Verantwortungszuschreibung und Ãrger - Institut für Psychologie ...
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8 “Ärger-appraisal im Kulturvergleich”<br />
Dazu wählen wir einen appraisal-theoretischen Ansatz, der die kognitiven Determinanten für<br />
emotionale Reaktionen spezifiziert <strong>und</strong> so eine differenzierte <strong>und</strong> kulturvergleichende Analyse<br />
erlaubt. Dieser Ansatz bietet damit nicht nur günstige Voraussetzungen für eine interdisziplinäre<br />
Herangehensweise an Emotionen, sondern verspricht zugleich neue Erkenntnisse für<br />
beide Disziplinen: Für die Ethnologie eröffnet er eine Möglichkeit, den Einfluß kultureller<br />
Modelle auf kognitive Verzerrungen <strong>und</strong> auf die Entstehungsbedingungen von Emotionen zu<br />
untersuchen <strong>und</strong> so der Forderung des Ethnopsychologen Spiro (1999, p. 10) nachzukommen,<br />
kulturelle Varianz aus allgemeinen Prozessen abzuleiten. Aus psychologischer Sicht interessiert<br />
die Bedeutung der mit spezifischen folk theories korrespondierenden kognitiven Verzerrungen<br />
für die Entstehung von Emotionen; dies gilt insbesondere für Wechselwirkungen<br />
zwischen dem F<strong>und</strong>amentalen Attributionsfehler <strong>und</strong> der Emotion Ärger, deren Entstehung ja<br />
wesentlich auf Attributionsprozessen beruht.<br />
3 Eigene Vorarbeiten<br />
In mehreren von den beiden Antragstellern in den letzten Jahren geleiteten Projekten wurden<br />
Vorarbeiten geleistet, auf denen dieses Forschungsvorhaben direkt aufbauen kann. Das gilt für<br />
empirische Arbeiten, darunter eine erste Erhebung von Emotionen im Untersuchungsfeld<br />
(Tonga), ebenso wie für theoretische Analysen von Kausalschemata <strong>und</strong> die Konzeption einer<br />
appraisal-Theorie zur Auslösung von Ärger. Ein Versuch mit einer kleinen Stichprobe, das<br />
dabei entwickelte Modell auch im kulturellen Kontext Tongas auf seine Anwendbarkeit hin zu<br />
testen, verlief ermutigend.<br />
3.1 Ethnologische Vorarbeiten<br />
Aus eigener Feldforschung des ethnologischen Antragstellers zur Katastrophenbewältigung<br />
am philippinischen Vulkan Pinatubo (DFG-Az. Se 269/9-x) liegen unter anderem Bef<strong>und</strong>e<br />
über kulturspezifische Ursachenattributionen vor: Für den Vulkanausbruch des Pinatubo machen<br />
die dort lebenden Aeta eine Kombination aus anthropogenen <strong>und</strong> (über-)natürlichen Ursachen<br />
verantwortlich <strong>und</strong> reagieren mit Ärger auf die Verursacher (Seitz, 1998a, 1998b,<br />
2000).<br />
Bei der Analyse des Fischfangs in Tonga durch den ethnologischen Antragsteller <strong>und</strong> die<br />
für unser Forschungsvorhaben vorgesehene Mitarbeiterin (DFG-Az. Er 267/1-x) traten Unterschiede<br />
in emotionalen Reaktionen auf vergleichbare Konfliktsituationen sowie die Bedeu-