Klarinette
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<strong>Klarinette</strong><br />
Die <strong>Klarinette</strong> ist ein transponierendes Musikinstrument aus der Familie der<br />
Holzblasinstrumente. Sie hat eine vorwiegend zylindrische Bohrung und ist<br />
mit einem Mundstück mit einfachem Rohrblatt ausgestattet. Der Name des<br />
Instruments („kleines Clarino“) wird darauf zurückgeführt, dass sie im<br />
hohen Register ähnlich klingt wie die hohe Clarin-Trompete, deren Funktion<br />
sie auch im 18. Jahrhundert teilweise einnahm. <strong>Klarinette</strong>nspieler nennt<br />
man Klarinettisten.<br />
Teile<br />
Der Korpus der <strong>Klarinette</strong> besteht üblicherweise aus Grenadillholz, oft auch<br />
aus Buchsbaum- oder Ebenholz, seltener sind Instrumente aus Metall oder<br />
verschiedenen Kunststoffen. Die Klappenmechanik ist in der Regel aus<br />
Neusilber, Messing, Silber oder Gold. Die Gesamtlänge der B-<strong>Klarinette</strong><br />
beträgt ungefähr 66 cm (71 cm bei der A-<strong>Klarinette</strong>), und die Innenbohrung<br />
ist etwa 13 mm weit.<br />
Um einfacher hergestellt, transportiert und gewartet werden zu können,<br />
besteht die <strong>Klarinette</strong> aus fünf getrennten Teilen, die mit korkbelegten<br />
Zapfen ineinander gesteckt werden:<br />
Das schnabelförmige Mundstück ist aus gehärtetem Kautschuk. Moderne<br />
Mundstücke sind aus Kunststoffen wie Ebonit oder Acryl, seltener aus Holz<br />
gefertigt, es gibt aber auch Glas-, Metall- und Plastikmundstücke. Der<br />
eigentliche Tonerzeuger ist das etwa 12,5 mm breite einfache Rohrblatt<br />
(kurz „Blatt“ oder „Blättchen“ genannt), das am Mundstück befestigt wird.<br />
Es ist fast immer aus Rohrholz (Pfahlrohr, Arundo donax), da Kunststoffe<br />
derzeit noch nicht zu einem ausgezeichneten Klang führen. Zur Befestigung<br />
werden Metallhalter, Bänder (Blattschrauben) oder auch Schnüre<br />
verwendet.<br />
Die Birne, auch Fass genannt, dient der Feinstimmung.<br />
Das zylindrische Oberstück und<br />
das konisch geformte Unterstück, an denen Tonlöcher gebohrt und Klappen<br />
montiert sind.<br />
Der Trichter (Hauptausdruck), der auch viele andere Namen wie Becher,<br />
Stürze oder Schallstück hat und für den Klang der tiefsten Töne<br />
ausschlaggebend ist.<br />
Zum Stimmen des Instrumentes verwenden Klarinettisten einerseits Birnen<br />
unterschiedlicher Längen, andererseits kann auch der Zapfen des<br />
Mundstücks etwas weiter aus der Birne „ausgezogen“ werden, um tiefer zu<br />
intonieren. Je nach Beschaffenheit des Korks am Mundstück-Zapfen und<br />
der Präzision der Bohrung der Birne kann diese letzte Methode des<br />
Stimmens durch ein wackelndes Mundstück zu Problemen mit dem Ansatz<br />
führen.<br />
Üblicherweise wird die <strong>Klarinette</strong> deutscher Bauweise zunächst auf dem<br />
notierten c 2 gestimmt, anschließend auf dem notierten g 1 . Muss das c 2 tiefer<br />
intoniert werden, ist es ratsam, das Oberstück der <strong>Klarinette</strong> ein Stück weit
aus dem Unterstück herauszuziehen. Für die Stimmung des g 1 wird danach<br />
entweder eine Birne größerer Länge eingesetzt oder die vorhandene Birne<br />
ein wenig vom Oberstück ausgezogen. Wenn bei einer erneuten Kontrolle<br />
das c 2 nun zu tief erscheint, muss entsprechend „in der Mitte“ korrigiert<br />
werden. Diese Stimm-Methode hat den Vorteil, dass die Töne, die auf den<br />
unterschiedlichen Teilstücken des Instruments gespielt werden (c 1 -b 1 und<br />
deren überblasene Töne auf dem Oberstück; e-h und deren überblasene<br />
Töne auf dem Unterstück), sich unabhängig voneinander stimmen lassen.<br />
Physik<br />
Durch den Luftstrom, der vom Musiker in das Instrument geblasen wird,<br />
beginnt das am Mundstück befestigte Rohrblatt hin- und herzuschnellen.<br />
Die Luftsäule der <strong>Klarinette</strong> verhält sich wie eine gedackte Pfeife bei einer<br />
Orgel. Der daraus folgende halbierte Schwingungsweg führt dazu, dass die<br />
<strong>Klarinette</strong>, auch wenn sie etwa gleich groß ist wie eine Querflöte, beinahe<br />
eine Oktave tiefer klingt. Die Frequenz dieser Schwingung hängt einerseits<br />
von der Länge der geschlossenen Luftsäule im Korpus ab, die durch Öffnen<br />
und Schließen der Tonlöcher und Klappen verändert werden kann, wird<br />
aber andererseits auch durch den Lippendruck und die Blasstärke<br />
