage 4b: Westfal B2 (Drozdzewski 2005).


Anlage 5a: Westfal A2 (Drozdzewski 2005).


Anlage 5b: Westfal A2 im Längsprofil des Dorstener Sattels (Drozdzewski 2005).


Anlage 6: Stollen und Schächte des Piesberger Steinkohleabbaus (Hakenberg 1981).


Anlage 7: Stollen und Schächte sowie der Bereich untertägigen Steinkohleabbaus am<br />

Piesberg nach Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld.


Anlage 8: Anzahl übereinanderliegender und abgebauter Flöze in z-Richtung nach<br />

Grubenrissen des LBEG Clausthal-Zellerfeld.


Anlage 9:<br />

Verbreitung von Karbongesteinen im Bereich des Piesbergs (mögliche Areale<br />

von nicht dokumentiertem Bergbau bzw. Notbergbau) und mögliche<br />

Standortbereiche für <strong>GEYSIR</strong>-Projekt.


<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>:<br />

Teil 1<br />

Technische <strong>Machbarkeitsstudie</strong> des <strong>Geothermieprojekt</strong>es<br />

<strong>GEYSIR</strong><br />

(Geothermie Neubrandenburg GmbH)<br />

Teil 2<br />

Geologische und hydrogeologische Verhältnisse<br />

(LBEG)<br />

Teil 3<br />

Geothermische Untersuchungen<br />

(GGA-Institut)<br />

1. Sachbearbeiter: R. Schellschmidt, Dr. R. Jung<br />

2. Auftraggeber: Geothermie Neubrandenburg<br />

3. Auftragsdatum: 13.11.2006<br />

4. Archiv - Nr.:<br />

5. Tagebuch- Nr. : 6. TK 25- Nr.: 3614 Wallenhorst<br />

7. Anlagen<br />

Datum: 03.01.2007


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

1 Auftrag Geothermische Untersuchungen...................................................... 3<br />

2 Temperaturdaten ................................................................................................ 4<br />

2.1 Untersuchungsgebiet............................................................................................... 4<br />

2.2 Datengrundlage ....................................................................................................... 5<br />

3 Temperatur-Tiefen-Profile............................................................................... 10<br />

4 Temperaturfeld .................................................................................................. 14<br />

4.1 Temperaturisolinienkarten ..................................................................................... 14<br />

4.2 Charakteristik des Temperaturfeldes und Temperaturprognose für den Standort<br />

des <strong>GEYSIR</strong>-Projekts .................................................................................................... 15<br />

5 Wärmeleitfähigkeit ............................................................................................ 22<br />

Literatur ....................................................................................................................... 23


3<br />

1 Auftrag Geothermische Untersuchungen<br />

Im Rahmen der Erstellung einer technischen <strong>Machbarkeitsstudie</strong> zum <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong> für die <strong>Stadt</strong> Osnabrück sollten im Teil 3 der Studie folgende Leistungen<br />

erbracht werden:<br />

Geothermische Untersuchungen<br />

o Auswertung der Tiefbohrungen im Raum Osnabrück<br />

o Erstellung von Isothermenkarten für das Gebiet Osnabrück für die Tiefenniveaus<br />

ab 250 m in Abständen von jeweils 250 m bis zu Tiefen, in denen noch genügend<br />

Messdaten für die Anfertigung von Isothermenkarten zur Verfügung stehen.<br />

o Anfertigung von Temperatur-Tiefendiagrammen mit Einzelwerten, Mittelwertkurve<br />

und Streubreite für das Untersuchungsgebiet<br />

o Abschätzung der zu erwartenden Gebirgstemperaturen für den geplanten Standort<br />

des <strong>GEYSIR</strong>-Projektes bis 2000 m.<br />

o Erarbeitung und Angabe der für die technische <strong>Machbarkeitsstudie</strong> erforderlichen<br />

Eingabeparameter und Modellspezifikationen für das <strong>GEYSIR</strong>-Konzept in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kontraktor<br />

o Anfertigung eines Berichts zu Ziffer 1


4<br />

2 Temperaturdaten<br />

2.1 Untersuchungsgebiet<br />

Bei der Auswahl der Größe des Untersuchungsgebiets für die thermischen Untersuchungen<br />

wurde darauf geachtet, dass der lokale Charakter der Temperaturinformationen<br />

noch gegeben ist, das Gebiet aber andererseits groß genug ist, um eventuelle<br />

