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«mein Modell ist nichts für faule Leute»

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Datum: 04.09.2010<br />

Beilage Wirtschaft regional<br />

Vaduzer Medienhaus<br />

9490 Vaduz/Liechtenstein<br />

00423/ 236 16 23<br />

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«Mein <strong>Modell</strong> <strong>ist</strong> <strong>nichts</strong> <strong>für</strong> <strong>faule</strong> <strong>Leute»</strong><br />

ezn ee,<br />

-?<br />

«Wenn es zu komfortabel wird, muss man aufpassen, dass man nicht einschläft»: Roger Hartmann, CE0 der VP Bank.<br />

Der neue VP-Bank-Chef Roger<br />

Hartmann fordert ein rigoroses<br />

Umdenken am Finanzplatz, der<br />

«in Lethargie verfallen» sei.<br />

«Wir müssen uns jetzt dem<br />

Wettbewerb stellen, denn wir<br />

sind nicht die einzigen Banker<br />

auf der Welt», sagt er.<br />

Mit Roger Hartmann<br />

sprach Valeska Beck<br />

Herr Hartmann, am Dienstag haben Sie<br />

mit deutlichen Worten einen Kurswechsel<br />

bei der VP Bank gefordert und mehr<br />

«Schweiss und Arbeit» verlangt. Hut<br />

ab so etwas hat man vom Chef einer<br />

Liechtensteiner Bank noch nicht gehört.<br />

Roger Hartmann: Die heutige Welt er-<br />

Medienart: Print<br />

Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />

Auflage: 14'000<br />

Erscheinungsweise: wöchentlich<br />

fordert, dass man Klartext spricht. Ich<br />

glaube, nur klare Worte werden von<br />

den Menschen wirklich verstanden.<br />

Durch Klarheit wissen wir, wo wir stehen<br />

im Fall derVP Bank <strong>ist</strong> die Lage<br />

herausfordernd, aber wir haben noch<br />

Zeit, die Situation zu drehen und wir<br />

werden sie drehen. Was es jetzt<br />

braucht, <strong>ist</strong> viel Energie.<br />

Bei Ihrem Auftritt vor den Medien diese<br />

Woche haben Sie klargemacht, dass die<br />

Kundenberater Ihrer Bank stärker in die<br />

Verantwortung gezogen werden. Sie<br />

kehren also mit dem eisernen Besen ...<br />

... dieses Bild haben Sie gewählt<br />

(lacht).Aber es <strong>ist</strong> nicht ganz abwegig.<br />

Ich habe nullToleranz gegenüber Mitarbeitern,<br />

die nicht diszipliniert und<br />

Medienbeobachtung<br />

Medienanalyse<br />

Informationsmanagement<br />

Sprachdienstle<strong>ist</strong>ungen<br />

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Abo-Nr.: 1002054<br />

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kundenorientiert arbeiten. Davon<br />

gibt es zwar nur wenige bei der VP<br />

Bank, aber diejenigen, die ich meine,<br />

werden das Geschäftsmodell, das ich<br />

umsetzen werde, nicht mehr mittragen<br />

können. Ich werde mit den Mitarbeitenden<br />

arbeiten, die die Herausforderung<br />

annehmen. Von denen gibt es<br />

viele. Mein <strong>Modell</strong> <strong>ist</strong> nicht <strong>für</strong> <strong>faule</strong><br />

Leute gemacht.<br />

Die VP Bank beschäftigt <strong>faule</strong> Leute?<br />

Diese Aussage <strong>ist</strong> hart.<br />

Faule Leute gibt es doch überall. Ich<br />

sage nicht, dass es in unserer Bank<br />

mehr davon gibt als anderswo. Vielleicht<br />

verwende ich statt Faulheit lieber<br />

den Begriff Lethargie. Das heisst,<br />

die Leute sind einfach da und machen<br />

Argus Ref.: 39869649<br />

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ihren Job so, wie sie ihn immer schon<br />

