brennpunkt 3-2011 .indd - Edition dibue
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ennpunkt<br />
3/<strong>2011</strong> 4,00 Euro Magazin für Fotografie<br />
Juli <strong>2011</strong> bis September <strong>2011</strong><br />
Galerien • Buchbesprechungen • Fotoszene<br />
Portfolio Frank Silberbach
2 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
FÜR ORIGINALE<br />
„Ich fotografiere für den Fine Art Druck. Erst die Kombination von hochwertigen traditionellen<br />
Büttenpapieren und modernster Drucktechnik bringt die sinnliche Qualität meiner Bilder optimal<br />
zur Geltung.“ Manfred Kriegelstein Die Digital FineArt Collection bietet exklusive Künstlerpapiere<br />
mit edler Haptik und bestechender Optik für den Inkjetdruck. Brillante Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />
oder subtile Farbfotografie werden dank unserer feinen Papiere der Individualität Ihrer Kunstwerke<br />
mehr als gerecht. Mehr Papierkunst unter www.hahnemuehle.de<br />
P A P I E R E M I T M U S E U M S Q U A L I T Ä T, A L T E R U N G S B E S T Ä N D I G U N D M E H R F A C H P R Ä M I E R T .
Impressum:<br />
<strong>brennpunkt</strong><br />
Magazin für Fotografie<br />
Erscheint vierteljährlich,<br />
erhältlich in Fotogalerien,<br />
Geschäften, Buchhandlungen<br />
und über Abonnement.<br />
Jahresabo 13,50 Euro<br />
Einzelpreis 4,00 Euro<br />
Konten:<br />
Postbank Berlin<br />
Konto-Nr. 3751 06-104<br />
BLZ 100 100 10<br />
Redaktionsschluss:<br />
jeweils am 10. vor dem Erscheinungsmonat<br />
Herausgeber:<br />
edition buehrer<br />
c/o Dietmar Bührer<br />
Odenwaldstraße 26<br />
12161 Berlin<br />
Telefon u. Telefax: (0 30) 8 53 35 27<br />
e-Mail: buehrer-berlin@t-online.de<br />
Internet: www.edition-buehrer.de<br />
Copyright bei <strong>Edition</strong><br />
Druck:<br />
schöne drucksachen<br />
Bessemerstraße 76a, 12103 Berlin<br />
ISSN 0932-7231<br />
Redaktion:<br />
Dietmar Bührer V.i.S.d.P.<br />
Michael Gebur<br />
Klaus Rabien<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Hinweis:<br />
Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotografien<br />
wird keine Haftung übernommen.<br />
Helmut Newton, Thierry Mugler.<br />
Monte Carlo 1998, Polaroid<br />
© Helmut Newton Estate<br />
Galerien<br />
� Jörg Rüger »the beauty of ruins« ........................................................... 5<br />
� Nicola Cioni »ein Überblick« ................................................................ 6<br />
� Valentina Strada »36 Stunden in Berlin« ................................................. 7<br />
� Helmut Newton Polaroids ...................................................................... 8<br />
� Daniel Schwartz »Schnee in Samarkand ...« ........................................... 10<br />
� BERLIN, Blicke - Ein Fotopreis ................................................................ 11<br />
� HERB RITTS ........................................................................................... 12<br />
� ARNOLD CRANE .................................................................................. 13<br />
� André Kertész »Fotografien« ................................................................... 14<br />
� BLUMEN ............................................................................................... 16<br />
� Thomas Hoepker »DDR Ansichten« ....................................................... 18<br />
� Joby Hickey »Heliotropes« ..................................................................... 19<br />
� Thomas Hoepker, Daniel Biskup »ÜBER LEBEN« .................................... 20<br />
� Anna Yve N. Meyer ................................................................................ 21<br />
� Greg Bannan »Somewhere in Hollywod« ............................................... 22<br />
� Novelle .................................................................................................. 23<br />
� Sasha Stone, Cami Stone »Berlin in Bildern« ........................................... 24<br />
� Gábor Kerekes »Serien« ......................................................................... 25<br />
� The Browse Fotofestival - von allen Sinnen ............................................. 26<br />
� Arno Fischer, Nicole Woischwill, Olle Fischer »Leere Stunden ...« ......... 28<br />
� La Magnolia – Rom in Berlin »File urbani« .............................................. 29<br />
� Ulrich Hartmann »Beyond Make Up« ..................................................... 30<br />
� DS Allen »Night Shift« ............................................................................ 31<br />
� Max Scheler »Vom Müggelsee bis Hollywod« ........................................ 32<br />
� Günter Bersch, Johannes Heisig »Übergänge« ........................................ 33<br />
� Gina Lopez »Spielend, spielend entdecke ...« ......................................... 34<br />
� Andreas Fahr »Zeitblicke–Bilder aus vier Jahrzehnten« ............................ 35<br />
Galeriebesprechungen<br />
� Schießen Sie auf den Fotografen! (Klaus Rabien) ................................... 36<br />
Galerien in Berlin ....................................................................................... 40<br />
Ausstellungen in Berlin ............................................................................... 43<br />
Ausstellungen<br />
� Elliot Erwitt »Fotografie« ......................................................................... 44<br />
� Ingrid Amslinger ..................................................................................... 45<br />
Fotoszene<br />
� Blick Dich um ........................................................................................ 39<br />
� DVF Klaus Rabien .................................................................................. 47<br />
� Sind Foto-Verbände noch zeitgemäß? (Manfred Kriegelstein) .................. 60<br />
Portfolio<br />
� Frank Silberbach .................................................................................... 48<br />
Buchbesprechungen<br />
� James Clancy »BORDER COUNTRY« .................................................... 46<br />
� LUMIX G ............................................................................................... 61<br />
� Photoshop Ebenen ................................................................................ 61<br />
� Fotografieren mit dem Nikon-Blitzsystem ............................................... 61<br />
Vorschau 4-<strong>2011</strong> ......................................................................................... 62<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
3
Jörg Rüger<br />
»the beauty of ruins«<br />
»Türen, Fenster, Treppen, Licht. Hier<br />
und dort ein Detail. Und immer wieder<br />
die Spuren, die die Zeit hinterlassen hat.<br />
Alles liegt ruhig. Und man spürt, dass hier<br />
Menschen gelebt, gelacht und vielleicht<br />
auch gelitten haben. Doch die Menschen<br />
sind gegangen, wie der Schnee<br />
des letzten Winters. Zurück bleibt nur<br />
die Erinnerung. Und der Charme vergangener<br />
Tage.<br />
Aber die Erinnerung und der Charme<br />
sind flüchtig. Vieles von dem, was auf<br />
meinen Bildern zu sehen ist, ist schon<br />
nicht mehr. Ist der Abrissbirne oder der<br />
Zerstörungswut von blindem Vandalismus<br />
zum Opfer gefallen. Dazu nagt<br />
der Zahn der Zeit unaufhörlich und die<br />
Natur holt sich mit Macht zurück, was<br />
ihr einst entrissen wurde«.<br />
Die Fotografien von Jörg Rüger ziehen<br />
den Betrachter mit Ihrer Farbigkeit und<br />
der besonderen Weise, wie das Licht<br />
„eingefangen“ wurde, in seinen Bann.<br />
Jörg Rüger pflegt hierbei keinen dokumentarischen<br />
Ansatz, die Orte sind<br />
vielmehr austauschbar. Es geht ihm<br />
nicht um das große Ganze sondern oftmals<br />
um das eine entscheidende oder<br />
die vielen zu entdeckenden Details in<br />
den Aufnahmen, die den Betrachter in<br />
ihrer atmosphärischen Dichte immer<br />
wieder überraschen.<br />
Jörg Rüger<br />
Fotografie ist für mich ein weites Feld,<br />
mit vielen Themen und ebenso vielen<br />
Möglichkeiten, diese umzusetzen.<br />
Konventionen sind wichtig, aber kein<br />
Selbstzweck. Im Vordergrund steht für<br />
mich die Bildaussage, die die Wahl der<br />
Gestaltungsmittel vorgibt. Mich interessieren<br />
viele Bereiche der Fotografie und<br />
Bildbearbeitung, sowohl inhaltlich als<br />
auch die verschiedenen Möglichkeiten<br />
der technischen Umsetzung. Beim Fotografieren<br />
kann ich meine eigene Sicht<br />
der Dinge entwickeln und mit anderen<br />
teilen. Mir ist es dabei wichtig mit den<br />
Betrachtern meiner Bilder ins Gespräch<br />
zu kommen.<br />
© Jörg Rüger<br />
Da ich die Fotografie nicht zum Broterwerb<br />
betreibe, kann ich mir den Luxus<br />
erlauben, dass zu Fotografieren, was<br />
mich interessiert und muss keine (kommerziellen)<br />
Erwartungen erfüllen.<br />
Ich bin Autodidakt und als solcher erst<br />
spät zur Fotografie gekommen. Ich bin<br />
46 Jahre alt und lebe in Berlin.<br />
Website:<br />
www.sichtbarkeiten.de<br />
bis 8. Juli <strong>2011</strong><br />
Caritas Galerie<br />
Residenzstraße 90<br />
13409 Berlin-Reinickendorf<br />
Mo – Fr 8 – 18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
5
Galerien<br />
Nicola Cioni<br />
»ein Überblick«<br />
Der Architekt Nicola Cioni, geboren<br />
1965 in Livorno, fotografiert seit 20<br />
Jahren. Fast ebenso lange ist er an Ausstellungen<br />
zeitgenössischer Kunst, Fotografie<br />
und anderen kulturellen Veranstaltungen<br />
beteiligt sowie, und das gleich<br />
mehrfach, prämiert worden.<br />
Die professionelle Auseinandersetzung<br />
mit dem Raum, dem Individuum und<br />
seiner Bewegung bestimmt Cionis kreatives<br />
Denken und Arbeiten. Immer<br />
wieder drängt sich eine Vorstellung der<br />
4. Dimension, die Zeit, in sein fotografisches<br />
Werk und bestimmt dessen filmischen<br />
Ausdruck.<br />
In den frühen Einzelaufnahmen und<br />
Serien der 1990er Jahre – SW-Fotografien,<br />
deren Protagonist oft der Künstler<br />
selbst ist – überlagern sich Gedanken,<br />
Erinnerungen, Visionen und Träume.<br />
Existentielle Fragen übersetzt er in Metaphern,<br />
die den Betrachtern subtil vermittelt<br />
werden.<br />
Als Vorarbeit seiner Inszenierungen legt<br />
Cioni häufig Skizzen an, so auch für die<br />
Serie der Farbaufnahmen »Realtà di Plastica«<br />
(Plastikrealitäten), in denen Spielzeugsoldaten<br />
in Kriegs- bzw. Kampfsituationen<br />
nachgestellt und so nah<br />
fotografiert sind, dass man sie auf den<br />
ersten Blick für echte Menschen hält.<br />
Auf diese Mini-Szenen folgen Maxi-<br />
Installationen; um 2005 gestaltet Cioni<br />
metergroße Fotografien, indem er einzelne<br />
Orte mit ihrer Geschichte verbindet.<br />
Für die Serie »Site specific« in der<br />
Medici-Villa bei Florenz, reflektierte er<br />
beispielsweise die Beziehung zwischen<br />
Isabella de’ Medici und Troilo, ihrem<br />
Liebhaber und Cousin ihres Ehemannes,<br />
in Fragmenten und Bewegungsspuren.<br />
In den Folgejahren lotet Cioni die Möglichkeiten<br />
der digitalen Fotografie und<br />
Bildbearbeitung für sich aus: in der Serie<br />
»Transiti« setzt er Schrift ins Bild. Hier<br />
dirigiert der Künstler das optisch Erfassbare<br />
durch ein verbales Medium. Konsequenterweise<br />
kulminiert 2007 in der<br />
Installation »My Land« die Wort-Bild-<br />
6 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Nicola Cioni<br />
© Nicola Cioni<br />
© Nicola Cioni<br />
Kombination, bei denen Menschenmengen<br />
auf öffentlichen Plätzen gezeigt<br />
werden, zu einer audio-fotografischen<br />
Komposition.<br />
Der Serie »Frames« liegen Reportagefotografien<br />
zugrunde, die Cioni digital<br />
bearbeitet, auf transparentes Material<br />
überträgt und mit den schwarzen Rändern<br />
eines Filmstreifens versieht, so dass<br />
sie filmisch wirken; die neuen Inhalte<br />
der Einzelaufnahmen sind zusätzlich<br />
durch eingeblendete Untertitel forciert.<br />
– Fazit: Von der nachgestellten Realität,<br />
den »Soldatini«, zur Umkehrung realistischer<br />
Bilder in einen erfundenen<br />
Kontext schließt sich damit der Kreis in<br />
Cionis bisherigem fotografischen Werk.<br />
Dieses umfangreiche Schaffen mit allen<br />
seinen medialen und kreativen Aspekten<br />
präsentiert die Ausstellung der Galerie<br />
ratskeller in Lichtenberg.<br />
Katharina Hausel<br />
© Nicola Cioni<br />
bis 12. August <strong>2011</strong><br />
galerie ratskeller<br />
Galerie für zeitgenössische Kunst<br />
Möllendorffstraße 6<br />
(im Rathaus Lichtenberg)<br />
10367 Berlin-Lichtenberg<br />
www.kultur-in-lichtenberg.de<br />
Mo–Fr 10–18 Uhr
Valentina Strada<br />
»36 Stunden in Berlin«<br />
August 1972. Die ganze Aufmerksamkeit<br />
der Welt ist auf München gerichtet<br />
für die 20. Olympiade. Eine gute<br />
Gelegenheit auch für eine touristische<br />
Promotion. Viele Journalisten ausländischer<br />
Zeitungen und Zeitschriften<br />
werden deshalb für 4 Tage nach München<br />
und Berlin eingeladen. In Mailand,<br />
in der Redaktion von Panorama, erstes<br />
italienisches News Magazin, entscheidet<br />
sich der Chefredakteur Lamberto<br />
Sechi für Valentina Strada, damals noch<br />
Praktikantin. Anbei der Beweis mit einer<br />
Auswahl der Bilder, die in einer Tour de<br />
Force von 36 Stunden in der damaligen<br />
noch ex Hauptstadt Deutschland entstanden<br />
sind. Bilder die uns an die Situation<br />
vor fast 40 Jahren erinnern. Diese<br />
Arbeit ist die ganze Zeit in der Schublade<br />
geblieben, bis Edith Pichler, Politologin<br />
und Migrationssoziologin an der<br />
Humboldt Universität, die Idee für eine<br />
Ausstellung bekam.<br />
»Während dieser kurzen Reise versuchte<br />
ich im Kopf und mit der Kamera<br />
festzuhalten, was ich alles sah, besonders<br />
den Kontrast zwischen dem ordentlich<br />
und tüchtigen Westteil der Stadt zu den<br />
grauen, runtergekommenen Farben<br />
der auch fleißigen Ostseite. Schon als<br />
Kind hatte mich die Mauer Geschichte<br />
interessiert. In meiner Fantasie war sie<br />
wie eine lange offene Wunde unter<br />
dem Himmel, eine Wunde aus Steinen,<br />
Zement, Stacheldraht und Blut. Ich<br />
sah die Mauer die Berlin durchquerte,<br />
zwischen Straßen, Häusern, Gefühlen<br />
und menschlichen Beziehungen. Ich<br />
hatte von urplötzlich getrennten Familien<br />
gelesen, Häuser, die von der Mauer geteilt<br />
wurden, Fenster mit Blick in den Westen<br />
mit Ziegelsteinen zugemauert, um den<br />
Blick zu der anderen, nicht immer<br />
besseren, aber freien Welt zu verhindern.<br />
Und natürlich zwei verschiedene<br />
Lebensstile, die letzten Modelle Opel<br />
oder Mercedes der einen Seite und<br />
der Trabbi aus Pappe auf der anderen,<br />
Straßenleben, Kaufhäuser, Cafés, Licht<br />
im Westen, Leere und Tristesse, fast<br />
© Valentina Strada, »Europa-Center«<br />
© Valentina Strada, »Chitarrista«<br />
ein Ausgangsverbot im Osten. Einige<br />
Bilder sind in Bewegung gemacht, kein<br />
Stop für uns West-Journalisten!! Das<br />
waren die Sicherheitsbestimmungen<br />
in bestimmten Situationen und an<br />
bestimmten Orten. An Bord eines<br />
Mercedes Cabrios der 50er Jahre im<br />
amerikanischen Sektor, mit dem Schiff<br />
an der Glienicker Brücke, wo oft Spione<br />
ausgetauscht wurden. Und dann über<br />
den Checkpoint Charlie, die großen<br />
Denkmäler und die neuen Gebäude<br />
der sozialistischen Wohnarchitektur.<br />
Vor der Abreise konnte ich auch das<br />
Axel Springer Gebäude besuchen, in<br />
der Nähe der Mauer. Und ganz oben<br />
in der letzten Etage, alles war ganz<br />
schön mit Holz verkleidet, wo es nach<br />
Pfeife gerochen hat, waren die RAF-<br />
Plakate der Polizei zu sehen. Manche<br />
Bilder waren gekreuzt, Zeichen einer<br />
Festnahme. Auch West-Deutschland<br />
war in den bleiernen Jahren«.<br />
Valentina Strada<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
Valentina Strada, 1947 in Mailand<br />
geboren. Promovierte Sozialwissenschaftlerin,<br />
arbeitet als Journalistin seit<br />
1973. Als Redakteurin hat sie für mehrere<br />
Zeitschriften und Zeitungen gearbeitet<br />
wie »Panorama« und »Corriere<br />
della Sera«. Kulturchefredakteurin für<br />
die Wirtschaftstageszeitung »Il Sole<br />
24 Ore« sowie verantwortlich für die<br />
Redaktion Gesellschaft und Familie bei<br />
»Oggi«. Chefredakteurin in der Design-<br />
Einrichtung-Architektur Monatszeitschrift<br />
»Casamica« und zuletzt auch für<br />
»L’Europeo«, heute thematische Zeitschrift<br />
von Kultur, Politik und Aktualität,<br />
in den 70ern voller Reportagen, die die<br />
Autorin ganz schön geprägt haben. Das<br />
Interesse und die Leidenschaft für die<br />
Fotografie hat viel mit den Fotoreportern<br />
von damals zu tun. Besonders aber mit<br />
Giuseppe Pino, Fotoreporter von »Panorama«<br />
und international renommierter<br />
Porträtist, von ihm hat Valentina Strada<br />
ihre ersten Kenntnisse bekommen.<br />
bis 18. September <strong>2011</strong><br />
Cafe Aroma Photogalerie<br />
Hochkirchstraße 8<br />
10829 Berlin-Schöneberg<br />
Mo – Fr 18–24 Uhr<br />
Sa – So 14–24 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
7
Galerien<br />
Helmut Newton<br />
Polaroids<br />
Anhand von über 300 Photographien<br />
wird erstmals ein repräsentativer<br />
Überblick von Newtons legendären<br />
Polaroids gezeigt. Seit den 1970er Jahren<br />
hatte er diese Technik intensiv genutzt,<br />
insbesondere während der Shootings<br />
für seine Modeaufträge. Dahinter stand,<br />
wie Newton es selbst einmal in einem<br />
Interview nannte, das ungeduldige<br />
Verlangen, sofort wissen zu wollen,<br />
wie die Situation als Bild aussieht. Ein<br />
Polaroid entspricht einer Ideenskizze<br />
und dient zugleich der Überprüfung<br />
der konkreten Lichtsituation und<br />
Bildkomposition.<br />
Helmut Newton, Focus Magazine, Milan 1997,<br />
Polaroid © Helmut Newton Estate<br />
1992 veröffentlichte Helmut Newton<br />
»Pola Woman«, ein ungewöhnliches<br />
Buch, das ausschließlich seine Polaroids<br />
vorstellte. Die Publikation lag ihm,<br />
wie er sagte, »besonders am Herzen«,<br />
gleichzeitig wurde sie kontrovers<br />
diskutiert. Den Vorwurf, dass die<br />
Bilder darin nicht perfekt genug seien,<br />
konterte er mit dem Argument: »Doch<br />
das war ja gerade das Spannende – die<br />
Spontaneität, das Schnelle«.<br />
Das Polaroid-Verfahren selbst hat die<br />
Photographie revolutioniert. Wer diese<br />
Kamera jemals benutzt hat, wird den<br />
Geruch der Entwicklungsemulsion und<br />
die Faszination für das Sofortbild nicht<br />
vergessen. Beim Polaroid handelt es<br />
8 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Helmut Newton, Thierry Mugler. Monte Carlo 1998, Polaroid © Helmut Newton Estate<br />
sich stets um ein Unikat. Polaroids sind<br />
deshalb häufig als vorbereitende Studien<br />
und als eigenständiges Medium<br />
verwendet worden. Das begann bereits<br />
kurze Zeit nach der Präsentation der<br />
Sofortbildphotographie vor der »Optical<br />
Society of America« 1947 durch ihren<br />
Erfinder Edwin Land – und vor allem,<br />
nachdem dieser 1972 das legendäre<br />
SX-70-System, eine zusammenklappbare,<br />
simple und preiswerte Kamera,<br />
vorstellte. In nahezu allen photographischen<br />
Bereichen – Landschaft und<br />
Genre, Porträt und Selbstporträt, Mode<br />
und Akt – und überall auf der Welt fand<br />
die ungewöhnliche Bildtechnik begeisterte<br />
Anwender. Aufschlussreich sind<br />
Newtons handschriftliche Ergänzun-<br />
gen an den Bildrändern der Polaroids:<br />
Kommentare zum jeweiligen Modell,<br />
Auftraggeber oder Aufnahmeort. Diese<br />
Anmerkungen, die Unschärfen und<br />
Gebrauchsspuren finden sich auch<br />
auf den Vergrößerungen der Polaroids<br />
innerhalb der Ausstellung; sie zeugen<br />
von einem pragmatischen Umgang mit<br />
den ursprünglichen Arbeitsmaterialien,<br />
die inzwischen jedoch einen eigenen,<br />
autonomen Wert besitzen.<br />
Insbesondere die eigene, unvergleichliche<br />
Ästhetik der Polaroids, die die Farbigkeit<br />
und die Kontraste des photographierten<br />
Gegenstandes geradezu unvorhersehbar<br />
verändert, macht die experimentelle<br />
Technik auch für den heutigen<br />
Betrachterblick interessant.