Temperaturtrends zu erkennen. Für die folgenden Untersuchungen wurde ein Gebiet<br />

von 46 x 44 km (4 x 4 TK25-Blätter) um den Standort Osnabrück ausgewählt (Abb. 1,<br />

roter Rahmen). Bei einer kleineren Gebietsauswahl würden für größere Tiefen nicht<br />

mehr genügend Bohrungen mit Temperaturinformationen zur Verfügung stehen, um<br />

gesicherte Temperatur-Tiefen-Profile, Temperaturisolinienkarten und eine Temperaturprognose<br />

zu erstellen. Für die Erstellung der Temperaturkarten wurde ein größeres Gebiet<br />

von 69 x 66 km (6 x 6 TK25-Blätter) ausgewählt (Abb. 1, blauer Rahmen), um eventuelle<br />

Temperaturtrends besser zu erkennen. Die Koordinaten der Eckpunkte der Untersuchungsgebiete<br />

für das <strong>Geothermieprojekt</strong> <strong>GEYSIR</strong> (Osnabrück) sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />

Eckpunkte<br />

Koordinaten<br />

Rechtswert Hochwert Länge Breite<br />

‚ ‚<br />

m m ° °<br />

TK 6 x 6<br />

Südwest 3397059 5763965 7 30 52 00<br />

Nordost 3466194 5829784 8 30 52 36<br />

TK 4 x 4<br />

Südwest 3408708 5774868 7 40 52 06<br />

Nordost 3454799 5818748 8 20 52 30<br />

Tabelle 1: Gauß-Krüger (D-West-BKG) und Geographische Koordinaten (WGS84) der<br />

Untersuchungsgebiete für das <strong>Geothermieprojekt</strong> <strong>GEYSIR</strong> (vgl. Abb.1).


5<br />

Abb. 1: Untersuchungsgebiete: 4 x 4 und 6 x 6 TK25-Blätter. Die vorgesehenen Standorte<br />

1 und 2 für die Bohrung liegen im zentralen Bereich der Karte (roter Punkt). Die<br />

gelben Dreiecke markieren die Bohrpunkte. Topographische Karten: ATKIS DTK<br />

1000/200/50V ©, Vermessungsverwaltung der Länder und der Bundesamt für Kartographie<br />

und Geodäsie.<br />

2.2 Datengrundlage<br />

Beim GGA-Institut wird das Fachinformationssystem (FIS) Geophysik (https://www.ggahannover.de/app/fis_gp/startseite/start.htm)<br />

betrieben (Kühne et al. 2003). Die Daten-


6<br />

bank enthält Messdaten und Auswertungen verschiedener geophysikalischer Verfahren,<br />

vorrangig für das Gebiet von Deutschland. Es sind Daten des GGA-Instituts, aber auch<br />

von Partnerinstitutionen gespeichert.<br />

Das FIS Geophysik unterstützt über eine neu entwickelte Internet-Schnittstelle auch die<br />

Informationsansprüche der wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Dabei bleiben die rechtlichen<br />

Randbedingungen gewahrt.<br />

Die Datenbank des FIS Geophysik besteht aus einem Überbau und verschiedenen<br />

Subsystemen. Jedes Subsystem nimmt die spezifischen Daten eines geophysikalischen<br />

Verfahrens (z. B. Geothermik) auf.<br />

Das Subsystem Geothermik enthält Informationen aus rund 10.000 Bohrungen über das<br />

Temperaturfeld im Untergrund Deutschlands. Ungestörte Temperaturlogs und Lagerstättentemperaturen<br />

werden als optimale Daten angesehen. Lagerstättentemperaturen<br />

liegen aufgrund der regelmäßigen, langjährigen Kontrolle der Förderbohrungen als umfangreiche<br />

Messwertreihen vor; die Schwankungsbreite dieser Temperaturwerte liegt<br />

überwiegend unter 1 K. Zur Erstellung von Temperaturkarten in beliebigen Maßstäben<br />

und für beliebige Tiefen werden neben Temperaturlogs, Lagerstättentemperaturen und<br />

