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Computersimulation - Institut für Physikalische Chemie

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TU Clausthal<br />

<strong>Institut</strong> für <strong>Physikalische</strong> <strong>Chemie</strong><br />

Praktikum Teil A und B 17. COMPUTERSIMULATION Stand 28/05/2013<br />

Irrflüge auf dem Computer<br />

1. Versuchsplatz<br />

- Rechner mit Software<br />

- RDW (Computerexperiment)<br />

- Excel (Auswertung)<br />

1.1. Inhalt des Versuchs<br />

- Ablauf eines Computerexperiments<br />

- Zufallszahlen, Gauß-Verteilung<br />

- Statistische Auswertung:<br />

Histogramme, Mittelwerte,<br />

Standardabweichung, mittlerer Fehler des Mittelwerts<br />

- Simulation des Diffusionspfades eines Teilchens<br />

2. Allgemeines zum Versuch<br />

Was ist ein Computer-Experiment und wofür ist es gut? Im Computer-Experiment untersucht<br />

man das Verhalten eines "Modellsystems". Ein solches Modellsystem bildet reale Systeme<br />

idealisiert mittels eines Algorithmus ab. Dabei stellt es beispielsweise die Positionen und<br />

Geschwindigkeiten von Molekülen, Bindungswinkel einer Polymerkette oder Dipolmomente<br />

einer Vielzahl von kleinen magnetischen Zentren dar. In der Realität wie im Modell ändern<br />

sich die betrachteten Größen mit der Zeit, dafür sind unterschiedliche Einflussgrößen<br />

verantwortlich, wie z.B. gegenseitige Wechselwirkungen von Teilchen (so würden sich viele<br />

kleine magnetische Dipole gegenseitig ausrichten und beispielsweise einen Ferromagneten<br />

bilden). In der Realität bewegen sich mikroskopische Objekte durch thermische Anregung<br />

und folgen damit einem zufälligen Bewegungsmuster. Diese zufällige Bewegung ist die<br />

Triebkraft der Diffusion. Um diese zufällige Bewegung durch eine Computeralgorithmus<br />

möglichst realitätsnah darzustellen, wird auf Zufallszahlen-Generatoren (s. Anhang 1)<br />

zurückgegriffen.<br />

Bei der Modellbetrachtung ist es wichtig, dass ein betrachtetes Experiment so häufig<br />

durchgeführt wird, bis die Mittelwertbildung sinnvoll ist (z.B. einer kinetischen Energie, einer<br />

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Polymerknäulgröße, oder einer Magnetisierung). Dies ist der Fall, wenn man bei der<br />

Wiederholung eines Computerexperimentes, bei dem Zufallszahlen genutzt werden, zwar<br />

unterschiedliche Einzelwerte erhält, aber diese zu identischen Mittelwerten führen.<br />

(Beispielsweise würde beim würfeln mit einem 6-seitigen Würfel nach nur 10 Würfen der<br />

Mittelwert stark variieren, bei einer genügend großen Anzahl Würfen wird der Mittelwert<br />

immer 3.5 ergeben.) Diese Zahlenwerte sind nicht durch systematische Fehler verfälscht, wie<br />

es beim realen Experiment der Fall wäre. Die Fehlerquellen für Simulationen sind unter<br />

anderem abhängig vom genutzten Algorithmus und den Zufallszahlengeneratoren, daher sind<br />

sie im Allgemeinen gut bekannt und kontrollierbar. Der statistische Fehler tritt sowohl bei der<br />

praktischen Durchführung als auch bei der Simulation auf. Durch eine Erhöhung der Anzahl<br />

der Messwerte kann der statistische Fehler verringert werden. Für das betrachtete Computer-<br />

Experiment heißt das, dass mit Erhöhung der Rechenzeit der statistische Fehler beliebig klein<br />

gerechnet werden kann.<br />

Die in diesem Versuch durchgeführte <strong>Computersimulation</strong>, die einer klassischen Anwendung<br />

eines Computerexperiments entspricht, ist die Simulation eines Irrfluges (engl. "random<br />

walk" RW). Der Irrflug entspricht im vorliegenden Fall dem Diffusionspfad eines Teilchens.<br />

Dabei wird betrachtet, wie sich das Teilchen entlang eines Gitternetzes bewegt. Jeder<br />

betrachtete Schritt kann in eine zufällige Richtung auf dem Gitter erfolgen. Dabei werden<br />

vorgegebene Schrittzahlen und Schrittlängen betrachtet. Die Schrittlänge orientiert sich<br />

immer an der Gittergröße. Nach einer vorgegeben Anzahl an Schritten ist der Endpunkt des<br />

