23.05.2014 Aufrufe

Anwendung von Röntgenstrahlung in der Detektorphysik

Anwendung von Röntgenstrahlung in der Detektorphysik

Anwendung von Röntgenstrahlung in der Detektorphysik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Detektorphysik</strong><br />

Prof. Dr. Erika Garutti<br />

Betreuung:<br />

Matteo Centis Vignali<br />

matteo.centis.vignali@desy.de<br />

Dr. Stefan Mättig<br />

stefan.maettig@desy.de<br />

15. Januar 2014<br />

Zusammenfassung<br />

Ziel des Versuches ist es, die Entstehung <strong>von</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong>, ihre charakteristischen<br />

Eigenschaften und verschiedene Möglichkeiten <strong>der</strong> Detektion <strong>von</strong><br />

<strong>Röntgenstrahlung</strong> kennenzulernen. Dies geschieht anhand e<strong>in</strong>es Geiger-Müller<br />

Zählrohrs und e<strong>in</strong>es Röntgenenergiedetektors (Silizium p<strong>in</strong>-Diode). Ähnliche<br />

Detektoren werden auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hochenergiephysik<br />

zur Teilchendetektion verwendet z.B. beim CMS Experiment am<br />

LHC. Die Kalibrierung und Charakterisierung solcher Detektoren ist dabei<br />

e<strong>in</strong> fundamentales Verfahren. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Geiger-Müller Zälrohrs und e<strong>in</strong>es<br />

LiF Kristalles soll zuerst das Plancksche Wirkungsquantum h bestimmt werden<br />

sowie das Röntgen-Absorptionsgesetz gezeigt werden. In e<strong>in</strong>em zweiten<br />

Teil wird e<strong>in</strong>e Energiekalibration e<strong>in</strong>es Röntgenenergiedetektors durchgeführt.<br />

Mit Hilfe <strong>von</strong> verschiedenen Fluoreszenz Materialien und <strong>der</strong>en spezischer<br />

K α L<strong>in</strong>ien kann man e<strong>in</strong>e Kalibration durchführen. Dabei ist die Methode <strong>der</strong><br />

Kalibrierung vergleichbar mit <strong>der</strong> Kalibrierung <strong>von</strong> Silizium-Pixel Sensoren,<br />

welche im Detektorlabor des Instituts für Experimentalphysik für den Neubau<br />

<strong>der</strong> vierten Lage des CMS Pixel Detektors durchgeführt wird. Nach <strong>der</strong> Kalibrierung<br />

kann dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er energiedispersiven Direktmessung die Comptonwellenlänge<br />

bestimmt werden.<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

1 <strong>Röntgenstrahlung</strong> 3<br />

1.1 Wechselwirkung <strong>von</strong> γ-Quanten mit Materien . . . . . . . . . . . . . 3<br />

1.1.1 Comptoneekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.2 Erzeugung <strong>von</strong> Röntgenstrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.2.1 Kont<strong>in</strong>uierliches Bremsspektrum <strong>der</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong> . . . . 8<br />

1.2.2 Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

1.3 Absorption <strong>von</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.4 Bragg Reektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.5 Duane-Huntsches Verschiebungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2 Silizium Detektoren 14<br />

2.1 Funktionsweise e<strong>in</strong>es Halbleiters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.1.1 Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.1.2 pn-Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

2.2 Teilchendetektion mit Silizium Detektoren . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.3 Der Röntgenenergiedetektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3 Geiger-Müller Zählrohr 19<br />

3.1 Mechanischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.2 Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.2.1 Arbeitsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.2.2 Totzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.3 Driftröhren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

4 Versuchsdurchführung 24<br />

5 Aufgaben und Auswertung 24<br />

5.1 Charakterisierung und Auösung des Messaufbaus . . . . . . . . . . . 24<br />

5.2 Bestimmung des Plankschen Wirkungsquantums . . . . . . . . . . . . 25<br />

5.3 Absorption <strong>von</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

5.4 Energiekalibration des Röntgenenergiedetektors . . . . . . . . . . . . 29<br />

5.5 Identikation e<strong>in</strong>es unbekannten Metalls . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

5.6 Bestimmung <strong>der</strong> Compton Wellenlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

6 Anhang 32<br />

6.1 Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong> <strong>von</strong> Wolfram . . . . . . . . . . . 32<br />

6.2 Der Vielkanalanalysator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

6.3 Bestimmung e<strong>in</strong>er Auösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

6.4 Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

2


1 <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

<strong>Röntgenstrahlung</strong> besteht aus elektromagnetischen Wellen. Der Wellenlängenbereich<br />

erstreckt sich <strong>von</strong> etwa 10 nm bis 0,001 nm. Langwellige <strong>Röntgenstrahlung</strong> wird<br />

als weiche, kurzwellige als harte Strahlung bezeichnet. Unter konventioneller <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

versteht man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> Strahlung, die mit Anodenspannungen bis<br />

zu 100 kV erzeugt wird. Die Gesamtheit aller elektromagnetischen Wellen bilden das<br />

elektromagnetische Spektrum, <strong>der</strong>en Ausbreitung im Vakuum mit Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

erfolgt. Man kann <strong>Röntgenstrahlung</strong> auch als e<strong>in</strong>en Strom <strong>von</strong> Röntgenquanten betrachten,<br />

<strong>der</strong>en Energie E <strong>der</strong> Frequenz proportional ist:<br />

E = h · f = h · c<br />

λ<br />

(1)<br />

h : Plancksches Wirkungsquantum<br />

f : Frequenz<br />

λ : Wellenlänge<br />

c : Vakuum Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

1.1 Wechselwirkung <strong>von</strong> γ-Quanten mit Materien<br />

γ-Quanten können auf verschiedene Weise mit Materie wechselwirken. Es treten die<br />

folgende Eekte auf:<br />

• Photoeekt<br />

• Streuung (Compton)<br />

• Paarbildung<br />

Der <strong>in</strong>nere Photoeekt ist e<strong>in</strong> Annihilationsprozess bei dem das γ-Quant verschw<strong>in</strong>det<br />

und die Energie vollständig vom Elektron absorbiert wird. Dieser Eekt<br />

ist für Röntgenstrahlen mit Energien im keV Bereich <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>ierende Prozess. Das<br />

Elektron wird durch diesen Vorgang aus se<strong>in</strong>er Schale geschlagen und h<strong>in</strong>terlässt e<strong>in</strong>e<br />

Lücke, welche durch Elektronen aus <strong>der</strong> äuÿeren Hülle wie<strong>der</strong> gefüllt wird. Dabei<br />

emittiert das heruntergefallene Elektron e<strong>in</strong> Röntgen-γ-Quant (e<strong>in</strong> ähnlicher Prozess<br />

dient <strong>der</strong> Erzeugung <strong>von</strong> Röntgenstrahlen, mehr dazu <strong>in</strong> Kapitel 1.2.2). Dieses Quant<br />

ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage weitere Hüllenelektronen heraus zu lösen. Der Comptoneekt ist für<br />

Energien zwischen 50 keV < E < 2 MeV <strong>der</strong> wichtigste Prozess und beschreibt die<br />

<strong>in</strong>elastische Streuung an e<strong>in</strong>em freien Elektron. Die Energie wird jedoch nicht vollständig<br />

abgegeben, was e<strong>in</strong>e Intensitätsabschwächung des Photons verursacht (mehr<br />

3


Abbildung 1: Absorptionskoezient für γ-Quanten mit Blei als Funktion <strong>der</strong> Photonenenergie,<br />

wobei die Rayleigh-Streuung die elastische Streuung <strong>der</strong> Photonen am gesamten Atom (ohne<br />

Anregung) beschreibt. Klar erkennbar ist, dass die Absorption jedes Mal abrupt ansteigt, sobald<br />

die Energie des Photons ausreichend ist, um e<strong>in</strong>e Ionisation durch Freisetzen <strong>von</strong> M-, L- bzw.<br />

K-Elektronen des Atoms auszulösen. Für Photonenergien oberhalb <strong>der</strong> K-Kante dom<strong>in</strong>ieren<br />

die Elektronen <strong>der</strong> K-Schale den Photoeekt [5].<br />

4


Abbildung 2: Bei <strong>der</strong> Comptionstreuung überträgt das e<strong>in</strong>laufende γ-Quant e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er<br />

Energie auf das quasi-freie Elektron, sodass sich die beiden Teilchen nach <strong>der</strong> Streuung <strong>in</strong><br />

verschiedenen Richtungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bewegen.<br />

dazu <strong>in</strong> 1.1.1). Die Paarbildung gew<strong>in</strong>nt ab Energien <strong>von</strong> E γ > 2 MeV an Bedeutung<br />

und ist erst dann möglich, wenn die Energie des γ-Quants m<strong>in</strong>destens so groÿ ist wie<br />

die zweifache Ruheenergie des Elektrons (vgl. Abbildung 1). Ist dies <strong>der</strong> Fall so kann<br />

das γ-Quant unter Erzeugung <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Elektron und e<strong>in</strong>em Positron vollständig<br />

verschw<strong>in</strong>den.<br />

1.1.1 Comptoneekt<br />

Durch Wechselwirkung mit e<strong>in</strong>em quasi-freien Elektron im Festkörper verliert das<br />

e<strong>in</strong>fallende Photon Energie und wird aus se<strong>in</strong>er ursprünglichen Richtung unter dem<br />

Streuw<strong>in</strong>kel θ abgelenkt. Das vorher ruhende Elektron nimmt dann zusätzlich k<strong>in</strong>etische<br />

Energie auf und verlässt den Kollisionsort <strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Richtung.<br />

In Abbildung 2 ist die Comptonstreuung dargestellt. Aus dem Energie- und<br />

Impulserhaltungssatz erhält man die Energie des gestreuten Photons als Funktion<br />

des Streuw<strong>in</strong>kels zu:<br />

E 2 =<br />

E 1<br />

1 + E 1<br />

m 0 c 2 (1 − cos θ)<br />

Das Photon hat nach dem Stoÿ e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Energie E 2 und damit e<strong>in</strong>e gröÿere<br />

Wellenlänge λ 2 als vor dem Stoÿ. Mit E = hf lässt sich (2) umformen <strong>in</strong>:<br />

