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Berufsbegleitende Ausbildung zum/r Ethiklehrer/in an AHS/BMHS ...

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Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Studienpl<strong>an</strong>: Lehrg<strong>an</strong>g mit 29 ECTS Credit Po<strong>in</strong>ts<br />

<strong>Berufsbegleitende</strong> <strong>Ausbildung</strong> <strong>zum</strong>/r <strong>Ethiklehrer</strong>/<strong>in</strong> <strong>an</strong> <strong>AHS</strong>/<strong>BMHS</strong><br />

(Sekundarstufe 2)<br />

1. Lehrg<strong>an</strong>gsver<strong>an</strong>twortliche<br />

Mag. Thomas Rothmund, Institutsleiter<br />

Dr. Edgar Mayrhofer, Bereichsleiter<br />

2. Inhaltliche Konzeptionierung<br />

Dr. Thomas Waibel, BRG Dornbirn, Lehrer für Ethik<br />

Mag. H<strong>an</strong>no Weiss, BHAK Feldkirch, Lehrer für Ethik<br />

Dr. Edgar Mayrhofer, Bereichsleiter<br />

Mag. Thomas Rothmund, Institutsleiter<br />

3. Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Historische und gegenwärtige moralische Problemstellungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er pluralistischen<br />

Gesellschaft sowie die Positionierung des Menschen, besonders des Jugendlichen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich<br />

rasch verändernden, herausfordernden und wertoffenen wissenschaftlich-technischen und<br />

konsumorientierten Zivilisation s<strong>in</strong>d Themen, mit denen die Menschen heute <strong>in</strong> besonderem<br />

Maße konfrontiert s<strong>in</strong>d.<br />

Der Ethikunterricht nimmt diese Herausforderungen <strong>an</strong> und gibt dem jungen Menschen e<strong>in</strong>e<br />

Stütze, um diese zu bewältigen. Jene Schüler/<strong>in</strong>nen, die nicht am konfessionellen<br />

Religionsunterricht teilnehmen, sollen durch den Ethikunterricht bei der Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />

eigenständigen Wert- und H<strong>an</strong>dlungsorientierung unterstützt werden.<br />

Als Unterrichtsgegenst<strong>an</strong>d der <strong>AHS</strong> bzw. <strong>BMHS</strong>-Oberstufe, der mündlich maturabel ist, sofern er<br />

das Stundenkont<strong>in</strong>gent von m<strong>in</strong>destens 8 Wochenstunden über 4 Jahre aufweist, bietet er den<br />

Schülern/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e fundierte Beschäftigung mit den Grundlagen unserer Kultur sowie e<strong>in</strong>e vertiefte<br />

Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>dersetzung und Argumentationsfähigkeit auf der Basis von fundiertem Wissen<br />

grundlegender ethischer Theorien von Moralvorstellungen.<br />

Der Schulversuch Ethik wird <strong>in</strong> Vorarlberg seit dem Schuljahr 1998/99 durchgeführt. In dieser<br />

Zeit wurden geme<strong>in</strong>sam mit dem PI Tirol und, ab 2007, mit der Pädagogischen Hochschule Tirol<br />

unter der Leitung von DDr. Karl He<strong>in</strong>z Auer <strong>in</strong>sgesamt 3 Lehrgänge zur <strong>Ausbildung</strong> von<br />

<strong>Ethiklehrer</strong>Innen durchgeführt. Es s<strong>in</strong>d rund 40 Lehrer/<strong>in</strong>nen für den Unterricht qualifiziert<br />

worden. Der Ethikunterricht im Schulversuch wird gegenwärtig <strong>an</strong> 9 <strong>AHS</strong> und 3 <strong>BMHS</strong> mit 32<br />

Lehrenden erteilt. Die Fluktuation im Personalbereich hat zu e<strong>in</strong>em gegenwärtig steigenden<br />

Bedarf <strong>an</strong> für den Ethikunterricht e<strong>in</strong>schlägig qualifizierten Lehrpersonen geführt.<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g will den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen, aufbauend auf deren e<strong>in</strong>schlägigen Voraussetzungen,<br />

die Zusatzkompetenz vermitteln, diese ethischen Fragestellungen, wie sie im Lehrpl<strong>an</strong><br />

vorgesehen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>haltlich und didaktisch-methodisch adäquat zu begegnen.


