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Politische Teilhabe stärken, Integration fördern. - Stadt Osnabrück

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<strong>Politische</strong> <strong>Teilhabe</strong> stärken,<br />

<strong>Integration</strong> fördern.<br />

Abschlussdokumentation einer Befragung zur Weiterentwicklung<br />

des Partizipationskonzepts für Migrantinnen und Migranten in<br />

der <strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />

2011<br />

Claudia Pinkert · Vérénice Rokitta · Marie-Theres Volk<br />

Im Auftrag der <strong>Stadt</strong> Osnabrück, Der Oberbürgermeister, Fachbereich <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Integration</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einführung............................................................................................................. 1<br />

2. Darstellung der Erhebungsmethode ....................................................................... 2<br />

3. Vorstellung der Untersuchungsergebnisse............................................................... I<br />

3.1. Möglichkeiten politischer Partizipation in Osnabrück .............................................4<br />

3.2. Der Beirat für Migration ...........................................................................................7<br />

3.2.1. Die Beiratsmitglieder.........................................................................................7<br />

3.2.2. Die Externen ....................................................................................................13<br />

3.3 Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung ......................................................17<br />

3.4 Vernetzung und politische Einflussnahme von Migrantenvereinen .......................18<br />

3.5 Bewertung der politischen Partizipationsmöglichkeiten ........................................21<br />

3.6 Ansätze zur Weiterentwicklung der Partizipationsangebote..................................24<br />

3.6.1. Institutionalisierte und offizielle Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong>..................24<br />

3.6.2. Nicht- institutionalisierte Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong>.............................28<br />

3.6.3. Beirat für Migration.........................................................................................28<br />

3.6.4. Weitere Partizipationsformen ............................................................................I<br />

4. Resümee ..............................................................................................................35<br />

Anhang ....................................................................................................................37<br />

II


Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Zielgruppen der Befragung .......................................................................... 2<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Befragte Personen nach Migrationshintergrund und Alter ............................. 3<br />

Abb. 2: Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung ........................................... 17<br />

Abb. 3: Bewertung der Einflussmöglichkeiten von Migrantenvereinen ....................... 20<br />

Abb. 4: Weiterentwicklung des Beirates für Migration……………………………………………… 29<br />

III


1. Einführung<br />

In Osnabrück gibt es über 140 verschiedene Nationalitäten. Mit ihren vielfältigen kulturellen<br />

Hintergründen bereichern diese Menschen das Leben in der Friedens- und Kulturstadt<br />

auf unterschiedlichste Art und Weise. Diese verschiedenen Gruppen wie Deutsche<br />

mit und ohne Migrationshintergrund, EU-Bürgerinnen und -Bürger, Menschen aus Drittstaaten<br />

mit unterschiedlichen Aufenthaltsrechten begegnen einander und prägen das<br />

Bild der <strong>Stadt</strong>. Auf lokaler Ebene gestalten sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Politik mit<br />

und geben Impulse. Die politische Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

verstanden als Vertretung von eigenen Interessen mit dem Ziel der Einflussnahme<br />

auf politische Entscheidungen 1 , stellt eine wichtige Dimension im vielschichtigen<br />

<strong>Integration</strong>sprozess dar und ist zugleich zentraler Bestandteil im Meinungs- und Willensbildungsprozess<br />

in demokratischen Gesellschaften.<br />

Der Zugang zu diesen Möglichkeiten stellt sich allerdings für die verschiedenen Migrantengruppen<br />

ganz unterschiedlich dar. Bedingt durch ihren ausländerrechtlichen Status<br />

sind Eingebürgerte und Unionsbürgerinnen und -Bürger berechtigt, an den Kommunalwahlen<br />

teilzunehmen, während Drittstaatsangehörige unabhängig ihres Status und ihrer<br />

Aufenthaltsdauer von diesem Recht ausgeschlossen sind. Auf kommunaler Ebene wird<br />

versucht, diesem Demokratiedefizit durch die Einrichtung von Ausländer- bzw. <strong>Integration</strong>sbeiräten<br />

zu begegnen. In Osnabrück sind in diesem Zusammenhang der <strong>Integration</strong>sausschuss<br />

und Beirat für Migration als Gremien der Interessenvertretung von Migrantinnen<br />

und Migranten zu nennen.<br />

Die <strong>Stadt</strong> Osnabrück, die es sich zu ihrer Aufgabe erklärt hat, die gleichberechtigte <strong>Teilhabe</strong><br />

von Migrantinnen und Migranten am gesellschaftlichen Leben in Osnabrück anzustreben<br />

und zu fördern 2 , ist daran interessiert, die bestehenden Partizipationsangebote<br />

in der <strong>Stadt</strong> zu untersuchen und weiterzuentwickeln. Die zu diesem Zweck in Auftrag<br />

gegebene qualitative Studie im Rahmen eines Kooperationsprojekts des Instituts für<br />

Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und<br />

der <strong>Stadt</strong> Osnabrück zielt darauf ab, aus dem gewonnen Datenmaterial Schlüsse auf<br />

folgende zentrale Fragestellungen ziehen zu können: Welche Möglichkeiten und Angebote<br />

zur politischen <strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten in Osnabrück werden<br />

wahrgenommen und genutzt? Wie werden die Möglichkeiten und Angebote wie beispielsweise<br />

der Beirat für Migration als Instrumente der Interessenvertretung und Einflussnahme<br />

bewertet? Wie können die bestehenden Formen dahingehend weiterentwickelt<br />

beziehungsweise durch alternative Partizipationsformen ergänzt oder ersetzt werden,<br />

die politische <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken?<br />

Die Antworten auf diese Fragen gehen aus den Ergebnissen der Befragung hervor und<br />

bilden den Kern dieses Berichts. Ihre Wiedergabe erfolgt rein deskriptiv und knüpft an<br />

eine kurze Vorstellung des methodischen Vorgehens bei der Datenerhebung und<br />

–auswertung an. Ein Resümee schließt diese Dokumentation ab.<br />

<strong>Politische</strong> <strong>Teilhabe</strong><br />

ist eine wichtige<br />

Dimension der <strong>Integration</strong><br />

Demokratiedefizit:<br />

Drittstaatsangehörige<br />

sind von Wahlen<br />

ausgeschlossen<br />

Ziel der Studie:<br />

Partizipationsangebote<br />

untersuchen<br />

und weiterentwickeln<br />

1 In Anlehnung an eine Definition von politischer Beteiligung nach Max Kaase. [Kaase, M. (2003):<br />

<strong>Politische</strong> Beteiligung / <strong>Politische</strong> Partizipation, in: Andersen, U. und Woyke, W. (Hrsg.): Handwörterbuch<br />

des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, Leske + Budrich, Opladen,<br />

S. 495-500.]<br />

2<br />

Siehe Leitbild der <strong>Stadt</strong> Osnabrück für die <strong>Integration</strong> von Zuwanderern [Quelle:<br />

http://www.osnabrueck.de/images_design/Grafiken_Inhalt_Wohnen_Verkehr/Leitbild.pdf]<br />

1


2. Darstellung der Erhebungsmethode<br />

Die Befragung zur politischen <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit Migrationshintergrund in Osnabrück<br />

wurde im Zeitraum von Juli bis Mitte Oktober von den Studentinnen Claudia<br />

Pinkert, Vérénice Rokitta und Marie-Theres Volk des Instituts für Migrationsforschung<br />

und interkulturelle Studien der Universität Osnabrück durchgeführt. 3 Als Zielgruppe<br />

wurden Personen definiert, die sich vor dem Hintergrund beruflicher, wissenschaftlicher<br />

oder ehrenamtlicher Tätigkeit mit dem Thema interkulturelle <strong>Integration</strong> in Osnabrück<br />

auseinandersetzen und deren Meinung zu der Frage zukünftiger Partizipationsmodelle<br />

als relevant erachtet wird. Als „Expertin/Experte“ werden dabei solche Personen angesehen,<br />

welche aufgrund professionell-praktischer Erfahrung mit dem Thema in Berührung<br />

gekommen sind, wie auch Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund<br />

ohne konkreten beruflichen Bezug zu der Thematik. Auf diese Weise sollte eine<br />

tragfähige Datenbasis geschaffen werden, bei deren Erhebung zusätzlich vielschichtige<br />

Ansichten generiert werden. Dabei wurden drei Zielgruppen unterschieden:<br />

Zielgruppen der Befragung<br />

1 2 3<br />

Mitglieder des Beirats für<br />

Migration<br />

(ohne Mitglieder der Ratsfraktionen)<br />

Tab. 1: Zielgruppen der Befragung<br />

Weitere Sachverständige<br />

(z.B. Parteimitglieder, <strong>Integration</strong>slotsen,<br />

Experten aus Organisationen)<br />

Bürger mit<br />

Migrationshintergrund<br />

(unter Beachtung nationaler,<br />

alters- und genderspezifischer<br />

Merkmale)<br />

Bei der Auswahl der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner wurde versucht den<br />

verschiedenen Aspekten wie die Vertretung der größten Zuwanderergruppen, die Befragung<br />

von ausgewählten Migrantenvereinen und Religionsgruppen Rechnung zu tragen.<br />

Auch eine ausgeglichene Geschlechter- und Altersgruppenzusammensetzung wurde<br />

berücksichtigt. Die vorliegende qualitative Studie auf Grundlage der 42 geführten Interviews<br />

erhebt nicht den Anspruch, den Maßstäben von Repräsentativität und statistischer<br />

Verteilung von Migrantengruppen in Osnabrück gerecht zu werden. Vielmehr sollen<br />

sich Ziel und Qualität der Befragung darin bemessen, Tendenzen, Stimmungen und<br />

Meinungen zu der politischen <strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten auf einer mikrosoziologischen<br />

Ebene einzufangen und auszuwerten.<br />

In der ersten Gruppe wurden nahezu alle Mitglieder 4 des Beirats für Migration interviewt.<br />

In der zweiten Zielgruppe standen relevante Akteure aus der <strong>Integration</strong>sarbeit,<br />

aus der <strong>Stadt</strong>verwaltung, den Migrantenvereinen, Parteien etc. im Mittelpunkt des Interesses.<br />

Ergänzt wurde die Perspektive auf dieses Thema durch weitere Interviews mit<br />

Menschen mit Migrationshintergrund, die nicht politisch organisiert sind und gleichfalls<br />

die größten Zuwanderergruppen widerspiegelten. Insgesamt wurden 42 Personen interviewt:<br />

15 Beiratsmitglieder, 23 Sachverständige und vier Bürger mit Migrationshintergrund.<br />

Es handelt sich dabei um einen Personenkreis zwölf verschiedener Nationalitäten.<br />

Unter den Befragten sind 16 Männer und 26 Frauen. Die Struktur nach Migrationshintergrund<br />

und Alter setzt sich folgendermaßen zusammen:<br />

Zeitraum und Zielgruppen<br />

der Befragung<br />

Drei Gruppen:<br />

Mitglieder des Beirats<br />

für Migration,<br />

sonstige Expertinnen<br />

und Experten,<br />

Bürgerinnen und<br />

Bürger mit Migrationshintergrund<br />

42 Interviews mit<br />

Personen aller drei<br />

Gruppen<br />

Keine Repräsentativität<br />

angestrebt,<br />

stattdessen Tendenzen<br />

aufzeigen<br />

3 Eine Darstellung der beteiligten Personen im Rahmen der Projektgruppe findet sich im Anhang.<br />

4 Ein Mitglied des Beirats für Migration stand für ein Interview nicht zur Verfügung.<br />

2


Befragte Personen nach<br />

Migrationshintergrund<br />

Altersstruktur der<br />

Befragten<br />

Deutschland<br />

Türkei<br />

Ehem. UdSSR<br />

Polen<br />

Spanien<br />

Togo<br />

Bulgarien<br />

Portugal<br />

Großbritannien<br />

Italien<br />

3%<br />

5%<br />

7%<br />

2% 2%<br />

2% 2%<br />

5%<br />

20%<br />

20%<br />

32%<br />

13% 12%<br />

25%<br />

25%<br />

25%<br />

U 30 Jahre 30-40 Jahre<br />

41-50 Jahre 51-60 Jahre<br />

Ü 60 Jahre<br />

Rund 1/3 der Befragten<br />

waren<br />

Deutsche, ein gutes<br />

weiteres Drittel<br />

Menschen türkischer<br />

Herkunft &<br />

Personen aus der<br />

ehemaligen UdSSR<br />

und das verbleibende<br />

Drittel sonstige<br />

Nationalitäten.<br />

Abb. 1: Befragte Personen nach Migrationshintergrund und Alter<br />

Für die drei Zielgruppen wurden je spezifische, Leitfaden-gestützte Fragebögen entwickelt,<br />

die sich in Aufbau und Inhalt stark ähneln und eine Vergleichbarkeit gewährleisten.<br />

5 Diese qualitative Methode dient der Hervorbringung und Erzeugung von Expertenoder<br />

Insiderwissen auf einem speziellen Gebiet. Die inhaltliche Gestaltung der Fragen im<br />

Leitfaden orientierte sich dabei an dem Projektziel und der zentralen Fragestellung.<br />

Die Befragung der ersten und zweiten Gruppe erwies sich im Vergleich zur dritten Gruppe<br />

als sehr konstruktiv und erkenntnisgewinnend. Das lag vor allem daran, dass es vergleichsweise<br />

einfach war, zu den zu Befragenden Kontakt aufzunehmen. Denn für die<br />

dritte Gruppe sollten hauptsächlich Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gefunden<br />

werden, die selbst kaum organisiert sind. Dies erschwerte neben den Faktoren<br />

der Sprache, der Bereitschaft und der Verfügbarkeit die Suche nach geeigneten Interviewpartnerinnen<br />

und Interviewpartnern ungemein und führte letztendlich dazu, dass<br />

weniger Personen als ursprünglich vorgesehen befragt wurden.<br />

Die Datenauswertung erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse. Dabei handelt es<br />

sich um eine Methode, die sich im Falle Leitfaden-zentrierter Interviews und Gruppendiskussionsverfahren<br />

anbietet und zum Ziel hat, die Informationsfülle der Daten systematisch<br />

zu reduzieren sowie entsprechend dem Untersuchungsziel zu strukturieren. Im<br />

Zentrum steht dabei die Entwicklung von Kategorien, welche zumeist auf theoretischen<br />

Vorüberlegungen basieren, im Umgang mit dem Material aber immer wieder überprüft<br />

und gegebenenfalls abgewandelt werden können.<br />

In Anlehnung an die Kategorien der Fragebögen wurden die verschiedenen Themen<br />

systematisch ausgewertet und finden sich in dieser Form auch in der Abschlussdokumentation<br />

wieder, wobei relevante gruppenspezifische Unterschiede gesondert hervorgehoben<br />

werden.<br />

Methodisches Vorgehen:<br />

Leitfaden-gestützte<br />

Experteninterviews,<br />

die anhand der<br />

qualitativen Inhaltsanalyse<br />

ausgewertet<br />

wurden<br />

5 Der Fragebogen für die erste Gruppe der Beiratsmitglieder erhielt ausführliche Fragen zum<br />

Beirat, die in den Fragebögen der zweiten und dritten Gruppe nicht in der Detailliertheit wiederzufinden<br />

sind.<br />

3


3. Vorstellung der Untersuchungsergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse der Befragung gruppenübergreifend<br />

dargestellt. Dabei werden zunächst ganz allgemein die Möglichkeiten zur politischen<br />

Beteiligung von Migrantinnen und Migranten aufgeführt, wie sie von den Befragten<br />

wahrgenommen werden. Anschließend wird der Beirat für Migration thematisiert.<br />

Hier erschien es sinnvoll, die Ergebnisse nach Gruppen gesondert, in diesem Fall Beiratsmitglieder<br />

und Externe, vorzustellen. Des Weiteren wird das Engagement der <strong>Stadt</strong><br />

Osnabrück sowie lokaler Migrantenvereine im Hinblick auf Partizipationsmöglichkeiten<br />

beleuchtet, bevor es zu einer zusammenfassenden Bewertung der unterschiedlichen<br />

Möglichkeiten kommt. Den Abschluss dieses Kapitels bilden die Ansätze zur Weiterentwicklung<br />

gegenwärtiger Partizipationsangebote.<br />

3.1. Möglichkeiten politischer Partizipation in Osnabrück<br />

Bei der Suche nach neuen Wegen zur Stärkung der politischen Partizipationsmöglichkeiten<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund in Osnabrück, ist es zunächst notwendig,<br />

die Ausgangslage zu betrachten. Bevor die Ergebnisse zu einzelnen Partizipationsmöglichkeiten<br />

in den nachfolgenden Kapiteln ausführlicher beschrieben werden, soll an dieser<br />

Stelle kurz aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten von den Befragten überhaupt<br />

wahrgenommen werden. Drei Fragen sollen damit vorab beantwortet werden: (1) Welche<br />

Möglichkeiten haben in Osnabrück lebende Migrantinnen und Migranten, um sich<br />

an politischen Prozessen zu beteiligen und ihre Interessen zu vertreten? (2) Welche Rolle<br />

spielen offizielle, institutionalisierte Strukturen wie der Beirat für Migration oder Parteiaktivitäten<br />

gegenüber nicht-institutionalisierten und individuellen Strukturen? (3) Und<br />

gibt es bei der Wahrnehmung der vorhandenen Möglichkeiten signifikante gruppenspezifische<br />

Unterschiede? Um diese Fragen zu beantworten, wurden alle Interviewpartnerinnen<br />

und Interviewpartner nach den ihnen bekannten Möglichkeiten politischer Partizipation<br />

in Osnabrück gefragt. Folgende Tendenzen zeichneten sich dabei ab: Die allgemeine<br />

Wahrnehmung hiesiger Möglichkeiten zur politischen Partizipation von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund variiert sehr stark. Insgesamt wurden 15 unterschiedliche<br />

Möglichkeiten angesprochen, wobei es jedoch kaum zu allgemeinen Übereinstimmungen<br />

kommt. Jeder der Befragten nannte im Durchschnitt etwa zwei Möglichkeiten, wie<br />

hier lebende Migrantinnen und Migranten ihre Interessen einbringen und vertreten<br />

können.<br />

Starke Variationen<br />

bei der Wahrnehmung<br />

hiesiger Partizipationsangebote<br />

Hinsichtlich der einzelnen Angebote wurde deutlich, dass die klassischen, sehr strukturierten<br />

<strong>Teilhabe</strong>formen wie die Mitgliedschaft in Parteien und Vereinen sowie der Beirat<br />

für Migration bei den Befragten am präsentesten sind. Es stellte sich jedoch heraus, dass<br />

viele der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner diesen Partizipationsmöglichkeiten<br />

durchaus kritisch gegenüber stehen.<br />

Rund die Hälfte aller Befragten in allen drei Gruppen nannte die Parteimitgliedschaft<br />

bzw. die Kontaktaufnahme zu einer Partei als Form der Interessenvertretung, welche<br />

auch für Migrantinnen und Migranten möglich sei. Zwar bedarf es der Zugehörigkeit zur<br />

Europäischen Union, um sich als Kandidatin oder Kandidat bei der Wahl auf kommunaler<br />

Ebene aufstellen zu lassen, beitreten und an der Basis mitarbeiten könne jedoch jeder.<br />

Klassische Partizipationsmöglichkeiten<br />

wie die Aktivität in<br />

einer Partei, in einem<br />

Verein und der<br />

Beirat für Migration<br />

sind am präsentesten.<br />

4


Doch obgleich der Zugang hier recht problemlos erscheint, machen offenbar nicht viele<br />

hier lebende Migrantinnen und Migranten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Es wird<br />

kritisiert, dass die hiesige Parteipolitik zu „verkrustet“ und von „Etabliertenvorrechten“<br />

geprägt sei, weil es für Migrantinnen und Migranten schwierig sei, in einer Partei überhaupt<br />

Fuß zu fassen und seine spezifischen Interessen durchzusetzen. Selbst solchen,<br />

denen es gelingt sich parteiintern zu etablieren und sich zur Wahl zu stellen, bleibt das<br />

Ratsmandat häufig verwehrt, wie die Ergebnisse der zurückliegenden Kommunalwahl im<br />

September 2011 zeigen. 6 Viele der Befragten wünschen sich daher eine Öffnung und<br />

einen Abbau der Hemmschwellen bei den Parteien. Hinsichtlich der Listenplätze bei den<br />

Wahlen wird eine Quote vorgeschlagen, welche unterrepräsentierten Mitgliedergruppen<br />

wie bspw. Migrantinnen und Migranten den Zugang zu einem Mandat erleichtern soll.<br />

Auch der Wunsch nach mehr politischem Interesse bei den hier lebenden Menschen mit<br />

Migrationshintergrund und einem damit verbundenen Zubewegen auf die Parteien ist<br />

groß. Hier seien vor allem die Ortsverbände gefragt, welche ihre Arbeit auf stadtteilnaher<br />

Basis noch stärker publik machen sollten.<br />

Knapp ein Drittel der Befragten aus der zweiten und dritten Gruppe nannte den Beirat<br />

für Migration als eine Form der Interessenvertretung. Die Mehrheit davon gestand allerdings,<br />

dass sie zwar von der Existenz dieses Gremiums wüsste, jedoch keine Aussagen<br />

über dessen Arbeit, Zusammensetzung oder politische Wirkung machen könnte. Von<br />

denen, die etwas mehr über den Beirat zu berichten wussten, wurde bemängelt, dass er<br />

zu wenigen Migrantinnen und Migranten offen stünde, weil es schwierig sei, sich direkt<br />

an den Beirat bzw. die Beiratsmitglieder zu wenden. Dies bestätigen einige Beiratsmitglieder,<br />

indem sie bedauern, dass Hilfegesuche an den Beirat kaum in Anspruch genommen<br />

würden. Zudem hapere es an der demokratischen Legitimation des Gremiums<br />

und der politischen Realisierbarkeit der dort diskutierten Inhalte. Inwieweit der Beirat in<br />

seiner gegenwärtigen Form als echtes Partizipationsinstrument für hier lebende Migrantinnen<br />

und Migranten fungiert und funktioniert, wird unter 3.2 ausführlich beschrieben.<br />

Migrantenvereine und Migrantenorganisationen (MO) stellen eine weitere Möglichkeit<br />

der politischen <strong>Teilhabe</strong> für hier lebende Migranten dar, wie knapp ein Drittel der Befragten<br />

angab. Ein wichtiger Unterschied zu den zwei zuvor beschrieben Formen der<br />

politischen <strong>Teilhabe</strong> besteht darin, dass die Gründung solcher Vereine in der Regel nicht<br />

auf Initiativen der <strong>Stadt</strong>verwaltung oder des <strong>Stadt</strong>rates zurückgeht, sondern zivilgesellschaftlich<br />

organisiert wird. Als mögliche Einschränkung funktionierender <strong>Teilhabe</strong> wird<br />

hier von den Befragten beobachtet, dass nur solche MO Einfluss hätten, welche über<br />

eine große Zahl von Mitgliedern verfügen oder deren Vereinszweck bzw. die dort behandelten<br />

Inhalte gesellschaftlich brisant sind. Dies gelte nur für wenige Bevölkerungsgruppen<br />

bzw. Vereine. Um den politischen Einfluss von MO zu stärken, fordern viele der<br />

Befragten eine engere Vernetzung der Vereine untereinander sowie mit der <strong>Stadt</strong>. Ein<br />

Dachverband aller MO oder eine Koordinierungsstelle innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

können als mögliche Schritte betrachtet werden, um MO noch weiter zu Orten politischer<br />

Interessenvertretung auszugestalten. Eine ausführliche Beschreibung zur politischen<br />

Einflussnahme von Migrantenvereinen folgt unter 3.4.<br />

Die Parteien sollen<br />

sich öffnen.<br />

Über die Arbeit des<br />

Beirats für Migration<br />

ist wenig bekannt.<br />

Die demokratische<br />

Legitimation des<br />

Beirats fehle.<br />

Echte Partizipation<br />

über Migrantenvereine<br />

funktioniere<br />

nur bei großer Mitgliederzahl.<br />

6 Keiner der aufgestellten Kandidatinnen und Kandidaten mit Migrationshintergrund wurde in<br />

den <strong>Stadt</strong>rat gewählt. Lediglich ein Kandidat der Linken mit britischem Migrationshintergrund ist<br />

nachgerückt, nachdem zuvor zwei seiner Parteikolleginnen auf ihren Sitz im Rat verzichtet hatten.<br />

