Politische Teilhabe stärken, Integration fördern. - Stadt Osnabrück
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<strong>Politische</strong> <strong>Teilhabe</strong> stärken,<br />
<strong>Integration</strong> fördern.<br />
Abschlussdokumentation einer Befragung zur Weiterentwicklung<br />
des Partizipationskonzepts für Migrantinnen und Migranten in<br />
der <strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />
2011<br />
Claudia Pinkert · Vérénice Rokitta · Marie-Theres Volk<br />
Im Auftrag der <strong>Stadt</strong> Osnabrück, Der Oberbürgermeister, Fachbereich <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Integration</strong>
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einführung............................................................................................................. 1<br />
2. Darstellung der Erhebungsmethode ....................................................................... 2<br />
3. Vorstellung der Untersuchungsergebnisse............................................................... I<br />
3.1. Möglichkeiten politischer Partizipation in Osnabrück .............................................4<br />
3.2. Der Beirat für Migration ...........................................................................................7<br />
3.2.1. Die Beiratsmitglieder.........................................................................................7<br />
3.2.2. Die Externen ....................................................................................................13<br />
3.3 Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung ......................................................17<br />
3.4 Vernetzung und politische Einflussnahme von Migrantenvereinen .......................18<br />
3.5 Bewertung der politischen Partizipationsmöglichkeiten ........................................21<br />
3.6 Ansätze zur Weiterentwicklung der Partizipationsangebote..................................24<br />
3.6.1. Institutionalisierte und offizielle Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong>..................24<br />
3.6.2. Nicht- institutionalisierte Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong>.............................28<br />
3.6.3. Beirat für Migration.........................................................................................28<br />
3.6.4. Weitere Partizipationsformen ............................................................................I<br />
4. Resümee ..............................................................................................................35<br />
Anhang ....................................................................................................................37<br />
II
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Zielgruppen der Befragung .......................................................................... 2<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Befragte Personen nach Migrationshintergrund und Alter ............................. 3<br />
Abb. 2: Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung ........................................... 17<br />
Abb. 3: Bewertung der Einflussmöglichkeiten von Migrantenvereinen ....................... 20<br />
Abb. 4: Weiterentwicklung des Beirates für Migration……………………………………………… 29<br />
III
1. Einführung<br />
In Osnabrück gibt es über 140 verschiedene Nationalitäten. Mit ihren vielfältigen kulturellen<br />
Hintergründen bereichern diese Menschen das Leben in der Friedens- und Kulturstadt<br />
auf unterschiedlichste Art und Weise. Diese verschiedenen Gruppen wie Deutsche<br />
mit und ohne Migrationshintergrund, EU-Bürgerinnen und -Bürger, Menschen aus Drittstaaten<br />
mit unterschiedlichen Aufenthaltsrechten begegnen einander und prägen das<br />
Bild der <strong>Stadt</strong>. Auf lokaler Ebene gestalten sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Politik mit<br />
und geben Impulse. Die politische Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
verstanden als Vertretung von eigenen Interessen mit dem Ziel der Einflussnahme<br />
auf politische Entscheidungen 1 , stellt eine wichtige Dimension im vielschichtigen<br />
<strong>Integration</strong>sprozess dar und ist zugleich zentraler Bestandteil im Meinungs- und Willensbildungsprozess<br />
in demokratischen Gesellschaften.<br />
Der Zugang zu diesen Möglichkeiten stellt sich allerdings für die verschiedenen Migrantengruppen<br />
ganz unterschiedlich dar. Bedingt durch ihren ausländerrechtlichen Status<br />
sind Eingebürgerte und Unionsbürgerinnen und -Bürger berechtigt, an den Kommunalwahlen<br />
teilzunehmen, während Drittstaatsangehörige unabhängig ihres Status und ihrer<br />
Aufenthaltsdauer von diesem Recht ausgeschlossen sind. Auf kommunaler Ebene wird<br />
versucht, diesem Demokratiedefizit durch die Einrichtung von Ausländer- bzw. <strong>Integration</strong>sbeiräten<br />
zu begegnen. In Osnabrück sind in diesem Zusammenhang der <strong>Integration</strong>sausschuss<br />
und Beirat für Migration als Gremien der Interessenvertretung von Migrantinnen<br />
und Migranten zu nennen.<br />
Die <strong>Stadt</strong> Osnabrück, die es sich zu ihrer Aufgabe erklärt hat, die gleichberechtigte <strong>Teilhabe</strong><br />
von Migrantinnen und Migranten am gesellschaftlichen Leben in Osnabrück anzustreben<br />
und zu fördern 2 , ist daran interessiert, die bestehenden Partizipationsangebote<br />
in der <strong>Stadt</strong> zu untersuchen und weiterzuentwickeln. Die zu diesem Zweck in Auftrag<br />
gegebene qualitative Studie im Rahmen eines Kooperationsprojekts des Instituts für<br />
Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und<br />
der <strong>Stadt</strong> Osnabrück zielt darauf ab, aus dem gewonnen Datenmaterial Schlüsse auf<br />
folgende zentrale Fragestellungen ziehen zu können: Welche Möglichkeiten und Angebote<br />
zur politischen <strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten in Osnabrück werden<br />
wahrgenommen und genutzt? Wie werden die Möglichkeiten und Angebote wie beispielsweise<br />
der Beirat für Migration als Instrumente der Interessenvertretung und Einflussnahme<br />
bewertet? Wie können die bestehenden Formen dahingehend weiterentwickelt<br />
beziehungsweise durch alternative Partizipationsformen ergänzt oder ersetzt werden,<br />
die politische <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken?<br />
Die Antworten auf diese Fragen gehen aus den Ergebnissen der Befragung hervor und<br />
bilden den Kern dieses Berichts. Ihre Wiedergabe erfolgt rein deskriptiv und knüpft an<br />
eine kurze Vorstellung des methodischen Vorgehens bei der Datenerhebung und<br />
–auswertung an. Ein Resümee schließt diese Dokumentation ab.<br />
<strong>Politische</strong> <strong>Teilhabe</strong><br />
ist eine wichtige<br />
Dimension der <strong>Integration</strong><br />
Demokratiedefizit:<br />
Drittstaatsangehörige<br />
sind von Wahlen<br />
ausgeschlossen<br />
Ziel der Studie:<br />
Partizipationsangebote<br />
untersuchen<br />
und weiterentwickeln<br />
1 In Anlehnung an eine Definition von politischer Beteiligung nach Max Kaase. [Kaase, M. (2003):<br />
<strong>Politische</strong> Beteiligung / <strong>Politische</strong> Partizipation, in: Andersen, U. und Woyke, W. (Hrsg.): Handwörterbuch<br />
des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, Leske + Budrich, Opladen,<br />
S. 495-500.]<br />
2<br />
Siehe Leitbild der <strong>Stadt</strong> Osnabrück für die <strong>Integration</strong> von Zuwanderern [Quelle:<br />
http://www.osnabrueck.de/images_design/Grafiken_Inhalt_Wohnen_Verkehr/Leitbild.pdf]<br />
1
2. Darstellung der Erhebungsmethode<br />
Die Befragung zur politischen <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit Migrationshintergrund in Osnabrück<br />
wurde im Zeitraum von Juli bis Mitte Oktober von den Studentinnen Claudia<br />
Pinkert, Vérénice Rokitta und Marie-Theres Volk des Instituts für Migrationsforschung<br />
und interkulturelle Studien der Universität Osnabrück durchgeführt. 3 Als Zielgruppe<br />
wurden Personen definiert, die sich vor dem Hintergrund beruflicher, wissenschaftlicher<br />
oder ehrenamtlicher Tätigkeit mit dem Thema interkulturelle <strong>Integration</strong> in Osnabrück<br />
auseinandersetzen und deren Meinung zu der Frage zukünftiger Partizipationsmodelle<br />
als relevant erachtet wird. Als „Expertin/Experte“ werden dabei solche Personen angesehen,<br />
welche aufgrund professionell-praktischer Erfahrung mit dem Thema in Berührung<br />
gekommen sind, wie auch Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund<br />
ohne konkreten beruflichen Bezug zu der Thematik. Auf diese Weise sollte eine<br />
tragfähige Datenbasis geschaffen werden, bei deren Erhebung zusätzlich vielschichtige<br />
Ansichten generiert werden. Dabei wurden drei Zielgruppen unterschieden:<br />
Zielgruppen der Befragung<br />
1 2 3<br />
Mitglieder des Beirats für<br />
Migration<br />
(ohne Mitglieder der Ratsfraktionen)<br />
Tab. 1: Zielgruppen der Befragung<br />
Weitere Sachverständige<br />
(z.B. Parteimitglieder, <strong>Integration</strong>slotsen,<br />
Experten aus Organisationen)<br />
Bürger mit<br />
Migrationshintergrund<br />
(unter Beachtung nationaler,<br />
alters- und genderspezifischer<br />
Merkmale)<br />
Bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner wurde versucht den<br />
verschiedenen Aspekten wie die Vertretung der größten Zuwanderergruppen, die Befragung<br />
von ausgewählten Migrantenvereinen und Religionsgruppen Rechnung zu tragen.<br />
Auch eine ausgeglichene Geschlechter- und Altersgruppenzusammensetzung wurde<br />
berücksichtigt. Die vorliegende qualitative Studie auf Grundlage der 42 geführten Interviews<br />
erhebt nicht den Anspruch, den Maßstäben von Repräsentativität und statistischer<br />
Verteilung von Migrantengruppen in Osnabrück gerecht zu werden. Vielmehr sollen<br />
sich Ziel und Qualität der Befragung darin bemessen, Tendenzen, Stimmungen und<br />
Meinungen zu der politischen <strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten auf einer mikrosoziologischen<br />
Ebene einzufangen und auszuwerten.<br />
In der ersten Gruppe wurden nahezu alle Mitglieder 4 des Beirats für Migration interviewt.<br />
In der zweiten Zielgruppe standen relevante Akteure aus der <strong>Integration</strong>sarbeit,<br />
aus der <strong>Stadt</strong>verwaltung, den Migrantenvereinen, Parteien etc. im Mittelpunkt des Interesses.<br />
Ergänzt wurde die Perspektive auf dieses Thema durch weitere Interviews mit<br />
Menschen mit Migrationshintergrund, die nicht politisch organisiert sind und gleichfalls<br />
die größten Zuwanderergruppen widerspiegelten. Insgesamt wurden 42 Personen interviewt:<br />
15 Beiratsmitglieder, 23 Sachverständige und vier Bürger mit Migrationshintergrund.<br />
Es handelt sich dabei um einen Personenkreis zwölf verschiedener Nationalitäten.<br />
Unter den Befragten sind 16 Männer und 26 Frauen. Die Struktur nach Migrationshintergrund<br />
und Alter setzt sich folgendermaßen zusammen:<br />
Zeitraum und Zielgruppen<br />
der Befragung<br />
Drei Gruppen:<br />
Mitglieder des Beirats<br />
für Migration,<br />
sonstige Expertinnen<br />
und Experten,<br />
Bürgerinnen und<br />
Bürger mit Migrationshintergrund<br />
42 Interviews mit<br />
Personen aller drei<br />
Gruppen<br />
Keine Repräsentativität<br />
angestrebt,<br />
stattdessen Tendenzen<br />
aufzeigen<br />
3 Eine Darstellung der beteiligten Personen im Rahmen der Projektgruppe findet sich im Anhang.<br />
4 Ein Mitglied des Beirats für Migration stand für ein Interview nicht zur Verfügung.<br />
2
Befragte Personen nach<br />
Migrationshintergrund<br />
Altersstruktur der<br />
Befragten<br />
Deutschland<br />
Türkei<br />
Ehem. UdSSR<br />
Polen<br />
Spanien<br />
Togo<br />
Bulgarien<br />
Portugal<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
3%<br />
5%<br />
7%<br />
2% 2%<br />
2% 2%<br />
5%<br />
20%<br />
20%<br />
32%<br />
13% 12%<br />
25%<br />
25%<br />
25%<br />
U 30 Jahre 30-40 Jahre<br />
41-50 Jahre 51-60 Jahre<br />
Ü 60 Jahre<br />
Rund 1/3 der Befragten<br />
waren<br />
Deutsche, ein gutes<br />
weiteres Drittel<br />
Menschen türkischer<br />
Herkunft &<br />
Personen aus der<br />
ehemaligen UdSSR<br />
und das verbleibende<br />
Drittel sonstige<br />
Nationalitäten.<br />
Abb. 1: Befragte Personen nach Migrationshintergrund und Alter<br />
Für die drei Zielgruppen wurden je spezifische, Leitfaden-gestützte Fragebögen entwickelt,<br />
die sich in Aufbau und Inhalt stark ähneln und eine Vergleichbarkeit gewährleisten.<br />
5 Diese qualitative Methode dient der Hervorbringung und Erzeugung von Expertenoder<br />
Insiderwissen auf einem speziellen Gebiet. Die inhaltliche Gestaltung der Fragen im<br />
Leitfaden orientierte sich dabei an dem Projektziel und der zentralen Fragestellung.<br />
Die Befragung der ersten und zweiten Gruppe erwies sich im Vergleich zur dritten Gruppe<br />
als sehr konstruktiv und erkenntnisgewinnend. Das lag vor allem daran, dass es vergleichsweise<br />
einfach war, zu den zu Befragenden Kontakt aufzunehmen. Denn für die<br />
dritte Gruppe sollten hauptsächlich Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gefunden<br />
werden, die selbst kaum organisiert sind. Dies erschwerte neben den Faktoren<br />
der Sprache, der Bereitschaft und der Verfügbarkeit die Suche nach geeigneten Interviewpartnerinnen<br />
und Interviewpartnern ungemein und führte letztendlich dazu, dass<br />
weniger Personen als ursprünglich vorgesehen befragt wurden.<br />
Die Datenauswertung erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse. Dabei handelt es<br />
sich um eine Methode, die sich im Falle Leitfaden-zentrierter Interviews und Gruppendiskussionsverfahren<br />
anbietet und zum Ziel hat, die Informationsfülle der Daten systematisch<br />
zu reduzieren sowie entsprechend dem Untersuchungsziel zu strukturieren. Im<br />
Zentrum steht dabei die Entwicklung von Kategorien, welche zumeist auf theoretischen<br />
Vorüberlegungen basieren, im Umgang mit dem Material aber immer wieder überprüft<br />
und gegebenenfalls abgewandelt werden können.<br />
In Anlehnung an die Kategorien der Fragebögen wurden die verschiedenen Themen<br />
systematisch ausgewertet und finden sich in dieser Form auch in der Abschlussdokumentation<br />
wieder, wobei relevante gruppenspezifische Unterschiede gesondert hervorgehoben<br />
werden.<br />
Methodisches Vorgehen:<br />
Leitfaden-gestützte<br />
Experteninterviews,<br />
die anhand der<br />
qualitativen Inhaltsanalyse<br />
ausgewertet<br />
wurden<br />
5 Der Fragebogen für die erste Gruppe der Beiratsmitglieder erhielt ausführliche Fragen zum<br />
Beirat, die in den Fragebögen der zweiten und dritten Gruppe nicht in der Detailliertheit wiederzufinden<br />
sind.<br />
3
3. Vorstellung der Untersuchungsergebnisse<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse der Befragung gruppenübergreifend<br />
dargestellt. Dabei werden zunächst ganz allgemein die Möglichkeiten zur politischen<br />
Beteiligung von Migrantinnen und Migranten aufgeführt, wie sie von den Befragten<br />
wahrgenommen werden. Anschließend wird der Beirat für Migration thematisiert.<br />
Hier erschien es sinnvoll, die Ergebnisse nach Gruppen gesondert, in diesem Fall Beiratsmitglieder<br />
und Externe, vorzustellen. Des Weiteren wird das Engagement der <strong>Stadt</strong><br />
Osnabrück sowie lokaler Migrantenvereine im Hinblick auf Partizipationsmöglichkeiten<br />
beleuchtet, bevor es zu einer zusammenfassenden Bewertung der unterschiedlichen<br />
Möglichkeiten kommt. Den Abschluss dieses Kapitels bilden die Ansätze zur Weiterentwicklung<br />
gegenwärtiger Partizipationsangebote.<br />
3.1. Möglichkeiten politischer Partizipation in Osnabrück<br />
Bei der Suche nach neuen Wegen zur Stärkung der politischen Partizipationsmöglichkeiten<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund in Osnabrück, ist es zunächst notwendig,<br />
die Ausgangslage zu betrachten. Bevor die Ergebnisse zu einzelnen Partizipationsmöglichkeiten<br />
in den nachfolgenden Kapiteln ausführlicher beschrieben werden, soll an dieser<br />
Stelle kurz aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten von den Befragten überhaupt<br />
wahrgenommen werden. Drei Fragen sollen damit vorab beantwortet werden: (1) Welche<br />
Möglichkeiten haben in Osnabrück lebende Migrantinnen und Migranten, um sich<br />
an politischen Prozessen zu beteiligen und ihre Interessen zu vertreten? (2) Welche Rolle<br />
spielen offizielle, institutionalisierte Strukturen wie der Beirat für Migration oder Parteiaktivitäten<br />
gegenüber nicht-institutionalisierten und individuellen Strukturen? (3) Und<br />
gibt es bei der Wahrnehmung der vorhandenen Möglichkeiten signifikante gruppenspezifische<br />
Unterschiede? Um diese Fragen zu beantworten, wurden alle Interviewpartnerinnen<br />
und Interviewpartner nach den ihnen bekannten Möglichkeiten politischer Partizipation<br />
in Osnabrück gefragt. Folgende Tendenzen zeichneten sich dabei ab: Die allgemeine<br />
Wahrnehmung hiesiger Möglichkeiten zur politischen Partizipation von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund variiert sehr stark. Insgesamt wurden 15 unterschiedliche<br />
Möglichkeiten angesprochen, wobei es jedoch kaum zu allgemeinen Übereinstimmungen<br />
kommt. Jeder der Befragten nannte im Durchschnitt etwa zwei Möglichkeiten, wie<br />
hier lebende Migrantinnen und Migranten ihre Interessen einbringen und vertreten<br />
können.<br />
Starke Variationen<br />
bei der Wahrnehmung<br />
hiesiger Partizipationsangebote<br />
Hinsichtlich der einzelnen Angebote wurde deutlich, dass die klassischen, sehr strukturierten<br />
<strong>Teilhabe</strong>formen wie die Mitgliedschaft in Parteien und Vereinen sowie der Beirat<br />
für Migration bei den Befragten am präsentesten sind. Es stellte sich jedoch heraus, dass<br />
viele der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner diesen Partizipationsmöglichkeiten<br />
durchaus kritisch gegenüber stehen.<br />
Rund die Hälfte aller Befragten in allen drei Gruppen nannte die Parteimitgliedschaft<br />
bzw. die Kontaktaufnahme zu einer Partei als Form der Interessenvertretung, welche<br />
auch für Migrantinnen und Migranten möglich sei. Zwar bedarf es der Zugehörigkeit zur<br />
Europäischen Union, um sich als Kandidatin oder Kandidat bei der Wahl auf kommunaler<br />
Ebene aufstellen zu lassen, beitreten und an der Basis mitarbeiten könne jedoch jeder.<br />
Klassische Partizipationsmöglichkeiten<br />
wie die Aktivität in<br />
einer Partei, in einem<br />
Verein und der<br />
Beirat für Migration<br />
sind am präsentesten.<br />
4
Doch obgleich der Zugang hier recht problemlos erscheint, machen offenbar nicht viele<br />
hier lebende Migrantinnen und Migranten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Es wird<br />
kritisiert, dass die hiesige Parteipolitik zu „verkrustet“ und von „Etabliertenvorrechten“<br />
geprägt sei, weil es für Migrantinnen und Migranten schwierig sei, in einer Partei überhaupt<br />
Fuß zu fassen und seine spezifischen Interessen durchzusetzen. Selbst solchen,<br />
denen es gelingt sich parteiintern zu etablieren und sich zur Wahl zu stellen, bleibt das<br />
Ratsmandat häufig verwehrt, wie die Ergebnisse der zurückliegenden Kommunalwahl im<br />
September 2011 zeigen. 6 Viele der Befragten wünschen sich daher eine Öffnung und<br />
einen Abbau der Hemmschwellen bei den Parteien. Hinsichtlich der Listenplätze bei den<br />
Wahlen wird eine Quote vorgeschlagen, welche unterrepräsentierten Mitgliedergruppen<br />
wie bspw. Migrantinnen und Migranten den Zugang zu einem Mandat erleichtern soll.<br />
Auch der Wunsch nach mehr politischem Interesse bei den hier lebenden Menschen mit<br />
Migrationshintergrund und einem damit verbundenen Zubewegen auf die Parteien ist<br />
groß. Hier seien vor allem die Ortsverbände gefragt, welche ihre Arbeit auf stadtteilnaher<br />
Basis noch stärker publik machen sollten.<br />
Knapp ein Drittel der Befragten aus der zweiten und dritten Gruppe nannte den Beirat<br />
für Migration als eine Form der Interessenvertretung. Die Mehrheit davon gestand allerdings,<br />
dass sie zwar von der Existenz dieses Gremiums wüsste, jedoch keine Aussagen<br />
über dessen Arbeit, Zusammensetzung oder politische Wirkung machen könnte. Von<br />
denen, die etwas mehr über den Beirat zu berichten wussten, wurde bemängelt, dass er<br />
zu wenigen Migrantinnen und Migranten offen stünde, weil es schwierig sei, sich direkt<br />
an den Beirat bzw. die Beiratsmitglieder zu wenden. Dies bestätigen einige Beiratsmitglieder,<br />
indem sie bedauern, dass Hilfegesuche an den Beirat kaum in Anspruch genommen<br />
würden. Zudem hapere es an der demokratischen Legitimation des Gremiums<br />
und der politischen Realisierbarkeit der dort diskutierten Inhalte. Inwieweit der Beirat in<br />
seiner gegenwärtigen Form als echtes Partizipationsinstrument für hier lebende Migrantinnen<br />
und Migranten fungiert und funktioniert, wird unter 3.2 ausführlich beschrieben.<br />
Migrantenvereine und Migrantenorganisationen (MO) stellen eine weitere Möglichkeit<br />
der politischen <strong>Teilhabe</strong> für hier lebende Migranten dar, wie knapp ein Drittel der Befragten<br />
angab. Ein wichtiger Unterschied zu den zwei zuvor beschrieben Formen der<br />
politischen <strong>Teilhabe</strong> besteht darin, dass die Gründung solcher Vereine in der Regel nicht<br />
auf Initiativen der <strong>Stadt</strong>verwaltung oder des <strong>Stadt</strong>rates zurückgeht, sondern zivilgesellschaftlich<br />
organisiert wird. Als mögliche Einschränkung funktionierender <strong>Teilhabe</strong> wird<br />
hier von den Befragten beobachtet, dass nur solche MO Einfluss hätten, welche über<br />
