Gottesbilder in der Kinder - Religion im Kinderbuch
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und fragmentarische ist – Gott bleibt, aller postmo<strong>der</strong>nen Säkularisierung zum Trotz, weiterh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Anlaufstelle für Fragen, die nicht alle<strong>in</strong> zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Diese Zurückhaltung <strong>im</strong><br />
Sprechen von Gott f<strong>in</strong>det sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen Literatur für Erwachsene nicht<br />
selten: In e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Gott als Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur ist davon die Rede,<br />
dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur oft auch <strong>im</strong>plizit von Gott die Rede ist. „Dies ist e<strong>in</strong>e verschwiegene,<br />
aber unüberhörbare Anfrage an religiöse Sprache. Während <strong>der</strong> Begriff „Gott“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theologie<br />
oft <strong>in</strong>flationär gebraucht wird, besitzen viele Schriftsteller [sic!] e<strong>in</strong> Gespür dafür, vorsichtig<br />
mit dem Wort umzugehen. ,Sprich mir schweigsam von Gott‘, for<strong>der</strong>te S<strong>im</strong>one Weil.“ 23<br />
6. Ist er unsichtbar?<br />
Rund um <strong>Gottesbil<strong>der</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur wurde <strong>der</strong> Bogen gespannt, vom ganz konkreten<br />
Schöpfergott über sprachliche Bil<strong>der</strong> und Metaphern, zur Frage nach <strong>der</strong> Theodizee und <strong>der</strong><br />
Leerstelle Gott <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendliteratur. Die zentrale Gratwan<strong>der</strong>ung besteht dabei wohl <strong>im</strong>mer<br />
dar<strong>in</strong>, zwischen dem Bemühen e<strong>in</strong>er aufgeklärten Gesellschaft, K<strong>in</strong><strong>der</strong>n alles zu erklären,<br />
alles verständlich zu machen und <strong>der</strong> Unverfügbarkeit Gottes zu vermitteln: Denn so wenig<br />
sich Gott <strong>in</strong> e<strong>in</strong> konkretes Bild zwängen lässt, so wenig geht es bei literarischen Texten um<br />
Verständlichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tellektuellen S<strong>in</strong>n. So kann auch <strong>der</strong> Maßstab für Darstellungen<br />
Gottes nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verständlichkeit liegen – wie Hubertus Halbfas, <strong>der</strong> sich lange mit dem<br />
Wesen von religiöser K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur beschäftigt hat, radikal formuliert: „Nichts ist für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
tödlicher als totale Verständlichkeit.“ 24<br />
Und um auf die französische K<strong>in</strong><strong>der</strong>buchserie, die e<strong>in</strong>gangs angesprochen wurde, zurückzukommen:<br />
Natürlich kann Gott als e<strong>in</strong>es von vielen gesellschaftlichen Themen behandelt und<br />
<strong>in</strong> gewissem S<strong>in</strong>ne auch abgearbeitet werden. Die AutorInnen und IllustratorInnen aktueller<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur gehen aber durchaus an<strong>der</strong>e Wege: Mit großer poetischer Kraft, aber auch mit<br />
Witz und Provokation wird Gott dargestellt, aber auch <strong>in</strong> Frage gestellt. Da wird an bewährte<br />
Bil<strong>der</strong> angeknüpft und diese mit neuem Inhalt versehen, da wird ironisch <strong>in</strong> Frage gestellt<br />
o<strong>der</strong> mutig völlig neue Zugänge eröffnet. Jede dieser Möglichkeiten muss <strong>im</strong>mer e<strong>in</strong> Versuch<br />
bleiben. An<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> traditionellen Formen <strong>der</strong> religiösen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendliteratur entziehen<br />
sich diese Varianten jedoch je<strong>der</strong> Zuordnung von richtig o<strong>der</strong> falsch – gerade durch die<br />
Unmöglichkeit, Gott def<strong>in</strong>itiv zu fassen.<br />
23 Klaus Vellguth (Hg.): „Gott sei Dank b<strong>in</strong> ich Atheist“ Gott als Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Stuttgart 2001, S. 11-12.<br />
24 Hubertus Halbfas: Was ist e<strong>in</strong> religiöses K<strong>in</strong><strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Jugendbuch? In: Bernhard Rank (Hg.): Erfahrungen<br />
mit Phantasie. Analysen zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>literatur und didaktische Entwürfe. Festschrift für Gerhard Haas zum 65.<br />
Geburtstag. Baltmannsweiler 1994, S. 94-110, S. 108.