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

4. Lehrpl<strong>an</strong><br />

Versuchslehrpl<strong>an</strong> „Ethik“ für das Schuljahr 1998/99 im Bundesl<strong>an</strong>d Vorarlberg (Siehe Anlage)<br />

5. Grundlagen<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Bildungs- und Lehraufgabe, Leitziele für den Ethik-Unterricht, Leitthemen,<br />

didaktische Grundsätze laut Lehrpl<strong>an</strong>.<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g basiert auf den Erfahrungen der vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen Lehrgänge und ist stark<br />

praxisorientiert, weshalb im Curriculum dem „didaktischen Tr<strong>an</strong>sfer“ e<strong>in</strong> hoher Stellenwert<br />

zukommt. Integraler Best<strong>an</strong>dteil des Lehrg<strong>an</strong>gs s<strong>in</strong>d die parallel <strong>zum</strong> Lehrg<strong>an</strong>g erworbenen<br />

konkreten Unterrichtserfahrungen, deren Reflexion sowie die Selbstreflexion der<br />

Unterrichtenden.<br />

6. Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d jene Lehrer/<strong>in</strong>nen, die den Unterrichtsgegenst<strong>an</strong>d Ethik <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Zukunft unterrichten. Es s<strong>in</strong>d dies voll geprüfte und im Dienst bef<strong>in</strong>dliche Lehrer/<strong>in</strong>nen der<br />

Sekundarstufe II (<strong>AHS</strong> und BBS).<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g richtet sich <strong>an</strong> erfahrene und engagierte Lehrer/<strong>in</strong>nen, die die<br />

Unterrichtsbefähigung für den Ethik-Unterricht im Schulversuch Ethik <strong>an</strong> Vorarlberger <strong>AHS</strong> und<br />

<strong>BMHS</strong> unterrichtsbegleitend erwerben wollen.<br />

Die Teilnahme ist gebunden <strong>an</strong> e<strong>in</strong>schlägige Zusatzqualifikationen und Vorbildung.<br />

Die Benennung der Teilnehmer/<strong>in</strong>nen erfolgt durch die jeweilige Schulleitung im E<strong>in</strong>vernehmen<br />

mit dem L<strong>an</strong>desschulrat.<br />

Die Lehrg<strong>an</strong>gsleitung entscheidet geme<strong>in</strong>sam mit dem L<strong>an</strong>desschulrat über die Erfüllung der<br />

Kriterien.<br />

7. Bildungsziele:<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g soll Lehrpersonen mit e<strong>in</strong>schlägiger Vorbildung für den Unterricht im<br />

Schulversuchsgegenst<strong>an</strong>d Ethik qualifizieren.<br />

Aufgrund des Vorliegens e<strong>in</strong>schlägiger Voraussetzungen der Teilnehmer/<strong>in</strong>nen können die<br />

Kenntnis der Grundlagen und zentralen Begriffe der Ethik sowie die wichtigsten Theorien der<br />

Ethik vorausgesetzt werden, sodass von e<strong>in</strong>er breiten systematischen und historischen<br />

E<strong>in</strong>führung abgesehen werden.<br />

Inhalt und Ziele des unterrichts<strong>an</strong>leitenden und unterrichtsbegleitenden Lehrg<strong>an</strong>gs<br />

konzentrieren sich somit auf e<strong>in</strong>e vertiefende Reflexion der Unterrichts<strong>in</strong>halte gemäß<br />

Schulversuchslehrpl<strong>an</strong> für Vorarlberg für das Schuljahr 1998/99 und besonders auf die<br />

Verknüpfung von Inhalten und Unterrichtspraxis, um die besonderen <strong>in</strong>haltlichen und<br />

didaktischen Anforderungen des Ethikunterrichts zu erfüllen.


