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-KIDS Aktuell Nr.16 - preprintmedia.de

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dauernd motiviert, dauernd am Üben und Arbeiten.<br />

Dauernd <strong>de</strong>r Motor sein. Und dazu kommt häufig auch<br />

noch ein schlechtes Gewissen o<strong>de</strong>r die Unsicherheit,<br />

vielleicht immer noch zu wenig gemacht zu haben!<br />

Natürlich kann niemand dies alles dauernd leisten.<br />

In allen Familien gibt es Einbrüche, kommt es zeitweise<br />

zu einer Stagnation, kommt Resignation auf. Das ist<br />

normal. Manchmal kommt zusätzlicher Stress auf,<br />

z.B. wenn es um die Einschulung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s geht, bei<br />

gesundheitlichen Problemen o<strong>de</strong>r wenn trotz aller<br />

Bemühungen das Kind sich doch nicht so entwickelt<br />

wie erhofft. Die meisten Familien schaffen es, aus so<br />

einem Tief wie<strong>de</strong>r herauszukommen, wie<strong>de</strong>r neue<br />

Energien zu sammeln.<br />

Eltern eines Kin<strong>de</strong>s mit Down-Syndrom zu sein, ist<br />

einerseits eine Art Daueranstrengung, an<strong>de</strong>rerseits eine<br />

große Bereicherung. Weil man erlebt, wie trotz aller<br />

vorhergesagter Defizite und Probleme doch so viele Ziele<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n, und man weiß, dass je<strong>de</strong>r Schritt<br />

vorwärts mehr Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und<br />

Lebensqualität für das Kind be<strong>de</strong>utet.<br />

Ressourcen aufbauen<br />

Um mit <strong>de</strong>m häufig stressvollen Alltag zurechtzukommen,<br />

ist es wichtig, über Ressourcen zu verfügen, die einem<br />

helfen, die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Lebens zu meistern. Das<br />

gilt für uns alle, auch für Menschen mit einem Handicap.<br />

Die Stressoren kann man durch geeignete Wi<strong>de</strong>rstands -<br />

ressourcen unter Kontrolle bringen.<br />

Dieser Gedanke stammt aus <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r Saluto -<br />

genese, das von Aaron Antonovsky entwickelt wur<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>r Frage nachgeht, weshalb manche Menschen<br />

gesund bleiben, wenn an<strong>de</strong>re krank wer<strong>de</strong>n. Der zentrale<br />

Aspekt <strong>de</strong>s salutogenetischen Mo<strong>de</strong>lls bil<strong>de</strong>t das so<br />

genannte Kohärenzgefühl. Dieses Kohärenzgefühl ist<br />

eine Art Lebenseinstellung geprägt von einer Zuversicht,<br />

dass man <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Lebens gewachsen ist.<br />

Dabei unterschei<strong>de</strong>t Antonovsky drei Komponenten als<br />

wesentlich für ein starkes Kohärenzgefühl:<br />

Verstehbarkeit: Die Stimuli, die sich im Laufe <strong>de</strong>s Lebens<br />

aus <strong>de</strong>r inneren und äußeren Umgebung ergeben, sind<br />

für eine Person strukturiert, vorhersehbar und erklärbar.<br />

Handhabbarkeit: Die Person verfügt über genügend<br />

Ressourcen, um <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen, die diese Stimuli<br />

stellen, zu begegnen.<br />

Be<strong>de</strong>utsamkeit: Die Person betrachtet die Anfor<strong>de</strong> -<br />

rungen, die das Leben ihm stellt, als Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

