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Serie<br />
Vergessene Helden Teil X<br />
Der erste Mens<strong>ch</strong> am Nordpol<br />
Wären die beiden ehrl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Abenteurer gewesen, hätten s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
die Amerikaner Robert Peary<br />
und Frederick Cook ihr Ge -<br />
zanke sparen können: Denn keiner<br />
von beiden hatte 1909 den<br />
Nordpol wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong> erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, s<strong>ch</strong>on<br />
gar n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t als Erster, soviel gilt<br />
heute als erwiesen. Dummer -<br />
weise wurde der Streit so laut<br />
ausgetragen, dass in Vergessen -<br />
heit geriet, wer denn nun wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
der erste Mens<strong>ch</strong> am Nord -<br />
pol war. Es war: Iwan Dmitri -<br />
jewits<strong>ch</strong> Papanin. Er führte<br />
1937, fast dreissig Jahre na<strong>ch</strong><br />
Peary und Cook, die Expedition<br />
N-1 an und driftete dabei so<br />
nahe am Nordpol vorbei, dass<br />
man sagen kann: Er war dort.<br />
Und das praktis<strong>ch</strong> ohne körperl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Anstrengung.<br />
Iwan Papanin wurde 1894 in<br />
Sewastopol geboren als Kind<br />
armer Eltern, der Vater war<br />
Matrose, die Mutter Näherin,<br />
drei seiner neun Ges<strong>ch</strong>wister<br />
über lebten die Kindheit n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Als Rotgardist leitete der ge -<br />
lernte Dreher zwei Jahre lang<br />
eine Panzer-Reparaturwerkstatt,<br />
s<strong>ch</strong>muggelte ans<strong>ch</strong>liessend<br />
Waffen für die Partisanen und Iwan Dmitrijewits<strong>ch</strong> Papanin.<br />
wurde s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> 1922<br />
Kommissar der Hauptverwaltung Seete<strong>ch</strong>nik und Seewirts<strong>ch</strong>aft. Als<br />
Leiter der Zentralverwaltung für Post- und Fernmeldewesen kam er<br />
zum ersten Mal mit der Arktis in Berührung, 1932 wurde er zum<br />
Leiter der <strong>Polar</strong>station in der T<strong>i<strong>ch</strong></strong>ajabu<strong>ch</strong>t auf Franz-Joseph-Land<br />
ernannt. Dort kartografierte der stramme Kommunist die Inseln neu<br />
und entdeckte unter anderem magnetis<strong>ch</strong>e Anomalien. Zwei Jahre später<br />
überwinterte er am Kap Ts<strong>ch</strong>eljuskin auf der Taymir-Halbinsel,<br />
erfors<strong>ch</strong>te das Wetter und heiratete seine Fors<strong>ch</strong>erkollegin Anna<br />
Viktorowna Fjodorow.<br />
Papanins Aufstieg zum Helden der Sowjetunion begann, als das<br />
Politbüro 1936 bes<strong>ch</strong>loss, zum Anlass des 20-Jahr-Jubiläums der<br />
Oktoberrevolution eine Eisdrift-Station am Nordpol einzur<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten –<br />
mit ihm als Expeditionsleiter.<br />
Das Abenteuer beginnt am 21. Mai 1937: Eine Antonov-6 setzt<br />
die Teilnehmer auf 89º 54’ Nord 78º 40’ West aufs Eis, nur rund<br />
20 Kilometer vom Nordpol entfernt. Weitere Flieger bringen zehn<br />
Tonnen Material, Zelte, Essen, Geräte, und als 17 Tage später die<br />
letzte Mas<strong>ch</strong>ine startet, bleiben auf dem Eis zurück: Papanin, der<br />
Geophysiker und Meteorologe Jewgeni Konstantinowits<strong>ch</strong><br />
Fjodorow, der Ozeanologe Pjotr Petrowits<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>irs<strong>ch</strong>ow und der<br />
Funker Ernst Theodorowits<strong>ch</strong><br />
Krenkel. Und Papanins Hund<br />
Freul<strong>i<strong>ch</strong></strong>. Die Eisplatte, auf der<br />
sie s<strong>i<strong>ch</strong></strong> befinden, ist 3200<br />
Meter lang und 1600 Meter<br />
breit.<br />
Ganze 274 Tage liessen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die<br />
Fors<strong>ch</strong>er auf der Eiss<strong>ch</strong>olle treiben,<br />
bis sie am 19. Februar 1938<br />
rund 2500 Kilometer entfernt an<br />
der Ostküste Grönlands vom<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er «Taymir» geborgen<br />
wurden. Da war die Eiss<strong>ch</strong>olle<br />
nur no<strong>ch</strong> 30 Meter breit und<br />
weniger als 70 Meter lang und<br />
Papanin um 30 Kilogramm<br />
abgemagert.<br />
Was die Männer auf dem driftenden<br />
Eis erfors<strong>ch</strong>ten, war<br />
erstaunl<strong>i<strong>ch</strong></strong>: Sie loteten die<br />
Meerestiefe aus und entdeckten<br />
einen Bergkamm auf dem<br />
Meeresgrund, dem sie au<strong>ch</strong><br />
gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> Bodenproben entnahmen.<br />
Sie massen das Wasser und entdeckten<br />
eine gegenläufige<br />
Strömung 100 Meter unter dem<br />
Wasserspiegel. Sie präzisierten<br />
die magnetis<strong>ch</strong>e Deklination,<br />
mit deren Hilfe Magnet -<br />
kompasse funktionieren. Sie<br />
stellten mit Erstaunen fest, dass<br />
es auf dem Eis gelegentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> wärmer<br />
war als in Moskau. Sie<br />
widerlegten Fridtjof Nansens Theorie, dass das nördl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Eismeer frei<br />
von tieris<strong>ch</strong>em Leben sei. Und sie waren die ersten Mens<strong>ch</strong>en, die so<br />
nahe am Nordpol standen.<br />
Dafür wurde Papanin mit den hö<strong>ch</strong>sten Ehren ausgeze<strong>i<strong>ch</strong></strong>net, die<br />
die Sowjetunion zu vergeben hatte. Er wurde zum berühmtesten<br />
Prominenten seiner Zeit.<br />
Einziger Wermutstropfen: Als im Februar ein Lufts<strong>ch</strong>iff auf der Kola-<br />
Halbinsel startete, um die Männer zu bergen, stürzte dieses ab,<br />
13 Besatzungsmitglieder starben.<br />
Papanin hingegen wurde zum Leiter der sowjetis<strong>ch</strong>en For s<strong>ch</strong> ungs -<br />
flotte ernannt mit dem Auftrag, diese auszubauen, und lebte<br />
20 Jahre an der Wolga als Leiter einer biologis<strong>ch</strong>en Station. Er starb<br />
1986 im Alter von 91 Jahren in Moskau. Da war er s<strong>ch</strong>on fast in<br />
Vergessenheit geraten. Ein Eisbre<strong>ch</strong>er, ein Kap auf der Taimyr -<br />
halbinsel, ein Bergzug in der Antarktis und ein Unterwasserberg im<br />
Pazifis<strong>ch</strong>en Ozean tragen heute seinen Namen. Die deuts<strong>ch</strong>e Übersetzung<br />
seiner Memoiren über die Drifteis-Expedition Nordpol-1,<br />
«Leben auf der Eiss<strong>ch</strong>olle», ist nur no<strong>ch</strong> antiquaris<strong>ch</strong> erhältl<strong>i<strong>ch</strong></strong>.<br />
Greta Paulsdottir<br />
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Ges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te<br />
Wettlauf zum Südpol<br />
Zum hundertsten Mal jährt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> diesen Dezember das letzte grosse Abenteuer in der Ges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te der<br />
Eroberung unserer Erde: Als erster Mens<strong>ch</strong> stand Roald Amundsen am Südpol. Damit fing die Tragödie<br />
des Verlierers Robert Falcon Scott erst r<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig an.<br />
Von Wolf S<strong>ch</strong>neider (Text)<br />
Bilder: Scott <strong>Polar</strong> Resear<strong>ch</strong> Institute /<br />
Fram Museum<br />
Wenn ein englis<strong>ch</strong>er Gentleman gegen einen<br />
blossen Fa<strong>ch</strong>mann aus Norwegen verliert, so<br />
kann nur der Engländer der Sieger gewesen<br />
sein – zumal wenn er seine Niederlage mit<br />
einer Art Heldentod verklärt: Das war die<br />
Stimmung in Grossbritannien, als 1913 das<br />
Ergebnis des verrücktesten und tragis<strong>ch</strong>sten<br />
Wettlaufs der Weltges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te bekannt geworden<br />
war.<br />
Siegerbild am Donnerstag, 14. Dezember 1911, 15 Uhr:<br />
Amundsen und seine Crew haben den Südpol erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Einem uns<strong>i<strong>ch</strong></strong>tbaren Fleck in unvorstellbarer<br />
Öde hatte er gegolten: dem südl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
«Dur<strong>ch</strong>stosspunkt» der Rotationsa<strong>ch</strong>se der<br />
Erde, kurz Südpol genannt.<br />
Was ist ein Punkt? Per Definition nur ein<br />
ausdehnungsloses Gebilde. Haben denn<br />
Amundsen und vier Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> ihm Scott<br />
ihren Fuss auf dieses Gebilde setzen können?<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einl<strong>i<strong>ch</strong></strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Denn um bis zu zehn Meter entfernt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der<br />
Punkt von seiner mittleren Position – zum<br />
Beispiel wenn ein Erdbeben den Planeten ein<br />
biss<strong>ch</strong>en ins S<strong>ch</strong>lingern bringt.<br />
Amundsen nahm dafür 99 Tage auf Skiern im<br />
ewigen Eis in Kauf, Scott fast fünf Monate bis<br />
zu seinem Tod – von bis zu 60 Grad Kälte<br />
gebissen und von S<strong>ch</strong>neestürmen bis zu 130<br />
Stundenkilometern angefau<strong>ch</strong>t; unter Leiden,<br />
Strapazen und hygienis<strong>ch</strong>en Verhältnissen, die<br />
die meisten Mens<strong>ch</strong>en kaum vier Tage lang<br />
ertragen würden; Scott und seine zwei letzten<br />
Männer na<strong>ch</strong> einem Fussmars<strong>ch</strong> von 2400<br />
Kilometern s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> im Zelt verhungerten<br />
und erfroren.<br />
Da der «Fa<strong>ch</strong>mann» seine Expedition perfekt<br />
organisiert, der «Gentleman» aber bei der<br />
Vorbereitung le<strong>i<strong>ch</strong></strong>tfertig gehandelt hatte, war<br />
dessen Leistung in der Tat die no<strong>ch</strong> erstaunl<strong>i<strong>ch</strong></strong>ere<br />
– ein Weltrekord an Zähigkeit, Nerven -<br />
stärke und Überlebenswillen. Do<strong>ch</strong> keinen,<br />
der Scott kannte, wunderte es, dass er der<br />
Verlierer war, der Antarktis einfa<strong>ch</strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t ge -<br />
wa<strong>ch</strong>sen.<br />
Eroberer-Stimmung<br />
Gewaltig breitet s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der se<strong>ch</strong>ste, der bis dahin<br />
ignorierte Kontinent rund um den Südpol aus,<br />
grösser als Europa, unbewohnbar, zu n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts<br />
nütze und bis zu vier Kilometer dick mit Eis<br />
bepackt.<br />
Etwa seit 1820 wurden seine Küsten zur<br />
Robbenjagd und zum Walfang angelaufen;<br />
von 1901 bis 1904 leitete der junge Captain<br />
Scott eine Antarktis-Unternehmung, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
vor allem der Fors<strong>ch</strong>ung widmete, als<br />
Kommandant des Expeditionss<strong>ch</strong>iffs<br />
«Discovery».<br />
Von dem aus drang ein Stosstrupp ein paar<br />
Hundert Kilometer auf den Eiss<strong>ch</strong>ild vor.<br />
Scott selbst war dabei und der fünf Jahre jüngere<br />
Leutnant Ernest Shackleton. Sie mo<strong>ch</strong>ten<br />
einander n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, und in seinem Bu<strong>ch</strong> über die<br />
Fahrt deutete Scott an, dass Shackleton ein<br />
Versager gewesen sei.<br />
Da war es für Shackleton ein Triumph, dass es<br />
ihm 1909 gelang, s<strong>i<strong>ch</strong></strong> dem Südpol bis auf 156<br />
Kilometer zu nähern – als Spitze einer neuen<br />
Expedition, an der Scott n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t teilnahm.<br />
Im Jahr zuvor behauptete der amerikanis<strong>ch</strong>e<br />
Arzt Frederick Cook, er habe den Nordpol er -<br />
re<strong>i<strong>ch</strong></strong>t. Gelogen, sagte sein Landsmann Robert<br />
Peary 1909 – erst <strong>i<strong>ch</strong></strong> habe es ges<strong>ch</strong>afft!<br />
Wel<strong>ch</strong>er, oder ob keiner von beiden, ist bis<br />
heute umstritten. Damals glaubte man Peary,<br />
und Unruhe ma<strong>ch</strong>te s<strong>i<strong>ch</strong></strong> breit unter den<br />
Letzten, die hofften, sie könnten no<strong>ch</strong> zu den<br />
Entdeckern gehören.<br />
Der 36-jährige Roald Amundsen zumal war<br />
entsetzt: Von 1903 bis 1906 war ihm die seemännis<strong>ch</strong>e<br />
Grosstat gelungen, die Nord -<br />
westpassage zu eröffnen, die bis dahin nur<br />
erhoffte S<strong>ch</strong>ifffahrtsroute um Kanada herum.<br />
Er bewältigte sie mit drei Überwinterungen im<br />
Eis – und unterstellte, dass der Nordpol jetzt<br />
eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> nur ihm gehören könne.<br />
Wenn, dann ein Engländer<br />
Der vier Jahre ältere britis<strong>ch</strong>e Kapitän Robert<br />
Falcon Scott aber sah England ges<strong>ch</strong>ändet und<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> selber bedroht: Ging es denn an, dass ein<br />
Amerikaner den Nordpol erobert hatte –<br />
herrs<strong>ch</strong>te das Britis<strong>ch</strong>e Weltre<strong>i<strong>ch</strong></strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t über<br />
fast ein Viertel der Erde und über alle Meere<br />
sowieso? Also musste auf dem anderen Pol,<br />
dem ungle<strong>i<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>werer erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>baren, der<br />
Union Jack aufgepflanzt werden! (Der Mount<br />
Everest, später der «Dritte Pol» genannt,<br />
geriet erst 1921 ins britis<strong>ch</strong>e Visier.)<br />
«I<strong>ch</strong> bin der Meinung, dass nur ein Engländer<br />
zum Südpol gelangen sollte», s<strong>ch</strong>rieb Scott im<br />
September 1909. Shackleton, der gerade als<br />
Held der Antarktis gefeiert wurde? Nein, er,<br />
Scott!<br />
In seinem Ents<strong>ch</strong>luss bestärkte ihn die Frau,<br />
die er 1908 geheiratet hatte: Kathleen Bruce,<br />
eine lebenslustige, le<strong>i<strong>ch</strong></strong>t überspannte<br />
Künstler in.<br />
Scotts gründl<strong>i<strong>ch</strong></strong>ster Biograf, der britis<strong>ch</strong>e<br />
Journalist Roland Huntford, behauptet von ihr,<br />
sie habe s<strong>i<strong>ch</strong></strong> vorgenommen, einen Helden zu<br />
gebären, und dazu, natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong>, müsse der Vater<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> als Held erweisen. «Du musst zum<br />
Südpol!», ermahnte sie ihn. «Es muss zu<br />
s<strong>ch</strong>affen sein!»<br />
Nun brau<strong>ch</strong>te Scott vor allem zweierlei: Geld<br />
und Protektion. Mit seinem flotten Bu<strong>ch</strong> über<br />
die «Discovery» hatte er gut verdient, und<br />
Kathleen liess ihre Beziehungen spielen.<br />
Indem s<strong>i<strong>ch</strong></strong> Scott zugle<strong>i<strong>ch</strong></strong> der Popularität<br />
bediente, die sein Rivale Shackleton dem<br />
Unternehmen Südpol vers<strong>ch</strong>afft hatte, kam er<br />
gut voran. Für die S<strong>ch</strong>iffsmanns<strong>ch</strong>aft gingen<br />
fast 8000 Bewerbungen ein.<br />
Am 31. Mai 1910 wurde Scott von der Royal<br />
Geographical Society mit einem Festessen zur<br />
Antarktis verabs<strong>ch</strong>iedet. Ihr Präsident rühmte,<br />
«dass die Tugenden unserer Vorfahren, die<br />
dieses Weltre<strong>i<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>ufen, weiter in uns leben».<br />
Am 1. Juni sta<strong>ch</strong> die «Terra Nova», ein alter<br />
Walfänger, in Portland Harbour an der<br />
Kanalküste in See, von Tausenden bejubelt;<br />
einem englis<strong>ch</strong>en Kapitän mit <strong>Polar</strong>erfahrung<br />
fiel die Menge der goldenen Tressen auf dem<br />
Deck der «Terra Nova» auf.<br />
Amundsens Trick<br />
Scotts S<strong>ch</strong>iff war da no<strong>ch</strong> als einziges zur<br />
Antarktis unterwegs. Do<strong>ch</strong> längst bereitete<br />
Amundsen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> auf einen Wettlauf vor. S<strong>ch</strong>on<br />
im September 1909, als er von Scotts Südpol-<br />
Plänen hörte, hatte er s<strong>i<strong>ch</strong></strong> zu diesem<br />
«Handstre<strong>i<strong>ch</strong></strong>» ents<strong>ch</strong>lossen (so nannte er das<br />
in seinen Erinnerungen). Öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> blieb er<br />
bei seiner Ankündigung, er wolle, da der<br />
Nordpol nun mal erobert sei, die Nord west -<br />
passage no<strong>ch</strong> einmal befahren, diesmal jedo<strong>ch</strong><br />
in umgekehrter R<strong>i<strong>ch</strong></strong>tung, na<strong>ch</strong> monatelanger<br />
Anreise um Feuerland herum.<br />
Ein ganzes Jahr lang hielt er sein Vorhaben<br />
geheim, sogar von der Manns<strong>ch</strong>aft, die er<br />
angeworben hatte, war nur sein Stellvertreter<br />
eingeweiht. In Grönland bestellte er aber<br />
s<strong>ch</strong>on mal 100 S<strong>ch</strong>littenhunde.<br />
Hunde! Dass Amundsen sie souverän einsetzte<br />
und Scott sie missa<strong>ch</strong>tete, ma<strong>ch</strong>te dessen<br />
Niederlage unvermeidl<strong>i<strong>ch</strong></strong> und trug bei zu seinem<br />
Untergang.<br />
«Hunde rauben dem Zug mit S<strong>ch</strong>litten viel<br />
von seinem Glanz», hatte Scott s<strong>i<strong>ch</strong></strong> 1905 vernehmen<br />
lassen – in einem Haus mit Dienern<br />
war er aufgewa<strong>ch</strong>sen, die Royal Navy hatte<br />
ihn geprägt. «Mit Hunden lässt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> nie die<br />
erhabene Vorstellung hervorrufen, dass eine<br />
Gruppe von Männern s<strong>i<strong>ch</strong></strong> aufma<strong>ch</strong>t, allen<br />
Strapazen und Gefahren aus eigener Kraft zu<br />
trotzen. In diesem Fall ist der Sieg würdiger<br />