(2)<br />

Mit λ = c/f folgt aus (3):<br />

1<br />

− 1 = 1 (1 − cos θ) (3)<br />

hf 2 hf 1 m 0 c2 5


λ 2 − λ 1 = ∆λ =<br />

h (1 − cos θ) (4)<br />

m 0 c<br />

Die nur aus den drei Konstantenn bestehende Wellenlängendierenz ergibt für<br />

90 ◦ -Streuung die sog. Comptonwellenlänge λ C für Elektronen.<br />

λ C =<br />

h<br />

m 0 c<br />

(5)<br />

6


Abbildung 3: Schematische Darstellung e<strong>in</strong>er Röntgenröhre. In e<strong>in</strong>em hochevakuierten Glaskolben<br />

benden sich Glühkathode und Anode zwischen denen e<strong>in</strong>e Gleichspannung U A angelegt<br />

ist.<br />

1.2 Erzeugung <strong>von</strong> Röntgenstrahlen<br />

<strong>Röntgenstrahlung</strong> entsteht beim Aufprall schnell bewegter Elektronen auf Materie.<br />

Abbildung 3 zeigt schematisch den Aufbau e<strong>in</strong>er Glühkathoden-Röntgenröhre. In<br />

e<strong>in</strong>em hochevakuierten Glaskolben benden sich e<strong>in</strong>e Glühkathode und e<strong>in</strong>e Anode.<br />

Die Anode ist aus e<strong>in</strong>em Metall hoher Ordnungszahl (z.B. Wolfram, Kupfer, Molybdän).<br />

Zwischen Kathode und Anode wird hohe Gleichspannung angelegt. Durch<br />

diese Anodenspannung U A (die Röntgenröhre des Experiments hat e<strong>in</strong>e maximale<br />

Anodenspannung <strong>von</strong> U A = 35 keV) entsteht zwischen Kathode und Anode e<strong>in</strong> elektrisches<br />

Feld, <strong>in</strong> dem die aus <strong>der</strong> Glühkathode austretenden Elektronen zur Anode<br />

h<strong>in</strong> beschleunigt werden. Beim Aufprall <strong>der</strong> Elektronen auf die Anode entsteht dann<br />

<strong>Röntgenstrahlung</strong>. Sie wird vorwiegend unter achem W<strong>in</strong>kel zur Anodenoberäche<br />

abgestrahlt. Die Elektronen, die aus <strong>der</strong> Kathode austreten und zur Anode iegen,<br />

stellen den Anodenstrom I A (die Röntgenröhre des Experiments hat e<strong>in</strong>en maximalen<br />

Anodenstrom <strong>von</strong> I A = 1 mA) dar. Dieser wird auch Röhren- o<strong>der</strong> Emissionsstrom<br />

genannt. Intensität und Härte <strong>der</strong> <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Röntgenröhre emittierten<br />

Strahlung lassen sich regeln. Wie weiter unten erläutert, erreicht man e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Intensität (bei gleicher Härte) durch e<strong>in</strong>e Steigerung des Anodenstroms unter<br />

7


Abbildung 4: Röntgenspektrum <strong>von</strong> Molybdän. Die horizontale Achse zeigt den Ablenkw<strong>in</strong>kel<br />

nach Bragg-Reexion an e<strong>in</strong>em LiF-Kristall [2].<br />

Konstanthaltung <strong>der</strong> Anodenspannung. Erhöht man dagegen die Anodenspannung<br />

(bei konstantem Anodenstrom), so wird dadurch sowohl Härte als auch die Intensität<br />

gesteigert.<br />

1.2.1 Kont<strong>in</strong>uierliches Bremsspektrum <strong>der</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

Die beschleunigten Elektronen, welche <strong>in</strong> das Anodenmaterial e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen, werden<br />

<strong>von</strong> den Columbfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> schweren Kerne im Anodenmaterial abgelenkt. Durch<br />

die Ablenkung und Abbremsung des Elektrons strahlt es elektromagnetische Wellen<br />

ab. Die Energie dieser elektromagnetischen Wellen hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wechselwirkung<br />

des Elektrons mit dem Kern ab und kann daher variieren, es entsteht e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches<br />

Energiespektrum. Das Maximum dieses Energiespektrums hängt <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Röhrenspannung ab. Die Energie <strong>der</strong> entstandenen Photonen liegt zwischen<br />

Null und dem maximal Wert:<br />

1.2.2 Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

E max = hf max = eU A (6)<br />

In Abbildung 4 ist beispielhaft das Spektrum <strong>von</strong> Molybdän zu sehen. Dem kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Spektrum <strong>der</strong> Bremsstrahlung s<strong>in</strong>d zusätzlich diskrete L<strong>in</strong>ien überlagert.<br />

Wird nämlich e<strong>in</strong> Atom des Anodenmaterials durch Elektronenstoÿ z.B. <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K-Schale ionisiert, so kann e<strong>in</strong> Elektron aus e<strong>in</strong>er höheren Schale den freigewordenen<br />

Platz unter Aussendung e<strong>in</strong>es Röntgenquants e<strong>in</strong>nehmen.<br />

8


Abbildung 5: Das Bohrsche Atommodell beschreibt die Atome mit Elektronen, die auf bestimmten<br />

Bahnen um den Atomkern laufen. Diese Bahnen können nur bestimmte Quantenzahlen<br />

annehmen die e<strong>in</strong>er bestimmten Energie entsprechen. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>laufendes γ-Quant (o<strong>der</strong> z.B. e<strong>in</strong><br />

Elektron) mit genügend hoher Energie kann e<strong>in</strong> gebundenes Elektron aus e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Schale<br />

se<strong>in</strong>es Atoms herausschlagen. Die entstandene Lücke wird durch e<strong>in</strong> Elektron e<strong>in</strong>er äuÿeren<br />

Schale unter Aussendung e<strong>in</strong>es γ-Quants im energetischen Bereich <strong>von</strong> 1-100keV (<strong>Röntgenstrahlung</strong>)<br />

geschlossen [7].<br />

Die Energie dieses Röntgenquants entspricht dann genau <strong>der</strong> Energiedierenz<br />

<strong>der</strong> beiden am Prozess beteiligten Schalen. Da diese Energiedierenz atomspezisch<br />

ist, nennt man die so erzeugte Strahlung auch charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong>.<br />

Abbildung 5 stellt e<strong>in</strong>en solchen Prozess anhand des Bohrschen Atommodells dar.<br />

Abbildung 6 zeigt das Energieniveauschema <strong>von</strong> Molybdän (für Wolfram siehe<br />

Anhang 6.1). Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong>, die durch den Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

L-Schale zur K-Schale erzeugt wird, nennt man K α -Strahlung, und solche, die durch<br />

den Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> M- zur K-Schale entsteht, heiÿt K β -Strahlung (Übergänge<br />

M 1 → K o<strong>der</strong> L 1 → K s<strong>in</strong>d aufgrund quantenmechanischer Auswahlregeln nicht<br />

erlaubt). Die Existenz <strong>der</strong> eng benachbarten K α1 - und K α2 -L<strong>in</strong>ien beruht auf <strong>der</strong><br />

Fe<strong>in</strong>struktur des Atombaus. Die L-Schale ist durch die Fe<strong>in</strong>struktur <strong>in</strong> die Unterschalen<br />

L 1 , L 2 und L 3 energetisch aufgespalten. ( K α1 : L 3 → K und K α2 : L 2 → K.<br />

K β : M → K.)<br />

9


Abbildung 6: Energieniveauschema <strong>von</strong> Molybdän. Carakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong>, die durch<br />

den Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> L-Schale zur K-Schale erzeugt wird, nennt man K α -Strahlung, und solche,<br />

die durch den Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> M-zur K-Schale entsteht, heiÿt K β -Strahlung [4].<br />

10


1.3 Absorption <strong>von</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

Durchdr<strong>in</strong>gen Röntgenstrahlen <strong>der</strong> Intensität I 0 Materie <strong>der</strong> Dicke d, dann beträgt<br />

die Intensität I <strong>der</strong> durchgehenden Strahlung:<br />

I = I 0 e −µ(λ,Z)d (7)<br />

Wobei <strong>der</strong> Absorptionskoezient µ [cm −1 ] <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wellenlänge λ (Energie) <strong>der</strong><br />

<strong>Röntgenstrahlung</strong> und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ordnungszahl Z des Absorbers abhängt. Aus diesem<br />

Zusammenhang lässt sich <strong>der</strong> Absorptionskoezient µ direkt bestimmen:<br />

µ = − ln(I/I 0)<br />

d<br />

Um das Absorptionsverhalten verschiedener Materialien direkt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen<br />

zu können, ist es vorteilhaft, die sog. Halbwertsdicke d 1/2 zu verwenden.<br />

Absorber dieser Dicke halbieren die Intensität <strong>der</strong> Primärstrahlung.<br />

(8)<br />

d 1/2 = 0.69 · 1<br />

µ<br />

(9)<br />

Da die Absorption <strong>der</strong> Masse des Absorbers proportional ist, wird anstelle des<br />

l<strong>in</strong>earen Absorptionskoezienten µ auch <strong>der</strong> sog. Massenabsorptionskoezient µ/ρ<br />

(Dichte ρ [g · cm −3 ]) verwendet. Wie <strong>in</strong> Kapitel 1.1 beschrieben können Photonen <strong>in</strong><br />

Materie durch Photoeekt, Comptonstreuung o<strong>der</strong> Paarbildung absorbiert werden.<br />

Zur Paarerzeugung ist jedoch e<strong>in</strong>e Schwellenenergie erfor<strong>der</strong>lich, die <strong>der</strong> zweifachen<br />

Ruheenergie e<strong>in</strong>es Elektrons entspricht (2E 0 = 2m 0 c 2 = 1, 02 MeV). Somit setzt sich<br />

<strong>in</strong> diesem Versuch <strong>der</strong> Absorptionskoezienten nur aus zwei Anteilen zusammen:<br />

µ = τ P hotoeffekt + σ Streuung (10)<br />

Für den hier zur Verfügung stehenden Energiebereich <strong>der</strong> Strahlung gilt auÿerdem<br />

τ > σ. Der Massenabsorptionskoezienten ist proportional zu <strong>der</strong> Primärstrahlenergie<br />

und <strong>der</strong> Ordnungszahl Z des Absorbers, es gilt folgende (empirische) Beziehung:<br />