Fördertests vor allem Bottom Hole Temperatures (BHT) verwendet. Diese BHT-<br />

Messungen werden in fast allen Industriebohrungen im Bohrlochtiefsten, unmittelbar<br />

nach Einstellen der Bohrarbeiten, ausgeführt und sind durch den Bohrvorgang (Spülungsumlauf)<br />

thermisch gestört. Eine Korrektur (Extrapolation) dieser BHT-Werte auf<br />

ungestörte Temperaturen ist möglich, da im Bohrlochtiefsten der störende Einfluss des<br />

Spülungsumlaufs auf das Temperaturfeld am geringsten ist. In Abhängigkeit von der<br />

Stillstandszeit nach Bohrende, der Spülungsdauer (Spülungsumlauf) und der Anzahl der<br />

für jede Tiefe zur Verfügung stehenden Temperaturwerte können unterschiedliche Extrapolationsverfahren<br />

angewendet werden (Schulz & Schellschmidt 1991, Schulz et al.<br />

1990):<br />

(1) der „Explosionszylinderquellenansatz“ (Leblanc et al. 1982),<br />

(2) die Annahme einer „kontinuierlichen Linienquelle“ (Horner 1951),<br />

(3) einer „Explosionslinienquelle“ (Lachenbruch & Brewer 1959),<br />

(4) der „Zylinderquellenansatz“ (Middleton 1982) mit statistischen Parametern.


7<br />

Bei der Extrapolation von zeitlich nur einfach belegten BHT-Werten auf die ungestörte<br />

Temperatur müssen aus umgebenden Messungen mit höherem Informationsgehalt statistische<br />

Parameter ermittelt werden. Zusätzlich werden die Werte in Verbindung mit<br />

einer statistischen Auswertung aller verfügbaren Bohrlochdaten aus dem jeweiligen Untersuchungsgebiet<br />

ausgeglichen. Trotz der angewendeten Korrekturen sind diese Ergebnisse<br />

im Gegensatz zu ungestörten Temperaturlogs noch mit einem Fehler von ca.<br />

± 5 K behaftet. Aufgrund der unterschiedlichen Mess- und Korrekturarten (nur BHT-<br />

Werte) werden die Temperaturdaten in unterschiedliche Güteklassen eingeteilt. In Tabelle<br />

2 sind die Güteklassen und Korrekturarten für das Untersuchungsgebiet zusammengefasst.<br />

Güteklassen Anzahl Korrektur<br />

Temperaturlogs (bohrtechnisch ungestört) 6 ---<br />

Temperaturlogs (bohrtechnisch gestört) 0 ---<br />

Messungen in Bergwerken 1 ---<br />

Lagerstättentemperaturen 0 ---<br />

Messungen aus Fördertests 4 ---<br />

BHT-Werte (zeitlich mindestens dreifach belegt) 0 (1), (2)<br />

BHT-Werte (zeitlich zweifach belegt) 1 (2), (3)<br />

BHT-Werte (zeitlich einfach belegt):<br />

Standzeit und Bohrlochradius bekannt 1 (4)<br />

nur Standzeit bekannt 2 (4)<br />

nur Bohrlochradius bekannt 2 (4)<br />

weder Standzeit noch Bohrlochradius bekannt 14 (4)<br />

Tabelle 2: Güteklassen, Anzahl der Bohrungen und Korrekturarten (nur BHT-Werte) für<br />

das Untersuchungsgebiet <strong>GEYSIR</strong>-Projekt (6 x 6 TK25-Blätter).<br />

In der Tiefe von 1500 m stehen für das engere Untersuchungsgebiet nur noch<br />

4 Bohrungen zur Verfügung (vgl. Tabelle 4). Aufgrund dieser geringen Belegungsdichte<br />

wurden für Tiefen größer 1500 m keine Temperaturkarten erstellt. Neben der Belegungsdichte<br />

nimmt auch die Qualität der Temperaturdaten mit der Tiefe ab.