erkämpft.»<br />
Herois<strong>ch</strong>e, ein biss<strong>ch</strong>en verblasene Gesinnung<br />
gegen Amundsens kühle Strategie! Und so liess<br />
Scott am 11. Dezember 1911, fünf Wo<strong>ch</strong>en vor<br />
dem Ziel, in der Tat alle Hunde umkehren, und<br />
zwölf Männer auf Skiern zogen drei S<strong>ch</strong>litten<br />
mit mehr als einer Tonne Material dem Südpol<br />
entgegen, und s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> zerrten drei Mann<br />
den letzten S<strong>ch</strong>litten bis zu ihrem Grab im Eis.<br />
Au<strong>ch</strong> ohne den Wettlauf mit Amundsen hätten<br />
sie wohl n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t überlebt. »<br />
Zu spät: Einen Monat na<strong>ch</strong> Amundsen, am 18. Januar 1912, stehen Scott und seine Männer vor der norwegis<strong>ch</strong>en Flagge.<br />
24<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
25
Aufgebro<strong>ch</strong>en war Amundsen über ein<br />
Vierteljahr na<strong>ch</strong> Scott, am 9. September 1910<br />
– allerdings s<strong>ch</strong>on von Madeira aus, wohin er<br />
mit der «Fram» gefahren war. Als sie die<br />
Anker l<strong>i<strong>ch</strong></strong>tete, rief Amundsen seine Männer<br />
zusammen und eröffnete ihnen: Ja, sie führen<br />
in R<strong>i<strong>ch</strong></strong>tung Feuerland – aber dann n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t na<strong>ch</strong><br />
Norden zum Westeingang der Nordwest -<br />
passage, wie er es angekündigt hatte, sondern<br />
weiter na<strong>ch</strong> Süden, um den Südpol zu er -<br />
re<strong>i<strong>ch</strong></strong>en.<br />
Sie zu täus<strong>ch</strong>en sei leider nötig gewesen, weil<br />
er befür<strong>ch</strong>tet habe, die Regierung (der die<br />
«Fram» gehörte) könnte seine Pläne dur<strong>ch</strong>kreuzen.<br />
In die Totenstille hinein vers<strong>i<strong>ch</strong></strong>erte<br />
Amundsen, es handle s<strong>i<strong>ch</strong></strong> um «einen verhältnismässig<br />
kleinen Umweg». Jetzt gehe es<br />
darum, die Engländer zu s<strong>ch</strong>lagen!<br />
Da kam Jubel auf, und kein Mann ma<strong>ch</strong>te<br />
vom Angebot des Kapitäns Gebrau<strong>ch</strong>, das<br />
S<strong>ch</strong>iff zu verlassen, die Heimreise werde ihm<br />
bezahlt. Körperl<strong>i<strong>ch</strong></strong> überragte Amundsen sie<br />
alle, ein hagerer, knorriger, wortkarger Mann<br />
mit einer Adlernase und der Aura unumstössl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er<br />
Zuverlässigkeit.<br />
Erst drei Wo<strong>ch</strong>en später, am 1. Oktober 1910,<br />
informierte Amundsens Bruder Leon in Oslo<br />
den König, mit der Bitte um Verständnis für<br />
die ungewöhnl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Umstände.<br />
Am 12. Oktober s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> hielt Scott auf<br />
der «Terra Nova» Amundsens Telegramm in<br />
der Hand: «Erlaube mir mitzuteilen, dass die<br />
„Fram“ zur Antarktis fährt.» Der Wettlauf war<br />
eröffnet.<br />
Einr<strong>i<strong>ch</strong></strong>tung der Basislager<br />
Scotts spontane Reaktion ist n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t überliefert.<br />
Ein Jahr später, kurz vor dem Aufbru<strong>ch</strong> vom<br />
Basislager zum Pol, s<strong>ch</strong>rieb er seinem<br />
Agenten in Neuseeland: «Mir ist die<br />
Komplizierung der Lage völlig klar, aber da<br />
jeder Versu<strong>ch</strong> eines Wettlaufs für unsere<br />
Chance, den Pol überhaupt zu erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en, tödl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
sein könnte, habe <strong>i<strong>ch</strong></strong> ents<strong>ch</strong>ieden, genauso<br />
weiterzuma<strong>ch</strong>en, als wenn Amundsen n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />
hier unten wäre.» Das kann nur gelogen gewesen<br />
sein.<br />
Den Platz fürs Basislager fand Scott am<br />
4. Januar 1911 auf der Ross-Insel, am<br />
14. Februar Amundsen an der Walfis<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>t –<br />
beide am Ross-Meer, beide in S<strong>i<strong>ch</strong></strong>tweite der<br />
mehr als 30 Meter hohen Mauer des<br />
S<strong>ch</strong>elfeises; etwa 740 Kilometer voneinander<br />
entfernt (also fast Na<strong>ch</strong>barn na<strong>ch</strong> antarktis<strong>ch</strong>en<br />
Massstäben), Amundsen aber 110<br />
Kilometer näher am Pol.<br />
Es war Sommer auf der Südhalbkugel, es<br />
gab sogar ein paar frostfreie Mittagsstunden.<br />
Nun mussten die Vorräte ausgeladen, ein<br />
Winterquartier err<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet und mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>st ras<strong>ch</strong><br />
mit der Anlage der Depots begonnen werden:<br />
der Stützpunkte auf dem Weg zum Pol, im<br />
Abstand von etwa einer Mars<strong>ch</strong>wo<strong>ch</strong>e err<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet<br />
und mit Vorräten für eine Wo<strong>ch</strong>e versehen<br />
– Lebensmittel, Reservekleidung, Paraffinöl<br />
für die Ko<strong>ch</strong>er und die Öfen, für die Hunde<br />
Seehundfleis<strong>ch</strong>, für Scotts Ponys gepresstes<br />
Heu.<br />
Zunä<strong>ch</strong>st jedo<strong>ch</strong> sollte bei Scott die grosse<br />
Stunde der S<strong>ch</strong>neeraupen, der Motors<strong>ch</strong>litten,<br />
s<strong>ch</strong>lagen. Von denen gab es s<strong>ch</strong>on ein paar in<br />
Kanada und S<strong>ch</strong>weden – aber no<strong>ch</strong> war ja<br />
selbst das Strassenauto ein pannenanfälliges<br />
Vehikel. Uners<strong>ch</strong>rocken hatte Scott 1907, drei<br />
Jahre na<strong>ch</strong> seiner Rückkehr von der<br />
«Discovery»-Expedition, die Denks<strong>ch</strong>rift<br />
Wo ist der Punkt? Amundsens Geograf prüft die Koordinaten immer wieder<br />
und definiert die Lage des Südpols mehrmals um.<br />
«Das S<strong>ch</strong>littenproblem in der Antarktis –<br />
Mens<strong>ch</strong>en gegen Motoren» veröffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>t,<br />
mit der These, die 2700 Kilometer zum<br />
Südpol und zurück seien weder von<br />
Mens<strong>ch</strong>en no<strong>ch</strong> von Hunden als Zugkräften<br />
zu s<strong>ch</strong>affen. 1908 fuhr er mit einem<br />
Motors<strong>ch</strong>litten dur<strong>ch</strong> Norwegens Berge und<br />
war begeistert. Aber als am 8. Januar 1911,<br />
vier Tage na<strong>ch</strong> der Landung am Ort des<br />
Winterquartiers, die erste S<strong>ch</strong>neeraupe ausgeladen<br />
wurde, bra<strong>ch</strong> sie dur<strong>ch</strong>s Eis und versank.<br />
Da waren’s bloss no<strong>ch</strong> zwei.<br />
Im März vertraute Dr. Edward A. Wilson, der<br />
Expeditionsarzt, einem Teammitglied dessen<br />
Tagebu<strong>ch</strong> zufolge an: «Scott ist in einem<br />
für<strong>ch</strong>terl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Zustand. Natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong> denkt er,<br />
dass Amundsen als Erster am Pol sein wird,<br />
wenn er n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t direkt Pe<strong>ch</strong> hat. Seine<br />
Expedition ist ruiniert.» Do<strong>ch</strong> was immer<br />
Scott da<strong>ch</strong>te: Die Arbeit ging weiter.<br />
Aufbru<strong>ch</strong><br />
Erst einmal bra<strong>ch</strong> der lange <strong>Polar</strong>winter herein.<br />
Über die dunklen Tage ber<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet Scott in<br />
seinem Tagebu<strong>ch</strong>: Aufstehen zwis<strong>ch</strong>en sieben<br />
und a<strong>ch</strong>t – Eis holen, zum S<strong>ch</strong>melzen fürs<br />
Teewasser, sogar zum Was<strong>ch</strong>en: einen halben<br />
Liter pro Kopf und Tag. Na<strong>ch</strong> den Hunden<br />
sehen (ein paar waren nun do<strong>ch</strong> dabei) und<br />
na<strong>ch</strong> den Ponys: 19 Pferd<strong>ch</strong>en hatte Scott aus<br />
der Mands<strong>ch</strong>urei kommen lassen, sie galten<br />
als besonders zäh, und 1908 hatten sie<br />
Shackleton gut gedient. Dann Frühstück<br />
bereiten (Porridge), Temperatur, Wind und<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe messen, Ponys spazieren führen,<br />
die Vorräte s<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten und pflegen. Na<strong>ch</strong> dem<br />
Abendessen wurde ge<strong>lesen</strong>, ges<strong>ch</strong>rieben,<br />
«gewöhnl<strong>i<strong>ch</strong></strong> bringt eine freundl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Seele<br />
das Grammophon in Gang».<br />
Am 24. Oktober 1911 (dem April auf der<br />
Nordhalbkugel entspre<strong>ch</strong>end) starteten die<br />
zwei verbliebenen Motors<strong>ch</strong>litten, als Vorhut<br />
für die ungeheure Reise, jeder mit anderthalb<br />
Tonnen beladen. Sie kamen 80 Kilometer<br />
weit – ein A<strong>ch</strong>tzehntel der Entfernung zum<br />
Pol. Dann war bei dem einen eine A<strong>ch</strong>se<br />
gebro<strong>ch</strong>en und beim anderen ein Zylinder<br />
geplatzt.<br />
Objektiv hatte Scott den Wettlauf damit s<strong>ch</strong>on<br />
verloren: Amundsen war elf Tage vor ihm<br />
gestartet, sein Weg war 110 Kilometer kürzer<br />
– und er verliess s<strong>i<strong>ch</strong></strong> auf S<strong>ch</strong>littenhunde. Für<br />
Scott aber s<strong>ch</strong>lug nun die grosse Stunde der<br />
Ponys.<br />
Ja, mehr ziehen als Hunde konnten sie. Do<strong>ch</strong><br />
im S<strong>ch</strong>nee sanken sie tiefer ein, oft zerbra<strong>ch</strong><br />
die Eiskruste unter ihren Hufen und s<strong>ch</strong>nitt<br />
ihnen in die Beine. Bei jeder Rast verwandelte<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der S<strong>ch</strong>weiss auf ihrem Körper in<br />
einen Eisfilm, sie mussten abgerieben und<br />
mit Decken ges<strong>ch</strong>ützt werden. Für die Na<strong>ch</strong>t<br />
musste man ihnen gegen den Eiswind einen<br />
S<strong>ch</strong>neewall s<strong>ch</strong>aufeln.<br />
Roald Amundsen. Gemessen an den erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten Zielen seiner Expeditionen,<br />
gilt der Norweger als erfolgre<strong>i<strong>ch</strong></strong>ster Pionier der Arktis und Antarktis.<br />
Am 24. November liess Scott das erste Pony<br />
ers<strong>ch</strong>iessen, das zweite vier Tage später, am<br />
1. Dezember das dritte – «den Hunden geopfert»,<br />
s<strong>ch</strong>rieb er im Tagebu<strong>ch</strong>, denn die<br />
brau<strong>ch</strong>ten Fleis<strong>ch</strong>. Am 9. Dezember (39 Tage<br />
na<strong>ch</strong> dem Aufbru<strong>ch</strong>, 39 Tage vor dem Pol)<br />
wurden die letzten fünf Ponys no<strong>ch</strong> zwölfeinhalb<br />
Stunden lang vorangepeits<strong>ch</strong>t – und am<br />
Abend allesamt ers<strong>ch</strong>ossen.<br />
«S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>thauslager» nannten die Engländer<br />
ihren Zeltplatz. «Denno<strong>ch</strong> ist heute Abend<br />
jeder vergnügt», steht in Scotts Tagebu<strong>ch</strong><br />
(Begründung fehlt). Mindestens einer sah das<br />
anders: «Wir gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en einem besiegten, enttäus<strong>ch</strong>ten<br />
und untröstl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Heer», s<strong>ch</strong>rieb der<br />
Norweger Tryggve Gran. Als Ski-Experten<br />
hatte ihn Scott mitgenommen; Amundsens<br />
Leute brau<strong>ch</strong>ten keinen.<br />
Nun hätte Scotts drittes Transportmittel zum<br />
Zuge kommen können, er hatte ja vorgesorgt:<br />
seine sibiris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>littenhunde. Mit sol<strong>ch</strong>en<br />
umzugehen wollte freil<strong>i<strong>ch</strong></strong> gelernt sein: bis zu<br />
zwölf von ihnen sauber ans<strong>ch</strong>irren, dabei die<br />
Beissordnung zwis<strong>ch</strong>en ihnen bea<strong>ch</strong>ten und<br />
sie immer aufs Neue motivieren. Amundsens<br />
Leute hatten das alle vorher lernen müssen;<br />
Scott hatte zusammen mit den Hunden zwei<br />
russis<strong>ch</strong>e Hundeführer importiert.<br />
Die wollte er sowieso n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t in der Spitzen -<br />
manns<strong>ch</strong>aft haben, und so kehrten sie zusammen<br />
mit den Hunden am 11. Dezember um –<br />
zwei Tage na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tfest an den<br />
Ponys. Für Scott war damit erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, was er<br />
1905 ges<strong>ch</strong>rieben hatte: «In antarktis<strong>ch</strong>en<br />
Regionen geht n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts über den ehrl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Gebrau<strong>ch</strong> der Beine», nur Männer könnten<br />
das Erhabene leisten. Nun war das Erhabene<br />
vollends ges<strong>i<strong>ch</strong></strong>ert und der Wettlauf vollends<br />
verloren.<br />
Englis<strong>ch</strong>er Ho<strong>ch</strong>mut<br />
Kann das dem Captain Scott verborgen<br />
geblieben sein?<br />
Wer ihn n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t als völlig vernagelt einstufen<br />
will, hat eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> nur zwei Mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keiten,<br />
seinen Motiven gere<strong>ch</strong>t zu werden: Entweder<br />
es rumorte in ihm etwas von jener herois<strong>ch</strong>en<br />
Gesinnung, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong> dur<strong>ch</strong> die s<strong>i<strong>ch</strong></strong>ere<br />
Niederlage n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t irritieren lässt.<br />
Oder er besass etwas von jener irrationalen<br />
Mis<strong>ch</strong>ung aus Ho<strong>ch</strong>mut, Sportsgeist und<br />
Improvisationstalent, mit der Grossbritannien<br />
s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> halbe Kontinente unterworfen<br />
hatte, und empfand etwa dies: Wozu brau<strong>ch</strong>t<br />
ein Engländer Zugtiere und ein warmes Bett,<br />
wenn er siegen will? Engländer siegen au<strong>ch</strong><br />
frierend und zu Fuss!<br />
Seine Männer mussten nun also je zu viert<br />
drei S<strong>ch</strong>litten ziehen, jeder mit 360<br />
Kilogramm beladen, mehr als 90 Kilo pro<br />
Kopf. «Der S<strong>ch</strong>litten br<strong>i<strong>ch</strong></strong>t einem das Kreuz»,<br />
hielt einer fest. «Es ist die s<strong>ch</strong>limmste Arbeit,<br />
die <strong>i<strong>ch</strong></strong> je verr<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet habe.» So s<strong>ch</strong>afften sie im<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt drei bis vier Kilometer pro<br />
Stunde; wenn sie s<strong>i<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>reckl<strong>i<strong>ch</strong></strong> plagten,<br />
au<strong>ch</strong> mal 20 Kilometer am Tag – und plagen<br />
mussten sie s<strong>i<strong>ch</strong></strong>, Scott trieb sie dazu, ja oft<br />
ma<strong>ch</strong>te er eine S<strong>ch</strong>au daraus, dass er der am<br />
wenigsten Ers<strong>ch</strong>öpfte war.<br />
Amundsen dagegen rief regelmässig na<strong>ch</strong><br />
se<strong>ch</strong>s Stunden zum Abspannen der Hunde und<br />
zum Zeltbau auf. Hö<strong>ch</strong>stens 35 Kilometer<br />
hatte seine Truppe dann ges<strong>ch</strong>afft, und bis zu<br />
16 Stunden im S<strong>ch</strong>lafsack gönnte er ihnen.<br />
Bei Scott waren sogar die S<strong>ch</strong>lafsäcke ein<br />
Problem. Er hatte s<strong>i<strong>ch</strong></strong> dafür Rentierfelle aus<br />
Oslo kommen lassen, und die Felle zieml<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
alter Tiere hatte man ihm angedreht.<br />
Amundsen wusste: Das Winterfell junger<br />
Tiere musste es sein, nur das haarte n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, und<br />
in Lappland hatte er eingekauft. Bei den<br />
Engländern fielen s<strong>ch</strong>on im Winterquartier<br />
die meisten Haare von der Haut, und in den<br />
s<strong>ch</strong>reckl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en vier Monaten kro<strong>ch</strong>en Scott<br />
und seine Männer in S<strong>ch</strong>lafsäcke, in denen oft<br />
der S<strong>ch</strong>weiss der vorigen Na<strong>ch</strong>t gefroren war<br />
– abends erst na<strong>ch</strong> einer Stunde aufgetaut<br />
dur<strong>ch</strong> die Körperwärme.<br />
Der «Metzgerladen»<br />
<strong>Polar</strong>NEWS<br />
Robert Falcon Scott. Mit englis<strong>ch</strong>em Ho<strong>ch</strong>mut plante der Marine-Offizier<br />
seine Expedition fals<strong>ch</strong> und erfror auf dem Rückweg vom Südpol.<br />
Der Mars<strong>ch</strong> bei Tage war für beide Trupps,<br />
über die Strapaze hinaus, eine Qual für alle<br />
Sinne: Wo<strong>ch</strong>e um Wo<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> eine weisse<br />
Wüste ziehen, ohne Ende, ohne S<strong>ch</strong>atten,<br />
ohne Farben, ohne Pflanze, ohne Tier, gequält<br />
von tausendfältig reflektiertem Sonnenl<strong>i<strong>ch</strong></strong>t. »<br />
26<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
27
Scotts Ponys erwiesen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> als n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t polartaugl<strong>i<strong>ch</strong></strong>. Sie sanken<br />
im S<strong>ch</strong>nee ein, die Kälte spaltete ihre Hufe.<br />
Die «Terra Nova» von Scott ist im Packeis vertäut.<br />
Kein Geräus<strong>ch</strong> ausser dem Knirs<strong>ch</strong>en der<br />
Kufen und dem Pfeifen, dem Heulen des<br />
Windes, bei Amundsen dazu dem Gekläffe<br />
und Gehe<strong>ch</strong>el der Hunde. Keine Gerü<strong>ch</strong>e<br />