Helmut Newton, Paris Match, Monte Carlo 1985, Polaroid © Helmut Newton Estate<br />
Helmut Newton, French Vogue, Paris 1981,<br />
Polaroid © Helmut Newton Estate<br />
Insofern kommt die Ausstellung einem<br />
Blick ins Skizzenbuch eines der einflussreichsten<br />
Photographen des 20. Jahrhunderts<br />
gleich. Viele der ikonischen Aufnahmen,<br />
die bereits zuvor in den Ausstellungsräumen<br />
der Helmut Newton<br />
Stiftung gezeigt wurden, werden durch<br />
die jetzige Ausstellung in ihrer Entstehung<br />
präsent.<br />
Matthias Harder<br />
bis 20. November <strong>2011</strong><br />
Helmut Newton Stiftung<br />
Jebensstraße 2<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – So 10–18 Uhr<br />
Do 10–22 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
Helmut Newton, Yves Saint Laurent, Paris 1991,<br />
Polaroid © Helmut Newton Estate<br />
9
Galerien<br />
Daniel Schwartz<br />
»Schnee in Samarkand<br />
Ansichten aus dem<br />
Hinterland der<br />
Kriege«.<br />
Die Ausstellung konfrontiert mit brisanter<br />
Gegenwart. Sie führt nach Afghanistan<br />
und Zentralasien und zeigt Geschichte,<br />
Geografie und Gegenwart einer Region,<br />
die vom Kaspischen Meer bis über die<br />
Wüsten Westchinas hinausreicht und<br />
von Kasachstan im Norden bis Pakistan<br />
und Iran im Süden. Diese Region ist in<br />
den Nachrichten als Herd andauernder<br />
Kriege und latenter Konflikte präsent.<br />
Der international renommierte Schweizer<br />
Fotograf und Autor Daniel Schwartz<br />
untersucht in seinem Werk das geografisch<br />
heterogene und machtpolitisch<br />
komplexe Gebilde Zentralasien, sowohl<br />
von innen her, als auch aus europäischer,<br />
chinesischer und persisch-arabischer<br />
Perspektive.<br />
Die Vermittlerrolle Zentralasiens zwischen<br />
Ost und West reicht bis in die prähistorische<br />
Zeit zurück. Schon immer<br />
war sie ein entscheidender machtpolitischer<br />
Faktor.<br />
Und nicht erst seit 9/11 und der darauf<br />
folgenden militärischen Intervention in<br />
Afghanistan, besitzt diese Region geostrategische<br />
und geo-ökonomische<br />
Bedeutung.<br />
Der ausgestellte Werkzyklus entstand<br />
zwischen 1995 und 2007 in den fünf<br />
zentralasiatischen Republiken sowie<br />
in Afghanistan und den angrenzenden<br />
Regionen. Seit 14 Jahren bereist<br />
Schwartz dieses Gebiet und hat dabei<br />
ebenso betörende wie bestürzende<br />
Bilder geschaffen – etwa die zeitlos<br />
anmutende Aufnahme afghanischer<br />
Flüchtlinge aus dem Hungergebiet<br />
oder das Bild der iranischen Ruinenstadt<br />
Bam.<br />
Die Fotografien bilden eine humanistische<br />
Sichtweise innerhalb der Tradition<br />
der Dokumentarfotografie ab. Angesiedelt<br />
in der Schnittmenge zwischen<br />
Dokumentar- und Kunstfotografie, sind<br />
sie gekennzeichnet durch ein feines<br />
10 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Unter den Augen der Taliban.<br />
Kabul, Afghanistan 1998.<br />
© 1998 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-<br />
Kunst, Bonn <strong>2011</strong><br />
Gespür für soziopolitische Zusammenhänge<br />
sowie für besondere visuelle<br />
Momente. Das Ergebnis sind relevante<br />
Bilder.<br />
Zeit und Erinnerung, Gegenwart und<br />
Vergangenheit sind Gegenstände des<br />
Werkes von Daniel Schwartz. Sie thematisieren<br />
den Dialog von Geografie<br />
und Geschichte, von nachwirkender<br />
Vergangenheit und herrschenden<br />
Entwicklungen. Die Fotografien sind<br />
Momentaufnahmen und gleichzeitig<br />
Geschichtsbilder. Sie führen an entlegene<br />
und vermeintlich bekannte Orte<br />
und beleuchten Asymmetrien und tradierte<br />
Missverständnisse innerhalb der<br />
Begegnung der Kulturen.<br />
Die erstmals in Deutschland präsentierte<br />
Ausstellung zeigt die Bilder nicht<br />
chronologisch oder geografisch geordnet,<br />
sondern assoziativ gruppiert.<br />
Die Ausstellung und die beiden begleitenden<br />
Bildbände eröffnen Perspektiven<br />
und Zusammenhänge, die auch Historiker,<br />
Geografen und Militärstrategen<br />
überraschen.<br />
Daniel Schwartz, 1955 in Olten in der<br />
Schweiz geboren, besuchte von 1977<br />
bis 1980 die Fachklasse für Fotografie<br />
an der Schule für Gestaltung in Zürich.<br />
Von 1990 bis 2005 war er Mitarbeiter<br />
der Kulturzeitschrift »du«. 1987/88<br />
dokumentierte er die Architektur der<br />
Großen Mauer in China und die sich<br />
verändernde Landschaft. In den 1990er<br />
Jahren arbeitete er in den ökologischen<br />
Notstandszonen und Konfliktgebieten<br />
Süd- und Südostasiens, danach in<br />
Zentralasien und Afghanistan. Zeugnis<br />
Das Lamm. Sary Tash, Kirgistan 2004.<br />
© 2004 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-<br />
Kunst, Bonn <strong>2011</strong><br />
dieser Arbeit gibt die fast tausendseitige<br />
historische Reportage »Schnee in<br />
Samarkand. Ein Reisebericht aus dreitausend<br />
Jahren« (2008) und das Künstlerbuch<br />
»Travelling Through the Eye of<br />
History« (2009).<br />
Schwartz hatte zahlreiche Einzelausstellungen<br />
unter anderem im Kunsthaus<br />
Zürich, Imperial Palace Museum, Beijing,<br />
Kunstmuseum Solothurn und im<br />
Rahmen des Billboard-Programms des<br />
Kunsthaus Bregenz. Zweimal wirkte er<br />
bei Gruppenausstellungen bei der Biennale<br />
Venedig mit. Im Sommer <strong>2011</strong> zeigt<br />
das San Francisco Museum of Modern<br />
Art eine Serie von Afghanistan-Bildern.<br />
Zur Ausstellung ist das Buch »Travelling<br />
through the Eye of History« mit<br />
165 Fotografien bei Thames & Hudson,<br />
London, erschienen.<br />
Preis: 39,80 Euro<br />
ISBN: 978-0-5005-4290-3<br />
Es ist auch in einer auf fünfzig Exemplare<br />
limitierten und nummerierten Sonderausgabe<br />
mit einer schwarz-weißen<br />
Originalfotografie erhältlich.<br />
bis 12. September <strong>2011</strong><br />
Martin-Gropius-Bau<br />
Niederkirchnerstraße 7<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Mi – Mo 10–20 Uhr<br />
Dienstags geschlossen
BERLIN, Blicke<br />
– Ein Fotopreis<br />
schreibt subjektive<br />
Stadtgeschichte 1990<br />
– 2010<br />
Die Ausstellung versammelt Foto-Serien<br />
von Preisträgerinnen und Preisträgern<br />
eines Fotopreises in Schöneberg und<br />
Tempelhof, der seit 20 Jahren ausgeschrieben<br />
wird. Dieser in Berlins Bezirken<br />
einmalige Preis eröffnet eine sehr<br />
subjektive Sicht auf 20 Jahre Bezirks-<br />
Geschichte und spiegelt zugleich 20<br />
Jahre Stadtfotografie in Berlin wider. Die<br />
Fachjury – zusammengesetzt aus Experten<br />
von Fach- und Hochschulen, Kunstvereinen,<br />
Museen sowie aus Fotohistorikern<br />
und Journalisten – hat auf zwei<br />
Dinge geachtet: Erstens, dass in den prämierten<br />
Fotoserien etwas Allgemeines<br />
über das urbane Leben am Beispiel von<br />
Schöneberger und Tempelhofer Motiven<br />
zum Ausdruck kommt. Zweitens sollte<br />
das Niveau der Arbeiten »eigensinnig«<br />
sein und zugleich auch die aktuellen<br />
Debatten zur Fotoästhetik und über das<br />
gewandelte Selbstverständnis der Fotografen<br />
als Künstler aufnehmen. Die<br />
Themen haben die Foto-Künstlerinnen<br />
und -Künstler selbst gewählt und über<br />
längere Zeit als Projekte realisiert. Auf<br />
diese Weise ist eine Sammlung zusammengekommen,<br />
deren Spektrum von<br />
der klassischen Autoren- und Architekturfotografie<br />
bis zur konzeptuellen Fotografie<br />
reicht.<br />
Diese Ausstellung ist zugleich die letzte,<br />
die von der langjährigen Leiterin des<br />
Hauses am Kleistpark, Katharina Kaiser,<br />
kuratiert wird. Exemplarisch wird hier<br />
das Konzept sichtbar, mit dem sie seit<br />
1982 das Haus am Kleistpark geprägt<br />
hat: Künstler vorzustellen, die sich auf<br />
die Gesellschaft einlassen, genau hinsehen<br />
und damit den Betrachtern etwas<br />
über die Zusammenhänge der Welt und<br />
sich selbst vermitteln.<br />
Die beteiligten Fotografinnen und Fotografen:<br />
Karine Azoubib, Peter Bajer, Ute und<br />
Bernd Eickemeyer, Ludovic Fery, Fred<br />
© André Kirchner, 2006<br />
© Thomas Leuner (O.i.F.), 1992<br />
Hüning, André Kirchner, Wolf Klein,<br />
Hans-Peter Klie, Natalie Kriwy, Karl-<br />
Ludwig Lange, Thomas Leuner, Winfried<br />
Mateyka, Michael Nager, Ildar Nazyrov,<br />
Jens Oliver Neumann, Lothar M. Peter,<br />
Nelly Rau-Häring, Florian Rexroth, Wolfgang<br />
Ritter, Orit Siman-Tov, Arnd Weider,<br />
Janina Wick.<br />
Aus Anlass dieser Ausstellung erscheint<br />
im Berlin Story Verlag das Buch »BERLIN,<br />
Blicke – Ein Fotopreis schreibt subjektive<br />
Stadtgeschichte 1990–2010«, mit<br />
Texten von Katharina Kaiser, Enno Kaufhold<br />
und Barbara Lauterbach.<br />
Mit zahlreichen Farbabbildungen, 152<br />
Seiten, Hardcover.<br />
»... Die Voraussetzung für das Begreifen<br />
der Welt besteht im Erfassen und Miterleben<br />
des Nächstliegenden. Die Welt ist<br />
auch nur ein Konglomerat aus Provinzen«.<br />
Janos Frecot, 1996<br />
© Nelly Rau-Häring, 1980<br />
bis 7. August <strong>2011</strong><br />
HAUS am KLEISTPARK<br />
Grunewaldstraße 6/7<br />
10823 Berlin-Schöneberg<br />
Di – So 10–19 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
11
Galerien<br />
HERB RITTS<br />
Die Photographien geben einen<br />
umfangreichen Einblick in das Werk<br />
des im Jahr 2002 verstorbenen Photographen.<br />
Alle ausgestellten Arbeiten<br />
sind zu Lebzeiten des Künstlers unter<br />
seiner Aufsicht geprintet worden.<br />
Der Autodidakt hat in den 1980er<br />
und 1990er Jahren mit nahezu jedem<br />
Superstar gearbeitet. Unter den ausgestellten<br />
Porträtaufnahmen finden sich<br />
Namen wie Madonna, Mick Jagger,<br />
Dustin Hoffman, David Bowie, Philip<br />
Seymour Hoffman, Jack Nicholson<br />
oder Cindy Crawford. Seinem einzigartigen<br />
Blick sind sowohl unverwechselbare<br />
Porträts als auch sehr<br />
ästhetische Aktaufnahmen zu verdanken.<br />
Mit großem Einfühlungsvermögen<br />
und seiner stilistischen Sicherheit<br />
im Einsatz von strengen Formen, die<br />
eine monumentale Sinnlichkeit bewirken,<br />
schuf Herb Ritts zeitlose Ikonen<br />
und beeinflusste mit seiner innovativen<br />
Bildsprache eine ganze Generation<br />
von Photographen.<br />
Sand, Meer, Himmel und oftmals<br />
unheilvolle, dramatische Schatten sind<br />
die Hintergründe vor denen Herb Ritts<br />
seine perfekten Lichtskulpturen inszeniert.<br />
Häufig sind seine Aufnahmen in<br />
der Umgebung von Los Angeles entstanden,<br />
wo er im Nachbarhaus des<br />
Schauspielers Steve McQueen aufgewachsen<br />
ist. Mit formaler Strenge<br />
sowie subtiler Erotik komponierte der<br />
»Meister der lasziven Pose« Schwarzweiß-Aufnahmen<br />
von unverwechselbarer<br />
Eleganz.<br />
Als Mode-, Celebrity-, Porträt- und<br />
Aktphotograph erlangte Herb Ritts<br />
innerhalb kürzester Zeit Legendenstatus.<br />
Seine zunächst privaten Aufnahmen<br />
des jungen vor, Kraft strotzenden,<br />
aber noch relativ unbekannten Richard<br />
Gere beim Reifenwechsel, begründen<br />
seine Karriere als Ikonenphotograph<br />
der Popkultur. Als Gere durch den Film<br />
»In der Glut des Südens« im Jahr 1978<br />
der internationale Durchbruch gelingt,<br />
werden die Bilder von der Vogue und<br />
der Mademoiselle angefordert und<br />
12 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Herb Ritts Foundation, »Male Nude with Tumbleweed«, Paradise Cove, 1986<br />
gedruckt. Die Bilder sind eine Sensation<br />
und lösen auf Grund ihrer kraftvollen<br />
Ästhetik vielfache Begeisterung aus.<br />
Dies sollte der Grundstein seiner internationalen<br />
Karriere sein.<br />
Herb Ritts hat mit seinen Modestrecken<br />
in den 1980er und 1990er Jahren entschieden<br />
die Ästhetik von Zeitschriften<br />
wie Vogue, Vanity Fair oder Interview<br />
geprägt. Seine Werbekampagnen für<br />
Unternehmen wie Calvin Klein, Armani<br />
oder Gap prägten sich unmittelbar ein.<br />
Aber auch Musikvideos für Madonna,<br />
Michael Jackson, Janet Jackson, Shakira<br />
oder insbesondere Chris Isaak’s legendäres<br />
Video zu »Wicked Game« gehören zu<br />
seinem beispiellosen Werk<br />
bis 9. Juli <strong>2011</strong><br />
Galerie Camera Work<br />
Kantstraße 149<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Sa 11–18 Uhr
ARNOLD CRANE<br />
CAMERA WORK freut sich, eine Ausstellung<br />
von bedeutenden Photographen-Porträts<br />
des US-amerikanischen<br />
Photographen Arnold Crane zu präsentieren.<br />
Die Ausstellung beginnt am 16.<br />
Juli und wird bis zum 3. September <strong>2011</strong><br />
gezeigt. Die jeweiligen Porträts werden<br />
durch Werke der abgebildeten Künstler<br />
aus der umfangreichen Photo-Sammlung<br />
von CAMERA WORK ergänzt.<br />
© Arnold Crane »Edward Steichen«, 1969<br />
Arnold Crane genoss einen einzigartigen<br />
Zugang zu den berühmtesten Photographen<br />
unserer Zeit. Er nutzte seine<br />
Kamera, um die Ikonen der Photographie<br />
des 20. Jahrhunderts einzufangen<br />
– Man Ray, Walker Evans, Ansel Adams,<br />
Bill Brandt, Brassaï, Edward Steichen<br />
und viele andere – in intimen Umgebungen<br />
wie deren Wohnungen und Studios.<br />
Über zwei Jahrzehnte schuf Crane<br />
eine Werksammlung von unermesslichem<br />
Wert und historischer Bedeutung.<br />
Ob er nun mit Paul Strand im Auto sitzt,<br />
Imogen Cunningham in ihrer Küche<br />
ablichtet oder Ansel Adams bei einem<br />
Point Lobos Shoot auf Schritt und Tritt<br />
photographisch begleitet – Arnold Crane<br />
zeichnet stets empfindsame Bilder, in<br />
denen das Subjekt zugleich enthüllt als<br />
auch verehrt wird.<br />
© Arnold Crane, »Brassaï«, 1968-1970 © Arnold Crane, »Ansel Adams beim<br />
© Arnold Crane, »Paul Strand in seinem Auto«,<br />
Verneuil-sur-Seine, 1968<br />
Bereits in seiner Jugend arbeitete Arnold<br />
Crane als Journalist und dokumentierte<br />
Ereignisse wie Schwerverbrechen, Erdbeben,<br />
Feuer oder politische Ereignisse.<br />
Zudem wurden seine Werke in verschiedenen<br />
US-amerikanischen Magazinen<br />
veröffentlicht. Nach einem Studium<br />
der Rechtswissenschaften unterbrach<br />
er zunächst seine Karriere als<br />
Photograph, um diese im Jahr 1983<br />
wieder aufzunehmen, inspiriert durch<br />
eine Freundschaft mit dem Photographen<br />
Man Ray. In seiner bereits vergriffenen<br />
Monographie »On the other<br />
side of the camera« sind alle Künstlerporträts<br />
zusammengefasst, die Arnold<br />
Crane über die Jahre gemacht hat. Das<br />
Buch hat im Erscheinungsjahr 1995 den<br />
renommierten KODAK Photobuch Preis<br />
erhalten. Cranes Photographien sind in<br />
zahlreichen Büchern erschienen.<br />
16. Juli bis 3. September <strong>2011</strong><br />
Galerie Camera Work<br />
Kantstraße 149<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Sa 11–18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
Fotografieren am Point Lobos« Kalifornien, 1969<br />
© Arnold Crane, »Arnold Crane with mirror«<br />
So wurde beispielsweise sein Porträt von<br />
Walker Evans für das Cover der Publikation<br />
»Walker Evans. Decade by Decade«<br />
genutzt, welche 2010 erschien. Er wurde<br />
weiterhin als einer von 100 New Yorker<br />
Photographen in einem 2009 erschienenen<br />
gleichnamigen Buch (»100 New<br />
York Photographers«) gelistet. Arnold<br />
Cranes Bilder wurden bislang in diversen<br />
Einzelausstellungen in internationalen<br />
Galerien und Museen präsentiert. .<br />
Regelmäßig leitet er Seminare und Vorlesungen<br />
über Photographie. Der Künstler<br />
lebt in Chicago und Paris.<br />
13
Galerien<br />
André Kertész<br />
»Fotografien«<br />
Der Berliner Martin-Gropius-Bau präsentiert<br />
mit über 300 Fotografien eine<br />
große Retrospektive von André Kertész.<br />
Kertész, der in Ungarn geboren wurde<br />
und später in Budapest, Paris und New<br />
York lebte, hat mit Aufnahmen wie<br />
Schwimmer unter Wasser (1917), Chez<br />
Mondrian (1926) oder Gabel (1929)<br />
einen festen Platz in der Fotogeschichte<br />
des 20. Jahrhunderts eingenommen. Es<br />
sind nicht nur seine formal herausragenden<br />
Kompositionen, die ihm große Wertschätzung<br />
einbrachten, sondern auch<br />
seine surreal inspirierte Poesie, mit der<br />
er scheinbar einfache Dinge und Situationen<br />
erfasst. Sein innovatives fotografisches<br />
Gespür hat viele seiner Kollegen<br />
inspiriert, die zu den bedeutendsten<br />
Fotografen des 20. Jahrhunderts zählen:<br />
Brassaï hat bei ihm gelernt, Henri Cartier-<br />
Bresson und der junge Robert Capa<br />
wurden von ihm beeinflusst.<br />
Der Martin-Gropius-Bau präsentiert<br />
nun, nachdem 2004 Cartier-Bresson,<br />
2005 Capa und 2007 Brassaï mit großem<br />
Publikumserfolg gezeigt worden sind,<br />
den großen Vorreiter Kertész. Die Ausstellung<br />
André Kertész – »Fotografien«<br />
ist thematisch ausgerichtet und folgt den<br />
großen Leitmotiven seines Schaffens,<br />
wie der immer wiederkehrenden Beobachtung<br />
von Schatten, Dächern und<br />
Schornsteinen oder der metaphorischen<br />
Darstellung von Gefühlen wie Melancholie.<br />
Darüber hinaus rückt sie bisher<br />
weniger bekannte Werkgruppen ins<br />
Blickfeld: Frühe Aufnahmen, die während<br />
seines Militärdienstes im Ersten<br />
Weltkrieg entstanden und die Polaroids<br />
der letzten Jahre in New York. Besondere<br />
Aufmerksamkeit wird Kertészs Einfluss<br />
auf die Entstehung der Foto-Reportage<br />
in Paris ab 1928 gewidmet. Mehrere<br />
Ausgaben von VU, Art et Médecine,<br />
Paris Magazine sowie verschiedene<br />
Ausgaben seiner Reportage über<br />
das Kloster der Trappisten in Soligny-la-<br />
Trappe werden in der Ausstellung zu<br />
sehen sein.<br />
14 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Distortion n° 41, 1933, [mit Selbstportrait von André Kertész], Silbergelatine-Abzug,<br />
Späterer Druck, Sammlung Maison Européenne de la Photographie, Paris<br />
Biografie und Laufbahn: André Kertész,<br />
der am 2. Juli 1894 in Budapest als Andor<br />
Kertész in einer bürgerlichen jüdischen<br />
Familie geboren wurde, träumte schon<br />
als Kind davon, zu fotografieren.<br />
Mit 18 Jahren kaufte er seine erste<br />
Kamera, eine ICA Box, die mit 4,5 x 6<br />
cm Platten zu bedienen war. Aus dieser<br />
Frühphase stammt das Foto eines schlafenden<br />
Jungen. Während seiner Militärzeit<br />
bei der österreichisch-ungarischen<br />
Armee, dokumentierte er in lakonischen<br />
Bildern den Alltag des Soldatenlebens,<br />
die langen Märsche, das Warten in den<br />
Schützengräben, die Verlorenheit des<br />
Einzelnen. Im September 1915 verwundet,<br />
entstand während seiner Genesung<br />
in Esztergom 1917 das berühmte Foto<br />
Schwimmer unter Wasser. In ihm scheint<br />
er mit dem von Lichtreflexen überzogenen,<br />
optisch verzerrten Körper spätere<br />
Arbeiten vorwegzunehmen. Die Ästhetik<br />
der Reflexion sollte erst ein Jahrzehnt<br />
später am Bauhaus populär werden.<br />
Nach dem Krieg fotografierte Kertész,<br />
der an der Börse arbeitete, in seiner Freizeit<br />
vor allem Alltagsmotive wie seinen<br />
Bruder Jenö beim Sport, doch bot Budapest<br />
nicht das geeignete Umfeld für seine<br />
künstlerischen Ambitionen. 1925 entschloss<br />
er sich, nach Paris zu gehen und<br />
reiht sich damit in eine große Gruppe<br />
ungarischer Künstler und Fotografen<br />
Melancholische Tulpe, New York, 1939<br />
Silbergelatine-Abzug, Gedruckt ca. 1980<br />
Courtesy Bruce Silverstein Gallery<br />
ein, die nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen<br />
Monarchie und<br />
der niedergeschlagenen Räterepublik in<br />
den zwanziger Jahren Ungarn verließen<br />
und - wie László Moholy-Nagy, Robert<br />
Capa, Germaine Krull und Brassaï - entweder<br />
nach Paris oder nach Berlin auswanderten.
