Leseprobe (PDF) - Passivhaus Kompendium
Leseprobe (PDF) - Passivhaus Kompendium
Leseprobe (PDF) - Passivhaus Kompendium
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Positionen & Fakten<br />
Haustechnik frühzeitig klären<br />
Eine Luftheizung, wie sie bei kostengünstigen Passivhäusern<br />
üblich ist, sollte frühzeitig im Rahmen der Planung diskutiert<br />
werden. Dies ist umso wichtiger, wenn Bodenbeläge aus Keramik<br />
oder Stein vorgesehen sind. Diese Beläge werden aufgrund<br />
ihrer Oberflächenbeschaffenheit und ohne darunter liegende<br />
Flächenheizung auch in einem <strong>Passivhaus</strong> als kalt empfunden.<br />
Wer unterschiedlich temperierte Räume bevorzugt, ist mit einer<br />
raumweisen Flächenheizung, z. B. mit einer Fußbodenheizung,<br />
besser bedient. Ein weiterer Vorteil bei der Trennung von<br />
Heizung und Lüftung ist die Vermeidung von zu trockener<br />
Raumluft im Winter. Unabhängig vom Effizienzstandard sind<br />
solche Maßnahmen zur Behaglichkeitssteigerung mit Mehrkosten<br />
für die Bauherren verbunden.<br />
Die richtigen Fachleute<br />
Um die Qualität des Gebäudes zu sichern, ist Bauherren zu raten,<br />
sich an ausgewiesene <strong>Passivhaus</strong>planer zu wenden. Diese<br />
besonders geschulten Fachleute sind mit der Nachweisführung<br />
des PHPP vertraut und in der Umsetzung von hocheffizienten<br />
Gebäuden fachkundig. Die Betreuung sollte bis zur Fertigstellung<br />
des Gebäudes beauftragt werden. Vorteilhaft ist zudem,<br />
wenn der Architekt als Konstrukteur des Gebäudes gleichzeitig<br />
Foto: Friedl<br />
Der unbeheizte Schuppen könnte juristisch betrachtet als<br />
<strong>Passivhaus</strong> bezeichnet werden. Entsprechende Verweise<br />
in Kauf- und Architektenverträgen sind deshalb wichtig.<br />
<strong>Passivhaus</strong>planer ist. Wer ganz sichergehen will, kann das Gebäude<br />
als „qualitätsgeprüftes <strong>Passivhaus</strong>“ zertifizieren lassen.<br />
Dabei werden die Berechnungen, die Pläne und die verwendeten<br />
Produkte nochmals unabhängig geprüft. Die Zertifizierungsgebühren<br />
sind dabei nicht unerheblich und ein Mehraufwand<br />
für die Planer ist einzukalkulieren. Mehrere Tausend Euro<br />
für ein Einfamilienhaus sind dabei zu veranschlagen. Bei fehlender<br />
Kompetenz des Planungsteams wird geraten, einen <strong>Passivhaus</strong>planer<br />
als beratenden Fachmann mit einzubeziehen.<br />
Detailplanung und Umsetzung<br />
Lange vorbei sind die Zeiten, als ein Genehmigungsplan gleichzeitig<br />
Ausführungsplan war. Für energetisch optimierte Gebäude<br />
– dies betrifft alle heutigen Gebäude, nicht nur Passivhäuser –<br />
ist eine aussagekräftige Werk- und Detailplanung zwingend erforderlich.<br />
Diese Planung sollte zumindest die Grundrisse, Ansichten<br />
und Schnitte im Maßstab 1:50 abbilden. Im Detailbereich<br />
sind alle wärmebrückenspezifischen Anschlüsse darzustellen<br />
und rechnerisch zu bestimmen, falls diese nicht wärmebrückenfrei<br />
konstruiert sind. Die Detailanschlüsse betreffen<br />
zumindest die Fenster, Haustüren, Sockel, Traufe, Ortgang,<br />
Deckenauflager, Wandaufbauten und die Anschlüsse der Innenwände<br />
an Bodenplatte und Dach. Auch die exakte Lage der luftdichten<br />
Ebene ist in diesen Plänen festzulegen.<br />
Im Rahmen der Objektüberwachung sind die erstellten Pläne<br />
so exakt wie möglich umzusetzen. Bauherren und Bauleiter<br />
sollten die entsprechenden Firmen dafür sensibilisieren. Oftmals<br />
hilft es, frühzeitig im Verlauf der Ausführung auf den<br />
BlowerDoor-Test mit den erhöhten Anforderungen an Passivhäuser,<br />
auf eine mögliche geplante Gebäudethermografie oder<br />
auf eine Zertifizierung oder Überprüfung hinzuweisen. Eine<br />
Fotodokumentation, das Archivieren der Lieferscheine und<br />
Materialproben sind obligatorisch.<br />
Keine Angst vor den Kosten<br />
Über die Mehrkosten eines <strong>Passivhaus</strong>es wurde schon viel spekuliert.<br />
Vergleicht man jedoch zwei im Wesentlichen identische<br />
Gebäude miteinander, das eine im <strong>Passivhaus</strong>standard und das<br />
andere nach der Energieeinsparverordnung, so ist das Gebäude<br />
52 <strong>Passivhaus</strong> <strong>Kompendium</strong> 2014