τ<br />

ρ<br />

∝ k(Z, λ) (11)<br />

Der numerische Wert <strong>der</strong> Konstante k dieser Gleichung gilt nur für den Wellenlängenbereich<br />

λ < λ k , wobei λ k die mit <strong>der</strong> Energie des K-Niveaus korrespondierende<br />

Wellenlänge ist. Für den Bereich λ > λ k gilt e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er k-Wert.<br />

11


1.4 Bragg Reektion<br />

Die Bragg-Gleichung beschreibt wann Wellen, die an e<strong>in</strong>em Gitter streuen konstruktiv<br />

<strong>in</strong>terferrieren. Mit <strong>der</strong> Bragg-refelktion kann man konstruktive und destruktive<br />

Interferrenz an e<strong>in</strong>em Gitter. Die Bragg-Reexion lässt sich z.B. am Kristall-Gitter<br />

e<strong>in</strong>es Li-F Kristalls beobachten. Wellen (hier konkret denen <strong>von</strong> Röntgenstrahlen)<br />

treen auf die Atome <strong>der</strong> ersten Netzebene des Kristalls und werden nach dem Heuygenschen<br />

Pr<strong>in</strong>zip reektiert. Aufgrund des im Verhältnis recht groÿen Abstands zwischen<br />

den Atomen werden die meisten Röntgenstrahlen aber erst <strong>von</strong> denen darunter<br />

liegenden Netzebenen reektiert. Je nach Gangunterschied <strong>der</strong> Wellen <strong>in</strong>terferieren<br />

die reektierten Wellen <strong>der</strong> verschiedenen Netzebenen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Der Gangunterschied<br />

berechnet sich aus:<br />

∆s = 2 · d · s<strong>in</strong> θ (12)<br />

Bei e<strong>in</strong>em Gangunterschied ∆s = nλ (n=1,2,3,..) (also e<strong>in</strong>er Wellenlänge) re-<br />

ektieren alle Wellen konstruktiv mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Wenn man diese beiden Gleichung<br />

gleichsetzt erhält man die Bragg-Gleichung nλ = 2d · s<strong>in</strong> θ wobei θ dem Glanzw<strong>in</strong>kel<br />

entspricht also dem W<strong>in</strong>kel bei dem die Wellen konstruktiv mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong>terferieren<br />

(als ob sie an e<strong>in</strong>er normalen Oberäche reektiert werden). Wie man <strong>der</strong> Bragg-<br />

Gleichung entnehmen kann, ist <strong>der</strong> Glanzw<strong>in</strong>kel abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wellenlänge <strong>der</strong><br />

Strahlen als auch vom Netzebenen Abstand d.<br />

Abbildung 7: Bragg Reektion an e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kristall: Die blauen L<strong>in</strong>ien entsprechen Röntgenstrahlen,<br />

die schwarzen Punkte s<strong>in</strong>d Atome auf <strong>der</strong> Gitterebene des Kristalls. Die Strahlen<br />

schlieÿen mit dem Lot <strong>der</strong> Gitterebenen den W<strong>in</strong>kel α. Der W<strong>in</strong>kel θ ist <strong>der</strong> Braggw<strong>in</strong>kel o<strong>der</strong><br />

Glanzw<strong>in</strong>kel. d ist <strong>der</strong> Gitterebenenabstand [7].<br />

12


1.5 Duane-Huntsches Verschiebungsgesetz<br />

Durch die zwischen <strong>der</strong> Anode und Kathode liegende Spannung U A werden die <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Kathode ausgehenden Elektronen zur Anode h<strong>in</strong> beschleunigt. An <strong>der</strong> Kathode<br />

haben dann die Elektronen die Energie:<br />

E k<strong>in</strong> = eU A (13)<br />

Durch Wechselwirkung mit den Atomen des Anodenmaterials verlieren die Elektronen<br />

schrittweise ihre k<strong>in</strong>etische Energie, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Spektrum <strong>von</strong><br />

<strong>Röntgenstrahlung</strong> (Bremsspektrum) umgesetzt wird. Erfolgt <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> k<strong>in</strong>etische<br />

Energie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schritt, werden Röntgenstrahlen mit maximaler Energie (m<strong>in</strong>imaler<br />

Wellenlänge λ m<strong>in</strong> ) erzeugt. Duane und Hunt fanden 1915 empirisch, dass das<br />

Produkt aus Beschleunigungsspannung und m<strong>in</strong>imaler Wellenlänge konstant ist. Aus<br />

<strong>der</strong> Energiegleichung:<br />

E k<strong>in</strong> = eU A = hf max = h<br />

c<br />

(14)<br />

λ m<strong>in</strong><br />

kann die kürzeste Wellenlänge λ m<strong>in</strong> <strong>der</strong> Röntgenphotonen bestimmt werden:<br />

λ m<strong>in</strong> = 1, 2398 · 10 −6 1<br />

U A<br />

[Vm] (15)<br />

13


Abbildung 8: Querschnitt des CMS Pixeldetektors, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nersten Komponente des CMS Eperiments.<br />

Zu sehen s<strong>in</strong>d drei Lagen bestehend aus e<strong>in</strong>er vielzahl <strong>von</strong> Silizium Modulen. Im Detektorlabor<br />

des Instituts für Experimentalphysik werden solche Module mit e<strong>in</strong>em ähnlichen<br />

verfahren wie <strong>in</strong> diesem Praktikumsversuch charakterisiert.<br />

2 Silizium Detektoren<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Teilchenphysik wird zum groÿen Teil Silizium als Detektormaterial<br />

verwendet, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Spuren- bzw. Vertexdetketoren, teils jedoch auch <strong>in</strong><br />

Kalorimetern 1 . Weiterh<strong>in</strong> nden Siliziumdetektoren auch <strong>Anwendung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>physik.<br />

In Abbildung 8 ist als Beispiel <strong>der</strong> aktuelle Silizium-Pixeldetektor vom<br />

CMS Experiment am CERN zu sehen. Neben Pixeldetektoren s<strong>in</strong>d weitere Beispiele<br />

für Siliziumdetektoren: Stripsensoren, CCD Kameras o<strong>der</strong> auf Silizium basierende<br />

Photomultiplier. Diese s<strong>in</strong>d alles Erweiterungen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Halbleiters mit pn-<br />

Übergang. E<strong>in</strong>e solche vere<strong>in</strong>fachte Version wird <strong>in</strong> diesem Praktikumsversuch <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>er Silizium p<strong>in</strong>-Diode behandelt. Im folgenden werden daher e<strong>in</strong>ige Grundlagen<br />

zur Funktionsweise e<strong>in</strong>es Halbleiters diskutiert. E<strong>in</strong>e tiefgehen<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

zu dem Thema ndet sich zB. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorlesungsreihe [3].<br />

1 Kalorimeter haben den Zweck die Energie <strong>von</strong> geladenen und neutralen Teilchen zu messen.<br />

Hierzu müssen die Teilchen ihre Energie möglichst vollständig abgeben. Diese Detektoren s<strong>in</strong>d<br />

dementsprechend aus beson<strong>der</strong>s dichtem Material.<br />

14


2.1 Funktionsweise e<strong>in</strong>es Halbleiters<br />

Die Eigenschaften <strong>von</strong> Halbleitern s<strong>in</strong>d stark temperaturabhängig, man kann sie bei<br />

tiefen Temperaturen als Isolator bezeichnen und bei höheren Temperaturen werden<br />

sie leitend. Die elektrische Leitfähigkeit kann man mit Hilfe des Bän<strong>der</strong>modells erklären.<br />

Das Modell beschreibt die makroskopischen Eigenschaften mittels mehrere<br />

Bän<strong>der</strong> <strong>in</strong> welchen sich Ladungsträger aufhalten können. Sollten die Ladungsträger<br />

im energetisch höheren dieser Bän<strong>der</strong> (Leitungsband) liegen, so wird <strong>der</strong> Halbleiter<br />

leitend. Bei tiefen Temperaturen benden sich die Ladungsträger alle im energetisch<br />

tieferem Valenzband. Durch thermische Anregung können diese Ladungsträger dann<br />

<strong>in</strong> das Leitungsband übergehen. Die Lücke zwischen den beiden Bän<strong>der</strong>n wird Bandlücke<br />

genannt.<br />

2.1.1 Dotierung<br />

Man kann die Leitfähigkeit e<strong>in</strong>es Halbleiters verän<strong>der</strong>n <strong>in</strong>dem man Fremdatome<br />

<strong>in</strong> das Gitter des Halbleiters e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt (Dotierung). Dies geschieht entwe<strong>der</strong> schon<br />

während <strong>der</strong> Züchtung des Kristalls o<strong>der</strong> danach durch e<strong>in</strong>e Implantation, dabei<br />

werden Fremdatome beschleunigt und auf den Kristall geschossen. Man unterscheidet<br />

zwischen zwei Dotierungstypen: n-dotiert (Elektronenüberschuss) und p-dotiert<br />

(Löcherüberschuss). Im CMS-Pixeldetektor wird kristall<strong>in</strong>es Silizium verwendet.<br />

Silizium benötigt zur B<strong>in</strong>dung 4 Elektronen. Für e<strong>in</strong>e n-Dotierung benötigt man<br />

Fremdatome mit mehr Elektronen. Bei Silizium wird oft Arsen o<strong>der</strong> Phosphor benutzt.<br />

Diese beiden Elemente besitzten fünf Elektronen und somit bleibt immer e<strong>in</strong>s<br />

frei, welches nicht zur B<strong>in</strong>dung benötigt wird. Für e<strong>in</strong>e p-Dotierung benötigt man<br />

Fremdatome, die entsprechend weniger Elektronen besitzen. So entsteht e<strong>in</strong> Überschuss<br />

an Löchern <strong>in</strong> dem dotiertem Kristall. Typische Dotierungskonzentrationen<br />

liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gröÿenordnung <strong>von</strong> 10 12 cm −3 (Kristall<strong>in</strong>es Silizium hat e<strong>in</strong>e Atomdichte<br />

<strong>von</strong> ca. 5 · 10 22 cm −3 ).<br />

2.1.2 pn-Übergang<br />

Br<strong>in</strong>gt man e<strong>in</strong>en p-dotierten Halbleiter und e<strong>in</strong>en n-dotierten Halbleiter zusammen,<br />

so entsteht e<strong>in</strong> pn-Übergang. Da <strong>in</strong> dem p-dotierten Bereich e<strong>in</strong>e Elektronenmangel<br />

entsteht und <strong>in</strong> dem n-dotiertem Bereich e<strong>in</strong> Überschuss, setzt e<strong>in</strong>e Diusion<br />