ausser abends die von ungewas<strong>ch</strong>enen<br />
Männern, vom Paraffinöl-Ko<strong>ch</strong>er und von<br />
Pemmikan.<br />
Pemmikan: Das war mageres, sonnengetrocknetes<br />
Rindfleis<strong>ch</strong>, na<strong>ch</strong> einem Rezept<br />
nordamerikanis<strong>ch</strong>er Indianer zerstampft und<br />
zerrieben, mit Beeren oder Erbsen vermis<strong>ch</strong>t<br />
und mit Fett versetzt. Gehärtet und in<br />
Ledersäcke gepresst, blieb er fast unbegrenzt<br />
geniessbar, und abends aufgewärmt<br />
war er zusammen mit S<strong>ch</strong>iffszwieback das<br />
Grundnahrungsmittel beider Expeditionen.<br />
Dazu Trockenmil<strong>ch</strong> und S<strong>ch</strong>okolade; bei<br />
Scott ein biss<strong>ch</strong>en Butter, Zucker und<br />
anfängl<strong>i<strong>ch</strong></strong> das Fleis<strong>ch</strong> der ers<strong>ch</strong>ossenen<br />
Ponys; bei Amundsen das Fleis<strong>ch</strong> der<br />
ers<strong>ch</strong>ossenen Hunde.<br />
Ja, eben das sollten seine Männer essen. Mit<br />
52 S<strong>ch</strong>littenhunden und vier S<strong>ch</strong>litten waren<br />
die fünf Norweger am 20. Oktober aufgebro<strong>ch</strong>en;<br />
nun, am 21. November, na<strong>ch</strong>dem s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Mens<strong>ch</strong>en und Hunde zwölf Stunden lang<br />
1500 Höhenmeter in ein Eisgebirge hinaufges<strong>ch</strong>unden<br />
hatten, ordnete Amundsen an:<br />
24 der inzwis<strong>ch</strong>en 42 Hunde sind zu er -<br />
s<strong>ch</strong>iessen.<br />
Das war so vorgesehen, ein erbarmungsloses<br />
Kalkül: Hunde brau<strong>ch</strong>en Futter; es mitzu -<br />
führen in Form von Seehundfleis<strong>ch</strong> und<br />
Pemmi kan kostet Platz und vergeudet<br />
Gew<strong>i<strong>ch</strong></strong>t. Also nimmt man so viele Hunde<br />
mit, dass auf halbem Wege die einen den<br />
anderen zum Frasse vorgeworfen werden<br />
können.<br />
«Wir hatten abgema<strong>ch</strong>t, dass wir vor n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts<br />
zurücks<strong>ch</strong>recken wollten, um unser Ziel zu<br />
erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en», s<strong>ch</strong>rieb Amundsen. «Mit jedem<br />
S<strong>ch</strong>uss verlor ein treuer Diener sein Leben.<br />
Die Stelle nannten wir „Metzgerladen“.»<br />
Und während die lebenden Hunde die toten<br />
verspeisten, bedrängte Amundsen seine<br />
Männer, ebenfalls Hundefleis<strong>ch</strong> zu essen,<br />
das sei gut gegen Skorbut. Na<strong>ch</strong> anfäng -<br />
l<strong>i<strong>ch</strong></strong>em Ekel «genossen wir unsere guten<br />
Grönländer», konstatierte einer.<br />
Am Pol!<br />
Vor den Norwegern dehnte s<strong>i<strong>ch</strong></strong> alsbald das<br />
riesige Plateau, auf dem der Südpol liegen<br />
musste, 2800 bis 3000 Meter über dem<br />
Amundsens gut trainierte S<strong>ch</strong>littenhunde hingegen waren<br />
für die Expedition die idealen Zugtiere.<br />
Amundsens polar-erprobte «Fram» mit vollen Segeln.<br />
Meer. Am 8. Dezember s<strong>ch</strong>rien sie «Hurra!»<br />
und liessen die Fahne knattern: Shackletons<br />
Rekord gebro<strong>ch</strong>en – nur no<strong>ch</strong> 156 Kilometer<br />
bis zum Pol! Und Scott n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t zu sehen.<br />
Mehr als 600 Kilometer muss er zurückgelegen<br />
haben, eine Strecke wie die von Hamburg<br />
na<strong>ch</strong> Mün<strong>ch</strong>en. Vier Tage lang hatte ein<br />
S<strong>ch</strong>neesturm ihn ans Zelt gefesselt.<br />
Der 9. Dezember war der Tag, an dem Scott<br />
die letzten Ponys s<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tete, der 11. der, an<br />
dem er seine Hunde heims<strong>ch</strong>ickte und die<br />
Niederlage damit unabwendbar ma<strong>ch</strong>te.<br />
Die Norweger s<strong>ch</strong>üttelten s<strong>i<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>on am<br />
15. Dezember 1911 stumm die Hände: Das<br />
muss der Pol sein! Und eine englis<strong>ch</strong>e Flagge<br />
war n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t in S<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Amundsen dagegen blieb skeptis<strong>ch</strong>, es war ja<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t le<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, den Punkt zu finden: Die Sonne<br />
umkreiste den Horizont Tag und Na<strong>ch</strong>t in<br />
gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>er niedriger Höhe, einen Sternenhimmel<br />
gab es n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, und das diffuse L<strong>i<strong>ch</strong></strong>t ers<strong>ch</strong>werte<br />
die Peilung no<strong>ch</strong> mehr.<br />
15 Kilometer weiter bes<strong>ch</strong>lossen die Nor -<br />
weger dann um 15 Uhr, dass dies der Südpol<br />
sei. Sie hoben die norwegis<strong>ch</strong>e Fahne ho<strong>ch</strong>,<br />
pflanzten sie ins Eis und assen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> voll mit<br />
Pemmikan und S<strong>ch</strong>okolade.<br />
Am Abend dieses 15. Dezembers kam<br />
Amund sen na<strong>ch</strong> immer neuen Messungen zu<br />
dem Ergebnis, man sei vermutl<strong>i<strong>ch</strong></strong> do<strong>ch</strong> a<strong>ch</strong>t<br />
Kilometer vom Pol entfernt.<br />
So setzte er am nä<strong>ch</strong>sten Morgen drei seiner<br />
Männer in Mars<strong>ch</strong>: Sie sollten in drei vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
R<strong>i<strong>ch</strong></strong>tungen jeder 18 Kilometer<br />
weit vom Zelt wegfahren, dort eine<br />
S<strong>ch</strong>littenkufe mit einer Fahne in den S<strong>ch</strong>nee<br />
rammen «und auf diese Weise unseren<br />
Lagerplatz einkreisen», damit der Pol au<strong>ch</strong><br />
bestimmt innerhalb des Kreises lag.<br />
Im Laufe des Tages befand Amundsen, der Pol<br />
müsse no<strong>ch</strong> zehn Kilometer weiter liegen; am<br />
17. Dezember korrigierte er s<strong>i<strong>ch</strong></strong> neuerl<strong>i<strong>ch</strong></strong> um<br />
etwa drei Kilometer. Dort err<strong>i<strong>ch</strong></strong>teten die<br />
Norweger ein zweites Zelt, mit einer<br />
Grussbots<strong>ch</strong>aft an Captain Scott. Ein britis<strong>ch</strong>er<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftler hat s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
ermittelt: Immer no<strong>ch</strong> um 1,5 Kilometer hatte<br />
Amundsen den Pol verpasst.<br />
Der Dur<strong>ch</strong>stosspunkt der Erda<strong>ch</strong>se ist eben<br />
weder mit dem Fernglas no<strong>ch</strong> unter dem<br />
Mikroskop zu sehen.<br />
Scott kommt zu spät<br />
Scott war, als die fünf Norweger mit den letzten<br />
16 Hunden den Rückweg antraten, mit<br />
immer no<strong>ch</strong> zwölf Männern unterwegs und<br />
30 Tage vom Pol entfernt. Die keu<strong>ch</strong>enden<br />
S<strong>ch</strong>littenzieher bewältigten an einem Tag, dem<br />
20. Dezember, 38 Kilometer – man<strong>ch</strong>e offenbar<br />
immer no<strong>ch</strong> mit einem Rest Hoffnung, sie<br />
könnten den Wettlauf gewinnen.<br />
Zwei Tage später s<strong>ch</strong>ickte Scott vier von ihnen<br />
an die Küste zurück.<br />
Weihna<strong>ch</strong>ten gab es Rosinen zum Pemmikan<br />
und dana<strong>ch</strong> einen Plumpudding für die letzten<br />
a<strong>ch</strong>t. Scott behauptete im Tagebu<strong>ch</strong>, «sehr heiter»<br />
habe er über alles gespro<strong>ch</strong>en. Zum ersten<br />
Mal s<strong>ch</strong>eine das Ziel wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong> in S<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, sie<br />
kämen überras<strong>ch</strong>end s<strong>ch</strong>nell voran; er bete<br />
nur um gutes Wetter.<br />
Silvester tranken sie in 2800 Meter Höhe<br />
«eine Extratasse Tee», liessen ihr Ölöf<strong>ch</strong>en<br />
bullern und sassen in ihren S<strong>ch</strong>lafsäcken «so<br />
warm wie fris<strong>ch</strong> geröstetes Brot», ze<strong>i<strong>ch</strong></strong>nete<br />
Scott auf.<br />
Am 3. Januar 1912 registrierte er auf dem<br />
Inlandeis 3100 Meter über dem Meer, es seien<br />
nur no<strong>ch</strong> 280 Kilometer bis zum Pol. Drei<br />
weitere Männer s<strong>ch</strong>ickte er heim. Nun waren<br />
es no<strong>ch</strong> fünf: neben Scott Captain Lawrence<br />
Oates, Dr. Wilson, Bootsmann Edgar Evans<br />
(ein Universal-Handwerker) und Leutnant<br />
Henry R. Bowers, bewundert als der Zäheste<br />
von allen.<br />
10. Januar, Scotts Tagebu<strong>ch</strong>: Reservekleidung<br />
hat keiner mehr. «Wenn das so weitergeht, halten<br />
wir’s n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t aus. Der Rückweg wird au<strong>ch</strong><br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t besser sein.»<br />
Und dann am 16. Januar: «Das Fur<strong>ch</strong>tbare ist<br />
eingetreten! In gehobener Stimmung bra<strong>ch</strong>en<br />
wir auf. Aber na<strong>ch</strong> der zweiten Mars<strong>ch</strong>stunde<br />
entdeckten Bowers’ s<strong>ch</strong>arfe Augen etwas, das<br />
er für ein Wegze<strong>i<strong>ch</strong></strong>en hielt. Das Herz klopfte<br />
mir zum Zerspringen. Eine weitere halbe<br />
Stunde verging – da erblickten wir eine<br />
s<strong>ch</strong>warze Flagge, an einer S<strong>ch</strong>littenkufe befestigt<br />
– S<strong>ch</strong>littengleise, Skispuren – Amundsen<br />
ist der Erste am Pol! An Ruhe war in dieser<br />
Na<strong>ch</strong>t n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t zu denken. Alles, was uns einfiel,<br />
endete mit dem fur<strong>ch</strong>tbaren „Zu spät!“. Und<br />
als es still wurde im Zelt, brüteten wir über die<br />
finstere Vorstellung: Uns graut vor dem<br />
Rückweg!» Und dazu hatten sie allen Grund.<br />
Aus der Traum<br />
17. Januar: Morgens minus 22 Grad, am Pol<br />
sind sie no<strong>ch</strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t gewesen, 12 Kilometer ziehen<br />
sie südwärts. «Hier ist n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts zu sehen –<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts, was s<strong>i<strong>ch</strong></strong> von der s<strong>ch</strong>auerl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Eintönigkeit der letzten Tage unters<strong>ch</strong>iede.»<br />
Jeden Abend s<strong>ch</strong>reibt Scott, im S<strong>ch</strong>lafsack sitzend.<br />
«An diesen entsetzl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Ort haben wir<br />
uns herges<strong>ch</strong>leppt – und n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t einmal die<br />
Ersten sind wir gewesen!»<br />
Do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> am selben Tag rühren s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die<br />
Überlebensinstinkte: Na<strong>ch</strong> einem re<strong>i<strong>ch</strong></strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Mittagsmahl mit einem Stück S<strong>ch</strong>okolade<br />
«und dem komis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>mack einer<br />
Zigarette», die Dr. Wilson zur allgemeinen<br />
Überras<strong>ch</strong>ung anbieten kann, fühlen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die<br />
fünf, wenn Scott re<strong>ch</strong>t hat, «ganz behagl<strong>i<strong>ch</strong></strong>.<br />
Nun auf zum Heimweg und einem verzweifelten<br />
Kampf.»<br />
18. Januar: Drei Kilometer weiter finden die<br />
Engländer Amundsens Zelt, mit der Ein -<br />
ladung, s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der herumliegenden Ausrüst -<br />
ungs stücke zu bedienen, und dem Wuns<strong>ch</strong><br />
«für eine gesunde Heimkehr».<br />
Scott pflanzt den Union Jack auf, hinterlässt<br />
einen Zettel, dass au<strong>ch</strong> die Engländer hier<br />
gewesen seien, und die fünf fotografieren einander.<br />
Am Abend notiert Scott: «Ja, wir haben dem<br />
Ziel unseres Ehrgeizes den Rücken zugekehrt,<br />
und vor uns liegen 1500 Kilometer<br />
Scotts Kettenfahrzeuge waren zu s<strong>ch</strong>wer und pannenanfällig. Eines versank im Meer, die beiden anderen hatten Motors<strong>ch</strong>äden.<br />
»<br />
28<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
29
s<strong>ch</strong>weren S<strong>ch</strong>littenziehens – lebt wohl, ihr<br />
Träume!»<br />
S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Auss<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten<br />
Mindestens 1000 Kilometer davon haben sie<br />
no<strong>ch</strong> bewältigt auf ihrem Todesmars<strong>ch</strong>; nun<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr mit der Alternative, dass sie auf<br />
das Ziel allenfalls hätten verz<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten können,<br />
sondern ums nackte Leben kämpfend – und<br />
dies n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur im alten Trott von Plage, vereis -<br />
ten S<strong>ch</strong>lafsäcken und Pemmikan, sondern<br />
no<strong>ch</strong> dazu mit frostzerfressenen Ges<strong>i<strong>ch</strong></strong>tern,<br />
erfrorenen Fingern und Zehen und s<strong>ch</strong>limmeren<br />
Stürmen, als man um diese Jahreszeit –<br />
dem Spätsommer der Antarktis – hätte erwarten<br />
sollen. Mehr als diese fünf haben<br />
Mens<strong>ch</strong>en nie geleistet und kaum je erduldet.<br />
Einer starb auf halbem Wege; einer su<strong>ch</strong>te den<br />
Opfertod.<br />
No<strong>ch</strong> am 18. Januar ma<strong>ch</strong>en sie s<strong>i<strong>ch</strong></strong> von<br />
Amundsens Zelt weg auf den Weg na<strong>ch</strong><br />
Norden – zunä<strong>ch</strong>st offenbar mit fris<strong>ch</strong>er<br />
Energie, denn am 19. s<strong>ch</strong>affen sie fast 34<br />
Kilometer, mit einem Segel auf dem S<strong>ch</strong>litten,<br />
in das der Südwind bläst.<br />
23. Januar: minus 30 Grad in 3100 Meter<br />
Höhe, Windstärke 7. Dr. Wilson sieht, dass die<br />
Nase von Evans erfroren ist.<br />
24. Januar: «Ein Orkan zwang uns am Mittag,<br />
in die S<strong>ch</strong>lafsäcke zu krie<strong>ch</strong>en.»<br />
26. Januar: Vor Scott liegen no<strong>ch</strong> wenigstens<br />
1000 Kilometer bis zur Küste – Amundsen<br />
und seine vier Männer haben mit zwölf<br />
Hunden das Winterlager an der Bu<strong>ch</strong>t der<br />
Wale erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Nur 40 Tage waren die Norweger unterwegs,<br />
vom Triumph beflügelt, begünstigt von<br />
Amundsens perfekter Vorratswirts<strong>ch</strong>aft und<br />
von verhältnismässig mildem Wetter.<br />
Wer meldet zuerst?<br />
Und do<strong>ch</strong> ist Amundsen no<strong>ch</strong> immer ungeduldig.<br />
Er erinnert s<strong>i<strong>ch</strong></strong> an den erbitterten Kampf<br />
Die Routen der beiden Expeditionen.<br />
Amundsens Basislager war über<br />
100 Kilometer näher am Südpol.<br />
um die Anerkennung, den Frederick Cook und<br />
Robert Peary 1909 über das Erstre<strong>ch</strong>t am<br />
Nordpol geführt haben; und so wartet er auf<br />
dem S<strong>ch</strong>iff na<strong>ch</strong> Neuseeland nervös auf die<br />
erste Chance, der Welt mitzuteilen, dass er der<br />
Sieger am Südpol ist: das Telegraphenamt –<br />
bevor Robert Scott etwas anderes behaupten,<br />
mindestens aber die Aufregung der Welt -<br />
öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit absorbieren könnte.<br />
Scott da<strong>ch</strong>te n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t anders: Sein Tage -<br />
bu<strong>ch</strong>eintrag vom 17. Januar («Nun auf zum<br />
Heimweg und einem verzweifelten Kampf»)<br />
enthielt ursprüngl<strong>i<strong>ch</strong></strong> den Zusatz: «… einem<br />
verzweifelten Kampf, die Na<strong>ch</strong>r<strong>i<strong>ch</strong></strong>t als Erster<br />
zu überbringen». Der wurde im Dienst seines<br />
Na<strong>ch</strong>ruhms von einem unbekannten Image -<br />
pfleger gestr<strong>i<strong>ch</strong></strong>en.<br />
No<strong>ch</strong> etwas hatte Amundsen mit Scott<br />
gemein: Ihren wissens<strong>ch</strong>aftl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Auftrag<br />
nahmen beide n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t sehr ernst. Ein Leutnant<br />
Prestrud von der «Fram» hatte mehrfa<strong>ch</strong><br />
geäussert, wissens<strong>ch</strong>aftl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Erkenntnisse<br />
seien eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> w<strong>i<strong>ch</strong></strong>tiger als der Wettlauf<br />
zum Pol – was Amundsen so ärgerte, dass er<br />
no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Rückkehr an die Bu<strong>ch</strong>t der<br />
Wale sagte, «n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t für eine Million» hätte er<br />
am Pol der Zweite sein wollen.<br />
Scott betreibt seinerseits unvermeidl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
«Wissens<strong>ch</strong>aft»: das tägl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Messen und<br />
Registrieren des Wetters, dazu die Be s<strong>ch</strong>affen -<br />
heit eines unbekannten Kontinents. Warum er<br />
aber einen ganzen Tag des katastrophalen<br />
Rückwegs, den 8. Februar, darauf verwendet,<br />
16 Kilogramm an Gesteinsproben einzusammeln<br />
und den S<strong>ch</strong>litten damit zusätzl<strong>i<strong>ch</strong></strong> zu<br />
belasten, das ist umstritten. «Um als Märtyrer<br />
der Wissens<strong>ch</strong>aft dazustehen!», s<strong>ch</strong>reibt sein<br />
kritis<strong>ch</strong>er Biograf Roland Huntford. Ein anderer:<br />
«Um dem Bootsmann Evans einen<br />
