Jesus hat das Reich Gottes verkündet – gekommen ist die Kirche.
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Kreuzbergfest 2010, 1. Predigt am 12./13. Sept. „Neuer Wein in neuen<br />
Schläuchen“<br />
Hos 2,16b-17b.21-22; 2 Kor 3,1b <strong>–</strong> 6; Mk 2, 18 <strong>–</strong> 22<br />
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!<br />
„<strong>Jesus</strong> <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> <strong>verkündet</strong> <strong>–</strong> <strong>gekommen</strong> <strong>ist</strong> <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong>.“<br />
„<strong>Jesus</strong> <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> <strong>verkündet</strong> <strong>–</strong> <strong>gekommen</strong> <strong>ist</strong> <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong>.“<strong>–</strong><br />
Man muss <strong>die</strong>sen Satz <strong>–</strong> eigentlich <strong>ist</strong> es ein Seufzer des frz. kath.<br />
Bibelwissenschaftlers Alfred Loisy, man muss ihn zweimal lesen <strong>–</strong> um<br />
seine Sprengkraft zu erkennen. Da steckt nämlich Zündstoff drin. Das<br />
<strong>ist</strong> gefundenes Fressen für alle Kritiker der <strong>Kirche</strong>!<br />
„<strong>Jesus</strong> <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> <strong>verkündet</strong> <strong>–</strong> <strong>gekommen</strong> <strong>ist</strong> <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong>.“<br />
Zunächst einmal führt uns <strong>die</strong>ser Seufzer bis weit in <strong>die</strong> Geschichte<br />
Israels zurück. <strong>–</strong> Israel war ursprünglich gedacht als Volk ohne eigenen<br />
König, <strong>das</strong> sich direkt von Gott und seinen Weisungen regieren ließ.<br />
Die Forderung des Volkes nach einem irdischen König wird vom<br />
Propheten Samuel als Abfall von Gott gewertet.<br />
Aber <strong>die</strong> Sehnsucht der Menschen nach Institutionen, hierarchischen<br />
Ordnungen und starken Führern scheint schon damals stärker gewesen<br />
zu sein als <strong>die</strong> Bereitschaft, gemeinsam täglich neu nach <strong>Gottes</strong> Willen<br />
zu suchen. <strong>–</strong> (Das kann sehr anstrengend sein, wie jeder von uns weiß,<br />
der es selber schon mal ernsthaft versucht <strong>hat</strong>.)<br />
Machen wir jetzt einen Sprung vom Volk Israel des Alten Bundes in <strong>die</strong><br />
frühe Chr<strong>ist</strong>enheit: Die ersten Chr<strong>ist</strong>en lebten noch in der Erwartung,<br />
<strong>das</strong>s Jesu bald wiederkehren würde, um sein <strong>Reich</strong> auf der Erde<br />
endgültig zu errichten. Aber dann blieb <strong>das</strong> <strong>Gottes</strong>reich doch aus, <strong>die</strong><br />
Glaubensgemeinschaft der Chr<strong>ist</strong>en wuchs und machte Leitung und<br />
Aufsicht, Strukturen und Ordnungen - alles, was eine Amtskirche ausmacht<br />
- zwingend notwendig.<br />
Das Problem des Chr<strong>ist</strong>entums <strong>ist</strong> also sein Erfolg <strong>–</strong> und <strong>das</strong><br />
Ausbleiben der Wiederkunft Chr<strong>ist</strong>i. Das sei in aller Kürze gesagt,<br />
warum wir eine <strong>Kirche</strong> haben, und <strong>das</strong> gilt es zu beachten, um nicht<br />
leichtfertig stets unzufriedene Kritiker und ge<strong>ist</strong>ige Brandstifter zu<br />
werden, wenn wir gar zu gern den Seufzer von Loisy nachplappern.<br />
„<strong>Jesus</strong> <strong>hat</strong> <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> <strong>verkündet</strong>“ <strong>–</strong> Diese positive Feststellung<br />
trägt uns mitten hinein in <strong>das</strong> Evangelium, von dem <strong>die</strong> Chr<strong>ist</strong>enheit seit<br />
