Predigt-Erzbischof am 06. November 2011, St. Antonius Kirche
Predigt-Erzbischof am 06. November 2011, St. Antonius Kirche
Predigt-Erzbischof am 06. November 2011, St. Antonius Kirche
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Unter diesem Vorzeichen, liebe Schwestern, liebe Brüder, sind wir auch in dieser<br />
<strong>St</strong>unde zus<strong>am</strong>mengekommen: Wir wollen Gott loben und ihm danken. „Alles zu größeren<br />
Ehre Gottes“ – Doch das ist weit mehr als die kurze und knappe Zus<strong>am</strong>menfassung<br />
der Feier der Liturgie. Sollte das nicht geradezu das Gütesigel und Erkennungszeichen<br />
eines christlichen Lebens, Ihres und meines Redens und Handelns<br />
sein? Alles zur größeren Ehre Gottes: Mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele ein<br />
Leben an der Seite Gottes führen, wachs<strong>am</strong> sein für Gottes Spuren im Alltag und<br />
immer aufmerks<strong>am</strong>er werden für seine Gegenwart. O. A. M. D. G. – Das ist das<br />
Wichtigste unseres Glaubens in Kürze; das eine Art SMS, in der uns täglich neu das<br />
Vorzeichen gesendet wird, das uns der Glaube schenkt und unter dem unsere Leben<br />
und Zus<strong>am</strong>menleben steht.<br />
Das Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern im heutigen Evangelium erzählt, stellt uns<br />
Menschen vor Augen, die unter ganz unterschiedlichen Vorzeichen handeln: Da sind<br />
zehn Jungfrauen. Fünf sind klug und nehmen einen Vorrat an Öl mit auf den Weg,<br />
weil sie vorausdenken und vorausplanen. Sie sind sich dessen bewusst, dass das Öl<br />
ausgehen könnte. Sie wissen, dass eine beständig brennende L<strong>am</strong>pe entscheidend<br />
wichtig ist, wenn sie dem Bräutig<strong>am</strong> begegnen. Gute Vorbereitung ist gefordert. So<br />
sorgen sie vor und sind bereit. Die anderen fünf Jungfrauen sind töricht und denken<br />
nicht voraus. Sie nehmen zwar die L<strong>am</strong>pen, aber keinen Vorrat mit.<br />
Diese L<strong>am</strong>pen der zehn Jungfrauen können ein Symbol für das Herz sein, für unser<br />
Herz. Die fünf klugen Jungfrauen haben ein waches Herz, ein Herz, das brennt vor<br />
Freude, das von Liebe und Hoffnung entfl<strong>am</strong>mt ist, um auch lange dunkle und vielleicht<br />
bedrohliche Nächte durchstehen zu können. Die fünf törichten Jungfrauen haben<br />
ein leeres Herz. Sie sind ausgebrannt. Man ist fast geneigt, von einem „geistlichen<br />
burnout“ zu sprechen. Ihr Licht des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung ist<br />
erloschen.<br />
Liebe Schwestern, liebe Brüder, in diesem Gleichnis spiegelt sich die doch alles entscheidende<br />
Frage: Unter welchem Vorzeichen steht mein Leben und unser Zus<strong>am</strong>menleben?<br />
Rechne ich in meinem Alltag mit der Wirken Gottes? Sind wir in unserer<br />
Seelsorgeeinheit und Gemeinde wachs<strong>am</strong> für den Weg, den Gottes Geist uns führen<br />
will? Wo kommt Gott in meinem Terminkalender und bei unseren Besprechungen<br />
vor? In welchem Verhältnis steht er zu den Entscheidungen, die ich treffe, und zu<br />
den Begegnungen mit anderen Menschen? Brennt mein Herz für Jesus Christus?<br />
Oder wirken wir eher geistlich ausgebrannt, glaubensmüde und erschöpft?<br />
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