Schwimmer unter Wasser, Esztergom, 1917, Silbergelatine-Abzug,<br />
Gedruckt in den 1980-ziger Jahren, Bibliothèque nationale de France<br />
Zerbrochene Scheibe, Paris, 1929 [printed for<br />
the first time by André Kertész in 1964],<br />
Silbergelatine-Abzug,<br />
Gedruckt in den 1970-ziger Jahren,<br />
Courtesy Attila Pocze, Vintage Galéria, Budapest,<br />
Hungary<br />
In Paris knüpfte Kertész bald Kontakte zur<br />
künstlerischen Avantgarde am Montparnasse:<br />
zu Piet Mondrian, Fernand Léger,<br />
Ossip Zadkine und Alexander Calder.<br />
In dieser Zeit nahm er zahlreiche Portraitaufnahmen<br />
in der Art der carte postale<br />
auf. Als Flaneur durchstreifte Kertész<br />
die große Metropole und fotografierte<br />
in den Straßen und Parks, auf den<br />
Dächern und am Seine-Ufer von Paris.<br />
Er verstand Fotografie als visuelles Tagebuch,<br />
als Instrument, um das Leben zu<br />
beschreiben: »Ich interpretiere meine<br />
Empfindung in einem bestimmten<br />
Augenblick. Nicht, was ich sehe, sondern<br />
was ich empfinde.«<br />
Verlorene Wolke, New York, 1937<br />
Silbergelatine-Abzug<br />
Gedruckt in den 1970-ziger Jahren<br />
Courtesy Sarah Morthland Gallery, New York<br />
Mit seinen Aufnahmen aus der Nah- und<br />
Vogelperspektive und seinem Blick für<br />
die geometrische Struktur des Raumes,<br />
aber auch für Schatten, Reflexionen und<br />
Silhouetten fand er bald Anerkennung.<br />
1927 zeigte die Galerie Au Sacre du<br />
Printemps eine erste große Werkbilanz<br />
und 1929 nahm er an der internationa-<br />
bis 11. September <strong>2011</strong><br />
Martin-Gropius-Bau<br />
Niederkirchnerstraße 7<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Mi – Mo 10–20 Uhr<br />
Dienstags geschlossen<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
len Ausstellung »Film und Foto« in Stuttgart<br />
und in Berlin teil. Ab 1928 arbeitete<br />
Kertész mit einer Leica, der ersten<br />
Kleinbildkamera.<br />
In den folgenden Jahren wurden bei VU<br />
mehr als 30 Fotoessays von ihm veröffentlicht.<br />
1933 entstand die ungewöhnliche Serie<br />
»Distortions« – hier führen durch Spiegel<br />
verzerrte weibliche Körper ein Eigenleben<br />
zwischen Karikatur und Erotik.<br />
Außerdem erschienen Bücher wie<br />
Enfants (1933), Paris vu par André Kertész<br />
(1934) und Nos amies les bêtes<br />
(1936). Im selben Jahr folgte Kertész<br />
einem Angebot der Keystone Agentur<br />
und siedelte nach New York über, doch<br />
kündigte er den Vertrag bald und wurde<br />
freischaffend.<br />
Die Zeit in den USA war zunächst von<br />
existentiellen Schwierigkeiten geprägt<br />
und 1949 nahm er eine Arbeit (bis 1962)<br />
für das Magazin House and Garden an.<br />
Auf einer Reise nach Paris 1963 entdeckte<br />
er einen Großteil seiner Negative<br />
wieder, die ihn zu neuer künstlerischer<br />
Arbeit inspirierten und internationale<br />
Anerkennung brachten.<br />
1964 stellte er im Museum of Modern<br />
Art in New York aus. In seiner letzten<br />
Schaffensphase und vor allem, als er<br />
seine Wohnung nicht mehr verlassen<br />
konnte, fotografierte er vom Fenster<br />
seines Apartments aus den Washington<br />
Square. In dem Buch From my Window<br />
(1981) veröffentlichte er Polaroidaufnahmen<br />
von fein komponierten Stillleben<br />
– sie zeigen ihn erneut als Meister<br />
des Lichts mit den einfachsten Mitteln.<br />
Als André Kertész am 28. September<br />
1985 starb, hinterließ er ein Archiv von<br />
100.000 Negativen.<br />
Katalog:<br />
Hatje Cantz Verlag<br />
Buchhandelsausgabe: 49,80 Euro<br />
Museumsausgabe: 25,00 Euro<br />
ISBN: 978-3-7757-2630-6<br />
15
Galerien<br />
BLUMEN<br />
Schönheit und Vergänglichkeit, Liebe<br />
und Tod. Kein Lebewesen findet in<br />
der Symbolik häufiger Verwendung<br />
als die Blume, und kaum ein Thema<br />
ist aus kunsthistorischer Sicht so komplex<br />
wie die Geschichte des Blumenbildes<br />
– auch zeitgenössische Fotografen<br />
wenden sich immer wieder diesem<br />
jahrhundertealten Bildmotiv zu. Dies ist<br />
der Grund für eine erste Übersichtsausstellung<br />
zum Thema mit unterschiedlichen<br />
formalen und inhaltlichen Ansätzen.<br />
Die Geschichte der Fotografie kennt<br />
bereits seit ihrer Pionierzeit Aufnahmen<br />
von Blumen, angesiedelt meist<br />
zwischen Systematik und Erotik, Naturkontext<br />
und Materialstudie. In jüngster<br />
Zeit ist das Motiv Ausgangspunkt neuer,<br />
experimenteller Betrachtungen: Blumenvasen<br />
werden zerschossen und im<br />
Moment der Zerstörung dokumentiert,<br />
Blüten werden mit Farbe übermalt, Blütenstängel<br />
und Staubblätter für sexuelle<br />
Anspielungen verwendet, Blumen werden<br />
beim Vertrocknen, Verblühen oder<br />
Verwesen beobachtet, gescannt oder als<br />
überbordende Bouquets inszeniert.<br />
Das Schweizer Künstlerduo Fischli/<br />
Weiss beispielsweise paraphrasiert mit<br />
ihren doppelt belichteten Blumenbildern<br />
althergebrachte Schönheitsvorstellungen<br />
bis hin zum Kitsch. Wilfried Bauer<br />
hingegen verwandelt verblühte und vertrocknete<br />
Sonnenblumen in Todesmetaphern.<br />
So spartanisch die Blumen bei<br />
ihm in Szene gesetzt werden, so opulent<br />
arrangiert die holländische Fotografin<br />
Margriet Smulders ihre Blumenstillleben<br />
– auch als Referenz an die flämische<br />
und holländische Barockmalerei;<br />
der bürgerliche Wohlstand fand dort im<br />
17. Jahrhundert bekanntlich unter anderem<br />
in den sogenannten Blumenstücken<br />
seinen Ausdruck. Die Rose, von<br />
Smulders in Bloody Roses eindrucksvoll<br />
enigmatisch dargestellt, steht wie<br />
kaum eine andere Blume für den Dualismus<br />
von Liebe und Tod. Thomas<br />
Florschuetz fotografierte die Blütenblätter<br />
einer Rose aus nächster Nähe;<br />
die für sein Werk so typische motivische<br />
Verdoppelung wirkt hier fleischlich-barock.<br />
Michael Wesely wiederum<br />
16 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Holger Niehaus, »o.T.«, 2009, (O.i.F.) © Martin Klimas, »o.T.«, 2008, (O.i.F.)<br />
hält in seinen Langzeitaufnahmen den<br />
Prozess des Verblühens fest. Wir sehen<br />
dabei zu, wie die Blumenstängel und -<br />
blätter der Tulpen während der mehrtägigen<br />
Belichtung ihre Spannkraft verlieren.<br />
Hier steckt noch eine große Portion<br />
Schönheit im Prinzip der Vergänglichkeit.<br />
Bei Amin El Dib sind wir hingegen<br />
mit einem anderen Aspekt des Verfalls<br />
konfrontiert: er fotografiert u.a. die aufgequollenen<br />
Schnittkanten der Blumen,<br />
die zu lange in der Vase standen. Vanitas<br />
hat mehrere Gesichter, hier zeigt sie<br />
sich als Fratze.<br />
Der selbst gepflückte Wiesenstrauß entspringt<br />
freilich einem anderen, naturnahen<br />
Grundverständnis. Dies bringt<br />
Sofia Koukoulioti prägnant zum Ausdruck:<br />
Sie pflückt in naturbelassenen<br />
Brachen Griechenlands gewissermaßen<br />
mit der Kamera wild wachsende<br />
Blumen und andere Pflanzen, die sie<br />
im Nebeneinander der Bilder zu einem<br />
großen Strauß arrangiert. Hier wähnt<br />
man sich der naturgegebenen Liebesbeziehung<br />
zwischen Blumen und Insekten<br />
auf der Spur. Vera Mercer reduziert in<br />
ihren Stillleben die Farbigkeit mit Hilfe<br />
späterer Bildbearbeitung zu einem kolorierten<br />
Schwarzweiß: Mal sind es einzelne<br />
Blumen, etwa eine Amaryllis, mal<br />
sind es Blumenpaare, etwa zwei weiße<br />
Rosen, deren große Blüten so schwer zu<br />
sein scheinen, dass sie sich am Rand der<br />
Vase herunter biegen. Miron Schmückle<br />
wiederum inszeniert sich in seinen Blumenbildern<br />
gleich mit: er hält sich in<br />
seinen Selbstporträts eine einzelne<br />
Blüte oder einen Blütenstrang vor den<br />
eigenen nackten Körper – das Präsentieren<br />
der Blüte zwischen den abgespreizten<br />
Fingern gerät zu einer religiös-symbolischen<br />
Geste.<br />
Manche Blumensträuße dieser Ausstellung<br />
hat man selbst beim Floristen so<br />
noch nie gesehen, etwa diejenigen von<br />
Holger Niehaus; er wählt ungewöhnliche<br />
Versuchsanordnungen, wenn er<br />
beispielsweise ein Blumenarrangement<br />
so in eine geometrische Form<br />
schneidet, dass dieses der Außenform<br />
der Vase entspricht. Einen ebenfalls irritierenden<br />
Ansatz wählt Martin Klimas:<br />
Sein Bildgegenstand sind in einer Vase<br />
arrangierte Schnittblumen, einzeln oder<br />
im Paar. Mit Hilfe eines Hochdruckschussgeräts<br />
lässt er die Vase zerbersten<br />
und fotografiert exakt den Moment<br />
bevor die Blumen zur Seite wegkippen<br />
und ins Bodenlose stürzen. Schönheit<br />
und Vergänglichkeit, Statik und Bewegung<br />
finden in einem Bild zueinander,<br />
einem Sinnbild des Vergehens alles Irdischen.<br />
Makellose Schönheit und zeitlose<br />
Eleganz begegnen uns demgegenüber<br />
in den Blumenbildern von Jean-<br />
Baptiste Huynh. Er beschäftigt sich in<br />
seinem Werk intensiv mit Materialität<br />
und Oberfläche und demaskiert den<br />
Gegenstand im Hinblick auf eine hinter<br />
aller Sachlichkeit verborgenen Sinnlichkeit,<br />
so auch eine einzelne, puristisch<br />
inszenierte Blüte vor dunklem Grund.<br />
Christian Rothmann dagegen vermeidet
© Vera Mercer, »o.T.«, Ohama 2008, (Original in Farbe)<br />
mit bewusst gesetzten Unschärfen eine<br />
konkrete Beschreibung des Gegenstandes.<br />
Er fotografiert Blumen auch in Nahansicht<br />
oder durch Milchglasscheiben<br />
– und reduziert die Pflanzen so zu tagtraumhaften<br />
Erscheinungen ihrer selbst.<br />
Das gleiche gilt für Stephan Erfurt, der<br />
im Auftrag des FAZ-Magazins auf der<br />
Blumeninsel Mainau mit seiner Polaroidkamera<br />
Blüten in Nahansichten fotografierte.<br />
Luzia Simons verwendet für<br />
ihre Tulpenarrangements keine Kamera,<br />
sondern einen modifizierten Scanner,<br />
mit dem sie eine unvergleichliche<br />
räumliche Tiefe und Präzision erzielt.<br />
Die Blumen werden zur schwebenden,<br />
skulpturalen Form.<br />
Das Blumenmotiv findet aber auch indirekt,<br />
als alltägliches Muster auf Tapeten,<br />
Matratzen und Kleiderstoffen Verwendung,<br />
etwa im Werk von Andrea Baumgartl<br />
oder Jessica Backhaus. Erstere fängt<br />
mit der Aufnahme des blumengemusterten<br />
Vorhangs gewissermaßen die<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
Zeitlosigkeit des Lebens in einem kleinen<br />
Dorf bei Berlin ein und verweist<br />
subtil auf die geradezu inflationäre<br />
Verwendung der Blume als Schmuckform.<br />
Backhaus arbeitet stets in größeren<br />
Werkkomplexen, in denen sie ihr<br />
unmittelbares Umfeld poetisch befragt,<br />
und so rücken auch Blumenmotive in<br />
ihren Fokus. Frauke Eigen schließlich<br />
fotografierte 2009 einen Strauß japanischer<br />
Stoffblumen und zeigt jenseits<br />
von Natur und Naturalismus deren Stilisierung.<br />
Blumen und Blüten, auch diejenigen<br />
von Gräsern und Bäumen, tauchen in<br />
der zeitgenössischen Fotografie in den<br />
unterschiedlichsten Kontexten auf: in<br />
essentiellen Formen, als klassische<br />
Arrangements von Schnittblumen im<br />
Atelier oder ungepflückt in der Natur,<br />
als abstrakte und reduzierte Form oder<br />
als schlichtes Vorhangmuster.<br />
Die christliche Symbolik ist den meisten<br />
Blumenstillleben fremd, doch es existieren<br />
mitunter kunsthistorische oder allegorische<br />
Bedeutungsbezüge, und im allgemeinen<br />
Kulturverständnis steht die<br />
Blume zwischen Orient und Okzident<br />
weiterhin für Lebenskraft und Lebensfreude.<br />
Eine zarte Wucht der fotografischen<br />
Inszenierungen besticht mit Narzissmus<br />
und Verletzlichkeit, mit Reduktion<br />
und Üppigkeit, mit erhabener<br />
Schönheit und Vanitas, mit einer Millisekunde<br />
und einigen Tagen Belichtungszeit.<br />
Sie führt uns vor Augen, was wir zu<br />
sehen und zu schätzen verlernt haben:<br />
das Naturschöne und seine bildmächtigen<br />
Darstellungen.<br />
Matthias Harder<br />
Begleitend zur Ausstellung erschien<br />
bereits 2010 die Publikation »Flower<br />
Power« im Dumont-Verlag, hrsg. v.<br />
Matthias Harder.<br />
bis 2. Oktober <strong>2011</strong><br />
Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Auguststraße 75<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di–So 11 – 18 Uhr<br />
Do 11 – 21 Uhr<br />
17
Galerien<br />
Thomas Hoepker<br />
»DDR Ansichten«<br />
Hoepker, 1936 in München geboren,<br />
begann bereits mit 14 Jahren die ersten<br />
Versuche mit einer Plattenkamera. Nach<br />
einem Studium der Kunstgeschichte<br />
und Archäologie in München und Göttingen<br />
intensivierte er seine Aktivitäten<br />
als Fotograf, um ab 1959 regelmäßig für<br />
Zeitschriften und Jahrbücher zu arbeiten.<br />
Sein festes Engagement bei der Illustrierten<br />
»Stern« führte ihn in alle Kontinente;<br />
immer wieder war er in Elendsgebieten<br />
der Welt im Einsatz und arbeite<br />
über die Jahre seine subtile, humanitisch<br />
gefärbte Bildsprache heraus, die<br />
später unter dem Begriff »concerned<br />
photography« etabliert wurde.<br />
Trotz künstlerischer Qualität und einer<br />
unverkennbaren Narration innerhalb<br />
seiner Serien, blieb Hoepker jedoch<br />
18 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
all die Jahrzehnte hindurch dem klassischen<br />
Fotojournalismus treu. 1964 gipfelte<br />
dies in seiner Ernennung als erstes<br />
deutsches Mitglied der berühmten Foto-<br />
Agentur Magnum, dessen Vizepräsident<br />
und Präsident er in den darauffolgenden<br />
Jahren werden sollte.<br />
Stolze Paraden der FDJ, organisiertes<br />
Volksgetümmel und stramme Soldaten<br />
formen ein »lebendiges Sittenbild der<br />
DDR«.<br />
Als Gegenpol findet und setzt Hoepker<br />
scheinbar alltägliche Szenen des Alltags<br />
ins Bild: Kinder, die zwischen verrotteten<br />
Häuserfluchten mit Spielzeuggewehren<br />
spielen; ein ehemaliger Funktionär<br />
inmitten eines Panzerfriedhofs<br />
und desolat-wirkende Menschen, die<br />
ihren neuen Platz zwischen dem Gestern<br />
und der neugewonnenen Freiheit<br />
im gewohnten Umfeld zu suchen scheinen.<br />
Auch werden immer wieder typische<br />
Markenzeichen der DDR, wie der Trabant,<br />
die Fahne mit Hammer & Sichel<br />
© Thomas Hoepker »Trabant«, Berlin (Ost), 1974, © Thomas Hoepker / Magnum<br />
oder das Bildnis Honekers aufgegriffen<br />
und mit der unverkennbaren Stil- und<br />
Treffsicherheit Hoepkers fotografisch in<br />
Szene gesetzt.<br />
Thomas Hoepker lebt und arbeitet in<br />
South Hampton / New York.<br />
Zur Ausstellung »DDR Ansichten«<br />
erscheint im Mai eine gleichnamige<br />
Publikation mit einem Text von Wolf<br />
Biermann bei Hatje Cantz. Hardcover,<br />
Preis: 35,00 Euro,<br />
ISBN: 978-3-7757-28-13-3<br />
bis 9. Juli <strong>2011</strong><br />
galerie hiltawsky<br />
Tucholskystraße 41<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Mi – Sa 14–18 Uhr
Joby Hickey<br />
»Heliotropes«<br />
Vom deutschen Mathematiker und<br />
Astronom Carl Friedrich Gnauss im<br />
19. Jahrhundert erfunden, erlaubte das<br />
Heliotrop den Landvermessern weit<br />
entfernte Vermessungspunkte während<br />
der Messung zu beobachten. Damit war<br />
eine genaue Landvermessung möglich,<br />
was die Grundlage genauer Karten ist.<br />
Die optische, lichtbasierte Technologie,<br />
aus der das Heliotrop entsprang,<br />
verbindet sich konzeptionell mit einer<br />
weiteren bahnbrechende Erfindung mit<br />
wissenschaftlichen und künstlerischen<br />
Implikationen - der Camera Obscura.<br />
Die Theorie zur Schaffung einer Lochkamera<br />
hat bereits im 4. Jahrhundert v.<br />
Chr. der griechische Philosoph Aristoteles<br />
beschrieben. Die Camera Obscura<br />
ist zentrales Element in Joby Hickey‘s<br />
Arbeit. Sie bewirkt einige der wichtigsten<br />
Effekte, die sein Werk so einzigartig<br />
machen. Diese alten Instrumente<br />
sind auch eine passende Metapher für<br />
die Arbeiten von Joby Hickey. Der Einsatz<br />
einer Camera obscura prägt seinen<br />
Stil. Deren Brechung und Streuung des<br />
Lichtes fängt eine geheimnisvoll dunkle<br />
Atmosphäre ein, monochrom, schwarz<br />
und weiß, und hält den Augenblick eindrucksvoll<br />
fest.<br />
Durch die Bearbeitung erinnern Hickey‘s<br />
Fotografien in der Struktur an impressionistische<br />
Gemälde. Textur und Inhalt<br />
der Bilder stehen in einem gefühlten<br />
Widerspruch, der Eindruck sich in der<br />
Zeit zu verlieren kommt auf. Zeitlosigkeit<br />
in einer Zeit, in der nur die Veränderung<br />
Bestand hat. Hickey schafft mit<br />
seiner Methode die Verwirklichung der<br />
Ideen des Künstlers, die dem Betrachter<br />
eine eigene emotionale Reaktion des<br />
Betrachteten erlaubt.<br />
Joby Hickey besuchte das Dun Laoghaire<br />
College of Art and Design von<br />
1992 bis 1994. Im Laufe seiner achtzehnjährigen<br />
Karriere stellte er seine<br />
Arbeiten in zahlreichen Gruppen- und<br />
Einzelausstellungen aus, u.a. mit Organisationen<br />
wie dem Irish Cultural Center,<br />
© Joby Hickey, »Berlin«<br />
© Joby Hickey, »Plunket«<br />
der Barbara Dawson Gallery in London<br />
und der Royal Hibernian Academy of<br />
Ireland. Zuletzt war er als Teil Ausstellung<br />
zum 50. Jahrestag der Alliance<br />
Français und in der Green Lane Gallery,<br />
Paris, mit einer Einzelausstellung<br />
im Jahr 2009 präsent. Der Künstler lebt<br />
und arbeitet in Dublin.<br />
© Joby Hickey, »plane 4«<br />
bis 9. Juli <strong>2011</strong><br />
G 11 Galerie Berlin<br />
Landsberger Allee 54<br />
10249 Berlin-Friedrichshain<br />
Mi – So 14–18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
19
Galerien<br />
Thomas Hoepker<br />
Daniel Biskup<br />
»ÜBER LEBEN«<br />
<strong>2011</strong> erinnert das Deutsche Historische<br />
Museum an die Teilung Europas, deren<br />
sichtbares Zeichen die 1961 errichtete<br />
Berliner Mauer war. Die Verkörperung<br />
des »Eisernen Vorhanges« und Mahnmal<br />