In Amundsens Basislager Framheim Village war man bestens einger<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet.<br />
Kam eine Robbe vorbei, mussten die Männer n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t weit zur Jagd gehen.<br />
Ruhetag zu gönnen: Na<strong>ch</strong> der Nase sind dem<br />
mehrere Finger erfroren, die Nägel lösen s<strong>i<strong>ch</strong></strong>,<br />
die Wunden eitern.» (Das eine Motiv s<strong>ch</strong>liesst<br />
das andere ja n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t aus.)<br />
Es wird immer s<strong>ch</strong>limmer<br />
Neun Tage später, am 17. Februar, bleibt<br />
Evans hinter dem S<strong>ch</strong>litten zurück. Sie finden<br />
ihn mit aufgerissenem Pelz kniend im S<strong>ch</strong>nee<br />
und s<strong>ch</strong>leppen ihn ins Zelt.<br />
«Er erwa<strong>ch</strong>te n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t wieder», heisst es in Scotts<br />
Tagebu<strong>ch</strong>. «Fur<strong>ch</strong>tbar, einen Kameraden so<br />
verlieren zu müssen! Aber immer no<strong>ch</strong> ein<br />
Glück, dass die entsetzl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Aufregungen so<br />
endeten. Mit einem S<strong>ch</strong>werkranken reisen zu<br />
müssen, hätte für uns alle den Tod bedeutet.»<br />
So haben die anderen no<strong>ch</strong> ein biss<strong>ch</strong>en länger<br />
zu leben: vier Wo<strong>ch</strong>en Captain Oates, fast<br />
se<strong>ch</strong>s Wo<strong>ch</strong>en die letzten drei.<br />
Am 18. Februar finden sie ihr «S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t-<br />
hauslager» wieder und mästen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> an<br />
Ponyfleis<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> am 20. gibt Scott zu<br />
Protokoll: «Es geht s<strong>ch</strong>reckl<strong>i<strong>ch</strong></strong> langsam. Wir<br />
sind n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr so leistungsfähig wie zu<br />
Anfang, und die Jahreszeit s<strong>ch</strong>reitet fort.» Sie<br />
s<strong>ch</strong>affen nur no<strong>ch</strong> ein bis zwei Kilometer in<br />
der Stunde und hö<strong>ch</strong>stens zehn Kilometer am<br />
Tag.<br />
Am 24. Februar erwartet sie der nä<strong>ch</strong>ste<br />
S<strong>ch</strong>ock: «Wir erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten das Depot am<br />
Vormittag und fanden die Vorräte in guter<br />
Ordnung – nur zu wenig Öl!» In den<br />
Kanistern ist das Paraffinöl von vier Litern auf<br />
einen ges<strong>ch</strong>rumpft – eine unter <strong>Polar</strong>fors<strong>ch</strong>ern<br />
längst bekannte Reaktion auf extreme Kälte.<br />
Scott hatte das auf der «Discovery» selbst<br />
erfahren, es auf den Korkvers<strong>ch</strong>luss ges<strong>ch</strong>oben<br />
und für diesmal S<strong>ch</strong>raubvers<strong>ch</strong>lüsse mit<br />
Lederabd<strong>i<strong>ch</strong></strong>tung bestellt; luftd<strong>i<strong>ch</strong></strong>t waren die »<br />
<br />
<br />
<br />
Für aussergewöhnl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Leistungen<br />
30<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
31
Kanister n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, anders als die von Amundsen.<br />
Das biss<strong>ch</strong>en Öl benötigen die vier zum<br />
Ko<strong>ch</strong>en; zum Heizen ist bald n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts mehr da.<br />
26. Februar: morgens minus 33 Grad – ungewöhnl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
für den antarktis<strong>ch</strong>en August. Die<br />
erfrorenen Zehen von Captain Oates sind<br />
brandig geworden; anderthalb Stunden<br />
brau<strong>ch</strong>t er, um s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die Stiefel anzuziehen.<br />
3. März: «Oft war der Sturm so heftig, dass<br />
wir den S<strong>ch</strong>litten n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t von der Stelle bra<strong>ch</strong>ten.<br />
Gott steh uns bei! Diesen Strapazen sind<br />
wir n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t gewa<strong>ch</strong>sen.» Wo bleiben die Hunde?<br />
Scott hatte sie am 11. Dezember do<strong>ch</strong> mit der<br />
Weisung zurückges<strong>ch</strong>ickt, dass sie ihnen entgegenkommen<br />
sollten!<br />
5. März: Zweimal kippt der S<strong>ch</strong>litten um.<br />
Oates hinkt.<br />
6. März: Oates sitzt auf dem S<strong>ch</strong>litten und<br />
lässt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> ziehen. «Er ist ein s<strong>ch</strong>reckl<strong>i<strong>ch</strong></strong>es<br />
Hemmnis geworden», s<strong>ch</strong>reibt Scott.<br />
8. März – draussen in der Mens<strong>ch</strong>enwelt jubiliert<br />
die «New York Times»: «Die ganze Welt<br />
ist jetzt entdeckt!» Amundsen hat also, na<strong>ch</strong><br />
41 Tagen bangen Wartens, den zweiten Sieg<br />
errungen: au<strong>ch</strong> mit der Na<strong>ch</strong>r<strong>i<strong>ch</strong></strong>t der Erste zu<br />
sein. Norwegen ist begeistert, England verstört.<br />
Sollte Scott wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong> verloren haben?<br />
Norwegens Diplomaten weisen darauf hin,<br />
dass ihr Land zurzeit in Grossbritannien unbeliebt<br />
sei; von einer Vortragsreise Amundsens<br />
na<strong>ch</strong> England sei abzuraten. Und wo bleibt<br />
Scott?<br />
Keine Hoffnung mehr<br />
Scott bleibt im Eis, no<strong>ch</strong> mal drei Wo<strong>ch</strong>en<br />
kämpfend bis zum letzten Atemzug. Am<br />
10. März fragt Captain Oates den Dr. Wilson,<br />
ob er eine Überlebens<strong>ch</strong>ance habe. «Natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
musste Wilson sagen, dass er das glaube. In<br />
Wahrheit gibt es keine mehr.» Und: «Unsere<br />
Kleider sind so vereist, dass wir sie kaum<br />
no<strong>ch</strong> an- und ausziehen können.» Aber ihren<br />
S<strong>ch</strong>litten zerren sie weiter.<br />
14. März: minus 43 Grad – mittags! Am 16.<br />
ma<strong>ch</strong>t Oates den Vors<strong>ch</strong>lag, ihn in seinem<br />
S<strong>ch</strong>lafsack zurückzulassen. Die drei anderen<br />
widerspre<strong>ch</strong>en, pfl<strong>i<strong>ch</strong></strong>tgemäss. Na<strong>ch</strong> einer<br />
weiteren s<strong>ch</strong>limmen Na<strong>ch</strong>t aber sagt Oates:<br />
«I<strong>ch</strong> will mal rausgehen. Vielle<strong>i<strong>ch</strong></strong>t bleibe <strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
eine Weile.» Und er hinkt aus dem Zelt.<br />
Da sind sie no<strong>ch</strong> drei: Scott, Bowers, Dr.<br />
Wilson. Drei Tage quälen sie s<strong>i<strong>ch</strong></strong> weiter; vom<br />
20. März an verlassen sie «wegen eines wütenden<br />
Orkans» das Zelt n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr. «20 Kilo -<br />
meter bis zum nä<strong>ch</strong>sten Depot!», seufzt Scott.<br />
Am 22. März: kein Öl mehr – kaltes Essen<br />
no<strong>ch</strong> für zwei Tage. Scotts re<strong>ch</strong>ter Fuss ist<br />
erfroren. «Wir haben bes<strong>ch</strong>lossen», kritzelt er,<br />
«eines natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Todes zu sterben. Wir wollen<br />
zum Depot mars<strong>ch</strong>ieren und auf unserer<br />
Spur zusammenbre<strong>ch</strong>en.»<br />
Aber wollen das wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong> alle drei? Oder hoffen<br />
Wilson und Bowers no<strong>ch</strong>, Scott würde als<br />
Erster sterben und sie könnten weiterziehen?<br />
Darüber hat es Spekulationen gegeben. Das<br />
Opium, das Dr. Wilson am 11. März vorsorgl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
verteilt hat, nehmen sie jedenfalls n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Der S<strong>ch</strong>neesturm wütet weiter.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en dem 23. und dem 28. März enthält<br />
das Tagebu<strong>ch</strong> keinen Eintrag. Vermutl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
s<strong>ch</strong>reibt Scott seine merkwürdige «Bots<strong>ch</strong>aft<br />
an die Öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit» und seine Ab s<strong>ch</strong>ieds -<br />
briefe, an Freunde, an die Familien seiner<br />
Kamerade. «S<strong>ch</strong>ickt dieses Tagebu<strong>ch</strong> meiner<br />
Frau», hat er ges<strong>ch</strong>rieben und dann «Frau»<br />
dur<strong>ch</strong>gestr<strong>i<strong>ch</strong></strong>en: «Witwe».<br />
Scotts letzte Bots<strong>ch</strong>aft<br />
Die «Bots<strong>ch</strong>aft», die siebeneinhalb Monate<br />
später aus dem Zelt geborgen wird, beginnt<br />
mit dem starken Satz: «Die Ursa<strong>ch</strong>en unseres<br />
S<strong>ch</strong>eiterns liegen n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t in fehlerhafter<br />
Organisation, sondern darin, dass wir in allem<br />
Pe<strong>ch</strong> hatten.» Die Versorgung sei perfekt organisiert<br />
gewesen, und sie wären unversehrt<br />
zurückgekommen «ohne das erstaunl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Versagen (failure!) des Mannes, den wir für<br />
den kräftigsten hielten: Edgar Evans. Er starb<br />
eines natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Todes, aber er liess uns<br />
ers<strong>ch</strong>üttert zurück.»<br />
Werbeplakat: Amundsens Vortragsreise<br />
na<strong>ch</strong> seiner Rückkehr wurde<br />
zum Publikumsrenner.<br />
Die s<strong>ch</strong>limmste Überras<strong>ch</strong>ung jedo<strong>ch</strong> sei das<br />
Wetter: s<strong>ch</strong>reckl<strong>i<strong>ch</strong></strong>ere Kälte als je in dieser<br />
Jahreszeit und dazu der Sturm, der sie zuletzt<br />
im Zelt festgehalten habe. Kein Mens<strong>ch</strong> habe<br />
je einen sol<strong>ch</strong>en Monat dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t wie<br />
ihren letzten. Und trotzdem würden sie’s<br />
ges<strong>ch</strong>afft haben, wäre n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Captain<br />
Oates ausgefallen und hätte n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t das Öl in<br />
den Depots gefehlt – ein Mangel, für den er<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t hafte.<br />
«Aber <strong>i<strong>ch</strong></strong> bereue diese Reise n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t», s<strong>ch</strong>rieb<br />
Scott. «Sie hat gezeigt, dass Engländer s<strong>i<strong>ch</strong></strong> in<br />
jeder Not behaupten, einander helfen und dem<br />
Tod mit derselben Seelenstärke entgegengehen<br />
wie in vergangenen Zeiten ... Hätten wir<br />
überlebt, würde <strong>i<strong>ch</strong></strong> eine Ges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te von der<br />
Zähigkeit, der Standhaftigkeit, dem Mut meiner<br />
Kameraden erzählen können, die das Herz<br />
jedes Engländers bewegt hätte. Nun müssen<br />
diese groben Notizen und unsere Le<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
genügen.»<br />
Am 29. März 1912 greift Scott zum letzten<br />
Mal zum Bleistift. Seit a<strong>ch</strong>t Tagen wirbelndes<br />
S<strong>ch</strong>neegestöber – und somit absolut keine<br />
Chance, das Depot zu erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en. «Auf<br />
«Der S<strong>ch</strong>litten br<strong>i<strong>ch</strong></strong>t einem das Kreuz»: Je vier von Scotts Männern zogen einen 360 Kilo s<strong>ch</strong>weren S<strong>ch</strong>litten.<br />
Besserung können wir jetzt n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr hoffen.<br />
Aber wir werden bis zum Ende aushalten. Der<br />
Tod kann n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t fern sein. Es ist ein Jammer,<br />
aber <strong>i<strong>ch</strong></strong> glaube n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, dass <strong>i<strong>ch</strong></strong> no<strong>ch</strong> weiters<strong>ch</strong>reiben<br />
kann. Um Gottes willen – sorgt für<br />
unsere Angehörigen!»<br />
Posthumer Ruhm<br />
Scotts Männer im Standquartier auf der Ross-<br />
Insel mussten die <strong>Polar</strong>na<strong>ch</strong>t tatenlos verstre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
lassen. Am 29. Oktober endl<strong>i<strong>ch</strong></strong> bra<strong>ch</strong> ein<br />
Su<strong>ch</strong>trupp auf; am 12. November fanden sie<br />
das von S<strong>ch</strong>nee zugedeckte Zelt, mit den drei<br />
Le<strong>i<strong>ch</strong></strong>en in ihren S<strong>ch</strong>lafsäcken. Sie nahmen<br />
Wertsa<strong>ch</strong>en, Briefe und Scotts Tagebu<strong>ch</strong> an<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong>, err<strong>i<strong>ch</strong></strong>teten über dem Zelt eine<br />
S<strong>ch</strong>neepyramide und setzten ein Kreuz aus<br />
zwei Skiern darauf.<br />
Aber es dauerte no<strong>ch</strong> einmal drei Monate,<br />
bis die Welt von Scotts Tod erfuhr. Am<br />
10. Februar 1913 erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>te die «Terra Nova»<br />
Neuseeland, und ihr Kapitän gab das<br />
Telegramm auf, das England und die halbe<br />
Welt ers<strong>ch</strong>ütterte. «Man muss lange zurück -<br />
gehen in der Ges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te britis<strong>ch</strong>er Ent -<br />
deckungen, um auf eine Katastrophe dieses<br />
Ausmasses zu stossen», s<strong>ch</strong>rieb die «Times»<br />
am 13. Februar – und nun begann, zwis<strong>ch</strong>en<br />
englis<strong>ch</strong>em Ho<strong>ch</strong>mut und tröstl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er Legende,<br />
der Grossversu<strong>ch</strong>, aus dem Verlierer den<br />
eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Heros zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
«Wir stehen bei Captain Scott und seinen<br />
Helden in ewiger S<strong>ch</strong>uld», s<strong>ch</strong>rieb die «Daily<br />
Mail», und grandioser als der selbst gewählte<br />
Tod des Captain Oates sei n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts in der<br />
Ges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te englis<strong>ch</strong>en Heldentums. Die<br />
«Times»: «So sind Mens<strong>ch</strong>en bes<strong>ch</strong>affen, die<br />
Weltre<strong>i<strong>ch</strong></strong>e aufbauen, und solange ein sol<strong>ch</strong>er<br />
Geist in uns lebt, werden wir das Empire<br />
erhalten können, das unsere Väter ges<strong>ch</strong>affen<br />
haben.»<br />
Dazu Pressestimmen wie die: Amundsen habe<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> einfa<strong>ch</strong> den bes<strong>ch</strong>werl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en, also den<br />
noblen Weg erspart, und ein «Wettlauf» habe<br />
gar n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t stattgefunden: «War es denn Scotts<br />
Auftrag, an einem Marathonlauf teilzunehmen?»<br />
Ein ehemaliger Präsident der Royal<br />
Geographical Society – Clements R.<br />
Markham – verkündete: «Wenige Ereignisse<br />
lassen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> in Hoheit und Leid mit diesem<br />
Ende im S<strong>ch</strong>weigen des S<strong>ch</strong>nees vergle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en.»<br />
Der Sekretär der Gesells<strong>ch</strong>aft äusserte<br />
geradeheraus sein Bedauern, dass ein<br />
«Professioneller» den Sieg errungen habe –<br />
das äusserste Gegenteil also eines Gentle -<br />
mans.<br />
Unbestreitbar hätte Scott als lebendig heimgekehrter<br />
Verlierer kein au<strong>ch</strong> nur annähernd so<br />
übers<strong>ch</strong>wängl<strong>i<strong>ch</strong></strong>es E<strong>ch</strong>o hervorgerufen.<br />
Respekt hätte man ihm bezeugt, ihn getröstet,<br />
vielle<strong>i<strong>ch</strong></strong>t ihm einen Orden verliehen – gewiss<br />
aber au<strong>ch</strong> ihn peinl<strong>i<strong>ch</strong></strong> befragt, warum er sein<br />
heldenhaftes Unternehmen so stümperhaft<br />
gemanagt hatte.<br />
Daraus leitete Roland Huntford 1979 den<br />
Verda<strong>ch</strong>t ab, Scott habe den vielle<strong>i<strong>ch</strong></strong>t no<strong>ch</strong><br />
mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Weitermars<strong>ch</strong> zum nä<strong>ch</strong>sten Depot<br />
verweigert, eigens um seinen Opfertod zu<br />
inszenieren – und s<strong>i<strong>ch</strong></strong> für sein vielfältiges<br />
Versagen n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t re<strong>ch</strong>tfertigen zu müssen.<br />
Auss<strong>ch</strong>liessen lässt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> das n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t.<br />
Eine plausiblere Deutung lautet: Selbst die<br />
s<strong>ch</strong>ier unglaubl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Zähigkeit der letzten drei<br />
musste einmal an ihr Ende kommen – und<br />
sterbend gewährte s<strong>i<strong>ch</strong></strong> Scott den Trost, an seiner<br />
Legende zu weben. «Wir werden sterben<br />
wie Gentlemen», hiess es in einem seiner<br />
Abs<strong>ch</strong>iedsbriefe. Wirksamer hätte man der<br />
öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Meinung seines Vaterlandes n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />
zuarbeiten können.<br />
Und Amundsen?<br />
Scotts Grab in der Antarktis: Das Zelt, in dem er starb, wurde mit Eisbrocken zugedeckt,<br />
ein Kreuz erweist ihm die letzte Ehre.<br />
Amundsen, der zum Nordpol wollte und s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
mit dem Südpol tröstete, bezwang von 1918<br />
bis 1920 au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Nordostpassage (den<br />
Seeweg um Sibirien herum). Den Nordpol<br />
konnte er 1926 mit einem Lufts<strong>ch</strong>iff wenigstens<br />
überfliegen. 1928 startete er mit einem<br />