2000 Jahren lebt. Aber es muss gleich dazu gesagt werden: <strong>Jesus</strong> <strong>hat</strong>
<strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> nicht nur <strong>verkündet</strong>, sondern mit IHM <strong>ist</strong> es <strong>–</strong> seinen<br />
eigenen Worten nach <strong>–</strong> in unserer Welt schon angebrochen.<br />
Das alles <strong>ist</strong> so unscheinbar daher gesagt <strong>–</strong> aber <strong>das</strong> <strong>ist</strong> in Wirklichkeit<br />
„TNT hoch 3“. Denn <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> <strong>ist</strong> nichts weniger als der<br />
lebendige „Gott mitten unter den Menschen“.<br />
Das <strong>ist</strong> aber an und für sich auch wiederum nichts Neues. Von Anfang<br />
an <strong>hat</strong> Gott <strong>die</strong> Nähe zu den Menschen gesucht. Das war schon im<br />
Alten Bund grundgelegt. Schon hier <strong>hat</strong> Gott sein Volk umworben, wie<br />
ein Bräutigam seine Braut umwirbt. Hat seinem Volk fortwährend Brautgeschenke<br />
gemacht: von der Befreiung aus Ägypten über <strong>das</strong> Gesetz<br />
des Mose bis hin zum Gelobten Land. Und wollte damit doch nur<br />
erreichen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Volk und <strong>die</strong> Menschen sich einzig und allein an<br />
IHN und nicht an Götzen binden mögen. Er ließ durch seine Boten ausrichten,<br />
<strong>das</strong>s er ein „eifersüchtiger Gott“ sei <strong>–</strong> und es ihn schmerze,<br />
wenn sein Volk sich wie eine Hure benähme. Immer <strong>hat</strong> Gott den ersten<br />
Schritt zur Versöhnung gemacht, wenn <strong>das</strong> Volk sich von ihm abgewendet<br />
<strong>hat</strong>te.<br />
Aber <strong>die</strong>se Religion <strong>–</strong> <strong>die</strong> von Gott gesuchte Antwort des Volkes auf<br />
seine Brautschau hin wurde von den Führern des Volkes immer mehr<br />
ins Gegenteil verkehrt: Nicht mehr <strong>die</strong> Tugenden einer Liebesheirat zwischen<br />
Gott und den Menschen: gegenseitiges Vertrauen, Treue und<br />
Liebe standen im Vordergrund, sondern <strong>die</strong> Angst vor Gott wegen der<br />
Gesetzesübertretungen, <strong>die</strong> Trauer darüber, <strong>das</strong>s Gott sein Volk<br />
scheinbar so oft verlassen habe und <strong>die</strong> erneute Schuld, <strong>die</strong> daraus<br />
entsteht, Gott nicht zu vertrauen.<br />
Fortan bestimmten <strong>das</strong> Opferbringen- und Fastenmüssen und eine<br />
übertriebene Gesetzesfrömmigkeit <strong>die</strong> Religion, um Gott zu besänftigen<br />
oder ihn sich vom Leibe zu halten, wenn man untreu geworden war.<br />
In <strong>die</strong>se Welt hinein <strong>verkündet</strong> <strong>Jesus</strong>, <strong>das</strong>s Gott jetzt einen ganz neuen,<br />
endgültigen und bleibenden Bund mit seinem Volk schließen werde. Es<br />
<strong>ist</strong> gleichsam der letzte Versuch, sein Volk für sich zu gewinnen. Er<br />
setzt jetzt alles dafür ein. Er legt sich selber in <strong>die</strong> Waagschale.<br />
In ihm, in <strong>Jesus</strong>, <strong>ist</strong> nun Gott Mensch geworden, in <strong>die</strong> Welt <strong>gekommen</strong>,<br />
um für immer bei den Menschen zu sein. Und um <strong>die</strong>se Aussage noch<br />
zu bekräftigen, sagt <strong>Jesus</strong> in Verbindung mit der Fastenfrage der Pharisäer,<br />
<strong>das</strong>s er der „Bräutigam“ sei und mit den Menschen, <strong>die</strong> ihm folgten,<br />
„Hochzeit hielte“. <strong>–</strong> Dieses Bildwort vom Bräutigam und von der<br />
Hochzeit war den gläubigen Juden sehr vertraut. Es <strong>ist</strong> für sie eine<br />