Irrflugs erreicht. Der Abstand zwischen Start- und Endpunkt wird als Verschiebung<br />

bezeichnet. Betrachtet man eine beliebige Anzahl von Irrflügen, fasst man deren einzelne<br />

Verschiebungen im "mittleren Verschiebungsquadrat" ‹R e ²› zusammen. Dabei muss das<br />

Quadrat dieser Größe betrachtet werden, weil die Bewegung in alle Raumrichtungen gleich<br />

wahrscheinlich ist und sich daraus, ohne quadrieren, ein Mittelwert von Null ergeben würde.<br />

Der Zusammenhang zwischen der mittleren freien Weglänge λ (auch als Schrittweite<br />

bezeichnet) und dem mittleren Verschiebungsquadrat wird durch die<br />

Einstein-Smoluchowski-Gleichung beschrieben:<br />

〈R e<br />

2 〉 = 〈r(t) − r(t = 0)<br />

2 〉 = N ∙ λ 2 = t ∙ λ2<br />

τ<br />

(1)<br />

Mit r(t) der Position zum Zeitpunkt t, r(t=0) der Startposition, N der Anzahl der Schritte, λ<br />

der Schrittweite und τ der Zeit pro Schritt.<br />

Für die Betrachtung sehr langer, einfacher (diffusiver) Irrflüge kann man die mikroskopischen<br />

Eigenschaften (die genaue Schrittfolge) ignorieren und betrachtet ausschließlich die<br />

statistischen Eigenschaften. So kann man zu jedem Irrflug weitere Irrflüge finden, die bei<br />

längerer Schrittweite und geringerer Schrittzahl bzw. kürzerer Schrittweite und höherer<br />

Schrittzahl die gleichen statistischen Eigenschaften aufweisen, sprich ein ebenso großes<br />

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mittleres Verschiebungsquadrat ergeben. Diese Eigenschaft des Diffusionsprozesses<br />

bezeichnet man als "Skaleninvarianz". Solange die Skaleninvarianz gilt, folgt das mittlere<br />

Verschiebungsquadrat einem Gesetz der Form:<br />

〈R e<br />

2 〉 = N 2ν ∙ λ 2 (2)<br />

Weiterhin bezeichnet N die Anzahl der Schritte und λ die Schrittweite. Aus der<br />

Dimensionsbetrachtung wird klar, dass die Wurzel des mittleren Verschiebungsquadrats<br />

proportional zur Schrittweite λ sein muss. Da es sich bei beiden Größen um Strecken (in<br />

Metern) handelt, wäre ein anderer Zusammenhang physikalisch nicht sinnvoll. Die<br />

Abhängigkeit von der Schrittanzahl N ist jedoch wesentlich komplizierter. Der<br />

Zusammenhang zwischen dem mittleren Verschiebungsquadrat und der Schrittzahl wird<br />

durch den Skalenexponenten ν ("Ny") definiert. Dieser nimmt für einen klassischen<br />

Diffusionsprozess einen Wert von 1/2 an. Setzt man dies in die allgemein gültige Form<br />

(Gleichung (2)) ein, erhält man für den Spezialfall der klassischen Diffusion die Einstein-<br />

Smoluchowski-Gleichung.<br />

Das eigentliche "Experiment" besteht im Erzeugen von Irrflügen, die einen Diffusionsprozess<br />

simulieren. Dafür folgen wir dem Rosenbluth-Algorithmus 2 . Es wird eine Ortskoordinate als<br />

Startpunkt definiert, für einen Diffusionsprozess in 3 Dimensionen z.B. (0, 0, 0). Durch den<br />

Zufallsgenerator werden Zufallszahlen im Bereich von 1-6 erzeugt. Jeder dieser Zufallszahlen<br />

wird ein positiver oder negativer Wert in eine der drei Raumrichtungen zugewiesen (z.B. 1:<br />

r x → r x + 1; 2: r x → r x - 1; 3: r y → r y + 1 usw.) in die der Irrflug im folgenden Schritt<br />

fortgeführt wird. Für den gesamten Irrflug wird dieser Prozess N Mal durchgeführt. Für den<br />

einzelnen Irrflug wird nach Abschluss die Verschiebung nach R e = (r x 2 + r y 2 + r z 2 ) 1/2 bestimmt.<br />

2 M.N. Rosenbluth and A.W. Rosenbluth, J. Chem. Phys. 23, 356 (1955). Besuchen Sie auch diese Site:<br />

http://polymer.bu.edu/java/java/saw/sawapplet.html. Der Rosenbluth-Algorithmus ist ein Leitfossil aus der<br />

Frühgeschichte der <strong>Computersimulation</strong>. Schon in den 40er Jahren hat der Japaner Teramoto diese Simulation<br />

für N≤9 von Hand ausgeführt. Könnten Sie die Simulation für N≤2 von Hand ausführen? (N=1: 〈R 2 e 〉=1, N=2:<br />