eine große Zahl von Mitgliedern verfügen oder deren Vereinszweck bzw. die dort behandelten<br />
Inhalte gesellschaftlich brisant sind. Dies gelte nur für wenige Bevölkerungsgruppen<br />
bzw. Vereine. Um den politischen Einfluss von MO zu stärken, fordern viele der<br />
Befragten eine engere Vernetzung der Vereine untereinander sowie mit der <strong>Stadt</strong>. Ein<br />
Dachverband aller MO oder eine Koordinierungsstelle innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
können als mögliche Schritte betrachtet werden, um MO noch weiter zu Orten politischer<br />
Interessenvertretung auszugestalten. Eine ausführliche Beschreibung zur politischen<br />
Einflussnahme von Migrantenvereinen folgt unter 3.4.<br />
Die Parteien sollen<br />
sich öffnen.<br />
Über die Arbeit des<br />
Beirats für Migration<br />
ist wenig bekannt.<br />
Die demokratische<br />
Legitimation des<br />
Beirats fehle.<br />
Echte Partizipation<br />
über Migrantenvereine<br />
funktioniere<br />
nur bei großer Mitgliederzahl.<br />
6 Keiner der aufgestellten Kandidatinnen und Kandidaten mit Migrationshintergrund wurde in<br />
den <strong>Stadt</strong>rat gewählt. Lediglich ein Kandidat der Linken mit britischem Migrationshintergrund ist<br />
nachgerückt, nachdem zuvor zwei seiner Parteikolleginnen auf ihren Sitz im Rat verzichtet hatten.<br />
5
Weitere Möglichkeiten politischer Partizipation, welche maximal ein Fünftel der Befragten<br />
ansprach, lassen sich danach unterscheiden, ob sie von offizieller, institutionalisierter<br />
Seite (Politik, Verwaltung, Verbände, sonstige Einrichtungen) angeboten werden<br />
oder als nicht-institutionalisierte bzw. individuelle Möglichkeiten beschrieben werden<br />
können.<br />
Als institutionalisierte, offizielle Strukturen der politischen <strong>Teilhabe</strong> wurden die Kommunalwahlen,<br />
öffentliche Sitzungen des <strong>Integration</strong>sausschusses, das Mentoring-<br />
Programm für Migrantinnen und Migranten sowie politisches Engagement über Gewerkschaften<br />
und Studentenorganisationen genannt. Bezüglich des kommunalen Wahlrechts<br />
wurde von den Befragten stets betont, dass dieses ausschließlich für EU-Bürger eine<br />
Möglichkeit der politischen <strong>Teilhabe</strong> darstelle. Mehrere Befragte äußerten den Wunsch,<br />
das kommunale Wahlrecht nicht von der Staatsbürgerschaft, sondern von der Aufenthaltsdauer<br />
abhängig zu machen.<br />
Weitere Möglichkeiten politischer Beteiligung von Migranten basieren auf der Initiative<br />
des Einzelnen und sollen folglich an dieser Stelle als individuelle/nichtinstitutionalisierte<br />
Partizipationsmöglichkeiten bezeichnet werden. Hierzu gehören das<br />
Aufsuchen der <strong>Stadt</strong>verwaltung, das Veranstalten von Bürgerforen oder Arbeitskreisen,<br />
Engagement an Schulen oder Kitas, das Gründen einer eigenen Partei, Nachbarschaftshilfe,<br />
das Aufsuchen von Expertinnen und Experten sowie der Protest.<br />
Angesichts dieser Ergebnisse ließen sich bereits erste Thesen formulieren, was die<br />
Wahrnehmung und Zugänglichkeit hiesiger Partizipationsmöglichkeiten betrifft. Insgesamt<br />
lässt sich feststellen, dass theoretisch auch für Migrantinnen und Migranten vielfältige<br />
Möglichkeiten bestehen, ihre Interessen auf kommunalpolitischer Ebene zu artikulieren<br />
und zu vertreten. Offizielle Partizipationsstrukturen wie der Beirat für Migration,<br />
die Parteien und das Engagement über Migrantenvereine sind den Befragten am geläufigsten.<br />
Das Wissen, wie genau eine Interessenvertretung durch solche Angebote aussehen<br />
kann, die Funktionalität und die Zugangswege zu diesen Möglichkeiten scheinen<br />
jedoch ausbaufähig. Das Aufsuchen unkonventioneller, tendenziell eher niedrigschwelliger<br />
Wege, z. B. über Bürgerforen und ähnliche Zusammenschlüsse, könnte als Strategie<br />
betrachtet werden, welche eine Antwort auf die eben beschriebenen Problematiken<br />
darstellen könnte. Wenn die institutionalisierten Möglichkeiten entweder unbekannt<br />
oder schwer wahrnehmbar sind, wird politische <strong>Teilhabe</strong> vom Individuum abhängig und<br />
nimmt somit auch individualistische Formen an.<br />
Viele Möglichkeiten<br />
der politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> sind nur<br />
wenigen bekannt<br />
Die Angebote sind<br />
vorhanden, doch<br />
der Zugang zu<br />
diesen scheint<br />
schwer.<br />
Im Antwortverhalten lassen sich bei dieser Frage keine gruppenspezifischen Unterschiede<br />
feststellen. Tendenzen werden lediglich beim Thema politisches Interesse und Parteizugehörigkeit<br />
sichtbar. So gaben vor allem ältere, aus der ehemaligen Sowjetunion<br />
stammende Personen an, politisch eher desinteressiert zu sein, was sie mit negativen<br />
Erfahrungen der sozialistischen Einparteienpolitik begründeten. Was die Parteizugehörigkeit<br />
von Migranten in Osnabrück betrifft, wurde wiederholt erklärt, dass Personen mit<br />
türkischem Migrationshintergrund sich eher der SPD als klassischer Arbeiterpartei verbunden<br />
fühlten. Personen mit osteuropäischen bzw. russischen Wurzeln hingegen, würden<br />
dafür mit der CDU sympathisieren, weil es die Union war, die den (Spät)Aussiedlern<br />
die deutsche Staatsbürgerschaft und damit die rechtliche Gleichstellung ermöglicht hatte.<br />
6
3.2. Der Beirat für Migration<br />
Wie im vorangegangenen Kapitel dargestellt, zählt der Beirat für Migration zu den politischen<br />
Partizipationsmöglichkeiten für in Osnabrück lebende Menschen mit Migrationshintergrund.<br />
Laut Geschäftsordnung soll der Beirat die <strong>Integration</strong> der Migrantinnen und<br />
Migranten in die Gesellschaft verbessern, ihnen eine Beteiligung am kommunalpolitischen<br />
Geschehen ermöglichen, die Beziehungen der in der <strong>Stadt</strong> lebenden Bevölkerungsgruppen<br />
fördern und die vorhandenen Einrichtungen, Angebote und Dienste bedarfsgerecht<br />
an den Bedürfnissen und Interessen der Wohnbevölkerung ausrichten. Im<br />
Rahmen dieser Studie soll die bisher geleistete Arbeit des Beirats erfasst und weiterentwickelt<br />
werden. Zu diesem Zweck wurden sowohl die Beiratsmitglieder 7 als auch Externe<br />
zu unterschiedlichen Bereichen befragt. Dazu gehörten (1) Geschichte und (2) Arbeit des<br />
Beirats, (3) die Funktionen des Beirats, (4) Zusammensetzung und Ernennungsverfahren,<br />
(5) die Zusammenarbeit mit anderen Beiratsmitgliedern, (6) die Interessenvertretung<br />
durch den Beirat, (7) die Beziehung zu externen Akteuren, (8) der politische Einfluss des<br />
Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat, (9) die Beziehung zur Geschäftsführung sowie (10) die Resonanz<br />
des Beirats in Osnabrück.<br />
3.2.1. Die Beiratsmitglieder<br />
Was die Geschichte des Beirats für Migration betrifft, nannten mehr als zwei Drittel 8 der<br />
Befragten den ehemaligen Ausländerbeirat als „Vorgänger-Gremium“ des jetzigen Beirats.<br />
In diesem Zusammenhang wiesen einige Befragte auf Konflikte im Ausländerbeirat<br />
hin, die letztendlich zu seiner Auflösung geführt hätten. Zudem sei der Ausländerbeirat<br />
von Mitgliedern mit türkischem Migrationshintergrund dominiert worden, während<br />
andere Gruppen (zum Beispiel Personen aus osteuropäischen Staaten), überhaupt nicht<br />
vertreten waren.<br />
Befragt nach der konkreten Arbeit des Beirats, führten die Beiratsmitglieder unterschiedliche<br />
Aspekte an. Das gegenseitige Informieren über gegenwärtige und zukünftige<br />
Initiativen der Vereine, Gremien und Institutionen wurde dabei mehrfach hervorgehoben.<br />
Zudem würden Gäste zu bestimmten Themen eingeladen und es könnten sich auch<br />
Vereine vorstellen, die keine Vertretung im Beirat haben. Nur vereinzelt angegeben<br />
wurden der Informationsstand auf der Interkulturellen Woche sowie die Klausurtagungen.<br />
Von rund einem Drittel der Befragten wurde das Erarbeiten von Empfehlungen an<br />
den <strong>Stadt</strong>rat zu den Aufgaben des Beirats gezählt.<br />
Mehrfach genannt wurde darüber hinaus der Diskussionscharakter des Gremiums. Dieser<br />
wurde von Vielen zugleich als unzureichend kritisiert, da der Beirat keine stringente<br />
Linie bei der Verfolgung seiner Ziele erkennen ließe. Eine Handlungsstrategie, wie Ideen<br />
umgesetzt und verwirklicht werden könnten, wurde an dieser Stelle dringend empfohlen.<br />
Konflikte im Ausländerbeirat<br />
Informationsaustausch<br />
Gäste<br />
Keine Handlungsstrategie<br />
Aus den geführten Interviews lassen sich zudem in gebündelter Form verschiedene<br />
Funktionen des Beirats ableiten. Hierzu zählen:<br />
7 N = 15, da ein Beiratsmitglied für ein Interview nicht zur Verfügung stand.<br />
8 N = 14, da einem Beiratsmitglied die Frage nach der Geschichte des Beirats nicht gestellt wurde.<br />
7
Interessenvertretung<br />
Scharnierfunktion<br />
Beratung<br />
Problemidentifikation<br />
Sensibilisierung<br />
Informations- und Kommunikationsplattform<br />
Projektmitarbeit<br />
Lernort der politischen Arbeit<br />
Vernetzung<br />
Im Folgenden wird kurz erläutert, was unter den genannten Funktionen im Einzelnen zu<br />
verstehen ist.<br />
Einer der wesentlichen Funktionen des Beirats wird von knapp der Hälfte der Befragten<br />
in der Interessenvertretung gesehen. In diesem Sinne soll der Beirat versuchen, die Belange<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber der <strong>Stadt</strong>verwaltung durchzusetzen,<br />
damit diese in der Kommune berücksichtigt werden. Die Anliegen der Menschen<br />
mit Migrationshintergrund werden überwiegend über die jeweiligen Vereinsvertreter<br />
bzw. die Vertreter der jeweiligen Organisationen und Gemeinden an den Beirat<br />
vermittelt.<br />
In diesem Zusammenhang ist auch die Scharnierfunktion des Beirats zwischen Migrantinnen<br />
und Migranten und Politik/Verwaltung von Bedeutung. Dabei werden die Informationen<br />
aus dem <strong>Stadt</strong>rat und den Ausschüssen in den Beirat übermittelt und umgekehrt.<br />
Eine ähnlich wichtige Stellung kommt der Beratungsfunktion des Beirats zu. Rund ein<br />
Drittel der Befragten sieht im Beirat ein Gremium zur Politik- und Migrantenberatung.<br />
Einerseits versucht der Beirat durch Empfehlungen an den <strong>Stadt</strong>rat Einfluss auf politische<br />
Entscheidungen zu nehmen, andererseits stellt er ein Ansprechgremium für<br />
Migrantinnen und Migranten dar, das Unterstützung in bestimmten Bereichen gewährt.<br />
Scharnierfunktion<br />
Beratungsorgan<br />
Damit der Beirat als Interessenvertretung und Beratungsorgan fungieren kann, muss er<br />
laut rund einem Drittel der Befragten auch seine Aufgabe der Problemidentifikation<br />
wahrnehmen. Das Aufdecken von Problemen einzelner Migrantinnen und Migranten<br />
oder ganzer Migrantengruppen in der <strong>Stadt</strong> wird durch zwei Faktoren vorangetrieben:<br />
Zum einen stehen die Beiratsmitglieder – ob mit oder ohne Migrationshintergrund –<br />
beruflich und/oder ehrenamtlich in ständigem Kontakt zur „Basis“. Zum anderen werden<br />
regelmäßig Gäste verschiedener Organisationen, Vereine und Migrantengruppen zu<br />
aktuellen Themen und Problemen eingeladen, die über ihre Erfahrungen berichten.<br />
In engem Zusammenhang hiermit steht die Sensibilisierungsfunktion des Beirats. Darunter<br />
ist zu verstehen, dass der Beirat Politik und Öffentlichkeit auf Missstände und Konfliktherde<br />
unter den MigrantInnen aufmerksam machen und für die Themen <strong>Integration</strong><br />
und Migration sensibilisieren soll.<br />
Sensibilisierung<br />
Des Weiteren wird der Beirat von rund einem Fünftel der Mitglieder als Informationsund<br />
Kommunikationsplattform aufgefasst, die Diskussionen über bestimmte Themen<br />
ermöglichen soll. Der Informationsaustausch sollte dabei nicht nur zwischen Migrantin-<br />
Dem Beirat werden<br />
vielfältige<br />
Funktionen zugeschrieben.<br />
Interessenvertretung<br />
Problemidentifikation<br />
Informationsplattform<br />
8
nen und Migranten und Politikern stattfinden, sondern auch unter den Migrantinnen<br />
und Migranten selbst gefördert werden. Die Mitglieder informieren sich gegenseitig<br />
über Initiativen der Vereine oder sonstiger Einrichtungen und über Situationen von bestimmten<br />
Bevölkerungsgruppen. Anfragen an Vereine, wie diese mit bestimmten Themen<br />
umgehen, dienen ebenfalls dem Informations- und Erfahrungsaustausch. Zudem<br />
wird auch den Vereinen, die keinen Vertreter im Beirat haben, die Möglichkeit gegeben,<br />
sich vorzustellen.<br />
Eine – zumindest hinsichtlich der Funktion des Beirats – eher untergeordnete Rolle<br />
scheint die Projektmitarbeit zu spielen. Von nur einem Fünftel der Befragten wurde dies<br />
als Aufgabe des Beirats genannt. Darunter fällt die Förderung und gegebenenfalls finanzielle<br />
Unterstützung von Projekten und Aktionen, die Migrantenvereine oder andere<br />
Organisationen planen.<br />
Projektmitarbeit<br />
Ebenfalls lediglich ein Fünftel der Befragten betrachtet den Beirat als Lernort der politischen<br />
Arbeit, bei dem die Mitglieder ausprobieren können, ob sie die Möglichkeit und<br />
Fähigkeit haben, sich politisch zu engagieren.<br />
Lernort der politschen<br />
Arbeit<br />
Lediglich einmal genannt als Funktion des Beirats wurde die Vernetzung unterschiedlicher<br />
Migrantengruppen.<br />
Vernetzungsfunktion<br />
Was die Zusammensetzung und das Ernennungsverfahren des Beirats betrifft, ergibt<br />
sich ein relativ homogenes Meinungsbild. Bei der Bewertung der Zusammensetzung des<br />
Beirats muss unterschieden werden zwischen der grundsätzlichen Zusammensetzung<br />
(mit Vertretern entsprechend der aktuellen Wohnbevölkerung, Vertretern der Wohlfahrtsverbände<br />
und sonstigen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen) und<br />
der Anwesenheit von Ratsmitgliedern.<br />
Die grundsätzliche Zusammensetzung des Beirats wurde von den meisten Befragten als<br />
„gut“, „wichtig“ oder „sinnvoll“ beschrieben. Positiv bewertet wurde die Tatsache, dass<br />
jedem Bürger die Möglichkeit einer Bewerbung für den Beirat offen steht und dass Institutionen<br />
vertreten sind, die mit Migrantinnen und Migranten arbeiten. Dies soll gewährleisten,<br />
dass Probleme im Beirat thematisiert werden können, die andernfalls nicht<br />
wahrgenommen würden. Angeregt wurde jedoch, dass künftig ein stärkeres Augenmerk<br />
auf das Know-how und die Erfahrungen potenzieller Mitglieder gelegt werden sollte.<br />
Denn Menschen, die sich aktiv engagieren, hätten die gleichen Chancen auf eine Mitgliedschaft<br />
wie Menschen, die sich weniger engagieren. Eine effektive Arbeit des Beirats<br />
würde zudem durch Mitglieder behindert, die nicht im Sinne der Allgemeinheit handeln,<br />
sondern nur an persönlichen Vorteilen interessiert sind. Geprüft werden sollte ebenfalls,<br />
ob die Zusammensetzung des Beirats nach der EU-Erweiterung 2004 gegebenenfalls<br />
angepasst werden müsste.<br />
Die Anwesenheit von Ratsmitgliedern wurde von fast zwei Drittel der Befragten positiv<br />
bewertet. Dies wurde unter anderem damit begründet, dass die Ratsmitglieder die notwendige<br />
Anbindung an die Politik darstellen und somit die bereits erwähnte Scharnierfunktion<br />
erfüllen.<br />
Grundsätzliche<br />
Zusammensetzung<br />
positiv<br />
Anwesenheit von<br />
Ratsmitgliedern<br />
positiv<br />
9
Ein Drittel der Befragten gab jedoch zu Bedenken, dass viele Migrantinnen und Migranten<br />
neben Sprachproblemen auch Hemmungen hätten, sich im Beisein der kommunikationsstarken<br />
Politiker zu äußern. Es wurde unter anderem vorgeschlagen, Kommunikationskurse<br />
für die Beiratsmitglieder zu veranstalten, um die unterschiedlichen Kommunikationslevel<br />
anzugleichen. Weitere Verbesserungsvorschläge zur Zusammensetzung des<br />
Beirats folgen in Kapitel 3.6.<br />
Sprachliche Hemmungen<br />
abbauen<br />
Das Ernennungsverfahren der Mitglieder durch den Rat wurde von fast zwei Drittel der<br />
Befragten als verbesserungswürdig eingestuft. Die Durchführung einer Wahl wurde von<br />
Einigen als demokratischer angesehen. Die Kriterien für die Auswahl seien nach der derzeitigen<br />
Methode nicht erkennbar und das Verfahren somit für die Bewerber nicht<br />
durchschaubar. Den Mitgliedervorschlägen der Vereine würden ebenfalls kein einheitliches<br />
Verfahren und keine einheitlichen Kriterien zugrunde liegen. Als problematisch<br />
angesehen wurde die Tatsache, dass sich die Bewerber nicht persönlich vorstellen mussten,<br />
sondern lediglich anhand ihrer schriftlichen Bewerbung ausgewählt wurden.<br />
Bei der Zusammenarbeit unter den Beiratsmitgliedern ergibt sich ein differenziertes<br />
Meinungsbild. Etwa die Hälfte der Befragten sieht die Zusammenarbeit unter den Mitgliedern<br />
positiv, was sich vor allem auf den zwischenmenschlichen, respektvollen Umgang<br />
miteinander bezieht. Fast ebenso viele Mitglieder erleben die Zusammenarbeit<br />
sowohl inner- als auch außerhalb des Beirats als eher gering, was laut einigen Aussagen<br />
auf die niedrige Frequenz der Sitzungen zurückgeführt werden könnte. Zudem wurde<br />
von einem Fünftel der Befragten angegeben, dass Einzelinteressen der jeweiligen Vertreter<br />
eine Zusammenarbeit bisweilen erschweren würden.<br />
Auswahl der Mitglieder<br />
überdenken<br />
Demokratische<br />
Wahlen statt<br />
Ernennung<br />
Das Ernennungsverfahren<br />
ist nicht<br />
durchschaubar.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
wird unterschiedlich<br />
erlebt.<br />
Die Interessenvertretung durch den Beirat lässt sich in zwei Unterpunkte aufteilen. Zum<br />
einen ist damit die Möglichkeit gemeint, den eigenen Verein bzw. die eigene Gemeinde,<br />
Einrichtung oder ethnische Gruppe zu vertreten. Zum anderen wurde in dieser Kategorie<br />
abgefragt, inwieweit sich die entsprechenden Mitglieder als Menschen mit Migrationshintergrund<br />
vom Beirat vertreten fühlen und ob sie der Meinung sind, dass es anderen<br />
Migrantinnen und Migranten in Osnabrück ähnlich geht.<br />
Die Möglichkeit, den eigenen Verein bzw. die eigene Gemeinde, Einrichtung oder ethnische<br />
Gruppe zu vertreten, wurde von den Befragten nicht einheitlich bewertet. Während<br />
rund ein Fünftel die Möglichkeit dazu als gering einschätzte, gab ein Drittel der Befragten<br />
an, dass sie es mit wechselndem Erfolg zumindest versuchen würden. Lediglich eine<br />
befragte Person beurteilte die Möglichkeit als „gut“. Die divergierenden Beurteilungen<br />
kommen unter Anderem dadurch zustande, dass die Probleme und Anliegen mancher<br />
Vereine nicht auf der lokalen Ebene, sondern bundes- oder länderweit angesiedelt sind<br />
oder andere Bereiche und Ziele als die des Beirats betreffen. Hinzu kommt, dass manche<br />
Beiratsmitglieder weder Verein, Gemeinde noch Einrichtung vertreten, sondern als Einzelperson<br />
ihre eigene Meinung oder die ihrer ethnischen Gruppe vertreten.<br />
Unterschiedlicher<br />
Erfolg, die eigene<br />
Einrichtung/Gruppe<br />
zu<br />
vertreten.<br />
10
Hinsichtlich der Interessenvertretung als Mensch mit Migrationshintergrund gaben nur<br />
ein Viertel der entsprechenden Beiratsmitglieder 9 an, dass sie sich vom Beirat gut vertreten<br />
fühlen. Die übrigen Befragten machten hierzu keine Angabe, da sie sich selbst als<br />
„integriert“ bezeichnen und sich somit nicht in erster Linie als Migrantinnen und Migranten<br />
verstehen.<br />
Nur Wenige fühlen<br />
sich gut vertreten.<br />
Bei der Frage, ob sich andere Menschen mit Migrationshintergrund vom Beirat vertreten<br />
fühlen, gehen die Meinungen weit auseinander. Während rund ein Drittel diese Frage<br />
bejahte, nahm fast die Hälfte der Befragten an, dass viele Migrantinnen und Migranten<br />
nicht einmal von der Existenz des Beirats wüssten oder dass Vereine und Organisationen<br />
eine Vertretung im Beirat haben. Dies wurde unter anderem auf eine mangelnde Öffentlichkeitsarbeit<br />
und unzureichende Kommunikation mit der „Basis“ zurückgeführt. Ausführlicher<br />
wird auf diesen Punkt in Kapitel 3.6 eingegangen.<br />
Viele MigrantInnen<br />
kennen den<br />
Beirat nicht.<br />
Hinsichtlich der Vernetzung des Beirats mit externen Akteuren gehen die Meinungen<br />
ebenfalls auseinander. Dabei wurde in der Befragung eine Unterscheidung vorgenommen<br />
zwischen den Akteuren der <strong>Integration</strong>sarbeit in Osnabrück, die den Beiratsmitgliedern<br />
bekannt sind und solchen Akteuren, mit denen tatsächlich eine regelmäßige Zusammenarbeit<br />
besteht. Eine deutliche Trennung beider Gruppen war nicht immer möglich,<br />
da bei beiden Aspekten überwiegend die Vereine genannt wurden, die bereits im<br />
Beirat vertreten sind. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass laut einigen Befragten<br />
alle aktiven Vereine auch einen Vertreter im Beirat haben. Diese Vereine sind auch<br />
den übrigen Mitgliedern sofort namentlich präsent.<br />
Vernetzung<br />
Als bekannte Akteure außerhalb des Beirats wurden genannt:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Polizei<br />
Feuerwehr<br />
Kirchen<br />
Deutsch-Afrikanischer Verein<br />
bulgarische und rumänische Gruppen (ohne nähere Spezifizierung)<br />
VHS<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung und Ausschüsse<br />
Schulbehörde<br />
<strong>Integration</strong>slotsen<br />
Büro für Friedenskultur<br />
Bekannte Akteure<br />
außerhalb des<br />
Beirates<br />
Bei den Akteuren, mit denen eine regelmäßige Zusammenarbeit besteht, sind zwei Tendenzen<br />
feststellbar. Auffallend ist zum einen, dass zwei Drittel der Befragten 10 – wie<br />
oben erwähnt – bei diesem Punkt die Vereine und Einrichtungen angeführt haben, die<br />
bereits im Beirat vertreten sind. Zum Anderen gaben ein Viertel der Befragten an, dass<br />
weder mit externen noch mit internen Akteuren eine regelmäßige Zusammenarbeit<br />