Wasserflugzeug zur Rettung des italienis<strong>ch</strong>en<br />
<strong>Polar</strong>fors<strong>ch</strong>ers Nobile, dessen Luf t -<br />
s<strong>ch</strong>iff im Eis zers<strong>ch</strong>ellt war. Nobile lebte<br />
no<strong>ch</strong> 50 Jahre lang; Amundsen stürzte ab und<br />
ist vers<strong>ch</strong>ollen.<br />
D<strong>i<strong>ch</strong></strong>t beim Südpol steht heute die Amundsen-<br />
Scott-Station, 6000 Quadratmeter auf hydraulis<strong>ch</strong>en<br />
Stelzen, von 150 Wissens<strong>ch</strong>aftlern und<br />
Te<strong>ch</strong>nikern bewohnt. Die Mutigsten rennen aus<br />
der Sauna, um den geographis<strong>ch</strong>en Südpol zu<br />
besu<strong>ch</strong>en, nackt in Gummistiefeln. <strong>Polar</strong>NEWS<br />
Wolf S<strong>ch</strong>neider, 86, war Leiter der Ham burger<br />
Journalistens<strong>ch</strong>ule und veröffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>te 29 Bü<strong>ch</strong>er<br />
zum Thema deuts<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e. Nebenbei widmet er<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> historis<strong>ch</strong>en Themen.<br />
Der Text ist dem Magazin GEOkompakt<br />
Nr. 22 – «Abenteuer Expedition»<br />
ent nommen. Erhältl<strong>i<strong>ch</strong></strong> in ausgewählten<br />
Bu<strong>ch</strong>handlungen oder im Webshop unter<br />
www.geowebshop.de<br />
32<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
33
Dies & Das<br />
Aus neuer S<strong>i<strong>ch</strong></strong>t bes<strong>ch</strong>rieben<br />
Na<strong>ch</strong> unzähligen Bü<strong>ch</strong>ern über s<strong>i<strong>ch</strong></strong> selber und den Yeti fühlt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der Extrembergsteiger<br />
Reinhold Messner in seinem neuen Bu<strong>ch</strong> in den Expeditionsteilnehmer Hjalmar Johansen<br />
hinein: Le<strong>i<strong>ch</strong></strong>tfüssig erzählt und gut dokumentiert entwickelt der Autor ein berührendes<br />
Psy<strong>ch</strong>ogramm des glücklosen Abenteurers.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en Fotoapparat und Pinsel<br />
Eigentl<strong>i<strong>ch</strong></strong> ist Karl-Heinz Hug Fotograf. In der Malerei entdeckt der Profi aber neue Mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keiten, seine Umwelt in Bildern festzuhalten. Aus<br />
der Spannung zwis<strong>ch</strong>en dem Festhalten des Moments und dem kreativen Arbeitsprozess entsteht Malerei und FotoArt – au<strong>ch</strong> Bilder von<br />
arktis<strong>ch</strong>en Regionen aus der Vogelperspektive.<br />
«Ein tapferer, umgängl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er Mann, ein guter<br />
Kamerad, treuer Freund, so aufr<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig und natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong>,<br />
bes<strong>ch</strong>eiden und s<strong>ch</strong>weigsam, eine Seele, die<br />
keinen Verrat kannte.» So bes<strong>ch</strong>rieb der <strong>Polar</strong> -<br />
fors<strong>ch</strong>er Fridtjof Nansen seinen Exped itions -<br />
teilnehmer Hjalmar Johansen. Alles Eigen s<strong>ch</strong>aften,<br />
die au<strong>ch</strong> einen Mann wie Reinhold Messner,<br />
Bergsteiger-Pionier und Arktis-Dur<strong>ch</strong> querer,<br />
beeindrucken. Deshalb widmet er s<strong>i<strong>ch</strong></strong> in seinem<br />
neuen Bu<strong>ch</strong> «Pol – Hjalmar Johansens Hunde -<br />
jahre» auss<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> der Bio grafie von Johansen,<br />
in seiner Zeit der beste Turner und Skisportler<br />
Norwegens. Messner bes<strong>ch</strong>reibt in I<strong>ch</strong>-Form, wie<br />
Hjalmar 1893 bis 1896 mit Fridtjof Nansen beim<br />
Versu<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eitert, auf Skiern den Nordpol zu erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en,<br />
und wie er 1911/1912 im Team von Roald<br />
Amundsen zum Südpol unterwegs ist. Johansen<br />
Gefunden im eben erst ers<strong>ch</strong>ienenen<br />
Bildband «70er» (Aura-Verlag) des Luzerner<br />
Fotografen Emanuel Ammon, das in spannenden<br />
Bildern den Zeitgeist der 1970er-<br />
Jahre in der S<strong>ch</strong>weiz dokumentiert:<br />
Tierpflegerin Maxi Niedermeyer führt den<br />
Eisbären «Baby» des Circus Stey in<br />
Rothenburg an der Leine spazieren.<br />
Neugierige Kinder folgen dem ungle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Paar – was für eine Attraktion!<br />
Das Bild entstand 1976 und zeigt, wie unbedarft<br />
man Tiere damals zur S<strong>ch</strong>au stellte und<br />
wie unvors<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig man die Wildheit eines<br />
Eisbären und von Raubtieren allgemein<br />
fals<strong>ch</strong> eins<strong>ch</strong>ätzte. Au<strong>ch</strong> wenn der Eisbär<br />
«Baby» hiess: Ein S<strong>ch</strong>lag mit seinen Pranken<br />
stellt Ents<strong>ch</strong>eide Amundsens in Frage und wird von<br />
seinem Chef zurück ins Basislager ges<strong>ch</strong>ickt. Der<br />
treue Helfer geht beide Male leer aus, den Ruhm<br />
ernten andere. 1913 ers<strong>ch</strong>oss s<strong>i<strong>ch</strong></strong> Johansen in<br />
einem Park in Oslo, er war 45 Jahre alt.<br />
Messner stützt seine Erzählung gut dokumentiert<br />
auf Tagebü<strong>ch</strong>er vers<strong>ch</strong>iedener Expeditions teil -<br />
nehmer und hält s<strong>i<strong>ch</strong></strong> dadur<strong>ch</strong> streng an die historis<strong>ch</strong>en<br />
Fakten. Die I<strong>ch</strong>-Form erlaubt es dem Autor,<br />
einen Mens<strong>ch</strong>en zu bes<strong>ch</strong>reiben, von dem er selber<br />
tief beeindruckt ist. Ein spannendes, kurzweilig zu<br />
<strong>lesen</strong>des Bu<strong>ch</strong> mit vielen Original-Bildern der<br />
bes<strong>ch</strong>riebenen Expeditionen. N<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur für Pol-<br />
Freunde ein Vergnügen. Einziger winziger Makel:<br />
Das Bu<strong>ch</strong>-Cover geht komplett am Inhalt vorbei.<br />
Christian Hug<br />
«Baby» geht mit Maxi spazieren<br />
Ein kurioses Bild regt zum Na<strong>ch</strong>denken an. Über den Umgang der Mens<strong>ch</strong>en mit wilden<br />
Tieren – gestern und heute.<br />
hätte genügt, und seine Pflegerin hätte selber<br />
einen Pfleger gebrau<strong>ch</strong>t.<br />
Wie gefährl<strong>i<strong>ch</strong></strong> Eisbären au<strong>ch</strong> in freier<br />
Wildbahn sind, zeigte der Angriff eines<br />
Bären auf ein Zeltlager englis<strong>ch</strong>er<br />
Jugendl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er vergangenen August in<br />
Spitzbergen: Obwohl die Lagerleiter bewaffnet<br />
waren, verletzte das Tier zwei<br />
Jugendl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e und zwei Gruppenleiter und<br />
tötete einen Jugendl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en. Der Eisbär wurde<br />
s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> ers<strong>ch</strong>ossen.<br />
Zuletzt war auf Spitzbergen im Jahr 1995 ein<br />
Mens<strong>ch</strong> am Rand von Longyearbyen von<br />
einem Eisbären getötet worden.<br />
Christian Hug<br />
Reinhold Messner: «Pol – Hjalmar Johansens<br />
Hundejahre». Malik-Verlag, 301 Seiten.<br />
IMPRESSUM<br />
Auflage: 50’000<br />
Herausgeber<br />
KubnyArt<br />
Ackersteinstr. 20<br />
8049 Zür<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Tel. +41 44 342 36 60<br />
Fax +41 44 342 36 61<br />
Mail: redaktion@polar-news.com<br />
Web www.polar-news.com<br />
Redaktion<br />
Heiner Kubny<br />
Christian Hug<br />
Rosamaria Kubny<br />
Blattma<strong>ch</strong>er<br />
Christian Hug<br />
6370 Stans<br />
Korrektorat<br />
Riccardo Caravina, Sarnen<br />
Layout<br />
Hug Design<br />
Sadia Hug<br />
Petit-Vivy<br />
1783 Barberê<strong>ch</strong>e<br />
Druck<br />
Vogt-S<strong>ch</strong>ild Druck AG<br />
Gutenbergstrasse 1<br />
4552 Derendingen<br />
Anzeigen<br />
Kubny Art<br />
8049 Zür<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Tel. +41 44 342 36 60<br />
Fax +41 44 342 36 61<br />
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Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Priska Abbühl<br />
Peter Balwin<br />
Greta Paulsdottir<br />
Wolf S<strong>ch</strong>neider<br />
Christoph Höbenre<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Als freis<strong>ch</strong>affender Tier- und Werbefotograf ist<br />
Karl-Heinz Hug aus Barberê<strong>ch</strong>e im Kanton<br />
Freiburg oft auf <strong>Reisen</strong> unterwegs. Aus dem<br />
Flugzeug betra<strong>ch</strong>tet er dann die Welt von oben<br />
und ist immer wieder fasziniert von den<br />
Formen und Farben, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong> tausende von<br />
Metern unter ihm offenbaren.<br />
«An einem s<strong>ch</strong>önen Sonntag vor vier Jahren<br />
habe <strong>i<strong>ch</strong></strong> zu Hause das Malset hervorgenommen,<br />
das meine Frau vor langer Zeit gekauft,<br />
aber nie gebrau<strong>ch</strong>t hatte, und habe einfa<strong>ch</strong><br />
angefangen zu malen», erzählt Karl-Heinz. Mit<br />
seiner Frau meint er übrigens Sadia, die<br />
Grafikerin von <strong>Polar</strong>NEWS. Im Gegensatz zur<br />
Fotografie sei die Malerei n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t das Einfangen<br />
eines Moments, sondern eine Entwicklung, ein<br />
Arbeitsprozess, «in den <strong>i<strong>ch</strong></strong> oft bis in die Na<strong>ch</strong>t<br />
tief versunken bin». Sein erstes Bild war ein<br />
Portrait von Imo, seinem S<strong>ch</strong>äferhund.<br />
Karl-Heinz fand sehr s<strong>ch</strong>nell Gefallen an der<br />
Malerei, «weil man beim Malen immer an<br />
einen Punkt kommt, wo man n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr weiter<br />
weiss». Dann muss er das Bild ruhen lassen, bis<br />
die zündende Idee kommt. Das dauere man<strong>ch</strong>mal<br />
Tage, man<strong>ch</strong>mal Monate. «Beim Foto -<br />
grafieren kann man s<strong>i<strong>ch</strong></strong> zwar ausführl<strong>i<strong>ch</strong></strong> vorbereiten,<br />
das Fotografieren selbst passiert aber<br />
im Moment, dana<strong>ch</strong> ist n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts mehr veränderbar»,<br />
erklärt Karl-Heinz.<br />
Neben Tierportraits fing er an, die Eindrücke<br />
von den Flügen umzusetzen. So entstand au<strong>ch</strong><br />
das Bild «Sibirien»: «I<strong>ch</strong> war auf dem Rück -<br />
flug von Tokyo na<strong>ch</strong> Zür<strong>i<strong>ch</strong></strong>, und auf zehn<br />
Kilometern Höhe sah <strong>i<strong>ch</strong></strong> dieses Land in seiner<br />
s<strong>ch</strong>önsten Pra<strong>ch</strong>t.»<br />
Seine Eindrücke von Sibirien hat er dann aber<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mit Pinsel und Farbe auf eine Leinwand<br />
gebra<strong>ch</strong>t, sondern die digitale Fotografie mit<br />
mehreren Computerprogrammen bearbeitet<br />
und s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> im Grossformat auf Dibond<br />
gedruckt. FotoArt nennt er diese Form von<br />
Kunst.<br />
Inzwis<strong>ch</strong>en zeigt Karl-Heinz seine Werke an<br />
Ausstellungen und bietet sie zum Verkauf an.<br />
www.artoogle.<strong>ch</strong>/artist.php?I=1170730635<br />
Rosamaria Kubny<br />
«Sibirien», FotoArt auf Dibond,<br />
200x100 Zentimeter.<br />
«<strong>Polar</strong>». Acryl auf Leinwand,<br />
190x190 Zentimeter.<br />
Eine aus heutiger S<strong>i<strong>ch</strong></strong>t bizarre Attraktion: Zirkus-Eisbär auf Dorfspaziergang, 1976.<br />
34 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
35
Analyse<br />
Die Freiheit, die Extrembergsteiger und Antarktis-Abenteurer meinen: Der Berg ist aus eigener Kraft bezwungen, die Auss<strong>i<strong>ch</strong></strong>t über das Dronning-Maud-Land ist überwältigend.<br />
Von Christoph Höbenre<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
(Text und Bilder)<br />
Das erste Fahrzeug des Konvois s<strong>ch</strong>iebt ein<br />
Radargerät an einem langen Auslegerarm vor<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> her. Mit diesem Gerät können verborgene<br />
Glets<strong>ch</strong>erspalten entdeckt werden. Au<strong>ch</strong><br />
wenn wir sie mit freiem Auge n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t erkennen,<br />
an unserem vereinbarten Abholungs -<br />
punkt wimmelt es nur so von Spalten. So<br />
bleiben die Fahrzeuge dann au<strong>ch</strong> vor einem<br />
uns<strong>i<strong>ch</strong></strong>tbaren, mehrere dutzend Meter tiefen<br />
und drei Meter breiten Spalt, der mit einer<br />
dicken Presss<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>t bedeckt ist, stehen.<br />
Für Skiläufer sind diese Spalten kein<br />
Problem, aber für Fahrzeuge do<strong>ch</strong> ein Risiko.<br />
Die erste österre<strong>i<strong>ch</strong></strong>is<strong>ch</strong>e Expedition na<strong>ch</strong><br />
Dronning-Maud-Land, die <strong>i<strong>ch</strong></strong> im November<br />
2009 leitete, geht zu Ende. Nirgendwo sonst<br />
ragen derart imposante Türme und Pfeiler<br />
aus den horizontalen Eismassen Antarcticas.<br />
Mit Ski und selbst gezogenen Pulkas<strong>ch</strong>litten<br />
dur<strong>ch</strong> die südpolare Eiswüste und Gebirgs -<br />
welt zu reisen, war anstrengend und meditativ<br />
zugle<strong>i<strong>ch</strong></strong>.<br />
Nur auf der letzten Etappe unserer Expe dition<br />
am nördl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Ausläufer der Berge kamen in<br />
mir zwiespältige Gefühle auf. Als <strong>i<strong>ch</strong></strong> näml<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
die Fahrzeuge und die herumstehenden<br />
Mens<strong>ch</strong>en erspähte, mis<strong>ch</strong>te s<strong>i<strong>ch</strong></strong> neben die<br />
Abenteuer<br />
Antarctica<br />
Ein kritis<strong>ch</strong>er Überblick über das heutige Expeditionswesen<br />
und die sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Ers<strong>ch</strong>liessungsges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te der Antarktis.<br />
Freude über das Wiedersehen n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur<br />
Wehmut über das Ende unserer Skireise: Die<br />
Fahrzeuge wirkten auf m<strong>i<strong>ch</strong></strong> vielmehr wie<br />
Fremdkörper, die die Harmonie des Eises<br />
störten. Bei ihrem Anblick verlor <strong>i<strong>ch</strong></strong> das<br />
Gefühl, in der Wildnis zu sein, und fühlte<br />
m<strong>i<strong>ch</strong></strong> mit einem S<strong>ch</strong>lag zurück in die<br />
Zivilisation versetzt.<br />
Gemeinsam mit den Expeditionsteilnehmern<br />
Paul Koller und Karl P<strong>i<strong>ch</strong></strong>ler gelang es, auf<br />
150 Kilometern Gehstrecke zahlre<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Gipfel<br />
von Bergen und kleinen Nunataks zu besteigen.<br />
Wir stiessen im Holtedahl-Gebirge in ein<br />
Gebiet vor, in dem vor uns no<strong>ch</strong> nie Berg -<br />
steiger waren, und lernten diesen Teil der Ant -<br />
arktis im wahrsten Sinne als eine «Wunder -<br />
volle» Welt kennen. Hier gibt es keine Wege,<br />
Spuren oder sonstige Ze<strong>i<strong>ch</strong></strong>en von Mens<strong>ch</strong>en.<br />
In Dronning-Maud-Land ist der Mythos der<br />
Terra incognita no<strong>ch</strong> überall spürbar. Und<br />
was gibt es S<strong>ch</strong>öneres, als unbekannte<br />
Gebirge und unbestiegene Berge zu erkunden?<br />
Eine Mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit, die in den Alpen<br />
Bergsteiger zuletzt im 19. Jahrhundert hatten.<br />
Den von uns erstbestiegenen Bergen<br />
gaben wir dann in Übereinstimmung mit den<br />
eins<strong>ch</strong>lägigen R<strong>i<strong>ch</strong></strong>tlinien zur Namens -<br />
gebung in der Antarktis Namen wie «Österre<strong>i<strong>ch</strong></strong>spitze»,<br />
«Steirerturm», «Gipfel der<br />
Stille», «Kamelbuckel» oder «Galileoberg».<br />
Mit Vollgas dur<strong>ch</strong> die Antarktis<br />
Anfangs war <strong>i<strong>ch</strong></strong> über den Einsatz der<br />
Fahrzeuge für unsere Abholung n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t sehr<br />
erfreut. N<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur aus ökologis<strong>ch</strong>en Gründen,<br />
sondern au<strong>ch</strong> deshalb, da ein Land, das man<br />
mit dem Auto bereisen kann, seinen Mythos<br />
und Abenteuerwert verliert. Do<strong>ch</strong> meine<br />
Skepsis – zumindest was die Umweltfrage<br />
betrifft – w<strong>i<strong>ch</strong></strong> ein wenig, als <strong>i<strong>ch</strong></strong> sah, wie<br />
sauber diese modernen Fahrzeuge gegenüber<br />
den oft jahrzehntealten Kettenfahrzeugen der<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsstationen sind, wel<strong>ch</strong>e Ölspuren<br />
im Eis hinterlassen und spr<strong>i<strong>ch</strong></strong>wörtl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Tonnen an Diesel verblasen.<br />
Die Toyotas wurden in Island eigens für sol<strong>ch</strong>e<br />
extremen Wintereinsätze adaptiert und<br />
mit dicken Ballonreifen samt Spikes ausgerüstet.<br />
Dur<strong>ch</strong> sie wurde es mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>, au<strong>ch</strong> die<br />
modernen «Wettläufe zum Südpol» dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />
In den letzten Jahren fuhren mehrmals<br />
Allradfahrzeuge zur Unterstützung dieser<br />
Rennen rund 2200 Kilometer von der<br />
Novo-Airbase bis zum Südpol und wieder<br />
zurück. Bis zu 80 km/h erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en die Fahrer<br />