〈R 2 e 〉=8/3)<br />

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Als Ergebnis der Simulation erhalten wir<br />

einen Diffusionspfad, dieser kann z.B. so<br />

aussehen wie in Abb. 1 rot dargestellt. Die<br />

Enden des Diffusionspfades sind durch eine<br />

gestrichelte, blaue Linie verbunden, die der<br />

Verschiebung entspricht. Für das in Abb. 1<br />

gegebene Beispiel ist für Schritte mit<br />

Richtungswechsel ein Winkel von 90°, 180°<br />

oder 270° (kubisches Gitter) möglich. Würde Abb. 1 - „random walk“ auf einem Gitter. Die<br />

dem Irrflug statt dessen ein hexagonales gestrichelte Linie verbindet die Pfadenden.<br />

Gitter zu Grunde liegen, mit Winkeln von<br />

60°, 120°, 180°, 240° oder 300°, würden sich bei gleicher Schrittzahl und Schrittweite andere<br />

Verschiebungen ergeben. Dies wäre sowohl im zwei-, Abb. 1: wie „random im dreidimensionalen walk“ auf einem Raum Gitter. gültig. Die<br />

Betrachtet man aber den Grenzfall eines unendlich gestrichelte langen Linie verbindet Irrfluges die (N Pfadenden. → ∞), ist die<br />

Geometrie des Gitters nicht mehr ausschlaggebend. Diese Tatsache folgt aus dem zentralen<br />

Grenzwertsatz der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Dieser besagt, dass die Verteilungsfunktion,<br />

die sich durch das Aufsummieren von unabhängigen und gleichverteilten Zufallszahlen x 1 , x 2 ,<br />

x 3 , ... , x N ergibt, mit einer wachsenden Anzahl von diesen Zufallszahlen (einer wachsenden<br />

Anzahl von N) gegen eine Normalverteilung oder Gauß-Verteilung strebt. So streben auch<br />

Binomial- und Poisson-Verteilungen bei ausreichend großem N gegen eine Normalverteilung.<br />

Dieser Grenzwertsatz erklärt auch warum so viele empirische Verteilungen, mit vielen<br />

unabhängigen Einflussgrößen, einer Normalverteilung ähneln. Siehe dazu auch Abschnitt 1.3<br />

der Versuchsdurchführung. Um statistische Aussagen über Irrflüge treffen zu können, wird<br />

eine Vielzahl von Irrflügen betrachtet. Aus einer großen Anzahl von Flügen gleicher<br />

Schrittzahl und Schrittweite kann ein Mittelwert des Verschiebungsquadrates bestimmt<br />

werden.<br />

Nun folgt noch eine kurze Betrachtung des Fit-Vorganges. Für den Zusammenhang zwischen<br />

dem mittleren Verschiebungsquadrat ‹R e ²› und der Anzahl der Schritte pro Irrflug N nehmen<br />

wir Gleichung 2 an. In diesem Zusammenhang werden 2 Parameter angepasst, λ und ν, wobei<br />

wir uns vorwiegend für den Skalenexponenten ν interessieren. Um diese Parameter zu<br />

bestimmen, soll eine Funktion wie in Gleichung 2 an die aus der Simulation erhaltenen Daten<br />

angepasst werden. Für die menschliche Wahrnehmung ist es einfacher, zu beurteilen ob eine<br />

Gerade die gegebenen Datenpunkte gut oder schlecht beschreibt oder nicht, als es z.B. bei<br />

einer Exponentialfunktion der Fall wäre. Deshalb bringen wir auch im vorliegenden<br />

Experiment die betrachtete Funktion in die Form einer Geradengleichung, indem wir sie<br />

logarithmieren. Das ergibt folgenden Ausdruck:<br />

ln 〈R 〉 = ln(λ) + ν ∙ ln(N) (3)<br />

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Der Skalenexponent ν entspricht nun der Geradensteigung<br />

in einer doppeltlogarithmischen Auftragung von ‹R e ²›<br />

gegen N. Aus dem Achsenabschnitt ist die Schrittweite<br />

ermittelbar. Um nun unsere Daten dieser Form möglichst<br />

gut anpassen zu können, wird durch die genutzte Software<br />

die Summe der Fehlerquadrate (Σ(y-y fit )²) minimiert. Die<br />

Summe der Fehlerquadrate wird auch als χ² ("Chi²")<br />

bezeichnet. Um das Minimum von χ² zu finden, werden die<br />

Parameter λ und ν systematisch variiert.<br />

Neben einem diffusiven Prozess kann auch die Gestalt<br />

eines Polymerknäuls als Resultat eines Irrflugs beschrieben<br />

werden.<br />

Während bei der Betrachtung der Diffusion das Abb. 2 - Pfade mit Selbstüberschneidung<br />

