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Peltiereffekt - Universität Hamburg

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INSTITUT FÜR ANGEWANDTE PHYSIK<br />

Physikalisches Praktikum für Studierende der Ingenieurswissenschaften<br />

Universität <strong>Hamburg</strong>, Jungiusstraße 11<br />

Peltier-Wärmepumpe<br />

1 Ziel<br />

Kälteleistung, Wärmeleistung und die Leistungsziffer einer Peltier-Wärmepumpe werden unter verschiedenen<br />

Betriebsbedingungen bestimmt.<br />

2 Theorie<br />

Lässt man Strom durch einen aus zwei verschiedenen Materialien bestehenden Stromkreis fließen, so<br />

wird das eine Material abgekühlt und das andere aufgeheizt. Ursache dafür ist die unterschiedliche<br />

Austrittsenergie W A , die den freien Elektronen in den unterschiedlichen Materialien zugeführt werden<br />

muss, damit sie das Material verlassen können.<br />

Bei einem Übergang von einem Material ins andere muss demnach eine Energieschwelle überwunden<br />

werden, die Übergangsenergie. Je nach Stromrichtung ist sie positiv oder negativ. In der Abb. 1<br />

bewegen sich Elektronen auf der kalten Seite jeweils durch die Strecke n-Halbleiter→Metall→p-Halbleiter.<br />

Dafür muss die Energie ∆E 1 -∆E 2 aufgewendet werden. Auf der warmen Seite wird die gleiche<br />

Energiemenge frei. Die Energie wird in Form von Wärme von der kalten zur warmen Seite transportiert.<br />

Ändert sich die Stromrichtung, so kehrt sich die Richtung des Wärmetransports um, und kalte<br />

und warme Seite werden vertauscht.<br />

I e -<br />

+ -<br />

Keramik<br />

warme Seite<br />

p n p n p n p n p<br />

Metall<br />

Keramik<br />

kalte Seite<br />

E pot<br />

E p<br />

∆E<br />

∝∆T<br />

1 1<br />

E n<br />

∆E<br />

∝∆T<br />

E M<br />

2 2<br />

x, I<br />

Abb. 1: Ein Peltierelement ist eine serielle Anordnung von Kontakten, die durch einen p-Metall-n- bzw.<br />

n-Metall-p-Kontakt mit zwei unterschiedlich dotierten Halbleitern realisiert sind. Dadurch<br />

entsteht eine Abfolge von kalten und warmen Metallstrecken, die jeweils die warme und kalte<br />

Seite des Peltierelements bilden.<br />

02.07.2010


PELTIER -WÄRMEPUMPE<br />

Dieser Effekt ist 1834 von dem Uhrmacher Peltier entdeckt und nach ihm benannt worden. Hierbei ist<br />

die Pumpleistung P P der pro Zeiteinheit t transportierte Wärmemenge Q. Sie ist der Stromstärke I proportional.<br />

Q<br />

t<br />

= P = π ⋅ I = α ⋅ T ⋅ I<br />

(1)<br />

P<br />

T<br />

T W<br />

π: Peltierkoeffizient,<br />

α: Seebeck-Koeffizient<br />

T: Absoluttemperatur<br />

Beim reinen <strong>Peltiereffekt</strong> steigt daher die Temperaturdifferenz<br />

zwischen kalter und warmer Seite bei konstantem<br />

Strom linear an. Zu beachten ist allerdings, dass<br />

der <strong>Peltiereffekt</strong> immer in Begleitung anderer Prozesse<br />

auftritt. Diese werden im Folgenden erläutert.<br />

2.1 Joulesche Wärme<br />

T K<br />

Abb. 2: Temperaturverlauf der<br />

kalten und warmen Seite<br />

eines Peltierelements<br />

beim reinen <strong>Peltiereffekt</strong>.<br />

t<br />

Strom ist die Bewegung von Ladungsträgern. Dabei wird Wärme erzeugt, deren Leistung P J mit der<br />

Stromstärke I steigt. Von dieser Wärmezufuhr ist die kalte und warme Seite gleichermaßen betroffen.<br />

P = U ⋅ J<br />

I = R ⋅ 2<br />

I<br />

U: Spannung<br />

R: Widerstand des Peltierelementes<br />

2.2 Wärmeleitung<br />

Da die warme und kalte Seite in Kontakt zueinander<br />

stehen, wird die wachsende Temperaturdifferenz kompensiert.<br />

Die Leistung der Wärmeleitung P L ist proportional<br />

zur Temperaturdifferenz T W - T K und führt dazu,<br />

dass sich die Temperaturdifferenz einem konstanten<br />

Wert ∆T annähert.<br />

P<br />

L<br />

A<br />

= λ ( T )<br />

W<br />

− TK (3)<br />

d<br />

λ: Wärmeleitfähigkeit des Materials<br />

A,d: Fläche und Dicke des Peltierelements<br />

2.3 Thomsoneffekt<br />

T<br />

T W<br />

T K<br />

(2)<br />

∆T<br />

Abb. 3: Temperaturverlauf der Peltierelement-Seiten,<br />

wenn<br />

die Wärmeleitung berücksichtigt<br />

wird.<br />

t<br />

Fließt ein Strom in einem Leiter mit einem Temperaturgefälle so kann er je nach Material Wärme aufnehmen<br />

oder abgeben. Die Richtung des Wärmeflusses hängt von der Stromrichtung, von dem Vorzeichen<br />

des Thomsonkoeffizienten τ und von der Richtung des Temperaturgradienten dT/dx ab. Er<br />

wird beschrieben durch<br />

dT ∆<br />

PT = τ ⋅ I ⋅ ≈ τ ⋅ I ⋅<br />

dx<br />

P T : Leistung des Thomsoneffekts<br />

I: Stromstärke<br />

∆T: Temperaturdifferenz<br />

Die Temperaturdifferenz bleibt konstant.<br />

2<br />

T<br />

d<br />

(4)