auf dem ebenen <strong>Polar</strong>plateau. Ledigl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Sastrugifelder, das sind Gebiete mit sturmgefrästen<br />
Eiswellen, die einem erstarrten Meer<br />
gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en, zwingen bisweilen zu S<strong>ch</strong>ritt -<br />
tempo.<br />
Die moderne Te<strong>ch</strong>nik hat ein neues Zeitalter<br />
des Transportwesens in Antarctica eingeläutet,<br />
dessen erste Versu<strong>ch</strong>e bis in die goldene<br />
Ära der Eroberungsexpeditionen zurückre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en.<br />
Bereits Ernest Shackleton versu<strong>ch</strong>te<br />
auf der Nimrod-Expedition 1907-09 Kraf -<br />
tfahrzeuge einzusetzen, hatte dabei jedo<strong>ch</strong><br />
wenig Erfolg. Au<strong>ch</strong> Robert Falcon Scott<br />
glaubte 1911 irrtüml<strong>i<strong>ch</strong></strong>erweise, dur<strong>ch</strong> die<br />
Leistungsfähigkeit seiner Ketten-Autos den<br />
Wettlauf gegen Roald Amundsen und seine<br />
S<strong>ch</strong>littenhunde gewinnen zu können.<br />
Und die kreative Te<strong>ch</strong>nik des grossen<br />
<strong>Polar</strong>fors<strong>ch</strong>ers Alfred Wegener, der in Grön -<br />
land s<strong>ch</strong>on 1930 propellerbetriebene S<strong>ch</strong>litten -<br />
fahrzeuge einsetzte, wurde 2010 im Zuge der<br />
Moon-Regan-Transantarctic-Expedition an -<br />
gewendet: Diese raste mit Allradfahr zeugen<br />
und einem dreikufigen Propeller s<strong>ch</strong>litten in<br />
einer «Rekordzeit» von 303 Stunden von der<br />
neuen Landebasis am Union Glacier über<br />
den Südpol bis na<strong>ch</strong> McMurdo. Und dann<br />
wieder retour.<br />
»<br />
36<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
37
<strong>Polar</strong>abenteurer sehen sol<strong>ch</strong>e Unter neh -<br />
mungen jedo<strong>ch</strong> als Rückentwicklung oder<br />
Sackgasse, haben sie ja mit sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er<br />
Herausforderung und Naturerlebnis wenig zu<br />
tun.<br />
Ob Amundsen, der mit seinen Begleitern am<br />
14. Dezember 1911 als erster Mens<strong>ch</strong> den<br />
Südpol erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>te, zu ahnen gewagt hat, dass<br />
der Südpol einmal bequem mit All rad -<br />
fahrzeugen just for fun befahren wird?<br />
Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste,<br />
dass die USA 2006 sogar den 1450 Kilo meter<br />
langen South Pole Highway, eine dur<strong>ch</strong> -<br />
gehende Piste von der Ross-See bis zum<br />
Südpol, fertiggestellt und damit die neu<br />
err<strong>i<strong>ch</strong></strong>tete Amundsen-Scott-Station dur<strong>ch</strong> eine<br />
Nabels<strong>ch</strong>nur mit der Hauptbasis McMurdo<br />
am Kontinentalrand verbunden haben?<br />
Au<strong>ch</strong> wenn polartaugl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Flä<strong>ch</strong>enflugzeuge<br />
wie Twin-Otter, Basler DC-3, Hercules C-<br />
130 oder Iljushin IL-76 anges<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts der riesigen<br />
Dimensionen des Kontinents wohl nie<br />
gänzl<strong>i<strong>ch</strong></strong> dur<strong>ch</strong> Fahrzeuge ersetzt werden, so<br />
werden die Allradfahrzeuge in den kommenden<br />
Jahrzehnten der touristis<strong>ch</strong>en Er -<br />
s<strong>ch</strong>liessung des Kontinents kräftig Vors<strong>ch</strong>ub<br />
leisten. Ein behutsamer Einsatz auf bestimmten<br />
Routen am <strong>Polar</strong>plateau wird dabei zu<br />
verkraften sein.<br />
In den Gebirgen verhindern ohnehin die<br />
gefährl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Spaltenzonen, dass hier Fahr -<br />
zeuge kreuz und quer herumdüsen. Es bedarf<br />
jedo<strong>ch</strong> besonnener Köpfe, den Fahr zeug -<br />
einsatz in der Antarktis zu bes<strong>ch</strong>ränken,<br />
sonst zerstört der moderne <strong>Polar</strong> tourismus<br />
letztl<strong>i<strong>ch</strong></strong> genau das, was er su<strong>ch</strong>t: Den<br />
Wildnis<strong>ch</strong>arakter dieser einzigartigen, abges<strong>ch</strong>iedenen<br />
Welt.<br />
Auf den Spuren von Helden<br />
Die moderne Fahrzeugte<strong>ch</strong>nik und Flug -<br />
logistik ermögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en heute die touristis<strong>ch</strong>e<br />
Ers<strong>ch</strong>liessung des Südpols. So werden Skilast-degree-<strong>Reisen</strong><br />
dur<strong>ch</strong>geführt, also auf die<br />
letzten ein, zwei oder drei Breitengrade (1° =<br />
111 Kilometer Gehdistanz) reduzierte<br />
Skitouren bis zum Pol, aber au<strong>ch</strong> Ballon -<br />
fahrten, Marathons oder sonstige «Extrem -<br />
abenteuer» am südl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Ende der Welt.<br />
Eine ebenso clevere wie erfolgre<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Ge -<br />
s<strong>ch</strong>äfts idee hatte vor wenigen Jahren ein britis<strong>ch</strong>er<br />
Reiseveranstalter, indem er für gegeneinander<br />
antretende Teams mehrtägige Skirennen<br />
als «Wettläufe zum Südpol» organisiert. Von<br />
Fahrzeugen und Kamerateams begleitet, mit<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t allzu s<strong>ch</strong>wer beladenen S<strong>ch</strong>litten ausgerüstet<br />
(Proviant und Brennstoff wird ja nur für<br />
kurze Zeit benötigt) sowie zu einem Halbzeit-<br />
Zwis<strong>ch</strong>enstopp samt obligatoris<strong>ch</strong>em Medical<br />
<strong>ch</strong>eck verpfl<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet, kämpfen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die Teams<br />
vom Flugzeuglandepunkt irgendwo am <strong>Polar</strong> -<br />
plateau im abges<strong>i<strong>ch</strong></strong>erten und objektiv relativ<br />
gefahrlosen Bere<strong>i<strong>ch</strong></strong> so s<strong>ch</strong>nell wie mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
dur<strong>ch</strong> die Eiswüste bis zum Pol.<br />
Der Südpol im Zentrum des Kontinents Antarctica ist das Ziel aller <strong>Polar</strong>träume.<br />
Der Mount Vinson befindet s<strong>i<strong>ch</strong></strong> am nördl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Rand des Ellsworth-Lands.<br />
So au<strong>ch</strong> zum Jahreswe<strong>ch</strong>sel 2010/11, als s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
ein österre<strong>i<strong>ch</strong></strong>is<strong>ch</strong>es und ein deuts<strong>ch</strong>es Team<br />
bestehend aus je vier Personen im Auftrag<br />
der nationalen Fernsehanstalten ORF und<br />
ZDF bemühten, als Erstes die Ziellinie am<br />
Südpol zu erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en. Für die modernen Renn -<br />
läufer (darunter Ausdauersportler, Soldaten<br />
und ein Olympiasieger von Weltruhm, aber<br />
allesamt unerfahrene <strong>Polar</strong>gänger) war es<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong>er die Reise ihres Lebens und eine<br />
extrem anstrengende Tour.<br />
Die Naturverhältnisse sind ja heute immer<br />
no<strong>ch</strong> die gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en wie anno 1911/12. Und es<br />
ist eine respektable sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Leistung, eine<br />
Distanz von knapp 400 Kilometern in elf<br />
Tagen zu mars<strong>ch</strong>ieren. Do<strong>ch</strong> sonst hatte die<br />
moderne Veranstaltung – ohne diese diskreditieren<br />
zu wollen – mit der historis<strong>ch</strong>en<br />
Expedition kaum etwas gemein.<br />
Amundsen und Scott starteten seinerzeit mit<br />
ihren Untergebenen n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur an der gegenüberliegenden<br />
Seite des Kontinents von der<br />
Küste des Ross-Eiss<strong>ch</strong>elfes und hatten bis<br />
zum Pol eine Distanz von knapp 1500 Kilo -<br />
meter und die gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Strecke wieder retour<br />
zurückzulegen. Sie stiessen vor allem in völlig<br />
unbekanntes Terrain und absolutes<br />
Neuland vor. Ihr Erfolg und selbst ihre heile<br />
Rückkehr waren mehr als ungewiss, wie es<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> bei Scott bekanntl<strong>i<strong>ch</strong></strong> tragis<strong>ch</strong> bewahrheitete.<br />
Dass die moderne Ausrüstung, die le<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten<br />
Kunststoffs<strong>ch</strong>litten, die sturmstabilen Zelte,<br />
die s<strong>ch</strong>nell trocknende, windd<strong>i<strong>ch</strong></strong>te und<br />
warme <strong>Polar</strong>kleidung, die Ho<strong>ch</strong>leistungs -<br />
benzinko<strong>ch</strong>er und die ebenso s<strong>ch</strong>mackhafte<br />
wie energiere<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Nahrung heute völlig<br />
andere Voraussetzungen bieten, liegt ohnehin<br />
auf der Hand.<br />
Chance verpasst<br />
Allein s<strong>ch</strong>on der Blick auf die Navigations -<br />
geräte verzerrt jeden Vergle<strong>i<strong>ch</strong></strong>s massstab.<br />
Sind heute alle Positionsdaten auf Knopf -<br />
druck vom GPS abrufbar, so mussten die<br />
Pioniere tägl<strong>i<strong>ch</strong></strong> ihre Position mühsam mit<br />
Sextanten bestimmen und mittels Tabellen<br />
erre<strong>ch</strong>nen. Und au<strong>ch</strong> wenn der finanzielle<br />
und logistis<strong>ch</strong>e Aufwand dafür enorm ist,<br />
aber Satellitentelefone und Allradfahrzeuge<br />
ermögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en eine Evakuierung von jedem<br />
Punkt des Rennens. So konnte s<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
au<strong>ch</strong> ein verzweifeltes Mitglied des österre<strong>i<strong>ch</strong></strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Teams bequem in eines der<br />
Begleitfahrzeuge einsteigen, als s<strong>i<strong>ch</strong></strong> dur<strong>ch</strong><br />
Una<strong>ch</strong>tsamkeit le<strong>i<strong>ch</strong></strong>te Erfrierungen an seinen<br />
Fingern abze<strong>i<strong>ch</strong></strong>neten.<br />
Ist das eine würdige Hommage an den Wett -<br />
lauf der historis<strong>ch</strong>en Kontrahenten? Wie<br />
würden Amundsen und Scott wohl reagieren,<br />
wenn sie wüssten, dass ihrer grossartigen<br />
Pionierleistungen zum Hundert-Jahr-Jubi -<br />
läum dur<strong>ch</strong> ein teures Publicity-Projekt<br />
Peinl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Veranstaltung: Die Fernseh-Show «Wettlauf zum Südpol» gab ein völlig fals<strong>ch</strong>es Bild der Antarktis wieder.<br />
Bild: Will Steger<br />
erinnert werden sollte, das bestenfalls<br />
Unterhaltung und Re-Kreation, n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t jedo<strong>ch</strong><br />
eine Expedition und s<strong>ch</strong>on gar n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t ein<br />
Vorstoss in etwas Neues war? 99 Jahre na<strong>ch</strong><br />
den dramatis<strong>ch</strong>en Entdeckungsreisen am<br />
Südpol diente die Antarktis einem für das<br />
Fernsehen ges<strong>ch</strong>ickt in Szene gesetzten<br />
Sportevent als medienwirksame Bühne und<br />
der Mythos des Südpols als Marketing-<br />
Booster. Den modernen Wettbewerb aber in<br />
Verbindung mit dem zu setzen, was<br />
Amundsen oder gar Scott erlebt und dur<strong>ch</strong>gema<strong>ch</strong>t<br />
haben, gerät zum Gegenteil einer<br />
Würdigung.<br />
Viele <strong>Polar</strong>experten sind s<strong>i<strong>ch</strong></strong> einig: Das<br />
grosse Südpol-Jubiläum wäre die spr<strong>i<strong>ch</strong></strong>wörtl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Jahrhundert<strong>ch</strong>ance für eine gross -<br />
artige Pionierexpedition gewesen, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
dur<strong>ch</strong> besondere Kreativität ausze<strong>i<strong>ch</strong></strong>net oder<br />
wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong> an der Grenze der mens<strong>ch</strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Leistungsfähigkeit und vor allem mit dem<br />
Risiko zu s<strong>ch</strong>eitern dur<strong>ch</strong>geführt wird.<br />
Damit wäre es vor allem au<strong>ch</strong> mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
geworden, einer breiten Öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit das<br />
moderne polare Expeditionswesen seriös<br />
nahezubringen, das in seiner Königsklasse<br />
au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus Parallelen zu den<br />
historis<strong>ch</strong>en Unternehmungen der Ver -<br />
gangen heit aufweist. Do<strong>ch</strong> 2011/12 rüsten<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>on die nä<strong>ch</strong>sten Uners<strong>ch</strong>rockenen für<br />
den Anpfiff zum nä<strong>ch</strong>sten «Race to the<br />
Pole». The show must go on!<br />
In Zeiten, in denen selbst in der Antarktis<br />
dur<strong>ch</strong> Satellitenfernerkundung fast jeder Ort<br />
bekannt und kartiert ist, r<strong>i<strong>ch</strong></strong>tet s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der Blick<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr auf geographis<strong>ch</strong>es Neuland, sondern<br />
vielmehr zurück auf die Zeiten der wahren<br />
Pioniere. Deren Ideen, Versu<strong>ch</strong>e und<br />
Erfolge lassen anges<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts der Unge wiss -<br />
heiten und Entbehrungen, denen sie ausgesetzt<br />
waren, kalte S<strong>ch</strong>auer über den Rücken<br />
laufen. Annähernd «auf den Spuren» von<br />
Amundsen und Scott waren 2006 ein britis<strong>ch</strong>es<br />
und ein norwegis<strong>ch</strong>es Team (letzteres<br />
unter der Führung von Rune Gjeldnes) im<br />
Rahmen einer BBC-Dokumentation, um die<br />
beiden historis<strong>ch</strong>en Expeditionen mit Ori -<br />
ginal ausrüstung, -nahrung und -taktik so<br />
authentis<strong>ch</strong> wie mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong> na<strong>ch</strong>zuvollziehen.<br />
Au<strong>ch</strong> das Wie ents<strong>ch</strong>eidet<br />
Einziger Wermutstropfen: Aufgrund des<br />
Hundeverbots in der Antarktis konnte ledigl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
ein imaginärer «Südpol» auf dem grönländis<strong>ch</strong>en<br />
Inlandeis auf einer gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> langen<br />
Route und unter sehr ähnl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Natur -<br />
verhältnissen bezwungen werden. Die Er -<br />
kenntnisse der Extremabenteurer waren er -<br />
staunl<strong>i<strong>ch</strong></strong> und lassen hö<strong>ch</strong>sten Respekt vor den<br />
Mühsalen der historis<strong>ch</strong>en Eroberer zollen.<br />
Heute geht es bei sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en <strong>Polar</strong>expe -<br />
ditionen längst n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr um «Erobe -<br />
rungen» oder gar die Befriedigung nationaler<br />
6400 Kilometer mit Hundes<strong>ch</strong>litten in sieben Monaten: Die Mitglieder<br />
der «Transantarctica»-Expedition 1989/90 während einer Pause.<br />
Interessen, sondern vielmehr um persönl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Ziele und alpinistis<strong>ch</strong>e oder skiläuferis<strong>ch</strong>e<br />
Herausforderungen. Dass dabei bisweilen bei<br />
man<strong>ch</strong> einem sogar die Idee aufkommt,<br />
«Weltrekorde» aufstellen zu wollen, so als ob<br />
man Expeditionen mit Wettkämpfen auf normierten<br />
Rennbahnen vergle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en könnte,<br />
darf n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t verwundern und ist im Zirkus<br />
medienwirksamer Inszenierungen im<br />
Wettlauf um die Gunst ahnungsloser<br />
Grosssponsoren wohl leider nur allzu naheliegend.<br />
Bei <strong>Polar</strong>läufen ist die zurückzulegende<br />
Distanz ein ents<strong>ch</strong>eidendes Kriterium. Der<br />
übl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Startpunkt für die meisten<br />
Südpolgeher liegt heute am Kontinentalrand<br />
des Ronne-Eiss<strong>ch</strong>elfes beim Hercules Inlet,<br />
immerhin rund 1130 Kilometer vom Pol entfernt.<br />
Dass der Startpunkt des TV-Events<br />
«Wettlauf zum Südpol» irgendwo mitten am »<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
38 39<br />
<strong>Polar</strong> NEWS
Fehl am Platz: Touristen rasen mit modernsten Allrad-Fahrzeugen über die Weiten des ewigen Eises.<br />
<strong>Polar</strong>plateau lag und mit dem Flugzeug<br />
erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>t wurde, relativiert die tatsä<strong>ch</strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Anforderungen dieses Projektes au<strong>ch</strong> im<br />
Vergle<strong>i<strong>ch</strong></strong> zu ernstzunehmenden modernen<br />
Südpolexpeditionen.<br />
Da der Südpol an s<strong>i<strong>ch</strong></strong> ja «nur» ein mathematis<strong>ch</strong>er<br />
Punkt auf der Erdoberflä<strong>ch</strong>e ist<br />
beziehungsweise dur<strong>ch</strong> die Rotationsa<strong>ch</strong>se<br />
der Erde bestimmt wird, fokussieren s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Leistungsexpeditionen zunehmend auf eine<br />
Dur<strong>ch</strong>querung des Kontinents. Dabei gibt es<br />
unters<strong>ch</strong>iedl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Ansätze, je na<strong>ch</strong> dem, wel<strong>ch</strong>e<br />
Route gewählt wird und ob beispielsweise<br />
die S<strong>ch</strong>elfeiskante oder der landseitige<br />
Beginn eines Eiss<strong>ch</strong>elfes als Kontinental -<br />
rand gewertet wird, wie es Reinhold<br />