5


Weitere Möglichkeiten politischer Partizipation, welche maximal ein Fünftel der Befragten<br />

ansprach, lassen sich danach unterscheiden, ob sie von offizieller, institutionalisierter<br />

Seite (Politik, Verwaltung, Verbände, sonstige Einrichtungen) angeboten werden<br />

oder als nicht-institutionalisierte bzw. individuelle Möglichkeiten beschrieben werden<br />

können.<br />

Als institutionalisierte, offizielle Strukturen der politischen <strong>Teilhabe</strong> wurden die Kommunalwahlen,<br />

öffentliche Sitzungen des <strong>Integration</strong>sausschusses, das Mentoring-<br />

Programm für Migrantinnen und Migranten sowie politisches Engagement über Gewerkschaften<br />

und Studentenorganisationen genannt. Bezüglich des kommunalen Wahlrechts<br />

wurde von den Befragten stets betont, dass dieses ausschließlich für EU-Bürger eine<br />

Möglichkeit der politischen <strong>Teilhabe</strong> darstelle. Mehrere Befragte äußerten den Wunsch,<br />

das kommunale Wahlrecht nicht von der Staatsbürgerschaft, sondern von der Aufenthaltsdauer<br />

abhängig zu machen.<br />

Weitere Möglichkeiten politischer Beteiligung von Migranten basieren auf der Initiative<br />

des Einzelnen und sollen folglich an dieser Stelle als individuelle/nichtinstitutionalisierte<br />

Partizipationsmöglichkeiten bezeichnet werden. Hierzu gehören das<br />

Aufsuchen der <strong>Stadt</strong>verwaltung, das Veranstalten von Bürgerforen oder Arbeitskreisen,<br />

Engagement an Schulen oder Kitas, das Gründen einer eigenen Partei, Nachbarschaftshilfe,<br />

das Aufsuchen von Expertinnen und Experten sowie der Protest.<br />

Angesichts dieser Ergebnisse ließen sich bereits erste Thesen formulieren, was die<br />

Wahrnehmung und Zugänglichkeit hiesiger Partizipationsmöglichkeiten betrifft. Insgesamt<br />

lässt sich feststellen, dass theoretisch auch für Migrantinnen und Migranten vielfältige<br />

Möglichkeiten bestehen, ihre Interessen auf kommunalpolitischer Ebene zu artikulieren<br />

und zu vertreten. Offizielle Partizipationsstrukturen wie der Beirat für Migration,<br />

die Parteien und das Engagement über Migrantenvereine sind den Befragten am geläufigsten.<br />

Das Wissen, wie genau eine Interessenvertretung durch solche Angebote aussehen<br />

kann, die Funktionalität und die Zugangswege zu diesen Möglichkeiten scheinen<br />

jedoch ausbaufähig. Das Aufsuchen unkonventioneller, tendenziell eher niedrigschwelliger<br />

Wege, z. B. über Bürgerforen und ähnliche Zusammenschlüsse, könnte als Strategie<br />

betrachtet werden, welche eine Antwort auf die eben beschriebenen Problematiken<br />

darstellen könnte. Wenn die institutionalisierten Möglichkeiten entweder unbekannt<br />

oder schwer wahrnehmbar sind, wird politische <strong>Teilhabe</strong> vom Individuum abhängig und<br />

nimmt somit auch individualistische Formen an.<br />

Viele Möglichkeiten<br />

der politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> sind nur<br />

wenigen bekannt<br />

Die Angebote sind<br />

vorhanden, doch<br />

der Zugang zu<br />

diesen scheint<br />

schwer.<br />

Im Antwortverhalten lassen sich bei dieser Frage keine gruppenspezifischen Unterschiede<br />

feststellen. Tendenzen werden lediglich beim Thema politisches Interesse und Parteizugehörigkeit<br />

sichtbar. So gaben vor allem ältere, aus der ehemaligen Sowjetunion<br />

stammende Personen an, politisch eher desinteressiert zu sein, was sie mit negativen<br />

Erfahrungen der sozialistischen Einparteienpolitik begründeten. Was die Parteizugehörigkeit<br />

von Migranten in Osnabrück betrifft, wurde wiederholt erklärt, dass Personen mit<br />

türkischem Migrationshintergrund sich eher der SPD als klassischer Arbeiterpartei verbunden<br />

fühlten. Personen mit osteuropäischen bzw. russischen Wurzeln hingegen, würden<br />

dafür mit der CDU sympathisieren, weil es die Union war, die den (Spät)Aussiedlern<br />

die deutsche Staatsbürgerschaft und damit die rechtliche Gleichstellung ermöglicht hatte.<br />

6


3.2. Der Beirat für Migration<br />

Wie im vorangegangenen Kapitel dargestellt, zählt der Beirat für Migration zu den politischen<br />

Partizipationsmöglichkeiten für in Osnabrück lebende Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Laut Geschäftsordnung soll der Beirat die <strong>Integration</strong> der Migrantinnen und<br />

Migranten in die Gesellschaft verbessern, ihnen eine Beteiligung am kommunalpolitischen<br />

Geschehen ermöglichen, die Beziehungen der in der <strong>Stadt</strong> lebenden Bevölkerungsgruppen<br />

fördern und die vorhandenen Einrichtungen, Angebote und Dienste bedarfsgerecht<br />

an den Bedürfnissen und Interessen der Wohnbevölkerung ausrichten. Im<br />

Rahmen dieser Studie soll die bisher geleistete Arbeit des Beirats erfasst und weiterentwickelt<br />

werden. Zu diesem Zweck wurden sowohl die Beiratsmitglieder 7 als auch Externe<br />

zu unterschiedlichen Bereichen befragt. Dazu gehörten (1) Geschichte und (2) Arbeit des<br />

Beirats, (3) die Funktionen des Beirats, (4) Zusammensetzung und Ernennungsverfahren,<br />

(5) die Zusammenarbeit mit anderen Beiratsmitgliedern, (6) die Interessenvertretung<br />

durch den Beirat, (7) die Beziehung zu externen Akteuren, (8) der politische Einfluss des<br />

Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat, (9) die Beziehung zur Geschäftsführung sowie (10) die Resonanz<br />

des Beirats in Osnabrück.<br />

3.2.1. Die Beiratsmitglieder<br />

Was die Geschichte des Beirats für Migration betrifft, nannten mehr als zwei Drittel 8 der<br />

Befragten den ehemaligen Ausländerbeirat als „Vorgänger-Gremium“ des jetzigen Beirats.<br />

In diesem Zusammenhang wiesen einige Befragte auf Konflikte im Ausländerbeirat<br />

hin, die letztendlich zu seiner Auflösung geführt hätten. Zudem sei der Ausländerbeirat<br />

von Mitgliedern mit türkischem Migrationshintergrund dominiert worden, während<br />

andere Gruppen (zum Beispiel Personen aus osteuropäischen Staaten), überhaupt nicht<br />

vertreten waren.<br />

Befragt nach der konkreten Arbeit des Beirats, führten die Beiratsmitglieder unterschiedliche<br />

Aspekte an. Das gegenseitige Informieren über gegenwärtige und zukünftige<br />

Initiativen der Vereine, Gremien und Institutionen wurde dabei mehrfach hervorgehoben.<br />

Zudem würden Gäste zu bestimmten Themen eingeladen und es könnten sich auch<br />

Vereine vorstellen, die keine Vertretung im Beirat haben. Nur vereinzelt angegeben<br />

wurden der Informationsstand auf der Interkulturellen Woche sowie die Klausurtagungen.<br />

Von rund einem Drittel der Befragten wurde das Erarbeiten von Empfehlungen an<br />

den <strong>Stadt</strong>rat zu den Aufgaben des Beirats gezählt.<br />

Mehrfach genannt wurde darüber hinaus der Diskussionscharakter des Gremiums. Dieser<br />

wurde von Vielen zugleich als unzureichend kritisiert, da der Beirat keine stringente<br />

Linie bei der Verfolgung seiner Ziele erkennen ließe. Eine Handlungsstrategie, wie Ideen<br />

umgesetzt und verwirklicht werden könnten, wurde an dieser Stelle dringend empfohlen.<br />

Konflikte im Ausländerbeirat<br />

Informationsaustausch<br />

Gäste<br />

Keine Handlungsstrategie<br />

Aus den geführten Interviews lassen sich zudem in gebündelter Form verschiedene<br />

Funktionen des Beirats ableiten. Hierzu zählen:<br />

7 N = 15, da ein Beiratsmitglied für ein Interview nicht zur Verfügung stand.<br />

8 N = 14, da einem Beiratsmitglied die Frage nach der Geschichte des Beirats nicht gestellt wurde.<br />

7


Interessenvertretung<br />

Scharnierfunktion<br />

Beratung<br />

Problemidentifikation<br />

Sensibilisierung<br />

Informations- und Kommunikationsplattform<br />

Projektmitarbeit<br />

Lernort der politischen Arbeit<br />

Vernetzung<br />

Im Folgenden wird kurz erläutert, was unter den genannten Funktionen im Einzelnen zu<br />

verstehen ist.<br />

Einer der wesentlichen Funktionen des Beirats wird von knapp der Hälfte der Befragten<br />

in der Interessenvertretung gesehen. In diesem Sinne soll der Beirat versuchen, die Belange<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber der <strong>Stadt</strong>verwaltung durchzusetzen,<br />

damit diese in der Kommune berücksichtigt werden. Die Anliegen der Menschen<br />

mit Migrationshintergrund werden überwiegend über die jeweiligen Vereinsvertreter<br />

bzw. die Vertreter der jeweiligen Organisationen und Gemeinden an den Beirat<br />

vermittelt.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch die Scharnierfunktion des Beirats zwischen Migrantinnen<br />

und Migranten und Politik/Verwaltung von Bedeutung. Dabei werden die Informationen<br />

aus dem <strong>Stadt</strong>rat und den Ausschüssen in den Beirat übermittelt und umgekehrt.<br />

Eine ähnlich wichtige Stellung kommt der Beratungsfunktion des Beirats zu. Rund ein<br />

Drittel der Befragten sieht im Beirat ein Gremium zur Politik- und Migrantenberatung.<br />

Einerseits versucht der Beirat durch Empfehlungen an den <strong>Stadt</strong>rat Einfluss auf politische<br />

Entscheidungen zu nehmen, andererseits stellt er ein Ansprechgremium für<br />

Migrantinnen und Migranten dar, das Unterstützung in bestimmten Bereichen gewährt.<br />

Scharnierfunktion<br />

Beratungsorgan<br />

Damit der Beirat als Interessenvertretung und Beratungsorgan fungieren kann, muss er<br />

laut rund einem Drittel der Befragten auch seine Aufgabe der Problemidentifikation<br />

wahrnehmen. Das Aufdecken von Problemen einzelner Migrantinnen und Migranten<br />

oder ganzer Migrantengruppen in der <strong>Stadt</strong> wird durch zwei Faktoren vorangetrieben:<br />

Zum einen stehen die Beiratsmitglieder – ob mit oder ohne Migrationshintergrund –<br />

beruflich und/oder ehrenamtlich in ständigem Kontakt zur „Basis“. Zum anderen werden<br />

regelmäßig Gäste verschiedener Organisationen, Vereine und Migrantengruppen zu<br />

aktuellen Themen und Problemen eingeladen, die über ihre Erfahrungen berichten.<br />

In engem Zusammenhang hiermit steht die Sensibilisierungsfunktion des Beirats. Darunter<br />

ist zu verstehen, dass der Beirat Politik und Öffentlichkeit auf Missstände und Konfliktherde<br />

unter den MigrantInnen aufmerksam machen und für die Themen <strong>Integration</strong><br />

und Migration sensibilisieren soll.<br />

Sensibilisierung<br />

Des Weiteren wird der Beirat von rund einem Fünftel der Mitglieder als Informationsund<br />

Kommunikationsplattform aufgefasst, die Diskussionen über bestimmte Themen<br />

ermöglichen soll. Der Informationsaustausch sollte dabei nicht nur zwischen Migrantin-<br />

Dem Beirat werden<br />

vielfältige<br />

Funktionen zugeschrieben.<br />

Interessenvertretung<br />

Problemidentifikation<br />

Informationsplattform<br />

8


nen und Migranten und Politikern stattfinden, sondern auch unter den Migrantinnen<br />

und Migranten selbst gefördert werden. Die Mitglieder informieren sich gegenseitig<br />

über Initiativen der Vereine oder sonstiger Einrichtungen und über Situationen von bestimmten<br />

Bevölkerungsgruppen. Anfragen an Vereine, wie diese mit bestimmten Themen<br />

umgehen, dienen ebenfalls dem Informations- und Erfahrungsaustausch. Zudem<br />

wird auch den Vereinen, die keinen Vertreter im Beirat haben, die Möglichkeit gegeben,<br />

sich vorzustellen.<br />

Eine – zumindest hinsichtlich der Funktion des Beirats – eher untergeordnete Rolle<br />

scheint die Projektmitarbeit zu spielen. Von nur einem Fünftel der Befragten wurde dies<br />

als Aufgabe des Beirats genannt. Darunter fällt die Förderung und gegebenenfalls finanzielle<br />

Unterstützung von Projekten und Aktionen, die Migrantenvereine oder andere<br />

Organisationen planen.<br />

Projektmitarbeit<br />

Ebenfalls lediglich ein Fünftel der Befragten betrachtet den Beirat als Lernort der politischen<br />

Arbeit, bei dem die Mitglieder ausprobieren können, ob sie die Möglichkeit und<br />

Fähigkeit haben, sich politisch zu engagieren.<br />

Lernort der politschen<br />

Arbeit<br />

Lediglich einmal genannt als Funktion des Beirats wurde die Vernetzung unterschiedlicher<br />

Migrantengruppen.<br />

Vernetzungsfunktion<br />

Was die Zusammensetzung und das Ernennungsverfahren des Beirats betrifft, ergibt<br />

sich ein relativ homogenes Meinungsbild. Bei der Bewertung der Zusammensetzung des<br />

Beirats muss unterschieden werden zwischen der grundsätzlichen Zusammensetzung<br />

(mit Vertretern entsprechend der aktuellen Wohnbevölkerung, Vertretern der Wohlfahrtsverbände<br />

und sonstigen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen) und<br />

der Anwesenheit von Ratsmitgliedern.<br />

Die grundsätzliche Zusammensetzung des Beirats wurde von den meisten Befragten als<br />

„gut“, „wichtig“ oder „sinnvoll“ beschrieben. Positiv bewertet wurde die Tatsache, dass<br />

jedem Bürger die Möglichkeit einer Bewerbung für den Beirat offen steht und dass Institutionen<br />

vertreten sind, die mit Migrantinnen und Migranten arbeiten. Dies soll gewährleisten,<br />

dass Probleme im Beirat thematisiert werden können, die andernfalls nicht<br />

wahrgenommen würden. Angeregt wurde jedoch, dass künftig ein stärkeres Augenmerk<br />

auf das Know-how und die Erfahrungen potenzieller Mitglieder gelegt werden sollte.<br />

Denn Menschen, die sich aktiv engagieren, hätten die gleichen Chancen auf eine Mitgliedschaft<br />

wie Menschen, die sich weniger engagieren. Eine effektive Arbeit des Beirats<br />

würde zudem durch Mitglieder behindert, die nicht im Sinne der Allgemeinheit handeln,<br />

sondern nur an persönlichen Vorteilen interessiert sind. Geprüft werden sollte ebenfalls,<br />

ob die Zusammensetzung des Beirats nach der EU-Erweiterung 2004 gegebenenfalls<br />

angepasst werden müsste.<br />

Die Anwesenheit von Ratsmitgliedern wurde von fast zwei Drittel der Befragten positiv<br />

bewertet. Dies wurde unter anderem damit begründet, dass die Ratsmitglieder die notwendige<br />

Anbindung an die Politik darstellen und somit die bereits erwähnte Scharnierfunktion<br />

erfüllen.<br />

Grundsätzliche<br />

Zusammensetzung<br />

positiv<br />

Anwesenheit von<br />

Ratsmitgliedern<br />

positiv<br />

9


Ein Drittel der Befragten gab jedoch zu Bedenken, dass viele Migrantinnen und Migranten<br />

neben Sprachproblemen auch Hemmungen hätten, sich im Beisein der kommunikationsstarken<br />

Politiker zu äußern. Es wurde unter anderem vorgeschlagen, Kommunikationskurse<br />

für die Beiratsmitglieder zu veranstalten, um die unterschiedlichen Kommunikationslevel<br />

anzugleichen. Weitere Verbesserungsvorschläge zur Zusammensetzung des<br />

Beirats folgen in Kapitel 3.6.<br />

Sprachliche Hemmungen<br />

abbauen<br />

Das Ernennungsverfahren der Mitglieder durch den Rat wurde von fast zwei Drittel der<br />

Befragten als verbesserungswürdig eingestuft. Die Durchführung einer Wahl wurde von<br />

Einigen als demokratischer angesehen. Die Kriterien für die Auswahl seien nach der derzeitigen<br />

Methode nicht erkennbar und das Verfahren somit für die Bewerber nicht<br />

durchschaubar. Den Mitgliedervorschlägen der Vereine würden ebenfalls kein einheitliches<br />

Verfahren und keine einheitlichen Kriterien zugrunde liegen. Als problematisch<br />

angesehen wurde die Tatsache, dass sich die Bewerber nicht persönlich vorstellen mussten,<br />

sondern lediglich anhand ihrer schriftlichen Bewerbung ausgewählt wurden.<br />

Bei der Zusammenarbeit unter den Beiratsmitgliedern ergibt sich ein differenziertes<br />

Meinungsbild. Etwa die Hälfte der Befragten sieht die Zusammenarbeit unter den Mitgliedern<br />

positiv, was sich vor allem auf den zwischenmenschlichen, respektvollen Umgang<br />

miteinander bezieht. Fast ebenso viele Mitglieder erleben die Zusammenarbeit<br />

sowohl inner- als auch außerhalb des Beirats als eher gering, was laut einigen Aussagen<br />

auf die niedrige Frequenz der Sitzungen zurückgeführt werden könnte. Zudem wurde<br />

von einem Fünftel der Befragten angegeben, dass Einzelinteressen der jeweiligen Vertreter<br />

eine Zusammenarbeit bisweilen erschweren würden.<br />

Auswahl der Mitglieder<br />

überdenken<br />

Demokratische<br />

Wahlen statt<br />

Ernennung<br />

Das Ernennungsverfahren<br />

ist nicht<br />

durchschaubar.<br />

Die Zusammenarbeit<br />

wird unterschiedlich<br />

erlebt.<br />

Die Interessenvertretung durch den Beirat lässt sich in zwei Unterpunkte aufteilen. Zum<br />

einen ist damit die Möglichkeit gemeint, den eigenen Verein bzw. die eigene Gemeinde,<br />

Einrichtung oder ethnische Gruppe zu vertreten. Zum anderen wurde in dieser Kategorie<br />

abgefragt, inwieweit sich die entsprechenden Mitglieder als Menschen mit Migrationshintergrund<br />

vom Beirat vertreten fühlen und ob sie der Meinung sind, dass es anderen<br />

Migrantinnen und Migranten in Osnabrück ähnlich geht.<br />

Die Möglichkeit, den eigenen Verein bzw. die eigene Gemeinde, Einrichtung oder ethnische<br />

Gruppe zu vertreten, wurde von den Befragten nicht einheitlich bewertet. Während<br />

rund ein Fünftel die Möglichkeit dazu als gering einschätzte, gab ein Drittel der Befragten<br />

an, dass sie es mit wechselndem Erfolg zumindest versuchen würden. Lediglich eine<br />

befragte Person beurteilte die Möglichkeit als „gut“. Die divergierenden Beurteilungen<br />

kommen unter Anderem dadurch zustande, dass die Probleme und Anliegen mancher<br />

Vereine nicht auf der lokalen Ebene, sondern bundes- oder länderweit angesiedelt sind<br />

oder andere Bereiche und Ziele als die des Beirats betreffen. Hinzu kommt, dass manche<br />

Beiratsmitglieder weder Verein, Gemeinde noch Einrichtung vertreten, sondern als Einzelperson<br />

ihre eigene Meinung oder die ihrer ethnischen Gruppe vertreten.<br />

Unterschiedlicher<br />

Erfolg, die eigene<br />

Einrichtung/Gruppe<br />

zu<br />

vertreten.<br />

10


Hinsichtlich der Interessenvertretung als Mensch mit Migrationshintergrund gaben nur<br />

ein Viertel der entsprechenden Beiratsmitglieder 9 an, dass sie sich vom Beirat gut vertreten<br />

fühlen. Die übrigen Befragten machten hierzu keine Angabe, da sie sich selbst als<br />

„integriert“ bezeichnen und sich somit nicht in erster Linie als Migrantinnen und Migranten<br />

verstehen.<br />

Nur Wenige fühlen<br />

sich gut vertreten.<br />

Bei der Frage, ob sich andere Menschen mit Migrationshintergrund vom Beirat vertreten<br />

fühlen, gehen die Meinungen weit auseinander. Während rund ein Drittel diese Frage<br />

bejahte, nahm fast die Hälfte der Befragten an, dass viele Migrantinnen und Migranten<br />

nicht einmal von der Existenz des Beirats wüssten oder dass Vereine und Organisationen<br />

eine Vertretung im Beirat haben. Dies wurde unter anderem auf eine mangelnde Öffentlichkeitsarbeit<br />

und unzureichende Kommunikation mit der „Basis“ zurückgeführt. Ausführlicher<br />

wird auf diesen Punkt in Kapitel 3.6 eingegangen.<br />

Viele MigrantInnen<br />

kennen den<br />

Beirat nicht.<br />

Hinsichtlich der Vernetzung des Beirats mit externen Akteuren gehen die Meinungen<br />

ebenfalls auseinander. Dabei wurde in der Befragung eine Unterscheidung vorgenommen<br />

zwischen den Akteuren der <strong>Integration</strong>sarbeit in Osnabrück, die den Beiratsmitgliedern<br />

bekannt sind und solchen Akteuren, mit denen tatsächlich eine regelmäßige Zusammenarbeit<br />

besteht. Eine deutliche Trennung beider Gruppen war nicht immer möglich,<br />

da bei beiden Aspekten überwiegend die Vereine genannt wurden, die bereits im<br />

Beirat vertreten sind. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass laut einigen Befragten<br />

alle aktiven Vereine auch einen Vertreter im Beirat haben. Diese Vereine sind auch<br />

den übrigen Mitgliedern sofort namentlich präsent.<br />

Vernetzung<br />

Als bekannte Akteure außerhalb des Beirats wurden genannt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Polizei<br />

Feuerwehr<br />

Kirchen<br />

Deutsch-Afrikanischer Verein<br />

bulgarische und rumänische Gruppen (ohne nähere Spezifizierung)<br />

VHS<br />

<strong>Stadt</strong>verwaltung und Ausschüsse<br />

Schulbehörde<br />

<strong>Integration</strong>slotsen<br />

Büro für Friedenskultur<br />

Bekannte Akteure<br />

außerhalb des<br />

Beirates<br />

Bei den Akteuren, mit denen eine regelmäßige Zusammenarbeit besteht, sind zwei Tendenzen<br />

feststellbar. Auffallend ist zum einen, dass zwei Drittel der Befragten 10 – wie<br />

oben erwähnt – bei diesem Punkt die Vereine und Einrichtungen angeführt haben, die<br />

bereits im Beirat vertreten sind. Zum Anderen gaben ein Viertel der Befragten an, dass<br />

weder mit externen noch mit internen Akteuren eine regelmäßige Zusammenarbeit<br />

bestehe. Als problematisch bezeichnet wurde dabei, dass die jeweiligen Migrantengruppen<br />

und -vereine wenig nach außen geöffnet sind, eine Verbindung untereinander<br />

Wenig Zusammenarbeit<br />

außerhalb<br />

des Beirats.<br />

9 N = 12 da nur die Mitglieder mit Migrationshintergrund zu diesem Punkt befragt wurden.<br />

10 N = 12, da 3 Mitgliedern diese Frage nicht gestellt wurde.<br />

11


fehlt und somit der Eindruck entsteht, dass die jeweiligen Gruppen es vorziehen, unter<br />

sich zu bleiben. Dadurch sei es schwierig, einen gemeinsamen Nenner zu finden.<br />

Bezüglich des politischen Einflusses des Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat konnten zwei Tendenzen<br />

festgestellt werden. Während die eine Hälfte der befragten Beiratsmitglieder den<br />

