Ausland - Aktion Lebensrecht für Alle eV
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nahe. So wird in einer Pressemitteilung<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung,<br />
Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />
(BMBF) darauf verwiesen, dass die<br />
deutsche Beteiligung an dem auslaufenden<br />
6. Forschungsrahmenprogramm »mehr<br />
als 80 Prozent« betragen habe, und der<br />
Anteil an den Fördermitteln mit rund 20<br />
Prozent (jährlich rund 1 Milliarde Euro)<br />
»höher als der aller anderen Mitgliedsstaaten<br />
ist«. Deutschland hatte in Brüssel<br />
also noch anderes zu verlieren als bloß<br />
das Gesicht.<br />
Erhobenen Hauptes konnten dagegen<br />
die Forschungsminister von Österreich,<br />
Polen, der Slowakei, Litauen und Malta<br />
in ihre Heimat zurückkehren. In Brüssel<br />
versagten sie auch dem Kompromiss ihre<br />
Zustimmung und stimmten bis zum<br />
Schluss <strong>für</strong> den Embryonenschutz. Anders<br />
als Deutschland haben sie damit freilich<br />
in Kauf genommen, dass das komplette<br />
Forschungsrahmenprogramm blockiert<br />
und eine Auszahlung der Fördergelder<br />
bis zu einer endgültigen Einigung aufgeschoben<br />
worden wäre. Im Gegensatz zu<br />
Annette Schavan hatten sie zu Hause kei-<br />
ne »Erfolge« zu vermelden, ernteten da<strong>für</strong><br />
aber jene Bewunderung, die der deutschen<br />
Forschungsministerin versagt blieb.<br />
So lobte etwa der Bischof von Sankt Pölten,<br />
Klaus Küng, der in der Österreichischen<br />
Bischofskonferenz <strong>für</strong> Fragen der<br />
Bioethik zuständig ist, ausdrücklich die<br />
Haltung der Österreichischen Bundesregierung.<br />
SCHWERE ZEITEN FÜR SCHAVAN<br />
Auf Schavan dürften dagegen schwere<br />
Zeiten zukommen. Denn wenn die<br />
10<br />
TITEL<br />
Bischof Klaus Küng<br />
»Stammzellforscher werden die<br />
Ministerin nun ›festnageln‹.«<br />
ARCHIV<br />
ARCHIV<br />
»Frankfurter Allgemeine Zeitung« Recht<br />
behält, werden die Stammzellforscher<br />
und jene, die sie unterstützen, die Ministerin<br />
nun auf den Satz »festnageln«, dass<br />
der Beschluss des EU-Ministerrates »kei-<br />
»Was mit Steuergeldern gefördert<br />
wird, kann nicht verboten bleiben.«<br />
ne finanziellen Anreize <strong>für</strong> die Zerstörung<br />
von Embryonen« schaffe. Stimme dies,<br />
gebe es <strong>für</strong> deutsche Forscher keinen<br />
Grund mehr, weiter die Stichtagsregelung<br />
zu befolgen, »während britische Forscher<br />
mit Hilfe deutscher EU-Beiträge ihre<br />
Projekte« vorantrieben, so die Zeitung.<br />
Der neue Präsident der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften,<br />
der frühere Schering-Manager<br />
Günter Stock, kündigte bereits an, man<br />
werde mit den Bundestagsabgeordneten<br />
sprechen, um eine Gesetzesänderung zu<br />
erreichen. An Gelegenheiten dazu wird<br />
es nicht mangeln: Denn wie die forschungspolitische<br />
Sprecherin der FDP,<br />
Ulrike Flach, verlauten ließ, wird die FDP<br />
noch in diesem Jahr einen Vorstoß zur<br />
Abschaffung der Stichtagsregelung machen.<br />
»Was auf europäischer Ebene mit<br />
Billigung der Bundesregierung und mit<br />
deutschen Steuergeldern finanziell geför-<br />
Ulrike Flach, FDP<br />
dert wird, kann doch in Deutschland nicht<br />
dauerhaft verboten und strafbar bleiben«,<br />
amüsierte sich Flach. Irgendwie verständlich.<br />
Denn auch die erklärte Be<strong>für</strong>worterin<br />
der Forschung mit embryonalen Stammzellen<br />
weiß: In Brüssel wurde der deutsche<br />
Embryonenschutz angezählt. Und zwar<br />
von der Bundesforschungsministerin<br />
höchstpersönlich.<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Huber: »Teilweise Alchemie«<br />
Der Vorsitzende der Österreichischen Bioethikkommission,<br />
Johannes Huber, hat scharfe<br />
Kritik an unseriösen<br />
und nicht<br />
haltbaren Heilsversprechungen<br />
geübt, die von<br />
Stammzellforschern<br />
verbreitet<br />
würden.<br />
»Tatsächlich sind<br />
wir teilweise<br />
noch auf dem<br />
Stand der Alchemie«,<br />
sagte Huber<br />
bei einer Bilanz-<br />
Johannes Huber<br />
pressekonferenz der Kommission in Wien.<br />
Die Wissenschaft sei erst dabei zu verstehen,<br />
wie Stammzellen im Organismus funktionierten.<br />
Wer heute Stammzellen ins Gehirn injiziere,<br />
um dort einen Schaden zu heilen, könne<br />
eigentlich nur hoffen, dass irgendetwas passiert.<br />
»Tatsächlich wird die Stammzellforschung<br />
teilweise aber so verkauft, dass die<br />
Menschen glauben, schon morgen gibt es<br />
Heilung <strong>für</strong> Krebs oder Morbus Alzheimer«,<br />
kritisierte der Mediziner, der als Be<strong>für</strong>worter<br />
der embryonalen Stammzellforschung bekannt<br />
ist. reh<br />
Führend bei adulten Stammzellen<br />
»Deutschland, das kann man mit Recht sagen,<br />
ist in der Forschung mit adulten Stammzellen<br />
international führend.« Das erklärte die Zellbiologin<br />
Anna Wobus vom Leibniz-Institut im<br />
sachsen-anhaltinischen Gatersleben kürzlich<br />
in Berlin. So seien etwa die ersten Studien<br />
zum Einsatz der vielseitigen körpereigenen<br />
Stammzellen im Kampf gegen den Herzinfarkt<br />
von den Universitäten in Rostock, Hannover,<br />
Düsseldorf und Frankfurt am Main gekommen.<br />
reh<br />
Frankreich streitet über das Klonen<br />
In Frankreich ist eine neue Debatte über die<br />
embryonale Stammzellforschung entbrannt.<br />
Grund ist ein von der Regierung in Auftrag<br />
gegebener Parlamentsbericht, der die Zulassung<br />
des so genannten therapeutischen Klonens<br />
empfiehlt. Die derzeit gültige gesetzliche<br />
Regelung bedroht Forscher, die sich über das<br />
Verbot des Klonens zu Forschungszwecken<br />
hinwegsetzen, noch mit Haftstrafen von bis<br />
zu sieben Jahren und Geldbußen in Höhe von<br />
bis zu 100.000 Euro. Weiter empfiehlt der<br />
Bericht, die derzeit nur befristet und in Ausnahmefällen<br />
zugelassene Forschung mit embryonalen<br />
Stammzellen des Menschen, generell<br />
zu legalisieren. reh<br />
LebensForum 79