beeinflusst, mit denen man kleine Korrekturen der Tonhöhe vornehmen<br />
kann. Das Überblasen wird durch eine Überblasklappe, die gleichzeitig das<br />
a' zum b' erhöht, ermöglicht. Gute <strong>Klarinette</strong>n ermöglichen für<br />
grifftechnisch neuralgische Töne mehrere Möglichkeiten, die eine sinnvolle<br />
Griffkombination, sowie eine befriedigende Intonation ermöglichen. Für<br />
Trillertöne können auch die seltener verwendeten Hilfsklappen am Oberholz<br />
verwendet werden, wenn man geringe Unterschiede in der Tonhöhe in Kauf<br />
nimmt.<br />
Wegen der zylindrischen Bohrung der <strong>Klarinette</strong> erklingen die Obertöne<br />
geradzahliger Ordnung nicht. Das zweite Register der <strong>Klarinette</strong> überbläst<br />
deswegen in die Duodezime (zwölf Töne über dem Grundton, also Oktave<br />
plus Quinte, die Oktave als Oberton fehlt), was ihr einen großen Tonumfang<br />
beschert (praktisch eine ganze Oktave mehr als zum Vergleich Saxophon,<br />
Oboe oder Blockflöte). Das dritte Register überbläst zwei Oktaven und eine<br />
Terz. Der gesamte Tonumfang beträgt mehr als 3 Oktaven. Die Obertonreihe<br />
der einzelnen Register charakterisiert auch ihren Namen. So heißt das tiefe<br />
Register auch Schalmeiregister, weil der Klang der tiefen Register an den<br />
dumpfen Klang der Schalmeien erinnert. Das Mittel-Register heißt<br />
Clarinregister und erinnert an den Klang hoch-gespielter<br />
Blechblasinstrumente (Clarinblasen). Das hohe Register trägt den Namen<br />
Flageolett-Register, der auf den Charakter einer Flageolett-Flöte hinweist.<br />
Die Artikulation erfolgt bei der <strong>Klarinette</strong> meistens durch einen<br />
Zungenschlag, der auch als Zungenstoß bezeichnet wird, kann aber, für<br />
besonders weich einsetzende Töne, auch durch den kontrollierten<br />
Luftstrom allein erfolgen.
Griffsysteme
B-<strong>Klarinette</strong>, Boehm-System<br />
Neben Unterschieden in der Griffweise benutzt das Boehm-System ein<br />
Mundstück mit weiterer Öffnung und ein breiteres Blatt. Dadurch ist der<br />
Klang der Boehm-<strong>Klarinette</strong> schärfer, flexibler und obertonreicher. Der<br />
Klang der Deutschen <strong>Klarinette</strong> wirkt reiner, sonorer und wärmer. Da jedoch<br />
unterschiedliche Mundstücke, Blätter, und hauptsächlich die Vorstellung
des Spielers wesentlich zum Klangergebnis beitragen, kann natürlich auch<br />
auf Boehm-<strong>Klarinette</strong>n ein sehr reiner Klang bzw. ein flexibler heller Sound<br />
auch auf deutschen <strong>Klarinette</strong>n erzeugt werden. Die Grifftechnik der<br />
deutschen <strong>Klarinette</strong>n leitet sich von der Barock-Blockflöte ab. Die<br />
Einfachheit der Griffe der französischen <strong>Klarinette</strong> verbunden mit der<br />
Klappentechnik der deutschen <strong>Klarinette</strong> findet sich auf modernen<br />
Saxophonen. Typisch sind vor allem Rollverbindungen zwischen Klappen.<br />
Das Boehm-System kommt ohne Rollverbindungen aus. Es vermeidet<br />
einige Gabelgriffe.<br />
Es gibt traditionell starke Verfechter des einen oder anderen Systems und<br />
hochkarätige Solisten in beiden Lagern. In der klassischen Orchestermusik<br />
ist das deutsche System oder Oehler-System lediglich im<br />
deutschsprachigen Raum verbreitet (Deutschland und Österreich), während<br />
das Boehm-System überall sonst Verwendung findet (dieses wird dafür<br />
jedoch in deutschen Symphonieorchestern meist abgelehnt). Innerhalb<br />
nicht-klassischer Musik, insbesondere dem Jazz, ist das Boehmsystem<br />
stärker verbreitet, auch einige Dixieland- und Klezmerspieler ziehen es<br />
deutschen <strong>Klarinette</strong>n vor, da das Schleifen der Noten (Glissando) wegen<br />
des breiteren Blattes einfacher ist. Neben den beiden genannnten Systemen<br />
gibt es auch weitere, weniger berühmte, wie z. B. das „Pupeschi-System“<br />
oder das „Mazzeo-System“ – diese konnten sich jedoch nicht durchsetzen.<br />
Vorherrschend sind fast ausnahmslos das französische System (Boehm-<br />
System) und das deutsche System (Oehler-System). Die beiden<br />
Griffsysteme sind ein vieldiskutierter „Streitpunkt“ bei vielen Klarinettisten,<br />
da Spieler oft sehr von ihrem eigenen System überzeugt sind und<br />
unbegründete Vorurteile gegenüber dem anderen haben. Tatsächlich haben<br />