Einfluss als gering betrachtete, beurteilte die andere Hälfte den Einfluss als durchaus<br />

vorhanden, aber an bestimmte Bedingungen gekoppelt.<br />

Diejenigen, die den politischen Einfluss des Beirats als gering betrachteten, erläuterten<br />

ihre Aussage mehrheitlich mit der fehlenden Verbindlichkeit der Beirats-Empfehlungen<br />

und der dadurch fehlenden Entscheidungsgewalt. Diejenigen, die dem Beirat einen gewissen<br />

politischen Einfluss zusprachen, begründeten dies damit, dass bislang etliche<br />

Empfehlungen des Beirats vom Rat angenommen und berücksichtigt wurden. Zudem sei<br />

durch die Anwesenheit der Ratsmitglieder eine Unterstützung im Rat gegeben. Darüber<br />

hinaus stelle die Mitgliedschaft einiger Beiratsmitglieder in den Ausschüssen eine weitere<br />

Möglichkeit dar, die Anliegen des Beirats in andere Gremien weiterzuleiten. Was das<br />

Rederecht vor dem Rat betrifft, sei der Einfluss personenabhängig. Wer entsprechend<br />

auftreten und kommunizieren kann, habe größere Aussichten auf Erfolg.<br />

Unterschiedliche<br />

Meinungen zum<br />

politischen Einfluss<br />

Fehlende Verbindlichkeit<br />

Unterstützung<br />

durch anwesende<br />

Ratsmitglieder<br />

Was die bisherige Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung betrifft, ergibt sich ein<br />

relativ einheitliches Meinungsbild. Zwei Drittel der befragten Beiratsmitglieder bewerteten<br />

die Zusammenarbeit positiv und schrieben der jetzigen Geschäftsführung Kompetenz<br />

und Unterstützung – sowohl praktische (Materialien, Protokolle) als auch ideelle –<br />

zu. Allerdings wurde die Qualität der Zusammenarbeit von einem Fünftel der Befragten<br />

als personenabhängig beschrieben. Vor allem in der Vergangenheit habe es Konflikte<br />

gegeben, die die Arbeit des Beirats erheblich erschwerten. Auch die weisungsgebundene<br />

Abhängigkeit der Geschäftsführung von der <strong>Stadt</strong>verwaltung wurde als problematisch<br />

und konfliktreich dargestellt.<br />

Lediglich ein Viertel der Befragten machte keine Angabe zu diesem Punkt, größtenteils<br />

aufgrund fehlender Erfahrung mit dieser Abteilung. Eine Einzelperson sah die Arbeit des<br />

Beirats durch die Geschäftsführung nicht ausreichend gewürdigt.<br />

Über die Resonanz des Beirats in der breiten Öffentlichkeit herrschte weitgehende Einigkeit.<br />

Mehr als zwei Drittel gaben an, dass der Beirat unter den Bürgerinnen und Bürgern<br />

wenig bis gar nicht bekannt sei. Als Grund wurde mehrheitlich die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit<br />

genannt. Dies wurde als problematisch für eine effektive Arbeit des<br />

Beirats angesehen und somit als verbesserungswürdig eingestuft. Das übrige Drittel der<br />

Befragten war der Meinung, dass der Beirat durchaus wahrgenommen würde und auch<br />

ein hohes Ansehen genießt. Allerdings bezogen sich diese Aussagen eher auf (politisch)<br />

aktive Migrantinnen und Migranten, Kenner der „Szene“ sowie die Gemeinden, die im<br />

Beirat vertreten sind.<br />

Im Antwortverhalten lassen sich bei diesen Frage keine alters-, geschlechts- oder bevölkerungsgruppenspezifischen<br />

Unterschiede feststellen.<br />

Die Zusammenarbeit<br />

mit der Geschäftsführung<br />

wird positiv bewertet.<br />

Konflikte in der<br />

Vergangenheit<br />

Der Beirat ist in<br />

der Öffentlichkeit<br />

kaum bekannt.<br />

Bekannt bei Insidern<br />

12


3.2.2. Die Externen<br />

Um nicht nur die Innen-, sondern auch die Außensicht auf den Beirat zu beleuchten,<br />

wurden den 27 Externen Fragen zu vier Beirats-relevanten Bereichen gestellt: Dazu zählten<br />

(1) die Funktion des Beirats, (2) Zusammensetzung und Ernennungsverfahren, (3) die<br />

Interessenvertretung durch den Beirat sowie (4) der politische Einfluss des Beirats auf<br />

den <strong>Stadt</strong>rat.<br />

Anhand der geführten Interviews mit Vertretern der 2. und 3. Gruppe (Experten und<br />

Menschen mit Migrationshintergrund) konnten in gebündelter Form verschiedene Funktionen<br />

des Beirats herausgearbeitet werden. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen,<br />

dass insgesamt 14 Befragte aus der 2. und Gruppe keine Angaben zur Funktion<br />

des Beirats machten, da sie nur über wenig bis gar keine Kenntnis vom Beirat verfügten.<br />

Zu den von den übrigen Externen genannten Funktionen des Beirats gehören:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Interessenvertretung<br />

Scharnierfunktion<br />

Beratung<br />

Problemidentifikation<br />

Sensibilisierung<br />

Informations- und Kommunikationsplattform<br />

Projektmitarbeit<br />

Fortbildungsfunktion<br />

Unterschiedliche<br />

Funktionen:<br />

Allerdings ist die Verteilung dieser Angaben breit gestreut, sodass sich hierbei keine<br />

eindeutigen Tendenzen zugunsten der einen oder anderen Funktion feststellen lassen.<br />

Rund ein Fünftel der Befragten sieht im Beirat eine Interessenvertretung von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund gegenüber Politik und Verwaltung. Allerdings wurde auch<br />

geäußert, dass der Beirat anscheinend eher die an der Thematik Interessierten als die<br />

Migrantinnen und Migranten selbst vertritt, da viele institutionellen Vertreter Mitglied<br />

im Beirat sind. Der Beirat habe es zudem versäumt, regelmäßig zu migrations- und integrationsrelevanten<br />

Themen in Osnabrück Stellung zu beziehen. Somit erfülle er nicht den<br />

ihm zugedachten Zweck, die Interessen der Migrantinnen und Migranten öffentlich zu<br />

vertreten. Eine effektivere Öffentlichkeitsarbeit wurde in diesem Zusammenhang nachdrücklich<br />

empfohlen.<br />

Interessenvertretung<br />

Eng verknüpft mit der Interessenvertretung ist die Scharnierfunktion des Beirats. In diesem<br />

Sinne soll er die Anliegen der Migrantinnen und Migranten vom Beirat aus in die<br />

entsprechenden Ausschüsse und den <strong>Stadt</strong>rat vermitteln und durchzusetzen versuchen.<br />

Scharnierfunktion<br />

Einige der Befragten fassten den Beirat als Beratungsorgan des <strong>Stadt</strong>rates auf. Allerdings<br />

wurde in diesem Kontext mehrfach darauf hingewiesen, dass der Beirat ein „zahnloser<br />

Beratungsorgan<br />

des <strong>Stadt</strong>rates<br />

13


Tiger“ sei, der zwar Ideen einbringen und Empfehlungen aussprechen kann, aber über<br />

keinerlei Entscheidungsgewalt verfügt.<br />

Um seine Funktion als Interessenvertretung und Beratungsorgan erfüllen zu können,<br />

muss der Beirat laut rund einem Fünftel der Befragten auch seine Aufgabe der Problemidentifikation<br />

und -lösung wahrnehmen. Hiermit ist gemeint, dass er Probleme von einzelnen<br />

Migrantinnen und Migranten oder ganzen Migrantengruppen aufgreifen und<br />

versuchen soll, sie zu lösen.<br />

Was die Zusammensetzung und das Ernennungsverfahren des Beirats betrifft, ergibt<br />

sich unter den Befragten 11 kein einheitliches Meinungsbild.<br />

Die derzeitige Zusammensetzung des Beirats wurde von rund einem Drittel der Befragten<br />

positiv bewertet. Zustimmung fanden hierbei die Tatsachen, dass verschiedene Or-<br />

Problemidentifikation<br />

und –lösung<br />

In engem Zusammenhang hiermit steht die Sensibilisierungsfunktion des Beirats, die von<br />

einigen Befragten genannt wurde. Darunter ist zu verstehen, dass der Beirat Politik und<br />

Öffentlichkeit auf Missstände und Konfliktherde unter den Migrantinnen und Migranten<br />

aufmerksam machen und für migrations- und integrationsrelevante Themen sensibilisieren<br />

soll. Diese Aufgabe wurde einigen Befragten zufolge bislang nicht stark genug wahrgenommen.<br />

Begründet wurde dies mehrheitlich mit einer fehlenden Öffentlichkeitsarbeit<br />

und fehlenden intensiven Kontakten zur „Basis“ der nicht-integrierten oder nichtorganisierten<br />

Migrantinnen und Migranten. Untermauert werden diese Aussagen dadurch,<br />

dass, wie bereits erwähnt, fast die Hälfte der Befragten aus Unkenntnis keine<br />

näheren Angaben zu Arbeit oder Funktionalität des Beirats machen konnte.<br />

Sensibilisierung<br />

Des Weiteren betrachtet rund ein Viertel der Befragten den Beirat als Informations- und<br />

Kommunikationsplattform, die Diskussionen über bestimmte Themen ermöglichen soll.<br />

Dementsprechend sollte sich der Beirat über die Anliegen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen<br />

informieren und sowohl mit Migrantinnen und Migranten als auch mit Behörden<br />

und Politikern darüber diskutieren. Auch an dieser Stelle wurde deutlich, dass vielen<br />

Befragten der unverbindliche Charakter eines Austauschforums nicht weit genug geht,<br />

wenn es um die Interessen der Migrantinnen und Migranten und die Durchsetzung dieser<br />

geht. Weitere Ausführungen zu den geforderten Entscheidungsbefugnissen folgen in<br />

Kapitel 3.6.<br />

Unverbindliches<br />

Austauschforum<br />

genügt nicht<br />

Eine – zumindest hinsichtlich der Funktion des Beirats – eher untergeordnete Rolle<br />

scheint die Projektmitarbeit zu spielen. Nur wenige Befragte nannten dies als Aufgabe<br />

des Beirats. Darunter fällt die Förderung von Projekten und Aktionen, die Migrantenvereine<br />

oder andere Organisationen durchführen.<br />

Darüber hinaus gab eine befragte Person an, dass der Beirat eine Fortbildungsfunktion<br />

erfülle. Diese Funktion sei jedoch nicht von Bedeutung, da die anwesenden Experten<br />

bereits über dieses Wissen verfügen sollten.<br />

Projektmitarbeit<br />

11 N = 20, da 7 Personen bereits bei der 1. Frage angaben, dass sie wenig bis gar keine Kenntnis über den<br />

Beirat besitzen und ihnen keine weiterführenden Fragen zu diesem Thema gestellt wurden.<br />

Fehlende Öffentlichkeitsarbeit<br />

Informationsplattform<br />

Fortbildungsfunktion<br />

Zusammensetzung<br />

unterschiedlich<br />

bewertet<br />

Migrantenvertretung<br />

14


ganisationen vertreten sind, die mit Migrantinnen und Migranten arbeiten und auch<br />

Vereine die Chance haben, einen Vertreter aus den eigenen Reihen vorzuschlagen.<br />

Gleichzeitig wurde jedoch auf sprachliche Hemmschwellen seitens der Mitglieder mit<br />

Migrationshintergrund hingewiesen. Die Rückkopplung an Rat, Verwaltung und <strong>Stadt</strong><br />

wurde ebenfalls als wichtig erachtet. Zudem werde dadurch ein Informationsaustausch<br />

erheblich erleichtert.<br />

Sprachliche<br />

Hemmschwellen<br />

Ebenfalls rund ein Drittel der Befragten äußerte sich eher negativ hinsichtlich der derzeitigen<br />

Zusammensetzung des Beirats. Dies wurde mehrheitlich mit der fehlenden Rückkopplung<br />

an die Mehrheit der Migrantinnen und Migranten begründet. Den Befragten<br />

zufolge werde im Beirat nur ein kleiner Teil der Bevölkerung repräsentiert. Die Migrantinnen<br />

und Migranten, die nicht in Vereinen organisiert sind, aber durchaus Kompetenz<br />

oder lokalpolitisches Interesse mitbringen (z.B. Geschäftsleute, Selbstständige), hätten<br />

bislang zu wenig im Fokus der Aufmerksamkeit des Beirats gestanden. Zudem sollte der<br />

Anteil der Migrantinnen und Migranten bzw. bestimmter Migrantengruppen im Beirat<br />

erhöht werden. Der Anteil der Organisationsvertreter wurde in diesem Zusammenhang<br />

als problematisch betrachtet. Unter anderem wurde zu Bedenken gegeben, dass sich die<br />

Organisationsvertreter an bestimmte Arbeitgeberrichtlinien halten müssten und somit<br />

nicht im Interesse der Migrantinnen und Migranten, sondern ihrer entsendenden Einrichtung<br />

handeln würden. Bezüglich der Anwesenheit von Ratsmitgliedern wurden ebenfalls<br />

Bedenken geäußert in der Hinsicht, dass aus „politischen Proporzgründen“ vermutlich<br />

Kompromisse bei der Qualifikation der Parteivertreter im Beirat gemacht würden.<br />

Fehlende Rückkopplung<br />

an Basis<br />

Anteil der Migrantinnen<br />

und<br />

Migranten erhöhen<br />

Organisationsvertreter<br />

weisungsgebunden<br />

Das Ernennungsverfahren der Mitglieder durch den Rat wurde mehrheitlich als verbesserungswürdig<br />

bzw. eher negativ eingestuft. Die Hälfte der Befragten plädierte für eine<br />

demokratische Wahl der Beiratsmitglieder. Dies könnte unter anderem das Bewusstsein<br />

über den Beirat in der Bevölkerung fördern und somit eine öffentlichkeitswirksame<br />

Maßnahme darstellen. Unabhängig von der erzielten Wahlbeteiligung könnte zudem<br />

eine Urwahl dazu dienen, den Beirat als demokratisches Gremium der Interessenvertretung<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund zu legitimieren.<br />

Das Ernennungsverfahren<br />

wird<br />

negativ bewertet.<br />

Legitimation<br />

durch Wahl statt<br />

Ernennung<br />

Bei der Frage, ob sich Menschen mit Migrationshintergrund vom Beirat in ihren Interessen<br />

vertreten fühlen, ergibt sich unter den Befragten kein einheitliches Meinungsbild.<br />

Während zwei Drittel vermuteten, dass sich die Migrantinnen und Migranten eher nicht<br />

vom Beirat vertreten fühlen, bejahten nur wenige Personen diese Frage. Diejenigen, die<br />

die Frage verneinten, begründeten ihre Vermutung mehrheitlich mit einer fehlenden<br />

Öffentlichkeitsarbeit des Beirats und seinen mangelnden Kontakten zur „Basis“, zu nichtorganisierten<br />

Migrantinnen und Migranten, und zu Vereinen, Organisationen und Gemeinden,<br />

die nicht im Beirat vertreten sind. Daraus resultiere die Unkenntnis über die<br />

Beirats-Existenz unter der Mehrheit der Migrantinnen und Migranten. Es gäbe zudem<br />

andere Organisationen, die eine aktivere <strong>Integration</strong>sarbeit betreiben würden als der<br />

Beirat. Als problematisch bezeichnet wurden auch die Bildungsferne und das damit verbundene<br />

politische Desinteresse vieler Migrantinnen und Migranten. Zudem herrsche<br />

bei vielen Migrantinnen und Migranten eine gewisse Scheu, sich an den Beirat zu wenden.<br />

Von Einzelpersonen wurde berichtet, dass einige Beiratsmitglieder nicht das nötige<br />

Know-How besäßen, um bei Problemen praktische Hilfestellung zu leisten. Des Wei-<br />

Mehrheit der<br />

Migrantinnen und<br />

Migranten fühlt<br />

sich nicht vertreten.<br />

Fehlende Öffentlichkeitsarbeit<br />

Mangelnde Kontakte<br />

zur Basis<br />

15


terein müssten die Vereinsvertreter im Beirat auch dahingehend geschult werden, die<br />

Informationen aus dem Beirat strukturiert in die Vereine zu transportieren.<br />

Darüber hinaus waren Einzelpersonen der Meinung, dass bestimmte Personenkreise<br />

(z.B. Querdenker) von einer Beiratsmitgliedschaft ausgeschlossen und eher angepasste<br />

Menschen in den Beirat ernannt würden.<br />

Diejenigen, die die Frage nach der Interessenvertretung durch den Beirat bejahten, bezogen<br />

sich dabei hauptsächlich auf Erfahrungen in ihrem eigenen Verein bzw. auf die<br />

Vereine, die im Beirat vertreten sind. Gleichzeitig wurde zu Bedenken gegeben, dass<br />

einige Bevölkerungsgruppen im Beirat unterrepräsentiert seien.<br />

Bessere Schulung<br />

der Beiratsmitglieder<br />

Interessenvertretung<br />

durch Vereinsmitglieder<br />

Bezüglich des politischen Einflusses des Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat konnten zwei Tendenzen<br />

festgestellt werden. 12 Während knapp zwei Drittel der Befragten den Einfluss als<br />

gering betrachtete, beurteilten nur Wenige den Einfluss als durchaus vorhanden, aber<br />

an bestimmte Bedingungen gekoppelt. Diejenigen, die den politischen Einfluss des Beirats<br />

als gering betrachteten, begründeten ihre Aussage mehrheitlich mit der fehlenden<br />

Verbindlichkeit der Beirats-Empfehlungen und der dadurch fehlenden Entscheidungskompetenz.<br />

Zudem hätten die anwesenden Ratsmitglieder nicht unbedingt eine Vorsitzfunktion<br />

innerhalb ihrer Fraktion inne, sondern wären eher migrationspolitische Sprecher.<br />

In diesem Zusammenhang wurde dem Beirat kein direkter Einfluss zugeschrieben,<br />

sondern – sofern überhaupt vorhanden – ein indirekter durch die Fraktionsvertreter.<br />

Diese könnten einerseits als eine Art „Frühwarnsystem“ die Themen aus dem Beirat in<br />

ihre eigenen Fraktionen weiterleiten und dort über den weiteren Umgang mit diesen<br />

Themen beraten. Andererseits könnten die Fraktionsvertreter die Anliegen aus dem<br />

Beirat in den <strong>Stadt</strong>rat transportieren. Allerdings besäßen nicht alle Themen, die im Beirat<br />

besprochen werden, eine Relevanz für den <strong>Stadt</strong>rat. Hinzu kommt, dass sich, wie im<br />

vorigen Abschnitt dargelegt, viele Migrantinnen und Migranten und Migrantengruppen<br />

nicht vom Beirat vertreten fühlen. Einigen Befragten zufolge wisse auch der <strong>Stadt</strong>rat um<br />

die fehlende Rückkopplung an die „Basis“ und nehme den Beirat aus diesem Grund<br />

kaum wahr. Als problematisch betrachtet wurde auch die Struktur der Geschäftsführung,<br />

die in weisungsgebundener Abhängigkeit zur Verwaltung stehe. Dadurch seien<br />

Interessenkonflikte vorprogrammiert. Eine mögliche Lösung wird im Outsourcing in eine<br />

unabhängige Position gesehen.<br />

Diejenigen, die dem Beirat einen gewissen politischen Einfluss zusprachen, begründeten<br />

dies damit, dass bislang einige Empfehlungen des Beirats vom Rat angenommen und<br />

berücksichtigt wurden. Allerdings käme es auch darauf an, wie stark der Beirat Druck<br />

ausübe. Darüber hinaus sei durch die Anwesenheit der Ratsmitglieder eine Unterstützung<br />

im Rat gegeben. Es bestehe also durchaus die Chance, dass Anregungen aus dem<br />

Beirat auch aufgegriffen würden.<br />

Der politische Einfluss<br />

wird überwiegend<br />

als gering<br />

eingestuft.<br />

Fehlende Verbindlichkeit<br />

Indirekter Einfluss<br />

über Ratsmitglieder<br />

Fehlende Rückkopplung<br />

an Basis<br />

Problematische<br />

Struktur der Geschäftsführung<br />

Wenige sehen Einfluss<br />

als vorhanden<br />

an.<br />

Unterstützung<br />

durch Ratsmitglieder<br />

Im Antwortverhalten lassen sich bei diesen Frage keine alters- oder geschlechtsspezifischen<br />

Unterschiede feststellen. Tendenzen nach der Zughörigkeit zu einer bestimmten<br />

Bevölkerungsgruppe sind allerdings bei den Themen Ernennungsverfahren,<br />

Interessenvertretung und politischer Einfluss erkennbar. So plädierten vor allem die<br />

12 N = 18, da 9 Personen die Frage aufgrund ihrer Unkenntnis über den Beirat nicht gestellt wurde.<br />

16


Befragten ohne Migrationshintergrund für die Einführung von demokratischen Wahlen<br />

der Beiratsmitglieder. Was die Interessenvertretung der Migrantinnen und Migranten<br />

durch den Beirat betrifft, gaben vor allem Personen mit türkischem Migrationshintergrund<br />

sowie die Mehrheit der Befragten ohne Migrationshintergrund an, dass sich die<br />

meisten Migrantinnen und Migranten nicht vom Beirat vertreten fühlen würden. Bezüglich<br />

des politischen Einflusses des Beirats auf den <strong>Stadt</strong>rat betonten ebenfalls diese beiden<br />

Personengruppen den geringen politischen Einfluss des Beirats.<br />

3.3. Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung<br />

Obgleich der Beirat für Migration ein von der <strong>Stadt</strong> eingerichtetes Gremium der Interessenvertretung<br />

von in Osnabrück lebenden Menschen mit Migrationshintergrund darstellt,<br />

kommt auch der <strong>Stadt</strong> selbst eine tragende Rolle zu, wenn es darum geht, politische<br />

<strong>Teilhabe</strong> für diese Menschen zu ermöglichen. Aus diesem Grund sollte festgestellt<br />

werden, wie das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung in diesem Zusammenhang<br />

bewertet wird. Bevor auf die Äußerungen der Befragten im Detail eingegangen wird, soll<br />

die nachfolgende Grafik (vgl. Abb. 2) einen ersten Überblick über das allgemeine Stimmungsbild<br />

bieten:<br />

* n=42<br />

Abb. 2: Das Engagement von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung<br />

Wie die Grafik zeigt, steht knapp die Hälfte aller Befragte dem Engagement der <strong>Stadt</strong><br />

grundsätzlich positiv gegenüber. Nicht nur die Atmosphäre in der <strong>Stadt</strong> im örtlichen<br />

Sinne sei offen und gut, auch im Rathaus und in der Verwaltung sei man Migrantinnen<br />

und Migranten gegenüber positiv gestimmt. Einige Wenige sind der Meinung, die <strong>Stadt</strong><br />

Osnabrück sei sehr engagiert, nun sei es an den Migrantinnen und Migranten, die Initiative<br />

zu ergreifen. Andere sind prinzipiell zufrieden, finden jedoch, es müsse noch mehr<br />

geschehen. So wird bspw. bemängelt, dass es auffällig viele Angebote für Personen mit<br />

russischem oder türkischem Migrationshintergrund gäbe, Personen anderer Nationalitäten<br />

aber durch das Raster fielen. Rund ein Drittel gab an, dass das Engagement in seiner<br />

derzeitigen Form unzureichend sei.<br />

Im Hinblick auf das Engagement der Verwaltung überwog die Meinung, dass die Mitarbeiter<br />

sehr bemüht seien und dort eine „positive Grundstimmung“ herrsche. Besonders<br />

die Mitarbeiter des ehemaligen Fachbereiches <strong>Integration</strong> sowie des Büros für Friedenskultur<br />

seien sehr engagiert und aufgeschlossen und hätten einen recht „guten Draht“ zu<br />

Migrantinnen und Migranten. Auch die generelle Zusammenarbeit und vorhandene Fördermaßnahmen<br />

seien gut. Eine Befragte äußerte die Bedenken, dass die Verwaltung<br />

Knapp die Hälfte<br />

aller Befragten<br />

bewertet das Engagement<br />

der <strong>Stadt</strong><br />

Osnabrück als positiv,<br />

wenn auch ausbaufähig<br />

17


möglicherweise zu viel tue und sich dadurch verzettele. Sie sprach sich für eine klarere<br />