<strong>der</strong> Elektronen e<strong>in</strong> um diesem Ungleichgewicht entgegen zu wirken. Elektronen diffundieren<br />

dann zu <strong>der</strong> p-Seite und die Löcher zu <strong>der</strong> n-Seite wo sie dann rekomb<strong>in</strong>ieren.<br />

Durch diese Ladungsträgerverschiebung entsteht e<strong>in</strong> elektrisches Feld, dieses<br />

wird verursacht durch das Fehlen <strong>der</strong> diundierten Ladungsträger im zuvor ungeladenen<br />

Material. Die Diusion hält so lange an, bis die elektrische Feldkraft und<br />

Diusionskraft sich gerade ausgleichen. In diesem Gleichgewicht bildet sich e<strong>in</strong>e sogenannte<br />

Depletionszone aus, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Verarmung an Ladungsträgern auftritt (s.<br />

15


Abbildung 9: l<strong>in</strong>ks: n-dotiertes Material, mitte: p-dotiertes Material, rechts: pn-Übergang (Bildung<br />

e<strong>in</strong>er Depletionszone)<br />

Abbildung 9). Diese Verarmungszone ist notwendig für die Detektion <strong>von</strong> geladenen<br />

Teilchen. Sie kann vergröÿert werden <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>e sogenannte Biasspannung<br />

(Spannung <strong>in</strong> Sperrrichtung) anlegt und somit das elektrische Feld ebenfalls vergröÿert.<br />

2.2 Teilchendetektion mit Silizium Detektoren<br />

Teilchen im <strong>in</strong>nersten Detektor werden beim Durchgang durch e<strong>in</strong> Pixel aufgrund<br />

<strong>der</strong> Ionisation detektiert. E<strong>in</strong> Pixel ist wie e<strong>in</strong>e Halbleiterdiode aufgebaut und wird<br />

<strong>in</strong> Sperrrichtung betrieben. Dabei tritt e<strong>in</strong>e Verarmungszone, auch Depletionszone<br />

genannt, auf, <strong>in</strong> welcher e<strong>in</strong> geladenes Teilcheno<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Photon Elektronen-Loch<br />

Paare erzeugen kann. Die Depletionszone ist <strong>der</strong> sensitive Bereich des Detektors<br />

und hängt <strong>von</strong> <strong>der</strong> angelegten Biasspannung ab.<br />

2.3 Der Röntgenenergiedetektor<br />

Der Röntgenenergiedetektor ist Teil e<strong>in</strong>es Gerätesystems zur Generierung <strong>von</strong> Energiespektren<br />

ionisieren<strong>der</strong> Strahlung. In unserem Versuch besteht er aus e<strong>in</strong>er mit<br />

66 V <strong>in</strong> Sperrrichtung vorgespannten Silizium p<strong>in</strong>-Diode (siehe Abbildung 10). Der<br />

Aufbau ist ähnlich e<strong>in</strong>er pn-Diode, mit dem Unterschied, dass sich zwischen <strong>der</strong> p-<br />

und n-dotierten Schicht e<strong>in</strong>e zusätzliche schwach o<strong>der</strong> undotierte i-Schicht bendet<br />

(<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisch). Die p- und n-Schicht s<strong>in</strong>d somit nicht <strong>in</strong> direktem Kontakt, und<br />

bei Anlegen e<strong>in</strong>er Sperrspannung kommt es zur Ausbildung e<strong>in</strong>er gröÿeren Raumladungszone<br />

als bei <strong>der</strong> klassischen pn-Diode, was wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e gröÿere Wechselwirkungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

<strong>von</strong> e<strong>in</strong>laufen<strong>der</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong> hat. Der Strom,<br />

welcher durch die Diode ieÿt, wird mit e<strong>in</strong>em rauscharmen ladungsempndlichen<br />

Verstärker (LEV) verstärkt, <strong>der</strong> nach dem dra<strong>in</strong> current feedback (dcf) Pr<strong>in</strong>zip arbeitet.<br />

Nie<strong>der</strong>energetische Röntgenphotonen haben e<strong>in</strong>e hohe Absorptionswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

im Festkörper. Der <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Bereich <strong>der</strong> Si-p<strong>in</strong>-Diode ist so groÿ gewählt,<br />

dass e<strong>in</strong>e akzeptable Wechselwirkungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit mit <strong>Röntgenstrahlung</strong> zu<br />

16


Abbildung 10: Schematische Darstellung e<strong>in</strong>er Si-p<strong>in</strong>-Diode. Photonen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischen<br />

Schicht (Raumladungszone) absorbiert unter <strong>der</strong> Erzeugung <strong>von</strong> Ladungsträgerpaaren.<br />

Photonen mit ger<strong>in</strong>gerer Energie als <strong>der</strong> Bandlücke (E


peratur zu, verdoppelt sich etwa alle 10 K. Mit dem Dunkelstrom ist e<strong>in</strong> Rauschen<br />

verbunden, das nach Verstärkung zu unerwünschten Signalen mit kle<strong>in</strong>er Pulshöhe<br />

führen kann. Hauptsächlich stört dieses Rauschen, welches den gesuchten Signalen<br />

überlagert ist, aber dadurch, dass die zu e<strong>in</strong>em Ladungspuls denierter Ladungsmenge<br />

gehörige Pulshöhe variiert, <strong>der</strong> Peak im Pulshöhenspektrum ersche<strong>in</strong>t verbreitert.<br />

Zusätzlich streut die erzeugte Ladungsmenge ebenfalls.<br />

Achtung: Den Röntgenenergiedetektor niemals dem direkten Strahl <strong>der</strong> Röntgenröhre<br />

aussetzen! Der Detektor ist dafür gedacht, Fluoreszens- Reex- o<strong>der</strong> Streustrahlung<br />

aufzunehmen und nicht für <strong>Röntgenstrahlung</strong> hoher Intensität, wie e<strong>in</strong>e Röntgenröhre<br />

im direkten Strahl liefern kann.<br />

18


3 Geiger-Müller Zählrohr<br />

In diesem Experiment wird neben dem Röntgenenergiedetektor auch e<strong>in</strong> Geiger-<br />

Müller Zählrohr charakterisiert, dessen Funktionsweise dem e<strong>in</strong>er Driftröhre und <strong>der</strong><br />

<strong>von</strong> Vieldraht-Proportionalkammern sehr ähnlich ist. Beim Geiger-Müller-Zählrohr,<br />

kurz GM-Zählrohr, handelt es sich um e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> ältesten Detektortypen für Radioaktivität,<br />

die immer noch <strong>in</strong> Gebrauch s<strong>in</strong>d. Bereits 1913 konstruierte <strong>der</strong> deutsche<br />

Physiker Johann Geiger das Spitzenzählrohr, mit dem er die nur ger<strong>in</strong>g ionisierenden<br />

β-Teilchen sicher nachweisen konnte und schuf damit die Voraussetzung für das<br />

GM-Zählrohr, das er mit se<strong>in</strong>em Doktoranden Walther Müller 1928 entwickelte und<br />

e<strong>in</strong> Jahr später <strong>der</strong> Öentlichkeit vorstellte.<br />

3.1 Mechanischer Aufbau<br />

Der Hauptbestandteil des GM-Zählrohres ist e<strong>in</strong> Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Kupfer, Eisen<br />

o<strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>ium. Manchmal wird auch e<strong>in</strong> Glasrohr verwendet, an dessen Innen-<br />

äche Metall aufgebracht ist. Der Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> bildet die meist auf Erdpotential<br />

liegende Kathode. In <strong>der</strong> Achse des Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>s bendet sich e<strong>in</strong> sehr dünner Metalldraht<br />

aus Wolfram, Molybdän o<strong>der</strong> Eisen, <strong>der</strong> vom Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> isoliert ist<br />

und als Anode dient. Im Inneren des Metallzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>s bendet sich unter ger<strong>in</strong>gem<br />

Druck <strong>von</strong> ca. 200 hPa e<strong>in</strong> Edelgas, dem man geeignete Substanzen beigibt, um<br />

die Zählrohreigenschaften zu optimieren. Durch die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entladung entstehenden<br />

Ionen o<strong>der</strong> durch ultraviolettes Licht können aus <strong>der</strong> Zählrohrwand Sekundärelektronen<br />

austreten, die die Entladung unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> ionisierenden Strahlung<br />

aufrechterhalten. Dadurch s<strong>in</strong>d weitere Zusätze wie Alkohol-, Jod-, Bromdampf o<strong>der</strong><br />

Chlorgas nötig, um die Zählrohrentladung zu löschen.<br />

3.2 Funktionsweise<br />

Tritt ionisierende Strahlung <strong>in</strong> das Zählrohr e<strong>in</strong>, so werden Edelgasatome im Inneren<br />

ionisiert, wobei positive Edelgasionen und freie Elektronen entstehen. Aufgrund <strong>der</strong><br />

elektrischen Feldkraft werden die freien Elektronen zum Zähldraht h<strong>in</strong> beschleunigt<br />

und gew<strong>in</strong>nen dabei genug k<strong>in</strong>etische Energie, um weitere Edelgasatome zu ionisieren.<br />

Dieser Mechanismus wird als Gasverstärkung bezeichnet und bewirkt, dass<br />

e<strong>in</strong>e Law<strong>in</strong>e <strong>von</strong> Elektronen die Anode erreicht. Dadurch kommt es zwischen Anode<br />

und Kathode zu e<strong>in</strong>em kurzzeitigen Stromuss, was am Arbeitswi<strong>der</strong>stand zu e<strong>in</strong>em<br />

Spannungsabfall führt (Ohmsches Gesetz: U=R·I). Der Spannungsimpuls wird über<br />

e<strong>in</strong>en Entkoppelungskondensator an e<strong>in</strong>en Verstärker mit nachgeschaltetem Zähler<br />

übertragen. Der Entkoppelungskondensator verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass die für das Zählrohr<br />

notwendige Hochspannung direkt am E<strong>in</strong>gang des Verstärker anliegt, was ihn zerstören<br />

würde. Oftmals wird auch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Schaltungsvariante verwendet und <strong>der</strong><br />