aber beide Systeme ihre Berechtigung und sind für bestimmte<br />
Komponisten, bestimmte Literatur bzw. bestimmte Stilrichtungen besser<br />
oder schlechter geeignet.<br />
in Es<br />
Bauform<br />
Die Familie der <strong>Klarinette</strong>n hat zahlreiche Vertreter in unterschiedlichen<br />
Größen, weil sich die zylindrische Bohrung und das flexible Klappensystem
esonders gut für bauliche Experimente eignen. Schon Richard Strauss<br />
berichtet (in seiner Überarbeitung von Berlioz’ Instrumentationslehre) von<br />
einer Aufführung der Mozartschen g-moll-Symphonie mit einem reinen<br />
<strong>Klarinette</strong>norchester, das sich aus Instrumenten der verschiedensten<br />
Stimmungen zusammensetzte. Fast alle <strong>Klarinette</strong>n sind transponierende<br />
Instrumente und müssen daher dementsprechend notiert werden.<br />
Heute<br />
Im modernen Gebrauch sind in erster Linie vier Größen üblich: Die<br />
„normale“ <strong>Klarinette</strong> in B, die auch im Jazz und in der Volksmusik<br />
verwendet wird, klingt einen Ganzton tiefer als sie geschrieben wird. Im<br />
Orchester gesellt sich zu ihr die A-<strong>Klarinette</strong>, sie klingt eine kleine Terz<br />
tiefer als notiert. Die abwechselnde Verwendung dieser beiden Typen ist vor<br />
allem technisch zu begründen, da sie klanglich fast identisch sind:<br />
Passagen in B-Tonarten lassen sich auf dem B-Instrument leichter<br />
ausführen, die A-<strong>Klarinette</strong> ist für Kreuz-Tonarten spieltechnisch besser<br />
geeignet. Im Kasten sind beide Typen nebeneinander abgebildet, die B-<br />
<strong>Klarinette</strong> mit Mundstück.<br />
Aber: Für einige Komponisten steht gerade der klangliche Unterschied<br />
zwischen den beiden Bauweisen, in A oder in B, im Vordergrund und nicht,<br />
wie hier dargestellt, die leichtere Griffweise. So wird dort die A-<strong>Klarinette</strong> für<br />
einen weicheren oder wärmeren Klang eingesetzt, auf problematische<br />
Tonarten wird dabei keine Rücksicht genommen.<br />
Für hohe Stimmen wird normalerweise die Es-<strong>Klarinette</strong> verwendet, deren<br />
durchdringender Klang in Blaskapellen und böhmisch-mährischer<br />
Volksmusik, aber auch im groß besetzten Symphonieorchester zum Einsatz<br />
kommt. Wegen des durchdringenden Klanges wird sie im Orchester häufig<br />
nur einzeln besetzt. Doch sie kann sich auch sehr gut anpassen und sich<br />
mit dem Orchester mischen, ohne dass sie besonders heraussticht.<br />
Hauptsächlich im Orchester und vereinzelt im Jazz ist auch die<br />
Bassklarinette in B zuhause, die eine Oktave unter der B-<strong>Klarinette</strong> klingt.<br />
Des weiteren findet die Bassklarinette in der sinfonischen Blasmusik<br />
durchgehend Verwendung.
Bassetthorn<br />
Seltener<br />
Seltenere hohe Instrumente sind die G-<strong>Klarinette</strong>, das „picksüße Hölzl“, das<br />
ausschließlich in der Wiener Schrammelmusik gespielt wird, und die C-<br />
<strong>Klarinette</strong>, die im 19. Jahrhundert noch weit verbreitet war. Dieses einzige<br />
nicht-transponierende Familienmitglied wird heute üblicherweise durch die<br />
B-<strong>Klarinette</strong> ersetzt, was dazu führt, dass aus C-Stimmen transponiert, also<br />
vom Blatt einen Ganzton höher gespielt werden muss.<br />
Das Bassetthorn in F wurde vor allem von Mozart sehr geliebt und in<br />
einigen seiner Opern, Kammermusikwerken und dem Requiem verwendet.<br />
Auch Richard Strauss setzte es ein, und heute erlebt es eine Renaissance in<br />
der neueren Quartettliteratur für <strong>Klarinette</strong>.<br />
Rar<br />
Die hohe As-<strong>Klarinette</strong> spielte früher die höchste <strong>Klarinette</strong>nstimme in der<br />
italienischen Blasmusik und wird heute durch die Es-<strong>Klarinette</strong> ersetzt,<br />
ebenso wie die hohe D-<strong>Klarinette</strong>, die beispielsweise im barocken<br />
<strong>Klarinette</strong>nkonzert von Johann Melchior Molter oder in der Wiener<br />
Tanzmusik (Johann Strauß) zu finden ist. Beide Bauformen werden heute<br />
nicht mehr serienmäßig hergestellt.<br />
Die Bassettklarinette (in A, B oder auch C) ist das dem Bassetthorn ähnliche<br />
Instrument, für welches Mozart sein <strong>Klarinette</strong>nkonzert KV 622 komponierte,<br />
das heute nur in rekonstruierten Fassungen vorliegt. Die Bassettklarinette<br />
wurde 1788 von dem Wiener Hofinstrumentenmacher Lodz erfunden [1] und<br />