Chiffre für Gott selbst und für <strong>die</strong> ersehnte endzeitliche Heilszeit. <strong>–</strong>
Damit <strong>ist</strong> deutlich: <strong>Jesus</strong> <strong>ist</strong> der Bote <strong>Gottes</strong>, der Gottgesandte, er<br />
selbst <strong>ist</strong> der Messias und Gott. Das <strong>ist</strong> der neue Wein <strong>–</strong> höchst<br />
explosiv.<br />
Allein schon <strong>die</strong>sen in den Ohren der Juden ungeheuerlichen Anspruch<br />
setzt <strong>Jesus</strong> sogleich in <strong>die</strong> Tat um.<br />
+ Er <strong>verkündet</strong> <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> in seiner Person mit Mund und Herz;<br />
er redet so ganz anders als alle anderen Rabbinen und<br />
Schriftgelehrten, mit göttlicher Vollmacht. Das <strong>ist</strong> neuer Wein <strong>–</strong> Das <strong>ist</strong><br />
so neu, so unerhört, so revolutionär, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Pharisäer daran Anstoß<br />
nehmen: Der <strong>ist</strong> doch nur des Zimmermanns Sohn, was erlaubt sich<br />
der!<br />
+ <strong>Jesus</strong> pflegt regen Umgang mit Frauen, Sündern und Verbrechern, ja<br />
er sitzt mit ihnen am gleichen Tisch. Er, Gott, <strong>hat</strong> keine<br />
Berührungsängste. Neuer Wein! Das <strong>ist</strong> so neu, so unerhört, so<br />
revolutionär, <strong>das</strong>s sie ihn auf <strong>das</strong> Übelste beschimpfen.<br />
+ <strong>Jesus</strong> vergibt Sünden. Das <strong>ist</strong> der neue Wein <strong>–</strong> Die Reaktion: „Darf<br />
der <strong>das</strong> denn? Sünden vergeben kann doch nur Gott!“ Das <strong>ist</strong> so neu,<br />
so unerhört, so revolutionär, <strong>das</strong>s sie ihn der <strong>Gottes</strong>lästerung anklagen.<br />
+ <strong>Jesus</strong> bringt ein ganz neues Verständnis von <strong>Gottes</strong> Geboten. Er heilt<br />
auch am Sabbat. Das <strong>ist</strong> neuer Wein. Man stelle sich <strong>das</strong> vor: Er bricht<br />
<strong>das</strong> Gesetz <strong>Gottes</strong>! <strong>–</strong> Da <strong>ist</strong> sie wieder, <strong>die</strong>se unerhörte, noch nie dagewesene,<br />
anmaßend wirkende Vollmacht, mit der <strong>Jesus</strong> an <strong>Gottes</strong> Stelle<br />
handelt und mit <strong>Gottes</strong> Autorität auslegt, was <strong>die</strong> Gebote besagen und<br />
was sie nicht besagen. Das <strong>ist</strong> so neu, so unerhört, so revolutionär,<br />
<strong>das</strong>s sie ihm nach dem Leben trachten.<br />
+ <strong>Jesus</strong> spricht von den Einlassbedingungen ins <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> in der<br />
Bergpredigt und sagt da Dinge, <strong>die</strong> so neu, so unerhört, so revolutionär<br />
sind, sagt, <strong>das</strong>s man sich <strong>das</strong> Herz zerreißen müsse, um<br />
hineinzugelangen <strong>–</strong> alles neuer Wein und handelt sich damit tödliche<br />
Feindschaft ein.<br />
Dies alles <strong>ist</strong> so neu, so unerhört, so revolutionär - <strong>das</strong> <strong>ist</strong> der neue<br />
Wein, den <strong>Jesus</strong> mitbringt zu seiner Hochzeit. Und alle, <strong>die</strong> ihm<br />
nachfolgen, sollen davon trinken und sich freuen, <strong>das</strong>s eine neue Zeit<br />
angefangen <strong>hat</strong>.<br />
Der alte Wein, <strong>das</strong> <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Angst vor Gott und daraus folgend de<br />
übermäßige Strenge und kleinliche Gesetzesfrömmigkeit, <strong>die</strong> am<br />
Buchstaben klebt, weil <strong>das</strong> eingefahrene Gewohnheiten, alte<br />
Schläuche, sind, um sich vor Gott abzusichern und gerechtfertigt dazu<br />
stehen.