bestehe. Als problematisch bezeichnet wurde dabei, dass die jeweiligen Migrantengruppen<br />
und -vereine wenig nach außen geöffnet sind, eine Verbindung untereinander<br />
Wenig Zusammenarbeit<br />
außerhalb<br />
des Beirats.<br />
9 N = 12 da nur die Mitglieder mit Migrationshintergrund zu diesem Punkt befragt wurden.<br />
10 N = 12, da 3 Mitgliedern diese Frage nicht gestellt wurde.<br />
11
fehlt und somit der Eindruck entsteht, dass die jeweiligen Gruppen es vorziehen, unter<br />
sich zu bleiben. Dadurch sei es schwierig, einen gemeinsamen Nenner zu finden.<br />
Bezüglich des politischen Einflusses des Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat konnten zwei Tendenzen<br />
festgestellt werden. Während die eine Hälfte der befragten Beiratsmitglieder den<br />
Einfluss als gering betrachtete, beurteilte die andere Hälfte den Einfluss als durchaus<br />
vorhanden, aber an bestimmte Bedingungen gekoppelt.<br />
Diejenigen, die den politischen Einfluss des Beirats als gering betrachteten, erläuterten<br />
ihre Aussage mehrheitlich mit der fehlenden Verbindlichkeit der Beirats-Empfehlungen<br />
und der dadurch fehlenden Entscheidungsgewalt. Diejenigen, die dem Beirat einen gewissen<br />
politischen Einfluss zusprachen, begründeten dies damit, dass bislang etliche<br />
Empfehlungen des Beirats vom Rat angenommen und berücksichtigt wurden. Zudem sei<br />
durch die Anwesenheit der Ratsmitglieder eine Unterstützung im Rat gegeben. Darüber<br />
hinaus stelle die Mitgliedschaft einiger Beiratsmitglieder in den Ausschüssen eine weitere<br />
Möglichkeit dar, die Anliegen des Beirats in andere Gremien weiterzuleiten. Was das<br />
Rederecht vor dem Rat betrifft, sei der Einfluss personenabhängig. Wer entsprechend<br />
auftreten und kommunizieren kann, habe größere Aussichten auf Erfolg.<br />
Unterschiedliche<br />
Meinungen zum<br />
politischen Einfluss<br />
Fehlende Verbindlichkeit<br />
Unterstützung<br />
durch anwesende<br />
Ratsmitglieder<br />
Was die bisherige Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung betrifft, ergibt sich ein<br />
relativ einheitliches Meinungsbild. Zwei Drittel der befragten Beiratsmitglieder bewerteten<br />
die Zusammenarbeit positiv und schrieben der jetzigen Geschäftsführung Kompetenz<br />
und Unterstützung – sowohl praktische (Materialien, Protokolle) als auch ideelle –<br />
zu. Allerdings wurde die Qualität der Zusammenarbeit von einem Fünftel der Befragten<br />
als personenabhängig beschrieben. Vor allem in der Vergangenheit habe es Konflikte<br />
gegeben, die die Arbeit des Beirats erheblich erschwerten. Auch die weisungsgebundene<br />
Abhängigkeit der Geschäftsführung von der <strong>Stadt</strong>verwaltung wurde als problematisch<br />
und konfliktreich dargestellt.<br />
Lediglich ein Viertel der Befragten machte keine Angabe zu diesem Punkt, größtenteils<br />
aufgrund fehlender Erfahrung mit dieser Abteilung. Eine Einzelperson sah die Arbeit des<br />
Beirats durch die Geschäftsführung nicht ausreichend gewürdigt.<br />
Über die Resonanz des Beirats in der breiten Öffentlichkeit herrschte weitgehende Einigkeit.<br />
Mehr als zwei Drittel gaben an, dass der Beirat unter den Bürgerinnen und Bürgern<br />
wenig bis gar nicht bekannt sei. Als Grund wurde mehrheitlich die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit<br />
genannt. Dies wurde als problematisch für eine effektive Arbeit des<br />
Beirats angesehen und somit als verbesserungswürdig eingestuft. Das übrige Drittel der<br />
Befragten war der Meinung, dass der Beirat durchaus wahrgenommen würde und auch<br />
ein hohes Ansehen genießt. Allerdings bezogen sich diese Aussagen eher auf (politisch)<br />
aktive Migrantinnen und Migranten, Kenner der „Szene“ sowie die Gemeinden, die im<br />
Beirat vertreten sind.<br />
Im Antwortverhalten lassen sich bei diesen Frage keine alters-, geschlechts- oder bevölkerungsgruppenspezifischen<br />
Unterschiede feststellen.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
mit der Geschäftsführung<br />
wird positiv bewertet.<br />
Konflikte in der<br />
Vergangenheit<br />
Der Beirat ist in<br />
der Öffentlichkeit<br />
kaum bekannt.<br />
Bekannt bei Insidern<br />
12
3.2.2. Die Externen<br />
Um nicht nur die Innen-, sondern auch die Außensicht auf den Beirat zu beleuchten,<br />
wurden den 27 Externen Fragen zu vier Beirats-relevanten Bereichen gestellt: Dazu zählten<br />
(1) die Funktion des Beirats, (2) Zusammensetzung und Ernennungsverfahren, (3) die<br />
Interessenvertretung durch den Beirat sowie (4) der politische Einfluss des Beirats auf<br />
den <strong>Stadt</strong>rat.<br />
Anhand der geführten Interviews mit Vertretern der 2. und 3. Gruppe (Experten und<br />
Menschen mit Migrationshintergrund) konnten in gebündelter Form verschiedene Funktionen<br />
des Beirats herausgearbeitet werden. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen,<br />
dass insgesamt 14 Befragte aus der 2. und Gruppe keine Angaben zur Funktion<br />
des Beirats machten, da sie nur über wenig bis gar keine Kenntnis vom Beirat verfügten.<br />
Zu den von den übrigen Externen genannten Funktionen des Beirats gehören:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Interessenvertretung<br />
Scharnierfunktion<br />
Beratung<br />
Problemidentifikation<br />
Sensibilisierung<br />
Informations- und Kommunikationsplattform<br />
Projektmitarbeit<br />
Fortbildungsfunktion<br />
Unterschiedliche<br />
Funktionen:<br />
Allerdings ist die Verteilung dieser Angaben breit gestreut, sodass sich hierbei keine<br />
eindeutigen Tendenzen zugunsten der einen oder anderen Funktion feststellen lassen.<br />
Rund ein Fünftel der Befragten sieht im Beirat eine Interessenvertretung von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund gegenüber Politik und Verwaltung. Allerdings wurde auch<br />
geäußert, dass der Beirat anscheinend eher die an der Thematik Interessierten als die<br />
Migrantinnen und Migranten selbst vertritt, da viele institutionellen Vertreter Mitglied<br />
im Beirat sind. Der Beirat habe es zudem versäumt, regelmäßig zu migrations- und integrationsrelevanten<br />
Themen in Osnabrück Stellung zu beziehen. Somit erfülle er nicht den<br />
ihm zugedachten Zweck, die Interessen der Migrantinnen und Migranten öffentlich zu<br />
vertreten. Eine effektivere Öffentlichkeitsarbeit wurde in diesem Zusammenhang nachdrücklich<br />
empfohlen.<br />
Interessenvertretung<br />
Eng verknüpft mit der Interessenvertretung ist die Scharnierfunktion des Beirats. In diesem<br />
Sinne soll er die Anliegen der Migrantinnen und Migranten vom Beirat aus in die<br />
entsprechenden Ausschüsse und den <strong>Stadt</strong>rat vermitteln und durchzusetzen versuchen.<br />
Scharnierfunktion<br />
Einige der Befragten fassten den Beirat als Beratungsorgan des <strong>Stadt</strong>rates auf. Allerdings<br />
wurde in diesem Kontext mehrfach darauf hingewiesen, dass der Beirat ein „zahnloser<br />
Beratungsorgan<br />
des <strong>Stadt</strong>rates<br />
13
Tiger“ sei, der zwar Ideen einbringen und Empfehlungen aussprechen kann, aber über<br />
keinerlei Entscheidungsgewalt verfügt.<br />
Um seine Funktion als Interessenvertretung und Beratungsorgan erfüllen zu können,<br />
muss der Beirat laut rund einem Fünftel der Befragten auch seine Aufgabe der Problemidentifikation<br />
und -lösung wahrnehmen. Hiermit ist gemeint, dass er Probleme von einzelnen<br />
Migrantinnen und Migranten oder ganzen Migrantengruppen aufgreifen und<br />
versuchen soll, sie zu lösen.<br />
Was die Zusammensetzung und das Ernennungsverfahren des Beirats betrifft, ergibt<br />
sich unter den Befragten 11 kein einheitliches Meinungsbild.<br />
Die derzeitige Zusammensetzung des Beirats wurde von rund einem Drittel der Befragten<br />
positiv bewertet. Zustimmung fanden hierbei die Tatsachen, dass verschiedene Or-<br />
Problemidentifikation<br />
und –lösung<br />
In engem Zusammenhang hiermit steht die Sensibilisierungsfunktion des Beirats, die von<br />
einigen Befragten genannt wurde. Darunter ist zu verstehen, dass der Beirat Politik und<br />
Öffentlichkeit auf Missstände und Konfliktherde unter den Migrantinnen und Migranten<br />
aufmerksam machen und für migrations- und integrationsrelevante Themen sensibilisieren<br />
soll. Diese Aufgabe wurde einigen Befragten zufolge bislang nicht stark genug wahrgenommen.<br />
Begründet wurde dies mehrheitlich mit einer fehlenden Öffentlichkeitsarbeit<br />
und fehlenden intensiven Kontakten zur „Basis“ der nicht-integrierten oder nichtorganisierten<br />
Migrantinnen und Migranten. Untermauert werden diese Aussagen dadurch,<br />
dass, wie bereits erwähnt, fast die Hälfte der Befragten aus Unkenntnis keine<br />
näheren Angaben zu Arbeit oder Funktionalität des Beirats machen konnte.<br />
Sensibilisierung<br />
Des Weiteren betrachtet rund ein Viertel der Befragten den Beirat als Informations- und<br />
Kommunikationsplattform, die Diskussionen über bestimmte Themen ermöglichen soll.<br />
Dementsprechend sollte sich der Beirat über die Anliegen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen<br />
informieren und sowohl mit Migrantinnen und Migranten als auch mit Behörden<br />
und Politikern darüber diskutieren. Auch an dieser Stelle wurde deutlich, dass vielen<br />
Befragten der unverbindliche Charakter eines Austauschforums nicht weit genug geht,<br />
wenn es um die Interessen der Migrantinnen und Migranten und die Durchsetzung dieser<br />
geht. Weitere Ausführungen zu den geforderten Entscheidungsbefugnissen folgen in<br />
Kapitel 3.6.<br />
Unverbindliches<br />
Austauschforum<br />
genügt nicht<br />
Eine – zumindest hinsichtlich der Funktion des Beirats – eher untergeordnete Rolle<br />
scheint die Projektmitarbeit zu spielen. Nur wenige Befragte nannten dies als Aufgabe<br />
des Beirats. Darunter fällt die Förderung von Projekten und Aktionen, die Migrantenvereine<br />
oder andere Organisationen durchführen.<br />
Darüber hinaus gab eine befragte Person an, dass der Beirat eine Fortbildungsfunktion<br />
erfülle. Diese Funktion sei jedoch nicht von Bedeutung, da die anwesenden Experten<br />
bereits über dieses Wissen verfügen sollten.<br />
Projektmitarbeit<br />
11 N = 20, da 7 Personen bereits bei der 1. Frage angaben, dass sie wenig bis gar keine Kenntnis über den<br />
Beirat besitzen und ihnen keine weiterführenden Fragen zu diesem Thema gestellt wurden.<br />
Fehlende Öffentlichkeitsarbeit<br />
Informationsplattform<br />
Fortbildungsfunktion<br />
Zusammensetzung<br />
unterschiedlich<br />
bewertet<br />
Migrantenvertretung<br />
14
ganisationen vertreten sind, die mit Migrantinnen und Migranten arbeiten und auch<br />
Vereine die Chance haben, einen Vertreter aus den eigenen Reihen vorzuschlagen.<br />
Gleichzeitig wurde jedoch auf sprachliche Hemmschwellen seitens der Mitglieder mit<br />
Migrationshintergrund hingewiesen. Die Rückkopplung an Rat, Verwaltung und <strong>Stadt</strong><br />
wurde ebenfalls als wichtig erachtet. Zudem werde dadurch ein Informationsaustausch<br />
erheblich erleichtert.<br />
Sprachliche<br />
Hemmschwellen<br />
Ebenfalls rund ein Drittel der Befragten äußerte sich eher negativ hinsichtlich der derzeitigen<br />
Zusammensetzung des Beirats. Dies wurde mehrheitlich mit der fehlenden Rückkopplung<br />
an die Mehrheit der Migrantinnen und Migranten begründet. Den Befragten<br />
zufolge werde im Beirat nur ein kleiner Teil der Bevölkerung repräsentiert. Die Migrantinnen<br />
und Migranten, die nicht in Vereinen organisiert sind, aber durchaus Kompetenz<br />
oder lokalpolitisches Interesse mitbringen (z.B. Geschäftsleute, Selbstständige), hätten<br />
bislang zu wenig im Fokus der Aufmerksamkeit des Beirats gestanden. Zudem sollte der<br />
Anteil der Migrantinnen und Migranten bzw. bestimmter Migrantengruppen im Beirat<br />
erhöht werden. Der Anteil der Organisationsvertreter wurde in diesem Zusammenhang<br />
als problematisch betrachtet. Unter anderem wurde zu Bedenken gegeben, dass sich die<br />
Organisationsvertreter an bestimmte Arbeitgeberrichtlinien halten müssten und somit<br />
nicht im Interesse der Migrantinnen und Migranten, sondern ihrer entsendenden Einrichtung<br />
handeln würden. Bezüglich der Anwesenheit von Ratsmitgliedern wurden ebenfalls<br />
Bedenken geäußert in der Hinsicht, dass aus „politischen Proporzgründen“ vermutlich<br />
Kompromisse bei der Qualifikation der Parteivertreter im Beirat gemacht würden.<br />
Fehlende Rückkopplung<br />
an Basis<br />
Anteil der Migrantinnen<br />
und<br />
Migranten erhöhen<br />
Organisationsvertreter<br />
weisungsgebunden<br />
Das Ernennungsverfahren der Mitglieder durch den Rat wurde mehrheitlich als verbesserungswürdig<br />
bzw. eher negativ eingestuft. Die Hälfte der Befragten plädierte für eine<br />
demokratische Wahl der Beiratsmitglieder. Dies könnte unter anderem das Bewusstsein<br />
über den Beirat in der Bevölkerung fördern und somit eine öffentlichkeitswirksame<br />
Maßnahme darstellen. Unabhängig von der erzielten Wahlbeteiligung könnte zudem<br />
eine Urwahl dazu dienen, den Beirat als demokratisches Gremium der Interessenvertretung<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund zu legitimieren.<br />
Das Ernennungsverfahren<br />
wird<br />
negativ bewertet.<br />
Legitimation<br />
durch Wahl statt<br />
Ernennung<br />
Bei der Frage, ob sich Menschen mit Migrationshintergrund vom Beirat in ihren Interessen<br />
vertreten fühlen, ergibt sich unter den Befragten kein einheitliches Meinungsbild.<br />
Während zwei Drittel vermuteten, dass sich die Migrantinnen und Migranten eher nicht<br />
vom Beirat vertreten fühlen, bejahten nur wenige Personen diese Frage. Diejenigen, die<br />
die Frage verneinten, begründeten ihre Vermutung mehrheitlich mit einer fehlenden<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Beirats und seinen mangelnden Kontakten zur „Basis“, zu nichtorganisierten<br />
Migrantinnen und Migranten, und zu Vereinen, Organisationen und Gemeinden,<br />
die nicht im Beirat vertreten sind. Daraus resultiere die Unkenntnis über die<br />
Beirats-Existenz unter der Mehrheit der Migrantinnen und Migranten. Es gäbe zudem<br />
andere Organisationen, die eine aktivere <strong>Integration</strong>sarbeit betreiben würden als der<br />
Beirat. Als problematisch bezeichnet wurden auch die Bildungsferne und das damit verbundene<br />
politische Desinteresse vieler Migrantinnen und Migranten. Zudem herrsche<br />
bei vielen Migrantinnen und Migranten eine gewisse Scheu, sich an den Beirat zu wenden.<br />
Von Einzelpersonen wurde berichtet, dass einige Beiratsmitglieder nicht das nötige<br />
Know-How besäßen, um bei Problemen praktische Hilfestellung zu leisten. Des Wei-<br />
Mehrheit der<br />
Migrantinnen und<br />
Migranten fühlt<br />
sich nicht vertreten.<br />
Fehlende Öffentlichkeitsarbeit<br />
Mangelnde Kontakte<br />
zur Basis<br />
15
terein müssten die Vereinsvertreter im Beirat auch dahingehend geschult werden, die<br />
Informationen aus dem Beirat strukturiert in die Vereine zu transportieren.<br />
Darüber hinaus waren Einzelpersonen der Meinung, dass bestimmte Personenkreise<br />
(z.B. Querdenker) von einer Beiratsmitgliedschaft ausgeschlossen und eher angepasste<br />
Menschen in den Beirat ernannt würden.<br />
Diejenigen, die die Frage nach der Interessenvertretung durch den Beirat bejahten, bezogen<br />
sich dabei hauptsächlich auf Erfahrungen in ihrem eigenen Verein bzw. auf die<br />
Vereine, die im Beirat vertreten sind. Gleichzeitig wurde zu Bedenken gegeben, dass<br />
einige Bevölkerungsgruppen im Beirat unterrepräsentiert seien.<br />
Bessere Schulung<br />
der Beiratsmitglieder<br />
Interessenvertretung<br />
durch Vereinsmitglieder<br />
Bezüglich des politischen Einflusses des Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat konnten zwei Tendenzen<br />
festgestellt werden. 12 Während knapp zwei Drittel der Befragten den Einfluss als<br />
gering betrachtete, beurteilten nur Wenige den Einfluss als durchaus vorhanden, aber<br />
an bestimmte Bedingungen gekoppelt. Diejenigen, die den politischen Einfluss des Beirats<br />
als gering betrachteten, begründeten ihre Aussage mehrheitlich mit der fehlenden<br />
Verbindlichkeit der Beirats-Empfehlungen und der dadurch fehlenden Entscheidungskompetenz.<br />
Zudem hätten die anwesenden Ratsmitglieder nicht unbedingt eine Vorsitzfunktion<br />
innerhalb ihrer Fraktion inne, sondern wären eher migrationspolitische Sprecher.<br />
In diesem Zusammenhang wurde dem Beirat kein direkter Einfluss zugeschrieben,<br />
sondern – sofern überhaupt vorhanden – ein indirekter durch die Fraktionsvertreter.<br />
Diese könnten einerseits als eine Art „Frühwarnsystem“ die Themen aus dem Beirat in<br />
ihre eigenen Fraktionen weiterleiten und dort über den weiteren Umgang mit diesen<br />
Themen beraten. Andererseits könnten die Fraktionsvertreter die Anliegen aus dem<br />
Beirat in den <strong>Stadt</strong>rat transportieren. Allerdings besäßen nicht alle Themen, die im Beirat<br />
besprochen werden, eine Relevanz für den <strong>Stadt</strong>rat. Hinzu kommt, dass sich, wie im<br />
vorigen Abschnitt dargelegt, viele Migrantinnen und Migranten und Migrantengruppen<br />
nicht vom Beirat vertreten fühlen. Einigen Befragten zufolge wisse auch der <strong>Stadt</strong>rat um<br />
die fehlende Rückkopplung an die „Basis“ und nehme den Beirat aus diesem Grund<br />
kaum wahr. Als problematisch betrachtet wurde auch die Struktur der Geschäftsführung,<br />
die in weisungsgebundener Abhängigkeit zur Verwaltung stehe. Dadurch seien<br />
Interessenkonflikte vorprogrammiert. Eine mögliche Lösung wird im Outsourcing in eine<br />
unabhängige Position gesehen.<br />
Diejenigen, die dem Beirat einen gewissen politischen Einfluss zusprachen, begründeten<br />
dies damit, dass bislang einige Empfehlungen des Beirats vom Rat angenommen und<br />
berücksichtigt wurden. Allerdings käme es auch darauf an, wie stark der Beirat Druck<br />
ausübe. Darüber hinaus sei durch die Anwesenheit der Ratsmitglieder eine Unterstützung<br />
im Rat gegeben. Es bestehe also durchaus die Chance, dass Anregungen aus dem<br />
Beirat auch aufgegriffen würden.<br />
Der politische Einfluss<br />
wird überwiegend<br />
als gering<br />
eingestuft.<br />
Fehlende Verbindlichkeit<br />
Indirekter Einfluss<br />
über Ratsmitglieder<br />
Fehlende Rückkopplung<br />
an Basis<br />
Problematische<br />
Struktur der Geschäftsführung<br />
Wenige sehen Einfluss<br />
als vorhanden<br />
an.<br />
Unterstützung<br />
durch Ratsmitglieder<br />
Im Antwortverhalten lassen sich bei diesen Frage keine alters- oder geschlechtsspezifischen<br />
Unterschiede feststellen. Tendenzen nach der Zughörigkeit zu einer bestimmten<br />
Bevölkerungsgruppe sind allerdings bei den Themen Ernennungsverfahren,<br />
Interessenvertretung und politischer Einfluss erkennbar. So plädierten vor allem die<br />
12 N = 18, da 9 Personen die Frage aufgrund ihrer Unkenntnis über den Beirat nicht gestellt wurde.<br />
16
Befragten ohne Migrationshintergrund für die Einführung von demokratischen Wahlen<br />
der Beiratsmitglieder. Was die Interessenvertretung der Migrantinnen und Migranten<br />
durch den Beirat betrifft, gaben vor allem Personen mit türkischem Migrationshintergrund<br />
sowie die Mehrheit der Befragten ohne Migrationshintergrund an, dass sich die<br />
meisten Migrantinnen und Migranten nicht vom Beirat vertreten fühlen würden. Bezüglich<br />
des politischen Einflusses des Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat betonten ebenfalls diese beiden<br />
Personengruppen den geringen politischen Einfluss des Beirats.<br />
3.3. Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung<br />
Obgleich der Beirat für Migration ein von der <strong>Stadt</strong> eingerichtetes Gremium der Interessenvertretung<br />
von in Osnabrück lebenden Menschen mit Migrationshintergrund darstellt,<br />
kommt auch der <strong>Stadt</strong> selbst eine tragende Rolle zu, wenn es darum geht, politische<br />
<strong>Teilhabe</strong> für diese Menschen zu ermöglichen. Aus diesem Grund sollte festgestellt<br />
werden, wie das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung in diesem Zusammenhang<br />
bewertet wird. Bevor auf die Äußerungen der Befragten im Detail eingegangen wird, soll<br />
die nachfolgende Grafik (vgl. Abb. 2) einen ersten Überblick über das allgemeine Stimmungsbild<br />
bieten:<br />
* n=42<br />
Abb. 2: Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung<br />
Wie die Grafik zeigt, steht knapp die Hälfte aller Befragte dem Engagement der <strong>Stadt</strong><br />
grundsätzlich positiv gegenüber. Nicht nur die Atmosphäre in der <strong>Stadt</strong> im örtlichen<br />
Sinne sei offen und gut, auch im Rathaus und in der Verwaltung sei man Migrantinnen<br />
und Migranten gegenüber positiv gestimmt. Einige Wenige sind der Meinung, die <strong>Stadt</strong><br />
Osnabrück sei sehr engagiert, nun sei es an den Migrantinnen und Migranten, die Initiative<br />
zu ergreifen. Andere sind prinzipiell zufrieden, finden jedoch, es müsse noch mehr<br />
geschehen. So wird bspw. bemängelt, dass es auffällig viele Angebote für Personen mit<br />
russischem oder türkischem Migrationshintergrund gäbe, Personen anderer Nationalitäten<br />
aber durch das Raster fielen. Rund ein Drittel gab an, dass das Engagement in seiner<br />
derzeitigen Form unzureichend sei.<br />
Im Hinblick auf das Engagement der Verwaltung überwog die Meinung, dass die Mitarbeiter<br />
sehr bemüht seien und dort eine „positive Grundstimmung“ herrsche. Besonders<br />
die Mitarbeiter des ehemaligen Fachbereiches <strong>Integration</strong> sowie des Büros für Friedenskultur<br />
seien sehr engagiert und aufgeschlossen und hätten einen recht „guten Draht“ zu<br />
Migrantinnen und Migranten. Auch die generelle Zusammenarbeit und vorhandene Fördermaßnahmen<br />