von Mozarts Freund Anton Stadler (1753–1812) verbessert. Er fügte zur<br />
normalen <strong>Klarinette</strong> noch die tieferen Töne Dis, D, Cis und C hinzu. Die<br />
tiefsten Passagen des Konzerts wurden nach Mozarts Tod nach oben<br />
oktaviert, um es auf der verbreiteten A-<strong>Klarinette</strong> spielen zu können. Einige<br />
Instrumentenbauer haben in letzter Zeit moderne Sonderanfertigungen<br />
dieser Bauform hergestellt, so dass neuere Einspielungen, zum Beispiel
jene durch Sabine Meyer, ein authentischeres Bild des Werks vermitteln<br />
können.<br />
Im Blasorchester werden fallweise die Altklarinette in Es und die Kontra-<br />
Altklarinette in Es zur Verstärkung des tiefen <strong>Klarinette</strong>nregisters<br />
verwendet. Weitere Bassinstrumente der Familie sind die Kontra-<br />
Bassklarinette in B, die äußerst seltene Subkontra-Altklarinette in Es sowie<br />
die Subkontra-Bassklarinette in B, von der weltweit nur wenige Exemplare<br />
existieren.<br />
Der kanadische <strong>Klarinette</strong>nbauer Steven Fox konstruiert <strong>Klarinette</strong>n, die in<br />
der Bohlen-Pierce-Skala gestimmt sind. Aufgrund der hohen Kompatibilität<br />
dieser Skala mit <strong>Klarinette</strong>n können diese auch in Bezug auf die<br />
Klappenmechanik deutlich einfacher ausgeführt sein.<br />
Vierteltonklarinetten<br />
Kurios<br />
In den 1930er Jahren entwickelte Friedrich Stein die Steinklarinette, die ein<br />
neuartiges Klappensystem auf zwei Metallrohren hatte und von der Firma<br />
Gebrüder Mönnig in Markneukirchen gebaut wurde.<br />
Durch die Beschäftigung der Komponisten mit Mikrointervallen und der<br />
Viertelton-Musik, die in Mitteleuropa ab Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
stattfand, entstand gerade bei Blasinstrumenten der Wunsch nach baulicher<br />
Unterstützung dieser Töne. Der Instrumentenbauer Fritz Schüller (1883–<br />
1977) konstruierte eine Vierteltondoppelklarinette, die aus zwei<br />
nebeneinander liegenden, im Abstand eines Vierteltons gestimmten<br />
<strong>Klarinette</strong>n bestand, die jedoch mit nur einem Mundstück und einem<br />
Klappensystem ausgestattet war. Mit einem zusätzlichen Hebel konnte<br />
zwischen den beiden Röhren hin- und hergeschaltet werden, so dass es<br />
ohne erheblich größeren Griffaufwand möglich war, eine Vierteltonleiter zu<br />
spielen.<br />
In der türkischen Volksmusik wird eine <strong>Klarinette</strong> aus Metall verwendet, die<br />
einem Sopransaxophon ähnelt, aber mit einer modernen Böhm-Mechanik<br />
ausgestattet ist.<br />
Die Sudden Smile Clarinet ist keine echte <strong>Klarinette</strong>, sondern eine<br />
Kombination aus Blockflöte und <strong>Klarinette</strong>nmundstück. Sie ist ca 35 cm<br />
lang und steht in C. Dem Spieler steht eine vollständige chromatische Skala<br />
von 2 1/2 Oktaven zur Verfügung.<br />
Geschichte
Das Chalumeau<br />
Schon in der Antike wurden verschiedene Instrumente mit einfachem<br />
Rohrblatt und zylindrischer Röhre verwendet, die teilweise bis heute in<br />
Gebrauch sind wie z. B. das Sipsi. Die <strong>Klarinette</strong> selbst entwickelte sich aus<br />
dem Chalumeau, das seit dem Mittelalter bekannt ist. Seine Entwicklung ist<br />
nicht dokumentiert. Physikalisch entspricht die Konstruktion der<br />
Weiterentwicklung eines Aulos mit zylindrischer Röhre und<br />
Einfachrohrblatt. Das Chalumeau hat keine Überblasklappe und ist daher<br />
auf einen Tonumfang von einer großen None beschränkt. Ähnlich der<br />
Blockflöte hat es acht Grifflöcher, manchmal ergänzt um eine oder zwei<br />
Klappen zur Erweiterung des Tonumfangs. Chromatische Töne werden mit<br />
Gabelgriffen gespielt.<br />
Denners <strong>Klarinette</strong><br />
Denners Entwicklungen<br />
Um 1700 begannen deutsche Instrumentenbauer, das Chalumeau<br />
weiterzuentwickeln. Die bedeutendste Errungenschaft auf dem Weg zur<br />
<strong>Klarinette</strong> gelang dem deutschen Instrumentenbauer Johann Christoph<br />
Denner. Seine Weiterentwicklung der Chalumeau war die, dass er ein<br />
Instrument anfertigte, das mit einer Zusatzklappe zum Überblasen versehen<br />
war. Weil dieses Instrument im mittleren und hohen Register einen lauten,<br />
klaren Klang hatte, der an den der Barocktrompete (wegen des<br />
„Clarinspiels“ auch als Clarino bezeichnet) erinnnerte, wurde es von Mayer<br />