8<br />

Tiefe Bohrungen Temperatur<br />

m Anzahl °C<br />

Minimum Mittelwert Maximum<br />

0 31 8.5 9.5 10.8<br />

125 27 12.0 14.3 18.1<br />

250 24 15.2 19.4 26.8<br />

375 24 18.1 24.5 35.4<br />

500 24 21.0 29.4 44.0<br />

625 24 23.8 34.2 52.6<br />

750 24 26.4 38.6 61.3<br />

875 20 29.6 42.6 61.3<br />

1000 16 32.4 45.2 66.3<br />

1125 15 35.3 49.4 71.2<br />

1250 15 38.2 53.2 76.1<br />

1375 14 41.0 56.9 81.1<br />

1500 12 43.9 61.9 86.0<br />

1625 10 46.8 66.5 90.9<br />

1750 9 49.6 67.3 82.7<br />

1875 7 52.5 69.6 87.9<br />

2000 4 70.9 77.7 93.1<br />

2125 4 73.2 81.5 98.4<br />

2250 2 85.7 94.6 103.6<br />

2375 2 89.3 99.1 108.8<br />

2500 2 91.9 103.0 114.0<br />

2625 1 94.6 94.6 94.6<br />

2750 1 97.4 97.4 97.4<br />

2875 1 100.7 100.7 100.7<br />

3000 1 104.0 104.0 104.0<br />

3125 1 107.3 107.3 107.3<br />

3250 1 110.6 110.6 110.6<br />

3375 1 113.9 113.9 113.9<br />

3500 1 117.2 117.2 117.2<br />

Tabelle 3: Anzahl der Bohrungen, Temperaturminimum, Temperaturmittelwert und<br />

Temperaturmaximum für die Tiefen von 0 bis 3500 m (Untersuchungsgebiet 6 x 6 TK-<br />

Blätter). Der Temperaturwert für die Tiefe 0 m gibt die mittlere Jahrestemperatur an der<br />

Erdoberfläche für die jeweilige Bohrung an (DEUTSCHER WETTERDIENST 1964, KESSELS<br />

1980).


9<br />

Tiefe Bohrungen Temperatur<br />

m Anzahl °C<br />

Minimum Mittelwert Maximum<br />

0 14 9.0 9.4 9.5<br />

125 12 12.2 13.4 14.8<br />

250 10 15.5 17.5 20.1<br />

375 10 18.6 21.6 25.3<br />

500 10 21.8 25.8 30.6<br />

625 10 24.9 30.1 35.9<br />

750 10 28.0 34.3 41.2<br />

875 9 31.2 38.6 46.4<br />

1000 8 33.8 41.3 50.0<br />

1125 7 37.4 45.6 52.3<br />

1250 7 41.3 49.6 54.6<br />

1375 6 44.9 53.1 60.2<br />

1500 4 52.6 58.8 66.5<br />

1625 3 60.6 65.0 72.8<br />

1750 3 63.9 69.2 79.1<br />

1875 1 69.6 69.6 69.6<br />

2000 1 75.0 75.0 75.0<br />

2125 1 80.3 80.3 80.3<br />

2250 1 85.7 85.7 85.7<br />

2375 1 89.3 89.3 89.3<br />

2500 1 91.9 91.9 91.9<br />

2625 1 94.6 94.6 94.6<br />

2750 1 97.4 97.4 97.4<br />

2875 1 100.7 100.7 100.7<br />

3000 1 104.0 104.0 104.0<br />

3125 1 107.3 107.3 107.3<br />

3250 1 110.6 110.6 110.6<br />

3375 1 113.9 113.9 113.9<br />

3500 1 117.2 117.2 117.2<br />

Tabelle 4: Anzahl der Bohrungen, Temperaturminimum, Temperaturmittelwert und<br />

Temperaturmaximum für die Tiefen von 0 bis 3500 m (Untersuchungsgebiet 4 x 4 TK-<br />

Blätter). Der Temperaturwert für die Tiefe 0 m gibt die mittlere Jahrestemperatur an der<br />

Erdoberfläche für die jeweilige Bohrung an (DEUTSCHER WETTERDIENST 1964, KESSELS<br />

1980).


10<br />

3 Temperatur-Tiefen-Profile<br />

Die Temperaturwerte aus dem Untersuchungsgebiet <strong>GEYSIR</strong>-Projekt sind in Abb. 2, 3<br />

und 4 zu Temperatur-Tiefen-Profilen zusammengefasst. Die geplante Endtiefe der Bohrung<br />

soll 2000 m betragen. Das Profil in Abb. 2 zeigt die mittleren Temperaturen (Kreise)<br />

für das Untersuchungsgebiet bis zu einer Tiefe von 2000 m sowie die jeweiligen Minimal-<br />

und Maximaltemperaturen. Die Zahlen neben den Minimalwerten geben an, wie<br />

viele Messwerte in die Mittelung für die jeweilige Tiefe einbezogen wurden. Darüber<br />

hinaus ist zur besseren Orientierung der Bereich, welcher die Temperaturgradienten<br />

von 25 K km -1 bis 45 K km -1 abdeckt, grau markiert.<br />

Die Profile in Abb. 3 und 4 zeigen die Verteilung der Temperaturwerte (Datenpunkte) als<br />

