möchte ich lesen... - Polar-Reisen.ch
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Fehl am Platz: Touristen rasen mit modernsten Allrad-Fahrzeugen über die Weiten des ewigen Eises.<br />
<strong>Polar</strong>plateau lag und mit dem Flugzeug<br />
erre<strong>i<strong>ch</strong></strong>t wurde, relativiert die tatsä<strong>ch</strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Anforderungen dieses Projektes au<strong>ch</strong> im<br />
Vergle<strong>i<strong>ch</strong></strong> zu ernstzunehmenden modernen<br />
Südpolexpeditionen.<br />
Da der Südpol an s<strong>i<strong>ch</strong></strong> ja «nur» ein mathematis<strong>ch</strong>er<br />
Punkt auf der Erdoberflä<strong>ch</strong>e ist<br />
beziehungsweise dur<strong>ch</strong> die Rotationsa<strong>ch</strong>se<br />
der Erde bestimmt wird, fokussieren s<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
Leistungsexpeditionen zunehmend auf eine<br />
Dur<strong>ch</strong>querung des Kontinents. Dabei gibt es<br />
unters<strong>ch</strong>iedl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Ansätze, je na<strong>ch</strong> dem, wel<strong>ch</strong>e<br />
Route gewählt wird und ob beispielsweise<br />
die S<strong>ch</strong>elfeiskante oder der landseitige<br />
Beginn eines Eiss<strong>ch</strong>elfes als Kontinental -<br />
rand gewertet wird, wie es Reinhold<br />
Messner und Arved Fu<strong>ch</strong>s beim Ronne-<br />
Eiss<strong>ch</strong>elf oder Cecilie Skog und Ryan<br />
Waters beim Ross-Eiss<strong>ch</strong>elf definierten.<br />
Sind die Unters<strong>ch</strong>iede in den zurückzulegenden<br />
Gehdistanzen aber no<strong>ch</strong> relativ le<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />
eins<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig, führen Ethik- und Stilfragen bei<br />
polaren Leistungsexpeditionen (ebenso wie<br />
beim Spitzenalpinismus) beinahe ins<br />
Esoteris<strong>ch</strong>e und können fast nur mehr von<br />
Insidern r<strong>i<strong>ch</strong></strong>tig beurteilt werden.<br />
Die allgemeine Öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>keit hingegen<br />
kann die feinen, aber ents<strong>ch</strong>eidenden<br />
Stilunter s<strong>ch</strong>iede in der Regel kaum bis gar<br />
n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr differenzieren: «unguided» oder<br />
«guided» (von einem Profi geführt),<br />
«unsupported» oder «supported» (bei der<br />
Fortbewegung unterstützt, zum Beispiel<br />
dur<strong>ch</strong> Windkraft, Hundes<strong>ch</strong>litten oder<br />
Motorfahrzeuge) sowie «unassisted» beziehungsweise<br />
«unsupplied» oder «assisted»<br />
beziehungsweise «supplied» (Hilfe von<br />
aussen, zum Beispiel dur<strong>ch</strong> Luftunter -<br />
stützung oder Depots).<br />
S<strong>ch</strong>uld an der kollektiven Orientierungs -<br />
losigkeit sind aber die Aktiven bisweilen<br />
selbst, denn immer wieder lässt au<strong>ch</strong> ihre<br />
eigene Ber<strong>i<strong>ch</strong></strong>terstattung (bewusst?) zu<br />
wüns<strong>ch</strong>en übrig. Wird der Einsatz von Zug -<br />
s<strong>ch</strong>irmen oder Versorgungsflügen meist<br />
no<strong>ch</strong> erwähnt, wird von den «Explorern»,<br />
wie s<strong>i<strong>ch</strong></strong> Polreisende gerne nennen, vielfa<strong>ch</strong><br />
in der öffentl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en Darstellung zum Beispiel<br />
ges<strong>ch</strong>ickt unterdrückt oder ganz vers<strong>ch</strong>wiegen,<br />
dass sie von Profis geführt wurden.<br />
So als ob das an ihrem «Ruhm» kratzen<br />
würde. Den modernen <strong>Polar</strong>führern kommt<br />
aber heute wohl eine ebenso w<strong>i<strong>ch</strong></strong>tige Rolle<br />
für Erfolge zu wie den Sherpas bei Mount-<br />
Everest-Expeditionen. Und wie können<br />
s<strong>ch</strong>liess l<strong>i<strong>ch</strong></strong> die Leistungen eines Messners,<br />
Stegers, Ouslands oder Gjeldnes’ verstanden<br />
werden, wenn s<strong>ch</strong>on verkürzte Wettrennen<br />
oder andere touristis<strong>ch</strong>e Unternehmungen<br />
als «das letzte grosse Abenteuer der<br />
Mens<strong>ch</strong> heit» dargestellt werden?<br />
Transantarctica<br />
Eine der spektakulärsten und für m<strong>i<strong>ch</strong></strong> persönl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
die s<strong>ch</strong>önste Antarktis-Expedition<br />
aller Zeiten war die «Transantarctica»<br />