im „Museum musicum“ (1732) als Clarinetto, also kleine Trompete<br />
bezeichnet. Da die ersten <strong>Klarinette</strong>n für die tiefe Lage jedoch nicht gut<br />
geeignet waren, wurden auch weiterhin Chalumeaus erzeugt, heute noch<br />
nennt man die tiefste Lage der <strong>Klarinette</strong> das Chalumeau-Register. Die<br />
Denner-<strong>Klarinette</strong> hatte nur zwei Klappen, doch verschiedene andere<br />
Hersteller fügten bald weitere hinzu, um zusätzliche Noten spielbar zu<br />
machen. Das klassische Instrument, wie Mozart es kannte und liebte, hatte<br />
acht Grifflöcher und an die fünf Klappen.<br />
Noch mehr Klappen<br />
Der nächste wichtige Entwicklungsschritt war die Erfindung der modernen<br />
Polster: Frühe <strong>Klarinette</strong>nklappen bedeckten die Tonlöcher mit<br />
Filzscheiben. Da diese aber nicht sehr dicht waren, musste die Anzahl der<br />
Klappen klein bleiben, und nicht alle Töne konnten sauber und schön<br />
klingen. Im Jahre 1812 entwickelte Ivan Müller, ein russischer Klarinettist,<br />
ein neuartiges Polster aus Leder, das das Loch erstmals luftdicht abdeckte.<br />
Er baute eine <strong>Klarinette</strong> mit sechs Grifflöchern und dreizehn Klappen, die in<br />
fast jeder Tonart ohne Probleme gespielt werden konnte. Im Laufe des 19.<br />
Jahrhunderts wurden diesem System, das weltweit Anklang fand, noch<br />
weitere Zusatzklappen hinzugefügt.<br />
Hyacinthe Klosé entwarf 1839 eine völlig neue Anordnung der Löcher und<br />
Klappen, die stark von den von Theobald Böhm erstellten Berechnungen<br />
beeinflusst war, die dieser auf den Bau der Querflöte angewandt hatte. Nach
ihm benannte er seine Erfindung auch Boehm-System. Da diese Griffweise<br />
völlig neuartig konzipiert war und die das Müller-System gewohnten<br />
Musiker komplett umlernen mussten, setzte es sich jedoch nur langsam<br />
durch. Mittlerweile aber ist die Böhmklarinette, vom deutschen Sprachraum<br />
abgesehen, das internationale Standardinstrument. Siehe auch:<br />
Griffsysteme.<br />
Die Wiener <strong>Klarinette</strong><br />
Die Wiener <strong>Klarinette</strong> ist ein für Österreich typisches Instrument. Diese<br />
besondere Art der Deutschen <strong>Klarinette</strong> unterscheidet sich von der<br />
deutschen Schwester dadurch, dass sie eine weitere Bohrung besitzt,<br />
dickere Wandstärken hat und dass sie eine andere Mundstücksbahn hat.<br />
Wiener Blätter sind breiter als deutsche Blätter. Wiener Blätter sind zudem<br />
stärker und haben einen anderen Blattkern. Die Wiener <strong>Klarinette</strong> verleiht<br />
den neben den anderen Wiener Instrumenten, wie z. B. Wiener Oboe, Wiener<br />
Horn, Wiener Schlagwerk, udgl., den österreichischen Orchestern ihren<br />
typischen Klang. Die Wiener Instrumente basieren auf der Klangvorstellung,<br />
dass diese Instrumente einen volleren, weicheren Klang besitzen sollen und<br />
sich dadurch klanglich besser über den Orchesterklang legen. Eine<br />
besondere <strong>Klarinette</strong> in der Wiener Volksmusik ist die G-<strong>Klarinette</strong>. Sie ist<br />
einen Halbtonschritt tiefer gestimmt als die selten verwendete As-<strong>Klarinette</strong>.<br />
Ihre Verwendung findet sie in der Schrammel-Musik, wo sie auch als<br />
picksüßes Hölzl bezeichnet wird.<br />
Verwendung in der Musik<br />
Solistisch<br />
Aus den zahlreichen Werken für <strong>Klarinette</strong> und Klavier sind vor allem die<br />
beiden Sonaten von Brahms, die Fantasiestücke von Robert Schumann und<br />
die vier Stücke von Alban Berg hervorzuheben. Weitere Sonaten<br />
komponierten Felix Draeseke, Camille Saint-Saens, Max Reger, Paul<br />
Hindemith, Francis Poulenc und Leonard Bernstein.<br />
Es gibt auch eine reiche Literatur an <strong>Klarinette</strong>nkonzerten, das bekannteste<br />
dürfte das <strong>Klarinette</strong>nkonzert KV 622 von Wolfgang Amadeus Mozart sein.<br />
Auch Carl Maria von Weber, Ludwig Spohr, Felix Mendelssohn Bartholdy,<br />
Franz Krommer, Johann Melchior Molter und Mitglieder der Stamitz-Familie<br />
schrieben bekannte und bis heute häufig aufgeführte <strong>Klarinette</strong>nkonzerte,<br />
später komponierten Claude Debussy, Igor Strawinski oder Aaron Copland<br />
Werke für Soloklarinette mit Orchesterbegleitung. Erwähnung verdient<br />
weiterhin das <strong>Klarinette</strong>nkonzert von Carl Nielsen. Einen Höhepunkt in<br />