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Ziel der im Curriculum vorgesehenen Selbststudien<strong>an</strong>teile ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e gegebenenfalls<br />

erforderliche Ergänzung und Komplettierung der <strong>in</strong>dividuellen Voraussetzungen <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Grundlagen des Faches Ethik, <strong>an</strong>dererseits die <strong>in</strong>haltliche Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>dersetzung mit den<br />

Inhalten des Lehrg<strong>an</strong>gs und deren Umsetzung <strong>in</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heiten sowie Erprobung im<br />

begleitenden Unterricht.<br />

Die Ergebnisse dieses Prozesses sollen <strong>in</strong> den Lehrg<strong>an</strong>g zurückwirken und zu e<strong>in</strong>er vertieften<br />

didaktischen Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>dersetzung und Unterrichtsreflexion im Rahmen der Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />

führen.<br />

8. Umf<strong>an</strong>g und Dauer<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g ist <strong>in</strong> 9 Modulen über sechs Semester berufs- und unterrichtsbegleitend <strong>an</strong>gelegt.<br />

Es besteht Anwesenheitspflicht. Versäumte Ver<strong>an</strong>staltungen s<strong>in</strong>d durch schriftliche Arbeiten<br />

<strong>zum</strong> jeweiligen Thema zu kompensieren.<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g umfasst e<strong>in</strong> Workload von 29 EC, somit 725 Echtsunden, davon entfallen 16,5<br />

Semesterwochenstunden, somit 264 Unterrichtse<strong>in</strong>heiten bzw. 198 Echtstunden auf<br />

Präsenzver<strong>an</strong>staltungen. Betreute Studien<strong>an</strong>teile gemäß § 37 HG nehmen e<strong>in</strong>en Umf<strong>an</strong>g von<br />

4,44 Semesterwochenstunden, somit ~53 Echtstunden e<strong>in</strong>. Somit ergibt sich e<strong>in</strong><br />

Selbststudien<strong>an</strong>teil von ca. 474 Echtstunden. Der relative Anteil des Selbststudiums ist <strong>in</strong> der<br />

Höhe dadurch gerechtfertigt, dass der Lehrg<strong>an</strong>g berufsbegleitend <strong>an</strong>geboten wird und die<br />

Unterrichtspraxis im Gegenst<strong>an</strong>d Ethik und die erworbenen Erfahrungen essentieller Best<strong>an</strong>dteil<br />

des Lehrg<strong>an</strong>gs s<strong>in</strong>d.<br />

9. Bildungs<strong>in</strong>halte<br />

9 Module, siehe Anlage (Modulübersicht, -beschreibungen )<br />

10. Zertifizierbare (Teil-)Kompetenzen<br />

Die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen erwerben Kompetenzen auf vertiefter fachlicher Ebene sowie <strong>in</strong> Didaktik<br />

und Methodik des Ethik-Unterrichts gemäß Schulversuchslehrpl<strong>an</strong> Vorarlberg.<br />

11. Prüfungsordnung<br />

Gemäß §2 Abs. 2 der Prüfungsordnung für Lehrgänge <strong>an</strong> der Pädagogischen Hochschule<br />

Vorarlberg s<strong>in</strong>d Module mit Modulprüfungen zu absolvieren: Prüfungen dienen dem<br />

Leistungsnachweis. Diese können <strong>in</strong> schriftlicher, mündlicher, grafischer oder praktischer Form<br />

erfolgen. Leistungsnachweise können auch <strong>in</strong> <strong>an</strong>derer Form (Mitarbeit <strong>in</strong> Lehrver<strong>an</strong>staltungen<br />

mit imm<strong>an</strong>entem Prüfungscharakter, Präsentation, Portfolio oder Projektarbeit, etc.) erbracht<br />

werden.