19


Abbildung 11: Schematischer Aufbau e<strong>in</strong>es Geger-Müller Zählrohrs<br />

Impuls über e<strong>in</strong>en Ableitwi<strong>der</strong>stand an <strong>der</strong> Kathode abgegrien.<br />

3.2.1 Arbeitsbereiche<br />

Die Gasionisationsdetektoren lonisationskammer, Proportionalzählrohr und Geiger-<br />

Müller-Zählrohr haben e<strong>in</strong>e sehr ähnliche Arbeitsweise. Die Charakteristik e<strong>in</strong>es<br />

Zählrohres hängt vor allem <strong>von</strong> <strong>der</strong> Spannung ab, die zwischen Anode und Kathode<br />

anliegt (siehe Abbildung 12). Tritt ionisierende Strahlung <strong>in</strong> das Zählrohr e<strong>in</strong>,<br />

so wird das Zählgas längs <strong>der</strong> Teilchenbahn ionisiert. Die Anzahl <strong>der</strong> freiwerdenden<br />

Elektronen ist dabei proportional zur Energie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Strahlung. Ist<br />

die Spannung zwischen Anode und Kathode jedoch zu ger<strong>in</strong>g, rekomb<strong>in</strong>ieren e<strong>in</strong><br />

Teil <strong>der</strong> Elektronen auf dem Weg zur Anode wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> dem Zählgas und das Signal<br />

gibt ke<strong>in</strong>e Aussage über die Art <strong>der</strong> Strahlung (Rekomb<strong>in</strong>ationsbereich). Erhöht<br />

man die Spannung entsprechend, werden irgendwann alle primär freigewordenen<br />

Elektronen die Anode erreichen. Der gemessene Strom ist damit proportional zur<br />

Energie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>tretenden Strahlung. Beispielsweise arbeiten Ionisationskammern zur<br />

Messung <strong>der</strong> primären Dosisleistung <strong>der</strong> Strahlung <strong>in</strong> diesem Bereich. Erhöht man<br />

die Spannung weiter, besitzen die Primär-Elektronen so viel Energie um weitere<br />

Zählgas-Atome zu ionisieren. Der gemessene Strom ist aber weiterh<strong>in</strong> proportional<br />

zur Energie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fallenden Strahlung (Proportionalbereich). Bei nochmaliger<br />

entsprechenden Spannungserhöhung löst dann jedes e<strong>in</strong>fallende Teilchen e<strong>in</strong>e Law<strong>in</strong>e<br />

<strong>von</strong> Sekundärteilchen aus, die das Zählrohr sättigt, d.h. jedes e<strong>in</strong>fallende Teilchen<br />

erzeugt unabhängig <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Energie den gleichen Strom. Dieser Bereich, auch<br />

Plateau- o<strong>der</strong> Geiger-Müller-Bereich genannt, ist <strong>der</strong> eigentliche Zählbereich. Die<br />

Arbeitsspannung e<strong>in</strong>es GM-Zählrohres wird dabei <strong>in</strong> das untere Drittel des Plateaus<br />

20


Abbildung 12: E<strong>in</strong>e unterschiedliche Spannung führt zu unterschiedlichen Gasverstärkungen. Je<br />

nach Zählrohrspannung unterscheidet man verschiedene Gas-Detektoren, die unterschiedliche<br />

Zwecke erfüllen. E<strong>in</strong> Geiger-Müller-Zählrohr wird im Plateaubereich betrieben.<br />

21


gelegt; es gilt etwa: Arbeitsspannung U A = E<strong>in</strong>satzspannung U E + 100 V. Oberhalb<br />

des Plateaus beg<strong>in</strong>nt dann <strong>der</strong> Glimmentladungsbereich, <strong>der</strong> beim Arbeiten mit dem<br />

GM-Zählrohr vermieden werden muss, da dieses sonst unweigerlich zerstört wird.<br />

3.2.2 Totzeit<br />

Direkt nach e<strong>in</strong>er Gasentladung ist das Zählrohr für e<strong>in</strong>e kurze Zeit nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, neue Teilchen zu detektieren. Dies ist die sogenannte Totzeit. In dieser Zeit<br />

schirmen die positiv geladenen Zählgas-Ionen das elektrische Feld <strong>von</strong> <strong>der</strong> Anode<br />

ab. Erst wenn die Zählgas-Ionen zur Kathode gewan<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d und <strong>der</strong> Halogen-<br />

Zusatz die Zählrohrentladung gelöscht hat, ist das Zählrohr wie<strong>der</strong> aufnahmefähig.<br />

In diesem Versuch ist die Totzeit des GM-Zählrohres τ ≈ 90 µs. Mit R mess als<br />

gemessene Impulsrate, ergibt sich für die wahre Impulsrate R korr dann:<br />

3.3 Driftröhren<br />

R korr =<br />

R mess<br />

1 − τR mess<br />

(16)<br />

Abbildung 13: Driftkammern des CMS Detektors.<br />

Das Myon Spektrometer ist <strong>der</strong> äuÿerste Teil des CMS Detektors. Myonen s<strong>in</strong>d<br />

genau wie Elektronen sogenannte Leptonen, mit negativer Ladung und halbzahligem<br />

Sp<strong>in</strong> (Eigendrehimpuls). Sie wechselwirken beim Durchgang durch den Detektror nur<br />

elektromagnetisch, haben jedoch im Vergleich e<strong>in</strong>e sehr viel höhere Masse (m µ =<br />

106 MeV). Deshalb ist ihr Energieverlust durch Bremsstrahlung sehr kle<strong>in</strong>, weshalb<br />

22


sie nicht im elektromagnetischem Kalorimeter schauern und so ungestört bis <strong>in</strong> den<br />

äuÿersten Teil des Detektors vordr<strong>in</strong>gen. Der Impuls des Myons kann mit Hilfe<br />

des Spurverlaufs bzw. <strong>der</strong> Krümmung <strong>der</strong> Bahn kann im Magnetischen Feld des<br />

Detektors bestimmt werden. Die Messung <strong>der</strong> Spuren erfolgt im Zentral-Bereich<br />

durch Driftkammern und <strong>in</strong> den Endkappen durch Kathodenstreifenkammern. In<br />

Abbildung 13 kann man Driftröhren des CMS Detektors sehen. Der Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Driftrohres gleicht dem e<strong>in</strong>es Geiger-Müller Zählrohr. Aus mehreren Driftrohren<br />

kann man e<strong>in</strong> System <strong>von</strong> Driftrohren zusammen setzen, mit welchem es Möglich ist<br />

die Spur e<strong>in</strong>es Teilchens zu rekonstruieren. Gegenüber dem Geiger-Müller Zählrohr<br />

wird bei Driftrohren auch die Driftzeit ermittelt und somit e<strong>in</strong>e Information über<br />

den Ort des Teilchendurchganges gewonnen. Über die Daten <strong>der</strong> Triggersysteme und<br />

<strong>der</strong> Ankunft des Signals am Draht, kann dann die Driftzeit berechnet werden. Bei<br />

bekannter Driftgeschw<strong>in</strong>digkeit folgt daraus <strong>der</strong> Abstand <strong>der</strong> Spur zum Draht.<br />

23


Abbildung 14: Versuchsaufbau zur Charakterisierung des Messaufbaus und des Geiger-Müller<br />

Zählrohrs.<br />

4 Versuchsdurchführung<br />

Das erste Treen ndet immer an dem Montag um 9:30 Uhr statt. Dort wird e<strong>in</strong><br />

kurzes Gespräch erfolgen, <strong>in</strong> welchem das Verständnis des Versuchs geprüft wird.<br />

Dazu werden jedem Student e<strong>in</strong> paar Fragen (s. Kapitel 6.4) gestellt. Sollten diese korrekt<br />

beantwortet werden, geht es zur Durchführung des Versuchs <strong>in</strong>s Labor. Dieser<br />

Zeitplan soll nur e<strong>in</strong>e ungefähre Struktur angeben und kann variiert werden:<br />

• Tag 1: Charakterisierung des Geiger-Müller Zählrohrs (Bestimmung <strong>der</strong> Charakteristik<br />

des Aufbaus). Bestimmung verschiedener Absorptionskoezienten, Bestimmung<br />

des Planckschen Wirkungsquantums (40% <strong>der</strong> Gesamtpunkte).<br />

• Tag 2: Charakterisierung des Energiedetektors mit Hilfe <strong>von</strong> Floureszenzl<strong>in</strong>ien,<br />

Analyse e<strong>in</strong>es unbekannten Metalls (40% <strong>der</strong> Gesamtpunkte).<br />

• Tag 3: Bestimmung <strong>der</strong> Comptonwellenlänge (20% <strong>der</strong> Gesamtpunkte).<br />

5 Aufgaben und Auswertung<br />

5.1 Charakterisierung und Auösung des Messaufbaus<br />

Nehmen Sie mit Hilfe des GM-Zählrohrs und e<strong>in</strong>es LiF Kristalls das Röntgenspektrum<br />

<strong>von</strong> Wolfram und Molybdän auf (s. Abbildung 4). Benutzen Sie e<strong>in</strong>e Blende<br />

24


mit e<strong>in</strong>em Durchmesser <strong>von</strong> 1 mm um die Röntgenstrahlen zu kollimieren (vgl. Abbilung<br />

14). Schliessen Sie das Zählrohr an die dafür vorgesehene Buchse an. Stecken<br />

Sie <strong>in</strong> die Mitte des Goniometers den LiF Kristall und schliessen Sie das Röntgengerät<br />

an den Computer mit Hilfe e<strong>in</strong>es USB-Kabels an. Starten Sie auf dem PC<br />

das 'Measure'-Programm. Sie können nun die Röntgenmasch<strong>in</strong>e <strong>von</strong> dem Computer<br />

aus bedienen. Setzen Sie die Zählrohrspannung auf 450 V Röhrenspannung auf<br />

35 kV und den Emissionsstrom auf 1 mA. Benutzen Sie folgende E<strong>in</strong>stellungen für<br />

das Goniometer:<br />

• Modus: 1:2 Kopplung<br />

• Detektorw<strong>in</strong>kel: 8.0 ◦<br />

• Kristall: LiF (100); d=201.4 pm<br />

• Absorber: Ke<strong>in</strong>e Absorber<br />

• Kristall-Startw<strong>in</strong>kel: 4 ◦<br />

• Kristall-Stopw<strong>in</strong>kel: 55 ◦<br />

• Kristall-Schrittweite 0.1 ◦<br />

• Integrationszeit 2 s<br />

Führen Sie e<strong>in</strong>e Charakterisierung des Messaufbaus durch <strong>in</strong>dem Sie die Maxima<br />

des Spektrums den Energien zuordnen. Benutzen Sie dabei die Option Peak<br />

Analysis im Program um die Maxima zu nden. Starten Sie das Experiment <strong>in</strong>dem<br />