PELTIER -WÄRMEPUMPE<br />

T<br />

∆T/∆t<br />

∆T<br />

t<br />

Abb. 4: Temperaturverlauf der Seiten eines<br />

Peltierelements bei Berücksichtigung<br />

von Joulescher Wärme, Wärmeleitung<br />

und Thomsoneffekt.<br />

3 Aufgaben<br />

• Aus der Temperatur- Zeit- Funktion auf der Warmseite und der Kaltseite werden Pumpleistung<br />

in Warm- und Kaltbetrieb, P W , P K und Leistungsziffer in Warm- und Kaltbetrieb η W , η K bestimmt.<br />

• Die Pumpleistung im Wärmebetrieb P w und die Leistungsziffer η W werden bei konstanter<br />

Stromstärke und konstanter Temperatur der Kaltseite bestimmt.<br />

• Bei Luftkühlung der Warmseite werden P K und η K der Kaltseite bestimmt.<br />

3.1 Durchführung<br />

• Auf beiden Seiten der Wärmepumpe werden Wasserbehälter befestigt und mit Wasser gleicher<br />

Temperatur gefüllt. Bei konstantem Strom I P und konstanter Spannung U P wird die Temperaturänderungen<br />

in beiden Wasserbehältern als Funktionen der Zeit T W (t), T K (t) gemessen.<br />

Die Messung erstreckt sich über 20 Minuten.<br />

Zur Auswertung werden die Temperaturen T W und T K gegen<br />

die Zeit t aufgetragen. Die Steigung ∆T i /∆t dieses Verlaufes<br />

ist ein Maß für die Wärmepumpleistung P i , i=W;K.<br />

Aus dem linearen Bereich der Kurve lassen sich<br />

P<br />

i<br />

= C ⋅ ,<br />

ges<br />

∆T i<br />

∆t<br />

T W =? W K T K =?<br />

sowie die Leistungskennziffern<br />

η = mit P = I ⋅ U<br />

i<br />

Pi<br />

Pel<br />

el P P<br />

berechnen. Dabei ist<br />

C ges : Spezifische Wärmekapazität des Gesamtsystems, bestehend aus Wasser,<br />

Messingbehälter und Kupferblock (C ges = 1121 J/K)<br />

∆T i , ∆t: Temperatur- und Zeitabschnitt des Steigungsdreiecks im linearen Bereich<br />

P el : Elektrische Leistung<br />

I P , U P : Strom und Spannung am Peltierelement<br />

3


PELTIER -WÄRMEPUMPE<br />

• Auf der Warmseite des Peltierelements wird ein Wasserbehälter, auf der Kaltseite ein Durchflusswärmetauscher<br />

befestigt, durch welchen Leitungswasser strömt. Der Betriebsstrom wird<br />

so gepolt, dass das Wasser im Wasserbehälter erwärmt wird.<br />

Analog zum Teil 1 werden P W und P K sowie η W und η K aus der Steigung der Kurven T W (t) und<br />

T K (t) im linearen Bereich berechnet. Die Ergebnisse sind zu diskutieren.<br />

A<br />

I P<br />

Leitungswasser<br />

-<br />

0 -18 V<br />

+<br />

V<br />

T W = ?<br />

W<br />

K<br />

T K = konst.<br />

U P<br />

• Auf der Kaltseite des Peltierelements befindet sich ein<br />

Wasserbehälter, auf der Warmseite ein Kühlkörper. Die<br />

Temperatur der Kaltseite wird als Funktion der Zeit gemessen,<br />

wobei der Kühlkörper sich in ruhender Umgebungsluft<br />

befindet. Dieser Versuchsteil wird, wie die vorhergehenden,<br />

für 20 Minuten durchgeführt.<br />

T K =?<br />

K<br />

W<br />

Man trage T K (t) gegen die Zeit auf und diskutiere die Kurven.<br />

4


PELTIER -WÄRMEPUMPE<br />

Anhang<br />

Leistungsbilanz<br />

Im folgenden werden die unterschiedlichen Einflüsse auf das Temperaturverhalten betrachtet. So erhält<br />

man für die Wärmepumpleistung auf der Kaltseite mit ∆T = T W - T K :<br />

− P<br />

K<br />

= P<br />

PT<br />

m<br />

2<br />

PJ<br />

−<br />

2<br />

− P<br />

= αT<br />

P, K<br />

L K<br />

m<br />

I<br />

τI∆T<br />

2d<br />

2<br />

I R λA∆T<br />

− −<br />

2 d<br />

bzw. für die Warmseite:<br />

+ P<br />

W<br />

= P<br />

P,<br />

W<br />

PT<br />

±<br />

2<br />

PJ<br />

+<br />

2<br />

− P<br />

L<br />

= αT<br />

W<br />

τI∆T<br />

I ±<br />

2d<br />

2<br />

I R λA∆T<br />

+ −<br />

2 d<br />

Die zugeführte elektrische Leistung ist<br />

+ Pel = PP + PJ + PT = U<br />

P<br />

⋅ I<br />

P<br />

Die Leistungsbilanz ist also graphisch dargestellt:<br />

B C P K<br />

A<br />

T K<br />

P J/2 P T/2<br />

P P,K<br />

P el<br />

P J/2 P T/2<br />

P P<br />

P L<br />

d<br />

P P,K<br />

P W<br />

T W<br />

5

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