Messner und Arved Fu<strong>ch</strong>s beim Ronne-<br />
Eiss<strong>ch</strong>elf oder Cecilie Skog und Ryan<br />
Waters beim Ross-Eiss<strong>ch</strong>elf definierten.<br />
Sind die Unters<strong>ch</strong>iede in den zurückzulegenden<br />
Gehdistanzen aber no<strong>ch</strong> relativ le<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />
eins<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig, führen Ethik- und Stilfragen bei<br />
polaren Leistungsexpeditionen (ebenso wie<br />
beim Spitzenalpinismus) beinahe ins<br />
Esoteris<strong>ch</strong>e und können fast nur mehr von<br />
Insidern r<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig beurteilt werden.<br />
Die allgemeine Öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit hingegen<br />
kann die feinen, aber ents<strong>ch</strong>eidenden<br />
Stilunter s<strong>ch</strong>iede in der Regel kaum bis gar<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr differenzieren: «unguided» oder<br />
«guided» (von einem Profi geführt),<br />
«unsupported» oder «supported» (bei der<br />
Fortbewegung unterstützt, zum Beispiel<br />
dur<strong>ch</strong> Windkraft, Hundes<strong>ch</strong>litten oder<br />
Motorfahrzeuge) sowie «unassisted» beziehungsweise<br />
«unsupplied» oder «assisted»<br />
beziehungsweise «supplied» (Hilfe von<br />
aussen, zum Beispiel dur<strong>ch</strong> Luftunter -<br />
stützung oder Depots).<br />
S<strong>ch</strong>uld an der kollektiven Orientierungs -<br />
losigkeit sind aber die Aktiven bisweilen<br />
selbst, denn immer wieder lässt au<strong>ch</strong> ihre<br />
eigene Ber<strong>i<strong>ch</strong></strong>terstattung (bewusst?) zu<br />
wüns<strong>ch</strong>en übrig. Wird der Einsatz von Zug -<br />
s<strong>ch</strong>irmen oder Versorgungsflügen meist<br />
no<strong>ch</strong> erwähnt, wird von den «Explorern»,<br />
wie s<strong>i<strong>ch</strong></strong> Polreisende gerne nennen, vielfa<strong>ch</strong><br />
in der öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Darstellung zum Beispiel<br />
ges<strong>ch</strong>ickt unterdrückt oder ganz vers<strong>ch</strong>wiegen,<br />
dass sie von Profis geführt wurden.<br />
So als ob das an ihrem «Ruhm» kratzen<br />
würde. Den modernen <strong>Polar</strong>führern kommt<br />
aber heute wohl eine ebenso w<strong>i<strong>ch</strong></strong>tige Rolle<br />
für Erfolge zu wie den Sherpas bei Mount-<br />
Everest-Expeditionen. Und wie können<br />
s<strong>ch</strong>liess l<strong>i<strong>ch</strong></strong> die Leistungen eines Messners,<br />
Stegers, Ouslands oder Gjeldnes’ verstanden<br />
werden, wenn s<strong>ch</strong>on verkürzte Wettrennen<br />
oder andere touristis<strong>ch</strong>e Unternehmungen<br />
als «das letzte grosse Abenteuer der<br />
Mens<strong>ch</strong> heit» dargestellt werden?<br />
Transantarctica<br />
Eine der spektakulärsten und für m<strong>i<strong>ch</strong></strong> persönl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
die s<strong>ch</strong>önste Antarktis-Expedition<br />
aller Zeiten war die «Transantarctica»<br />
1989/90. Dem internationalen Team unter<br />
der Leitung von Will Steger (USA) und<br />
Jean-Louis Etienne (F) mit Victor Bojarski<br />
(UdSSR), Geoff Somers (GB), Keizo<br />
Funatsu (JP) und Qin Dahe (China) gelang<br />
mit drei Hundes<strong>ch</strong>littengespannen und 18<br />
Depots die längste jemals dur<strong>ch</strong>geführte<br />
Antarktis-Transversale. Sie führte von der<br />
Spitze der Antarktis<strong>ch</strong>en Halbinsel am<br />
Vinson Massiv vorbei, über den Südpol und<br />
die Station Vostok bis zur Station Mirnyi in<br />
der Ostantarktis: Unvorstellbare 6400 Kilo -<br />
meter in sieben Monaten. Ein phantastis<strong>ch</strong>es<br />
Abenteuer, das seinesgle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en su<strong>ch</strong>t.<br />
Die erforderl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Logistik war gross angelegt.<br />
Es wurden n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur ein Jahr vorher<br />
14 Tonnen Hundefutter und Nahrungsmittel<br />
auf der geplanten Route deponiert, sondern<br />
während der Expedition ers<strong>ch</strong>öpfte oder<br />
kranke Hunde zur Erholung ausgeflogen und<br />
dur<strong>ch</strong> fris<strong>ch</strong>e ersetzt. Aufgrund der enormen<br />
Strecke war es sogar notwendig, bereits im<br />
<strong>Polar</strong>winter und unter härtesten Witterungs -<br />
bedingungen aufzubre<strong>ch</strong>en.<br />
Erstmals gelang es, den Kontinent ohne<br />
Motorfahrzeuge zu dur<strong>ch</strong>queren – und das<br />
gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> auf der denkbar längstmögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Route. Und es war au<strong>ch</strong> die letzte Expe -<br />
dition, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong> no<strong>ch</strong> konventionell mit Sex -<br />
tanten anstatt mit der gerade aufkommenden<br />
Satellitennavigation orientierte, was eine<br />
ganz besondere Qualität des Abenteuers darstellte.<br />
Die «Transantarctica» verfolgte aber n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />
nur ein herausragendes sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>es Ziel, sondern<br />
s<strong>ch</strong>uf au<strong>ch</strong> Bewusstsein für die gross -<br />
artige Vision eines «Weltparks Antarctica»,<br />
der der gesamten Mens<strong>ch</strong>heit gehören solle.<br />
Die «Transantarctica» ist jedo<strong>ch</strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr<br />
wiederholbar. Das 1991 erlassene Umwelt -<br />
protokoll zum Antarktisvertrag erlaubt näml<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
keine S<strong>ch</strong>littenhunde am Kontinent<br />
mehr. Dass das Umweltprotokoll die eleganten<br />
Hundes<strong>ch</strong>littengespanne aus den Zeiten<br />
der Entdecker gerade aus Gründen des<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzes – und zwar zum S<strong>ch</strong>utz der<br />
einheimis<strong>ch</strong>en Tierwelt vor übertragbaren<br />
Krankheiten – verbietet, ist zwar verständl<strong>i<strong>ch</strong></strong>.<br />
Es ers<strong>ch</strong>eint mir aber do<strong>ch</strong> irgendwie<br />
ironis<strong>ch</strong>, dass dagegen Motorfahrzeuge aller<br />
Art zulässig sind.<br />
Die traditionsre<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Ära der Entdeckung<br />
des Kontinents mit den Hundes<strong>ch</strong>litten ge -<br />
spannen ist jedenfalls seit Anfang der<br />
1990er-Jahre endgültig vorbei und damit ein<br />
grossartiges und für die beteiligten Wissen -<br />
s<strong>ch</strong>aftler und Abenteurer ebenso spannendes<br />
wie emotionsvolles Kapitel der Erfors<strong>ch</strong>ung<br />
des Kontinents.<br />
Mit dem Wind über das Eis<br />
In den letzten Jahren war ein Trend festzu -<br />
stellen, wona<strong>ch</strong> anstelle des klassis<strong>ch</strong>en und<br />
zermürbenden «man-haulings» (das S<strong>ch</strong>litten -<br />
ziehen aus eigener Kraft war bereits für Scott<br />
das Ideal britis<strong>ch</strong>en Sportgeistes) lange<br />
Distanzen auf dem <strong>Polar</strong>plateau mit Hilfe von<br />
lenkbaren Windsegeln zurückgelegt werden,<br />
mit denen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die <strong>Polar</strong> reisenden mit dem<br />
Pulkas<strong>ch</strong>litten im S<strong>ch</strong>lepp tau über das Eis ziehen<br />
lassen. »<br />
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<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
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Reinhold Messner und Arved Fu<strong>ch</strong>s waren<br />
1989/90 die Ersten, die diese modernen Kites<br />
mit Erfolg in ihrer 92 Tage dauernden, 2450<br />
Kilometer langen Transversale in der<br />
Antarktis einsetzten. Die Expedition begann<br />
aufgrund logistis<strong>ch</strong>er Probleme bereits jenseits<br />
des Kontinentalrandes beim Ronne-<br />
Eiss<strong>ch</strong>elf und führte über den Südpol bis zur<br />
neuseeländis<strong>ch</strong>en Scott-Station an der Ross-<br />
See auf der anderen Seite des Kontinents.<br />
Der Bergsteiger und der Seemann liessen<br />
zwei Depots einr<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten, um ihre Nahrungs -<br />
mittel- und Brennstoffvorräte ergänzen zu<br />
können. Zum ersten Mal gelang eine derart<br />
lange Dur<strong>ch</strong>querung in Antarctica ohne<br />
unmittelbare Hilfe von Fahrzeugen oder<br />
S<strong>ch</strong>littenhunden nur mit Ski, Pulkas<strong>ch</strong>litten<br />
und Zugs<strong>ch</strong>irmen.<br />
Alain Hubert und Dixie Dansercoer haben<br />
die Segelte<strong>ch</strong>nik dann im Südpolarsommer<br />
1997/98 auf ihrer legendären und mit wissens<strong>ch</strong>aftl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er<br />
Akribie vorbereiteten, 3924<br />
Kilometer langen Dur<strong>ch</strong>querung des<br />
Kontinents von Dronning-Maud-Land über<br />
den Südpol bis zur US-<strong>Polar</strong>station<br />
McMurdo perfektioniert. Mit speziellen<br />
Powerkites legten die beiden Belgier die bis<br />
dahin zweitlängste Distanz auf dem<br />
Kontinent in nur 99 Tagen zurück. Sie<br />
erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten dabei Tagesetappen von bis zu<br />
271 Kilometern. Ein grosser Triumph wahren<br />
Abenteurergeistes!<br />
Erstmals gänzl<strong>i<strong>ch</strong></strong> auf jede Hilfe von aussen<br />
oder selbst eines Partners verz<strong>i<strong>ch</strong></strong>tete bereits<br />
ein Jahr zuvor, 1996/97, der Norweger Børge<br />
Ousland, der als der König der <strong>Polar</strong>läufer<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin anzusehen ist. Ihm gelang mit<br />
Hilfe von Kitesegeln die erste Solo-Ski -<br />
dur<strong>ch</strong>querung des Kontinents von der S<strong>ch</strong>elf -<br />
eiskante bei Berkner Island über den Südpol<br />
bis zur Ross-See: 2845 Kilometer in nur<br />
64 Tagen, also im S<strong>ch</strong>nitt über 44 Kilometer<br />
pro Tag – und das ohne Versorgung aus der<br />
Luft oder dur<strong>ch</strong> Depots. Eine herausragende<br />
Leistung an der Grenze der physis<strong>ch</strong>en und<br />
psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Leistungsfähigkeit, die r<strong>i<strong>ch</strong></strong>tungsweisend<br />
für die na<strong>ch</strong>folgenden Ho<strong>ch</strong> -<br />
leistungsexpeditionen sein sollte.<br />
Moderne <strong>Polar</strong>athleten lernten von ihren Vor-<br />
Läufern und steigerten die zurückgelegten<br />
Distanzen. Den Norwegern s<strong>ch</strong>eint dabei das<br />
polare Skilaufen in die Wiege gelegt zu sein.<br />
Immer wieder haben die wohl leistungsstärksten<br />
<strong>Polar</strong>läufer der Welt grosse Marksteine<br />
an den Polen gesetzt, wie Fridtjof Nansen,<br />
Roald Amundsen, Erling Kagge, Børge<br />
Ousland oder Rune Gjeldnes, der 2005/06<br />
eine sagenhafte Rekorddistanz von 4804<br />
Kilometern von Dronning-Maud-Land über<br />
den Südpol und entlang des Trans -<br />
antarktis<strong>ch</strong>en Gebirges na<strong>ch</strong> Viktorialand bis<br />
in die Terra-Nova-Bu<strong>ch</strong>t in nur 90 Tagen<br />
zurücklegte. Im S<strong>ch</strong>nitt also über 53<br />
Kilometer am Tag. Es ist die längste Skireise,<br />
die je ein Mens<strong>ch</strong> in der Antarktis unternommen<br />
hat. Und das alleine!<br />
Einsatz mit Ehre<br />
So ist es au<strong>ch</strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t verwunderl<strong>i<strong>ch</strong></strong>, dass der<br />
bislang letzte grosse Erfolg in der Antarktis<br />
ebenfalls eine norwegis<strong>ch</strong>e Hands<strong>ch</strong>rift trägt<br />
und neuerdings zudem weibl<strong>i<strong>ch</strong></strong> ist. Der<br />
Norwegerin Cecilie Skog und dem Ameri -<br />
kaner Ryan Waters gelang 2009/10 das erste<br />
«unassisted unsupported crossing» des<br />
Kontinents von Berkner Island über den<br />
Südpol bis zum Fusse des zerrissenen und<br />
gefährl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Axel-Heiberg-Glets<strong>ch</strong>ers, der<br />
den Beginn des Ross-Eiss<strong>ch</strong>elfs und damit<br />
das Ende des Kontinents markiert.<br />
Hier wurden sie per Flugzeug abgeholt. Die<br />
beiden s<strong>ch</strong>afften über 1800 Kilometer in<br />
70 Tagen, wobei sie auf die Nutzung der<br />
Windkraft verz<strong>i<strong>ch</strong></strong>teten und den Kontinent<br />
Bild: Cecile Skog<br />
erstmals auss<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong> aus eigener Kraft<br />
dur<strong>ch</strong>querten. Ohne jegl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e physis<strong>ch</strong>e Hilfe<br />
legten sie im S<strong>ch</strong>nitt 25 Kilometer pro Tag<br />
zurück.<br />
Dieser Stil gilt als die hö<strong>ch</strong>ste Form des polaren<br />
«by fair means». Viele sehen näml<strong>i<strong>ch</strong></strong> die<br />
Verwendung von Zugs<strong>ch</strong>irmen ähnl<strong>i<strong>ch</strong></strong> wie<br />
ein Segelboot bei einem Ruderbootsrennen.<br />
Die zähe Norwegerin verwirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong>te damit<br />
den grossen Traum ihres Ehemannes Rolf<br />
Bae, der 2008 bei einer gemeinsamen Ex -<br />
pedition zum K2 ums Leben kam. Übrigens<br />
hält seit dem 13. Januar 2011 au<strong>ch</strong> ein<br />
Norweger den «Weltrekord» auf der übl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Skirennstrecke Hercules Inlet–Südpol: Der<br />
dur<strong>ch</strong>trainierte Christian Eide rannte in einer<br />
Spitzenzeit von 24 Tagen, 1 Stunde und<br />
13 Minuten, also mit einem Tagess<strong>ch</strong>nitt von<br />
über 47 Kilometern, mit seinem S<strong>ch</strong>litten<br />
zum Pol.<br />
Es wird somit n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur der olympis<strong>ch</strong>en<br />
Devise «s<strong>ch</strong>neller, höher, weiter» gefrönt.<br />
Au<strong>ch</strong> die immer weitere Reduktion der Mittel<br />
ist an den Polen ein Entwick lungstrend:<br />
Gelangen die Dur<strong>ch</strong>querungen zuerst mit<br />
Traktorenzügen (Vivian Fu<strong>ch</strong>s und Edmund<br />
Hillary, 1957/58) und Skidoos (Ranulph<br />
Fiennes, Charles Burton und Oliver Shephard,<br />
1980/81), dann wie dargestellt mit Hunde -<br />
s<strong>ch</strong>litten und mit Hilfe von Windsegeln, so gilt<br />
heute das Scotts<strong>ch</strong>e «man-hauling» als spartanis<strong>ch</strong>ste<br />
und damit sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong> anstrengendste<br />
Form des Eisreisens.<br />
Neue Ziele – neue Erfolge<br />
Neue Expeditionserfolge werden mit<br />
Spannung erwartet. Offen ist zum Beispiel<br />
no<strong>ch</strong> die erste komplette Dur<strong>ch</strong>querung des<br />
Kontinents «unassisted unsupported» zur<br />
Gänze von einer bis zur anderen S<strong>ch</strong>elf -<br />
eiskante und vielle<strong>i<strong>ch</strong></strong>t au<strong>ch</strong> gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> no<strong>ch</strong> solo.<br />
Dieses extrem s<strong>ch</strong>wierige Unterfangen könnte<br />
derzeit vielle<strong>i<strong>ch</strong></strong>t no<strong>ch</strong> als eines der tatsä<strong>ch</strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
«letzten grossen Abenteuer der<br />
Mens<strong>ch</strong>heit» am Südpol gelten.<br />
Es ma<strong>ch</strong>t s<strong>i<strong>ch</strong></strong> aber bereits eine neue<br />
Generation von <strong>Polar</strong>abenteurern auf, s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
ihre eigenen, ambitionierten Ziele an den<br />
Ende der Erde zu su<strong>ch</strong>en und diese in ihrem<br />
eigenen Stil anzugehen, der dur<strong>ch</strong> Können<br />
und eine gewisse Le<strong>i<strong>ch</strong></strong>tigkeit des Seins<br />
best<strong>i<strong>ch</strong></strong>t: Allen voran die beiden Kanadier<br />
Sarah (24) und Eric McNair-Landry (26),<br />
deren Eltern Matty McNair und Paul Landry<br />
zu den erfahrensten und besten <strong>Polar</strong>führern<br />
der Welt gehören. Sie sind im grönländis<strong>ch</strong>en<br />
Iqaluit mit S<strong>ch</strong>littenhunden aufgewa<strong>ch</strong>sen,<br />
kiten seit Teenagertagen und haben als<br />
Jugendl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e bereits Grönland dur<strong>ch</strong>quert, am<br />
Südpol als perfektes Team auf fast s<strong>ch</strong>on<br />
spieleris<strong>ch</strong>e Weise neue Massstäbe gesetzt<br />
und zuletzt mit Ski und Zugs<strong>ch</strong>irmen au<strong>ch</strong><br />
die berü<strong>ch</strong>tigte Nordwestpassage bewältigt.<br />
Aber egal ob extreme Solo-Skidur<strong>ch</strong> -<br />
querungen, Kite-Expeditionen, pionierhafte<br />
Entdeckungsreisen und Vorstösse in alpines<br />
Neuland oder Skitouren auf verkürzten<br />
Rennstrecken im Rahmen kommerziell veranstalteter<br />
Events: Antarctica bietet genug<br />
Spielraum für alle und wird seine An -<br />
ziehungskraft, die s<strong>ch</strong>on Männer vom<br />
S<strong>ch</strong>lage eines Shackleton, Amundsen oder<br />
Scott in ihren Bann gezogen hat, au<strong>ch</strong> für die<br />
heutigen Abenteurerreisenden mit all ihren<br />
unters<strong>ch</strong>iedl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Zielen, Motiven und<br />
Ansprü<strong>ch</strong>en n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t so s<strong>ch</strong>nell verlieren.<br />
I<strong>ch</strong> würde mir dabei ledigl<strong>i<strong>ch</strong></strong> wüns<strong>ch</strong>en,<br />
dass die wahren sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Leistungen der<br />
