Vorlesung SS 2010 - 03 - Empowerment - puwendt.de
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Alles hat Metho<strong>de</strong><br />
<strong>Vorlesung</strong> im Sommersemester <strong>2010</strong><br />
3. Mai <strong>2010</strong>:<br />
Grundlegend: Was ist <strong>Empowerment</strong>?<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
1. Anschluss an die <strong>Vorlesung</strong> am 19. April <strong>2010</strong><br />
Zur Erinnerung:<br />
• Methodisches Han<strong>de</strong>ln in <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit ist stets methodisch<br />
strukturiert, d. h. situationsangemessen geplant (und daher situativ<br />
offen), als Prozess zirkulär gestaltet, durch Aushandlung und<br />
Vereinbarung mit <strong>de</strong>n Subjekten geprägt und flexibel angelegt.<br />
• Als methodisches Grundmo<strong>de</strong>ll liegt eine Abfolge aus Analyse<br />
(Bestandsaufnahme), methodischer (Vor-) Klärung (Wahl Metho<strong>de</strong>n<br />
und Instrumente), Aushandlung (Vereinbarungen, ggfs. Anpassung<br />
Metho<strong>de</strong>n/Instrumente), Realisierung (Vollzug <strong>de</strong>s Vereinbarten),<br />
Evaluation (Prüfung Ertrag/Erfolg) und ggfs. Rückspeisung in die<br />
Analyse (und Anpassung <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>) bzw. Abschluss nahe.<br />
• Eingebettet ist dieses Grundmo<strong>de</strong>ll in geeignete Verfahren und<br />
Techniken <strong>de</strong>r Kontaktanbahnung und (sofern möglich) <strong>de</strong>s<br />
Abschlusses.<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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2. Zum Begriff „<strong>Empowerment</strong>“ 1<br />
Norbert Herriger:<br />
• „Der Begriff ‚<strong>Empowerment</strong>’ be<strong>de</strong>utet Selbstbefähigung und<br />
Selbstbemächtigung, Stärkung von Eigenmacht, Autonomie und<br />
Selbstverfügung.<br />
• <strong>Empowerment</strong> beschreibt mutmachen<strong>de</strong> Prozesse <strong>de</strong>r<br />
Selbstbemächtigung, in <strong>de</strong>nen Menschen in Situationen <strong>de</strong>s Mangels,<br />
<strong>de</strong>r Benachteiligung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Ausgrenzung<br />
beginnen, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, in<br />
<strong>de</strong>nen sie sich ihrer Fähigkeiten bewußt wer<strong>de</strong>n, eigene Kräfte<br />
entwickeln und ihre individuellen und kollektiven Ressourcen zu einer<br />
selbstbestimmten Lebensführung nutzen lernen“ (Herriger <strong>2010</strong>: 20)<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
Zum Begriff „<strong>Empowerment</strong>“ 2<br />
Heiner Keupp:<br />
• <strong>Empowerment</strong> (E.) bezeichnet „<strong>de</strong>n Prozeß, innerhalb <strong>de</strong>ssen<br />
Menschen sich ermutigt fühlen, ihre eigenen Angelegenheiten in die<br />
Hand zu nehmen, ihre eigenen Kräfte und Kompetenzen zu<br />
ent<strong>de</strong>cken und ernst zu nehmen und <strong>de</strong>n Wert selbsterarbeiteter<br />
Lösungen schätzenzulernen.<br />
• E. bezieht sich auf einen Prozeß, in <strong>de</strong>m die Kooperation von<br />
gleichen o<strong>de</strong>r ähnlichen Problemen betroffenen Personen durch ihre<br />
Zusammenarbeit zu synergetischen Effekten führt.<br />
• Aus <strong>de</strong>r Sicht professioneller und institutioneller Hilfen be<strong>de</strong>utet die<br />
E.-Perspektive die aktive För<strong>de</strong>rung solcher solidarischer Formen <strong>de</strong>r<br />
Selbstorganisation“ (Keupp 1996).<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
2
„Quellen“<br />
kommunitärer<br />
Diskurs<br />
Netzwerkforschung<br />
Soziale<br />
Bewegungen<br />
<strong>Empowerment</strong><br />
in <strong>de</strong>r<br />
Sozialen Arbeit<br />
Community Action<br />
GWA<br />
Humanistische<br />
Psychologie<br />
Lebensweltorientierte<br />
Soziale Arbeit<br />
kritisch-emanzipat.<br />
Soziale Arbeit<br />
Gemein<strong>de</strong>psychologie<br />
Selbst-/Laienhilfebewegung<br />
Sozialreform<br />