gemacht haben in ihrer heilen Welt<br />

sozusagen. Diese Arbeitseinstellung<br />

hängt vielleicht mit dem hohen Lebensstandard<br />

in Liechtenstein zusammen:<br />

Die Landschaft <strong>ist</strong> wunderschön,<br />

alles <strong>ist</strong> sehr komfortabel, die<br />

Arbeitswege sind kurz ... und früher<br />

haben die Telefone bei den Liechtensteiner<br />

Banken von selber geklingelt<br />

und das Geschäft lief automatisch.<br />

Wenn es zu komfortabel wird, muss<br />

man aber aufpassen, dass man nicht<br />

einschläft.<br />

Deshalb haben Sie am Dienstag auch<br />

von einem Weckruf gesprochen.<br />

Ja. Ich glaube fest an die Zukunft des<br />

Liechtensteiner Finanzplatzes. Wir<br />

müssen uns jetzt aber dem harten<br />

Wettbewerb stellen, denn wir sind<br />

nicht die einzigen Banker auf der<br />

Welt. Die Schweizer sind gut, die Luxemburger<br />

sind gut darum müssen<br />

wir <strong>für</strong> den Finanzplatz kämpfen.<br />

Wie gut war denn Ihr erster Eindruck der<br />

VP Bank bei ihrem Amtsantritt im April?<br />

Er war positiv und negativ zugleich.<br />

Als positiv habe ich empfunden, dass<br />

die Bank gut ausgebildete Mitarbeiter<br />

hat.Auch die familiäre Unternehmenskultur<br />

gefiel mir nach den vielen Jahren<br />

bei der Grossbank UBS sehr. Negativ<br />

war, wie gesagt, die Lethargie, die<br />

deutlich zu spüren war und natürlich<br />

die viel zu komplizierten Abläufe, die<br />

die Bank schwerfällig machen.<br />

Was hat Sie gereizt, Chef einer vergleichsweise<br />

kleinen Bank zu werden?<br />

Eine kleine Bank passt besser zu meiner<br />

Persönlichkeit. In zu grossen Organisationen<br />

fühle ich mich über kurz<br />

oder lang verloren. Bei der VP Bank<br />

kann ich durch meine internationale<br />

Erfahrung wirklich etwas bewegen.<br />

Ich habe die Welt gesehen, in Genf,<br />

Luxemburg und Singapur gearbeitet.<br />

Deshalb glaube ich, dass ich auch dem<br />

Finanzplatz etwas bringen kann. Ich<br />

würde gerne eine Rolle in der Neupositionierung<br />

des Finanzplatzes spielen<br />

da bin ich voll dabei.<br />

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Sprachdienstle<strong>ist</strong>ungen<br />

Inwiefern ticken die Menschen am Finanzplatz<br />

Liechtenstein anders als in<br />

Singapur oder Luxemburg?<br />

Sie arbeiten noch nicht so eng zusammen.<br />

In Luxemburg beispielsweise<br />

gibt es eine sehr hohe Solidarität unter<br />

den Akteuren des Finanzplatzes,<br />

was man in Liechtenstein so ausgeprägt<br />

nicht kennt. Man <strong>ist</strong> negativ geprägt<br />

vom Schweizer <strong>Modell</strong>, wo die<br />

Banker nicht miteinander sprechen.<br />

Die Liechtensteiner Banker sollten<br />

aber anfangen, miteinander zu sprechen<br />

und die Probleme, die der Finanzplatz<br />

hat, gemeinsam ansprechen<br />

und lösen.<br />

«Wir sollten<br />

mit Stolz ins<br />

Ausland gehen»<br />

Wie denn?<br />

Die Liechtensteiner Banker sollten<br />

stolzer ins Ausland gehen. Gute Möglichkeiten<br />

wären beispielsweise Roadshows<br />

in Frankfurt, Paris oder Mailand,<br />

wo die Banker mit Stolz den Finanzplatz<br />

präsentieren sollten. Liechtenstein<br />

sollte sich aktiver verkaufen.<br />

Auch das Steuerhinterziehungsthema<br />

sollte offen adressiert werden am<br />

schlimmsten <strong>ist</strong> doch immer, wenn<br />

man <strong>nichts</strong> sagt. Dann glaubt das Ausland<br />

auch in Zukunft noch, dass wir<br />

Liechtensteiner Banker Gauner sind<br />

(lacht).<br />

Sie haben im Juni angekündigt, dass die<br />

VP Bank ein Steuerkompetenzzentrum<br />

aufbauen will. Hat sich dieser Plan<br />

schon konkretisiert?<br />

Ja.Wir sind voll im Rekrutierungsprozess.<br />

Ich will aber keine neue Abteilung<br />

aufbauen, sondern mitTopexperten<br />

in der VP-Bank-Gruppe das vorhandene<br />

Steuer-Know-how virtuell<br />

bündeln und koordinieren.<br />

Sie stellen also nicht Steuerberater im<br />

Dutzend an.<br />

Nein, das will ich nicht. In Steuerfra-<br />

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gen kann man sehr gut mit externen<br />

