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möchte ich lesen... - Polar-reisen.ch

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Das grosse Aufatmen: Die «Nordnorge» und die «Endeavour» sind beide beim Unfallort eingetroffen. Jetzt sind die S<strong>ch</strong>iffbrü<strong>ch</strong>igen so gut wie in S<strong>i<strong>ch</strong></strong>erheit.<br />

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<strong>Polar</strong> NEWS<br />

miert, dass Hilfe unterwegs sei. Bei der verständl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />

Tendenz zur Bes<strong>ch</strong>önigung der<br />

Situation muss man s<strong>i<strong>ch</strong></strong> aber realistis<strong>ch</strong>erweise<br />

darauf einstellen, dass es sehr wohl<br />

au<strong>ch</strong> länger als fünf Stunden dauern könnte,<br />

bis wir gerettet werden.<br />

Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>dem die Sonne untergegangen<br />

ist, bleibt in dieser Jahreszeit in diesen<br />

Breiten graden ein heller Streifen am<br />

Horizont. Alle Boote haben deshalb<br />

S<strong>i<strong>ch</strong></strong>tkontakt zu einander – vermute <strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

jeden falls, denn s<strong>i<strong>ch</strong></strong> um drehen und selber<br />

na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>auen kann keiner in dieser Enge. Es<br />

werden jetzt hau<strong>ch</strong>dünne, folienbes<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>tete<br />

Rettungsmäntel aus der Notkiste jedes<br />

Bootes ausgegeben, aber nur die wenigsten<br />

können sie anziehen, weil man au<strong>ch</strong> mit den<br />

Füssen beziehungsweise den Stiefeln hineinsteigen<br />

müsste, und so viel Raum hat<br />

kaum einer. Aber man kann die Folie über<br />

den Rücken legen und au<strong>ch</strong> den Kopf vor<br />

dem Spritzwasser s<strong>ch</strong>ützen – das ist do<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on etwas.<br />

Immer s<strong>ch</strong>ön die Füsse, die Hände und die<br />

S<strong>ch</strong>ultern bewegen, unablässig, dann bleibt’s<br />

warm.<br />

Eng, kalt und peinl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

Es wird wenig gespro<strong>ch</strong>en. Die Holländerin<br />

ist ohnehin n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t anspre<strong>ch</strong>bar, sie starrt nur<br />

geradeaus, realisiert kaum, dass <strong>i<strong>ch</strong></strong> ihr den<br />

Rettungsmantel über die S<strong>ch</strong>ulter lege, was<br />

n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t so einfa<strong>ch</strong> ist, wie es klingt.<br />

Dann etwas Wunders<strong>ch</strong>önes: Um 3.30 Uhr<br />

geht die Sonne auf, zwis<strong>ch</strong>en einigen kleineren<br />

Wolken. Prä<strong>ch</strong>tig. Viele denken jetzt<br />

s<strong>i<strong>ch</strong></strong>er: «Das letzte Mal.» Auf der einen Seite<br />

die aufgehende Sonne, auf der andern das<br />

sinkende, s<strong>ch</strong>räg im Wasser liegende S<strong>ch</strong>iff,<br />

dazwis<strong>ch</strong>en einige kleinere Eis platten, weit<br />

verstreut die Rettungsboote und die Zodiaks.<br />

Es gelingt mir, unter meinen Kleider -<br />

s<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>ten die Kamera herauszugraben und<br />

einige Fotos von der Sonne und dem S<strong>ch</strong>iff<br />

zu ma<strong>ch</strong>en. Bilder, die man n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t vergessen<br />

wird. Auf der einen Seite des Horizonts ist<br />

der Himmel ganz s<strong>ch</strong>warz. Wenn das nur<br />

n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t ein herannahender Sturm ist!<br />

Eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> könnte man jetzt fürs erste mal tief<br />

dur<strong>ch</strong>atmen. Do<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on bald ergeben s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

neue Probleme: I<strong>ch</strong> müsste dringend mal pinkeln...<br />

S<strong>ch</strong>wankend kann <strong>i<strong>ch</strong></strong> aufstehen und<br />

m<strong>i<strong>ch</strong></strong> um eine A<strong>ch</strong>teldrehung von der<br />

Holländerin wegbewegen zum Boots rand<br />

hin. Aber das ist keineswegs nahe genug.<br />

Leute halten m<strong>i<strong>ch</strong></strong>. I<strong>ch</strong> arbeite m<strong>i<strong>ch</strong></strong> dur<strong>ch</strong> vier<br />

Paar Hosen und den Rettungsmantel hindur<strong>ch</strong>.<br />

Die Rettungsmäntel waren in<br />

Plastiksäcklein eingepackt. Es gelingt mir,<br />

eine sol<strong>ch</strong>e Tüte zu füllen und den Inhalt dann<br />

ins Wasser zu leeren. Das ist peinl<strong>i<strong>ch</strong></strong>. Jeder<br />

bemüht s<strong>i<strong>ch</strong></strong> wegzus<strong>ch</strong>auen, aber wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

abwenden kann s<strong>i<strong>ch</strong></strong> keiner. Kurz na<strong>ch</strong> mir ist<br />

die Holländerin in der gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Lage, später<br />

au<strong>ch</strong> Dora. Die Frauen benutzen den Platz,<br />

den es eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> gar n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t gibt, auf dem<br />

Bootsboden und pinkeln einfa<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en die<br />

Lattung hindur<strong>ch</strong>. Wenn die Not grösser ist<br />

als die S<strong>ch</strong>am...<br />

Wir fühlen uns jetzt verhältnismässig zieml<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

wohl: Solange kein Sturm aufkommt und<br />

uns kein Eisberg zu nahe kommt, kann eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t viel passieren. Es ist nur un -<br />

angenehm. Gegen halb se<strong>ch</strong>s Uhr hören wir<br />

dann einen Helikopter. Wir sind erle<strong>i<strong>ch</strong></strong>tert,<br />

alle haben das Gefühl, «gefunden» worden zu<br />

sein. Es ist die <strong>ch</strong>ilenis<strong>ch</strong>e Luftwaffe. Dann<br />

fliegt ein zweiter Helikopter herbei, er trägt<br />

keine militäris<strong>ch</strong>en Kennze<strong>i<strong>ch</strong></strong>en: Es muss<br />

also einer von einem S<strong>ch</strong>iff sein. Das bedeutet,<br />

dass unser Rettungss<strong>ch</strong>iff n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr weit<br />

weg ist.<br />

Endl<strong>i<strong>ch</strong></strong> an Bord...<br />

Tatsä<strong>ch</strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong>: Eine halbe Stunde später dringen<br />

Blinksignale eines S<strong>ch</strong>iffes dur<strong>ch</strong> die mittlerweile<br />

dunklen Wolken am Horizont. Es ist die<br />

«Endeavour». Wel<strong>ch</strong> eine Erle<strong>i<strong>ch</strong></strong>terung! Und<br />

gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> hinter der «Endeavour» naht die «Nord-<br />

norge», ein sehr grosses, luxuriöses Kreuz -<br />

fahrts<strong>ch</strong>iff. Jetzt ändert die Stimmung! Leute,<br />

die bisher erstarrt im Boot sassen und n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />

anspre<strong>ch</strong>bar waren, bre<strong>ch</strong>en in Tränen aus. »<br />

<strong>Polar</strong> NEWS 21

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