(oben) und ohne<br />

diffundierende Teilchen auf seinem Pfad auch an einen<br />

Selbstüberschneidung(unten) in<br />

Platz zurückkehren kann, an dem es bereits war, kann ein zwei Dimensionen<br />

Segment der Polymerkette nicht dort sein, wo bereits ein<br />

anderes ist. Deswegen muss man bei der Simulation eines<br />

Polymerknäuls in der Regel einen Irrflug mit Selbstvermeidung simulieren. Bei der Diffusion<br />

wird ein Irrflug ohne Selbstvermeidung betrachtet. Die Unterschiede zwischen einem Irrflug<br />

mit und ohne Selbstvermeidung sind in Abb. 2 schematisch dargestellt. Das mittlere<br />

Verschiebungsquadrat des Diffusionsprozesses entspricht dem quadratisch gemittelten<br />

End-zu-End-Abstand in der Betrachtung der Polymerknäule.<br />

3. Orientieren Sie sich über<br />

- Transportphänomene<br />

- Grundlagen der Diffusion, Ficksches Gesetz<br />

- statistische Betrachtung der Diffusion<br />

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4. Versuchsdurchführung<br />

Hinweis: Die Aufgabennummer entspricht dem zugehörigen Button im Programm.<br />

4.1. Selbstüberschneidende Irrflüge in einer Dimension<br />

1.0 Erzeugung von Irrflügen<br />

Zunächst beschränken wir uns auf eine<br />

Dimension. Wir erzeugen Zufallszahlen,<br />

wobei wir nur die beiden Werte 1 und –1<br />

(„rechts“ und „links“) zulassen. Wir<br />

bilden jeweils die Summe aus 1000<br />

solcher Zufallszahlen („1000 Schritte“).<br />

Jede dieser Summen entspricht der<br />

Verschiebung nach einem „Irrflug“.<br />

Dieser Teil dient nur der Illustration, es<br />

ist keine Auswertung erforderlich.<br />

Abb. 3 - Dialogfenster 1.0 1D Random Walk<br />

1.1 Gauß-Verteilungen, Abhängigkeit des mittleren<br />

Verschiebungsquadrates von der Anzahl der Schritte<br />

Erzeugen Sie zunächst 40, dann 400, und schließlich<br />

4000 solcher Flüge 3 (Anzahl der Schritte = 1000) und<br />

stellen Sie die erhaltenen Summen jeweils in einem<br />

Histogramm dar. Überzeugen Sie sich, dass die<br />

erhaltenen Verteilungen für große Anzahlen der<br />

Irrflüge einer Gauß-Verteilung immer ähnlicher<br />

werden (zur Gauß-Verteilung s. Anhang 3). Erzeugen<br />

Sie je 1000 Flüge zu 5 verschiedenen Schrittanzahlen<br />

zwischen 10 und 100 000 Einheiten. Überzeugen Sie<br />

sich, dass die Verschiebungsquadrate proportional zur<br />

Anzahl der Schritte sind.<br />

Abb. 4 - Dialogfenster 1.1 Gaussian Distribution<br />

3 Die maximale Zahl von 4000 ergibt sich, weil Ihr PC maximale 4000 Datenpunkte auf das Clipboard<br />

(„Copy/Paste“) nehmen kann. Über das Clipboard können Sie die Daten einfach in Excel kopieren.<br />

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Hinweis: Übertragen Sie die Werte aus dem Programm mit „Kopieren“ und „Einfügen“ aus<br />

dem Programm in eine Spalte einer Excel-Tabelle. Zur Erstellung des Histogramms folgen<br />

Sie der on-line Hilfe von Excel. Sie müssen in Excel in einer (von Hand erzeugten) Spalte<br />

angeben, welche Daten jeweils zu einer Klasse zusammengefasst werden sollen (z.B. ]-105; -<br />

95], ]-95;-85], …., ]95; 105]). Zur Überprüfung, ob die Verschiebungsquadrate mit der<br />

Anzahl der Schritte skalieren, bilden Sie zunächst für jede Spalte der Quadrate (eine Spalte<br />

pro Schrittanzahl) den Mittelwert, und teilen Sie dann diesen Mittelwert durch die Anzahl der<br />