Funktion der der Tiefe (bis 3500 m bzw. 2000 m). Die roten Kreise markieren die Temperaturwerte<br />

aus den Bohrungen für das Gebiet 4 x 4 TK25-Blätter. Darüber hinaus sind<br />

die Temperaturwerte aus den Bohrungen für das Gebiet 6 x 6 TK25-Blätter als blaue<br />

Quadrate dargestellt. Zur besseren Orientierung sind Geraden, die einem Temperaturgradienten<br />

von 20 K km -1 und 60 K km -1 entsprechen, eingezeichnet. In Abb. 3 und 4<br />

sind ebenfalls die Bereiche, welche die Temperaturgradienten von 25 K km -1 bis<br />

45 K km -1 abdeckt, grau markiert. Mann erkennt, dass alle Temperaturwerte aus dem<br />

lokalen Umfeld des <strong>GEYSIR</strong>-Projekts (Gebiet 4 x 4 TK25-Blätter) Temperaturgradienten<br />

zwischen 25 K km -1 bis 45 K km -1 aufweisen.


11<br />

T (°C)<br />

0 20 40 60 80<br />

0<br />

14<br />

12<br />

250<br />

10<br />

10<br />

500<br />

10<br />

10<br />

750<br />

10<br />

z (m)<br />

1000<br />

9<br />

8<br />

7<br />

1250<br />

7<br />

6<br />

1500<br />

4<br />

3<br />

1750<br />

3<br />

1<br />

2000<br />

Abb. 2: Temperatur-Tiefen-Profil für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong> (4 x 4 TK25-Blätter) mit Angaben über die Mittelwerte (Kreise), die Minimalund<br />

Maximaltemperaturen. Die Zahlen neben den Minimalwerten geben an, wie viele<br />

Messwerte in die Mittelung für die jeweilige Tiefe einbezogen wurden. Der grau markierte<br />

Bereich entsprechen den Temperaturgradienten von 25 K km -1 bis 45 K m -1 .


12<br />

T (°C)<br />

0 20 40 60 80 100<br />

120<br />

0<br />

500<br />

1000<br />

Γ = 60 K km -1<br />

1500<br />

Γ = 20 K km -1<br />

z (m)<br />

2000<br />

2500<br />

3000<br />

3500<br />

Abb. 3: Temperatur-Tiefen-Profil für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong> bis zu einer Tiefe von 3500 m. Die eingezeichneten Geraden entsprechen einem<br />

Temperaturgradienten von 20 K km -1 und 60 K km -1 . Der grau markierte Bereich<br />

entsprechen den Temperaturgradienten von 25 K km -1 bis 45 K m -1 . Rote Punkte und<br />

blaue Quadrate siehe Text.


13<br />

T (°C)<br />

0 20 40 60 80<br />

0<br />

250<br />

500<br />

Γ = 60 K km -1<br />

750<br />

z (m)<br />

1000<br />

1250<br />

Γ = 20 K km -1<br />

1500<br />

1750<br />

2000<br />

Abb. 4: Temperatur-Tiefen-Profil für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong> bis zu einer Tiefe von 2000 m. Die eingezeichneten Geraden entsprechen einem<br />

Temperaturgradienten von 20 K km -1 und 60 K km -1 . Der grau markierte Bereich<br />

entsprechen den Temperaturgradienten von 25 K km -1 bis 45 K m -1 . Rote Punkte und<br />

blaue Quadrate siehe Text.