Der alte Wein: Im Grunde brauche ich Gott nicht <strong>–</strong> durch meine eigene<br />
Le<strong>ist</strong>ung: Opfer, Fasten, Sühnele<strong>ist</strong>en, Verzicht bin ich gerechtfertigt.<br />
Gott muss <strong>das</strong> anerkennen!<br />
Der alte Wein, <strong>das</strong> <strong>ist</strong> <strong>das</strong> unbewegliche Festhalten an alten<br />
Schläuchen, sprich Traditionen und Riten, weil <strong>das</strong> bequemer <strong>ist</strong>, als<br />
echt umzukehren und <strong>das</strong> Verhältnis zu Gott stets neu zu suchen.<br />
Der alte Wein, nicht nur Gott wird in <strong>die</strong> Ecke gestellt, auch <strong>das</strong><br />
Verhältnis zum Mitmenschen leidet unter solcher Gesetzesfrömmigkeit.<br />
Man fastet, weil es eine Vorschrift <strong>ist</strong>, aber nicht, weil man mit dem<br />
Verzicht <strong>die</strong> Not anderer lindern könnte. Man darf Frauen steinigen, weil<br />
<strong>das</strong> im Gesetz steht, aber <strong>die</strong> Mitschuld wird geleugnet. Die Heiligung<br />
des Sabbat <strong>ist</strong> Gesetz und deshalb wichtiger als <strong>die</strong> Hinwendung zum<br />
Kranken.<br />
Dieses Festhalten <strong>–</strong> <strong>das</strong> <strong>ist</strong> alter Wein, <strong>die</strong>ses Festhalten an Traditionen<br />
und überkommenen Strukturen, <strong>das</strong> sind <strong>die</strong> alten Schläuche <strong>–</strong> <strong>das</strong><br />
Festhalten daran lässt sich leider ausmachen auch in unserer <strong>Kirche</strong>.<br />
Ein Lehrentzug hier, eine strenge Enzyklika dort, wieder etwas mehr<br />
Konformität statt Vielfalt, mehr Zentralismus statt Eigenständigkeit,<br />
Gängelung statt Mündigkeit. Mehr Friedhofsruhe und Zufriedenheit mit<br />
dem Erreichten als Änderung ungerechter Verhältnisse und Suche nach<br />
besseren Wegen.<br />
Der menschliche Anspruch Jesu <strong>–</strong> er wird beiseite geschoben: Ich war<br />
erschrocken als ich las, <strong>das</strong>s Papst Benedikt bei seinem<br />
Englandbesuch Teile der hl. Messe in Latein sprechen werde, um, wie<br />
er sagt, <strong>die</strong> Einheit der <strong>Kirche</strong> in den Vordergrund zu stellen. <strong>–</strong> Aber<br />
was <strong>ist</strong> mit den Messbesuchern? Gloria, Sanktus, Agnus Dei <strong>–</strong> da weiß<br />
man noch einigermaßen, was <strong>das</strong> <strong>ist</strong>. Aber Präfationen, von denen es<br />
Dutzende gibt, und <strong>das</strong> Hochgebet, immerhin auch in 8 verschiedenen<br />
Versionen vorhanden, sind für den Normal-Gläubigen schon in ihrer<br />
eigenen Landessprache nicht geläufig.<br />
Der menschliche Anspruch Jesu: Das Problem der wiederverheirateten<br />
Geschiedenen <strong>ist</strong> bis heute ungeklärt. Die Problematik des Zölibats wird<br />
nicht bearbeitet. Vor sich her schiebt <strong>die</strong> Amtskirche <strong>die</strong> Würde der<br />
Frau, <strong>die</strong> vorbehaltlose Annahme der Homosexuellen, <strong>die</strong> Eigenverantworung<br />
der Eltern für <strong>die</strong> richtige Familienplanung. Kein Aufschrei<br />
der Bischöfe bei der erneuten Kürzung der Hartz4bezüge…..<br />
Ach ja, damit wären wir wieder bei der Amtskirche! Aber ich will gar<br />
nicht bei der Kritik der <strong>Kirche</strong> stehenbleiben. Es wäre zu billig, denn wir<br />
selbst haben alte Schläuche im Keller unserer Seele liegen. Es sind
sicher nicht <strong>die</strong> gleichen wie <strong>die</strong> der Pharisäer, dafür andere, z.B. <strong>die</strong><br />
Schläuche der Bequemlichkeit, der Oberflächlichkeit, der Interesselosigkeit.<br />
„Der alte Wein schmeckt besser“ <strong>–</strong> sagen auch wir, „es<br />
muss alles beim Alten bleiben, nichts darf sich ändern“, weil wir nicht<br />
gewillt sind, in einer bewegten <strong>Kirche</strong> zu leben, in der nach den Worten<br />
