Verantwortungszuschreibung und Ãrger - Institut für Psychologie ...
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20 “Ärger-appraisal im Kulturvergleich”<br />
halb die Einbettung emotionaler Erfahrungen in sozial konstruierte Kontexte genauer betrachtet<br />
<strong>und</strong> während der teilnehmenden Beobachtung <strong>und</strong> in Gesprächen mit den<br />
Schlüsselinformanten in Tonga thematisiert. Im Zentrum stehen hierbei kulturelle Werte, die<br />
die Bedeutung von Emotionen <strong>und</strong> ihre Erwünschtheit mit definieren, sowie soziale <strong>Institut</strong>ionen,<br />
die den Umgang mit unerwünschten Emotionen regulieren. Eine entscheidende Rolle für<br />
das Emotionsmanagement spielen auch die Präsenz eines ‘Publikums’ <strong>und</strong> Verflechtungen mit<br />
der Sozialstruktur: Statusunterschiede oder geschlechtsspezifisch unterschiedliche Rollenzuweisungen<br />
innerhalb der tonganischen Gesellschaft können ein bestimmtes emotionales Verhalten<br />
erfordern, <strong>und</strong> umgekehrt kann dieses emotionale Verhalten die gesellschaftlichen<br />
Strukturen mit stabilisieren (für ähnliche Bef<strong>und</strong>e aus Indonesien s. Röttger-Rössler, 1997).<br />
Aufgr<strong>und</strong> der ethnographischen Quellenlage (z.B. Helu, 1981; Kavaliku, 1977; Morton, 1996)<br />
<strong>und</strong> erster eigener Studien wird damit gerechnet, daß in Tonga vor allem solche Emotionen<br />
positiver bewertet werden, die einem konfliktfreien Zusammenleben dienlich sind <strong>und</strong> die<br />
hierarchische Struktur stabilisieren, also etwa 'ofa (Liebe, Respekt), fakama'uma'u (Zurückhaltung,<br />
Beherrschung) oder ma (Scham).<br />
Arbeitsprogramm zu Ziel 3<br />
Kulturvergleichende Experimentalstudien zur Validierung des Modells<br />
Während im vorangegangenen Ziel mit dem Verständnis emischer Emotionskonzepte <strong>und</strong> ihrer<br />
Verankerung im kulturellen System eine unerläßliche Voraussetzung für kulturvergleichende<br />
Untersuchungen geschaffen wurde, geht es nun darum, Unterschiede im<br />
emotionsdifferenzierenden appraisal zu identifizieren. Unsere konkreten Hypothesen resultieren<br />
aus einer Kombination der appraisal-theoretischen Überlegungen zum Ärger (vgl. dazu<br />
Tabelle 1 auf Seite 4) <strong>und</strong> der Annahmen über ‘Selbst’-Konzepte. Am Beispiel des Ärgers<br />
lauten diese:<br />
Unter der Annahme, ein anderer habe das Ereignis ausgelöst, bedingt<br />
➢ eine individualistische Orientierung Attributionen auf personale Faktoren,<br />
Zuschreibung hoher Verantwortung <strong>und</strong> hohen Ärger,<br />
➢ eine kollektivistische Orientierung dagegen Attributionen auf personale <strong>und</strong> situative<br />
Faktoren, Zuschreibung geringer Verantwortung <strong>und</strong> geringeren Ärger.<br />
Diese Hypothesen werden empirisch getestet. Gr<strong>und</strong>sätzlich erwarten wir:<br />
➢ Unterschiede im Auftreten von Ärger abhängig vom Ausmaß an Individualismus:<br />
Hoher Individualismus – vermehrt Ärger<br />
[‘differentielle’ Hypothese]