seien gut. Eine Befragte äußerte die Bedenken, dass die Verwaltung<br />
Knapp die Hälfte<br />
aller Befragten<br />
bewertet das Engagement<br />
der <strong>Stadt</strong><br />
Osnabrück als positiv,<br />
wenn auch ausbaufähig<br />
17
möglicherweise zu viel tue und sich dadurch verzettele. Sie sprach sich für eine klarere<br />
Verteilung der Kompetenzen aus. Andere bemängelten, dass das Engagement personenabhängig<br />
sei und dass Mitarbeiter mit Migrationshintergrund insbesondere in der<br />
Bürgerberatung und der Ausländerbehörde fehlten. Angesichts konkreter Maßnahmen<br />
sprach ein Mitarbeiter der Verwaltung die Bemühungen seines Fachbereiches an, <strong>Integration</strong><br />
wirkungsorientierter zu steuern. Das Konzept für dieses Vorhaben sei allerdings<br />
noch überarbeitungswürdig und liege derzeit quasi auf Eis. Ein anderer Befragter glaubt,<br />
dass manche Projekte lediglich dazu dienten, sich „einen schönen Mantel“ umzuhängen.<br />
Schließlich werteten einige der Befragten das diesem Bericht zugrunde liegende Projekt<br />
als positives Signal der Verwaltung und hoffen, dass der Veröffentlichung der Ergebnisse<br />
Taten folgen.<br />
Das Engagement des <strong>Stadt</strong>rates wurde mehr oder minder ganz ähnlich bewertet. Auch<br />
ihm wird mehrheitlich wohlwollendes Interesse bis Engagement zugesprochen. Die<br />
Ratsmitglieder seien alle sehr offen und auch der Wille für Veränderung sei da. Vor allem<br />
der Oberbürgermeister habe sich sehr dem Thema <strong>Integration</strong> verschrieben, welchem<br />
viele Befragte das Engagement für politische Partizipation zurechnen. Nur hapere<br />
es oft an der Umsetzung bei diesen Angelegenheiten. Die Einsetzung des Beirates für<br />
Migration wird (von den befragten Beiratsmitgliedern) als sehr positiv bewertet. Bedauert<br />
werden der geringe Anteil von Migrantinnen und Migranten in der kommunalen<br />
Politik, insbesondere im <strong>Stadt</strong>rat, sowie die (voraussichtliche) Abschaffung des <strong>Integration</strong>sausschusses.<br />
Zudem stellen zwei der Befragten die Motive der <strong>Integration</strong>sbemühungen<br />
der Regierenden in Frage und mutmaßen, dass sie bloß dazu dienten, das Image<br />
von Osnabrück als Friedensstadt zu wahren.<br />
Trotz einer positiven<br />
Die Situation von<br />
Grundstimmung<br />
Flüchtlingen findet<br />
innerhalb der Verwaltung<br />
sei das<br />
kaum Beachtung.<br />
Engagement zu<br />
unbeständig<br />
In Osnabrück gibt es<br />
rund 70 Migrantenvereine<br />
ganz unterschiedlicher<br />
Art<br />
Viele der Befragten<br />
sagen der Politik<br />
wohlwollendes<br />
Interesse zu, bemängeln<br />
jedoch die<br />
ausbleibenden Taten.<br />
Drei Dinge sollen an dieser Stelle noch angemerkt werden, die zwar keine direkte Relevanz<br />
zu der Frage des Engagements der <strong>Stadt</strong> bezüglich der Schaffung von Partizipationsangeboten<br />
haben, jedoch einer Erwähnung wert sind. (1) Zum einen lobten mehrere<br />
der Befragten das Fest der Kulturen und die Vergabe des Akyürekpreises als Zeichen der<br />
Wertschätzung gegenüber hier lebenden Migrantinnen und Migranten. (2) Gleichzeitig<br />
erklärt ein anderer Befragter, dass er sich ein neues Verständnis von <strong>Integration</strong><br />
wünscht. Seiner Auffassung zufolge sollten Unterschiede zwischen den Kulturen nicht so<br />
stark thematisiert werden. Er schlägt daher vor, das Fest der Kulturen mit der Maiwoche<br />
zusammenfließen zu lassen und mehr Stände mit einem internationalen, insbesondere<br />
auch arabischen Speiseangebot auf dem Weihnachtsmarkt zu verankern. (3) Schließlich<br />
wird von ein paar Befragten das fehlende Engagement der <strong>Stadt</strong> hinsichtlich der Situation<br />
hier lebender Flüchtlinge angesprochen, welches als „beschämend“ für eine <strong>Stadt</strong><br />
wie Osnabrück bezeichnet wird.<br />
3.4. Vernetzung und politische Einflussnahme von Migrantenvereinen<br />
Neben dem Beirat für Migration, der Verwaltung und dem <strong>Stadt</strong>rat stellen auch Migrantenvereine<br />
und MO Vereinigungen dar, welche die Interessen ihrer Mitglieder auf kommunalpolitischer<br />
Ebene vertreten können. Dem Büro für Friedenskultur sind rund 70<br />
solcher Vereine in Osnabrück bekannt. Diese können nach Typ und Funktion unterschieden<br />
werden. So gibt es Migrantenvereine, welcher in erster Linie der Begegnung dienen,<br />
Das Fest der Kulturen<br />
und die Vergabe<br />
des Akyürekpreises<br />
werden als Zeichen<br />
der Wertschätzung<br />
gesehen.<br />
Kaum vereinsübergreifende<br />
Aktivitäten,<br />
außer „Meine,<br />
deine, unsere <strong>Stadt</strong>“<br />
und Fest der Kulturen<br />
Große Migrantenvereine<br />
sind stärker<br />
vernetzt als kleine<br />
18
während andere religiöse Zwecke verfolgen. Große Migrantengruppen gründen eigene<br />
Sport- und Freizeitvereine, Vereine zur Pflege und Wahrung ihrer Kultur oder Eltern- und<br />
Familienvereine. Darüber hinaus gibt es soziale/humanitäre Vereine sowie Vereinigungen<br />
aus wirtschaftlichen oder politischen Motiven und Interessen heraus. Jedoch muss<br />
sich ein Migrantenverein keine rein politische Interessenverfolgung auf die Fahnen<br />
schreiben, um seine Interessen vor der Politik zu artikulieren und möglichen Einfluss<br />
geltend zu machen.<br />
Um in Erfahrung zu bringen, wie und in welchem Umfang Migrantenvereine in Osnabrück<br />
als Interessenvertreter hier lebender Zuwanderer auftreten und fungieren, wurden<br />
die Gesprächspartner aller drei Gruppen zunächst danach gefragt, ob sie in einem<br />
solchen Verein organisiert sind (insofern dies nicht bekannt war) oder Kontakte zu einem<br />
oder mehreren Migrantenvereinen pflegen. Um Wissen darüber zu akquirieren, ob<br />
die hier ansässigen Migrantenvereinen stark vernetzt sind, wurde dann nach Kooperationen<br />
zwischen einzelnen Vereinen untereinander sowie mit anderen Akteuren gefragt.<br />
Den Abschluss dieses Blocks bildete die Frage nach dem politischen Einfluss dieser Vereine.<br />
Von den befragten Beiratsmitgliedern und Experten bejahte jeweils die Hälfte, mit einem<br />
oder mehreren Migrantenvereinen (außerhalb ihres eigenen) in Kontakt oder engerem<br />
Austausch zu stehen. Wiederholt wurde jedoch betont, dass es keine regelmäßige<br />
Zusammenarbeit gebe, sondern lediglich sporadisch nach Bedarf kooperiert würde, wie<br />
zum Beispiel bei Projekten oder kulturellen Anlässen.<br />
Zwei solcher Begebenheiten, die von rund der Hälfte der befragten Beiratsmitglieder<br />
und Experten in diesem Zusammenhang positiv hervorgehoben wurde, sind das Fest der<br />
Kulturen (und die Vorbereitungen hierfür) sowie das Projekt „Meine, deine, unsere<br />
<strong>Stadt</strong>“, welches 2010 in Kooperation von Patria, dem Atatürkverein, der Landsmannschaft,<br />
dem Afro-Deutschen Familienverein, dem Kultur- und Bildungsverein, den <strong>Integration</strong>slotsen<br />
und dem Beirat für Migration sowie der Leitstelle für <strong>Integration</strong> organisiert<br />
wurde. Mit Ausnahme dieser zwei Veranstaltungen waren den Befragten kaum<br />
Ereignisse bekannt, bei denen Migrantenvereine miteinander oder mit der <strong>Stadt</strong> zusammengearbeitet<br />
haben. Es wurde kritisiert, dass sich die meisten Vereine eher an ihre<br />
eigenen Bevölkerungsgruppen hielten und wenig vereinsübergreifende, interkulturelle<br />
Aktivitäten stattfänden. Lediglich die etablierten, größeren Migrantenvereine wie z. B.<br />
die der türkischen, russischstämmigen oder polnischen Mitbürger könnten auf eine stärkere<br />
Vernetzung – vor allem untereinander – verweisen.<br />
Die generell geringe Vernetzung wird nicht nur anhand der wenigen vereinsübergreifenden<br />
Aktivitäten sichtbar, sondern wird auch von vielen der Befragten aus der ersten und<br />
zweiten Gruppe bedauert. Sie bemängelten, dass viele „ihr eigenes Süppchen“ kochen<br />
würden bzw. „im eigenen Saft“ schmorrten. Den meisten Vereinen ginge es lediglich um<br />
das Wohl der eigenen Gruppe/ Community und so seien Aufklärung, Hilfestellungen und<br />
soziale Aspekte zentraler als eben die Vernetzung mit anderen Vereinen.<br />
Was die Kooperation mit der <strong>Stadt</strong> betrifft, so seien es vor allem Leitstelle für <strong>Integration</strong><br />
sowie das Büro für Friedenskultur, die einen recht guten und regelmäßigen Kontakt<br />
zu Migrantenvereinen hätten. Ein Befragter forderte, die <strong>Stadt</strong> brauche einen besseren<br />
Überblick über die hiesigen Migrantenvereinigungen. Eine andere Befragte äußerte den<br />
MSOs verfolgen in<br />
erster Linie interne<br />
Interessen<br />
Leitstelle für <strong>Integration</strong><br />
und Büro für<br />
Friedenskultur als<br />
Kontaktstellen<br />
19
Wunsch, es sollten in diesem Zusammenhang mehr Begegnungsmöglichkeiten geschaffen<br />
werden. Mehrfach wurden Ideen wie die Gründung einer Dachorganisation, einer<br />
Koordinierungsstelle in der Verwaltung oder einer Denkfabrik laut.<br />
Als ersten Schritt in diese Richtung könnte die von der <strong>Stadt</strong> ausgegangene Gründung<br />
des Arbeitskreises <strong>Integration</strong> betrachtet werden. Hier treffen Mitarbeiter der Verwaltung<br />
in regelmäßigen Abständen mit Experten der Wohlfahrtsverbände zusammen, um<br />
sich zu den Themen Migration und <strong>Integration</strong> auszutauschen. Da nicht nur die Migrantenvereine,<br />
sondern scheinbar auch die Wohlfahrtsverbände wenig mit der <strong>Stadt</strong> vernetzt<br />
waren/sind, wurde dieser Arbeitskreis ins Leben gerufen. Dieser habe den Zweck,<br />
Ressourcen ökonomischer einsetzen zu können sowie zu erfahren, was „auf der Straße“<br />
so passiert. Von den Experten der Wohlfahrt hervorgebrachte Probleme könnten auf<br />
diese Weise von der <strong>Stadt</strong> aufgegriffen und thematisch aufgearbeitet werden.<br />
Auch bei der Frage nach dem politischen Einfluss der Migrantenvereine zeichnet sich im<br />
Antwortverhalten ein sehr differenziertes Bild ab:<br />
Abb. 3: Bewertung der Einflussmöglichkeiten von Migrantenvereinen<br />
Wie die Abbildung 3 zeigt, schätzt mehr als die Hälfte der Befragten die politischen Einflussmöglichkeiten<br />
von Migrantenvereinen als gering bis nicht vorhanden ein. Etwa jeder<br />
Fünfte glaubt, dass der Einfluss mäßig sei. Lediglich drei Befragte halten ihn für groß.<br />
Auch hier bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen den befragten Gruppen.<br />
Worin sich viele der Befragten einig sind, ist zum einen der verhältnismäßig größere<br />
Einfluss türkischer/muslimischer Vereine. Zum anderen hätten vor allem solche Migrantenvereine<br />
politischen Einfluss, welche für brisante Themen stehen oder über ein großes<br />
Budget verfügen. Was die Kommunikation mit der Verwaltung und damit die Artikulierung<br />
der Interessen von Migrantenvereinen betrifft, so offenbarten zwei der befragten<br />
Experten, dass viel über den „kleinen Dienstweg“, das heißt persönliche Beziehungen,<br />
laufe.<br />
Um die geringe Einflussnahme von Migrantenvereinen zu erklären, nennen die Befragten<br />
unterschiedliche Gründe. Einige sind der Meinung, den Migrantinnen und Migranten<br />
fehle das nötige Know-how. Vielen Vereinen seien die Strukturen der <strong>Stadt</strong> unbekannt,<br />
was beispielsweise die Inanspruchnahme von Fördergeldern, welche zu größerem Einfluss<br />
beitragen könnten, behindert. Einige Befragte schlagen aus diesem Grund Fortbildungen<br />
für die Vorstandsmitglieder und leitenden Personen solcher Vereine vor. Des<br />
Geringer Einfluss<br />
der MO auf die<br />
Politik<br />
Die geringen Einflussmöglichkeiten<br />
von MO werden<br />
mit fehlendem<br />
Wissen und Interesse<br />
begründet<br />
20
Weiteren wird die Ansicht vertreten, dass die Migrantenvereine selbst ihre Interessen<br />
kaum einfordern würden, weil sie eben in erster Linie um die Belange der eigenen Mitglieder<br />
bemüht und nicht auf Unterstützung von außen angewiesen seien. Dies erklärt<br />
sich eine Befragte im Hinblick auf muslimische Vereine damit, dass dort noch die „alten<br />
Leute am Ruder“ säßen, welche ein geringes Interesse an Partizipation auf politischer<br />
Ebene hätten.<br />
3.5. Bewertung der politischen Partizipationsmöglichkeiten<br />
Wie aus den vorangegangenen Kapiteln deutlich wurde, stehen Menschen mit Migrationshintergrund<br />
in Osnabrück vielfältige Ebenen der politischen <strong>Teilhabe</strong> offen. Aufbauend<br />
auf den im Einzelnen ausgeführten Möglichkeiten der politischen Mitwirkung wie<br />
das Engagement in Parteien, im Beirat für Migration, in Migrantenvereinen und vieles<br />
mehr, wird im Folgenden auf die Gesamteinschätzung der Möglichkeiten eingegangen.<br />
Verschiedene Schwerpunkte bildeten sich unter Berücksichtigung der gruppenspezifischen<br />
Merkmale heraus. Auch auf die verschiedenen Ansätze zur Erklärung der von vielen<br />
Befragten konstituierten geringen politischen Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
in Osnabrück wird Bezug genommen.<br />
Nahezu 20 Prozent der Befragten wiesen auf die unterschiedlichen Möglichkeiten zur<br />
politischen <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit Migrationshintergrund resultierend aus dem<br />
ausländerrechtlichen Status hin. Im politischen System der Bundesrepublik komme den<br />
Wahlen im Rahmen des Parteiensystems eine herausragende Stellung zu. Auch unter<br />
den Interviewten in Osnabrück wurde von Vielen politische Mitwirkung mit dem aktiven<br />
und passiven Wahlrecht gleichgesetzt. Viele der befragten Migrantinnen und Migranten<br />
aus Drittstaaten ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die zum Teil seit Jahrzehnten in<br />
Osnabrück leben, artikulieren, dass sie mit dem Ausschluss vom Wahlrecht keine weitere<br />
Möglichkeit zur politischen Partizipation sehen. Zwar können sich alle Menschen unabhängig<br />
ihres Status in Parteien engagieren, allerdings ohne wirksam teilzuhaben und<br />
Einfluss auf die Politik nehmen zu können. Neben diesen Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong>,<br />
so die Aussage eines weiteren Befragten aus der Expertengruppe, seien darüber<br />
hinausgehende Möglichkeiten nur gering entwickelt. Nahezu alle Befragten dieser Gruppe<br />
sprachen sich für ein kommunales Wahlrecht für Zugewanderte unabhängig ihres<br />
Status nach längerer Aufenthaltsdauer in Osnabrück aus, was in Punkt 3.6 weiter ausgeführt<br />
wird.<br />
Zu einer weiteren Gruppe von circa 17 Prozent lassen sich Befragte zuordnen, die die<br />
Möglichkeiten für Migrantinnen und Migranten zur politischen Partizipation als gering<br />
bewerten. Zu einem hohen Teil nehmen sie die oben genannte Unterscheidung der<br />
Migrantengruppen nach ihrem Status vor, aus welchem sich Rechte wie das Kommunalwahlrecht<br />
ableiten lassen. So würden nicht kommunalwahlberechtigte Menschen mit<br />
Migrationshintergrund von Parteien und Politik in Osnabrück wenig wahrgenommen, da<br />
sich Parteien und Ratspolitiker vor allem auf das Wählerklientel in Osnabrück konzentrierten.<br />
Die Interessen der Menschen mit Migrationshintergrund und ihrer Vereine fänden<br />
nur insoweit Berücksichtigung, wie es mit der politischen Linie der <strong>Stadt</strong> zum Beispiel<br />
im Verständnis als Friedensstadt vereinbar wäre. Die Wahrnehmung der Migran-<br />
21
tinnen und Migranten reduziere sich zumeist auf folkloristische Veranstaltungen und die<br />
interkulturellen Wochen. In diesem Kontext weisen Befragte darauf hin, dass die Möglichkeiten<br />
zur tatsächlichen Einflussnahme in der <strong>Stadt</strong> vor allem den etablierten und<br />
großen Migrantengruppen wie den Spätaussiedlern, Türken, Spaniern, Portugiesen vorbehalten<br />
sind. Andere, zahlenmäßig kleinere Zuwanderergruppen wie Flüchtlinge oder<br />
Bulgaren, könnten nicht die etablierten Kommunikationswege auf Basis entsprechender<br />
Beziehungen nutzen. Es wird deutlich, dass dieser zweiten Gruppe Migrantinnen und<br />
Migranten mit begrenzter politischer <strong>Teilhabe</strong> (z.B. Drittstaatsangehörige wie Türken),<br />
marginalisierten Gruppen (z.B. Flüchtlinge), sowie zahlenmäßig in Osnabrück eher gering<br />
vertretenen Gruppierungen (z.B. Bulgaren) oder deren Fürsprecher auf deutscher Seite<br />
angehören. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die wahrgenommene Benachteiligung<br />
der eigenen beziehungsweise vertretenen Gruppe auf die Gesamteinschätzung Auswirkung<br />
hat und zu einer tendenziell geringeren Bewertung der Partizipationsmöglichkeiten<br />
führen kann.<br />
Ein weiterer Themenkomplex setzt sich mit dem politischen Engagement der Menschen<br />
mit Migrationshintergrund selbst auseinander. Von einzelnen Befragten werden das<br />
Potential und Interesse an einer Mitgestaltung und das Eintreten für die eigenen Interessen<br />
in Osnabrück hervorgehoben. So gebe es Anzeichen, die auf aktives Eintreten der<br />
Menschen mit Migrationshintergrund für die eigenen Belange hindeuten wie beispielsweise<br />
jüngere Migrantinnen und Migranten, die sich aktiv für ihr Umfeld einsetzten, in<br />
Parteien eintreten oder auch eine Partei zur Interessenvertretung gründen. Über 40<br />
Prozent der Befragten brachten das größtenteils als gering wahrgenommene politische<br />
Engagement der Menschen mit Migrationshintergrund zur Sprache. Die Ursachen hierfür<br />
werden auf verschiedenen Ebenen verortet. Zum einen wird direkt bei den Migrantinnen<br />
und Migranten angesetzt und dort versucht, Erklärungsansätze zu finden. So wird<br />
sowohl von Seiten der Befragten der Mehrheitsgesellschaft als auch von migrantischer<br />
Seite auf die fehlende Eigeninitiative hingewiesen. Den Menschen mit Migrationshintergrund<br />
stünden die Möglichkeiten zur politischen Mitwirkung und Interessenvertre-<br />
Partizipationsmöglichkeiten<br />
von<br />
Vertreterinnen<br />
und Vertretern<br />
marginalisierter<br />
und benachteiligter<br />
Migrantengruppen<br />
als begrenzt<br />
bewertet<br />
Bei der Bewertung der politischen Partizipationsmöglichkeiten in Osnabrück kristallisierten<br />
sich des Weiteren folgende Tendenzen unter den befragten Gruppen heraus: mehr<br />
als ein Drittel der befragten Personen äußert sich diesbezüglich positiv. Vielfach wurde<br />
ausgeführt, dass Menschen mit Migrationshintergrund bei entsprechendem Interesse<br />
auch politisch mitwirken könnten und ihre Stimme bei den relevanten Stellen Gehör<br />
finden würde. Es wird betont, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung in der<br />
Bundesrepublik verschiedene Formen der politischen Mitwirkung ermöglichen und fördern<br />
würde. Auch das Klima und die Atmosphäre in der Friedensstadt Osnabrück würden<br />
eine Mitwirkung von Menschen mit Migrationshintergrund begünstigen. An verschiedenen<br />
Stellen wird auf die positive Grundhaltung der <strong>Stadt</strong>verwaltung gegenüber<br />
einer noch zu verstärkenden politischen <strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten hingewiesen,<br />
wie bereits in Punkt 3.3 dargestellt. Hinsichtlich der Befragten, welche die<br />
<strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten in Osnabrück als positiv bewerten, ist es augenscheinlich, dass es<br />
sich um deutsche Staatsbürger mit und ohne Migrationshintergrund sowie Europäer<br />
handelt. Es ist anzunehmen, dass das Kommunalwahlrecht dieser Gruppe mit der positiven<br />
Einschätzung der Gesamtsituation in einem Zusammenhang steht.<br />
Mehr als 1/3 der<br />
Befragten schätzt<br />
Möglichkeiten zur<br />
<strong>Teilhabe</strong> positiv<br />
ein<br />
Größtenteils gering<br />
wahrgenommenes<br />
politisches<br />
Engagement von<br />
Migrantinnen und<br />
Migranten<br />
geringe Eigeninitiative<br />
22
tung offen. Sie könnten und sollten ihre Anliegen selbst vertreten und bedürften dann<br />
nicht mehr der Lobbyeinrichtungen auf deutscher Seite.<br />
Verschiedene Befragte äußern demgegenüber, dass Menschen mit Migrationshintergrund<br />
durchaus Interesse an politischer <strong>Teilhabe</strong> vor Ort hätten, aber verschiedene<br />
Faktoren eine tatsächliche Beteiligung erschweren würden. Der am häufigsten genannte<br />
Grund in diesem Zusammenhang sind die fehlenden Kenntnisse und Informationen über<br />
die Partizipationsstruktur in Osnabrück. Vor allem der Beirat für Migration als Gremium<br />
der Interessenvertretung der Migrantinnen und Migranten in Osnabrück tritt nicht ausreichend<br />
in die Öffentlichkeit. Dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte wenig<br />
Kenntnis von den bestehenden Angeboten zur politischen <strong>Teilhabe</strong> haben, führen verschiedene<br />
Befragte auf die <strong>Stadt</strong> zurück. Hier wird das zu verstärkende Engagement vor<br />
allem hinsichtlich der Bekanntmachung der Angebote als verbesserungswürdig erachtet.<br />
Auch eine zu vertiefende Zusammenarbeit zwischen <strong>Stadt</strong> und Migrantenvereinen und<br />
eine stärkere Initiative der <strong>Stadt</strong> in diesem Prozess werden vorgeschlagen, was in Punkt<br />
3.6. näher erläutert wird.<br />
Auf der personellen Ebene ist es einer Interviewpartnerin zufolge wichtig, sich vor Augen<br />
zu führen, dass in verschiedenen Migrantengruppen kein Bewusstsein für politische<br />
Partizipation und ihre möglichen Ausgestaltungsformen existiere. Dies bestätigend, führt<br />
ein anderer Befragter aus, dass eine Einführung in das politische System und seine Funktionsweise<br />
fehlen würde. Von Seiten der Befragten aus der ehemaligen Sowjetunion<br />
beziehungsweise des Ostblocks wird mehrfach ausgeführt, dass sich Angehörige dieser<br />
Gruppen vor dem Hintergrund der persönlichen Erlebnisse von politischen Institutionen<br />
wie Parteien verstärkt distanzieren würden.<br />