Verteilung der Kompetenzen aus. Andere bemängelten, dass das Engagement personenabhängig<br />

sei und dass Mitarbeiter mit Migrationshintergrund insbesondere in der<br />

Bürgerberatung und der Ausländerbehörde fehlten. Angesichts konkreter Maßnahmen<br />

sprach ein Mitarbeiter der Verwaltung die Bemühungen seines Fachbereiches an, <strong>Integration</strong><br />

wirkungsorientierter zu steuern. Das Konzept für dieses Vorhaben sei allerdings<br />

noch überarbeitungswürdig und liege derzeit quasi auf Eis. Ein anderer Befragter glaubt,<br />

dass manche Projekte lediglich dazu dienten, sich „einen schönen Mantel“ umzuhängen.<br />

Schließlich werteten einige der Befragten das diesem Bericht zugrunde liegende Projekt<br />

als positives Signal der Verwaltung und hoffen, dass der Veröffentlichung der Ergebnisse<br />

Taten folgen.<br />

Das Engagement des <strong>Stadt</strong>rates wurde mehr oder minder ganz ähnlich bewertet. Auch<br />

ihm wird mehrheitlich wohlwollendes Interesse bis Engagement zugesprochen. Die<br />

Ratsmitglieder seien alle sehr offen und auch der Wille für Veränderung sei da. Vor allem<br />

der Oberbürgermeister habe sich sehr dem Thema <strong>Integration</strong> verschrieben, welchem<br />

viele Befragte das Engagement für politische Partizipation zurechnen. Nur hapere<br />

es oft an der Umsetzung bei diesen Angelegenheiten. Die Einsetzung des Beirates für<br />

Migration wird (von den befragten Beiratsmitgliedern) als sehr positiv bewertet. Bedauert<br />

werden der geringe Anteil von Migrantinnen und Migranten in der kommunalen<br />

Politik, insbesondere im <strong>Stadt</strong>rat, sowie die (voraussichtliche) Abschaffung des <strong>Integration</strong>sausschusses.<br />

Zudem stellen zwei der Befragten die Motive der <strong>Integration</strong>sbemühungen<br />

der Regierenden in Frage und mutmaßen, dass sie bloß dazu dienten, das Image<br />

von Osnabrück als Friedensstadt zu wahren.<br />

Trotz einer positiven<br />

Die Situation von<br />

Grundstimmung<br />

Flüchtlingen findet<br />

innerhalb der Verwaltung<br />

sei das<br />

kaum Beachtung.<br />

Engagement zu<br />

unbeständig<br />

In Osnabrück gibt es<br />

rund 70 Migrantenvereine<br />

ganz unterschiedlicher<br />

Art<br />

Viele der Befragten<br />

sagen der Politik<br />

wohlwollendes<br />

Interesse zu, bemängeln<br />

jedoch die<br />

ausbleibenden Taten.<br />

Drei Dinge sollen an dieser Stelle noch angemerkt werden, die zwar keine direkte Relevanz<br />

zu der Frage des Engagements der <strong>Stadt</strong> bezüglich der Schaffung von Partizipationsangeboten<br />

haben, jedoch einer Erwähnung wert sind. (1) Zum einen lobten mehrere<br />

der Befragten das Fest der Kulturen und die Vergabe des Akyürekpreises als Zeichen der<br />

Wertschätzung gegenüber hier lebenden Migrantinnen und Migranten. (2) Gleichzeitig<br />

erklärt ein anderer Befragter, dass er sich ein neues Verständnis von <strong>Integration</strong><br />

wünscht. Seiner Auffassung zufolge sollten Unterschiede zwischen den Kulturen nicht so<br />

stark thematisiert werden. Er schlägt daher vor, das Fest der Kulturen mit der Maiwoche<br />

zusammenfließen zu lassen und mehr Stände mit einem internationalen, insbesondere<br />

auch arabischen Speiseangebot auf dem Weihnachtsmarkt zu verankern. (3) Schließlich<br />

wird von ein paar Befragten das fehlende Engagement der <strong>Stadt</strong> hinsichtlich der Situation<br />

hier lebender Flüchtlinge angesprochen, welches als „beschämend“ für eine <strong>Stadt</strong><br />

wie Osnabrück bezeichnet wird.<br />

3.4. Vernetzung und politische Einflussnahme von Migrantenvereinen<br />

Neben dem Beirat für Migration, der Verwaltung und dem <strong>Stadt</strong>rat stellen auch Migrantenvereine<br />

und MO Vereinigungen dar, welche die Interessen ihrer Mitglieder auf kommunalpolitischer<br />

Ebene vertreten können. Dem Büro für Friedenskultur sind rund 70<br />

solcher Vereine in Osnabrück bekannt. Diese können nach Typ und Funktion unterschieden<br />

werden. So gibt es Migrantenvereine, welcher in erster Linie der Begegnung dienen,<br />

Das Fest der Kulturen<br />

und die Vergabe<br />

des Akyürekpreises<br />

werden als Zeichen<br />

der Wertschätzung<br />

gesehen.<br />

Kaum vereinsübergreifende<br />

Aktivitäten,<br />

außer „Meine,<br />

deine, unsere <strong>Stadt</strong>“<br />

und Fest der Kulturen<br />

Große Migrantenvereine<br />

sind stärker<br />

vernetzt als kleine<br />

18


während andere religiöse Zwecke verfolgen. Große Migrantengruppen gründen eigene<br />

Sport- und Freizeitvereine, Vereine zur Pflege und Wahrung ihrer Kultur oder Eltern- und<br />

Familienvereine. Darüber hinaus gibt es soziale/humanitäre Vereine sowie Vereinigungen<br />

aus wirtschaftlichen oder politischen Motiven und Interessen heraus. Jedoch muss<br />

sich ein Migrantenverein keine rein politische Interessenverfolgung auf die Fahnen<br />

schreiben, um seine Interessen vor der Politik zu artikulieren und möglichen Einfluss<br />

geltend zu machen.<br />

Um in Erfahrung zu bringen, wie und in welchem Umfang Migrantenvereine in Osnabrück<br />

als Interessenvertreter hier lebender Zuwanderer auftreten und fungieren, wurden<br />

die Gesprächspartner aller drei Gruppen zunächst danach gefragt, ob sie in einem<br />

solchen Verein organisiert sind (insofern dies nicht bekannt war) oder Kontakte zu einem<br />

oder mehreren Migrantenvereinen pflegen. Um Wissen darüber zu akquirieren, ob<br />

die hier ansässigen Migrantenvereinen stark vernetzt sind, wurde dann nach Kooperationen<br />

zwischen einzelnen Vereinen untereinander sowie mit anderen Akteuren gefragt.<br />

Den Abschluss dieses Blocks bildete die Frage nach dem politischen Einfluss dieser Vereine.<br />

Von den befragten Beiratsmitgliedern und Experten bejahte jeweils die Hälfte, mit einem<br />

oder mehreren Migrantenvereinen (außerhalb ihres eigenen) in Kontakt oder engerem<br />

Austausch zu stehen. Wiederholt wurde jedoch betont, dass es keine regelmäßige<br />

Zusammenarbeit gebe, sondern lediglich sporadisch nach Bedarf kooperiert würde, wie<br />

zum Beispiel bei Projekten oder kulturellen Anlässen.<br />

Zwei solcher Begebenheiten, die von rund der Hälfte der befragten Beiratsmitglieder<br />

und Experten in diesem Zusammenhang positiv hervorgehoben wurde, sind das Fest der<br />

Kulturen (und die Vorbereitungen hierfür) sowie das Projekt „Meine, deine, unsere<br />

<strong>Stadt</strong>“, welches 2010 in Kooperation von Patria, dem Atatürkverein, der Landsmannschaft,<br />

dem Afro-Deutschen Familienverein, dem Kultur- und Bildungsverein, den <strong>Integration</strong>slotsen<br />

und dem Beirat für Migration sowie der Leitstelle für <strong>Integration</strong> organisiert<br />

wurde. Mit Ausnahme dieser zwei Veranstaltungen waren den Befragten kaum<br />

Ereignisse bekannt, bei denen Migrantenvereine miteinander oder mit der <strong>Stadt</strong> zusammengearbeitet<br />

haben. Es wurde kritisiert, dass sich die meisten Vereine eher an ihre<br />

eigenen Bevölkerungsgruppen hielten und wenig vereinsübergreifende, interkulturelle<br />

Aktivitäten stattfänden. Lediglich die etablierten, größeren Migrantenvereine wie z. B.<br />

die der türkischen, russischstämmigen oder polnischen Mitbürger könnten auf eine stärkere<br />

Vernetzung – vor allem untereinander – verweisen.<br />

Die generell geringe Vernetzung wird nicht nur anhand der wenigen vereinsübergreifenden<br />

Aktivitäten sichtbar, sondern wird auch von vielen der Befragten aus der ersten und<br />

zweiten Gruppe bedauert. Sie bemängelten, dass viele „ihr eigenes Süppchen“ kochen<br />

würden bzw. „im eigenen Saft“ schmorrten. Den meisten Vereinen ginge es lediglich um<br />

das Wohl der eigenen Gruppe/ Community und so seien Aufklärung, Hilfestellungen und<br />

soziale Aspekte zentraler als eben die Vernetzung mit anderen Vereinen.<br />

Was die Kooperation mit der <strong>Stadt</strong> betrifft, so seien es vor allem Leitstelle für <strong>Integration</strong><br />

sowie das Büro für Friedenskultur, die einen recht guten und regelmäßigen Kontakt<br />

zu Migrantenvereinen hätten. Ein Befragter forderte, die <strong>Stadt</strong> brauche einen besseren<br />

Überblick über die hiesigen Migrantenvereinigungen. Eine andere Befragte äußerte den<br />

MSOs verfolgen in<br />

erster Linie interne<br />

Interessen<br />

Leitstelle für <strong>Integration</strong><br />

und Büro für<br />

Friedenskultur als<br />

Kontaktstellen<br />

19


Wunsch, es sollten in diesem Zusammenhang mehr Begegnungsmöglichkeiten geschaffen<br />

werden. Mehrfach wurden Ideen wie die Gründung einer Dachorganisation, einer<br />

Koordinierungsstelle in der Verwaltung oder einer Denkfabrik laut.<br />

Als ersten Schritt in diese Richtung könnte die von der <strong>Stadt</strong> ausgegangene Gründung<br />

des Arbeitskreises <strong>Integration</strong> betrachtet werden. Hier treffen Mitarbeiter der Verwaltung<br />

in regelmäßigen Abständen mit Experten der Wohlfahrtsverbände zusammen, um<br />

sich zu den Themen Migration und <strong>Integration</strong> auszutauschen. Da nicht nur die Migrantenvereine,<br />

sondern scheinbar auch die Wohlfahrtsverbände wenig mit der <strong>Stadt</strong> vernetzt<br />

waren/sind, wurde dieser Arbeitskreis ins Leben gerufen. Dieser habe den Zweck,<br />

Ressourcen ökonomischer einsetzen zu können sowie zu erfahren, was „auf der Straße“<br />

so passiert. Von den Experten der Wohlfahrt hervorgebrachte Probleme könnten auf<br />

diese Weise von der <strong>Stadt</strong> aufgegriffen und thematisch aufgearbeitet werden.<br />

Auch bei der Frage nach dem politischen Einfluss der Migrantenvereine zeichnet sich im<br />

Antwortverhalten ein sehr differenziertes Bild ab:<br />

Abb. 3: Bewertung der Einflussmöglichkeiten von Migrantenvereinen<br />

Wie die Abbildung 3 zeigt, schätzt mehr als die Hälfte der Befragten die politischen Einflussmöglichkeiten<br />

von Migrantenvereinen als gering bis nicht vorhanden ein. Etwa jeder<br />

Fünfte glaubt, dass der Einfluss mäßig sei. Lediglich drei Befragte halten ihn für groß.<br />

Auch hier bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen den befragten Gruppen.<br />

Worin sich viele der Befragten einig sind, ist zum einen der verhältnismäßig größere<br />

Einfluss türkischer/muslimischer Vereine. Zum anderen hätten vor allem solche Migrantenvereine<br />

politischen Einfluss, welche für brisante Themen stehen oder über ein großes<br />

Budget verfügen. Was die Kommunikation mit der Verwaltung und damit die Artikulierung<br />

der Interessen von Migrantenvereinen betrifft, so offenbarten zwei der befragten<br />

Experten, dass viel über den „kleinen Dienstweg“, das heißt persönliche Beziehungen,<br />

laufe.<br />

Um die geringe Einflussnahme von Migrantenvereinen zu erklären, nennen die Befragten<br />

unterschiedliche Gründe. Einige sind der Meinung, den Migrantinnen und Migranten<br />

fehle das nötige Know-how. Vielen Vereinen seien die Strukturen der <strong>Stadt</strong> unbekannt,<br />

was beispielsweise die Inanspruchnahme von Fördergeldern, welche zu größerem Einfluss<br />

beitragen könnten, behindert. Einige Befragte schlagen aus diesem Grund Fortbildungen<br />

für die Vorstandsmitglieder und leitenden Personen solcher Vereine vor. Des<br />

Geringer Einfluss<br />

der MO auf die<br />

Politik<br />

Die geringen Einflussmöglichkeiten<br />

von MO werden<br />

mit fehlendem<br />

Wissen und Interesse<br />

begründet<br />

20


Weiteren wird die Ansicht vertreten, dass die Migrantenvereine selbst ihre Interessen<br />

kaum einfordern würden, weil sie eben in erster Linie um die Belange der eigenen Mitglieder<br />

bemüht und nicht auf Unterstützung von außen angewiesen seien. Dies erklärt<br />

sich eine Befragte im Hinblick auf muslimische Vereine damit, dass dort noch die „alten<br />

Leute am Ruder“ säßen, welche ein geringes Interesse an Partizipation auf politischer<br />

Ebene hätten.<br />

3.5. Bewertung der politischen Partizipationsmöglichkeiten<br />

Wie aus den vorangegangenen Kapiteln deutlich wurde, stehen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in Osnabrück vielfältige Ebenen der politischen <strong>Teilhabe</strong> offen. Aufbauend<br />

auf den im Einzelnen ausgeführten Möglichkeiten der politischen Mitwirkung wie<br />

das Engagement in Parteien, im Beirat für Migration, in Migrantenvereinen und vieles<br />

mehr, wird im Folgenden auf die Gesamteinschätzung der Möglichkeiten eingegangen.<br />

Verschiedene Schwerpunkte bildeten sich unter Berücksichtigung der gruppenspezifischen<br />

Merkmale heraus. Auch auf die verschiedenen Ansätze zur Erklärung der von vielen<br />

Befragten konstituierten geringen politischen Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in Osnabrück wird Bezug genommen.<br />

Nahezu 20 Prozent der Befragten wiesen auf die unterschiedlichen Möglichkeiten zur<br />

politischen <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit Migrationshintergrund resultierend aus dem<br />

ausländerrechtlichen Status hin. Im politischen System der Bundesrepublik komme den<br />

Wahlen im Rahmen des Parteiensystems eine herausragende Stellung zu. Auch unter<br />

den Interviewten in Osnabrück wurde von Vielen politische Mitwirkung mit dem aktiven<br />

und passiven Wahlrecht gleichgesetzt. Viele der befragten Migrantinnen und Migranten<br />

aus Drittstaaten ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die zum Teil seit Jahrzehnten in<br />

Osnabrück leben, artikulieren, dass sie mit dem Ausschluss vom Wahlrecht keine weitere<br />

Möglichkeit zur politischen Partizipation sehen. Zwar können sich alle Menschen unabhängig<br />

ihres Status in Parteien engagieren, allerdings ohne wirksam teilzuhaben und<br />

Einfluss auf die Politik nehmen zu können. Neben diesen Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong>,<br />

so die Aussage eines weiteren Befragten aus der Expertengruppe, seien darüber<br />

hinausgehende Möglichkeiten nur gering entwickelt. Nahezu alle Befragten dieser Gruppe<br />

sprachen sich für ein kommunales Wahlrecht für Zugewanderte unabhängig ihres<br />

Status nach längerer Aufenthaltsdauer in Osnabrück aus, was in Punkt 3.6 weiter ausgeführt<br />

wird.<br />

Zu einer weiteren Gruppe von circa 17 Prozent lassen sich Befragte zuordnen, die die<br />

Möglichkeiten für Migrantinnen und Migranten zur politischen Partizipation als gering<br />

bewerten. Zu einem hohen Teil nehmen sie die oben genannte Unterscheidung der<br />

Migrantengruppen nach ihrem Status vor, aus welchem sich Rechte wie das Kommunalwahlrecht<br />

ableiten lassen. So würden nicht kommunalwahlberechtigte Menschen mit<br />

Migrationshintergrund von Parteien und Politik in Osnabrück wenig wahrgenommen, da<br />

sich Parteien und Ratspolitiker vor allem auf das Wählerklientel in Osnabrück konzentrierten.<br />

Die Interessen der Menschen mit Migrationshintergrund und ihrer Vereine fänden<br />

nur insoweit Berücksichtigung, wie es mit der politischen Linie der <strong>Stadt</strong> zum Beispiel<br />

im Verständnis als Friedensstadt vereinbar wäre. Die Wahrnehmung der Migran-<br />

21


tinnen und Migranten reduziere sich zumeist auf folkloristische Veranstaltungen und die<br />

interkulturellen Wochen. In diesem Kontext weisen Befragte darauf hin, dass die Möglichkeiten<br />

zur tatsächlichen Einflussnahme in der <strong>Stadt</strong> vor allem den etablierten und<br />

großen Migrantengruppen wie den Spätaussiedlern, Türken, Spaniern, Portugiesen vorbehalten<br />

sind. Andere, zahlenmäßig kleinere Zuwanderergruppen wie Flüchtlinge oder<br />

Bulgaren, könnten nicht die etablierten Kommunikationswege auf Basis entsprechender<br />

Beziehungen nutzen. Es wird deutlich, dass dieser zweiten Gruppe Migrantinnen und<br />

Migranten mit begrenzter politischer <strong>Teilhabe</strong> (z.B. Drittstaatsangehörige wie Türken),<br />

marginalisierten Gruppen (z.B. Flüchtlinge), sowie zahlenmäßig in Osnabrück eher gering<br />

vertretenen Gruppierungen (z.B. Bulgaren) oder deren Fürsprecher auf deutscher Seite<br />

angehören. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die wahrgenommene Benachteiligung<br />

der eigenen beziehungsweise vertretenen Gruppe auf die Gesamteinschätzung Auswirkung<br />

hat und zu einer tendenziell geringeren Bewertung der Partizipationsmöglichkeiten<br />

führen kann.<br />

Ein weiterer Themenkomplex setzt sich mit dem politischen Engagement der Menschen<br />

mit Migrationshintergrund selbst auseinander. Von einzelnen Befragten werden das<br />

Potential und Interesse an einer Mitgestaltung und das Eintreten für die eigenen Interessen<br />

in Osnabrück hervorgehoben. So gebe es Anzeichen, die auf aktives Eintreten der<br />

Menschen mit Migrationshintergrund für die eigenen Belange hindeuten wie beispielsweise<br />

jüngere Migrantinnen und Migranten, die sich aktiv für ihr Umfeld einsetzten, in<br />

Parteien eintreten oder auch eine Partei zur Interessenvertretung gründen. Über 40<br />

Prozent der Befragten brachten das größtenteils als gering wahrgenommene politische<br />

Engagement der Menschen mit Migrationshintergrund zur Sprache. Die Ursachen hierfür<br />

werden auf verschiedenen Ebenen verortet. Zum einen wird direkt bei den Migrantinnen<br />

und Migranten angesetzt und dort versucht, Erklärungsansätze zu finden. So wird<br />

sowohl von Seiten der Befragten der Mehrheitsgesellschaft als auch von migrantischer<br />

Seite auf die fehlende Eigeninitiative hingewiesen. Den Menschen mit Migrationshintergrund<br />

stünden die Möglichkeiten zur politischen Mitwirkung und Interessenvertre-<br />

Partizipationsmöglichkeiten<br />

von<br />

Vertreterinnen<br />

und Vertretern<br />

marginalisierter<br />

und benachteiligter<br />

Migrantengruppen<br />

als begrenzt<br />

bewertet<br />

Bei der Bewertung der politischen Partizipationsmöglichkeiten in Osnabrück kristallisierten<br />

sich des Weiteren folgende Tendenzen unter den befragten Gruppen heraus: mehr<br />

als ein Drittel der befragten Personen äußert sich diesbezüglich positiv. Vielfach wurde<br />

ausgeführt, dass Menschen mit Migrationshintergrund bei entsprechendem Interesse<br />

auch politisch mitwirken könnten und ihre Stimme bei den relevanten Stellen Gehör<br />

finden würde. Es wird betont, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung in der<br />

Bundesrepublik verschiedene Formen der politischen Mitwirkung ermöglichen und fördern<br />

würde. Auch das Klima und die Atmosphäre in der Friedensstadt Osnabrück würden<br />

eine Mitwirkung von Menschen mit Migrationshintergrund begünstigen. An verschiedenen<br />

Stellen wird auf die positive Grundhaltung der <strong>Stadt</strong>verwaltung gegenüber<br />

einer noch zu verstärkenden politischen <strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten hingewiesen,<br />

wie bereits in Punkt 3.3 dargestellt. Hinsichtlich der Befragten, welche die<br />

<strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten in Osnabrück als positiv bewerten, ist es augenscheinlich, dass es<br />

sich um deutsche Staatsbürger mit und ohne Migrationshintergrund sowie Europäer<br />

handelt. Es ist anzunehmen, dass das Kommunalwahlrecht dieser Gruppe mit der positiven<br />

Einschätzung der Gesamtsituation in einem Zusammenhang steht.<br />

Mehr als 1/3 der<br />

Befragten schätzt<br />

Möglichkeiten zur<br />

<strong>Teilhabe</strong> positiv<br />

ein<br />

Größtenteils gering<br />

wahrgenommenes<br />

politisches<br />

Engagement von<br />

Migrantinnen und<br />

Migranten<br />

geringe Eigeninitiative<br />

22


tung offen. Sie könnten und sollten ihre Anliegen selbst vertreten und bedürften dann<br />

nicht mehr der Lobbyeinrichtungen auf deutscher Seite.<br />

Verschiedene Befragte äußern demgegenüber, dass Menschen mit Migrationshintergrund<br />

durchaus Interesse an politischer <strong>Teilhabe</strong> vor Ort hätten, aber verschiedene<br />

Faktoren eine tatsächliche Beteiligung erschweren würden. Der am häufigsten genannte<br />

Grund in diesem Zusammenhang sind die fehlenden Kenntnisse und Informationen über<br />

die Partizipationsstruktur in Osnabrück. Vor allem der Beirat für Migration als Gremium<br />

der Interessenvertretung der Migrantinnen und Migranten in Osnabrück tritt nicht ausreichend<br />

in die Öffentlichkeit. Dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte wenig<br />

Kenntnis von den bestehenden Angeboten zur politischen <strong>Teilhabe</strong> haben, führen verschiedene<br />

Befragte auf die <strong>Stadt</strong> zurück. Hier wird das zu verstärkende Engagement vor<br />

allem hinsichtlich der Bekanntmachung der Angebote als verbesserungswürdig erachtet.<br />

Auch eine zu vertiefende Zusammenarbeit zwischen <strong>Stadt</strong> und Migrantenvereinen und<br />

eine stärkere Initiative der <strong>Stadt</strong> in diesem Prozess werden vorgeschlagen, was in Punkt<br />

3.6. näher erläutert wird.<br />

Auf der personellen Ebene ist es einer Interviewpartnerin zufolge wichtig, sich vor Augen<br />

zu führen, dass in verschiedenen Migrantengruppen kein Bewusstsein für politische<br />

Partizipation und ihre möglichen Ausgestaltungsformen existiere. Dies bestätigend, führt<br />

ein anderer Befragter aus, dass eine Einführung in das politische System und seine Funktionsweise<br />

fehlen würde. Von Seiten der Befragten aus der ehemaligen Sowjetunion<br />

beziehungsweise des Ostblocks wird mehrfach ausgeführt, dass sich Angehörige dieser<br />

Gruppen vor dem Hintergrund der persönlichen Erlebnisse von politischen Institutionen<br />

wie Parteien verstärkt distanzieren würden.<br />

Auch an anderer Stelle ist von einer Lethargie bei einem Großteil der Menschen mit<br />

Migrationshintergrund hinsichtlich der politischen Partizipation die Rede, die die Auffassung<br />

vertreten würde, nichts bewegen zu können. Hier gilt es zu hinterfragen, zu welchem<br />