Sie auf den roten Kreis klicken. Sie sollten nun das Spektrum <strong>von</strong> Molybdän<br />

sehen. Führen Sie für jeden <strong>der</strong> Peaks e<strong>in</strong>en Gauss-Fit durch und notieren Sie sich<br />

die Position des Peaks, sowie dessen Breite und die Fehler auf die Fit-Parameter<br />

(e<strong>in</strong>e K α und e<strong>in</strong>e K β L<strong>in</strong>ie sollten genügen). Führen Sie die gleiche Prozedur für<br />

die Wolfram-Röntgenröhre durch. Berechnen Sie die Energiewerte für die jeweiligen<br />

Peaks und bestimmen Sie die e<strong>in</strong>zelnen Abweichungen zu den theoretischen Werten<br />

(s. Tabelle 1). Bestimmen Sie aus den e<strong>in</strong>zelnen Abweichungen aller l<strong>in</strong>ien (beide<br />

Röhren zusammen) das arithmetische Mittel, sowie die Standardabweichung und<br />

quantizieren Sie somit den systematischen Fehler des Messaufbaus.<br />

5.2 Bestimmung des Plankschen Wirkungsquantums<br />

Bestimmen Sie das Plancksche Wirkungsquantum mit Hilfe des Duane-Huntsche<br />

Verschiebungsgesetz. Bestimmen Sie dafür für verschiedene Röhrenspannungen die<br />

kurzwellige Grenze λ m<strong>in</strong> (s. Abbildung 15) und tragen Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Diagramm die<br />

25


Element L<strong>in</strong>ie Name Energie keV<br />

Molybdän<br />

K β 19.61<br />

K α 17.48<br />

γ 3/2 11.64<br />

γ 1 11.29<br />

Wolfram β 2/3 9.89<br />

β 1/4 9.60<br />

α 1/2 8.37<br />

Tabelle 1: Theoretische charakteristische Energien für Molybdän und Wolfram.<br />

Abbildung 15: Das Bremsspektrum <strong>von</strong> Kupfer für drei verschiedene Anodenspannungen U A .<br />

<strong>in</strong>verse Röhrenspannung (1/U) gegen s<strong>in</strong> θ m<strong>in</strong> auf. Führen Sie e<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>earen Fit<br />

durch und bestimmen Sie aus <strong>der</strong> Steigung das Plancksche Wirkungsquantum h.<br />

Benutzen Sie für diesen Versuch die 2 mm Blende für die Röntgenröhre. Schieben<br />

Sie den Goniometerarm <strong>in</strong> die rechte Endposition und benutzen Sie für die Messung<br />

folgende E<strong>in</strong>stellungen:<br />

• Wolfram-Röntgenröhre<br />

• Modus: 1:2 Kopplung<br />

• Detektorw<strong>in</strong>kel: 8, 0 ◦<br />

• Kristall: LiF (100); d=201,4 pm<br />

• Absorber: ke<strong>in</strong>e Absorber<br />

• Kristall-Startw<strong>in</strong>kel: 4 ◦ 26


• Kristall-Stopw<strong>in</strong>kel: 22 ◦<br />

• Kristall-Schrittweite 0.1 ◦<br />

• Integrationszeit 2 s<br />

Führen Sie nun mit diesen E<strong>in</strong>stellungen Scans zwischen 13 kV und 33 kV <strong>in</strong> 2 kV<br />

Schritten durch. Bestimmen Sie nach jedem Schritt die kurwellige Grenze λ m<strong>in</strong> und<br />

notieren Sie sich die Wertpaare.<br />

5.3 Absorption <strong>von</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

Das Zählrohr besitzt e<strong>in</strong>e Totzeit, korrigieren Sie alle Messungen für diese Totzeit<br />

(siehe Kapitel 3.2.2). Bestimmen Sie nun die Schwächung <strong>der</strong> <strong>Röntgenstrahlung</strong><br />

durch verschiedene Materialien und für zwei verschiedene Wellenlängen <strong>der</strong> Primärstrahlung.<br />

als Funktion <strong>der</strong> Ab-<br />

Abbildung 16: Halblogarithmische Darstellung des Quotienten I/I 0<br />

sorberdicke d <strong>von</strong> verschiedenen Materialien.<br />

Wechseln Sie den Kollimator und benutzen Sie den Blendentubus mit e<strong>in</strong>em<br />

Durchmesser <strong>von</strong> 2 mm. Setzen Sie die Röhrenspannung auf 35 kV und den Emissionsstrom<br />

auf 1 mA. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt sollen Sie die Absorption <strong>von</strong> Rönt-<br />

27


genstrahlung <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Materialdicke bestimmen: In dem Absorptionsprobenset<br />

s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em Alum<strong>in</strong>ium- und Z<strong>in</strong>kfolien verschiedener Dicke<br />

enthalten. Sie werden am Geiger-Müller Zählrohr befestigt, <strong>in</strong>dem Sie <strong>in</strong> die vor dem<br />

Zählrohr montierte Blende geschoben werden. Man wählt manuell zwei verschiedene<br />

Glanzw<strong>in</strong>kel bei denen man zunächst die Intensität ohne Absorber (I 0 ) bestimmt<br />

und dann mit Absorber (I). Geeignete W<strong>in</strong>kelpositionen s<strong>in</strong>d zum Beispiel im Falle<br />

<strong>von</strong> Wolfram die gemessen W<strong>in</strong>kel <strong>von</strong> <strong>der</strong> α 1/2 L<strong>in</strong>ie. Anschlieÿend notiert man<br />

die entsprechenden Impulsraten ohne Absorber und mit den Z<strong>in</strong>k und Alum<strong>in</strong>ium-<br />

Absorbern. Zur Variation <strong>der</strong> Dicke <strong>der</strong> Absorber können auch zwei Folien e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Damit die relativen Fehler <strong>der</strong> Messwerte möglichst ger<strong>in</strong>g werden sollte<br />

jeweils bis zu e<strong>in</strong>er Intensität I > 1000 Impulse/s gemessen werden. Dazu s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel Messzeiten <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destens 50 s erfor<strong>der</strong>lich (Integrationszeit, Gate-time).<br />

Messen Sie zweimal und mitteln Sie über beide Messwerte. Bestimmen Sie nun den<br />

Absorptionskoezienten µ <strong>von</strong> Kupfer und Alum<strong>in</strong>ium als Funktion <strong>der</strong> Wellenlänge<br />

<strong>der</strong> Primärstrahlung. Für diese Aufgabe brauchen Sie die Alum<strong>in</strong>iumfolie<br />

d = 0.08 mm und die Kupferfolie d = 0.025 mm. Nun nehmen Sie unter Verwendung<br />

jeweils e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Folien im Intervalle 9 ◦ < θ < 25 ◦ <strong>in</strong> Schritten <strong>von</strong> ∆θ = 1 ◦<br />

e<strong>in</strong> Spektrum auf. Die Messzeit sollte m<strong>in</strong>destens 50 s betragen (Integrationszeit,<br />

Gate-Timer). Zur Bestimmung <strong>von</strong> I 0 nehmen Sie noch e<strong>in</strong> drittes Spektrum ohne<br />

Absorber auf. Sie erhalten durch Umrechnen des Glanzw<strong>in</strong>kels auf die zugehörige<br />

Wellenlänge λ die Absorption als Funktion <strong>von</strong> λ. Im Bereich <strong>der</strong> Absorptionskanten<br />

kann auch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren W<strong>in</strong>kelschritten gearbeitet werden, um das Verhalten besser<br />

abzubilden. Dieser Versuchsteil sollte bei e<strong>in</strong>er Anodenspannung <strong>von</strong> 20-25 kV<br />

durchgeführt werden. In diesem Fall muss die Integrationszeit noch e<strong>in</strong>mal deutlich<br />

erhöht werden. Benutzen Sie die folgende Parameter für das Goniometer:<br />

• Wolfram-Röntgenröhre<br />

• Modus: 1:2 Kopplung<br />

• Detektorw<strong>in</strong>kel: 12, 0 ◦<br />

• Kristall: LiF (100); d=201,4 pm<br />

• Absorber: ke<strong>in</strong>e Absorber<br />

• Kristall-Startw<strong>in</strong>kel: 9 ◦<br />

• Kristall-Stopw<strong>in</strong>kel: 25 ◦<br />

• Kristall-Schrittweite 1 ◦<br />

• Integrationszeit 50 s<br />

28


Abbildung 17: Fluoreszenzl<strong>in</strong>ien (l<strong>in</strong>ks: K α , rechts K β ) <strong>von</strong> Z<strong>in</strong>k mit getteter Normalverteilung.<br />

Stellen Sie als erstes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Diagramm die Zählraten <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Dicke <strong>der</strong> verschiedenen Absorber dar. Tragen Sie dazu auf <strong>der</strong> x-Achse die<br />

Absorberdicke auf und auf <strong>der</strong> y-Achse das Verhältnis <strong>der</strong> beiden Zählraten I/I 0 .<br />

Benutzen Sie dabei für die y-Achse e<strong>in</strong>e logarithmische Achse (s. Abbildung 16).<br />

Nehmen Sie für Formel (11) e<strong>in</strong> proportionalität <strong>von</strong> λ 3 bei xem Z an und erstellen<br />

Sie e<strong>in</strong> Diagramm λ gegen µ/ρ <strong>in</strong> geeigneter (l<strong>in</strong>earer-)parameterisierung. Beachten<br />

Sie dabei, dass Sie zuvor schon e<strong>in</strong>en Fehler auf die Wellenlänge bestimmt haben.<br />