Barbara B. Salomons:<br />
Black <strong>Empowerment</strong><br />
(1976)<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
<strong>Empowerment</strong>? - Grundfragen<br />
Wolfgang Stark stellt folgen<strong>de</strong> Leitfragen an <strong>Empowerment</strong>:<br />
• Unter welchen Bedingungen gelingt es Menschen, eigene Stärken<br />
zusammen mit an<strong>de</strong>ren zu ent<strong>de</strong>cken?<br />
• Was trägt dazu bei, dass Menschen aktiv wer<strong>de</strong>n und sie ihre<br />
eigenen Lebensbedingungen gestalten und kontrollieren?<br />
• Was können Professionelle dazu beitragen, verschie<strong>de</strong>ne Formen<br />
von Selbstorganisation zu unterstützen?<br />
• Wie können sie ein soziales Klima schaffen, das Prozesse <strong>de</strong>s<br />
<strong>Empowerment</strong> unterstützt?<br />
• Welche Konsequenzen haben solche Erfahrungen auf die<br />
beteiligten Menschen, Organisationen und Strukturen?<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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3. Vier Ebenen<br />
mit einzelnen<br />
Personen<br />
mit<br />
Gruppen<br />
Vier Ebenen <strong>de</strong>s <strong>Empowerment</strong>:<br />
auf <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>ebene<br />
auf <strong>de</strong>r<br />
institutionellen<br />
Ebene<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
3.1. <strong>Empowerment</strong> mit Einzelnen<br />
• Ziel: „Hilfestellungen zu vermitteln, vermittels <strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Betroffene<br />
aus seiner Situation <strong>de</strong>r Machtlosigkeit, Resignation und<br />
Demoralisierung heraus das Leben wie<strong>de</strong>r in die eigenen Hän<strong>de</strong> zu<br />
nehmen vermag“ (Herriger)<br />
Instrumente sind z. B.:<br />
• (Soziale) Beratung<br />
• Kompetenzdialog“ (Norbert Herriger)<br />
• „zukunftgerichtetes Rollenspiel“ aus <strong>de</strong>m Psychodrama (Jakob L.<br />
Moreno)<br />
• Case Management<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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3.2. <strong>Empowerment</strong> mit Gruppen<br />
• Ziel: För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gemeinschaftsarbeit in lebensweltlichen<br />
Netzwerken, Selbsthilfe und sozialen Bewegungen<br />
Instrumente sind z. B.:<br />
• Themenzentrierte Interaktion/TZI (Ruth Cohn, Norman Liberman,<br />
Yitzchak Zieman)<br />
• Soziometrie, Soziogramm (Jakob J. Moreno)<br />
• Netzwerkanreicherung und -för<strong>de</strong>rung (Norbert Herriger)<br />
• Zukunftswerkstatt (Robert Jungk)<br />
• Team-Coaching (Wolfgang Stark)<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
3.3. <strong>Empowerment</strong> auf <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>ebene<br />
• Ziel: „Schaffung eines för<strong>de</strong>rlichen lokalen Klimas für die<br />
Selbstorganisation und Partizipation“ von Bürger/inne/n (Herriger)<br />
• Rückgriff auf Ansätze <strong>de</strong>r Gesundheitsför<strong>de</strong>rung als einem sozialökologischen<br />
Konzept<br />
Instrumente sind z. B.<br />
• „Schaffung gesundheitsför<strong>de</strong>rlicher Lebenswelten“<br />
• „Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen“<br />
• „Entwicklung einer gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Sozialpolitik“<br />
• „die Neuorientierung <strong>de</strong>r Gesundheitsdienste“ (Stimmer)<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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3.4. <strong>Empowerment</strong> auf <strong>de</strong>r institutionellen Ebene<br />
• Ziel: aktive Beteiligung von Bürger/innen bei <strong>de</strong>n sie betreffen<strong>de</strong>n<br />
Entscheidungen und Programmen als Sachverständigen<br />
• „,Sachverständig’ sind vor allem die direkt betroffenen Menschen<br />
selbst (Wohnungslose, Suchtkranke, Psychiatriepatienten,<br />
Heimbewohner), wobei aber auch die Beteiligung weiterer aktivinteressierter<br />