des Kalten Krieges spaltete nicht nur<br />
Berlin, sondern trennte auch Ost- von<br />
West-Deutschland und symbolisierte<br />
den weltweiten Ost-West-Konflikt. Als in<br />
Berlin am 9. November 1989 die Mauer<br />
fiel, begann damit nicht nur das Ende<br />
der deutschen Teilung; dieser Tag läutete<br />
auch das Ende der Sowjetunion und ihres<br />
kommunistischen Herrschaftsbereiches<br />
in Osteuropa ein. 1991 – 30 Jahre nach<br />
dem Mauerbau – zerfiel nach der UdSSR<br />
auch der Vielvölkerstaat Jugoslawien in<br />
blutigen Bürgerkriegen.<br />
Diesen Ereignissen widmet das Museum<br />
eine umfangreiche Fotoausstellung mit<br />
Werken von Thomas Hoepker und Daniel<br />
Biskup, die auf unterschiedliche Weise<br />
das Zeitgeschehen dokumentierten.<br />
Beide Fotografen zeigen den Umbruch<br />
in der DDR mit seinen Folgen, das<br />
Spektrum der ausgestellten Bilder ist<br />
jedoch breiter gefasst: Thomas Hoepker,<br />
geboren 1936, lebte von 1974 bis 1976<br />
im Auftrag des »Stern« in der DDR.<br />
Bereits seit 1959 fing er mit seinen<br />
Fotografien den Alltag in der DDR ein.<br />
Daniel Biskup, geboren 1962, bereiste<br />
ab August 1991 nicht nur die auseinander<br />
fallende Sowjetunion, sondern auch die<br />
Krisengebiete des Balkans.<br />
Erstmals präsentiert das Museum eine so<br />
noch nie gezeigte Auswahl bisher weitgehend<br />
unbekannter Fotografien aus<br />
dem Schaffen beider Bildjournalisten.<br />
bis 3. Oktober <strong>2011</strong><br />
Deutsches Historisches Museum<br />
Ausstellunghalle von I. M. Pei<br />
Unter den Linden 2<br />
Hinter dem Zeughaus<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
täglich 10 – 18 Uhr<br />
20 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Daniel Biskup, »Junge beim Wasserholen«, Ost-Mostar, November 1995<br />
© Thomas Hoepker, »Nach einer Ehrung vor dem Staatsratsgebäude«, Berlin (Ost), 1975<br />
© Daniel Biskup, »Straßenszene in Sarajevo«,<br />
November 1996<br />
© Thomas Hoepker, »Neubaugebiet Halle-<br />
Neustadt«, 1975
Anna Yve N. Meyer<br />
Anna Yve N. wird im Mai 1969 in Thorn<br />
geboren. Die Autodidaktin beginnt Ihre<br />
Laufbahn als Photographin Mitte der<br />
80er Jahre.<br />
Im Jahre 1989 kommt sie nach Deutschland,<br />
lebt und studiert zunächst in Kiel,<br />
wo sie auch ihren zukünftigen Mann<br />
kennen lernt, mit dem sie 1999 nach<br />
Berlin geht.<br />
Zahlreichen Photoreisen nach Italien,<br />
Frankreich, Australien und in die USA<br />
folgen weitere Reisen nach Rom, Paris,<br />
London, Sydney und New York, um<br />
gezielt für die Serie »Metropolen« zu<br />
photographieren, die in den Jahren<br />
2000 bis 2006 in Kalenderreihen bei<br />
ARTeditions europe wie auch im Heye<br />
Verlag erscheinen und in den Medien<br />
viel Beachtung finden.<br />
Seit 2004 widmet sich Anna Yve N.<br />
wieder verstärkt der Portraitfotografie<br />
und richtet schließlich 2006 ihr Atelier<br />
in Berlin-Charlottenburg ein.<br />
Neben Arbeiten während der Fashion<br />
Weeks in Berlin, New York und Paris,<br />
den Filmfestspielen in Berlin und Cannes<br />
und der Darstellung des sportlichen<br />
Wettkampfes während der Leichtathletik<br />
Weltmeisterschaft in Berlin, der Extreme<br />
Sailing Series und der Formel 1<br />
beim Grossen Preis von Monaco, widmet<br />
sie sich gegenwärtig insbesondere<br />
in sehr persönlichen Arbeiten dem<br />
Portrait, wie auch derzeit dem aktuellen<br />
Projekt »Eleganz in Licht und Dynamik«.<br />
»Mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern<br />
gelingt es der Photographin immer<br />
wieder, dem Betrachter die außergewöhnliche<br />
und reizvolle Ästhetik ihres<br />
Werkes nahe zubringen«.<br />
bis 27. August <strong>2011</strong><br />
imago fotokunst<br />
Linienstraße 145<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Do – Sa 14–18 Uhr<br />
© Anna Yve N. Meyer, »Grace Jones«, 2009<br />
© Anna Yve N. Meyer, »Nadja Auermann«, 2009<br />
© Anna Yve N. Meyer, »Brad Pitt«, 2010<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
21
Galerien<br />
Greg Bannan<br />
»Somewhere in<br />
Hollywood«<br />
Greg Bannan ist ein Künstler, der sich<br />
in den Bereichen Video, Musik und insbesondere<br />
Fotografie bewegt und diese<br />
Genre oftmals miteinander verbindet.<br />
Im Mittleren Westen der USA aufgewachsen,<br />
die letzten 20 Jahre in New<br />
York und Los Angeles verbracht, lebt<br />
und arbeitet er heute in Berlin.<br />
Hollywood, für die meisten Cinema und<br />
Glamour, wird man auf den Fotografien<br />
von G.B. vergeblich suchen. Hingegen<br />
das Hollywood, was man vielleicht<br />
durch Charles Bukowski, dem<br />
düsteren Dichter von Skid Row kennt,<br />
hat es dem Fotografen angetan. Die<br />
kleinen vergessenen Donutshops, die<br />
verlassenen Gebäude, die unsanierten<br />
Straßen und die leeren Swimmingpools<br />
eines Motels, sind Motive die<br />
dem Künstler sehr vertraut sind. Mittendrin<br />
wohnte und arbeitete er in seinem<br />
ersten Fotostudio. Schauspieler, Künstler<br />
und andere Träumer wurden dort von<br />
ihm porträtiert.<br />
Immer häufiger werden geschichtsträchtige<br />
Gebäude durch eine kühle Architektur<br />
ersetzt, viele der alten Plätze und<br />
die damit verbundenen Erinnerungen<br />
sterben nach und nach aus. Es ist eine<br />
drastische Veränderung, die G. B. in den<br />
letzten Jahren zu spüren bekommen hat.<br />
Dem entgegen wirkend, möchte der<br />
Künstler mit seinen Fotografien die Zeitlosigkeit<br />
eines noch bestehendes alten<br />
Hollywoods festhalten.<br />
Die Ausstellung ist aber nicht nur eine<br />
architektonische Beobachtung, sondern<br />
auch eine Begegnung mit Menschen,<br />
die wie so viele, nach Ihren Träumen<br />
in Hollywood suchen.<br />
G.B. wählt seine Kameras immer sehr<br />
bewusst und experimentiert gerne mit<br />
verschiedenen alten Apparaten.<br />
So fotografierte er die in der Ausstellung<br />
gezeigten Arbeiten mit einer alten Mittelformat<br />
-Sears-Kamera, welche aus<br />
dem Besitz seiner Großmutter stammt<br />
22 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Greg Bannan<br />
und den Charme und die Ausstrahlung<br />
der Bilder noch durch eine entsprechende<br />
Aufnahmetechnik verstärkt.<br />
Begleitend zur Ausstellung läuft eine<br />
Videopräsentation, die G. B. auf einer<br />
Fahrradtour durch seinen »Kiez« gefilmt<br />
hat und mit dieser dem Betrachter seine<br />
eigene Interpretation von den berühmten<br />
Boulevards anbietet.<br />
bis 27. August <strong>2011</strong><br />
imago fotokunst<br />
Linienstraße 145<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Do – Sa 14–18 Uhr<br />
© Greg Bannan
Novelle<br />
»Die Abschlussklasse der BEST-Sabel<br />
Berufsfachschule für Design in Berlin ist<br />
in ihren drei Jahren Ausbildung aneinander<br />
und miteinander gewachsen. Im<br />
Jahr 2008 begann die Reise der 16 Schüler,<br />
auf der sie die Bedeutung des Berufsbildes<br />
des Fotografen für sich und im<br />
Allgemeinen erkundeten. Unterschiedliche<br />
Hintergründe und Nationalitäten<br />
halfen Hindernisse zu überwinden und<br />
die Menschen näher zusammenzubringen;<br />
es gab anstrengende, aber auch<br />
viele gute Zeiten.<br />
Ihr Abschlussthema stellt die Novelle<br />
dar. Die Novelle ist eine literarische<br />
Gattung die sich genauerer Beschreibung<br />
entzieht. Oft sind Novellen nicht<br />
lang, dafür aber klar strukturiert und<br />
in sich geschlossen. Novellen sollten<br />
in einem Rutsch lesbar sein und eine<br />
deutliche Botschaft in sich tragen. Fotografen<br />
sind Geschichtenerzähler, die in<br />
einen Dialog mit dem Publikum treten.<br />
Das Foto bietet sich an, eine prägnante,<br />
simple Idee zu übermitteln. Eben solch<br />
eine Idee, die bei der Novelle im Vordergrund<br />
steht. © BEST-Sabel Berufsfachschule für Design<br />
webseite & mail-adresse<br />
www.f-08.de<br />
fotodesign2008@googlemail.de<br />
Wir, die Absoventen der Abschlussklasse<br />
F08, laden Sie am 29. Juli <strong>2011</strong> um 19<br />
Uhr recht herzlich zur Ausstellungseröffnung<br />
in der Gustav-Meyer Allee 25<br />
ein und freuen uns ihnen unsere Arbeiten<br />
präsentieren zu können.<br />
29. Juli bis 7. August <strong>2011</strong><br />
BEST-Sabel Berufsfachschule für<br />
Design<br />
Gustav-Meyer-Allee 25<br />
Haus 13 (Dachgeschoss)<br />
13355 Berlin-Wedding<br />
Mo – So 12 –19 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
23
Galerien<br />
Sasha Stone<br />
(1895-1940)<br />
Cami Stone<br />
(1895-1972)<br />
»BERLIN IN<br />
BILDERN«<br />
»Kann man heute noch photographieren?<br />
Meiner Ansicht nach kaum, weil alles,<br />
was geht und steht, bereits von oben<br />
nach unten, breit und schmal, quer<br />
und hoch photographiert worden ist.<br />
Zu diesem Zweck kommt alles mögliche<br />
zur Verwendung, wie hohle Spiegel,<br />
Prismen, Kurzfokus-Objektive usw..<br />
Jeder verspricht sich eine besondere<br />
Wirkung, eine neue Erfindung.<br />
Die Experimente mit direktem Licht<br />
auf photoempfindlichem Papier sind<br />
auch nicht überzeugend. Es sind Photo-<br />
Kunstgewerbereien« ....<br />
Sasha Stone, Das Kunstblatt, 1928<br />
© Sasha Stone (1895-1940), Cami Stone (1895-<br />
1972), Berlin 1926<br />
24 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Sasha Stone (1895-1940), Cami Stone (1895-1972), Berlin 1926<br />
© Sasha Stone (1895-1940),<br />
Cami Stone (1895-1972), Berlin 1926<br />
Vernissage<br />
Freitag, den 26. August, 19-21Uhr<br />
© Sasha Stone (1895-1940),<br />
Cami Stone (1895-1972), Berlin 1926<br />
27. August bis 29. Oktober <strong>2011</strong><br />
Galerie argus fotokunst<br />
Marienstraße 26<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di – Sa 14 – 18 Uhr
Gábor Kerekes<br />
»Serien«<br />
Gábor Kerekes (*1945) lebt und arbeitet<br />
in Budapest, Ungarn.<br />
1971 begann er sein fotografisches<br />
Werk mit einer geschenkten Voigtländer-Kamera.<br />
Durch die Eigenständigkeit<br />
seiner fotografischen Position rückten<br />
die Arbeiten Kerekes schnell in den<br />
Mittelpunkt des Interesses, seine Ausstellungen<br />
wurden als Ereignis wahrgenommen<br />
und sein Werk beeinflusst bis<br />
heute die zeitgenössische ungarische<br />
Fotografie.<br />
Sein visuelles Konzept zeichnet sich<br />
durch Abstraktion und Wissenschaftlichkeit<br />
aus, Kerekes legt sehr viel Wert<br />
auf Perfektion und Qualität. Viele Arbeiten<br />
wirken fast wie gezeichnet. Inhaltlich<br />
setzt er sich mit den wichtigen<br />
Fragen des Lebens auseinander, es geht<br />
ihm um die Erkenntnis und Beschreibung<br />
der Welt, um eine Verbindung von<br />
Wissenschaft und Kunst.<br />
Die Galerie Hiltawsky zeigt Arbeiten<br />
aus Kerekes‘ wichtigsten Zyklen, so<br />
u.a. Werke aus den Serien »70‘s 80‘s«,<br />
»Alchimie«, »Over Roswell«, »Selfcloning«<br />
sowie »Electrocity«. Diese Ausstellung<br />
ist die erste Einzelausstellung<br />
seiner Werke in Deutschland.<br />
Seine Arbeiten befinden sich bereits seit<br />
zwei Jahrzehnten in den größten Sammlungen<br />
in Europa und Übersee.<br />
In Zusammenarbeit mit der Galerie<br />
Nessim, Budapest.<br />
© Gábor Kerekes, »CERN«, 1994<br />
Vernissage am 13. Juli <strong>2011</strong><br />
14. Juli bis 27. August <strong>2011</strong><br />
galerie hiltawsky<br />
Tucholskystraße 41<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Mi – Sa 14–18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
© Gábor Kerekes, »Electro city 2«, 2008 © Gábor Kerekes, »Augenlinse«, 1993<br />
© Gábor Kerekes, »Over Roswell 1«, 2002<br />
25
Galerien<br />
The Browse<br />
Fotofestival -<br />
von allen Sinnen<br />
70 Fotoausstellungen an 66 Orten<br />
Mit »The Browse Fotofestival« holt CII<br />
Fotografie aus der »Normalform« Kunstgalerie<br />
an lässigere Orte städtischer<br />
Kommunikation und Begegnung. Rund<br />
70 Fotografinnen und Fotografen zeigen<br />
ihre Werke an ebensovielen Orten - in<br />
Bars, Restaurants u.a. Locations rund<br />
um die Marheineke Markthalle. Das<br />
Viertel verwandelt sich in einen facettenreichen<br />
Ausstellungsraum, der zum<br />
Stromern, Stöbern, Entdecken einlädt.<br />
Das Spektrum der beteiligten Fotografinnen<br />
und Fotorafen reicht von prominenten<br />
Größen bis zu weniger bekannten,<br />
talentierten Fotografinnen und Fotografen,<br />
die es noch zu entdecken gilt.<br />
Die Galerie der Markthalle ist Hirn und<br />
Herz des Geschehens:<br />
Hier befindet sich die Festival-Zentrale<br />
(Meeting Point und Pressezentrum) und<br />
ein begehbarer Austellungskatalog: Hier<br />
wird von allen beteiligten Fotografinnen<br />
ein Bild gezeigt, dazu der Hinweis, wo<br />
weitere Fotografien der Künstler/innen<br />
zu finden sind.<br />
Zusätzlich präsentieren der Fotograf<br />
Sönke Tollkühn und der Autor Gerd<br />
Gdowiok auf der Galerie unter dem<br />
Motto »In Kreuzberg bin ich und hier<br />
bleib ich, Punkt« eine Reihe persönlicher<br />
Portraits von Menschen, die diesen<br />
Ort prägten.<br />
Mit der Bereitstellung eines weiteren<br />
Galerie-Raumes für den japanischen<br />
Fotografen Yuuichirou Yamanishi<br />
und eine Plattform zur Fortführung der<br />
Aktivitäten der Gruppe »Kreuzberg for<br />
Japan«, wollen wir die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
für die Not der Menschen<br />
in Japan wachhalten und die bei der<br />
Mühlenhaupt-Eröffnung begonnene<br />
Spendenaktion fortführen.<br />
26 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Johannes Barthelmes, »La Habana Vieja Nr. 132«<br />
© Johannes Barthelmes, »La Habana Vieja Nr. 115«<br />
Johannes Barthelmes<br />
»8600 miles«<br />
bis 16. Juli <strong>2011</strong><br />
Cafe Atlantic<br />
Bergmannstraße 100<br />
10961 Berlin-Kreuzberg<br />
täglich 9–2 Uhr
The Browse<br />
Fotofestival<br />
bis 12. Juli <strong>2011</strong><br />
© Falko Siewert<br />
»Coffee Cull«, Bergmannstraße 89<br />
© Ann Christine Jansson, »Heinrich Böll«<br />
»Austria«, Bergmannstraße 30<br />
© Jorinde Gersina<br />
»Im Mai«, Nostlitzstraße 33<br />
© Hinrich Schulze<br />
»Joe Peñas Cantina y Bar«, Marheinkeplatz 3<br />
© Wolfgang Krolow<br />
»Gesoplan gGmbH«, Arndtstraße 32, • »Da Enzo«, Willibald-Alexis-Straße 25<br />
© Günter Zint, »John Lennon«<br />
»Kollo«, Chamissoplatz 4<br />
© Jenny Posener<br />
»Brezel Bar«, Friesenstraße 2<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
27
Galerien<br />
Arno Fischer<br />
Nicole Woischwill<br />
Olle Fischer<br />
»Leere Stunden volle<br />
Zeit«<br />
(Drei Serien Polaroids)<br />
Die Sofortbilderkundungen der drei<br />
Fotografen – Arno Fischers und zweier<br />
seiner Schüler – durchschneiden ein<br />
Spektrum mehr, als dass sie es umrissen.<br />
Nicht die Vielfalt, der Punkt ist es,<br />
der besondere Moment, den wir wiedererkennen<br />
unter wievielen, weil wir<br />
ihn noch nie gesehen haben: so. Die<br />
anthropomorphe Gestalt eines Steines,<br />
einer Ziegelmauer, eines Flecken an der<br />
Wand, wie wir sie mit Kinderaugen entdecken<br />
und den Rest unsre Leben lang<br />
suchen, sehen wir hier wieder. Dass ein<br />
Lied in allen Dingen schläft, sagt die<br />
Poesie; wie es aussehen kann, zeigt die<br />
Fotografie. Der Wert eines Fotografen<br />
liegt in der Tatsache, dass er ein Mensch<br />
ist, für den die sichtbare Welt existiert.<br />
Für den Rest der Menschheit existiert sie<br />
sicher auch, festhalten können sie nur<br />
wenige. Der Tiefenschnitt, den die Polaroidserien<br />
zeigen, rückt das Nebenbei<br />
der Existenz ins Zentrum. Das Verhältnis<br />
von Raumaufnahme und Porträt entspricht<br />
dem Verhältnis von einem Einzelnen<br />
zu einem Komplex Einzelner, sei<br />
er (oder es) Bewohner einer Landschaft<br />
oder ein Ding dort. Die Landschaft kann<br />
eine Großstadt sein oder die Oberfläche<br />
eine Stuhls, der (das) Einzelne ein<br />
Mensch am Abgrund oder ein Staubkorn<br />
auf dem Spiegelglas. Die Eigenart<br />
und Einzigartigkeit des Mediums<br />
Polaroid macht jede Aufnahme zum<br />
still, einem Film entnommen, der vor<br />
unsern Augen abzulaufen schien. Wir<br />
sind die Zeugen dessen, was geschehen<br />
sein muß, wie wir die Zeugen dessen<br />
sind, was geschieht und geschehen wird<br />
noch mit uns, die wir vor diesen Bildern<br />
stehen, oder sie in der Hand halten wie<br />
jetzt ich, der sie beschreibt. Der Autor,<br />
der ein Bild beschreibt, ist ein anderer,<br />
als der, der ein Bild aufnimmt mit<br />
28 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Arno Fischer, (Original in Farbe) © Nicole Woischwill, (Original in Farbe)<br />
© Olle Fischer (Original in Farbe)<br />
dem Apparat. Fotografen schreiben mit<br />
Licht über den Schatten, den die Dinge<br />
werfen, damit wir sie erkennen. Jede<br />
Fotografie ist eine Erzählung über das<br />
Vergangene; die hier gezeigten zeigen<br />
das Vergehen zugleich. Arno Fischers<br />
Triptychen: 7 mal 3 Polaroids, die ein<br />
Innen im Außen zeigen oder die Dialektik,<br />
die die kleinen Dinge eint mit<br />
den großen. Die Nachverfolgbarkeit des<br />
Blicks, die erhaltene Geste des Fotografierenden,<br />
macht die Qualität der Bilder<br />
aus: es ist ein Mensch, der sie macht,<br />
nicht ein Apparat. Nur ein Mensch<br />
kann die Schwermut und die Heiterkeit<br />
der Dinge bannen in ein Pappquadrat<br />
voll Technik und Chemie. In<br />
Nicole Woischwills Stadtraum-Reihen<br />
werden Innen und Außen im Verhältnis<br />
Mensch und Raum, Raum und Zeit<br />
definiert: Stillstand, wie er Bilder zeugt,<br />
nicht wie er nötig ist, um Bilder zu<br />
erzeugen. Olle Fischers Detailporträts<br />
sind close-ups von der Bestimmtheit<br />
wie sie der Sekundenzeiger hat: er ist<br />
einmal genau und immer wieder, keine<br />
Sekunde ist gleich. Dass wir Spuren hinterlassen,<br />
die eine Nachwelt auf Schöneres<br />
schließen lassen kann als Schönes<br />
war, zeigen die Bilder: Bestand der Welt,<br />