modernen <strong>Polar</strong>athleten und die wirkl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
innovativen Expeditionen, die dem Geist der<br />
Pioniere folgen, n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t no<strong>ch</strong> mehr ins Abseits<br />
der öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Wahrnehmung ruts<strong>ch</strong>en und<br />
nur mehr Medienshows Gehör und somit<br />
Sponsorgelder zur Realisierung finden.<br />
Der Berg ruft<br />
Die alpinistis<strong>ch</strong>e Entdeckungsges<strong>ch</strong><strong>i<strong>ch</strong></strong>te der<br />
Berge Antarcticas begann mit den Aben -<br />
teurern, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong> einst mit Hunden und später<br />
mit Propellerflugzeugen aufgema<strong>ch</strong>t haben,<br />
die hohen Drei- und Viertausender zu besteigen.<br />
Heute su<strong>ch</strong>en die weltbesten Spitzen -<br />
alpi nisten waghalsige Kletterrouten an<br />
Sarah und Eric McNair Landry zeigen, was die junge Generation der <strong>Polar</strong>abenteurer im Eis drauf hat.<br />
s<strong>ch</strong>wierigsten Wänden und Pfeilern des<br />
Dronning-Maud-Lands oder der Antark -<br />
tis<strong>ch</strong>en Halbinsel. Und dann gibt es natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
die Masse der Bergsteiger, die vor allem ein<br />
Ziel haben: Den Mount Vinson, mit 4892<br />
Meter der hö<strong>ch</strong>ste Gipfel des Kontinents.<br />
Erst na<strong>ch</strong>dem alle A<strong>ch</strong>ttausender längst<br />
bestiegen waren, wurde der s<strong>ch</strong>wer zu er -<br />
re<strong>i<strong>ch</strong></strong>ende Gipfel des Vinson Massivs am<br />
18. Dezember 1966 im Rahmen einer<br />
Expedition des American Alpine Club von<br />
Barry Corbet, John Evans, Bill Long und Pete<br />
S<strong>ch</strong>oening erstmals bestiegen. Dana<strong>ch</strong> blieb<br />
es no<strong>ch</strong> Jahre lang ruhig. Der Hype um den<br />
Bergriesen begann erst Mitte der 1980er-<br />
Jahre.<br />
Die amerikanis<strong>ch</strong>en US-Dollar-Millionäre<br />
Dick Bass (Besitzer des Snowbird Ski<br />
Resorts) und Frank Wells (Präsident der Walt<br />
Disney Company) lösten mit ihrem Bu<strong>ch</strong><br />
über ihren Traum der Seven Summits (die<br />
Besteigung des jeweils hö<strong>ch</strong>sten Berges aller<br />
sieben Kontinente) einen gigantis<strong>ch</strong>en<br />
Bergreiseboom aus, der sie selbst am meisten<br />
überras<strong>ch</strong>t hat. Bass und Wells bezahlten<br />
Top-Alpinisten, sie auf die begehrten Gipfel<br />
zu führen.<br />
1983 engagierten sie Chris Bonington und<br />
Rick Ridgeway für den Mount Vinson. Es<br />
war die erst dritte Besteigung des Berges und<br />
damals no<strong>ch</strong> eine e<strong>ch</strong>te logistis<strong>ch</strong>e Pionier -<br />
leistung. Den Berg überhaupt zu erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>en,<br />
war damals viel s<strong>ch</strong>wieriger, als ihn zu<br />
besteigen. Sogar Reinhold Messner wollte<br />
teilnehmen. Er wurde jedo<strong>ch</strong> ausgebootet, da<br />
er den Amerikanern sonst als erster Mens<strong>ch</strong><br />
– und «r<strong>i<strong>ch</strong></strong>tiger» Alpinist – den Ruhm der<br />
Seven Summits wegges<strong>ch</strong>nappt hätte.<br />
Um die Vollendung der Seven Summits entstand<br />
ein beinharter Wettlauf, der dur<strong>ch</strong> Pat<br />
Morrow no<strong>ch</strong> angeheizt wurde. Der ambitionierte<br />
kanadis<strong>ch</strong>e Alpinist führte mit der<br />
Carstens Pyramide in Australozeanien (statt<br />
dem Mount Kosciusko in Australien) eine<br />
andere, heute allgemein gültige geographis<strong>ch</strong>e<br />
Seven-Summits-Liste und sollte sie<br />
au<strong>ch</strong> als Erster vollenden.<br />
Der begnadete <strong>Polar</strong>pilot Giles Kershaw und<br />
der Outdoorspezialist Martyn Williams, dem<br />
mit Morrow gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> au<strong>ch</strong> die erste Skiabfahrt<br />
vom Mount Vinson gelang, gründeten die<br />
«Adventure Network International». Das<br />
erste private Flugunternehmen beförderte<br />
fortan betu<strong>ch</strong>te Alpinisten in die Antarktis<br />
und ermögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>te über zwei Jahrzehnte au<strong>ch</strong><br />
sämtl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e private Südpolexpeditionen.<br />
Gab es no<strong>ch</strong> in den späten 1990er-Jahren nur<br />
eine Handvoll mutiger Bergreiseveranstalter<br />
weltweit, die den Mount Vinson für ihre<br />
Kunden anboten, so sind es heute viele<br />
Dutzend. Die Seven Summits begründeten<br />
eine regelre<strong>ch</strong>te Bergreiseindustrie rund um<br />
den Globus. Tausende Alpinisten und<br />
Bergreisende sind dem Charme der Idee erlegen,<br />
den jeweils hö<strong>ch</strong>sten Berg jedes<br />
Kontinents zu besteigen. Die Sammlung aller<br />
sieben in den vers<strong>ch</strong>iedensten Kulturkreisen<br />
und Klimazonen gelegenen Berge ergibt ja<br />
ein faszinierendes Reiseprojekt für Gipfel -<br />
sammler. So erstaunt es n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t, dass s<strong>i<strong>ch</strong></strong> au<strong>ch</strong><br />
Cecile Skog und Ryan Waters (im Bild Waters auf<br />
dem Axel-Heiberg-Glets<strong>ch</strong>er) s<strong>ch</strong>afften die erste<br />
«unassisted unsupported» Zu-Fuss-Dur<strong>ch</strong> -<br />
querung des Kontinents 2010. »<br />
Bild: McNair/Northwinds<br />
42<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
43
Der Mount Vinson (Gipfel re<strong>ch</strong>ts im Bild) ist mit 4892 Metern der hö<strong>ch</strong>ste Berg der Antarktis und somit einer der Seven Summits.<br />
Besu<strong>ch</strong>en Sie uns deshalb immer wieder und so oft sie <strong>mö<strong>ch</strong>te</strong>n auf<br />
Fast tägl<strong>i<strong>ch</strong></strong> aufdatiert, finden Sie<br />
auf unserer Website die neusten<br />
Na<strong>ch</strong>r<strong>i<strong>ch</strong></strong>ten aus den Gebieten rund<br />
um den Südpol und den Nordpol,<br />
Blogs, Bilder und natürl<strong>i<strong>ch</strong></strong> sämtl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />
Ausgaben von <strong>Polar</strong>NEWS.<br />
www.polar-news.<strong>ch</strong><br />
44 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS 44<br />
am Mount Vinson mittlerweile jedes Jahr<br />
weit über 100 Bergsteiger tummeln. Und das<br />
nur in der kurzen Sommersaison von<br />
November bis Ende Januar.<br />
Der Mount Vinson avancierte zu dem am<br />
häufigsten besu<strong>ch</strong>ten und bestiegenen Berg<br />
des Kontinents, sieht man einmal vom 230<br />
Meter hohen Ausflugshügel Observation Hill<br />
nahe der US-<strong>Polar</strong>station McMurdo ab. I<strong>ch</strong><br />
hatte vor zehn Jahren das Glück, zwei Mal<br />
die kleine US-<strong>Polar</strong>basis Vinson Basecamp<br />
am Fusse des Berges leiten zu dürfen und<br />
den Bergriesen fünf Mal zu besteigen.<br />
Damals kamen ledigl<strong>i<strong>ch</strong></strong> ein paar Dutzend<br />
Bergsteiger.<br />
Die Faszination bleibt<br />
Die antarktis<strong>ch</strong>e Stille und Ruhe s<strong>ch</strong>enkten<br />
mir einige der intensivsten Erfahrungen meines<br />
Lebens. Seitdem hat s<strong>i<strong>ch</strong></strong> aber am Berg<br />
viel getan. Die abenteuerl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Zeiten, in<br />
denen man als einzelner Basecamp-Manager<br />
in diesem gewaltigen Massiv teilweise auf<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> alleine gestellt war (<strong>i<strong>ch</strong></strong> einmal sogar<br />
12 Tage am Stück), sind vorbei.<br />
Seit der Übernahme der Pionierorganisation<br />
dur<strong>ch</strong> «Antarctic Logistics and Expeditions»<br />
wurde das Vinson Basecamp ausgebaut und<br />
mit mehreren Personen besetzt und au<strong>ch</strong> das<br />
legendäre Landungs- und Ausgangslager bei<br />
den Patriot Hills dur<strong>ch</strong> ein neues und witterungsbegünstigteres<br />
am Union Glacier<br />
ersetzt. Am Mount Vinson selbst legt man<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
seit 2007 die «Normalroute» n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr über<br />
die von Eiss<strong>ch</strong>lag bedrohte Headwall zum<br />
Vinson-Shinn-Sattel, sondern über einen<br />
steilen, aber objektiv s<strong>i<strong>ch</strong></strong>eren Eishang entlang<br />
der Vinson-Westwand, wo Fixseile<br />
angebra<strong>ch</strong>t werden.<br />
All das hat dem Berg n<strong>i<strong>ch</strong></strong>ts von seiner<br />
Faszination genommen. Das Glück auf diesem<br />
exklusiven Berg und die Ausblicke über<br />
die Ellsworth Mountains zu geniessen, lässt<br />
na<strong>ch</strong> wie vor jedes Bergsteigerherz jubilieren!<br />
Nur wenige Alpinisten ma<strong>ch</strong>ten s<strong>i<strong>ch</strong></strong> aber<br />
bisher auf, die Gebirge Antarcticas abseits<br />
des imageträ<strong>ch</strong>tigen Vinson-Massivs zu<br />
erfors<strong>ch</strong>en: Zu aufwändig die Logistik, zu<br />
ho<strong>ch</strong> die Kosten, zu unbekannt die Bergwelt.<br />
Antarctica umfasst eine s<strong>ch</strong>ier unübers<strong>ch</strong>aubare<br />
Anzahl no<strong>ch</strong> unbestiegener Berge: Vom<br />
Da<strong>ch</strong> des Kontinents in der Sentinel Range<br />
über die einsamen Züge des Trans ant -<br />
arktis<strong>ch</strong>en Gebirges, die s<strong>ch</strong>windelerregenden<br />
Felstürme des Dronning-Maud-Lands<br />
und die komplexen S<strong>ch</strong>önheiten der<br />
Antarktis<strong>ch</strong>en Halbinsel bis hin zu dem<br />
sturmumtosten Gipfeln des subpolaren<br />
Inseljuwels Südgeorgien im Südatlantik.<br />
Die spektakulärsten und bizarrsten Berge des<br />
Kontinents sind in Dronning-Maud-Land zu<br />
finden. Erst eine Handvoll der Gipfel wur de<br />
von insgesamt knapp drei Dutzend Alpin -<br />
isten bestiegen, darunter so bekannte Namen<br />
und Spitzenbergsteiger wie Robert Caspersen<br />
und Ivar Tollefsen (1994 und 2006), Conrad<br />
Anker, Alex Lowe und Jon Krakauer (1997),<br />
Alain Hubert, Andre Georges und Ralf<br />
Dujmovits (2000), Cestmir Lukes (2000),<br />
Mike Libecky (2003 und 2006) oder Stefan<br />
Siegrist mit Thomas und Alex Huber (2008 –<br />
siehe <strong>Polar</strong>NEWS Nummer 9).<br />
Die Pioniere unternahmen aber n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur<br />
grossartige kombinierte Eis- und Felstouren.<br />
Einigen der besten Kletterern der Welt gelangen<br />
sogar s<strong>ch</strong>wierigste Big-Wall-Klettereien<br />
unter den wohl härtesten Kletterbedingungen<br />
der Erde – an Bergen mit so klingenden<br />
Namen wie Ulvetanna (Wolfszahn), der au<strong>ch</strong><br />
als das Matterhorn der Antarktis gilt,<br />
Holtanna (Hohlzahn) oder Rakekniven<br />
(Rasierklinge).<br />
Wertvolle Pionierarbeit leistete au<strong>ch</strong> der<br />
Australier Damien Gildea, der über Jahre<br />
hinweg immer wieder in die Sentinel Range<br />
reiste, um die hö<strong>ch</strong>sten Berge zu besteigen<br />
und neu zu vermessen. Das alpinistis<strong>ch</strong>e<br />
Potenzial des se<strong>ch</strong>sten Kontinents wurde<br />
gerade erst entdeckt und bietet Neuland no<strong>ch</strong><br />
für ganze Generationen abenteuerhungriger<br />
Alpinisten.<br />
<strong>Polar</strong>NEWS<br />
Christoph Höbenre<strong>i<strong>ch</strong></strong>, 43, ist promovierter Geo -<br />
graph und Sportpädagoge im Tirol. Er verbra<strong>ch</strong>te<br />
auf 13 Expeditionen und <strong>Polar</strong>reisen über eineinhalb<br />
Jahre in Eis und S<strong>ch</strong>nee der Arktis und<br />
Antarktis und gilt als Österre<strong>i<strong>ch</strong></strong>s polarerfahrenster<br />
Berg- und Skiführer.<br />
45
Intern<br />
<strong>Polar</strong>NEWS an den Ferienmessen<br />
Bald ist es wieder soweit: Ab Januar heissen die Ferienmessen Aussteller, Gastländer und Besu<strong>ch</strong>er willkommen. In Luzern, Bern, Zür<strong>i<strong>ch</strong></strong>, Basel<br />
und St. Gallen können Abenteuer- und Reiselustige am <strong>Polar</strong>NEWS-Stand Ferienluft s<strong>ch</strong>nuppern.<br />
Alle lieben Ferien und <strong>Reisen</strong>. Und wer s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
früh genug informieren und planen will, führt<br />
s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die ganze Angebotspalette vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Anbieter zu Gemüte. Auf diese Weise garantiert<br />
man s<strong>i<strong>ch</strong></strong> im voraus s<strong>ch</strong>on ein unvergessl<strong>i<strong>ch</strong></strong>es<br />
Urlaubserlebnis. Ob Golfen, Wandern,<br />
Surfen oder baden und relaxen. Ja warum<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mal ein beraus<strong>ch</strong>endes Trekking oder<br />
eine abenteuerl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Reise in unberührte<br />
Gebiete? Vielle<strong>i<strong>ch</strong></strong>t au<strong>ch</strong> nur mal s<strong>ch</strong>nuppern,<br />
was es so gibt! Die Ferienmessen inspirieren<br />
die Besu<strong>ch</strong>er und s<strong>ch</strong>icken ihre Sinne s<strong>ch</strong>on<br />
im Januar auf <strong>Reisen</strong>.<br />
Au<strong>ch</strong> <strong>Polar</strong>NEWS wird wieder mit einem<br />
Stand vertreten sein. Wir bieten Ihnen vor Ort<br />
die Mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit, s<strong>i<strong>ch</strong></strong> über unsere <strong>Reisen</strong> ausführl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
zu informieren. Oder Sie besu<strong>ch</strong>en<br />
den Vortrag von Heiner Kubny und erfahren<br />
Wissenswertes über das Thema Arktis/Ant -<br />
arktis.<br />
Am <strong>Polar</strong>NEWS-Stand der Ferienmessen zeigen die Kubnys au<strong>ch</strong><br />
grossformatige Fotografien aus ihrem langjährigen S<strong>ch</strong>affen.<br />
Ferien.<br />
Die Messe für Ferien und <strong>Reisen</strong><br />
19. – 22. Januar 2012<br />
Messeplatz Bern<br />
Do/Fr 13 – 20 Uhr, Sa/So 10 – 18 Uhr<br />
www.ferienmesse.<strong>ch</strong><br />
Wir zeigen Ihnen den Weg ins Paradies.<br />
FESPO.<br />
Die grösste Messe für Ferien und <strong>Reisen</strong><br />
26. – 29. Januar 2012<br />
Messe Zür<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Do/Fr 13 – 20 Uhr, Sa/So 10 – 18 Uhr<br />
www.fespo.<strong>ch</strong><br />
Basler<br />
Ferienmesse.<br />
Die grosse Messe für Ferien und <strong>Reisen</strong><br />
3. – 5. Februar 2012<br />
Messe Basel<br />
Fr 13 – 20 Uhr, Sa/So 10 – 18 Uhr<br />
www.baslerferienmesse.<strong>ch</strong><br />
Hier ist <strong>Polar</strong>NEWS dabei:<br />
Travel Expo Luzern vom 6. bis 8.Januar 2012<br />
Ferien Bern vom 19. bis 22. Januar 2012<br />
Fespo Zür<strong>i<strong>ch</strong></strong> vom 26. bis 29. Januar 2012<br />
Ferienmesse Basel vom 3. bis 5. Februar 2012<br />
Ferienmesse St. Gallen vom 10. bis 12.<br />
Februar 2012<br />
Weitere Informationen zu den Messen unter<br />
www.polar-reisen.<strong>ch</strong><br />
Christian Hug<br />
Werner Breiter ist S<strong>ch</strong>weizer Meister<br />
Gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> mit zwei Preisen wurde Werner Breiter vom <strong>Polar</strong>NEWS-Filmteam am jährl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Swiss Movie, dem Wettbewerb der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Amateurfilmer, ausgeze<strong>i<strong>ch</strong></strong>net – mit einer Dokumentation über Ts<strong>ch</strong>ukotka.<br />
...and the winner is: Werner Breiter! Unser<br />
Mann an der Kamera sahnte am Swiss Movie<br />
mit seinem Film «Ts<strong>ch</strong>ukotka – Das erstarrte<br />
Land» den ersten Preis in der Kategorie<br />
Dokumentarfilme ab. Fernsehmoderatorin<br />
Sabine Dahinden begründete das Urteil der<br />
Jury bei der Preisübergabe: «S<strong>ch</strong>on im ersten<br />
Augenblick lässt m<strong>i<strong>ch</strong></strong> der kalte Wind auf der<br />
Tonspur s<strong>ch</strong>audern und zieht m<strong>i<strong>ch</strong></strong> mitten hinein<br />
in Ts<strong>ch</strong>ukotka, das erstarrte Land. Es<br />
dominieren Weiss und Blau. S<strong>ch</strong>nee und Eis.»<br />
Somit ist Werner offiziell S<strong>ch</strong>weizer Meister<br />
der n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t professionellen Dokumentarfilmer.<br />
Damit n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t genug: Werner erhielt au<strong>ch</strong> den<br />
Spezialpreis für aussergewöhnl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Kamera.<br />
Entstanden ist der Film während einer von<br />
<strong>Polar</strong>NEWS dur<strong>ch</strong>geführten Ts<strong>ch</strong>ukotka-<br />
Expe dition im April letzten Jahres. Es war<br />
Werners allererste Reise in eine Gegend, wo<br />
minus 35 Grad herrs<strong>ch</strong>en. Do<strong>ch</strong> die Kälte hinderte<br />
ihn n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t daran, mit einem s<strong>ch</strong>arfen<br />
Auge die Essenz dieses Landes auf Film zu<br />
bannen. Wir gratulieren herzl<strong>i<strong>ch</strong></strong>!<br />
Der 30-minütige Film ist zu sehen unter<br />
www.polar-news.<strong>ch</strong>/filme/polarnewsfilme/387-<strong>ch</strong>ukotka-das-erstarrte-land.html<br />
Christian Hug<br />
Werner Breiter holte s<strong>i<strong>ch</strong></strong> neben Gold für den<br />
besten S<strong>ch</strong>weizer Amateur-Dokumentarfilm au<strong>ch</strong><br />
den Sonderpreis für aussergewöhnl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Kamera.<br />
46 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
47