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12 $ so n d e r a u s g a b e seinen band, so dass ich nur noch hinterhertraben musste. Erfreulicherweise erreichten wir dann nach zehn Minuten unser Ziel. Am Ziel Am Zielort hausten bereits seit zwei Tagen ein paar waghalsige Jungs, die offensichtlich irgendwie den Schulbesuch umgehen konnten, und Chef- Scout Antti. Der sprach leider kaum Englisch, freute sich aber offenkundig riesig, dass ich tatsächlich oben angekommen war. Vermutlich hatte er es bis zur letzten Sekunde bezweifelt, wie ich übrigens auch. M i t P a u s e w a r a b e r dann nicht viel, denn die Schneehöhle grub sich nicht von alleine und noch lag vor uns eine schimmernde, meterhoch schneebedeckte Anhöhe. Selten habe ich etwas so Deprimierendes erlebt wie die nächsten sieben Stunden. Im Loch Falls ich nicht im Loch lag und versuchte, über mir und um mich herum Schnee wegzuschippen und mehrmals dem Impuls widerstand laut loszukreischen, wenn ich wieder mal dabei war mich selbst zu begraben und der Schnee gar nicht leise auf mich herunterrieselte, dann versuchte ich draußen die enormen Schneemengen, die aus dem Loch herausgeworfen wurden, wegzuschaffen, um den Eingang freizuhalten. Als die sieben Stunden vorbei waren, waren wir alle von außen pitschenass vom Arbeiten im Schnee und nass geschwitzt von innen. Da die Sonne längst untergegangen war, wurde es wirklich schattig. Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben so gefroren habe wie in diesen Minuten, als wir fertig waren. Die Arme und Hände waren kaum noch zu gebrauchen durch die anhaltende Schaufelei. Trotz zweier kochend heißer Getränke änderte sich nichts am Frieren. Sowas wie Wärme Erst als ich zu komplett trockenen Klamotten wechselte (das hieß vor allem, sich erst einmal bis auf die Unterwäsche und darüber hinaus ausziehen bei der Kälte), stellte sich ein Gefühl, naja, nicht von woh- liger Wärme, aber vielleicht von einem Zehntel dieser ein. Sitzen konnte man in der Höhle nur mit Mühe, also ging es direkt in den Schlafsack. Wir lagen so eng aneinander auf kleinstem Raum, dass das Umdrehen im Schlafsack wirklich ein Kunststück war. Isolation ist alles Ich fror nicht richtig, aber da ich direkt mit dem Rücken an der eisigen Wand lag, drohte mein Hinterteil zu verkühlen, bis ich schließlich mein Kopfkissen opfer te und mich damit isolierte. Die Kerze Nachdem ich den ersten klaustrophobischen Anfall überwunden hatte, begann ich mir Gedanken zu machen, wie wir es merken würden, wenn die Kerze ausging, die uns informierte, ob genug Sauerstoff in der Höhle war. Als mir keine Lösung einfiel, beschloss ich, dieses Problem zu vertagen und beschäftige mich mit der Frage, ob es klug gewesen war, den Lebensmittelbeutel draußen zu lassen, der meinem Gefühl nach, abgesehen von kleinen putzigen Nagetieren, durchaus Potential für Elche, Wölfe und Bären war, auf einen Mitternachtsimbiss vorbeizukommen. Über dieser Frage schlief ich irgendwann drei Stunden später dann tatsächlich ein. Entspannung Den nächsten Tag verbrachten wir frierend, denn trotz Sonnenschein pfiff der Wind ganz
gut um unsere Ohren, und fressend, denn keiner von uns Vieren hatte Interesse, sich weiter als bis zum Trangia oder zur „Toilette“ zu bewegen. Wir futterten also eine ganze Menge, machten Fotos und entspannten. Am späten Nachmittag legten wir uns in die Höhle und dann, naja, aßen wir die unglaublichen Süßigkeitenvorräte meiner Mitbewohnerinnen auf, die offenbar geplant hatten, alle 25 Leute zu versorgen. Endlich wurde wieder Englisch gesprochen, denn die letzten zwei Stunden hatte ich mich mit einem Buch bespaßt und war heilfroh, es hochgeschleppt zu haben, wenn es auch nach diesem Wochenende in Nässe, Schmutz und Kälte nicht mehr aussah wie eins. Wag es, dich für die Natur einzusetzen! Als ich am Abend meine Zähne putzte, entfernte ich mich ein paar Schritte vom Lager. Als die Sonne unterging, fühlte ich mich schrecklich klein vor diesem Naturschauspiel, dieser wahnsinnigen Kulisse. Schöpfung Da bekommt das Wort Schöpfung eine Bedeutung, die sich komplett von dem unterscheidet, was mir mein heimatlicher Garten bietet. Heute krochen wir früh ins Bett. Wenn auch diese Nacht für mich nicht erholsam sein sollte, so er- füllte mich doch der Gedanke, dass ich nun nicht mehr weit von Dusche und warmem Bus entfernt war. Der „Abbau“ war sehr entspannend, denn außer eigenem Kram und Müll musste nichts entfernt werden und das war wirklich sehr entspannend. Verantwortungsgefühl Ich hätte gerne mein entgeistertes Gesicht gesehen, als sich alle, die was zu sagen hatten, als erste gesammelt auf den Weg machten und sich keiner darum kümmerte, ob alles in Ordnung zurückgelassen wurde, ob alle mitkamen oder ob irgendjemand am Wegesrand zurückblieb. Da lobte ich im Stillen zum ersten Mal aus vollem Herzen unser daheim gelebtes Verantwortungsgefühl. Schlittenfahrten Der Rückweg war nicht weniger schwierig als der Hinweg auf dem steilen Waldstück, aber immerhin konnte man, wenn gar nichts mehr ging, seinen Schlitten hinunterrutschen lassen und dann hinterherschlittern. Auf guten $ so n d e r a u s g a b e Stücken konnte man sich auch einfach aufs Gepäck setzen und losdüsen, was doch für einigen Spaß sorgte. Durch ein Knieproblem einer meiner Mitbewohnerinnen kamen wir als letzte unten an. Erschöpft ergriff ich die mir dargeboteneWasserflasche und verstaute meine Sachen im Bus. Während der dreißig Minuten Fahrt, die wir bis zu einem Hotel zurücklegten, in dem wir kostenlos Sauna und Dusche nutzen durften und in dem wir auf dem Hinweg Wechselklamotten deponiert hatten, fühlte ich mich unendlich müde. Ein neuer Mensch Eineinhalb Stunden später war ich ein neuer Mensch. Warm, sauber und trocken – anständige Kleidung, Bodylotion und Make-up hatten den Rest getan. Als wir Richtung Bus gingen, fragte ich mich, ob all diese Leute tatsächlich mit auf der Tour gewesen waren. Ich hatte mich schon gewundert, wie viele langhaarige Jungs es eigentlich gewesen waren, denn mit Mützen und dicken Schneeklamotten sahen irgendwie alle gleich aus. Bei einigen bin ich bis heute nicht sicher, ob ich sie je zuvor gesehen hatte, aber das bleibt mal dahingestellt. Wag es, deinen eigenen Lebensstil zu finden! Ich habe viel gelernt dort oben. Über finnische Pfadfin- 13
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