Benutzen Sie diesen Fehler für jeden <strong>der</strong> gemessenen Punkte. Führen Sie nun e<strong>in</strong>en<br />

l<strong>in</strong>earen Fit für den ersten l<strong>in</strong>earen Teil des Graphen durch und bestimmen Sie<br />

daraus den Absorptionskoezienten µ. Stellen Sie den gesamten Graphen dann noch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Energie dar (also auf <strong>der</strong> x-Achse die Energie anstatt <strong>der</strong> Wellenlänge auf)<br />

und <strong>in</strong>terpretieren Sie die Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Literaturwerte (siehe hierfür<br />

[1]). Führen Sie dies für beide Absorbermaterialien durch.<br />

5.4 Energiekalibration des Röntgenenergiedetektors<br />

Führen Sie e<strong>in</strong>e Energiekalibration des Energiedetektors mit Hilfe <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Floureszenz Targets durch. Fitten Sie dafür die K α -L<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> verschiedenen Targets<br />

mit e<strong>in</strong>er Gauss-Funktion (s. Abbildung 17). Tragen Sie den Mean und dessen Fehler<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Diagramm e<strong>in</strong>. Tragen Sie dabei auf <strong>der</strong> x-Achse die Kanalnummer e<strong>in</strong> und<br />

auf <strong>der</strong> y-Achse die Energie. Suchen Sie nach Literaturwerten für die Energie <strong>der</strong><br />

K α -Peaks im Periodic Table (zB. auf [1]) nach e<strong>in</strong>er geeigneten Quelle. Befolgen Sie<br />

folgende Schritte für den Versuchsaufbau (vgl. Abbildung 18):<br />

• Benutzen Sie für diesen Versuch die 2 mm Blende für die Röntgenröhre.<br />

• Adapterr<strong>in</strong>g auf den E<strong>in</strong>trittstubus des Energiedetektors schrauben.<br />

• Signal- und Versorgungskabel mit den W<strong>in</strong>kelsteckern an die entsprechenden<br />

Buchsen des Detektors anschlieÿen.<br />

29


• Signal- und Versorgungskabel an die entsprechenden Anschlüsse des Vielkanalanalysators<br />

(VKA) anschliesen.<br />

• Energiedetektor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Halterung des Schwenkarmes des Goniometers befestigen.<br />

Beide Kabel s<strong>in</strong>d mit ausreichen<strong>der</strong> Länge so zu führen, dass e<strong>in</strong>e ungehemmte<br />

Drehung des Goniometers über den gesamten Schwenkbereich gewährleistet<br />

ist.<br />

• Verb<strong>in</strong>dung zwischen VKA und Rechner mit Hilfe des USB-Kabels herstellen.<br />

• Br<strong>in</strong>gen Sie den Goniometerblock und den Detektor <strong>in</strong> die l<strong>in</strong>ke Endposition.<br />

• Platzieren Sie den Universalkristallhalter mit <strong>der</strong> Metallprobe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des<br />

Goniometers.<br />

• Br<strong>in</strong>gen Sie den Detektor <strong>in</strong> die 90 ◦ Position.<br />

• Br<strong>in</strong>gen Sie die Metallprobe <strong>in</strong> die 45 ◦ Position.<br />

Nehmen Sie mit Hilfe des Measure-Programms e<strong>in</strong> Spektrum auf. Setzen Sie<br />

den Oset so, dass Sie das Rauschspektrum wegschneiden. Wählen Sie den Verstärkungsfaktor<br />

2 und die Intervallbreite 1. Fitten Sie nach Möglichkeit die K α und<br />

K β L<strong>in</strong>ien mit e<strong>in</strong>er Gauss-Funktion. Führen Sie diese Prozedur mit m<strong>in</strong>destens 3<br />

verschiedenen Targets durch. Bestimmen Sie anhand e<strong>in</strong>es Gauss-Fitts ausserdem<br />

die Energieauösung des Detektors, benutzen Sie dazu die Beschreibungen im Anhang<br />

6.3.<br />

5.5 Identikation e<strong>in</strong>es unbekannten Metalls<br />

Sie erhalten e<strong>in</strong> unbekanntes Metall. Bestimmen Sie mit Hilfe des Röntgenenergiedetektors<br />

um welches Metall es sich handelt. Benutzen Sie dabei die zuvor ausgeführte<br />

Energiekalibration. Stecken Sie das unbekannte Metall an die Stelle des Targets.<br />

Nehmen Sie nun auch mit diesem Metall e<strong>in</strong> Spektrum auf. Benutzen Sie für die<br />

spätere Analyse die Kalibration <strong>von</strong> Kanälen zur Energie und bestimmen Sie so,<br />

welche die Energien <strong>der</strong> Peaks s<strong>in</strong>d. Suchen Sie im Internet nach Metallen mit diesen<br />

Eigenschaften. Helfen Sie sich mit die empirisch Formel E Kα = 10.25(Z − 1) 2 [eV]<br />

wobei Z die Kernladungszahl ist.<br />

5.6 Bestimmung <strong>der</strong> Compton Wellenlänge<br />

Befolgen Sie die folgenden Schritte für den Versuchsaufbau:<br />

• Benutzen Sie für diesen Versuch die Molybdän-Röntgenröhre.<br />

30


Abbildung 18: Versuchsaufbau zur Energiekalibration des Röntgenenergiedetektors<br />

• Bewegen Sie das Goniometer mit dem Detektor <strong>in</strong> die rechte Endposition.<br />

• Ersetzen Sie den Universalkristallhalter durch den Comptonstreuer aus Plastik.<br />

• Benutzen Sie den 2 mm Kollimator.<br />

• Br<strong>in</strong>gen Sie den Comptonstreuer <strong>in</strong> die 10 ◦ Position.<br />

• Br<strong>in</strong>gen Sie den Detektor <strong>in</strong> die Startposition <strong>von</strong> 20 ◦ .<br />

• Setzen Sie die Röhrenspannung auf 35 kV und den Emissionsstrom auf 1 mA.<br />

Nehmen Sie für jede Detektorposition e<strong>in</strong> Spektrum auf. Setzen Sie das Oset so,<br />

dass Sie das Rauschspektrum wegschneiden. Wählen Sie den Verstärkungsfaktor<br />

2 und die Intervallbreite 1. Nehmen Sie Spektren auf zwischen 20 ◦ and 160 ◦ <strong>in</strong><br />

10 ◦ Schritten. Der Comptonstreuer bleibt dabei <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Lage. Die Intensität des<br />

K α -Peaks sollte für jede Messung ca. 200 Impulse betragen, das entspricht e<strong>in</strong>er<br />

ungefähren Messdauer <strong>von</strong> 5 m<strong>in</strong>. Überlegen Sie sich anhand <strong>von</strong> Formel (4) e<strong>in</strong>en<br />

geeigneten Weg aus den Daten mit Hilfe e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>earen Fits die Comptonwellenlänge<br />

zu bestimmen. Vergleichen Sie diesen Wert und den ermittelten Fehler mit λ C =<br />

λ 0 ◦ − λ 90 ◦. Vergleichen Sie anschlieÿend die Ergebnisse mit dem Literaturwert.<br />

31


6 Anhang<br />

6.1 Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong> <strong>von</strong> Wolfram<br />

Abbildung 19: Das Energieniveauschema e<strong>in</strong>es Wolframatoms. Da die Energie <strong>der</strong> K-Schale<br />

ungefähr 70 keV beträgt, die höchste Energie des primären Elektronenstrahls aber nur 35 keV<br />

ist, kann die K-Schale mit diesem Gerät nicht angeregt werden. Es kann nur das L-Level ionisiert<br />

werden [6].<br />

32


Abbildung 20: Foto des Vielkanalanalysator (VKA)<br />

6.2 Der Vielkanalanalysator<br />

Der Vielkanalanalysator (vgl. Abbildung 20), im folgendem als VKA bezeichnet,<br />

ist Teil e<strong>in</strong>es Gerätesystems zur Generierung <strong>von</strong> Pulshöhenspektren, die z.B. Energiespektren<br />

ionisieren<strong>der</strong> Strahlung entsprechen. Der VKA klassiziert die e<strong>in</strong>laufenden<br />

Spannungspulse nach <strong>der</strong> Pulshöhe. Der VKA ordnet e<strong>in</strong>em Werte<strong>in</strong>tervall<br />

für die Pulshöhen e<strong>in</strong>em Kanal zu. Dem Kanal<strong>in</strong>halt e<strong>in</strong>es gegebenen Kanals<br />

entspricht die Anzahl <strong>der</strong> registrierten Spannungssignale, <strong>der</strong>en Pulshöhe <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Werte<strong>in</strong>tervalls des Kanals liegt. Die Registrierung e<strong>in</strong>es weiteren Spannungsimpulses<br />

mit e<strong>in</strong>er Pulshöhe, die <strong>in</strong> dem betrachteten Werte<strong>in</strong>tervall liegt, erhöht den<br />

Kanal<strong>in</strong>halt um 1. Die Spektren resultieren aus <strong>der</strong> Auftragung <strong>der</strong> Kanal<strong>in</strong>halte<br />

über die Kanäle. Wird e<strong>in</strong> Detektor für ionisierende Strahlung verwendet, dessen<br />

Pulshöhe <strong>der</strong> Energie des registrierten Ereignisses proportional ist, so entspricht das<br />

Pulshöhenspektrum dem Energiespektrum <strong>der</strong> gemessenen Strahlung. Die Zählraten<br />

dürfen bis 2000 Ereignisse pro Sekunde betragen. Der eigentliche Pulshöhenanalysator<br />

hat 4000 Kanäle gleicher Spannungs<strong>in</strong>tervallbreite und verarbeitet Pulshöhen<br />

im Intervall <strong>von</strong> 0 bis 4 V. Pulse an<strong>der</strong>er Höhe, die dort ankommen, werden<br />

verworfen. Jedem Kanal entspricht so e<strong>in</strong> Pulshöhen<strong>in</strong>tervall <strong>von</strong> 1 mV. Es werden<br />

jene Pulse registriert, die Vor- und Hauptverstärker und Osetstufe auf dieses Pulshöhen<strong>in</strong>tervall<br />

abbilden. Der Hauptverstärker streckt das abgebildete E<strong>in</strong>gangspulshöhen<strong>in</strong>tervall<br />

l<strong>in</strong>ear, die Osetstufe verschiebt es l<strong>in</strong>ear zu höheren Spannungen<br />

h<strong>in</strong>. Neben <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> Vielkanalanalyse stellt <strong>der</strong> VKA auch Betriebs- und Biasspannungen<br />

für vorzuschaltende Vorverstärker o<strong>der</strong> den Röntgenenergiedetektor<br />

zur Verfügung. Die Betriebs- und Biasspannungen können direkt am Gerät entnommen<br />

bzw. e<strong>in</strong>gestellt werden.<br />

33


6.3 Bestimmung e<strong>in</strong>er Auösung<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Heisenbergschen Unschärferelation s<strong>in</strong>d die Energieniveaus e<strong>in</strong>es Atom<br />

nicht scharf. Sie haben vielmehr e<strong>in</strong>e endliche, aber ger<strong>in</strong>ge Breite, so dass die natürliche<br />