Schritte. Erhalten sie immer denselben Wert?<br />

1.2 Mittlerer Fehler des Mittelwerts<br />

Erzeugen Sie 100 × 100 Irrflüge mit einer<br />

Schrittanzahl von 1000 und stellen Sie<br />

die Mittelwerte der Summen aus jeweils<br />

100 Irrflügen (von diesen gibt es 100) als<br />

Histogramm dar. Erzeugen Sie danach<br />

100 × 500 Irrflüge und 100 × 1000<br />

Irrflüge mit der gleichen Schrittanzahl<br />

(Anzahl der Irrflüge / Ensemble = 500<br />

bzw. 1000). Stellen Sie wieder die je 100<br />

Mittelwerte als Histogramm dar.<br />

Überzeugen Sie sich, dass der mittlere<br />

Fehler des Mittelwertes (die Breite der<br />

drei so erhaltenen Verteilungen) mit<br />

N f −1/2 skaliert. (N f = 100, 500, 1000 …<br />

Anzahl der Irrflüge pro Ensemble).<br />

Abb. 5 - Dialogfenster 1.2 Mean Error of the Mean<br />

Hinweis: Die „Breite der Verteilungen“ erhalten Sie, indem Sie die Standard-Abweichung<br />

der betreffenden Spalte berechnen. Folgen Sie der Excel on-line Hilfe.<br />

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1.3 Variable Schrittweiten<br />

Lassen Sie als Schrittweite nicht nur +1 und –1, sondern beliebige (ganzzahlige)<br />

Zufallszahlen zu. Erzeugen Sie 1000 Flüge mit der Schrittanzahl 1000 und bilden sie das<br />

Histogramm wie in Abschnitt 1.1. Überzeugen Sie sich, dass auch für variable Schrittweiten<br />

die Summen Gauß-verteilt sind.<br />

Dies ist der Inhalt des zentralen<br />

Grenzwertsatzes. Weil dieser gilt,<br />

dürfen wir uns bei unserer<br />

Betrachtung auf Irrflüge<br />

beschränken, die auf einem Gitter<br />

liegen (Schrittweiten ±1). Solange<br />

die <strong>Computersimulation</strong> eine<br />

Gauß-Verteilung erzeugt, ist der<br />

Diffusionspfad aus statistischer<br />

Sicht ein Irrflug. Feste Schrittweiten<br />

in nur 4 Raumrichtungen sind<br />

natürlich einfacher zu handhaben.<br />

Wie Sie gerade eben gezeigt haben,<br />

ist diese Vorgehensweise statistisch<br />

einem Irrflug mit beliebigen<br />

Schrittweiten und Winkeln<br />

äquivalent. (Diese Äquivalenz setzt<br />

große Schrittanzahlen (N→∞)<br />

voraus. Andernfalls spielt das Gitter<br />

schon eine Rolle).<br />

Abb. 6 - Dialogfenster 1.3 Variable step width<br />

Der zentrale Grenzwertsatz ist von allgemeinerer Bedeutung für unser Praktikum. Jedes<br />

Instrument hat Fehlerquellen, die die Messung verfälschen. Die einzelnen Fehler sind nicht<br />

Gauß-verteilt (ebenso wenig wie die Schrittweiten unserer Irrflüge). Wenn sich jedoch viele<br />

Fehler „unkorreliert“ aufaddieren, resultieren Gauß-Verteilungen der Mess-Werte (oder auch<br />

der mittleren Verschiebungsquadrate).<br />

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4.2. Irrflüge in 2 Dimensionen<br />

2.1 Irrflüge in 2D (Illustration)<br />

Wir begeben uns nun in die Ebene (lassen eine zweite Dimension zu). Wählen Sie drei<br />

Schrittanzahlen (< 300) aus und erzeugen Sie Irrflüge.<br />

Dieser Teil der Versuchs dient nur der Illustration, es ist keine Auswertung erforderlich.<br />

Abb. 7 - Dialogfenster 2.1 Illustration<br />

2.2 Wir kommen jetzt zum Fit der Simulationsdaten an die Einstein-Smoluchowski-<br />

Beziehung (Gleichung 1). Das Programm erzeugt hierbei nun kontinuierlich Irrflüge, wobei<br />

die Anzahl der Schritte und die Verschiebung R e in eine Tabelle eingetragen werden.<br />

Ausserdem führt das Programm einen Fit gemäß Gleichung 3 durch und zeigt das Ergebnis<br />

an.<br />

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2.2.1 Falls Sie von Ihren Vorgängern noch Daten auf dem Bildschirm haben, klicken Sie<br />

bitte „Reset“. Wählen Sie zunächst in 3 Dimensionen als „Number of averages“ 1000 und<br />

„Max Number of Steps“ 1 000 000. (Hinweis: Sie müssen nach der Eingabe der Parameter<br />

diese mit ENTER bestätigen, damit sie aktiv werden). Damit werden kontinuierlich Irrflüge<br />

mit bis zu 1 000 000 Schritten erzeugt und die Verschiebungsquadrate von jeweils 1000<br />