technischer und auch musikalischer Raffinesse markiert das<br />
<strong>Klarinette</strong>nkonzert von Jean Francaix (1964), jedoch wird es wegen seiner<br />
hohen Anforderungen an den Solisten wie auch an das Orchester nur selten<br />
aufgeführt.<br />
Die völlig unbegleitete <strong>Klarinette</strong> wurde von vielen Komponisten, vor allem<br />
im 20. Jahrhundert mit Solokompositionen bedacht. Die prominentesten<br />
Vertreter sind hier die drei Stücke von Strawinski, das Capriccio von<br />
Sutermeister und Luciano Berios Sequenza IXa.<br />
Kammermusik
In der reinen Bläserkammermusik gibt es kaum eine Formation ohne<br />
<strong>Klarinette</strong>. In Harmoniemusiken, Bläseroktetten und -sextetten sind<br />
meistens zwei, im Holzbläserquintett ist eine <strong>Klarinette</strong>nstimme besetzt.<br />
Eine weitere wichtige Besetzung ist das moderne <strong>Klarinette</strong>nensemble mit<br />
<strong>Klarinette</strong>n, Bassetthörnern, Es-<strong>Klarinette</strong>, Baßklarinette und Saxophonen<br />
oder das <strong>Klarinette</strong>nquartett aus zwei <strong>Klarinette</strong>n, Bassetthorn und<br />
Bassklarinette. Außerdem hat die <strong>Klarinette</strong> in den Quintetten für Klavier<br />
und Bläser von Mozart und Beethoven mancherlei Aufgaben.<br />
In der gemischten (Bläser- und Streicher-) Kammermusik ist zuallererst das<br />
<strong>Klarinette</strong>nquintett zu nennen, das den Klang des solistischen<br />
Blasinstruments mit einem Streichquartett kombiniert. Vor allem die<br />
Quintette von Mozart und Brahms sind hier hervorzuheben. In der größeren<br />
gemischten Besetzung, wie im Schubert-Oktett oder Beethoven-Septett teilt<br />
sich die <strong>Klarinette</strong> mit der ersten Violine oft die Hauptstimme. Olivier<br />
Messiaen besetzt in seinem Quatuor pour la fin du temps (Quartett zum<br />
Ende der Zeit) quasi die <strong>Klarinette</strong> an Stelle der Viola.<br />
Orchester<br />
Abgesehen von einigen solistischen Einsätzen z. B. in Werken von Antonio<br />
Vivaldi war das Chalumeau nie wirklich im barocken Orchester integriert.<br />
Erst mit der Weiterentwicklung zur <strong>Klarinette</strong> konnte sich das Instrument<br />
neben den anderen Holzbläsern behaupten. Die <strong>Klarinette</strong> sitzt im Orchester<br />
meistens in der zweiten Holzbläserreihe neben dem Fagott; wobei die ersten<br />
Bläser beider Gruppen (Soloklarinettist und Solofagottist) nebeneinander<br />
sitzen.<br />
Wolfgang Amadeus Mozart hörte 1778 in Mannheim Sinfonien von Carl<br />
Stamitz und schrieb an seinen Vater:<br />
Ach, wenn wir nur clarinetti hätten! – sie glauben nicht was eine sinfonie mit<br />
flauten, oboen und clarinetten einen herrlichen Effect macht!<br />
Mozart bemühte sich von diesem Zeitpunkt an, dieses Instrument auch in<br />
Österreich im Orchester zu integrieren und es ist mit sein Verdienst, dass in<br />
den Symphonien von Beethoven die <strong>Klarinette</strong> bereits fest zur Bläsergruppe<br />
gehört und gleichwertig mit der Oboe oder Flöte eingesetzt wird. Besonders<br />
charakteristische Stellen findet man in den innigsten Momenten vieler<br />
Mozart-Opern und in den langsamen Sätzen der Beethoven-Symphonien. Zu<br />
dieser Zeit wurden üblicherweise zwei <strong>Klarinette</strong>n im Orchester besetzt.<br />
Bei vielen Komponisten der Romantik ist die <strong>Klarinette</strong>, ähnlich der Oboe in<br />
der Barockzeit, das Instrument der Wahl für intime, gesangliche Passagen<br />
(beispielsweise in den Symphonien von Mendelssohn oder Brahms). Auch<br />
im romantischen Opernorchester wird sie gerne mit ausdrucksvollen<br />
Gesangslinien kombiniert. Außerdem vergrößert sich die <strong>Klarinette</strong>ngruppe<br />
im Orchester, oft kommen drei oder mehr Spieler zum Einsatz, die zum Teil<br />
auch Nebeninstrumente spielen. Vor allem im romantischen Opernorchester<br />
spielt z. B. die Bassklarinette eine zunehmende Rolle (etwa in den Opern<br />
von Richard Wagner). Die <strong>Klarinette</strong>npartien aus Opern von Richard Strauss<br />
sind so wichtig und anspruchsvoll, dass sie bis heute als Pflichtstücke bei<br />
Vorspielen verlangt werden. Einzelne Komponisten (z. B. Schostakowitsch<br />
in seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk) besetzen bis zu fünf<br />
Klarinettisten.