Experten arbeiten.<br />

Sie haben im Juni auch betont, wie<br />

wichtig die Auslandsstandorte der VP<br />

Bank sind. Was haben Sie mit Ihren Ablegern<br />

im Ausland vor?<br />

Bei der Vermögensverwaltung in München<br />

machen wir als Erstes eine Standortbestimmung.<br />

Es gibt eigentlich nur<br />

zwei Möglichkeiten: Den Standort<br />

auszubauen oder zu schliessen. Natürlich<br />

favorisiere ich die Ausbaulösung.<br />

Wäre es denkbar, anstelle der Vermögensverwaltung<br />

eine Vollbank zu eröffnen?<br />

Ja, das <strong>ist</strong> eine Option, aber die liegt<br />

noch weit in der Zukunft. Übereilen<br />

möchte ich <strong>nichts</strong>. Zuerst möchte ich<br />

prüfen, welche Wachstumsmöglichkeiten<br />

es in München gibt. Wenn ich<br />

das Potenzial sehe, <strong>ist</strong> eine Bank eine<br />

mögliche Konsequenz.Aber eins nach<br />

dem anderen wenn man zu schnell<br />

vorwärtsprescht, kann man auch stolpern.<br />

Auch im osteuropäischen Markt gibt es<br />

Wachstumschancen. Ist eine Bankeröffnung<br />

in Wien, wie es die Liechtensteinische<br />

Landesbank gemacht hat, eine<br />

Option?<br />

Ja, natürlich, aber auch <strong>für</strong> Osteuropa<br />

gilt: Ein Schritt nach dem anderen.<br />

Lassen Sie es mich so ausdrücken:<br />

Wenn unsere Wachstumsinitiativen im<br />

gewünschten Masse greifen, wird ein<br />

Standort in Wien fast unumgänglich<br />

sein.<br />

In Singapur und Hong Kong hat die VP<br />

Bank bereits Fuss gefasst. Wie geht es<br />

an diesen Standorten weiter?<br />

In Singapur haben wir bereits eine<br />

Bankfiliale mit einer guten Struktur.<br />

In Hong Kong reicht es derzeit, mit<br />

unserer Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

präsent zu sein eine Bankeröffnung<br />

<strong>ist</strong> dort kein Thema.<br />

Was braucht es, um als ausländische<br />

Bank in Fernost erfolgreich zu sein?<br />

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Erstens müssen wir uns bewusst sein,<br />

dass wir die grossen Banken, die dort<br />

vor Ort sind, nicht kopieren können.<br />

Die Grossbanken sind in Fernost vor<br />

allem im Handels- undTransaktionsgeschäft<br />

mit Wertschriften tätig. So lange<br />

ich CEO bin, wird dieVP Bank aber sicher<br />

nicht ins Investmentbanking einsteigen.Wir<br />

wollen uns in Asien auf die<br />

Vermögensverwaltung und das Intermediärgeschäft<br />

konzentrieren, auf<br />

<strong>nichts</strong> anderes. Zu überdenken <strong>ist</strong> sicher<br />

die Kreditpolitik in Asien, denn<br />

Kredite werden von den asiatischen<br />

Kunden stark nachgefragt. Was wir<br />

brauchen, sind neue, gute Mitarbeiter,<br />

beispielsweise chinesische Kundenberater,<br />

die die asiatische Kultur kennen.<br />

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Sprachdienstle<strong>ist</strong>ungen<br />

Ich bringe den<br />

benötigten<br />

neuen Wind»<br />

Die LGT Bank liebäugelt derzeit mit einer<br />

Übernahme der deutschen BHF<br />

Bank. Sind auch <strong>für</strong> Sie Akquisitionen<br />

denkbar, um zu wachsen?<br />

Wenn sich eine gute Möglichkeit ergibt,<br />

werden wir uns das sicher anschauen.<br />

Eine Übernahme, wie sie die<br />

LGT plant, <strong>ist</strong> gut <strong>für</strong> den Finanzplatz.<br />

Zurzeit habe ich <strong>nichts</strong> auf dem Radar,<br />

aber ich halte die Augen offen.<br />

Haben Sie sich mit Ihrem neuen Kurs<br />

schon bei den Mitarbeitern so richtig unbeliebt<br />

gemacht?<br />

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Im Gegenteil (lacht). Klar bringe ich<br />

neuen Wind in die Bank, das <strong>ist</strong> auch<br />

dringend nötig. Die Mitarbeiter haben<br />

realisiert, dass wir uns mit den Rahmenbedingungen<br />

verändern müssen,<br />

wenn wir erfolgreich sein wollen. Ich<br />

fühle mich da<strong>für</strong> verantwortlich und<br />

bin überzeugt, dass die VP Bank auch<br />

in 20 oder 30 Jahren noch besteht.<br />

So lange bleiben Sie VP-Bank-Chef?<br />

Wer weiss? Ich bin jetzt 53 und habe<br />

noch keine Sekunde an die Pension<br />

gedacht. Ich kann mir zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nicht vorstellen, nicht mehr<br />

zu arbeiten da<strong>für</strong> bringe ich zu viel<br />

Leidenschaft <strong>für</strong> die Arbeit mit. Ich<br />

komme wohl nach meinem Vater: Er<br />

<strong>ist</strong> 79 Jahre alt und arbeitet immer<br />

noch mit voller Bege<strong>ist</strong>erung.<br />

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