und die Anstrengung und das Engagement, ihnen<br />

gerecht zu wer<strong>de</strong>n, als lohnenswert.<br />

Was be<strong>de</strong>utet das für Menschen mit Down-Syndrom?<br />

Schon die Verstehbarkeit <strong>de</strong>r Fülle an Alltagsereignissen,<br />

ist für <strong>de</strong>n Menschen mit Down-Syndrom problematisch.<br />

Vieles, was um ihn herum geschieht, ist für ihn nicht<br />

geordnet, ist keine klare, strukturierte Information. Eher<br />

ein „Rauschen“, wie es Antonovsky beschreibt, chaotisch,<br />

willkürlich und zufällig. Deswegen wird er häufig durch<br />

Dinge überrascht, die er nicht vorhersehen konnte.<br />

Dieses Problem versuchen viele Personen mit Down-<br />

Syndrom zu lösen, in<strong>de</strong>m sie mit Regeln und Ritualen<br />

ihren Alltag strukturieren. Das gibt ihnen ein Gefühl<br />

<strong>de</strong>r Sicherheit. So haben sie die Kontrolle, dann sind<br />

die Dinge vorhersehbar. Wenn etwas dieses „Regelwerk“<br />

stört, ist <strong>de</strong>r Unmut groß.<br />

Auch die Komponente Be<strong>de</strong>utsamkeit – das Gefühl zu<br />

haben, dass Anstrengungen etwas Gutes sein können,<br />

dass Anfor<strong>de</strong>rungen positiv besetzt sein können, in<strong>de</strong>m<br />

man sie als Herausfor<strong>de</strong>rung ansieht und dass Engagement<br />

sich lohnt, ist nicht gera<strong>de</strong> eine Stärke von Menschen<br />

mit Down-Syndrom. Eher scheint, Problemen aus <strong>de</strong>m<br />

Weg zu gehen, das Ausweichen vor Anstrengungen<br />

zu <strong>de</strong>n Down-Syndrom-spezifischen Verhaltensweisen<br />

zu gehören (siehe Deborah Fiddler, Leben mit Down-<br />

Syndrom Nr. 49). Das heißt nicht, dass es gar keine<br />

Menschen mit Down-Syndrom gäbe, die einen Ehrgeiz<br />

entwickeln können.<br />

Bleibt die Handhabbarkeit – über genügend geeignete<br />

Ressourcen zu verfügen, um <strong>de</strong>n Alltag zu bewältigen.<br />

Familien und Fachleute können Personen mit Down-<br />

Syndrom dabei unterstützen, solche Wi<strong>de</strong>rstandsressourcen<br />

aufzubauen.<br />

Welche Ressourcen sind hilfreich?<br />

Welche Ressourcen sind das und wie entstehen sie?<br />

Solche Ressourcen entwickeln sich im Laufe <strong>de</strong>r Kindheit<br />

und Jugend und wer<strong>de</strong>n u. a. von <strong>de</strong>n gesammelten<br />

Erfahrungen und Erlebnissen beeinflusst. Auch Menschen<br />

mit einer Lerneinschränkung können solche Kraftquellen<br />

aufbauen, jedoch geschieht das unter erschwerten<br />

Bedingungen.<br />

1. Das kannst du schon!<br />

Eine ganz wichtige Voraussetzung ist, dass Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche eine Person neben sich wissen, <strong>de</strong>r sie<br />

vertrauen können, jemand <strong>de</strong>r sie begleitet in guten<br />

und schlechten Zeiten. Jemand, <strong>de</strong>r vermittelt:<br />

Du bist nicht allein. Der vermittelt: Du kannst etwas.<br />

Du schaffst das schon! Ich habe Vertrauen in dich!<br />

Das brauchen nicht immer ausschließlich die Eltern<br />

zu sein, das kann beispielsweise auch ein/e Lehrer/-in,<br />

ein/e Freund/-in, ein Jobcoach sein, o<strong>de</strong>r auch eine<br />

Gruppe, die einem diesen Halt gibt.<br />

Gera<strong>de</strong> am Anfang, kurz nach <strong>de</strong>r Geburt, ist häufig diese<br />

Zuversicht bei <strong>de</strong>n Eltern und an<strong>de</strong>ren Verwandten nicht da.<br />

Nicht die Möglichkeiten stehen im Mittelpunkt, son<strong>de</strong>rn<br />

im Gegenteil die Einschränkungen, die Defizite.<br />

Und auch später wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

häufig vielerorts auf Skepsis stoßen, was ihre Fähig -<br />

keiten betrifft.<br />

2. Soziales Netzwerk<br />

Eine wichtige Kraftquelle für das weitere Leben ist das<br />

Verfügen über ein gut funktionieren<strong>de</strong>s soziales Netzwerk.<br />

Auch dies lässt sich bei Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen<br />

nicht so leicht umsetzen. Wenn wir uns fragen,<br />

wer dann später für sie da ist, wenn sie erwachsen sind,<br />

22<br />

<strong>KIDS</strong> <strong>Aktuell</strong> – Nr. 16 – 10 /2007

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