die wir formen, ohne wahrzunehmen,<br />
dass wir vergehen dabei. Wir werden für<br />
unsre Nachfahren sein, was wir sehen:<br />
Fotografien, die aus der Welt gerissen<br />
sind wie der Zeiger der Uhr aus dem<br />
Ablauf der Zeit. Wie der Zeiger, der die<br />
Zeit, die uns bleibt, zu Frist perforiert.<br />
Fotografen operieren in der Zeit an uns<br />
ohne Betäubung. Wir spüren den Schnitt<br />
nicht, nicht die Narbe, wir sehen die<br />
Wunde. Ruhe ist ein Bestand der Bewegung,<br />
die in Maßstäben von Zeit vergeht.<br />
Das zeigen zu können, hat die Erfindung<br />
der Fotografie ermöglicht. Dass wir es<br />
beinah schon vergessen haben, zeigen<br />
uns die Bilder hier.<br />
Thomas Martin<br />
bis 7. August <strong>2011</strong><br />
exp12 / exposure twelve<br />
Senefelderstraße 35<br />
10437 Berlin – Prenzlauer Berg<br />
www.exp12.com<br />
Fr – So 14 – 20 Uhr
La Magnolia<br />
Rom in Berlin<br />
»File urbani«<br />
Im September sind sieben junge italienische<br />
Künstlerinnen bei exp12 zu Gast,<br />
die in den letzten Jahren im Projektraum<br />
»La Magnolia« der »Casa Internazionale<br />
della Donna« in Rom ausgestellt haben.<br />
Die Kuratorin der Ausstellung Tiziana<br />
Musi schreibt dazu:<br />
Der Titel »File urbani« umschließt die<br />
beiden Polaritäten, die kulturell und<br />
politisch unser Dasein in der heutigen<br />
Welt bestimmen: soziale Vernetzung<br />
und urbanes Netz, technologische<br />
Navigation und die Stadt als Labyrinth.<br />
Beide Netze ermöglichen außergewöhnlich<br />
zahlreiche, zugleich auch<br />
stark befremdliche und verstörende<br />
Verbindungen, denn mit der maximalen<br />
Möglichkeit hypothetischer Kontakte<br />
geht eine oftmals bedrohliche Einsamkeit<br />
einher. Die uneingeschränkten<br />
Möglichkeiten dieser Netze, sich geografisch<br />
auszudehnen, haben ein neues<br />
Verständnis von ‘Stadt’ zur Folge, nämlich<br />
als einen Ort, an dem sich Grenzüberschreitungen<br />
nicht mehr in Bezug<br />
auf einen Organismus oder auf ein Projekt<br />
definieren, sondern sich als ein<br />
unendliches Netzwerk virtueller Beziehungen<br />
ohne Zentrum, ohne Stadtplan<br />
und ohne Koordinaten darstellen.<br />
In deren Mitte verbirgt sich eine komplexe<br />
Realität, ein Mosaik aus verschiedenen<br />
fragmentarischen Räumen, eine<br />
fließende Gesellschaft in einem einzigen<br />
großen Randgebiet. Alle hier ausgestellten<br />
Arbeiten setzen sich mit dem<br />
Verlust des Orientierungssinns – individuell<br />
und sozial gesehen – auseinander.<br />
Als Metapher können wir – im Sinne von<br />
Paul Virilio - von Tele-Objektivität sprechen,<br />
um die Unmöglichkeit des modernen<br />
Menschen zu beschreiben, über<br />
den objektiv begrenzten Schein hinaus<br />
etwas wahrzunehmen. Jede der Künstlerinnen<br />
hat in den verborgenen Furchen<br />
des Realen geforscht, um idealerweise<br />
die Dialektik aufzuzeigen, die zwischen<br />
dem urbanen Raum und der Innenwelt,<br />
zwischen der Identität und deren Verlust,<br />
zwischen Tradition und Gewalt,<br />
© Francesca Manzini<br />
zwischen Natur und Kultur herrscht.<br />
Allen Arbeiten gemein ist das Bedürfnis,<br />
diese Mechanismen der Nicht- /<br />
Anpassung der eigenen Innenwelt an<br />
jenen künstlichen Lebensraum sichtbar<br />
zu machen. Obwohl jede der Künstlerinnen<br />
ihren eigenen Weg gegangen<br />
ist, haben alle zu einem gemeinsamen<br />
Nenner gefunden: sie verstehen ihre<br />
individuelle Suche als Teil einer größeren<br />
ethischen Reflektion.<br />
Die weibliche Gestalt steht bei Danze<br />
urbane von Irene Iorno im Zentrum.<br />
Sie beschäftigt sich mit den Dynamiken<br />
des Körpers und vermag das Innere<br />
der Bewegungen einzufangen. Francesca<br />
Manzini beschreibt in Sketchbook<br />
die urbane Isolation anhand von<br />
New York – verstärkt durch Doppelbelichtungen<br />
und Entfernen jener Elemente,<br />
welche die Metropole erkennbar<br />
machen. In Polvere von Letizia<br />
Marabottini verschwindet der weibliche<br />
Körper in schon sehr abgenutzten<br />
vertrauten Räumen, die Erinnerung an<br />
Vergangenes höhlt die Gegenwart aus.<br />
Claudia Padoan wird ihre Werke Margine<br />
und Comprimida in einer Live-Performance<br />
präsentieren. Valentina Parisi<br />
interpretiert in Il Mondo alla roverscia<br />
Pieter Bruegels Werk Die niederländischen<br />
Sprichwörter (1559) neu, stellt die<br />
Welt förmlich auf den Kopf und präsentiert<br />
uns eine surreale Darstellung der<br />
Gegenwart. Wieder zurück zu einem<br />
2. bis 11. September <strong>2011</strong><br />
exp12 / exposure twelve<br />
Senefelderstraße 35<br />
10437 Berlin – Prenzlauer Berg<br />
www.exp12.com<br />
Fr – So 14 – 20 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
antiken Thema: das Heilige in der italienischen<br />
Kultur. Rivka Spizzichino greift<br />
mit Guardia Sanframondi die christlichen<br />
Rituale der Reue und der Selbstgeißelung<br />
auf. Aus dem kleinen Dorf in<br />
Kampanien zeigt sie Bilder voll raffinierter<br />
Eleganz von den traditionellen siebenjährlichen<br />
Bußritualen. Sara Spizzichino<br />
kehrt noch einmal zum Thema<br />
Internet zurück. In Fere libenter homines<br />
id quod volunt credunt (Der Mensch<br />
glaubt gern das, was er sich wünscht)<br />
prüft die Künstlerin ihr eigenes Aussehen<br />
in Bezug auf das vorherrschende Schönheitsideal,<br />
das den ästhetischen Maßstäben<br />
des Internets entsprechen soll, und<br />
passt dabei die eigenen Gesichtszüge<br />
den äußeren Anforderungen an. Der<br />
einem Zitat von Julius Cäsar entnommene<br />
lateinische Titel unterstreicht das<br />
ironische Element dieser Poetik.<br />
29
Galerien<br />
Ulrich Hartmann<br />
»Beyond Make Up«<br />
Unter dem Titel »Beyond Make Up«<br />
zeigt der Berliner Fotograf Ulrich Hartmann<br />
in der aff-Galerie Mode- und<br />
Beautyfotografien.<br />
Make Up sieht der Fotograf immer als<br />
ein wichtiges Element, doch in Hartmanns<br />
Portfolio geht es um mehr. Es<br />
geht um die Geschichte in den Bildern,<br />
die der Betrachter in ihnen entdeckt, um<br />
Schönheit und Verzweiflung, Liebe und<br />
Vergänglichkeit. Das Make Up ist hier<br />
Mittel zum Zweck. Es verstärkt die Emotionen<br />
und beeinflusst die Bildsprache.<br />
So entstehen geheimnisvolle Inszenierungen,<br />
die viel Raum für Interpretationen<br />
lassen.<br />
Ulrich Hartmann, eigentlich gelernter<br />
Grafikdesigner, entdeckte seine Liebe<br />
zur Fotografie durch Zufall. Nach autodidaktischer<br />
Ausbildung und einem<br />
Fotopraktikum in Hamburg beschloss er<br />
sich selbständig zu machen. Seit 2006<br />
arbeitet Ulrich Hartmann in Berlin als<br />
freier Fotograf in den Bereichen Fashion,<br />
People und Beauty. Er hat bereits mit<br />
zahlreichen Magazinen und Kreativagenturen<br />
zusammengearbeitet. Seine<br />
Arbeiten werden durch seine Liebe zur<br />
Kunst inspiriert.<br />
Vernissage: 9. September <strong>2011</strong>,<br />
20.00 Uhr<br />
30 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Ulrich Hartmann, (Original in Farbe)<br />
© Ulrich Hartmann, (Original in Farbe)<br />
10. September bis 2. Oktober <strong>2011</strong><br />
aff Galerie<br />
Kochhannstraße 14<br />
10249 Berlin-Friedrichshain<br />
So 14 –17 Uhr<br />
weitere Öffnungszeiten<br />
siehe www.aff-berlin.com
DS Allen<br />
»Night Shift«<br />
DS Allens unaufhörliche Suche nach<br />
ungewöhnlichen Ansichten des<br />
gewöhnlichen Berlin ist ein kontinuierlicher<br />
Prozess der Verfeinerung. Für<br />
seine zweite Ausstellung im Fenster61<br />
präsentiert er Fotografien aus einer aktuellen<br />
Serie von Bildern der Nacht. Was<br />
ist es, dass unsere Erfahrung in der Nacht<br />
vom Tag unterscheidet? Wenn uns visuelle<br />
Informationen fehlen, erfindet das<br />
Auge, was es nicht sehen kann. Parallel<br />
dazu zeigen Nachtaufnahmen stärker<br />
den zentralen Kern von DS Allen‘s<br />
Fotografie. Nämlich die große Kluft zwischen<br />
dem, wie das Auge die Welt sieht<br />
und dem Blick durch die Kamera.<br />
Mit sieben Jahren begann DS Allen<br />
zu fotografieren. Mit vierzehn wurde<br />
er Lehrer an der privaten Fotoschule<br />
seines Vaters Brian Allen, und im Alter<br />
von achtzehn war er bereits als kommerzieller<br />
Fotograf etabliert. In Kunstausstellungen<br />
zeigte DS Allen anfangs traditionelle<br />
Landschaftsaufnahmen, die<br />
mit der Großformatkamera entstanden<br />
waren. Während der 80er Jahre arbeitete<br />
er an industriellen und urbanen<br />
Landschaften und setzte sich auf diese<br />
Weise mit den grundlegenden Veränderungen<br />
der Thatcher-Zeit aus einander.<br />
1989 kam er über die Bermondsey<br />
Artists‘ Group und deren Projekt Kunstbrücke<br />
erstmals nach Berlin, zum Prenzlauer<br />
Berg. Schon bei seinem ersten<br />
Besuch wurde ihm klar, dass er hier<br />
gewissermaßen seine fotografische<br />
Heimat gefunden hatte. Hochleitungen,<br />
das Helldunkel über der Stadt und die<br />
einzigartiger Atmosphäre ermöglichten<br />
es ihm, verschiedene seine bisherigen<br />
Ansätze zusammenzuführen. Seither<br />
verfolgt DS Allen eine Reihe von<br />
parallel laufenden Serien, die immer<br />
wieder erweitert und neu zusammengestellt<br />
werden. Dabei ist er betständig<br />
auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen,<br />
das bei genauer Betrachtung<br />
nicht zuletzt auch im Gewöhnlichen<br />
zu finden ist. Indem er radikale<br />
Ausschnitte und Standpunkte wählt, um<br />
einen völlig neuen Blick auf städtische<br />
© DS Allen, »Knaackstraße«<br />
© DS Allen, »Belforter, Ecke Prenzlauer Allee«<br />
Umgebungen zu werfen, schafft er neue<br />
Welten des Alltags und präsentiert seine<br />
Motive mit eine neuen oder andersartigen<br />
Identität.<br />
Virtuelle Ausstellung unter:<br />
www.german-fine-arts.com/berlin.html<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
18. August bis 13. September <strong>2011</strong><br />
Fenster61<br />
Fenster für Fotoprojekte<br />
Torstraße 61<br />
10119 Berlin-Mitte<br />
31
Galerien<br />
Max Scheler<br />
»Vom Müggelsee bis<br />
Hollywood«<br />
Als unermüdlicher Förderer des fotografischen<br />
Werkes seines väterlichen Mentors<br />
und Freundes Herbert List, dem er<br />
die ersten Schritte in die Professionalität<br />
verdankte, hat Max Scheler (1928-2003)<br />
sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />
mehr als verdient gemacht. Dabei ist<br />
weitgehend in Vergessenheit geraten,<br />
dass Max Scheler, wie der Publizist<br />
Fritz Kempe 1964 betonte, der international<br />
berühmteste deutsche Fotoreporter<br />
seiner Zeit war. Seine Bildreportagen<br />
finden sich in Heute, Look, Picture Post,<br />
Paris Match, Epoca, der Münchner Illustrierten<br />
und im Stern, für den er nahezu<br />
zwei Jahrzehnte auf allen Kontinenten<br />
unterwegs war.<br />
Ulrich Pohlmann<br />
Parallel zur Ausstellung zeigt der<br />
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.<br />
bis zum 31. 7. <strong>2011</strong> die Retrospektive<br />
Max Scheler<br />
Von Konrad A. bis Jackie O.<br />
Fotografien aus Deutschland, China,<br />
USA<br />
Willy-Brandt-Haus,<br />
Stresemannstraße 28, 10963 Berlin<br />
© Max Scheler, »Fan Mail for the Dead James<br />
Dean«, Hollywood, USA, 1956<br />
32 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Max Scheler, »Elizabeth Taylor vor dem Graumans Chinese Theatre«, Hollywood, USA, 1956<br />
© Max Scheler, »Picknick am Müggelsee«,<br />
Ost-Berlin, 1963<br />
bis 20. August <strong>2011</strong><br />
Johanna Breede<br />
PHOTOKUNST<br />
Fasanenstraße 69<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Fr 11–18 Uhr<br />
Sa 11–16 Uhr
Günter Bersch<br />
Fotografien<br />
Johannes Heisig<br />
Bilder<br />
»Übergänge«<br />
Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus<br />
e.V. zeigt die Ausstellung Übergänge<br />
mit Werken von Johannes Heisig und<br />
Günter Bersch anlässlich des Gedenkens<br />
des Mauerbaus vor 50 Jahren.<br />
Seit 2008 beschäftigt sich der Maler<br />
Johannes Heisig mit seinen Erinnerungen<br />
und Sichten auf das geteilte und wieder<br />
geeinte Berlin der letzten 30 Jahre, sei<br />
es in intimen Familienporträts, Stadtlandschaften,<br />
alptraumhaften symbolischen<br />
Szenen oder Darstellungen typischer<br />
Jugendkultur der Zeit. Im Dialog<br />
mit Heisigs Gemälden treten Bilder<br />
des renommierten Berliner Fotografen<br />
Günter Bersch, die u.a. den Abzug der<br />
Roten Armee aus Berlin dokumentieren.<br />
In dem morbiden realsozialistischen<br />
Alltag formten sich seine Sichtweisen.<br />
Befragte man Günter Bersch nach<br />
seiner künstlerischen Verwandtschaft,<br />
so nannte er Will McBride oder Barbara<br />
Klemm, beide wie er Einzelgänger im<br />
Suchen nach dem unbedingten Ausdruck.<br />
Bersch und Heisig eint eine künstlerische<br />
Komplizenschaft. Mit ihrem<br />
geschärften Blick spiegeln sie ein Stück<br />
kritischer Zeitgeschichte wider. Im dialogischen<br />
Miteinander von Wachheit im<br />
Beobachten und der Kraft des abstrahierenden<br />
Formens entsteht das spannende<br />
Resultat und in ihm eine Ambivalenz<br />
aus Erinnerungen und Erfahrungen.<br />
Beide gehen mit ihren Arbeiten in einer<br />
hochkomplexen Synthese von sozialer<br />
Verankerung und gestalterischem Eigenwillen<br />
den Spuren nach, die die letzten<br />
Fragen des Seins in Gesichtern, Blicken,<br />
Haltungen, Handlungen und Orten hinterlassen.<br />
© Günter Bersch, »Kasernengelände Hillersleben«, Sachsen-Anhalt, 1992<br />
© Günter Bersch, »Johannes Heisig«, Maler<br />
»Traumbild«, Berlin, 2001<br />
Johannes Heisig, 1953 einer Leipziger<br />
Künstlerfamilie entstammend, studierte<br />
Malerei und Grafik. Ausgebildet in der<br />
Werkstatt des Vaters, wurde er 1988<br />
Professor, 1989 Rektor der Hochschule<br />
für Bildende Künste Dresden; 1991<br />
folgten Rücktritt und Aufgabe der<br />
Lehrämter, seitdem freischaffend in Berlin.<br />
Günter Bersch, (1944 -2007) lebte<br />
und arbeitete als freiberuflicher<br />
Fotograf in Berlin. Er studierte an der<br />
Hochschule für Grafik und Buchkunst<br />
in Leipzig. Bis 1990 war er Fotograf bei<br />
der Illustrierten Zeitschrift »FÜR DICH«.<br />
Es entstanden Arbeiten mit seiner Leica<br />
für Zeitschriften, Bücher, Werbung<br />
und Fernsehen, vor allem Porträts und<br />
Reportagen. Teilnahme und Preisträger<br />
bei nationalen und internationalen<br />
Fotowettbewerben.<br />
Eröffnung am Dienstag,<br />
den 23. August <strong>2011</strong>, um 19.30 Uhr<br />
24. August bis 16. Oktober <strong>2011</strong><br />
Willy-Brandt-Haus<br />
Stresemannstraße 28<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Di – So 12–18 Uhr<br />
Eintritt frei, Ausweis erforderlich<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
© Günter Bersch, »Klubraum einer russischen<br />
Kaserne«, Eberswalde, Brandenburg, 1992<br />
© Günter Bersch, »Die Russen gehen«, 1992<br />
Die Ausstellung ist im Rahmen der<br />
29. Langen Nacht der Museen am<br />
Samstag, 27. August <strong>2011</strong>, von 18.00<br />
bis 2.00 Uhr zu besichtigen.<br />
33
Galerien<br />
Gina Lopez<br />
»Spielend, spielend<br />
entdecke ich das Kind<br />
in mir«<br />
Gina Lopez’ fotografische Bilder sind<br />
Zeugnisse träumerischer Einfühlung in<br />
die kindliche Existenz. Sie legen verschüttete<br />
Möglichkeiten des inneren<br />
Kindes frei, die in ihrer verletzlichen<br />
Schönheit und Deformiertheit anrühren<br />
und den Betrachter selbst in seine Kindheit<br />
verführen. Der Thematik des Individuums<br />
und sein Inneres, widmet die aus<br />
Kolumbien stammende Gina Lopez ihre<br />
gesamte fotografische Arbeit als Künstlerin.<br />
Ob es sich um Porträts, Selbstporträts,<br />
Fingerabdrücke, Handflächenlinien<br />
oder Fragmente von Familienfotos<br />
oder Körpern handelt, es sind Bilder des<br />
Zurückkehrens. Sie verkörpern wie die<br />
Bilder der Erinnerung, Überreste eines<br />
Geschehens, die oft durch den emotionalen<br />
Akzent vage oder deformiert<br />
erscheinen, wie uns dies in Träumen<br />
begegnet.<br />
»Diese Bilder sind in meiner Wahrnehmung,<br />
Gedächtnis, das eine Welt<br />
erschaffen kann, die das Innere eines<br />
Individuums abbildet und sein Äußeres<br />
prägt. Als Äußeres verstehe ich die Körperformen<br />
und die Haut, beides besitzt<br />
Spuren von Erlebnissen, die in Form von<br />
Linien, Falten, Ritzen oder Narben eingezeichnet<br />
wurden, die wiederum den<br />
Zugang zum Inneren darstellen«.<br />
Gina Lopez<br />
bis 7. August <strong>2011</strong><br />
Brotfabrik Galerie<br />
Caligariplatz<br />
13086 Berlin-Weissensee<br />
täglich 16 – 21 Uhr<br />
34 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Gina Lopez<br />
© Gina Lopez<br />
© Gina Lopez<br />
© Gina Lopez
Andreas Fahr<br />
»Zeitblicke –<br />
Bilder aus vier<br />
Jahrzehnten«<br />
Nach den Ausstellungen von Peter<br />
Woelck (2007) und Ulrich Burchert<br />
(2010) präsentiert die Brotfabrik Galerie<br />
in der dritten Ausstellung mit dem<br />
Titel »Zeitblicke« einen repräsentativen<br />
Einblick in das Werk des Berliner Fotografen<br />
Andreas Fahr - ein fotografischer<br />
Rückblick in die Zeit der DDR und ein<br />
aktueller Einblick in das jetzige Deutschland.<br />
Fahr gelingen präzise Alltagsbilder,<br />
Schwarzweiß-Fotografien von großer<br />
Unmittelbarkeit und mit genauestem<br />
Gespür für die Bildkomposition - Studien<br />
über das Stillstehen des Moments<br />
zwischen Zufall und Selbstpräsentation.<br />
Momente, in denen die Realität<br />
von sich selbst erzählt. Fernab propagandistischen<br />
Pathos und mit distanziertem,<br />
aber liebevollem Blick, erzählen<br />
seine Aufnahmen vom »entscheidenden<br />
Augenblick« in der Fotografie, vom Festhalten<br />
einmaliger Zeitdokumente, die<br />
so nicht wieder kommen. Es sind Bilder<br />