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

12. Lehrg<strong>an</strong>gsdauer<br />

6 Semester, ke<strong>in</strong>e Studienabschnitte<br />

13. Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<strong>an</strong>zahl<br />

M<strong>in</strong>destteilnehmer/<strong>in</strong>nenzahl 15, Höchstzahl 25<br />

14. Lehrg<strong>an</strong>gsstart<br />

Alle 4 Module starten im W<strong>in</strong>tersemester 2011/12 (bzw. nach Bedarf)<br />

15. Abschluss des Lehrg<strong>an</strong>gs<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g „<strong>Ethiklehrer</strong>Innen-<strong>Ausbildung</strong> für Sekundarstufe II“ schließt mit dem Nachweis der<br />

Absolvierung sämtlicher Module des Lehrg<strong>an</strong>gs ab sowie der E<strong>in</strong>reichung des Portfolios bei der<br />

Lehrg<strong>an</strong>gsleitung.<br />

Feldkirch, am 21. Jänner 2011<br />

Anlage:<br />

1- Modulübersicht<br />

2- Versuchslehrpl<strong>an</strong> „Ethik“ Vorarlberg


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Anlage 1: Semesterübersicht: Lehrg<strong>an</strong>g 29 EC<br />

„<strong>Berufsbegleitende</strong> <strong>Ausbildung</strong> <strong>zum</strong>/r <strong>Ethiklehrer</strong>/<strong>in</strong> <strong>an</strong> <strong>AHS</strong>/<strong>BMHS</strong> (Sekundarstufe 2)“<br />

1.<br />

Sem.<br />

ET-01<br />

Identität und Individuelle Ver<strong>an</strong>twortung<br />

- Ethik im Kontext von Philosophie und<br />

Unterrichtspraxis<br />

- Personale Entwicklung und Identität<br />

- Individuum und Bezugssysteme<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

4 EC<br />

2,75<br />

Sws<br />

2.<br />

Sem.<br />

ET-02<br />

ET-03<br />

Rechtsethik 3 EC Leben <strong>in</strong> der pluralen Gesellschaft 1,5 EC<br />

-Rechtsethische Grundlagen<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

1,75<br />

Sws<br />

-Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>dersetzung mit dem Fremden<br />

-Migration und Asyl<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

1,0<br />

Sws<br />

3.<br />

Sem.<br />

ET-04<br />

Weltdeutungs- und Wertkonzepte, Religionen<br />

-Religiosität und östliche Religionskonzepte<br />

-Monotheistische Religionen<br />

-Fundamentalismus<br />

-Kritische Betrachtung<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

6 EC<br />

3,0<br />

SwS<br />

4.<br />

Sem.<br />

ET-05<br />

ET-06<br />

Medienethik 3EC Bio- und Mediz<strong>in</strong>ethik 2,5 EC<br />

-Macht der Medien - Ethik des Journalismus<br />

-Informationstechnolgie<br />

-Dilemmadiskussion<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

1,25<br />

Sws<br />

-Tierethik<br />

-Mediz<strong>in</strong>ethische Fragen<br />

-Psychiatrie<br />

-Sucht<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

1,75<br />

Sws<br />

5.<br />

Sem.<br />

ET-07<br />

ET-08<br />

Grenzerfahrungen menschlichen Lebens 2,5 EC Gerechtigkeitsdiskurse <strong>in</strong> der<br />

post<strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft<br />

- Krisen, Tod<br />

-Vergesellschaftung des Körpers<br />

- Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

1,0<br />

Sws<br />

- Wirtschaftsethische Fragestellungen<br />

- Soziale Versicherungssysteme<br />

-Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

- Erwerb und Konsum<br />

- Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

3,5 EC<br />

2,0<br />

Sws<br />

6.<br />

Sem.<br />

ET-9<br />

Gesellschaftspolitische Konzeptionen und<br />

Zukunftsmodelle<br />

-Politisch-ideologische Systeme der Gegenwart<br />

-Demokratische Partizipation<br />

-Ethik der Technik<br />

-Didaktischer Tr<strong>an</strong>sfer<br />

3 EC<br />

2,0<br />

Sws<br />

Daten: EC 29; SWS 16,5 (=33 Sem<strong>in</strong>artage ); unbetreutes Selbststudium: ca. 474 Stunden