Irrflügen gleicher Schrittanzahl gemittelt, um somit das mittlere Verschiebungsquadrat R e zu<br />

erhalten. Fitten Sie über den ganzen Bereich („Min number of steps for fit“= 1 und „Max<br />

number of steps for fit“ = 1 000 000). Sie sollten eine Linie sehen. Nach einigen Minuten<br />

sollten die Schrittlänge („Stat. Step Length“) und der Exponent nahe bei 1 bzw. 0.5 sein.<br />

Abb. 8 - Dialogfenster 2.2.1 Fit to Einstein-Smoluchowski<br />

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Wiederholen Sie bitte den Fit in Excel. Kopieren Sie dazu den Inhalt des Files „RDW.dat“ in<br />

eine Exceltabelle. Bilden Sie die Logarithmen von den Anzahlen der Schritte und den<br />

mittleren Verschiebungen. Stellen Sie diese Werte dar und fügen Sie eine Trendlinie hinzu.<br />

2.2.2 An dieser Stelle möchten wir Sie auf ein eher technisches Detail aufmerksam machen.<br />

Wählen Sie dazu „Number of averages“ als 1 und lassen Sie die Simulation ansonsten mit den<br />

selben Parametern wie in Aufgabe 2.2.1 eine Weile laufen. Sie werden eine Schrittweite < 1<br />

und einen Exponenten < 0.5 finden. Es ist also wesentlich, dass die Mittelwerte gebildet<br />

werden. Anderenfalls finden Sie nicht die richtigen Werte. Auf den Grund gehen wir hier<br />

nicht ein.<br />

2.2.3 Bitte belassen Sie jetzt die Mittelung bei 1 und erzeugen Sie nur Pfade mit einer<br />

maximalen Länge von 20 Schritten. Vergleichen Sie das Fitergebnis des Programms RDW<br />

mit dem Ergebnis, das Sie in Excel erhalten. Sie werden verschiedene Resultate finden. Das<br />

soll Sie lehren, keiner Software zu vertrauen.<br />

Den Grund möchte man als richtig gehend tückisch bezeichnen. Bei kleinen Pfadlängen endet<br />

der Pfad manchmal am Ursprung. Die Verschiebung ist dann 0. Den Logarithmus von 0 darf<br />

man aber nicht bilden. Der Weg der Tugend wäre in dieser Situation, nicht den Logarithmus<br />

zu bilden, sondern direkt die Funktion λ ⋅ N ν an die Verschiebung anzufitten. Dies ist möglich<br />

und behebt das Problem. Nachdem dies eine etwas kompliziertere Funktion ist, kommen wir<br />

aber bei Excel nicht mehr einfach mit der Trendlinie aus. Ganz allgemein kann man sagen,<br />

dass „Liniearisierungen“ auf den Rohdaten (wie das Logarithmieren in diesem Fall)<br />

gefährlich sind. Darauf wird im Anhang zum Skript Adsorption eingegangen.<br />

Nun, es treten also Nullen auf, die man nicht logarithmieren kann. Das Programm RDW<br />

verwirft nun diese Werte. Das ist nicht wirklich korrekt. Damit verfälscht es die Statistik. (Sie<br />

kennen die Prozedur aus der so genannten Arbeitslosenstatistik). Was Excel macht, ist aber<br />

noch besser: Anstatt die Pfade zu verwerfen, weist es dem Logarithmus der Verschiebung den<br />

Wert 0 zu. Sie bekommen zwar in der Tabelle noch eine Warnung („#ZAHL!“) aber im Plot<br />

wird der Wert 0 verwendet. Damit wird das ursprüngliche Verschiebungsquadrat zu 1<br />

(log (1) = 0). Excel verändert also die Werte! Und der Fit auf den veränderten Werten führt<br />

dann auch zu einem veränderten Fitergebnis.<br />

Bitte merken Sie sich also erstens, dass der Teufel im Detail steckt und zweitens, dass das<br />

mittlere Verschiebungsquadrat von Zufallspfaden – ungeachtet aller Teufel im Detail – mit<br />

der Wurzel der Schrittzahl skaliert.<br />

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5. Anhang<br />

5.1. Anhang 1: Zufallsgeneratoren<br />

Ein Computer kennt keinen echten Zufall. Er verhält sich deterministisch. Trotzdem kann<br />

der Computer Zahlenketten erzeugen, die „so gut wie zufällig“ sind, in dem Sinne, dass auch<br />

eine detaillierte statistische Analyse den Unterschied zwischen dieser Zufallskette und einer<br />

echten Kette von Zufallszahlen nicht (oder nur unter extremem Aufwand) unterscheiden kann.<br />

Die Details der Zufallszahlengeneratoren sind oft sogar geheim, da sie im Zusammenhang mit<br />

der Kryptographie eine Rolle spielen (ebenso wie die „detaillierte statistische Analyse“ im<br />