1989/90. Dem internationalen Team unter<br />
der Leitung von Will Steger (USA) und<br />
Jean-Louis Etienne (F) mit Victor Bojarski<br />
(UdSSR), Geoff Somers (GB), Keizo<br />
Funatsu (JP) und Qin Dahe (China) gelang<br />
mit drei Hundes<strong>ch</strong>littengespannen und 18<br />
Depots die längste jemals dur<strong>ch</strong>geführte<br />
Antarktis-Transversale. Sie führte von der<br />
Spitze der Antarktis<strong>ch</strong>en Halbinsel am<br />
Vinson Massiv vorbei, über den Südpol und<br />
die Station Vostok bis zur Station Mirnyi in<br />
der Ostantarktis: Unvorstellbare 6400 Kilo -<br />
meter in sieben Monaten. Ein phantastis<strong>ch</strong>es<br />
Abenteuer, das seinesgle<strong>i<strong>ch</strong></strong>en su<strong>ch</strong>t.<br />
Die erforderl<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Logistik war gross angelegt.<br />
Es wurden n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur ein Jahr vorher<br />
14 Tonnen Hundefutter und Nahrungsmittel<br />
auf der geplanten Route deponiert, sondern<br />
während der Expedition ers<strong>ch</strong>öpfte oder<br />
kranke Hunde zur Erholung ausgeflogen und<br />
dur<strong>ch</strong> fris<strong>ch</strong>e ersetzt. Aufgrund der enormen<br />
Strecke war es sogar notwendig, bereits im<br />
<strong>Polar</strong>winter und unter härtesten Witterungs -<br />
bedingungen aufzubre<strong>ch</strong>en.<br />
Erstmals gelang es, den Kontinent ohne<br />
Motorfahrzeuge zu dur<strong>ch</strong>queren – und das<br />
gle<strong>i<strong>ch</strong></strong> auf der denkbar längstmögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>en<br />
Route. Und es war au<strong>ch</strong> die letzte Expe -<br />
dition, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong> no<strong>ch</strong> konventionell mit Sex -<br />
tanten anstatt mit der gerade aufkommenden<br />
Satellitennavigation orientierte, was eine<br />
ganz besondere Qualität des Abenteuers darstellte.<br />
Die «Transantarctica» verfolgte aber n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t<br />
nur ein herausragendes sportl<strong>i<strong>ch</strong></strong>es Ziel, sondern<br />
s<strong>ch</strong>uf au<strong>ch</strong> Bewusstsein für die gross -<br />
artige Vision eines «Weltparks Antarctica»,<br />
der der gesamten Mens<strong>ch</strong>heit gehören solle.<br />
Die «Transantarctica» ist jedo<strong>ch</strong> n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t mehr<br />
wiederholbar. Das 1991 erlassene Umwelt -<br />
protokoll zum Antarktisvertrag erlaubt näml<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />
keine S<strong>ch</strong>littenhunde am Kontinent<br />
mehr. Dass das Umweltprotokoll die eleganten<br />
Hundes<strong>ch</strong>littengespanne aus den Zeiten<br />
der Entdecker gerade aus Gründen des<br />
Umwelts<strong>ch</strong>utzes – und zwar zum S<strong>ch</strong>utz der<br />
einheimis<strong>ch</strong>en Tierwelt vor übertragbaren<br />
Krankheiten – verbietet, ist zwar verständl<strong>i<strong>ch</strong></strong>.<br />
Es ers<strong>ch</strong>eint mir aber do<strong>ch</strong> irgendwie<br />
ironis<strong>ch</strong>, dass dagegen Motorfahrzeuge aller<br />
Art zulässig sind.<br />
Die traditionsre<strong>i<strong>ch</strong></strong>e Ära der Entdeckung<br />
des Kontinents mit den Hundes<strong>ch</strong>litten ge -<br />
spannen ist jedenfalls seit Anfang der<br />
1990er-Jahre endgültig vorbei und damit ein<br />
grossartiges und für die beteiligten Wissen -<br />
s<strong>ch</strong>aftler und Abenteurer ebenso spannendes<br />
wie emotionsvolles Kapitel der Erfors<strong>ch</strong>ung<br />
des Kontinents.<br />
Mit dem Wind über das Eis<br />
In den letzten Jahren war ein Trend festzu -<br />
stellen, wona<strong>ch</strong> anstelle des klassis<strong>ch</strong>en und<br />
zermürbenden «man-haulings» (das S<strong>ch</strong>litten -<br />
ziehen aus eigener Kraft war bereits für Scott<br />
das Ideal britis<strong>ch</strong>en Sportgeistes) lange<br />
Distanzen auf dem <strong>Polar</strong>plateau mit Hilfe von<br />
lenkbaren Windsegeln zurückgelegt werden,<br />
mit denen s<strong>i<strong>ch</strong></strong> die <strong>Polar</strong> reisenden mit dem<br />
Pulkas<strong>ch</strong>litten im S<strong>ch</strong>lepp tau über das Eis ziehen<br />
lassen. »<br />
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<strong>Polar</strong> NEWS<br />
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