aus dem prallen Menschenleben, live<br />
und in Schwarz-Weiß.<br />
Mit der Zeitblicke-Präsentation von<br />
Andreas Fahr macht die Brotfabrik Galerie<br />
eine weitgehend noch unentdeckte<br />
Handschrift der ostdeutschen Fotografie<br />
der Öffentlichkeit sichtbar.<br />
Eröffnung: 2.September, 19.00 Uhr<br />
© Andreas Fahr, »Kirchgängerinnen«, 1986<br />
© Andreas Fahr, »Spremberg«, 2010<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
2. September bis 16. Oktober <strong>2011</strong><br />
Brotfabrik Galerie<br />
Caligariplatz<br />
13086 Berlin-Weissensee<br />
Di – So 16 – 21 Uhr<br />
35
Galeriebericht<br />
Schießen Sie auf den<br />
Fotografen!<br />
Mit der Ausstellung »Shoots« hat uns c/o<br />
Berlin einiges zugemutet. Die begrifflichen<br />
Parallelen der Fotografie zur Waffe<br />
sind zwar vertraut, aber heute, wo doch<br />
Pazifismus Ehrensache ist, kann man<br />
nicht ohne ein sehr ungutes Gefühl<br />
Fotos von auf sich gerichteten Schießeisen<br />
betrachten, mit einem grimmig zielenden<br />
Konterfei dazu. Dieses ungute<br />
Gefühl ist den Begleiterinnen der ballernden<br />
Männer von damals schon<br />
anzusehen. Jean-Paul Sartre lässt 1929<br />
allerdings Simone Beauvoir ballern und<br />
schaut gelassen zu, mit der unvermeidlichen<br />
Pfeife im Mundwinkel.<br />
Vor 70 Jahren konnte der Heering-<br />
Verlag noch ein populäres Lehrbuch<br />
betiteln: »Kleinbildjagd auf Dinge und<br />
Menschen«. Der Schnappschuss ist in<br />
Verruf gekommen. Er kollidiert mit dem<br />
Recht am eigenen Bild. Kaum einer traut<br />
sich noch, spontan ein Stück Leben festzuhalten<br />
oder gar zu veröffentlichen.<br />
Um so kostbarer sind uns die »Schüsse«<br />
der Meister des moment décisif, des entscheidenden<br />
Augenblicks, die mit Henri<br />
Cartier-Bresson sagen: »Photographieren<br />
heißt den Atem anhalten, wenn sich<br />
angesichts der flüchtigen Wirklichkeit<br />
alle unsere Fähigkeiten vereinigen. Das<br />
Einfangen des Bildes in diesem Augenblick<br />
bereitet physische und geistige<br />
Freude. Photographie ist eine Möglichkeit<br />
zu schreien, sich zu befreien, sie ist<br />
eine Art zu leben«.<br />
Diese Freude überträgt sich auf den<br />
Betrachter, der die ungestellten Szenen<br />
nach eigenem Gusto deuten kann.<br />
Einer, der auch heute scheinbar bedenkenlos<br />
draufdrückt, ist Boris Mikhailov.<br />
Aber er misstraut dem Einzelbild, arbeitet<br />
in wilden Serien, die in bunter Reihe<br />
als Street-Panorama die hellen Wände<br />
der großen Galerie Barbara Weiss<br />
säumen, nahe der Kottbusser Brücke.<br />
Mitten im Berliner »Istanbul« erzählt<br />
er vom gesellschaftlichen Umbruch in<br />
seiner ukrainischen Heimat, in Kiew<br />
und Charkow, und ist dabei nicht zimperlich<br />
in der Wahl der Motive. Sein<br />
Stil wandelt sich mit den Verhältnis-<br />
36 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Boris Mikhailov<br />
© Fritz Eschen<br />
sen. Die älteren SW-Arbeiten sind poetischer,<br />
weniger zufällig. Boris ist brutaler<br />
geworden.<br />
Das zwanzigste ist das Jahrhundert<br />
der großen erzählenden Bildreportagen,<br />
denen zwar Film und Fernsehen<br />
den Rang abgelaufen haben, ohne<br />
sie jedoch zu erreichen in eindringlicher<br />
und nachhaltiger Zeugenschaft.<br />
Die neuen Medien, das Internet zumal,<br />
kommen bewegter daher, oft auch<br />
bewegender, aber ihr Informationswert<br />
verfliegt allzu schnell. Wenn wir<br />
im Willy-Brandt-Haus dem Lebenswerk<br />
des israelischen Fotografen Micha Bar-<br />
Am gegenüberstehen, der 81-jährige<br />
war zur Eröffnung anwesend, werden<br />
wir hineingezogen in das dramatische<br />
Schicksal der Menschen im jungen Staat<br />
Israel, wie sie der Wüste Boden abringen<br />
für die Landwirtschaft, Städte gründen,<br />
Not und Krieg erleiden, Leid zufügen.<br />
Auch das Leben der Araber in den<br />
Grenzregionen stellt Bar-Am dar, und<br />
die Hoffnungen der Einwanderer, die<br />
kleinen Glücksmomente in ständiger<br />
Bedrohung. Er kehrt mit dieser Ausstellung<br />
in seine Geburtsstadt zurück, die<br />
er 1936 verlassen musste.<br />
Was von dieser Stadt nach dem 2. Weltkrieg<br />
übrig war, zeigte uns c/o Berlin<br />
mit der erschütternden Bestandsaufnahme<br />
in hoher fotografischer Qualität<br />
von Fritz Eschen. Der von den Nazis verfolgte<br />
Chronist hatte einen distanzierten<br />
Blick auf das wieder aufkeimende Leben<br />
in den Ruinen, mit Sinn für das Skurrile,<br />
Hintergründige, was sich nicht immer<br />
sofort erschließt. Das spricht sehr an.<br />
Sein Sohn Klaus Eschen, selbst Fotograf<br />
(und Rechtsanwalt) pflegt das Andenken.<br />
Es ist ein kaum fassbares Wunder, dass<br />
sich eine Stadt, ein Land, nach einer solchen<br />
Katastrophe jemals erholen konnte.<br />
Die Kultur hatte viel Anteil daran. Schon<br />
im Juli 1945 gaben die Berliner Philharmoniker<br />
wieder ein Konzert, unter Wilhelm<br />
Furtwängler. Ihn und 99 andere<br />
kluge Köpfe hatte Fritz Eschen im Laufe<br />
von 25 Jahren ganz zauberhaft porträtiert,<br />
oft in ihrem beruflichen Umfeld.<br />
Bei Ullstein erschien 1956 ein schöner<br />
Bildband, der noch heute zu meinen<br />
Lieblingsbüchern gehört. Friedrich Luft<br />
zitiert im Vorwort Lichtenberg: »Des<br />
Menschen Antlitz ist die lebendigste,<br />
die tiefste, die erregendste Landschaft<br />
der Erdoberfläche«.<br />
Das mag der Grund sein für Birgit Kleber,<br />
sich ganz auf das Gesicht zu konzentrie-
© Micha Bar-Am<br />
ren und es dazu noch an der Stirn anzuschneiden.<br />
Diese enge Form, in edlem<br />
Schwarzweiß, wendet sie so konsequent<br />
an, dass man die Fotos sofort als<br />
die ihren erkennt. Für Johanna Breede<br />
hat sie eine selten fotografierte Spezies<br />
aufs Korn genommen, die Fotografen. In<br />
ihren Selbstporträts verstecken die sich<br />
ja gern hinter ihrer Kamera oder in totaler<br />
Verfremdung. Hier mussten sie Farbe<br />
bekennen, wenn auch monochrom.<br />
Durch die Beschränkung des Bildfelds<br />
unterschlägt uns Birgit Kleber jede Körpersprache<br />
des Gegenübers und seine<br />
Emotionen. Die müssen sich beim Studium<br />
der Gesichtslandschaften bei uns<br />
einstellen.<br />
Herb Ritts, bis 9. Juli bei Camera Work,<br />
macht uns das leichter. Er kommt, wie<br />
fast alle Künstler dieser Galerie, aus der<br />
Modebranche. Seine großen SW-Porträts<br />
und Körperbilder sind spektakulär,<br />
aber ohne doppelten Boden. Man<br />
sieht, was man sieht. Mehr nicht. Das<br />
vierfache Bildnis von Jack Nicholson<br />
als Clown (1988) füllt eine ganze Wand.<br />
Umwerfend. Madonna, schwarzweiß<br />
kariert, greift sich gschamig zwischen<br />
die Schenkel und Oscar-Preisträger<br />
Sean Penn pinkelt in die Landschaft.<br />
Vier Mal verkauft. Neben der Auftragsarbeit<br />
versucht sich Herb Ritts auch an<br />
mystischen Motiven, Körperskulpturen<br />
unter düsteren Wolken an der kalifornischen<br />
Küste. Aber das Gruseln lehrt<br />
er uns nicht.<br />
In der erzählenden Fotografie, in einer<br />
vorurteilslosen Reportage oder einem<br />
engagierten Langzeitprojekt, liegt eine<br />
der reizvollsten Möglichkeiten des<br />
Mediums. Norbert Bunge hat für seine<br />
Galerie argus fotokunst die Serie »Country<br />
Road« von Clemens Kalischer entdeckt.<br />
Der Zeitschrift PHOTONEWS<br />
war sie eine Doppelseite wert. In den<br />
50er Jahren ist der Autor durch die Apalachen<br />
im Süden der USA gereist und<br />
hat den Alltag der ländlichen Bevölkerung<br />
in schönen, kraftvollen Bildern<br />
festgehalten. Schon 1955 war er beteiligt<br />
an der legendären MOMA-Ausstellung<br />
»The Family of Man«. Der 90-jährige<br />
ließ es sich nicht nehmen, zur Vernissage<br />
nach Berlin zu kommen und<br />
hellwachen Geistes mit den Besuchern<br />
zu plaudern. Die waren hingerissen von<br />
seiner jugendlichen Energie.<br />
Obwohl solche Bilder Zeugnisse einer<br />
bestimmten Zeit sind, ist die Art der Darstellung<br />
des Menschen in seiner alltäglichen<br />
Umgebung zeitlos.<br />
Martin Rosswog, Jahrgang 1950, Meisterschüler<br />
von Bernd Becher, war in<br />
Irland unterwegs. Der Photoplatz im<br />
Hotel Bogotá präsentierte seine sehr<br />
lebendigen Szenen, meist spontan<br />
erwischt, bei Porträts behutsam Regie<br />
geführt, nach bester Becher-Tradition<br />
schwarzweiß, aber ungleich spannender<br />
als die Fördertürme, weil belebt.<br />
Sehr gut!<br />
© Clemens Kalischer<br />
© Birgit Kleber<br />
Galeriebericht<br />
Dieses Prädikat gebührt nun ganz<br />
besonders einem unermüdlichen Chronisten<br />
unserer Zeit, dessen Lebenswerk<br />
vor allem »Im Land der Mulde« (Buchtitel)<br />
gewachsen und erblüht ist. Es ist<br />
Gerhard Weber (Jahrgang 1940) aus<br />
Grimma in Sachsen. Eine kleine Auswahl<br />
der wunderbaren Milieustudien<br />
aus seiner Heimat war gerade bei Schuster<br />
am Berliner Hauptbahnhof zu sehen.<br />
Seit 1968 hat er für die Leipziger Volkszeitung<br />
zusammen mit seiner Frau Brigitte<br />
(Texte) einfühlsame Reportagen aus<br />
450 Dörfern der Region erstellt. Sozialfotografie<br />
im besten Sinne, nicht unbedingt<br />
in dem der Einheitspartei. Seit 18.<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
37
Galeriebericht<br />
© Annette Hauschild, »Die Tänzerin Oxana Chi«, 2008<br />
Juni ist eine sehr ungewöhnliche Freiluftausstellung<br />
zu sehen, 250 großformatige<br />
Nachwendebilder entlang<br />
der Dorfstraße und an den Gebäuden<br />
und Geräten der Schiffsmühle in Höfgen.<br />
Info über www.schiffsmuehle.de.<br />
Das läuft bis 28. August. Weber war<br />
auch bei den »100 Bildern des Jahres«<br />
immer wieder erfolgreich und heimste<br />
2010 den Hauptpreis ein. Sein Lebenswerk<br />
ist dem von Roger Melis vergleichbar,<br />
der Ähnliches in Mecklenburg vollbrachte.<br />
Der Lehmstedt-Verlag in Leipzig<br />
hat sich vor allem der ostdeutschen<br />
Chronisten angenommen und schöne<br />
Bildbände zu günstigem Preis aufgelegt.<br />
(www.lehmstedt.de).<br />
Matthias Harder und Ulrich Pohlmann<br />
haben uns im letzten <strong>brennpunkt</strong> den<br />
Fotojournalisten Max Scheler (1928-<br />
2003) vorgestellt. Zu sehen bis 31.<br />
Juli im Willy-Brandt-Haus und bis 20.<br />
August bei Johanna Breede. Er war seit<br />
1959 beim Stern und »den dramatischen<br />
Ereignissen auf der Spur, der Emotion,<br />
der Freude, Trauer, Begeisterung, Hysterie,<br />
Gläubigkeit und Verzweiflung«.<br />
Doch seine Bilder sind merkwürdig<br />
unterkühlt, routiniert, man wird nicht<br />
angemacht, nicht hineingezogen in die<br />
Ereignisse. Er hat seinen Job gemacht.<br />
Von Konrad A. bis Jackie O. heißt die<br />
Show im Willy Brandt-Haus reißerisch.<br />
Das A und O ist sie nicht.<br />
38 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Was für ein Unterschied zu den Kollegen<br />
Thomas Hoepker und Daniel Biskup mit<br />
der Ausstellung »Über Leben«.<br />
Bis 3. Oktober zu bewundern, zu genießen<br />
im Pei-Bau des Deutschen Historischen<br />
Museums. Der eine ist 1936 geboren,<br />
der andere 1962. Sie sind sich ganz<br />
und gar ebenbürtig in der packenden<br />
Bildgestaltung (Weitwinkel) und einer<br />
Dramatik, die trotz großer Nähe nicht<br />
verletzt, die wirklich Emotionen rüberbringt<br />
und dabei immer eine Ebene<br />
»hinter dem Bild« hat, eine symbolische<br />
Dimension, die sich mit einfachen<br />
Mitteln erreichen lässt, wenn man sie<br />
beherrscht. Bei Hoepker kommt noch<br />
eine Ironie dazu, die im kalten Krieg<br />
fast so etwas wie eine Waffe war. Das<br />
Augenzwinkern wurde in West und Ost<br />
von der Basis eher verstanden als von<br />
den Stasileuten.<br />
Biskup war vor allem in Osteuropa<br />
unterwegs und hat sehr bewegende<br />
Bilder aus Russland und vom Bürgerkrieg<br />
in Jugoslawien mitgebracht. Immer<br />
steht der Mensch im Mittelpunkt, nie<br />
drückt der Fotograf dem Bild sein Markenzeichen<br />
auf. Er bleibt im Schatten<br />
und verrät doch seine warme Anteilnahme<br />
im Detail.<br />
Wenn sich junge Leute fotografieren,<br />
sind sie cooler. Sie verbergen ihre<br />
Gefühle unter einer gewissen Schnoddrigkeit.<br />
Das kann sehr erfrischend sein.<br />
Unter dem Titel »Träum schön weiter«<br />
hingen im Saalbau die flott betexteten<br />
Schnappschüsse von 13 Neuköllner<br />
Jugendlichen, angeleitet von 2 Autoren<br />
und 2 Fotografen. Mitten in der Karl-<br />
Marx-Straße hatten sie auch das richtige<br />
Publikum. Eine Textprobe: »3 crossies<br />
für een Euro ? krichste nur in Neukölln«.<br />
Ähnlich ist ein Projekt der Berliner Stadtmission,<br />
noch bis Oktober im Foyer des<br />
Museums für Verkehr und Technik zu<br />
sehen. In einem Workshop haben Berliner<br />
Fotografen, darunter Kai-Uwe Heinrich<br />
vom Tagesspiegel, Schülern zwischen<br />
8 und 14 Jahren das Know-How<br />
beigebracht und dann von 600 entstandenen<br />
Werken 30 ausgewählt und<br />
schön geprinted und gerahmt. Entstanden<br />
ist ein Bild der Stadt von unten, aus<br />
kindlicher Perspektive, auch der angebissene<br />
Döner auf dem Stehtisch. Fantasie<br />
haben die Gören allemal. Aus ein<br />
paar Kleidungsstücken zaubern sie ein<br />
Phantom.<br />
Diese kleinen Events gehen in der<br />
Hauptstadt leicht unter. Perlen entdeckt<br />
man eher zufällig. So zum Beispiel<br />
eine kleine Hommage, nein, es<br />
ist eine »Femmage«, werde ich belehrt,<br />
an die lettisch-jüdische Tänzerin Tatjana<br />
Barbakoff, 20er Jahre, iniziiert von der<br />
ihr seelenverwandten Oxana Chi, mit<br />
Fotos von Layla Zami und Annette Hauschild.<br />
Die Bilder sind in selbstgebastelten<br />
Holzrahmen liebevoll präsentiert,<br />
in der Galerie Gondwana in Schöneberg.<br />
Das geförderte Projekt soll den<br />
Austausch mit interkulturellen Gruppen<br />
aller Nationen unterstützen.<br />
Und noch ein beglückendes Erlebnis: »3<br />
Sekunden Gegenwart«, eine Abschlussarbeit<br />
von Melanie Wiener mit einer<br />
fantastischen Idee. In 3 Sekunden nimmt<br />
sie 5 Fotos auf von einem bewegten<br />
Motiv. Sie belichtet oder druckt sie auf<br />
5 Folien und montiert diese auf Abstand<br />
hintereinander in einen Guckkastenrahmen.<br />
Sie nennt das Tempografie und es<br />
ist verblüffend, wie der Faktor Zeit in<br />
den Bewegungsphasen zum Ausdruck<br />
kommt, in Verbindung mit plastischer<br />
Tiefe. Vielleicht hätte ich den Trick nicht<br />
verraten sollen?<br />
Klaus Rabien
BLICK DICH UM<br />
war der Titel einer kleinen, feinen Ausstellung<br />
in der Caritas-Klinik Maria<br />
Heimsuchung, auch als Dankeschön<br />
gedacht an die Klinik, in deren »Kavalierhaus<br />
Pankow« sich der Freundeskreis<br />
Foto an jedem zweiten Mittwoch<br />
im Monat trifft, und das seit 2003. Inzwischen<br />
hat sich ein Stamm herausgebildet,<br />
zu dem sich immer wieder andere<br />
Fotointeressierte gesellen, denen die<br />
Offenheit und Toleranz gefällt, mit der<br />
die mitgebrachten Bilder besprochen<br />
werden. Der Gründer und Moderator<br />
des Kreises, Dietrich Eckhardt, erstellt<br />
danach jeweils ein bebildertes Protokoll<br />
des Treffens und verschickt es per Mail.<br />
Manche Abende stehen unter einem<br />
Thema. Das klingt nach einem normalen<br />
Fotoklub. Aber es ist anders, weil<br />
hier kein Wettbewerb stattfindet und<br />
weil nicht organisierte Teilnehmer und<br />
solche aus den beiden Landesverbänden,<br />
GfF und DVF, sowie des Kulturrings<br />
Berlin zusammen kommen. Zur<br />
Vernissage am 24. Mai trafen sich denn<br />
auch die beiden Vorsitzenden, Dr. Hans-<br />
Joachim Kühn und Helmut Friebus, und<br />
hatten Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch.<br />
Unermüdlich in beiden<br />
Verbänden aktiv ist Peter Kaiser, jetzt<br />
Vize im LV des DVF. Was auf Bundesebene<br />
nicht so recht funktioniert, wird in<br />
Berlin längst praktiziert, auch mit dem<br />
jährlichen Foto Klub Forum im Rathaus<br />
Köpenick, einst geleitet von Dietrich<br />
Eckhardt. Es war heuer das siebzehnte.<br />
Interessenten für die Treffen wenden<br />
sich bitte an Dietrich Eckhardt,<br />
Tel. 030-47559751,<br />
Mail: eckhardt-berlin@online.de © Dietrich Eckhardt, »Berliner Hauptbahnhof«<br />
© R. Hofmann, »Skyline von Berlin-Lichterfelde« © Hans-Joachim Severin, »Rheinfall«<br />
© Felix Sieber, »Verblichen«<br />
Fotoszene<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
39
Galerien<br />
Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Auguststraße 75,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 200 953 33<br />
www.alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />
info@alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />
Di-So 11-18, Uhr, Do 11-21 Uhr<br />
aff Galerie<br />
atelier freier fotografen<br />
Kochhannstraße 14,<br />
10249 Berlin-Friedrichshain<br />
Telefon: 163 446 59 51 (O. Jacob)<br />
www.aff-berlin.com<br />
oliverjacob@aff-berlin.com<br />
So 14–17 Uhr<br />
Berlinische Galerie<br />
Landesmuseum für Moderne Kunst,<br />
Fotografie und Architektur<br />
Alte Jakobstraße 124-128,<br />
10969 Berlin-Kreuzberg<br />
Telefon: 030 / 789 026 00<br />
www.berlinischegalerie.de<br />
bg@berlinischegalerie.de<br />
Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
BrotfabrikGalerie<br />
BrotfabrikGalerie<br />
Caligariplatz 1,<br />
13086 Berlin-Weißensee<br />
Telefon: 030 / 473 708 57<br />
www.brotfabrik-berlin.de<br />
info@brotfabrik-berlin.de<br />
Mo-So 16-21 Uhr<br />
40 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
C/O Berlin<br />
C/O Berlin<br />
Oranienburger Straße 35/36,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 280 919 25<br />
www.co-berlin.com<br />
info@co-berlin.com<br />
Täglich 11-20 Uhr<br />
Café Aroma Photogalerie<br />
Hochkirchstraße 8,<br />
10829 Berlin- Schöneberg<br />
Telefon: 030 / 782 58 21<br />
www.cafe-aroma.de<br />
info@cafe-aroma.de<br />