Zusammenhang mit der Entschlüsselung). Ein Weg, um „Pseudo-Zufallszahlen“ zu erzeugen,<br />

beruht auf dem folgenden Verfahren: Man nehme eine hohe Primzahl und schneide die letzten<br />

10 Ziffern ab. Die so erzeugte Zahl multipliziere man mit dieser Primzahl und schneide erneut<br />

die letzten 10 Ziffern ab. Diese Prozedur wird iteriert. Die so erhaltene Ziffernfolge sieht aus<br />

als wäre sie zufällig erzeugt worden.<br />

Grundsätzlich ist dies ein zyklischer Algorithmus. Irgendwann wird der Lauf des Programms<br />

10 Ziffern erzeugen, die schon einmal vorher erzeugt wurden. Ab dann wiederholen sich die<br />

Zahlen und es wird offensichtlich, dass es sich nicht um echte Zufallszahlen handelt. Gute<br />

Zufallszahlengeneratoren lösen dieses Problem auf die eine oder andere Weise.<br />

5.2. Anhang 2: Zufallsgrößen und Verteilungen<br />

Zur Analyse der erhaltenen Daten wird die Verteilung dieser Ergebnisse betrachtet. Um eine<br />

Verteilung bzw. eine Verteilungsfunktion zu bestimmen, können die erhaltenen Daten in<br />

einem Histogramm aufgetragen werden, in dem die Häufigkeit der Messgröße über der<br />

Messgröße selbst aufgetragen wird. Die x-Achse, Auftragung der Messgröße, wird dabei in<br />

diskrete Intervalle unterteilt. An das erhaltene Histogramm kann nun eine kontinuierliche<br />

Funktion angepasst werden, welche die erhaltene Verteilung möglichst gut beschreibt. Diese<br />

Verteilung stellt das Ergebnis des Experimentes dar. Je nach durchgeführtem Experiment<br />

können sich unterschiedlichste Verteilungsfunktionen ergeben. Für den Fall, dass eine<br />

Summierung sehr vieler Werte x 1 , x 2 , ... , x N (N → ∞) betrachtet wird, die durch unabhängige,<br />

gleichverteilte Zufallsvariablen beeinflusst werden und die Intervalle der x-Achse sinnvoll<br />

gewählt sind, ergibt sich eine Verteilungsfunktion der Form:<br />

f(x) = N ∙<br />

<br />

∙ )<br />

∙√ e( ∙ <br />

(10)<br />

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Diese Verteilung wird als Gauß-Verteilung (bzw. Normalverteilung) bezeichnet, mit N der<br />

Gesamtzahl der Werte, x dem betrachteten Messwert, x 0 dem Mittelwert und σ der<br />

Standardabweichung. Sie ist eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion und gilt für die meisten<br />

üblichen Analyseverfahren. So würde z.B. auch dann eine Gauß-Verteilung entstehen, wenn<br />

1000 Versuchspersonen je 1000 mal würfeln und jeweils die Summe ihrer Würfe aufgetragen<br />

würden.<br />

Die Standardabweichung einer<br />

Stichprobe ist definiert als:<br />

σ<br />

σ = ∑ <br />

(x − x ) <br />

N − 1<br />

(11)<br />

Sie gibt an, wie stark die Messwerte<br />

um den Mittelwert streuen. So<br />

sollten etwa 2/3 aller Messwerte im<br />

Bereich x 0 ± σ bzw. etwa 95,5 % Abb. 9 - Schematische Darstellung einer Gauß-Funktion<br />

aller Messwerte im Bereich x 0 ± 2σ<br />

liegen. Neben der Standardabweichung für eine Stichprobe gibt es außerdem die<br />

Standardabweichung der Gesamtheit, in der der Mittelwert durch einen bekannten<br />

Erwartungswert ersetzt wird. Auf deren Details soll hier aber nicht näher eingegangen<br />

werden, da in der Datenanalyse, wie sie in der <strong>Chemie</strong> betrachtet wird, der Erwartungswert<br />

nur selten bekannt ist.<br />

5.3. Anhang 3: Skaleninvarianz und Skalenexponent<br />

Vorbemerkung: Die folgenden mathematischen Betrachtungen sprengen den Rahmen eines<br />

Grundpraktikums. Betrachten Sie diesen Abschnitt bitte als einen Ausblick auf das<br />