Anteil Migrantinnen und Migranten auf Grund der Einstellung, dass ihre Meinung<br />

nicht gehört werden würde und kein Gewicht hätte, politisch nicht mitwirken.<br />

Dem könne zum Beispiel durch Vorbilder von Menschen mit Migrationshintergrund in<br />

ihren Communities entgegengewirkt werden, wie im nächsten Kapitel weiter ausgeführt<br />

wird. Es wird auch die Annahme artikuliert, dass ein Raum und die Gelegenheit zum<br />

Austausch auch unter den Migrantengruppen fehlen würden, welcher die Beteiligten<br />

erkennen lassen, dass ihr Problem übergreifend ist und gemeinsam bearbeitet werden<br />

kann.<br />

Essentiell für einen Perspektivenwechsel hin zu der Auffassung, dass Menschen mit<br />

Migrationshintergrund mitwirken und ihre Umwelt mitgestalten können, ist das Auftreten<br />

der relevanten Institutionen vor Ort. Ein authentisches Interesse von Parteien,<br />

Vertreterinnen und Vertretern von <strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung an den Belangen der<br />

Migrantinnen und Migranten und ihrer <strong>Teilhabe</strong> am gesellschaftlichen Leben in Osnabrück<br />

ist hierfür unabdingbar. 13 Es wird allerdings auch von vielen Interviewten kritisch<br />

darauf hingewiesen, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht in der Deutung als<br />

Zugewanderte, sondern als Teil der <strong>Stadt</strong> und Mitbürger wahrgenommen werden möch-<br />

13 Dass zum Beispiel ein Osnabrücker Platz in den Akyürekplatz umbenannt und eine Straße nach<br />

dem Rabbiner Stern benannt wurde, wird als positives Signal gedeutet.<br />

fehlende Informationen<br />

über Partizipationsmöglichkeiten<br />

begrenztes Wissen<br />

zum politisches<br />

System, Wahlverfahren<br />

Passivität aufgrund<br />

des Eindruck,<br />

nichts bewirken<br />

zu können<br />

authentisches<br />

Interesse von<br />

Parteien und <strong>Stadt</strong><br />

zentral<br />

Wahrnehmung<br />

der Menschen mit<br />

Migrationshintergrund<br />

als<br />

gleichwertige<br />

Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger<br />

23


ten und sollen. In diesem Kontext sei kurz auf die Rolle der Medien in diesem Wechselspiel<br />

hinzuweisen. Dass Migrantinnen und Migranten sich vielfach nicht als gleichwertige<br />

Bürger Osnabrücks begreifen, auf deren Stimme Wert gelegt wird, hängt im hohen Maße<br />

mit der Berichterstattung der lokalen Medien wie der Neuen Osnabrücker Zeitung<br />

oder Osnabrücker Sonntagszeitung zusammen. Es fehle an einer (positiven) Berichterstattung<br />

über Menschen mit Migrationshintergrund z.B. über das Akyürekfest oder die<br />

Arbeit des Beirates für Migration.<br />

Kritik an lokalen<br />

Medien<br />

3.6. Ansätze zur Weiterentwicklung der Partizipationsangebote<br />

Im Anschluss an die Gesamteinschätzung und kritische Auseinandersetzung mit den<br />

bestehenden Möglichkeiten zur politischen <strong>Teilhabe</strong> soll im weiteren Verlauf aufgezeigt<br />

werden, durch welche Maßnahmen die politische Partizipation von Menschen mit<br />

Migrationshintergrund gestärkt werden und einen veränderten Ausdruck finden kann. In<br />

Anlehnung an die Fragebögen können aus dem Datenmaterial sowohl allgemeine Veränderungsvorschläge<br />

als auch konkrete Stellungnahmen zu vorgegebenen Antwortmöglichkeiten<br />

beispielsweise bezüglich des Beirats für Migration oder vorgestellter alternativer<br />

Partizipationsformen abgeleitet werden. 14 Bis auf zwei Befragte, welche die Möglichkeiten<br />

zur politischen <strong>Teilhabe</strong> als ausreichend einschätzten, äußerte der Großteil<br />

der Befragten verschiedene Verbesserungsvorschläge auf dem Gebiet der politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> von Migrantinnen und Migranten.<br />

3.6.1. Institutionalisierte und offizielle Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

Auf Basis der Befragung können verschiedene Impulse zur Weiterentwicklung der Partizipationsformen<br />

im Zuge institutionalisierter Verfahren wie Kommunalwahlen beziehungsweise<br />

im Rahmen von politischen Parteien und Interessenverbänden wie Gewerkschaften<br />

und Studentenorganisationen zusammengefasst werden. Die Rolle der <strong>Stadt</strong> in<br />

diesem Prozess wird gleichfalls angesprochen. Dem Beirat für Migration als zentrales<br />

Gremium der Interessenvertretung von Menschen mit Migrationshintergrund wird hinsichtlich<br />

möglicher Veränderungsvorschläge ein gesonderter Punkt gewidmet.<br />

Kommunalwahl<br />

Circa ein Drittel der Befragten aus den drei Zielgruppen plädiert für eine Ausweitung des<br />

Kommunalwahlrechts auch auf Drittstaatsangehörige, die längere Zeit in Osnabrück<br />

leben. Die <strong>Integration</strong> und Einbindung von Menschen in demokratische Entscheidungsprozesse<br />

vor Ort unabhängig ihres Status werden als wichtig erachtet. Auch wird an<br />

verschiedenen Stellen darauf verwiesen, dass politische <strong>Teilhabe</strong> mehr zu beinhalten<br />

habe, als das Recht angehört zu werden. In der Kommune, in der man lebt, müsse man<br />

sich, sofern man es beabsichtigt, an den Entscheidungsprozessen vor Ort beteiligen können.<br />

Die Ansätze zur konkreten Ausgestaltung variieren. Beispielsweise wird die Verringerung<br />

der Steuerlast bei Verzicht des (kommunalen) Wahlrechts empfohlen. Der <strong>Stadt</strong><br />

wird die grundsätzliche Unterstützung in dieser Thematik positiv angerechnet, aber<br />

1/3 der Befragten<br />

für Ausweitung<br />

des Kommunalwahlrechts<br />

14 Die Kurzfassung der darzustellenden Ansätze zur Weiterentwicklung ist im Anhang zu finden.<br />

24


gleichzeitig aufgezeigt, dass sie die Menschen ohne Wahlrecht nicht ausreichend berücksichtige<br />

und ihre Stimme höre.<br />

Parteien<br />

In der Wahrnehmung vieler Befragter bieten Parteien in Osnabrück eine Plattform des<br />

politischen Engagements. Diese zeichnen sich jedoch durch hohe Barrieren und Hemmschwellen<br />

aus, welche es den Menschen mit Migrationshintergrund erschweren, sich<br />

innerhalb der Parteien zu etablieren bzw. in ihnen Fuß zu fassen. Um diese Distanz zu<br />

überwinden, wird von Vielen ein Zubewegen der Parteien auf die Menschen mit Migrationshintergrund<br />

beziehungsweise auf die Migrantenvereine gefordert. 15 Weniger<br />

(mehrsprachige) Flyer als vielmehr der unmittelbare, persönliche Kontakt zum Beispiel<br />

mittels Veranstaltungen in den Vereinsräumlichkeiten und Treffen mit Vorständen werden<br />

als Möglichkeiten angesehen, diese Hürden zu reduzieren. Dem Informationsdefizit<br />

von vielen Menschen mit Migrationshintergrund über die Angebote der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

kann dadurch begegnet werden, dass Parteien und ebenso Vertreterinnen und<br />

Vertreter der <strong>Stadt</strong> in den Vereinen und Organisationen über das politische System,<br />

Wahlen sowie auch andere Partizipationsformen informieren. Als ein Zeichen der Anerkennung<br />

und des Interesses wird es angesehen, wenn auch hochrangige Politikerinnen<br />

und Politiker persönlich in die Migrantenvereine gehen und sich beispielsweise mit den<br />

Vorständen austauschen. Derartige Bestrebungen, so der Konsens unter vielen Befragten,<br />

sollten ausgebaut werden, allerdings aus der Motivation eines echten Interesses<br />

heraus und nicht im Zuge von Wahlkampagnen und Wähleranwerbung. Die Meinung des<br />

zu vertiefenden Zubewegens der Parteien auf Migrantenvereine wird auch von den Befragten<br />

der Gruppe geteilt, die sich selbst als Kandidatinnen und Kandidaten zur letzten<br />

Kommunalwahl stellten.<br />

An anderer Stelle ruft eine befragte Parteiangehörige dazu auf, niedrigschwellige Angebote<br />

zur politischen <strong>Teilhabe</strong> bereits unter Jugendlichen unabhängig ihres Hintergrundes<br />

zu offerieren. Mit Blick auf die sich zum Teil von der Politik stark distanzierenden<br />

Migrantinnen und Migranten aus den ehemaligen Ostblockstaaten sei es ferner wichtig,<br />

dass die Parteien sowie andere relevante Organisationen stärker an diese Gruppen herantreten<br />

und sie bei gewecktem Interesse an die Möglichkeiten der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

heranführen.<br />

Innerhalb der Parteien wird hinsichtlich der Listenplätze bei den Wahlen eine Quote<br />

vorgeschlagen, welche unterrepräsentierten Mitgliedergruppen wie beispielsweise<br />

Migrantinnen und Migranten den Zugang zu einem Mandat erleichtern soll. Des Weiteren<br />

wird gefordert, dass die Parteien selbstverantwortlich dem Thema der zu stärkenden<br />

Beteiligung von Migrantinnen und Migranten, deren Interessen es als Bewohner Osnabrücks<br />

gleichsam zu vertreten gilt, mehr Aufmerksamkeit zollen und die „Etabliertenvorrechte“<br />

der Parteimitglieder ohne Migrationshintergrund kritisch hinterfragen.<br />

Zubewegen der<br />

Parteien auf<br />

Migrantenvereine<br />

Treffen mit Vorständen<br />

der<br />

Migrantenvereine<br />

Informationsveranstaltungen<br />

in<br />

den Migrantenvereinen<br />

Niedrigschwellige<br />

Angebote für<br />

Jugendliche<br />

Sensibilisierung<br />

bestimmter<br />

Migrantengruppen<br />

für Partizipationsangebote<br />

Quoten für<br />

Migrantinnen und<br />

Migranten bei<br />

Kommunalwahllisten<br />

15 So wird der Besuch der CDU bei der Milli Görüş Moschee in Osnabrück als positiv bewertet und<br />

auch von den anderen Parteien erwartet, dass sie unterschiedliche Gruppierungen von Migrantinnen<br />

und Migranten in den Blick nehmen und sich die Zusammenarbeit nicht auf eine oder<br />

wenige Migrantenorganisationen beschränkt. Von verschiedenen Befragten aus Migrantenvereinen<br />

wurde das Engagement der Grünen gelobt, die gemeinsam mit Akteuren von Migrantenorganisationen<br />

in Osnabrück einen Ausflug nach Berlin zu politischen Institutionen unternahmen.<br />

25


<strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />

Neben den Parteien liegt bei der Verwaltung und dem <strong>Stadt</strong>rat das Hauptaugenmerk<br />

hinsichtlich der Umgestaltung des Partizipationskonzepts seitens vieler Befragter. Eine<br />

Vielzahl von Interviewten nimmt auf die Koordinationsfunktion der <strong>Stadt</strong> auf dem Gebiet<br />

der Stärkung und Vermittlung der Möglichkeiten zur politischen Partizipation Bezug. 60<br />

Prozent der Befragten äußern konkrete Vorschläge (abseits des Beirats für Migration),<br />

was von der <strong>Stadt</strong> zur Stärkung der Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

unternommen werden kann. So müsse die <strong>Stadt</strong> bei einem ehrlichen Interesse<br />

an der politischen <strong>Teilhabe</strong> der betreffenden Gruppe und der Artikulation ihrer Interessen,<br />

den „Weg bereiten und die Tür weiter aufmachen“. Auch vor dem Hintergrund der<br />

geschilderten Erklärungsansätze zu dem als gering wahrgenommenen Engagement von<br />

einem Großteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Osnabrück befanden verschiedene<br />

Befragte, dass die <strong>Stadt</strong> in einem stärkeren Maße auf migrantische Gruppen<br />

zugehen müsse.<br />

<strong>Stadt</strong>rat und Verwaltung<br />

Hauptadressaten<br />

bei Veränderungsvorschlägen<br />

Die im Folgenden zu schildernden Anmerkungen der Befragten setzen bei der ersten<br />

Stufe zur Sensibilisierung und Wahrnehmung der Möglichkeiten zur politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

von Menschen mit Migrationshintergrund an. Informationen über relevante Entscheidungen<br />

der <strong>Stadt</strong> sollen an die Gemeinden, Migrantenvereine sowie <strong>Stadt</strong>teiltreffs herangetragen<br />

werden. Flyer auch in mehreren Sprachen über Angebote zur politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> werden von mehreren Befragten als Mittel der Informationsquelle abgelehnt.<br />

Auskünfte über aktuelle Themen, aber auch über allgemeine Zusammenhänge wie das<br />

Wahlsystem sollen in optimaler Weise persönlich an die Organisationen herangetragen<br />

werden. Der direkte Kontakt zu den Vorständen der Migrantenvereine, die wiederum<br />

Einfluss auf die Mitglieder ausüben, sei ein guter Weg, um eine stärkere Beteiligung der<br />

Migrantengruppen und die unabdingbare Zusammenarbeit zwischen <strong>Stadt</strong> und Vereinen<br />

zu intensivieren. 16<br />

Neben der direkten Ansprache ist die Wahl des Forums anlässlich des Austauschs wichtig.<br />

So würden formelle, institutionalisierte Veranstaltungen und Sitzungen wie im <strong>Integration</strong>sausschuss<br />

oder Beirat für Migration für viele Menschen abschreckend wirken.<br />

Diese Schwelle könne man zum Beispiel als Vertreterin und Vertreter der <strong>Stadt</strong> dadurch<br />

senken, dass man Veranstaltungen bewusst anders gestaltet beziehungsweise gesellige<br />

Zusammentreffen in lockerer Atmosphäre im <strong>Stadt</strong>teil nutzt.<br />

Von verschiedenen Befragten wird gleichfalls die Idee einer Ansprechstelle in der <strong>Stadt</strong><br />

z.B. im <strong>Stadt</strong>haus oder Bürgerbüro geäußert, die leicht erreichbar, bekannt ist und entsprechende<br />

Anregungen von Migrantinnen und Migranten direkt an die diesbezüglichen<br />

Stellen weiterleitet. Auch die Einrichtung eines Newsletters, der Migrantengruppenübergreifende<br />

Themen aufnimmt und in Verantwortung der Leitstelle für <strong>Integration</strong>,<br />

des Beirates für Migration oder bei den <strong>Integration</strong>slotsen liegen könnte, wird in Erwägung<br />

gezogen.<br />

Intensivierung der<br />

Kontakte mit den<br />

Migrantenvereinen<br />

und Vorständen<br />

Besuch und Gestaltung<br />

informeller<br />

Veranstaltungen<br />

Ansprechstelle in<br />

der <strong>Stadt</strong><br />

Newsletter<br />

16 Dies schließt zum Beispiel auch, wie von einer Befragten explizit betont, Vereine wie die Moscheegemeinde<br />

an der Iburgerstrasse ein, wo ein Informationsaustausch und Netzwerkarbeit mit<br />

der <strong>Stadt</strong> von hoher Wichtigkeit ist, unter anderem um vermeintliche Fehlinformationen auf<br />

beiden Seiten zu reduzieren.<br />

26


Neubürgerinnen und Neubürger mit Migrationshintergrund, die nach Osnabrück kommen,<br />

könnte man, ähnlich den sich neu registrierenden Personen im Einwohnermeldeamt,<br />

bei der Anmeldung ein Begrüßungspaket mit relevanten Informationen zu Institutionen<br />

und Organisationen wie Migrantenvereinen sowie auch Angeboten zur politischen<br />

Mitwirkung wie im Beirat für Migration überreichen.<br />

Ein mehrfach geäußerter Vorschlag besteht darin, den Migrantinnen und Migranten zum<br />

Beispiel aus den Vorständen der Migrantenvereine Qualifizierungsmaßnahmen und<br />

Fortbildungen zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilungen anzubieten.<br />

Die beschriebenen Ansätze richten sich vorrangig auf die Qualifizierung und Inkenntnissetzung<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund hinsichtlich der Möglichkeiten zur<br />

politischen <strong>Teilhabe</strong>. Dem Austausch von Menschen mit Migrationshintergrund und<br />

Vertreterinnen und Vertretern der <strong>Stadt</strong> aus Rat und Verwaltung wird in diesem Prozess<br />

von vielen Befragten ein hohes Gewicht beigemessen.<br />

Für viele Befragte reiche allerdings ein verstärkter Dialog nicht aus, um die Interessen<br />

der migrantischen Gruppen auch tatsächlich in den Entscheidungsprozess einfließen zu<br />

lassen. Die Forderung des Kommunalwahlrechts auch für Bewohner aus Drittstaaten und<br />

eine damit einhergehende Öffnung des <strong>Stadt</strong>rates für Bewohnergruppen, die bisher<br />

noch nicht repräsentiert sind, wurde unlängst thematisiert. Ein Experte setzt sich<br />

daneben für die Einführung von Ortsräten in allen Osnabrücker <strong>Stadt</strong>teilen ein, denen<br />

ein geringes Budget zuzuteilen ist und welche die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger<br />

der <strong>Stadt</strong>teile in den Rat tragen. Durch die damit erreichte Bürgernähe können auch<br />

Menschen mit und ohne Migrationshintergrund die meist bekannten Ortsratsmitglieder<br />

direkt und ohne eine derartige Hemmschwelle wie hinsichtlich des Beirates für Migration<br />

oder Rates ansprechen. Auch eine direkte Verbindung zwischen Rat beziehungsweise<br />

Oberbürgermeister und Migrantinnen und Migranten wird befürwortet. So sind vierwöchige<br />

Treffen von ausgewählten Migrantenvertreterinnen und Migrantenvertretern, die<br />

in Osnabrück geboren und etabliert sind, mit den Bürgermeistern der umliegenden Städte<br />

und Osnabrücks an einem repräsentativen Ort wie dem Remarque-Hotel vorstellbar,<br />

bei denen gemeinsam über Pläne in längerfristiger Perspektive diskutiert werden würde.<br />

Von einer Interessenvertretung von Migrantinnen und Migranten, die den Anspruch<br />

erhebt, Sprachrohr der verschiedenen Migrantengruppen sein zu können, wird von einem<br />

Befragten gefordert, dass diese in bessere Rahmenbedingungen als beispielsweise<br />

der Beirat für Migration einzubetten sind und ihnen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung<br />

stehen müssten. Dieses Gremium mit dem Oberbürgermeister an oberster Stelle<br />

müsse über Macht verfügen und in seiner kontinuierlichen Arbeit unabhängig agieren<br />

können. Ein externer Geschäftsführer, die Kopplung an <strong>Stadt</strong> und Verwaltung sowie die<br />

Unterstützung durch Stiftungen, Institutionen und Unternehmen sind in diesem Kontext<br />

denkbar.<br />

Verschiedene Anstöße lassen sich weniger unter der Thematik der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

im Konkreten als vielmehr unter der Ermöglichung der gleichberechtigen <strong>Teilhabe</strong> von<br />

Menschen mit Migrationshintergrund in verschiedenen Bereichen fassen. So wird von<br />

unterschiedlichen Befragten die verstärkte Einstellung von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

im öffentlichen Dienst als wichtig und ausbaufähig erachtet, wobei auch eine<br />

Quote für Migrantinnen und Migranten bei Einstellungen diskutiert wird. Auch der Zugang<br />

aller Zuwanderungsgruppen zu geförderten Sprachkursen wurde vor dem Hinter-<br />

Informationsbroschüre<br />

für Neubürgerinnen<br />

und<br />

Neubürger<br />

Qualifizierung von<br />

Mitgliedern der<br />

MSOs<br />

verstärkter Dialog<br />

nicht ausreichend<br />

Einführung von<br />

Ortsräten in den<br />

<strong>Stadt</strong>teilen<br />

direkter Austausch<br />

zwischen<br />

Rat und Migrantenvertreterinnen<br />

und -vertretern<br />

Interessenvertretung<br />

von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

gleichberechtigte<br />

<strong>Teilhabe</strong><br />

verstärkte Beschäftigung<br />

im<br />

öffentlichen<br />

Dienst<br />

27


grund der Befähigung zur <strong>Teilhabe</strong> am gesellschaftlichen Leben wie beispielsweise am<br />

politischen Geschehen angeführt. Ferner müssen auch auf Seite der Mehrheitsgesellschaft<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung wie der Ausländerbehörde<br />

sowie Ratsmitglieder für interkulturelle Themen sensibilisiert werden.<br />

Interkulturelle<br />

Trainings für Mitarbeiterinnen<br />

und<br />

Mitarbeiter der<br />

<strong>Stadt</strong><br />

3.6.2. Nicht- institutionalisierte Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

Neben der offiziellen und institutionalisierten Angebotsstruktur zur politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

beziehen sich die Anregungen zur Förderung eines selbstinitiierten, zivilgesellschaftlichen<br />

politischen Engagements in erster Linie auf Migrantenvereine und Migrantenorganisationen.<br />

Migrantenvereine<br />

Um den politischen Einfluss von Migrantenvereinen zu stärken, fordern viele der Befragten<br />

eine engere Vernetzung der Vereine untereinander sowie mit der <strong>Stadt</strong>. Ein „Haus<br />

der Vereine“ wie es beispielsweise in Emden existiere, wird von den Befragten als eine<br />

Option betrachtet, die verschiedenen Vereine und Gremien wie den Beirat für Migration<br />

und relevante Institutionen und Ansprechpartner der <strong>Stadt</strong> zu bündeln und unter einem<br />

Dach zu vereinen. 17 Auf der Ebene der <strong>Stadt</strong> und der Parteien wurden bereits Ansätze<br />

zur Ansprache und Mobilisierung von Migrantinnen und Migranten dargelegt. Auch innerhalb<br />

der Migrantenvereine sollen die Menschen aktiviert werden, die Möglichkeiten<br />

zur Einflussnahme verstärkt zu nutzen. Positive Beispiele und Vorbilder wie Kommunalpolitikerinnen<br />

und Kommunalpolitiker mit Migrationshintergrund sind in diesem Zusammenhang<br />

von hoher Bedeutung, um die Vorteile und den Nutzen, der aus eigenem<br />

Engagement für einen selbst und den Organisationszusammenhang entsteht, erkennbar<br />

zu machen. Des Weiteren wird ein Dachverband aller Migrantenorganisationen als wünschenswert<br />

erachtet, um als Interessenvertretung der verschiedenen Gruppierungen<br />

eine gemeinsame Stimme auf die politischen Entscheidungsträger geltend zu machen<br />

und sich der potentiellen Macht, die von Menschen mit Migrationshintergrund auf politische<br />

Entscheidungsträger ausgehen könnte, bewusst zu werden. Ein derartiger Zusammenschluss<br />

aller Migrantenorganisationen oder auch eine Koordinierungsstelle innerhalb<br />

der <strong>Stadt</strong>verwaltung können als mögliche Schritte betrachtet werden, um die<br />

Migrantenvereine in ihrem Potential als Räume der politischen <strong>Teilhabe</strong> weiter zu stärken.<br />

Haus der Vereine<br />

Vorbilder mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Dachverband aller<br />

Migrantenorganisationen<br />

Koordinierungsstelle<br />

3.6.3. Beirat für Migration<br />

In der Auseinandersetzung um die zukünftige Gestaltung des Gremiums Beirat für Migration<br />

als Interessenvertretung der Menschen mit Migrationshintergrund in Osnabrück<br />

haben sich verschiedene Positionen herausgebildet. Für die Beibehaltung des Beirates in<br />

seiner jetzigen Form sprechen sich circa 5 Prozent aus. Circa ein Fünftel der Befragten<br />

der zweiten und dritten Zielgruppe äußern vornehmlich aus dem Grund der Unkenntnis<br />