Jesu vom „neuen Wein in neuen Schläuchen“ niemals Friedhofsruhe<br />
einkehren darf, sondern sie offen sein muss für eine fortwährende<br />
Entwicklung und Veränderung, <strong>das</strong>s also in der <strong>Kirche</strong> eine schöpferische<br />
Unruhe <strong>das</strong> Normale sein müsse.<br />
<strong>Jesus</strong> sagt überdeutlich, und jetzt hören Sie gut zu: „Das <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong><br />
<strong>ist</strong> da <strong>–</strong> Darum kehrt um“. Da steckt Bewegung drin, eine revolutionäre<br />
sogar! Das <strong>hat</strong>, so <strong>die</strong> Bibel, mit Herz-Zerreißen zu tun. Und <strong>das</strong> nicht<br />
nur einmal, sondern immer wieder. Stattdessen sagen viele: „Umkehr<br />
habe ich doch nicht nötig, ich bin ein anständiger Mensch.“ Und so<br />
leben wir dann <strong>–</strong> als anständige Menschen, aber noch lange nicht als<br />
Chr<strong>ist</strong>en, <strong>die</strong> nach <strong>Jesus</strong> „Salz und Licht“ sein, also auffallen sollten als<br />
Chr<strong>ist</strong>en.<br />
Die <strong>Kirche</strong> sagt von der <strong>Kirche</strong>, <strong>das</strong>s sie eine „ecclesia semper re-formanda“<br />
sei, eine <strong>Kirche</strong>, <strong>die</strong> sich ständig “re-form-ieren“, d.h. zur<br />
ursprünglichen Form zurückfinden müsse, zu der Form, <strong>die</strong> <strong>Jesus</strong> uns<br />
vorgegeben <strong>hat</strong>.<br />
Das gilt aber nicht nur für <strong>die</strong> Amtskirche, sondern für jeden von uns:<br />
Schauen Sie sich nur <strong>die</strong> Bergpredigt an; was <strong>Jesus</strong> da für<br />
Forderungen stellt: Da geht es nicht bloß um eine irgendwie selbstgemachte<br />
Nächstenliebe, <strong>die</strong> nicht weh tut, sondern sogar um<br />
Feindesliebe mit vielen anderen Zumutungen.<br />
Seine Zu-Mut-ungen <strong>–</strong> <strong>das</strong> <strong>ist</strong> der Neue Wein für uns:<br />
z.B. Wenn dir jemand auf <strong>die</strong> linke Wange schlägt, halt auch <strong>die</strong> andere<br />
hin und bete für alle, <strong>die</strong> dir Böses antun.<br />
z.B. Häuft in <strong>die</strong>ser Welt keinen <strong>Reich</strong>tum an, sammelt euch vielmehr<br />
Schätze im Himmel… macht euch keine Sorgen <strong>–</strong> euch muss es zuerst<br />
um <strong>das</strong> <strong>Reich</strong> <strong>Gottes</strong> gehen, alles andere wird euch dann schon<br />
dazugegeben werden.<br />
z.B. Urteilt nicht über andere, verurteilt niemanden, seid barmherzig <strong>–</strong><br />
genau so, wie es euer Vater im Himmel <strong>ist</strong>….<br />
Ich höre schon gleich auf. <strong>–</strong> Wenn Sie mehr von <strong>die</strong>sem Neuen Wein<br />
wissen wollen: Lesen Sie <strong>die</strong> Bergpredigt: Matthäus, Kapitel 5, 6 , und 7<br />
<strong>–</strong> Eine empfehlenswerte Lektüre für einen Sonntagnachmittag!
Zu-Mut-ungen! Ja, auch <strong>das</strong> <strong>ist</strong> Neuer Wein: den Mut zu haben, uns zu<br />
ändern, umzukehren. Den Mut aufzubringen, den Ge<strong>ist</strong> des lebendigen<br />
<strong>Gottes</strong>, wie er uns in der Hl. Schrift begegnet, in uns wirken zu lassen,<br />
wie wir in der Lesung des Paulus gehört haben. Wir sollen den Mut<br />
haben, zu einer Beziehung zu Gott wie der einer „jungen Liebe“, wie<br />
Hosea sagt. Unser chr<strong>ist</strong>liches Leben <strong>ist</strong> also nach <strong>Jesus</strong> und Hosea<br />
und Paulus ein lebendiges, dynamisches, sich ständig änderndes<br />
Geschehen.<br />
Warten wir nicht immer darauf, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> sog. Amtskirche den Anfang<br />
mache. „Wir sind <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong> !“ <strong>–</strong> Auch ! Amen.