Bürgerlnnen ganz im Sinne <strong>de</strong>r <strong>Empowerment</strong>-I<strong>de</strong>e ist“<br />
(Herriger)<br />
Instrumente sind z., B.:<br />
• Partizipationsprojekte<br />
• Bürgerbeiräte<br />
• verständigungsorientierte Öffnung von Institutionen, die für<br />
Bürgerbelange verschlossen sind<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
3.5. Was <strong>Empowerment</strong> „stützt“<br />
Vor allem Konzepte aus <strong>de</strong>r (Sozial-) Psychologie und Soziologie - z. B.<br />
• das Konzept <strong>de</strong>r erlernten Hilflosigkeit<br />
(Martin E. P. Seligman),<br />
• das Coping-Konzept<br />
(Richard S. Lazarus),<br />
• das Salutogenese-Konzept<br />
(Aaron Antonovsky),<br />
• das Resilienz-Konzept<br />
(Jack Block, Glen El<strong>de</strong>r, Emmy Werner) o<strong>de</strong>r<br />
• das Hardiness-Konzept/stress-hardy personality<br />
(Suzanne Kobasa)<br />
- dienen als Referenzen für die optimistische <strong>Empowerment</strong>-Perspektive.<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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4. <strong>Empowerment</strong> im methodischen Grundmo<strong>de</strong>ll<br />
methodische<br />
Klärung<br />
Aushandlung<br />
Kontakt<br />
Analyse<br />
Abschluss<br />
<strong>Empowerment</strong> spielt in<br />
allen Phasen methodischen<br />
Han<strong>de</strong>lns eine zentrale Rolle<br />
Realisierung<br />
Evaluation<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
5. Abschließend<br />
<strong>Empowerment</strong> kennzeichnet:<br />
• Ressourcen- statt Defizitorientierung - Stärken statt Schwächen -<br />
Netzwerkaktivierung und -för<strong>de</strong>rung: erlernte Hilflosigkeit,<br />
Risikofaktoren etc. können „auch positiv gewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die<br />
Situation differenziert betrachtet wird o<strong>de</strong>r, noch einen Schritt weiter,<br />
in<strong>de</strong>m die Defizite ausgeblen<strong>de</strong>t, die Kompetenzen betont und die<br />
Situation, auch in die Zukunft hinein, eine positive Tönung bekommt,<br />
auch in <strong>de</strong>m Sinne, als ob es schon so wäre“ (Stimmer)<br />
• <strong>Empowerment</strong> zielt darüber hinaus immer auf eine Stärkung von<br />
Individuen in Gruppen und in (politischen) Kontexten<br />
• Eine verän<strong>de</strong>rte Rolle <strong>de</strong>r (professionellen) Helfer/innen ist eine<br />
zentrale Voraussetzung.<br />
• <strong>Empowerment</strong> ist keine Metho<strong>de</strong> selbst, son<strong>de</strong>rn als Grundlage je<strong>de</strong>m<br />
methodischen Han<strong>de</strong>ln „hinterlegt“.<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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Literatur<br />
• Galuske, M.: Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit. Eine Einführung, 3. überarb. und erw.<br />
Weinheim und München 2001<br />
• Herriger, N.: <strong>Empowerment</strong> in <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit. Eine Einführung, 4. erw. und akt.<br />
Aufl. Stuttgart <strong>2010</strong><br />
• Kahn, M. H.: What is hardiness? URL:<br />
http://www.mhkcoaching.com/in<strong>de</strong>x.php/hardiness (02.05.<strong>2010</strong>)<br />
• Keupp, H.: <strong>Empowerment</strong>; in: Kreft, D., und Mielenz, I. (Hg.), Wörterbuch Soziale<br />
Arbeit, Weinheim und Basel 1996, S. 164 - 166<br />
• Stark, W.: <strong>Empowerment</strong>. Neue Handlungskompetenzen in <strong>de</strong>r psychosozialen<br />
Praxis, Freiburg/Brsg. 1996<br />
• Stark, W.: <strong>Empowerment</strong>; URL: http://www.sgw.hsmag<strong>de</strong>burg.<strong>de</strong>/eumahp/exemple1/exemple2/Modul<strong>03</strong>/yhtml/pdf/empowerment.<br />
pdf (02.05.<strong>2010</strong>)<br />
• Stimmer, F.: Grundlagen <strong>de</strong>s Methodischen Han<strong>de</strong>lns in <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit, 2.<br />
überarb. und erw. Aufl. 2<br />
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt<br />
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