17 Die britischen Kasernen im Natruper Holz würden sich als möglicher Ort für ein derartiges Vorhaben<br />

anbieten.<br />

28


über das Gremium keine Meinung im Hinblick auf die zukünftige Gestaltung des Beirates<br />

für Migration. Ein Experte befürwortet die Implementierung einer neuen Form der Interessenvertretung<br />

für Migrantinnen und Migranten unter Abschaffung des bisherigen<br />

Beirats.<br />

Abb. 4: Weiterentwicklung des Beirates für Migration<br />

74 Prozent der Befragten plädieren für eine Weiterentwicklung des Beirates für Migration,<br />

wie in Abbildung 4 ersichtlich wird. Es werden von den Befragten aller Zielgruppen<br />

vielfältige Ansätze zur Modifizierung des Gremiums in den Bereichen der Arbeits- und<br />

Funktionsweise, Benennungsverfahren und Zusammensetzung sowie Entscheidungsbefugnisse<br />

formuliert. Auch die Einbeziehung weiterer Partizipationsformen in Anlehnung<br />

an die drei genannten Optionen im Fragebogen wird diskutiert. Innerhalb der Gruppe<br />

setzt sich circa ein Fünftel der Befragten für die grundsätzliche Beibehaltung der jetzigen<br />

Form ein, wobei geringfügige Veränderungen zum Beispiel zur Gestaltung und Häufigkeit<br />

der Sitzungen in Betracht gezogen werden. Bis auf eine Ausnahme sind dieser Ausprägung<br />

vor allem die Beiratsmitglieder zuzuordnen. 80 Prozent der Befragten der zu einer<br />

Weiterentwicklung des Beirates zustimmenden Gruppe favorisieren tiefergehende Veränderungen<br />

des Beirats in unterschiedlichem Ausmaß.<br />

Arbeitsweise<br />

Häufigere Treffen, mindestens einmal im Monat, beziehungsweise verstärkte Vorbereitungstreffen<br />

auf informeller Ebene sowie ein aktiveres Engagement der Beiratsmitglieder<br />

werden als Mittel zur Modifizierung des Gremiums in Erwägung gezogen. Im Rahmen<br />

einer aktiven <strong>Integration</strong>sarbeit sollen sich die Beiratsmitglieder direkt an die Menschen<br />

mit Migrationshintergrund wenden und sich als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />

für entsprechende Themen vorstellen und etablieren. Die Nähe zu den<br />

unterschiedlichen Migrantengruppen könnte durch die Einführung von Migrationsbeiräten<br />

auf <strong>Stadt</strong>teilebene erzielt werden. Die Migrantenbeiräte könnten in den jeweiligen<br />

<strong>Stadt</strong>teilen die Stimmungen und Problemfelder unter den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

aufnehmen und sich im Vorfeld der Gesamtbeiratssitzung entsprechend verständigen.<br />

Auch eine Sprechstunde des Beirats für Migration für interessierte Mitbürgerinnen<br />

Beiratsmitglieder<br />

als Ansprechpartner<br />

Migrationsbeiräte<br />

auf <strong>Stadt</strong>teilebene<br />

Sprechstunde des<br />

Beirates<br />

29


und Mitbürger würde die Zielmaßgabe eines besseren Zugangs zum Beirat und seiner<br />

Arbeit unterstützen.<br />

Die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Migrantenvertreterinnen und<br />

Migrantenvertretern im Beirat gilt es zum Beispiel durch die Einrichtung eines Emailverteilers<br />

zu intensivieren. Auch die Bildung von beiratsinternen Arbeitsgruppen zu bestimmten<br />

Themen findet Erwähnung. Eine (verpflichtende) Qualifizierung von Beiratsmitgliedern<br />

ähnlich wie für Ratsmitglieder zu Themen wie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

halten mehrere Befragte für überlegenswert, was zum Beispiel in dem<br />

Aufgabenbereich der <strong>Integration</strong>slotsen beziehungsweise der Verwaltung liegen könnte.<br />

Mitglieder des Beirates sollen darüber hinaus Zugang zu Klausurtagungen erhalten, die<br />

von externen Moderatorinnen und Moderatoren sowie Expertinnen und Experten angeleitet<br />

werden. Für die Arbeit des Beirats wird empfohlen, Ergebnisprotokolle mit relevanten<br />

Termini in entsprechende Sprachen zu übersetzen sowie einen Qualitätsmanagement-Katalog<br />

für die Mitglieder mit Informationen zur Funktionsweise und Arbeit in<br />

den Ausschüssen auszuarbeiten. Die Präsenzpflicht für die Hauptmitglieder ist ein weiterer<br />

Ansatzpunkt.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ein Thema, was mehr als ein Drittel aller Befragten in der Innen- und Außenperspektive<br />

bezüglich des Beirates für Migration teilen, ist die auszubauende Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Gremiums. Die Wahrnehmung von Defiziten in diesem Bereich vor dem Hintergrund<br />

der geringen Resonanz des Beirates in der Öffentlichkeit und unter den Menschen mit<br />

Migrationshintergrund ist vielen Befragten gemein. Pressemitteilungen über besprochene<br />

Themen im Beirat, die Präsenz des Beirats bei relevanten Veranstaltungen wie dem<br />

Fest der Kulturen, aber auch die Einrichtung einer Homepage, sowie die Nutzung von<br />

Onlineplattformen wie Facebook oder OScommunity wird von vielen als unerlässlich<br />

angesehen. Eine Erwähnung des Beirats für Migration in einem zu gestaltenden Informationsheft<br />

für Neubürgerinnen und Neubürger mit Migrationshintergrund wurde bereits<br />

angemerkt. Das Interesse auf der Gegenseite, der lokalen Medien wie der Neuen Osnabrücker<br />

Zeitung, Osnabrücker Sonntagszeitung und vieles mehr gilt es zu erwecken. So<br />

könne die <strong>Stadt</strong> auch als Zeichen der Wertschätzung des Beirates auf Medien wie die<br />

Neue Osnabrücker Zeitung einwirken, so dass beispielweise Beiträge über die Beiratsmitglieder<br />

und Menschen mit Migrationshintergrund in Einzelportraits veröffentlicht<br />

werden könnten. Auf der anderen Seite würden die lokalen Medien, gemäß einer weiteren<br />

Meinung, bei einem offensiveren Auftreten der Beiratsmitglieder und stärkerem<br />

Druck auf die Politik auf das Gremium aufmerksam werden und die Arbeit des Beirats<br />

entsprechend wahrnehmen und zum Ausdruck bringen.<br />

Vernetzung<br />

Qualifizierung von<br />

Beiratsmitgliedern<br />

Präsenzpflicht<br />

Migrantinnen und<br />

Migranten in<br />

lokalen Medien<br />

Qualitätsmanagement-Katalog<br />

Pressemitteilungen<br />

Internetpräsenz<br />

Ernennungsverfahren und Zusammensetzung<br />

Das Ernennungsverfahren durch den Rat gilt es nach Meinung der Mehrheit der Beiratsmitglieder<br />

als auch der Befragten der zweiten und dritten Gruppe zu verändern. Eine<br />

ausführliche Darstellung unter anderem der Stimmverteilung wird unter Punkt 3.2. vorgenommen.<br />

Mehr Transparenz im Benennungs- und Auswahlverfahren der Beiratsmitglieder<br />

von Seiten des Rates wird ausdrücklich gefordert.<br />

Transparenz im<br />

Benennungsverfahren<br />

30


Fast 30 Prozent der Befragten setzt sich für eine Wahl des Beirates für Migration aus den<br />

im Punkt 3.2. genannten Gründen der Legitimation und Unabhängigkeit des Beirates von<br />

Entscheidungen des Rates ein. Die Wahl zum Beirat für Migration könne parallel zur<br />

Kommunal- oder Bundestagswahl stattfinden. Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, im Zuge<br />

derer die migrantischen Haushalte angeschrieben und über die Wahl informiert werden,<br />

ist in diesem Kontext zu bedenken.<br />

Hinsichtlich der Zusammensetzung des Beirates existieren verschiedene Standpunkte<br />

unter den Befragten in den drei Zielgruppen, die eine Änderung zu großen Teilen ablehnen<br />

sowie auch ebenso in unterschiedlichem Ausmaße befürworten. Die Satzung des<br />

Proporzes für EU-Bürgerinnen und Bürger müsse an die veränderte Situation im Zuge<br />

der Vergrößerung der Europäischen Union angepasst werden. Die bisher festgelegten<br />

Zahlen von Migrantinnen und Migranten aus bestimmten Herkunftsländern könnten<br />

flexibler gestaltet werden und sich so besser an die Situation in Osnabrück und dort<br />

lebenden Menschen mit Migrationshintergrund anpassen. Andere Befragte kommentieren,<br />

dass bestimmte Gruppierungen wie Spätaussiedler, Menschen osteuropäischer und<br />

afrikanischer Herkunft im Beirat unterrepräsentiert seien und die Beiratszusammensetzung<br />

an die reale Situation anzugleichen sei. Auch ein halbjähriges Rotationsprinzip<br />

für zahlenmäßig kleinere Migrantenvereine wird angesprochen. Während<br />

viele Befragte mit der Mischung des Beirates aus Vertreterinnen und Vertretern der<br />

MSOs sowie Institutionen der Mehrheitsgesellschaft zufrieden sind, werben andere<br />

Stimmen für eine stärkere beziehungsweise ausschließliche migrantische Besetzung des<br />

Beirates, auch um die Rückkopplung zu den Migrantinnen und Migranten zu gewährleisten.<br />

Des Weiteren soll darauf geachtet werden, dass Beiratsmitglieder mit den Strukturen<br />

und Netzwerken in Osnabrück vertraut sind und gleichsam über entsprechende Qualifikationen<br />

im Vorfeld der Aufstellung im Beirat verfügen, um in den Sitzungen im Beirat<br />

und den Ausschüssen bestehen zu können. Die Möglichkeit und Praxis, dass vielfach<br />

Beiratsmitglieder über mehrere Perioden vertreten sind, wird kritisiert und gefordert,<br />

die Vertretung durch eine Person auf zwei Perioden zu limitieren. Eine weitere Überlegung<br />

zielt darauf ab, ein Wahlverfahren innerhalb der Vereine und der im Beirat beteiligten<br />

Institutionen für die potentiellen Beiratskandidaten verpflichtend einzuführen.<br />

Entscheidungskompetenzen<br />

Mehr als die Hälfte der Befragten fordert mehr Entscheidungsbefugnisse für den Beirat<br />

für Migration. Mehr als ein Zehntel dieser Gruppe gehört dem Beirat wiederum selbst<br />

an. Auch vor dem Hintergrund des artikulierten Interesses der Politik und <strong>Stadt</strong> an einer<br />

Mitwirkung von Menschen mit Migrationsgruppen wie unter anderem von Migrantengruppen,<br />

die von den zentralen Willensbildungsprozessen der Kommunalwahl ausgeschlossen<br />

sind, sollten dem Beirat mehr Entscheidungsbefugnisse eingeräumt werden.<br />

Mit diesem Schritt, dass Migrantinnen und Migranten nicht nur die Möglichkeit zur Meinungsäußerung<br />

erhalten, sondern tatsächlich berücksichtigt werden müssen, würde ein<br />

wichtiges Zeichen in Richtung eines angestrebten gleichwertigen und gleichberechtigen<br />

Zugangs gesetzt werden. Mit einem Entgegenkommen an politisch mitwirkende und<br />

interessierte Menschen mit Migrationshintergrund und der bewussten Aufwertung des<br />

Gremiums würde auch ein Teil des von Vielen, vor allem der nicht wahlberechtigten<br />

migrantischen Wohnbevölkerung Osnabrücks, empfundenen Ohnmachtsgefühls verringert<br />

werden können.<br />

Wahl des Beirates<br />

flexible Gestaltung<br />

der Proporze<br />

halbjähriges Rotationsprinzip<br />

Begrenzung der<br />

Vertretung auf<br />

zwei Perioden<br />

Mehr als die Hälfte<br />

der Befragten<br />

für mehr Entscheidungskompetenzen<br />

des Beirats<br />

31


Über die Ausgestaltung der Rechte des Beirates für Migration wird unterschiedlich gedacht.<br />

Ein Antragsrecht des Beirats bezüglich des Rates wird ebenso erwogen wie ein<br />

Stimmrecht des Beirates bei Entscheidungen zum Beispiel in den Ausschüssen bei dem<br />

Beirat für Migration tangierenden Fragestellungen. Auch die Möglichkeit, dass eine Anzahl<br />

von fünf Beiratsmitgliedern ein Stimmrecht im <strong>Stadt</strong>rat als Kompensation des Demokratiedefizits<br />

im Hinblick auf nicht wahlberechtigte Drittstaatsangehörige erhält, wird<br />

von mehreren Personen gefordert. Diese in den Rat entsendeten Beiratsmitglieder mit<br />

Stimmrecht können wiederum durch demokratische Wahlen in der migrantischen Bevölkerung<br />

Osnabrücks legitimiert werden. Ein anderer Ansatz beinhaltet, dass Entscheidungen<br />

des Rates zu bestimmten Sachverhalten gegen den Willen des Beirates für Migration<br />

eines anschließenden Austauschs mit diesem Gremium und eine höhere Ratsmehrheit<br />

zur Abstimmung bedürfen. Das Rederecht der Vorsitzenden beziehungsweise<br />

des Vorsitzenden des Beirates, welches dem Ausländerbeirat zustand, müsse wieder<br />

eingeführt und genutzt werden, um als Gremium wirksam vor dem Rat Stellung zu beziehen.<br />

Viele der Befragten verbinden mit einer Erhöhung der Einflussmöglichkeiten des<br />

Beirats für Migration auch die Erwartung, dass Migrantinnen und Migranten sich in dem<br />

Bewusstsein, tatsächlich von den Entscheidungsträgern beachtet zu werden, stärker<br />

politisch engagieren würden.<br />

Antragsrecht bzw.<br />

Stimmrecht von<br />

Beiratsmitgliedern<br />

im <strong>Stadt</strong>rat, Ausschüssen<br />

Vertretung nicht<br />

wahlberechtigter<br />

Migrantengruppen<br />

Rederecht<br />

Um für einen größeren Entscheidungs- und Tätigkeitsspielraum befähigt zu sein, müsse<br />

der Beirat auch über entsprechende Ressourcen verfügen. Die Einrichtung einer (halben)<br />

Stelle für die Leitung und Koordination des Beirats für Migration würde diesem Ziel entgegenkommen<br />

und die intensive Arbeit der ehrenamtlichen Beiratsmitglieder und die<br />

oft übertriebenen Erwartungen an diese entlasten. Zu einer höheren Handlungsfähigkeit<br />

und Selbstständigkeit des Beirats gehöre es auch, finanziell besser ausgestattet zu sein.<br />

Der Beirat müsse ebenso wie andere Institutionen der <strong>Stadt</strong> über ein entsprechendes<br />

Budget verfügen und auf Grundlage dessen die Möglichkeit erhalten, eigenverantwortlich<br />

Projekte von beispielsweise Migrantenvereinen zu fördern. 18 Auch eine Entschädigung<br />

der Beiratsmitglieder wird erwogen.<br />

personelle und<br />

finanzielle Ressourcen<br />

Strukturelle Veränderungen<br />

Neben den genannten Dimensionen wird auch an der generellen Form des Beirats als<br />

Gremium angesetzt. Hinsichtlich der Geschäftsführerstelle wird die enge Anbindung an<br />

das Referat für Migration und <strong>Integration</strong> kritisiert, was eine unabhängige Entfaltung<br />

und Unterstützung des Beirats für Migration durch den Geschäftsführer erschweren<br />

würde. Mit der Herauslösung der Geschäftsführerstelle aus diesem Zusammenhang und<br />

die Einbindung in eine alternative Form, wie den Vereinsstatus mit finanzieller Unterstützung<br />

der <strong>Stadt</strong>, könne dieses Spannungspotential beseitigt werden. Weitere strukturelle<br />

Veränderungen des Beirats sowie in Ergänzung zu konzipierende Partizipationsinstrumente<br />

sind folgend darzustellen.<br />

Geschäftsführer<br />

des Beirates für<br />

Migration<br />

18 Die bisherige Verfahrensweise der Antragstellung bei der Kommune wird oft als wenig konstruktiv<br />

und motivierend erlebt.<br />

32


3.6.4. Weitere Partizipationsformen<br />

Die drei Zielgruppen wurden auch hinsichtlich spezifischer Partizipationsformen befragt.<br />

Im Hinblick auf das vorgestellte wissenschaftliche Expertengremium, welches in seiner<br />

Funktion als Think Tank den Rat in Zuwandererfragen berät, ist das Verhältnis zwischen<br />

diese Option befürwortenden oder ablehnenden Befragten nahezu ausgeglichen. An<br />

verschiedenen Stellen wird ein Expertengremium mit dem Hinweis abgelehnt, dass der<br />

Beirat für Migration bereits aus Expertinnen und Experten bestehe und darüber hinaus<br />

selbst Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft bei entsprechenden Fragen einladen<br />

könne. Unter den Befürwortern ist ein Expertengremium annähernd einstimmig nur<br />

in Ergänzung und als Unterstützung des Beirates für Migration denkbar. Viele halten<br />

eine wissenschaftliche Begleitung des Beirates für bedeutsam und sehen den Informationsaustausch<br />

zwischen Wissenschaft und Praxis als eine Bereicherung für die Arbeit des<br />

Beirates an. Das Expertengremium kann beispielsweise als dreiköpfiger, wissenschaftlicher<br />

Beirat konzipiert werden, welcher dem Beirat für Migration bei Bedarf zu bestimmten<br />

Sachverhalten beratend zur Seite steht. Es soll möglichst gleichfalls berücksichtigt<br />

werden, dass sich auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Migrationshintergrund in<br />

diesem Gremium befinden.<br />

Das niedrigschwellige Partizipationsangebot eines öffentlichen Forums, welches für alle<br />

Interessierten mit und ohne Migrationshintergrund offen steht, wird von der großen<br />

Mehrheit der Befragten als gut und praktikabel befunden. Eine geringe Anzahl von interviewten<br />

Personen lehnt diese Option ab. In einem größeren Rahmen könnten infolge<br />

der vielen verschiedenen Stimmen keine Ergebnisse erzielt werden und das Interesse an<br />

einer Mitwirkung würde ähnlich wie im Bürgerforum sinken. Ein öffentliches Forum<br />

könnte auf der anderen Seite an die Migrantinnen und Migranten, die sich aus verschiedenen<br />

Gründen nicht an den Beirat für Migration wenden, ein Signal setzen, dass ihre<br />

Meinung wahrgenommen wird und ihnen die Möglichkeit offeriert, sich niedrigschwellig<br />

zu beteiligen. Von Vielen wird die Einschätzung geteilt, dass auch die zweite Partizipationsform<br />

als Unterstützung des Beirats für Migration auszugestalten ist. In der Durchführung<br />

könnte diese Form der <strong>Teilhabe</strong> gemäß eines Befragten in den <strong>Stadt</strong>teilen verortet<br />

werden. Im Rahmen dieses Forums können Informationen zu bestimmten Themen wie<br />

bezüglich des Wahlsystems erteilt und ausgetauscht werden und ebenso Diskussionen<br />

zu aktuellen politischen Themen stattfinden. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang<br />

sowohl bereits politisch organisierte Migrantengruppen als auch weniger in der politischen<br />

Öffentlichkeit vertretene Migrantengruppen anzusprechen und einzubinden. Die<br />

Teilnahme von Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern, sowie Parteimitgliedern an dieser<br />

offenen Form der Interessenvertretung wird in diesem Austausch- und Aushandlungsprozess<br />

gleichfalls als bedeutsam betrachtet. Bei der Ausgestaltung dieses Partizipationsangebots<br />

ist es, auch mit dem Ziel weniger aktive und organisierte Migrantinnen und<br />

Migranten anzusprechen, von Vorteil, das Forum an einem positiv beziehungsweise<br />

neutral besetzten Ort wie dem Haus der Jugend oder der Osnabrückhalle in angenehmer<br />

Atmosphäre mit Kaffee und Kuchen stattfinden zu lassen. Der integrative Aspekt dieser<br />

Treffen und nicht die Abgrenzung und Bezeichnung dieser Veranstaltung als Migrantenforum<br />

ist weiterhin förderlich und wichtig für die Vermittlung des Gefühls, dazuzugehören<br />

und gehört zu werden. Ein Ausgangspunkt könnte das Fest der Kulturen sein. Die<br />

wissenschaftliche<br />

Begleitung des<br />

Beirates<br />

öffentliche,<br />

niedrigschwellige<br />

Partizipationsformen<br />

33


positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit der verschiedenen Migrantenruppierungen<br />

im Rahmen der Zukunftswerkstatt können auch bei der Konzeption einer öffentlichen<br />

und niedrigschwelligen Partizipationsform genutzt werden. Für den Beirat könnte<br />

dieses Forum zum einen eine Unterstützung in seiner Arbeit bedeuten und zum anderen<br />

auch ein Meinungsbild unter einem breiteren Kreis an Migrantinnen und Migranten<br />

herzustellen helfen. Letztlich sei es vor allem wichtig, dass sich die erzielten Ergebnisse,<br />

die auf Basis des breiter angelegten Forums erzielt werden können und demzufolge von<br />

einer größeren Gruppe legitimiert werden, auch in politischen Entscheidungen widerspiegeln.<br />

Auch in dieser Konstellation ist die Möglichkeit, Entscheidungen auf kommunaler<br />

Ebene zu relevanten Sachverhalten mit zu beeinflussen, von hoher Relevanz.<br />

An dieser Stelle soll kurz auf die Ausführungen eines Experten der zweiten Zielgruppe<br />

zur Neugestaltung der Partizipationsstruktur bei gleichzeitiger Abschaffung des Beirats<br />

eingegangen werden. Der Befragte sieht ein öffentliches und meinungsbildendes Gremium<br />

ähnlich der zweiten <strong>Teilhabe</strong>option als Grundlage, in dessen Rahmen sich Menschen<br />

mit Migrationshintergrund und alle Interessierten in diesem Bereich austauschen können.<br />

Aus diesem Kreis könnte wiederum ein Ausschuss von Mitgliedern gewählt werden,<br />

welcher die Sitzungen vorbereitet, Vorlagen ausarbeitet und dem Rat vorlegt. Die Arbeit<br />

dieser neu konzipierten Gremien könnte darüber hinaus durch Expertinnen und Experten<br />

beispielsweise des Instituts für Migrationsforschung und interkulturelle Studien unterstützt<br />

werden.<br />

Forum in Ergänzung<br />

zum Beirat<br />

öffentliches Forum<br />

als Ausgangspunkt<br />

für ein verändertes<br />

Partizipationskonzept<br />

Als dritte Form wurde den Befragten die mögliche <strong>Teilhabe</strong> an Workshops, Tagungen<br />

von Migrantenvertreterinnen und -Vertretern sowie Expertinnen und Experten der verschiedenen<br />

Bereiche zur anschließenden Übermittlung der Ergebnisse an den <strong>Stadt</strong>rat<br />

vorgestellt. Kritik hinsichtlich dieser Option besteht darin, dass dieses Angebot mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit von bereits engagierten und organisierten Migrantinnen und<br />

Migranten sowie Akteuren im Migrationsbereich genutzt werden würde. Des Weiteren<br />

könne der Beirat diese Funktion ähnlich den Klausursitzungen übernehmen und abdecken.<br />

Für viele hingegen ist diese Form der Partizipation reizvoll. Sie merken im Hinblick auf<br />

die Realisierung an, dass die Termine außerhalb der Arbeitszeit stattzufinden haben. Mit<br />

der Gewährleistung einer kontinuierlichen Arbeit würde dieses Instrument der <strong>Teilhabe</strong><br />

den Beirat für Migration ebenfalls gut ergänzen, wie ein Großteil der dieser Option zustimmenden<br />

Befragten äußerte. Der Beirat könnte in diesem Sinne eine Koordinationsfunktion<br />

übernehmen und sich um die Einbindung von den im Beirat nicht repräsentierten<br />

Migrantenvereinen und Organisationen bemühen. Dem Beirat könnte ferner die<br />

Aufgabe zukommen, erarbeitete Ergebnisse und Impulse aus den Workshops aufzuarbeiten.<br />

Die Verwaltung könnte in diesem Prozess als Moderator und Vermittler involviert<br />

sein. Die Workshops können daneben einen Rahmen für Schulungen und Weiterbildungen<br />

der Beiratsmitglieder sowie der Vertreterinnen und Vertreter der Migrantenvereine<br />

anbieten. Bereits geschulte Beiratsmitglieder können auch alternativ ihr in den<br />

Workshops erlangtes Know-how an die Mitglieder ihrer Migrantenvereine weitergeben.<br />