Auch an anderer Stelle ist von einer Lethargie bei einem Großteil der Menschen mit<br />
Migrationshintergrund hinsichtlich der politischen Partizipation die Rede, die die Auffassung<br />
vertreten würde, nichts bewegen zu können. Hier gilt es zu hinterfragen, zu welchem<br />
Anteil Migrantinnen und Migranten auf Grund der Einstellung, dass ihre Meinung<br />
nicht gehört werden würde und kein Gewicht hätte, politisch nicht mitwirken.<br />
Dem könne zum Beispiel durch Vorbilder von Menschen mit Migrationshintergrund in<br />
ihren Communities entgegengewirkt werden, wie im nächsten Kapitel weiter ausgeführt<br />
wird. Es wird auch die Annahme artikuliert, dass ein Raum und die Gelegenheit zum<br />
Austausch auch unter den Migrantengruppen fehlen würden, welcher die Beteiligten<br />
erkennen lassen, dass ihr Problem übergreifend ist und gemeinsam bearbeitet werden<br />
kann.<br />
Essentiell für einen Perspektivenwechsel hin zu der Auffassung, dass Menschen mit<br />
Migrationshintergrund mitwirken und ihre Umwelt mitgestalten können, ist das Auftreten<br />
der relevanten Institutionen vor Ort. Ein authentisches Interesse von Parteien,<br />
Vertreterinnen und Vertretern von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung an den Belangen der<br />
Migrantinnen und Migranten und ihrer <strong>Teilhabe</strong> am gesellschaftlichen Leben in Osnabrück<br />
ist hierfür unabdingbar. 13 Es wird allerdings auch von vielen Interviewten kritisch<br />
darauf hingewiesen, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht in der Deutung als<br />
Zugewanderte, sondern als Teil der <strong>Stadt</strong> und Mitbürger wahrgenommen werden möch-<br />
13 Dass zum Beispiel ein Osnabrücker Platz in den Akyürekplatz umbenannt und eine Straße nach<br />
dem Rabbiner Stern benannt wurde, wird als positives Signal gedeutet.<br />
fehlende Informationen<br />
über Partizipationsmöglichkeiten<br />
begrenztes Wissen<br />
zum politisches<br />
System, Wahlverfahren<br />
Passivität aufgrund<br />
des Eindruck,<br />
nichts bewirken<br />
zu können<br />
authentisches<br />
Interesse von<br />
Parteien und <strong>Stadt</strong><br />
zentral<br />
Wahrnehmung<br />
der Menschen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
als<br />
gleichwertige<br />
Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger<br />
23
ten und sollen. In diesem Kontext sei kurz auf die Rolle der Medien in diesem Wechselspiel<br />
hinzuweisen. Dass Migrantinnen und Migranten sich vielfach nicht als gleichwertige<br />
Bürger Osnabrücks begreifen, auf deren Stimme Wert gelegt wird, hängt im hohen Maße<br />
mit der Berichterstattung der lokalen Medien wie der Neuen Osnabrücker Zeitung<br />
oder Osnabrücker Sonntagszeitung zusammen. Es fehle an einer (positiven) Berichterstattung<br />
über Menschen mit Migrationshintergrund z.B. über das Akyürekfest oder die<br />
Arbeit des Beirates für Migration.<br />
Kritik an lokalen<br />
Medien<br />
3.6. Ansätze zur Weiterentwicklung der Partizipationsangebote<br />
Im Anschluss an die Gesamteinschätzung und kritische Auseinandersetzung mit den<br />
bestehenden Möglichkeiten zur politischen <strong>Teilhabe</strong> soll im weiteren Verlauf aufgezeigt<br />
werden, durch welche Maßnahmen die politische Partizipation von Menschen mit<br />
Migrationshintergrund gestärkt werden und einen veränderten Ausdruck finden kann. In<br />
Anlehnung an die Fragebögen können aus dem Datenmaterial sowohl allgemeine Veränderungsvorschläge<br />
als auch konkrete Stellungnahmen zu vorgegebenen Antwortmöglichkeiten<br />
beispielsweise bezüglich des Beirats für Migration oder vorgestellter alternativer<br />
Partizipationsformen abgeleitet werden. 14 Bis auf zwei Befragte, welche die Möglichkeiten<br />
zur politischen <strong>Teilhabe</strong> als ausreichend einschätzten, äußerte der Großteil<br />
der Befragten verschiedene Verbesserungsvorschläge auf dem Gebiet der politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten.<br />
3.6.1. Institutionalisierte und offizielle Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
Auf Basis der Befragung können verschiedene Impulse zur Weiterentwicklung der Partizipationsformen<br />
im Zuge institutionalisierter Verfahren wie Kommunalwahlen beziehungsweise<br />
im Rahmen von politischen Parteien und Interessenverbänden wie Gewerkschaften<br />
und Studentenorganisationen zusammengefasst werden. Die Rolle der <strong>Stadt</strong> in<br />
diesem Prozess wird gleichfalls angesprochen. Dem Beirat für Migration als zentrales<br />
Gremium der Interessenvertretung von Menschen mit Migrationshintergrund wird hinsichtlich<br />
möglicher Veränderungsvorschläge ein gesonderter Punkt gewidmet.<br />
Kommunalwahl<br />
Circa ein Drittel der Befragten aus den drei Zielgruppen plädiert für eine Ausweitung des<br />
Kommunalwahlrechts auch auf Drittstaatsangehörige, die längere Zeit in Osnabrück<br />
leben. Die <strong>Integration</strong> und Einbindung von Menschen in demokratische Entscheidungsprozesse<br />
vor Ort unabhängig ihres Status werden als wichtig erachtet. Auch wird an<br />
verschiedenen Stellen darauf verwiesen, dass politische <strong>Teilhabe</strong> mehr zu beinhalten<br />
habe, als das Recht angehört zu werden. In der Kommune, in der man lebt, müsse man<br />
sich, sofern man es beabsichtigt, an den Entscheidungsprozessen vor Ort beteiligen können.<br />
Die Ansätze zur konkreten Ausgestaltung variieren. Beispielsweise wird die Verringerung<br />
der Steuerlast bei Verzicht des (kommunalen) Wahlrechts empfohlen. Der <strong>Stadt</strong><br />
wird die grundsätzliche Unterstützung in dieser Thematik positiv angerechnet, aber<br />
1/3 der Befragten<br />
für Ausweitung<br />
des Kommunalwahlrechts<br />
14 Die Kurzfassung der darzustellenden Ansätze zur Weiterentwicklung ist im Anhang zu finden.<br />
24
gleichzeitig aufgezeigt, dass sie die Menschen ohne Wahlrecht nicht ausreichend berücksichtige<br />
und ihre Stimme höre.<br />
Parteien<br />
In der Wahrnehmung vieler Befragter bieten Parteien in Osnabrück eine Plattform des<br />
politischen Engagements. Diese zeichnen sich jedoch durch hohe Barrieren und Hemmschwellen<br />
aus, welche es den Menschen mit Migrationshintergrund erschweren, sich<br />
innerhalb der Parteien zu etablieren bzw. in ihnen Fuß zu fassen. Um diese Distanz zu<br />
überwinden, wird von Vielen ein Zubewegen der Parteien auf die Menschen mit Migrationshintergrund<br />
beziehungsweise auf die Migrantenvereine gefordert. 15 Weniger<br />
(mehrsprachige) Flyer als vielmehr der unmittelbare, persönliche Kontakt zum Beispiel<br />
mittels Veranstaltungen in den Vereinsräumlichkeiten und Treffen mit Vorständen werden<br />
als Möglichkeiten angesehen, diese Hürden zu reduzieren. Dem Informationsdefizit<br />
von vielen Menschen mit Migrationshintergrund über die Angebote der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
kann dadurch begegnet werden, dass Parteien und ebenso Vertreterinnen und<br />
Vertreter der <strong>Stadt</strong> in den Vereinen und Organisationen über das politische System,<br />
Wahlen sowie auch andere Partizipationsformen informieren. Als ein Zeichen der Anerkennung<br />
und des Interesses wird es angesehen, wenn auch hochrangige Politikerinnen<br />
und Politiker persönlich in die Migrantenvereine gehen und sich beispielsweise mit den<br />
Vorständen austauschen. Derartige Bestrebungen, so der Konsens unter vielen Befragten,<br />
sollten ausgebaut werden, allerdings aus der Motivation eines echten Interesses<br />
heraus und nicht im Zuge von Wahlkampagnen und Wähleranwerbung. Die Meinung des<br />
zu vertiefenden Zubewegens der Parteien auf Migrantenvereine wird auch von den Befragten<br />
der Gruppe geteilt, die sich selbst als Kandidatinnen und Kandidaten zur letzten<br />
Kommunalwahl stellten.<br />
An anderer Stelle ruft eine befragte Parteiangehörige dazu auf, niedrigschwellige Angebote<br />
zur politischen <strong>Teilhabe</strong> bereits unter Jugendlichen unabhängig ihres Hintergrundes<br />
zu offerieren. Mit Blick auf die sich zum Teil von der Politik stark distanzierenden<br />
Migrantinnen und Migranten aus den ehemaligen Ostblockstaaten sei es ferner wichtig,<br />
dass die Parteien sowie andere relevante Organisationen stärker an diese Gruppen herantreten<br />
und sie bei gewecktem Interesse an die Möglichkeiten der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
heranführen.<br />
Innerhalb der Parteien wird hinsichtlich der Listenplätze bei den Wahlen eine Quote<br />
vorgeschlagen, welche unterrepräsentierten Mitgliedergruppen wie beispielsweise<br />
Migrantinnen und Migranten den Zugang zu einem Mandat erleichtern soll. Des Weiteren<br />
wird gefordert, dass die Parteien selbstverantwortlich dem Thema der zu stärkenden<br />
Beteiligung von Migrantinnen und Migranten, deren Interessen es als Bewohner Osnabrücks<br />
gleichsam zu vertreten gilt, mehr Aufmerksamkeit zollen und die „Etabliertenvorrechte“<br />
der Parteimitglieder ohne Migrationshintergrund kritisch hinterfragen.<br />
Zubewegen der<br />
Parteien auf<br />
Migrantenvereine<br />
Treffen mit Vorständen<br />
der<br />
Migrantenvereine<br />
Informationsveranstaltungen<br />
in<br />
den Migrantenvereinen<br />
Niedrigschwellige<br />
Angebote für<br />
Jugendliche<br />
Sensibilisierung<br />
bestimmter<br />
Migrantengruppen<br />
für Partizipationsangebote<br />
Quoten für<br />
Migrantinnen und<br />
Migranten bei<br />
Kommunalwahllisten<br />
15 So wird der Besuch der CDU bei der Milli Görüş Moschee in Osnabrück als positiv bewertet und<br />
auch von den anderen Parteien erwartet, dass sie unterschiedliche Gruppierungen von Migrantinnen<br />
und Migranten in den Blick nehmen und sich die Zusammenarbeit nicht auf eine oder<br />
wenige Migrantenorganisationen beschränkt. Von verschiedenen Befragten aus Migrantenvereinen<br />
wurde das Engagement der Grünen gelobt, die gemeinsam mit Akteuren von Migrantenorganisationen<br />
in Osnabrück einen Ausflug nach Berlin zu politischen Institutionen unternahmen.<br />
25
<strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />
Neben den Parteien liegt bei der Verwaltung und dem <strong>Stadt</strong>rat das Hauptaugenmerk<br />
hinsichtlich der Umgestaltung des Partizipationskonzepts seitens vieler Befragter. Eine<br />
Vielzahl von Interviewten nimmt auf die Koordinationsfunktion der <strong>Stadt</strong> auf dem Gebiet<br />
der Stärkung und Vermittlung der Möglichkeiten zur politischen Partizipation Bezug. 60<br />
Prozent der Befragten äußern konkrete Vorschläge (abseits des Beirats für Migration),<br />
was von der <strong>Stadt</strong> zur Stärkung der Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
unternommen werden kann. So müsse die <strong>Stadt</strong> bei einem ehrlichen Interesse<br />
an der politischen <strong>Teilhabe</strong> der betreffenden Gruppe und der Artikulation ihrer Interessen,<br />
den „Weg bereiten und die Tür weiter aufmachen“. Auch vor dem Hintergrund der<br />
geschilderten Erklärungsansätze zu dem als gering wahrgenommenen Engagement von<br />
einem Großteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Osnabrück befanden verschiedene<br />
Befragte, dass die <strong>Stadt</strong> in einem stärkeren Maße auf migrantische Gruppen<br />
zugehen müsse.<br />
<strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung<br />
Hauptadressaten<br />
bei Veränderungsvorschlägen<br />
Die im Folgenden zu schildernden Anmerkungen der Befragten setzen bei der ersten<br />
Stufe zur Sensibilisierung und Wahrnehmung der Möglichkeiten zur politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
von Menschen mit Migrationshintergrund an. Informationen über relevante Entscheidungen<br />
der <strong>Stadt</strong> sollen an die Gemeinden, Migrantenvereine sowie <strong>Stadt</strong>teiltreffs herangetragen<br />
werden. Flyer auch in mehreren Sprachen über Angebote zur politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> werden von mehreren Befragten als Mittel der Informationsquelle abgelehnt.<br />
Auskünfte über aktuelle Themen, aber auch über allgemeine Zusammenhänge wie das<br />
Wahlsystem sollen in optimaler Weise persönlich an die Organisationen herangetragen<br />
werden. Der direkte Kontakt zu den Vorständen der Migrantenvereine, die wiederum<br />
Einfluss auf die Mitglieder ausüben, sei ein guter Weg, um eine stärkere Beteiligung der<br />
Migrantengruppen und die unabdingbare Zusammenarbeit zwischen <strong>Stadt</strong> und Vereinen<br />
zu intensivieren. 16<br />
Neben der direkten Ansprache ist die Wahl des Forums anlässlich des Austauschs wichtig.<br />
So würden formelle, institutionalisierte Veranstaltungen und Sitzungen wie im <strong>Integration</strong>sausschuss<br />
oder Beirat für Migration für viele Menschen abschreckend wirken.<br />
Diese Schwelle könne man zum Beispiel als Vertreterin und Vertreter der <strong>Stadt</strong> dadurch<br />
senken, dass man Veranstaltungen bewusst anders gestaltet beziehungsweise gesellige<br />
Zusammentreffen in lockerer Atmosphäre im <strong>Stadt</strong>teil nutzt.<br />
Von verschiedenen Befragten wird gleichfalls die Idee einer Ansprechstelle in der <strong>Stadt</strong><br />
z.B. im <strong>Stadt</strong>haus oder Bürgerbüro geäußert, die leicht erreichbar, bekannt ist und entsprechende<br />
Anregungen von Migrantinnen und Migranten direkt an die diesbezüglichen<br />
Stellen weiterleitet. Auch die Einrichtung eines Newsletters, der Migrantengruppenübergreifende<br />
Themen aufnimmt und in Verantwortung der Leitstelle für <strong>Integration</strong>,<br />
des Beirates für Migration oder bei den <strong>Integration</strong>slotsen liegen könnte, wird in Erwägung<br />
gezogen.<br />
Intensivierung der<br />
Kontakte mit den<br />
Migrantenvereinen<br />
und Vorständen<br />
Besuch und Gestaltung<br />
informeller<br />
Veranstaltungen<br />
Ansprechstelle in<br />
der <strong>Stadt</strong><br />
Newsletter<br />
16 Dies schließt zum Beispiel auch, wie von einer Befragten explizit betont, Vereine wie die Moscheegemeinde<br />
an der Iburgerstrasse ein, wo ein Informationsaustausch und Netzwerkarbeit mit<br />
der <strong>Stadt</strong> von hoher Wichtigkeit ist, unter anderem um vermeintliche Fehlinformationen auf<br />
beiden Seiten zu reduzieren.<br />
26
Neubürgerinnen und Neubürger mit Migrationshintergrund, die nach Osnabrück kommen,<br />
könnte man, ähnlich den sich neu registrierenden Personen im Einwohnermeldeamt,<br />
bei der Anmeldung ein Begrüßungspaket mit relevanten Informationen zu Institutionen<br />
und Organisationen wie Migrantenvereinen sowie auch Angeboten zur politischen<br />
Mitwirkung wie im Beirat für Migration überreichen.<br />
Ein mehrfach geäußerter Vorschlag besteht darin, den Migrantinnen und Migranten zum<br />
Beispiel aus den Vorständen der Migrantenvereine Qualifizierungsmaßnahmen und<br />
Fortbildungen zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilungen anzubieten.<br />
Die beschriebenen Ansätze richten sich vorrangig auf die Qualifizierung und Inkenntnissetzung<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund hinsichtlich der Möglichkeiten zur<br />
politischen <strong>Teilhabe</strong>. Dem Austausch von Menschen mit Migrationshintergrund und<br />
Vertreterinnen und Vertretern der <strong>Stadt</strong> aus Rat und Verwaltung wird in diesem Prozess<br />
von vielen Befragten ein hohes Gewicht beigemessen.<br />
Für viele Befragte reiche allerdings ein verstärkter Dialog nicht aus, um die Interessen<br />
der migrantischen Gruppen auch tatsächlich in den Entscheidungsprozess einfließen zu<br />
lassen. Die Forderung des Kommunalwahlrechts auch für Bewohner aus Drittstaaten und<br />
eine damit einhergehende Öffnung des <strong>Stadt</strong>rates für Bewohnergruppen, die bisher<br />
noch nicht repräsentiert sind, wurde unlängst thematisiert. Ein Experte setzt sich<br />
daneben für die Einführung von Ortsräten in allen Osnabrücker <strong>Stadt</strong>teilen ein, denen<br />
ein geringes Budget zuzuteilen ist und welche die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger<br />
der <strong>Stadt</strong>teile in den Rat tragen. Durch die damit erreichte Bürgernähe können auch<br />
Menschen mit und ohne Migrationshintergrund die meist bekannten Ortsratsmitglieder<br />
direkt und ohne eine derartige Hemmschwelle wie hinsichtlich des Beirates für Migration<br />
oder Rates ansprechen. Auch eine direkte Verbindung zwischen Rat beziehungsweise<br />
Oberbürgermeister und Migrantinnen und Migranten wird befürwortet. So sind vierwöchige<br />
Treffen von ausgewählten Migrantenvertreterinnen und Migrantenvertretern, die<br />
in Osnabrück geboren und etabliert sind, mit den Bürgermeistern der umliegenden Städte<br />
und Osnabrücks an einem repräsentativen Ort wie dem Remarque-Hotel vorstellbar,<br />
bei denen gemeinsam über Pläne in längerfristiger Perspektive diskutiert werden würde.<br />
Von einer Interessenvertretung von Migrantinnen und Migranten, die den Anspruch<br />
erhebt, Sprachrohr der verschiedenen Migrantengruppen sein zu können, wird von einem<br />
Befragten gefordert, dass diese in bessere Rahmenbedingungen als beispielsweise<br />
der Beirat für Migration einzubetten sind und ihnen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung<br />
stehen müssten. Dieses Gremium mit dem Oberbürgermeister an oberster Stelle<br />
müsse über Macht verfügen und in seiner kontinuierlichen Arbeit unabhängig agieren<br />
können. Ein externer Geschäftsführer, die Kopplung an <strong>Stadt</strong> und Verwaltung sowie die<br />
Unterstützung durch Stiftungen, Institutionen und Unternehmen sind in diesem Kontext<br />
denkbar.<br />
Verschiedene Anstöße lassen sich weniger unter der Thematik der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
im Konkreten als vielmehr unter der Ermöglichung der gleichberechtigen <strong>Teilhabe</strong> von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund in verschiedenen Bereichen fassen. So wird von<br />
unterschiedlichen Befragten die verstärkte Einstellung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
im öffentlichen Dienst als wichtig und ausbaufähig erachtet, wobei auch eine<br />
Quote für Migrantinnen und Migranten bei Einstellungen diskutiert wird. Auch der Zugang<br />
aller Zuwanderungsgruppen zu geförderten Sprachkursen wurde vor dem Hinter-<br />
Informationsbroschüre<br />
für Neubürgerinnen<br />
und<br />
Neubürger<br />
Qualifizierung von<br />
Mitgliedern der<br />
MSOs<br />
verstärkter Dialog<br />
nicht ausreichend<br />
Einführung von<br />
Ortsräten in den<br />
<strong>Stadt</strong>teilen<br />
direkter Austausch<br />
zwischen<br />
Rat und Migrantenvertreterinnen<br />
und -vertretern<br />
Interessenvertretung<br />
von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
gleichberechtigte<br />
<strong>Teilhabe</strong><br />
verstärkte Beschäftigung<br />
im<br />
öffentlichen<br />
Dienst<br />
27
grund der Befähigung zur <strong>Teilhabe</strong> am gesellschaftlichen Leben wie beispielsweise am<br />
politischen Geschehen angeführt. Ferner müssen auch auf Seite der Mehrheitsgesellschaft<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung wie der Ausländerbehörde<br />
sowie Ratsmitglieder für interkulturelle Themen sensibilisiert werden.<br />
Interkulturelle<br />
Trainings für Mitarbeiterinnen<br />
und<br />
Mitarbeiter der<br />
<strong>Stadt</strong><br />
3.6.2. Nicht- institutionalisierte Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
Neben der offiziellen und institutionalisierten Angebotsstruktur zur politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
beziehen sich die Anregungen zur Förderung eines selbstinitiierten, zivilgesellschaftlichen<br />
politischen Engagements in erster Linie auf Migrantenvereine und Migrantenorganisationen.<br />
Migrantenvereine<br />
Um den politischen Einfluss von Migrantenvereinen zu stärken, fordern viele der Befragten<br />
eine engere Vernetzung der Vereine untereinander sowie mit der <strong>Stadt</strong>. Ein „Haus<br />
der Vereine“ wie es beispielsweise in Emden existiere, wird von den Befragten als eine<br />
Option betrachtet, die verschiedenen Vereine und Gremien wie den Beirat für Migration<br />
und relevante Institutionen und Ansprechpartner der <strong>Stadt</strong> zu bündeln und unter einem<br />
Dach zu vereinen. 17 Auf der Ebene der <strong>Stadt</strong> und der Parteien wurden bereits Ansätze<br />
zur Ansprache und Mobilisierung von Migrantinnen und Migranten dargelegt. Auch innerhalb<br />
der Migrantenvereine sollen die Menschen aktiviert werden, die Möglichkeiten<br />
zur Einflussnahme verstärkt zu nutzen. Positive Beispiele und Vorbilder wie Kommunalpolitikerinnen<br />
und Kommunalpolitiker mit Migrationshintergrund sind in diesem Zusammenhang<br />
von hoher Bedeutung, um die Vorteile und den Nutzen, der aus eigenem<br />
Engagement für einen selbst und den Organisationszusammenhang entsteht, erkennbar<br />
zu machen. Des Weiteren wird ein Dachverband aller Migrantenorganisationen als wünschenswert<br />
erachtet, um als Interessenvertretung der verschiedenen Gruppierungen<br />
eine gemeinsame Stimme auf die politischen Entscheidungsträger geltend zu machen<br />
und sich der potentiellen Macht, die von Menschen mit Migrationshintergrund auf politische<br />
Entscheidungsträger ausgehen könnte, bewusst zu werden. Ein derartiger Zusammenschluss<br />
aller Migrantenorganisationen oder auch eine Koordinierungsstelle innerhalb<br />
der <strong>Stadt</strong>verwaltung können als mögliche Schritte betrachtet werden, um die<br />
Migrantenvereine in ihrem Potential als Räume der politischen <strong>Teilhabe</strong> weiter zu stärken.<br />
Haus der Vereine<br />
Vorbilder mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Dachverband aller<br />
Migrantenorganisationen<br />
Koordinierungsstelle<br />
