HaltestellenGeschichte(n) Belsenplatz - Rheinbahn
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<strong>HaltestellenGeschichte</strong>(n)<br />
Tonhalle (Ehrenhof)<br />
Der nördliche Teil der Oststraße<br />
wurde am 7. Februar 1871 in<br />
„Tonhallenstraße“ umbenannt –<br />
eine Erinnerung daran, dass an<br />
dieser Straße eine Vergnügungsstätte<br />
in Holzbauweise stand, in<br />
der die ersten niederrheinischen<br />
Musikfeste stattfanden und in<br />
deren Garten sich die Gäste vergnügen<br />
konnten.<br />
„Jansens Garten“, „Beckerscher Garten“<br />
oder „Geislers Lokal“ waren einige der<br />
beliebten Ausflugsziele der Düsseldorfer<br />
„außerhalb der Stadt“ am Flinger Steinweg<br />
(heute Schadowstraße). Die Attraktivität<br />
der Veranstaltungen in der Tonhalle<br />
war ein guter Grund für den Betreiber der<br />
Pferdebahn in Düsseldorf, Leopold Boyaert,<br />
zwischen Altstadt und Tonhalle einen<br />
Linienbetrieb einzurichten.<br />
1863 erwarb die Stadt Düsseldorf diese<br />
Vergnügungsstätte, 1889 bis 1892 wurde<br />
der berühmte „Kaisersaal“ realisiert (Kaiser<br />
Wilhelm I. gab seine Genehmigung<br />
zur Benennung des neu geschaffenen<br />
Raumes). Mit dem „Rittersaal“ und der<br />
„Glashalle“ hatte Düsseldorf in ihr einen<br />
großartigen Konzert- und Veranstaltungsbau.<br />
Im Rittersaal wurde während des<br />
Krieges „reichseigenes Getreide“ gelagert.<br />
Max Schmeling boxte hier 1924<br />
gegen Lokalmatador Jean Czapp. Joseph<br />
Goebbels, der Propagandachef der Nationalsozialisten,<br />
sprach oft im Kaisersaal zu<br />
seinen Anhängern – bis zum 2. Weltkrieg,<br />
der die Zerstörung des Gebäudes brachte.<br />
Seit 1951 ist das Warenhaus „Karstadt“<br />
an der Ecke Tonhallenstraße / Schadowstraße<br />
zu finden. Nach vielen Überlegungen<br />
über eine neue Konzert-Spielstätte<br />
und einer Zusage der Stadt wurde schließlich<br />
als neue Tonhalle der südliche Abschlussbau<br />
des Ehrenhofkomplexes neben<br />
der Oberkasseler Brücke ausgewählt erbaut<br />
1924-25 vom Architekten Wilhelm<br />
Kreis.<br />
Im April 1933, also einen Monat früher<br />
als im ganzen Reich, wurde die Tonhalle<br />
Zeuge von Bücherverbrennungen, veranstaltet<br />
von der Hitlerjugend und dem<br />
Deutschnationalen Handlungsgehilfen-<br />
Verband. Etwa eintausend Menschen warfen<br />
hier Werke von Kästner, Heine oder<br />
Tucholsky ins Feuer.<br />
Erst viele Jahre nach der Zerstörung der<br />
alten eröffnete 1978 die neue Tonhalle,<br />
die 1926 zur „Gesolei“-Ausstellung<br />
(„Gesundheitspflege, soziale Fürsorge<br />
und Leibesübungen“) fertig gestellt worden<br />
war. Das Gebäude war bis zu dieser<br />
Nutzungsänderung eines der weltgrößten<br />
Planetarien, dessen Kuppel beweglich war<br />
und in dem man auf einer Leinwand Projektionen<br />
der Gestirne beobachten konnte.<br />
Im Planetariumssaal soll es Platz für<br />
ca. 5.000 Menschen gegeben haben, für<br />
die Kuppelkonstruktion wurde die Firma<br />
Zeiss aus Jena gewonnen.<br />
Bild oben links: Ehrenhof/Planetarium<br />
Bild oben rechts: Rheinhalle/Planetarium<br />
Bild unten: Planetarium, um 1930<br />
(Stadtarchiv Düsseldorf)<br />
Diese und 29 weitere Geschichten sind jetzt als Buch im Handel erhältlich:<br />
Thomas Bernhardt, <strong>HaltestellenGeschichte</strong>(n), Droste Verlag, Düsseldorf, ISB-Nummer: 978-3-7700-1279-4.<br />
Geschichts-Werkstatt<br />
Düsseldorf E.V.<br />
Ein Gemeinschaftsprojekt der Geschichts-Werkstatt Düsseldorf und der <strong>Rheinbahn</strong>;<br />
Kontakt: Thomas Bernhardt, Tel. 0211.363929 ; www.geschichtswerkstatt-duesseldorf.de