Breite e<strong>in</strong>er Röntgenl<strong>in</strong>ie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> natürlichen Breiten <strong>der</strong> am Übergang<br />

beteiligten Energieniveaus abhängt. Die mit Hilfe <strong>von</strong> Energieanalysatoren<br />

gemessenen L<strong>in</strong>ienbreiten, z.B. <strong>von</strong> charakteristischen Röntgenl<strong>in</strong>ien, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />

um Gröÿenordnungen gröÿer als die natürlichen Breiten <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ien. Die Energieau-<br />

ösung e<strong>in</strong>es Detektors ist umso besser, je besser zwei eng benachbarte L<strong>in</strong>ien noch<br />

<strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt darstellen werden können. Haben zwei eng benachbarte L<strong>in</strong>ien<br />

A und B jeweils die Halbwertsbreiten (Breite <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie auf halber Höhe, FWHM<br />

= Full Width Half Maximum) ∆A und ∆B und haben ihre L<strong>in</strong>ienschwerpunkte<br />

den Abstand W, so lassen sich beide L<strong>in</strong>ien noch getrennt darstellen, wenn W<br />

ungefähr ≥ ∆A + ∆B ist. Wird e<strong>in</strong>e Röntgenl<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Energie E 0 mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Energiedetektors ausgemessen, so bezeichnet man dessen Auösungsvermögen mit<br />

E 0 /E F W HM . Den Kehrwert des Quotienten nennt man Auösung. Die Energieanalyse<br />

<strong>von</strong> Röntgenstrahlen mit Hilfe <strong>von</strong> Halbleiterdetektoren sei am Beispiel e<strong>in</strong>es<br />

Si-p<strong>in</strong>-Detektors kurz skizziert. E<strong>in</strong>fallende Röntgenquanten mit h<strong>in</strong>reichen<strong>der</strong> Energie<br />

erzeugen im Si-Kristall durch Photoeekt freie Elektronen, <strong>der</strong>en k<strong>in</strong>etische<br />

Energie mit <strong>der</strong> Energie <strong>der</strong> Röntgenquanten korreliert ist. Die Elektronen erzeugen<br />

neben Photonenanregung auf ihrem Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sperrschicht des Halbleiters<br />

Elektron-Loch-Paare, <strong>der</strong>en Anzahl wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Maÿ für die Energie des e<strong>in</strong>fallenden<br />

Quants ist. Löcher und Elektronen werden durch e<strong>in</strong>e <strong>von</strong> auÿen angelegte<br />

Spannung abgesaugt und erzeugen so e<strong>in</strong>en Ladungsimpuls, dessen Höhe wie<strong>der</strong>um<br />

e<strong>in</strong> Maÿ für die Energie des e<strong>in</strong>fallenden Röntgenquants ist. Die Analyse des so<br />

erzeugten Impulshöhenspektrums geschieht mit Hilfe e<strong>in</strong>es nachgeschalteten Vielkanalanalysators.<br />

Die Verbreiterung <strong>der</strong> natürlichen Röntgenl<strong>in</strong>ie durch den Detektor<br />

hat viele Ursachen (z.B <strong>in</strong>eleastische Streuung des e<strong>in</strong>fallenden Teilchens/Quants im<br />

Festkörper, bevor es zum Photoeekt kommt). H<strong>in</strong>zu kommen Unzulänglichkeiten<br />

des nachgeschalteten Vielkanalanalysators, wie z.B. das Rauschen, das die Impulshöhenverteilung<br />

bee<strong>in</strong>usst. Somit müssen sich die hier erzielten experimentellen<br />

Ergebnisse auf das Gesamtsystem Detektor und VKA beziehen. Werden Röntgenl<strong>in</strong>ien<br />

mit Hilfe e<strong>in</strong>es Halbleiterdetektors analysiert, so ist <strong>der</strong>en Halbwertsbreite<br />

(∆E F W HM ) <strong>von</strong> ihrer Energie E 0 abhängig.<br />

Die Energie E 0 e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fallenden Röntgenquants wird im Halbleiter zur Erzeugung<br />

<strong>von</strong> Elektron-Loch-Paaren und zur Anregung <strong>von</strong> Phononen verbraucht. Ist E i die<br />

Energie zur Erzeugung e<strong>in</strong>es Elektron-Loch-Paares, so beträgt die mittlere Anzahl<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Absorption erzeugten Elektron-Loch-Paare:<br />

n = E 0<br />

E i<br />

(17)<br />

34


Abbildung 21: Bestimmung <strong>der</strong> Halbwertsbreite<br />

Man kann vere<strong>in</strong>facht annehmen, dass die statistische Schwankung σ <strong>der</strong> mittleren<br />

Paaranzahl durch e<strong>in</strong>e Normalverteilung wie<strong>der</strong>gegeben werden kann.<br />

σ = √ √<br />

E0<br />

n =<br />

(18)<br />

E i<br />

Für die Halbwertsbreite e<strong>in</strong>er Normalverteilung gilt:<br />

∆n 1/2 = √ 8ln2 · σ = 2, 35<br />

√<br />

E0<br />

E i<br />

(19)<br />

Setzt man voraus, dass im Energiespektrum die Spektrall<strong>in</strong>ie mit <strong>der</strong> Schwerpunktsenergie<br />

E 0 ebenfalls e<strong>in</strong>e Normalverteilung aufweist, so gilt analog<br />

∆E F W HM<br />

= ∆n √<br />

1/2<br />

Ei<br />

= 2, 35 ·<br />

(20)<br />

E 0 n<br />

E 0<br />

Abbildung 21 zeigt wie die Halbwertsbreite e<strong>in</strong>er K α -L<strong>in</strong>ie bestimmt werden<br />

kann.<br />

6.4 Fragen<br />

Versuchen Sie die folgenden Fragen mit Hilfe <strong>der</strong> Anleitung zu beantworten. Vor<br />

Beg<strong>in</strong>n des Versuches werden Ihnen drei dieser Fragen gestellt:<br />

• Was s<strong>in</strong>d <strong>Anwendung</strong>en <strong>von</strong> Silizium Detektoren?<br />

• Wo kann man Geiger-Müller Zählrohre verwenden? Welchen Arbeitsbereich<br />

werden wir nutzen und warum?<br />

• Wie wechselwirken γ-Quanten mit Materie?<br />

35


• Welche Energie benötigt man m<strong>in</strong>destens für Paarbildung? Spielt Paarbildung<br />

bei diesem Experiment e<strong>in</strong>e Rolle?<br />

• Wodurch ensteht e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Röntgen-Spektrum? Und wodurch entstehen<br />

diskrete L<strong>in</strong>ien?<br />

• Von welchen beiden Grössen hängt <strong>der</strong> Absorptionskoezient ab?<br />

• Wie wählt man e<strong>in</strong>e bestimmte Energie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Röntgen-Spektrum aus (Messung<br />

mit dem Geiger-Müller Zählrohr)?<br />

• Wie erhalten wir mit dem Geiger-Müller Zählrohr e<strong>in</strong> Spektrum? Was müssen<br />

wir dafür tun?<br />

• Wie kann das Plancksche Wirkungsquantum h mit dem Aufbau bestimmt<br />

werden? Welche Grösse wird bei <strong>der</strong> Messung variiert?<br />

• Wie bestimmen wir die Comptonwellenlänge? Was wird bei dieser Messung<br />

variiert, was bleibt konstant?<br />

• Welche Wellenlängen haben Röntgenstrahlen?<br />

• Das Setup hat e<strong>in</strong>e Plexiglas Abschirmung. Warum werden Sie nicht verstrahlt?<br />

• In Abbildung 4 <strong>der</strong> Anleitung sieht man mehrere L<strong>in</strong>ien, welche s<strong>in</strong>d das?<br />

• Warum muss man den Röntgenenergiedetektor kalibrieren? Was ist <strong>der</strong> Unterschied<br />

zur Charakterisierung des Geiger-Müller Zählrohrs?<br />

• Was ist die Comptonwellenlänge?<br />

36


Literatur<br />

[1] NIST: Physical Reference Data. http://www.nist.gov/pml/data/<strong>in</strong>dex.cfm.<br />

[2] PHYWE: Trennung <strong>der</strong> charakteristischen K α -Dublett-Strahlung <strong>von</strong> Molybdän.<br />

http://www.phywe-es.com/<strong>in</strong>dex.php/fuseaction/download/lrn_<br />

file/versuchsanleitungen/P2540701/d/p2540701d.pdf.<br />

[3] Prof. Dr. Erika Garutti: The Physics of Particle Detectors. http://www.desy.<br />

de/~garutti/LECTURES/ParticleDetectorSS12/Lectures_SS2012.htm .<br />

[4] PHYWE: Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong> <strong>von</strong> Kupfer. http:<br />

//www.phywe-ru.com/<strong>in</strong>dex.php/fuseaction/download/lrn_file/<br />

versuchsanleitungen/P2540101/d/p2540101d.pdf.<br />

[5] Dr. Manfred Krammer: Wechselwirkung <strong>von</strong> Teilchen und Strahlung mit<br />

Materie.<br />

http://www.hephy.at/project/halbleiter/VOSkriptum/<br />

VO-2-Wechselwirkungen.pdf.<br />

[6] PHYWE: Charakteristische <strong>Röntgenstrahlung</strong> <strong>von</strong> Wolfram. http:<br />

//www.phywe.de/<strong>in</strong>dex.php/fuseaction/download/lrn_file/<br />

versuchsanleitungen/P2542801/d/P2542801d.pdf.<br />

[7] Wikipedia. www.wikipedia.org.<br />

37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!