Hauptstudium.<br />

Ohne Beweis sei zunächst behauptet, dass man so tun darf, als sei die Schrittweite variabel,<br />

wie bei der Diffusion auch. Es gilt dann für den normalen Diffusionsprozess<br />

e<br />

1<br />

2 2<br />

RN =⋅〈〉 λ (4)<br />

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Wir fassen nun in Gedanken je 4 Schritte zu<br />

einem neuen Schritt zusammen und erhalten so<br />

einen neuen Irrflug. Aus statistischer Sicht ist der<br />

neue Flug dem alten im Grunde recht ähnlich.<br />

Allerdings haben sich die Anzahl der Schritte und<br />

die mittlere Schrittweite geändert. Wir betrachten<br />

den neuen Flug als statistisch äquivalent zum<br />

alten Flug, wenn ebenfalls die Relation<br />

!<br />

1<br />

2 2<br />

RRN==〈〉 ''' λ (5)<br />

ee<br />

gilt. Gestrichene Größen bezeichnen dabei den<br />

neuen Flug.<br />

Aus Gleichung 5 können wir die neue mittlere<br />

Schrittweite ablesen:<br />

Abb. 10 - Reskalierter Pfad: Statistisch gesehen, ist<br />

der Zusammenhang zwischen Verschiebung und<br />

Segment-Anzahl für den gepunkteten Pfad derselbe wir<br />

für den Pfad mit durchgezogener Linie.<br />

Wenn man an vielen verschiedenen Pfaden je 4<br />

Schritte zu einem neuen Schritt zusammenfasst, gilt<br />

für die Mittelwerte die Relation (6)<br />

22222<br />

N<br />

NRRN 〈〉===〈〉=〈〉 λλλ<br />

ee<br />

''''<br />

4<br />

(6)<br />

und also<br />

'22<br />

〈〉=〈〉 λλ<br />

4<br />

oder<br />

22<br />

λλ '4 =<br />

Allgemein schreibt man eine solche „Skalentransformation“ in der Form:<br />

NN<br />

N<br />

n<br />

'<br />

→= (7)<br />

λλλν →== n<br />

(8)<br />

2<br />

In dem obigen Beispiel war n = 4, aber man hätte auch 5 oder jede andere Anzahl n von alten<br />

Schritten zu einem neuen Schritt zusammenfassen können.<br />

' ν<br />

1<br />

Der Exponent ν in Glg. 8 ist der „Skalenexponent“. N und λ müssen gleichzeitig<br />

transformiert werden, damit der neue Pfad dieselbe Verschiebung hat. Wir haben den<br />

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Skalenexponenten so gewählt, dass die neue Verschiebung gleich dem alten ist. Diese<br />

Bedingung fixiert ν . Für den normalen Irrflug muss (wie in Glg. 6 gezeigt) der<br />

Skalenexponent 1/2 sein. Dieser Skalenexponent von 1/2 gilt jedoch nur für Irrflüge mit<br />

Selbstüberschneidung. Für selbstvermeidende Irrflüge hat man ebenfalls Skaleninvarianz,<br />

aber man findet andere Exponenten.<br />

Wann liegt Skaleninvarianz vor? Skaleninvarianz bedeutet, dass das Problem keine<br />

natürliche innere Längenskala hat. Eine solche natürliche Längenskala könnte z.B. der<br />

Durchmesser eine Pore sein, indem sich eine Polymerkette befindet. Oder die Reichweite<br />

einer abstoßenden Wechselwirkung zwischen Kettensegmenten. Wenn es eine solche<br />

Längenskala nicht gibt, hat man Skaleninvarianz. Die Skaleninvarianz ist eine Symmetrie<br />

wie die Isotropie auch. Invariant bleiben aber nur die statistischen Eigenschaften des Objekts,<br />

nicht seine mikroskopische Gestalt.<br />

Skaleninvarianz hat stets Potenzgesetze zur Folge:<br />

ν<br />

R e<br />

= λ N<br />

(9)<br />

Betrachten wir zwei Gegenbeispiele. Angenommen die Verschiebung gehorche der Relation<br />

R e ~ exp(N/N 0 ). Dann ist die Größe (N 0 λ) eine charakteristische Länge, die es mikroskopisch<br />

zu interpretieren gilt. Oder es gelte die Relation R e ~ aN + bN 2 mit zwei Koeffizienten a und<br />

b. Das kann aber auch als R e ~ aN (1 + N/N 0 ) schreiben mit λ N 0 = λ b/a erneut einer<br />

charakteristischen Länge. Nur Potenzgesetze enthalten kein solches N 0 .<br />

Wir fassen zusammen: Wenn das Problem keine natürliche innere Längenskala hat, kann man<br />

durch Skalentransformation Pfade erzeugen, die dem alten Pfad statistisch äquivalent sind.<br />

Skaleninvarianz hat stets Potenzgesetze zur Folge. Die Skalenexponenten sind universell, sie<br />

hängen nur von der Raumdimension, nicht aber von den Materialeigenschaften ab.<br />

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