3.6.3. Beirat für Migration<br />
In der Auseinandersetzung um die zukünftige Gestaltung des Gremiums Beirat für Migration<br />
als Interessenvertretung der Menschen mit Migrationshintergrund in Osnabrück<br />
haben sich verschiedene Positionen herausgebildet. Für die Beibehaltung des Beirates in<br />
seiner jetzigen Form sprechen sich circa 5 Prozent aus. Circa ein Fünftel der Befragten<br />
der zweiten und dritten Zielgruppe äußern vornehmlich aus dem Grund der Unkenntnis<br />
17 Die britischen Kasernen im Natruper Holz würden sich als möglicher Ort für ein derartiges Vorhaben<br />
anbieten.<br />
28
über das Gremium keine Meinung im Hinblick auf die zukünftige Gestaltung des Beirates<br />
für Migration. Ein Experte befürwortet die Implementierung einer neuen Form der Interessenvertretung<br />
für Migrantinnen und Migranten unter Abschaffung des bisherigen<br />
Beirats.<br />
Abb. 4: Weiterentwicklung des Beirates für Migration<br />
74 Prozent der Befragten plädieren für eine Weiterentwicklung des Beirates für Migration,<br />
wie in Abbildung 4 ersichtlich wird. Es werden von den Befragten aller Zielgruppen<br />
vielfältige Ansätze zur Modifizierung des Gremiums in den Bereichen der Arbeits- und<br />
Funktionsweise, Benennungsverfahren und Zusammensetzung sowie Entscheidungsbefugnisse<br />
formuliert. Auch die Einbeziehung weiterer Partizipationsformen in Anlehnung<br />
an die drei genannten Optionen im Fragebogen wird diskutiert. Innerhalb der Gruppe<br />
setzt sich circa ein Fünftel der Befragten für die grundsätzliche Beibehaltung der jetzigen<br />
Form ein, wobei geringfügige Veränderungen zum Beispiel zur Gestaltung und Häufigkeit<br />
der Sitzungen in Betracht gezogen werden. Bis auf eine Ausnahme sind dieser Ausprägung<br />
vor allem die Beiratsmitglieder zuzuordnen. 80 Prozent der Befragten der zu einer<br />
Weiterentwicklung des Beirates zustimmenden Gruppe favorisieren tiefergehende Veränderungen<br />
des Beirats in unterschiedlichem Ausmaß.<br />
Arbeitsweise<br />
Häufigere Treffen, mindestens einmal im Monat, beziehungsweise verstärkte Vorbereitungstreffen<br />
auf informeller Ebene sowie ein aktiveres Engagement der Beiratsmitglieder<br />
werden als Mittel zur Modifizierung des Gremiums in Erwägung gezogen. Im Rahmen<br />
einer aktiven <strong>Integration</strong>sarbeit sollen sich die Beiratsmitglieder direkt an die Menschen<br />
mit Migrationshintergrund wenden und sich als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />
für entsprechende Themen vorstellen und etablieren. Die Nähe zu den<br />
unterschiedlichen Migrantengruppen könnte durch die Einführung von Migrationsbeiräten<br />
auf <strong>Stadt</strong>teilebene erzielt werden. Die Migrantenbeiräte könnten in den jeweiligen<br />
<strong>Stadt</strong>teilen die Stimmungen und Problemfelder unter den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
aufnehmen und sich im Vorfeld der Gesamtbeiratssitzung entsprechend verständigen.<br />
Auch eine Sprechstunde des Beirats für Migration für interessierte Mitbürgerinnen<br />
Beiratsmitglieder<br />
als Ansprechpartner<br />
Migrationsbeiräte<br />
auf <strong>Stadt</strong>teilebene<br />
Sprechstunde des<br />
Beirates<br />
29
und Mitbürger würde die Zielmaßgabe eines besseren Zugangs zum Beirat und seiner<br />
Arbeit unterstützen.<br />
Die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Migrantenvertreterinnen und<br />
Migrantenvertretern im Beirat gilt es zum Beispiel durch die Einrichtung eines Emailverteilers<br />
zu intensivieren. Auch die Bildung von beiratsinternen Arbeitsgruppen zu bestimmten<br />
Themen findet Erwähnung. Eine (verpflichtende) Qualifizierung von Beiratsmitgliedern<br />
ähnlich wie für Ratsmitglieder zu Themen wie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />
halten mehrere Befragte für überlegenswert, was zum Beispiel in dem<br />
Aufgabenbereich der <strong>Integration</strong>slotsen beziehungsweise der Verwaltung liegen könnte.<br />
Mitglieder des Beirates sollen darüber hinaus Zugang zu Klausurtagungen erhalten, die<br />
von externen Moderatorinnen und Moderatoren sowie Expertinnen und Experten angeleitet<br />
werden. Für die Arbeit des Beirats wird empfohlen, Ergebnisprotokolle mit relevanten<br />
Termini in entsprechende Sprachen zu übersetzen sowie einen Qualitätsmanagement-Katalog<br />
für die Mitglieder mit Informationen zur Funktionsweise und Arbeit in<br />
den Ausschüssen auszuarbeiten. Die Präsenzpflicht für die Hauptmitglieder ist ein weiterer<br />
Ansatzpunkt.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Ein Thema, was mehr als ein Drittel aller Befragten in der Innen- und Außenperspektive<br />
bezüglich des Beirates für Migration teilen, ist die auszubauende Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Gremiums. Die Wahrnehmung von Defiziten in diesem Bereich vor dem Hintergrund<br />
der geringen Resonanz des Beirates in der Öffentlichkeit und unter den Menschen mit<br />
Migrationshintergrund ist vielen Befragten gemein. Pressemitteilungen über besprochene<br />
Themen im Beirat, die Präsenz des Beirats bei relevanten Veranstaltungen wie dem<br />
Fest der Kulturen, aber auch die Einrichtung einer Homepage, sowie die Nutzung von<br />
Onlineplattformen wie Facebook oder OScommunity wird von vielen als unerlässlich<br />
angesehen. Eine Erwähnung des Beirats für Migration in einem zu gestaltenden Informationsheft<br />
für Neubürgerinnen und Neubürger mit Migrationshintergrund wurde bereits<br />
angemerkt. Das Interesse auf der Gegenseite, der lokalen Medien wie der Neuen Osnabrücker<br />
Zeitung, Osnabrücker Sonntagszeitung und vieles mehr gilt es zu erwecken. So<br />
könne die <strong>Stadt</strong> auch als Zeichen der Wertschätzung des Beirates auf Medien wie die<br />
Neue Osnabrücker Zeitung einwirken, so dass beispielweise Beiträge über die Beiratsmitglieder<br />
und Menschen mit Migrationshintergrund in Einzelportraits veröffentlicht<br />
werden könnten. Auf der anderen Seite würden die lokalen Medien, gemäß einer weiteren<br />
Meinung, bei einem offensiveren Auftreten der Beiratsmitglieder und stärkerem<br />
Druck auf die Politik auf das Gremium aufmerksam werden und die Arbeit des Beirats<br />
entsprechend wahrnehmen und zum Ausdruck bringen.<br />
Vernetzung<br />
Qualifizierung von<br />
Beiratsmitgliedern<br />
Präsenzpflicht<br />
Migrantinnen und<br />
Migranten in<br />
lokalen Medien<br />
Qualitätsmanagement-Katalog<br />
Pressemitteilungen<br />
Internetpräsenz<br />
Ernennungsverfahren und Zusammensetzung<br />
Das Ernennungsverfahren durch den Rat gilt es nach Meinung der Mehrheit der Beiratsmitglieder<br />
als auch der Befragten der zweiten und dritten Gruppe zu verändern. Eine<br />
ausführliche Darstellung unter anderem der Stimmverteilung wird unter Punkt 3.2. vorgenommen.<br />
Mehr Transparenz im Benennungs- und Auswahlverfahren der Beiratsmitglieder<br />
von Seiten des Rates wird ausdrücklich gefordert.<br />
Transparenz im<br />
Benennungsverfahren<br />
30
Fast 30 Prozent der Befragten setzt sich für eine Wahl des Beirates für Migration aus den<br />
im Punkt 3.2. genannten Gründen der Legitimation und Unabhängigkeit des Beirates von<br />
Entscheidungen des Rates ein. Die Wahl zum Beirat für Migration könne parallel zur<br />
Kommunal- oder Bundestagswahl stattfinden. Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, im Zuge<br />
derer die migrantischen Haushalte angeschrieben und über die Wahl informiert werden,<br />
ist in diesem Kontext zu bedenken.<br />
Hinsichtlich der Zusammensetzung des Beirates existieren verschiedene Standpunkte<br />
unter den Befragten in den drei Zielgruppen, die eine Änderung zu großen Teilen ablehnen<br />
sowie auch ebenso in unterschiedlichem Ausmaße befürworten. Die Satzung des<br />
Proporzes für EU-Bürgerinnen und Bürger müsse an die veränderte Situation im Zuge<br />
der Vergrößerung der Europäischen Union angepasst werden. Die bisher festgelegten<br />
Zahlen von Migrantinnen und Migranten aus bestimmten Herkunftsländern könnten<br />
flexibler gestaltet werden und sich so besser an die Situation in Osnabrück und dort<br />
lebenden Menschen mit Migrationshintergrund anpassen. Andere Befragte kommentieren,<br />
dass bestimmte Gruppierungen wie Spätaussiedler, Menschen osteuropäischer und<br />
afrikanischer Herkunft im Beirat unterrepräsentiert seien und die Beiratszusammensetzung<br />
an die reale Situation anzugleichen sei. Auch ein halbjähriges Rotationsprinzip<br />
für zahlenmäßig kleinere Migrantenvereine wird angesprochen. Während<br />
viele Befragte mit der Mischung des Beirates aus Vertreterinnen und Vertretern der<br />
MSOs sowie Institutionen der Mehrheitsgesellschaft zufrieden sind, werben andere<br />
Stimmen für eine stärkere beziehungsweise ausschließliche migrantische Besetzung des<br />
Beirates, auch um die Rückkopplung zu den Migrantinnen und Migranten zu gewährleisten.<br />
Des Weiteren soll darauf geachtet werden, dass Beiratsmitglieder mit den Strukturen<br />
und Netzwerken in Osnabrück vertraut sind und gleichsam über entsprechende Qualifikationen<br />
im Vorfeld der Aufstellung im Beirat verfügen, um in den Sitzungen im Beirat<br />
und den Ausschüssen bestehen zu können. Die Möglichkeit und Praxis, dass vielfach<br />
Beiratsmitglieder über mehrere Perioden vertreten sind, wird kritisiert und gefordert,<br />
die Vertretung durch eine Person auf zwei Perioden zu limitieren. Eine weitere Überlegung<br />
zielt darauf ab, ein Wahlverfahren innerhalb der Vereine und der im Beirat beteiligten<br />
Institutionen für die potentiellen Beiratskandidaten verpflichtend einzuführen.<br />
Entscheidungskompetenzen<br />
Mehr als die Hälfte der Befragten fordert mehr Entscheidungsbefugnisse für den Beirat<br />
für Migration. Mehr als ein Zehntel dieser Gruppe gehört dem Beirat wiederum selbst<br />
an. Auch vor dem Hintergrund des artikulierten Interesses der Politik und <strong>Stadt</strong> an einer<br />
Mitwirkung von Menschen mit Migrationsgruppen wie unter anderem von Migrantengruppen,<br />
die von den zentralen Willensbildungsprozessen der Kommunalwahl ausgeschlossen<br />
sind, sollten dem Beirat mehr Entscheidungsbefugnisse eingeräumt werden.<br />
Mit diesem Schritt, dass Migrantinnen und Migranten nicht nur die Möglichkeit zur Meinungsäußerung<br />
erhalten, sondern tatsächlich berücksichtigt werden müssen, würde ein<br />
wichtiges Zeichen in Richtung eines angestrebten gleichwertigen und gleichberechtigen<br />
Zugangs gesetzt werden. Mit einem Entgegenkommen an politisch mitwirkende und<br />
interessierte Menschen mit Migrationshintergrund und der bewussten Aufwertung des<br />
Gremiums würde auch ein Teil des von Vielen, vor allem der nicht wahlberechtigten<br />
migrantischen Wohnbevölkerung Osnabrücks, empfundenen Ohnmachtsgefühls verringert<br />
werden können.<br />
Wahl des Beirates<br />
flexible Gestaltung<br />
der Proporze<br />
halbjähriges Rotationsprinzip<br />
Begrenzung der<br />
Vertretung auf<br />
zwei Perioden<br />
Mehr als die Hälfte<br />
der Befragten<br />
für mehr Entscheidungskompetenzen<br />
des Beirats<br />
31
Über die Ausgestaltung der Rechte des Beirates für Migration wird unterschiedlich gedacht.<br />
Ein Antragsrecht des Beirats bezüglich des Rates wird ebenso erwogen wie ein<br />
Stimmrecht des Beirates bei Entscheidungen zum Beispiel in den Ausschüssen bei dem<br />
Beirat für Migration tangierenden Fragestellungen. Auch die Möglichkeit, dass eine Anzahl<br />
von fünf Beiratsmitgliedern ein Stimmrecht im <strong>Stadt</strong>rat als Kompensation des Demokratiedefizits<br />
im Hinblick auf nicht wahlberechtigte Drittstaatsangehörige erhält, wird<br />
von mehreren Personen gefordert. Diese in den Rat entsendeten Beiratsmitglieder mit<br />
Stimmrecht können wiederum durch demokratische Wahlen in der migrantischen Bevölkerung<br />
Osnabrücks legitimiert werden. Ein anderer Ansatz beinhaltet, dass Entscheidungen<br />
des Rates zu bestimmten Sachverhalten gegen den Willen des Beirates für Migration<br />
eines anschließenden Austauschs mit diesem Gremium und eine höhere Ratsmehrheit<br />
zur Abstimmung bedürfen. Das Rederecht der Vorsitzenden beziehungsweise<br />
des Vorsitzenden des Beirates, welches dem Ausländerbeirat zustand, müsse wieder<br />
eingeführt und genutzt werden, um als Gremium wirksam vor dem Rat Stellung zu beziehen.<br />
Viele der Befragten verbinden mit einer Erhöhung der Einflussmöglichkeiten des<br />
Beirats für Migration auch die Erwartung, dass Migrantinnen und Migranten sich in dem<br />
Bewusstsein, tatsächlich von den Entscheidungsträgern beachtet zu werden, stärker<br />
politisch engagieren würden.<br />
Antragsrecht bzw.<br />
Stimmrecht von<br />
Beiratsmitgliedern<br />
im <strong>Stadt</strong>rat, Ausschüssen<br />
Vertretung nicht<br />
wahlberechtigter<br />
Migrantengruppen<br />
Rederecht<br />
Um für einen größeren Entscheidungs- und Tätigkeitsspielraum befähigt zu sein, müsse<br />
der Beirat auch über entsprechende Ressourcen verfügen. Die Einrichtung einer (halben)<br />
Stelle für die Leitung und Koordination des Beirats für Migration würde diesem Ziel entgegenkommen<br />
und die intensive Arbeit der ehrenamtlichen Beiratsmitglieder und die<br />
oft übertriebenen Erwartungen an diese entlasten. Zu einer höheren Handlungsfähigkeit<br />
und Selbstständigkeit des Beirats gehöre es auch, finanziell besser ausgestattet zu sein.<br />
Der Beirat müsse ebenso wie andere Institutionen der <strong>Stadt</strong> über ein entsprechendes<br />
Budget verfügen und auf Grundlage dessen die Möglichkeit erhalten, eigenverantwortlich<br />
Projekte von beispielsweise Migrantenvereinen zu fördern. 18 Auch eine Entschädigung<br />
der Beiratsmitglieder wird erwogen.<br />
personelle und<br />
finanzielle Ressourcen<br />
Strukturelle Veränderungen<br />
Neben den genannten Dimensionen wird auch an der generellen Form des Beirats als<br />
Gremium angesetzt. Hinsichtlich der Geschäftsführerstelle wird die enge Anbindung an<br />
das Referat für Migration und <strong>Integration</strong> kritisiert, was eine unabhängige Entfaltung<br />
und Unterstützung des Beirats für Migration durch den Geschäftsführer erschweren<br />
würde. Mit der Herauslösung der Geschäftsführerstelle aus diesem Zusammenhang und<br />
die Einbindung in eine alternative Form, wie den Vereinsstatus mit finanzieller Unterstützung<br />
der <strong>Stadt</strong>, könne dieses Spannungspotential beseitigt werden. Weitere strukturelle<br />
Veränderungen des Beirats sowie in Ergänzung zu konzipierende Partizipationsinstrumente<br />
sind folgend darzustellen.<br />
Geschäftsführer<br />
des Beirates für<br />
Migration<br />
18 Die bisherige Verfahrensweise der Antragstellung bei der Kommune wird oft als wenig konstruktiv<br />
und motivierend erlebt.<br />
32
3.6.4. Weitere Partizipationsformen<br />
Die drei Zielgruppen wurden auch hinsichtlich spezifischer Partizipationsformen befragt.<br />
Im Hinblick auf das vorgestellte wissenschaftliche Expertengremium, welches in seiner<br />
Funktion als Think Tank den Rat in Zuwandererfragen berät, ist das Verhältnis zwischen<br />
diese Option befürwortenden oder ablehnenden Befragten nahezu ausgeglichen. An<br />
verschiedenen Stellen wird ein Expertengremium mit dem Hinweis abgelehnt, dass der<br />
Beirat für Migration bereits aus Expertinnen und Experten bestehe und darüber hinaus<br />
selbst Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft bei entsprechenden Fragen einladen<br />
könne. Unter den Befürwortern ist ein Expertengremium annähernd einstimmig nur<br />
in Ergänzung und als Unterstützung des Beirates für Migration denkbar. Viele halten<br />
eine wissenschaftliche Begleitung des Beirates für bedeutsam und sehen den Informationsaustausch<br />
zwischen Wissenschaft und Praxis als eine Bereicherung für die Arbeit des<br />
Beirates an. Das Expertengremium kann beispielsweise als dreiköpfiger, wissenschaftlicher<br />
Beirat konzipiert werden, welcher dem Beirat für Migration bei Bedarf zu bestimmten<br />
Sachverhalten beratend zur Seite steht. Es soll möglichst gleichfalls berücksichtigt<br />
werden, dass sich auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Migrationshintergrund in<br />
diesem Gremium befinden.<br />
Das niedrigschwellige Partizipationsangebot eines öffentlichen Forums, welches für alle<br />
Interessierten mit und ohne Migrationshintergrund offen steht, wird von der großen<br />
Mehrheit der Befragten als gut und praktikabel befunden. Eine geringe Anzahl von interviewten<br />
Personen lehnt diese Option ab. In einem größeren Rahmen könnten infolge<br />
der vielen verschiedenen Stimmen keine Ergebnisse erzielt werden und das Interesse an<br />
einer Mitwirkung würde ähnlich wie im Bürgerforum sinken. Ein öffentliches Forum<br />
könnte auf der anderen Seite an die Migrantinnen und Migranten, die sich aus verschiedenen<br />
Gründen nicht an den Beirat für Migration wenden, ein Signal setzen, dass ihre<br />
Meinung wahrgenommen wird und ihnen die Möglichkeit offeriert, sich niedrigschwellig<br />
zu beteiligen. Von Vielen wird die Einschätzung geteilt, dass auch die zweite Partizipationsform<br />
als Unterstützung des Beirats für Migration auszugestalten ist. In der Durchführung<br />
könnte diese Form der <strong>Teilhabe</strong> gemäß eines Befragten in den <strong>Stadt</strong>teilen verortet<br />
werden. Im Rahmen dieses Forums können Informationen zu bestimmten Themen wie<br />
bezüglich des Wahlsystems erteilt und ausgetauscht werden und ebenso Diskussionen<br />
zu aktuellen politischen Themen stattfinden. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang<br />
sowohl bereits politisch organisierte Migrantengruppen als auch weniger in der politischen<br />
Öffentlichkeit vertretene Migrantengruppen anzusprechen und einzubinden. Die<br />
Teilnahme von Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern, sowie Parteimitgliedern an dieser<br />
offenen Form der Interessenvertretung wird in diesem Austausch- und Aushandlungsprozess<br />
gleichfalls als bedeutsam betrachtet. Bei der Ausgestaltung dieses Partizipationsangebots<br />
ist es, auch mit dem Ziel weniger aktive und organisierte Migrantinnen und<br />
Migranten anzusprechen, von Vorteil, das Forum an einem positiv beziehungsweise<br />
neutral besetzten Ort wie dem Haus der Jugend oder der Osnabrückhalle in angenehmer<br />
Atmosphäre mit Kaffee und Kuchen stattfinden zu lassen. Der integrative Aspekt dieser<br />
Treffen und nicht die Abgrenzung und Bezeichnung dieser Veranstaltung als Migrantenforum<br />
ist weiterhin förderlich und wichtig für die Vermittlung des Gefühls, dazuzugehören<br />
und gehört zu werden. Ein Ausgangspunkt könnte das Fest der Kulturen sein. Die<br />
wissenschaftliche<br />
Begleitung des<br />
Beirates<br />
öffentliche,<br />
niedrigschwellige<br />
Partizipationsformen<br />
33
positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit der verschiedenen Migrantenruppierungen<br />
im Rahmen der Zukunftswerkstatt können auch bei der Konzeption einer öffentlichen<br />
und niedrigschwelligen Partizipationsform genutzt werden. Für den Beirat könnte<br />
dieses Forum zum einen eine Unterstützung in seiner Arbeit bedeuten und zum anderen<br />
auch ein Meinungsbild unter einem breiteren Kreis an Migrantinnen und Migranten<br />
herzustellen helfen. Letztlich sei es vor allem wichtig, dass sich die erzielten Ergebnisse,<br />
die auf Basis des breiter angelegten Forums erzielt werden können und demzufolge von<br />
einer größeren Gruppe legitimiert werden, auch in politischen Entscheidungen widerspiegeln.<br />
Auch in dieser Konstellation ist die Möglichkeit, Entscheidungen auf kommunaler<br />
Ebene zu relevanten Sachverhalten mit zu beeinflussen, von hoher Relevanz.<br />
An dieser Stelle soll kurz auf die Ausführungen eines Experten der zweiten Zielgruppe<br />
zur Neugestaltung der Partizipationsstruktur bei gleichzeitiger Abschaffung des Beirats<br />
eingegangen werden. Der Befragte sieht ein öffentliches und meinungsbildendes Gremium<br />
ähnlich der zweiten <strong>Teilhabe</strong>option als Grundlage, in dessen Rahmen sich Menschen<br />
mit Migrationshintergrund und alle Interessierten in diesem Bereich austauschen können.<br />
Aus diesem Kreis könnte wiederum ein Ausschuss von Mitgliedern gewählt werden,<br />
welcher die Sitzungen vorbereitet, Vorlagen ausarbeitet und dem Rat vorlegt. Die Arbeit<br />
dieser neu konzipierten Gremien könnte darüber hinaus durch Expertinnen und Experten<br />
beispielsweise des Instituts für Migrationsforschung und interkulturelle Studien unterstützt<br />
werden.<br />
Forum in Ergänzung<br />
zum Beirat<br />
öffentliches Forum<br />
als Ausgangspunkt<br />
für ein verändertes<br />
Partizipationskonzept<br />
Als dritte Form wurde den Befragten die mögliche <strong>Teilhabe</strong> an Workshops, Tagungen<br />
von Migrantenvertreterinnen und -Vertretern sowie Expertinnen und Experten der verschiedenen<br />
Bereiche zur anschließenden Übermittlung der Ergebnisse an den <strong>Stadt</strong>rat<br />
vorgestellt. Kritik hinsichtlich dieser Option besteht darin, dass dieses Angebot mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit von bereits engagierten und organisierten Migrantinnen und<br />
Migranten sowie Akteuren im Migrationsbereich genutzt werden würde. Des Weiteren<br />
könne der Beirat diese Funktion ähnlich den Klausursitzungen übernehmen und abdecken.<br />
Für viele hingegen ist diese Form der Partizipation reizvoll. Sie merken im Hinblick auf<br />
die Realisierung an, dass die Termine außerhalb der Arbeitszeit stattzufinden haben. Mit<br />
der Gewährleistung einer kontinuierlichen Arbeit würde dieses Instrument der <strong>Teilhabe</strong><br />
den Beirat für Migration ebenfalls gut ergänzen, wie ein Großteil der dieser Option zustimmenden<br />