Workshops und<br />

Tagungen als Unterstützung<br />

des<br />

Beirates<br />

Einbindung von den<br />

im Beirat nicht<br />

vertretenden<br />

Migrantengruppen<br />

34


4. Resümee<br />

In Osnabrück können im Rahmen der qualitativen Studie vielgestaltige politische Partizipationsmöglichkeiten<br />

und Formen zur Mitwirkung am politischen Geschehen vor Ort<br />

aufgezeigt werden. So wurden unter anderem die Möglichkeiten des Engagements in<br />

Parteien, im Rahmen der Kommunalwahlen, im Beirat für Migration von den Befragten<br />

benannt. Nach den Aussagen eines Großteils der Befragten ist ein Mitwirken und aktives<br />

Eintreten von Migrantinnen und Migranten für die eigenen Belange in Osnabrück unverkennbar.<br />

Sie setzen sich aktiv für ihr Umfeld und ihre Interessengruppen ein, treten Parteien<br />

bei oder gründen diese zur Interessenvertretung. Nichtsdestotrotz lebt in Osnabrück<br />

ein Großteil von Menschen mit Migrationshintergrund, der aus verschiedenen<br />

Gründen heraus nicht teilhat und seine Interessen vertritt. Dieses Potenzial und das<br />

bereits bestehende Interesse an der aktiven Gestaltung ihres Umfeldes gilt es durch<br />

verschiedene Maßnahmen zu aktivieren. Dabei sind sowohl die Menschen mit Migrationshintergrund<br />

selbst als auch die Institutionen der Mehrheitsgesellschaft gleichsam<br />

gefordert, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Der vielfach bestehenden Unwissenheit<br />

über Angebote zur politischen <strong>Teilhabe</strong> kann durch eine gezielte Informationspolitik der<br />

<strong>Stadt</strong> sowie der Parteien entgegengewirkt werden. Ein Dachverband aller Migrantenvereine<br />

oder eine Koordinierungsstelle innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung können als mögliche<br />

Schritte betrachtet werden, um Migrantenvereine noch weiter zu Orten politischer Interessenvertretung<br />

auszugestalten.<br />

Der Beirat für Migration nimmt als zentrales Gremium der Interessenvertretung von<br />

Menschen mit Migrationshintergrund eine besondere Stellung ein. Es wurde deutlich,<br />

dass die Externen dem Beirat überwiegend die gleichen Funktionen zuschreiben wie die<br />

Beiratsmitglieder selbst. Als positiv bewertet wurde gruppenübergreifend die Anwesenheit<br />

der Ratsmitglieder im Beirat, da diese die notwendige Anbindung an die Politik darstellen.<br />

Bezüglich der grundsätzlichen Zusammensetzung des Beirats gehen die Meinungen<br />

in den jeweiligen Gruppen auseinander. Während die meisten Beiratsmitglieder die<br />

derzeitige Zusammensetzung als positiv beurteilen, kritisieren viele Externe, dass im<br />

Beirat nur ein kleiner Teil der Bevölkerung repräsentiert werde.<br />

Hinsichtlich der Veränderungsvorschläge ließen sich etliche Schnittstellen identifizieren:<br />

Vielfältige Partizipationsmöglichkeiten<br />

vorhanden, doch<br />

Zugang noch erschwert<br />

Gezielte Informationspolitik<br />

über<br />

Partizipationsangebote<br />

• Mehr Entscheidungsbefugnisse (Antrags- und Stimmrecht im <strong>Stadt</strong>rat bzw. den<br />

Ausschüssen, Vetorecht bei relevanten Entscheidungen)<br />

• mehr Öffentlichkeitsarbeit (Medienpräsenz, Beirat in Migrantenvereinen und religiösen<br />

Gemeinden vorstellen, eigene Projekte durchführen, Internetauftritt)<br />

• Ausbau der Kontakte zu nicht-organisierten Migrantinnen und Migranten<br />

• demokratische Legitimation des Beirats durch Wahl anstatt Ernennung<br />

• Überdenken der Auswahl der Beiratsmitglieder (Wohnbevölkerung besser repräsentieren;<br />

Beiratsmitglieder nach Know-How, Erfahrung und Engagement auswählen)<br />

• Erhöhung der Anzahl der Migrantinnen und Migranten im Beirat<br />

• Schulung der Beiratsmitglieder zur konkreten, praktischen Hilfestellung<br />

• Vernetzung und Ausbau der Zusammenarbeit mit externen Akteuren<br />

35


• Abbau sprachlicher Hemmungen der Beiratsmitglieder mit Migrationshintergrund<br />

(z.B. durch Kommunikationskurse)<br />

Die Gründung eines neuen, auf regelmäßiger Basis arbeitenden Gremiums wird begrüßt.<br />

Kontinuierlich stattfindende, der Öffentlichkeit zugängliche Foren sowie Workshops<br />

oder Expertengespräche unter Einbeziehung hier lebender Migrantinnen und Migranten<br />

werden als positives Signal interpretiert und von den meisten Befragten als Unterstützung<br />

und Ergänzung des Beirates für Migration als sinnvoll erachtet. Trotz erheblicher<br />

Kritik am Beirat schreibt ihm die Mehrheit der Befragten ein großes Potenzial zu. Sie sind<br />

der Ansicht, es sollte verstärkt an der Weiterentwicklung des Beirats gearbeitet werden,<br />

damit er den ihm zugesprochenen Funktionen sowie seiner selbstformulierten Rolle<br />

einer tatsächlichen Interessenvertretung von in Osnabrück lebenden Migrantinnen und<br />

Migranten nachkommen kann.<br />

Wie die Studie deutlich herausgearbeitet hat, ist im Bereich der politischen Interessenvertretung<br />

ein gleichwertiger Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund als Osnabrücker<br />

Bürgerinnen und Bürger unabhängig ihres kulturellen Hintergrundes oder<br />

ausländerrechtlichen Status zentral. Dazu gehört, zufolge der Mehrheit der Befragten,<br />

dass die Stimmen der Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur gehört, sondern<br />

tatsächlich Eingang in die Entscheidungsprozesse des Rates finden, um einer wirksamen<br />

<strong>Teilhabe</strong> und dem Anspruch einer Mitwirkung auch der nicht wahlberechtigten Gruppen<br />

von Migrantinnen und Migranten gerecht zu werden. Wie eingangs erwähnt wurde,<br />

stellt die politische Partizipation eine wichtige Dimension des <strong>Integration</strong>sprozesses von<br />

Menschen mit Migrationshintergrund dar. Wer sich in seinen Interessen und Bedürfnissen<br />

von der Politik gehört und ernst genommen fühlt, wird sich eher als Bürgerin und<br />

Bürger dieser <strong>Stadt</strong> identifizieren können und auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />

teilhaben. An diesem Punkt kann die Friedensstadt Osnabrück ansetzen und die<br />

Rahmenbedingungen für eine gleichberechtigte <strong>Teilhabe</strong> auch auf dem Gebiet der politischen<br />

Partizipation entsprechend ausgestalten.<br />

Nicht bloße Interessenvertretung,<br />

sondern auch Einflussnahme<br />

36


Anhang<br />

• Kurzfassung der Ansätze zur Weiterentwicklung (S. 38)<br />

• Zusammensetzung des Projektteams (S. 43)<br />

• Übersicht über die befragten Personen (S. 44 )<br />

• Zusammensetzung der befragten Personen (S. 46)<br />

o Einrichtungs- und Vereinszugehörigkeit<br />

o Nationalitäten<br />

o Religionsgemeinschaften<br />

o Ausländerrechtlichem Status<br />

• Fragebögen (S. 47)<br />

37


Kurzfassung der Ansätze zur Weiterentwicklung<br />

Institutionalisierte und offizielle Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

Kommunalwahl • Kommunalwahlrecht für Drittstaatsangehörige mit längerer<br />

Aufenthaltsdauer<br />

• Verringerung der Steuerlast bei Verzicht des kommunalen<br />

Wahlrechts<br />

Parteien • Zubewegen auf Migrantinnen und Migranten, Migrantenvereine<br />

• weniger mehrsprachige Flyer als vielmehr der unmittelbare<br />

persönliche Kontakt z.B. mit den Vorständen der<br />

Migrantenvereine<br />

• Veranstaltungen in Vereinsräumlichkeiten beispielsweise<br />

zum Wahlsystem sowie zu weiteren Möglichkeiten der<br />

politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

• wichtig: echtes und authentisches Interesse an Migrantengruppen<br />

als Mitbürger der <strong>Stadt</strong>; keine Wahlkampagnen,<br />

Wähleranwerbung<br />

• niedrigschwellige Angebote zur politischen Partizipation<br />

für Jugendliche unabhängig ihres Hintergrundes<br />

• stärker auf bestimmte Migrantengruppen zugehen und<br />

für Partizipationsmöglichkeiten sensibilisieren (wie z.B.<br />

Menschen aus ehemaligen Ostblockstaaten)<br />

• innerhalb der Parteien: Quote hinsichtlich der Listenplätze<br />

bei Wahlen für Migrantinnen und Migranten<br />

• kritische Auseinandersetzung mit dem Umstand der geringen<br />

Vertretung von Migrantinnen und Migranten in<br />

den Parteien<br />

<strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />

(<strong>Stadt</strong>rat,<br />

Verwaltung)<br />

Sensibilisierung der migrantischen Bevölkerung für Partizipationsangebote:<br />

• Intensivierung der persönlichen Kontakte z.B. mit Vorstandsmitgliedern<br />

der Migrantenorganisationen (MO)<br />

• aktives Zugehen auf Migrantenvereine, <strong>Stadt</strong>teiltreffs<br />

(mehrsprachige Flyer unzureichend)<br />

• Informationsveranstaltungen vor Ort z.B. zu aktuellen<br />

38


Beschlüssen, dem Wahlsystem etc.<br />

• bewusst andere, informellere, niedrigschwellige Gestaltung<br />

von Veranstaltungen bzw. Kontaktaufnahme bei<br />

geselligen Zusammentreffen<br />

• Ansprechstelle in der <strong>Stadt</strong> wie im <strong>Stadt</strong>haus oder Bürgerbüro<br />

• Einrichtung eines Migrantengruppen-übergreifenden<br />

Newsletters<br />

• Überreichen eines Informationsheftes an Neubürgerinnen<br />

und Neubürger mit Migrationshintergrund bei Anmeldung<br />

u.a. mit Auskünften über Partizipationsmöglichkeiten<br />

• Qualifizierung und Fortbildungen für Vorstandsmitglieder<br />

der Migrantenvereine, MO zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit<br />

Umgestaltung der Partizipationsmöglichkeiten<br />

• Einführung von Ortsräten in allen Osnabrücker <strong>Stadt</strong>teilen<br />

• direkte Verbindung von Migrantinnen und Migranten mit<br />

dem <strong>Stadt</strong>rat<br />

• z.B. vierwöchige Treffen von etablierten Migrantenvertreterinnen<br />

und –vertretern mit Bürgermeistern der<br />

umliegenden Städte und Osnabrücks an repräsentativen<br />

Orten<br />

• migrantische Interessenvertretung in bessere Rahmenbedingungen<br />

einbetten (mehr Einfluss, Unabhängigkeit,<br />

externer Geschäftsführer, Kopplung an <strong>Stadt</strong>, Verwaltung,<br />

Unterstützung durch Stiftungen, Unternehmen, Institutionen)<br />

Ansätze zur Befähigung der gleichberechtigten <strong>Teilhabe</strong><br />

• verstärkte Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten<br />

im öffentlichen Dienst<br />

• Quote für Menschen mit Migrationshintergrund bei Einstellungen<br />

• Zugang aller Zuwanderergruppen zu geförderten Sprach-<br />

39


kursen (z.B. Flüchtlingen)<br />

• Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Verwaltung (z.B. Ausländerbehörde) und Ratsmitglieder<br />

für interkulturelle Themen<br />

Nicht-Institutionalisierte Formen der politischen <strong>Teilhabe</strong><br />

Migrantenvereine/<br />

MO<br />

Stärkere Vernetzung der Migrantenvereine untereinander und<br />

mit der <strong>Stadt</strong><br />

• „Haus der Vereine“<br />

• Dachverband aller Migrantengruppen<br />

• Koordinierungsstelle innerhalb der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

• Unterstützung von positiven Beispielen und Vorbildern in<br />

Migrantencommunities und Parteien<br />

Beirat für Migration<br />

Arbeitsweise<br />

• häufigere Treffen<br />

• intensivere Vorbereitungstreffen<br />

• Bildung von beiratsinternen Arbeitsgruppen<br />

• aktiveres Engagement der Beiratsmitglieder: Zugehen<br />

auf (weitere) Migrantinnen und Migranten sowie auf<br />

Migrantenvereine<br />

• Einführung von Migrationsbeiräten für Migrantinnen und<br />

Migranten auf <strong>Stadt</strong>teilebene<br />

• Vernetzung zwischen Beiratsmitgliedern, z.B. durch<br />

Emailverteiler<br />

• (verpflichtende) Qualifizierung für Beiratsmitglieder zu<br />

Themen wie Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Zugang zu Klausurtagungen mit externen Expertinnen<br />

und Experten<br />

• Ergebnisprotokolle mit relevanten Termini in verschiedene<br />

Sprachen übersetzen<br />

• Qualitätsmanagement-Katalog mit Informationen zur<br />

Funktions- und Arbeitsweise z.B. in den Ausschüssen<br />

• Präsenzpflicht für Hauptmitglieder des Beirates für Migration<br />

40


Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Pressemitteilungen zu behandelten Themen<br />

• Einrichtung einer Homepage<br />

• Einträge in Onlineplattformen wie Facebook, OScommunity<br />

• Präsenz des Beirats bei relevanten Veranstaltungen wie<br />

dem Fest der Kulturen<br />

• Erwähnung des Beirats in einem zu gestaltenden Informationsheft<br />

für Neubürgerinnen und Neubürger mit<br />

Migrationshintergrund<br />

• erhöhtes Medienecho auf den Beirat bei offensiverem<br />

Auftreten des Gremiums<br />

• Einwirken der <strong>Stadt</strong> auf lokale Medien, um Migrantinnen<br />

und Migranten stärker in den Blick zu nehmen (z.B. Profile<br />

der Beiratsmitglieder vorstellen)<br />

Ernennungsverfahren und Zusammensetzung<br />

• mehr Transparenz im Auswahlverfahren der Beiratskandidaten<br />

durch den <strong>Stadt</strong>rat<br />

• Wahl der Beiratsmitglieder (parallel zur Kommunal-,<br />

Bundestagswahl)<br />

• aktive Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Wahl (Benachrichtigung<br />

der migrantischen Haushalte)<br />

• in Satzung festgelegte Proporzzahlen flexibler gestalten<br />

und an die Situation der migrantischen Verteilung anpassen<br />

• halbjähriges Rotationsprinzip für kleinere Migrantenvereine<br />

• stärkere beziehungsweise ausschließliche Besetzung des<br />

Beirats mit Migrantinnen und Migranten<br />

• Kenntnisse der Bewerberinnen und Bewerber über<br />

Strukturen in Osnabrück als Voraussetzung für eine Beiratsmitgliedschaft<br />

• Vertretung durch eine Person im Beirat auf zwei Perioden<br />

begrenzen<br />

41


Weitere Partizipationsformen<br />

Wissenschaftliches<br />

Expertengremium<br />

• Wahlverfahren innerhalb der im Beirat beteiligten<br />

Migrantenvereine und Institutionen<br />

Entscheidungskompetenzen<br />

• mehr Entscheidungsbefugnisse für den Beirat für Migration<br />

• Antragsrecht im <strong>Stadt</strong>rat<br />

• Stimmrecht des Beirats bei relevanten Entscheidungen in<br />

den Ausschüssen<br />

• fünf stimmberechtigte Beiratsmitglieder im <strong>Stadt</strong>rat als<br />

Vertretung der nicht wahlberechtigten Migrantinnen<br />

und Migranten (durch Wahlen in der migrantischen Bevölkerung<br />

legitimiert)<br />

• Vetorecht: Entscheidungen gegen den Willen des Beirats<br />

erfordern Aushandlungen mit Beirat und höhere Ratsmehrheit<br />

• Rederecht der/des Vorsitzenden vor dem <strong>Stadt</strong>rat<br />

• Ressourcen erhöhen: Einrichtung einer (halben) Stelle<br />

für Leitung und Koordination des Beirats<br />

• bessere finanzielle Ausstattung, um z.B. eigenverantwortlich<br />

Projekte durchzuführen und zu fördern<br />

strukturelle Veränderungen<br />

• Herauslösung der Geschäftsführerstelle aus der bisheriger<br />

Anbindung an die Verwaltung; Einbindung in alternative<br />

Formen wie z.B. in den Vereinsstatus mit finanzieller<br />

Unterstützung der <strong>Stadt</strong><br />

• in Ergänzung und als wissenschaftliche Begleitung des<br />

Beirates für Migration<br />

• dreiköpfige wissenschaftliche Kommission, der den Beirat<br />

für Migration berät<br />

Öffentliches,<br />

niedrigschwelliges<br />

Forum<br />

• als Unterstützung des Beirates<br />

• oder als Ausganspunkt einer veränderten Partizipationsstruktur<br />

(Wahl eines Ausschusses aus dem offenen<br />

Rahmen des Forums)<br />

42


• in <strong>Stadt</strong>teilen zu verorten<br />

• im Rahmen des Forums Informationen verteilen z.B.<br />

über das politische System etc.<br />

• verschiedene Migrantengruppen ansprechen und einbinden<br />

• Veranstaltungsort in angenehmer Atmosphäre z.B. Haus<br />

der Jugend, Osnabrückhalle<br />

• den integrativen Aspekt des Forums hervorheben<br />

(kein „Migrantenforum“)<br />

• Widerspiegelung der Ergebnisse des Forums auch in<br />

kommunalpolitischen Entscheidungen<br />

Teilnahme an<br />

Workshops, Konferenzen<br />

• ergänzend zum Beirat<br />

• der Beirat erhält eine Koordinationsfunktion und ist verantwortlich<br />

für die Einbindung von im Beirat nicht vertretenen<br />

Migrantengruppen und Akteuren<br />

• der Beirat bereitet erarbeitete Ergebnisse aus den<br />

Workshops auf<br />

• <strong>Stadt</strong>verwaltung als Vermittler und Moderator in diesem<br />

Prozess<br />

• Workshops als Raum für Schulungen, Qualifizierungen<br />

für Beiratsmitglieder, Vertreterinnen und Vertreter der<br />

Migrantenvereine<br />

• bereits geschulte Beiratsmitglieder geben ihr Know-How<br />

an Mitglieder des eigenen Vereins, Institution weiter<br />

• außerhalb der regulären Arbeitszeit<br />

43


Zusammensetzung des Projektteams<br />

Frau Detert, FB 10 Frau Mersinger, FB 16<br />

Herr Sabelhaus, (16-2)<br />

Frau Pinkert, Studentin<br />

Frau Volk, Studentin<br />

Frau Wilmes, IMIS<br />

Frau Rokitta, Studentin<br />

Frau Müller-Wille (Vorsitzende Beirat für<br />

Migration)<br />

Frau Michel (Stellvertr. Vorsitzende Beirat<br />

für Migration)<br />

44


Befragte Personen nach Zielgruppen<br />

1. Zielgruppe: Mitglieder des Beirats für Migration<br />

Therese Aniol<br />

Nonna Becker<br />

Ediz Bökli<br />

Frieda Dercho<br />

Alexander Klein<br />

Leonid Klevanski<br />

Frieder Marahrens<br />

Elisabeth Michel<br />

Christina Müller-Wille<br />

Leocadio Nuñez<br />

Joachim Prinz<br />

Regina Rudolf<br />

Sedat Sendallar<br />

Alfa Traoré<br />

Zehra Werries<br />

2. Zielgruppe: Weitere Sachverständige<br />

Ehemaliger Vorsitzender des Ausländerbeirats<br />

Önder Sancarbarlaz<br />

Kommunalwahllisten der Parteien<br />

Partei<br />

SPD<br />

CDU (Gruppeninterview)<br />

Grüne/B90<br />

Linke<br />

MDU<br />

Mitglieder mit MH<br />

Sevda Yildirim<br />

Gergana Georgieva<br />

Milosz Matusiak<br />

Brigitte Respondek<br />

Oxana Kindsvater<br />

Therese Aniol (auch 1. Zielgruppe)<br />

Daniela Begova<br />

Sabiha Ülbegi<br />

Christopher Cheeseman<br />

Erhat Toka<br />

Aktive <strong>Integration</strong>slotsen<br />

Rosa Friesen<br />

Rita Broxtermann<br />

Helga Raabe<br />

Christian Hermann<br />

Akyürekpreisträger 2011<br />

Sabina Ortland<br />

Sedat Sendallar<br />

45


Migrantenvereine/-organisationen<br />

Verein/Organisation<br />

Spanischer Elternverein<br />

Spektrum e.V.<br />

Internationales Frauennetzwerk<br />

Atatürkverein<br />

Portugiesische Tanzgruppe Arco Iris<br />

Exil-Verein<br />

Interviewpartner<br />

Maria Campos<br />

Natalja Gärtner<br />

Vorsitzende Hela Lahrmann<br />

Sabine Inci<br />

Idalina Tomé<br />

Andreas Neuhoff<br />

Mitarbeiter der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

FB <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Integration</strong>, Team<br />

<strong>Integration</strong><br />

Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von<br />

Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ)<br />

Ralf Sabelhaus<br />

Gabrielle Grosser<br />

3. Zielgruppe: Einzelpersonen<br />

Magdalena O. (Polin)<br />

Tatiana F. (Italienerin)<br />

Emilia N. (Spätaussiedlerin)<br />

Osman E. (Türke)<br />

Zusammensetzung der Befragung<br />

46


Folgende Einrichtungen/Vereine wurden/werden bei der Befragung explizit bzw. implizit<br />

(über den Beirat für Migration) befragt:<br />

AWO, Caritas, Handwerkskammer Osnabrück-Emsland, IG Metall, Landsmannschaft der<br />

Deutschen aus Russland, Spektrum e.V., Spanischer Elternverein, Internationales Frauennetzwerk<br />

Osnabrück, Exilverein, Portugiesischer Verein Arco Iris, SC Kosmos, Patria<br />

e.V., Schweizer Verein, Kultur- und Bildungsverein in Osnabrück, Bulgarischer Verein,<br />

Association Togolais de Secours, Neubürger-Verein (Osnabrücker <strong>Integration</strong>sverein für<br />

Aussiedler), Verein zur Förderung der Ideen Atatürks, Regionale Arbeitsstelle zur Förderung<br />

von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ).<br />

Folgende Nationalitäten wurden befragt:<br />

Türken, Spanier, Italiener, Polen, Briten, Portugiesen, Bulgaren, Schweizer, Spätaussiedler<br />

aus der ehemaligen UdSSR, Togolese, Vietnamesen (durch Deutschen vertreten)<br />

Folgende Religionsgemeinschaften wurden befragt:<br />

Jüdische Gemeinde, christliche Kirche, muslimische Gemeinde<br />

Folgende Gruppen nach ausländerrechtlichem Status wurden befragt:<br />

EU-Bürger, Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund, Drittstaatsangehörige (mit<br />

gesicherten wie auch ungesicherten Aufenthaltsstatus)<br />

Fragebogen ExpertInnen aus BfM etc. (Gruppe 1)<br />

I. Persönliche Angaben 1. Bitte stellen Sie sich kurz vor, vor allem auch im Hinblick auf<br />

47


der zu Befragenden<br />

Ihre berufliche/migrationsrelevante Tätigkeit.<br />

II. Eigenes Engagement 2. Uns würde interessieren, wie Sie überhaupt dazu gekommen<br />

sind, im BfM mitzuarbeiten?<br />

3. Können Sie uns Ihre Arbeit im BfM ein wenig beschreiben?<br />

Was genau machen Sie da?<br />

4. Engagieren Sie sich auch außerhalb des BfM in weiteren<br />

Gruppen, Vereinen oder vielleicht in einer Partei?<br />

III. Funktion und Arbeit des<br />

BfM<br />

Wir haben zwar bereits grundlegende Informationen zum BfM erhalten,<br />

würden aber gerne noch mehr aus Ihrer Sicht über den Beirat<br />

wissen wollen.<br />

5. Was können Sie uns über die Geschichte des BfM erzählen?<br />

6. Wie würden Sie die Arbeit des BfM beschreiben?<br />

Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />

sollen:<br />

a) Welche Funktion(en) hat der BfM?<br />

b) Wie sieht die Arbeit des BfM konkret aus?<br />

c) Welche Themen werden im BfM behandelt?<br />

d) Führt der BfM auch eigene Projekte durch? Falls ja, wer ist<br />

die Zielgruppe?<br />

IV. Zusammensetzung des<br />

BfM<br />

e) Wie werden diese Projekte finanziert?<br />

Wie Sie vielleicht wissen, geht es bei dieser Befragung unter anderem<br />

darum, die Arbeit des BfM aus der Sicht seiner Mitglieder noch effektiver<br />

zu gestalten. Da spielt auch die personelle Zusammensetzung<br />

eine wichtige Rolle.<br />

7. Beschreiben Sie doch mal, wie man Mitglied wird und wie<br />

sich der BfM zusammensetzt!<br />

Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />

sollen:<br />

a) Wie kommen die Vereine, Wohlfahrtsverbände und Einrichtungen<br />

zu den vorgeschlagenen Mitgliedern?<br />

V. Zusammenarbeit mit<br />

anderen Mitgliedern<br />

VI. Repräsentation und<br />

Interessenvertretung<br />

b) Wie bewerten Sie die Zusammensetzung, insb. auch die Anwesenheit<br />

von Ratsmitgliedern?<br />

8. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den anderen Beiratsmitgliedern?<br />