Mo-Fr 18-24 Uhr, Sa + So 14-24 Uhr<br />
Camera Work<br />
CAMERA WORK<br />
Kantstraße 149,<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 310 07 73<br />
www.camerawork.de<br />
info@camerawork.de<br />
Di-Sa 11-18 Uhr<br />
Caritas-Galerie<br />
Residenzstraße 90,<br />
13409 Berlin-Reinickendorf<br />
Telefon: 030 / 666 331 044<br />
Mo-Do 8-17 Uhr, Fr 8 -16 Uhr<br />
CONTRIBUTED - Studio for the Arts<br />
Strausberger Platz 16,<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Telefon: 030 / 847 123 910<br />
www.contributed.de<br />
contact@contributed.de<br />
Di-Fr 14-19, Uhr, Sa 12-16 Uhr<br />
Das Verborgene Museum<br />
Schlüterstraße 70,<br />
10625 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 313 36 56<br />
www.dasverborgenemuseum.de<br />
berlin@dasverborgenemuseum.de<br />
Di, Fr 15-19 Uhr, Sa + So 12-16 Uhr<br />
DHM Deutsches Historisches<br />
Museum<br />
Ausstellungshalle von I. M. Pei<br />
Unter den Linden 2<br />
Hinter dem Zeughaus,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 203 040<br />
www.dhm.de<br />
info@dhm.de<br />
Täglich 10-18<br />
Carpentier-Galerie<br />
Meinekestraße 12A-13,<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 548 444 94<br />
www.carpentier-galerie.de<br />
info@carpentier-galerie de<br />
Geöffnet nach Vereinbarung<br />
exp12 / exposure twelve<br />
Senefelderstraße 35,<br />
10437 Berlin-Prenzlauer Berg<br />
Telefon: 0176 /657 811 48<br />
www.exp12.com<br />
presse@exp12.com<br />
Di-Fr 16-20 Uhr, Sa + So 14-20 Uhr<br />
Galerie argus fotokunst<br />
Marienstraße 26,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 283 59 01<br />
www.argus-fotokunst.de<br />
mail@argus-fotokunst.de<br />
Di-Sa 14-18 Uhr<br />
Galerie der Kunststiftung Poll<br />
Gipsstraße 3,<br />
10119 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 284 96 20<br />
www.poll-berlin.de<br />
kunst@poll-berlin.de<br />
Di-Sa 15-18 Uhr
Galerie Dittmar<br />
Auguststraße 22,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 280 985 40<br />
www.galerie-dittmar.de<br />
edition@galerie-dittmar.de<br />
Di-Sa 12-18 Uhr<br />
Galerie für Moderne Fotografie<br />
Schröderstraße 13,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 275 810 33<br />
www.galeriefuermodernefotografie.<br />
com<br />
mail@galeriefuermodernefotografie.com<br />
Di-Sa 12-18 Uhr<br />
Fenster 61<br />
Fenster 61<br />
Fenster für Fotoprojekte<br />
Torstraße 61,<br />
10119 Berlin-Mitte<br />
www.fenster61.de<br />
mail@fenster61.de (Christian Reister)<br />
Galerie Hiltawsky<br />
Tucholskystraße 41,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 0171 / 813 45 67<br />
www.hiltawski.com<br />
mail@hiltawski.com<br />
Mi-Sa 14-18 Uhr<br />
Galerie zone B<br />
Brunnenstraße 149,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 0170 / 463 09 53<br />
www.zone-b.info/<br />
kwm@zone-b.info<br />
Di-Sa 11-18 Uhr<br />
galerie:pixelgrain<br />
Rosenstraße 16/17,<br />
10178 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 308 78 70<br />
www.pixelgrain.com<br />
mail@pixelgrain.com<br />
Mo-Sa 10-19, Uhr, So 14-19 Uhr<br />
Museum für Fotografie<br />
Helmut Newton Stiftung<br />
Jebensstraße 2,<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 318 648 56<br />
www.helmutnewton.com<br />
info@helmut-newton-stiftung.org<br />
Di-So 10-18, Uhr, Do 10-22 Uhr<br />
imago fotokunst (Ausstellungsraum)<br />
imago fotokunst<br />
Linienstraße 145,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 280 459 99<br />
www.imago-fotokunst.de<br />
galerie@imago-fotokunst.de<br />
Di-Fr 12-19, Uhr, Sa 14-18 Uhr<br />
Jiri Svestka Berlin<br />
Zimmerstraße 90-91,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 347 276 42<br />
Di-Sa 11-18 Uhr<br />
Johanna Breede PHOTOKUNST<br />
Johanna Breede PHOTOKUNST<br />
Fasanenstraße 69,<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 886 831 23<br />
www.johanna-breede.com<br />
kunsthandel@breede.de<br />
Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr<br />
Kicken Berlin<br />
Linienstraße 155,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 288 778 82<br />
www.kicken-gallery.com<br />
kicken@kicken-gallery.com<br />
Di-Sa 14-18 Uhr<br />
loftgalerie<br />
Peter Gregor<br />
Friesickestraße 18,<br />
13086 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 923 723 25<br />
www.loftgalerie.de<br />
info@loftgalerie.de<br />
Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
Loris - Galerie für zeitgenössische<br />
Kunst<br />
Gartenstraße 114,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 275 955 79<br />
www.lorisberlin.de<br />
mail@lorisberlin.de<br />
Mi-Fr 14-19 Uhr, Sa 12-17 Uhr<br />
Martin-Gropius-Bau<br />
Niederkirchnerstraße 7,<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Telefon: 030 / 254 86 0<br />
www.gropiusbau.de<br />
post@gropiusbau.de<br />
Täglich 10-20 Uhr<br />
41
Galerien<br />
Monochrom-Berlin<br />
Ackerstraße 23-26,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 246 320 50<br />
www.monochrom.com<br />
info@monochrom.com<br />
Mo-Fr 10.30-19.30, Sa 10.30-18 Uhr<br />
Museum für Fotografie<br />
Jebensstraße 2,<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 318 648 25<br />
http://www.smb.museum/mf<br />
mf@smb.spk-berlin.de<br />
Di-So 10-18, Uhr, Do 10-22 Uhr<br />
Museum THE KENNEDYS<br />
Pariser Platz 4a,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 206 535 70<br />
www.thekennedys.de<br />
info@thekennedys.de<br />
Täglich 10-18 Uhr<br />
ONLY PHOTOGRAPHY Roland Angst<br />
Niebuhrstraße 78,<br />
10629 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 847 202 91<br />
www.only-photography.com<br />
info@only-photography.com<br />
Mi-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr<br />
PHOTO EDITION BERLIN<br />
Ystaderstraße 14a,<br />
10437 Berlin-Prenzlauer Berg<br />
Telefon: 030 / 417 178 31<br />
www.photo-edition-berlin.com<br />
contact@photo-edition-berlin.com<br />
Mi 14-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr<br />
Pavlov´s Dog<br />
Raum für Fotografie<br />
Bergstraße 19,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 531 629 78<br />
www. pavlovsdog.org<br />
iwan@pavlovsdog.org<br />
Do-Sa 16-20 Uhr<br />
photoplatz<br />
c/o Hotel Bogota<br />
Schlüterstraße 45,<br />
10707 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 881 50 01<br />
www.bogota.de<br />
Täglich 11-23 Uhr<br />
42 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
21galleries by udo walz<br />
fine art photography & illustrations<br />
Fasanenstraße 37,<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 889 292 03<br />
www.21galleries.com<br />
office@galleries.com<br />
Mo-Sa 18-02 Uhr<br />
Robert Morat Galerie - Projektraum<br />
Berlin<br />
Kleine Hamburger Straße 2,<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 0172 / 434 87 81<br />
www.robertmorat.de<br />
kontakt@robertmorat.de<br />
Sa 12-16 Uhr<br />
Swedish Photography<br />
Oranienburger Straße 27 Kunsthof,<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 0170 / 547 07 07<br />
www.swedishphotography.org<br />
press@swedishphotography.org<br />
Mi-Sa 13-18 Uhr<br />
Galerie Schuster Photo<br />
Heidestraße 46,<br />
10557 Berlin-Tiergarten<br />
Telefon: 030 / 323 042 00<br />
www.galerie-schuster.de<br />
info@galerie-schuster.de<br />
Di-Sa 11-18 Uhr<br />
LUMAS <strong>Edition</strong>sgalerie<br />
LUMAS <strong>Edition</strong>sgalerie<br />
Rosenthaler Straße 40/41,<br />
Hackesche Höfe<br />
10178 Berlin-Mitte<br />
Telefon: 030 / 280 403 73<br />
www.lumas.de<br />
info@lumas.de<br />
Mo-Sa 11-20, So 13-19 Uhr<br />
LUMAS <strong>Edition</strong>sgalerie<br />
LUMAS <strong>Edition</strong>sgalerie<br />
Fasanenstraße 73,<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon: 030 / 886 276 01<br />
www.lumas.de<br />
info@lumas.de<br />
Mo-Sa 10-20, So 13-18 Uhr<br />
LUXAD<br />
Mommsenstraße 42 (rechts),<br />
10629 Berlin-Charlottenburg<br />
Telefon 030 / 397 469 01<br />
www.luxad.de<br />
info@luxad.de (Andreas David)<br />
Mo–Fr 10–19 Uhr<br />
Sa 12–18 Uhr<br />
Wagner + Partner<br />
Karl-Marx-Allee 87,<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Telefon: 030 / 219 601 37<br />
www.galerie-wagner-partner.com<br />
mail@galerie-wagner-partner.com<br />
Di-Sa 12-18 Uhr<br />
Willy-Brandt-Haus<br />
Stresemannstraße 28,<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Telefon: 030 / 259 937 85<br />
www.willy-brandt-haus.de<br />
presse@freundeskreis-wbh.de<br />
Di-So 12-18 Uhr<br />
ZAK I BRANICKA<br />
Lindenstraße 35,<br />
10969 Berlin-Kreuzberg<br />
Telefon: 030 / 611 073 75<br />
Di-Sa 11-18 Uhr<br />
Fortsetzung folgt (Stand Juni <strong>2011</strong>)
C/O Berlin<br />
bis 4. September <strong>2011</strong><br />
Sibylle Bergemann<br />
»Polaroids«<br />
Gregory Crewdson<br />
»On a Lonely Place«<br />
10. September bis 4. Dezember <strong>2011</strong><br />
»Bilder der Ohnmacht«<br />
Oranienburger Straße 35/36<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Täglich 11–20 Uhr<br />
Collection regard<br />
bis 9. Oktober <strong>2011</strong><br />
Friedrich Seidensücker, Hein Gorny,<br />
Adolph Byers<br />
»Hommage á Berlin«<br />
Marc Barbey<br />
Steinstraße 12<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Fr 14–18 Uhr<br />
Haus am Waldsee<br />
bis 21. August <strong>2011</strong><br />
Mette Tronvoll<br />
»Auf Augenhöhe«<br />
Argentinische Allee 30<br />
14163 Berlin-Zehlendorf<br />
Mo–So 11–18 Uhr<br />
Museum für Fotografie<br />
bis 18. September <strong>2011</strong><br />
Abisag Tüllmann<br />
»Bildreportagen und Theaterfotografie«<br />
Jebensstraße 2<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
Do 10–22 Uhr<br />
Brotfabrik Galerie<br />
2. September bis 16. Oktober <strong>2011</strong><br />
Andreas Fahr<br />
»Begegnungen/Fotografien aus vier Jahrzehnten«<br />
Caligariplatz<br />
13086 Berlin-Weissensee<br />
täglich 16–21 Uhr<br />
Galerie<br />
argus fotokunst<br />
bis 30. Juli <strong>2011</strong><br />
Die Mauer / The Wall / Le Mur<br />
»Leben mit der Mauer«<br />
Marienstraße 26<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di–Sa 14–18 Uhr<br />
Kicken Berlin<br />
bis 24. September <strong>2011</strong><br />
André Kertész<br />
»Vint«<br />
Linienstraße 155<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Di–Sa 14–18 Uhr<br />
Aktgalerie<br />
bis 31. Juli <strong>2011</strong><br />
Freie Ausstellung<br />
Independent Group Exhibition<br />
5. bis 28. August <strong>2011</strong><br />
Manfred Fuchs / Jochen Deckert<br />
»Fantastic Real & Akt-Panoramen<br />
2. September bis 2. Oktober <strong>2011</strong><br />
Ekkehard Gollner<br />
»Sinnliche Momente«<br />
Krossener Straße 34<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Fr, Sa, So 16–20 Uhr<br />
imago fotokunst<br />
Ausstellungen<br />
3. September bis 1. Oktober <strong>2011</strong><br />
Abschlussarbeiten<br />
Fotoklasse 26<br />
(Künstlerische Leitung:<br />
Oliver Scholten)<br />
Linienstraße 145<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Di–Fr 12–19 Uhr<br />
Sa 14–18 Uhr<br />
galerie hiltawsky<br />
3. September bis 22. Oktober <strong>2011</strong><br />
Matthew Pillsbury<br />
29. Oktober bis 23. Dezember <strong>2011</strong><br />
Susan Burnstine<br />
Tucholwskystraße 41<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Mi–Sa 14–18 Uhr<br />
galerie ratskeller<br />
Galerie für<br />
zeitgenössische Kunst<br />
25. August bis 31. September <strong>2011</strong><br />
Frank Silberbach<br />
»Berliner Panoramafotografien<br />
2004-<strong>2011</strong>«<br />
Möllendorffstraße 6<br />
(im Rathaus Lichtenberg)<br />
10367 Berlin-Lichtenberg<br />
Mo–Fr 10–18 Uhr<br />
Fotogalerie<br />
bis 29. Juli <strong>2011</strong><br />
Varda Carmeli<br />
»Indien – Ansichten«<br />
Helsingforser Platz 1<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Di–Sa 13–18 Uhr<br />
Do 10–18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
43
Ausstellungen<br />
Elliott Erwitt<br />
»Fotografie«<br />
Der bekannte Magnum-Fotograf,<br />
Jahrgang 1928, zeigt in der Ludwig<br />
Galerie einen Überblick über<br />
sein Schaffen. Hunde und Kinder,<br />
Gruppen und Nackte, Museen und<br />
Landschaften - niemand ist vor seinem<br />
augenzwinkernden und humorvollen<br />
Blick sicher.<br />
»I am serious about not being serious«<br />
sagt Erwitt über sich selbst. Der Mensch<br />
bzw. das Tier stehen bei ihm im<br />
Mittelpunkt. Seine Reisen brachten ihn<br />
um die ganze Welt, die Reportagefotos<br />
prägen zum Teil bis heute unser Bild von<br />
den historischen Vorgängen.<br />
New York, USA, 2000<br />
© Elliott Erwitt/Magnum Photos<br />
Bereits auf Edward Steichens legendärer<br />
Fotoausstellung »The Family of Man«<br />
1955 im Museum of Modern Art New<br />
York vertreten, hat der Amerikaner<br />
mit russischen Eltern neben freier<br />
Fotografie und zahlreichen Reportagen<br />
auch die Mode- und Werbefotografie<br />
beeinflusst.<br />
In Zusammenarbeit mit Magnum<br />
Photos.<br />
44 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Kent, England, 1984 © Elliott Erwitt/Magnum Photos<br />
bis 11. September <strong>2011</strong><br />
Ludwig Galerie<br />
Schloss Oberhausen<br />
Konrad-Adenauer-Allee 46<br />
46049 Oberhausen<br />
Di – So 11–18 Uhr
Ingrid Amslinger<br />
Die Fotogalerie in Wasserburg zeigt freie<br />
Arbeiten der Künstlerin, die sowohl mit<br />
ihren Architekturfotografien als auch<br />
über die fotografische Dokumentation<br />
der Kunstprojekte von Hannsjörg Voth<br />
bekannt geworden ist.<br />
Die lichtbildnerischen Gegensätze von<br />
Weiß und Schwarz, von gelegentlich<br />
gleißend hellem Licht und tiefen schwarzen<br />
Schatten inmitten differenzierter<br />
Grautöne, lassen hier den dokumentarischen<br />
»entscheidenden Augenblick«<br />
der Aufnahme unwesentlich erscheinen.<br />
Vielmehr vermitteln sich dem Betrachter<br />
eine gewisse Zeitlosigkeit und transzendente<br />
Stimmung, vielleicht die eigene<br />
Begegnung mit archaischen inneren Bildern.<br />
© Ingrid Amslinger, Jugoslawien 1987<br />
24. Juli bis 25. September <strong>2011</strong><br />
Fotogalerie Karin Schneider-Henn<br />
Schmidzeile 12<br />
83512 Wasserburg am Inn<br />
Sa + So 14–18 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
© Ingrid Amslinger, Stilleben, Italien 1984<br />
© Ingrid Amslinger, Türkei 1966<br />
Vernissage: 23. Juli <strong>2011</strong>, ab 16 Uhr<br />
Dieter Hinrichs stellt die Arbeiten vor;<br />
die Künstlerin wird anwesend sein.<br />
Ausstellungen<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
45
Buchbesprechung<br />
James Clancy<br />
»BORDER COUNTRY«<br />
Bei »Border Country« handelt es sich um<br />
keine reale Landschaft, sondern um die<br />
»Abbilder« einer inneren Landschaft des<br />
Fotografen James Clancy. Im Außen ist er<br />
auf der Suche nach Bildern, die seinen<br />
für andere unfassbaren emotionalen<br />
Zuständen entsprechen. In seinen teilweise<br />
mystisch anmutenden Schwarzweißfotografien<br />
zeigt Clancy einsame<br />
Waldlichtungen, verfallene Behausungen,<br />
die noch Überreste menschlichen<br />
Daseins beherrbergen, Wege mit ungewissem<br />
Ziel. Eigentümliche pflanzliche<br />
Strukturen, Spuren von Schmutz, Rost<br />
und Staub, sowie das Spiel zwischen<br />
Licht und Schatten machen Clancys<br />
Aufnahmen zu spannenden Bildwelten,<br />
verschmelzen Innen und Außen. Border<br />
Country hat eine Ausstellungstournee<br />
durch zahlreiche europäische Städte<br />
hinter sich und wird <strong>2011</strong> in Finland<br />
und Berlin gezeigt.<br />
© James Clancy<br />
Herausgegeben von / Edited by<br />
James Clancy<br />
Text von / Text by James Clancy<br />
Festeinband / Hardcover 24 x 17 cm<br />
48 Seiten / pages<br />
38 Duoton / duotone ills.<br />
DEUTSCH / ENGLISCH<br />
ISBN 978-3-86828-193-4<br />
Euro 19,80,– / Sfr 29,90<br />
46 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© James Clancy<br />
© James Clancy
Hohe Ehrung für<br />
Klaus Rabien<br />
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung<br />
zum Themenwettbewerb »Momente«<br />
am 2. April <strong>2011</strong>erhielt Klaus Rabien<br />
für seine Verdienste um den DVF von<br />
Präsident Willy Borgfeldt die Verdienstmedaille<br />
in Gold überreicht.<br />
Klaus Rabien kam 1976 zur fotografen-vereinigung<br />
kreuzberg und war seit<br />
1981 Vorsitzender dieses Clubs. Während<br />
dieser Zeit lag sein fotografischer<br />
Schwerpunkt auf der Tanzfotografie. Ein<br />
Vierteljahrhundert lang schrieb Klaus<br />
Rabien als Redakteur für die Zeitschrift<br />
»<strong>brennpunkt</strong>« Galerieberichte. Seit der<br />
Wende suchte Fotofreund Rabien Kontakte<br />
zu den Clubs im Ostteil der Stadt;<br />
daraus entwickelten sich vielfältige<br />
Kontakte und gemeinsame Ausstellungen,<br />
insbesondere zum Fotoclub Köpenick<br />
und zum Fotoclub Potsdam. Zu<br />
den Europäischen Monaten der Fotografie<br />
2008 und 2010 stellte Klaus Rabien<br />
»seine Kreuzberger« einer breiteren<br />
Öffentlichkeit vor.<br />
© Ricardo Jose,<br />
»Willy Borgfeldt, (DVF-Präsident), Klaus Rabien,<br />
Helmut Friebus (Landesvorsitzender)«<br />
Wenn Herr Rabien einmal nicht fotografiert,<br />
widmet er sich seiner Tätigkeit<br />
als selbständiger Konditormeister,<br />
und das mit großem Erfolg - Handwerk<br />
hat eben goldenen Boden. An diesem<br />
Erfolg hat er die Fotofreunde des<br />
DVF Landes 1 teilhaben lassen, indem<br />
er über 25 Jahre lang durch Sponsoring<br />
den Bezug der Zeitschrift »<strong>brennpunkt</strong>«<br />
möglich machte. Und so war es<br />
seitens des DVF-Präsidiums nur konsequent,<br />
Klaus Rabien etwas Gold zurückzugeben:<br />
in Form der DVF-Verdienstmedaille<br />
in Gold.<br />
-hwf-<br />
DVF-Verbandstag<br />
<strong>2011</strong><br />
Am 16. April <strong>2011</strong> fand der Verbandstag<br />
des DVF-Landes Berlin/Brandenburg/<br />
Mecklenburg-Vorpommern statt.<br />