Zu Beginn des 20. Jahrhundert beeinflusste der neuartige Jazz auch die<br />
Konzertmusik und naturgemäß kam hierbei die <strong>Klarinette</strong> als verbreitetes<br />
Jazz-Instrument, das aber auch im Orchester vertreten ist, sehr zum Zug.<br />
Ein weltbekanntes Beispiel ist der Beginn der Rhapsody in Blue von George<br />
Gershwin. Moderne Komponisten schätzen die <strong>Klarinette</strong> vor allem für ihre<br />
Wendigkeit in allen Registern. Seit Arnold Schönberg gilt sie gemeinsam<br />
mit der Flöte als besonders geeignetes Instrument für atonale oder<br />
experimentelle Musik.<br />
Blasorchester<br />
In Blasorchestern und Militärkapellen wird die <strong>Klarinette</strong> für schnelle<br />
Solopassagen verwendet. In Blasmusikbearbeitungen symphonischer<br />
Werke übernehmen die in zwei oder mehr Gruppen geteilten <strong>Klarinette</strong>n<br />
häufig die Geigenstimmen. Sie spielen dort weitgehend in ihrem oberen<br />
Tonbereich, in dem sie sich leicht von den anderen Instrumenten abheben.<br />
In größeren Blasorchesterbesetzungen werden zu den vorherrschenden B-<br />
<strong>Klarinette</strong>n auch noch die tiefere Alt-<strong>Klarinette</strong> (in Es) und die Baßklarinette<br />
(in B) besetzt. Die Kontra-Alt-<strong>Klarinette</strong> in Es und die Kontrabass-<strong>Klarinette</strong><br />
in B sind sehr selten anzutreffen.<br />
In böhmisch-mährischer Volksmusik wird sie meist zweistimmig (Es und B)<br />
besetzt und hat abgesehen von eigenen Solopassagen verzierende<br />
Funktion. Da die häufigen Pralltriller und Sechzehntelfiguren an<br />
Vogelgezwitscher erinnern, werden ihr oft Namen von Singvögeln gegeben<br />
z. B. in den Titeln „Gesang der Lerche“ oder „Amselbrüder“.<br />
Jazz<br />
Vor allem im frühen Jazz war die <strong>Klarinette</strong> ein zentrales Instrument, der<br />
Gipfel ihrer Popularität war in der Dixieland Jazz- und Big Band-Ära der<br />
1930er und 1940er Jahre, als Klarinettisten wie Benny Goodman, Artie<br />
Shaw, Johnny Dodds, George Lewis und Woody Herman die wohl<br />
erfolgreichsten Unterhaltungsmusikgruppen ihrer Zeit anführten. Ähnlich<br />
wie bei den Beatles, die eine Generation später viele Menschen dazu<br />
brachten, Rockmusik zu machen, begannen viele junge Menschen unter<br />
diesem Einfluss, <strong>Klarinette</strong> zu spielen.<br />
Mit der sinkenden Beliebtheit der Big-Bands in den späten 1940ern<br />
entfernte sich das Instrument von der zentralen Position. Es wurde vor<br />
allem vom Saxophon verdrängt, obwohl einige Musiker wie Buddy<br />
DeFranco, Jimmy Giuffre, Rolf Kühn, Perry Robinson und Theo<br />
Jörgensmann die <strong>Klarinette</strong> auch für Bebop und Free Jazz einsetzten.<br />
Im Dixieland-Revival der 1950er Jahre wurden Klarinettisten wie Acker Bilk<br />
und Sidney Bechet berühmt und gelangten mit ihrer Musik sogar in die<br />
Hitparaden der Popularmusik.<br />
Grenzgänger<br />
Jean-Christian Michel ist von der Kirchenmusik von Johann-Sebastian Bach<br />
und vom anspruchsvollen „Europäischen“ Jazz inspiriert und spielt seine<br />
Kompositionen und Adaptationen auf der <strong>Klarinette</strong>.<br />
Das German Clarinet Duo spielt eine improvisierte Kammermusik, in der<br />
Elemente des Jazz und der Neuen Musik durch eine jazzoide Zeitgestaltung<br />
miteinander verbunden werden.
Auch Woody Allen spielt <strong>Klarinette</strong> und hat in den Aufnahmen seiner<br />
Filmmusiken („Take the Money and run“, „The Sleeper“, „Radio Days“)<br />
selbst die <strong>Klarinette</strong> gespielt.<br />
Der englische Musiker John Helliwell setzt die <strong>Klarinette</strong> als tragendes<br />
Melodieinstrument in der Rockgruppe Supertramp ein.<br />
Musiker wie Tara Bouman oder Michael Riessler wiederum sind<br />
musikalische Grenzgänger, die aus der klassischen Musik kommen. Beide<br />
haben sich aber auch als Improvisatoren einen Namen gemacht.<br />
Weiteres<br />
Auch im Klezmer (Giora Feidman, Joel Rubin) und der osteuropäischen<br />
Volksmusik (Iwo Papasow) findet die <strong>Klarinette</strong> reiche Verwendung als<br />
Solo- oder Begleitinstrument. Insbesondere auf dem ganzen Balkan<br />
(Yiorgos Mangas) ist die <strong>Klarinette</strong> ein Standardinstrument bis hin zu den<br />
kleinsten Besetzungen. Nicht ganz so unentbehrlich, aber immer noch<br />
wichtig ist die <strong>Klarinette</strong> in der alpenländischen Volksmusik. In einer<br />
anderen, dem verwendeten Tonsystem angepassten Bauform ist die<br />