Nun geht es ja beim BfM letztendlich um die Interessenvertretung<br />

von Menschen mit MH in Osnabrück. Dazu haben wir natürlich auch<br />

ein paar Fragen. Zunächst geht es um Sie persönlich:<br />

9. Sehen Sie sich im BfM eher als Botschafter Ihres Vereins/Ihrer<br />

ethnischen Gruppe/Ihrer Einrichtung oder als<br />

Mitglied des Beirats?<br />

Bitte erläutern Sie Ihre Antwort.<br />

48


10. Inwieweit haben Sie den Eindruck, dass Sie die Interessen Ihres<br />

Vereins/ethnischen Gruppe/Einrichtung im BfM vertreten<br />

können?<br />

11. Beschreiben Sie doch einmal, inwieweit Sie sich als Mensch<br />

mit MH vom BfM in Ihren Interessen vertreten fühlen.<br />

VII. Koordination und Vernetzung<br />

12. Denken Sie, dass es den meisten Menschen mit MH in Osnabrück<br />

ähnlich geht?<br />

Neben den Mitgliedern des BfM selbst interessiert uns auch, mit welchen<br />

anderen Personen, Vereinen oder Gruppierungen der BfM im<br />

Bereich „<strong>Integration</strong>“ zusammenarbeitet oder auf eine andere Weise<br />

zu tun hat.<br />

13. Was können Sie uns dazu sagen?<br />

Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />

sollen:<br />

a) Mit welchen Akteuren im Bereich der <strong>Integration</strong>sarbeit besteht<br />

regelmäßige Zusammenarbeit oder zumindest eine<br />

Form der Vernetzung?<br />

b) Welche anderen Akteure, mit denen derzeit nicht kooperiert<br />

wird, spielen im Bereich der kommunalen <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

noch eine wichtige Rolle?<br />

c) Gibt es außerhalb des BfM eine Plattform (Lobby) für MigrantInnen<br />

oder für bestimmte Migrantengruppen in Osnabrück?<br />

VIII. Rolle der MO, Vereine<br />

Interkulturelle Zusammenarbeit<br />

d) Inwieweit wenden sich auch Einzelpersonen (mit Hilfebedarf/Anregungen<br />

o.ä.) an den BfM?<br />

In Osnabrück gibt es zahlreiche Migrantenvereine und -<br />

organisationen, in denen sich Menschen mit MH auf Grundlage ihrer<br />

Ethnie, Religion, Nationalität etc. zusammenschließen und organisieren.<br />

Oftmals vertreten sie auch die Interessen ihrer Mitglieder nach<br />

außen, was ebenfalls als eine Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> betrachtet<br />

werden kann.<br />

14. Mit welchen Migrantengruppen/-vereinen/Einrichtungen<br />

arbeiten Sie außerhalb Ihres Vereins/Einrichtung zusammen?<br />

15. Gibt es oder gab es Beispiele, wo Migrantengruppen/-<br />

vereine/Einrichtungen zusammenarbeiten/-gearbeitet haben,<br />

um ein gemeinsames Ziel zu erreichen?<br />

<strong>Politische</strong> Rolle und<br />

Einfluss der MO<br />

16. Wie schätzen Sie die Einflussmöglichkeiten der Migrantenvereine<br />

und Migrantenorganisationen auf das politische Ge-<br />

49


schehen in der <strong>Stadt</strong> ein?<br />

IX. <strong>Stadt</strong>, politische <strong>Teilhabe</strong><br />

und Einfluss<br />

17. Wie könnte die politische Mitwirkung von Migrantengruppierungen<br />

darüber hinaus noch aussehen?<br />

Neben dem BfM nehmen auch der <strong>Stadt</strong>rat und die <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

wichtige Rollen im Hinblick auf die politische <strong>Teilhabe</strong> von Menschen<br />

mit MH ein.<br />

18. Wie bewerten Sie den politischen Einfluss des BfM auf politische<br />

Entscheidungen im <strong>Stadt</strong>rat?<br />

19. Wie würden Sie die bisherige Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung<br />

beschreiben?<br />

Und nun ganz allgemein:<br />

20. Wie bewerten Sie das Engagement des <strong>Stadt</strong>rates und der<br />

Verwaltung hinsichtlich politischer Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für hier lebende Menschen mit MH?<br />

Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />

werden soll:<br />

a) Was wünschen Sie sich von Seiten der <strong>Stadt</strong>verwaltung und<br />

Politik?<br />

X. Resonanz des BfM Uns interessiert auch, auf was für Resonanz der BfM in Osnabrück<br />

stößt, also wie er von außen wahrgenommen wird.<br />

21. Ihrer Einschätzung nach, wie wird der BfM generell in Osnabrück<br />

wahrgenommen?<br />

Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />

werden soll:<br />

a) Wie wird er in den Medien wahrgenommen?<br />

XI. Möglichkeiten politischer<br />

Partizipation in<br />

Osnabrück<br />

22. Wie wird der BfM in Ihrem eigenen Verein / in Ihrer Bevölkerungsgruppe/Einrichtung<br />

und unter den Migranten allgemein<br />

wahrgenommen?<br />

Wie Sie wissen, geht es bei dieser Befragung um politische <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten<br />

von Menschen mit MH in Osnabrück. Wir wollen uns<br />

aber nicht nur auf den BfM beschränken, sondern auch untersuchen,<br />

was für Formen es sonst noch gibt.<br />

23. Welche Möglichkeiten haben Menschen mit MH in Osnabrück<br />

über den BfM hinaus, um ihre Interessen zu vertreten?<br />

24. Zurzeit wird viel über politisches Engagement von Menschen<br />

mit MH in Parteien diskutiert. Wie stehen Sie dazu?<br />

50


XII. Bewertung der gegenwärtig<br />

vorhandenen<br />

Partizipationsangebote<br />

XIII. Veränderungen der<br />

Partizipationsformen<br />

Wir haben gerade über verschiedene Möglichkeiten der politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> gesprochen (BfM, <strong>Stadt</strong>, Vereine). Mit dem im Hinterkopf...<br />

25. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme<br />

und Mitwirkung von Menschen mit MH in Osnabrück<br />

insgesamt ein?<br />

Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />

werden soll:<br />

a) Sehen Sie möglicherweise noch unausgeschöpftes Potenzial<br />

für die politische <strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit MH in Osnabrück?<br />

Bei dieser Befragung geht es uns nicht nur darum, die aktuell vorhandenen<br />

politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten für ZuwandererInnen in<br />

Osnabrück zu untersuchen. Uns interessiert auch, wie man die derzeitigen<br />

Angebote weiterentwickeln bzw. ganz neue Formen schaffen<br />

könnte. Bevor wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten vorstellen,<br />

möchten wir Ihnen zunächst die Gelegenheit geben, eigene Ideen zu<br />

äußern.<br />

26. Wie könnte man Ihrer Ansicht nach die Angebote zur politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit MH in Osnabrück weiterentwickeln<br />

oder noch verbessern?<br />

27. Bitte sehen Sie sich diese Kärtchen mit Aussagen bezüglich<br />

der politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten von Menschen mit<br />

MH (a-f) an. Hier ist eine Grafik (s. Anhang S. 7), in der Sie<br />

wiedergeben sollen, wie wichtig Ihnen diese Aussagen sind.<br />

• Solche, die Ihnen sehr wichtig erscheinen, legen Sie bitte<br />

in das Zentrum des Kreises.<br />

• Solche, die Ihnen noch relativ wichtig erscheinen, legen<br />

Sie bitte in die Nähe des Kreisrandes.<br />

• Solche, die Ihnen weniger wichtig erscheinen, legen Sie<br />

bitte außerhalb des Kreises.<br />

• Solche, die Ihnen unwichtig oder überflüssig erscheinen,<br />

lassen Sie außen vor.<br />

a) Die Interessen der MigrantInnen sollen möglichst effektiv<br />

vertreten werden (auch durch Nicht-MigrantInnen) und<br />

sich damit auch in kommunalpolitischen Entscheidungen<br />

widerspiegeln.<br />

b) Möglichst viele MigrantInnen sollen an diesem Prozess<br />

beteiligt sein.<br />

c) Eine enge Zusammenarbeit und der Austausch mit<br />

VertreterInnen der <strong>Stadt</strong> (z.B. Ratsmitglieder) und<br />

MigrantInnen ist erstrebenswert.<br />

d) Die MigrantInnen sollen die Möglichkeit erhalten, sich direkt<br />

zu beteiligen und zu äußern.<br />

e) Die MigrantInnen können durch VertreterInnen und/oder<br />

51


ExpertInnen repräsentiert werden, die ihre Interessen<br />

vertreten.<br />

f) Zwischen den MigrantInnen und den politischen EntscheidungsträgerInnen<br />

sollte eine Zusammenarbeit auf<br />

Augenhöhe stattfinden.<br />

Außerdem haben wir hier noch einige Blanko-Kärtchen, auf<br />

denen Sie selbst notieren können, was Sie für wichtig halten.<br />

Bitte fügen Sie diese hinzu.<br />

Bitte erläutern Sie Ihr Ergebnis!<br />

Unter anderem erhoffen wir uns durch diese Befragung Möglichkeiten<br />

zu erschließen, anhand welcher die politische Interessenvertretung<br />

durch den BfM noch effektiver gestaltet werden kann.<br />

28. Hinsichtlich der derzeitigen Form und Arbeitsweise des BfM,<br />

welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie eher zu?<br />

a) Der BfM soll in seiner jetzigen Form bestehen bleiben.<br />

b) Der BfM sollte verändert werden.<br />

c) Der BfM sollte abgeschafft werden.<br />

Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />

Nun wäre es auch denkbar, eine ganz neue Form der politischen Interessenvertretung<br />

für Menschen mit MH in Osnabrück einzurichten.<br />

Diese könnte den BfM ergänzen oder gar ersetzen.<br />

29. Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten<br />

zu? (Konkretisierung)<br />

a) Der BfM soll als einziges Gremium der politischen Interessenvertretung<br />

von Menschen mit MH in Osnabrück<br />

weiter bestehen bleiben (und möglicherweise verändert<br />

werden).<br />

b) Der BfM sollte beibehalten, aber durch eine neue Form<br />

der politischen Interessenvertretung für Menschen mit<br />

MH in Osnabrück ergänzt werden.<br />

c) Der BfM sollte abgeschafft und eine neue Form der politischen<br />

Interessenvertretung für Menschen mit MH in<br />

Osnabrück eingeführt werden.<br />

d) Der BfM sollte abgeschafft werden. Es bedarf keiner<br />

neuen Form der politischen Interessenvertretung für<br />

Menschen mit MH in Osnabrück.<br />

Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />

30. Bevor wir Ihnen mögliche neue Formen der politischen Interessenvertretung<br />

von Menschen mit MH vorstellen, wie<br />

52


könnte eine solche Interessenvertretung Ihrer Ansicht nach<br />

aussehen?<br />

31. Wir haben für Sie einige Ideen gesammelt und möchten Sie<br />

diesbezüglich um eine kleine Einschätzung bitten, welche<br />

dieser Ideen Sie ansprechen, welche Sie ablehnen und warum?<br />

a) (Wissenschaftliches) Expertengremium in Zuwandererfragen<br />

(Think Tank) bestehend aus dauerhaften oder<br />

wechselnden Mitgliedern mit und ohne MH, welches die<br />

Politik in Migrations- und <strong>Integration</strong>sangelegenheiten<br />

berät<br />

b) Öffentliche, regelmäßig stattfindende Treffen von<br />

MigrantenvertreterInnen mit relevanten politischen EntscheidungsträgerInnen<br />

c) Regelmäßig stattfindende Konferenzen oder Workshops<br />

von MigrantenvertreterInnen und ExpertInnen in Osnabrück<br />

zu spezifischen Themen mit anschließender Vorlage<br />

der Diskussionsergebnisse bzw. erarbeiteten Empfehlungen<br />

an die politischen EntscheidungsträgerInnen<br />

32. Welche eigenen Ideen, Anregungen oder Wünsche haben Sie<br />

hinsichtlich einer neuen Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> von<br />

Zuwanderern noch?<br />

Fragebogen ExpertInnen aus Parteien, I-Lotsen, VerwaltungsmitarbeiterInnen sowie<br />

Migrantinnen und Migranten (Gruppe 2 und Gruppe 3)<br />

XIV. Persönliche Angaben<br />

33. Bitte stellen Sie sich kurz vor, vor allem auch im Hinblick auf<br />

53


der zu Befragenden<br />

XV. Eigenes Engagement<br />

XVI. Möglichkeiten politischer<br />

Partizipation in<br />

Osnabrück<br />

XVII. Beirat für Migration<br />

XVIII. <strong>Stadt</strong> und politische<br />

<strong>Teilhabe</strong> und Einfluss<br />

XIX. Rolle der MSOs, Vereine<br />

Ihre berufliche/migrationsrelevante Tätigkeit.<br />

34. Wenn Ihnen auf dem Gebiet der <strong>Integration</strong> ein Thema<br />

wichtig ist und Sie dieses politisch verändern möchten, was<br />

würden Sie konkret in Osnabrück unternehmen bzw. was<br />

haben Sie vielleicht bereits in der Vergangenheit unternommen?<br />

(politische (Wahl-)Veranstaltung, Treffen mit Bürgern gleichen<br />

Interesses, aktive/passive Parteipolitik, Beirat, …)<br />

Wie Sie wissen, geht es bei dieser Befragung darum, die Möglichkeiten<br />

politischer Partizipation in Osnabrück zu untersuchen und möglicherweise<br />

zu verändern.<br />

35. Was würden Sie sagen, welche Möglichkeiten haben Menschen<br />

mit MH überhaupt sich in Osnabrück auf kommunalpolitischer<br />

Ebene zu beteiligen oder zu engagieren, d.h. welche<br />

Möglichkeiten gibt es für Migranten in Osnabrück ihre<br />

Interessen zu vertreten?<br />

(Kommunalwahlen, Beirat für Migration, <strong>Integration</strong>sausschuss,<br />

MSOs, Internet,…)<br />

Ein zentrales Instrument der Interessenvertretung von zugewanderten<br />

Bürgerinnen und Bürgern in Osnabrück ist der BfM. (Bei Bedarf<br />

ergänzende Anmerkungen zum BfM).<br />

36. Uns interessiert, wie Sie die Funktionalität und Zweckmäßigkeit<br />

dieses Gremiums als Interessenvertretung hier lebender<br />

Menschen mit MH einschätzen.<br />

Fragen, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt werden<br />

sollen:<br />

a) Worin sehen Sie die Funktion(en) des BfM?<br />

b) Wie stehen Sie zu dem Verfahren, wie der BfM gebildet wird?<br />

c) Was halten Sie von der personellen Zusammensetzung des<br />

BfM?<br />

d) Denken Sie, dass die MigrantInnen sich durch den BfM in Ihren<br />

Interessen vertreten fühlen?<br />

Neben dem BfM kommen auch dem <strong>Stadt</strong>rat sowie der Verwaltung<br />

tragende Rollen im Hinblick auf die politische Partizipation der zugewanderten<br />

Bevölkerung zu.<br />

37. Wie bewerten Sie den politischen Einfluss des BfM auf Entscheidungen<br />

im <strong>Stadt</strong>rat?<br />

38. Wie bewerten Sie das Engagement des <strong>Stadt</strong>rats und der<br />

Verwaltung hinsichtlich politischer Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für hier lebende Menschen mit MH?<br />

In Osnabrück gibt es zahlreiche Migrantenvereine und -<br />

organisationen, in denen sich Menschen mit MH auf Grundlage ihrer<br />

Ethnie, Religion, Nationalität etc. zusammenschließen und organisieren.<br />

Oftmals vertreten sie auch die Interessen ihrer Mitglieder nach<br />

außen, was ebenfalls als eine Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> betrachtet<br />

werden kann.<br />

54


XX. Bewertung der gegenwärtig<br />

vorhandenen<br />

Partizipationsangebote<br />

XXI. Veränderungen der<br />

Partizipationsformen<br />

39. Mit welchen Migrantengruppen/-vereinen/Einrichtungen<br />

arbeiten Sie außerhalb Ihres Vereins/Einrichtung zusammen?<br />

40. Gibt es oder gab es Beispiele, wo Migrantengruppen/-<br />

vereine/Einrichtungen zusammenarbeiten/-gearbeitet haben,<br />

um ein gemeinsames Ziel zu erreichen?<br />

41. Wie schätzen Sie die Einflussmöglichkeiten der Migrantenvereine<br />

und Migrantenselbstorganisationen auf das politische<br />

Geschehen in der <strong>Stadt</strong> ein?<br />

42. Wie könnte die politische Mitwirkung von Migrantengruppierungen<br />

darüber hinaus noch aussehen?<br />

Wir haben gerade über verschiedene Möglichkeiten der politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> gesprochen (BfM, <strong>Stadt</strong>, Vereine). Mit all dem im Hinterkopf...<br />

43. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme<br />

und Mitwirkung von Menschen mit MH in Osnabrück<br />

insgesamt ein?<br />

Eine Frage, die nicht unbedingt gestellt, aber möglichst abgedeckt<br />

werden soll:<br />

a) Sehen Sie möglicherweise noch unausgeschöpftes Potenzial<br />

für die politische Partizipation von Menschen mit MH in Osnabrück?<br />

Bei dieser Befragung geht es uns nicht nur darum, die aktuell vorhandenen<br />

politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten für ZuwandererInnen in<br />

Osnabrück zu untersuchen. Uns interessiert auch, wie man die derzeitigen<br />

Angebote weiterentwickeln bzw. ganz neue Formen schaffen<br />

könnte. Bevor wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten vorstellen,<br />

möchten wir Ihnen zunächst die Gelegenheit geben, eigene Ideen zu<br />

äußern.<br />

44. Wie könnte man Ihrer Ansicht nach die Angebote zur politischen<br />

<strong>Teilhabe</strong> von Menschen mit MH in Osnabrück weiterentwickeln<br />

oder noch verbessern?<br />

45. Bitte sehen Sie sich diese Kärtchen mit Aussagen bezüglich<br />

der politischen <strong>Teilhabe</strong>möglichkeiten von Menschen mit<br />

MH (a-f) an. Hier ist eine Grafik (s. Anhang S. 7), in der Sie<br />

wiedergeben sollen, wie wichtig Ihnen diese Aussagen sind.<br />

• Solche, die Ihnen sehr wichtig erscheinen, legen Sie bitte<br />

in das Zentrum des Kreises.<br />

• Solche, die Ihnen noch relativ wichtig erscheinen, legen<br />

Sie bitte in die Nähe des Kreisrandes.<br />

• Solche, die Ihnen weniger wichtig erscheinen, legen Sie<br />

bitte außerhalb des Kreises.<br />

• Solche, die Ihnen unwichtig oder überflüssig erscheinen,<br />

lassen Sie außen vor.<br />

a) Die Interessen der MigrantInnen sollen möglichst effektiv<br />

55


vertreten werden (auch durch Nicht-MigrantInnen) und<br />

sich damit auch in kommunalpolitischen Entscheidungen<br />

widerspiegeln.<br />

b) Möglichst viele MigrantInnen sollen an diesem Prozess<br />

beteiligt sein.<br />

c) Eine enge Zusammenarbeit und der Austausch mit<br />

VertreterInnen der <strong>Stadt</strong> (z.B. Ratsmitglieder) und<br />

MigrantInnen ist erstrebenswert.<br />

d) Die MigrantInnen sollen die Möglichkeit erhalten, sich direkt<br />

zu beteiligen und zu äußern.<br />

e) Die MigrantInnen können durch VertreterInnen und/oder<br />

ExpertInnen repräsentiert werden, die ihre Interessen<br />

vertreten.<br />

f) Zwischen den MigrantInnen und den VertreterInnen der<br />

<strong>Stadt</strong> wie z.B. politischen EntscheidungsträgerInnen sollte<br />

eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe stattfinden.<br />

Außerdem haben wir hier noch einige Blanko-Kärtchen, auf<br />

denen Sie selbst notieren können, was Sie für wichtig halten.<br />

Bitte fügen Sie diese hinzu.<br />

Bitte erläutern Sie Ihr Ergebnis!<br />

Unter anderem erhoffen wir uns durch diese Befragung Möglichkeiten<br />

zu erschließen, anhand welcher die politische Interessenvertretung<br />

durch den BfM noch effektiver gestaltet werden kann.<br />

46. Hinsichtlich der derzeitigen Form und Arbeitsweise des BfM,<br />

welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie eher zu?<br />

a) Der BfM soll in seiner jetzigen Form bestehen bleiben.<br />

b) Der BfM sollte verändert werden.<br />

c) Der BfM sollte abgeschafft werden.<br />

Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />

Nun wäre es auch denkbar, eine ganz neue Form der politischen Interessenvertretung<br />

für Menschen mit MH in Osnabrück einzurichten.<br />

Diese könnte den BfM ergänzen oder gar ersetzen.<br />

47. Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie am ehesten<br />

zu? (Konkretisierung)<br />

a) Der BfM soll als einziges Gremium der politischen Interessenvertretung<br />

von Menschen mit MH in Osnabrück<br />

weiter bestehen bleiben (und möglicherweise verändert<br />

werden).<br />

b) Der BfM sollte beibehalten, aber durch eine neue Form<br />

der politischen Interessenvertretung für Menschen mit<br />

MH in Osnabrück ergänzt werden.<br />

c) Der BfM sollte abgeschafft und eine neue Form der politischen<br />

Interessenvertretung für Menschen mit MH in<br />

Osnabrück eingeführt werden.<br />

d) Der BfM sollte abgeschafft werden. Es bedarf keiner<br />

neuen Form der politischen Interessenvertretung für<br />

56


Menschen mit MH in Osnabrück.<br />

Bitte erläutern Sie Ihre Entscheidung!<br />

48. Bevor wir Ihnen mögliche neue Formen der politischen Interessenvertretung<br />

von Menschen mit MH vorstellen, wie<br />

könnte eine solche Interessenvertretung Ihrer Ansicht nach<br />

aussehen?<br />

49. Wir haben für Sie einige Ideen gesammelt und möchten Sie<br />

diesbezüglich um eine kleine Einschätzung bitten, welche<br />

dieser Ideen Sie ansprechen, welche Sie ablehnen und warum?<br />

a) (Wissenschaftliches) Expertengremium in Zuwandererfragen<br />

(Think Tank) bestehend aus dauerhaften<br />

oder wechselnden Mitgliedern mit und<br />

ohne MH, welches die Politik in Migrations- und<br />

<strong>Integration</strong>sangelegenheiten berät<br />

b) Öffentliche, regelmäßig stattfindende Treffen von<br />

MigrantenvertreterInnen mit relevanten politischen<br />

EntscheidungsträgerInnen<br />

c) Regelmäßig stattfindende Konferenzen oder<br />

Workshops von Migrantenvertretern und Experten<br />

in Osnabrück zu spezifischen Themen mit anschließender<br />

Vorlage der Diskussionsergebnisse<br />

bzw. erarbeiteten Empfehlungen an die politischen<br />

EntscheidungsträgerInnen<br />

50. Welche eigenen Ideen, Anregungen oder Wünsche haben Sie<br />

hinsichtlich einer neuen Form der politischen <strong>Teilhabe</strong> von<br />

Zuwanderern noch?<br />

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