14<br />

4 Temperaturfeld<br />

4.1 Temperaturisolinienkarten<br />

Die Interpolation von Daten für Temperaturkarten erfolgt in zwei Schritten, was dem<br />

Umstand Rechnung trägt, dass der Temperaturgradient nahezu vertikal ist. Es werden<br />

zunächst die Daten auf einen vorgegebenen Tiefenhorizont interpoliert und anschließend<br />

lateral in die Fläche. Eine Extrapolation der Temperaturwerte in die Tiefe, über die<br />

Endteufe der Bohrung hinaus, wird nicht vorgenommen.<br />

Die Isoliniendarstellungen erfolgten mit dem Programmpaket GMT (The Generic Mapping<br />

Tools, http://gmt.soest.hawaii.edu/), entwickelt von WESSEL & SMITH (1995) von der<br />

„School of Ocean and Earth Science and Technology“, Universität von Hawaii in Manoa.<br />

Das GMT Programm Paket erlaubt die Bearbeitung und Visualisierung von geophysikalischen<br />

Daten oder ähnlichen (x,y,z) Daten, die in ein geographisches Netz eingebunden<br />

werden sollen. Das verwendete Interpolationsverfahren wird als „continuous curvature<br />

splines in tension“ bezeichnet (SMITH & WESSEL 1990). Dieses Verfahren basiert<br />

auf der „Methode der kleinsten Krümmung“. Dieser Gridding-Algorithmus wurde von<br />

Smith und Wessel verallgemeinert und um einen Spannungsparameter (tension) erweitert,<br />

der unerwünschte Oszillationen in den Isolinienberechnungen unterdrückt. Die Datenpunkte<br />

z k werden bei diesem Algorithmus immer honoriert. Mathematisch betrachtet,<br />

soll eine Funktion<br />

zxy ( , )<br />

zx ( , y ) = z, für alle z , k = 1, n<br />

k k k<br />

gefunden werden, die folgende Randbedingungen erfüllt:<br />

k<br />

4 2<br />

(1 t) z z 0<br />

− ∇ −∇ = sonst,<br />

wobei t der Spannungsparameter (tension) ist, mit 0≤ t ≤ 1.<br />

Das verwendete GMT-Programm ist ein erprobtes Isolinienprogramm, welches im Bereich<br />

der Geophysik und Geographie (neben dem Kriging-Verfahren) weltweit sehr häufig<br />

angewendet wird.<br />

Für die Erstellung der Karten wurde ein regelmäßiges Gitter mit einer Gitterweite von<br />

250 x 250 m verwendet. Die weißen Punkte in den folgenden Karten markieren die Bohrungen<br />

mit Temperaturinformationen. Die Belegungsdichte der Bohrungen nimmt mit<br />

der Tiefe ab (vgl. Tabelle 3 und 4). Darüber hinaus sind die Bohrungen nicht gleichmä-


15<br />

ßig über die Fläche verteilt, so dass in einigen Gebieten des Untersuchungsgebietes<br />

direkte Temperaturinformationen fehlen.<br />

4.2 Charakteristik des Temperaturfeldes und Temperaturprognose für den Standort<br />

des <strong>GEYSIR</strong>-Projekts<br />

Die Abbildungen 5 bis 10 zeigen das Temperaturfeld für das Untersuchungsgebiet<br />

<strong>GEYSIR</strong>-Projekt (6 x 6 TK25-Blätter) in den Tiefen 250 m, 500 m, 750 m, 1000 m,<br />

1250 m und 1500 m. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen<br />

in den jeweiligen Tiefen, wobei BHT-Werte aus Erdölbohrungen vorherrschen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung des <strong>GEYSIR</strong>-<br />

Projekts sind mit roten Kreisen markiert.<br />

In dem Untersuchungsgebiet gibt es im Norden im Raum Steinfeld eine ausgeprägte<br />

positive Temperaturanomalie. Hier werden in 1500 m Tiefe Temperaturen von 86 °C<br />

erreicht. Im übrigen Untersuchungsgebiet sind die Untergrundtemperaturen normal. Das<br />

heißt die Temperatur nimmt hier mit einem Gradienten von 30 bis 40 K/km zu. An den<br />

Lokationen für das geplante <strong>GEYSIR</strong>-Projekt beträgt der Temperaturgradient ca.<br />

35 K/km. Für diesen Standort ist daher mit einer Temperatur zwischen 70 und 90 °C in<br />

2000 m Tiefe zu rechnen. Für die Modellrechnungen wird eine Temperatur von 80 °C<br />

angenommen.


16<br />

Abb. 5: Temperaturisolinien für die Tiefe 250 m für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung sind mit roten<br />

Kreisen markiert.


17<br />

Abb. 6: Temperaturisolinien für die Tiefe 500 m für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung sind mit roten<br />

Kreisen markiert.


18<br />

Abb. 7: Temperaturisolinien für die Tiefe 750 m für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung sind mit roten<br />

Kreisen markiert.


