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Mensch und Natur* - Otto Friedrich Bollnow

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2<br />

Vorbemerkung<br />

In den folgenden Seiten habe ich Gedanken zusammengefaßt, die mich in den letzten Jahren<br />

zunehmend beschäftigt haben <strong>und</strong> die zum großen Teil in einigen Aufsätzen ausgesprochen<br />

sind. Die Hoffnung, diese Gedanken in einem größeren Zusammenhang aufzunehmen <strong>und</strong><br />

fortzuentwickeln, hat sich nicht erfüllt. Was herausgekommen ist, ist eine Art Fleckenteppich,<br />

in dem Stücke der früheren Arbeiten mehr oder weniger wörtlich zu einem – hoffentlich – einigermaßen<br />

geschlossenen Gedankengang zusammengefügt sind – mehr der Entwurf einer<br />

Arbeit als eine fertige Arbeit. Sei’s drum! An eine Veröffentlichung war ohnehin nicht gedacht,<br />

vielleicht haben einige Fre<strong>und</strong>e etwas Freude an diesem Versuch.<br />

Höchenschwand, im August 1990<br />

MENSCH UND NATUR<br />

1. Der hermeneutische Ansatz *<br />

Nachdem in der neuzeitlichen Philosophie, sowohl in ihrer rationalistischen wie auch in ihrer<br />

empiristischen Ausprägung, alle Versuche, von einem gesicherten Ausgangspunkt her in<br />

streng geregeltem Aufbau ein System gesicherter Erkenntnis zu gewinnen, gescheitert sind 1 ,<br />

bleibt nur der hermeneutische Weg, d. h. man muß davon ausgehen, daß im Leben schon immer<br />

ein Verständnis das Lebens <strong>und</strong> der Welt gegeben ist, <strong>und</strong> muß versuchen, dieses in unserm<br />

Leben als Tatsache gegebene, wenn auch selten explizit bewußte Verständnis schrittweise<br />

zu entfalten.<br />

Mit dem Begriff des Verstehens hat die Philosophie den Anschluß an die Geisteswissenschaften<br />

gewonnen <strong>und</strong> kann hoffen, mit den dort entwickelten Methoden ein geeignetes<br />

Mittel für ihren eignen Aufbau gef<strong>und</strong>en zu haben.<br />

1.1. Die Lebenswelt<br />

Edm<strong>und</strong> Husserl hat diese im täglichen Leben schon immer verstandene Umwelt als Lebenswelt<br />

2 bezeichnet <strong>und</strong> mit dieser glücklich gewählten Bezeichnung einen Begriff geschaffen,<br />

der es erlaubt, die in ihrer Unauffälligkeit schwer faßbare Gegebenheit schärfer zu fassen.<br />

* Verkürzte Einleitung; es wird vorausgesetzt, daß die Lebenswelt an andrer Stelle ausführlicher dargestellt<br />

wird.<br />

1 Die Begründung habe ich in einem Aufsatz: Über die Unmöglichkeit eines archimedischen Punkts in der Erkenntnis,<br />

Festschrift für Albert Wellek, Archiv für die gesamte Psychologie, 1964, gegeben <strong>und</strong> in: Philosophie<br />

der Erkenntnis, 1. Band, Das Vorverständnis <strong>und</strong> die Erfahrung des Neuen, Stuttgart 1970, wieder aufgenommen.<br />

2 Edm<strong>und</strong> Husserl. Die Krisis der europäischen Wissenschaften <strong>und</strong> die transzendentale Phänomenologie. Eine<br />

Einleitung in die phänomenologische Philosophie, hrsg. von Walter Biemel, Den Haag 1954, S. 13 ff.

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