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Inhaltliche Konzeption:<br />

Mag. Dr. Thomas Waibel, Mag. H<strong>an</strong>no Weiss, Ethik-Lehrende<br />

Mag. Dr. Edgar Mayrhofer, Mag. Thomas Rothmund; Päd. Hochschule Vorarlberg<br />

Ver<strong>an</strong>twortlich: Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Mag. Thomas Rothmund; Institutsleiter<br />

Mag. Dr. Edgar Mayrhofer, Bereichsleiter<br />

Vorbehaltlich Änderungen durch Lehrg<strong>an</strong>gsleitung.<br />

Legende:<br />

1 Sws (Semesterwochenstunde= 4 Halbtage)<br />

Leitthemen gemäß Versuchslehrpl<strong>an</strong> „Ethik“ für das Schuljahr 1998/99 im Bundesl<strong>an</strong>d<br />

Vorarlberg:<br />

Entwicklung von Selbstbewusstheit und Identität als lebensl<strong>an</strong>ger Prozess<br />

Leben lernen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

Leben lernen <strong>in</strong> der Um- und Mitwelt<br />

Religionen und Welt<strong>an</strong>schauungen


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Anlage 2:<br />

Versuchslehrpl<strong>an</strong> „Ethik“ für das Schuljahr 1998/99 im Bundesl<strong>an</strong>d Vorarlberg<br />

1. Allgeme<strong>in</strong>e Bildungs- und Lehraufgabe<br />

Die allgeme<strong>in</strong>en Zielsetzungen des Ethik-Unterrichts s<strong>in</strong>d <strong>an</strong> die im §2 Abs. 1 SCHOG<br />

festgeschriebenen allgeme<strong>in</strong>en Zielsetzungen und Aufgaben der österreichischen Schule<br />

gebunden:<br />

Die österreichische Schule hat die Aufgabe, <strong>an</strong> der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach<br />

den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch e<strong>in</strong>en ihrer Entwicklungsstufe und ihrem<br />

Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken.<br />

Der Ethik-Unterricht hat jene SchülerInnen, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht<br />

teilnehmen, bei der Entwicklung e<strong>in</strong>er eigenständigen Wert- und H<strong>an</strong>dlungsorientierung zu<br />

unterstützen.<br />

Der Ethikunterricht orientiert sich dabei <strong>an</strong> dem aus der Aufklärung hervorgeg<strong>an</strong>genen<br />

Verständnis von Grundwerten und Menschenrechten, auf denen auch die österreichische<br />

Bundesverfassung und unser Bildungssystem basieren. Er ist daher weder wertneutral noch<br />

wertrelativistisch, ohne aber e<strong>in</strong>er bestimmten konfessionellen oder welt<strong>an</strong>schaulichen<br />

Perspektive verpflichtet zu se<strong>in</strong>.<br />

Durch die Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>dersetzung mit unterschiedlichen Menschenbildern, Wirklichkeitsdeutungen<br />

und Wertsystemen soll die Wahrnehmungs- und Reflexionsfähigkeit der Jugendlichen aktiviert<br />

werden, und sie sollen zu eigenständigem und sozial ver<strong>an</strong>twortlichem Entscheiden und<br />

H<strong>an</strong>deln ermutigt werden.<br />

Der Ethik-Unterricht hat lebenskundliche, ethische und religiöse Fragen auf kognitiver, aber<br />

auch affektiv-emotionaler Ebene zu beh<strong>an</strong>deln und soll die Jugendlichen bei ihrer persönlichen<br />

welt<strong>an</strong>schaulichen Orientierung und S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung unterstützen. Dabei ist auf die<br />