Der Landesvorsitzende Helmut Friebus<br />
sowie der Schatzmeister Horst Scheider,<br />
berichteten über die Aktivitäten<br />
des zurückliegenden Jahres und über<br />
die finanzielle Entwicklung des Landes.<br />
Dabei ging Fotofreund Friebus auf die<br />
Wettbewerbe sowie Workshop-Angebote<br />
ein, die zu organisieren waren.<br />
Insbesondere wegen möglicher Steuerbelastungen<br />
ist die weitere finanzielle<br />
Planung des Landes nur unter Vorbehalt<br />
möglich.<br />
Es wurde einstimmig beschlossen, einen<br />
Antrag an den Gesamtvorstand zu richten,<br />
mit dem Ziel, den Beschluss von der<br />
Herbsttagung 2010 - die Änderung des<br />
Ehrenkodex betreffend - rückgängig zu<br />
machen. Der Beschluss sagte aus, dass<br />
ein Bild, welches bereits IRIS-Punkte<br />
erhalten hat, nicht mehr zu einem DVF-<br />
Wettbewerb, bei dem es IRIS-Punkte<br />
gibt, eingesandt werden kann. Darüber<br />
hinaus kann ein Bild, welches bereits<br />
RETINA-Punkte erhalten hat, zu keinem<br />
weiteren DVF-Wettbewerb mehr eingesandt<br />
werden.<br />
Bei den Wahlen wurde Helmut Friebus<br />
als Landesvorsitzender wiedergewählt.<br />
Fotofreund Peter Kaiser wurde<br />
zum stellvertretenden Landesvorsitzenden<br />
gewählt. Als Schatzmeister wurde<br />
Horst Scheider in seinem Amt bestätigt<br />
und Gerd Weber ist neuer Pressereferent<br />
des DVF-Landes und gleichzeitig<br />
für die Webseite zuständig.<br />
-hwf-<br />
Mitglieder gesucht<br />
Fotoszene<br />
Das Atelier Freier Fotografen (aff) in<br />
Berlin sucht neue Mitglieder: Angesprochen<br />
sind engagierte Fotograf(inn)en<br />
aus Berlin, die sich aktiv an einer jungen,<br />
aufstrebenden Fotogalerie beteiligen<br />
wollen. Veraussetzung sind Kreativität,<br />
künstlerische Gestaltungsfähigkeit und<br />
Teamfähigkeit.<br />
Die aff-Galerie ist eine Galerie an der<br />
Grenze Friedrichshain/Prenzlauer Berg,<br />
die neben Berliner Künstlern vor allem<br />
unbekannten Fotografen aus Osteuropa<br />
und den USA eine Plattform bietet.<br />
Schwerpunktthemen sind Menschen in<br />
ihrem soziokulturellen Umfeld sowie<br />
freie Arbeiten, die in Gruppen- und<br />
Einzelausstellungen präsentiert werden.<br />
Interessenten wenden sich bitte an<br />
folgende Kontaktadresse: Jörg Rubbert<br />
c/o aff-Berlin, Kochhannstr. 14,<br />
10249 Berlin, oder per Mail direkt an:<br />
joerg.rubbert@web.de<br />
Frank Silberbach<br />
Die Vernissage der Ausstellung Frank<br />
Silberbach, »Berliner Panoramafotografien<br />
2004-<strong>2011</strong>« findet am 24. August<br />
<strong>2011</strong> um 19 Uhr statt. Eröffnungsredner<br />
ist Dr. Enno Kaufhold; die Ausstellung<br />
geht bis zum 31. September <strong>2011</strong>.<br />
Ausstellungsort ist die »Galerie ratskeller-Galerie<br />
für zeitgenössische Kunst« in<br />
der Möllendorffstraße 6 in 10367 Berlin-<br />
Lichtenberg. Die Öffnungszeiten sind<br />
von Montag bis Freitag 10 –18 Uhr.<br />
Am 13. September <strong>2011</strong> führt Frank Silberbach<br />
durch die Ausstellung, bei der<br />
er sowohl über seine eigene Arbeit reden<br />
wird, als auch über die Geschichte der<br />
Straßenfotografie in Berlin.<br />
Der Beginn ist 19.00 Uhr.<br />
Siehe auch Portfolio in dieser Ausgabe<br />
ab Seite 48.<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
47
Portfolio Frank Siberbach<br />
Frank Silberbach<br />
Seit den Jahren, in denen Frank<br />
Silberbach (*1958) seine fotografierten<br />
Panoramen allwöchentlich in den<br />
Magazinbeilagen der Samstagsausgaben<br />
der Berliner Zeitung veröffentlichte,<br />
gehört die Panoramafotografie ganz<br />
wesentlich zu seinen Aktivitäten. Als<br />
Berliner und mithin Großstädter richtet<br />
sich sein fotografischer Fokus auf die<br />
Menschen in dieser Stadt. Dabei folgt er<br />
der Straßen- und Lifefotografie, nur mit<br />
dem entscheidenden Unterschied, dass<br />
die Panoramaform noch schwieriger zu<br />
bewältigen ist. Denn die Breite dieses<br />
Formats will gefüllt werden, damit wirkliche<br />
Bilder entstehen. Frank Silberbach<br />
hat sich dafür über Jahre einen Blick<br />
angeeignet, der bewusst wie intuitiv das<br />
Alltagsgeschehen danach ausspäht, ob<br />
sich solch komplexe Szenarien anbahnen,<br />
um sie dann im entscheidenden<br />
Moment festzuhalten. Mit ausgeprägtem<br />
Gespür für das Situative zeigen uns<br />
Frank Silberbachs Bilder authentische<br />
Alltagsszenen, nie denunzierend, aber<br />
nicht selten mit ironischem oder humorvollem<br />
Unterton.<br />
© Frank Silberbach<br />
48 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Frank Silberbach
© Frank Silberbach<br />
Portfolio Frank Silberbach<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
49
Portfolio Frank Siberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
50 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong>
Portfolio Frank Silberbach<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
51
Portfolio Frank Siberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
52 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong>
© Frank Silberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
Portfolio Frank Silberbach<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
53
Portfolio Frank Siberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
54 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong>
Portfolio Frank Silberbach<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
55
Portfolio Frank Siberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
56 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong>
© Frank Silberbach<br />
Portfolio Frank Silberbach<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
57
Portfolio Frank Siberbach<br />
© Frank Silberbach<br />
58 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong>
© Frank Silberbach<br />
Portfolio Frank Silberbach<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
59
Fotoszene<br />
Sind Foto-Verbände<br />
noch zeitgemäß?<br />
Diese Frage war das Thema einer<br />
Podiumsdiskussion anlässlich der<br />
Laupheimer Fototage in diesem Jahr, zu<br />
der auch ich eingeladen war. Die von<br />
Detlev Motz organisierte Veranstaltung<br />
konnte verständlicherweise in den<br />
vorgegebenen 45 Minuten nicht<br />
sämtliche Aspekte dieser Fragestellung<br />
aufgreifen - und schon gar nicht<br />
beantworten. Im Kern fand ich das<br />
Thema aber so interessant, dass ich im<br />
folgenden noch einige Gedanken dazu<br />
äußern möchte.<br />
Der Fotograf an sich ist eher ein<br />
einsamer Wolf - mindestens während<br />
der Aufnahme. Für Kritik und fachlichen<br />
Austausch bedarf es aber immer einer<br />
Gruppe oder eines fotografischen<br />
Netzwerks.<br />
Natürlich gibt es auch Fotogruppen, die<br />
gemeinsam fotografieren gehen und<br />
wo gewissermaßen einer dem anderen<br />
»das Rohr auf die Schulter legt«. Na gut,<br />
das gehört dann wohl aber eher in den<br />
Bereich sozialen Entertainments als zur<br />
ernsthaften Fotografie.<br />
Die Aufgabe der fotografischen Treffen<br />
- seien sie real, oder virtuell - fängt<br />
also an, wenn das fertige Bild auf dem<br />
Tisch liegt, respektive auf dem Monitor/<br />
Beamer erscheint.<br />
Also, eigentlich könnte man die eingangs<br />
gestellte Frage abschließend mit<br />
einem klaren Ja beantworten.<br />
Stellt man aber die Frage etwas erweitert<br />
- zum Beispiel in der Form »sind Fotoverbände<br />
in der jetzigen Form noch zeitgemäß?«<br />
- wird die Beantwortung schon<br />
wesentlich spannender.<br />
Neben den großen Berufsverbänden<br />
wie zum Beispiel Bund Freischaffender<br />
Foto-Designer (BFF), Brandenburgischer<br />
Verband Bildender Künstlerinnen<br />
und Künstler (BVBK), und als Mischverband<br />
die Deutsche Gesellschaft für<br />
Fotografie (DGPh), gibt es drei allgemeine<br />
Amateurverbände die eine Rolle<br />
spielen: Deutscher Verband für Fotografie<br />
(DVF), Bundesbahnsozialwerk<br />
(BSW), und Gesellschaft für Fotografie<br />
60 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
(GfF) und letztlich als digitale Sonderform<br />
das Internetportal Fotocommunity,<br />
die als jüngste dieser »Verbände« die<br />
höchste Erfolgsquote hinsichtlich Mitgliederzuwachs<br />
verzeichnen kann.<br />
Da ich nur die Verbände DVF, BSW, und<br />
GfF aus eigener Erfahrung kenne, will<br />
ich an diesen einmal exemplarisch aufführen,<br />
mit welchen Problemen sie zu<br />
kämpfen haben.<br />
Allen gemeinsam ist, dass führende<br />
Funktionen und die Hauptarbeit auf<br />
wenigen ehrenamtlichen Schultern<br />
ruhen.<br />
BSW und DVF haben ja noch den Vorteil,<br />
dass durch die föderalen Strukturen<br />
es zusätzlich eine Stütze durch die<br />
souveränen Länder gibt, so bleibt nicht<br />
alles am Präsidium hängen.<br />
Ganz anders bei der GfF, gewissermaßen<br />
der kleinen Schwester des DVF, hier<br />
ruht fast alles auf den Schultern des Präsidenten.<br />
Allein die Wettbewerbe »100<br />
Bilder« und »Barnack« sind eine Institution<br />
in Deutschland geworden und<br />
laufen recht reibungslos (na ja, fast reibungslos<br />
- bei der Auswahl der »Juroren«<br />
wäre gelegentlich etwas sachkundige<br />
Unterstützung vielleicht hilfreich...).<br />
Aber allein die Tatsache, dass die »100<br />
Bilder« regelmäßig in der gesamten<br />
Republik gezeigt werden, ist schon toll<br />
- das hat der DVF mit seiner Bundesfotoschau<br />
noch nicht geschafft. Ein weiteres<br />
Highlight ist der Katalog dieser Veranstaltung,<br />
der seit vielen Jahren in hoher<br />
Qualität herausgegeben wird.<br />
Und last but not least,sind es die Preise,<br />
die seit Jahren von Sponsoren für diesen<br />
Wettbewerb zur Verfügung gestellt<br />
werden. Sich immer wieder darum zu<br />
bemühen ist eine Leistung, die man dem<br />
Organisator nicht hoch genug anrechnen<br />
kann.<br />
Diese »one man show« der GfF hat<br />
natürlich auch Nachteile - die Mitgliederbetreuung<br />
bleibt auf der Strecke und<br />
die Unzufriedenheit über die schlechte<br />
Kommunikationsstruktur wächst...<br />
Der DVF hat zehnmal so viel Mitglieder,<br />
aber durch die separate Länderführung<br />
eine vorbildliche Betreuung der Fotografen,<br />
egal ob als Einzelmitglieder oder<br />
als Club.<br />
Die Angebote an Fortbildung und Seminaren<br />
in den einzelnen Ländern und<br />
Regionen sind optimal.<br />
Die dezentralen Strukturen führen aber<br />
häufig zu einer Verlangsamung von Entscheidungsprozessen<br />
- insbesondere bei<br />
der Umsetzung von neuen Ideen.<br />
Das »rotierende« Ausrichterverfahren<br />
bei den jährlichen Bundesfotoschauen<br />
hat zur Folge, dass jedes Mal das Rad<br />
neu erfunden werden muss - also ein<br />
neues Team sich immer wieder einarbeiten<br />
muss. Es fehlt dann auch an einer<br />
stetigen Verbindung zur Industrie, die<br />
man für eventuelles Sponsoring gewinnen<br />
könnte.<br />
Die BSW-Fotogruppen sind strukturmäßig<br />
eher mit dem DVF, als mit der GfF<br />
zu vergleichen, obwohl sie durch die<br />
Anbindung an ein Unternehmen schon<br />
eine gewisse Zentralisierung, aber auch<br />
Unterstützung, erfahren.<br />
Sie können zumindest auf bestehende<br />
Strukturen bei der Durchführung von<br />
Veranstaltungen zurück greifen.<br />
Was könnte man denn nun ändern um<br />
die fotografischen Amateurverbände für<br />
künftige Anforderungen zu wappnen?<br />
1. Es muss Geld zur Verfügung stehen<br />
um spezielle Arbeitsgruppen, aber<br />
auch Funktionsträger, zu bezahlen.<br />
Das sollte sowohl durch höhere Beiträge,<br />
als auch durch höhere Teilnahmegebühren<br />
bei den Wettbewerben<br />
geschehen.<br />
2. Zyklische Veranstaltungen sollten<br />
von immer den gleichen Teams<br />
(Honorar!) ausgerichtet werden.<br />
3. Die fotografische Leistung der Mitglieder<br />
sollte besser verkauft werden<br />
- wir bitten nicht, wir bieten!<br />
4. Fördern und fordern. Die Weiterbildung<br />
über Seminare und Workshops<br />
sollte weiter gefördert und die<br />
Anforderungen an die Bilder erhöht<br />
werden. Nur wenn wir ein hohes<br />
fotografisches Niveau dauerhaft<br />
erreichen können, werden wir von<br />
der Kunstwelt und etwaigen Sponsoren<br />
auch ernst genommen.<br />
Und eine Bemerkung zum Schluss. Ich<br />
erwähnte ja anfangs die GfF als »kleine<br />
Schwester« des DVF. Wie wäre es denn<br />
mal mit einer längs überfälligen »Familienzusammenführung«<br />
im einundzwanzigsten<br />
Jahr der Einheit...<br />
Manfred Kriegelstein
LUMIX G<br />
System Fotoschule<br />
Frank Späth<br />
Verlag: Point Of Sale Verlag<br />
ISBN: 978-3-941761-05-6<br />
28,00 Euro<br />
Der Erfolg der spiegellosen Systemkameras<br />
ist kaum mehr aufzuhalten - die<br />
Speerspitze dabei ist sicherlich das<br />
LUMIX G-System von Panasonic. Der<br />
Autor dieser Zeilen zählt selbst zu den<br />
euphorischen Umsteigern (vom Vollformat!)<br />
und ist von der Qualität insbesondere<br />
im Weitwinkelbereich begeistert. Es<br />
gibt wenige Nachteile der Kamera, einer<br />
ist sicherlich die kryptische Bedienungsanleitung.<br />
In diese Lücke stößt genau<br />
das Buch von Frank Späth, vielen sicherlich<br />
bekannt als Chefredakteur der Zeitschrift<br />
»PHOTOGRAPHIE«.<br />
Sein Werk ist kurzweilig, umfassend<br />
und verständlich und bringt einen auch<br />
die letzten Geheimnisse dieses modernen<br />
Kamerasystems nahe. Kurzum es ist<br />
der ultimative Ratgeber für Besitzer der<br />
Lumix G.<br />
Für Umsteiger ist insbesondere das Kapitel<br />
über die problemlose Adaptation vorhandener<br />
Objektive interessant.<br />
Einsteiger werden in mehreren Kapiteln<br />
auch mit grundlegenden Aspekten der<br />
Fotografie vertraut gemacht.<br />
Sehr Empfehlenswert ist auch das spezielle<br />
Lumix Forum welches von Frank<br />
Späth betreut wird:<br />
www.lumix-forum.de<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Photoshop Ebenen<br />
Das wichtigste Werkzeug aktuell<br />
erklärt<br />
Matt Kloskowski<br />
Verlag: ADDISON-WESLEY<br />
ISBN: 978-3-8273-3059-8<br />
320 Seiten, 4-farbig, Bilderdruck<br />
29,80 Euro<br />
Es ist wohl unbestritten, dass die Ebenenfunktionen<br />
der zentrale Bereich von<br />
Photoshop ist.<br />
Wer nicht mit Ebenen arbeitet, braucht<br />
Photoshop nicht!<br />
Natürlich beschäftigt sich jedes Buch<br />
über den Platzhirsch der Bildbearbeitungsprogramme<br />
mit diesem Thema,<br />
aber Matt Kloskowski hat ein ganzes<br />
Buch nur diesem Aspekt gewidmet - und<br />
das ist wirklich beeindruckend.<br />
Ich muss zugeben, dass ich bei der Lektüre<br />
dieses Buches erst mal gemerkt<br />
habe, wie viel ich nicht wußte - bin<br />
aber froh, dass ich einige Lücken jetzt<br />
geschlossen habe.<br />
Der Stil erinnert gelegentlich an Scott<br />
Kelby, also kurzweilig und leicht verständlich<br />
werden auch komplizierte<br />
Sachverhalte vermittelt.<br />
Wer mit Photoshop - oder auch Photoshop<br />
Elements - arbeitet, sollte diese<br />
Abhandlung unbedingt in seinem Regal<br />
stehen haben!<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Buchbesprechung<br />
Fotografieren mit dem<br />
Nikon-Blitzsystem<br />
Das Nikon CLS in der Praxis<br />
Benedict Frings-Neß, Heike Jasper<br />
Verlag: Galileo Design<br />
ISBN: 978-3-8362-1499-5<br />
332 Seiten,komplett in Farbe<br />
39,90 Euro<br />
Das Buch widmet sich schwerpunktmäßig<br />
natürlich dem Nikon Systemblitzen,<br />
aber auch die anderen Hersteller<br />
werden nicht vergessen, was sicherlich<br />
ein positiver Aspekt ist.<br />
Etwas gewöhnungsbedürftig sind ständige<br />
Querverweise auf Erklärungen in<br />
späteren Kapiteln - eine Abhandlung in<br />
kompakteren Blöcken wäre sicherlich<br />
didaktisch günstiger gewesen.<br />
Die Bebilderung der Beispiele ist,<br />
gerade für Anfänger, sehr anschaulich<br />
und informativ.<br />
Gerade im Blitzbereich herrscht bei<br />
vielen Fotografen noch ein erheblicher<br />
Informationsbedarf, insofern schließt<br />
das Buch sicherlich eine Lücke im Angebot<br />
der Literatur zur Kameratechnik.<br />
Für die angepeilte Zieltruppe also durchaus<br />
eine Empfehlung.<br />
Manfred Kriegelstein<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
61
Vorschau 4/<strong>2011</strong><br />
<strong>brennpunkt</strong> 4-<strong>2011</strong><br />
erscheint am<br />
2. Oktober <strong>2011</strong><br />
Leserfotos<br />
© Reinhard Wulff, Flensburg © Reinhard Wulff, Flensburg<br />
Portfolio<br />
Ulrich Burchert<br />
Bildjournalismus fixiert weder Vergangenheit<br />
noch Zukunft, nur die Gegenwart;<br />
nach der Belichtung ist das Foto<br />
durch den Druck auf den Auslöser der<br />
Kamera, gleich ob analog oder digital,<br />
Geschichte.<br />
Hierbei ist das Ziel, semiotisch formuliert,<br />
im Foto neben dem Objekt- den<br />
Metacharakter treten zu lassen. Das<br />
ist das eigentliche Problem des Bildjournalismus,<br />
um nicht Abbilder, sondern<br />
Bilder zu produzieren. Zwischen<br />
beiden ist das oft eine Gratwanderung.<br />
Mit diesen Eigenschaften des Bildjournalismus<br />
auf der Grundlage der Fotografie,<br />
zeichnet sie sich als ein einzigartiges<br />
Bildverfahren mit der so genannten<br />
»Gewalt des Augenblicks« gegenüber<br />
dem der Malerei und dem der Grafik<br />
aus. Unter diesem für mich spannendem<br />
Aspekt fotografierte ich zwanzig<br />
Jahre in der DDR und fotografiere in<br />
dieser gleichen Zeitspanne in der BRD.<br />
Von den in diesen Jahren entstandenen<br />
Fotos wird ein Bruchteil im nächsten<br />
»<strong>brennpunkt</strong>« zusehen sein.<br />
62 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Ulrich Burchert
ennpunkt 3/<strong>2011</strong><br />
63
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Vorschau 4/<strong>2011</strong><br />
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64 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
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