Befragten äußerte. Der Beirat könnte in diesem Sinne eine Koordinationsfunktion<br />
übernehmen und sich um die Einbindung von den im Beirat nicht repräsentierten<br />
Migrantenvereinen und Organisationen bemühen. Dem Beirat könnte ferner die<br />
Aufgabe zukommen, erarbeitete Ergebnisse und Impulse aus den Workshops aufzuarbeiten.<br />
Die Verwaltung könnte in diesem Prozess als Moderator und Vermittler involviert<br />
sein. Die Workshops können daneben einen Rahmen für Schulungen und Weiterbildungen<br />
der Beiratsmitglieder sowie der Vertreterinnen und Vertreter der Migrantenvereine<br />
anbieten. Bereits geschulte Beiratsmitglieder können auch alternativ ihr in den<br />
Workshops erlangtes Know-how an die Mitglieder ihrer Migrantenvereine weitergeben.<br />
Workshops und<br />
Tagungen als Unterstützung<br />
des<br />
Beirates<br />
Einbindung von den<br />
im Beirat nicht<br />
vertretenden<br />
Migrantengruppen<br />
34
4. Resümee<br />
In Osnabrück können im Rahmen der qualitativen Studie vielgestaltige politische Partizipationsmöglichkeiten<br />
und Formen zur Mitwirkung am politischen Geschehen vor Ort<br />
aufgezeigt werden. So wurden unter anderem die Möglichkeiten des Engagements in<br />
Parteien, im Rahmen der Kommunalwahlen, im Beirat für Migration von den Befragten<br />
benannt. Nach den Aussagen eines Großteils der Befragten ist ein Mitwirken und aktives<br />
Eintreten von Migrantinnen und Migranten für die eigenen Belange in Osnabrück unverkennbar.<br />
Sie setzen sich aktiv für ihr Umfeld und ihre Interessengruppen ein, treten Parteien<br />
bei oder gründen diese zur Interessenvertretung. Nichtsdestotrotz lebt in Osnabrück<br />
ein Großteil von Menschen mit Migrationshintergrund, der aus verschiedenen<br />
Gründen heraus nicht teilhat und seine Interessen vertritt. Dieses Potenzial und das<br />
bereits bestehende Interesse an der aktiven Gestaltung ihres Umfeldes gilt es durch<br />
verschiedene Maßnahmen zu aktivieren. Dabei sind sowohl die Menschen mit Migrationshintergrund<br />
selbst als auch die Institutionen der Mehrheitsgesellschaft gleichsam<br />
gefordert, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Der vielfach bestehenden Unwissenheit<br />
über Angebote zur politischen <strong>Teilhabe</strong> kann durch eine gezielte Informationspolitik der<br />
<strong>Stadt</strong> sowie der Parteien entgegengewirkt werden. Ein Dachverband aller Migrantenvereine<br />
oder eine Koordinierungsstelle innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung können als mögliche<br />
Schritte betrachtet werden, um Migrantenvereine noch weiter zu Orten politischer Interessenvertretung<br />
auszugestalten.<br />
Der Beirat für Migration nimmt als zentrales Gremium der Interessenvertretung von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund eine besondere Stellung ein. Es wurde deutlich,<br />
dass die Externen dem Beirat überwiegend die gleichen Funktionen zuschreiben wie die<br />
Beiratsmitglieder selbst. Als positiv bewertet wurde gruppenübergreifend die Anwesenheit<br />
der Ratsmitglieder im Beirat, da diese die notwendige Anbindung an die Politik darstellen.<br />
Bezüglich der grundsätzlichen Zusammensetzung des Beirats gehen die Meinungen<br />
in den jeweiligen Gruppen auseinander. Während die meisten Beiratsmitglieder die<br />
derzeitige Zusammensetzung als positiv beurteilen, kritisieren viele Externe, dass im<br />
Beirat nur ein kleiner Teil der Bevölkerung repräsentiert werde.<br />
Hinsichtlich der Veränderungsvorschläge ließen sich etliche Schnittstellen identifizieren:<br />
Vielfältige Partizipationsmöglichkeiten<br />
vorhanden, doch<br />
Zugang noch erschwert<br />
Gezielte Informationspolitik<br />
über<br />
Partizipationsangebote<br />
• Mehr Entscheidungsbefugnisse (Antrags- und Stimmrecht im <strong>Stadt</strong>rat bzw. den<br />
Ausschüssen, Vetorecht bei relevanten Entscheidungen)<br />
• mehr Öffentlichkeitsarbeit (Medienpräsenz, Beirat in Migrantenvereinen und religiösen<br />
Gemeinden vorstellen, eigene Projekte durchführen, Internetauftritt)<br />
• Ausbau der Kontakte zu nicht-organisierten Migrantinnen und Migranten<br />
• demokratische Legitimation des Beirats durch Wahl anstatt Ernennung<br />
• Überdenken der Auswahl der Beiratsmitglieder (Wohnbevölkerung besser repräsentieren;<br />
Beiratsmitglieder nach Know-How, Erfahrung und Engagement auswählen)<br />
• Erhöhung der Anzahl der Migrantinnen und Migranten im Beirat<br />
• Schulung der Beiratsmitglieder zur konkreten, praktischen Hilfestellung<br />
• Vernetzung und Ausbau der Zusammenarbeit mit externen Akteuren<br />
35
• Abbau sprachlicher Hemmungen der Beiratsmitglieder mit Migrationshintergrund<br />
(z.B. durch Kommunikationskurse)<br />
Die Gründung eines neuen, auf regelmäßiger Basis arbeitenden Gremiums wird begrüßt.<br />
Kontinuierlich stattfindende, der Öffentlichkeit zugängliche Foren sowie Workshops<br />
oder Expertengespräche unter Einbeziehung hier lebender Migrantinnen und Migranten<br />
werden als positives Signal interpretiert und von den meisten Befragten als Unterstützung<br />
und Ergänzung des Beirates für Migration als sinnvoll erachtet. Trotz erheblicher<br />
Kritik am Beirat schreibt ihm die Mehrheit der Befragten ein großes Potenzial zu. Sie sind<br />
der Ansicht, es sollte verstärkt an der Weiterentwicklung des Beirats gearbeitet werden,<br />
damit er den ihm zugesprochenen Funktionen sowie seiner selbstformulierten Rolle<br />
einer tatsächlichen Interessenvertretung von in Osnabrück lebenden Migrantinnen und<br />
Migranten nachkommen kann.<br />
Wie die Studie deutlich herausgearbeitet hat, ist im Bereich der politischen Interessenvertretung<br />
ein gleichwertiger Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund als Osnabrücker<br />
Bürgerinnen und Bürger unabhängig ihres kulturellen Hintergrundes oder<br />
ausländerrechtlichen Status zentral. Dazu gehört, zufolge der Mehrheit der Befragten,<br />
dass die Stimmen der Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur gehört, sondern<br />
tatsächlich Eingang in die Entscheidungsprozesse des Rates finden, um einer wirksamen<br />
<strong>Teilhabe</strong> und dem Anspruch einer Mitwirkung auch der nicht wahlberechtigten Gruppen<br />
von Migrantinnen und Migranten gerecht zu werden. Wie eingangs erwähnt wurde,<br />
stellt die politische Partizipation eine wichtige Dimension des <strong>Integration</strong>sprozesses von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund dar. Wer sich in seinen Interessen und Bedürfnissen<br />
von der Politik gehört und ernst genommen fühlt, wird sich eher als Bürgerin und<br />
Bürger dieser <strong>Stadt</strong> identifizieren können und auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />
teilhaben. An diesem Punkt kann die Friedensstadt Osnabrück ansetzen und die<br />
Rahmenbedingungen für eine gleichberechtigte <strong>Teilhabe</strong> auch auf dem Gebiet der politischen<br />
Partizipation entsprechend ausgestalten.<br />
Nicht bloße Interessenvertretung,<br />
sondern auch Einflussnahme<br />
36
Anhang<br />
• Kurzfassung der Ansätze zur Weiterentwicklung (S. 38)<br />
• Zusammensetzung des Projektteams (S. 43)<br />
• Übersicht über die befragten Personen (S. 44 )<br />
• Zusammensetzung der befragten Personen (S. 46)<br />
o Einrichtungs- und Vereinszugehörigkeit<br />
o Nationalitäten<br />
o Religionsgemeinschaften<br />
o Ausländerrechtlichem Status<br />
• Fragebögen (S. 47)<br />
37
Kurzfassung der Ansätze zur Weiterentwicklung<br />
Institutionalisierte und offizielle Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
Kommunalwahl • Kommunalwahlrecht für Drittstaatsangehörige mit längerer<br />
Aufenthaltsdauer<br />
• Verringerung der Steuerlast bei Verzicht des kommunalen<br />
Wahlrechts<br />
Parteien • Zubewegen auf Migrantinnen und Migranten, Migrantenvereine<br />
• weniger mehrsprachige Flyer als vielmehr der unmittelbare<br />
persönliche Kontakt z.B. mit den Vorständen der<br />
Migrantenvereine<br />
• Veranstaltungen in Vereinsräumlichkeiten beispielsweise<br />
zum Wahlsystem sowie zu weiteren Möglichkeiten der<br />
politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
• wichtig: echtes und authentisches Interesse an Migrantengruppen<br />
als Mitbürger der <strong>Stadt</strong>; keine Wahlkampagnen,<br />
Wähleranwerbung<br />
• niedrigschwellige Angebote zur politischen Partizipation<br />
für Jugendliche unabhängig ihres Hintergrundes<br />
• stärker auf bestimmte Migrantengruppen zugehen und<br />
für Partizipationsmöglichkeiten sensibilisieren (wie z.B.<br />
Menschen aus ehemaligen Ostblockstaaten)<br />
• innerhalb der Parteien: Quote hinsichtlich der Listenplätze<br />
bei Wahlen für Migrantinnen und Migranten<br />
• kritische Auseinandersetzung mit dem Umstand der geringen<br />
Vertretung von Migrantinnen und Migranten in<br />
den Parteien<br />
<strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />
(<strong>Stadt</strong>rat,<br />
Verwaltung)<br />
Sensibilisierung der migrantischen Bevölkerung für Partizipationsangebote:<br />
• Intensivierung der persönlichen Kontakte z.B. mit Vorstandsmitgliedern<br />
der Migrantenorganisationen (MO)<br />
• aktives Zugehen auf Migrantenvereine, <strong>Stadt</strong>teiltreffs<br />
(mehrsprachige Flyer unzureichend)<br />
• Informationsveranstaltungen vor Ort z.B. zu aktuellen<br />
38
Beschlüssen, dem Wahlsystem etc.<br />
• bewusst andere, informellere, niedrigschwellige Gestaltung<br />
von Veranstaltungen bzw. Kontaktaufnahme bei<br />
geselligen Zusammentreffen<br />
• Ansprechstelle in der <strong>Stadt</strong> wie im <strong>Stadt</strong>haus oder Bürgerbüro<br />
• Einrichtung eines Migrantengruppen-übergreifenden<br />
Newsletters<br />
• Überreichen eines Informationsheftes an Neubürgerinnen<br />
und Neubürger mit Migrationshintergrund bei Anmeldung<br />
u.a. mit Auskünften über Partizipationsmöglichkeiten<br />
• Qualifizierung und Fortbildungen für Vorstandsmitglieder<br />
der Migrantenvereine, MO zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit<br />
Umgestaltung der Partizipationsmöglichkeiten<br />
• Einführung von Ortsräten in allen Osnabrücker <strong>Stadt</strong>teilen<br />
• direkte Verbindung von Migrantinnen und Migranten mit<br />
dem <strong>Stadt</strong>rat<br />
• z.B. vierwöchige Treffen von etablierten Migrantenvertreterinnen<br />
und –vertretern mit Bürgermeistern der<br />
umliegenden Städte und Osnabrücks an repräsentativen<br />
Orten<br />
• migrantische Interessenvertretung in bessere Rahmenbedingungen<br />
einbetten (mehr Einfluss, Unabhängigkeit,<br />
externer Geschäftsführer, Kopplung an <strong>Stadt</strong>, Verwaltung,<br />
Unterstützung durch Stiftungen, Unternehmen, Institutionen)<br />
Ansätze zur Befähigung der gleichberechtigten <strong>Teilhabe</strong><br />
• verstärkte Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten<br />
im öffentlichen Dienst<br />
• Quote für Menschen mit Migrationshintergrund bei Einstellungen<br />
• Zugang aller Zuwanderergruppen zu geförderten Sprach-<br />
39
kursen (z.B. Flüchtlingen)<br />
• Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Verwaltung (z.B. Ausländerbehörde) und Ratsmitglieder<br />
für interkulturelle Themen<br />
Nicht-Institutionalisierte Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />
Migrantenvereine/<br />
MO<br />
Stärkere Vernetzung der Migrantenvereine untereinander und<br />
mit der <strong>Stadt</strong><br />
• „Haus der Vereine“<br />
• Dachverband aller Migrantengruppen<br />
• Koordinierungsstelle innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
• Unterstützung von positiven Beispielen und Vorbildern in<br />
Migrantencommunities und Parteien<br />
Beirat für Migration<br />
Arbeitsweise<br />
• häufigere Treffen<br />
• intensivere Vorbereitungstreffen<br />
• Bildung von beiratsinternen Arbeitsgruppen<br />
• aktiveres Engagement der Beiratsmitglieder: Zugehen<br />
auf (weitere) Migrantinnen und Migranten sowie auf<br />
Migrantenvereine<br />
• Einführung von Migrationsbeiräten für Migrantinnen und<br />
Migranten auf <strong>Stadt</strong>teilebene<br />
• Vernetzung zwischen Beiratsmitgliedern, z.B. durch<br />
Emailverteiler<br />
• (verpflichtende) Qualifizierung für Beiratsmitglieder zu<br />
Themen wie Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Zugang zu Klausurtagungen mit externen Expertinnen<br />
und Experten<br />
• Ergebnisprotokolle mit relevanten Termini in verschiedene<br />
Sprachen übersetzen<br />
• Qualitätsmanagement-Katalog mit Informationen zur<br />
Funktions- und Arbeitsweise z.B. in den Ausschüssen<br />
• Präsenzpflicht für Hauptmitglieder des Beirates für Migration<br />
40
Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Pressemitteilungen zu behandelten Themen<br />
• Einrichtung einer Homepage<br />
• Einträge in Onlineplattformen wie Facebook, OScommunity<br />
• Präsenz des Beirats bei relevanten Veranstaltungen wie<br />
dem Fest der Kulturen<br />
• Erwähnung des Beirats in einem zu gestaltenden Informationsheft<br />
für Neubürgerinnen und Neubürger mit<br />
Migrationshintergrund<br />
• erhöhtes Medienecho auf den Beirat bei offensiverem<br />
Auftreten des Gremiums<br />
• Einwirken der <strong>Stadt</strong> auf lokale Medien, um Migrantinnen<br />
und Migranten stärker in den Blick zu nehmen (z.B. Profile<br />
der Beiratsmitglieder vorstellen)<br />
Ernennungsverfahren und Zusammensetzung<br />
• mehr Transparenz im Auswahlverfahren der Beiratskandidaten<br />
durch den <strong>Stadt</strong>rat<br />
• Wahl der Beiratsmitglieder (parallel zur Kommunal-,<br />
Bundestagswahl)<br />
• aktive Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Wahl (Benachrichtigung<br />
der migrantischen Haushalte)<br />
• in Satzung festgelegte Proporzzahlen flexibler gestalten<br />
und an die Situation der migrantischen Verteilung anpassen<br />
• halbjähriges Rotationsprinzip für kleinere Migrantenvereine<br />
• stärkere beziehungsweise ausschließliche Besetzung des<br />
Beirats mit Migrantinnen und Migranten<br />
• Kenntnisse der Bewerberinnen und Bewerber über<br />
Strukturen in Osnabrück als Voraussetzung für eine Beiratsmitgliedschaft<br />
• Vertretung durch eine Person im Beirat auf zwei Perioden<br />
begrenzen<br />
41
Weitere Partizipationsformen<br />
Wissenschaftliches<br />
Expertengremium<br />
• Wahlverfahren innerhalb der im Beirat beteiligten<br />
Migrantenvereine und Institutionen<br />
Entscheidungskompetenzen<br />
• mehr Entscheidungsbefugnisse für den Beirat für Migration<br />
• Antragsrecht im <strong>Stadt</strong>rat<br />
• Stimmrecht des Beirats bei relevanten Entscheidungen in<br />
den Ausschüssen<br />
• fünf stimmberechtigte Beiratsmitglieder im <strong>Stadt</strong>rat als<br />
Vertretung der nicht wahlberechtigten Migrantinnen<br />
und Migranten (durch Wahlen in der migrantischen Bevölkerung<br />
legitimiert)<br />
• Vetorecht: Entscheidungen gegen den Willen des Beirats<br />
erfordern Aushandlungen mit Beirat und höhere Ratsmehrheit<br />
• Rederecht der/des Vorsitzenden vor dem <strong>Stadt</strong>rat<br />
• Ressourcen erhöhen: Einrichtung einer (halben) Stelle<br />
für Leitung und Koordination des Beirats<br />
• bessere finanzielle Ausstattung, um z.B. eigenverantwortlich<br />
Projekte durchzuführen und zu fördern<br />
strukturelle Veränderungen<br />
• Herauslösung der Geschäftsführerstelle aus der bisheriger<br />
Anbindung an die Verwaltung; Einbindung in alternative<br />
Formen wie z.B. in den Vereinsstatus mit finanzieller<br />
Unterstützung der <strong>Stadt</strong><br />
• in Ergänzung und als wissenschaftliche Begleitung des<br />
Beirates für Migration<br />
• dreiköpfige wissenschaftliche Kommission, der den Beirat<br />
für Migration berät<br />
Öffentliches,<br />
niedrigschwelliges<br />
Forum<br />
• als Unterstützung des Beirates<br />
• oder als Ausganspunkt einer veränderten Partizipationsstruktur<br />
(Wahl eines Ausschusses aus dem offenen<br />
Rahmen des Forums)<br />
42
• in <strong>Stadt</strong>teilen zu verorten<br />
• im Rahmen des Forums Informationen verteilen z.B.<br />
über das politische System etc.<br />
• verschiedene Migrantengruppen ansprechen und einbinden<br />
• Veranstaltungsort in angenehmer Atmosphäre z.B. Haus<br />
der Jugend, Osnabrückhalle<br />
• den integrativen Aspekt des Forums hervorheben<br />
(kein „Migrantenforum“)<br />
• Widerspiegelung der Ergebnisse des Forums auch in<br />
kommunalpolitischen Entscheidungen<br />
Teilnahme an<br />
Workshops, Konferenzen<br />
• ergänzend zum Beirat<br />
• der Beirat erhält eine Koordinationsfunktion und ist verantwortlich<br />
für die Einbindung von im Beirat nicht vertretenen<br />
Migrantengruppen und Akteuren<br />
• der Beirat bereitet erarbeitete Ergebnisse aus den<br />
Workshops auf<br />
• <strong>Stadt</strong>verwaltung als Vermittler und Moderator in diesem<br />
Prozess<br />
• Workshops als Raum für Schulungen, Qualifizierungen<br />
für Beiratsmitglieder, Vertreterinnen und Vertreter der<br />
Migrantenvereine<br />
• bereits geschulte Beiratsmitglieder geben ihr Know-How<br />
an Mitglieder des eigenen Vereins, Institution weiter<br />
• außerhalb der regulären Arbeitszeit<br />
43
Zusammensetzung des Projektteams<br />
Frau Detert, FB 10 Frau Mersinger, FB 16<br />
Herr Sabelhaus, (16-2)<br />
Frau Pinkert, Studentin<br />
Frau Volk, Studentin<br />
Frau Wilmes, IMIS<br />
Frau Rokitta, Studentin<br />
Frau Müller-Wille (Vorsitzende Beirat für<br />
Migration)<br />
Frau Michel (Stellvertr. Vorsitzende Beirat<br />
für Migration)<br />
44
Befragte Personen nach Zielgruppen<br />
1. Zielgruppe: Mitglieder des Beirats für Migration<br />
Therese Aniol<br />
Nonna Becker<br />
Ediz Bökli<br />
Frieda Dercho<br />
Alexander Klein<br />
Leonid Klevanski<br />
Frieder Marahrens<br />
Elisabeth Michel<br />
Christina Müller-Wille<br />
Leocadio Nuñez<br />
Joachim Prinz<br />
Regina Rudolf<br />
Sedat Sendallar<br />
Alfa Traoré<br />
Zehra Werries<br />
2. Zielgruppe: Weitere Sachverständige<br />
Ehemaliger Vorsitzender des Ausländerbeirats<br />
Önder Sancarbarlaz<br />
Kommunalwahllisten der Parteien<br />
Partei<br />
SPD<br />
CDU (Gruppeninterview)<br />
Grüne/B90<br />
Linke<br />
MDU<br />
Mitglieder mit MH<br />
Sevda Yildirim<br />
Gergana Georgieva<br />
Milosz Matusiak<br />
Brigitte Respondek<br />
Oxana Kindsvater<br />
Therese Aniol (auch 1. Zielgruppe)<br />
Daniela Begova<br />
Sabiha Ülbegi<br />
Christopher Cheeseman<br />
Erhat Toka<br />
Aktive <strong>Integration</strong>slotsen<br />
Rosa Friesen<br />
Rita Broxtermann<br />
Helga Raabe<br />
Christian Hermann<br />
Akyürekpreisträger 2011<br />
Sabina Ortland<br />
Sedat Sendallar<br />
45
Migrantenvereine/-organisationen<br />
Verein/Organisation<br />
Spanischer Elternverein<br />
Spektrum e.V.<br />
Internationales Frauennetzwerk<br />
Atatürkverein<br />
Portugiesische Tanzgruppe Arco Iris<br />
Exil-Verein<br />
Interviewpartner<br />
Maria Campos<br />
Natalja Gärtner<br />
Vorsitzende Hela Lahrmann<br />
Sabine Inci<br />
Idalina Tomé<br />
Andreas Neuhoff<br />
Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
FB <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Integration</strong>, Team<br />
<strong>Integration</strong><br />
Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von<br />
Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ)<br />
Ralf Sabelhaus<br />
Gabrielle Grosser<br />
3. Zielgruppe: Einzelpersonen<br />
Magdalena O. (Polin)<br />
Tatiana F. (Italienerin)<br />
Emilia N. (Spätaussiedlerin)<br />
Osman E. (Türke)<br />
Zusammensetzung der Befragung<br />
46
Folgende Einrichtungen/Vereine wurden/werden bei der Befragung explizit bzw. implizit<br />
(über den Beirat für Migration) befragt:<br />
AWO, Caritas, Handwerkskammer Osnabrück-Emsland, IG Metall, Landsmannschaft der<br />
Deutschen aus Russland, Spektrum e.V., Spanischer Elternverein, Internationales Frauennetzwerk<br />
Osnabrück, Exilverein, Portugiesischer Verein Arco Iris, SC Kosmos, Patria<br />
e.V., Schweizer Verein, Kultur- und Bildungsverein in Osnabrück, Bulgarischer Verein,<br />
Association Togolais de Secours, Neubürger-Verein (Osnabrücker <strong>Integration</strong>sverein für<br />
Aussiedler), Verein zur Förderung der Ideen Atatürks, Regionale Arbeitsstelle zur Förderung<br />
von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ).<br />
Folgende Nationalitäten wurden befragt:<br />
Türken, Spanier, Italiener, Polen, Briten, Portugiesen, Bulgaren, Schweizer, Spätaussiedler<br />
aus der ehemaligen UdSSR, Togolese, Vietnamesen (durch Deutschen vertreten)<br />
Folgende Religionsgemeinschaften wurden befragt:<br />
Jüdische Gemeinde, christliche Kirche, muslimische Gemeinde<br />
Folgende Gruppen nach ausländerrechtlichem Status wurden befragt:<br />
EU-Bürger, Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund, Drittstaatsangehörige (mit<br />
gesicherten wie auch ungesicherten Aufenthaltsstatus)<br />
Fragebogen ExpertInnen aus BfM etc. (Gruppe 1)<br />
I. Persönliche Angaben 1. Bitte stellen Sie sich kurz vor, vor allem auch im Hinblick auf<br />
47
der zu Befragenden<br />
Ihre berufliche/migrationsrelevante Tätigkeit.<br />
II. Eigenes Engagement 2. Uns würde interessieren, wie Sie überhaupt dazu gekommen<br />
sind, im BfM mitzuarbeiten?<br />
3. Können Sie uns Ihre Arbeit im BfM ein wenig beschreiben?<br />
Was genau machen Sie da?<br />
4. Engagieren Sie sich auch außerhalb des BfM in weiteren<br />
Gruppen, Vereinen oder vielleicht in einer Partei?<br />
III. Funktion und Arbeit des<br />
BfM<br />
Wir haben zwar bereits grundlegende Informationen zum BfM erhalten,<br />
würden aber gerne noch mehr aus Ihrer Sicht über den Beirat<br />
wissen wollen.<br />
5. Was können Sie uns über die Geschichte des BfM erzählen?<br />
6. Wie würden Sie die Arbeit des BfM beschreiben?<br />
Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />
sollen:<br />
a) Welche Funktion(en) hat der BfM?<br />
b) Wie sieht die Arbeit des BfM konkret aus?<br />
c) Welche Themen werden im BfM behandelt?<br />
d) Führt der BfM auch eigene Projekte durch? Falls ja, wer ist<br />
die Zielgruppe?<br />
IV. Zusammensetzung des<br />
BfM<br />
e) Wie werden diese Projekte finanziert?<br />
Wie Sie vielleicht wissen, geht es bei dieser Befragung unter anderem<br />
darum, die Arbeit des BfM aus der Sicht seiner Mitglieder noch effektiver<br />
zu gestalten. Da spielt auch die personelle Zusammensetzung<br />
eine wichtige Rolle.<br />
7. Beschreiben Sie doch mal, wie man Mitglied wird und wie<br />
sich der BfM zusammensetzt!<br />
Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />
sollen:<br />
a) Wie kommen die Vereine, Wohlfahrtsverbände und Einrichtungen<br />
zu den vorgeschlagenen Mitgliedern?<br />
V. Zusammenarbeit mit<br />
anderen Mitgliedern<br />
VI. Repräsentation und<br />
Interessenvertretung<br />
b) Wie bewerten Sie die Zusammensetzung, insb. auch die Anwesenheit<br />
von Ratsmitgliedern?<br />
8. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den anderen Beiratsmitgliedern?<br />
Nun geht es ja beim BfM letztendlich um die Interessenvertretung<br />
von Menschen mit MH in Osnabrück. Dazu haben wir natürlich auch<br />
ein paar Fragen. Zunächst geht es um Sie persönlich:<br />
9. Sehen Sie sich im BfM eher als Botschafter Ihres Vereins/Ihrer<br />
ethnischen Gruppe/Ihrer Einrichtung oder als<br />
Mitglied des Beirats?<br />
Bitte erläutern Sie Ihre Antwort.<br />
48
10. Inwieweit haben Sie den Eindruck, dass Sie die Interessen Ihres<br />
Vereins/ethnischen Gruppe/Einrichtung im BfM vertreten<br />
können?<br />
11. Beschreiben Sie doch einmal, inwieweit Sie sich als Mensch<br />
mit MH vom BfM in Ihren Interessen vertreten fühlen.<br />
VII. Koordination und Vernetzung<br />
12. Denken Sie, dass es den meisten Menschen mit MH in Osnabrück<br />
ähnlich geht?<br />
Neben den Mitgliedern des BfM selbst interessiert uns auch, mit welchen<br />
anderen Personen, Vereinen oder Gruppierungen der BfM im<br />
Bereich „<strong>Integration</strong>“ zusammenarbeitet oder auf eine andere Weise<br />
zu tun hat.<br />
13. Was können Sie uns dazu sagen?<br />
Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />
sollen:<br />
a) Mit welchen Akteuren im Bereich der <strong>Integration</strong>sarbeit besteht<br />
regelmäßige Zusammenarbeit oder zumindest eine<br />
Form der Vernetzung?<br />
b) Welche anderen Akteure, mit denen derzeit nicht kooperiert<br />
wird, spielen im Bereich der kommunalen <strong>Integration</strong>sarbeit<br />
noch eine wichtige Rolle?<br />
c) Gibt es außerhalb des BfM eine Plattform (Lobby) für MigrantInnen<br />
oder für bestimmte Migrantengruppen in Osnabrück?<br />
VIII. Rolle der MO, Vereine<br />
Interkulturelle Zusammenarbeit<br />
d) Inwieweit wenden sich auch Einzelpersonen (mit Hilfebedarf/Anregungen<br />
o.ä.) an den BfM?<br />
In Osnabrück gibt es zahlreiche Migrantenvereine und -<br />
organisationen, in denen sich Menschen mit MH auf Grundlage ihrer<br />
Ethnie, Religion, Nationalität etc. zusammenschließen und organisieren.<br />
Oftmals vertreten sie auch die Interessen ihrer Mitglieder nach<br />
außen, was ebenfalls als eine Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> betrachtet<br />
werden kann.<br />
14. Mit welchen Migrantengruppen/-vereinen/Einrichtungen<br />
arbeiten Sie außerhalb Ihres Vereins/Einrichtung zusammen?<br />
15. Gibt es oder gab es Beispiele, wo Migrantengruppen/-<br />
vereine/Einrichtungen zusammenarbeiten/-gearbeitet haben,<br />
um ein gemeinsames Ziel zu erreichen?<br />
<strong>Politische</strong> Rolle und<br />
Einfluss der MO<br />
16. Wie schätzen Sie die Einflussmöglichkeiten der Migrantenvereine<br />
und Migrantenorganisationen auf das politische Ge-<br />
49
schehen in der <strong>Stadt</strong> ein?<br />
IX. <strong>Stadt</strong>, politische <strong>Teilhabe</strong><br />
und Einfluss<br />
17. Wie könnte die politische Mitwirkung von Migrantengruppierungen<br />
darüber hinaus noch aussehen?<br />
Neben dem BfM nehmen auch der <strong>Stadt</strong>rat und die <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
wichtige Rollen im Hinblick auf die politische <strong>Teilhabe</strong> von Menschen<br />
mit MH ein.<br />
18. Wie bewerten Sie den politischen Einfluss des BfM auf politische<br />
Entscheidungen im <strong>Stadt</strong>rat?<br />
19. Wie würden Sie die bisherige Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung<br />
beschreiben?<br />
Und nun ganz allgemein:<br />
20. Wie bewerten Sie das Engagement des <strong>Stadt</strong>rates und der<br />
Verwaltung hinsichtlich politischer Gestaltungsmöglichkeiten<br />
für hier lebende Menschen mit MH?<br />
Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />
werden soll:<br />
a) Was wünschen Sie sich von Seiten der <strong>Stadt</strong>verwaltung und<br />
Politik?<br />
X. Resonanz des BfM Uns interessiert auch, auf was für Resonanz der BfM in Osnabrück<br />
stößt, also wie er von außen wahrgenommen wird.<br />
21. Ihrer Einschätzung nach, wie wird der BfM generell in Osnabrück<br />
wahrgenommen?<br />
Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />
werden soll:<br />
a) Wie wird er in den Medien wahrgenommen?<br />
XI. Möglichkeiten politischer<br />
Partizipation in<br />
Osnabrück<br />
22. Wie wird der BfM in Ihrem eigenen Verein / in Ihrer Bevölkerungsgruppe/Einrichtung<br />
und unter den Migranten allgemein<br />
wahrgenommen?<br />
Wie Sie wissen, geht es bei dieser Befragung um politische <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten<br />
von Menschen mit MH in Osnabrück. Wir wollen uns<br />
aber nicht nur auf den BfM beschränken, sondern auch untersuchen,<br />
was für Formen es sonst noch gibt.<br />
23. Welche Möglichkeiten haben Menschen mit MH in Osnabrück<br />
über den BfM hinaus, um ihre Interessen zu vertreten?<br />
24. Zurzeit wird viel über politisches Engagement von Menschen<br />
mit MH in Parteien diskutiert. Wie stehen Sie dazu?<br />
50
XII. Bewertung der gegenwärtig<br />
vorhandenen<br />
Partizipationsangebote<br />
XIII. Veränderungen der<br />
Partizipationsformen<br />
Wir haben gerade über verschiedene Möglichkeiten der politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> gesprochen (BfM, <strong>Stadt</strong>, Vereine). Mit dem im Hinterkopf...<br />
25. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme<br />
und Mitwirkung von Menschen mit MH in Osnabrück<br />
insgesamt ein?<br />
Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />
werden soll:<br />
a) Sehen Sie möglicherweise noch unausgeschöpftes Potenzial<br />
für die politische <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit MH in Osnabrück?<br />
Bei dieser Befragung geht es uns nicht nur darum, die aktuell vorhandenen<br />
politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten für ZuwandererInnen in<br />
Osnabrück zu untersuchen. Uns interessiert auch, wie man die derzeitigen<br />
Angebote weiterentwickeln bzw. ganz neue Formen schaffen<br />
könnte. Bevor wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten vorstellen,<br />
möchten wir Ihnen zunächst die Gelegenheit geben, eigene Ideen zu<br />
äußern.<br />
26. Wie könnte man Ihrer Ansicht nach die Angebote zur politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit MH in Osnabrück weiterentwickeln<br />
oder noch verbessern?<br />
27. Bitte sehen Sie sich diese Kärtchen mit Aussagen bezüglich<br />
der politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten von Menschen mit<br />
MH (a-f) an. Hier ist eine Grafik (s. Anhang S. 7), in der Sie<br />
wiedergeben sollen, wie wichtig Ihnen diese Aussagen sind.<br />
• Solche, die Ihnen sehr wichtig erscheinen, legen Sie bitte<br />
in das Zentrum des Kreises.<br />
• Solche, die Ihnen noch relativ wichtig erscheinen, legen<br />
Sie bitte in die Nähe des Kreisrandes.<br />
• Solche, die Ihnen weniger wichtig erscheinen, legen Sie<br />
bitte außerhalb des Kreises.<br />
• Solche, die Ihnen unwichtig oder überflüssig erscheinen,<br />
lassen Sie außen vor.<br />
a) Die Interessen der MigrantInnen sollen möglichst effektiv<br />
vertreten werden (auch durch Nicht-MigrantInnen) und<br />
sich damit auch in kommunalpolitischen Entscheidungen<br />
widerspiegeln.<br />
b) Möglichst viele MigrantInnen sollen an diesem Prozess<br />
beteiligt sein.<br />
c) Eine enge Zusammenarbeit und der Austausch mit<br />
VertreterInnen der <strong>Stadt</strong> (z.B. Ratsmitglieder) und<br />
MigrantInnen ist erstrebenswert.<br />
d) Die MigrantInnen sollen die Möglichkeit erhalten, sich direkt<br />
zu beteiligen und zu äußern.<br />
e) Die MigrantInnen können durch VertreterInnen und/oder<br />
51
ExpertInnen repräsentiert werden, die ihre Interessen<br />
vertreten.<br />
f) Zwischen den MigrantInnen und den politischen EntscheidungsträgerInnen<br />
sollte eine Zusammenarbeit auf<br />
Augenhöhe stattfinden.<br />
Außerdem haben wir hier noch einige Blanko-Kärtchen, auf<br />
denen Sie selbst notieren können, was Sie für wichtig halten.<br />
Bitte fügen Sie diese hinzu.<br />
Bitte erläutern Sie Ihr Ergebnis!<br />
Unter anderem erhoffen wir uns durch diese Befragung Möglichkeiten<br />
zu erschließen, anhand welcher die politische Interessenvertretung<br />
durch den BfM noch effektiver gestaltet werden kann.<br />
28. Hinsichtlich der derzeitigen Form und Arbeitsweise des BfM,<br />
welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie eher zu?<br />
a) Der BfM soll in seiner jetzigen Form bestehen bleiben.<br />
b) Der BfM sollte verändert werden.<br />
c) Der BfM sollte abgeschafft werden.<br />
Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />
Nun wäre es auch denkbar, eine ganz neue Form der politischen Interessenvertretung<br />
für Menschen mit MH in Osnabrück einzurichten.<br />
Diese könnte den BfM ergänzen oder gar ersetzen.<br />
29. Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten<br />
zu? (Konkretisierung)<br />
a) Der BfM soll als einziges Gremium der politischen Interessenvertretung<br />
von Menschen mit MH in Osnabrück<br />
weiter bestehen bleiben (und möglicherweise verändert<br />
werden).<br />
b) Der BfM sollte beibehalten, aber durch eine neue Form<br />
der politischen Interessenvertretung für Menschen mit<br />
MH in Osnabrück ergänzt werden.<br />
c) Der BfM sollte abgeschafft und eine neue Form der politischen<br />
Interessenvertretung für Menschen mit MH in<br />
Osnabrück eingeführt werden.<br />
d) Der BfM sollte abgeschafft werden. Es bedarf keiner<br />
neuen Form der politischen Interessenvertretung für<br />
Menschen mit MH in Osnabrück.<br />
Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />
30. Bevor wir Ihnen mögliche neue Formen der politischen Interessenvertretung<br />
von Menschen mit MH vorstellen, wie<br />
52
könnte eine solche Interessenvertretung Ihrer Ansicht nach<br />
aussehen?<br />
31. Wir haben für Sie einige Ideen gesammelt und möchten Sie<br />
diesbezüglich um eine kleine Einschätzung bitten, welche<br />
dieser Ideen Sie ansprechen, welche Sie ablehnen und warum?<br />
a) (Wissenschaftliches) Expertengremium in Zuwandererfragen<br />
(Think Tank) bestehend aus dauerhaften oder<br />
wechselnden Mitgliedern mit und ohne MH, welches die<br />
Politik in Migrations- und <strong>Integration</strong>sangelegenheiten<br />
berät<br />
b) Öffentliche, regelmäßig stattfindende Treffen von<br />
MigrantenvertreterInnen mit relevanten politischen EntscheidungsträgerInnen<br />
c) Regelmäßig stattfindende Konferenzen oder Workshops<br />
von MigrantenvertreterInnen und ExpertInnen in Osnabrück<br />
zu spezifischen Themen mit anschließender Vorlage<br />
der Diskussionsergebnisse bzw. erarbeiteten Empfehlungen<br />
an die politischen EntscheidungsträgerInnen<br />
32. Welche eigenen Ideen, Anregungen oder Wünsche haben Sie<br />
hinsichtlich einer neuen Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> von<br />
Zuwanderern noch?<br />
Fragebogen ExpertInnen aus Parteien, I-Lotsen, VerwaltungsmitarbeiterInnen sowie<br />
Migrantinnen und Migranten (Gruppe 2 und Gruppe 3)<br />
XIV. Persönliche Angaben<br />
33. Bitte stellen Sie sich kurz vor, vor allem auch im Hinblick auf<br />
53
der zu Befragenden<br />
XV. Eigenes Engagement<br />
XVI. Möglichkeiten politischer<br />
Partizipation in<br />
Osnabrück<br />
XVII. Beirat für Migration<br />
XVIII. <strong>Stadt</strong> und politische<br />
<strong>Teilhabe</strong> und Einfluss<br />
XIX. Rolle der MSOs, Vereine<br />
Ihre berufliche/migrationsrelevante Tätigkeit.<br />
34. Wenn Ihnen auf dem Gebiet der <strong>Integration</strong> ein Thema<br />
wichtig ist und Sie dieses politisch verändern möchten, was<br />
würden Sie konkret in Osnabrück unternehmen bzw. was<br />
haben Sie vielleicht bereits in der Vergangenheit unternommen?<br />
(politische (Wahl-)Veranstaltung, Treffen mit Bürgern gleichen<br />
Interesses, aktive/passive Parteipolitik, Beirat, …)<br />
Wie Sie wissen, geht es bei dieser Befragung darum, die Möglichkeiten<br />
politischer Partizipation in Osnabrück zu untersuchen und möglicherweise<br />
zu verändern.<br />
35. Was würden Sie sagen, welche Möglichkeiten haben Menschen<br />
mit MH überhaupt sich in Osnabrück auf kommunalpolitischer<br />
Ebene zu beteiligen oder zu engagieren, d.h. welche<br />
Möglichkeiten gibt es für Migranten in Osnabrück ihre<br />
Interessen zu vertreten?<br />
(Kommunalwahlen, Beirat für Migration, <strong>Integration</strong>sausschuss,<br />
MSOs, Internet,…)<br />
Ein zentrales Instrument der Interessenvertretung von zugewanderten<br />
Bürgerinnen und Bürgern in Osnabrück ist der BfM. (Bei Bedarf<br />
ergänzende Anmerkungen zum BfM).<br />
36. Uns interessiert, wie Sie die Funktionalität und Zweckmäßigkeit<br />
dieses Gremiums als Interessenvertretung hier lebender<br />
Menschen mit MH einschätzen.<br />
Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />
sollen:<br />
a) Worin sehen Sie die Funktion(en) des BfM?<br />
b) Wie stehen Sie zu dem Verfahren, wie der BfM gebildet wird?<br />
c) Was halten Sie von der personellen Zusammensetzung des<br />
BfM?<br />
d) Denken Sie, dass die MigrantInnen sich durch den BfM in Ihren<br />
Interessen vertreten fühlen?<br />
Neben dem BfM kommen auch dem <strong>Stadt</strong>rat sowie der Verwaltung<br />
tragende Rollen im Hinblick auf die politische Partizipation der zugewanderten<br />
Bevölkerung zu.<br />
37. Wie bewerten Sie den politischen Einfluss des BfM auf Entscheidungen<br />
im <strong>Stadt</strong>rat?<br />
38. Wie bewerten Sie das Engagement des <strong>Stadt</strong>rats und der<br />
Verwaltung hinsichtlich politischer Gestaltungsmöglichkeiten<br />
für hier lebende Menschen mit MH?<br />
In Osnabrück gibt es zahlreiche Migrantenvereine und -<br />
organisationen, in denen sich Menschen mit MH auf Grundlage ihrer<br />
Ethnie, Religion, Nationalität etc. zusammenschließen und organisieren.<br />
Oftmals vertreten sie auch die Interessen ihrer Mitglieder nach<br />
außen, was ebenfalls als eine Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> betrachtet<br />
werden kann.<br />
54
XX. Bewertung der gegenwärtig<br />
vorhandenen<br />
Partizipationsangebote<br />
XXI. Veränderungen der<br />
Partizipationsformen<br />
39. Mit welchen Migrantengruppen/-vereinen/Einrichtungen<br />
arbeiten Sie außerhalb Ihres Vereins/Einrichtung zusammen?<br />
40. Gibt es oder gab es Beispiele, wo Migrantengruppen/-<br />
vereine/Einrichtungen zusammenarbeiten/-gearbeitet haben,<br />
um ein gemeinsames Ziel zu erreichen?<br />
41. Wie schätzen Sie die Einflussmöglichkeiten der Migrantenvereine<br />
und Migrantenselbstorganisationen auf das politische<br />
Geschehen in der <strong>Stadt</strong> ein?<br />
42. Wie könnte die politische Mitwirkung von Migrantengruppierungen<br />
darüber hinaus noch aussehen?<br />
Wir haben gerade über verschiedene Möglichkeiten der politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> gesprochen (BfM, <strong>Stadt</strong>, Vereine). Mit all dem im Hinterkopf...<br />
43. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme<br />
und Mitwirkung von Menschen mit MH in Osnabrück<br />
insgesamt ein?<br />
Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />
werden soll:<br />
a) Sehen Sie möglicherweise noch unausgeschöpftes Potenzial<br />
für die politische Partizipation von Menschen mit MH in Osnabrück?<br />
Bei dieser Befragung geht es uns nicht nur darum, die aktuell vorhandenen<br />
politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten für ZuwandererInnen in<br />
Osnabrück zu untersuchen. Uns interessiert auch, wie man die derzeitigen<br />
Angebote weiterentwickeln bzw. ganz neue Formen schaffen<br />
könnte. Bevor wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten vorstellen,<br />
möchten wir Ihnen zunächst die Gelegenheit geben, eigene Ideen zu<br />
äußern.<br />
44. Wie könnte man Ihrer Ansicht nach die Angebote zur politischen<br />
<strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit MH in Osnabrück weiterentwickeln<br />
oder noch verbessern?<br />
45. Bitte sehen Sie sich diese Kärtchen mit Aussagen bezüglich<br />
der politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten von Menschen mit<br />
MH (a-f) an. Hier ist eine Grafik (s. Anhang S. 7), in der Sie<br />
wiedergeben sollen, wie wichtig Ihnen diese Aussagen sind.<br />
• Solche, die Ihnen sehr wichtig erscheinen, legen Sie bitte<br />
in das Zentrum des Kreises.<br />
• Solche, die Ihnen noch relativ wichtig erscheinen, legen<br />
Sie bitte in die Nähe des Kreisrandes.<br />
• Solche, die Ihnen weniger wichtig erscheinen, legen Sie<br />
bitte außerhalb des Kreises.<br />
• Solche, die Ihnen unwichtig oder überflüssig erscheinen,<br />
lassen Sie außen vor.<br />
a) Die Interessen der MigrantInnen sollen möglichst effektiv<br />
55
vertreten werden (auch durch Nicht-MigrantInnen) und<br />
sich damit auch in kommunalpolitischen Entscheidungen<br />
widerspiegeln.<br />
b) Möglichst viele MigrantInnen sollen an diesem Prozess<br />
beteiligt sein.<br />
c) Eine enge Zusammenarbeit und der Austausch mit<br />
VertreterInnen der <strong>Stadt</strong> (z.B. Ratsmitglieder) und<br />
MigrantInnen ist erstrebenswert.<br />
d) Die MigrantInnen sollen die Möglichkeit erhalten, sich direkt<br />
zu beteiligen und zu äußern.<br />
e) Die MigrantInnen können durch VertreterInnen und/oder<br />
ExpertInnen repräsentiert werden, die ihre Interessen<br />
vertreten.<br />
f) Zwischen den MigrantInnen und den VertreterInnen der<br />
<strong>Stadt</strong> wie z.B. politischen EntscheidungsträgerInnen sollte<br />
eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe stattfinden.<br />
Außerdem haben wir hier noch einige Blanko-Kärtchen, auf<br />
denen Sie selbst notieren können, was Sie für wichtig halten.<br />
Bitte fügen Sie diese hinzu.<br />
Bitte erläutern Sie Ihr Ergebnis!<br />
Unter anderem erhoffen wir uns durch diese Befragung Möglichkeiten<br />
zu erschließen, anhand welcher die politische Interessenvertretung<br />
durch den BfM noch effektiver gestaltet werden kann.<br />
46. Hinsichtlich der derzeitigen Form und Arbeitsweise des BfM,<br />
welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie eher zu?<br />
a) Der BfM soll in seiner jetzigen Form bestehen bleiben.<br />
b) Der BfM sollte verändert werden.<br />
c) Der BfM sollte abgeschafft werden.<br />
Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />
Nun wäre es auch denkbar, eine ganz neue Form der politischen Interessenvertretung<br />
für Menschen mit MH in Osnabrück einzurichten.<br />
Diese könnte den BfM ergänzen oder gar ersetzen.<br />
47. Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten<br />
zu? (Konkretisierung)<br />
a) Der BfM soll als einziges Gremium der politischen Interessenvertretung<br />
von Menschen mit MH in Osnabrück<br />
weiter bestehen bleiben (und möglicherweise verändert<br />
werden).<br />
b) Der BfM sollte beibehalten, aber durch eine neue Form<br />
der politischen Interessenvertretung für Menschen mit<br />
MH in Osnabrück ergänzt werden.<br />
c) Der BfM sollte abgeschafft und eine neue Form der politischen<br />
Interessenvertretung für Menschen mit MH in<br />
Osnabrück eingeführt werden.<br />
d) Der BfM sollte abgeschafft werden. Es bedarf keiner<br />
neuen Form der politischen Interessenvertretung für<br />
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Menschen mit MH in Osnabrück.<br />
Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />
48. Bevor wir Ihnen mögliche neue Formen der politischen Interessenvertretung<br />
von Menschen mit MH vorstellen, wie<br />
könnte eine solche Interessenvertretung Ihrer Ansicht nach<br />
aussehen?<br />
49. Wir haben für Sie einige Ideen gesammelt und möchten Sie<br />
diesbezüglich um eine kleine Einschätzung bitten, welche<br />
dieser Ideen Sie ansprechen, welche Sie ablehnen und warum?<br />
a) (Wissenschaftliches) Expertengremium in Zuwandererfragen<br />
(Think Tank) bestehend aus dauerhaften<br />
oder wechselnden Mitgliedern mit und<br />
ohne MH, welches die Politik in Migrations- und<br />
<strong>Integration</strong>sangelegenheiten berät<br />
b) Öffentliche, regelmäßig stattfindende Treffen von<br />
MigrantenvertreterInnen mit relevanten politischen<br />
EntscheidungsträgerInnen<br />
c) Regelmäßig stattfindende Konferenzen oder<br />
Workshops von Migrantenvertretern und Experten<br />
in Osnabrück zu spezifischen Themen mit anschließender<br />
Vorlage der Diskussionsergebnisse<br />
bzw. erarbeiteten Empfehlungen an die politischen<br />
EntscheidungsträgerInnen<br />
50. Welche eigenen Ideen, Anregungen oder Wünsche haben Sie<br />
hinsichtlich einer neuen Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> von<br />
Zuwanderern noch?<br />
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