Altersgemäßheit, die geschlechtsspezifische Interessenslage und die spezifischen Bildungsziele<br />

der jeweiligen Schulform zu achten.<br />

2. Leitziele für den Ethik-Unterricht<br />

<br />

grundlegendes Wissen um ethische Fragestellungen und Sachverhalte, beispielsweise:<br />

Erhellen der ethischen Bedeutsamkeit von Verhaltensweisen;<br />

Aufzeigen, dass moralisches H<strong>an</strong>deln e<strong>in</strong> Ausdruck von Werthaltungen ist;<br />

Aufzeigen von biologischen, sozialen, kulturellen und biographischen Dispositionen, die das<br />

H<strong>an</strong>deln bestimmen;


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

Aufzeigen verschiedener Möglichkeiten ethischen H<strong>an</strong>delns abhängig von jeweiligen<br />

kulturellen Traditionen;<br />

deutlich machen, dass Werte sich nicht von selbst verstehen, sondern pr<strong>in</strong>zipiell<br />

erläuterungsbedürftig s<strong>in</strong>d;<br />

Verdeutlichen, dass Werte e<strong>in</strong>er Begründung bedürfen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

autonome moralische Urteilsfähigkeit<br />

Fähigkeit, verschiedene Perspektiven e<strong>in</strong>zunehmen<br />

Fähigkeit, auf der Grundlage des dialogischen Pr<strong>in</strong>zips <strong>in</strong> toler<strong>an</strong>ter Weise den Werten<br />

und Normen <strong>an</strong>derer Menschen zu begegnen<br />

Kritikfähigkeit und Zivilcourage<br />

Bereitschaft zu ver<strong>an</strong>twortungsvollem H<strong>an</strong>deln<br />

3. Leitthemen:<br />

a. Entwicklung von Selbstbewusstheit und Identität als lebensl<strong>an</strong>ger Prozess<br />

b. Leben lernen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

c. Leben lernen <strong>in</strong> der Um- und Mitwelt<br />

d. Religionen und Welt<strong>an</strong>schauungen<br />

Diese Leitthemen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Klassen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d unterschiedlicher Lern<strong>in</strong>halte zu verfolgen. Die<br />

konkrete Auswahl aus den e<strong>in</strong>zelnen im Lehrpl<strong>an</strong> aufgelisteten Themen liegt <strong>in</strong> der<br />

Ver<strong>an</strong>twortung des Lehrers / der Lehrer<strong>in</strong> und soll <strong>in</strong> Absprache mit den SchülerInnen erfolgen.<br />

Über die im Lehrpl<strong>an</strong> aufgelisteten Inhalte h<strong>in</strong>aus können – dem Gegenst<strong>an</strong>d entsprechend –<br />

auch jeweils aktuelle Fragestellungen und Inhalte aufgegriffen werden.<br />

4. Didaktische Grundsätze:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

lebenskundliche und lebenspraktische Orientierung<br />

Diskursorientierung: geme<strong>in</strong>sames Erarbeiten möglicher Lösungen ethischer Probleme<br />

<strong>an</strong>statt „fertiger“ Antworten<br />

H<strong>an</strong>dlungsorientierung: Stimulation ethischer Entscheidungsf<strong>in</strong>dung durch ged<strong>an</strong>kliches<br />

Experimentieren<br />

fächerübergreifende Orientierung


Pädagogische Hochschule Vorarlberg<br />

5. Lern<strong>in</strong>halte; Rahmenlehrpl<strong>an</strong> für die Schulstufen 9 bis 12<br />

Schulstufe<br />

<strong>AHS</strong><br />

Entwicklung von „Selbstbewusstheit“<br />

und Identität als<br />

lebensl<strong>an</strong>ger Prozess<br />

Leben lernen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

9. - E<strong>in</strong>führung: Was ist Ethik? Wo begegnen uns ethische Themen im Alltag?<br />