<strong>Klarinette</strong> auch in der türkischen Folklore (Mustafa Kandirali) gebräuchlich.<br />
Seltener wird sie in der Popmusik eingesetzt. Eine außergewöhnliche Mixtur<br />
aus Dixieland Jazz und Beatmusik findet sich z. B. in dem Stück When I’m<br />
Sixty-Four der Beatles.<br />
Berühmte Klarinettisten<br />
Der erste große <strong>Klarinette</strong>n-Star war Anton Stadler (1753–1812), dem<br />
Wolfgang Amadeus Mozart fast sämtliche seiner Werke für <strong>Klarinette</strong>,<br />
Bassetthorn oder Bassettklarinette „auf den Leib“ schrieb. Er kam<br />
ursprünglich aus Prag, führte aber wegen seiner großen Beliebtheit in<br />
vielen europäischen Metropolen ein regelrechtes Wanderleben.<br />
Ähnlich inspirierend dürfte der Münchner Hofmusiker Heinrich Baermann<br />
(1784–1847) auf Carl Maria von Weber gewirkt haben, der ihm zwei<br />
Konzerte, ein Konzertstück und Kammermusikwerke widmete. Sein Sohn<br />
Carl Baermann war auch Klarinettist und schrieb neben einigen Konzerten<br />
eine <strong>Klarinette</strong>nschule, die bis heute verwendet wird.<br />
Ein Zeitgenosse Heinrich Baermanns, welcher als bedeutendster Virtuose<br />
seiner Zeit galt, war Johan Simon Hermstedt. Ihm widmete Louis Spohr,<br />
welcher im Gegensatz zu Weber keinerlei Rücksicht auf die noch<br />
vorhandenen technischen Probleme der <strong>Klarinette</strong> nahm, seine vier<br />
<strong>Klarinette</strong>nkonzerte. Diese „Rücksichtslosigkeit“ von Seiten Spohrs<br />
veranlasste Hermstedt, das Instrument entsprechend weiterzuentwickeln.<br />
Auch Johannes Brahms, der in den 1890er Jahren eigentlich schon<br />
aufgehört hatte, zu komponieren, wurde vom schönen Ton des<br />
Autodidakten Richard Mühlfeld (1856–1907) dazu gebracht, kurz vor seinem<br />
Lebensende noch einige <strong>Klarinette</strong>nwerke zu komponieren.<br />
Bedeutende Klarinettisten der Gegenwart sind Martin Fröst, Sabine Meyer,<br />
Dieter Klöcker, Sharon Kam, Milenko Stefanovic, Karl Leister, Alois<br />
Brandhofer, Gerald Pachinger, Richard Stoltzman, Kalmen Opperman,<br />
Eduard Brunner und Wolfgang Meyer.<br />
Weitere Musiker sind in der Liste von Klarinettisten aufgeführt.<br />
Pädagogik
Wie so viele andere Instrumente kann man auch das <strong>Klarinette</strong>nspiel privat,<br />
an Musikschulen, Konservatorien oder Kunsthochschulen erlernen. Vor der<br />
Anschaffung eines Instruments sollte unbedingt der zukünftige Lehrer<br />
konsultiert werden, der den Schüler über die Wahl des Klappensystems und<br />
die Qualität der <strong>Klarinette</strong> beraten kann. Neben der Vermittlung von<br />
Grifftechnik, Haltung, Atemtechnik und Ansatz sollte ein guter<br />
<strong>Klarinette</strong>nlehrer auch in der Lage sein, Tipps für die Bearbeitung des Blatts<br />
zu geben.<br />
In <strong>Klarinette</strong>nensembles, Blasorchestern oder Amateur- oder<br />
Schulorchestern kann der fortgeschrittene Schüler seine erste Spielpraxis<br />
erhalten, im professionellen Studium bieten sich zudem noch<br />
Kammermusikensembles oder Hochschulorchester an. Für die Aufnahme in<br />
ein Symphonieorchester ist das Gewinnen eines Vorspiels vonnöten, bei<br />
dem Solokonzerte und schwierige Stellen aus Orchesterwerken vorzutragen<br />
sind. Die Vorbereitung solcher Probespiele ist einer der Schwerpunkte des<br />
professionellen Instrumentalstudiums.<br />
Wichtige Etüden und Schulwerke für <strong>Klarinette</strong> stammen von Kalman<br />
Opperman, Friedrich Berr, Giovanni Battista Gambaro, Hyacinthe Klosé,<br />
Fritz Kröpsch, Rudolf Jettel, Ernesto Cavallini, Paul Jeanjean und Alfred<br />
Uhl.<br />
Hersteller<br />
Internationale Hersteller von Böhm-<strong>Klarinette</strong>n<br />
Amati, Armstrong, Belcanta, Buffet-Crampon, Chadash, Jupiter, Leblanc,<br />
Luis Rossi, Noblet, Schreiber & Söhne, Orsi, Selmer, Vito, Yamaha<br />
Hersteller in Deutschland<br />
Oscar Adler, Claríssono (Martin Schöttle), Wolfgang Dietz, Martin Foag,<br />
Frank Hammerschmidt, Karl Hammerschmidt, Stefan Hofmann, Harald<br />
Hüyng, H&V Suedama, Richard Keilwerth, Stephan Leitzinger, Leitner &<br />
Kraus, Rolf Meinel, Mollenhauer, Bernd Moosmann, Richard Müller,<br />
Püchner, Lother Reidel, Eberhard Scherzer, Schwenk & Seggelke, F. A.<br />
Uebel, Guntram Wolf, Herbert Wurlitzer, Steinbach, Dörfler, Schreiber &<br />
Keilwerth<br />
Hersteller in Österreich<br />
Gerold Angerer, Othmar Hammerschmidt, Rudolf Tutz<br />
Hersteller in Schweden<br />
Eric Pettersson