19<br />

Abb. 8: Temperaturisolinien für die Tiefe 1000 m für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung sind mit roten<br />

Kreisen markiert.


20<br />

Abb. 9: Temperaturisolinien für die Tiefe 1250 m für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung sind mit roten<br />

Kreisen markiert.


21<br />

Abb. 10: Temperaturisolinien für die Tiefe 1500 m für das Untersuchungsgebiet <strong>Geothermieprojekt</strong><br />

<strong>GEYSIR</strong>. Die weißen Punkte markieren die Bohrungen mit Temperaturinformationen.<br />

Die Standorte 1 und 2 für die geplante Geothermiebohrung sind mit roten<br />

Kreisen markiert.


22<br />

5 Wärmeleitfähigkeit<br />

Im Jahr 2003 wurden vom GGA-Institut Wärmeleitfähigkeitsmessungen an 28 wassergesättigten<br />

Gesteinsproben des Karbons aus dem Ruhrgebiet ermittelt. Die Ergebnisse<br />

dieser Messungen sind in Tabelle 5 zusammengestellt. Die Wärmeleitfähigkeitswerte<br />

der Sandsteinen sind deutlich höher als die der Ton- bzw. Schluff-/Tonsteine. Für die<br />

Wechsellagerung dieser Gesteine am Standort des <strong>GEYSIR</strong>-Projekts kann von einem<br />

Mittelwert von ca. 3 W / (m K) ausgegangen werden.<br />

Lithologie<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

Anzahl der<br />

Mittelwert Minimum Maximum Messungen<br />

W / (m K) W / (m K) W / (m K)<br />

Sandstein 4,1 3,3 4,7 14<br />

Tonstein und Schluff-/Tonstein 2,5 2,3 2,9 4<br />

Tabelle 5: Mittelwert, Minimum und Maximum der Wärmeleitfähigkeit für typische Karbongesteine<br />

aus dem Ruhrgebiet.


23<br />

Literatur<br />

DEUTSCHER WETTERDIENST (1964): Klima-Atlas. – Offenbach (Selbstverlag des Deutschen<br />

Wetterdienstes).<br />

HORNER (1951): Pressure build-up in wells. - Proc. Third World Petroleum Congress, 34:<br />

316; The Hague.<br />

KESSELS, W. (1980): Die Bestimmung des stationären Temperaturgradienten und des<br />

geothermischen Wärmeflusses aus Flachbohrungen. – Technische Universität<br />

Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Naturwissenschaftliche Fakultät,<br />

Dissertation; Braunschweig.<br />

KÜHNE, K., MAUL, A.-A. & GORLING, L. (2003): Aufbau eines Fachinformationssystems<br />

Geophysik. – Z. Angew. Geol. 2/2003: 48-53; Hannover.<br />

LACHENBRUCH, A.H. & BREWER, M.C. (1959): Dissipation of the temperature effect of<br />

drilling a well in Arctic Alaska. - Geological Survey Bulletin, 1083-C: 73-109;<br />

Washington.<br />

LEBLANC, Y., LAM, H.-L., PASCOE, L.J. & JOHNES, F.W. (1982): A comparison of two<br />

methods of estimating static formation temperature from well logs. - Geophys.<br />

Prosp., 30: 348-357.<br />

MIDDLETON, M.F. (1982): Bottom-hole temperature stabilization with continued circulation<br />

of drilling mud. - Geophysics, 47: 1716-1723.<br />

SCHULZ, R., HÄNEL, R. & WERNER, K.H. (1990): Geothermische Ressourcen und Reserven:<br />

Weiterführung und Verbesserung der Temperaturdatensammlung. - Report EUR<br />

11998 DE: 75 pp; Luxembourg (Office for Official Publications of the European<br />

Communities).<br />

SCHULZ, R. & SCHELLSCHMIDT, R. (1991): Das Temperaturfeld im südlichen Oberrheingraben.<br />

– Geol. Jb., E48: 153-165; Hannover.<br />

SMITH, W.H.F. & WESSEL, P. (1990): Gridding with continuous curvature splines in<br />

tension. – Geophysics, 55: 293-305.<br />

WESSEL, P. & SMITH, W.H.F. (1995): A new version of the Generic Mapping Tools (GMT).<br />

– Eos Trans. AGU, 76(33), 329.

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