Leben lernen <strong>in</strong> der Um- und<br />

Mitwelt<br />

Religionen,<br />

Welt<strong>an</strong>schauungen<br />

- Personale Identität: Wer b<strong>in</strong> ich? Wo<br />

s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Wurzeln?<br />

- Physiologische<br />

Veränderungsprozesse: Pubertät und<br />

Leiblichkeit<br />

- Wachsen und Reifen: Was ist mir<br />

wichtig und „heilig“? Wor<strong>an</strong> orientiere<br />

ich mich?<br />

10. - Lebensgestaltung und Lebensziele<br />

- Moral und Gewissen: Schuld, Strafe<br />

und Vergebung<br />

- Wahrnehmung von Gefühlen<br />

- „weibliche“ und „männliche“ Identität<br />

- Familie, Erziehung und ihr W<strong>an</strong>del<br />

- Freundschaft und Gruppe - Symbole<br />

und Rituale<br />

- Vorbilder und Idole<br />

- Autorität und Rollenübernahme<br />

- Spiele und Feste<br />

- Liebe und Sexualität<br />

- Homosexualität - Bisexualität -<br />

Heterosexualität<br />

- Gewalt und Gewaltlosigkeit<br />

- die ökologische und soziale<br />

Situation der Erde<br />

- Grenzen den Wachstums<br />

- me<strong>in</strong> Konsum- und<br />

Umweltverhalten<br />

- Ver<strong>an</strong>twortung gegenüber<br />

Lebendigem: Tierethik,<br />

Naturethik<br />

- Bioethik: Klonen,<br />

Gentechnologie,<br />

Molekularbiologie, ...<br />

- Grenzen der Machbarkeit<br />

- E<strong>in</strong>führung: Was ist<br />

Religion - Religiosität<br />

- Naturreligionen<br />

- Mythen - Riten<br />

- Judentum<br />

- Islam<br />

- Christentum<br />

- Sekten<br />

- Psychokulte<br />

- Esoterik<br />

11. - Wachsen und Scheitern durch Krisen:<br />

Kr<strong>an</strong>kheit, Tod, Suizid, Trennung,<br />

Scheidung, ...<br />

12. - Lebensentwürfe und geglücktes<br />

Leben<br />

- persönliche Zukunftsvisionen<br />

- Pflichten des E<strong>in</strong>zelnen gegenüber der<br />

Geme<strong>in</strong>schaft: Militärdienst - Zivildienst<br />

- Friedensdienst, Steuern,<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten, ...<br />

- Generationsverträge<br />

- Teilnahme am politischen Leben<br />

- Entscheidungsf<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

demokratischen Gesellschaft<br />

- Menschenrechte<br />

- Konfliktfelder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft:<br />

- Mehrheitsrecht und M<strong>in</strong>derheitenschutz<br />

- Geme<strong>in</strong>schafts- und E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen<br />

- Umg<strong>an</strong>g mit R<strong>an</strong>dgruppen<br />

- Frage der universalen Solidarität und<br />

Gerechtigkeit<br />

- Gesellschaftsverträge und Utopien<br />

- Ethische Grenzfragen <strong>in</strong> der<br />

Gesellschaft und ihre<br />

Diskussion:<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch,<br />

Euth<strong>an</strong>asie, Sterbehilfe, ...<br />

- Wissenschaftsethik<br />

- Berufsethik<br />

- Wirtschaftsethik<br />

- Fundamentalismus<br />

- H<strong>in</strong>duismus<br />

- Buddhismus<br />

- Taoismus<br />

- Konfuzi<strong>an</strong>ismus<br />

- europäische Welt<strong>an</strong>schauungen:<br />

Aufklärung,<br />

Marxismus, Liberalismus,<br />

Konservativismus<br />

- Religionskritik und<br />

Ideologiekritik<br />

- Religion und Wissenschaft<br />

- Religion und Philosophie

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